TN 43 - Gemeinnütziger Verein Tiegenhof - Kreis Großes Werder eV
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hieß es "Prost! - Prost", und er faßte das Glas mit zwei Fingern, spreizte die anderen Finger und<br />
trank die erste Hälfte mit Behagen aus. Trank jemand das Glas auf einmal aus, schrie er den an:<br />
"Afbieten (abbeißen), Hund, glumsköpfiger!"<br />
Das hieß soviel, er sollte den Machandel "auf 2mal" trinken und genießen.<br />
Saß eine Runde um den Stammtisch in der Ofenecke und waren schon einige Machandel getrunken,<br />
erzählte "Ohm Willen1s" aus seinem Leben. Zum Beispiel: Im "Deutschen Haus" war mal ein Wirt,<br />
der war so dick, daß ihm wohl nicht viel an drei Zentner fehlte. Wenn es sehr heiß war, hat der im<br />
Keller gesessen, ein Faß Bier zwischen den Knien und einen Schlauch, und hat das Bier immer in<br />
sich hineinlaufen lassen. Immer "hinein Onkel Otto!" Als mal so eine lustige Gesellschaft<br />
beieinander saß, hat der mit seinen Gästen gewettet, daß er, wenn er auf der Baumkane geschoben<br />
wird, bis zur Weichsel 1/8 1/8 Faß Bier austrinken wiirde. Es waren nur einige 100 Meter, und das Faß<br />
enthielt 12 bis 15 Liter. Der Wirt hat die Wette gewonnen. Nach solchen Erzählchen riefen die<br />
Zuhörer oft im Chor:<br />
"Frollein, noch 'ne Runde!"<br />
Ohm Willems konnte sich mitunter sehr drastisch ausdrücken, besonders wenn er ein paar<br />
Machandel getrunken hatte. Die Wirtin, erzählte Ohm Willems, hat auch mal eine Kinderfrau, eine<br />
"Frau Annchen" aus der Elbinger Gegend, gehabt. Wenn diese darauf angesprochen worden ist, daß<br />
sie doch eine gute Stelle habe, hat sie gesagt:<br />
"Äch kaun än saugen, äch haub hier ne Stall. (Ich kann ihnen sagen, ich hab' hier ne Stelle.)<br />
Ärst heßt es "Frau Annche, kannst wasche!"<br />
Das Wasche ist noch das Wasche, ober das Plätte bi de Hetz (Hitze)<br />
Äch kaun än saugen, äch haub hier ne Stall!<br />
Hier soll äch nich gehe und da soll äch nich gehe.<br />
Hier is daut Carbidhaus, dor stänkts, on dor es daut Kackhaus, dor stänkts noch mehr.<br />
Äch kaun än saugen, äch hab hier ne Stall!"<br />
Den größten Lacherfolg hatte Ohm Willems einmal vor Gericht. Das kam so: Onkel WillelTIs saß an<br />
einem schönen Sonntagnachmittag auf seinem Stammplatz auf der Ofenbank an der Eingangstür<br />
und hatte schon einige Machandel getnlnken. Da kam ein Autobus vorgefahren. Alles stieg aus und<br />
wollte in das Lokal. An der Tür gab es ein Gedränge. Als neue Mode sah man Damen in prallen<br />
Henenhosen. In dem Gedränge schob nun eine schöne junge Frau ihren drallen Po so nah an<br />
"Onkel Willems" vorbei, daß der nicht umhin konnte, diesem einen kleinen Klaps zu geben. Nun<br />
gehörte aber die junge Dame, mit dem niedlichen Po, einem nicht mehr ganz jungen Herrn mit<br />
Vollbart. Der hatte das gesehen und regte sich fürchterlich auf. Er erkundigte sich am Büfett nach<br />
dem Namen dieses alten "Wüstlings", der seine Frau "unsittlich berührt" hatte. Dann schrieb er sich<br />
die Adresse auf.<br />
"Sie werden von n1ir hören!"<br />
Die Machandelrunde am runden Tisch amüsierte sich köstlich. Jeder gab noch eine Lage Machandel<br />
aus. "Ohm Willems" war dergleichen noch nie passiert, und er freute sich, die Lacher auf seiner<br />
Seite zu haben. Wäre das unter Bekannten passiert, hätte das keiner übelgenommen. Im<br />
ungünstigsten Falle hätte es eine Lage Machandel gekostet.<br />
Ein paar Wochen später, die Sache war schon bald vergessen, bekam "Ohm Willems" eine<br />
Vorladung vor Gericht! Der "Übeltäter" war in Danzig nicht ganz unbekannt. Ein <strong>Verein</strong>, der sich<br />
für alte plattdeutsche Ausdrücke interessierte, hatte ihn schon einmal nach Danzig eingeladen.<br />
Dafür war er Experte. In dem <strong>Verein</strong> waren viele Akademiker gewesen, die den "Ohm" hoch<br />
schätzten. Und nun das!<br />
Doch der Ohm hatte dann seine "Übeltat" auf seine Art sehr gekonnt geschildert. Der Richter<br />
konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. "Ohm Willems" hat sich schließlich bei dem "Vollbart"<br />
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