KnallFrosch 2011 - Fasnachtsregeln und sonstige Vignettenspleens im Feissbock-Format

STÄDTISCHER SUMPF
8. Jahrgang 2011 13
«Salle Horrible» oder
«Salle Misérable»,
das ist die Frage!
ger und selbsternannter Kapellbrückenbilderexperte
G.C. (nicht zu verwechseln mit dem
ehemaligen Nobelabsender GC): «Wichtig
erscheint mir, dass auch die Blumenkistenfrage
der Kapellbrücke sauber und im Sinne
der mittelalterlichen Geschichtsschreibung
geklärt wird.» «Mit dem Abstieg von G.C.
steigen die Chancen, meine Kapellbrückenbilder
zusammen mit seinen Beamtenschuhen
nun doch noch an den Nagel hängen zu können»,
stellt ein sichtlich zufriedener Schuhmacher
fest.
Stapi Urs Dabbeljuhee: «Solange Rathausquai
und Bahnhofstrasse fahrradtauglich bleiben,
bin ich dafür. Und abgesehen davon soll
sich Muedi Reiher, mein sich selbst designierter
Nachfolger, zu dieser Sache äussern.
Medienarschkriechen ist nicht meine Disziplin.»
Menthol und Gnokew sind das Dream-
Team der Theaterszene. Mehr Theater geht
nicht. Mit dem Abriss des alten Musentempels
und der Überbauung des Platzes zwischen
altem Theater und Jesuitenkirche mit
einem neuen Theater kreieren die beiden Komödianten
die Schnapstheateridee des nicht
mehr ganz neuen Jahrhunderts.
Altes Theater mit neuem
Standort
Inzwischen präsentiert der Knallfrosch sein
beraterfrei konzipiertes Ei des Kolumbus:
eine ideale und vor allem fotogene Lösung
zur Freude aller Musen. Die Reuss zwischen
Seebrücke und Rathaussteg wird im Pfahlbau
überdeckt und bietet so die Plattform für den
Neubau des «Salle-Misérable»-Theaters. Insbesondere
der Pfahlbau macht mit Blick auf
unsere aktuelle Schaffens- und Vorgehensweise
Sinn. Obwohl nie richtige Pfahlbauer,
verdienen wir dieses Prädikat unserer lösungsorientierten
Vorgehensweise bezüglich
aller städtebaulicher Notwendigkeiten wegen.
Das KnallFrosch-Konzept sieht bezüglich
Hochbau einen gläsernen Kubus vor, in welchem
sich insbesondere die linksseitigen
Häuserfronten der Bahnhofstrasse neckisch
spiegeln lassen. Auf dessen Dach thront die
Kapellbrücke samt Wasserturm. Die Kapellbrücke-Brückenköpfe
werden mit Schnell-
Aufzügen kostenpflichtig erreichbar und
eröffnen als Fotosujet und Aussichtsplattform
fantastische Perspektiven. Statische Einwände
bezüglich des Wasserturms sind bereits
vom Tisch. Vorgesehen ist eine Wasserturm-Rekonstruktion
in Leichtbauweise, genauer
ausgedrückt in der von der Fasnachtsgrindenherstellung
bekannten 1:1 Glasfaser-
Polyestertechnik.
Stadträtin Schtursi Ämmer zeigte sich bei
der Projektpräsentation im Grossen Stadtrat
begeistert: «Die Idee ist nicht nur umweltfreundlich,
sondern geradezu genial. Ich bin
sprachlos!» VPS-Fraktionswerni, ausnahmsweise
mal dynamisch und redegewandt:
«Stadtschreiber, bitte protokollieren».
Stadtschreiber: «Alles». VPS-Fraktionswerni:
«Nein, nur den letzten Satz.»
Weitere Politpromis zeigen sich von der Idee
ebenfalls beeindruckt. Uni-Senator Fueli
Ässler: «Brillant. Dieses Projekt toppt meine
Schnapsidee vom Uni-Würfel am Kasernenplatz
um ein Vielfaches.» Alt-Denkmalpfle-
Tourismusexperte Parcel Merren: «Mit
0,7935 Übernachtungen pro Mann/Frau stehen
wir gegenüber anderen Regionen mit mindestens
5,824 Promillen im Plus. Solange die
Zugänge zu den Schnellaufzügen im zukünftigen
Tiefbahnhof gewährleistet sind, sehe ich
bezüglich weltweiter «Auslobung» von Kapellbrücke
und Wasserturm kein Problem. Auf strategischer
Ebene prüfen wir die Bereitstellung
von Sondermitteln, um das Dach im Stil der
KKL-Kanäle mit einer Wasserwanne auszurüsten,
die in der Adventszeit als publikumsträchtige
Eisbahn genutzt werden kann. Unser
Wahrzeichen stünde dadurch nicht einfach auf
einem Dach, sondern buchstäblich wieder im
Wasser. Mit dieser kombinierten Theater-Kapellbrücke-Idee
sind wir dem Wallis und anderen
Mitbewerbern speziell im hinteren Schächental
um Jahrhunderte voraus. Nur Anzünden
wäre werbewirksamer, was im Plan Lumière
jedoch so lange nicht vorgesehen ist, als dass
die Kapellbrückebilderkopien noch fehlen. »