zum PDF - The Street Magazin
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34<br />
Wüstenläufer<br />
read | write<br />
your CHAnCe<br />
Du bist auch ein literarischer Virtuose und willst deine<br />
Kurzgeschichten oder Gedichte mit der Welt teilen?<br />
Dann schicke uns eine Mail mit deinem Werk an:<br />
redaktion@thestreetmagazin.at<br />
Kennwort: Kurzgeschichten<br />
oder wähle den normalen Briefverkehr und<br />
schicke uns deine Geschichte per Post an:<br />
the <strong>Street</strong> | Bundesstraße 12 |<br />
5600 St. Johann i.P.<br />
Kennwort: Kurzgeschichten<br />
WIR FREUEN UNS AUF EURE WERKE!<br />
Ichwandle<br />
durch die Wüste. Setzte Schritt um Schritt, und meine Bewegung verzeichnet sich<br />
im Sand. Ich hinterlasse eine Spur, solange bis der Wind kommt und sie verweht.<br />
Zeit und Raum existieren nicht, als ob ich mich auf der Stelle bewegen würde, seit Anbeginn. Mein einziger<br />
Begleiter ist mein Schatten der mich umkreist, je nach Stand der Sonne mir folgt, an meiner Seite<br />
geht, oder mir vorauseilt. Wie ein kleines Sonnensystem im Universum schwirre ich hier alleine umher, und<br />
frage mich leise: Gibt es noch mehr?<br />
Es gibt die unendliche Weite, die, je mehr ich mich in ihr frei bewege, immer weiter weg zu sein scheint.<br />
Je tiefer ich in den Raum vordringe, desto größer wird er. Immer unerreichbarer. Ich sehe so viel und<br />
dennoch nichts. Was ist schon die Welt, die Weite, das Universum, die Erfahrungen, wenn man all das<br />
nicht teilen kann? Vielleicht kann ich sprechen, aber könnte man mich auch verstehen? Was bringt es mir,<br />
zu reden, wenn niemand da ist, der mich hören kann?<br />
Meine Gedanken sprechen für mich, reflektieren meine Bilder und mich. Ohne Relation existiere ich.<br />
Kein Spiegelbild sagt mir, ob das was ist, was und wie ich bin, gut oder schlecht ist. Ich existiere einfach.<br />
Schließlich sehe ich mich das erste Mal im Unterschied zu etwas anderem, zur Wüste, zu den Sandkörnern.<br />
Ich greife hinab zu meinen Füßen und nehme ein paar davon zwischen meinen Daumen und meinen<br />
Zeigefinger meiner rechten Hand, halte sie hoch in das Licht und bewundere sie, ihre Form und Konsistenz.<br />
„Sie sind klein, und ich bin groß!“ sagt mein Verstand. “Aber viele von ihnen ergeben etwas noch viel<br />
Größeres!“ kontere ich. Es hilft mir mich ein wenig klarer zu sehen, selbst als sich die Sonne wieder<br />
langsam verabschiedet.<br />
„Ich weiß du kommst wieder!“ rufe ich ihr nach. Mein Echo verrinnt in Wellen, und ich bleibe zurück.<br />
Der nächste Tag beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Orange-rot färbt sich der sonst immer<br />
blaue Himmel, und ich wische mir den Schlaf aus den Augen. „Guten Morgen!“ sage ich und gähne.<br />
Dann stehe ich auf und gehe weiter. Ich gehe eigentlich immer weiter.<br />
Warum, weiß ich nicht genau. Es passiert einfach. Schritt um Schritt, in meinem Takt.<br />
Ich würde gerne einmal irgendwo ankommen.<br />
„Heute geh´ ich bis <strong>zum</strong> Horizont und nicht weiter!“ fasse ich meinen Entschluss und streiche mir den<br />
Sand von der Schulter. Bevor er auf den Boden fällt kommt der Wind und nimmt ihn mit.<br />
Weit über die Dünen fliegen sie, dem Sonnenaufgang entgegen, und ich sehe ihnen nach.<br />
„Irgendwann werden wir es schaffen,“ sage ich zu meinem Schatten, der gemütlich hinter mir hertrottet,<br />
„irgendwann einmal werden wir ankommen. Und dort wird alles anders sein.“<br />
Nora Demattio<br />
STECKBRIEF<br />
Nora Demattio<br />
angehende Reiseleiterin | Weltenbummlerin<br />
Geboren: 08.07.1983<br />
Sternzeichen: Krebs<br />
Hobbies: reisen, schreiben<br />
War: über ein Jahr in Guatemala<br />
Wurde: schon einmal von einem<br />
Skorpion gestochen<br />
Wird: bald heiraten