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Gesamtes Heft - Evangelische Kirche im Rheinland

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1/2008<br />

Info-Telefon: 0800 081 82 83<br />

Telefonseelsorge: 0800 111 0 111<br />

www.evangelisch-in-duesseldorf.de<br />

Zeit für:<br />

NEUES<br />

SEITE 7<br />

Musical, Klassik, Gospel<br />

Das <strong>Kirche</strong>nmusikfest in<br />

Düsseldorf SEITEN 10 und 11<br />

Neugierig<br />

Wenn kleine Kinder<br />

nach Gott fragen Seite 12<br />

IMPRESSUM: „evangelisch in Düsseldorf“. Herausgeber: <strong>Evangelische</strong>r <strong>Kirche</strong>nkreis Düsseldorf. Redaktion: Dr. Ulrich Erker-Sonnabend (verantwortlich),<br />

Ulrike Paas, Lina Unterbörsch, Bastionstraße 6, 40213 Düsseldorf, Telefon: 0211/8985-230, Fax: -208, E-Mail: redaktion@evdus.de. Produktion: Lina<br />

Unterbörsch. Druck: Industrie- und Werbedruck Westphal GmbH, Gutenbergweg 4, 40699 Erkrath.<br />

TitelfOTO: BILDERBOX.DE


GUTEN TAG<br />

Ostern gibt das Signal. Alles<br />

neu. Langsam, aber sicher<br />

kommt das Frühjahr. Mal auf<br />

die Kleidung sehen, sie für<br />

die wärmeren Tage zurecht<br />

machen. Das Alte in den<br />

Schrank weggepackt. Ein<br />

neues Kleid geholt, für die<br />

neue Zeit – so wie es die junge<br />

Frau auf unserem Titelbild<br />

macht. Das ist nicht nur der<br />

Austausch von Garderobe, da<br />

spielt auch das Gefühl eines<br />

Neubeginns mit.<br />

Und <strong>im</strong> Leben überhaupt<br />

Da sind die Neuanfänge nicht<br />

von den Jahreszeiten abhängig.<br />

Wohl aber eben von den<br />

Umständen des Lebens.<br />

Manches Mal beginnt nach<br />

dunklen Phasen etwas<br />

Neues.<br />

Davon handeln die<br />

Geschichten, die Sie in diesem<br />

<strong>Heft</strong> lesen. Wie die von<br />

Marlene, die es schafft, ihr<br />

Alkoholproblem zu überwinden<br />

(Seite 4). Oder wie bei<br />

Familie Schüler, die erlebt, dass<br />

ein neuer Lebensabschnitt<br />

zwangsläufig beginnt, wenn<br />

die Ehefrau und Mutter an<br />

Alzhe<strong>im</strong>er erkrankt (Seite 8).<br />

Zeit für Neues und<br />

Neuanfänge – Anita Gasper<br />

hat sie mit ihrem Ruhestand<br />

bekommen. Die Rentnerin<br />

liest jetzt Kindern Bücher vor.<br />

(Seite 5).<br />

Im Internet unter www.<br />

evdus.de gibt es weiteren<br />

Lesestoff.<br />

Viel Vergnügen be<strong>im</strong> Lesen<br />

wünscht Ihnen Ihr<br />

Dr. Ulrich Erker-Sonnabend<br />

Leiter der <strong>Evangelische</strong>n<br />

Pressestelle Düsseldorf<br />

Erzieherin<br />

in Kaiserswerth<br />

„Derzeit versuche ich herauszufinden,<br />

wie die Stadt funktioniert,<br />

welche<br />

Themen<br />

die Menschen<br />

bewegen“,<br />

sagt Gabriela<br />

Köster<br />

(Foto).<br />

Sie ist neue<br />

Studienleiterin bei der <strong>Evangelische</strong>n<br />

Stadtakademie. Köster<br />

betreut bei der Stadtakademie<br />

unter anderem den<br />

„...auch wir sind dann mal weg“<br />

Gottesdienst für<br />

Alleinlebende<br />

und andere Lebenskünstler<br />

Altes hinter sich lassen, aufbrechen, reisen,<br />

sich öffnen und neue Quellen erschließen - darum<br />

geht es <strong>im</strong> Gottesdienst für Alleinlebende<br />

und andere Lebenskünstler am Freitag, 20.<br />

Juni, um 19 Uhr, in der evangelischen Neanderkirche,<br />

Bolkerstraße 36.<br />

Frei nach Hape Kerkelings Motto „Ich bin<br />

Eva Menke (links) und Katharina Brocks (rechts) lernen bei<br />

Schulpfarrerin Barbara Geiss-Kuchenbecker in der Kaiserswerther<br />

Diakonie.<br />

FOTO: SERGEJ LEPKE<br />

Eva Menke und Katharina<br />

Brocks sind zwei junge<br />

Frauen, die sich ihren Berufswunsch<br />

als Erzieherin erfüllen<br />

möchten. Ausgesucht haben<br />

sie sich die Fachschule<br />

für Pädagogik am Berufskolleg<br />

der Kaiserswerther Diakonie.<br />

„Was wir beide an einem<br />

Beruf mit Kindern schätzen,<br />

ist, dass nicht wie bei einem<br />

Bürojob alles irgendwann<br />

nach Schema F abläuft“, erklärt<br />

Katharina. Sie erzählt<br />

etwa von einem autistischen<br />

Jungen, der nach und nach<br />

Vertrauen zu ihr gefasst habe<br />

und zum Teil dann sogar am<br />

Unterricht habe teilnehmen<br />

können. „Das sind so die kleinen,<br />

schönen Erfolge“, sagt<br />

die blonde junge Frau.<br />

Warum sie sich als Ausbildungsstätte<br />

den diakonischen<br />

Träger ausgesucht haben und<br />

wie ihr Umfeld auf ihren Berufswunsch<br />

reagierte, hat unsere<br />

Mitarbeiterin Désirée<br />

Neu in der Stadtakademie<br />

Bereich, in dem sich Theologie<br />

und Kultur treffen. Ihr ist<br />

die Frage nach dem Leben<br />

von Frauen in der heutigen<br />

Gesellschaft wichtig. Eines<br />

ihrer Themengebiete ist auch<br />

der Humor. Der Titel ihrer<br />

bisher noch unveröffentlichten<br />

Doktorarbeit: „Wir können<br />

auch anders. Humor und<br />

sein Potential für die christliche<br />

Predigt". Humor sei<br />

ein Mittel, Unst<strong>im</strong>migkeiten<br />

auszudrücken und sie nicht<br />

gänzlich aufzulösen, so die<br />

44-jährige Theologin. ues<br />

Linde herausgefunden.<br />

Ihren Artikel lesen Sie <strong>im</strong> Internet<br />

unter www.evdus.de<br />

<strong>im</strong> Magazinbereich oder fordern<br />

Sie den Artikel an unter<br />

der kostenlosen Telefonnummer<br />

0800 081 82 83.<br />

„Droben, drunten,<br />

drinnen, draußen“<br />

– das ist das Motto eines<br />

Rundganges des He<strong>im</strong>atforschers<br />

Uwe Görke. Am 24.<br />

Juni lädt er alle Interessierten<br />

zu einer Entdeckungsreise<br />

rund um die Johanneskirche<br />

am Martin-Luther-Platz<br />

ein – vom „Keller bis zur<br />

Kirchturmspitze.“ Mehr zum<br />

Thema finden Sie <strong>im</strong> Internet<br />

www.evdus.de <strong>im</strong> Magazinbereich<br />

oder Sie fordern<br />

den Artikel an unter der kostenlosen<br />

Telefonnummer<br />

0800 081 82 83.<br />

dann mal weg“ kommen Menschen zu Wort,<br />

die bei ihren großen und kleinen Reisen wertvolle<br />

Erfahrungen gemacht und Neues gefunden<br />

haben.<br />

Musikalisch wartet eine Überraschung auf<br />

die Gäste und <strong>im</strong> Anschluss be<strong>im</strong> „NachTisch“<br />

gibt es Gelegenheit, <strong>im</strong> Innenhof der Neanderkirche<br />

bei Bionade, Wasser, Bier und „Reiseproviant“<br />

Kontakte zu knüpfen.<br />

Vorbereitet wird der Gottesdienst von einem<br />

Team um Pfarrerin Reante Zilian und Pfarrer<br />

Ralf Breitkreutz.<br />

2


Manchmal beginnt ein<br />

neues Leben mit Hoffen<br />

und Bangen.<br />

FOTO: Thomas Götz<br />

„Marie kam viel zu früh“<br />

Ilona Hinderlich hat in den ersten Wochen viel weinen müssen. Ihre Tochter Marie litt nach der Geburt<br />

an Hirnblutungen, einer Blutvergiftung und musste eine Operation überstehen.<br />

VON DÉSIRÉE LINDE<br />

Marie Lena liegt in ihrem Bettchen<br />

und drückt an dem kleinen<br />

Stoffschwein mit Knisterohren<br />

und Quietschebauch<br />

herum. Über ihr baumeln die<br />

Disneyfiguren Winnie Puh,<br />

Tigger und Ferkel. Aufmerksam<br />

und mit aufgewecktem<br />

Blick verfolgt die Kleine jedes<br />

Schwanken der Stofftiere. Für<br />

Maries Mutter, Ilona Hinderlich,<br />

ist diese wie selbstverständlich<br />

erscheinende Situation<br />

„ein kleines Wunder“.<br />

Marie wurde am 1. August<br />

2007 geboren, um 14.27 Uhr.<br />

Eigentlich hätte es aber der<br />

25. Oktober sein sollen. Marie<br />

war drei Monate zu früh,<br />

wog nur 940 Gramm bei einer<br />

Größe von 39 Zent<strong>im</strong>etern.<br />

Sie musste in der 28. Schwangerschaftswoche<br />

per Kaiserschnitt<br />

geholt werden, weil<br />

die Fruchtblase geplatzt war.<br />

Dass Marie auf der Frühgeborenenstation<br />

des <strong>Evangelische</strong>n<br />

Krankenhauses Düsseldorf<br />

(EVK) zur Welt kam,<br />

war kein Zufall. „Ich wusste<br />

schon vorher, dass ich dorthin<br />

wollte“, sagt Ilona Hinderlich.<br />

Was bedeuten die<br />

ganzen Apparate<br />

Das EVK ist eines der wenigen<br />

Krankenhäuser der Region,<br />

das eine gesamte Station<br />

speziell für Frühchen eingerichtet<br />

hat. Zwölf Betten gibt<br />

es, acht bis zehn davon sind<br />

<strong>im</strong> Schnitt belegt. Acht sind<br />

Beatmungsbetten.<br />

Auch Marie verbrachte dort<br />

<strong>im</strong> Brutkasten und später <strong>im</strong><br />

Wärmebettchen die ersten<br />

Wochen ihres Lebens. „Das<br />

war eine schl<strong>im</strong>me Zeit“, erinnert<br />

sich die Mutter. „Ich<br />

habe viel geweint.“ Denn Marie<br />

kam mit einer Blutvergiftung<br />

zur Welt, musste künstlich<br />

beatmet werden, bekam<br />

am dritten Tag Hirnblutungen<br />

und musste kurz darauf an<br />

der Herz-Lungen-Vene operiert<br />

werden. „Man kennt am<br />

Anfang ja die ganzen Apparate<br />

nicht und kann nicht einschätzen,<br />

was die Werte zu<br />

bedeuten haben“, sagt Ilona<br />

Hinderlich. Mit der Seelsorgerin<br />

des Krankenhauses hat sie<br />

in diesen Tagen viel gebetet.<br />

Auch, wenn Ilona Hinderlichs<br />

erste Reaktion auf dieses<br />

Angebot abwehrend war:<br />

„Wieso kommen Sie schon,<br />

mein Kind lebt doch noch“,<br />

habe sie zuerst gedacht.<br />

Doch nach den ersten Wochen<br />

des Hoffens und Bangens<br />

ging es mit Marie stetig<br />

bergauf. Am 21. Oktober<br />

konnten Ilona Hinderlich und<br />

ihr Mann ihre Tochter nach<br />

Hause holen. Wie es derzeit<br />

aussieht, wird sie vollkommen<br />

gesund aufwachsen. Die<br />

zahlreichen Handgriffe, die<br />

Ilona Hinderlich in den ersten<br />

Wochen und Monaten auch<br />

zu Hause zu tun hatte – zum<br />

Teil bis heute – gehören ganz<br />

selbstverständlich zum Alltag<br />

dazu. Etwa die drei Elektroden<br />

an Maries Körper, durch<br />

die über einen Monitor Atemund<br />

Herzfrequenz überwacht<br />

werden oder die Medikamente<br />

alle paar Stunden.<br />

„Ich weiß, dass es überhaupt<br />

nicht selbstverständlich ist,<br />

ein gesundes Baby nach Hause<br />

zu bekommen“, meint Ilona<br />

Hinderlich. Während ihrer<br />

Zeit <strong>im</strong> EVK hat sie auch Fälle<br />

miterlebt, die nicht so glücklich<br />

endeten wie Maries.<br />

Ilona Hinderlich besucht<br />

Krankenschwestern und<br />

Ärzte der Früheborenenstation<br />

auch jetzt noch regelmäßig.<br />

„Ich habe mich dort<br />

so gut aufgehoben gefühlt“,<br />

sagt sie. Außerdem sollten die<br />

Menschen, die Marie in den<br />

ersten Wochen ihres Lebens<br />

begleitet haben auch sehen,<br />

was aus dem Knirps wird. Der<br />

muss jetzt laut der Mama nur<br />

noch eines: „Groß werden.“<br />

3


Mal ein Glas zum Abendessen oder be<strong>im</strong> Plausch. Manchmal kommt man nah an die Grenze zwischen Genuss und<br />

Alkoholproblem.<br />

FOTO: BILDERBOX.DE<br />

„Wir torkelten doch nicht durch die Gegend!“<br />

Mit „,mediterraner Lebensweise“ fing alles an – Endstation: Suchtkrankenhilfe. Die Alkoholabhängigkeit<br />

kam für Marlene* und ihren Mann unbemerkt. Ein Weg an den Abgrund und zurück.<br />

VON HELGA HOLZ<br />

Sieben Jahre lang lebte Marlene<br />

mit ihrem Mann in einer<br />

Großstadt am Mittelmeer.<br />

An einem grauen Novembertag<br />

kehrte das Ehepaar<br />

nach Deutschland zurück –<br />

ins konservativ-beschauliche<br />

Frankenland. „Es war für mich<br />

ein richtiger Schock“, erinnert<br />

sich Marlene. Sie hielt<br />

es nur wenige Monate in der<br />

ungeliebten Umgebung aus,<br />

suchte sich eine Wohnung<br />

und einen Job in Düsseldorf.<br />

Ihr Mann folgte ihr ins <strong>Rheinland</strong>.<br />

Die mediterrane Lebensweise<br />

aber hatte beide geprägt.<br />

Zum Abendessen gehörte<br />

eine Flasche Rotwein.<br />

Be<strong>im</strong> gemütlichen Plausch<br />

wurde eine zweite und dritte<br />

Flasche entkorkt. Dass dieses<br />

Quantum die Norm sprengte,<br />

fiel Marlene nicht weiter auf:<br />

„Wir haben ja nicht tagsüber<br />

getrunken, sind schließlich<br />

nicht durch die Gegend<br />

getorkelt.“ Nach einem Moment<br />

des Nachdenkens fügt<br />

sie hinzu: „Der Übergang ist<br />

fließend. Anfangs tranken wir<br />

aus Genuss, dann kam der<br />

Alkoholmissbrauch, und die<br />

dritte Phase war schließlich<br />

die Alkoholabhängigkeit.“<br />

Marlene machte alle drei Stadien<br />

durch.<br />

Binnen eines Jahres starben<br />

ihre Eltern. Weitere Schicksalsschläge<br />

brachten das Leben<br />

der attraktiven Frau,<br />

die man gut und gern für<br />

eine aparte Französin halten<br />

könnte, aus dem Gleichgewicht.<br />

In ihrem Job in einem<br />

renommierten Einzelhandelsgeschäft<br />

auf der „Kö“ zählten<br />

nur gepflegtes Aussehen und<br />

hohe Verkaufszahlen. Diesem<br />

Druck konnte sie irgendwann<br />

nicht mehr standhalten, erlitt<br />

zwei Kreislaufzusammenbrüche.<br />

Der Arbeitgeber kündigte<br />

ihr.<br />

„Ich hatte plötzlich auch<br />

tagsüber das Bedürfnis zu<br />

trinken. Durch den irren Alkoholkonsum<br />

kam ich morgens<br />

nicht hoch, hatte keine Kraft<br />

mehr, die Konzentrationsfähigkeit<br />

ließ nach. Es ging mir<br />

einfach nur noch schlecht“.<br />

Die beste Freundin drängte<br />

Marlene zu einer Therapie.<br />

Nach einem weiteren physischen<br />

Zusammenbruch<br />

ging sie zur Entgiftung in das<br />

Fliedner-Krankenhaus in Ratingen.<br />

„Es musste erst etwas<br />

in mir ‚klick’ machen.<br />

Anfangs war es so, als würde<br />

eine St<strong>im</strong>me in meinem Innern<br />

<strong>im</strong>mer wieder dagegen<br />

argumentieren“.<br />

Schließlich fand Marlene<br />

<strong>im</strong> November 2005 den Weg<br />

zur Suchtkrankenhilfe der<br />

Diakonie in Düsseldorf. Bis<br />

April 2007 musste sie mehrmals<br />

in der Woche zur Langerstraße<br />

kommen – zunächst<br />

zur Vorbereitung, dann zur<br />

eigentlichen Therapie in der<br />

Fachambulanz, schließlich<br />

zur Nachsorge. In dieser für<br />

sie langen und harten Zeit hat<br />

Marlene Strategien gefunden<br />

gegen den Drang, trinken zu<br />

müssen.<br />

Dazu zählt sie auch die<br />

Trennung von ihrem Ehemann,<br />

der absolut nicht bereit<br />

war, etwas gegen seine Alkoholsucht<br />

zu tun. Mehrfach<br />

fand sie in der Wohnung leere<br />

Bier- und Weinflaschen, erkannte,<br />

welche Gefahr hierdurch<br />

auf sie lauerte.<br />

Nach knapp zweieinhalb<br />

Jahren hat Marlene den Neuanfang<br />

in ihrem Leben geschafft:<br />

Sie hat wieder einen<br />

Beruf, der sie mit vielen<br />

Menschen in Kontakt bringt.<br />

Suchttherapeuten, andere<br />

Therapie-Absolventen,<br />

Freunde und Bekannte standen<br />

ihr bei, begleiten sie auch<br />

weiter auf ihrem Weg in ihr<br />

neues Leben – ohne einen<br />

Tropfen Alkohol.<br />

Entspannt und selbstbewusst<br />

sitzt sie jetzt in ihrem<br />

Wohnz<strong>im</strong>mer, das sie mit<br />

sehr viel Geschmack eingerichtetet<br />

hat – vor sich eine<br />

Tasse Kräutertee. „Ich möchte<br />

nie wieder an diesen Abgrund<br />

kommen“.<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Suchtnotruf für Gefährdete<br />

und deren Angehörige der Diakonie<br />

in Düsseldorf, Telefon<br />

0211/32 55 55.<br />

4


Der Zauber des Vorlesens: Anita Gasper ist eine wichtige Bezugsperson für ihre „Enkel“ in der Kindertagesstätte an der<br />

Immanuelkirche geworden.<br />

FOTO: SERGEJ LEPKE<br />

Die geborgte Oma<br />

In der Friedrichstadt lesen Senioren den Kindern vor, spielen und basteln mit ihnen – für Junge und Alte<br />

ist das ein Gewinn.<br />

VON JULIANE KINAST<br />

Pauline will heute nix. Nicht<br />

die Haare kämmen, nicht ihr<br />

Käsebrot essen, nicht in den<br />

Kindergarten gehen. Nix.<br />

Heute ist sie „Mauline“. Gut,<br />

dass sie nur in den Seiten des<br />

Bilderbuches existiert, das<br />

Anita Gasper auf den Knien<br />

hält. Sieben Kinder schmiegen<br />

sich an ihre Schultern,<br />

um aufmerksam zu verfolgen,<br />

wie Pauline schließlich doch<br />

in den Kindergarten geht und<br />

sich später mit Mama und<br />

Papa versöhnt. Seit kurzem<br />

liest Anita Gasper regelmäßig<br />

in der Kindertagesstätte<br />

an der Immanuelkirche in der<br />

Pionierstraße vor. Sie ist eine<br />

Leih-Oma.<br />

Anita Gasper ist 65 Jahre alt,<br />

sie hat als technische Zeichnerin<br />

bei den Stadtwerken gearbeitet.<br />

Mit dem Ruhestand<br />

kam ein großes schwarzes<br />

Loch. „Nur noch für meine<br />

Enkelkinder da sein – dafür<br />

fühle ich mich zu jung.“ In<br />

der Friedens-<strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

stieß sie auf die Initiative<br />

„Aktiver Ruhestand“. Und auf<br />

Erzieherin Irene Meurer, die<br />

händeringend nach „Omas“<br />

für die Kindertagesstätte<br />

suchte.<br />

„Ich finde es sehr wertvoll,<br />

diese beiden Generationen<br />

zusammenzubringen“,<br />

erklärt Meurer ihr Engagement.<br />

Sie erinnert sich an ein<br />

Schlüsselerlebnis mit Kindern<br />

in einer Bücherei. „Da<br />

ging eine ältere Frau mit Gehhilfe<br />

langsam vor uns und ein<br />

Junge rief: ,Ey Oma, ich will<br />

da durch!’“ Die Erzieherin<br />

war schockiert. Und fand heraus,<br />

dass der Junge schlicht<br />

keine Ahnung hatte, was es<br />

bedeutet, alt und nicht mehr<br />

körperlich fit zu sein. „Gerade<br />

hier in der Kita haben wir<br />

viele ausländische Kinder“,<br />

erklärt Meurer. „Zu einem<br />

großen Teil kennen sie ihre<br />

Großeltern gar nicht.“<br />

Das ging auch der fünfjährigen<br />

Harriet lange so. Jetzt<br />

kuschelt sie an Anita Gaspers<br />

Seite und lacht über Pauline-<br />

Mauline. Sie kann die Leih-<br />

Oma noch mehr genießen<br />

als sonst, denn gerade hat sie<br />

ihre eigene Oma in ihrer He<strong>im</strong>at<br />

in Ghana endlich kennen<br />

gelernt. „Meine Oma ist nett“,<br />

findet sie. Und sie will jetzt öfter<br />

nach Ghana reisen. Aber<br />

zum Vorlesen taugen ihre<br />

Großeltern auf einem anderen<br />

Kontinent freilich nicht.<br />

Das macht jetzt Anita Gasper.<br />

„Ich habe hier so schöne<br />

Erlebnisse, die ich sicher<br />

nie vergesse.“ Die Kinder haben<br />

ihr schnell Vertrauen geschenkt.<br />

Und ihrem neuen Leben<br />

neuen Schwung gegeben.<br />

Erzieherin Irene Meurer<br />

weiß selbst gut, wie besonders<br />

die Erinnerungen sind,<br />

die man mit Großeltern verbindet.<br />

„Mama ist eben oft <strong>im</strong><br />

Stress, spricht Verbote aus –<br />

Oma ist einfach da und meistens<br />

lieb.“<br />

Zusätzlich ist Meurer wichtig,<br />

dass den Kindern Werte<br />

vermittelt werden. „Das<br />

Wissen der älteren Generation<br />

geht sonst ja verloren“,<br />

fürchtet Meurer. Kinder wie<br />

der fünfjährige Patrick, der<br />

gar keine Großeltern hat, werden<br />

zumindest die besonderen<br />

Erinnerungen an die<br />

Leih-Oma haben – so Meurers<br />

Hoffnung. Erinnerungen,<br />

Verständnis für Ältere und<br />

eine klitzekleine Ahnung,<br />

dass ihre technisierte, friedensreiche<br />

Gegenwart nicht<br />

selbstverständlich ist. Anita<br />

Gasper hat <strong>im</strong> Gegenzug eine<br />

ganze Schar von „Enkeln“, die<br />

sie mit ihrer Frische anstecken.<br />

Enkel sind eben auch<br />

etwas Besonderes. „Unsere<br />

Zukunft“, meint Anita Gasper.<br />

Interessierte Leih-Omas (und<br />

Opas) können sich bei der<br />

Seniorenbeauftragten der<br />

<strong>Evangelische</strong>n Friedens-<strong>Kirche</strong>ngemeinde,<br />

Claudia Wernik-Hübner,<br />

melden: Telefon<br />

0211/3 01 55 87 8 (mo bis fr<br />

von 10 bis 12.30 Uhr).<br />

5


GOTTESDIENSTE AM SONNTAG IN EVANGELISCHEN KIRCHEN<br />

<strong>Kirche</strong>njubiläum mit Klatschgeschichten<br />

Vor 50 Jahren wurde die Tersteegenkirche an der Tersteegenstraße in Golzhe<strong>im</strong> eingeweiht.<br />

Mit einem Rückblick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte feiert die Tersteegen-<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde in den nächsten Wochen und Monaten diesen runden Geburtstag. Da<br />

gibt es etwa den „Tersteegen-Klatsch“, der Zeitzeugen zu Wort kommen lässt und viel<br />

Gelegenheit gibt, sich Bilder aus der Zeit seit 1958 anzuschauen und dazu auch Erlebtes<br />

zu erzählen (am 9. und 15. April sowie am 7. Mai, jeweils um 15 Uhr <strong>im</strong> Gemeindezentrum<br />

an der <strong>Kirche</strong>). Natürlich gibt es auch ein großes Gemeindefest (15. Juni) und ein<br />

Festkonzert mit der Aufführung von Händels „Messias“ (8. Juni, 17.30 Uhr). Dazu laden<br />

Pfarrerin Felicitas Schulz-Hoffmann und Pfarrer Jürgen Hoffmann herzlich ein. Informationen<br />

gibt es auch <strong>im</strong> Internet: www.tersteegen-kirche.de<br />

FOTO: SERGEJ LEPKE<br />

Altstadt, Neanderkirche,<br />

Bolkerstraße 36, 11 Uhr.<br />

Benrath, Dankeskirche,<br />

Weststraße 26, 10 Uhr.<br />

Bilk, Friedenskirche, Florastraße<br />

55, 1.+3.+5. So <strong>im</strong><br />

Mon. 10 Uhr, 2. So <strong>im</strong> Mon.<br />

18 Uhr, 4. So <strong>im</strong> Mon. 12.05<br />

Uhr. Lutherkirche, Kopernikusstraße<br />

9b, 11 Uhr. Bruderkirche,<br />

Johannes-Weyer-<br />

Straße 7, 10 Uhr.<br />

Derendorf, Kreuzkirche,<br />

Collenbachstraße 10, 10.30<br />

Uhr. Zionskirche, Ulmenstraße<br />

90, 11 Uhr.<br />

Düsseltal, Melanchthon-<br />

<strong>Kirche</strong>, Graf-Recke-Straße<br />

211, 1. So <strong>im</strong> Mon.10 Uhr,<br />

2.+3.+4. So <strong>im</strong> Mon. 9.30<br />

Uhr.<br />

Eller, Schlosskirche,<br />

Schlossallee 6, 11 Uhr. Jakobuskirche,<br />

Am Schabernack<br />

35, 9.30 Uhr.<br />

Flingern, Diakonie, Langerstraße<br />

20a, Eingang D <strong>im</strong><br />

Erdgeschoss, 10 Uhr.<br />

Friedrichstadt, Immanuelkirche,<br />

Pionierstraße 61,<br />

1.+2.+4. So <strong>im</strong> Mon. 10.30<br />

Uhr, 3. So <strong>im</strong> Mon. 18 Uhr,<br />

5. So <strong>im</strong> Mon. 12 Uhr.<br />

Garath, Anne-Frank-Haus,<br />

Stettiner Straße 114, 9.30<br />

Uhr. Dietrich-Bonhoeffer-<strong>Kirche</strong>,<br />

Julius-Raschdorff-Straße<br />

4, 1.+3. So <strong>im</strong> Mon. 11<br />

Uhr. Hoffnungskirche, Ricarda-Huch-Straße<br />

3, 2.+5. So<br />

<strong>im</strong> Mon. 11 Uhr, 4. So <strong>im</strong><br />

Mon. 17 Uhr.<br />

Gerreshe<strong>im</strong>, Apostelkirche,<br />

Metzkauser Straße 6, 1. So<br />

<strong>im</strong> Mon. 11.15 Uhr, alle anderen<br />

Sonntage 9.45 Uhr.<br />

Gnadenkirche, Dreherstraße<br />

210, 1. Wochenende <strong>im</strong><br />

Mon., Sa 18 Uhr, alle anderen<br />

So 11.15 Uhr. Gustav-Adolf-<strong>Kirche</strong>,<br />

Heyestraße<br />

93, 9.45 Uhr, 5. So <strong>im</strong><br />

Mon. nicht, stattdessen Sa<br />

18 Uhr.<br />

Golzhe<strong>im</strong>, Tersteegenkirche,<br />

Tersteegenstraße 84,<br />

10.30 Uhr.<br />

Hassels, Anbetungskirche,<br />

Hasselstraße 71, 1.+2.+3.<br />

So <strong>im</strong> Mon. 10 Uhr, 4. So <strong>im</strong><br />

Mon. 11.15 Uhr.<br />

Hellerhof, Gemeindezentrum<br />

Hellerhof, Dresdener<br />

Straße 63, 1. So <strong>im</strong> Mon.<br />

11.30 Uhr.<br />

Heerdt, Paul-Gerhardt-Haus,<br />

Heerdter Landstraße 30,<br />

10.30 Uhr.<br />

Holthausen, Klarenbachkirche,<br />

Bonner Straße 24, 10<br />

Uhr.<br />

Kaiserswerth, Stadtkirche,<br />

Fliednerstraße 12, 9.45 Uhr,<br />

Jonakirche, Niederrheinstraße<br />

128, 11 Uhr. Mutterhauskirche,<br />

Zeppenhe<strong>im</strong>er Weg<br />

14, 11 Uhr. Stammhauskirche,<br />

Kaiserswerther Markt<br />

32, 9.30 Uhr.<br />

Lichtenbroich, Matthiaskirche,<br />

Matthiaskirchweg 14.<br />

Im Wechsel mit Unterrath,<br />

Informationen unter der Telefonnummer<br />

42 50 37.<br />

Lierenfeld, Lukaskirche,<br />

Gatherweg 109, 9.30 Uhr.<br />

Lörick, Philippuskirche,<br />

Hansaallee 300, 10 Uhr.<br />

Mörsenbroich, Thomaskirche,<br />

Eugen-Richter-Straße<br />

12, 10.30 Uhr, zusätzlich jeden<br />

ersten So <strong>im</strong> Mon. 8.30<br />

Uhr.<br />

Oberbilk, Christuskirche,<br />

Kruppstraße 11, 10 Uhr.<br />

Oberkassel, Auferstehungskirche,<br />

Arnulfstraße 33, 10<br />

Uhr.<br />

Oberrath, Trinitatiskirche,<br />

Eitelstraße 23, 11 Uhr.<br />

Rath,Epiphaniaskirche,<br />

Bochumer Straße 16, 9.30<br />

Uhr.<br />

Stadtmitte, Johanneskirche,<br />

Martin-Luther-Platz 39,<br />

10 Uhr.<br />

Unterbilk, Gemeindezentrum<br />

Gladbacher Straße 25,<br />

1.So <strong>im</strong> Mon. 18 Uhr,<br />

2.+4.+5. So <strong>im</strong> Mon. 10.30<br />

Uhr, 3.So <strong>im</strong> Mon. 12 Uhr.<br />

Unterrath, Petruskirche,<br />

Am Röttchen 10, Pauluskirche,<br />

Diezelweg 30, <strong>im</strong><br />

Wechsel. Informationen unter<br />

der Telefonnummer 42<br />

50 37.<br />

Urdenbach, <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong> Urdenbach, Urdenbacher<br />

Dorfstraße 15, 10 Uhr.<br />

Heilig-Geist-<strong>Kirche</strong>, Südallee<br />

98, 10 Uhr.<br />

Vennhausen, Markuskirche,<br />

Sandträgerweg 101, 10<br />

Uhr.<br />

Wersten, Stephanuskirche,<br />

Wiesdorfer Straße 21, 9.45<br />

Uhr. Lydiahaus, Opladener<br />

Straße 61, 11.15 Uhr.<br />

Zoo, Matthäikirche, Lindemannstraße<br />

70, 11 Uhr.<br />

Krankenhäuser<br />

<strong>Evangelische</strong>s Krankenhaus,<br />

Bilk,<br />

Kirchfeldstraße 40, Samstag,<br />

18 Uhr.<br />

Florence-Nightingale-Kapelle,<br />

Kaiserswerth, Mittwoch,<br />

18.30 Uhr, Andacht.<br />

Krankenhaus Gerreshe<strong>im</strong>,<br />

Gräulinger Straße 120,<br />

Samstag, 18 Uhr.<br />

Marienhospital, Derendorf,<br />

Mittwoch, 18.15 Uhr.<br />

Rheinische Kliniken, Grafenberg,<br />

Bergische Landstraße<br />

2, Sonntag, 10 Uhr.<br />

Universitätsklinikum, Heilig-Geist-Kapelle,<br />

Moorenstraße<br />

5, Sonntag, 10 Uhr.<br />

Infos: www.evdus.de<br />

6


Eine Szene aus „Second Life“ – eine Online-Welt ohne Grenzen, die ständig neue Erlebnisse verspricht.<br />

FOTO: EPD-BILD<br />

Zeit für: Neues<br />

VON MARTIN FRICKE<br />

Wünschen Sie sich auch manchmal ein<br />

zweites Leben Wenn‘s mit dem Chef<br />

schief läuft, bei Stress mit dem Partner,<br />

oder wenn der Alltag einfach müde<br />

macht Sich ganz neu erfinden, eintauchen<br />

in eine Welt, in der der Fantasie<br />

keine Grenzen gesetzt sind, in<br />

eine Welt voller Überraschungen<br />

und Abenteuer – wäre das nichts<br />

Es gibt dieses Leben! Es gibt eine Welt,<br />

in der Sie Ihr Aussehen beliebig verändern<br />

und Dinge erschaffen können,<br />

von denen Sie bisher nicht einmal zu<br />

träumen gewagt haben, 3D und in Farbe!<br />

Sie finden Sie <strong>im</strong> Internet; mit ein<br />

paar Mausklicks registriert und installiert<br />

– schon leben Sie Ihr Second Life.<br />

Second Life ist die virtuelle Welt, in der<br />

dem Neuen keine Grenzen gesetzt sind.<br />

Wenn die neuste Mode bei uns morgen<br />

schon wieder out ist – hier kreieren<br />

Sie den letzten Schrei. Und wenn<br />

Sie täglich das Murmeltier grüßt – hier<br />

tricksen Sie es aus. Second Life ist die<br />

permanent verlängerte Zeit für: Neues.<br />

Wirklich – Eben nicht, sondern nur<br />

virtuell, in der globalen Welt der bits<br />

und bytes. Die Welt, in der wir leben,<br />

ist anders. Wir ärgern uns nach wie vor,<br />

sind viel zu oft gestresst – und täglich<br />

grüßt das Murmeltier. Wir können unser<br />

Leben nicht durch ein zweites ersetzen.<br />

Schlechte Aussichten also.<br />

Es müsste einer kommen, der anders<br />

ist. Einer, der wirklich alles neu macht.<br />

Einer wie der Mai, der die Welt, in der<br />

wir leben, neu<br />

erblühen lässt.<br />

Einer wie die<br />

Kinder, deren<br />

Neugier angstfrei<br />

und ungebrochen<br />

ist,<br />

weil sie noch<br />

nichts zu verlieren<br />

haben.<br />

Einer, der unser<br />

erstes Leben<br />

verändert;<br />

Martin Fricke<br />

ein anderes haben<br />

wir nicht.<br />

Nichts gegen<br />

unsere kleinen<br />

Fluchten. Ein Leben ohne Träume ist<br />

arm, und „wer nicht an Wunder glaubt,<br />

ist kein Realist“ (David Ben Gurion).<br />

Aber wer Wunder nur noch in seinen<br />

Träumen erwartet, lebt an dem einzigen<br />

Leben vorbei, das er wirklich hat.<br />

Es müsste einer kommen, der unsere<br />

großen Schein- und Parallelwelten<br />

entlarvt. Einer, der unseren Sinn gen<br />

H<strong>im</strong>mel und unseren Blick auf die Erde<br />

lenkt. Einer, der uns ein Gespür für das<br />

Wunderbare in unserem Leben gibt.<br />

In ihm würden wir fantasievoll Frieden<br />

mit uns selbst machen und mit denen<br />

um uns; eigenes wie fremdes Leid<br />

tragen, ohne blind zu werden für die<br />

Schönheit der Welt; vorleben und dafür<br />

werben, dass unsere Zukunft nicht<br />

nur durch Fortschritt, sondern auch<br />

durch Bewahrung gewonnen wird.<br />

In ihm würden wir der Zeit Raum geben<br />

für wirklich und dauerhaft Neues.<br />

Um für dieses Leben empfänglich zu<br />

werden, braucht es Visionen. Echte Visionen,<br />

die den erkennen, der allein alles<br />

neu machen kann. Johannes von Patmos<br />

hatte solche Visionen. Er sah einen<br />

neuen H<strong>im</strong>mel und eine neue Erde, in<br />

der es keine Tränen mehr gibt und weder<br />

Tod, Leid, Geschrei noch Schmerz.<br />

Er träumte von einer Welt, auf die zu<br />

hoffen und an die zu glauben sich lohnt,<br />

weil sie uns fest versprochen ist. Denn<br />

er wusste von Gott, der sagt (Offenbarung<br />

21,5): Siehe, ich mache alles neu!<br />

Ein zweites Leben brauchte er nicht.<br />

Dr. Martin Fricke ist Pfarrer und unterrichtet<br />

am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium<br />

in Benrath. Er leitet<br />

die Abteilung Bildung des <strong>Kirche</strong>nkreises<br />

Düsseldorf.<br />

7


Miriam und Hans-Joach<strong>im</strong> Schüler sortieren die Wohnung neu, in der ihre Mutter und Ehefrau noch bis vor wenigen Monaten<br />

zu Hause war. Auch ihr eigenes Leben müssen sie nun neu ordnen.<br />

FOTO: SERGEJ LEPKE<br />

„Sie ist jetzt diese Person“<br />

Nach einem epileptischen Anfall begann für Elke Schüler das schleichende Vergessen. Ihre Familie<br />

musste lernen, mit der Krankheit umzugehen: Ein neuer Lebensabschnitt für alle.<br />

VON DOMINIK MAEDER<br />

Für Hans-Joach<strong>im</strong> Schüler<br />

steht Aufräumen an. Gemeinsam<br />

mit seiner Tochter Miriam<br />

ordnet der 70-Jährige die<br />

Wohnung neu, in der seine<br />

demenzkranke Frau bis vor<br />

wenigen Monaten noch he<strong>im</strong>isch<br />

war. Seit Dezember ist<br />

die an Alzhe<strong>im</strong>er Erkrankte<br />

in einem Pflegehe<strong>im</strong> in Mörsenbroich<br />

untergebracht. Die<br />

schwere Entscheidung bedeutet<br />

für die Familie nicht<br />

nur Verlust, sondern auch einen<br />

Gewinn an menschlicher<br />

Nähe: „Wir können uns jetzt<br />

ausschließlich mit ihr befassen<br />

und kommen fröhlicher<br />

zu ihr.“<br />

Gewartet haben die Schülers<br />

lange. 1999 erlitt Elke<br />

Schüler nach einer Hüftoperation<br />

einen epileptischen<br />

Anfall, danach begann das<br />

schleichende Vergessen. „Der<br />

Arzt sagte uns, das gebe sich<br />

bald wieder“, berichtet Tochter<br />

Miriam. An Demenz dachte<br />

bei der damals 57-Jährigen<br />

zunächst niemand. Erst sechs<br />

Jahre später stand die Diagnose<br />

Alzhe<strong>im</strong>er für die ehemalige<br />

Kindertagesstätten-<br />

Leiterin fest.<br />

Neue Tabletten füllten fortan<br />

den Arzneikasten. „Damit<br />

kann der Krankheitsprozess<br />

aber nur verzögert werden“,<br />

erklärt Peter Wienß, He<strong>im</strong>leiter<br />

<strong>im</strong> Dorothee-Sölle-Haus<br />

der Diakonie in Oberkassel.<br />

8000 Menschen in der Landeshauptstadt<br />

leiden nach<br />

Angaben des Demenz-Servicezentrums<br />

der Stadt unter<br />

einer mittelschweren bis<br />

schweren Demenz. Doch die<br />

Erkrankung betrifft niemals<br />

nur einen Einzelnen: „Auch<br />

Angehörige haben Probleme,<br />

dass sich ihr Ehepartner verändert.<br />

Töchter müssen die<br />

Elternrolle für ihre Mutter<br />

einnehmen“, erläutert Wienß.<br />

Dabei zuzusehen, wie einem<br />

geliebten Menschen die Welt<br />

fremd wird, war für die Familie<br />

Schüler das Schl<strong>im</strong>mste:<br />

„Anfangs verstanden wir ihr<br />

Verhalten nicht, waren ungeduldig.<br />

Wir mussten lernen,<br />

mit ihrer Krankheit umzugehen.<br />

Sie ist jetzt diese Person“,<br />

erzählt Hans-Joach<strong>im</strong><br />

Schüler. Tochter Miriam fügt<br />

hinzu: „Man musste <strong>im</strong>mer<br />

als Souffleuse daneben stehen,<br />

ob be<strong>im</strong> Duschen oder<br />

Kaffee kochen.“<br />

Wo zunächst nur kleine Hilfen<br />

nötig waren, erwuchs unmerklich<br />

eine Art Zweitjob.<br />

Jeden Tag musste gewaschen,<br />

gespült, aufgeräumt und<br />

eingekauft werden, wurden<br />

Abonnements, die die Mutter<br />

an der Tür abschloss, wieder<br />

abbestellt, Rechnungen beglichen,<br />

Pflegehilfen gesucht.<br />

Brötchen brachte die Nachbarin.<br />

Und auch der Pflegedienst<br />

übernahm zusehends<br />

mehr Aufgaben: Ein wucherndes<br />

Netz an Pflichten.<br />

Dazu kamen die psychischen<br />

Belastungen: „Ich hatte ein<br />

schlechtes Gewissen, wenn<br />

ich nicht hingefahren bin.<br />

Das eigene Privatleben fand<br />

nur noch in den Abendstunden<br />

statt“, erzählt Miriam<br />

Schüler. Auszuhalten war die<br />

Situation nur durch den Zusammenhalt<br />

in der Familie:<br />

„Man lacht lieber zusammen<br />

als zu heulen.“<br />

Erst nach einem Ratschlag<br />

des Pflegedienstes legten sie<br />

ihre Skepsis ab und fanden<br />

einen Platz <strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong>,<br />

der mit der Rente der Mutter<br />

bezahlt wird. „Dort ist sie<br />

nie alleine“, ist die 36-jährige<br />

Grundschullehrerin erleichtert.<br />

Auch Rentner Hans-<br />

Joach<strong>im</strong> Schüler hat nun<br />

wieder Zeit für sich selbst –<br />

eine ungewohnte Situation:<br />

„Das ist jetzt auch für mich<br />

ein neuer Lebensabschnitt.“<br />

8


Nicht schweigen, sondern über alles reden, was einen bewegt. „Eine Ehe ist ein permanenter Prozess des Zueinanderfindens“,<br />

sagt Claudia S.<br />

FOTO: BILDERBOX.DE<br />

Die Klippen einer Ehe<br />

Claudia und Dieter S. arbeiten an ihrer Beziehung. Mit Hilfe der Eheberatung haben sie erfahren, wie<br />

wichtig Gespräche in der Partnerschaft sind.<br />

VON HELGA HOLZ<br />

„Wir waren früher wie zwei<br />

Igel, die sich lieben. Aber sich<br />

wegen ihrer Stacheln nicht<br />

zu nahe kommen wollten,<br />

aus Angst, sich gegenseitig zu<br />

pieksen.“ Das Ehepaar Dieter<br />

und Claudia S.* lacht herzlich<br />

bei dem Vergleich. „Früher“ –<br />

das liegt knapp zwei Jahre zurück.<br />

Hinter den Eheleuten,<br />

die 1995 geheiratet und zwei<br />

Kinder <strong>im</strong> Alter von sechs und<br />

zwei Jahren haben, liegt eine<br />

Zeit, die beiden eine gehörige<br />

Portion Selbstüberwindung<br />

und Selbstoffenbarung abverlangte.<br />

Ein Jahr lang suchten<br />

Dieter und Claudia S. die<br />

<strong>Evangelische</strong> Beratungsstelle<br />

für Ehe-, Erziehungs- und Lebensfragen<br />

bei der Diakonie<br />

in Düsseldorf auf.<br />

„Wenn wir Ina-Maria Philipps<br />

als Psychologin und<br />

Therapeutin nicht gehabt<br />

hätten, säßen wir heute<br />

wahrscheinlich nicht mehr<br />

gemeinsam hier“, ist Dieter<br />

überzeugt. „Sie hat uns in vielen<br />

intensiven und manchmal<br />

schmerzhaften Gesprächen<br />

die Augen geöffnet. Mit ihrer<br />

Fachkompetenz und ihrer<br />

menschlichen Art hat sie uns<br />

gleichzeitig <strong>im</strong>mer wieder<br />

Leitplanken gegeben, dass<br />

wir nicht aus der Kurve getragen<br />

wurden.“<br />

Offen miteinander sein<br />

Heute weiß das Ehepaar, wo<br />

die Klippen seiner beinahe<br />

gescheiterten Ehe lauern.<br />

Claudias Eltern hatten einen<br />

Handwerksbetrieb, in dem sie<br />

Tag und Nacht schufteten. Da<br />

blieb wenig Zeit für Nähe und<br />

Zärtlichkeit dem Kind gegenüber.<br />

Claudia durfte ihre Eltern<br />

praktisch nie mit ihren<br />

Kümmernissen behelligen.<br />

Ganz anders Dieter: Er<br />

wuchs als Halbwaise bei<br />

Mama und Oma auf. Wenn es<br />

in diesem „weiblich geprägten<br />

Haushalt“ Kummer gab, wurde<br />

über alles gesprochen.<br />

Diese unterschiedliche<br />

kindliche Sozialisation wirkte<br />

sich auf Dieters und Claudias<br />

Ehe aus. „Wir haben nebeneinander<br />

gelebt, aber nicht miteinander“,<br />

sind sie sich heute<br />

einig. Dieter etwa traute sich<br />

nicht, abends zum Sport zu<br />

gehen, obwohl es für ihn ein<br />

hilfreiches Ventil nach einem<br />

stressigen Arbeitstag gewesen<br />

wäre. Claudia ihrerseits fühlte<br />

sich in vielen Dingen unverstanden,<br />

zog sich ins Schneckenhaus<br />

zurück. Denn etwas<br />

von ihrer eigenen Befindlichkeit<br />

preiszugeben, war sie aus<br />

ihrem Elternhaus nicht gewohnt.<br />

In der Eheberatung mussten<br />

beide erst erfahren, wie<br />

wichtig Kommunikation für<br />

den Partner ist. Auch körperliche<br />

Nähe oder Zärtlichkeit<br />

kamen in der kriselnden Ehe<br />

praktisch nicht mehr vor.<br />

„Jetzt wissen wir, dass wir<br />

uns nicht <strong>im</strong>merzu gegenseitig<br />

schützen, sondern offen<br />

miteinander umgehen<br />

müssen.“ Dieter musste zugleich<br />

lernen, seine Frau auch<br />

mal ein paar Minuten ausreden<br />

zu lassen. Claudia und<br />

Dieter S. gingen in den zurückliegenden<br />

Monaten gestärkt<br />

aus dem Tal ihrer Ehe<br />

heraus. „Wir wissen jetzt, wie<br />

der andere tickt“, lacht Claudia.<br />

Und ihr Mann gesteht:<br />

„Wir werden uns nie blind<br />

verstehen, werden nie in einer<br />

Symbiose leben. Doch<br />

wir nehmen uns ganz strikt<br />

einmal in der Woche eineinhalb<br />

Stunden Zeit füreinander.<br />

Dann wird über alles geredet,<br />

was uns bewegt. Wir<br />

haben gelernt, dass die Ehe<br />

ein permanenter Prozess des<br />

Zueinanderfindens ist. Darin<br />

wollen wir weiter investieren.“<br />

*Namen von der Redaktion<br />

geändert<br />

9


MUSIK IN DER KIRCHE<br />

TANGO IN BILK<br />

Das Ensemble „Milonga Sent<strong>im</strong>ental“<br />

präsentiert am 20. April in der Bilker Lutherkirche<br />

einen Abend mit internationalen<br />

Tangokompositionen. Milonga<br />

Sent<strong>im</strong>ental wurde 2004 vom Akkordeonisten<br />

und Komponisten Andres Grandoni<br />

gegründet. Die Stücke mit einer<br />

Mischung aus Tango, Jazz und Klassik<br />

wurden von ihm arrangiert, bearbeitet<br />

oder komponiert. Weitere Mitglieder der<br />

Chor- und Orgelkonzert.<br />

6. April, 18 Uhr, Stadtkirche Kaiserswerth,<br />

Fliednerstraße 6. Ernste und heitere Chorund<br />

Orgelmusik von Heinrich Schütz, Johann<br />

Sebastian Bach, Max Reger und anderen. Mit<br />

der Kantorei Kaiserswerth unter der Leitung<br />

von Susanne Hiekel. Der Eintritt ist frei.<br />

„I have a dream“.<br />

6. April, 17 Uhr, Schlosskirche in Eller, Schlossallee<br />

4. Ein Musical zum Leben von Martin<br />

Luther King. Mit dem Jugendchor „Shout it<br />

out“, dem Kinderchor der Schlosskirche „Crazy<br />

Moving“ und Band. Der Eintritt für das<br />

etwa 90-minütige Musical kostet 6 Euro, ermäßigt<br />

4 Euro.<br />

Gospelchurch.<br />

12. April, 18 Uhr, Johanneskirche, Martin-<br />

Luther-Platz. Moderne Gospelmusik aus Europa<br />

und Amerika. Mit dem schwedischen<br />

Gospelmusiker Joak<strong>im</strong> Arenius. Der Eintritt<br />

ist frei.<br />

Beethoven Messe in C.<br />

20. April, 18 Uhr, Matthäikirche <strong>im</strong> Zooviertel,<br />

Lindemannstraße 70. Aufgeführt wird die<br />

Messe in C-Dur und die Symphonie Nr. 6: Pastorale<br />

von Ludwig van Beethoven. Mit der<br />

Kantorei und dem Symphonieorchester an<br />

Gruppe sind Malena Grandoni (Gesang),<br />

Alberto Federico (Kontrabass) und Olivia<br />

Valdez (Violine).<br />

Beginn ist um 20 Uhr in der Lutherkirche,<br />

Kopernikusstraße 9a. Der Eintritt<br />

kostet 10, ermäßigt 7 Euro, Kinder bis 14<br />

Jahre frei. Karten gibt es unter der Telefonnummer<br />

93 44 30.<br />

Erste Hörproben gibt es <strong>im</strong> Internet unter<br />

www.milonga-sent<strong>im</strong>ental.de.<br />

Matthäi unter der Leitung von Karlfried Haas.<br />

Der Eintritt kostet 18, 14 oder 9 Euro. Karten<br />

gibt es <strong>im</strong> Vorverkauf unter der Telefonnummer<br />

0211/99 19 00 oder bei Heinersdorff.<br />

Kammermusik-Abend<br />

„Wandlung und Verwandlung“.<br />

20. April, 18 Uhr, Stephanuskirche in Wersten,<br />

Wiesdorfer Straße 21. Ein Kammermusik-<br />

Abend mit Werken von Wolfgang Amadeus<br />

Mozart, Georg Friedrich Händel, Ludwig<br />

van Beethoven, Johann Sebastian Bach, Fritz<br />

Kreisler und Günther Wiesemann. Zu hören<br />

ist das quartetto possibile: Tamara Buslova<br />

(Orgel, Klavier und Schlagwerk) Michael<br />

Nachbar (Violine und Schlagwerk), Benjamin<br />

Nachbar (Viola), Günther Wiesemann<br />

(Klavier, Schlagwerk, Sprecher). Der Eintritt<br />

ist frei.<br />

<strong>Kirche</strong>nmusikfest Düsseldorf<br />

Mit einem Eröffnungsgottesdienst am Freitag,<br />

30. Mai, beginnt um 20 Uhr in der Johanneskirche,<br />

Martin-Luther-Platz, das <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nmusikfest 2008. Den Gottesdienst<br />

gestaltet ein Chor der Düsseldorfer Kantoren<br />

und Kantorinnen musikalisch. Weitere<br />

Höhepunkte: der Werktag <strong>Kirche</strong>nmusik (am<br />

31. Mai, ab 10 Uhr in der Kreuzkirche, Collenbachstraße<br />

10) und das große Abschlusskonzert<br />

in der Tonhalle am Freitag, 6. Juni, um<br />

20 Uhr mit der Lobgesang-Symphonie von<br />

Felix Mendelssohn-Bartholdy, aufgeführt<br />

von Düsseldorfer Kantoreien und Chören.<br />

Leitung: Helmuth Rilling. Zwischen dem 30.<br />

Mai und dem 8. Juni gibt es jeden Tag verschiedene<br />

musikalische Angebote mit Gospel,<br />

Musical und Klassik. Weitere Informationen<br />

demnächst <strong>im</strong> Internet unter www.<br />

evdus.de. Siehe auch das Interview auf Seite<br />

11 dieser Ausgabe.<br />

Vorhang auf!<br />

12. Mai, 18 Uhr, Kreuzkirche in Derendorf,<br />

Collenbachstraße 10. Bekannte und beliebte<br />

Arien, Duette und Chöre aus Opern und<br />

Operetten von Wolfgang Amadeus Mozart,<br />

Guiseppe Verdi, Johann Strauß und anderen.<br />

Mit Silvia Mauer (Sopran), Rolf Scheider<br />

(Bass) und dem düsselChor unter der<br />

Leitung von Dirk Ströter. Der Eintritt kostet<br />

10, ermäßigt 8 Euro. Karten gibt es <strong>im</strong> Vorverkauf<br />

unter der Telefonnummer 0211/94<br />

82 70.<br />

Liederabend<br />

„Rencontre“.<br />

17. Mai, 20 Uhr, Lutherkirche in Bilk, Kopernikusstraße<br />

9a. Französisches Chanson trifft<br />

deutsches Lied: Claude Debussy, Gabriel<br />

Fauré, Johannes Brahms und Robert Schumann.<br />

Mit Karin Voges (Sopran), Sebastian<br />

Voges (Bariton), Harald Mohs (Klavier). Der<br />

Eintritt kostet 10, ermäßigt 7 Euro. Kinder<br />

bis 14 Jahre frei. Karten gibt es <strong>im</strong> Vorverkauf<br />

unter der Telefonnummer 0211/93 44<br />

30.<br />

Konzert des<br />

Braunschweiger<br />

Spiritualchores.<br />

17. Mai, 19 Uhr, Christuskirche in Oberbilk,<br />

Kruppstraße 11/Ecke Ellerstraße. Zu hören<br />

sind Interpretation von Gospels und Spirituals<br />

vom Braunschweiger Spiritualchor, mit<br />

seinen über 70 Sängerinnen und Sängern<br />

einer der größten seiner Art in Deutschland.<br />

Die Leitung hat Karl-Heinz Mülhausen. Der<br />

Eintritt kostet 5 Euro.<br />

Festkonzert:<br />

50 Jahre Stephanuskirche.<br />

18. Mai, 18 Uhr, Stephanuskirche in Wersten,<br />

Wiesdorfer Straße 21. Zu hören sind die<br />

Theresienmesse und Werke für Blechbläser<br />

von Joseph Haydn. Mit Angelika Bamber<br />

(Sopran), Carmen Schüller (Alt), Thomas<br />

Iwe (Tenor), Sebastian Klein (Bass) sowie<br />

dem Chor und Blechbläsern der Kantorei an<br />

der Stephanuskirche und „concertino düsseldorf“<br />

unter der Leitung von Klaus Wedel.<br />

Der Eintritt kostet 12, ermäßigt 8 Euro. Karten<br />

gibt es <strong>im</strong> Vorverkauf unter der Telefonnummer<br />

0211/7 59 77 33.<br />

Hinweise auf viele weitere Konzerte <strong>im</strong><br />

evangelischen Düsseldorf finden Sie<br />

<strong>im</strong> Internet unter www.evdus.de unter<br />

sang & klang.<br />

10


Dirk Ströter ist Sprecher des Kantorenkonvents und Kantor der Kreuzkirche in Derendorf.<br />

FOTO: SERGEJ LEPKE<br />

Was kann evangelische <strong>Kirche</strong>nmusik<br />

Das <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong>nmusikfest 2008 beginnt am 30. Mai. Ein Gespräch mit Kantor Dirk Ströter<br />

Herr Ströter, 2008 ist ein Jahr, das endlich<br />

mal wieder ein evangelisches <strong>Kirche</strong>nmusik-Fest<br />

sieht. Was zeichnet es aus<br />

In der Vergangenheit gab es ein Strawinsky-Fest,<br />

Messiaen-Feste – meist<br />

also Feste um Komponisten. Dies hier<br />

ist eines, das die ganze Bandbreite der<br />

evangelischen <strong>Kirche</strong>nmusik zeigen will.<br />

Was ist das <strong>Evangelische</strong> an der evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong>nmusik<br />

Nun, da ist zum einen die große Vielfalt<br />

von der Gospelmusik bis zum Orgelkonzert,<br />

vom Kindermusical bis zum<br />

Oratorium, Kammerchorkonzerte, Kantatengottesdienste.<br />

Die Bandbreite ist<br />

– besonders <strong>im</strong> konzertanten Bereich –<br />

gerade in Düsseldorf überall erfahrbar.<br />

Das Fest <strong>im</strong> Juni will aber auch die Musik<br />

in den Gottesdiensten in den Blick<br />

nehmen. Menschen werden erleben,<br />

dass <strong>Kirche</strong>nmusik nicht einfach etwas<br />

ist, was die Gottesdienste nur schöner<br />

macht. <strong>Kirche</strong>nmusik ist Verkündigung.<br />

Die <strong>Kirche</strong>nmusik erreicht Menschen<br />

auf eine ganz eigene Weise, sie singt von<br />

Gott, sie spielt, sie erzählt. Wenn Menschen<br />

in besonderen Situationen Freude<br />

oder Traurigkeit durchleben, kann<br />

Musik dem Ausdruck verleihen, egal ob<br />

man sie hörend wahrn<strong>im</strong>mt oder selbst<br />

aktiv musiziert.<br />

Auf dem Plakat stehen die Worte „jauchzet,<br />

frohlocket“.<br />

Manchmal wird das <strong>Evangelische</strong> ja als<br />

etwas eher Lebensunfrohes wahrgenommen.<br />

Da steht „jauchzet, frohlocket“<br />

für Sinnlichkeit, Lust und Freude,<br />

aber für eine Freude, die auch von Leid<br />

weiß. Das wahrzunehmen hat eine andere<br />

Tiefe und Weite.<br />

Düsseldorf ist einmal als Orgelstadt beschrieben<br />

worden.<br />

Düsseldorf ist Chorstadt genauso wie<br />

Orgelstadt. Wie viele Kantoreien und<br />

Chöre gibt es hier!<br />

Man merkt es: Ihr Herz schlägt wahrnehmbar<br />

für Chormusik.<br />

Ja, das Sängerische ist schon ganz klar<br />

mein Schwerpunkt und die Chorarbeit<br />

steht für mich <strong>im</strong> Zentrum. Mein<br />

Herz schlägt am Höchsten, wenn ich vor<br />

einem Chor stehe. Das hat mit dem Kontakt<br />

zu den Menschen zu tun. Dieses direkte<br />

Gegenüber zu den Menschen liebe<br />

ich. Und dann das, was <strong>im</strong> Chor geschieht.<br />

Sie alle müssen sich annehmen:<br />

die Lauten wie die Leisen, die Starken<br />

wie die Schwachen, die Alten, die Jungen,<br />

die Schnellen, die Langsamen. Alles<br />

verbindet sich. Das ist ein schönes Abbild<br />

von christlicher Gemeinschaft.<br />

Im Programm zum <strong>Kirche</strong>nmusikfest ist<br />

beides zu erleben: Chor und Orgel.<br />

Be<strong>im</strong> Festival spielt natürlich auch die<br />

Orgel eine wichtige Rolle. Die katholischen<br />

Organisten zum Beispiel führen<br />

als einen ökumenischen Gruß und<br />

als einen Beitrag zum Fest das gesamte<br />

Messiaensche Orgelwerk auf. Der Werktag<br />

<strong>Kirche</strong>nmusik beinhaltet eine Orgelführung<br />

zu verschiedenen Instrumenten.<br />

Das Fest bietet viele Höhepunkte.<br />

Wir eröffnen es mit einem Gottesdienst.<br />

In ihm führt ein eigens gegründeter<br />

„Kantorenchor“ mit Kolleginnen und<br />

Kollegen eine Bach-Kantate auf. Dann<br />

der Werktag <strong>Kirche</strong>nmusik: jeder kann<br />

da aktiv mitmusizieren. Es gibt viele<br />

Einzelangebote: Chorkonzerte a cappella<br />

und mit Orchester, Saint-Saëns „Karneval<br />

der Tiere“ für Kinder, Singen für<br />

Senioren. Nicht entgehen lassen sollte<br />

man sich auf jeden Fall das große Konzert<br />

in der Tonhalle mit Mendelssohns<br />

„Lobgesang“. Für das Konzert haben<br />

sich mehrere Kantoreien zusammengetan,<br />

die unter der Leitung von Helmuth<br />

Rilling zusammen singen.<br />

Das gesamte Interview ist <strong>im</strong> Magazinbereich<br />

unter www.evdus.de zu lesen. Das<br />

Gespräch führte Dr. Ulrich Erker-Sonnabend.<br />

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Wenn ein Kind sich Gottes Haus vorstellt, dann steht es vielleicht auf einer Wolke und hat Schlagläden. „Das ist aber gar<br />

nicht schl<strong>im</strong>m“, sagt Pfarrerin Stefanie Bühne. Hauptsache, die emotionale Verbindung st<strong>im</strong>mt.<br />

FOTO: BILDERBOX.DE<br />

„Mama, ist Gott stärker als Pipi Langstrumpf“<br />

Alle Kinder stellen ab einem gewissen Alter die Welt in Frage – und Eltern wissen auch nicht <strong>im</strong>mer eine<br />

Antwort. Bei einem so schwierigen Thema wie Religion gilt das ganz besonders.<br />

VON LINA UNTERBÖRSCH<br />

Die fünfjährige Emily lässt<br />

manchmal einfach nicht locker.<br />

Und mit einer Wischiwaschi-Antwort<br />

lässt sie sich<br />

schon mal gar nicht abspeisen.<br />

Ihre Mutter Monika von<br />

Möllendorf ist da hin und<br />

wieder ratlos. Vor allem, wenn<br />

es um so schwierige Fragen<br />

wie das Thema Gott geht. Einmal<br />

fragte Emily sie: „Mama,<br />

ist Gott stärker als Pipi Langstrumpf<br />

Und wo wohnt denn<br />

Gott genau“<br />

„Natürlich reichte ihr die<br />

Antwort ‚<strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel’ so gar<br />

nicht aus. Dann fragte sie: Wo<br />

genau denn <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel – und<br />

schon stand ich da“, erklärt<br />

Monika von Möllendorf ihr<br />

Problem.<br />

Gemeinsam mit fünf anderen<br />

Müttern, Pfarrerin Stefanie<br />

Bühne und Jugendleiterin<br />

Marita Franz hat sie bei einem<br />

Elternfrühstück in Oberkassel<br />

versucht, einem guten Umgang<br />

mit dem Thema auf die<br />

Spur zu kommen.<br />

Sehr hilfreich ist es da für<br />

Eltern, wenn sie sich in dieser<br />

Situation über ihr eigenes Gottesbild<br />

<strong>im</strong> Klaren sind. „Das<br />

bedeutet nicht, dass man selber<br />

auf alles eine Antwort haben<br />

muss“, erklärt Pfarrerin<br />

Stefanie Bühne. „Wir alle sind<br />

Suchende. Und auch Kindern<br />

darf man in manchen Situatione<br />

sagen: Ich weiß es nicht.<br />

Aber jeder verbindet mit Gott<br />

Emotionen, die wir symbolisch<br />

in Bildern verankern.“<br />

Schnell wird klar: Die eigenen<br />

Kopfbilder zu kennen,<br />

hilft <strong>im</strong> Umgang mit Kindern<br />

<strong>im</strong> Kindergartenalter. Bei ihnen<br />

ist die Fähigkeit von abstraktem<br />

Denken noch nicht<br />

vorhanden. Für sie braucht<br />

Gott eine Gestalt und ein<br />

Wohnung. Oft erst mit zehn<br />

und mehr Jahren sind Kinder<br />

in der Lage, den vielschichtigen<br />

Sinn von Gleichnissen<br />

zu erfassen.<br />

„Viele verschiedene Bilder<br />

finden sich auch schon<br />

in der Bibel und können als<br />

Hilfestellung genutzt werden,<br />

denn sie drücken gewisse Teilaspekte<br />

von Gottes vielfältigem<br />

Wesen aus“, erzählt Stefanie<br />

Bühne den Eltern.<br />

Da gibt es zum einen das<br />

bekannte Bild von Gott als<br />

Vater. Daneben gibt es aber<br />

auch eine Reihe anderer:<br />

etwa Gott als König der Erde,<br />

als gerechter Richter, als sorgender<br />

Hirte oder auch als<br />

mütterlicher Gott, der seine<br />

Kinder nährt und schützt. „So<br />

könnte man seinen Kindern<br />

bei einem Spaziergang an den<br />

Rheinauen zum Beispiel eine<br />

Schafherde zeigen und ihnen<br />

so beibringen, dass Gott<br />

genauso über die Menschen<br />

wacht“, schlägt Stefanie Bühne<br />

vor.<br />

„Wichtig ist, dass ihre Gedanken<br />

nicht von vorneherein<br />

zementiert werden,<br />

etwa durch die Vorstellung<br />

eines strengen Gottes, der<br />

mich überwacht und den ich<br />

fürchten muss. Besser ist es,<br />

Kindern die Möglichkeit zu<br />

geben, eigene Bilder zu entwickeln“,<br />

so Bühne. „Darum<br />

rate ich, mehrere Bilder anzubieten,<br />

mit denen ich selber<br />

mich auch identifizieren<br />

kann.“<br />

„Wenn ein Kind sich Gottes<br />

Haus vorstellt, dann steht es<br />

vielleicht auf einer Wolke und<br />

hat richtige Schlagläden. Das<br />

wird sich <strong>im</strong> Laufe des Älterwerdens<br />

auch verändern.<br />

Aber wenn es die Verbindung<br />

von Gottes Haus mit Geborgenheit<br />

einmal geschlossen<br />

hat, dann wird es diesen Gedanken<br />

<strong>im</strong>mer in sich tragen.“<br />

Und ist Gott nun stärker als<br />

Pipi Langstrumpf Die Antwort<br />

kann Monika von Möllendorf<br />

sich am Ende des Gespräches<br />

auf einmal selbst<br />

geben: „Natürlich ist er das –<br />

denn Gott hat Pipi ja schließlich<br />

auch erschaffen.“<br />

Zu einem weiteren schwierigen<br />

Thema ist jetzt ein<br />

neues Buch erschienen: Barbara<br />

Cramer, Bist Du jetzt ein<br />

Engel Mit Kindern über Leben<br />

und Tod reden. Mehr zu<br />

diesem Buch und zu Büchern<br />

zum Thema Kinder und Religion<br />

finden Sie unter www.<br />

evdus.de <strong>im</strong> Magazinbereich.<br />

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