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Ergebnisbericht 2011 - Bertelsmann Stiftung

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persönliches lernen<br />

Indikator: Lernen durch Medien<br />

Die Bedingungen für das Lernen durch Medien werden im Lernatlas<br />

anhand von drei Kennzahlen gemessen: der „Nutzung<br />

von Bibliotheken“, der „Neigung zum Bücherlesen“, aber auch<br />

der Zahl der Haushalte mit „Breitband-Internetzugang“.<br />

Bücher, das Internet und andere Medien ermöglichen den allgemeinen<br />

und ständigen Zugang zu Informationen und spielen<br />

damit insbesondere für das selbstgesteuerte, autodidaktische<br />

Lernen eine große Rolle.<br />

Hintergrund<br />

Dass das klassische Medium „Buch“ trotz moderner Konkurrenz<br />

weiterhin eine wichtige Quelle des Lernens ist, bestätigt<br />

eine Analyse der PISA-Ergebnisse aus dem Jahr 2006. Sie<br />

zeigt, dass Schüler aus Haushalten mit großer Bücheranzahl<br />

bessere Ergebnisse erreichen (OECD 2010, S. 149). Da öffentliche<br />

Bibliotheken den freien Zugang zu diesem Medium bieten<br />

und mit diesem Angebot die meistfrequentierten städtischen<br />

Kultur- und Bildungseinrichtungen sind, wird neben „Neigung<br />

zum Bücherlesen“ auch eine Kennzahl zur Bibliothekennutzung<br />

im Lernatlas verwendet.<br />

Als weiterer Faktor in der Medienlandschaft bringen IT-basierte<br />

Techniken das „Lernen den Lernenden auch räumlich<br />

näher“ (Schüller-Zwierlein und Stang 2010, S. 516) und stellen<br />

damit nach Ansicht der EU-Kommission ein wesentliches<br />

Ziel auf dem Weg zur Umsetzung des Konzeptes des lebenslangen<br />

Lernens dar. Zudem legen die Ergebnisse einer Studie<br />

der Forschungsgruppe CESifo nahe, dass schnelles Internet<br />

„einen ursächlichen positiven Effekt auf das Sozialkapital der<br />

Menschen hat“ (Bauernschuster, Falck und Wosmann 2010,<br />

S. 16). Konkret konnten positive Effekte von einem vorhandenen<br />

DSL-Zugang auf die Anzahl (lockerer) Freundschaften,<br />

den Besuch von Bars und Restaurants, ehrenamtliches und<br />

politisches Engagement sowie den Besuch kultureller Veranstaltungen<br />

wie Konzerte, Theater, Kino und Ausstellungen<br />

nachgewiesen werden. DSL in Deutschland stellt mit Abstand<br />

die meistgenutzte Technologie für Breitbandnutzung dar (Initiative<br />

D21 2010, S. 61). Daher wurde der Breitbandzugang als<br />

weitere Kennzahl in den Lernatlas aufgenommen.<br />

Jedoch führt der Zugang zu Büchern und Lerngelegenheiten<br />

im Internet nicht per se zu besserer Bildung. Kompetenzerwerb<br />

durch Medien setzt Kompetenz im Umgang mit Medien<br />

voraus, denn Informationen sind erst konstruktiv einsetzbar,<br />

wenn sie kritisch bewertet, in Kontexte eingeordnet und auf<br />

zu lösende Probleme bezogen werden (vgl. Marotzki 2004, S.<br />

102). In dieser Hinsicht verlangen digitale Texte von ihren Lesern<br />

ähnliche Fähigkeiten wie gedruckte Texte. Wie gut Schüler<br />

diese Aufgaben bewältigen, hängt stark von ihrem ökonomischen,<br />

sozialen und kulturellen Hintergrund ab, ebenso von<br />

der Häufigkeit der Nutzung der Medien. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt auch eine Analyse, die die PISA-Resultate aus dem<br />

Jahr 2006 in Beziehung zu der Computernutzung der Schüler<br />

setzt. Zwar konnte hier nachgewiesen werden, dass eine<br />

häufigere Nutzung in allen OECD-Ländern mit einer höheren<br />

durchschnittlichen Punktzahl einhergeht, doch stehen die<br />

Faktoren nicht in einem linearen kausalen Verhältnis (OECD<br />

2010, S. 158).<br />

Für die „digital literacy“, die Kompetenz im Umgang mit digitalen<br />

Medien, zeigt eine weitere PISA-Analyse, dass die Fähigkeit,<br />

Internet und Computer konstruktiv für das Lernen einzusetzen,<br />

von den Schülern im Wesentlichen nicht in der Schule<br />

erworben wird, sondern in der Freizeit, während sie ihren<br />

Interessen am Computer nachgehen (OECD <strong>2011</strong>, S. 21). Dies<br />

gilt gleichermaßen für Erwachsene. „Auf eine Nachfrage zum<br />

Themengebiet, auf dem man sich selbst etwas beigebracht<br />

habe, nennt jede/r Zweite ‚Computer, EDV, Internet‘“ (Rosenbladt<br />

und Bilger 2008b, S. 45). Damit sind moderne Medien<br />

nicht nur Mittel, sondern auch Gegenstand des Selbstlernens.<br />

DEUTSCHER LERNATLAS<br />

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