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Heft 2/2008 Themen u.a.: Wege unterm Regenbogen; Kultur am ...

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Report<br />

regenbogen<br />

ZEITUNGSPROJEKT DES REGENBOGEN E.V. MÜNCHEN<br />

Schutzgebühr 1€<br />

WEGE UNTERM REGENBOGEN<br />

Außerdem in diesem <strong>Heft</strong>:<br />

02/08<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>am</strong> Ostpol: Das Kleine Theater Haar<br />

Auf in den Sommer<br />

Gedichte - Geschichten - Bilder<br />

u.a.m.


Editorial<br />

Liebe Leser,<br />

München feiert Geburtstag und wir feiern mit. Wir beschenken uns und Sie liebe Leser mit<br />

einer farbigen und vielfältigen Ausgabe von <strong>Regenbogen</strong>-Report. Zu einer so großen und<br />

lebendigen Stadt wie München gehört auch, dass Menschen mit Schwierigkeiten von der<br />

Gemeinschaft unterstützt werden, so gut wie möglich in dieser leben zu können. Unter dem<br />

<strong>Regenbogen</strong> wird in verschiedenen Institutionen versucht, mit und für Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen einen Weg zu finden, mit einer möglichst hohen Lebensqualität hier zu<br />

leben.<br />

Wichtig ist uns von <strong>Regenbogen</strong>-Report, die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen und<br />

aufzuzeigen, wie verschieden diese <strong>Wege</strong> sein können. Wie beschwerlich manchmal, aber auch<br />

wie bunt und lebensfroh. Geschichten, Gedichte, Fotos und Bilder sollen dies zeigen. Bei unseren<br />

Vorbereitungen für dieses <strong>Heft</strong>, haben wir uns entschieden einen Wegweiser durch die<br />

Institutionen <strong>unterm</strong> <strong>Regenbogen</strong> zu entwerfen, der es Betroffenen, Angehörigen und<br />

Fachleuten erleichtern soll, sich gleich an die richtige Stelle zu wenden. Darum gibt es ein <strong>Heft</strong><br />

im <strong>Heft</strong>.<br />

Natürlich haben wir auch nicht vergessen für Spaß, das leibliche Wohl im Rezeptteil und das<br />

geistige Wohl im Veranstaltungsteil zu sorgen.<br />

Viel Glück, liebe Leser, wünschen wir Ihnen beim Lösen unseres Preisrätsels.<br />

Ulrike Wachter<br />

2<br />

regenbogen-report 02/08


Inhalt<br />

regenbogen-report 02/08<br />

Editorial 2<br />

IMPRESSUM<br />

regenbogen report<br />

Zeitungsprojekt des<br />

<strong>Regenbogen</strong> e.V. München<br />

Erscheinungsweise: dreimal jährlich<br />

Auflage: 500 Exemplare<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Steffen Leistner, Christine Numberger,<br />

Gert Stocker, Holger Tiedemann,<br />

Ulrike Wachter<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Ulrike Wachter, Casinostraße 75<br />

85540 Haar, Tel: (089) 890 5698 14<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Casinostraße 75, 85540 Haar<br />

Tel: (089) 890 5698 14<br />

redaktion@regenbogen-report.de<br />

www.regenbogen-report.de<br />

Bildnachweis: Mit Ausnahme von eigenen<br />

Fotos wurden ausschließlich lizenzfreie<br />

Fotos und Grafiken der SYBEX Verlagsund<br />

Vertriebs-GmbH Köln verwendet.<br />

Die N<strong>am</strong>en von Betroffenen wurden<br />

von der Redaktion geändert.<br />

Inhalt, Impressum 3<br />

Der Eisbär <strong>am</strong> Ostpol 5<br />

Eins<strong>am</strong>keit - Gedicht 8<br />

Entwicklungen - Kolumne 9<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit vorgestellt 12<br />

Preisausschreiben 13<br />

Tierpark Hellabrunn 14<br />

Humor 16<br />

<strong>Wege</strong> <strong>unterm</strong> <strong>Regenbogen</strong> 17<br />

Urlaub <strong>am</strong> Attersee 29<br />

Bewohnerinterview 31<br />

WG Impressionen 33<br />

Aus der ÜWG 35<br />

Nachruf auf Bobby Fisher 38<br />

Sommerliche Rezepte 40<br />

Veranstaltungstipps 43<br />

regenbogen-report 02/08 3


4<br />

regenbogen-report 02/08


Der Eisbär <strong>am</strong> Ostpol<br />

von Steffen Leistner<br />

Erschöpft, aber glücklich - so sitzt Nepo<br />

Fitz nach der Vorstellung in der Gaderobe<br />

des Kleinen Theaters Haar. Zu Recht<br />

glücklich, denn Standing Ovations eines<br />

mitrapenden und mitsingenden Publikums<br />

erlebt auch das Kleine Theater nicht<br />

allzuoft. Dem jungen Improvisationstalent<br />

machte sein Auftritt so viel Spaß, daß<br />

er zur Freude der Zuschauer Zugabe an<br />

Zugabe reihte und <strong>am</strong> Ende deutlich<br />

länger als vorgesehen auf der Bühne<br />

stand. Ein rundum gelungener Abend.<br />

Nepo Fitz reiht sich d<strong>am</strong>it in eine lange<br />

Reihe von Künstlern ein, die das Kleine<br />

Theater in Haar als einzigartige Spielstätte<br />

schätzen gelernt haben. Von »altgestandenen«<br />

Künstlern wie den Biermösl<br />

Blosn über Dieter Hildebrand und Sigi<br />

Zimmerschied, - der übrigens in diesem<br />

Herbst bereits zum fünften Mal im<br />

Kleinen Theater gastiert, - bis hin zu den<br />

Preisträgern aktueller Kleinkunstpreise<br />

wie Hagen Rether oder Ludwig<br />

Wolfgang Müller, reicht diese Liste.<br />

Die Künstler sind sich einig: Das Haus<br />

mit seinem Jugendstil<strong>am</strong>biente und vor<br />

allem ein kleinkunstbegeistertes St<strong>am</strong>mpublikum<br />

schaffen eine besondere<br />

Atmosphäre und sind ein Genuß auch für<br />

die Protagonisten auf der Bühne.<br />

Nur drei von vielen:<br />

Hagen Rether, Luise Kinseher und Nepo Fitz gastierten in<br />

der vergangenen Saison im Kleinen Theater Haar<br />

regenbogen-report 02/08 5


Dabei hat das Haus auf dem heutigen<br />

Gelände des Isar-Amper-Klinikums in<br />

Haar eine wechselvolle Geschichte hinter<br />

sich. Sie ist naturgemäß eng mit der<br />

Geschichte des Klinikums verknüpft.<br />

Die Entstehung des Hauses verdanken<br />

wir der, wie überliefert ist, »energischen«<br />

Initiative des d<strong>am</strong>aligen Anstaltsdirektors<br />

Vocke, der den zuständigen Landratsaussschuß<br />

im Jahre 1910 von der<br />

Notwendigkeit eines Gesellschaftshauses<br />

für die Anstalt Haar überzeugte.<br />

Einzigartig war die Integration eines<br />

ebenfalls im Jugendstil gestalteten evangelischen<br />

Betsaals, der diesem Gebäude<br />

neben seiner profanen auch eine kirchliche<br />

Bestimmung gab. Das Gesellschaftshaus<br />

sollte »Ort der Gemeinschaft<br />

der in der Anstalt lebenden und arbeitenden<br />

Bevölkerung« werden. Mit der<br />

offiziellen Eröffnung der Heil- und<br />

Pflegeanstalt Haar (II) <strong>am</strong> 19. November<br />

1912 wurde dies dann Wirklichkeit.<br />

D<strong>am</strong>als enthielt das Haus auch noch eine<br />

Bibliothek und neben Theateraufführungen<br />

wurden auch Filme gezeigt.<br />

Während des Krieges blieb das<br />

Gesellschaftshaus dann zunächst weitgehend<br />

ungenutzt, bis es im Sommer 1943<br />

mit Notbetten bestückt, Patienten, die<br />

aus anderen Einrichtungen nach Haar<br />

verlegt wurden, als Zwischenstation<br />

diente. Anfang 1945 zog dann die »sehr<br />

umfangreiche« Apotheke der Anstalt in<br />

das Gesellschaftshaus ein.<br />

Um 1950 wurde, dem d<strong>am</strong>aligen<br />

Kinoboom folgend, ein Kino im<br />

Gesellschaftshaus eingerichtet. Dieses<br />

neue Angebot wurde sehr gut angenommen;<br />

so ist überliefert, daß »sogar<br />

anstaltsfremde Erwachsene (bis von der<br />

Das d<strong>am</strong>alige Gesellschaftshaus auf einer Postkarte um 1915<br />

6<br />

regenbogen-report 02/08


Polizeikaserne kommend)« verbotenerweise<br />

die Vorstellungen besuchten. Mit<br />

dem Einzug der Fernseher auf den<br />

Krankenstationen wurde 1971 der<br />

Kinobetrieb wieder eingestellt. So wurde<br />

nach mehr als 20jähriger Unterbrechung<br />

das Gesellschaftshaus wieder in eine<br />

Bühne für Theater- und Konzertveranstaltungen<br />

umgewandelt. Anfänglich<br />

wurde der Betrieb von einer externen<br />

Gesellschaft übernommen, nach einiger<br />

Zeit in Eigenregie schließlich dem<br />

Verein <strong>Regenbogen</strong> übergeben.<br />

Von 1983 bis 1990 führte die<br />

»Gesellschaft zur Förderung des<br />

Bühnennachwuchses« regelmäßig Konzerte<br />

und Operettenaufführungen im<br />

nun in »Kleines Theater« umbenannten<br />

Haus durch; das <strong>Kultur</strong>referat des<br />

Bezirks Oberbayern stellte zwischen<br />

1991 und 1993 ein vielfältiges und<br />

anspruchsvolles Progr<strong>am</strong>m auf die Beine.<br />

Im Oktober 2003 war es dann soweit: Das<br />

Kleine Theater Haar eröffnete erneut<br />

seine Pforten. Seither stehen wieder regelmäßige<br />

Kleinkunst-, Theater- und<br />

zunehmend auch Konzertveranstaltungen<br />

auf dem Progr<strong>am</strong>m, das inzwischen auch<br />

auf eine treue Abonnentengemeinde<br />

zählen kann.<br />

Übrigens - Auch Nepo Fitz kommt<br />

wieder, das hat er versprochen!<br />

Der große Saal - hier mit Tischen für eine<br />

Weihnachtsfeier versehen - ist heute äußerst variabel<br />

nutzbar und wird neben Theaterveranstaltungen<br />

auch gerne für Tagungen oder Feste gebucht.<br />

Unter der Trägerschaft unseres Vereins,<br />

des <strong>Regenbogen</strong> e.V., wurde die Initiative<br />

»<strong>Kultur</strong> <strong>am</strong> Ostpol« (lange vor Knut und<br />

Flocke mit dem Markenzeichen eines<br />

Eisbären) ins Leben gerufen, in dessen<br />

Mittelpunkt das Kleine Theater bis heute<br />

steht. Bis ins Jahr 2002 gastierten viele<br />

n<strong>am</strong>hafte Künstler und Interpreten auf<br />

unserer Bühne, die nun allerdings merklich<br />

»in die Jahre« k<strong>am</strong>.<br />

So erhielt das Kleine Theater eine<br />

Runderneuerung, die das Haus technisch<br />

auf den Stand der Zeit brachte und sein<br />

einzigartiges Jugendstil<strong>am</strong>biente liebevoll<br />

instand setzte.<br />

regenbogen-report 02/08 7


Eins<strong>am</strong>keit<br />

Das Ende eines Traumes ist der Anfang der Eins<strong>am</strong>keit.<br />

Sie ging ohne Abschied, ohne ein Wort einfach fort.<br />

Ein Buch das sich noch wenden lässt, indem es man noch mal schreibt.<br />

Doch ein Mensch der einfach geht, was in keinem Buche steht,<br />

tut im Herzen weh.<br />

Die Eins<strong>am</strong>keit ist vielleicht der Anfang für einen Neubeginn,<br />

doch wo ging sie hin, die letzte Blume der Liebe.<br />

Sucht sie neue Kraft der Triebe im nirgendwo, irgendwo<br />

Die Oase der Ruhe zu finden, oder begeht sie neue Sünden.<br />

Die Sonne ist ihr Regent und wer sie kennt sieht sie im Regen weinen<br />

später in der Sonne mit dem Einen den sie lieb gewonnen.<br />

Und weil sie nicht gekommen, die letzte Blume hat genommen<br />

und wartet auf die Liebessonnen, die in der Eins<strong>am</strong>keit zerronnen.<br />

Edwin Schütz<br />

8<br />

regenbogen-report 02/08


Entwicklungen<br />

Kolumne von Christine Numberger<br />

Arbeitsreport<br />

Ich habe den Chef des <strong>Regenbogen</strong>cafés<br />

schon mindestens viermal gefragt, ob ich<br />

im <strong>Regenbogen</strong>café arbeiten kann und es<br />

hat nie geklappt. Nach einiger Zeit hatte<br />

ich wieder einmal die Idee, als Spülkraft<br />

dort zu arbeiten und diesmal blieb ich<br />

dran. Ich bek<strong>am</strong> ein<br />

Vorstellungsgespräch.<br />

Meine Bezugsperson vom Haus<br />

<strong>Regenbogen</strong> war auch einverstanden, dass<br />

ich dort arbeiten soll. Ich bek<strong>am</strong> die Stelle<br />

als Spülerin. Ich wollte, dass sich in<br />

meinem Leben etwas in Richtung<br />

Normalität tut und so habe ich die Stelle<br />

bekommen. Mein erster Arbeitsplatz seit<br />

langem. Ich gehe frohen Mutes in das<br />

Café <strong>Regenbogen</strong>, wo ich als Spülerin<br />

eingestellt wurde. Meine Arbeitszeit geht<br />

von 8.00 Uhr bis 10.00 Uhr vormittags,<br />

fünf Tage in der Woche. Ich weiß von<br />

früheren Arbeitsplätzen als Zimmermädchen,<br />

Kassiererin, Stationshilfe,<br />

Bürokraft und Altenpflegerin, dass ich<br />

arbeiten kann.<br />

Es ist 8.00 Uhr, ich stehe vorm<br />

Hintereingang des Cafés und mein Herz<br />

rutscht mir in die Hose. Ich muss rein. Es<br />

empfängt mich eine sehr nette Frau und<br />

arbeitet mich ein. Ich habe viel zu tun. es<br />

ist anstrengend, aber es ist gut. Es war ein<br />

guter Anfang. Den nächsten Tag arbeite<br />

ich alleine. Und es funktioniert.<br />

Die Arbeit wird allmählich zur Routine.<br />

Trotzdem brauche ich jeden Morgen eine<br />

Ermunterung vom Personal, um in die<br />

Arbeit zu gehen und bitte eine<br />

Mitbewohnerin, für mich zu beten. In der<br />

Arbeit habe ich kaum Kontakt. Ich habe<br />

<strong>am</strong> Anfang eigentlich das Gefühl, dass ich<br />

abgelehnt werde. Es herrscht ein rauer,<br />

aber kollegialer Ton. Daran muss ich mich<br />

erst gewöhnen.<br />

Meine Arbeit besteht darin, Töpfe und<br />

Geschirr in die Spülmaschine zu legen,<br />

spülen zu lassen und dann abzutrocknen<br />

und einzuräumen. Außerdem muss ich<br />

die Kipper putzen, das sind große<br />

Kochvorrichtungen. Ich gewöhne mich<br />

langs<strong>am</strong> an die Arbeit. Jeden Morgen<br />

stehe ich auf, dusche mich und gehe dann<br />

ins Café. Jeden Morgen frage ich mich,<br />

was wohl auf mich zukommt. Es ist gute<br />

Arbeit und ich möchte arbeiten. Erstens<br />

bin ich der Meinung, dass ich mit 49<br />

Jahren eigentlich arbeiten sollte, wie es bei<br />

anderen Leuten in diesem Alter normal<br />

ist, außerdem ist es gut für meine<br />

Finanzen.<br />

regenbogen-report 02/08 9


Nach ca. 4 Monaten fange ich langs<strong>am</strong><br />

an, mich mit meinen Kollegen zu unterhalten.<br />

Das macht die Arbeit<br />

angenehmer. Es ist mir sehr wichtig, dass<br />

ich gut arbeite. Und ich glaube, das tue<br />

ich auch. Ich hoffe zumindest. Am<br />

Karfreitag war ich nicht in der Arbeit,<br />

weil ich nicht wusste, dass ich für die<br />

Arbeit vorgesehen war. Jetzt bin ich gespannt,<br />

was mich <strong>am</strong> Montag erwartet.<br />

Montag. Nur eine kleine Erwähnung,<br />

dass ich auf den Dienstplan schauen soll.<br />

Eigentlich eine humane Arbeit.<br />

Theateratelier<br />

Nachdem ich jetzt schon 2 Monate im<br />

Café <strong>Regenbogen</strong> als Spülerin arbeite,<br />

suche ich nach einer Möglichkeit zum<br />

Ausgleich. Schon lange habe ich vom<br />

Theateratelier gehört und Aufführungen<br />

gesehen. Jetzt habe ich mich entschlossen,<br />

dorthin zu gehen.<br />

Zunächst finde ich die Übungen albern,<br />

aber mit der Zeit merke ich, dass diese<br />

Übungen durchaus sinnvoll sind. Wenn<br />

ich die Übungen mitmache, merke ich,<br />

dass meine Stimme besser wird, dass ich<br />

aufs Atmen achten muss, dass die<br />

Körperhaltung wichtig ist und dass ich<br />

langs<strong>am</strong> und deutlich sprechen muss. Am<br />

Mittwoch machen wir in der zweiten<br />

Stunde Improvisation. Wir haben z.B.<br />

einen H<strong>am</strong>mer und einen Blumenstock.<br />

Was man mit ein bisschen Phantasie alles<br />

so mit H<strong>am</strong>mer und Blumenstock improvisieren<br />

kann, ist erstaunlich.<br />

Manche Männer und manche Frauen<br />

sind echt witzig und haben schauspielerisches<br />

Talent. Besonders bei der<br />

Improvisation werde ich darauf<br />

hingewiesen, dass ich mir Zeit nehmen<br />

soll beim Sprechen und nicht immer die<br />

letzten Worte verschlucken soll. Ich<br />

nehme die Kritik an und wirklich, ich<br />

komme beim Publikum besser an.<br />

Es macht mir Spaß, Erfolg zu haben und<br />

beklatscht zu werden. Die Stimmbildung<br />

besteht darin, dass wir Stimmübungen<br />

und Körperübungen machen, wie z.B.<br />

Worte mit einem bestimmten Buchstaben<br />

<strong>am</strong> Anfang zu bilden. Wir stehen<br />

im Kreis und jeder sagt ein Wort mit dem<br />

gleichen Anfangsbuchstaben, die anderen<br />

imitieren dann das Wort, was angesagt<br />

ist. Außerdem machen wir Körperübungen.<br />

Man wird zur Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />

und zur Disziplin angehalten.<br />

Es ist eine gute Atmosphäre. Am<br />

Dienstag singen wir in der zweiten<br />

Stunde nach den Stimmübungen, Lieder<br />

zum Beispiel von Mozart, Mozarts Vater<br />

und Schubert. Es macht mir Spaß zu singen<br />

und ich merke, dass meine Stimme<br />

besser geworden ist. Noch eine schöne<br />

Einrichtung: Man kann <strong>am</strong> Mittwoch<br />

zum Essen in Gesellschaft kommen. Es<br />

gibt gutes Essen und man unterhält sich.<br />

Zunächst gehe ich nur <strong>am</strong> Dienstag und<br />

<strong>am</strong> Mittwoch zum Atelier. Das<br />

Theateratelier hat aber noch weitere<br />

Angebote. Es gibt eine Musik-Band, die<br />

wirklich gut ist. Es gibt das Projekt, dass<br />

ein Bühnenstück aufgeführt wird.<br />

10<br />

regenbogen-report 02/08


Es gibt Maskenbau und Schreibwerkstatt.<br />

Man geht freundschaftlich<br />

miteinander um. Es gibt auch wirklich<br />

schauspielerische und stimmliche Talente.<br />

Die Improvisationen werden mit<br />

K<strong>am</strong>era gefilmt und anschließend vorgeführt.<br />

Das Theateratelier ist eine sehr<br />

gute Sache. Man probiert sich aus. Man<br />

entdeckt neue Möglichkeiten, sich darzustellen<br />

und vor allem: Es macht Spaß.<br />

Man kommt sich vor, als ob man richtige<br />

Theaterarbeit machen würde.<br />

Bild: Christine Numberger<br />

regenbogen-report 02/08 11


Eine Seite des <strong>Regenbogen</strong>s -<br />

Die <strong>Regenbogen</strong> Arbeit gGmbH<br />

Ein wichtiger Teil unter dem Dach des<br />

<strong>Regenbogen</strong> e.V. ist die <strong>Regenbogen</strong><br />

Arbeit gemeinnützige GmbH, die wir<br />

Ihnen hier kurz vorstellen möchten. Die<br />

Möglichkeit zu arbeiten bedeutet für viele<br />

Betroffene, Geld zu verdienen und den<br />

Lebensunterhalt zu bestreiten, dazuzugehören,<br />

sich selbst zu verwirklichen, eine<br />

Tagesstruktur zu haben, und, was das<br />

wichtigste ist, eine Erhöhung der Lebensqualität.<br />

D<strong>am</strong>it es möglich ist für den<br />

Einzelnen, ein Arbeitsgebiet zu finden,<br />

das den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />

entspricht und auch Unterstützung<br />

bietet in der Weiterentwicklung.<br />

Vor diesem Hintergrund hat die<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit ge mein nützige<br />

GmbH acht Integrationsbetriebe aufgebaut,<br />

die für rund 140 Menschen mit<br />

einer psychischen Behinderung sowie für<br />

Langzeitarbeitslose Arbeitsplätze anbieten.<br />

Eine breite Palette von einfachen<br />

bis zu differenzierten Arbeits abläufen stehen<br />

zur Qualifizierung und Stabilisierung<br />

bereit. Je nach Belastbarkeit können die<br />

Mitarbeiter/innen zwi schen Teil– oder<br />

Vollzeitarbeitsplätzen wählen.<br />

Hier die Kurzdarstellung der vielfältigen<br />

Tätigkeitsfelder:<br />

Die Gemüseverarbeitung mit der<br />

angegliederten Gemüse gärtnerei beliefert<br />

Großkantinen von Unternehmen mit bis<br />

zu 3.000 Beschäftigten.<br />

Die Cafeteria auf dem Gelände des Isar-<br />

Amper-Klinikums ist Treffpunkt für<br />

Patientinnen und Patienten, Klinikpersonal<br />

sowie für Gäste von außerhalb. Das<br />

der Cafeteria ange schlossene Veranstaltungscatering<br />

versorgt Firmen und<br />

Privatpersonen.<br />

Das Betriebscasino der Deutschen Post<br />

und die drei Kanti nen des Abfallwirtschaftsbetriebes<br />

München werden<br />

seit Jahren von <strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

bewirtschaftet.<br />

Zum Arbeitsschwerpunkt Entsorgungsservice<br />

gehören die drei Wertstoffhöfe mit<br />

ihren zusätzlichen Entsorgungs -<br />

dienstleistungen in den Gemeinden Haar,<br />

Planegg und Pul lach.<br />

Die Landschaftspflege in Haar ist<br />

überdies mitverantwort lich für ein<br />

gepflegtes Erscheinungsbild der Gemeinde.<br />

Im Integrationsfachdienst München-<br />

Freising (IFD) leistet ei ne Mitarbeiterin<br />

berufsbezogene Unterstützung für Men -<br />

schen mit Behinderung.<br />

12<br />

regenbogen-report 02/08


Unser Preisausschreiben<br />

Liebe Leser,<br />

in diesem <strong>Heft</strong> präsentieren wir Ihnen anstelle unseres obligatorischen<br />

Kreuzworträtsels erstmals ein Preisausschreiben, bei dem Sie gewinnen können,<br />

wenn Sie unser <strong>Heft</strong> aufmerks<strong>am</strong> lesen. Drei Fragen sind zu beantworten:<br />

1. Wieviele Wohngemeinschaften<br />

von <strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

gibt es in München<br />

a) 3 b) 13 c) 23<br />

3. Wer gastiert im Herbst bereits zum<br />

fünften Mal im<br />

Kleinen Theater Haar<br />

2. Was bedeutet das Kürzel BEW<br />

a) Bayerische Elektrizitätswerke<br />

b) Bezirkseigene Werkstätten<br />

c) Betreutes Einzelwohnen<br />

a) Sigi Zimmerschied<br />

b) Heidi Klum<br />

c) Bon Jovi<br />

Als Preise winken:<br />

1. Preis - Zwei Eintrittskarten für das Gastspiel von Dieter Hildebrand<br />

im Kleinen Theater Haar im November<br />

2. Preis: Ein Antistigma-Kunstkalender<br />

3. Preis: 1kg Kaffee von Dallmayr<br />

Bitte schreiben Sie die richtigen Lösungsbuchstaben auf eine Postkarte und senden<br />

Sie diese an Redaktion <strong>Regenbogen</strong>-Report, Casinostraße 75, 85540 Haar.<br />

Einsendeschluß ist der 1. September <strong>2008</strong>, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

regenbogen-report 02/08 13


Tierparkimpressionen aus Hellabrunn<br />

fotografiert von Leni Vogler und Evelyn Schmidt<br />

14<br />

regenbogen-report 02/08


egenbogen-report 02/08 15


Humor:<br />

Ingenieure & Kaufleute<br />

Eine Gruppe von Ingenieuren und eine Gruppe von Kaufleuten fahren<br />

mit dem Zug zu einer Tagung. Jeder Kaufmann besitzt eine Fahrkarte.<br />

Die ganze Gruppe der Ingenieure hat aber nur eine einzige Karte<br />

gelöst. Die Kaufleute schütteln darüber nur den Kopf und freuen sich<br />

insgeheim darauf, dass die arroganten Ingenieure mal eins auf die<br />

Mütze bekommen. Plötzlich ruft einer der Ingenieure: "Der Schaffner<br />

kommt!"<br />

Daraufhin springen alle Ingenieure auf und zwängen<br />

sich in eine Toilette. Der Schaffner kontrolliert die<br />

Kaufleute. Als er sieht, dass das WC besetzt ist,<br />

klopft er an die Tür: "Die Fahrkarte bitte!"<br />

Einer der Ingenieure schiebt die Fahrkarte<br />

unter der Tür durch, der Schaffner zieht zufrieden<br />

ab. Auf der Rückfahrt beschließen die<br />

Kaufleute, den selben Trick anzuwenden. Sie<br />

kaufen nur eine Karte für die ganze Gruppe und<br />

sind sehr verwundert, als sie merken, dass die<br />

Ingenieure diesmal überhaupt keine Fahrkarte haben.<br />

Nach einiger Zeit ruft wieder einer der Ingenieure: "Der Schaffner<br />

kommt!" Sofort stürzen die Kaufleute in eine der Toiletten und schliessen<br />

sich ein. Die Ingenieure machen sich etwas gemächlicher auf den<br />

Weg zum anderen WC. Bevor der letzte Ingenieur die Toilette betritt,<br />

klopft er bei den Kaufleuten an: "Die Fahrkarte bitte!"<br />

Und die Moral von der Geschichte Kaufleute wenden zwar gern die<br />

Methoden der Ingenieure an. Aber sie verstehen sie nicht wirklich!<br />

16<br />

regenbogen-report 02/08


<strong>Wege</strong> <strong>unterm</strong> <strong>Regenbogen</strong><br />

Räume betreten<br />

Platz schaffen<br />

Ideen ausloten<br />

Fähigkeiten entdecken<br />

Psychisch krank sein heißt nicht, nichts<br />

mehr zu sein, nichts mehr zu können,<br />

nichts mehr zu haben und nichts mehr<br />

zu wollen.<br />

Mit der richtigen Unterstützung gibt es<br />

die Möglichkeit, Räume zu betreten,<br />

Platz zu schaffen, Ideen auszuloten und<br />

Fähigkeiten zu entdecken,<br />

um wieder zu wissen: Wer bin ich, was<br />

kann ich, was habe ich und was will ich.<br />

Hier hilft der <strong>Regenbogen</strong> auf verschiedenen<br />

<strong>Wege</strong>n.<br />

regenbogen-report 02/08 17


<strong>Wege</strong> <strong>unterm</strong> <strong>Regenbogen</strong><br />

Elisabeth Jung<br />

Meine Schwester ist 23 Jahre alt. Wir<br />

haben ein gutes Verhältnis. Manchmal<br />

überlege ich mir, ob ich hätte irgendetwas<br />

verhindern oder anders machen können.<br />

Aber dann sage ich mir immer, dass ich ja<br />

selber zu klein war, um sie zu beschützen.<br />

Schlimm finde ich, was jetzt mit ihr<br />

passiert ist.<br />

Ich kann mich erinnern, dass es schon auf<br />

der Realschule angefangen hat. Sie hat<br />

manchmal Phasen gehabt, in denen sie<br />

mit niemand mehr gesprochen hat, tagelang.<br />

Sie hat dann auch sehr wenig<br />

gegessen und was mich sehr erschreckt<br />

hat, sie hat sich an den Haaren gerissen.<br />

Ich weiß schon, mein Vater ist sehr brutal.<br />

Er hat uns geschlagen, auch meine<br />

Mutter, wenn er zu viel getrunken hat.<br />

Aber trotzdem konnte ich mir nicht erklären,<br />

was mit Elisabeth los war. Ich war<br />

manchmal sogar richtig wütend auf sie,<br />

wenn sie dann so rum saß und nichts<br />

geredet hat.<br />

Sie hat dann eine Ausbildung als<br />

Verkäuferin angefangen in einer Bäckerei.<br />

Wir haben uns sehr wenig gesehen in der<br />

Zeit. Sie hing mit so komischen Typen<br />

rum. Das gab dann auch immer Streit mit<br />

meinen Eltern. Die Ausbildung hat sie<br />

dann abgeschlossen. Die Prüfung hat sie<br />

mit Ach und Krach geschafft.<br />

Mit 19 ist sie von zu Hause ausgezogen in<br />

eine kleine Wohnung. Sie hat dann kurz<br />

in einer Bäckerei gearbeitet. Das ging aber<br />

nicht lange gut. Sie k<strong>am</strong> mit dem Chef<br />

nicht klar. Ich hab sie öfter besucht.<br />

Aufgefallen ist mir, dass es unheimlich<br />

dreckig war bei ihr. Es lag alles rum.<br />

Kl<strong>am</strong>otten, Zigarettenstummel, Essensreste.<br />

Und was mir auffiel. Das sie immer<br />

dünner wurde. Ihr Kopf hatte kahle<br />

Stellen, vom Haare Ausreißen. Sie fand<br />

keine Arbeit mehr.<br />

Ich hatte das Gefühl, dass sie richtig verwahrloste.<br />

Das sagte ich ihr auch. Sie<br />

antwortete mir immer mit dem Satz:<br />

„Was weißt denn Du schon“. Irgendwann<br />

k<strong>am</strong> ich dann zu ihr und fand sie in einem<br />

völlig verwahrlosten Zustand. Sie war<br />

dreckig, unausgeschlafen. Sie sah aus, als<br />

hätte sie tagelang nichts mehr gegessen.<br />

Als ich sie ansprach, fing sie zu heulen an.<br />

Sie erzählte mir, dass sie sich nicht mehr<br />

raustraue, dass sie unter ganz starken<br />

Ängsten litt und das sie völlig<br />

durcheinander wäre.<br />

Was sollte ich tun. Ich rief, einen<br />

Hausarzt an, der mir riet, sie in die Klinik<br />

zu bringen. Ich brachte sie also in das<br />

18<br />

regenbogen-report 02/08


Klinikum Rechts der Isar. Das erschütterte<br />

mich alles sehr. Aber die Ärzte und<br />

Schwestern dort waren sehr nett.<br />

Elisabeth blieb dort eine lange Weile. Ich<br />

verstand immer mehr, dass sie eine psychische<br />

Erkrankung hat. In dieser Zeit<br />

hat sie mir auch einmal erzählt, dass sie<br />

von meinem Vater nicht nur geschlagen<br />

worden ist, sondern auch missbraucht<br />

wurde. Ich konnte es erst gar nicht<br />

glauben. Ich wurde sehr wütend.<br />

Inzwischen lasse ich mir auch therapeutisch<br />

helfen. Meine Schwester k<strong>am</strong><br />

dann nach der Klinik ins Haus an der<br />

Teutoburger Straße, einer Reha-<br />

Einrichtung für psychisch Kranke.<br />

Inzwischen ist sie wieder so fit, dass sie<br />

dort ausziehen kann. Man hat ihr empfohlen<br />

in eine betreute Wohngemeinschaft<br />

zu ziehen. Sie möchte gerne in eine<br />

Wohngemeinschaft, in der nur Frauen<br />

leben.<br />

Ich habe inzwischen vom <strong>Regenbogen</strong><br />

gehört und dass die dort einige WG`s<br />

haben. Meine Schwester hat sich dort bei<br />

der WG-Leiterin gemeldet. Die hat dann<br />

genauer nachgefragt und sie gebeten, ihr<br />

einen problembezogenen Lebenslauf und<br />

einen Arztbericht zu schicken. Vor zwei<br />

Monaten hatte Elisabeth einen<br />

Vorstellungstermin in einer Dreier-<br />

Wohngemeinschaft, in der nur Frauen<br />

leben. Sie wohnt jetzt schon zwei<br />

Wochen dort und ich habe das Gefühl,<br />

dass sie hier endlich zur Ruhe kommt.<br />

Und ich bin dort auch herzlich willkommen,<br />

wenn ich sie besuchen will.<br />

Lothar H<strong>am</strong>mer<br />

Es war wieder mal so weit. Ich hatte<br />

getrunken und mit meinem Freund<br />

Stress. Zum wiederholten Mal steckte ich<br />

in einer Krise. Ich war verzweifelt. Am<br />

liebsten hätte ich mich so richtig zugedröhnt<br />

und alle Tabletten genommen, die<br />

ich bei mir hatte. Ich fühlte mich so wertlos.<br />

Schon diese blöde Diagnose-<br />

Doppeldiagnose.<br />

Ich hatte es noch mal probiert in einer<br />

eigenen Wohnung, mit betreutem<br />

Einzelwohnen. Mit der Betreuerin vom<br />

<strong>Regenbogen</strong> k<strong>am</strong> ich gut klar. Aber jetzt<br />

hat es mich wieder erwischt. Ich schämte<br />

mich in Grund und Boden. Wieder nicht<br />

geschafft. In meiner Verzweiflung rief ich<br />

bei meiner BEW- Betreuerin an, die mir<br />

riet in die Klinik zu gehen und die mich<br />

auch beruhigte. Stimmt ja, eigentlich war<br />

ich schon eine ziemliche Zeit trocken,<br />

hatte Arbeit in der Postkantine, aber<br />

irgendwie dieses Alleinsein und dann dieser<br />

Stress mit meinem Freund. Ich wollte<br />

es ja unbedingt, alles auf einmal, trocken<br />

bleiben, Arbeit und allein in einer<br />

Wohnung wohnen. Beweisen wollte ich<br />

es, dass ich es alleine schaffe.<br />

Schließlich hatte ich früher immer wieder<br />

das Problem- Trinken- Klinik- Entzug-<br />

Krise. Einige Male. Dann hat man mir<br />

empfohlen in eine WG zu ziehen und<br />

nebenher zu den anonymen Alkoholikern<br />

zu gehen. Ich weiß heute noch nicht, wie<br />

ich das geschafft habe. Ein Jahr ging das<br />

regenbogen-report 02/08 19


so. Dann wollte ich unbedingt ins BEW.<br />

Ich hatte nämlich von der WG aus eine<br />

Arbeit gefunden beim <strong>Regenbogen</strong> und<br />

dann fügte es sich noch, dass ich einen<br />

BEW- Platz bek<strong>am</strong>. Und jetzt, war alles<br />

wieder kaputt. Also ging ich in die Klinik.<br />

Die Mühle kannte ich ja schon. Schön,<br />

schrecklich vertraut. Meine BEW-<br />

Betreuerin besuchte mich jede Woche.<br />

Als es mir besser ging, machte sie mir<br />

einen Vorschlag: In der Sucht- WG war<br />

ein Platz frei, Bedingung war, dass ich<br />

trocken bleibe. Aber ich würde dabei<br />

Unterstützung bekommen. Und, ich wäre<br />

nicht mehr so viel alleine. Hätte mehr<br />

Möglichkeiten zu Gesprächen.<br />

Sybille Horn<br />

Sybille Horn lebt schon lange in unserer<br />

Wohngemeinschaft. Zehn Jahre etwa.<br />

Sie ist inzwischen 60 Jahre alt. Sie leidet<br />

unter immer wiederkehrenden starken<br />

Depressionen. Sie k<strong>am</strong> zu uns aus der<br />

Klinik. Ihre Krankheit brach aus als sie<br />

47 Jahre war.<br />

Sie hatte in einem Altenheim als<br />

Pflegehelferin gearbeitet. Als sich dort<br />

die Struktur änderte und ihr Te<strong>am</strong> neu<br />

zus<strong>am</strong>mengestellt wurde, fühlte sie sich<br />

immer unwohler. Sie hatte das Gefühl,<br />

dass sie nicht mehr gewollt wurde. Hinzu<br />

k<strong>am</strong>, dass ihre Mutter starb, bei der sie<br />

lebte. Den Tod ihrer Mutter konnte sie<br />

kaum verkraften. Sie versuchte in der<br />

gemeins<strong>am</strong>en Wohnung zu bleiben. Sie<br />

verfiel immer mehr in eine Lethargie,<br />

musste sich öfter krank melden. Ihre<br />

Könnte den Haushalt gemeins<strong>am</strong> mit<br />

anderen versorgen. Das hatte sich nämlich<br />

heraus gestellt, in der Klinik, dass ich<br />

mir zu viel vorgenommen hatte. Ich fasste<br />

dann die Entscheidung in die Sucht-<br />

WG zu gehen. Ich wurde dort sehr<br />

freundlich aufgenommen. Mit mir sind<br />

es dort vier Bewohner. Wir haben zwei<br />

WG- Betreuerinnen. Ich fühle mich<br />

wohl dort und hoffe, dass ich dort weiter<br />

lerne, mit meinen Schwierigkeiten klar<br />

zu kommen. Manchmal tut es mir schon<br />

leid um meine Wohnung und ich trauere<br />

dann ein bisschen. Aber vielleicht ist es<br />

später nochmals möglich diesen Schritt<br />

zu machen.<br />

direkte Vorgesetzte merkte, dass sich der<br />

Zustand von Frau Horn verschlechterte<br />

und dass ein Arbeiten in ihrer<br />

Einrichtung nicht mehr möglich war. Sie<br />

riet ihr dringend zum Psychiater zu<br />

gehen. Frau Horn kündigte ihre<br />

Arbeitsstelle und zog sich völlig zurück.<br />

Sie fühlte sich immer leerer und verzweifelter.<br />

Sie unternahm einen Suizidversuch mit<br />

Tabletten, wurde aber von ihrer<br />

Nachbarin entdeckt, die sie ab und zu<br />

besuchte. Sie k<strong>am</strong> dann in die Isar-<br />

Amper-Klinik. Hier blieb sie für ein viertel<br />

Jahr und k<strong>am</strong> dann ins Haus 26, dass<br />

auf Depressionen spezialisiert ist. Hier<br />

stellte sich heraus, dass es für Frau Horn<br />

günstiger war, in eine betreute<br />

Wohngemeinschaft zu ziehen. Frau<br />

Horn k<strong>am</strong> dann zu uns in eine<br />

Wohngemeinschaft, in der fünf psy-<br />

20<br />

regenbogen-report 02/08


chisch kranke Menschen leben. Zwei<br />

Männer und drei Frauen. Hier hat sie<br />

sich sehr wohl gefühlt und konnte sich<br />

stabilisieren.<br />

Was aber sehr schwierig war, ist ihr fehlender<br />

Antrieb. Immer wieder hatte sie<br />

die Hoffnung auf eine Arbeitsstelle. Sie<br />

versuchte es im Cafe <strong>Regenbogen</strong> und<br />

musste dort ihre Stelle in der Küche aber<br />

leider aufgeben, weil sie dem Druck nicht<br />

standhielt. So versuchte sie es in einer<br />

Tagesstätte. Wichtig war ihr eine, die nur<br />

von Frauen besucht wird. Bis vor einem<br />

halben Jahr lief dies sehr gut. Dann hatte<br />

Frau Horn einen Unfall. Sie fiel eine<br />

Treppe hinunter und brach sich das Bein<br />

sehr kompliziert. Sie musste operiert<br />

werden.<br />

Fritz Lechner<br />

Es war ganz eigenartig. So ganz langs<strong>am</strong><br />

hat es angefangen. Ich hab in einer<br />

Autowerkstatt gearbeitet. Plötzlich hatte<br />

ich immer mehr das Gefühl, dass meine<br />

Kollegen über mich reden. Ich hab mich<br />

dann immer weiter zurückgezogen.<br />

Wenn ich abends nach Hause gegangen<br />

bin, waren mir die Geräusche in der<br />

Stadt zu laut. Mein Gefühl verstärkte<br />

sich, dass die Menschen um mich rum<br />

über mich sprechen.<br />

Leider ist sie seitdem gehbehindert. Dies<br />

bedeutete für sie einen sehr schweren<br />

Einbruch und sie rutschte in eine starke<br />

Depression. Frau Horn k<strong>am</strong> in die Klinik<br />

und dann wieder zu uns. Inzwischen hat<br />

Frau Horn aber einen erhöhten<br />

Hilfebedarf. Sie leidet unter starken Ängsten.<br />

Besonders nachts. Ihre<br />

Gehbehinderung schränkt sie zusätzlich<br />

ein. Nun hat sie sich schweren Herzens<br />

entschlossen, in langen Gesprächen mit<br />

uns, in ein Heim zu gehen. Sie möchte<br />

gerne aufs Land nach Ernsgaden in das<br />

dortige Heim vom <strong>Regenbogen</strong> ziehen.<br />

Das bedeutet jetzt für uns, den Abschied<br />

vorzubereiten. Für die anderen WG-<br />

BewohnerInnen, für uns zwei Betreuer<br />

und Frau Horn.<br />

Ich habe noch bei meinen Eltern gelebt.<br />

Ich wurde immer misstrauischer.<br />

Manchmal hatte ich Angst zu essen, was<br />

meine Mutter gekocht hat. Es hätte ja<br />

vergiftet sein können. So richtig schlimm<br />

wurde es, als das mit den Stimmen losging.<br />

Eine hat mir immer wieder gesagt,<br />

dass ich mich vor die S-Bahn schmeißen<br />

soll. Es gab Tage, da hab ich mich gar<br />

nicht aus dem Haus getraut. Ich bin dann<br />

im Bett liegen geblieben. Richtig sicher<br />

hab ich mich da aber auch nicht gefühlt.<br />

Ich dachte, die draußen vor dem Fenster<br />

lachen über mich. Es wurde immer<br />

schlimmer. Meine Eltern k<strong>am</strong>en auch<br />

schlecht d<strong>am</strong>it zurecht.<br />

Ich konnte nicht mehr regelmäßig arbeiten.<br />

Irgendwie brachte ich die Tage<br />

herum. Ich hatte Angst meinen Eltern zu<br />

erzählen, wie es mir wirklich geht. Dann<br />

bek<strong>am</strong> ich einen regelrechten<br />

Zus<strong>am</strong>menbruch. Ich hatte starke Ängste,<br />

traute mich nicht mehr aus dem Zimmer<br />

und saß nur verängstigt im Bett. Meine<br />

Mutter erkannte in diesem Moment, wie<br />

weiter auf Seite 24<br />

regenbogen-report 02/08 21


Der <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Landschaftspflege<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

WG-Leitung Neuburg,<br />

Schrobenhausen, Pfaffenhofen<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Integrationsfachdienst München-<br />

Freising (IFD)<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

Infostelle Wohnnetz<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

WG-Leitung München<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

WG-Leitung Ingolstadt, Eichstätt<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

Geschäftsstelle<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

Heime<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

Übergangswohngemeinschaft<br />

22<br />

regenbogen-report 02/08


<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Betriebscasino der Deutschen Post<br />

Kantinen der Mü. Abfallwirtschaftsbetr.<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Entsorgungsservice<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Cafeteria im Isar-Amper-Klinikum,<br />

Klinikum München-Ost<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Geschäftsstelle<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit<br />

Gemüseverarbeitung/Gärtnerei<br />

<strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>am</strong> Ostpol<br />

im <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />

SeelenART<br />

im <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />

ReVo aktiv<br />

im <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />

regenbogen-report 02/08 23


sehr schlecht es mir ging und rief den<br />

Krankenwagen. Ich war einverstanden<br />

und ließ mich in die Klinik in Haar bringen.<br />

In die Isar- Amper- Klinik ins Haus<br />

12. Ich bek<strong>am</strong> dort gleich Medik<strong>am</strong>ente,<br />

fühlte mich wie auf Watte, aber die<br />

Stimmen haben aufgehört und meine<br />

Ängste. Das hat mir erst einmal geholfen.<br />

Nach einigen Wochen mit Medik<strong>am</strong>enten<br />

eingestellt k<strong>am</strong> ich wieder nach<br />

Hause. Aber irgendwie klappte es dort<br />

nicht mehr richtig. Meine Eltern haben<br />

mich immer beobachtet. Bei der kleinsten<br />

Kleinigkeit meinten sie gleich, ich solle<br />

zum Arzt gehen. Und in der Arbeit hab<br />

ich gemerkt, dass ich nicht mehr so lange<br />

durchgehalten habe. An sehr anstrengenden<br />

Tagen, hatte ich wieder das Gefühl<br />

alle reden über mich. Ich hab das meinem<br />

Arzt erzählt, der hat mich dann zum<br />

SPDI geschickt zur Beratung. In mehreren<br />

Beratungsgesprächen hat sich dann<br />

rausgestellt, dass ich von zu Hause wegziehen<br />

wollte.<br />

Alleine zu leben konnte ich mir gar nicht<br />

vorstellen. Beim SPDI wurde mir dann<br />

empfohlen in eine betreute Wohngemeinschaft<br />

zu ziehen. Wir haben gleich<br />

geschaut, ob eventuell Plätze frei sind. In<br />

einer Dreier- Wohngemeinschaft vom<br />

<strong>Regenbogen</strong> war ein Platz frei. Ich hab<br />

dann beim <strong>Regenbogen</strong> angerufen. Ich<br />

musste einen problembezogenen Lebenslauf<br />

hinschicken und bek<strong>am</strong> einen<br />

Vorstellungstermin. Ein Betreuer und<br />

eine Betreuerin empfingen mich. Die<br />

anderen beiden Bewohner fand ich nett<br />

und so ging ich das Wagnis ein und zog in<br />

diese Wohngemeinschaft in ein eigenes<br />

kleines Zimmer. Die Betreuer unterstützen<br />

mich bei vielen Dingen. Ich hab hier<br />

erst gemerkt, wie unselbstständig ich vorher<br />

war, so mit waschen, kochen usw. Das<br />

lerne ich jetzt alles. Schwierig wurde es<br />

dann in der Arbeit. Ich habe so oft<br />

gefehlt, dass mein Chef mit mir gesprochen<br />

hat, dass das nicht mehr so geht. Ich<br />

hab selber auch gemerkt, dass ich die<br />

Arbeit dort nicht mehr verkrafte. Ich hab<br />

dann dort aufgehört. Ich bin dann erst<br />

mal in ein richtiges Loch gefallen. Hab<br />

gedacht: „ Jetzt bist Du erst 25 Jahre und<br />

hast keine Arbeit mehr.“<br />

Ich bin dann in eine richtige Krise<br />

gerutscht. Ich musste auch wieder für ein<br />

paar Wochen in die Klinik. Die WG-<br />

Betreuer haben mich dort immer besucht<br />

und den Kontakt gehalten. Ich konnte<br />

mir so ein Leben ohne Arbeit gar nicht<br />

so richtig vorstellen. Aber es war klar,<br />

dass ich nicht mehr richtig belastbar bin.<br />

Was mir nie viel ausgemacht hat, war<br />

körperlich anstrengende Arbeit. So ergab<br />

sich dann die Möglichkeit, als ich schon<br />

wieder in der Wohngemeinschaft war, bei<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit in der Gärtnerei<br />

anzufangen, für 20 Stunden in der<br />

Woche. Harte Arbeit. Aber ich fühle<br />

mich wohl dabei.<br />

Immer wieder gibt es Phasen, in denen es<br />

mir sehr schlecht geht. Aber ich lerne<br />

immer mehr, d<strong>am</strong>it umzugehen. Und das<br />

wichtigste- Ich habe immer Ansprechpartner,<br />

mit denen ich sprechen kann.<br />

24<br />

regenbogen-report 02/08


Adressen und Ansprechpartner<br />

für Betroffene<br />

<strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

gemeinnützige GmbH<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Trausnitzstraße 8<br />

81671 München<br />

Tel: 089 / 46 16 98 3<br />

Fax: 089 / 46 16 98 50<br />

WG-Leitung München<br />

(1 Übergangswohngemeinschaft,<br />

12 Wohngemeinschaften)<br />

Ansprechpartner: Karin Thiede<br />

Tel: 089 / 46 16 98 51<br />

karin.thiede@rebo-wohnen.de<br />

WG-Leitung Ingolstadt/Eichstätt<br />

(7 Wohngemeinschaften)<br />

Ansprechpartner: Doris Brosig<br />

Tel: 0841 / 12 94 58 9<br />

doris.brosig@rebo-wohnen.de<br />

WG-Leitung Neuburg, Schrobenhausen<br />

und Pfaffenhofen<br />

(2 Wohngemeinschaften)<br />

Ansprechpartner: Barbara Rinsky<br />

Tel: 0160 / 37 64 24 2<br />

barbara.rinsky@regenbogen-ev.de<br />

Heime<br />

Haus <strong>Regenbogen</strong><br />

Ringstr. 23, 85540 Haar<br />

Tel: 089 / 46 82 62<br />

hs23@regenbogen-ev.de<br />

Brandstetter Hof<br />

Maria-Eck-Str. 81, 83313 Siegsdorf<br />

Tel: 08662 / 40 99 75<br />

alexander.miller@regenbogen-ev.de<br />

Heim <strong>Regenbogen</strong><br />

Bahnhofstraße B119, 86633 Neuburg<br />

Tel: 08431 / 61 85 11<br />

dieter.welt@regenbogen-ev.de<br />

Heim <strong>Regenbogen</strong><br />

Geisenfelder Str. 7, 85119 Ernsgaden<br />

Tel: 08452 / 28 10<br />

ernsgaden@rebo-wohnen.de<br />

Kleinstheim Garching<br />

Gartenstraße 7, 85748 Garching<br />

Tel: 089 / 32 46 25 88<br />

thomas.reinauer@regenbogen-ev.de<br />

regenbogen-report 02/08 25


Infostelle Wohnnetz<br />

Trausnitzstraße 8<br />

81671 München<br />

Tel: 089 / 46 16 98 53<br />

Fax: 089 / 46 16 98 54<br />

info-wohnnetz@rebo-wohnen.de<br />

www.info-wohnnetz.de<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit gemeinnützige<br />

GmbH<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Leibstraße 80, 85540 Haar<br />

Tel: 089 / 45 69 83 0<br />

Fax: 089 / 45 69 83 17<br />

Integrationsfachdienst<br />

Landsberger Straße 6, 80339 München<br />

Ansprechpartner: Therese Gallmeier<br />

Tel: 089 / 51 91 91 36<br />

Fax: 089 / 51 91 91 20<br />

t.gallmeier@ifd-muenchen-freising.de<br />

Sozialpsychiatrische Dienste<br />

SpDi Bogenhausen, München Nord-Ost<br />

Denningerstr. 225 / 81927 München<br />

Tel.: (089) 93 20 03, Fax: (089) 99 30 11<br />

35<br />

SpDi Laim, München West<br />

Westendstraße 245 / 80686 München<br />

Tel.: (089) 5470 - 2030<br />

SpDi München Giesing<br />

Pilgersheimerstraße 32 / 81543<br />

München<br />

Tel.: (089) 65 20 21<br />

SpDi München Nord<br />

Riemerschmidstr. 16 / 80933 München<br />

Tel.: (089) 31 20 96-0 (Zentrale), -50<br />

(Sekretariat), Fax: (089) 312096-51<br />

SpDi München-Land Süd<br />

Ludwig Thoma Straße 46 / 85521<br />

Ottobrunn<br />

Tel: (089) 60 50 54, Fax: (089) 60 50 12<br />

SpDi München-Mitte<br />

Bayerstraße 28a / 80335 München<br />

Tel.: (089) 233-479 47, Fax: (089) 233<br />

479 48<br />

SpDi München-Perlach<br />

Peschelanger 11 / 81735 München<br />

Tel.: (089) 67 10 51<br />

SpDi München-West<br />

Landsbergerstraße 509 / 81241<br />

München<br />

Tel.: (089) 83 70 43, Fax: (089)<br />

83928151<br />

SpDi Neuhausen-Nymphenburg<br />

Blutenburgstraße 71-III / 80636<br />

München<br />

Tel.: (089) 12 69 91-452, Fax: (089)<br />

126991-459<br />

SpDi Planegg<br />

Bahnhofstraße 7 / 82152 Planegg<br />

Tel.: (089) 89 97 90 80, Fax: (089) 89 97<br />

90 80<br />

26<br />

regenbogen-report 02/08


SpDi Schwabing<br />

Beratungsstelle für psychische<br />

Gesundheit<br />

Dachauer Straße 9 a / 80335 München<br />

Tel.: (089) 33 00 71 30, (089) 330071-<br />

40 (Tagesstätte), Fax (089) 33007145<br />

SpDi Unterschleißheim<br />

Im Klosterfeld 14 b / 85716<br />

Unterschleißheim<br />

Tel.: (089) 32 18 32-0, Fax: (089)<br />

321832-53<br />

KontakTee<br />

Balanstr. 17, 81669 München<br />

Tel.: (0 89) 4 48 78 88<br />

Fax: (0 89) 48 95 34 98<br />

office@kontaktee-kid.de<br />

Mensch-Kunst-Leben e.V.<br />

TheaterAtelier<br />

Seeriederstr. 4, 81675 München<br />

Tel: 089 / 41 90 17 08<br />

Fax: 089 / 41 90 17 09<br />

thea@mensch-kunst-leben.de<br />

Mobile Krisendienste<br />

Mobiler Krisendienst München-Süd<br />

Bavariastraße 11 / 80336 München<br />

Tel.: (089) 76 78 - 18<br />

Mobiler Psychiatrischer Krisendienst<br />

München-Ost<br />

Bereiteranger 7 / 81541 München<br />

Tel.: (089) 72 95 96 - 0, Fax: (089) 54<br />

84 88 00<br />

REHA e.V. in München<br />

Anglerstr. 1, 80339 München,<br />

Telefon 089 / 85 63 10 00<br />

<strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>am</strong> Ostpol/Rebo aktiv<br />

Casinostraße 75, 85540 Haar<br />

Tel: 089 /89 05 69 81 2<br />

Fax: 089 / 89 05 69 81 6<br />

Selbsthilfegruppen/Weitere Angebote<br />

Münchner Psychiatrie-Erfahrene<br />

(MüPE) e. V.<br />

Thalkirchner Str. 10/1. Stock<br />

80337 München<br />

Tel: 089-260 230 25<br />

Fax: 089-260 230 84<br />

muepe-selbsthilfe@t-online.de<br />

www.muepe.org<br />

regenbogen-report 02/08 27


28<br />

regenbogen-report 02/08


Atterseeurlaub <strong>2008</strong><br />

Ein Reisebericht<br />

Wir verbrachten vier wunderschöne Tage<br />

<strong>am</strong> Attersee Oberösterreich. Bei schönem<br />

Wetter unternahmen wir mehrere<br />

Ausflüge in die Umgebung – z. B.<br />

Mondsee – Fraunsee – Bad Ischgl. Jeder<br />

Tag war ein Erlebnis. Abends wurden wir<br />

von unseren Wirtsleuten kulinarisch verwöhnt<br />

und für die Ausflüge gestärkt. Herr<br />

Domday erzählte uns viel über unsere<br />

Ausflugziele z.B. woher der N<strong>am</strong>e<br />

Mondsee kommt, über das Schlosshotel<br />

Orth und über die Berge und Seen.<br />

Absolut schön war die Kutschfahrt durch<br />

Bad Ischgl, der Kutscher klärte uns über<br />

die Residenzhäuser der Stadt auf. Danach<br />

spazierten wir über einen Flohmarkt in<br />

der Kleinstadt. Am Nachmittag ging es<br />

dann wieder an den Attersee, den wir mit<br />

einem D<strong>am</strong>pfer überquerten. Weiterhin<br />

haben wir uns angeschaut, die Städte<br />

Gmunden, Seewalden, den Platz <strong>am</strong><br />

Mondsee der Fürstin von Waldzeck,<br />

einen Bauernmarkt in der Nähe des<br />

Attersees und vieles mehr. Herr Domday<br />

erzählte uns viel über die Künstler, die<br />

durch diese Umgebung inspiriert wurden.<br />

Wir danken Herrn Domday für die<br />

schöne Zeit und allen Menschen, die uns<br />

diese Reise ermöglichten.<br />

K. T.<br />

regenbogen-report 02/08 29


Fotos: Tourismusverband der Ferienregion Attersee-Salzk<strong>am</strong>mergut<br />

30<br />

regenbogen-report 02/08


Interview mit einem der Bewohner der<br />

Doppeldiagnose- WG (Psychose und<br />

Alkoholsucht) von <strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

1. Seit wann wohnen Sie in der WG<br />

Drei Jahre.<br />

2. Wie sind Sie in diese WG gekommen<br />

Durch die Isar- Amper- Klinik vom Arzt<br />

und Sozialdienst wurde mir das empfohlen.<br />

Es gab noch eine Vorstufe. Erst<br />

war die ÜWG geplant. Da dort aber<br />

Alkohol erlaubt ist, war mir das zu<br />

gefährlich. Als dann klar war, dass der<br />

<strong>Regenbogen</strong> eine Doppeldiagnose- WG<br />

aufmacht, bin ich hierher gekommen.<br />

3. Wie verlief Ihr Einstieg in die WG<br />

Teils schwierig, teils schön. Ich hatte <strong>am</strong><br />

Anfang noch mit Suchtdruck zu<br />

kämpfen. Dann gab es einige Konflikte<br />

unter den Bewohnern. Mit der Zeit ging<br />

es mir mit meinem Suchtdruck immer<br />

besser. Ich lernte auch mit der Zeit mit<br />

Konflikten umzugehen und Dinge anzusprechen.<br />

Durch einen Bewohnerwechsel<br />

wurde es auch leichter und wir haben uns<br />

dann zus<strong>am</strong>mengerauft und besser kennen<br />

gelernt.<br />

4. Was war das Schönste<br />

Dass ich in einer WG bin, was ich mir<br />

immer gewünscht habe. Dass ich in der<br />

WG unter Menschen bin, mich aber auch<br />

zurückziehen kann.<br />

Die Einzelgespräche mit den<br />

Betreuerinnen geben mir sehr viel und<br />

auch das Meeting. Die gemeins<strong>am</strong>en<br />

Unternehmungen, das gemeins<strong>am</strong>e<br />

Grillen mit anderen WG´S und das<br />

Zus<strong>am</strong>menkommen mit anderen<br />

Menschen gefällt mir sehr.<br />

5. Was war das Schlimmste<br />

Ein Diebstahl in der WG. Und die ganz<br />

große Krise eines Bewohners.<br />

6. Fühlen Sie sich in der WG zu Hause<br />

Ich fühl mich so zu Hause, wie noch nie<br />

in einer Wohnung.<br />

7. Wie sind Sie zu Ihrer Arbeit gekommen<br />

In der Isar- Amper- Klinik, als ich in<br />

Hs.41 war und <strong>am</strong>bulante Arbeitstherapie<br />

machte und mich mit der Zeit unterfordert<br />

fühlte. Ich ging auf den dortigen<br />

regenbogen-report 02/08 31


Sozialdienst zu und fragte nach anderen<br />

Möglichkeiten. Mir wurde dann die Stelle<br />

bei <strong>Regenbogen</strong> Arbeit in der<br />

Landschaftspflege im Bauhof empfohlen.<br />

Ich hatte dann ein Bewerbungsgespräch<br />

bei Frau Auer von <strong>Regenbogen</strong> Arbeit.<br />

Ich hab dann eine Woche später im<br />

Rahmen einer Arbeitstherapie dort<br />

begonnen. Nach einem Monat habe ich<br />

dann eine ABM- Stelle für zwei Jahre<br />

bekommen und seit 1. 4. <strong>2008</strong> hab ich<br />

jetzt einen unbefristeten Vertrag bei<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit.<br />

8. Was macht die Firma, in der Sie arbeiten<br />

Containerplätzereinigung, Bahnhöfe säubern<br />

und Müll entleeren, Spielplätze pflegen<br />

und von Unkraut befreien und auch<br />

Straßenränder von Unkraut befreien,<br />

Straßen säubern im Frühjahr von Split,<br />

Rasen mähen auf den öffentlichen<br />

Flächen ( Haar, Ottodichl, Salmdorf und<br />

Kronsdorf ), öffentliche Grünflächen säubern<br />

mit einem Zwicker, Friedhofspflege,<br />

Laub rechen auf den öffentlichen Flächen<br />

und dem Friedhof, Winterdienst (<br />

Schneeräumen und Streuen) auf<br />

Fahrradwegen und Bushaltestellen und<br />

die Übergänge an der Wasserburger<br />

Landstr. und im Innenbereich Haar alle<br />

Übergänge. Ab und zu haben wir<br />

Sonderaufträge bei Schulen und<br />

Kindergärten.<br />

9. Wie viele Stunden arbeiten Sie<br />

Vollzeit<br />

10. Ist die Arbeit sehr anstrengend und wie<br />

ist der Verdienst<br />

Ja, die Arbeit ist sehr anstrengend. Es<br />

gibt aber auch leichtere Tage. Jeder Tag<br />

ist natürlich auch nicht gleich. Wir sind<br />

ja auch Sonne, Schnee, Regen und allen<br />

Witterungen ausgesetzt. Der Verdienst<br />

ist für unsere Arbeit sehr gut.<br />

11. Wie hat der <strong>Regenbogen</strong> Ihr Leben<br />

verändert<br />

Ich bin selbstbewusster geworden. Es<br />

fällt mir leichter Dinge, die mich betreffen<br />

anzusprechen. Sicher gibt es noch<br />

Dinge, an denen ich noch arbeiten muss<br />

und die mir nicht so leicht fallen.<br />

<strong>Regenbogen</strong> Arbeit hat mir trotz längerer<br />

Krankheit die Weiterarbeit<br />

ermöglicht. Dafür bin ich sehr dankbar.<br />

Ich bin auch dankbar, dass ich trotz<br />

meiner Behinderung mit 70% wieder<br />

eine Arbeit habe. Früher war ich länger<br />

arbeitslos. Das Ende vom Lied war, dass<br />

der Alkohol mich wieder im Griff hatte.<br />

Ich bin mittlerweile drei Jahre trocken,<br />

drei Jahre in der WG und drei Jahre in<br />

meiner Arbeit.<br />

32<br />

regenbogen-report 02/08


WG<br />

Impressionen<br />

regenbogen-report 02/08 33


34<br />

regenbogen-report 02/08


Erfahrungen aus der ÜWG (Übergangswohngemeinschaft)<br />

von <strong>Regenbogen</strong>-<br />

Wohnen<br />

Das Übergangswohnheim Haus 69<br />

befindet sich auf dem Gelände des Isar-<br />

Amper-Klinikums in Haar-Eglfing im<br />

baulich älteren Teil des<br />

Bezirkskrankenhauses. Das Wohnheim,<br />

eine alte Jugendstilvilla, bietet 14<br />

Personen über zwei Etagen einen<br />

Wohnplatz. Die BewohnerInnen werden<br />

von MitarbeiterInnen von <strong>Regenbogen</strong><br />

Wohnen gGmbH betreut und in ihren<br />

Alltagsangelegenheiten begleitet. Marlena<br />

M. und Uwe H. möchten einen<br />

kurzen Einblick in das Wohnen und<br />

Leben im Haus 69 geben.<br />

Marlena: Uwe, wie lange bist Du schon<br />

im Haus 69 Wie bist Du hierher gekommen<br />

und warum lebst Du in dieser Übergangswohngemeinschaft<br />

Uwe: Ich bin <strong>am</strong> 9. Mai in dieses Haus<br />

eingezogen und lebe jetzt 16 Tage hier.<br />

Vorher habe ich mit meiner<br />

Lebensgefährtin in Penzberg in einer<br />

Mietwohnung zus<strong>am</strong>mengewohnt. Da<br />

unsere Beziehung auseinander gegangen<br />

ist, musste ich mir eine neue<br />

Wohngelegenheit suchen. Ich bek<strong>am</strong> von<br />

einer Bekannten den Hinweis, dass es im<br />

Isar-Amper-Klinikum dieses Übergangswohnheim<br />

gibt, wo ich eventuell<br />

aufgenommen werden könnte. Ich habe<br />

mich um ein Aufnahmegespräch bemüht<br />

und auch gleich einen Termin bei einer<br />

Mitarbeiterin von <strong>Regenbogen</strong> Wohnen<br />

bekommen. Sie sagte mir in dem<br />

Gespräch zu, dass ich in den nächsten<br />

Tagen einziehen könnte: So bin ich dann<br />

<strong>am</strong> darauf folgenden Donnerstag mit<br />

einigen Habseligkeiten hier angekommen<br />

und habe ein Zweibettzimmer belegt.<br />

Und wieso bist Du hier, Marlena<br />

Marlena: Ich wohne jetzt seit ungefähr<br />

vier Wochen hier. Vorher war ich aufgrund<br />

einer psychiatrischen Erkrankung<br />

auf einer offenen Station im Isar-Amper-<br />

Klinikum. Da ich unter anderem auch<br />

wegen meiner problematischen<br />

Wohnsituation stationär behandelt werden<br />

musste, war ein Behandlungsziel,<br />

einen geeigneten Wohnraum für mich zu<br />

finden. Leider war in anderen therapeutischen<br />

Wohngemeinschaften noch<br />

kein Platz für mich frei, so dass ich erst<br />

mal übergangsweise hier aufgenommen<br />

werden konnte. Inzwischen habe ich mich<br />

gut eingelebt und fühle mich hier sehr<br />

wohl. Erzähle mir doch etwas von<br />

Deinem Alltag hier, Uwe, von Deinen<br />

Beschäftigungen, bzw. Deiner Arbeit und<br />

Deiner beruflichen Situation.<br />

Uwe: Ich habe hier in München<br />

Architektur an der Schule für Bau und<br />

Gestaltung studiert. Da die wirtschaftlichen<br />

Voraussetzungen für mich<br />

nicht optimal waren bin ich an die<br />

regenbogen-report 02/08 35


Fernuniversität Hagen in Nordrhein-<br />

Westfalen gewechselt. Dort bin ich<br />

immer noch eingeschrieben. In der<br />

anderen Zeit habe ich im Cateringbereich<br />

als Hauswirtschaftshelfer gearbeitet.<br />

Diese Anstellung habe ich aber leider verloren.<br />

Momentan versuche ich aber eine<br />

neue Arbeit zu finden und widme mich in<br />

meiner freien Zeit wieder meinem<br />

Studium. Berichte doch nun einmal etwas<br />

von Deiner Situation.<br />

Marlena: Ich habe bis vor zwei Jahren in<br />

Münster in Nordrhein-Westfalen 24<br />

Semester Oecotrophologie studiert. Da<br />

ich krankheitsbedingt das Studium nicht<br />

beenden konnte, habe ich mich exmatrikuliert<br />

und beim Arbeits<strong>am</strong>t einen<br />

Antrag auf berufliche Rehabilitation<br />

gestellt. Ich möchte gerne noch einmal<br />

eine Ausbildung machen. Da ich aber<br />

zurzeit noch keinen festen Wohnsitz<br />

habe, ruht dieses Rehaverfahren vorerst.<br />

Vielleicht erzählen wir den Lesern nun<br />

noch etwas über unseren Alltag hier im<br />

Haus 69. Wie sieht Dein Tag hier aus<br />

Welche Tagesstruktur hast Du Wie<br />

kommst Du mit den Mitbewohnern aus<br />

Wie fühlst Du Dich in diesem Haus allgemein<br />

Uwe: Einige Zeit <strong>am</strong> Tag vergeht leider<br />

mit Auseinandersetzungen mit meiner<br />

Lebensgefährtin wegen der Wohnungsangelegenheiten.<br />

Dann musste ich natürlich<br />

noch viele Ämter aufsuchen, mich<br />

beim Einwohnermelde<strong>am</strong>t ummelden,<br />

Nachsendeanträge bei der Post stellen,<br />

sowie einen neuen Arbeitsplatz finden. In<br />

meiner Freizeit engagiere ich mich in<br />

einer Franziskanergemeinde in Werd <strong>am</strong><br />

36<br />

Bodensee. Ich halte mich fest an meine<br />

Tagesstruktur und beginne meinen Tag<br />

schon um 6.30 Uhr. Mit den<br />

Mitbewohnern komme ich gut aus und<br />

freue mich, mit ihnen reden zu können<br />

oder z. B. den Gottesdienst in der<br />

Frauenkirche in München zu besuchen.<br />

Das Haus bietet mir natürlich eine<br />

angenehme Wohnsituation. Die<br />

Räumlichkeiten sind groß genug, so dass<br />

wir 14 Mitbewohner uns nicht auf die<br />

Nerven gehen. Außerdem nutze ich<br />

gerne dass hauseigene Internetangebot<br />

zum Surfen. Ich denke das nächste halbe<br />

Jahr werde ich noch hier verbringen. Und<br />

wie ergeht es Dir hier<br />

Marlena: Anfangs habe ich das Angebot<br />

der Tagesklinik genutzt, um meinen Tag<br />

zu strukturieren. Nach vier Wochen hatte<br />

ich aber genug von der Klinik.<br />

Schließlich bin ich schon drei Monate<br />

auf verschiedenen Stationen. Jetzt versuche<br />

ich nur noch das Angebot der<br />

Arbeitstherapie hier wahrzunehmen, um<br />

mich zu beschäftigen. Ich verbringe auch<br />

viel Zeit mit Schlafen und Ausruhen und<br />

surfe natürlich viel im Internet. Die<br />

anderen Verpflichtungen sind Einkaufen,<br />

meine Hausdienste erledigen, an verschiedenen<br />

Gesprächen mit den<br />

Betreuern teilnehmen und eine<br />

Psychotherapie machen. Mit den<br />

Mitbewohnern komme ich im Allgemeinen<br />

gut zurecht. Manchmal gibt es<br />

Streit, aber wir vertragen uns auch<br />

wieder. Ich bin auch froh, dass ich nicht<br />

alleine bin und mit den anderen etwas<br />

zus<strong>am</strong>men unternehmen kann.<br />

regenbogen-report 02/08


Botanischer Garten München<br />

fotografiert von Fr. Dizdar und Fr. Schmidt<br />

regenbogen-report 02/08 37


Nachruf auf Bobby Fischer<br />

von Gert Stocker<br />

Am 17. Januar ist der frühe<br />

Schachweltmeister Bobby Fischer an<br />

Nierenversagen gestorben. Er war nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg der erste<br />

Nichtrusse, der Weltmeister wurde (im<br />

Jahr 1972 gegen Boris Spasski). Nach<br />

dem Titelgewinn spielte er 20 Jahre lang<br />

keine weitere öffentliche Partie. Erst ein<br />

Millionenangebot eines serbischen<br />

Bankiers veranlasste ihn zu einem<br />

erneuten K<strong>am</strong>pf gegen Boris Spasski, den<br />

er überlegen gewann.<br />

Er kämpfte praktisch allein gegen eine<br />

ganze Heerschar von russischen<br />

Spezialisten (Trainern, Psychologen,<br />

Eröffnungs-Experten, Endspiel-Experten,<br />

...). 1975 hätte er seinen Titel gegen<br />

Anatoli Karpow verteidigen sollen. Da<br />

Fischer - nach meiner Meinung unerträgliche<br />

- Forderungen stellte, wurde<br />

Karpow k<strong>am</strong>pflos zum neuen Weltmeister<br />

ernannt.<br />

aushebt. Bobby Fischer war auch der erste<br />

Spieler, der in der Weltrangliste die<br />

Marke von 2800 Punkten erreichte - erst<br />

viele Jahre später sollte ein weiterer<br />

Spieler dies schaffen - das war (natürlich)<br />

Garry Kasparow.<br />

Schon früher urteilte Boris Spasski:<br />

“Bobby hatte eine reine, keusche<br />

Beziehung zum Schach. Er verehrte das<br />

Spiel wie einen Gott. Und er war unser<br />

erster Gewerkschaftsführer. Dank Fischer<br />

sind die Honorare der Schachspieler bei<br />

WM-Kämpfen und Turnieren in den vergangenen<br />

Jahrzehnten bedeutend<br />

gestiegen.”<br />

Nun einige Kommentare von Spitzenspielern<br />

über Fischers Tod:<br />

Weltmeister Vishy Anand: “Bobby<br />

Fischer wird als Marilyn des Schachs in<br />

Erinnerung bleiben. Die Welt hat von der<br />

Monroe auch nur die schönen und nicht<br />

die dunklen Seiten im Gedächtnis behalten.”<br />

Peter Leko (kämpfte gegen Wladimir<br />

Kr<strong>am</strong>nik um die Weltmeisterschaft):<br />

“Über Bobbys Tod bin ich sehr traurig.<br />

Mehrmals hatte ich Gelegenheit, ihn zu<br />

treffen. Darüber bin ich sehr froh. Das<br />

war in den Jahren 1998 und 1999 in<br />

38<br />

Fischers Überlegenheit wird beispielsweise<br />

im Ergebnis der Blitzschach-WM<br />

1970 deutlich: Fischer gewann mit 19<br />

Punkten; der zweite - der frühere Weltmeister<br />

Tal - hatte nur 14,5 Punkte. Der<br />

frühere Weltmeister Euwe war so beeindruckt<br />

über Fischers Spiel, dass er ein<br />

eigenes Buch schrieb über die Fortschritte<br />

vor Fischer und dann Fischer selbst herregenbogen-report<br />

02/08


Ungarn. Beeindruckt war ich vor allem<br />

von seinem riesigen Schachverständnis.<br />

Wie er analysierte, das war unglaublich.<br />

Auch lange nach seiner Karriere blitzte<br />

noch immer seine große Klasse auf.<br />

Bobby Fischer war einer der größten<br />

Schachspieler und privat ein<br />

liebenswürdiger Mensch. Seine gelegentlichen<br />

Interview-Äußerungen geben<br />

ein ganz falsches Bild von ihm. Wenn<br />

man diese Dinge liest kommt nicht<br />

rüber, was für ein großes Herz dieser<br />

Mann hatte. Er war zum Schluss sehr<br />

eins<strong>am</strong>.”<br />

Garry Kasparow: Er schreibt in einem<br />

seiner Bücher, dass Ende der 60er Jahre<br />

und Anfang der 70er Jahre eine große<br />

Menge an Eröffnungsvarianten vollkommen<br />

neu bewertet wurde. Einige entstanden<br />

erst in diesem Zeitraum.<br />

Kasparow hat dazu viele ausgewiesene<br />

Experten der d<strong>am</strong>aligen Zeit befragt -<br />

und praktisch jeder bewertete Fischers<br />

Wirken zu den von ihm angewendeten<br />

Eröffnungen als maßgeblich.<br />

Bobby Fischer war eine schillernde, aber<br />

auch umstrittene Persönlichkeit. Seine<br />

Anschauungen waren oft sehr extrem.<br />

regenbogen-report 02/08 39


Unsere Sommerrezepte<br />

Bunter Reissalat<br />

250 g Langkornreis Wasser<br />

Salz<br />

2 Bund Radieschen<br />

2 Zwiebeln<br />

1 Dose Mais<br />

300 g TK-Erbsen<br />

Salz<br />

Zucker<br />

frisch gemahlener Pfeffer 6 El Essig<br />

6El Öl<br />

250 g Rindersaftschinken<br />

Den Reis in 1/2 1 kochendem Wasser bei<br />

milder Hitze 20 Minuten ausquellen<br />

lassen, abspülen und gut abtropfen lassen.<br />

Inzwischen die Radieschen waschen und<br />

achteln, die Zwiebeln in feine Würfel<br />

schneiden. Den Mais abtropfen lassen<br />

und mit den gefrorenen Erbsen unter den<br />

Reis mengen (die Erbsen tauen sehr<br />

schnell auf und machen den Salat frisch<br />

und kühl).<br />

Das Reis-Gemüse-Gemisch mit Salz,<br />

wenig Zucker und reichlich Pfeffer<br />

würzen, die Zwiebelwürfel <strong>unterm</strong>ischen.<br />

Essig und Öl miteinander verrühren,<br />

unter den Salat mengen. Zum Schluß die<br />

Radieschen unterheben. Die Schinkenscheiben<br />

rollen und mit dem Salat<br />

anrichten.<br />

Italienischer Nudelsalat mit Thunfisch<br />

250 g kleine Hörnchen- oder<br />

Muschelnudeln<br />

Salz<br />

3 Stangen Bleichsellerie<br />

4 feste Tomaten<br />

1 kleine Zwiebel<br />

10 schwarze Oliven<br />

10 mit Paprika gefüllte<br />

Oliven<br />

1 rote Paprikaschote<br />

1 gelbe Paprikaschote<br />

1 kleine Dose Thunfisch<br />

in Öl<br />

5 Stengel frisches Basilikum 3 El<br />

Olivenöl<br />

4-5 El (Rotwein-)Essig weißer Pfeffer<br />

40<br />

regenbogen-report 02/08


Die Nudeln in reichlich sprudelnd<br />

kochendem Salzwasser 12 bis 15<br />

Minuten beißfest kochen, in einem Sieb<br />

abgießen, kurz kalt abspülen, abkühlen<br />

lassen. Sellerie putzen und hacken, die<br />

Blätter abschneiden, abspülen, trockenschwenken<br />

und feinstreifig schneiden.<br />

Tomaten mit kochendem Wasser überbrühen,<br />

häuten, vierteln, entkernen und<br />

von den grünen Stengelansätzen befreien.<br />

Fruchtfleisch würfeln. Zwiebel schälen<br />

und ganz fein hacken.<br />

Schwarze Oliven von den Kernen ablösen<br />

und grob hacken, die grünen Oliven<br />

in dünne Scheiben schneiden. Beide<br />

Paprikaschoten waschen, halbieren,<br />

Kerne und Stengelansätze entfernen. Die<br />

Paprikaschoten zuerst in dünne Streifen,<br />

dann in Würfel schneiden. Thunfisch<br />

abtropfen lassen, das Öl dabei auffangen.<br />

Thunfisch mit einer Gabel zerpflücken.<br />

Basilikum abspülen, trokkentupfen und<br />

feinstreifig schneiden. Alles miteinander<br />

vermischen. Mit Pfeffer und Salz<br />

abschmecken und<br />

über den Salat gießen.<br />

Den Salat<br />

gründlich mischen,<br />

20 Minuten durchziehen<br />

lassen, vor<br />

dem Servieren eventuell<br />

mit Salz und<br />

Essig nachwürzen.<br />

Zucchini-Käse-Salat<br />

200 g Zucchini<br />

200 g Tilsiter<br />

10 El Öl, 1 Knoblauchzehe 6 El<br />

(Zitronen-)Essig<br />

1 hartgekochtes Ei<br />

1 gehackte Schalotte<br />

je 1 El gehackte Petersilie, Schnittlauch<br />

und Kresse 1 El feingehackte Kapern<br />

1 El gewürfelte Cornichons<br />

Salz, Zucker, bunter Pfeffer<br />

8 kleine Radicchio-Blätter<br />

Zucchini waschen, trocken-tupfen, in<br />

dünne streichholzgroße Streifen schneiden.<br />

Tilsiter mit der Gemüseraspel grob<br />

raffeln. Für die Sauce Öl und Essig gut<br />

verquirlen, Ei feinhacken und zus<strong>am</strong>men<br />

mit den anderen Zutaten unter die Essig-<br />

Öl-Mischung rühren. Mit Salz, Zucker,<br />

Pfeffer und der zerdrückten Knoblauchzehe<br />

kräftig abschmecken. Zucchini mit<br />

den Tilsiter-Streifen in eine Schüssel<br />

geben, Sauce darübergießen und vorsichtig<br />

vermengen. Einige Zeit durchziehen<br />

lassen. Vier Salatteller mit Radicchio-<br />

Blättern auslegen, den Salat darauf<br />

anrichten.<br />

Unsere sommerlichen Salate eigenen sich<br />

auch vorzüglich als Beilage beim Grillen.<br />

Wir wünschen Guten Appetit!<br />

regenbogen-report 02/08 41


Botanischer Garten München<br />

fotografiert von Fr. Dizdar und Fr. Schmidt<br />

42<br />

regenbogen-report 02/08


Unsere<br />

Veranstaltungstipps<br />

Kleines Theater in Haar<br />

Donnerstag den 24. 7. 08 um 19.00 Uhr<br />

findet eine sehr empfehlenswerte Lesung<br />

statt. „Gott ist auch verreist“- Wolfgang<br />

Falckenberg (1928-1995)- Lebenslinien<br />

eines psychisch kranken Menschen.<br />

Sibylle Canonica und Stefan Hunstein<br />

(Staatstheater München) lesen Szenen<br />

aus dem Buch von Bettina Titt-<br />

Falckenberg über das Leben ihres<br />

Bruders. Anschließend findet eine<br />

Diskussion statt. Der Eintritt ist frei.<br />

Donnerstag den 18. 9. 08 um 19.00 findet<br />

ein Abend mit Andreas Giebel statt mit<br />

seinem Progr<strong>am</strong>m: Im S<strong>am</strong>melbecken der<br />

Leidenschaft<br />

Vorschau auf November:<br />

Donnerstag den 13. 11.08 um 19.00 Uhr<br />

gestaltet Sigi Zimmerschied einen Abend<br />

Sommer- Musik- Feiern- Genießenumsonst<br />

und draußen<br />

Wieder, wie jedes Jahr findet das<br />

Sommer- Tollwood statt vom 26. 6. bis<br />

20. 7. im Olympiapark mit vielen<br />

Veranstaltungen, von denen wieder einige<br />

umsonst sind.<br />

Der Musiksommer im Theatron im<br />

Olympiapark vom 6. 8. – 24. 8. bietet<br />

jeden Tag die Möglichkeit sich verschiedene<br />

Bands anzuhören. Beginn ist<br />

um 18.00 Uhr. – Eintritt ist frei!<br />

Und ein besonderes Highlight ist die<br />

`Serenade im Park`. Ein Klassik Open-air<br />

<strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag den 26. Juli ab 18.00 Uhr vor<br />

der Badenburg im Nymphenburger<br />

Schlosspark. Unter der Leitung von<br />

Hartmut Zöbeley spielen die Munich<br />

Festival Players Werke von Mozart,<br />

Vivaldi, Albinoni, Gluck und Canzoni.<br />

Das genaue Progr<strong>am</strong>m ist zu finden unter<br />

www.serenade-im-park.de<br />

Ein Hochgenuss- Sitzen auf einer mitgebrachten<br />

Decke, etwas zum Trinken und<br />

Essen dabei- Blick über den See bei der<br />

Badenburg oder auf das Orchester- Und<br />

der Musik lauschen. Der Eintritt ist frei.<br />

Bei schlechtem Wetter findet dieses<br />

Konzert um 19.00 Uhr im Hubertussaal<br />

im Schloss Nymphenburg statt.<br />

Noch ein Tipp: Genießen Sie die besondere<br />

Kulisse <strong>am</strong> Königsplatz. Hier auf den<br />

Treppen oder Mauern im Sommer zu<br />

sitzen ist ein besonderes Erlebnis.<br />

Und natürlich nicht vergessen, bei allem<br />

Kalorienzählen- Eis schmeckt einfach im<br />

Sommer <strong>am</strong> besten!<br />

regenbogen-report 02/08 43


Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren:<br />

KLEINES THEATER HAAR<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>am</strong> Ostpol im regenbogen e.v.<br />

casinostraße 75 - 85540 haar<br />

www.kleines-theater-haar.de<br />

Im Herbst im Kleinen Theater:<br />

Andreas Giebel - Martin Schmidt - Sigi Zimmerschied<br />

Dieter Hildebrand - Heinrich Pachel - Lauschgold

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