TaxARTIST 1/10 ARTIST 1/10 - HHP - Hammerschmied ...
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„EIN KULTURBETRIEB IST EIN LE<br />
ORGANISMUS, KEIN MUSEUM P<br />
Alexander Götz, Kaufmännischer Direktor der Theater in der Josefstadt BetriebsgesmbH<br />
nalen Statusgewinn bei.<br />
Ein Signal für die Veränderung in der Nachwuchsentwicklung<br />
ergibt sich auch durch das Abgehen von öffentlich legitimierten<br />
Abschlussprüfungen von privaten Schauspielschülern, die keine öffentliche<br />
Schauspielschule (Reinhardt-Seminar, Konservatorien der<br />
Städte, etc.) absolviert haben. In Deutschland und der Schweiz gibt<br />
es keine Schauspielprüfungen für Privatschüler mehr!<br />
Andererseits ergibt sich durch eine Vielzahl von Quereinsteigern<br />
aus Kabarett und Film eine neue Möglichkeit, „Nachwuchs“ aufzubauen,<br />
der dem Publikum bekannt und bereit ist, in einem Theaterbetrieb<br />
im Repertoire mitzuwirken.<br />
In den letzten Jahren klafft die Schere zwischen den öffentlichen<br />
Förderungen und dem tatsächlichen Finanzbedarf<br />
vieler österreichischer Kultureinrichtungen immer weiter<br />
auseinander – wo sehen Sie die Grenze der Selbstfinanzierung<br />
Die Bereitschaft der kulturpolitischen Verantwortlichen - sowohl<br />
der Bundesseite als auch der Stadt Wien, die erforderlichen Anpassungen<br />
für öffentliche Förderungen vorzunehmen, ist gegeben.<br />
Allerdings nur nach Maßgabe ihrer verfügbaren Mittel, die immer<br />
knapper werden. Wenn ich aus Sicht der Josefstadt auch für die gute<br />
Zusammenarbeit und die Akzeptanz unserer Anliegen dankbar bin,<br />
muss ich trotzdem immer wieder daran erinnern, dass das künstlerische<br />
Budget 2007 real um EUR 0,7 Mio weniger Geld zur Verfügung<br />
hat als 2001. Das bedeutet ein ständiges Ressourcenmanagement<br />
bei den Aufführungen und zusätzliche Kreativität, um mit den verfügbaren<br />
Mitteln eine hochwertige künstlerische Qualität und Präsenz<br />
zu erreichen.<br />
Die Theater in der Josefstadt Betriebsgesellschaft mbH erzielt<br />
mit rd. 360 Mitarbeitern einen Nettoumsatz von rd. EUR 9 Mio pro<br />
Jahr und deckt damit rd. 40 % des Gesamtbudgets aus eigenen Erträgen.<br />
Das ist – was Sprechtheater betrifft – im deutschen Sprachraum<br />
einzigartig. Die Daten hierzu sind der deutschen Theaterstatistik zu<br />
entnehmen, die jährlich eine Aufstellung der Leistungen und Kosten<br />
der großen Bühnen in der BRD, der Schweiz und Österreich<br />
auflistet und für Sprechtheater einen Durchschnittswert von rd. 20%<br />
ausweist. Zweifellos sind die Josefstadt und die Kammerspiele die<br />
effizientesten Bühnen mit rd. 700 Vorstellungen pro Saison in insgesamt<br />
<strong>10</strong> Monaten. Auch die Kennzahlen für die durchschnittliche<br />
Einnahme pro Besucher oder – umgekehrt – die Förderung pro Besucher<br />
aus öffentlichen Mitteln zeigen als repräsentative Vergleichswerte<br />
jeweils die Josefstadt an der Spitze. Aber aufgrund der bereits<br />
erreichten höchstmöglichen Einnahmen und Ausschöpfung der<br />
Einsparungspotentiale werden die jährlichen Inflationsanpassungen<br />
und kollektivvertraglichen Erhöhungen – gerade in wirtschaftlich<br />
schwierigeren Zeiten – nicht an die Besucher weitergegeben sondern<br />
nur durch zusätzliche öffentliche Unterstützungen abgedeckt<br />
werden können. Hier sollte es zu einer höheren Aufmerksamkeit der<br />
öffentlichen Fördergeber für die wirtschaftlich erfolgreicheren Kulturveranstalter<br />
aufgrund des höheren Ausfallsrisikos im Vergleich<br />
zu denen kommen, die noch Potential haben, wenn auch sicherlich<br />
nicht zu einem „Theaterpaket“ - in Anlehnung an andere Branchen.<br />
Aber ein Theater verkauft sich nicht durch den Kaufmann, sondern<br />
durch die Attraktivität seines künstlerischen Angebots und die<br />
Qualität seiner Aufführungen. Für die öffentlichen Förderungen sind<br />
durchaus andere als die wirtschaftlichen Werte ausschlaggebend,<br />
hier ist vor allem die individuelle künstlerische Positionierung des<br />
Betriebes in der Wiener bzw. Österreichischen Kulturlandschaft für<br />
seine Förderungswürdigkeit relevant. Eine einheitliche Selbstfinanzierungslinie<br />
wird daher nicht realistisch sein, auch wenn den wirtschaftlichen<br />
Daten und Benchmarking seitens der öffentlichen Hand<br />
mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden wird.<br />
Angenommen, Sie könnten von nun an frei nach Ihren<br />
Wünschen und ohne finanzielle Limits agieren. Welche Projekte<br />
(ev. welche Stücke in welcher Besetzung) könnten Sie<br />
dann realisieren<br />
Das müssten Sie Herbert Föttinger, den künstlerischen Leiter<br />
des Theaters in der Josefstadt und meinen Partner in der Geschäftsführung<br />
fragen, der Ihnen – trotz der beengten räumlichen Verhältnisse<br />
in unseren Theatern – von einer Vielzahl von künstlerischen<br />
Vorhaben, beginnend mit Aufträgen für neue Theaterstücke an<br />
bedeutende österreichische und internationale Dramatiker, der Zusammenarbeit<br />
mit hervorragenden Regisseuren und Ausstattern für<br />
Bühnenbild und Kostümen aus dem In- und Ausland, interessanten<br />
Darstellerpersönlichkeiten und der besseren Möglichkeit, sich stärker<br />
der Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses zu widmen,<br />
erzählen würde. Auch die verstärkte Chance, ohne Kostendruck eine<br />
Tournee mit eigenen Produktionen im deutschen Sprachraum zu<br />
machen, wäre eine großartige Idee, die das Ansehen des eigenen<br />
Kulturschaffens über die Grenzen von Wien und Österreich hinaustragen<br />
könnte. Die Koproduktionen und Gastspiele im In- und Ausland,<br />
ob in Bregenz, Klagenfurt, Berlin, Hamburg, Prag oder Südtirol<br />
standen bisher immer unter dem Druck der Erreichung der Selbstkostendeckung.<br />
Wesentlich wäre für mich aus kaufmännischer Sicht vor allem<br />
eine Erneuerung der IT-Infrastruktur, der personellen Verstärkung<br />
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