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➤<br />
PRODUKT Airlines<br />
Fluggesellschaften aus den ehemaligen<br />
Ostblockstaaten und aus Ländern, die<br />
sich heute noch sozialistisch nennen, haben<br />
in Deutschland ein Problem: Sie tragen<br />
noch immer schwer am alten Image des maroden<br />
Staatscarriers, der mit veralteter Technik<br />
durch die Gegend<br />
fliegt, schlechten Service<br />
bietet und nur<br />
wegen der Monopolstellung<br />
im heimischen<br />
Markt überhaupt<br />
genutzt wird.<br />
Das Besprechungszimmer<br />
im Headquarter<br />
von Vietnam<br />
Airlines in Hanoi lässt<br />
zunächst nicht darauf<br />
schließen, dass sich<br />
beim vietnamesischen<br />
Nationalcarrier in dieser<br />
Hinsicht viel geändert<br />
hätte. An der<br />
FACTS<br />
Flotte und Strecken<br />
Entstaubt: An die Stelle russischer Tupolew-<br />
Maschinen sind längst moderne Flugzeuge gerückt<br />
Onkel Hos Erben<br />
machen Dampf<br />
Vietnam Airlines ■ Der Staatscarrier will mit moderner Flotte und<br />
gutem Service im Wettbewerb auf den Strecken nach Asien punkten.<br />
Vietnam Airlines verfügt über 38 Flugzeuge,<br />
darunter 6 Boeing 777, 3 Boeing<br />
767, 7 Airbus A321, 10 Airbus 320, 9 ATR<br />
72 und 2 Fokker 70. Die meisten Checks<br />
und Wartungsarbeiten, auch für die Langstreckenflotte,<br />
kann die Fluggesellschaft<br />
im eigenen Hangar in Hanoi durchführen.<br />
Das Streckennetz umfasst 17 innervietnamesische<br />
Ziele und 26 internationale<br />
Routen. Von Frankfurt geht es dienstags<br />
und freitags nach Hanoi, sonntags nach<br />
Ho Chi Minh City.<br />
Wand prangt in goldenen Lettern auf rotem<br />
Satin ein Spruch der kommunistischen Partei,<br />
auf der Bühne steht neben einem Großfernseher<br />
die Büste der nationalen Ikone Ho Chi<br />
Minh. Das Flair des »real existierenden Sozialismus«<br />
durchzieht den Raum.<br />
Doch was die Airline-Manager<br />
der angereisten<br />
Delegation an-<br />
lässlich der Einführung<br />
der Nonstopflüge zwischen<br />
Frankfurt und<br />
den vietnamesischen<br />
Zentren Hanoi und<br />
Ho Chi Minh City zu<br />
sagen haben, erzählt<br />
eine andere Geschichte.<br />
Vietnam Airlines<br />
verfügt über<br />
eine der modernsten<br />
Flotten Asiens, sechs<br />
der 38 Flugzeuge<br />
sind Langstreckenma-<br />
schinen vom Typ Boeing 777. Auch die Ausstattung<br />
der Maschinen ist konkurrenzfähig.<br />
In der Business Class werden Video on Demand<br />
und 55 Unterhaltungskanäle geboten,<br />
die Sitze sind zwar nicht zum echten Bett ausfahrbar,<br />
aber durchaus bequem. Für Economy-<br />
Passagiere, die mehr Beinfreiheit wünschen,<br />
gibt es in der Economy de Luxe Class bequemere<br />
Sitze mit 97 statt 82 Zentimetern Sitzabstand.<br />
Nicht zuletzt straft der wirtschaftliche Erfolg<br />
der Airline die alten Klischees lügen.<br />
2004 hat das Unternehmen die Passagierzahl<br />
gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent gesteigert,<br />
in den ersten fünf Monaten des laufenden<br />
Jahres ging es nochmal um 27,4 Prozent<br />
bergauf. Das Wachstum sei nicht künstlich geschaffen,<br />
sondern echt, versichert Marketing-<br />
Direktor Trinh Ngoc Thanh: »Wir fliegen profitabel.«<br />
Staatliche Subventionen erhalte die<br />
Fluggesellschaft nicht.<br />
Auch die Planungen für die Zukunft sind<br />
ambitioniert. Bis 2015 soll die Zahl der Flugzeuge<br />
auf rund 70 verdoppelt werden; die<br />
Zahl der Passagiere soll von heute fünf auf<br />
neun Millionen steigen, berichtet Nguyen Sy<br />
Hung, Chairman der Airline.<br />
Wachstumsmotoren<br />
sollen vor allem die innerasiatischen<br />
Strecken sein.<br />
Gerade ist eine neue Verbindung<br />
ins japanische<br />
Nagoya aufgenommen<br />
worden, von 2007 an sollen<br />
Indien- und Indonesienflüge<br />
das Geschäft zusätzlich<br />
ankurbeln.<br />
Für 2006 sind neue<br />
Strecken in die USA und<br />
nach Kanada geplant, in<br />
Europa soll London nach<br />
Paris, Moskau und Frankfurt zum vierten europäischen<br />
Ziel werden. Auch für die neuen<br />
Nonstop-Verbindungen zwischen Frankfurt<br />
und Vietnam hofft Do Duong Quy, General<br />
Manager im Frankfurter Büro, auf steigende<br />
Nachfrage. »Wir sind mit rund elf Stunden die<br />
Schnellsten«, sagt er. Die Intensivierung der<br />
wirtschaftlichen Verbindungen zwischen beiden<br />
Ländern werde vor allem das Geschäft<br />
mit der Business Class ankurbeln. Aber auch<br />
vom touristischen Markt, der stetig wächst,<br />
will er profitieren. Noch sind die Vietnamesen<br />
unter den Passagieren stark in der Mehrheit.<br />
Aber die Grundpfeiler, um sich auch bei der<br />
europäischen Kundschaft dauerhaft zu etablieren,<br />
sind gesetzt.<br />
Christian Schmicke<br />
www.vietnam-air.de<br />
Do Duong Quy will mehr<br />
Geschäftsreisende<br />
12 TRAVEL ONE 13.7.2005