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Das Wiener Kleingartenwesen - Ökosoziales Forum

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08.04.2<br />

011<br />

<strong>Das</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Kleingartenwesen</strong><br />

Ein Brennglas gesellschaftlicher und<br />

stadtplanerischer Entwicklungen?<br />

Vielfältiges Grün für ein zukunftsfähiges Wien.<br />

Veranstaltung des Ökosozialen <strong>Forum</strong>s Wien, 11. April 1 2011


Überblick<br />

Einbegleitung in das Thema<br />

<strong>Das</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Kleingartenwesen</strong> im Spiegel des Zeitgeistes<br />

Zum Beziehungsgefüge <strong>Wiener</strong> <strong>Kleingartenwesen</strong> & Stadtentwicklung<br />

Fazits zur „Revolution von Innen“ und „Veränderungen von Außen“<br />

Reflexion und Ausblick


Anlass für die Auseinandersetzung des Themas und<br />

Ziel der Studie<br />

„Kleingärten sind vorwiegend gärtnerisch genutzte Grundflächen,<br />

Die der individuellen Erholung oder dem Wohnen dienen,<br />

Jedoch nicht erwerbsmäßig genutzt werden.“<br />

(§ 2, Abs. 1 <strong>Wiener</strong> Kleingartengesetz)<br />

das <strong>Wiener</strong> Stadtbild prägend<br />

+ phänomenologischer und funktioneller Wandel<br />

+ Fragen des Umgangs im Rahmen der Stadtentwicklung Wiens<br />

+ Streuung der Kompetenzen und fachlichen Interessen<br />

in der <strong>Wiener</strong> Stadtverwaltung<br />

� in die Zukunft gerichtete systemische Betrachtung unter<br />

Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte


Inhaltliche Schwerpunktsetzung<br />

+ FunktionärInnen ZV<br />

+ ExpertInnen Stadt Wien<br />

+ „neue“ KleingärtnerInnen<br />

+ junge Menschen<br />

+ an Klg Interessierte


Genese & Chronologie wichtiger Ereignisse<br />

Reaktion der Bevölkerung auf die Folgen der beiden Weltkriege:<br />

Hungersnöte, desolate Wohnverhältnisse � illegale Landnahme<br />

� nachträgliche Legalisierung<br />

� Kleingartenkonzept aus 1987 (nie zur Umsetzung gelangt)<br />

� 1992 „Eklw“ (ganzjähriges Wohnen)<br />

� 1995 Kaufmöglichkeit von Kleingartenparzellen, die im Eigentum<br />

der Stadt Wien stehen<br />

� Swimmingpools = Grünfläche, Regelung der maximalen Kubatur<br />

� 2010 Palettengaragen auf Kleingarten-Gemeinschaftsparkplätzen


Den Wandel verstehen:<br />

Zum Beziehungsgefüge Kleingarten-Idee & Zeitgeist<br />

Zentral: Wandel der Motive für den „Erwerb“ eines Kleingartens<br />

�„Wohnen im Grünen mitten in der Stadt“/“billiger als am Stadtrand zu<br />

bauen“<br />

� geschützter Spiel- und Freizeitort für Kinder<br />

� abgeschlossener privater Außenraum (Refugium)<br />

� Flucht vor (baulicher) Dichte<br />

� Wahrnehmung von Veränderungen im Wohnumfeld<br />

(u. a. Präsenz anderer Ethnien im öffentlichen Raum, Qualität<br />

vorhandenen öffentlichen Grüns)<br />

� Unterschiede zwischen (sehr) alten und „jungen“ KleingärtnerInnen<br />

� heterogene Profile der (heutigen) KleingärtnerInnen<br />

� verschiedene Nutzungsmuster und -intensitäten


(sehr) alte SchrebergärtnerInnen<br />

heutige VertreterInnen: sehr alte Menschen<br />

aufgewachsen in einer Zeit des Mangels<br />

Neuem gegenüber wenig aufgeschlossen<br />

an die Einhaltung strikter Regeln gewöhnt<br />

unterschiedlich große Bereitschaft zur<br />

Kommunikation, Zurückgezogenheit<br />

stolz darauf, KleingärtnerIn zu sein<br />

Produktionsfunktion des Gartens<br />

Selbstversorgung<br />

„Tauschhandel“<br />

Verarbeitung und Lagerung der Ernte<br />

„Wohnen“ nicht bis kaum von Bedeutung<br />

viel Erfahrung und Wissen in Bezug auf<br />

„Versorgung aus dem Garten“<br />

heutige VertreterInnen: junge Menschen, junge<br />

SeniorInnen, alle Lebensstiltypen<br />

Aufgewachsen in einer Zeit des Wohlstands /<br />

Überflusses / Mangels ???<br />

offen gegenüber Neuem<br />

Selbstbewusstsein, Informiertheit<br />

„Rückzug“ und „Trubel“<br />

froh darüber, „KleingärtnerIn“ sein zu dürfen<br />

„kleines Paradies in der Stadt“<br />

Gartengestaltung und Ästhetik / „Grünoase“<br />

Erholung und Ausgleich zum hektischen Alltag<br />

Zukauf aller Produkte und Leistungen<br />

„Garten ist Arbeit.“<br />

heutige KleingärtnerInnen<br />

„Garten ist schmuckes Beiwerk zum Haus.“<br />

„Garten“ ist vielfach „thematisches Neuland“


Unterschiedliche Bindewirkung des Kleingartens


Den Wandel verstehen: Fokus „Umwelt“<br />

Vom Nutz- zum Erholungs- zum Ziergarten:<br />

„Die Gartenarbeit wird zur Belastung.“<br />

Von der Selbstversorgung zur Liebhaberei:<br />

„Kosten und Aufwand sind hoch.“ „Imkerei und Kleintierzucht passé.“<br />

Pflegeleichtigkeit versus strukturelle und biologische Vielfalt:<br />

- unterschiedliche Auffassungen „Biogarten“<br />

- Pflanzenwahl: (exotische) Neophyten – Thujen<br />

- Verlust einst prägender Elemente (Obstbäume, Beerenhecken,<br />

- Gemüsebeete)<br />

- Abnahme unkontrollierten Einsatzes von Spritz- und Düngemitteln<br />

Anstreben der maximalen baulichen Nutzung, Versiegelung


Den Wandel verstehen: Fokus „Soziale Netzwerke“<br />

Von innen: Erosion des Vereinswesens und Vereinslebens<br />

• sozialer Zusammenhalt auf unmittelbare Nachbarschaft beschränkt<br />

• fehlendes Engagement hinsichtlich gemeinschaftlicher Aktivitäten<br />

• kaum Interesse am Vereinswesen (Unterauslastung der Vereinsinfrastruktur<br />

• kaum Bereitschaft Leitungsfunktionen zu übernehmen<br />

• „neues“ Problem: Entzweiung „PächterInnen / EigentümerInnen“<br />

• Vereinsleitungen in Gefahr<br />

Eindrücke von außen:<br />

• „gated communities“ (Abschottung)<br />

• „VerhindererInnen“ (kein Dialog möglich)<br />

• „militante“ Vereinsleitungen (strikte Exekution der Vereinsstatuten)


Den Wandel verstehen: Zum Beziehungsgefüge<br />

<strong>Kleingartenwesen</strong> und Stadtentwicklung<br />

Enge Wechselbeziehung zwischen Motiven und Stadtentwicklung.<br />

Äußerer Wandel = Stadtentwicklung<br />

� „von der Randlage zur Bestlage“<br />

� Kleingärten kein Übergang zu Schutzgebieten / öffentlicher<br />

Erholungsraum?<br />

� Zusammenbruch lokaler Versorgungsinfrastruktur<br />

� mangelnde Grundstücksverfügbarkeit<br />

� konkurrenzierende Verwertungsmöglichkeiten<br />

� große Nachfrage nach Kleingärten<br />

� Diskussion um Passung Nachfrage und Angebot<br />

� Dissens zwischen Innen- und Außensicht (Widmung Grünland, „E“)<br />

�phänomenologischer und funktioneller Wandel des <strong>Kleingartenwesen</strong>s<br />

�Zwitter aus Wohnform und Grünraum<br />

� Unklarheiten bezüglich Umgang mit Bestand und Neuausweisung


Reflexion „neue Kleingartenanlagen“<br />

am Stadtrand (schlechte Erreichbarkeit mit ÖV, weite NV-Wege)<br />

hohe Preise in eh. „schlechten“ Lagen erzielt („Privilegierte“)<br />

Probleme von (Über-)Morgen (u. a. kollektive Alterung in den Anlagen)


Reflexion „alte Kleingartenanlagen“<br />

in den kommenden Jahren große Dynamik hinsichtlich Neubau<br />

Aufeinanderprallen diametral entgegen gesetzter NutzerInnenprofile<br />

infrastrukturelle Nachrüstung bei Umwidmung in Eklw<br />

Stellplatzschaffung<br />

Bestandssicherheit (Entwicklungsachsen, Zielgebiete/Stadtentwicklung)


Den Wandel verstehen: Ökonomische Aspekte<br />

Kleingarten = Immobilie = Anlageobjekt,<br />

„in das man/frau gerne (die Reserven) investiert“ bzw.<br />

wofür man/frau Kredite aufnimmt<br />

partiell Hoffnung auf Wertsteigerung und Weiterverkauf („Spekulation“)<br />

Schieflagen hinsichtlich der Passung von Angebot und Nachfrage<br />

(Verfügbarkeit, Zugang, finanzielle Möglichkeit)


Den Wandel verstehen: Eine Frage des „Framings“<br />

FRÜHER<br />

Soziales<br />

Zwänge,<br />

Notwendigkeiten<br />

Ökologie Ökonomie<br />

Selbstversorgung<br />

Wohnmöglichkeit<br />

HEUTE<br />

Soziales<br />

Die KleingärtnerInnen „falsche“ haben sich nach ihren subjektiven Ungleichgewichte Möglichkeiten<br />

und romantische objektiven (gesetzlichen) VorstellungenGegebenheiten<br />

im System geortet eingerichtet.<br />

Sie verstehen sich nicht als PflegerInnen urbanen Grüns.<br />

Sie gelten als Privilegierte in der Stadt.<br />

Wünsche,<br />

Möglichkeiten<br />

Ökologie Ökonomie<br />

Wohnen<br />

Zier- und Naschgarten


Reflexion<br />

Der inhaltliche Diskurs fokussiert auf …<br />

… die Erörterung und Bewertung der Diskrepanz zwischen ursprünglicher<br />

Kleingarten-Idee und dessen, was vom <strong>Kleingartenwesen</strong> heute noch übrig<br />

geblieben ist.<br />

… die Möglichkeit der Gegensteuerung durch Identifikation geeigneter<br />

Handlungsoptionen.<br />

Die begleitende strategisch-politische Diskussion ist gekennzeichnet von …<br />

… fehlende Zielvorstellungen darüber, was das <strong>Kleingartenwesen</strong> nun tatsächlich<br />

sein sollte bzw. wieder werden könnte bzw. müsste,<br />

… Unklarheit über die zukünftige Rechtfertigung des <strong>Kleingartenwesen</strong>s<br />

angesichts des weiteren Wachstums der Stadt(-bevölkerung),<br />

… der Suche nach konkreten Eingriffsmöglichkeiten und -tiefen vor dem<br />

Hintergrund vom Zeitgeist mitgeprägter bereits gefällter politischer<br />

Entscheidungen.


Ausblick betreffend das <strong>Kleingartenwesen</strong> selbst<br />

Konsens: Erhaltung des <strong>Wiener</strong> <strong>Kleingartenwesen</strong>s<br />

Dissens: Handhabung der gesetzlichen Grundlagen<br />

Knackpunkt 1: Verwirklichung öffentlicher Ziele in zunehmend privaten<br />

Außenräumen auf Grünlandwidmung „Eklw“?<br />

Knackpunkt 2: Kleingärten als Grüne Lungen der Stadt, Orte der Integration und<br />

Inseln der Biodiversität?<br />

Optionen:<br />

Fokussieren des „Schutzgedankens“ vor allem auf Ekl-Widmungen<br />

Erhöhung der „Durchgängigkeit“ der Kleingartenanlagen während der Saison<br />

Knackpunkt 3: Passung von Angebot und Nachfrage im soziodemographischen<br />

Wandel?<br />

Optionen:<br />

Entwicklung eines „neuen“ Typus von Kleingarten: „Gemüsegärten“<br />

Wagnis „Ausweisung neuer „Ekl“-gewidmeter Kleingartenanlagen“?


Zwei Grundsätzliches offene Fragen – Handlungsempfehlungen<br />

zur zukunftsfähigen Passung von<br />

Angebot und Nachfrage nach (städtischem) Grün<br />

Gedanken zum <strong>Kleingartenwesen</strong> selbst<br />

Gedanken zu (alternativen) Formen<br />

(öffentlichen) Grüns<br />

Wo keine Lösungen in Sicht, Gedanken<br />

zur Passung Angebot und Nachfrage,<br />

Soziodemogr. und sozioökonom. Wandel,<br />

zunehm. Ethnien<br />

1. Soll vor dem Hintergrund des vorhandenen Wissens<br />

bei der Weiterentwicklung der Kleingarten-Idee dem Zeitgeist<br />

(weiterhin) entsprochen werden?<br />

2. Eignet sich das vorhandene (gesicherte) Wissen für eine vorausschauend<br />

Entwicklungsplanung des städtischen Grünraums für (Über-)Morgen?


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