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Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung

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persönliches lernen<br />

Indikator: Kulturelles Erleben<br />

Der Indikator Kulturelles Erleben beinhaltet vornehmlich<br />

Kennzahlen im Feld der kulturellen Bildung im traditionellen<br />

Sinne: die „Museumsbesucher in der Region“ und die Anzahl<br />

„Theater- und Konzertbesucher“.<br />

Hintergrund<br />

Kulturelle Angebote gelten oft als luxuriöse Zusatzausgabe,<br />

die Kommunen oder besonders engagierte Unternehmen für<br />

die Menschen einer Region tätigen, in Zeiten knapper Kassen<br />

aber zuerst der Haushaltskonsolidierung zum Opfer fallen.<br />

Dabei wird häufig übersehen, dass kulturelle Angebote kein<br />

einseitiges Objekt der Wohltätigkeit sind. Als Standortfaktor<br />

haben sie mittelbaren Einfluss auf die Attraktivität einer Region<br />

und damit auf die Anziehung gebildeter, qualifizierter Arbeitskräfte<br />

und das Wirtschaftswachstum einer Region (Falck,<br />

Fritsch und Heblich <strong>2011</strong>). Kultur schafft Identität und prägt<br />

das Image von Städten und Regionen.<br />

Bei allen wirtschaftlichen Abwägungen liegt die Bedeutung<br />

kultureller Institutionen besonders in ihrem Bildungsauftrag.<br />

Der Besuch von Theatern und Opern geht häufig mit einer<br />

Beschäftigung mit zeitgenössischer und klassischer Literatur<br />

einher, während Konzertbesuche eher ein ästhetisch geprägtes<br />

Interesse abbilden (Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung <strong>2011</strong>, S. 213). Für Museen gehört Bildung als<br />

Auftrag neben Sammeln, Bewahren und Forschen zur „klassischen<br />

Quadriga“ ihres Selbstverständnisses (Lewalter und<br />

Noschka-Roos 2010, S. 527). Dabei stellen die Museumsbesucher<br />

keine homogene Gruppe hochgebildeter Menschen dar,<br />

gerade in Technik- und Regionalmuseen haben mehr als ein<br />

Viertel einen Hauptschulabschluss. 80 % der Besucher kommen<br />

in Begleitung von Bekannten, der Schulklasse oder Familie,<br />

was Museumsbesuche auch zum sozialen Ereignis macht.<br />

Insgesamt erreichen Museen laut Besucheranalysen etwa die<br />

Hälfte der deutschen Bevölkerung, wobei etwa ein Drittel regelmäßige<br />

Museumsgänger sind (ebd., S. 532).<br />

Auch Kinos oder Musikveranstaltungen tragen zur kulturellen<br />

und ästhetischen Bildung der Menschen bei. Der Grund<br />

dafür, dass in den Deutschen Lernatlas nur Kennzahlen der<br />

‚Hochkultur‘ eingehen, liegt darin, dass nur wenige deutschlandweit<br />

vergleichbare Statistiken vorliegen und von ihnen<br />

nur die hier verwendeten einen Zusammenhang mit der regionalen<br />

sozioökonomischen Lage aufweisen.<br />

Museumsbesucher in der Region<br />

Die Kennzahl „Museumsbesucher in der Region“ zeigt die Anzahl<br />

der Besuche in Museen und Sonderausstellungen in der Region<br />

je 100 Einwohner. Die Daten liegen für das Stichjahr 2009<br />

auf der Ebene der Raumordnungsregionen vor.<br />

Die Kennzahl spiegelt den Bedeutungsgrad von Museen und<br />

Sonderausstellungen für das kulturelle Lernen in der Region wider.<br />

Sie wurde in den Deutschen Lernatlas einbezogen, um eine<br />

Form des allgemeinbildenden, nicht-schulischen Bildungsangebots<br />

anzuzeigen.<br />

Die Daten beinhalten die Anzahl der gemeldeten Besuche in<br />

Museen und Sonderausstellungen. Diese kann von der Anzahl<br />

der tatsächlichen Museumsbesucher abweichen, dient im Deutschen<br />

Lernatlas aber als ein Proxy für die Anzahl der Besucher.<br />

Die Kennzahl wird auf Raumordnungsebene berechnet, weil<br />

Museen und Sonderausstellungen Besucher von außerhalb der<br />

Kreisgrenzen anziehen. Somit wird dem Fakt Rechnung getragen,<br />

dass z. B. das kulturelle Leben einer (kreisfreien) Stadt auch<br />

auf die umliegenden Kreise abstrahlt und die dortigen Bewohner<br />

mit einbezieht. Mögliche Verzerrungen zwischen ländlichen und<br />

urbanen Regionen werden bei der Kennzahlenberechnung indirekt<br />

berücksichtigt: Selbst wenn die Zahl der Museumsbesuche in<br />

einer Region gering ist – wie dies in dünner besiedelten Regionen<br />

zu erwarten ist –, kann dies dadurch ausgeglichen werden, da<br />

der Nenner, also die Einwohnerzahl, auch sehr gering ist.<br />

Theater- und Konzertbesucher<br />

in der Region<br />

Die Kennzahl „Theater- und Konzertbesucher in der Region“ zeigt<br />

das Verhältnis der Anzahl der Besucher von Theatern, Konzerten<br />

und Festspielen je Haushalt im Umkreis von 50 km. Die Daten<br />

liegen für das Stichjahr 2009 auf der Ebene der Kreise vor.<br />

Die Kennzahl dokumentiert die traditionell-klassische Bildungsorientierung<br />

der Bevölkerung im näheren Umkreis. Der Besuch<br />

von Theatern und Opern geht häufig mit einer Beschäftigung<br />

mit zeitgenössischer und klassischer Literatur einher, während<br />

Konzertbesuche eher ein ästhetisch geprägtes Interesse abbilden<br />

(Bundesministerium für Bildung und Forschung <strong>2011</strong>,<br />

S. 213).<br />

Grund für die Verwendung von Haushalten und nicht der Einwohnerzahl<br />

ist die vollständigere Haushaltsdatenbank, die ca.<br />

40 Millionen Haushalte in Deutschland enthält. Mit ihr können<br />

sehr viel genauere Ergebnisse erzielt werden als mit Einwohnerzahlen.<br />

Die Wahl des Radius von 50 km über das Kreisgebiet<br />

hinaus trägt der überregionalen Anziehungskraft der Theaterhäuser<br />

Rechnung und gleicht Stadt-Land-Effekte aus.<br />

DEUTSCHER LERNATLAS<br />

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