leseprobe - Erzherzog Johann
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Ein Kind ohne Namen<br />
Am 11. März 1839 wurde im Michaelerhaus, <strong>Johann</strong>s<br />
Domizil in Wien unweit der Hofburg, ein<br />
Knabe geboren, der Sohn des <strong>Erzherzog</strong>s <strong>Johann</strong> von<br />
Österreich und seiner Gattin Anna, Freiin von Brandhofen,<br />
geb. Plochl. Das Kind wurde bereits einen Tag<br />
nach seiner Geburt, ebenfalls im Michaelerhaus, vom<br />
Propst und Pfarrer von St. Michael auf den Namen<br />
Franz Ludwig <strong>Johann</strong> Jakob Gregor getauft. Ludwig<br />
war der Name seines Taufpaten, des jüngeren Bruders<br />
<strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong>s, Jakob hieß Annas Vater. Sicher<br />
war, dass Franz nicht Mitglied des Hauses Österreich<br />
sein würde, hatte doch sein Vater zur Erlangung der<br />
Erlaubnis zu seiner morganatischen Ehe für etwaige<br />
Kinder auf alle Titel und Rechtsansprüche eines <strong>Erzherzog</strong>s<br />
verzichten müssen.<br />
Somit stand zum Zeitpunkt seiner Taufe also noch<br />
keineswegs fest, wie das Kind Franz, das kein „Habsburg“<br />
sein konnte, mit Familiennamen heißen würde.<br />
Der Umstand, dass <strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> ausgerechnet<br />
seinen jüngeren Bruder Ludwig als Taufpaten für seinen<br />
Sohn gebeten hatte, veranlasste Sophie, die Mutter<br />
des künftigen Kaisers Franz Joseph, an ihre Mutter<br />
nach Bayern zu schreiben:<br />
Ich hätte weiß nicht was darum gegeben um Ludwig<br />
und seine Miene in dieser Eigenschaft und bei dieser<br />
Gelegenheit zu sehen, ihn, dessen spanische Grandezza<br />
sich so sehr gegen diese Heirat auflehnte und<br />
Bekanntgabe der Geburt von Franz Meran in Bad Aussee, Jakob<br />
Gauermann (Privatbesitz, Foto: Therese Wietersheim)<br />
den der verstorbene Kaiser Franz beauftragt hatte mit<br />
aller Kraft dagegen zu predigen.“ (HHStA, Nachlass<br />
<strong>Erzherzog</strong>in Sophie).<br />
Im Gegensatz zu Sophies Halbschwester und Stiefschwiegermutter<br />
Carolina Augusta, der vierten Gemahlin<br />
von Kaiser Franz, die sich der späteren Gräfin<br />
Meran stets verbunden fühlte, war Sophies Haltung<br />
zumindest zu Beginn klar ablehnend. Kaiser Franz Joseph<br />
hingegen war seiner Großtante Anna zeitlebens<br />
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Franz Graf Meran [2009].indb 11 09.03.2009 17:03:10
Franz Meran – Der Sohn im Schatten von <strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong><br />
Taufe von Franz<br />
im März 1839 im<br />
Michaelerhaus in<br />
Wien, Ölgemälde von<br />
Ludwig Schnorr von<br />
Carolsfeld<br />
(Privatbesitz)<br />
sehr zugetan und besuchte sie auch nach dem Tode<br />
<strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong>s im Grazer Palais und in ihrem<br />
Haus in Grundlsee.<br />
Von den Überlegungen und Entscheidungen in der<br />
heiklen Namens- und Titelfrage war aber nicht nur<br />
Sohn Franz betroffen, sondern in ähnlicher Weise auch<br />
Mutter Anna Plochl. Der Titel Freiin von Brandhofen,<br />
der Anna 1834 schließlich verliehen wurde, kostete die<br />
nicht unbeträchtliche Taxe von 2.900 fl (Gulden) und<br />
wurde dem <strong>Erzherzog</strong> von seinem Bruder Franz trotz<br />
eines diesbezüglichen Gesuches nicht erlassen. Erst<br />
am 9. Jänner 1850, fast sechs Jahre nach ihrem Sohn,<br />
wurde Anna „in Erwägung ihrer ausgezeichneten Verdienste“<br />
vom jungen Kaiser Franz Joseph der Grafentitel<br />
verliehen – ob mit oder ohne Taxen ist nicht<br />
überliefert. Den Titel Freiin von Brandhofen behielt<br />
sie aber auch als Gräfin Meran bei. Es erhebt sich naturgemäß<br />
die Frage, wie wohl der offizielle Name Annas<br />
in der Zeit zwischen ihrer Eheschließung 1829 und<br />
der Ernennung zur Freiin von Brandhofen 1834 gelautet<br />
haben mag, doch ist diesbezüglich nichts schriftlich<br />
dokumentiert. Von den Hausleuten wurde sie jedenfalls,<br />
den damaligen Gepflogenheiten entsprechend,<br />
einfach „Frau Mutter“ genannt.<br />
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