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Arbeitszeugnisse - Sparkassen-SchulService

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<strong>Arbeitszeugnisse</strong><br />

Die Schüler lernen den Begriff und die Arten eines <strong>Arbeitszeugnisse</strong>s kennen. Sie<br />

lernen die „Geheimsprache“ der <strong>Arbeitszeugnisse</strong> zu verstehen.<br />

• Erklären Sie, was ein Arbeitszeugnis bedeutet.<br />

• Nennen Sie die Zeugnisarten.<br />

• Welche Besonderheit kennzeichnet den Inhalt eines Zeugnisses?<br />

• Welche Techniken der Zeugnissprache gibt es?<br />

Der Arbeitnehmer hat bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses Recht auf ein<br />

schriftliches Abschlusszeugnis. Es ist sinnvoll, sich schon frühzeitig vor dem Ende<br />

des Arbeitsverhältnisses darum zu kümmern. Der Arbeitgeber darf das Zeugnis nicht<br />

verweigern. Der Anspruch sollte so schnell wie möglich erfüllt werden, weil wegen<br />

Verletzung der Zeugnispflicht dem Arbeitnehmer Schadensersatzansprüche<br />

gegenüber dem Arbeitgeber zustehen können (z. B. bei erfolgloser Stellensuche<br />

wegen fehlendem Zeugnis). Man unterscheidet zwischen einem einfachen und einem<br />

qualifizierten Zeugnis. Im einfachen Zeugnis müssen mindestens Art und Dauer der<br />

Tätigkeit angegeben werden. Das qualifizierte Zeugnis spiegelt Leistung und<br />

Verhalten im Arbeitsverhältnis wieder.<br />

Schon während eines Anstellungsverhältnisses kann ein Arbeitnehmer ein Zwischenzeugnis<br />

verlangen. Das Zwischenzeugnis ist auf Wunsch des Mitarbeiters dann zu<br />

erteilen, wenn ein berechtigtes Interesse vorliegt. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn<br />

der Arbeitgeber eine Kündigung bereits in Aussicht gestellt hat, bei Bewerbungen,<br />

zur Vorlage bei Gerichten und Behörden, bei Versetzung in eine andere Abteilung<br />

oder für Fort- und Weiterbildung. Inhaltlich entspricht das Zwischenzeugnis dem<br />

Abschlusszeugnis.<br />

Bei bevorstehender Beendigung des Arbeitsverhältnisses kann ein vorläufiges<br />

Zeugnis ausgestellt werden. Es enthält keine Beurteilung von Leistungen, sondern<br />

wird als einfaches Zeugnis ausgegeben.<br />

Die Interpretation von Zeugnissen ist sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber<br />

nicht einfach. Zeugnisse sind nicht eindeutig interpretierbar, sondern müssen<br />

immer im Zusammenhang gedeutet, wodurch sich, je nach Situation, unterschiedliche<br />

Bewertungen ergeben können. Informationen werden auf eine besondere Art<br />

und Weise „verschlüsselt“. Ein Zeugnis besteht aus Kernsätzen, die justiziabel und<br />

einer Notenstufe zugeordnet sind, und aus zahlreichen ergänzenden Formulierungen.<br />

Folgende Beispiele zeigen die Entsprechung bestimmter Ausdrücke mit der<br />

Notenskala:<br />

Die Mitarbeiterin hat die ihr übertragenen Aufgaben...<br />

... stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt. (Note 1)<br />

... stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt. (Note 2)<br />

... stets zu unserer Zufriedenheit erledigt. (Note 3 oder:)<br />

... zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt (ebenfalls Note 3)<br />

... zu unserer Zufriedenheit erledigt. (Note 4)<br />

... im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit erledigt. (Note 5)<br />

... zu unserer Zufriedenheit zu erledigen versucht. (Note 6)<br />

1<br />

Lernziele<br />

Lernfragen<br />

Abschlusszeugnis<br />

Zwischenzeugnis<br />

vorläufiges<br />

Zeugnis<br />

Inhalt des<br />

Zeugnisses


Techniken der<br />

Zeugnissprache<br />

Positivskala-<br />

Technik<br />

Leerstellentechnik <br />

Reihenfolgetechnik <br />

Ausweichtechnik <br />

Einschränkungstechnik <br />

Andeutungstechnik<br />

© 2008 Deutscher <strong>Sparkassen</strong><br />

Verlag GmbH, Stuttgart<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Diese Publikation erscheint<br />

in progressiver neuer Rechtschreibung.<br />

www.sparkassenverlag.de<br />

Redaktion: Natallia Gaus,<br />

Hannes Wirth<br />

Herstellung: Jeanette Nickoll<br />

Umschlaggestaltung nach<br />

einer Konzeption von<br />

Groothuis, Lohfert, Consorten,<br />

glcons.de, Hamburg<br />

Satz: media office gmbh,<br />

Kornwestheim<br />

Druck: Special Color Druck,<br />

Großwallstadt<br />

Printed in Germany<br />

VII-9/2008<br />

310 748 067<br />

In der Zeugnissprache werden bestimmte Techniken angewandt:<br />

• Positivskala-Technik,<br />

• Leerstellentechnik,<br />

• Reihenfolgetechnik,<br />

• Ausweichtechnik,<br />

• Einschränkungstechnik,<br />

• Andeutungstechnik,<br />

• Knappheitstechnik,<br />

• Widerspruchstechnik.<br />

Im Zeugnis dürfen sich keine negativen Aussagen befinden, weil sie nach §109 Absatz 2<br />

GewO (Gewerbeordnung) unzulässig sind. Für negative Aussagen kann man<br />

Formulierungen wie noch gut und teilweise gut verwenden. Es geht im Zeugnis nicht<br />

darum, dass ein Mitarbeiter gelobt wird, sondern in welchem Maße dies geschieht.<br />

Hierzu wird die oben beispielhaft dargestellte Positivskala verwendet.<br />

Leerstellentechnik bedeutet, anstatt einer negativen gar keine Aussage zu machen. Bei<br />

jedem Mitarbeiter muss das Fachwissen bewertet sein. So können „Leerstellen“ den<br />

Umfang, die Tiefe des Fachwissens und den möglichen praktischen Nutzen für das<br />

Unternehmen betreffen.<br />

Bei der Reihenfolgetechnik werden unwichtige bzw. weniger wichtige Aussagen vor<br />

wichtige gesetzt. So kann sich z. B. die Verhaltensbeurteilung vor der<br />

Leistungsbeurteilung befinden. Fällt die Verhaltensbeurteilung dann auch noch besser<br />

aus als die Leistungsbeurteilung, wird damit darauf hingewiesen, dass der Mitarbeiter ein<br />

netter Kollege mit guten Umgangsformen war, es mit seiner Arbeitsleistung aber nicht<br />

zum Besten stand.<br />

Wenn Unwichtiges anstelle von Wichtigem hervorgehoben wird, handelt es sich um die<br />

Ausweichtechnik. Es wirkt hinsichtlich der Fachkenntnisse abwertend, wenn nur<br />

Basisqualifikationen genannt werden. So bedeutet z. B. „technisches Verständnis“ im<br />

Zeugnis eines Diplomingenieurs keine Anerkennung.<br />

Bei der Einschränkungstechnik wird die räumliche oder zeitliche Geltung von Aussagen<br />

eingeschränkt. Wenn man folgende Aussage formuliert: „Er kümmerte sich auch um die<br />

Reklamationen unserer Kunden“, bedeutet das: „Er kümmerte sich leider zu wenig<br />

darum“.<br />

Die Andeutungstechnik legt dem Leser negative Schlüsse nahe. Das kann mittels<br />

unterschiedlich auslegbaren Leerformeln oder durch die Verwendung von mehrdeutigen<br />

Wörtern erfolgen. So kann „anspruchsvoll“ in einem Arbeitszeugnis bedeuten, dass<br />

jemand „nie zufrieden“ ist, oder „kommunikationsbereit“ steht für „redete ständig mit den<br />

Kollegen“.<br />

Die Knappheitstechnik besteht in der Abwertung mittels eines betont kurzen Zeugnisses<br />

oder kurzen Aussagen zu den einzelnen Komponenten.<br />

Widersprüche entstehen meistens infolge von Verhandlungen über den Zeugnisinhalt,<br />

bei denen eine verdeckte Kritik vom Mitarbeiter übersehen wird oder bei denen er den<br />

Zeugnisinhalt verbessern will. Ein deutlicher Widerspruch liegt dann vor, wenn keine<br />

Dankes- bzw. Bedauernsformel auf eine sehr gute Leistungs- und Verhaltensbeurteilung<br />

folgt.<br />

Mehr zum Thema Arbeitswelt erfahren Sie in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>SchulService</strong>-Broschüre<br />

Arbeitsrecht (Artikelnummer 310 629 000). Über die Bezugsmöglichkeiten informiert<br />

Sie Ihre örtliche Sparkasse.<br />

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