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AUFBAU UND INBETRIEBNAHME EINES<br />

HOCHAUFLÖSENDEN KERR<br />

ERR-MIKROSKOPS<br />

UND TESTMESSUNGEN AN<br />

UND FEAU-SCHICHTEN<br />

GDTB-, GDTBFE-, FE- UND<br />

Diplomarbeit in Experimentalphysik<br />

von<br />

Birgit Vogelgesang<br />

durchgeführt am<br />

Fachbereich Physik<br />

der Universität Kaiserslautern<br />

Unter Anleitung von<br />

Prof. Dr. B. Hillebrands<br />

April 1997


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen 4<br />

2.1 Magnetooptik 4<br />

2.1.1Kerr-Effekt 6<br />

2.2 Magnetische Anisotropien 14<br />

2.3 Mikromagnetismus 18<br />

3 Das Kerr-Mikroskop 24<br />

3.1 Aufbauprinzip 24<br />

3.2 Realisiertes System 25<br />

3.2.1Mechanischer Aufbau 26<br />

3.2.2Bildverarbeitung 35<br />

3.2.3Differenzbildverfahren 36<br />

3.2.4Magnetische Kontrastentstehung 37<br />

3.2.5Bestimmung der Auflösung 39<br />

3.3 Steuer- <strong>und</strong> Meßprogramm 42<br />

4 Messungen <strong>und</strong> Diskussion 44<br />

4.1 Medien der magnetooptischen Datenspeicherung 44<br />

4.2 Einsatz als polares Kerr-Mikroskops zur Untersuchung von 47<br />

Seltenerd-Übergangsmetall-Schichten<br />

4.3 Einsatz als longitudinales Kerr-Mikroskop zur Untersuchung 51<br />

einer Eisen-Schicht<br />

4.4 Untersuchungen von FeAu-Schichten mit polarem Kerr-Effekt 54<br />

5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 59<br />

6 Anhang 61<br />

6.1 Verbesserungsmöglichkeiten 61<br />

6.2 Programmierung 65<br />

6.2.1Übersicht über die Programm-Befehle 65<br />

6.2.2Hysteresekurve 70<br />

7 Literaturverzeichnis 71


Kapitel 1 ! Einleitung<br />

________________________________________________________________________<br />

1 Einleitung<br />

Das Wissen über die Struktur <strong>und</strong> die Eigenschaften von magnetischen Domänen ist essentiell<br />

für das Verständnis der (intrinsischen) magnetischen Prozesse in Ferromagneten<br />

<strong>und</strong> magnetischen Schichtsystemen. Daher suchte man lange nach Wechselwirkungen<br />

von Licht mit magnetischen Feldern, um eine Möglichkeit der Sichtbarmachung von Domänen<br />

zu finden.<br />

1846 beobachtete M. Faraday die Drehung der Polarisationsebene von Licht beim Durchgang<br />

durch Bleiborsilikatglas, an das in Lichtausbreitungsrichtung ein Magnetfeld angelegt<br />

war.<br />

Der Kerr-Effekt wurde 1876 von John Kerr (1824 - 1907) entdeckt. Er stellte fest, daß linear<br />

polarisiertes Licht, das an magnetisierten Eisenspiegeln reflektiert wird, seine Polarisationseigenschaften<br />

ändert.<br />

Doch lange wußte man nicht wie man diesen Effekt für die mikroskopische Beobachtung<br />

von magnetischen Domänen ausnutzen kann. Die einzige bisher brauchbare Methode war<br />

die Bitter-Technik [1]. Dazu benutzte man ein Puder, das viele mikrometergroße magnetische<br />

Kolloide (Fe 3 O 4 ) enthielt. Unter dem Einfluß des Gradienten im magnetischen Streufeld<br />

wurden diese Partikel zu den Regionen maximalen magnetischen Feldes - den Domänenwänden<br />

- hingezogen. Das dadurch entstandene Muster zeigte so die Domänengrenzen<br />

<strong>und</strong> andere magnetische Inhomogenitäten der Probe auf.<br />

Eine verbesserte Methode war die von Craik. Man ging hier zu kleineren Kolloiden mit<br />

Ausmaßen kleiner als 200 Å über, die mittels Cellacol auf die Oberfläche des magnetischen<br />

Materials aufgebracht wurden. Den getrockneten Film konnte man von der Probe<br />

abziehen <strong>und</strong> das entsprechende Bitter-Muster unter einem Elektronenmikroskop betrachten.<br />

Es dauerte noch bis 1951 bis H.J. Williams, F.G. Foster <strong>und</strong> E.A. Wood erstmals erfolgreich<br />

mit Hilfe des Kerr-Effekts die Beobachtung von Domänen verwirklichten [2]. Sie reflektierten<br />

linear polarisiertes Licht an einer senkrecht magnetisierten Kobalt-Oberfläche<br />

<strong>und</strong> wiesen eine Kerr-Drehung von einem Viertel Grad nach. Die Aufnahmen wurden noch<br />

sehr zeitaufwendig gewonnen, waren kontrastarm <strong>und</strong> besaßen eine niedrige Auflösung.<br />

Also wurde versucht, durch Verbesserung der Kerr-Mikroskopie die gängige Bitter-Technik<br />

zu ersetzen. Man entwickelte ein optisches Differenzbildverfahren [3], benutzte zusätzliche


Kapitel 1 ! Einleitung<br />

_________________________________________________________________________<br />

Interferenzschichten zur optischen Vergütung der Oberflächen [4, 5] <strong>und</strong> verbesserte Optik<br />

<strong>und</strong> Beleuchtung [6]. Aber den Durchbruch erfuhr die Kerr-Mikroskopie erst gegen Anfang<br />

der achtziger Jahre mit der Entwicklung der digitalen Bildverarbeitung [7, 8].<br />

Seither ist die Kerr-Mikroskopie zur Standardmethode für statische <strong>und</strong> dynamische Domänenbeobachtungen<br />

geworden, die gegenüber ihren Konkurrenten wie zum Beispiel dem<br />

magnetischen Kraftmikroskop [9] Vorteile besitzt wie:<br />

• einfache Handhabung<br />

• einfacher Aufbau<br />

• beliebiges Anlegen von äußeren magnetischen Feldern<br />

• beliebige temperaturabhängige Behandlungen der Probe<br />

• Beobachtung von zeitlichen Entwicklungen im real-time-Modus<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein kombiniertes polares <strong>und</strong> longitudinales Kerr-<br />

Mikroskop aufgebaut, das mit Hilfe seiner elektronischen Bildverarbeitung in der Lage ist,<br />

Bilder <strong>und</strong> Meßreihen von magnetischen Proben möglichst schnell <strong>und</strong> einfach aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> auszuwerten. Ziel war es mit modernster digitaler Bildverarbeitung im PC die<br />

Möglichkeiten der konventionellen Kerr-Mikroskopie auszureizen.<br />

Das Mikroskop ist über eine optische Bank aus den optischen Komponenten so aufgebaut,<br />

daß es die Anforderungen an Bildkontrast <strong>und</strong> Auflösung erfüllt. Der Aufbau entspricht<br />

dem <strong>eines</strong> Polarisationsauflichtmikroskops. Es wurde kein kommerzielles Auflichtmikroskop<br />

benutzt. Diese sind zwar praktikabler in Bezug auf Justierung <strong>und</strong> Messung, Änderungen<br />

im Aufbau sind aber sehr aufwendig. Magnetischen Kontrast erhält man durch die<br />

Verwendung des Polarisators im Beleuchtungsstrahlengang <strong>und</strong> des Analysators im Abbildungsstrahlengang.<br />

Mittels CCD-Kamera ist die Aufnahme der magnetischen Strukturen<br />

möglich, die dann im PC weiter bearbeitet <strong>und</strong> gespeichert werden.<br />

Durch den modularen Aufbau des Mikroskops läßt es sich auf andere Anforderungen hin<br />

umrüsten. So kann zum Beispiel die Bildverarbeitungselektronik leicht durch eine MOKE-<br />

Sensorik [10] ersetzt oder ein zusätzlicher Kompensator eingesetzt werden. Mit dessen<br />

Hilfe kann man quadratische magnetooptische Effekte beobachten oder statt der Kerr-<br />

Drehung die Kerr-Elliptizität sichtbar machen. Geplant ist auch noch eine spätere Erweiterung<br />

durch eine Laserstrahleinkopplung zum thermomagnetischen Schreiben auf magnetooptische<br />

(MO) Disks bzw. dafür relevante Materialien.<br />

Mit dem realisierten Kerr-Mikroskop wurde in der Arbeitsgruppe eine zusätzliche Meßmethode<br />

zu den bereits vorhandenen Apparaturen - Brillouin-Licht-Streuung (BLS), Alter-<br />

- 2 -


Kapitel 1 ! Einleitung<br />

_________________________________________________________________________<br />

nating-Gradient-Magnetometer (AGM), Vibrating-Sample-Magnetometer (VSM), Kerr-<br />

Magnetometer (MOKE) - zur Charakterisierung magnetischer dünner Schichten integriert.<br />

Die Arbeit gliedert sich wie folgt:<br />

In Kapitel 2 wird der theoretische Hintergr<strong>und</strong> diskutiert, auf dem diese Arbeit <strong>aufbau</strong>t. Dazu<br />

gehören das Verständnis des benutzten polaren <strong>und</strong> longitudinalen Kerr-Effekts <strong>und</strong> die<br />

Abhängigkeiten der Effekte von geometrischen Größen. Außerdem ist es unerläßlich, sich<br />

mit dem Mikromagnetismus zu beschäftigen, mit dessen Hilfe man die magnetischen Mikrostrukturen<br />

einer Probe beschreiben kann. Es lassen sich so die Entstehung, geometrische<br />

Form <strong>und</strong> Größe von Domänen <strong>und</strong> Domänenwänden nachvollziehen. Es gibt nur für<br />

sehr wenige Spezialfälle analytische Lösungen, daher werden häufig numerische Verfahren<br />

zur Lösung der mikromagnetischen Gleichungen benutzt. Ebenso wichtig ist das Verständnis<br />

von Anisotropien, mit deren Hilfe sich Vorzugsrichtungen der Magnetisierung in<br />

einer Probe erklären lassen, die sich in den Symmetrien der Domänenstruktur zeigen. In<br />

der Anwendung spielen Anisotropien überall dort eine große Rolle, wo man die Magnetisierung<br />

in einer bestimmten Richtung festhalten will. Dies ist zum Beispiel für magnetische<br />

Speicher der Fall.<br />

Polare Kerr-Mikroskopie wurde bis heute weitgehend zur Untersuchung von Domänen in<br />

Medien der magnetooptischen Datenspeicherung benutzt [11, 12, 13]. Zum Testen des<br />

polaren Mikroskops ist daher eine MO-Disk mit eingeschriebenen Bit-Mustern benutzt worden.<br />

Zusätzlich standen noch eine GdFe- <strong>und</strong> eine GdTbFe-Probe zur Verfügung. Als Vertreter<br />

der Legierungen aus Seltenen Erden <strong>und</strong> Übergangsmetallen (RE-TM) besitzen sie<br />

für MO-Disks relevante Eigenschaften, die hier diskutiert wurden.<br />

Eisen stellt ein bekanntes <strong>und</strong> häufig untersuchtes System dar [9, 14, 15]. Anhand einer<br />

kristallinen Eisen-Probe ist die Funktion des longitudinalen Kerr-Mkroskops untersucht<br />

worden.<br />

Desweiteren wurden als weitere Testsubstanzen noch FeAu-Vielfachschichten mit dem<br />

polaren Kerr-Effekt gemessen, um zusätzlich Information über die bereits mit BLS <strong>und</strong><br />

MOKE untersuchten Proben zu erhalten.<br />

- 3 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

2 Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.1 Magnetooptik<br />

Als magnetooptischen Effekt bezeichnet man die Änderung des Polarisationszustandes<br />

von Licht bei Wechselwirkung mit einem magnetisierten Festkörper. Dieser Effekt ist richtungsabhängig<br />

bezüglich der Kristallachsen, man spricht deshalb von optischer Anisotropie.<br />

Schickt man linear polarisiertes Licht, das sich als Überlagerung einer rechts- <strong>und</strong> einer<br />

links-zirkular polarisierten Welle darstellen läßt, durch ein magnetisiertes Material, so ist es<br />

danach im Allgemeinen elliptisch polarisiert. Nach Durchlaufen der Probe besitzen beide<br />

zirkularen Anteile eine Phasendifferenz, die sich auf verschiedene Gruppengeschwindigkeiten<br />

für rechts- <strong>und</strong> links-zirkulares Licht entlang der Richtung der Magnetisierung zurückführen<br />

läßt <strong>und</strong> gegebenenfalls eine Amplitudendifferenz bei absorbierenden Medien.<br />

Daher bezeichnet man diesen Effekt auch als magnetisch induzierte zirkulare Doppelbrechung.<br />

Linear polarisiertes Licht läßt sich durch eine Polarisationsellipse beschreiben, bei der der<br />

zweiten Hauptachse die Länge Null zugeordnet wird. Aufgr<strong>und</strong> der entstehenden Phasendifferenz<br />

der beiden Teilwellen ist die Polarisationsrichtung des ausfallenden Lichtes gegenüber<br />

der des einfallenden Lichtes gedreht <strong>und</strong> zudem das Verhältnis der Hauptachsen<br />

der Polarisationsellipse verändert. Das Licht ist also elliptisch polarisiert.<br />

Quantitativ läßt sich dieser Effekt durch den komplexen Brechungsindex n<br />

~<br />

= n + ik beschreiben,<br />

wobei n der reelle Brechungsindex <strong>und</strong> k der Absorptionsindex ist.<br />

Der Brechungsindex ist mit dem Dielektrizitätstensor ~ ε <strong>und</strong> dem Permeabilitätstensor ~ µ<br />

über die Gleichung<br />

~ 2<br />

n = ~ ε ⋅ ~ µ<br />

( 1 )<br />

verb<strong>und</strong>en. Beide Größen sind wellenlängenabhängig. Besitzt das einfallende Licht eine<br />

hinreichend hohe Frequenz (ω >> 10 11 s -1 ), so wird ~ µ zu einem konstanten Skalar <strong>und</strong><br />

kann gleich eins gesetzt werden. Da diese Bedingung für das optische Spektrum erfüllt ist,<br />

- 4 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

lassen sich die magnetooptischen Effekte durch den komplexen Dielektrizitätstensor hinreichend<br />

beschreiben:<br />

~ ε = ε + i ε<br />

( 2 )<br />

1<br />

2<br />

Mittels dieses Tensors läßt sich die dielektrische Verschiebung D r im Medium bei anliegendem<br />

elektrischen Feld E r wie folgt darstellen [16]:<br />

r<br />

D<br />

r r r r<br />

~ ε ⋅ E = ε E + iε<br />

Q ⋅ M × E<br />

( 3 )<br />

=<br />

0 0<br />

mit<br />

⎛ 1 iQm3<br />

− iQm2<br />

⎞<br />

~<br />

⎜<br />

⎟<br />

ε = ε<br />

0 ⎜−<br />

iQm3<br />

1 iQm1<br />

⎟<br />

( 4 )<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ iQm2<br />

− iQm1<br />

1 ⎠<br />

wobei Q eine Materialkonstante ist, die auch als magnetooptischer Parameter oder Verdet’sche<br />

Konstante bezeichnet wird <strong>und</strong> m i die Komponenten des Einheitsvektors der Magnetisierung<br />

sind. In Gleichung (4) ist der komplexe Dielektrizitätsvektor für lineare magnetooptische<br />

Effekte im Falle <strong>eines</strong> kubischen Materials dargestellt. Die dargestellte Form<br />

ergibt sich aufgr<strong>und</strong> von Symmetrieüberlegungen. Nehmen wir an, daß sich das Medium in<br />

einem in z-Richtung orientierten Magnetfeld befindet, so reduziert sich Gleichung (4) zu:<br />

⎛ 1 iQm3<br />

0⎞<br />

~<br />

⎜<br />

⎟<br />

ε = ε<br />

0 ⎜−<br />

iQm3<br />

1 0⎟<br />

( 5 )<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ 0 0 1⎠<br />

~ ε ist also durch eine Drehmatrix darstellbar.<br />

Man kann ~ ε entweder experimentell bestimmen oder mit einem theoretischen Modell berechnen.<br />

Die erste Methode ist besser geeignet, um reale Systeme zu beschreiben. Die<br />

theoretische Bestimmung ist für das Verständnis der mikroskopischen Mechanismen bei<br />

Wechselwirkung von Licht mit Materie wichtig <strong>und</strong> wird im Folgenden angesprochen.<br />

Bei Metallen verwendet man statt des Dielektrizitätstensors ~ ε auch oft den komplexen<br />

Leitfähigkeitstensor<br />

~ σ = σ + iσ<br />

, ( 6 )<br />

1<br />

2<br />

der über die Beziehung<br />

~ 4π<br />

ε = 1−<br />

i ~ σ<br />

( 7 )<br />

ω<br />

mit ε ~ verknüpft ist.<br />

- 5 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Außer den angesprochenen gibt es noch weitere magnetooptische Effekte, die eine quadratische<br />

Abhängigkeit vom Magnetfeld (Voigt-Effekt) zeigen oder dem Gradienten der<br />

Magnetisierung proportional sind [17, 18, 19, 20]. Diese Effekte sind jedoch um Größenordnungen<br />

kleiner im Vergleich zu linearen magnetooptischen Effekten - wie der Faraday<strong>und</strong><br />

der Kerr-Effekt - <strong>und</strong> sollen im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter behandelt werden.<br />

2.1.1 Kerr-Effekt<br />

Als Kerr-Effekt bezeichnet man die Änderung der Polarisation bei Reflexion an magnetischen<br />

Materialien. Zur Bestimmung des vollständigen Polarisationszustandes des Lichtes<br />

muß sowohl die Lage der Hauptachsen gegenüber den Koordinatenachsen als auch die<br />

Elliptizität bestimmt werden. Die charakteristische Größe für den Kerr-Effekt ist der komplexe<br />

Kerr-Winkel Φ K.<br />

Φ = θ + iη<br />

( 8 )<br />

K<br />

K<br />

K<br />

Abbildung 2-1: Charakterisierung des Polarisationszustandes von Licht bei Reflexion an einer<br />

magnetisierten Schicht durch Kerr-Rotation θ K <strong>und</strong> Kerr-Elliptizität η k . E ein beschreibt das einfallende<br />

Licht mit linearer Polarisation (keine zweite Halbachse) <strong>und</strong> E aus1 , E aus2 stellen die<br />

beiden Hauptachsen des elliptisch polarisierten Lichts nach der Reflexion dar.<br />

Die Kerr-Rotation θ K beschreibt die Drehung der Hauptachse des reflektierten Strahls gegenüber<br />

dem einfallenden Strahl. Das Verhältnis der beiden Hauptachsen zueinander gibt<br />

den Tangens der Kerr-Elliptizität η K an.<br />

- 6 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Die Abhängigkeit der Kerr-Drehung von der Magnetisierung M r <strong>und</strong> der Richtung des E r -<br />

Vektors läßt sich aus Gleichung (3) <strong>und</strong> den Maxwellgleichungen mit passenden Randbedingungen<br />

für die Reflexion des Lichtes herleiten [21]. Eine wesentlich anschaulichere Methode<br />

ergibt sich, wenn man das Kreuzprodukt M<br />

r × E<br />

r<br />

als<br />

N<br />

θK<br />

K<br />

Lorentz-Kraft interpretiert, die auf die vom Licht zu Schwingungen<br />

angeregten Elektronen wirkt. Ohne Magnetisierung<br />

schwingen diese Elektronen parallel zur Polarisationsachse<br />

des einfallenden Lichtes. Durch die Lorentz-Kraft erhält man<br />

eine zusätzliche senkrechte Schwingungskomponente <strong>und</strong><br />

das reflektierte Licht eine weitere Polarisationskomponente.<br />

Der normal reflektierten Amplitude N r wird die Kerr-Amplitude<br />

K r überlagert. Geht man von einer perfekten Probenoberfläche<br />

aus, so hängt die Größe des komplexen Kerr-<br />

Winkels nur noch vom Material, der Sättigungsmagnetisierung,<br />

der Wellenlänge des einfallenden Lichtes <strong>und</strong> dem Einfallswinkel<br />

ab.<br />

Abbildung 2-2: Darstellung<br />

der Kerr-Amplitude<br />

K r<br />

<strong>und</strong> der normal reflektierten<br />

Amplitude N r .<br />

Beim Kerr-Effekt lassen sich in Abhängigkeit von der Meßgeometrie drei Fälle unterscheiden<br />

(Abbildung 2-3).<br />

Den polaren Kerr-Effekt erhält man bei einer senkrecht zur Oberfläche magnetisierten<br />

Probe. Er ist unabhängig von der Polarisationsrichtung des einfallenden Lichtes. Die<br />

stärkste Drehung erhält man für senkrechten Einfall.<br />

Beim transversalen Kerr-Effekt liegt die Magnetisierung parallel zur Oberfläche <strong>und</strong><br />

senkrecht zur Einfallsebene des Lichtes. Dieser Effekt verschwindet für senkrechten Einfall<br />

<strong>und</strong> verstärkt sich mit zunehmendem Einfallswinkel bis zu einem materialabhängigen Maximum.<br />

Für Komponenten des Lichtes, die senkrecht zur Einfallsebene polarisiert sind,<br />

findet keine Drehung statt.<br />

Der longitudinale Kerr-Effekt unterscheidet sich vom transversalen Kerr-Effekt dadurch,<br />

daß die Magnetisierung parallel zur Einfallsebene des Lichtes liegt. Daher findet für jede<br />

Polarisationsrichtung eine Drehung statt. Auch dieser Effekt verschwindet bei senkrechtem<br />

Einfall <strong>und</strong> nimmt mit steigendem Einfallswinkel zu.<br />

Reale Systeme weisen oft Bereiche unterschiedlicher Magnetisierungsrichtungen auf. Besitzt<br />

das Licht bei schrägem Einfall eine Polarisation parallel zur Einfallsebene (p-<br />

Polarisation), findet eine Überlagerung aus transversalem <strong>und</strong> longitudinalem Kerr-Effekt<br />

statt. Benutzt man dagegen s-Polarisation (senkrecht zur Einfallsebene), erhält man den<br />

reinen longitudinalen Fall.<br />

- 7 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Abbildung 2-3: Darstellung des a) polaren, b) transversalen <strong>und</strong> c) longitudinalen Kerr-<br />

Effektes. Der normal reflektierten Amplitude (offener Pfeil) wird bei Reflexion an einer<br />

magnetisierten Probe die Kerr-Amplitude (schwarzer Pfeil) überlagert. Beim polaren <strong>und</strong><br />

longitudinalen Kerr-Effekt erhält man eine Kerr-Drehung. Beim transversalen Kerr-Effekt<br />

ändert sich die Größe der Gesamtamplitude.<br />

Eine mikroskopische Beschreibung magnetooptischer Effekte wurde auf der Basis der<br />

Modelle von Lorentz <strong>und</strong> Drude möglich [22]. Das sind klassische Theorien, die die<br />

Wechselwirkung von Licht mit Elektronen betrachten, indem diese wie harmonische Oszillatoren<br />

behandelt werden.<br />

Die Bewegungsgleichung des harmonischen Oszillators für freie Elektronen in einem in z-<br />

Richtung weisenden Magnetfeld sieht wie folgt aus:<br />

m<br />

r<br />

∂<br />

r<br />

∂<br />

∂ t<br />

r<br />

∂<br />

∂ t<br />

2<br />

2<br />

e<br />

⋅ + me<br />

⋅ Γ ⋅ + me<br />

⋅ ω<br />

0<br />

⋅ r − e ⋅ × Bext<br />

= e ⋅ E<br />

2<br />

0<br />

∂ t<br />

r<br />

iωt<br />

E0<br />

⋅ e ist der Beitrag des einfallenden Lichts, m e die Elektronenmasse, e die Elementarladung,<br />

B r<br />

−1<br />

das externe Magnetfeld <strong>und</strong> Γ = τ die Dämpfungskonstante bzw. inverse<br />

ext<br />

Relaxationszeit der Elektronen.<br />

r<br />

r<br />

r<br />

⋅ e<br />

iωt<br />

( 9 )<br />

- 8 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Als Lösung für die Bewegung in z-Richtung <strong>und</strong> die gekoppelten Bewegungen in x- <strong>und</strong> y-<br />

Richtung erhält man:<br />

2 1<br />

ε<br />

zz<br />

= 1+<br />

ω<br />

p<br />

( 10 )<br />

2 2<br />

ω − ω + i Γω<br />

0<br />

ε<br />

ε<br />

xx<br />

xy<br />

2 2<br />

2 ω<br />

0<br />

− ω + i Γω<br />

= ε<br />

yy<br />

= 1+<br />

ω<br />

p<br />

( 11 )<br />

2<br />

2<br />

2<br />

( ω − ω + i Γω)<br />

− ω ω<br />

2<br />

0<br />

iωω<br />

= −ε<br />

= ω<br />

( 12 )<br />

yx<br />

2<br />

c<br />

2<br />

c<br />

p 2 2<br />

2 2 2<br />

( ω<br />

0<br />

− ω + i Γω)<br />

− ω<br />

c<br />

ω<br />

2<br />

Hierbei ist ω c<br />

= −eB z<br />

m die Zyklotronfrequenz <strong>und</strong> ω 2<br />

p<br />

= Ne mε<br />

0<br />

die Plasmafrequenz.<br />

Die mittels Lorentz-Modell berechneten Reflexionskoeffizienten stimmen in ihrem Dispersionsverhalten<br />

zwar qualitativ mit experimentellen Ergebnissen überein, sie sind jedoch einige<br />

Größenordnungen zu klein [23].<br />

Die Quantenmechanik brachte eine zusätzliche Erweiterung dieses Modells, die auch den<br />

Spin berücksichtigt <strong>und</strong> damit auch alle relevanten Bandübergänge <strong>und</strong> die Spin-Bahn-<br />

Kopplung behandelt [22]. Die Wechselwirkung des Lichtes mit der Materie wird als kleine<br />

zeitabhängige Störung im Hamiltonoperator behandelt, die durch die verschiedenen Übergangswahrscheinlichkeiten<br />

zwischen verschiedenen Energiezuständen bei rechts-<strong>und</strong><br />

links-polarisiertem Licht gegeben ist. Damit lassen sich die Komponenten des Leitfähigkeitstensors<br />

~ σ bzw. des Dielektrizitätstensors ~ ε bestimmen. Bei ferromagnetische Materialien<br />

sind die Nicht-Diagonalelemente weitgehend auf die Spin-Bahn-Kopplung zurückzuführen.<br />

Damit erhält man gute qualitative <strong>und</strong> quantitative Übereinstimmungen mit experimentellen<br />

Daten.<br />

Die Abbildungen 2-4 <strong>und</strong> 2-5 zeigen zwei Beispiele für Spektren der Kerr-Rotation von Co,<br />

Fe <strong>und</strong> Ni [24]. In Abbildung 2-4 ist der longitudinale Fall bei einem Einfallswinkel von 45°<br />

dargestellt. Die experimentellen Daten der Kerr-Drehung (gefüllte Symbole) <strong>und</strong> der Kerr-<br />

Elliptizität (leere Symbole) werden mit den theoretischen Werten der Kerr-Drehung (durchgezogenen<br />

Linie) <strong>und</strong> der Kerr-Elliptizität (gestrichelte Linie) verglichen. In a) sind die Werte<br />

für Kobalt <strong>und</strong> in b) die Ergebnisse für Eisen <strong>und</strong> Nickel dargestellt. Abbildung 2-5 zeigt<br />

die experimentellen Daten a) der Kerr-Drehung <strong>und</strong> b) der Kerr-Rotation im polaren Fall für<br />

Co, Fe <strong>und</strong> Ni.<br />

Für alle drei ferromagnetischen Materialien ergibt sich eine gute Beschreibung der experimentellen<br />

Daten durch die Theorie. Man erkennt für beide Geometrien eine starke Abhängigkeit<br />

des Kerr-Effekts von der Photonen-Energie bzw. von der Wellenlänge des benutzten<br />

Lichts. Aufgr<strong>und</strong> dieser starken Dispersion ist es wichtig, zur Messung des Kerr-Effekts<br />

einer Probe eine Beleuchtung mit verschiedenen Wellenlängen zu ermöglichen.<br />

- 9 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Abbildung 2-4: Spektrum der Kerr-Drehung <strong>und</strong> der Elliptizität für (a) Co, (b) Ni <strong>und</strong> Fe. Es<br />

sind die Ergebnisse für s-Polarisation <strong>und</strong> p-Polarisation im longitudinalen Fall zusammengefaßt<br />

[24].<br />

Abbildung 2-5: Spektrum a) der Kerr-Drehung <strong>und</strong> b) der Elliptizität des polaren Kerr-<br />

Effekts für Co, Ni <strong>und</strong> Fe [24].<br />

- 10 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Komplexe Systeme, wie Vielfachschichten, sind momentan von großem Interesse. Sie lassen<br />

sich jedoch aufgr<strong>und</strong> der komplizierten Wechselwirkungen nicht mehr mikroskopisch<br />

beschreiben. Eine Methode, den Kerr-Effekt makroskopisch zu beschreiben, ist durch die<br />

Fresnelsche Theorie der Reflexion in Verbindung mit der elektromagnetischen Maxwell-<br />

Theorie gegeben. Dazu werden Transfer-Matrizen benutzt, die bei Mehrfachschichten<br />

nacheinander angewendet werden.<br />

Betrachtet man die Reflexion an einer unendlich dicken magnetischen Schicht, erhält man<br />

einen Zusammenhang zwischen dem elektrischen Feld des einfallenden <strong>und</strong> des reflektierten<br />

Strahls. Die entsprechende Gleichung ist im Jones-Formalismus dargestellt,<br />

⎡E<br />

⎢<br />

⎣E<br />

r<br />

p<br />

r<br />

s<br />

⎤ ⎡r<br />

⎥ = ⎢<br />

⎦ ⎣r<br />

pp<br />

sp<br />

r<br />

r<br />

ps<br />

ss<br />

⎤<br />

⎥ ⋅<br />

⎦<br />

⎡E<br />

⎢<br />

⎣E<br />

i<br />

p<br />

i<br />

s<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

( 13 )<br />

wobei<br />

r<br />

E<br />

p<br />

<strong>und</strong><br />

r<br />

E<br />

s<br />

die Koeffizienten des reflektierten Lichtes mit paralleler (p) <strong>und</strong> senkrechter<br />

(s) Polarisation in Bezug auf die Einfallsebene sind. Für das einfallende Licht wurde<br />

der Koeffizient i benutzt. Die Abbildungs-Matrix nennt man Fresnel-Streu-Matrix, bei der<br />

r<br />

ss<br />

der Reflexionskoeffizient für s-polarisiertes Licht, r pp<br />

der Reflexionskoeffizient für p-<br />

polarisiertes Licht <strong>und</strong> r ps<br />

<strong>und</strong> r sp<br />

die magnetooptischen Reflexionskoeffizienten sind.<br />

Aus der Zerlegung des einfallenden linear polarisierten Lichts in zwei zirkulare Komponenten<br />

gleicher Amplitude lassen sich dem rechts- <strong>und</strong> links-zirkular-polarisiertem Anteil jeweils<br />

der Reflexionskoeffzient r + bzw. r - zuordnen. Das reflektierte Licht ist dann den verschiedenen<br />

Absorptionskoeffizienten k ± entsprechend elliptisch polarisiert <strong>und</strong> die Hauptachsen<br />

gegenüber dem einfallenden Polarisationsvektor aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen<br />

Brechzahlen n ± gedreht.<br />

Die Reflexionskoeffizienten sind für s-Polarisation folgendermaßen definiert:<br />

+<br />

r = r ss<br />

+ ir ps<br />

( 14 )<br />

r<br />

−<br />

= r ss<br />

− ir ps<br />

( 15 )<br />

Den Zusammenhang mit den komplexen Brechungsidizes erhält man über die folgende<br />

Beziehung für senkrechte Inzidenz:<br />

~ ±<br />

± n − 1<br />

r = −<br />

~<br />

( 16 )<br />

±<br />

n + 1<br />

- 11 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

±<br />

n ~ gibt dabei den komplexen Brechungsindex für rechts- bzw. links-zirkular-polarisiertes<br />

Licht an.<br />

Die „Kerr-Größen“ lassen sich aus den Reflexionskoeffizienten bestimmen. Für s-<br />

polarisiertes Licht ergibt sich der Zusammenhang:<br />

rps<br />

− ≡ Φ<br />

K<br />

≈ θ<br />

s K<br />

− iη<br />

s K<br />

( 17 )<br />

s<br />

r<br />

ss<br />

Für p-polarisiertes Licht gilt entsprechend:<br />

r<br />

r<br />

sp<br />

pp<br />

≡ Φ ≈ θ − iη<br />

( 18 )<br />

K p<br />

K p<br />

K p<br />

Die magnetooptischen Elemente der Streumatrix sind abhängig von der verwendeten Geometrie<br />

des Kerr-Effektes <strong>und</strong> sind im Folgenden für die in dieser Arbeit benutzten Anordnungen<br />

zusammengefaßt [26]. Die Diagonalelemente der Jones-Matrix, die man als Fresnel-Formeln<br />

bezeichnet, haben die Form:<br />

r n cosθ<br />

− n<br />

ss<br />

n cosθ<br />

+ n<br />

1 1 2 2<br />

= ( 19 )<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

cosθ<br />

cosθ<br />

r n cosθ<br />

− n cosθ<br />

pp<br />

n cosθ<br />

+ n cosθ<br />

2<br />

2 1 1 2<br />

= ( 20 )<br />

2<br />

Robinson [25, 26] berechnete mit Hilfe der Maxwell-Gleichungen für den polaren Kerr-<br />

Effekt:<br />

r<br />

ps<br />

− iQ cosθ1<br />

⋅ n1n2<br />

= rsp<br />

=<br />

( 21 )<br />

( n cosθ<br />

+ n cosθ<br />

)( n cosθ<br />

+ n cosθ<br />

)<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

<strong>und</strong> für den longitudinalen Kerr-Effekt:<br />

r<br />

ps<br />

2<br />

− iQ sinθ1<br />

⋅ cosθ1<br />

⋅ n1<br />

= −rsp<br />

=<br />

( 22 )<br />

cosθ<br />

( n cosθ<br />

+ n cosθ<br />

)( n cosθ<br />

+ n cosθ<br />

)<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

- 12 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Die verwendeten Größen wurden in Anlehnung<br />

an Abbildung 2-6 benannt. θ 1 , θ 2 geben<br />

den Winkel zwischen der Strahlrichtung <strong>und</strong><br />

der Oberflächennormalen an. Q ist die komplexe<br />

Kerr-Amplitude <strong>und</strong> n 1 , n 2 bezeichnen<br />

den Brechungsindex der beiden Medien.<br />

Abbildung 2-6: Wichtige Größen für<br />

den Kerr-Effekt.<br />

Mittels Gleichung (21) <strong>und</strong> (22) lassen sich die Abhängigkeiten der Kerr-Amplitude von<br />

dem Einfallswinkel für den polaren <strong>und</strong> longitudinalen Fall recht einfach berechnen. Im<br />

longitudinalen Fall beträgt der Winkel maximaler Kerr-Amplitude für Eisen etwa 50°, für<br />

Nickel etwa 60° <strong>und</strong> für Permalloy ca. 40° [25].<br />

Diese Darstellung des Kerr-Effektes durch den sogenannten Jones-Formalismus ist genau<br />

wie die phänomenologische Beschreibung durch die Maxwellgleichungen schon seit<br />

der Entdeckung des Kerr-Effektes (1876) bekannt.<br />

Geht man zu dünnen Schichten [27] <strong>und</strong> Mehrfachschichten [28] über, so gelten diese einfachen<br />

Gleichungen nicht mehr. Benutzt man weiterhin den Jones-Formalismus, müssen<br />

zusätzlich Matrizen für die Beiträge der Reflexion <strong>und</strong> der Transmission jeder Schicht berücksichtigt<br />

werden [29].<br />

Eine allgemeine Theorie für die Streuung an komplexen magnetischen Systemen, z. B. an<br />

vergüteten Schichtsystemen, wurde von Hunt 1967 hergeleitet [30].<br />

- 13 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

2.2 Magnetische Anisotropien<br />

Die allgemeine theoretische Beschreibung des geordneten Magnetismus erfolgt durch die<br />

nicht-relativistische Quantenmechanik (QM). Damit läßt sich die Austauschwechselwirkung<br />

beschreiben. Sie ist die Ursache für die parallele Spinausrichtung in Ferromagneten <strong>und</strong><br />

die antiparallele Spinausrichtung bei Antiferro- <strong>und</strong> Ferrimagneten. Die Quantenmechanik<br />

erlaubt die freie Wahl der Spinquantisierungsachse, was wiederum zur Richtungsunabhängigkeit<br />

der freien Energie führt. Man erwartet unabhängig von der Probe ein isotropes<br />

Verhalten der Magnetisierung [31].<br />

Experimente haben aber gezeigt, daß die Magnetisierung Vorzugsrichtungen besitzen<br />

kann. Es zeigen sich beispielsweise Anisotropien aufgr<strong>und</strong> der Kopplung der Magnetisierung<br />

an die reale Struktur oder von Symmetrieeigenschaften des Kristalls. Dabei bezeichnet<br />

man die Richtungen minimaler freier Energie als magnetisch leichte Achsen <strong>und</strong> die<br />

Richtungen maximaler freier Energie als magnetisch schwere Achsen.<br />

Die Energie zur Drehung <strong>eines</strong> Spins aus einer leichten in eine schwere Achse, die sogenannte<br />

Anisotropieenergie, beträgt zwischen 10 -8 <strong>und</strong> 10 -3 eV/Atom, was einem Anisotropiefeld<br />

von etwa 0,0011 bis 100 kOe entspricht.<br />

Diese im Allgemeinen kleine Korrektur 1 zur totalen magnetischen Energie wird quantenmechanisch<br />

durch die relativistische Korrektur des Hamilton-Operators beschrieben. Dadurch<br />

ergibt sich eine Spinachsenquantisierung, die physikalisch auf die Spin-Bahn-<br />

Kopplung <strong>und</strong> die Dipol-Dipol-Wechselwirkung zurückzuführen ist.<br />

Wir betrachten im Folgenden die freie Energie in einer Entwicklung nach irreduziblen Darstellungen:<br />

r<br />

F( m)<br />

= b0 +<br />

α ...<br />

∑ b ij<br />

⋅α iα<br />

j<br />

+ ∑bijkl<br />

⋅α iα<br />

jα<br />

k l<br />

+<br />

i,<br />

j<br />

i,<br />

j,<br />

k,<br />

l<br />

( 23 )<br />

F(m)<br />

r ist hier nach Potenzen von α i entwickelt, wobei α i die Komponenten des Einheitsvektors<br />

m r (r<br />

r ) der Magnetisierungsrichtung sind. In der Entwicklung sind wegen der geforderten<br />

Zeitumkehrinvarianz der freien Energie nur gerade Potenzen der α i erlaubt.<br />

1 Zum Vergleich: Die spontane Magnetisierung <strong>eines</strong> Ferromagneten unterhalb der Curietemperatur liegt in<br />

einer Größenordnung von 0,1 eV/Atom.<br />

- 14 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Es lassen sich mehrere Beiträge zu F(m<br />

r )<br />

nach ihrer Ursache unterscheiden:<br />

♦<br />

♦<br />

♦<br />

♦<br />

Magnetokristalline Anisotropie<br />

Formanisotropie<br />

Magnetoelastische Anisotropie - Magnetostriktion<br />

Oberflächen- <strong>und</strong> Grenzflächenanisotropie<br />

Die magnetokristalline Anisotropieenergie beruht auf der Abhängigkeit zwischen Magnetisierungsrichtung<br />

m r (r<br />

r ) <strong>und</strong> den Kristallachsen. Sie läßt sich weitgehend auf die Spin-<br />

Bahn-Kopplung zurückführen. Diese beruht auf der magnetischen Wechselwirkung zwischen<br />

Bahnmoment <strong>und</strong> Spin des Elektrons, dessen Orbitalbahn über das elektrische Potential<br />

an das Kristallgitter gekoppelt ist. Die dipolare Wechselwirkung macht nur einen<br />

geringen Beitrag aus. Für ein kubisches System - wie man es zum Beispiel bei Eisen (bcc)<br />

vorfindet - läßt sich der magnetokristalline Anteil der freien Energie wie folgt darstellen:<br />

F kristall<br />

r<br />

2 2 2 2 2 2<br />

( m)<br />

= K<br />

0<br />

+ K1(<br />

α<br />

1<br />

α<br />

2<br />

+ α<br />

2α<br />

3<br />

+ α<br />

3α1<br />

)<br />

( 24 )<br />

Beiträge von höherer als vierter Ordnung der α i wurden vernachlässigt. K 0 <strong>und</strong> K 1 sind Volumen-Anisotropie-Konstanten.<br />

Für den Beitrag der Formanisotropie spielt die äußere Form der Probe die entscheidende<br />

Rolle. Bei sonst gleichen Bedingungen zweier Proben erhält man für verschiedene äußere<br />

Geometrien unterschiedliche Magnetisierungsverhalten in gleichen Kristallrichtungen. Die<br />

Energie des Streufeldes am Rande der Probe wird dadurch minimiert. Die Ursache der<br />

Formanisotropie liegt in der langreichweitigen Dipol-Dipol-Wechselwirkung. Diese läßt sich<br />

auf die Wechselwirkung der lokalen Magnetisierung (Spins) mit der Magnetisierung der<br />

ganzen Probe zurückführen. Die Berechnung der Formanisotropie erfolgt mit der Lorentz-<br />

Methode, nach der man die Probe in einen inneren, von der Form unabhängigen Teil <strong>und</strong><br />

einen äußeren, durch die Probenform bestimmten Anteil aufteilt. Der innere Anteil wird mit<br />

M r V<br />

, der Magnetisierungsdichte des Volumenanteils, als konstant angenommen. Der<br />

Einfluß der Probenform wird durch das sogenannte Entmagnetisierungsfeld H r<br />

beschrieben.<br />

Für eine unendlich ausgedehnte Schicht erhält man so als Volumenbeitrag der Formanisotropie:<br />

d<br />

- 15 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

F<br />

r<br />

m<br />

M<br />

2<br />

form<br />

( ) = −2.<br />

V<br />

⋅<br />

sin<br />

2<br />

θ<br />

( 25 )<br />

wobei θ den Winkel der Magnetisierung gegen die Schichtnormale bezeichnet.<br />

Auch elastische Effekte können Einfluß auf die Anisotropie der Magnetisierung haben.<br />

Wird Druck auf den Kristall ausgeübt, so reduziert sich die Symmetrie des Systems. Man<br />

erhält zusätzliche Terme in der Anisotropieenergie, die in der magnetoelastischen Energie<br />

zusammengefaßt sind:<br />

F<br />

mag<br />

r<br />

. el.<br />

( m)<br />

= ∑ Bijklε<br />

ijα<br />

kα<br />

l<br />

+ ...<br />

i,<br />

j,<br />

k,<br />

l<br />

( 26 )<br />

Dies ist die allgemeinste Form, in der B i die magnetoelastischen Konstanten sind <strong>und</strong> ε i die<br />

Dehnung in xˆ i<br />

-Richtung ist. Dieser Effekt läßt sich genau wie die kristalline Anisotropie<br />

zum größten Teil auf die Spin-Bahn-Kopplung zurückführen. Besonders beim epitaktischen<br />

Aufwachsen von dünnen Schichten auf ein Substrat mit abweichender Gitterkonstante<br />

spielt dieser Effekt eine große Rolle.<br />

Neben den zuvor behandelten Volumen-Effekten muß man vor Allem beim Übergang zu<br />

niedrigdimensionalen Systemen Grenzflächen-Terme berücksichtigen [32]. Der Anisotropieanteil<br />

der Oberflächen bei ultradünnen Schichten kann nicht mehr vernachlässigt werden.<br />

Auch hier lassen sich zusätzliche Anisotropieterme auf die Reduzierung der Symmetrie an<br />

Grenzflächen im Vergleich zum Volumen zurückführen. Als Beitrag zu freien Energie erhält<br />

man:<br />

r 2 2<br />

F<br />

grenz<br />

( m)<br />

= ( k sα + k<br />

p<br />

d<br />

2<br />

3<br />

α1<br />

)<br />

( 27 )<br />

α 3 ist in der verwendeten Geometrie der Richtungsvektor der Magnetisierung senkrecht zur<br />

Probenoberfläche, α 1 liegt in der Probenebene. k s <strong>und</strong> k p sind die „out-of-plane“ bzw. „inplane“-Beiträge<br />

der Grenzflächen-Anisotropiekonstanten.<br />

Die Beiträge sind abhängig von den an der Grenzfläche aufeinandertreffenden Materialien<br />

<strong>und</strong> der Orientierung der Grenzfläche in Bezug auf die Kristallachsen. Sie sind ebenfalls<br />

auf die Spin-Bahn-Kopplung zurückzuführen.<br />

- 16 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Bei hohen Schichtdicken ist die gesamte Anisotropieenergie weitgehend durch den Volumenanteil<br />

bestimmt. Die Formanisotropie wird vor allem durch die Magnetisierung „inplane“<br />

gehalten. Bei Übergang zu dünneren Schichten nimmt der Anteil der Grenzflächen-<br />

Anisotropie immer mehr zu, so daß die Magnetisierung senkrecht zur Probe liegen kann.<br />

- 17 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

2.3 Mikromagnetismus<br />

Als Mikromagnetismus bezeichnet man die kontinuumstheoretische Beschreibung magnetischer<br />

Mikrostrukturen. Hierbei wird der Übergang von der quantenmechanischen, atomistischen<br />

Beschreibung zur makroskopischen Beschreibung, den Ummagnetisierungskurven<br />

der Messungen vollzogen. Das Modell betrachtet Spins nicht mehr im Einzelnen, sondern<br />

geht auf ihre statistische Gesamtheit über, die sich durch ein stetiges Vektorfeld der lokalen<br />

Mittelwerte über die magnetischen Momente beschreiben läßt. Als charakteristische<br />

r<br />

Größe für magnetische Strukturen erhält man den Magnetisierungsvektor M(r<br />

r ) . Dieser<br />

läßt sich für Temperaturen unterhalb der Curietemperatur folgendermaßen darstellen:<br />

r r r r<br />

M( ) = M ⋅ m(<br />

)<br />

( 28 )<br />

S<br />

m r (r<br />

r ) ist hier der Einheitsvektor der Magnetisierungsrichtung, <strong>und</strong> M S<br />

gibt die Sättigungsmagnetisierung<br />

an.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen des Mikromagnetismus sind in den Aufsätzen [33, 34, 35, 36] zu finden.<br />

Wir wollen den Mikromagnetismus benutzen, um Domänen, Domänenwände <strong>und</strong> die<br />

magnetostatische Wechselwirkung zu beschreiben. Als Domänen bezeichnet man Regionen<br />

einheitlicher Magnetisierung, deren Ausmaße auf der atomaren Skala groß sind. Domänenwände<br />

sind die schmalen Bereiche zwischen benachbarten Domänen mit umklappender<br />

Magnetisierung.<br />

Größe <strong>und</strong> Form der Domänen werden durch die Austauschwechselwirkung, die Anisotropien,<br />

das Streufeld <strong>und</strong> Wechselwirkungen der Magnetisierung mit einem äußeren magnetischen<br />

Feld bestimmt. Eine weitere wichtige Größe für die Formation <strong>und</strong> Stabilität von<br />

Domänen ist das Koerzitivfeld H c , dessen Ursache in Defekten, Inhomogenitäten <strong>und</strong> örtlich<br />

variierenden magnetischen Eigenschaften des Filmes liegt. Bei Betrachtung der statischen<br />

Eigenschaften einer idealen magnetischen dünnen Schicht, kann deren Größe vernachlässigt<br />

werden.<br />

Die Austauschwechselwirkung liefert den Beitrag<br />

E<br />

ex<br />

= A ⋅<br />

∫<br />

V<br />

r<br />

( grad m)<br />

2<br />

dV<br />

( 29 )<br />

wobei A die Austauschsteifigkeit ist, welche aufgr<strong>und</strong> der Steifigkeit der parallel ausgerichteten<br />

Spins gegenüber kurzwelligen Änderungen ihren Namen trägt.<br />

- 18 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Der Anisotropieterm ist hier mit der Funktion F (m<br />

r ) , die alle Beiträge zusammenfaßt,<br />

dargestellt.<br />

E<br />

k<br />

∫<br />

= F( m<br />

r ) dV<br />

( 30 )<br />

V<br />

Als Zeemann-Energie<br />

E<br />

H<br />

bezeichnet man die Wechselwirkungsenergie mit einem von<br />

außen angelegten Feld H r ext<br />

.<br />

r r r r<br />

EH<br />

= −µ 0<br />

⋅ M<br />

s<br />

⋅ ∫ H ext<br />

(<br />

) ⋅ m(<br />

) dV<br />

( 31 )<br />

Der nächste Term gibt die Energie des magnetischen Streufeldes<br />

V<br />

H r<br />

d<br />

(Entmagnetisierungsfeld)<br />

an, das auf die Dipol-Dipol-Wechselwirkung zurückzuführen ist. Die Berechnung<br />

des Streufeldes ist die schwierigste Disziplin des Mikromagnetismus.<br />

r<br />

1<br />

E = µ ⋅ dV<br />

( 32 )<br />

d<br />

2<br />

0<br />

∫<br />

V<br />

H 2 d<br />

Die Gesamtenergie <strong>eines</strong> magnetischen Systems, die sich aus den angegebenen Beiträgen<br />

zusammensetzt, bezeichnet man als Gr<strong>und</strong>gleichung des Mikromagnetismus. Man<br />

erhält somit:<br />

E = E + E + E + E<br />

( 33 )<br />

tot<br />

ex<br />

k<br />

H<br />

d<br />

Aus der Bedingung für das Minimum der gesamten freien Energie E<br />

tot<br />

<strong>eines</strong> ferromagnetischen<br />

Systems erhält man einen Satz von nichtlinearen Differentialgleichungen, deren<br />

r<br />

Lösung das gesuchte Vektorfeld der Magnetisierung M(r<br />

r ) ist.<br />

Aus der Variation der freien Energie ergibt sich:<br />

r r r r r r<br />

2 A⋅<br />

∆ ⋅ m + ∇⋅ F(<br />

m)<br />

+ ( H + H ) ⋅ J = λ ⋅ m ( 34 )<br />

r r r<br />

mit folgenden Bedingungen: ∇⋅( µ 0<br />

+ J)<br />

= 0<br />

( 35 )<br />

H d<br />

ext<br />

d<br />

s<br />

∇<br />

r × H r<br />

= 0<br />

( 36 )<br />

d<br />

m r 2 = 1<br />

( 37 )<br />

wobei λ ein Lagrange’scher Variationsparameter ist. Mit diesen Differentialgleichungen<br />

lassen sich magnetische Strukturen im Kristall berechnen.<br />

- 19 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Minimierung der gesamten freien Energie ist eine Probe ohne äußeres Feld<br />

im Gleichgewicht in wohlabgegrenzte magnetische Bereiche aufgeteilt, die Domänen. Die<br />

Magnetisierung schließt sich weitgehend quellfrei in der Probe, um Streufelder zu vermeiden.<br />

Abgegrenzt werden die Domänen durch sogenannte Domänenwände. Man unterscheidet<br />

zwei Arten von Wänden.<br />

Abbildung 2-7: Domänenwände in magnetischen Schichten mit senkrechter Anisotropie.<br />

Die Wände unterscheiden sich in ihrer Verteilung des Azimutwinkels ψ(x,y). (a) In einer<br />

Blochwand dreht sich die Magnetisierung parallel zur Wand (ψ = 0°). (b) In einer Néel-<br />

Wand dreht sich die Magnetisierung senkrecht zur Wand (ψ = ±90°) [37].<br />

Die Bloch-Wand ist die im Volumen bevorzugte Wand, da sie minimale Streufelder erzeugt.<br />

Die Drehung θ der magnetischen Momente erfolgt in die schwere Richtung.<br />

Geht man zu sehr dünnen Schichten über, zeigt die Magnetisierung der Bloch-Wand „outof-plane“,<br />

es entstehen magnetische Pole an der Oberfläche der Probe. Daher werden in<br />

solchen Systemen Néel-Wände bevorzugt, bei denen sich die Magnetisierung in der<br />

Schicht dreht. Solche Wände bauen ein hohes Streufeld innerhalb der Schicht auf, aber<br />

die Flächen, durch die Streufelder austreten, werden minimiert.<br />

In den meisten Schichtsystemen stellt sich ein Zwischenzustand der beiden Wand-Modelle<br />

ein.<br />

Als Beispiel für ein System, das sich analytisch lösen läßt, betrachten wir die eindimensionale<br />

180°-Bloch-Wand [38]. Sie entspricht einer Domänenwand, die sich in<br />

Schichten mit senkrechter Anisotropie ausbildet. Vernachlässigt man Streufelder <strong>und</strong> elastische<br />

Effekte <strong>und</strong> läßt als Beitrag zur Anisotropieenergie nur die uniaxiale Volumenanisotropie<br />

zu, vereinfacht sich die freie Energie der Wand zu:<br />

- 20 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

E tot<br />

2<br />

⎡ ⎛ dθ ⎞<br />

⎤<br />

2<br />

= ∫ ⎢A<br />

⋅ ⎜ ⎟ + K ⋅ cos θ ⎥dx<br />

( 38 )<br />

⎢⎣<br />

⎝ dx ⎠<br />

⎥⎦<br />

Übrig bleiben nur die Austauschenergie <strong>und</strong> die Volumenanisotropieenergie.<br />

Mittels Variationsprinzip mit den Randbedingungen θ ( +∞ ) = π <strong>und</strong>θ(<br />

−∞)<br />

= −π<br />

erhält<br />

2<br />

2<br />

man die Eulersche Gleichung:<br />

2<br />

⎛ dθ<br />

⎞<br />

− A ⋅ ⎜ ⎟ + K ⋅ cos 2 θ = 0<br />

( 39 )<br />

⎝ dx ⎠<br />

Der Verlauf der Wand stellt sich so ein, daß der Beitrag der Austauschenergie <strong>und</strong> der<br />

Kristallanisotropieenergie über die ganze Wand gleich sind. Die Kristallanisotropieenergie<br />

wächst mit zunehmender Wanddicke, da mehr magnetische Momente in Richtung der<br />

schweren Achse gedreht sind. Hingegen wächst die Austauschenergie mit abnehmender<br />

Wanddicke, da sich der Winkel θ zwischen benachbarten Spins vergrößert.<br />

Als Lösung erhält man für das Wandprofil:<br />

x<br />

cos θ = tanh<br />

( 40 )<br />

A K<br />

mit einer Gesamtenergie der Bloch-Wand von:<br />

σ = 4 ⋅ A ⋅ K<br />

( 41 )<br />

w<br />

In Abbildung 2-8 ist der berechnete Verlauf einer Blochwand dargestellt. Die Wanddicke ist<br />

proportional zu<br />

A / K<br />

, wobei der exakte Wert von der Definition der Wanddicke abhängt.<br />

Abbildung 2-8: Wandverlauf für eine eindimensionale<br />

180°-Wand. Der Kosinus der<br />

Drehung der Magnetisierung ist über der<br />

Wandausdehnung x aufgetragen, die mit<br />

∆ 0<br />

= A K skaliert [37].<br />

- 21 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

Kompliziertere Systeme, wie zum Beispiel zweidimensionale Wände, bei denen auch magnetoelastische<br />

Beiträge berücksichtigt werden müssen, lassen sich meist nicht mehr analytisch<br />

oder mit einfachen Näherungen lösen. Zur Simulation dieser Wandprofile muß man<br />

auf aufwendigere numerische Verfahren zurückgreifen. Beispielrechnungen für verschiedene<br />

Systeme werden in [38, 39, 40, 41, 42, 43] behandelt.<br />

Größe <strong>und</strong> Form der Domänen werden ebenfalls durch ein Energieminimum festgelegt.<br />

Die Energie zum Aufbau <strong>eines</strong> Streufeldes läßt sich durch Bildung neuer Domänen, insbesondere<br />

sogenannter Abschlußdomänen am Rande der Probe, verringern. Die Energiebeiträge<br />

der dadurch entstandenen Domänenwände werden der Gesamtenergie hinzugefügt.<br />

Betrachtet man Ummagnetisierungsprozesse,<br />

so sind die dabei<br />

zu beobachtenden Vorgänge<br />

durch ein lokales Minimum<br />

der freien Energie mit festem<br />

Wert des äußeren Feldes bestimmt.<br />

Die Ummagnetisierungskurve<br />

ergibt sich aus dem<br />

Zusammenspiel von Nukleationen,<br />

Domänenwandverschiebungen<br />

<strong>und</strong> Drehungen der<br />

magnetischen Momente in<br />

Richtung des Feldes. Als<br />

Nukleation bezeichnet man das<br />

spontane Umklappen der Magnetisierung<br />

<strong>eines</strong> submikrometer<br />

großen Bereichs in Richtung<br />

des angelegten Feldes. So<br />

enstandene Nukleationen können<br />

als Zentren für Domänen<br />

dienen. Bei schwachem äußeren<br />

magnetischen Feld erhält<br />

man wie in Abbildung 2-9 dargestellt<br />

ein Anwachsen der<br />

Domänen, die in Bezug auf das<br />

Feld günstig ausgerichtet sind.<br />

In einem starken Feld dreht<br />

sich die Magnetisierung in Richtung<br />

des Feldes [45].<br />

Abbildung 2-9: Darstellung von Ummagnetisierungsprozessen<br />

<strong>und</strong> der daraus resultierenden Hysteresekurve (d).<br />

Eine entmagnetisierte Probe (a) reagiert mit Domänenwachstum<br />

(b) auf ein schwaches <strong>und</strong> mit Drehen der<br />

Magnetisierung (c) auf ein stärkeres äußeres Feld [44].<br />

- 22 -


Kapitel 2 ! Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

________________________________________________________________________<br />

In Abbildung 2-9 (d) sind die anhand der Hysteresekurve definierten Größen angegeben.<br />

Geht man von einem entmagnetisierten Zustand aus (a), so durchläuft man zuerst die<br />

Neukurve bis zum Erreichen der Sättigungsinduktion B s bzw. Sättigungsmagnetisierung<br />

M s . Nimmt die Feldstärke von der Sättigung her wieder ab, so durchläuft man die obere<br />

Kurve. Für H = 0 behält die Magnetisierung einen endlichen Wert, die Remanenz B r bzw.<br />

M r [46].<br />

Das Koerzitivfeld H c ist das Feld, welches erforderlich ist, um die remanente Magnetisierung<br />

M s zu beseitigen. Dabei spielen vor Allem irreversible Drehprozesse <strong>und</strong> Wandverschiebungen<br />

ein Rolle. Beide Prozesse hängen sehr stark von der Fehlstellenkonzentration<br />

<strong>eines</strong> Materials ab. Das bedeutet, für ein homogenes Material ist das Koerzitivfeld<br />

wesentlich kleiner, als für eine Probe, die innerhalb kleiner Gebiete heterogen ist [47].<br />

Anhand der Ummagnetisierungskurven <strong>und</strong> der Domänenstrukturen lassen sich ferromagnetische<br />

Materialien gut charakterisieren.<br />

- 23 -


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

3 Das Kerr-Mikroskop<br />

Bei dem im Rahmen dieser Arbeit aufgebauten Kerr-Mikroskop ist es möglich, sowohl den<br />

polaren Kerr-Effekt als auch den longitudinalen Kerr-Effekt zur Beobachtung magnetischer<br />

Strukturen zu benutzen. Damit läßt sich sowohl die „in-plane“ als auch die „out-of-plane“<br />

Komponente der Magnetisierung sichtbar machen. Auch lassen sich mit Hilfe der verwendeten<br />

Spulen durch Anlegen <strong>eines</strong> äußeren Feldes für beide Kerr-Geometrien Ummagnetisierungsvorgänge<br />

beobachten.<br />

Der Aufbau wurde mit Unterstützung von Herrn Dr. Theo Kleinefeld von der Universität<br />

Duisburg geplant.<br />

3.1 Aufbauprinzip<br />

Bei der Beobachtung des Kerr-Effektes mit einem Polarisationsmikroskop befindet sich<br />

hinter der Beleuchtungsquelle des Mikroskops der Polarisator, der nur für eine Polarisationskomponente<br />

des Lichtes transparent ist. Ein weiterer Polarisationsfilter, der Analysator,<br />

befindet sich im Beobachtungsstrahlengang des Mikroskops. Er wird in gekreuzte Stellung<br />

zum Polarisator gedreht. Wenn keine Drehung des Lichtes nach der Reflexion auftritt, beobachtet<br />

man keinen Kontrast, da der Analysator für das reflektierte Licht <strong>und</strong>urchlässig<br />

ist. Der Kontrast ändert sich, wenn die Polarisationsachse des reflektierten Lichtes durch<br />

den Kerr-Effekt gedreht wird. Der Analysator ist für die zusätzliche senkrechte Polarisationskomponente<br />

des Lichtes transparent. Auf diese Weise entsteht ein Kontrastunterschied,<br />

der die Beobachtung magnetischer Strukturen ermöglicht.<br />

Für maximalen Kontrast zweier Domänen mit beispielsweise entgegengesetzten Magnetisierungsrichtungen<br />

dreht man den Analysator um den Winkel der Kerr-Drehung θ K aus der<br />

Auslöschung heraus, so daß eine Domäne minimale Helligkeit zeigt <strong>und</strong> die benachbarte<br />

Domäne keine Auslöschung erfährt, also maximale Helligkeit zeigt.<br />

-24-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

3.2 Realisiertes System<br />

Schematisch ist der gesamte Meß<strong>aufbau</strong> in Abbildung 3-1 dargestellt.<br />

Abbildung 3-1: Übersicht über den kompletten Meß<strong>aufbau</strong>.<br />

-25-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Das für diese Arbeit konstruierte Mikroskop läßt sich in vier Teile gliedern:<br />

Den Versuchstisch mit dem Mikroskop-Stativ, die Mikroskop-Optik mit Beleuchtung, den<br />

Magneten mit Ansteuerung <strong>und</strong> Magnetfeldmessung <strong>und</strong> das Rechnersystem mit der Bildverarbeitung.<br />

3.2.1 Mechanischer Aufbau<br />

Das Mikroskop ist so geplant, daß es eine Ortsauflösung von mindestens 1 µm erreicht.<br />

Daher ist es wichtig, es möglichst schwingungsfrei aufzustellen. Hierzu wurde ein Tischgestell<br />

aus Porenbeton-Mauerwerksteinen erstellt, die durch Gummimatten aufeinander elastisch<br />

gelagert sind. Am Boden schließen sie mit einer Korkplatte ab. Die Anordnung der<br />

vier Steinsockel berücksichtigt nach Berechnung die Unterstützung der Tischplatte in ihren<br />

Besselpunkten, um ihre Durchbiegung durch Eigenlast zu minimieren.<br />

Die Tischplatte besteht aus einer beschichteten Tischlerplatte, einer 5 cm dicken Styropor-<br />

Lage als Schwingungsdämpfer <strong>und</strong> einer 15 cm dicken polierten Granitsteinplatte, um die<br />

nötige Steifigkeit zu gewährleisten. Auf dieser befindet sich der experimentelle Aufbau.<br />

Abbildung 3-2: Gestell <strong>und</strong> Unterbau des Kerr-Mikroskops.<br />

-26-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Als vertikale Befestigung des Mikroskops dient - vergleichbar dem Duisburger Aufbau [48]<br />

- ein Mamorstativ. Zwischen zwei vertikal auf dem Tisch stehende Mamorplatten sind zwei<br />

weitere Mamorplatten senkrecht verschraubt. Das gesamte Stativ steht auf dünnen Gummifüßen<br />

auf der Granitplatte.<br />

An eine der senkrecht befestigten Mamorplatten wird eine Lochplatte befestigt, an der eine<br />

vertikale Verschiebeeinheit variabel angebracht werden kann. Der benutzte Lineartisch<br />

(Fa. OWIS) mit einem Verschiebeweg von 75 mm <strong>und</strong> einer Spindelsteigung von 500 µm<br />

ermöglicht durch Verschiebung der gesamten Mikroskop-Optik die Fokussierung auf die zu<br />

untersuchende Probe.<br />

Auf der Granitplatte befinden sich noch zwei weitere Verschiebetische, die in gekreuzter<br />

Stellung aufeinander montiert sind, um eine x-y-Verschiebung des Magneten mit der Probe<br />

vornehmen zu können. Sie besitzen einen Verschiebeweg von 47 mm. Mit einer Spindelsteigung<br />

von 1 mm <strong>und</strong> den 2-Phasen-Schrittmotoren mit 400 Schritten pro Umdrehung<br />

läßt sich - auch ohne Getriebe - eine Auflösung von 2,5 µm erreichen. Dies ist bei einer<br />

lateralen Auflösung der Optik des Mikroskops in der Größenordnung von 1 µm zum Positionieren<br />

der Probe ausreichend.<br />

Als Lichtquellen dienen Leuchtdioden (LED, Light Emitting Diode), deren Licht über eine<br />

Halterung in einen Plexiglas-Lichtleiter mit 1 mm Kern-Durchmesser eingekoppelt wird.<br />

Das Ende des Lichtleiters dient zur Beleuchtung des Mikroskops 1 . LEDs haben den Vorteil,<br />

daß sie nahezu monochromatisches Licht emittieren <strong>und</strong> sich die Benutzung von Filtern<br />

erübrigt. Vorteilhaft ist außerdem, daß ihr Licht eine geringe Kohärenzlänge besitzt. Unerwünschte<br />

Interferenzeffekte werden dadurch vermieden. Benutzt man dagegen Laser, so<br />

muß erst die Kohärenz gestört werden [49].<br />

Der benutzte Lichtleiter wird an beiden Enden mit einem scharfen Skalpell abgeschnitten,<br />

mit einer sehr feinen Feile bearbeitet <strong>und</strong> anschließend mit einer für Plexiglas geeigneten<br />

Polierpaste klar poliert.<br />

Es wurden drei Sorten von LEDs verwendet:<br />

1 Zur besseren Lichteinkopplung <strong>und</strong> gleichmäßigeren Ausleuchtung steht mittlerweile noch ein Silikatglas-<br />

Lichtleiter mit fertig polierten Faserenden <strong>und</strong> einem Kerndurchmesser von 2 mm zur Verfügung.<br />

-27-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

• Um maximale Intensität zu erreichen, benutzt man eine rote LED - High Power AlGaAs<br />

Red Lamp der Firma Hewlett Packard - mit einer Wellenlänge von 644 nm <strong>und</strong> einer<br />

Leuchtkraft von 5,8 cd bei einer Stromstärke von 20 mA. Durch zusätzliche Kühlung der<br />

LED auf 77 K in flüssigem Stickstoff läßt sich der Maximalstrom auf 200 mA erhöhen<br />

<strong>und</strong> damit die Leuchtkraft um ein Vielfaches erhöhen, ohne den pn-Übergang der Diode<br />

zu zerstören. Zur Einkopplung in das Faserende wird die Plexiglas-Linse der LED über<br />

dem obersten Kontakt abgeschnitten <strong>und</strong> die Oberfläche mittels Diamantpaste plan <strong>und</strong><br />

klar poliert, so daß man eine direkte Einkopplung der ca. 4 mm² großen Leuchtfläche<br />

erreichen kann. Abbildung 3-3 <strong>und</strong> Abbildung 3-4 zeigen das Spektrum der LED <strong>und</strong> die<br />

Kennlinie der Beleuchtungsstärke.<br />

1<br />

Relative Intensity [a. u.]<br />

0.1<br />

0.01<br />

Relative Luminosity [a. u.]<br />

1<br />

0.1<br />

0.001<br />

500 550 600 650 700 750 800<br />

Wave Length λ [nm]<br />

Abbildung 3-3: Beleuchtungsspektrum<br />

für eine AlGaAs Red Lamp.<br />

1 10<br />

Forward Current IF [mA]<br />

Abbildung 3-4: Relative Beleuchtungsintensität<br />

in Abhängigkeit des Stroms in<br />

Durchlaßrichtung der AlGaAs-LED.<br />

• Um maximale Auflösung zu erreichen, benutzt man dagegen eine blaue GaN Super<br />

Bright LED der Firma NICHIA, deren dominierende Wellenlänge bei etwa 470 nm liegt.<br />

Diese LED liegt in Chipform (surface mounted device: SMD-Technik) vor <strong>und</strong> besitzt eine<br />

Leuchtfläche von ca. 1 mm². Sie läßt sich direkt an die Glasfaser ankoppeln. Bei<br />

Zimmertemperatur erreicht man mit einem Maximalstrom von 20 mA eine Lichtintensität<br />

von 45 mcd. Dieser Wert läßt sich auch hier wesentlich steigern, wenn man die Diode in<br />

flüssigem Stickstoff bei ca. 100 mA betreibt (siehe Abbildung 3-5 <strong>und</strong> Abbildung 3-6).<br />

-28-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

1.2<br />

3.5<br />

Relative Lumlinous Intensity [a. u.]<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

350 400 450 500 550 600 650<br />

Wave Length λ [nm]<br />

Relative Luminosity [a. u.]<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Forward Current IF [mA]<br />

Abbildung 3-5: Beleuchtungsspektrum<br />

für GaN Super Bright LED / Blue.<br />

Abbildung 3-6: Relative Beleuchtungsintensität<br />

in Abhängigkeit des Stroms in<br />

Durchlaßrichtung der GaN-LED / Blue.<br />

♦ Zusätzlich stehen noch zwei Sorten grüner LEDs zur Verfügung. Beide besitzen ihr<br />

Lichtstärke-Maximum bei einer Wellenlänge von 510-520 nm. Sie sind für Proben gedacht,<br />

deren Deckschicht 2 auf grünes Licht abgestimmt ist.<br />

Um eine möglichst gleichmäßige Ausleuchtung zu erhalten, benutzt man eine Single-<br />

Quantum-Well-Chip-LED (SMD-Technik) mit einer maximalen Beleuchtungsstärke von<br />

55 mcd. Diese läßt sich zur Verbesserung der Beleuchtung ebenfalls in flüssigem Stickstoff<br />

betreiben. Die Daten dieser LED sind den Abbildung 3-8 <strong>und</strong> 3-9 zu entnehmen.<br />

Weiterhin stehen noch grüne LEDs in Standardtechnik zur Verfügung. Sie besitzen im<br />

Vergleich zur Chip-Technik den Vorteil einer wesentlich höheren Intensität, müssen allerdings<br />

genau wie die roten LEDs geschliffen werden.<br />

1.2<br />

3.5<br />

Relative Luminous Intensity [a. u.]<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

400 450 500 550 600 650 700<br />

Wave Length λ [nm]<br />

Relative Luminosity [a. u.]<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Forward Current IF [mA]<br />

Abbildung 3-7: Beleuchtungsspektrum<br />

für GaN Super Bright LED / Green.<br />

Abbildung 3-8: Relative Beleuchtungsintensität<br />

in Abhängigkeit des Stroms in Durchlaßrichtung<br />

der GaN-LED / Green.<br />

2 Erläuterungen zu diesen Vielfachreflexionsschichten befinden sich im Anhang<br />

-29-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Beim optischen Aufbau handelt sich im Wesentlichen um ein Auflichtpolarisationsmikroskop<br />

[50].<br />

Als Basissystem wurde die Mikrobank von Spindler&Hoyer gewählt. Dieses variable 2-4<br />

Stangen-System mit verschiebbaren Haltern ist für eine Reihe optischer Komponenten<br />

geeignet. Das so aufgebaute Mikroskop läßt sich je nach Erfordernis auf einer Lochrasterplatte<br />

montieren, die an der vertikalen Verschiebeeinheit des Stativs befestigt wird.<br />

Die optischen Komponenten sind, wie in Abbildung 3-9 schematisch dargestellt, angeordnet.<br />

Sie sollten aus möglichst spannungsfreiem Glas hergestellt sein, um nicht depolarisierend<br />

zu wirken.<br />

Abbildung 3-9: Optischer Aufbau des Kerr-Mikroskops.<br />

Das Faserende des Lichtleiters wird mit einem x-y-Verschiebehalter befestigt. Das einfallende<br />

Licht wird von einem Kondensor aufgeweitet <strong>und</strong> vom Folienpolarisator linear polarisiert.<br />

Da hier neben dem polaren auch der longitudinale Kerr-Effekt gemessen werden soll,<br />

ist der Polarisator so eingestellt, daß die Polarisation des Lichtes senkrecht zur Einfallsebene<br />

liegt, damit keine Überlagerung durch den transversalen Kerr-Effekt erfolgt. Auf<br />

eine Aperturblende kann verzichtet werden, da die Beleuchtung mit einer LED als punktförmig<br />

angenommen wird <strong>und</strong> folglich die Strahldivergenz sehr gering ist. Zur Umlenkung<br />

-30-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

des Strahls wird ein Strahlteilerwürfel benutzt. Das von der Probe reflektierte Licht wird<br />

vom Objektiv auf den CCD-Chip der Kamera fokussiert. Die erforderliche Justierung des<br />

Mikroskops erfolgt durch die vertikalen Verschiebeeinheit.<br />

Um einen Kerr-Kontrast zu erhalten, wird der Analysator in gekreuzter Stellung zum Polarisator<br />

in den reflektierten Strahl gebracht. Es wird nur Licht durchgelassen, das durch die<br />

Probe eine Drehung der Polarisation erfahren hat. Zur genaueren Analyse der Entstehung<br />

des Kerr-Kontrasts sei auf Abschnitt 3.2.4 verwiesen.<br />

Der beschriebene Aufbau dient zur Messung des polaren Kerr-Effektes, da man mittels<br />

Strahlteilerwürfels senkrecht durch das Objektiv auf die Probe einstrahlt.<br />

Um zum longitudinalen Kerr-Effekt überzugehen, muß der Beleuchtungsstrahl aus der optischen<br />

Achse verschoben werden. Trifft das Licht das Objektiv nicht zentriert, so erhält<br />

man einen Einfallswinkel zur Probennormalen entsprechend der Winkelapertur des benutzten<br />

Objektivs. Zur Justierung benutzt man zusätzlich eine Linse kurzer Brennweite im Abbildungsstrahl,<br />

die sogenannte Bertrand-Linse [51]. Mit ihr kann man das Faserende in den<br />

hinteren Brennpunkt des Objektivs verschieben <strong>und</strong> so die Einstellung des Einfallswinkels<br />

überwachen.<br />

Die Auflösung verschlechtert sich gegenüber dem polaren Effekt, da nur die halbe Apertur<br />

des Objektivs ausgenutzt wird <strong>und</strong> die Auflösung von der Apertur wie folgt abhängt:<br />

λ<br />

Dmin = f ⋅<br />

( 42 )<br />

u<br />

D<br />

min<br />

bezeichnet den kleinsten auflösbaren Abstand zweier Punkte <strong>eines</strong> Objekts, λ die<br />

Wellenlänge <strong>und</strong> u die numerische Apertur des Objektivs. f ist ein Zahlenfaktor, der je<br />

nach Umständen (Art der Beleuchtung, Art des Objekts etc.) zwischen 0,5 <strong>und</strong> 1 liegt.<br />

Zum Aufbau gehören vier Mikroskop-Objektive der Firma Leitz (Tabelle 1). Sie sind aus<br />

spannungsfreiem Glas hergestellt <strong>und</strong> somit polarisationserhaltend.<br />

Typ Vergrößerung NA FA [mm] max.Auflösung [nm]<br />

NPL 5-fach 0.09 12.00 2611<br />

NPL-Fluotar 10-fach 0.22 11.70 1068<br />

NPL-Fluotar 20-fach 0.45 2.30 522<br />

NPL-Fluotar 50-fach 0.85 0.24 276<br />

Tabelle 1: Angaben zu Vergrößerung, Numerische Apertur (NA), Freier Arbeitsabstand<br />

(FA) <strong>und</strong> Auflösung der verwendeten Objektive.<br />

-31-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Die Größen für Vergrößerung, NA (numerische Apertur) <strong>und</strong> FA (Freier Arbeitsabstand)<br />

sind Herstellerangaben. Die maximale Auflösung ist nach Gleichung (1) für den Idealfall<br />

berechnet.<br />

Um Proben senkrecht magnetisieren zu können, wurde ein Topfmagnet (nach Vorlagen<br />

von M. Schlussen, Universität Duisburg) konstruiert <strong>und</strong> gebaut. Der Topf besteht aus<br />

Weicheisen <strong>und</strong> enthält eine Spule mit 2500 Wicklungen Kupferdraht von 1 mm Durchmesser.<br />

Der Magnet ist so ausgelegt, daß er sich ideal mit dem bipolaren Netzgerät der<br />

Firma Kepco (BOP-72-6) mit 400 W Leistung bei 6 A ansteuern läßt. Hiermit können Feldstärken<br />

bis etwa 4800 Oe bei 6 A Spulenstrom realisiert werden. Es ist keine Kühlung des<br />

Magneten vorgesehen, weshalb er sich nicht für den Dauerbetrieb bei Maximallast (12 Ω)<br />

eignet.<br />

Abbildung 3-10: Skizze des Topf-Magneten <strong>und</strong> Verlauf der<br />

magnetischen Feldlinien.<br />

Im Deckel der Topfspule befindet sich eine Bohrung von 25 mm Durchmesser. Die Probe<br />

kann nun direkt auf dem Weicheisenkern positioniert werden. Der magnetische Fluß innerhalb<br />

<strong>und</strong> das erzeugte magnetische Feld außerhalb des Magneten sind in Abbildung 3-10<br />

gekennzeichnet. Das Feld tritt annähernd homogen aus dem Eisenkern aus, wird aber zu<br />

den Randbereichen stark inhomogen, daher muß auf eine gute Zentrierung der Probe auf<br />

dem Kern geachtet werden. Die homogene Fläche beträgt etwa 0,7 mm².<br />

-32-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Das Ummagnetisierungsverhalten des Magneten wird für spätere Messungen kalibriert.<br />

Wie man aus Abbildung 3-11 ersieht, zeigt der Magnet einen geringen Hystereseeffekt,<br />

weshalb eine richtungsunabhängige Kalibrierung vorgenommen werden kann.<br />

6000<br />

Magnetisches Feld [Oe]<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

-2000<br />

-4000<br />

-6000<br />

-6 -4 -2 0 2 4 6<br />

Stromstärke [A]<br />

Abbildung 3-11: Abhängigkeit der magnetischen Feldstärke<br />

vom Spulenstrom für den Topf-Magneten.<br />

Zur Anwendung des longitudinalen Kerr-Effekts wird ein Weicheisenring mit einem Kupferdraht<br />

von 1 mm Durchmesser so gewickelt, daß ein magnetischer Fluß wie in Abbildung 3-<br />

12 dargestellt entsteht.<br />

Abbildung 3-12: Schematischer Aufbau <strong>und</strong> Feldlinienverlauf<br />

für den longitudinalen Magneten.<br />

Mit 30 Wicklungen auf jeder Ringhälfte läßt sich ein Magnetfeld erzielen, das mit maximal<br />

100 Oe auf die Probe wirkt. Die Magnetfeldkennlinie des Magneten ist in Abbildung 3-13<br />

dargestellt. Auch hier ist die Abhängigkeit für beide Meßrichtungen bestimmt <strong>und</strong> der dabei<br />

zu beobachtende Hystereseeffekt zu vernachlässigen. Aus den aufgenommenen Hysteresekurven<br />

ist eine maximale Abweichung der Magnetisierung zwischen beiden Durchlauf-<br />

-33-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

richtungen von 0,2 % festzustellen. Dieser Wert liegt jedoch innerhalb der Fehlergrenzen<br />

bei der Bestimmung des Magnetfeldes mittels Hall-Sonde.<br />

150<br />

100<br />

Magnetisches Feld [Oe]<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-6 -4 -2 0 2 4 6<br />

Stromstärke [A]<br />

Abbildung 3-13: Abhängigkeit der Magnetfeldstärke<br />

vom Spulenstrom des longitudinalen Magneten.<br />

Die Ansteuerung der Magnete erfolgt per Rechner über eine kombinierte D/A-A/D-<br />

Wandler-Karte DAS1602 der Firma Plug-In. Über den analogen Ausgang lassen sich<br />

Spannungen bis zu ±10 V mit einer Auflösung von 12 Bit ausgeben. Diese werden auf den<br />

analogen Steuereingang des Netzgerätes (BOP) gelegt, das man sowohl spannungsstabilisiert<br />

als auch stromstabilisiert betreiben kann. Im stromstabilisierten Zustand kann man<br />

mit ±10 V den gesamten Leistungsbereich des Netzgerätes mit einer maximalen Auflösung<br />

von 0,0015 A durchfahren. Dies entspricht einer Auflösung der Magnetfeldansteuerung<br />

von ca. 10 Oe 3 für den polaren Magneten <strong>und</strong> ca. 0,05 Oe für den longitudinalen Magneten.<br />

Die Messung des Magnetfeldes erfolgt über eine Hall-Sonde (BH-700, Fa. Bell), die ein<br />

lineares Verhalten der Spannung in Abhängigkeit vom Magnetfeld zeigt. Mit einer kalibrierten<br />

Hall-Sonde (Group 3 Hall-Probe, Fa. Schaefer) lassen sich der Nulldurchgang <strong>und</strong> die<br />

Steigung der Sonde bestimmen. Über einen analogen Eingang kann der DAS1602 die<br />

Spannung der Hall-Sonde mit 16-Bit Auflösung registrieren <strong>und</strong> das entsprechende magnetische<br />

Feld berechnet werden.<br />

3 Hier wurde der Mittelwert über die Kalibrierungsfunktion des Magnets genommen.<br />

-34-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

3.2.2 Bildverarbeitung<br />

Ein zentraler Bestandteil des Mikroskops ist die Realisierung einer Bildverarbeitung auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage modernster Elektronik <strong>und</strong> Software zum Erhalt optimaler Bildqualität.<br />

Zur Aufnahme der Mikroskop-Bilder wird eine Video-Kamera (Fa. PCO) benutzt, die mit<br />

einem CCD-Chip ausgestattet ist. Der Charge-Coupled-Device-Chip besteht aus einer<br />

Matrix (760 x 570) photosensitiver Halbleiterelemente. Diese erzeugen in Abhängigkeit von<br />

der Beleuchtungsstärke einen Photostrom, das heißt, es werden Elektron-Loch-Paare erzeugt,<br />

die bis zum Auslesen in einer Zelle gespeichert werden. Durch die an die Steuerelektroden<br />

angelegte Spannung lassen sich die Ladungen durch den Chip bewegen <strong>und</strong><br />

die Zellen auslesen. Diese Art des Ladungstransports war namensgebend für den CCD-<br />

Sensor.<br />

Die benutzte Kamera liefert ein der CCIR-Norm entsprechendes Videosignal mit einer Bildintegrationszeit<br />

von 20 ms. Unterdrückt man den Ausleseimpuls durch Setzen einer TTL-<br />

Leitung, kann man diese Zeitspanne in Schritten von 20 ms verlängern.<br />

Das Videosignal der Kamera wird mittels <strong>eines</strong> PCI-Bus Frame Grabbers DT3152 (Fa.<br />

Data Translation) digitalisiert. Die Karte bietet die Möglichkeit, den Kontrast der Aufnahmen<br />

zu verbessern, indem die Bearbeitung des analogen Signals vor der Digitalisierung<br />

mittels dreier Größen gesteuert wird. „Offset“ (black level), „Referenz“ (white level) <strong>und</strong><br />

„Gain“ sind so einstellbar, daß nur bestimmte Bereiche des Videosignals der Kamera mit 8-<br />

Bit Auflösung digitalisiert werden. Allerdings sind dieser Methode durch das Signal/Rausch-Verhältnis<br />

Grenzen gesetzt ( Abschnitt 3.2.4).<br />

Das Rauschen der benutzten Bilder kann dadurch reduziert werden, daß bei der Aufnahme<br />

über mehrere Einzelbilder gemittelt wird. Es war zu erkennen, daß man mit Mittelungen<br />

über zwei bis fünf Bilder eine wesentliche Verbesserung erzielt.<br />

Das digitalisierte Bild wird mit dem Meß-PC weiterverarbeitet. Die Spezifikationen des benutzten<br />

PCs sind: Pentium-133 MHz-Prozessor, PCI-Bus, 32 MByte EDO-RAM, 2 MByte<br />

Grafikkarte, 2 GByte Festplatte. Sie sind ausreichend, um eine „real-time“ Beobachtung<br />

des Kamerasignals zu gewährleisten.<br />

Zur externen Datenarchivierung wird ein ZIP-Laufwerk mit 100 MByte Speichermedien<br />

benutzt.<br />

-35-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

3.2.3 Differenzbildverfahren<br />

Mit dem bisher beschriebenen Verfahren der konventionellen Kerr-Mikroskopie lassen sich<br />

im Allgemeinen nur Materialien mit hoher Sättigungsmagnetisierung, also großer Kerr-<br />

Drehung, untersuchen. Störende Effekte, wie rauhe Oberflächen, können häufig den<br />

schwachen magnetischen Kontrast einfach überdecken.<br />

Die Verstärkung des magnetischen Kontrasts sowie das Unterdrücken des Untergr<strong>und</strong>kontrasts<br />

der Probenoberfläche wird mit Hilfe der Bildverarbeitung erreicht. Dazu benutzt man<br />

das sogenannte Differenzbildverfahren, das schon 1954 von Fowler <strong>und</strong> Fryer [3, 52] angewandt<br />

wurde. Sie überlagerten das Negativ einer Bildaufnahme des gesättigten Zustandes<br />

einer Probe mit einem Bildabzug <strong>eines</strong> beliebigen magnetischen Zustandes <strong>und</strong> subtrahierten<br />

den nicht-magnetischen Untergr<strong>und</strong>. Seit der Entwicklung der digitalen Bildverarbeitung<br />

ist diese Methode sehr erfolgreich <strong>und</strong> wird mittlerweile im „real-time“-Modus<br />

durchgeführt.<br />

Häufig benutzt man als Referenzbild eine Aufnahme der Probe im gesättigten Zustand. Es<br />

sind aber auch andere Aufnahmen geeignet, bei denen der magnetische Kontrast variiert.<br />

Dies ist durch Veränderung der Beleuchtung oder durch Verdrehen der Polarisationsfilter<br />

möglich.<br />

Zur Bildung <strong>eines</strong> Differenzbildes nimmt man ein Bild der magnetischen Struktur mit Untergr<strong>und</strong><br />

auf. Zusätzlich benutzt man als Referenzbild eine Aufnahme der gleichen Probe<br />

mit abweichender Magnetisierung. Die bitweise Differenz dieser beiden Aufnahmen zeigt<br />

nur noch magnetischen Kontrast. Dies funktioniert aber nur in Bereichen, in denen die Untergr<strong>und</strong>schwankungen<br />

nicht so hoch sind, daß sie die magnetischen Strukturen vollständig<br />

überdecken - wie es vor Allem bei nicht epitaktisch gewachsenen Proben oder Proben,<br />

deren Oberfläche beschädigt ist, vorkommt. Auch starke Schwankungen in der Ausleuchtung<br />

sind nicht vollkommen zu beheben. Das Verfahren wird in unserem Fall durch die 8-<br />

Bit Auflösung der Kamera beschränkt.<br />

In Abbildung 3-14 ist ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung der oben genannten Verfahren<br />

gegeben. Als Beispiel wurde eine MO-Disk (Abschnitt 3.2.5) benutzt, bei der die<br />

eingeschriebenen Bits ohne Bearbeitung des Videosignals der Kamera kaum zu erkennen<br />

sind (Abbildung 3-14 a)). Abbildung 3-14 b) zeigt dagegen das Differenzbild mit höherem<br />

Kontrast. Allerdings sieht man auch, daß nicht alle Intensitätsschwankungen beseitigt werden<br />

konnten. Starke Unterschiede in der Beleuchtungsstärke am rechten Rand der Probe<br />

sind nicht auszugleichen.<br />

-36-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

a)<br />

b)<br />

Abbildung 3-14: Aufnahme einer MO-Disk a) mit Untergr<strong>und</strong> b) als Differenzbild. Die eingeschriebenen<br />

Bit-Muster verlaufen diagonal im Bild <strong>und</strong> besitzen eine Größe von einigen µm.<br />

Zum Vergleich: Die eingezeichnete Linie (weiß) besitzt eine Länge von 30 µm.<br />

3.2.4 Magnetische Kontrastentstehung<br />

Von besonderer Bedeutung für die Beobachtung von Domänen im Mikroskop ist die Kontrastentstehung.<br />

Bisher sind wir davon ausgegangen, daß man den besten Kontrast erhält,<br />

wenn man versucht, eine Domäne durch Drehung des Analysators auszulöschen. Das<br />

entspricht in Abbildung 3-15 der Drehung um den Winkel ϕ = α, wenn α den Winkel der<br />

Kerr-Drehung darstellt.<br />

Abbildung 3-15: Definition der Winkel für die Einstellung des Kerr-Mikroskops [53].<br />

In der Realität ist dieser Winkel wegen der vorhandenen Untergr<strong>und</strong>helligkeit I 0 etwas größer.<br />

Betrachtet man zwei benachbarte Domänen, erhält man:<br />

-37-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

2 2<br />

2 2<br />

2<br />

I<br />

1<br />

= N sin ( − ϕ)<br />

+ I0<br />

≈ N α − 2αKN<br />

+ K +<br />

α I für die dunkle Domäne ( 43 )<br />

0<br />

2 2<br />

2 2<br />

2<br />

I<br />

2<br />

= N sin ( + ϕ)<br />

+ I0<br />

≈ N α + 2αKN<br />

+ K +<br />

α I für die helle Domäne ( 44 )<br />

0<br />

Die Näherung in den Gleichungen (2) <strong>und</strong> (3) gilt für kleine Winkel α <strong>und</strong> ϕ ≈ K .<br />

N<br />

Berechnet man nun den Bildkontrast gemäß seiner Definition:<br />

K<br />

I1<br />

− I2<br />

= ( 45 )<br />

I + I<br />

1<br />

2<br />

erhält man den maximalen Kontrast bei einem Analysatorwinkel α von<br />

I<br />

= ϕ +<br />

N<br />

2 0<br />

α<br />

max<br />

( 46 )<br />

2<br />

Der Kontrast läßt sich mit elektronischen Methoden (wie in Abschnitt 3.2.2 beschrieben)<br />

leicht durch Mitteln <strong>und</strong> Differenzbildverfahren verbessern. Deshalb fällt dem Signal S <strong>und</strong><br />

dem damit verb<strong>und</strong>enen Signal/Rausch-Verhältnis in der heutigen Kerr-Mikroskopie eine<br />

größere Bedeutung zu. Als Signal ist die Differenz der Helligkeitswerte zweier Domänen zu<br />

verstehen:<br />

S = I − I 4αKN<br />

( 47 )<br />

2 1<br />

≅<br />

Das Signal erhöht sich also durch Vergrößern des Winkels α. Damit erhöht sich aber auch<br />

das damit verb<strong>und</strong>ene Rauschen. Mit der Annahme, daß das Rauschen weitgehend auf<br />

dem Schroteffekt beruht, kann man es als Wurzel der Referenzintensität I r darstellen.<br />

R<br />

I 2<br />

+ I<br />

= I<br />

1<br />

r<br />

=<br />

( 48 )<br />

2<br />

Es zeigt sich, daß das Signal/Rausch-Verhältnis mit dem Öffnen des Analysators gegen<br />

den Wert 4K konvergiert. Das bedeutet, daß die wichtigsten Größen nicht der Analysatorwinkel<br />

α oder die Kerr-Drehung ϕ sind, sondern die Kerr-Amplitude K. Sie ist jedoch im<br />

Wesentlichen durch die Materialkonstanten der benutzten Probe festgelegt. Deshalb ist es<br />

vor Allem in Bezug auf die Probenpräparation wichtig, diese Größe zu optimieren (siehe<br />

dazu Anhang).<br />

-38-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Als Testsystem wird wieder die MO-Disk benutzt. In Abbildung 3-16 sind zwei Aufnahmen<br />

ein <strong>und</strong> derselben Stelle auf der Disk darstellt. Im ersten Bild sind die Standardeinstellungen<br />

des Frame-Grabbers benutzt worden. Man erhält einen schwachen Kontrast der eingeschriebenen<br />

Dots, die sich kaum vom Hintergr<strong>und</strong> abheben. Im zweiten Bild wurde das<br />

Videosignal verstärkt (Gain) <strong>und</strong> Referenz <strong>und</strong> Offset angepaßt. Man erkennt den deutlich<br />

verbesserten magnetischen Kontrast. Das Verfahren wird durch das Rauschen des Videosignals<br />

eingeschränkt.<br />

a)<br />

b)<br />

Abbildung 3-16: Aufnahme der MO-Disk a) ohne Nachbearbeitung b) mit erhöhtem Kontrast<br />

durch Nachbearbeitung. Die Referenzlinie (weiß) hat eine Länge von 30 µm.<br />

3.2.5 Bestimmung der Auflösung<br />

Werden Aberration <strong>und</strong> Linsenfehler vernachlässigt, so ist die Qualität einer Abbildung<br />

durch die Beugung bestimmt. Nach dem Rayleigh-Kriterium sind zwei Punkte genau dann<br />

aufgelöst, wenn das Hauptmaximum des Beugungsbildes <strong>eines</strong> Punktes in das erste Minimum<br />

des Beugungsbildes des anderen Punktes fällt. Es ergibt sich eine Beschränkung der<br />

Auflösung durch die Apertur der benutzten Optik wie durch Gleichung (1) beschrieben.<br />

C. Sparron stellte ein praktikableres Kriterium vor [54]. Das Auflösungsvermögen entspricht<br />

danach dem Punkt, bei dem das Minimum zwischen zwei Bildpunkten verschwindet.<br />

Mit diesem Kriterium soll nun die Auflösung des Kerr-Mikroskops bestimmt werden.<br />

Als Probe wird ein magnetooptisches Speichermedium (MO-Disk) benutzt, das uns von Dr.<br />

Theo Kleinefeld zur Verfügung gestellt wurde.<br />

-39-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Die Disk besitzt den Standard<strong>aufbau</strong> <strong>eines</strong> Mediums für die magnetooptische Datenspeicherung<br />

(s. Abschnitt 4.1).<br />

Das magnetisch aktive Medium<br />

besteht aus einer FeTbCo-<br />

Legierung mit einer polaren<br />

Kerr-Drehung von etwa 0,25°.<br />

Auf der Disk sind innerhalb<br />

zweier Markierungen Bits mit<br />

unterschiedlichen Ausmaßen<br />

thermomagnetisch eingeschrieben.<br />

In Abbildung 3-17<br />

ist die magnetische Struktur<br />

der Disk skizziert.<br />

Gemäß der Annahme, daß der<br />

magnetische Kontrast dieser<br />

Strukturen sehr scharf ist, also<br />

Domänenwände vernachlässigt<br />

werden können, läßt sich<br />

die Probe zur Auflösungsbestimmung<br />

verwenden.<br />

Abbildung 3-19: Bit-Muster der MO-Disk.<br />

Abbildung 3-17: Differenzbildaufnahme der<br />

MO-Disk (4 µm <strong>und</strong> 2 µm). Die Referenzlinie<br />

(weiß) hat eine Länge von 30 µm.<br />

Abbildung 3-18: Differenzbildaufnahme der<br />

MO-Disk (2 µm, 1µm <strong>und</strong> 0,5 µm). Die Referenzlinie<br />

ist wiederum 30 µm lang.<br />

-40-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Die Aufnahmen der MO-Disk wurden für grünes<br />

Licht (λ ≈ 510 nm) mit dem Objektiv mit<br />

20-facher Vergrößerung (NA=0,45) aufgenommen<br />

<strong>und</strong> sind in Abbildung 3-18 <strong>und</strong> 3-<br />

19 gezeigt. Da die Probe durch das Glassubstrat<br />

beleuchtet werden muß, konnte das<br />

Objektiv mit 50-facher Vergrößerung wegen<br />

s<strong>eines</strong> geringen Arbeitsabstands nicht benutzt<br />

werden.<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Pixel<br />

4 µ m<br />

Abbildung 3-20: Schnitt durch die Aufnahme<br />

von 4 µm-Domänen.<br />

Abbildung 3-20 zeigt einen Schnitt durch die<br />

4 µm Bits. Die Strukturen sind noch sehr gut<br />

aufgelölst. Ebenso sind die 2 µm großen<br />

Strukturen in Abbildung 3-21 noch gut zu<br />

trennen. In Abbildung 3-22 lassen sich nicht<br />

mehr alle Bits eindeutig trennen. Nach dem<br />

Sparron-Kriterium ist daher unsere maximale<br />

Auflösung bei 1 µm erreicht.<br />

Benutzt man Gleichung (1) so läßt sich der<br />

unbekannte Zahlenfaktor f bestimmen:<br />

Kerr-Drehung [a.u.]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

2 µm<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Pixel<br />

Abbildung 3-22: Schnitt durch die Aufnahme<br />

von 2 µm-Domänen.<br />

f<br />

=<br />

D<br />

min<br />

λ<br />

⋅ u<br />

= 0,88<br />

180<br />

1 µm<br />

160<br />

Damit errechnet sich die maximal erreichbare<br />

Auflösung unseres Mikroskops mit dem 50-<br />

fach vergrößernden Objektiv <strong>und</strong> einer Beleuchtung<br />

von λ=470 nm zu:<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Pixel<br />

D<br />

min<br />

= 0,49 µm<br />

Abbildung 3-21: Schnitt durch die Aufnahme<br />

von 1 µm-Domänen.<br />

-41-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

3.3 Steuer- <strong>und</strong> Meßprogramm<br />

Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde ein Programm zur Ansteuerung des Mikroskops<br />

<strong>und</strong> zur Automatisierung von Meßreihen entwickelt.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage der Software dient das Betriebssystem Microsoft Windows 95. Das<br />

Meßprogramm mit graphischer Oberfäche wurde mittels Borland C++ 4.5-Compiler unter<br />

Zuhilfenahme der 16-Bit Global Lab Image-Library (Fa. Data Translation) zur Frame-<br />

Grabber-Steuerung <strong>und</strong> Bildverarbeitung <strong>und</strong> 16-Bit Treibern zur Ansteuerung der AD/DA-<br />

Karte geschrieben.<br />

Das Meßprogramm Kerr-Imag besteht aus mehreren Modulen.<br />

Einerseits ist die Einstellung des Frame-Grabbers zur Videosignal-Verarbeitung in Bezug<br />

auf Verstärkung, Offset, Referenz <strong>und</strong> Anzahl der Bildmittelungen möglich. Eine ILUT-<br />

Datei (Input-Look-Up-Table) kann zur automatischen Nachbearbeitung des digitalisierten<br />

Bildes geladen werden. Dadurch läßt sich der Kontrast <strong>eines</strong> Bildes in großen Bereichen<br />

variieren. Zur Bildaufnahme stehen zwei verschiedene Modi zur Verfügung: die Aufnahme<br />

von Einzelbildern <strong>und</strong> der sogenannte „Live-Modus“.<br />

Andererseits besteht die Möglichkeit, das Feld des Magneten mittels 12-Bit DA-Wandler,<br />

der ein Signal von maximal ± 10 V auf den Steuereingang des Netzgerätes gibt, zu fahren.<br />

Das Magnetfeld kann mittels Magnetkennlinie über die Stromstärke kalibriert werden oder<br />

aber mit einer am Magnet befestigten Hall-Sonde - die zuvor ebenfalls kalibriert wurde -<br />

gemessen werden. Die Spannungen, die an der Hall-Sonde abfallen, werden mittels 16-Bit<br />

AD-Wandler eingelesen <strong>und</strong> über eine Kalibrierungstabelle in Einheiten der magnetischen<br />

Feldstärke umgerechnet.<br />

Der wichtigste Teil des Programms besteht in der automatisierten Aufnahme einer Hysterese-Kurve.<br />

Die dabei einzustellenden Größen sind: Maximalfeld des Magneten,<br />

Schrittweite des Magnetfeldes <strong>und</strong> Zeitspanne zwischen zwei Meßpunkten. Weiterhin läßt<br />

sich noch ein Meßbereich definieren, für den man davon abweichende Werte einstellen<br />

kann, ein sogenannter ROI (Region of Interest). Es besteht die Möglichkeit, die<br />

Messungen mittels des in Abschnitt 3.2.3 beschriebenen Differenzbild-Verfahrens<br />

durchzuführen. Um eine qualitative Übersicht über den Verlauf der Hysterese-Kurve zu<br />

erhalten, werden die Grau-Mittelwerte über alle Bildpixel in einem zuvor definierten<br />

(default: gesamtes Bild) Bereich des Bildes berechnet <strong>und</strong> in einem Datenfenster<br />

dargestellt. Das Programm speichert die Einzelbilder der Messung, die Hysteresekurve<br />

<strong>und</strong> ein „Meß-Info“-ASCII-File ab, das alle Informationen über die Messung enthält (z.B.<br />

Datum, benutzte Diode, Probe, ...). Die Programmoberfläche während solch einer<br />

Messung sieht dabei wie folgt aus:<br />

-42-


Kapitel 3 ! Das Kerr-Mikroskop<br />

________________________________________________________________________<br />

Abbildung 3-23: Programmoberfläche beim Durchfahren <strong>eines</strong> Loops.<br />

Des Weiteren ist im Programm ein Editor integriert, mit dessen Hilfe sich Meßdaten, Eichdaten,<br />

etc. anschauen <strong>und</strong> gegebenenfalls auch ändern lassen.<br />

-43-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

4 Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

4.1 Medien der magnetooptischen Datenspeicherung<br />

Amorphe Seltenerd-Übergangsmetall-Legierungen (SE-ÜM) sind momentan die gängigen<br />

Medien für die magnetooptische Datenspeicherung. Die Zusammensetzung der praktikabelsten<br />

Systeme ist eine quaternäre Legierung (Tb y Gd 1-y ) x (Fe z Co 1-z ) 1-x , bei der Terbium<br />

<strong>und</strong> Gadolinium zu den Seltenen Erden <strong>und</strong> Eisen <strong>und</strong> Kobalt zu den Übergangsmetallen<br />

zählen. Seltene Erden besitzen die Elektronenkonfiguration (4f) n (5p) 6 (5d) 1 (6s) 2 , wobei für<br />

Gadolinium n=7 <strong>und</strong> für Terbium n=8 ist. Dabei koppeln die Momente der SE-<br />

Komponenten mit den Momenten der ÜM-Komponenten antiferromagnetisch, so daß sich<br />

eine Netto-Moment in Richtung des größeren der beiden magnetischen Momente ergibt<br />

[37]. Ein solches System bezeichnet man als Ferrimagnet.<br />

Abbildung 4-1 zeigt die Temperatureigenschaften<br />

der Netto-Magnetisierung <strong>und</strong> der Magnetisierungen<br />

der SE- <strong>und</strong> ÜM-Anteile. Man erkennt,<br />

daß durch die starke Austauschkopplung<br />

die beiden Komponenten die gleiche kritische<br />

Temperatur T c besitzen. Bei<br />

T = 0 K ist die SE-Magnetisierung größer als die<br />

der Übergangsmetalle, so daß eine Netto-<br />

Magnetisierung in Richtung des SE-Momentes<br />

entsteht. Da beide magnetischen Momente mit<br />

steigender Temperatur unterschiedlich stark<br />

abfallen, erhält man bei der Kompensationstemperatur<br />

T comp eine verschwindende Netto- keit der Magnetisierung in amorphen<br />

Abbildung 4-1: Temperaturabhängig-<br />

Magnetisierung aufgr<strong>und</strong> der entgegengerichteten<br />

gleichgroßen magnetischen Momente bei-<br />

SE-ÜM Filmen [55, 37].<br />

der Komponenten. Mit weiter steigender Temperatur nimmt die Netto-Magnetisierung in<br />

Richtung des ÜM-Anteils wieder zu, bis bei der kritischen Temperatur T c die Legierung in<br />

einen paramagnetischen Zustand übergeht [56].<br />

-44-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

Die Zusammensetzung einer Legierung für MO-Medien wählt man so, daß T comp in der<br />

Nähe der Arbeitstemperatur (T ≈ 300 K) liegt <strong>und</strong> sich eine Netto-Magnetisierung nahe Null<br />

ergibt. Das Koerzitivfled H c divergiert bei T comp , weil auf eine Probe mit verschwindender<br />

Sättigungsmagnetisierung M s ein äußeres Magnetfeld keinen Einfluß hat. Es gilt der Zusammenhang:<br />

K<br />

Hc<br />

∝ ,<br />

M<br />

s<br />

mit K der magnetischen Anisotropiekonstanten, die in diesem Bereich nur eine sehr<br />

schwache Temperaturabhängigkeit aufweist.<br />

Trotzdem erhält man ein gutes Kerr-Signal, da die Kerr-Amplitude auf die Wechselwirkung<br />

mit den 3d-Elektronen von Eisen <strong>und</strong> Kobalt zurückzuführen ist. Diese bilden die äußere<br />

Schale in den Ionen der Übergangsmetalle, weil das 4s-Elektron zu den freien Elektronen<br />

des Festkörpers übergeht. Dagegen liegen die für die magnetischen Eigenschaften der<br />

Seltenen-Erden verantwortlichen 4f Elektronen zu weit von der Fermienergie E F entfernt,<br />

so daß keine optischen Übergänge möglich sind.<br />

Eine wichtige Eigenschaft von SE-ÜM-Legierungen ist ihre senkrechte magnetische Anisotropie.<br />

Sie ist auf die atomare Nahordnung <strong>und</strong> die Oberflächenanisotropie dieser dünnen<br />

Schichten zurückzuführen, da es in diesen amorphen Legierungen keine Kristallstruktur,<br />

also auch keine magnetokristalline Anisotropie gibt.<br />

Charakteristisch für Materialien der MO-Datenspeicherung sind „rechteckige“ Ummagnetisierungskurven.<br />

Die Sättigungsmagnetisierung M s <strong>und</strong> die magnetische Remanenz M r besitzen<br />

dabei annähernd den gleichen Wert. Das magnetooptische Signal bleibt konstant,<br />

auch wenn das äußere Feld auf Null zurückgefahren wird. Außerdem erfolgt ein sofortiges<br />

Umklappen der Magnetisierung bei dem Koerzitivfeld H c .<br />

Der Schreibprozeß erfolgt thermomagnetisch [57]. Durch einen gepulsten Laserstrahl wird<br />

die Schicht lokal über die Curietemperatur erhitzt <strong>und</strong> durch Anlegen <strong>eines</strong> Magnetfeldes<br />

beim Abkühlen aufmagnetisiert . Die typische Domänenlänge entspricht dem thermischen<br />

Profil des Laserstrahls <strong>und</strong> liegt in der Größenordnung von 1 µm. Für die Curietemperatur<br />

des MO-Mediums ergibt sich eine durch die Laserleistung bedingte Obergrenze von etwa<br />

600 K. Die Untergrenze sollte 400 K nicht unterschreiten, um die Datensicherheit zu gewährleisten.<br />

Bei Raumtemperatur (∼ 300 K) muß das Speichermedium wieder ein hohes<br />

Koerzitivfeld H c besitzen, um unempfindlich gegenüber externen Streufeldern zu sein. Das<br />

Auslesen der Daten erfolgt mit dem polaren magnetooptischen Kerr-Effekt. Die Speicherdichte<br />

ist durch die optische Auflösung bestimmt, die etwas unter 1 µm beträgt. Durch Er-<br />

-45-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

K<br />

höhung der Kerr-Amplitude ( ∝ R ⋅ sinθ<br />

) erreicht man eine Verbesserung des Signal/Rausch-Verhältnisses.<br />

Die Anforderungen an die SE-ÜM Legierungen sind also durch Lese- <strong>und</strong> Schreibprozesse<br />

festgelegt <strong>und</strong> lassen sich über die quaternäre Zusammensetzung der Legierung einstellen.<br />

Durch Einbau von Terbium in binären Schichten kann das Koerzitivfeld <strong>und</strong> die senkrechte<br />

Anisotropie erhöht <strong>und</strong> die Curie-Temperatur erniedrigt werden [58]. Mit Hilfe von<br />

Kobalt lassen sich die Temperaturabhängigkeiten der Schicht (T comp <strong>und</strong> T c ) geeignet einstellen<br />

[59].<br />

-46-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

4.2 Einsatz als polares Kerr-Mikroskop zur Untersuchung<br />

von Seltenerd-Übergangsmetall-Schichten<br />

Stabilität <strong>und</strong> Reproduzierbarkeit bei Ummagnetisierungsvorgängen vor allem im Mikrometerbereich<br />

sind wichtig für Medien der magnetooptischen Datenspeicherung. Hierbei stellt<br />

das Koerzitivfeld H c ist eine kritische Größe dar.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit standen zwei Vertreter der SE-ÜM-Legierungen zur Verfügung.<br />

Die erste Probe besteht aus einer Gd 26,5% Fe 73,5% -Legierung auf einem Glas-Substrat <strong>und</strong><br />

einer abschließenden licht<strong>und</strong>urchlässigen Schutzschicht. Als Vertreter der ternären Medien<br />

wurde eine Probe mit einer Gd 14% Tb 6% Fe 80% -Legierung <strong>und</strong> ähnlichem Aufbau untersucht.<br />

Die Beleuchtung der Proben erfolgte durch das lichtdurchlässige Glas-Substrat.<br />

In Abbildung 4-2 <strong>und</strong> 4-3 sind die Messungen für GdFe <strong>und</strong> GdTbFe dargestellt.<br />

Alle gemessenen Magnetisierungskurven zeigen bis hin zu hohen Feldern keine Sättigung<br />

der Proben, sondern ein lineares Ansteigen des Signals nach der Ummagnetisierung. Dieser<br />

lineare Anstieg der Meßkurven ist auf den Faraday-Effekt zurückzuführen, der eine<br />

zusätzliche Drehung der Polarisation in den Mikroskop-Objektiven <strong>und</strong> dem Glas-Substrat<br />

bewirkt. Die verwendeten Objektive sind für den größeren Beitrag verantwortlich. Mit zunehmender<br />

Vergrößerung <strong>und</strong> damit abnehmendem Arbeitsabstand taucht das Objektiv<br />

tiefer ins Magnetfeld ein <strong>und</strong> die Faraday-Drehung verstärkt sich. Die lineare Abhängigkeit<br />

läßt sich dadurch erklären, daß man sich noch weit unterhalb der Sättigungsmagnetisierung<br />

dieser paramagnetischen Substanzen befindet <strong>und</strong> für diesen Bereich die Magnetisierung,<br />

also auch die Drehung der Polarisationsrichtung, linear mit dem äußeren Feld zusammenhängt.<br />

Paramagnetische Stoffe weisen im Allgemeinen eine wesentlich höhere<br />

Sättigungsmagnetisierung als ferromagnetische Stoffe auf.<br />

Den gemessenen Kurven ist ein weiterer magnetooptischer Effekt überlagert. Eliminiert<br />

man aus den Messungen die Faraday-Drehung rechnerisch, dann zeigen die gesättigten<br />

Bereiche der Kerr-Kurven ein konkaves Verhalten. Dieses läßt mit einem quadratischen<br />

Polynom fitten, was auf die Überlagerung <strong>eines</strong> quadratischen magnetooptischen Effekts,<br />

dem sogenannten Voigt-Effekt, schließen läßt. Im Allgemeinen ist dieser Effekt wesentlich<br />

schwächer als der betrachtete polare Kerr-Effekt <strong>und</strong> deshalb auch nur in dem genannten<br />

Bereich zu erkennen.<br />

GdFe besitzt einen steilen Anstieg der Kerr-Kurve bei einem Koerzitivfeld von 450 Oe. Der<br />

senkrechte Anstieg läßt darauf schließen, daß das Koerzitivfeld durch einen plötzlich einsetzenden<br />

Nukleationsprozeß bestimmt ist. Sobald an einem Nukleationszentrum, typischerweise<br />

eine Inhomogenität am Probenrand, die Magnetisierung umgeklappt ist, mag-<br />

-47-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

netisiert sich die Probe durch Domänenwandverschiebung vollständig um. Die Domänenwände<br />

verlaufen im GdFe zur Vermeidung von Streufeldern geradlinig. Das Koerzitivfeld<br />

von GdFe ist mit 450 Oe gering. Materialien, die als MO-Medien Verwendung finden, weisen<br />

Koerzitivfelder in der Größenordnung von 2 kOe auf.<br />

Gd besitzt eine halbgefüllte 4f-Schale <strong>und</strong> stellt einen Sonderfall unter den Seltenen Erden<br />

dar. Der Gesamtbahndrehimpuls der sieben 4f Elektronen ist gleich Null, wodurch sich nur<br />

sehr schwache Spin-Bahn-Kopplung ergibt [60]. Die Kopplung an die umliegende Struktur<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Anisotropien sind sehr schwach. Damit läßt sich das weichmagnetische<br />

Verhalten der GdFe-Probe erklären.<br />

Die Kerr-Kurve der TbGdFe-Probe zeigt eine starke senkrechte Anisotropie auf. Die Legierung<br />

besitzt ein hohes Koerzitivfeld, das im höherem Maße durch die Wandbewegungen<br />

bestimmt ist. Die Anzahl der Nukleationsprozesse pro Flächeneinheit ist höher, die Beweglichkeit<br />

der Wände geringer. Die Domänenwände können sich daher nicht mehr gerade<br />

ziehen, um die Streufeldenergie zu minimieren.<br />

Das beobachtete Verhalten ist mit dem stärkeren Bahndrehimpuls von Tb (L=3) korreliert.<br />

Die Einionen-Anisotropie des Tb ist weitgehend für die senkrechte Anisotropie verantwortlich.<br />

In einer Legierung führt dies zu starken lokalen Schwankungen der magnetischen<br />

Eigenschaften der Probe auf atomarer Skala, das einen Pinningmechanismus für die<br />

Domänenwände zur Folge hat. Es ergeben sich gekrümmte Domänenwände <strong>und</strong> ein<br />

hohes Koerzitivfeld.<br />

Die Abhängigkeit der Kerr-Drehung vom äußeren Feld in der GdTb-Probe ist entgegengesetzt<br />

zu der in GdTbFe. Dieses Verhalten läßt sich erklären, wenn die Kompensationstemperatur<br />

für eine der Proben unterhalb der Zimmertemperatur liegt. Dann richtet sich das Fe<br />

parallel zum äußeren Feld aus. Die Temperaturabhängigkeit konnte hier nicht untersucht<br />

werden.<br />

-48-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

Abbildung 4-2: Ummagnetisierungsverhalten der GdFe-Probe. In Bild 5 ist eine Referenzlinie<br />

von 30 µm Länge eingezeichnet.<br />

-49-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

Abbildung 4-3: Ummagnetisierungsverhalten der GdTbFe-Probe. In Bild 8 ist eine Referenzlinie<br />

mit einer Länge von 30 µm eingezeichnet. Daraus ergibt sich die Bildgröße zu<br />

1600 µm auf 1200 µm.<br />

-50-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

4.3 Einsatz als longitudinales Kerr-Mikroskop zur Untersuchung<br />

einer Eisen-Schicht<br />

Eisen gehört zusammen mit Kobalt <strong>und</strong> Nickel zu den bekanntesten ferromagnetischen<br />

Substanzen. An der Elektronenkonfiguration [Ar] 3d 6 4s 2 erkennt man, daß der Spin der 3d-<br />

Elektronen für das magnetische Verhalten von Fe verantwortlich ist.<br />

In der Kerr-Mikroskopie ist Eisen wegen seiner hohen Sättigungsmagnetisierung M s =1600<br />

emu/cm³ bei Zimmertemperatur <strong>und</strong> seiner daraus resultierenden großen Kerr-Drehung<br />

von 0,63° (bei 633 nm, polar gemessen [23]) ein umfassend untersuchtes <strong>und</strong> bekanntes<br />

System. Bedingt durch seine „in-plane“-Magnetisierung sind Eisen-Schichten geeignete<br />

Kandidaten zum Testen der Funktionalität des Mikroskops bei Benutzung des longitudinalen<br />

Kerr-Effektes.<br />

Die Kerr-Drehung im longitudinalen Fall ist typischerweise fünf mal schwächer als beim<br />

polaren Kerr-Effekt [61].<br />

Die benutzte Probe wurde von Björn Roos mittels Molekular-Strahl-Epitaxie (MBE) hergestellt.<br />

Die Probe ist folgendermaßen aufgebaut (Abbildung 4-4):<br />

Abbildung 4-4: Schematischer Aufbau der Fe-Probe.<br />

Als Substrat wurde (001)-orientiertes, einkristallines GaAs verwendet. Darauf ist eine Fe-<br />

Keimschicht aufgedampft, die dazu dient, das Wachstum der Goldschicht auf dem Substrat<br />

zu verbessern. Die Goldpufferschicht von 1500 Å hilft bei der Bildung einer glatten<br />

Oberfläche zum epitaktischen Aufwachsen.<br />

Für die Messung ist allein die 200 Å Fe-Schicht von Bedeutung. Die 20 Å dicke Schutzschicht<br />

aus Chrom ist für Licht des sichtbaren Bereichs - bei einer Skin-Tiefe von ca. 200-<br />

-51-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

300 Å - transparent. Der 1500 Å dicke Goldpuffer läßt keine Wechselwirkung des Lichtes<br />

mit dem GaAs-Substrat zu.<br />

Die Probe wurde zuerst mittels MOKE-Untersuchungen charakterisiert. Sie besitzt eine<br />

vierzählige „in-plane“-Anisotropie mit einem Koerzitivfeld von H c = 15 Oe. Kristallines Eisen<br />

wächst auf Gold in bcc-Struktur auf. Aufgr<strong>und</strong> der Kristallanisotropie ist daher eine vierzählige<br />

Symmetrie zu erwarten.<br />

In Abbildung 4-5 ist ein Domänenbild der Fe-Probe bei einem äußeren Feld von ca. 20 Oe<br />

abgebildet. Am unteren Bildrand hebt sich eine dunkle Streifendomäne gegen den hellen<br />

Untergr<strong>und</strong> ab. Wegen<br />

des schwachen Kontrasts<br />

(K = 0,04) ist die Domäne<br />

nur im Differenzbild (K =<br />

0.4) zu beobachten. Für<br />

Fe-Schichten erwartet<br />

man aufgr<strong>und</strong> der starken<br />

vierzähligen Anisotropie<br />

gerade Domänenwände.<br />

Abbildung 4-5: Streifendomäne der Fe-Probe.<br />

Die Abweichung von diesem<br />

Verhalten läßt sich in<br />

unserem Fall durch Probeninhomogenitäten<br />

am Randbereich der Probe erklären. Die Aufnahme zeigt ein starkes<br />

Rauschen, da die Messungen mit maximaler Signalverstärkung aufgenommen wurden, um<br />

aus dem schwachen Kerr-Signal noch einen erkennbaren Kontrast zu erhalten.<br />

Abbildung 4-7 verdeutlicht das Ummagnetisierungsverhalten der Probe gemessen mit dem<br />

longitudinalen Kerr-Effekt. Auf den Aufnahmen waren keine Domänen zu erkennen. Dafür<br />

gibt es mehrere Gründe. Das erhaltene Kerr-Signal ist sehr schwach. Magnetische<br />

Strukturen gehen im Bit-Rauschen unter, obwohl sich mit statistischen Mitteln noch eine<br />

Kerr-Kurve berechnen läßt. Anhand dieser Kurve kann die maximale Helligkeitsdifferenz<br />

zwischen den dargestellten Bildern auf etwa 10 Bit bestimmt werden. Die benutzte Beleuchtung<br />

ist auf den polaren Kerr-Effekt abgestimmt. Durch Ändern der Beleuchtung ließe<br />

sich eine wesentlich gleichmäßigere Ausleuchtung mit geringerem Untergr<strong>und</strong> erreichen<br />

(s. Anhang).<br />

Zum Vergleich des Kerr-Signals wurde in Abbildung 4-7 eine Ummagnetisierungskurve der<br />

Fe-Probe für eine polare Messung hinzugefügt. Man erkennt sehr gut die Verstärkung des<br />

Signals <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Verbesserung des Signal/Rausch-Verhältnisses.<br />

-52-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

166<br />

164<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

162<br />

160<br />

158<br />

156<br />

154<br />

152<br />

-100 -50 0 50 100<br />

Magnetisches Feld [Oe]<br />

Fe (long.)<br />

Abbildung 4-6: Ummagnetisierungsverhalten der Fe-Probe gemessen mit dem<br />

longitudinalen Kerr-Effekt.<br />

140<br />

120<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

Fe (polar)<br />

-6000 -4000 -2000 0 2000 4000 6000<br />

Magnetisches Feld [Oe]<br />

Abbildung 4-7: Ummagnetisierungsverhalten der Fe-Probe gemessen mit dem polaren<br />

Kerr-Effekt.<br />

-53-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

4.4 Untersuchungen von FeAu-Schichten mit polarem<br />

Kerr-Effekt<br />

Bis Mitte der achtziger Jahre waren vor allem einzelne Schichten <strong>und</strong> Schichtsysteme aus<br />

ferromagnetischen Materialien Schwerpunkt der Untersuchungen.<br />

In den letzten Jahren beschäftigte man sich dagegen immer häufiger mit Vielfachschichten<br />

aus ferromagnetischen <strong>und</strong> paramagnetischen Materialien. Mit Hilfe der MBE-Herstellung<br />

ist es möglich, Schichtsysteme aus ultradünnen Schichten herzustellen, die eine sehr gute<br />

Probenqualität aufweisen. An diesen Systemen mit Einzelschichten im Monolagenbereich<br />

wurden zwei charakteristische physikalische Eigenschaften entdeckt:<br />

♦ Die Zwischenschichtaustauschkopplung ist bestimmt durch die unterschiedliche<br />

Kopplung der ferromagnetischen Schichten in Abhängigkeit von der Dicke der paramagnetischen<br />

Zwischenschicht [62, 63, 64, 65].<br />

♦ Durch den Einbau von Zwischenschichten ändert sich die Anisotropie. So kann sich ein<br />

System mit einer „in-plane“-Anisotropie durch zusätzliche Grenzflächenanisotropiebeiträge<br />

durch Zwischenschichten hervorgerufen in ein System mit einer „out-ofplane“-Anisotropie<br />

verwandeln.<br />

Die zwei wichtigsten Größen zur Charakterisierung solcher Schichten sind also die Austauschkopplungskonstante<br />

<strong>und</strong> die Anisotropiekonstante. Das sind genau die beiden Größen,<br />

mit denen man - wie in Kapitel 1 Gleichungen (40) <strong>und</strong> (41) - Domänen bzw. Domänenwände<br />

charakterisiert. Es besteht die Möglichkeit der direkten Bestimmung der Kopplungsstärke<br />

durch Domänenbeobachtungen [66].<br />

Im Rahmen dieser Arbeit standen drei verschiedene FeAu-Proben zur Verfügung. Es handelt<br />

sich um Eisen-Gold-Vielfachschichten, die aus jeweils 30 Schichten von<br />

♦ 2 Monolagen Fe / 1 Monolage Au<br />

♦ 1 Monolage Fe / 1 Monolage Au<br />

♦ 1 Monolage Fe / 3 Monolagen Au<br />

aufgebaut sind. Anhand dieser Systeme soll der Übergang von geschichteten kristallinen<br />

Strukturen zu Legierungen untersucht werden.<br />

Alle drei Proben wurden mittels MBE am Forschungszentrum Jülich hergestellt. Sie besitzen<br />

alle das in Abbildung 4-8 dargestellte Aufbauprinzip.<br />

-54-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

Abbildung 4-8: Schematischer Aufbau der Eisen-Gold-Vielfachschichten.<br />

Als Substrat wurde ein polierter MgO (100)-Einkristall benutzt, auf dem die Fe-Keimschicht<br />

aufgebracht ist. Darauf folgt ein Goldpuffer, der dem epitaktischen Aufwachsen der nachfolgenden<br />

Vielfachschicht dient. Die anschließende Goldschicht erzeugt auf beiden Seiten<br />

der Fe/Au-Schicht die gleichen Randbedingungen [67].<br />

Alle Proben schließen mit einer 500 Å ZnS-Deckschicht zum Schutz vor Oxidationen ab,<br />

die so gewählt ist, daß sie für Licht mit einer Wellenlänge von ca. 540 nm als Antireflexschicht<br />

geeignet ist.<br />

Die Proben wurden von Christoph Mathieu mittels Brillouin-Licht-Streuung (BLS) untersucht.<br />

Die (2Fe/1Au) 30 - <strong>und</strong> (1Fe/1Au) 30 -Proben zeigen „in-plane“-Magnetisierung. Die<br />

(1Fe/3Au) 30 -Probe weicht jedoch von diesem Verhalten ab <strong>und</strong> läßt auf eine senkrechte<br />

Anisotropie schließen. Weitere Messungen wurden von Oliver Büttner mittels longitudinalem<br />

MOKE durchgeführt, die die mit der BLS gef<strong>und</strong>enen Ergebnisse bestätigten. Es ist<br />

deshalb von großem Interesse, das beschriebene Verhalten mittels polarer Kerr-<br />

Mikroskopie durch Identifizierung der Domänenstrukturen während des Ummagnetisierungsvorgangs<br />

genauer zu untersuchen.<br />

Die Messungen wurden mit dem polaren Kerr-Mikroskop bei einer Wellenlänge von 520<br />

nm durchgeführt. Die Abbildungen 4-9, 4-10 <strong>und</strong> 4-11 fassen die Ergebnisse der Messungen<br />

für die drei Fe/Au-Schichtsysteme zusammen.<br />

Die Messung der (2Fe/1Au) 30 -Probe zeigt ein gutes Kerr-Signal. Die schräge Lage der<br />

Hysteresekurve läßt auf eine magnetisch harte Richtung schließen. Es ist also keine Do-<br />

-55-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

mänenbildung zu erwarten. Die Ummagnetisierung erfolgt durch Drehung der Magnetisierung<br />

in harte Richtung.<br />

Die (1Fe/1Au) 30 -Probe verursacht ein schwächeres Kerr-Signal. Für die Aufnahme der<br />

Kerr-Kurve wurde das Objektiv mit dem größten Arbeitsabstand benutzt. Der lineare Anstieg<br />

der Kurve ist daher nicht auf eine Überlagerung mit dem Faraday-Effekt zurückzuführen.<br />

Daß sich die Probe bis zu einem Feld von 4,8 kOe nicht sättigen läßt, weist wiederum<br />

auf eine „in-plane“ Magnetisierung der Probe hin. Auch hier sind daher keine Domänen zu<br />

beobachten.<br />

Die letzte Probe ((1Fe/3Au) 30 ) zeigt gemäß den Erwartungen eine senkrechte Anisotropie.<br />

Auch bei stärkster Vergrößerung ist keine Domänenbildung erkennbar. Der schräge Anstieg<br />

der Kurve läßt darauf schließen, daß der Ummagnetisierungsprozeß weitgehend<br />

durch Nukleationen bestimmt ist. Domänenwandbewegungen sind oft mit einem senkrechten<br />

Anstieg der Hystereskurve verb<strong>und</strong>en.<br />

In Kapitel 2 haben wir gesehen, daß die Wanddicke proportional zu A / K ist. Das bedeutet,<br />

daß mit abnehmender Austauschkonstante <strong>und</strong> zunehmender Anisotropiekonstante<br />

die Wand dünner wird, der Winkel benachbarter Spins wird also größer. Die Domänenstrukturen<br />

können dadurch so klein werden, daß sie mit dem Mikroskop nicht mehr aufzulösen<br />

sind.<br />

Die Grenzflächenanisotropie, hervorgerufen durch die gute Trennung der Fe-Lagen durch<br />

drei Lagen Au, erklärt die senkrechte Anisotropie. Die Probe mit der größten Durchmischung<br />

((1Fe/1Au) 30 ) zeigt „in-plane“-Anisotropie. Die (2Fe/1Au) 30 -Probe wird ebenso stark<br />

durchmischt sein <strong>und</strong> kommt dem Fe-Film am nächsten. Dies zeigt sich in ihrer „in-plane“-<br />

Magnetisierung.<br />

-56-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

90<br />

80<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

-4000 -2000 0 2000 4000 6000<br />

Magnetisches Feld [Gauss]<br />

Abbildung 4-9: Ummagnetisierungsverhalten der (2Fe/1Au) 30 -Vielfachschicht.<br />

180<br />

170<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

-4000 -2000 0 2000 4000 6000<br />

Magnetisches Feld [Gauss]<br />

Abbildung 4-10: Ummagnetisierungsverhalten der (1Fe/1Au) 30 -Vielfachschicht.<br />

-57-


Kapitel 4 ! Messungen <strong>und</strong> Diskussion<br />

________________________________________________________________________<br />

16<br />

Kerr-Drehung [a. u.]<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

-4000 -2000 0 2000 4000<br />

Magnetisches Feld [Oe]<br />

Abbildung 4-11: Ummagnetisierungsverhalten der (1Fe/3Au) 30 -Vielfachschicht.<br />

-58-


Kapitel 5 ! Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

_________________________________________________________________________<br />

5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Ziel dieser Arbeit war der Aufbau <strong>eines</strong> hochauflösenden Kerr-Mikroskops, das die Beobachtung<br />

magnetischer Strukturen während Ummagnetisierungsvorgängen ermöglicht, um<br />

den direkten Zusammenhang zwischen Ummagnetisierungskurven <strong>und</strong> den zu beobachteten<br />

magnetischen Prozessen, wie Domänenwandverschiebungen <strong>und</strong> Drehung der magnetischen<br />

Momente wiederzugeben. Die Messungen sollten sowohl in polarer Geometrie<br />

als auch in longitudinaler Geometrie durchgeführt werden, um so den „out-of-plane“ Anteil<br />

<strong>und</strong> den „in-plane“ Anteil der Magnetisierung beobachten zu können.<br />

Die Vorteile des Kerr-Mikroskops sind einerseits der einfache <strong>und</strong> modulare Aufbau, mit<br />

dem Änderungen <strong>und</strong> Anpassungen an die Meßanforderungen möglich sind <strong>und</strong> andererseits<br />

die Möglichkeit, Echtzeitmessungen durchzuführen zu können.<br />

Der Nachteil der Kerr-Mikroskopie liegt eindeutig in der eingeschränkten optischen Auflösung.<br />

Verbesserungen der Kerr-Mikroskopie in dieser Richtung - wie sie beim Raster-<br />

Nahfeldmikroskop verwirklicht wurden - haben in der Vergangenheit gerade die oben erwähnten<br />

Vorteile der Methode ( Einfachheit <strong>und</strong> Schnelligkeit (Echtzeitmessungen) ) verdrängt.<br />

Deshalb bleibt die konventionelle Kerr-Mikroskopie auch weiterhin die Standardmethode<br />

zur Untersuchung magnetischer Strukturen <strong>und</strong> Ummagnetisierungsvorgängen. Die<br />

Weiterentwicklung muß sich an der Verbesserung der Auflösung mit Unterstützung rechnerischer<br />

Methoden orientieren, ohne daß das Prinzip der parallelen Bildaufnahme mit ca.<br />

30.000 Meßpunkten pro Aufnahme vernachlässigt wird.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Auflichtpolarisationsmikroskop geplant <strong>und</strong> aufgebaut,<br />

das mittels magnetooptischem Kerr-Effekt magnetische Strukturen sichtbar machen kann.<br />

Die optischen Komponenten wurden mit einer verstellbaren optischen Bank befestigt. Es<br />

wurden Mikroskop-Objektive mit einer fünf- bis fünzigfachen Vergrößerung benutzt, um<br />

eine Optimierung in Bezug auf Kontrast (kleinstes Objektiv) <strong>und</strong> Auflösung (größtes Objektiv)<br />

zu erhalten. Eine Besonderheit des Mikroskops ist die Beleuchtung mit Hochleistungs-<br />

LEDs, die in flüssigem Stickstoff gekühlt werden. Damit läßt sich eine gleichmäßige, annähernd<br />

monochromatische Beleuchtung mit hoher Intensität erreichen.<br />

Das Mikroskop wurde durch Programmierung einer Windows-Software ansteuerbar gemacht.<br />

Es sind zwei unterschiedliche Modi implementiert. Einerseits ist die Aufnahme von<br />

Einzelbildern bei einstellbarem äußeren Magnetfeld möglich, andererseits kann das Kerr-<br />

-59-


Kapitel 5 ! Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

_________________________________________________________________________<br />

Mikroskop als Kerr-Looper betrieben werden, indem über die aufgenommenen Bilder integriert<br />

wird.<br />

Die Leistungsfähigkeit des Mikroskops wurde durch die digitale Bildverarbeitung im PC<br />

wesentlich erhöht. Am Beispiel einer MO-Disk konnten diese Verbesserungen durch Meßmethoden,<br />

wie Differenzbildverfahren <strong>und</strong> Verstärkung des Kontrastes, demonstriert werden.<br />

Zusätzlich wurde anhand der bekannten Domänengrößen das maximale Auflösungsvermögen<br />

des Mikroskops bestimmt. Für das stärkste Objektiv ergab sich ein Wert für den<br />

kleinsten auflösbaren Abstand D<br />

min<br />

von 0,5 µm.<br />

Anhand der GdFe- <strong>und</strong> GdTbFe-Proben konnte die Funktion des polaren Kerr-Mikroskops<br />

getestet werden. Als typische Vertreter der SE-ÜM-Legierungen sind sie dazu geeignet,<br />

die Merkmale der magnetooptischen Datenspeicherung zu erläutern. Anhand der Messungen<br />

lassen sich die Abhängikeit der Kerr-Drehung vom äußeren magnetischen Feld<br />

<strong>und</strong> das Koerzitivfeld bestimmen. Zusätzlich kann man Nukleationsprozesse <strong>und</strong> Domänenwandbewegungen<br />

beobachten. Die aufgenommenen Hysteresekurven <strong>und</strong> die dazugehörigen<br />

Domänenbilder zeigen einen sehr guten Kontrast.<br />

Das longitudinale Kerr-Mikroskop wurde anhand einer epitaktisch gewachsenen Eisenprobe<br />

getestet. Eine Kerr-Kurve <strong>und</strong> die Beobachtung einer Streifendomäne bestätigen die<br />

Funktionsfähigkeit des Mikroskops. Zukünftige Erweiterungen zur Verbesserung der Beleuchtung,<br />

des Kontrastes <strong>und</strong> des longitudinalen Magnets wären nützlich. Vorschläge<br />

dazu sind im Anhang zu finden.<br />

Mit dem longitudinalen Kerr-Mikroskop wurden Messungen an drei Eisen-Gold-<br />

Vielfachschichten mit Schichtdicken im Monolagenbereich vorgenommen. Die (1Fe/3Au) 30 -<br />

Vielfachschicht zeigte als einzige eine senkrechte Anisotropie. Aufgr<strong>und</strong> der geringen Eisenkonzentration<br />

der Probe erhielt man ein sehr schwaches Kerr-Signal <strong>und</strong> damit ein<br />

schlechtes Signal/Rausch-Verhältnis. Es ließen sich bei Ummagnetisierungsprozessen<br />

keine Domänen im Mikrometerbereich beobachten. Ursache dafür kann die starke senkrechte<br />

Anisotropie sein, die auf den Einfluß der Grenzflächenanisotropiebeiträge<br />

zurückzuführen ist.<br />

Die Erweiterung der bestehenden Apparatur ist für die zukünftige Untersuchung von Materialien<br />

für magnetooptische Datenspeicherung von Bedeutung. So sind vor allem zeitabhängige<br />

Messungen zum Beobachten des dynamischen Verhaltens von Domänen <strong>und</strong><br />

Domänenwänden von Interesse. Mit einem zusätzlichen Laser könnte man thermomagnetische<br />

Einschreibprozesse <strong>und</strong> Domänenwandstabilitäten testen.<br />

-60-


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

6 Anhang<br />

6.1 Verbesserungsmöglichkeiten<br />

Im zeitlich begrenzten Rahmen dieser Diplomarbeit war es nicht möglich, den Aufbau in<br />

jeder Hinsicht optimal zu gestalten. Ich möchte daher noch auf einige Möglichkeiten eingehen,<br />

um eine zukünftige Erweiterung bzw. Verbesserung der Apparatur zu erleichtern.<br />

a) Vielfachreflexionsschichten<br />

Eine erhebliche Kontrasterhöhung im Kerr-Mikroskop erhält man durch Aufbringen einer<br />

zusätzlichen Interferenzschicht auf die zu untersuchende Probe. Durch Vielfachreflexionen<br />

in der Schicht wird ein größerer Lichtanteil für den Kerr-Effekt genutzt <strong>und</strong> die Kerr-<br />

Amplitude um ein Vielfaches vergrößert (Abbildung 6-1).<br />

Mit Hilfe der Dicke d <strong>und</strong> des Brechungsindex n sollte die Bedeckungsschicht so eingestellt<br />

werden, daß die „normal“ reflektierte Amplitude N r destruktive Interferenz erfährt, die Kerr-<br />

Amplitude K r<br />

dagegen maximal wird <strong>und</strong> der Kerr-Winkel θ somit vergrößert wird<br />

(Abbildung 6-2). Für ferromagnetische Materialien benutzt man häufig eine ZnS-<br />

Deckschicht, die einen Brechungsindex von 2,3 besitzt.<br />

K<br />

N<br />

d<br />

Schicht S<br />

θK<br />

Probe<br />

Abbildung 6-1: Prinzip der Vielfachreflexion<br />

in einer Deckschicht.<br />

Abbildung 6-2: Darstellung des Kerr-<br />

Winkels θ K <strong>und</strong> der Kerr-Amplitude K r .<br />

- 61 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

Wird von einer unbeschichteten Probe ca. 60% des auftreffenden Lichtes noch ungenutzt<br />

reflektiert, erzielt man durch Aufbringen einer Antireflexschicht eine Reduzierung der Reflexion<br />

bis auf 1% <strong>und</strong> damit die Erhöhung der Kerr-Amplitude auf das 5-6 fache.<br />

Beleuchtungsstrahlengang<br />

In Abbildung 6-3 sind drei mögliche Beleuchtungsarten dargestellt.<br />

Abbildung 6-3: Drei verschiedene Beleuchtungsarten:<br />

a) Köhlersche Beleuchtung,<br />

b) direkte Beleuchtung, c) parallele<br />

Beleuchtung. L: Lichtquelle, F: Leuchtfeldblende,<br />

Ap: Aperturblende, Pr: Probe<br />

[6].<br />

Der im Aufbau realisierte Strahlengang ist in<br />

Abbildung 6-3 c) dargestellt. Damit erhält man eine<br />

für den polaren Kerr-Effekt ausreichende homogene<br />

Beleuchtung. Da aber für alle außerhalb der<br />

Mittelebene liegenden Lichtstrahlen die Auslöschungsbedingung<br />

der gekreuzten Polarisatoren<br />

nicht mehr optimal erfüllt ist, erhält man bei Betrachtung<br />

der gesamten Apertur ein Interferenzbild<br />

mit einer kreuzförmigen Auslöschungszone<br />

(Abbildung 6-4). Wird der Beleuchtungsstrahlengang<br />

auf die Auslöschungsgebiete beschränkt,<br />

führt dies zu optimalen Kontrastverhältnissen. Mit<br />

Abbildung 6-4: Aufnahme der Apertur<br />

des Kerr-Mikroskops bei paralle-<br />

Hilfe des Köhlerschen Beleuchtungsstrahlengangs<br />

läßt sich die homogenste Ausleuchtung erreichen. ler Beleuchtung.<br />

Die Verwendung einer Spalt-Aperturblende Ap in<br />

der rückwertigen Brennebene des Objektivs führt dazu, daß alle Punkte des Gesichtsfeldes<br />

mit Strahlen gleichen Einfallswinkels beleuchtet werden. Von Vorteil wäre diese Anordnung<br />

bei der Benutzung des longitudinalen Kerr-Effekts, bei dem die gleichmäßige Ausleuchtung<br />

von großer Bedeutung ist.<br />

- 62 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

c) Polarisatoren<br />

Eine deutliche Verbesserung des Kontrastes erhält man durch den Austausch der Folienpolarisatoren<br />

durch Polarisationsprismen (Glan-Thompson-Prismen). Einerseits besitzen<br />

Polarisationsprismen einen höheren Polarisationsgrad <strong>und</strong> verringern so die Hintergr<strong>und</strong>intensität,<br />

andererseits absorbieren sie weniger Licht als Folienpolarisatoren, so daß sich<br />

durch den Austausch ein Helligkeitsgewinn ergeben würde. Nachteile der Polarisationsprismen<br />

sind allerdings hohe Kosten <strong>und</strong> enormer Platzbedarf.<br />

d) Kompensator<br />

Eine weitere Erhöhung des Kerr-Signals<br />

bei longitudinalen Messungen läßt sich<br />

durch Konvertieren der Kerr-Elliptizität ε K<br />

in eine zusätzliche Kerr-Drehung θ K erreichen.<br />

Dies kann durch Einbau <strong>eines</strong><br />

λ/4-Plättchen in den Abbildungsstrahl<br />

des Mikroskops erreicht werden [29].<br />

Abbildung 6-5 zeigt die Ausrichtung der<br />

Platte senkrecht zur großen Halbachse<br />

der Kerr-Ellipse zur Drehung der kleinen<br />

Halbachse um 90°.<br />

Abbildung 6-5: Konvertieren der Kerr-<br />

Elliptizität in zusätzliche Kerr-Drehung mittels<br />

λ/4-Plättchen [61].<br />

e) Berek-Prisma<br />

Der benutzte Strahlteilerwürfel zur Umlenkung des einfallenden Strahls durch das Objektiv<br />

auf die Probe ist nur für den polaren Kerr-Effekt geeignet. Zum Minimieren von depolarisierenden<br />

Effekten <strong>und</strong> zur besseren Justierung des einfallenden Lichtstrahls in Verbindung<br />

mit dem longitudinalen Kerr-Effekt ist ein Berek-Prisma von Vorteil [68]. Alternativ findet<br />

auch der Smith-Reflektor Anwendung in longitudinalen Kerr-Mikroskopen [61].<br />

Abbildung 6-6: Skizze <strong>eines</strong> Smith-Reflektors<br />

(linke Zeichnung) <strong>und</strong> <strong>eines</strong> Berek-Prismas<br />

(rechte Zeichnung) [8].<br />

- 63 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

f) Slow-Scan-Verfahren<br />

Die Intensität kann man durch das sogenannte Slow-Scan-Verfahren erhöht werden. Dabei<br />

wird durch Setzen einer TTL-Leitung die Integrationszeit des CCD-Chips der Kamera in<br />

Intervallen von 20ms verlängert. Bei gleichzeitiger Kühlung des Chips mittels Peltierelement<br />

mit angebauter Kühlvorrichtung kann ein Überlaufen des Chips durch thermische<br />

Elektronen - auch für Zeiten größer als 200 ms - verhindert werden. Dadurch wird das Signal-Rausch-Verhältnis<br />

wesentlich verbessert.<br />

Somit können auch Proben mit kleinen Reflexionskoeffizenten gemessen werden. Allerdings<br />

geht durch die hohen Integrationszeiten der „Live-Charakter“ der Messungen verloren.<br />

Eine Verbesserung der Beleuchtung ist deshalb dem Slow-Scan-Verfahren vorzuziehen.<br />

g) Bildverarbeitung<br />

Zur Steigerung des Kontrastes <strong>und</strong> der Bildqualität wurde ein Differenzbildverfahren mit<br />

mehrfach gemittelten Bildern benutzt. In der verwendeten kommerziellen Software wurden<br />

diese Zwischenbilder in einem „Buffer“ mit einer Speichertiefe von 8 Bit zwischengespeichert<br />

<strong>und</strong> weiterverarbeitet. Mit einer Speichertiefe von 16 Bit kann die durch Mitteln gewonnene<br />

höhere Graustufen-Auflösung genutzt werden <strong>und</strong> zur Verbesserung des Kontrastes<br />

<strong>und</strong> der Qualität des Endbildes beitragen [7, 8]. Durch rekursive Mittelungsmethoden,<br />

läßt sich die Geschwindigkeit des Mittelungsvorganges <strong>und</strong> die Größe des benötigten<br />

Arbeitsspeichers reduzieren.<br />

h) Magnetfeld<br />

Der zur „in-plane“ Magnetisierung verwendete<br />

Magnet erzeugt ein inhomogenes Magnetfeld<br />

von maximal 100 Oe. Durch Einsatz <strong>eines</strong><br />

Weiss-Magneten, wie in Abbildung 6-7 skizziert,<br />

erhält man ein bis zu 50-fach stärkeres <strong>und</strong><br />

weitgehend homogenes Magnetfeld. Durch Abflachen<br />

der Polschuhe wird eine Wechselwirkung<br />

des Magnetfeldes mit den Objektiven <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Faraday-Rotation vermieden.<br />

Abbildung 6-7: Skizze <strong>eines</strong> Magneten<br />

zur „in-plane“ Magnetisierung<br />

[69].<br />

- 64 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

6.2 Programmierung<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde das Programm KerrImag zur Ansteuerung der Elektronik<br />

<strong>und</strong> zur Meßdatenerfassung entwickelt.<br />

Da es sich um ein Windows-Programm handelt, gibt es keine starre Oberfläche, sie verändert<br />

sich je nach Benutzer <strong>und</strong> benutzten Funktionen.<br />

6.2.1 Übersicht über die Programm-Befehle<br />

Das Programm bedient sich drei verschiedener Menüs <strong>und</strong> dreier Fenstertypen. Beim Starten<br />

des Programms wird das Standardmenü geladen, mit dem alle wichtigen Funktionen<br />

zur Magnetansteuerung <strong>und</strong> Bildverarbeitung zur Verfügung stehen. Zur grafischen Anzeige<br />

von Meßdaten, Eichkurven etc. wird ein eigenes Fenster <strong>und</strong> eine dazugehörige Menüleiste<br />

aufgebaut. Innerhalb des Programms kann eine zusätzliche Editor-Funktion aufgerufen<br />

werden. Sie öffnet ein Editorfenster mit angepaßter Menüleiste, mit dem man Daten<br />

<strong>und</strong> beliebige ASCII-Dateien im Text-Modus darstellen <strong>und</strong> gegebenfalls verändern kann.<br />

Die Programmbefehle der drei Menüs sind in Tabelle 5-1, 5-2 <strong>und</strong> 5-3 aufgelistet.<br />

Popup-Menü Funktionen Beschreibung<br />

File<br />

Open Picture<br />

Öffnet ein Bild<br />

Acquire<br />

Save Picture<br />

Print Picture<br />

Exit<br />

Take Picture<br />

Speichert das aktuelle Bild<br />

Druckt das aktuelle Bild<br />

Beendet das Programm<br />

Nimmt ein Einzelbild auf <strong>und</strong> aktualisiert<br />

das aktive Fenster<br />

Picture Tool<br />

Öffnet einen Dialog, in dem man die<br />

Frame-Grabber-Einstellungen<br />

optimieren kann. Es lassen sich Offset,<br />

Referenz, Gain, Anzahl der<br />

Bildmittelungen einstellen <strong>und</strong> mit "Take<br />

Picture" oder" Live Video" direkt<br />

überprüfen<br />

- 65 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

Data<br />

Calibration<br />

Picture Setup<br />

Live Video<br />

New Data Window<br />

Load Data<br />

Save Data<br />

Close Data Window<br />

Hall-Probe Calibration<br />

Load Hall-Probe Calibration<br />

Load Power-Supply Calibration<br />

Calibrate Hall-Probe<br />

Calibrate Power-Supply<br />

Save Hall-Probe Calibration<br />

Save Power-Supply Calibration<br />

Power-Supply Calibration<br />

Öffnet einen Dialog, in dem alle<br />

Parameter zur Frame-Grabber-<br />

Einstellung <strong>und</strong> zur Kamera Steuerung<br />

festgelegt werden können<br />

Zeigt live Aufnahmen im aktuellen<br />

Fenster (nach CCIR-Norm)<br />

Erstellt ein neues Fenster zur<br />

grafischen Datendarstellung<br />

Lädt ein Datenfile <strong>und</strong> stellt es grafisch<br />

im aktiven Daten-Fenster dar<br />

Speichert die aktuellen Daten als<br />

ASCII-File.<br />

Schließt das aktive Daten-Fenster<br />

Zur Bestimmung des Magnetfeldes<br />

mittels Hall-Sonde<br />

Lädt eine Tabelle im ASCII-Code für die<br />

Kalibirierung der Hall-Sonde<br />

Lädt eine Tabelle im ASCII-Code für die<br />

Ansteuerung des Netzgerätes<br />

Bestimmung einer Kalibrierungstabelle<br />

für die Hall-Sonde<br />

Bestimmung einer Kalibrierungstabelle<br />

für das Netzgerät<br />

Speicherung der letzten geladenen<br />

Kalibrierungstabelle für die Hall-Sonde<br />

Speicherung der letzten geladenen<br />

Kalibrierungstabelle für das Netzgerät<br />

Zur Bestimmung des Magnetfeldes<br />

über die Stromstärke des Netzgerätes<br />

Editor<br />

Measurement<br />

Loop<br />

Load Calibration<br />

Lädt eine Tabelle im ASCII-Code für die<br />

Ansteuerung des Netzgerätes <strong>und</strong> die<br />

Bestimmung des Magnetfeldes<br />

Öffnet den Editor<br />

Fährt automatisch einen Loop durch<br />

<strong>und</strong> speichert die dabei gewonnenen<br />

Daten<br />

- 66 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

Window<br />

<br />

Relaxation<br />

Demagnetizing<br />

Single Point<br />

New Window<br />

Cascade<br />

Tile<br />

Close All<br />

Maximize Picture Window<br />

New Buffer<br />

Help<br />

Fährt automatisch eine Meßkurve zur<br />

Analyse von Relaxationsprozessen<br />

durch <strong>und</strong> speichert die dabei<br />

gewonnenen Daten (in Entwicklung)<br />

Das Magnetfeld wird zum<br />

Entmagnetisieren der Probe von einem<br />

Maximalwert bis auf Null in Schleifen<br />

heruntergefahren.<br />

Zur Einstellung fester Magnetfeldwerte<br />

<strong>und</strong> Aufnahme von Einzelbildern<br />

Erzeut neues Fenster zur<br />

Bildverarbeitung<br />

Ordnet die geöffneten Fenster<br />

hintereinander an<br />

Ordnet die geöffneten Fenster<br />

nebeneinander an<br />

Schließt alle geöffneten Fenster<br />

Maximiert das aktive Fenster<br />

Erzeugt neuen Speicherplatz für ein<br />

Bildfenster<br />

Standard Windows Hilfefunktion<br />

Info<br />

Informationen zum Programm: Datum<br />

der letzten Änderung, Version, etc.<br />

Tabelle 6-1: Befehle der Standard-Menüleiste.<br />

Popup-Menü Funktionen Beschreibung<br />

Data<br />

New Data Window<br />

Load Data<br />

Save Data<br />

Close Data Window<br />

Öffnet neues Daten-Fenster<br />

Öffnet eine Datei <strong>und</strong> stellt die Daten<br />

grafisch im aktiven Fenster dar<br />

Speichert den Inhalt des Daten-Fensters<br />

in einer ASCII-Datei ab<br />

Schließt das aktive Daten-Fenster<br />

- 67 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

View<br />

Window<br />

Change View<br />

Adjusted View<br />

Cascade<br />

Tile<br />

Öffnet einen Dialog, in dem man die<br />

Skalierung des Datenfensters ändern<br />

kann<br />

Paßt die Skalierung des Datenfensters an<br />

die Daten an<br />

Ordnet die geöffneten Fenster<br />

hintereinander an<br />

Ordnet die geöffneten Fenster<br />

nebeneinander an<br />

Tabelle 6-2: Befehle des Daten-Menüs.<br />

Popup-Menü Funktionen Beschreibung<br />

File<br />

New<br />

Öffnet neues Editier-Fenster<br />

Edit<br />

Open...<br />

Save<br />

Save As...<br />

Close<br />

Print<br />

Exit<br />

Undo<br />

Cut<br />

Copy<br />

Öffnet eine Datei <strong>und</strong> zeigt sie im<br />

Text-Modus im aktiven Fenster an<br />

Speichert den Inhalt des Editier-Fensters<br />

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- 68 -


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der letzten Änderung, Version, etc.<br />

Tabelle 6-3: Befehle des Editor-Menüs.<br />

- 69 -


Kapitel 6 ! Anhang<br />

_________________________________________________________________________<br />

6.2.2 Hysteresekurve<br />

Auf diesen Teil des Programms soll etwas genauer eingegangen werde, da er sehr wichtig<br />

<strong>und</strong> äußerst komplex ist.<br />

Das Modul Hysteresekurve (Loop) ist über das Standardmenü zu starten. Der erste erscheinende<br />

Dialog dient der Eingabe der Meßparameter. Diese sind wie in Abbildung 3-23<br />

gezeigt: Sättigung, Schrittweite, Zeitspanne zwischen zwei Meßpunkten <strong>und</strong> ein definierbarer<br />

Bereich (Region of Interest), in dem man veränderte Werte für die Schrittweite oder<br />

Zeitspanne angeben kann. Mit diesen Parametern können dann sogenannte Loops gefahren<br />

werden, das heißt das Magnetfeld wird über einen Timer, entsprechend den eingegebenen<br />

Zeitspannen einmal von „-Sättigung“ bis „+Sättigung“ <strong>und</strong> wieder zurück duchgefahren,<br />

wobei bei jedem Meßpunkt ein Bild aufgenommen wird. Wählbar durch sogenannte<br />

Schalter ist noch, ob die Bilder abgespeichert werden, die Ummagnetisierungskurve aufgenommen<br />

<strong>und</strong> angezeigt wird <strong>und</strong> Differenzbildverfahren benutzt wird.<br />

Zur Darstellung der Loops wird das Kerr-Signal gegenüber dem angelegten Magnetfeld<br />

aufgetragen. Dieses erhält man qualitativ, indem man den Graustufenwert jedes Bildes als<br />

Mittel über alle Bildpixel bestimmt. Diese statistische Meßmethode entspricht ca. 30000<br />

Meßpunkten pro Bildpunkt, wodurch auch bei schwachem Kerr-Signal noch Ummagnetisierungskurven<br />

mit geringem Rauschen meßbar sind.<br />

Als Referenzbild zur Differenzbilderstellung wird bei automatischer Messung der erste<br />

Meßpunkt benutzt. Allerdings läßt sich auch für Proben mit negativer Kerr-Drehung oder<br />

bei starker überlagerter Faraday-Drehung ein zuvor aufgenommenes Referenzbild laden<br />

<strong>und</strong> verwenden.<br />

- 70 -


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