zeigt sich der Schlagerboom von seiner komischen Seite, das Publikurn spielt dabei die Hauptrolle. send gute Gründe, dich zu lieben... Dies ist die Ceschichte einer Reporterin, die sich aufmachte, den bewegenden Schwung des deutschen Schlagers zu ergründen. Und dabei verblüfft erkannte, daß diese Rhythmen selbst gefestigte Persönlichkeiten nicht kaltlassen TEXT: SYtVlA LOTT . FOTOS: ttlEtANlE DREYSSE fand das ganz große Glück/im Zug nach OsnabrücVbeim llalt in Leverkusen/fingen wir an zu schmrrsen"
Freund besorgt: ,,Hofkeine Nebenwirkungen. " ihn und versprach, lich in das Projekt einiagte ich mich insgediesen Auftrag nicht angenommen hatte. Er lautete: ,,Der deutsche Schlager boomt. Finden Sie heraus, wo, wie und warum er nicht totzukriegen ist." Zwanzig Jahre lang hatte ich ihn gemieden wie Bata Illic das geschlossene ,,e" (disch erköön isch mit göschlossnön Augön...). Und jetzt erwischte es mich doch noch. War's der Mondenschein? Nein, nein, ein heller Frühlingstag. Oder urar's der Wein? No, no, es gab nur Kaffee. Bossa Nova tanzten sie in der Redaktion ausnahmsweise auch nicht. <strong>Es</strong> war wohl die Lenduft, die mich dazu brachte. Inzwischen liegen mehr als zwei Monate intensiver Recherchen hinter mir. Und jetzt weiß ich: Die Welt ist voller Schlager! Was die Neue Deutsche Welle 1983 übenollte, <strong>tau</strong>cht wieder bunt und glitzernd aus dem Schlamm der Geschichte auf. Schlagartig scheint sich das Volk einig zu sein: Ein bifchen Spoß muti sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein! Alte, wiederauferstandene und j.,nge Schlagersänger treten einzeln oder im Kombi-Pack in ausverkauften Tourneesälen auf. Siebzigerjahre-Schlagerpartys steigen allüberdl zwischen Neumünster ";, S .11, Echte Hitparaden-Fans fühlen mit, wenn Leonard singt: ,,Du bist meine und Nürnberg, in U-Bahnhöfen, Fabrikgebauden, in plüschigen Cafds, Szene- Bars und Techno-Discos. Das Erdbeben von Hamburg Ende April war in Wirklichkeit ,,nur" der Begeisterungssturm von 350O Besuchern im Einkaufszentrum Schenefeld für Sexy Rexy - den Originalen Gildo (Beinamen: Rex Dildo und Saurus Rex), dem ein Ehrenplatz in der deutschen Schlagergeschichte sicher ist. Nicht zuletzt dank ,,bebenden Nasenflügeln und bezaubernden Kostümen", wie das neue, von Germanistik-Professoren und Kulturkritikern verfaßte Reclam-Werk ,,Schlager, die wir nie vergessen" (18 Mark) hervorhebt. In der Open-air-Arena von Bad Segeberg, wo sich sonst Winnetou und Old Shatterhand verbrüdern, feierten Aof"og Mai 10000(!) Fans im Taumel des Wir-Gefühls ,,Die Nacht des Deutschen Schlagers". Und dann die vielen, vielen Fernsehund Radiosendungen, die Schlag auf Schlag deutsches Liedgut verbreiten! Wie konnte ich nur so lange Bohnen in die Ohr'n haben?! Seit Anfang der 90er läiuft der Schlager-Boom bereits, erklären mir Experten bei den Plattenfirmen, die sich immer noch Plattenfuma nennen, obwohl sie inzwischen ganz andere ,,Tonträger" verbreiten. Sie bringen neugemixte CDs mit Oldies der TOer und 6(kr heraus, die sich so goldig verkaufen, daß selbst Teenies Spaniens Nächte immer spanischer vorkommen müssen. Aber auc! richtig neue Schlager von neuen richtigen Stars wie Claudia Jung oder Leonard oder Kristina Bach oder den Paldauern lassen die elektronischen Kassen piepen. Und natürlich Wolfgang Petry: Zwanzig Jahre war er mittel bis mies im Geschäft - dann kam plötzlich der Megaaufstieg zum erfolgreichsten deutschen Schlagersänger der 9oer. Wie kann's nur angehen? ,,Fin wenig überrascht war ich schon", kommentiert er knapp, ,,weder ich noch ande re konnten es erklären." Bleibt uns nur die dte Epsteinsche Welterklärungs-Formel: Wunder <strong>gibt</strong> es immer utie-hie-der... Onkel Jtirgen, auch als lbrnfeld-Drerüs bekannt, weckt mich morgens mit seinem neusten Hit: Warum immer ichfwaram frag ich dich . .. Zwecks Recherche habe ich alle Radios auf Schlagersender mit ganz lustigen und lieben Sprechern umgestellt, Legen Gesangs-Dinos wie Peggy March oder Drafi Deutscher richtig los, <strong>gibt</strong>'s