heuler nr. 50 - niquan.com
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<strong>heuler</strong><br />
das<br />
studentenmagazin<br />
Juli 2003<br />
No. <strong>50</strong><br />
Der Gold-<strong>heuler</strong><br />
No. <strong>50</strong> - die Jubiläumsausgabe<br />
Seit 1995 gibt es den <strong>heuler</strong> - dies sind die Cover der bisherigen Ausgaben<br />
Juli 2003
Aktuell<br />
Jubiläumsausgabe: <strong>heuler</strong> No. <strong>50</strong><br />
Grußwort des Asta-Chefs<br />
Herzlich Willkommen! Gerade haltet<br />
Ihr die geschichtsträchtige Ausgabe<br />
Nr. <strong>50</strong> in den Händen, Glückwunsch!<br />
Vielfach bekannt im studentischen<br />
Leben, kommt der kleine <strong>heuler</strong> nun<br />
in den Stimmbruch, aus dem kleinen<br />
Balg ist ein erfahrener Schreiberling<br />
geworden. Durch sein prägendes<br />
Interesse für das Mysterium<br />
„Homo studentus“ entwickelte er im<br />
Laufe der Jahre ein vorzeigbares<br />
Spektrum an Perspektiven journalistischer<br />
Betrachtung.<br />
Das studentische Dasein stand und<br />
steht nach wie vor im Zentrum seiner<br />
Aufmerksamkeit. Durch Informationen<br />
über aktuelle Ergebnisse<br />
von Versuchsfeldern 12 wie Kultur,<br />
Politik und Stadt versucht er das interne<br />
Gespräch der Studierendenpopulation<br />
zu befruchten. Verhängnisvolle<br />
Vorgänge, die das Bestehen<br />
der Art bedrohen könnten, werden<br />
durch ihn genauso zum Thema gemacht,<br />
wie sichere Plätze geistigen<br />
Verweilens.<br />
Von Besorgnis getrieben „heult“ er<br />
so manches Mal in den Monat hinein,<br />
um die alte „Alma Mater“ aus<br />
ihrem Schlaf zu erwecken und seine<br />
versprengten Studenten zur Geschlossenheit<br />
zu rufen. Für seinen<br />
wohlwollenden Blick sei ihm an dieser<br />
Stelle gedankt!<br />
Maik Walm<br />
Kurse am Sprachenzentrum bald nicht mehr kostenlos<br />
Schwedisch lernen gegen Gebühr<br />
2<br />
Kurse am Sprachenzentrum der<br />
Universität könnten schon bald nur<br />
gegen Gebühr stattfinden. Weil die<br />
Uni nicht mehr so viel Geld wie<br />
bisher bereitstellen will wie bisher,<br />
denkt man in der Ulmenstraße jetzt<br />
darüber nach, notgedrungen die Studierenden<br />
zur Kasse zu bitten. „Das<br />
Sprachenzentrum ist in seiner Zukunft<br />
gefährdet“, sagte dessen Leiterin<br />
Barbara Amling bei der jüngsten<br />
Stura-Sitzung. Sie war als Gast<br />
zum Studentenparlament gekommen,<br />
um über die Lage des<br />
Sprachenzentrums zu informieren.<br />
Die Studentenparlamentarier mochten<br />
ihren Ohren nicht trauen. „Wir<br />
müssen bis 2006 gut 21 Prozent unseres<br />
Haushalts einsparen“, sagte<br />
Amling. „Das entspricht 100 Stunden<br />
Unterricht in der Woche.“ Von<br />
zwölf Stellen werden fünf nicht<br />
wieder neu besetzt. Viele Kollegen<br />
hätten schon jetzt das Gefühl,<br />
Sprachbetreuung im angemessenen<br />
Umfang sei schon lange nicht mehr<br />
möglich.<br />
20 Prozent aller Kurse im Sprachenzentrum<br />
finden als obligatorische<br />
Veranstaltungen im Rahmen einiger<br />
Studiengänge statt. Hier lasse sich<br />
nichts kürzen, sagt Barbara Amling.<br />
Auf jeden, der sich nach Vorlesungsende<br />
freiwillig in anderen Sprachen<br />
weiterbilden möchte, kommen<br />
wohl bald Extra-Kosten zu.<br />
„Denkbar wären fünf Euro pro<br />
Semesterwochenstunde“, sagte<br />
Amling und betonte gleichzeitig, dass<br />
sie am liebsten alle Kurse weiterhin<br />
kostenlos anbieten würde. Aber, nun<br />
ja, der Sparzwang, nicht wahr So<br />
einfach ist das mit der Pauschale aber<br />
auch wieder nicht. Dies lässt nämlich<br />
das Landeshochschulgesetz nicht<br />
zu. Eben jenes LHG verpflichtet die<br />
Uni auch dazu, überhaupt ein<br />
Sprachenzentrum zu betreiben.<br />
„Es wäre aber möglich, für Kurse<br />
bestimmter Niveau-Stufen eine Gebühr<br />
zu verlangen. Andere, zum<br />
Beispiel Grundkurse, wären dann<br />
weiterhin kostenfrei“, sagte Amling.<br />
Bei acht Semesterwochenstunden<br />
und fünf Euro pro SWS wäre für<br />
einen Sprachkurs dann ein Betrag<br />
von 40 Euro fällig. Ob und wie dieses<br />
Modell in die Tat umgesetzt wird,<br />
steht noch nicht fest. Davon wären<br />
auch die ausländischen Studierenden<br />
betroffen. In diesem Semester konnten<br />
schon 60 bis 70 Gaststudenten<br />
nicht betreut werden. Einige Studenten<br />
aus der Philosophischen Fakultät<br />
haben die Aufgaben übernommen,<br />
die Gäste von Auswärts in<br />
Deutsch zu unterrichten. Eine Notlösung.<br />
Künftig dürften auch die<br />
Gaststudenten höchstens vier Stunden<br />
pro Woche kostenlos am<br />
Sprachenzentrum lernen können.<br />
Der Rest würde dann gebührenpflichtig.<br />
Gute Sprachausbildung habe ihren<br />
Preis, erläuterte Frau Amling. „Externe<br />
Anbieter sind zwar billiger, aber<br />
nicht geeignet, Sprachunterricht für<br />
Studenten zu bieten. Bei denen feht<br />
die Erfahrung für hochschulspezifische<br />
Fragestellungen.“<br />
So sieht das Sprachenzentrum einer<br />
zweifelhaften Zukunft entgegen. Allem<br />
Anschein nach wird das Sprachen-Lernen<br />
in Rostock für Studenten<br />
bald zu einem Luxusgut.<br />
Christian Kohlhof<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Start<br />
Editorial<br />
Dies ist der Gold-<strong>heuler</strong>,<br />
er ist die Ausgabe Nummer<br />
<strong>50</strong> Deines Studentenmagazins<br />
<strong>heuler</strong>. Seit<br />
1995 informiert Dich<br />
die Redaktion über alles<br />
Wichtige an der Universität<br />
Rostock. Ein Blick<br />
ins Archiv ist ein Einblick<br />
in die wechselvolle Geschichte<br />
dieses Blattes. Es<br />
fing auf grauem Papier in<br />
Schwarz-Weiß-Druck an. Der<br />
<strong>heuler</strong> hat in acht Jahren etwa vier<br />
Mal sein Aussehen komplett geändert.<br />
Die Zahl der Autoren ist<br />
unüberschaubar. Und erst der Inhalt:<br />
Lange Traktate für und gegen<br />
irgendwas, ellenlange Protokolle,<br />
Kurzgeschichten, Chaosseiten,<br />
Kommentare haben dieses<br />
Heft geschmückt. Zur Feier des<br />
Tages stellen wir die heutige Redaktion<br />
in einem Fotoroman vor.<br />
Inhalt<br />
Seite 04<br />
Seite 05<br />
Seite 06<br />
Seite 07<br />
Seite 08<br />
Seite 10<br />
Seite 12<br />
Seite 15<br />
Seite 16<br />
Seite 17<br />
Seite 20<br />
Seite 22<br />
Seite 24<br />
Seite 26<br />
Seite 31<br />
Seite 32<br />
Seite 34<br />
Seite 36<br />
Seite 38<br />
Außerdem steht jetzt unter<br />
vielen Artikeln, wie Ihr<br />
die Autoren direkt per<br />
Mail erreichen könnt.<br />
Außerdem drucken wir<br />
drei Seiten aus den ersten<br />
beiden Ausgaben<br />
nach.<br />
Trotz aller Jubiläums-<br />
Euphorie haben wir die<br />
Aktualität nicht vergessen.<br />
Die Auswirkungen des Sparzwangs<br />
im Land werden immer<br />
schrecklicher. Auch das ist wieder ein<br />
Schwerpunkt in diesem Heft.<br />
Ebenso die Zukunft von Stura und<br />
Asta (übrigens der Dauerbrenner<br />
schlechthin im <strong>heuler</strong>). Gerade hat es<br />
dort wieder mächtig gekracht. Ihr<br />
solltet anfangen, Euch dafür zu interessieren.<br />
Vielen Dank, dass Ihr den <strong>heuler</strong> lest!<br />
Habt schöne Semesterferien, Gruß<br />
Christian Kohlhof<br />
Nur jeder Zehnte hat gewählt<br />
Halbzeitbilanz: Was Stura und Asta erreicht haben<br />
Debatte um den Referenten für Hochschulpolitik<br />
Grundordnung: Diktatur an der Universität<br />
Studentenwerk in Finanznot - steigt der Semesterbeitrag<br />
Die neue Finanzordnung - Haushalt im Griff<br />
Debatte: Zukunft der studentischen Selbstverwaltung<br />
Jagd auf Bafög-Betrüger<br />
Studentenjobs - Eine Frage der Organisation<br />
Fernstudium, nicht nur in Hagen, auch in Rostock<br />
Weniger Geld für Exkursionen<br />
Ein Tag im Leben des IGA-Maskottchens<br />
Termine im Juli<br />
Reisereportage: Mit dem Zug durch Europa<br />
Fragen Sie Frau Margot<br />
Christopher-Street-Day in Rostock<br />
Blumfeld in Rostock<br />
Extra: Die <strong>heuler</strong>-Fotostory<br />
Extra: Der <strong>heuler</strong>-Rückblick<br />
Impressum<br />
<strong>heuler</strong> – das Studentenmagazin<br />
No. <strong>50</strong> / Juli 2003<br />
Herausgeber:<br />
Stura Uni Rostock<br />
August-Bebel-Straße 28<br />
18055 Rostock<br />
Verantwortlich (i.S.d.P.):<br />
Christian Kohlhof<br />
Chef vom Dienst:<br />
Carsten Schmidt<br />
Redaktion: Christian Baxmann,<br />
Katja Cramer, Sabine Gaulke, Anne<br />
Hafenstein, Martin Rosenplänter,<br />
Stefan Knüppel, Franziska Toscher,<br />
Stephan Krey<br />
Foto-Redaktion: Christian Kohlhof<br />
Layout: Christian Kohlhof<br />
Anzeigen: Christian Kohlhof<br />
Es gilt die Anzeigen-Preisliste<br />
Nummer 2/2003<br />
Anschrift für alle:<br />
<strong>heuler</strong> – das Studentenmagazin<br />
August-Bebel-Straße 28<br />
18055 Rostock<br />
Druck: Heincke Druck&Layout<br />
Am Hechtgraben 10<br />
18147 Rostock<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel<br />
geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Die Namen<br />
aller Autoren sind der Redaktion<br />
bekannt.<br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
Telefon: 0381/4 98 56 00<br />
Fax: 0381/4 98 56 03<br />
Mail: redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Für unverlangt eingereichte Manuskripte<br />
jeglicher Art kann keinerlei<br />
Haftung übernommen werden.<br />
3<br />
Juli 2003
Aktuell<br />
Eine beschämend niedrige Wahlbeteiligung ist die wohl eindeutigste Aussage des<br />
Wahlergebnisses der Wahlen zum Senat, zum Konzil und zum Studentinne<strong>nr</strong>at. Der<br />
<strong>heuler</strong> verrät Dir, wer Deinen Fachbereich im Stura und Deine Interessen in den<br />
anderen Uni-Gremien vertreten soll. Unsere Angaben beruhen auf dem vorläufigen<br />
amtlichen Endergebnis, das die Wahlleiter veröffentlicht haben.<br />
Nur jeder Zehnte 12<br />
hat gewählt<br />
4<br />
Alle Stura-Kandidaten wurden ins<br />
Studierendenparlament gewählt. Weil<br />
es in keinem Fachbereich mehr Kandidaten<br />
als Sitze gab, ist vielmehr<br />
spannend, welcher Kandidat wieviele<br />
Stimmen erhielt. Jeder Fachbereich<br />
schickt eine bestimmte Zahl von<br />
Mitgliedern in den Stura, je nachdem,<br />
wie viele Studenten in jedem Bereich<br />
eingeschrieben sind.<br />
Im Wahlbereich Agrarökologie wurden<br />
die Kandidaten Wolfgang<br />
Grieger (33 Stimmen) und Jens Wiebensohn<br />
(35 Stimmen) gewählt. Die<br />
Wahlbeteiligung lag bei 14,37 Prozent.<br />
Das heißt, 68 Stimmzettel wurden<br />
abgegeben. Die drei Kandidaten<br />
des Wahlbereichs Biologie haben<br />
den Einzug ebenfalls sicher geschafft.<br />
Andreas Neu (75), Stefanie<br />
Schnell (76) und Thomas Wolff (78<br />
Stimmen) teilen sich die Stimmen bei<br />
einer Wahlbeteiligung von 12,6 Prozent.<br />
Im Wahlbereich Elektrotechnik interessierten<br />
sich 12,3 Prozent der<br />
Wähler für die Gremienwahl. Ralph<br />
Hänsel bekam 34 Stimmen, Martin<br />
Kusserow 32. Die Wahlbeteiligung<br />
lag bei 12,3 Prozent. Hier zeichnet<br />
sich ab, dass in den vergleichsweise<br />
kleinen Wahlbereichen die Beteiligung<br />
in der Regel höher ist. Ausnahme:<br />
Im Wahlbereich Informatik lag<br />
die Wahlbeteiligung am niedrigsten.<br />
Gerade mal sieben Prozent haben<br />
dort gewählt. Der einzige Kandidat,<br />
Martin Grabe, erhielt alle Stimmen:<br />
nämlich 36.<br />
Auch die Juristen beteiligten sich nur<br />
spärlich an der Stura-Wahl: Carola<br />
Wachholz bekam 79 Stimmen, auf<br />
Gregor Waschau entfielen 71, für<br />
Sebastian Wierzbicki votierten 70<br />
Jura-Studenten. Die Beteiligung an<br />
der Stura-Wahl lag bei 9,27 Prozent.<br />
Im Bereich Landeskultur und Umweltschutz<br />
erhielten Stefan Rettig und<br />
Judith Zehmisch jeweils 44 Stimmen.<br />
In diesem Bereich nutzten nahezu<br />
sensationelle 13,81 Prozent ihr<br />
Stimmrecht. Was das angeht, sind<br />
noch weitere Steigerungen bei dieser<br />
Wahl zu verzeichnen.<br />
Die zweitschwächste Wahlbeteiligung<br />
registrierten die Wahlhelfer in der<br />
Philosophischen Fakultät. Sie lag bei<br />
mageren 7,24 Prozent. Gewählt<br />
wurden: Christian Beyer (155),<br />
Mirko John (139), René König (152),<br />
Stefan Neupert (135), Friederike<br />
Schäfer (154), Maren Schweitzer<br />
(156), Maik Walm (165) und<br />
Matthias Widner (131).<br />
10,36 Prozent der Wahlberechtigten<br />
der Medizinischen Fakultät schicken<br />
sechs Stura-Mitglieder in das Gremium:<br />
Regina Baukholt (95),<br />
Christoph Friederich (96), Tina<br />
Langner (91), Gundula Löwe (96),<br />
Moritz Mielke (103) und Friedemann<br />
Schorer.<br />
Die höchste Wahlbeteiligung verzeichnete<br />
der Wahlbereich Physik. 27<br />
Wähler sorgten für eine Beteiligung<br />
von 16,88 Prozent. Der einzige Kandidat,<br />
Patrice Oelßner, erhielt alle<br />
Stimmen.<br />
An der Theologischen Fakultät erhielt<br />
Anita Eimecke 100 Prozent der<br />
Stimmen, und zwar 19. Die<br />
Wahlbeiteiligung betrug hier 16,13<br />
Prozent.<br />
Die größte Fraktion, soweit man im<br />
Falle des Stura davon sprechen kann,<br />
bilden während der Legislaturperiode<br />
2003/2004 die Studierenden der<br />
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />
Fakultät.<br />
Allerdings lag die Wahlbeteiligung nur<br />
bei 8,55 Prozent. Und das sind die<br />
Mitglieder aus der WiSo-Fakultät:<br />
Stefanie Baor (135), Martin Brochier<br />
(123), Eike Döring (126), Dirk<br />
Erxleben (120), Sandro Geister<br />
(134), Sabrina Hanella (138), Thomas<br />
Kroboth (114), Maik Krüger (145),<br />
Michael Lüdtke (127), Jan Bela<br />
Nordlohne (131), Marko Spill (126)<br />
und Anne Treichel (147).<br />
Im Konzil ist Platz für 14 Studenten.<br />
Dort werden unter anderem die<br />
Mitglieder der Hochschulleitung gewählt.<br />
Dies sind der Rektor, drei Prorektoren<br />
aus dem Kreis der Professoren<br />
und ein studentischer Prorektor.<br />
Das Konzil kann die Hochschulleitung<br />
mit einer Zweidrittelmehrheit<br />
aus dem Amt kippen, wenn auch der<br />
Senat so abstimmt. Es nimmt außerdem<br />
beratend Stellung zur<br />
Hochschulentwicklungsplanung der<br />
Hochschule und darf zudem zum<br />
Wirtschaftsplan Stellung nehmen. Es<br />
ist in seiner Machtfülle also beschränkt.<br />
Im Rostocker Konzil sitzen<br />
66 Mitglieder.<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Aktuell<br />
Dafür sind Kandidaten auf sieben<br />
Listen ins Rennen gegangen. Da es<br />
mehr Bewerber als Plätze gab, hatten<br />
die Wähler hier wirklich die Wahl.<br />
Gewählt wurden Kathrin Rohloff<br />
(296) aus dem Fachbereich Informatik<br />
und die beiden Juristinnen Ulrike<br />
Lehmann (287) und Jana Rohloff<br />
(280). Sie gehören zur Liste „Rotkehlchen<br />
‘03“. Die Liste „Konzil<br />
2004“ errang ebenfalls drei Sitze für<br />
Claudia Pastow (275) aus der Wirtschafts-<br />
uns Sozialwissenschaftlichen<br />
Fakultät, den Mathematiker Christian<br />
Reinke (259) und den Chemiker<br />
Heiko Schuster (247). Drei Listen<br />
schicken jeweils einen Vertreter ins<br />
Konzil: Jeannine Lutz (396) aus der<br />
Agrarökologie vertritt die Liste, die<br />
auch ihren Namen trägt. Physikstudent<br />
Stefan Schäfer (294) gehört<br />
zur Liste „Wir wollen da rein“ und<br />
Anne Hafenstein (288) zur Liste<br />
„Mehr Beteiligung“.<br />
Die größte Liste ist die „StuRa“-Liste.<br />
Sie bekam fünf Sitze für Claudia<br />
Fichelmann (375) von der juristischen<br />
Fakultät, Thomas Wolff (343) vom<br />
Fachbereich Biowissenschaften,<br />
Christoph Friederich (313) von der<br />
Medizinischen Fakultät, Maren<br />
Schweitzer (299) vom Institut für<br />
Romanistik und Andreas Neumann<br />
(293) aus dem Fachbereich Biowissenschaften.<br />
Im Senat haben die Studierenden vier<br />
Sitze. Für die Stura-Liste kamen<br />
Claudia Fichelmann (326) und<br />
Thomas Wolff (272) in den Senat.<br />
Für die Liste „Senat 2004“ war<br />
Claudia Pastow (189) erfolgreich.<br />
Für „Rotkehlchen ‘03“ holte Robert<br />
Patejdl (194) von der Medizinischen<br />
Fakultät die meisten Stimmen. Der<br />
Senat hat unter anderem die Aufgabe,<br />
den Rechenschaftsbericht der<br />
Hochschulleitung zu genehmigen, hat<br />
aber keinen weitreichenden Einfluss<br />
auf deren Amtsführung. Für die<br />
Wahl zum Konzil und zum Senat lag<br />
die Wahlbeteiligung bei 9,1 Prozent.<br />
Auch zahlreiche Fachbereichsräte<br />
wurden neu gewählt. Die Ergebnisse<br />
könnt Ihr in den jeweiligen Bereichen<br />
erfahren. Christian Kohlhof<br />
Halbzeit-Bilanz einer kurzen Wahlperiode<br />
Was Stura und<br />
Asta erreicht<br />
haben - und was<br />
noch zu tun ist<br />
Bevor sich Stura und Asta im Frühjahr<br />
konstituierten, hieß es, dass diese<br />
verkürzte Periode eine zumindest<br />
aus hochschulpolitischer Sicht sehr<br />
wichtige sein würde. Eine Menge<br />
war geplant, einiges ist inzwischen<br />
abgearbeitet. Die Rede ist von der<br />
Arbeit des Asta und des Stura.<br />
Hauptsächlich musste der Berg von<br />
Altlasten entfernt werden, erläutert<br />
Asta-Chef Maik Walm, die in der<br />
vorigen Wahlperiode<br />
liegen geblieben<br />
waren.<br />
Referenten<br />
warten auf<br />
Kundschaft<br />
Viele wichtige<br />
Grundordnungen<br />
gibt es noch nicht<br />
oder wurden zum<br />
Teil seit etlichen Jahren<br />
nicht verändert.<br />
Dahingehend<br />
konnten einige wichtige Schritte gemacht<br />
werden. Beispielsweise gelang<br />
es, die Satzung, die Finanzordnung<br />
und die Förderrichtlinien der<br />
Studierendenschaft durchzubringen.<br />
Die Vergütungsordnung und eine<br />
Fachschaftsrahmenordnung, die es<br />
bisher nicht gab, werden derzeit im<br />
Stura behandelt.<br />
Wenn man Thomas Wolff, den stellvertretenden<br />
Asta-Chef und Inne<strong>nr</strong>eferenten<br />
fragt, was bisher geschafft<br />
wurde, so spricht er zum Beispiel<br />
den Wechsel des Hauptsitzes der<br />
LKS an, der Landeskonferenz der<br />
Studierendenschaften. Die LKS hatte<br />
seit fast zehn Jahren ihren Hauptsitz<br />
in Stralsund.<br />
Abstriche muss man als Stura-Mitglied<br />
in Sachen Arbeitsbedingungen<br />
immer machen. Eigentlich besteht<br />
der Stura aus 43 gewählten, ehrenamtlichen<br />
Mitgliedern, und da steckt<br />
auch schon der Hase im Pfeffer.<br />
Ehrenamtlich, das heißt keine Entlohnung,<br />
keine Anerkennung, kein<br />
Dankeschön der<br />
11700 vertretenen<br />
Studierenden, statt<br />
dessen oft Schimpf<br />
und Schande, aber<br />
bestenfalls ein Jahr<br />
länger Bafög. Aber<br />
auch das lockt die Gewählten<br />
nicht immer<br />
zu den Sitzungen, obwohl<br />
ihr Erscheinen wegen der Beschlussfähigkeit<br />
so wichtig ist.<br />
Die Asta-Referenten stellen in ihrem<br />
jeweiligem Bereich den direkten<br />
Ansprechpartner für die Studierenden,<br />
also euch, dar. Stefanie Schnell,<br />
Sozialbeauftragte, beklagt sich, dass<br />
sie und ihr Team „so gut wie keinen<br />
Zulauf von außen erhalten“. Da<br />
wartet sie nun während ihrer Sprechstunden,<br />
um wissbegierigen und<br />
geplagten Kommilitonen mit ihrem<br />
Wissen um Bafög, Studieren mit<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
5<br />
Juli 2003
6<br />
Aktuell<br />
Kind oder als Seelsorger weiterzuhelfen,<br />
und viel zu wenige nehmen<br />
das in Anspruch. Ähnlich geht es allen<br />
Referenten.<br />
Maik Walm versteht sich als „organisatorische<br />
Klammer“ und „der zu<br />
sein, der sagt, wo es langgeht“, der<br />
die Arbeit der Asta-Referate koordiniert.<br />
Hauptsächlich setzen sich seine<br />
Tätigkeiten aus der Büroleitung<br />
und dem hochschulpolitischen Bereich<br />
zusammen. Den Stellvertreterposten<br />
bekleidet Thomas Wolff,<br />
ebenso das Inne<strong>nr</strong>eferat. Als Inne<strong>nr</strong>eferent<br />
obliegt ihm die Aufgabe,<br />
den Fachschaften und Fachschaftsinitiativen<br />
bei finanziellen Anträgen<br />
oder Bittgesuchen zur Seite zu stehen,<br />
sowie den Informationsfluss<br />
von Asta oder Stura zu den Fachschaften<br />
zu erhalten. Aus diesem<br />
Grund gibt es einen kaum genutzten<br />
Fachschaften-Mailverteiler und<br />
die Fachschaftenkonferenzen. Bei<br />
letzteren glänzen die Fachschaftler<br />
meist leider durch Abwesenheit. An<br />
ihnen scheiterte ebenfalls die Errichtung<br />
eines Fachschaftengeräte-Pools.<br />
Um genau zu sein, haben wir in diesem<br />
Jahr elf wichtige Frauen und<br />
Mannen. Nicht eingerechnet den<br />
Stura-Präsidenten Christoph<br />
Friederich und seinen Stellvertreter<br />
Christian Beyer. Ohne Christophs<br />
und Christians Fürsorge könnten die<br />
wichtigen Stura-Sitzungen gar nicht<br />
durchgeführt werden. Denn irgendjemand<br />
muss sie ja vor- und nachbereiten.<br />
Unterm Strich: Fazit: Weiter so! Das<br />
Erreichte klingt schon gut, aber vieles<br />
ist noch in den Kinderschuhen.<br />
Die Autoren<br />
Anne.Hafenstein<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Carsten.Schmidt<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Personalangelegenheit<br />
Misstrauensvotum abgelehnt:<br />
Stura bestätigt<br />
Ho-Po-Referenten im Amt<br />
Der Studentinne<strong>nr</strong>at hat einen Misstrauensantrag<br />
gegen den hochschulpolitischen<br />
Referenten Johannes Saalfeld<br />
abgelehnt. Nach einer zweieinhalbstündigen,<br />
nicht öffentlichen De-<br />
12<br />
batte stimmten 17 Sturamitglieder für<br />
den Misstrauensantrag des Asta, vier<br />
mit nein, vier enthielten sich. Fünf Mitglieder<br />
hatten zur Abstimmung den<br />
Saal verlassen. Nötig wäre eine Mehrheit<br />
von 22 Stimmen für den Antrag<br />
gewesen.<br />
Hintergrund für den Misstrauensantrag,<br />
den Asta-Chef Maik Walm im<br />
Namen des Asta gestellt hatte, waren<br />
unterschiedliche Auffassungen über<br />
den Arbeitsstil des hochschulpolitischen<br />
Referenten. Der Asta hatte<br />
bereits eine Woche zuvor Johannes<br />
Saalfeld das Vertrauen entzogen. Auslöser<br />
für diesen drastischen Schritt war<br />
eine Pressemitteilung, die Saalfeld verfasst<br />
und versendet hatte. Darin hatte<br />
er unter anderem Parallelen zwischen<br />
der Hochschulpolitik des Landes und<br />
dem Dritten Reich gezogen. Der Asta<br />
distanzierte sich von diesem Schreiben.<br />
Zwar habe Saalfeld in seiner Amtszeit<br />
unterm Strich richtige Themen behandelt,<br />
allerdings habe der verwendete<br />
Diskussionsstil schon im Vorfeld öfter<br />
Anstoß erregt und würde den Interessen<br />
aller Studierenden in Rostock<br />
schaden.<br />
Teilnehmer der entscheidenden Stura-<br />
Sitzung berichteten von einer teilweise<br />
persönlich geführten Diskussion.<br />
Johannes Saalfeld sagte zum Abschluss,<br />
dass er sinngemäß sein Amt künftig<br />
umsichtiger wahrnehmen werde. Außerdem<br />
wolle er einen Nachfolger einarbeiten.<br />
Die Legislaturperiode endet<br />
im Herbst. Ob andere Mitglieder des<br />
Stura-Präsidiums und des Asta Konsequenzen<br />
aus dem Abstimmungsergebnis<br />
ziehen, stand bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht fest.<br />
Christian Kohlhof<br />
Kommentar<br />
Nur Verlierer<br />
Von Christian Kohlhof<br />
Die wohl wichtigste Stura-Sitzung<br />
dieser Legislaturperiode endete<br />
mit einem Debakel. Für den Asta<br />
- und für den Stura sowieso. Weil<br />
der Stura das Misstrauensvotum<br />
des Asta gegen den hochschulpolitischen<br />
Referenten nicht angenommen<br />
hat, hat das<br />
Studierendenparlament seinem<br />
Exekutivorgan den Boden unter<br />
den Füßen weggezogen.<br />
Selbstverständlich stellen sich die<br />
anderen Referenten und Beauftragten<br />
jetzt die Frage, welche<br />
Wertschätzung ihre Arbeit bei denjenigen<br />
genießt, die sie legitimiert<br />
haben. Der Stura hat im entscheidenden<br />
Moment eben nicht mit<br />
ausreichender Mehrheit den Asta<br />
unterstützt.<br />
Dabei war schon im Vorfeld klar:<br />
So geschlossen wie der Asta den<br />
Misstrauensantrag vertreten hat,<br />
so viel Bedeutung hat jeder Referent<br />
und Beauftragte ihm auch in<br />
Verbindung mit der eigenen Arbeit<br />
beigemessen. Derlei Anträge<br />
stellt man nicht aus einer Laune<br />
heraus.<br />
Pikanterweise ist das Misstrauensvotum<br />
unter anderem auch an der<br />
mangelnden Courage einiger<br />
Stura-Mitglieder gescheitert, die<br />
zur Abstimmung den Saal verließen.<br />
Und genau Courage ist es ja,<br />
die Johannes Saalfeld bei<br />
Rostocks Studenten zuweilen vermisst.<br />
Gibt es also einen Gewinner nach<br />
dieser denkwürdigen Sitzung Die<br />
Antwort lautet: Nein.<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Aktuell<br />
Stura und Asta kritisieren die neue Grundordnung der Universität scharf<br />
Demokratie lehren,<br />
Diktatur beschließen<br />
Am Mittwoch, den 18.Juni, hat sich<br />
die Universität, vertreten durch das<br />
Konzil, von weitreichenden demokratischen<br />
Mitentscheidungsmöglichkeiten<br />
verabschiedet. Mit 54<br />
von 61 anwesenden Mitgliedern<br />
(normal 77) wurde die neue Grundordnung<br />
als Folge des neuen<br />
Landeshochschulgesetzes beschlossen,<br />
und damit die zukünftigen<br />
Machtverhältnisse zwischen den einzelnen<br />
universitären Akteuren.<br />
Der Ruf nach dem starken, allumfassenden<br />
Mann an der Spitze hatte<br />
überwogen. Die Hilflosigkeit der<br />
letzten Monate bei dringenden<br />
Strukturentscheidungen fand im Paragraph<br />
19 der Universitätsverfassung<br />
ihren strukturellen Niederschlag.<br />
Sowohl Senat als auch<br />
Konzil haben dem Amt des Rektors,<br />
trotz einiger studentischer Kritik,<br />
durch mehrheitliche Entscheidungen<br />
weitreichende Kompetenzen zugestanden.<br />
Nun entscheidet der jeweilige Amtsinhaber<br />
nach einer Anhörung im<br />
Senat über „die Ei<strong>nr</strong>ichtung, Änderung<br />
und Aufhebung von Studiengängen“<br />
und „... von Fakultäten,<br />
organisatorischen Untergliederungen,<br />
Zentralen Wissenschaftlichen<br />
Ei<strong>nr</strong>ichtungen und Zentralen<br />
Organisationseinheiten“. Damit obliegt<br />
die Gestaltung der Struktur und<br />
des wissenschaftlichen Profils unserer<br />
Alma Mater im schlechtesten Fall<br />
(alleinige Wahrnehmung der<br />
Gestaltungskompetenz) und zu guter<br />
Letzt immer und allein dem Rektor.<br />
Zentrale Begründung für die Wahl<br />
der Leitungsstruktur war der Wunsch<br />
nach möglichst schneller Handlungsfähigkeit,<br />
um - vor allem in Krisenzeiten<br />
- Schaden von der Universität<br />
fernzuhalten. Als Konsequenz des<br />
wichtigen Anspruchs wurde das<br />
kollegial organisierte Rektorat gegen<br />
einen omnipotenten Rektor mit<br />
selbst erwähltem Leitungsstab getauscht.<br />
Grundlegend dafür war die<br />
höchst fragwürdigeHoffnung, dass<br />
schnelle Alleinentscheidungen weniger<br />
Schaden a<strong>nr</strong>ichten würden, als<br />
in einem fünfköpfigen Diskussionsgremium.<br />
Die Notwendigkeit, die<br />
Mitglieder des Leitungsstabs vom<br />
Konzil bestätigen zu lassen, darf<br />
hierbei nur ein scheinbarer Trost sein.<br />
Falls ein Rektor auf seinen Leitungsstab<br />
besteht, könnte dem nur durch<br />
seine Amtsenthebung begegnet werden.<br />
Die benannte Abwahl war ein oft<br />
zur Beruhigung herangezogenes Argument,<br />
um einen möglichen „Tyrannen“<br />
von der Schädigung der<br />
Hochschule abzuhalten. Bei näherer<br />
Betrachtung ergeben sich jedoch<br />
zwei nachdenklich machende Fragen.<br />
Erstens, was muss ein Rektor der<br />
Universität antun, damit sowohl<br />
zwei Drittel der Mitglieder des Senates<br />
und als auch danach zwei Drittel<br />
der Mitglieder des Konzils seiner<br />
Absetzung zustimmen Und<br />
zweitens, wie können sich die Mitglieder<br />
der Universität ein reales Bild<br />
von der rektoralen Arbeit machen,<br />
wenn sie durch den Rektor selbst<br />
informiert werden<br />
Da auf ein regulatives Element generell<br />
in der Grundordnung verzichtet<br />
wurde, kann man im Falle eines<br />
„diktatorischen“ Rektors nur auf<br />
verantwortungsvolle Prorektoren im<br />
Leitungsstab hoffen, um Fehlentscheidungen<br />
frühzeitig zu erkennen<br />
und abzufangen. Sollte aus diesem<br />
Dissenz zwischen Rektor und Universität<br />
ein Abwahlvorschlag des<br />
Senates an das Konzil resultieren,<br />
stellen die Beschlussfähigkeit des<br />
Gremiums und der Grad der wirklichen<br />
Betroffenheit breiter universitärer<br />
Kreise weitere entscheidende<br />
Hürden da. Wie im Falle der<br />
Beschlussfassung zur Grundordung,<br />
dem wohl entscheidensten Papier an<br />
dieser Universität, zu sehen, ist die<br />
Teilnahme in keiner Weise selbstverständlich.<br />
Einige Mitglieder hielten<br />
es erst nach persönlichem A<strong>nr</strong>uf<br />
durch den Konzilsprädidenten für<br />
nötig, zur zweiten Sitzung zu erscheinen.<br />
Positiv zu erwähnen bleibt, dass ab<br />
dem Wintersemester 2003/2004 das<br />
Konzil aus 66 Mitgliedern bestehen<br />
wird, wobei 22 aus der Gruppe der<br />
Studierenden kommen werden.<br />
Neben dieser Verbesserung studentischer<br />
Beteiligung gibt es ebenfalls<br />
einige Kann-Bestimmungen, die bei<br />
einem demokratisch orientierten<br />
Rektor mehr studentische Partizipation<br />
ermöglichen.<br />
Zu hoffen bleibt, dass kein Professor<br />
im Rektorgewand der Versuchung<br />
der Macht erliegt!<br />
Der Autor<br />
Maik Walm ist<br />
Vorsitzender des Asta<br />
redaktion<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
7<br />
Juli 2003
Aktuell<br />
Sparkurs: Studentenwerk unte<br />
Land will Zuschüsse um ein Drittel streichen - Semesterbeitrag soll steigen - Essenausgabe Warnemün<br />
8<br />
Die Sparpolitik des Landes hat nach<br />
den geplanten Studiengangschließungen<br />
an den Universitäten in Rostock<br />
und Greifswald nun auch die<br />
Studentenwerke des Landes erreicht.<br />
Deren gesetzlich festgeschriebene<br />
Aufgabe ist es, die Studierenden in<br />
sozialer, wirtschaftlicher, kultureller<br />
und gesundheitlicher Hinsicht zu unterstützen.<br />
So sind sie für die Bewirtschaftung<br />
von Wohnheimen, den<br />
Betrieb von Mensen und Cafeterien<br />
und die Auszahlung des Bafögs zuständig.<br />
Ein breit gefächertes kulturelles<br />
Angebot, sowie eine Vielzahl<br />
von Dienstleistungen, gerade für<br />
sozial benachteiligte Studierende und<br />
ausländische Kommilitonen, soll die<br />
Chancengleichheit auf einen Studienplatz<br />
gewährleisten und somit den<br />
Studienstandort attraktiv machen.<br />
Doch an genau dieser Stelle setzt das<br />
Finanzministerium in Schwerin zum<br />
wiederholten Male den Rotstift an.<br />
Bereits seit längerer Zeit zahlt das<br />
Land lediglich noch Gelder zur Unterstützung<br />
der studentischen<br />
Essenspreise. Zuschüsse zur<br />
Wohnheimunterhaltung und -<br />
sanierung oder zur Förderung sozialer<br />
Dienste sucht man vergeblich.<br />
Anfang des Jahres bekamen nun die<br />
Geschäftsführer der Studentenwerke<br />
in Rostock und Greifwald<br />
vom Land die Aufforderung, binnen<br />
14 Tagen einen ausgeglichenen<br />
Wirtschaftsplan zu erstellen, in dem<br />
von 2,6 auf 1,8 Millionen Euro reduzierte<br />
Zuschüsse einzuarbeiten<br />
sind. Allein für das hiesige<br />
Studentenwerk würden diese Einsparungen<br />
einen Einnahmeverlust<br />
von über <strong>50</strong>1.000 Euro bedeuten.<br />
Die drastischen Folgen: Die fehlenden<br />
Gelder für die Essensportionen<br />
müssen aus anderen Bereichen abgezogen<br />
werden. Nachdem bereits<br />
im letzten Jahr die einzige speziell<br />
12<br />
Das kann teurer werden. Weil das Land Zuschüsse streicht, kommt das Studen<br />
Warnemünde muss schließen. Das Land hat vorgeschlagen, den Semesterbeitrag<br />
auf Studierende ausgerichtete Kindertagesstätte<br />
geschlossen werden<br />
musste, steht jetzt die Essenausgabe<br />
in Warnemünde vor dem Aus. Diese<br />
bislang in erster Linie von den<br />
Studierenden des Bauingeneurwesens,<br />
der E-Technik und der<br />
Meeresbiologie genutzte Verpflegungsei<strong>nr</strong>ichtung<br />
soll durch Essenmarken<br />
ersetzt werden, mit denen<br />
bei einem anderen Anbieter vergünstigt<br />
Mahlzeiten erworben werden<br />
können. Eine verhängnisvolle Entwicklung,<br />
die das Land auf noch<br />
andere Gedanken bringen könnte.<br />
Gleichzeitig soll der Studentenwerksbeitrag<br />
in beiden Studentenwerken<br />
auf 32,<strong>50</strong> Euro angehoben<br />
und die Essenspreise in Greifswald<br />
erhöht werden. Während das<br />
Studentenwerk am Bodden jedoch<br />
versucht, die Einnahmeverluste<br />
durch die Maxime „Mehr Gewinn<br />
durch längere Öffnungszeiten” zu<br />
realisieren, wird in Rostock zum<br />
drastischsten aller Mittel - der Kündigung<br />
von Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern - gegriffen. Von Seiten<br />
der Geschäftsführung heißt es, dass<br />
„die Entlassungen, Stundenkürzungen<br />
und Regelungen zur vorzeitigen<br />
Altersteilzeit” - stunden-<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Aktuell<br />
Druck<br />
de muss schließen<br />
tenwerk in Finanznot. Die Essenausgabe<br />
zu erhöhen.<br />
mäßig zusammengenommen<br />
immerhin 14 Vollzeitstellen - „im<br />
Zuge von Rationalisierung und<br />
Effektivitätssteigerung unumgänglich<br />
sind.” Diese Aussage ist nicht nachvollziehbar.<br />
In einem Studentenwerk, das bundesweit<br />
das Schlusslicht im<br />
Betreuungsverhältnis zwischen Mitarbeitern<br />
und Studierenden bildet<br />
und das derzeit schon - gerade im<br />
Sozial- und Kulturbereich - personell<br />
unterbesetzt ist, wieder Menschen<br />
auf die Straße zu setzen, ist<br />
absurd. Und das Land schweigt<br />
oder wiegelt ab. Bereits ohne die<br />
Kürzungen belegt Mecklenburg-<br />
Vorpommern in punkto Studentenwerkszuschüsse<br />
den vorletzten Rang<br />
im Vergleich mit den anderen neuen<br />
Bundesländern. Doch an Einsicht<br />
mangelt es. Stattdessen reihenweise<br />
Dementi, die das Gespenst Zuschusskürzung<br />
als „nicht für die<br />
Öffentlichkeit bestimmter<br />
Referentenentwurf” betiteln. Eine<br />
eindeutige Falschaussage. Eine offizielle<br />
Aufforderung an die<br />
Studentenwerke, mit 800.000 Euro<br />
weniger zu haushalten, kann nicht<br />
mehr als bloßes Gedankenspiel dargestellt<br />
werden.<br />
Eines ist sicher: Sollten die anvisierten<br />
Kürzungen in vollem Umfang<br />
realisiert werden, können sowohl<br />
das Studentenwerk in Greifswald als<br />
auch unseres vor Ort ihren gesetzlichen<br />
Verpflichtungen - gerade was<br />
die soziale und kulturelle Betreuung<br />
betrifft - nicht mehr nachkommen.<br />
Der einzige für den kulturellen Bereich<br />
zuständige Arbeitsplatz wird<br />
gestrichen und die eine Kollegin, die<br />
für den gesamten Sozialbereich (Behinderten-,<br />
Psychotherapeutischeund<br />
Sozialberatung, Nothilfefond)<br />
zuständig ist, muss auch noch Stunden<br />
abgeben. Der Anfang vom<br />
Ende des Studentenwerkes. Denn<br />
während in anderen Bundesländern<br />
Kulturfestivals und Workshops organisiert,<br />
Studentenclubs unterstützt,<br />
Fotolabore, Büchereien, Theaterbühnen<br />
betrieben oder einfach nur<br />
Servicepakete für ausländische Studierende<br />
beziehungsweise Woh<strong>nr</strong>aum<br />
für Studierende mit Kind angeboten<br />
werden, sucht man derlei<br />
Angebote hier zu Lande vergeblich.<br />
Nach zahlreichen Vorgesprächen in<br />
den Ministerien reisten deshalb kürzlich<br />
Vertreter beider Studentenwerke<br />
nach Schwerin, um vor Vertreterinnen<br />
und Vertretern des Bildungsund<br />
Finanzausschusses auf die katastrophale<br />
Situation ihrer Ei<strong>nr</strong>ichtungen<br />
aufmerksam zu machen. Die<br />
Ausschussvorsitzenden Ilka Lochner<br />
Borst und Wolfgang Riemann (beide<br />
CDU) wollen demnach versuchen,<br />
die Abgeordneten für das Thema zu<br />
sensibilisieren, um die Streichnungen<br />
doch noch verhindern zu können.<br />
Genaueres kann erst Mitte September<br />
gesagt werden, wenn die erste<br />
Lesung des Haushaltes stattgefunden<br />
hat. Bis dahin gilt es zu verhandeln.<br />
Und um diese Verhandlungen nicht<br />
zu behindern, hat der Verwaltungsrat<br />
des Rostocker Studentenwerkes<br />
auf Druck der Studierenden einer<br />
Semesterbeitragserhöhung noch<br />
nicht zugestimmt. Man wolle das<br />
Land in seinen Kürzungsbestrebungen<br />
nicht auch noch unterstützen,<br />
indem in vorauseilendem<br />
Gehorsam Entscheidungen gefällt<br />
werden, so die überwiegende Meinung.<br />
Betrachtet man das in den letzten<br />
Jahren geleistete, sind die Kürzungen<br />
umso unverständlicher: Viele der<br />
Wohnheime wurden mit enormen<br />
Anstrengungen saniert und die Mensa<br />
in der Südstadt erreicht in Umfragen<br />
jährlich Spitzenplätze, was<br />
Service und Qualität betrifft. Was<br />
nützen millionenschwere Werbekampagnen<br />
der Universitäten, die<br />
Studierende anlocken sollen, wenn<br />
Essenausgaben geschlossen werden,<br />
die verbleibenden völlig überfüllt<br />
sind, es keinerlei kulturelle A<strong>nr</strong>eize<br />
mehr gibt, die soziale Betreuung nur<br />
noch mangelhaft ist und die<br />
Wohnheimmieten und Essenspreise<br />
weiter steigen Die Studierenden<br />
werden an andere Unis ausweichen,<br />
an denen nicht nur das Lehrangebot<br />
sondern auch das gesamte soziale<br />
Umfeld stimmt. Der Traum von einem<br />
Land, in das junge Menschen<br />
mit innovativen Ideen kommen um<br />
zu lernen und zu forschen, wird nach<br />
Umsetzung der Sparbeschlüsse wohl<br />
ein solcher bleiben.<br />
Der Autor<br />
Christopher Roll studiert Politikwissenschaft,<br />
Soziologie und Germanistik<br />
und ist stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender<br />
im Studentenwerk Rostock.<br />
redaktion<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
9<br />
Juli 2003
Aktuell<br />
Nach fast unendlicher Debatte haben Stura und Asta jetzt eine neue Finanz-Ordnung<br />
Haushalt nach Plan<br />
10<br />
Die alte war zwölf Jahre<br />
alt: Mit einer neuen<br />
Finanzordnung haben<br />
Stura und Asta jetzt eine<br />
neue, überarbeitete Richtlinie,<br />
wie mit dem Geld in<br />
der Kasse der Studentenschaft<br />
umzugehen ist.<br />
Franziska Toscher hat es<br />
sich erklären lassen.<br />
Der frische Wind, der durch den<br />
neuen Stura und Asta wehen soll,<br />
macht sich bemerkbar. Neben einer<br />
Reihe von neuen Ordnungen zu den<br />
einzelnen Asta-Referaten, die<br />
demnächst erarbeitet werden sollen,<br />
zeichnet sich Geschäftsführer und<br />
Finanzreferent René König durch<br />
Fleiß aus. „Seine“ Finanzordnung ist<br />
sowohl ausgearbeitet als auch schon<br />
vom Stura beschlossen. Sie legt unter<br />
anderem fest, wie der Haushalt<br />
jedes Jahr aufzustellen ist und welche<br />
Aufgaben, Rechte und Pflichten<br />
der Finanzreferent hat.<br />
„Für mich ist es ganz explizit wichtig,<br />
daß eine Ordnung aufgestellt<br />
wurde, weil das ein ganz sensibler<br />
Bereich ist“, sagt er. Das Thema Finanzordnung<br />
sollte für jeden Studenten<br />
auch deshalb wichtig sein, weil<br />
der Asta die Semesterbeiträge aller<br />
Rostocker Studenten verwaltet und<br />
damit die studentische Selbstverwaltung<br />
finanziert.<br />
Die Überarbeitung der letzten Finanzordnung<br />
aus dem Jahre 1991<br />
wurde dann auch wirklich Zeit, und<br />
das Ergebnis kann sich sehen lassen:<br />
Die Seitenzahl des Schriftstückes hat<br />
sich mehr als verdreifacht, zu den<br />
ursprünglich 20 Paragrafen sind elf<br />
neue hinzugekommen. Wer nun<br />
denkt, mehr Umfang sei gleichbedeutend<br />
mit mehr Unübersichtlichkeit,<br />
irrt sich, denn das Ziel der neuen<br />
12<br />
René König verwaltet die Finanzen von Stura und Asta. Die neue<br />
Finanzordnung soll ihm die Arbeit erleichtern. Foto: KOHLHOF<br />
Ordnung ist klar – mehr Struktur<br />
und Transparenz.<br />
„Die neue Finanzordnung ist eine<br />
ganz konkrete Stellenbeschreibung<br />
für den Job des Finanzreferenten. Es<br />
gibt eindeutige Vorgaben, was er<br />
darf und was er nicht darf, wie Anträge<br />
zu behandeln sind, wann der<br />
Haushaltsplan zu erstellen ist und so<br />
weiter“, sagt René König über seine<br />
Arbeit. Die Aktualisierung der Finanzordnung<br />
wurde von einer<br />
Haushaltskommission, bestehend<br />
aus den Stura-Mitgliedern Sabrina<br />
Hanella, Patrice Oelßner und Anne<br />
Hafenstein sowie René König ausgearbeitet.<br />
Die alte Finanzordnung<br />
wurde komplett eingearbeitet, weitere<br />
A<strong>nr</strong>egungen bekam man von<br />
den Finanzordnungen anderer Universitäten.<br />
Während das allgemeine Procedere<br />
der Rechnungslegung und Abrechnung<br />
nicht wesentlich verändert<br />
wurde, bezieht sich das Neue der<br />
Ordnung vor allem auf die Arbeit<br />
und die Person des Finanzreferenten:<br />
„Meine Vorgänger haben es<br />
genauso gehalten, doch ich möchte<br />
für mich und für meine Nachfolger<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Aktuell<br />
ein ganz konkretes Modell zur Stellenbeschreibung<br />
vorlegen.“ Das Besondere<br />
an der neuen Ordnung sei<br />
jedoch, dass sie konkreter und ausführlicher<br />
den gesamten Rahmen des<br />
Finanzreferates wiedergebe. Es gäbe<br />
weniger Spielräume für die Interpretation<br />
einzelner Bereiche, und es sei<br />
ganz klar geregelt, welche Kompetenzen<br />
der Finanzreferent habe.<br />
Der gesamte Etat des Asta beträgt<br />
pro Jahr rund 1,2 Millionen Euro.<br />
Dies sind Einnahmen aus dem Semesterbeitrag<br />
jedes Studenten.<br />
Davon geht jedoch der größte Teil<br />
als Gebühr für das Semesterticket an<br />
die Rostocker Straßenbahn-AG.<br />
Weiterhin werden Fachschaften, Initiativen,<br />
Veranstaltungen, Personalkosten<br />
und der <strong>heuler</strong> finanziert, um<br />
nur die größten Posten zu nennen.<br />
Einen nicht geringen Teil machen<br />
außerdem die Bürokosten aus.<br />
Neben den verwaltungstechnischen<br />
Einzelheiten dürften für den „normalen“<br />
Studenten vor allem die Bereiche<br />
Fachschaftsgelder (§ 12) und<br />
Darlehen/Nothilfefonds (§ 28) interessant<br />
sein.<br />
Die Fachschaften bekommen aus<br />
dem Gesamthaushalt einen bestimmten<br />
Betrag, der sich nach der<br />
Größe der im Erstfach beziehungsweise<br />
Hauptfach eingeschriebenen<br />
Studenten richtet (pro Student gibt<br />
es einen Euro). Das mag manchem<br />
nicht viel erscheinen, ist zunächst<br />
aber nur für die Anschaffung von<br />
Büromaterialien vorgesehen. Alles,<br />
was darüber hinaus geht (zum Beispiel<br />
die gemeinsame Party der Fachschaften<br />
Geschichte und Germanistik<br />
am 26. Juni), kann beim Asta<br />
extra beantragt werden – natürlich<br />
nur mit einer guten Begründung.<br />
Ursprünglich vergab der Asta auch<br />
zinslose Darlehen an Studenten,<br />
doch da die Allerwenigsten das in<br />
Empfang genommene Geld zurückzahlten<br />
und teilweise auf Nimmerwiedersehen<br />
verschwanden, ist<br />
im diesjährigen Haushalt dafür<br />
zunächst kein Posten vorgesehen. Es<br />
besteht weiterhin die Möglichkeit<br />
einer Gewährung von Nothilfe, und<br />
laut René König „kann grundsätzlich<br />
jeder Student Nothilfe beantragen.<br />
Er muss allerdings glaubhaft<br />
erläutern, warum.“ Da dieses Angebot<br />
nur für „unverschuldet in Not<br />
geratene Studenten“ vorgesehen ist,<br />
gilt zum Beispiel der Antrag auf<br />
Unterstützung bei der Miete nicht,<br />
wenn der Betroffene sich vorher die<br />
neueste Stereoanlage gekauft hat und<br />
deswegen die Miete nicht mehr bezahlen<br />
kann. Bevor also jemand auf<br />
die Idee kommt, sich vom Asta unterstützen<br />
zu lassen, muss er vorher<br />
„alle rechtlichen und tatsächlichen<br />
Möglichkeiten der Unterhaltssicherung“<br />
(§ 28, Abs. 2) ausgeschöpft<br />
haben.<br />
Zusammen mit der neuen Finanzordnung<br />
wurden auch die<br />
Förderrichtlinien des Asta/Stura<br />
Hintergrund<br />
Kassensturz<br />
Stura und Asta verwalten im Jahr<br />
einen Betrag von gut 1,2 Millionen<br />
Euro. Über den größten<br />
Haushaltsposten kann die<br />
Studieredenschaft aber nicht verfügen.<br />
966.000 Euro sind Einnahmen<br />
für das Semesterticket, die als<br />
Durchlaufposten an die Verkehrsbetriebe<br />
weitergeleitet werden.<br />
Bleiben unterm Strich gut 240.000<br />
Euro aus Einnahmen aus den<br />
Semesterbeiträgen jedes Kommilitonen,<br />
Veranstaltungen und dergleichen.<br />
Den größten Posten auf der Ausgabenseite<br />
belegen in diesem<br />
Haushaltsjahr Aufwendungen für<br />
den Campustag, die Kulturwoche<br />
und andere Veranstaltungen.<br />
Hierfür stehen im Haushalt 35.000<br />
Euro bereit. Aufwandsentschädigungen<br />
für Arbeit in den<br />
studentischen Gremien schlägt mit<br />
30.000 Euro zu Buche. Für die<br />
Fachschaften stehen in zwei Töpfen<br />
zusammen etwa 45.000 Euro<br />
zur Verfügung.<br />
KO<br />
und die Vergütungsordnung auf den<br />
Weg gebracht.<br />
„Die Vergütungsordnung ist“, so<br />
René König, „ein Weg, um hier auch<br />
wieder ein bisschen Ordnung und<br />
System reinzubringen, in dem Sinne,<br />
dass klar geregelt und abgegrenzt<br />
wird, wer was bekommt und an<br />
welche Leistungen und Bedingungen<br />
das geknüpft ist.“<br />
Die Förderrichtlinien behandeln<br />
genau, wer wofür Geld vom Asta<br />
beantragen kann und was bewilligt<br />
wird.<br />
Während die Vergütungsordnung<br />
erst noch beschlossen werden muss,<br />
schafften es die Stura-Mitglieder<br />
immerhin bei der dritten Lesung,<br />
der Finanzordnung und den<br />
Förderrichtlinien zuzustimmen. Der<br />
Prozeß bis zur Abstimmung ist an<br />
sich schon langwierig: Eine Verordnung<br />
muss erst mindestens zweimal<br />
gelesen werden (das bedeutet zwei<br />
Stura-Sitzungen), bevor sie beschlossen<br />
werden kann. Außerdem ist der<br />
Stura in diesem Fall erst mit zwei<br />
Dritteln seiner 43 Mitglieder beschlussfähig.<br />
Wenn demnach nicht<br />
genügend Mitglieder zu den Sitzungen<br />
kommen, verzögert sich die Beschlussfassung,<br />
was auch der Finanzreferent<br />
kritisiert: „Bis jetzt war die<br />
Beteiligung sehr rege, aber in den<br />
letzten Sitzungen hat das etwas nachgelassen,<br />
was sehr schade ist, weil es<br />
akute Probleme gibt, die im zentralen<br />
Organ der Studierendenschaft,<br />
das heißt im Parlament, beschlossen<br />
werden müssen.“<br />
So wurde die Finanzordnung bei der<br />
2. Lesung noch nicht beschlossen,<br />
weil nicht genügend Stura-Mitglieder<br />
anwesend waren, was laut René<br />
König „bei einer regulären Stura-Sitzung<br />
natürlich sehr schade ist!“<br />
Die Autorin<br />
Franziska.Toscher<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
11<br />
Juli 2003
Debatte<br />
Der Rektor ist allmächtig – viele Stura- und Asta-Mitglieder sehen das gar nicht gern.<br />
Sie fürchten wegen der Machtkonzentration vor allem Nachteile für die Entwicklung<br />
der Uni und für die Chancen der Studierenden. Ja, und selbst Wie ist es um die<br />
Arbeitsfähigkeit der studentischen Gremien bestellt Äußerst schlecht. Dies ist eine<br />
Analyse und ein Denkanstoß, was sich ändern muss. Nicht auf der Grundlage, was<br />
möglich ist, sondern was möglich sein sollte.<br />
12<br />
Zukunftsplanung:<br />
Die studentischen<br />
Gremien müssen<br />
sich neu<br />
organisieren<br />
12<br />
Jeden zweiten Montag ist Stura-Sitzung.<br />
Sie soll um 19.15 Uhr beginnen.<br />
Oft wird es 19.45 Uhr. Das ist<br />
symptomatisch. Viele Mitglieder im<br />
Studierendenparlament kommen<br />
ungern pünktlich. Warum auch<br />
Kaum jemand interessiert sich für sie.<br />
Nicht einmal zehn Prozent der Rostocker<br />
Kommilitonen haben sie gewählt.<br />
Die anderen 90 Prozent wählen<br />
gar nicht erst. Warum tun sie das<br />
eigentlich nicht Stura und Asta verwalten<br />
jedes Jahr gut 240.000 Euro,<br />
die auch die Nichtwähler per Semesterbeitrag<br />
einzahlen.<br />
Jeden zweiten Dienstag ist Asta-Sitzung.<br />
Sie soll um 16 Uhr beginnen.<br />
Elf Referenten und drei Beauftragte<br />
gehören dem Gremium an. Alle<br />
wurden vom Stura gewählt. Sie bilden<br />
die Regierung, übernehmen<br />
Aufgaben in verschiedenen Bereichen<br />
wie Hochschulpolitik und Geschäftsführung.<br />
Sie entscheiden, welche<br />
Studenteninitiativen gefördert<br />
werden und welche Ideen finanziell<br />
unterstützt werden. Dabei stimmt<br />
der hochschulpolitische Referent<br />
genauso mit ab wie der Homepage-<br />
Referent. Während der Asta über die<br />
Förderhöhe für Grillfleisch bei<br />
Studentenpartys diskutiert und der<br />
Stura sich mühsam durch einen Entwurf<br />
zur Finanzordnung quält, sind<br />
im Uni-Hauptgebäude längst ganz<br />
andere Entscheidungen gefallen. Das<br />
Konzil hat die neue Grundordnung<br />
angenommen – und im Stura und<br />
Asta ist man darob empört. Monatelang<br />
war Zeit, eine Diskussion<br />
über die neue Universitätsverfassung<br />
anzustoßen. Das Bildungsministerium<br />
wird sie wohl genehmigen.<br />
Und im Stura und Asta denkt man<br />
jetzt darüber nach, was man jetzt<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Debatte<br />
noch gegen diese Grundordnung tun<br />
kann. Fast nix<br />
Nicht ganz. Man kann Lehren daraus<br />
ziehen: So kann es nicht weitergehen.<br />
Und: Wir müssen uns verändern.<br />
Das gilt nicht nur für die studentischen<br />
Gremien Stura, Asta und<br />
Fachschaftsrätekonferenz. Das gilt<br />
für jeden einzelnen weiblichen und<br />
männlichen Studiosus an dieser Alma<br />
Mater.<br />
Der Stura<br />
Über 10.000 Kommilitonen haben<br />
nicht gewählt. Sie haben die Wahlunterlagen<br />
für Stura und andere<br />
Unigremien einfach ignoriert. Gern<br />
benutztes Argument: Ich kannte die<br />
Kandidaten nicht. Dann muss das<br />
anders werden. Wer sich ins<br />
Studierendenparlament wählen lassen<br />
möchte, der sollte seinen Wählern<br />
schon erklären, warum sie neben<br />
seinem Namen ein Kreuz machen<br />
sollen. Dabei sollten sie auch<br />
nicht verschweigen, ob und welcher<br />
Partei sie angehören. Parteipolitik hat<br />
in einem Studierendenparlament<br />
nichts verloren. Hier geht es um andere<br />
Interessen. Wer glaubt, als Mitglied<br />
des Stura für die eigene Partei<br />
Entscheidungen zu beeinflussen und<br />
vielleicht insgeheim sogar auf einen<br />
Sprung auf der parteiinternen Karriereleiter<br />
hofft, der ist hier falsch.<br />
Geklüngel ist nun wirklich das Letzte,<br />
was der Studentinne<strong>nr</strong>at noch<br />
braucht.<br />
Zurück zu den Kandidaten. Sie sollten<br />
auch erklären, wenn sie denn erstmal<br />
Abgeordnete sind, was sie im<br />
Parlament getan haben. Zum Beispiel<br />
vor großen Vorlesungen oder<br />
am Schwarzen Brett. Etwa so: „Liebe<br />
Wähler. Am Montag war Stura-<br />
Sitzung. Ich habe aus diesen und jenen<br />
Gründen gegen die neue Finanzordnung<br />
gestimmt.“ Oder: „Der<br />
Stura hat mich in die<br />
Haushaltskommisssion gewählt. Ich<br />
habe dort folgendes zu tun….“<br />
Oder auch: „Achtung, nächste Woche<br />
geht es im Stura um die Zukunft<br />
der Studentenproteste. Wie ist denn<br />
eure Meinung dazu“<br />
Nun soll keiner der zigtausend Nichtwähler<br />
auf die Idee kommen, die<br />
obigen Zeilen sollen abgenutzte Vorurteile<br />
bestätigen und somit ein Freibrief<br />
sein, auch beim nächsten Mal<br />
nicht zu wählen. Jeder Wähler hat die<br />
Möglichkeit, sich über die Kandidaten<br />
und über die Arbeit der Abgeordneten<br />
zu informieren. Es geht<br />
um Studiengänge, die geschlossen<br />
werden sollen, es geht um hochschulpolitische<br />
Stellungnahmen und<br />
es geht um viel Geld, verdammt.<br />
Aber wenn schon den Wählern diese<br />
Einsicht schwer fällt, wie soll es<br />
dann den Studentinne<strong>nr</strong>äten gehen<br />
Manche fehlen unentschuldigt auf<br />
den Sitzungen. Wichtige Entscheidungen<br />
können nicht fallen, weil<br />
nicht zwei Drittel der Stura-Mitglieder<br />
im Sitzungssaal sind. Warum<br />
missachten einige Stura-Mitglieder<br />
eigentlich ihre Pflicht, an den Sitzungen<br />
teilzunehmen<br />
Der Asta<br />
Welche Bedeutung hat das Technik-<br />
Referat Wie maßgeblich ist seine<br />
Arbeit für das Wohl von 12.000 Studierenden,<br />
wenn es vor allem dafür<br />
sorgt, dass der Internetauftritt von<br />
Stura und Asta läuft und im Büro<br />
die Technik funktioniert Natürlich<br />
ist das maßgebend, aber leitet sich<br />
daraus der Anspruch ab, dass ein<br />
Hard- und Softwaremensch ein politisches<br />
Mandat braucht<br />
Wie wichtig ist es, dass es einen<br />
Schwulen- und Lesbe<strong>nr</strong>eferenten<br />
gibt. Reicht nicht auch ein Beauftragter,<br />
der sich für die Belange, Interessen<br />
und Probleme stark macht<br />
Braucht er ein politisches Mandat im<br />
Asta Nein. Ist seine Arbeit wichtig<br />
Zweifellos. Hauptsache, er arbeitet<br />
und setzt sich ein, macht sich stark,<br />
bewegt etwas.<br />
Der Stura wählt die Referenten und<br />
Beauftragten, die den Asta bilden.<br />
Referenten haben auf den Sitzungen<br />
des Asta Stimmrecht, Beauftragte<br />
nicht. Die Zahl der Tätigkeitsfelder,<br />
für die der Stura Fachleute wählen<br />
darf, ist fast unbegrenzt. Derzeit bilden<br />
elf Referenten und vier Beauftragte<br />
den Asta. Das macht die Arbeit<br />
nicht leichter.<br />
Das muss sich ändern: Der Asta wird<br />
schlagkräftiger. Wie Durch das Zusammenlegen<br />
von Ressorts. Künftig<br />
wird es nur noch fünf geben. Das<br />
Ressort Asta-Vorsitz, das Referat für<br />
Hochschulpolitik, das Inne<strong>nr</strong>eferat,<br />
das Sozialreferat und das Referat für<br />
die Geschäftsführung und Finanzen.<br />
Der Stura wählt diese fünf Referenten<br />
zum Beginn der Legislaturperiode.<br />
Nur diese fünf Referenten haben<br />
auf den Sitzungen des Asta<br />
Stimmrecht. Sie vertreten die Kernbereiche,<br />
die eine Studierendenvertretung<br />
nach heutiger Auffassung<br />
betreuen muss. In Aufgaben- oder<br />
Arbeitsplatzbeschreibungen ist festgelegt,<br />
was die Referate leisten müssen,<br />
um den Ansprüchen der Wähler<br />
zu genügen.<br />
Die Referenten sind nicht allein. Zu<br />
jedem Ressort gehören eine oder<br />
mehrere Abteilungen, in denen die<br />
Beauftragten arbeiten. Sie sind nach<br />
Themen und Zuständigkeitsbereichen<br />
sinnvoll zusammengefasst.<br />
Referenten und Beauftragte jedes<br />
Ressorts stimmen ihre Arbeit<br />
aufeinander ab, unterstützen sich<br />
gegenseitig. Die politische Verantwortung<br />
und Vertretung obliegt<br />
aber allein dem Referenten.<br />
Zum Ressort Asta-Vorsitz gehört<br />
demnach die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Das Öffentlich-Machen<br />
der eigenen Arbeitsergebnisse ist ein<br />
entscheidender Punkt in der Arbeit<br />
der studentischen Selbstverwaltung.<br />
Die Studenten haben einen Anspruch<br />
darauf, regelmäßig zu erfahren, was<br />
in ihrem Namen getan wird. Öffentlichkeitsarbeit<br />
schafft Vertrauen. Und<br />
wer kann die eigenen Entscheidungen<br />
besser vertreten als der Asta-<br />
Chef Er vertritt die studentische<br />
Selbstverwaltung mit Hilfe der<br />
Presseabteilung nach außen.<br />
Der Arbeitsschwerpunkt des Asta-<br />
Vorsitzenden liegt – das zeigt die<br />
Erfahrung – im hochschulpolitischen<br />
Bereich. Im Dialog mit<br />
der Universitätsleitung, den Uni-Gre- 13<br />
Juli 2003
Debatte<br />
14<br />
mien, mit dem Bildungsministerium,<br />
Vereinen und Verbänden und den<br />
anderen Studierendenschaften im<br />
Land soll er die wohl wichtigsten<br />
Belange der Studierenden vertreten:<br />
Ein qualitativ hochwertiges Studium<br />
leisten zu können, jetzt und in Zukunft.<br />
Da ist es fast selbstverständlich,<br />
dass der Asta-Vorsitz mit dem<br />
Referat für Hochschulpolitik zusammenarbeitet.<br />
Zum Ressort<br />
Hochschulpolitik gehört noch der<br />
Beauftragte für politische Bildung,<br />
der seinen Kommilitonen wichtige<br />
politische Angelegenheiten näher<br />
bringen soll.<br />
Das Inne<strong>nr</strong>eferat basiert - wie schon<br />
jetzt - auf dem Vertrauen der<br />
Fachschaftsräte. Diese schlagen den<br />
Kandidaten für das Amt vor. Der<br />
Stura wählt ihn. Gerade deshalb behält<br />
das Inne<strong>nr</strong>eferat sein politisches<br />
Mandat. Es fungiert zudem als Berater<br />
der Fachschaften. In diesem<br />
Ressort ist auch die Position des<br />
Internetbeauftragten verankert, der<br />
dem Anspruch des Asta, Service-<br />
Dienstleister für alle Studierenden zu<br />
sein, ein digitales Gesicht gibt. Die<br />
Diskutiere<br />
die Zukunft<br />
Du bist anderer Meinung Du<br />
meinst, dass sich noch viel mehr<br />
ändern muss. Du hast Dir auch<br />
schon Gedanken gemacht, wie<br />
Deine Interessen als Student besser<br />
vertreten werden können Was<br />
ist Dir im Zusammenhang mit<br />
der Studierendenvertretung aufgefallen<br />
Welche Erfahrungen hast<br />
Du gesammelt mit Fachschaftsvertretern,<br />
Stura, Asta Bist Du<br />
mit Asta und Stura zufrieden<br />
Dies soll eine Debatte werden.<br />
Beteilige Dich daran. Alles ist<br />
möglich. Im <strong>heuler</strong> soll die Diskussion<br />
stattfinden. Schicke uns<br />
eine Mail mit Deinen Ideen an<br />
zukunft@<strong>heuler</strong>magazin.de.<br />
Gaststudenten bilden gewissermaßen<br />
eine eigene Fachschaft. Deshalb<br />
gehört zum Inne<strong>nr</strong>eferat auch<br />
der Beauftragte für internationale<br />
Studierende.<br />
Der Umweltbeauftragte wiederum<br />
kann ebenfalls Fachschaften beraten.<br />
Das vom Aufgabenbereich her<br />
größte Referat wird das Sozialreferat<br />
sein. Die Beratung in Bafög-, Finanzund<br />
Förderungsfragen hat in jüngster<br />
Zeit immer mehr an Bedeutung<br />
12<br />
gewonnen. In den Bereich gesellschaftlicher<br />
Konflikte und Interessen<br />
gehört auch der Asta-Beauftragte<br />
für Schwule und Lesben und der<br />
Beauftragte für Studierende mit Behinderungen,<br />
der in Rostock<br />
Enthinderungsbeauftragter heißt,<br />
weil er Hürden und Widerstände<br />
abbauen soll.<br />
Der Finanzreferent verwaltet das<br />
Geld und kontrolliert die Kassen<br />
von Stura, Asta und den Fachschaften.<br />
Ihm obliegt auch die Geschäftsführung<br />
des Asta. Er ist dafür zuständig,<br />
dass das Gremium arbeitsfähig<br />
bleibt. Um Arbeitspläne zu<br />
erstellen und Büromaterial zu verwalten,<br />
wird die Position des Beauftragten<br />
für Büro-Organisation neu<br />
geschaffen. Der Technik-Referent<br />
kümmert sich um das Funktionieren<br />
der technischen Seite.<br />
Und der <strong>heuler</strong> Der Referent für<br />
das Studentenmagazin wird aus dem<br />
Asta ausgegliedert. So lässt sich die<br />
journalistische Unabhängigkeit des<br />
Magazins erhöhen, das auch die Arbeit<br />
von Stura und Asta kritisch begleiten<br />
soll. Der Leiter des <strong>heuler</strong><br />
wird zwar in die Position eines Referenten<br />
gewählt, weil er ein eigenständiges<br />
Referat betreut, hat aber<br />
auf den Sitzungen nur<br />
Beobachtungsstatus wie die Beauftragten.<br />
Wer wählt wen Der Stura wählt die<br />
Referenten. Sobald dies geschehen<br />
ist, wählt der Asta seine Beauftragten<br />
für die einzelnen Bereiche.<br />
Schließlich müssen sie das Vertrauen<br />
des Asta genießen. Die fünf Referenten<br />
vertreten ihr Ressort gegenüber<br />
dem Stura, auch die Arbeit der<br />
Beauftragten in ihren Ressorts. Referenten<br />
und Beauftragte sind verpflichtet,<br />
dem Studierendenparlament<br />
zu jeder Sitzung über die Arbeit<br />
der Referate Auskunft zu geben.<br />
Die Referate verwalten ihren Haushalt<br />
eigenständig, der Finanzreferent<br />
kontrolliert die Kassen- und Buchführung.<br />
Die Aufgaben der Referenten<br />
und Beauftragten sind in den<br />
vom Stura und Asta erstellten Aufgaben-Verordnungen<br />
genau definiert.<br />
Wer soll das bezahlen<br />
Die Arbeit im Asta ist aufwendig.<br />
Und sie ist ehrenamtlich. Sie erfordert<br />
Verwaltungsarbeit im Büro,<br />
Besuch von Sitzungen anderer Gremien,<br />
Termine außerhalb, Organisation<br />
und Betreuung von Kommilitonen.<br />
Darunter leidet in der Amtszeit<br />
das Studium.<br />
Ein Aufwandsentschädigung, wie sie<br />
derzeit im Stura diskutiert wird, ist<br />
fällig. Referenten und Beauftragte<br />
werden unterschiedlich bezahlt. Anhand<br />
der Aufgabenbeschreibungen<br />
lässt sich die Bezahlung abrechnen.<br />
Schließlich darf die neue Organisationsstruktur,<br />
die die Arbeit effektivieren<br />
und transparenter machen<br />
soll, nicht den Haushalt sprengen.<br />
Auch dies ist eine Motivation, den<br />
Asta neu zu organisieren.<br />
Nur so kann die verfasste Studierendenschaft<br />
Rostocks in der Hochschullandschaft<br />
Mecklenburg-Vorpommerns<br />
ihr Gewicht behalten,<br />
das sie sich mühsam erkämpft hat.<br />
Als Gegengewicht, aber auch als<br />
Ergänzung, als kritischer und konstruktiver<br />
Gesprächspartner zur gestärkten<br />
Universitätsleitung kann sie<br />
nur mit moderner Organisation<br />
schlagkräftig bleiben.<br />
Der Autor<br />
Christian.Kohlhof<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Fragwürdige Jagd auf<br />
„Mogel-Studenten“<br />
Stura-Präsident weist Suche nach Bafög-Betrügern als unangemessen zurück<br />
Studium<br />
Die Meldung hat auch Rostocks Studenten aufgeschreckt: Kommilitonen müssen mit<br />
Strafanzeigen rechnen, weil sie - beabsichtigt oder nicht – Fehler im Bafög-Antrag<br />
gemacht haben. Mit Hilfe eines Datenabgleichs kamen Finanzbehörden,<br />
Studentenwerk und Banken den vermeintlichen „Betrügern“ auf die Spur. Rostocks<br />
Stura-Präsident Christoph Friederich will diesen Betrugs-Vorwurf stellvertretend<br />
für seine Kommilitonen nicht gelten lassen.<br />
„Die hohe Zahl der Verdachtsfälle<br />
bezieht sich auf Studierende, die anteilige<br />
Kredite nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />
empfangen“,<br />
sagt Christoph Friederich. Als<br />
Verdachtsfall gilt unter anderem, wer<br />
mehr als 100 Euro Zinsen pro Jahr<br />
erhält. „Dazu steht unserer Meinung<br />
nach die Art und Weise der Überprüfung<br />
mit Hilfe des Datenabgleiches<br />
zwischen Behörden und<br />
Banken nicht im Einklang mit den<br />
Datenschutzgesetzen“, betont der<br />
Präsident des Studierenden-Parlaments.<br />
Der Begriff „Bafög-Betrug“ sei weit<br />
übertrieben. „Teile der Antragsformulare<br />
sind missverständlich formuliert“,<br />
erklärt Friederich. So müssten<br />
zum Beispiel auch Lebensversicherungen<br />
beim Bafög-Antrag angegeben<br />
werden, auch wenn sie dem<br />
Antragsteller nicht bekannt sind.“<br />
Den Bafög-Empfängern werde Sparen<br />
unmöglich gemacht. Falls jemand<br />
länger als die Regelstudienzeit zum<br />
Studium benötige, was die Regel,<br />
nicht die Ausnahme darstelle, sollen<br />
Studierende die Zeit ohne Ersparnisse<br />
überbrücken.<br />
„Der Skandal um das Bafög offenbart<br />
die Schwäche dieses<br />
Förderungssystems“, sagt Friederich.<br />
„Wer Bafög bekommen will, muss<br />
mittellos sein und muss es auch bleiben.“<br />
Gleichzeitig sei die Prozedur<br />
der Antragsstellung sehr kompliziert. völlige Neuordnung der Bundesausbildungsförderung<br />
vorzunehmen.<br />
Friederich: „Es kommt schnell und<br />
unbeabsichtigt zu Fehlern. Gesetzesnovellen<br />
und große Arbeitsbelastung vertreter auch eigene Vorschläge ein.<br />
Dabei bringen die Studierenden-<br />
führen oft zu Fehlberatungen durch Friederich: „Denkbar wäre eine<br />
die Bafög-Sachbearbeiter.“ Grundförderung jedes Studierenden<br />
Der Asta der Universität Rostock sowie<br />
die Landeskonferenz der Außerdem stelle sich die Frage, ob<br />
wie in skandinavischen Ländern.“<br />
Studierendenschaften in Mecklenburg-Vorpommern<br />
fordern die mäßig ist. „Die Landesdatenschutz-<br />
der Datenabgleich überhaupt recht-<br />
Bundesregierung auf, das Bafög beauftragten haben scharf dagegen<br />
transparenter und einfacher zu gestalten,<br />
die Freibeträge den heutigen Bedenken geäußert. In vielen Städ-<br />
protestiert und datenschutzrechtliche<br />
Gegebenheiten anzupassen oder eine ten wurden schon begründete Klagen<br />
gegen die Handhabung des<br />
Datenabgleichs eingereicht“, berichtet<br />
Friederich. Aber nicht nur die juristische,<br />
auch die moralische<br />
Rechtfertigung müsse in Frage gestellt<br />
werden. Der Staat mache Jagd<br />
auf die „Mogel-Studenten“ und dies<br />
mit sehr fragwürdigen Methoden.<br />
Hier werde erneut bei den<br />
Schwächsten eingegriffen.<br />
„Fakt ist, dass die ersten Stichproben<br />
bei Bafög-Empfängern in der<br />
Regierung Goldgräberstimmung<br />
aufkommen ließen, die einzig und allein<br />
dazu führen wird, dass noch viel<br />
mehr finanziell schlecht gestellte Abiturienten<br />
kein Studium aufnehmen<br />
werden“, sagt Friederich. „Ob<br />
Stura-Präsident Christoph das während der Entwicklung zur<br />
Friederich: „Der Betrugsvorwurf Bildungsgesellschaft der richtige Weg<br />
ist in vielen Fällen nicht gerechtfertigt.“<br />
Christian Kohlhof<br />
ist, stellen wir in Frage.“<br />
15<br />
Juli 2003
Studium<br />
Merle in Action<br />
16<br />
Arbeiten gehört für viele Studenten zum Studium wie etwa der<br />
Gang in die Bibliothek. Um Studenplan und Schichtplan unter einen<br />
Hut zu kriegen, ist Organisationstalent nötig.<br />
Sportkleidung an, schnell noch was<br />
trinken und dann volle Kanne losgelegt<br />
– das ist der Arbeitsalltag von<br />
Merle Schuldt. Die 24-jährige Studentin<br />
(4. Semester Diplom-Erziehungswissenschaft)<br />
jobbt als so genannter<br />
„Instructor“ im Frauenfitnessstudio<br />
Ladies First am<br />
Vögenteich. Dort gibt sie durchschnittlich<br />
sechs bis neun Stunden<br />
wöchentlich Kurse in Step- und<br />
Bikeaerobic sowie Body-Styling.<br />
„Entdeckt habe ich mein Interesse<br />
dafür vor vier Jahren, als ich Mitglied<br />
im Fitnessstudio eines Bekannten<br />
in Nortorf, meinem Heimatort<br />
in Schleswig-Holstein, geworden<br />
bin. Doch irgendwann reichte mir<br />
das Selbsttrainieren nicht mehr, und<br />
so absolvierte ich neben meiner Erzieherausbildung<br />
eine Trainerausbildung“,<br />
erzählt Merle.<br />
Arbeiten neben dem Studium – das<br />
ist auch für Elisabeth Schmikale (23)<br />
Realität. Sie ist seit einem Monat als<br />
Servicekraft im „Teepott“ in Warnemünde<br />
tätig. „Ich bereite Getränke<br />
vor, serviere Essen, poliere Gläser,<br />
räume Tische ab – erledige eigentlich<br />
alles, was nötig ist, um den<br />
Betrieb am Laufen zu halten“, schildert<br />
Elisabeth ihren Aufgabenbereich.<br />
Je nachdem, wie viel sie für<br />
ihr Studium ( Lehramt Sozialwissenschaften/Germanistik)<br />
zu tun hat,<br />
arbeitet sie mehrmals pro Woche<br />
sechs bis acht Stunden in dem Restaurant.<br />
„Bisher hat das sehr gut<br />
funktioniert und vor allem gefällt<br />
mir, dass ich mitentscheiden kann,<br />
wann ich arbeiten möchte“, erzählt<br />
Elisabeth. „Am Wochenende teile<br />
ich dem Restaurant mit, wann ich in<br />
12<br />
Merle arbeitet in einem Fitness-Studio. Viele Studenten verdienen sich<br />
ihren Lebensunterhalt durch einen Nebenjob. Foto: S. GAULKE<br />
der folgenden Woche Zeit habe und<br />
je nachdem, wie gut die Besetzung<br />
ist, werde ich eingeteilt oder nicht“,<br />
konkretisiert sie. Für ihre Arbeit erhält<br />
sie fünf Euro pro Stunde.<br />
Mehr Geld verdient Merle, die im<br />
Ladies First auf Honorarbasis selbständig<br />
beschäftigt ist. „Doch dabei<br />
darf man nicht vergessen, dass in<br />
meinem Job viel über Eigenfinanzierung<br />
läuft. Die Kosten für mein<br />
Equipment wie Sport-Kleidung, Aerobic-CDs<br />
und Fortbildungskurse<br />
trage ich selbst. Außerdem gehört<br />
zu jedem Kurs eine intensive Vorbereitung,<br />
müssen regelmäßig neue<br />
Choreographien erarbeitet werden<br />
und so weiter“, zählt sie auf.<br />
Beide Studentinnen bekommen kein<br />
Bafög und arbeiten, weil sie nicht nur<br />
von der Großzügigkeit ihrer Eltern<br />
leben wollen. Merle sieht noch mehr<br />
darin: „Ich liebe diesen Job und er<br />
macht mir echt Spaß, auch wenn der<br />
Anspruch recht hoch ist. Ich muss<br />
konzentriert, motiviert und gut<br />
drauf sein, selbst wenn ich mich mal<br />
nicht so fühle und einiges richtig<br />
schief läuft. Das erfordert eine hohe<br />
Belastbarkeit, aber die Kurse sind<br />
neben meinem Studium sehr wichtig<br />
für mich.“<br />
Die Autorin<br />
Sabine.Gaulke<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Studium<br />
Ferstudium - auch in Rostock im Angebot<br />
Nie mehr zur Uni gehen -<br />
und trotzdem studieren<br />
„Kompetenzerweiterung und Qualifikation“,<br />
mit diesen Slogans wirbt<br />
das gleichnamige Referat der Uni<br />
Rostock für ein Fernstudium. Die<br />
Universität Rostock betreut neben<br />
den eigenen Angeboten zum Fernstudium<br />
in den Studiengängen „Umweltschutz“,<br />
„Umwelt und Bildung“<br />
und „Medien und Bildung“ auch das<br />
Angebot der Fernuni Hagen. Hier<br />
werden neben den klassischen Diplom-<br />
und Magisterstudiengängen in<br />
VWL, BWL, Mathematik, Elektrotechnik<br />
und dergleichen auch Bachelor-<br />
und Masterstudiengänge in den<br />
Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
sowie in Informatik präsentiert.<br />
Weiterhin können Bildungsinteressierte<br />
auch aus strukturierten<br />
Weiterbildungsangeboten der Bereiche<br />
Erziehungswissenschaften, Heilund<br />
Sozialpädagogik, Philosophie,<br />
Geschichte und neuere deutsche Literaturwissenschaft<br />
wählen.<br />
„Das Angebot wendet sich an das<br />
Personal der Uni, Lehrer, Studenten,<br />
Berufstätige, behinderte Mitmenschen<br />
und Hochschulabsolventen“<br />
erklärt Referatsleiter Harry<br />
Schiekel. „Fernstudium – das<br />
steht für zeit- und ortsunabhängiges<br />
Studieren, das selbstgesteuertes Lernen<br />
und studienbegleitende Veranstaltungen<br />
an der Uni miteinander<br />
verbindet“ definiert Schiekel diese<br />
Studiumsart. Das Fernstudium gliedert<br />
sich in zwei Formen: Erstausbildung<br />
und Zweitausbildung. Ersteres<br />
spricht für sich und Letzteres<br />
ist als Aufbaustudium zu einem<br />
bereits erworbenen Studienabschluss<br />
oder als Zweitstudiengang<br />
zu verstehen. Während der Erststudiengang<br />
kostenlos belegt werden<br />
kann, müssen ca. 6<strong>50</strong> Euro Studiengebühr<br />
für das Studium eines zweiten<br />
Studiengangs pro Semester entrichtet<br />
werden. Die Studiengänge an<br />
der Fernuniversität sind in ein Vollund<br />
ein Teilzeitstudium unterteilt. Mit<br />
einem Status als Gasthörer, Kurs-<br />
Zweithörer und Studiengangszweithörer<br />
versehen, können sich die<br />
Studienwilligen dann auf die ausgewählten<br />
Kurse oder Studiengänge<br />
stürzen.<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
VON ANNE HAFENSTEIN<br />
UND EIK SCHÄFER<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Die Teilnahme an Veranstaltungen<br />
als Gasthörer oder Kurszweithörer<br />
erfordert keine Hochschulzugangsberechtigung,<br />
da in diesem Status<br />
nicht die Möglichkeit besteht, einen<br />
Abschluß an der Fernuniversität zu<br />
machen. Im Fall des Kurszweithörers<br />
besteht die Möglichkeit bei<br />
der Uni des Erststudiums die Anerkennung<br />
der nachweislich erbrachten<br />
Leistungen zu beantragen. Der<br />
Referatsleiter verrät, dass „vor allem<br />
Studierende zu der Möglichkeit greifen,<br />
als sogenannte Gast- oder Kurszweithörer<br />
an einzelnen Modulen<br />
oder Veranstaltungen teilzunehmen,<br />
um sich neben ihrer universitären<br />
Ausbildung vor Ort mit ergänzenden<br />
Seminaren der Fernuniversität<br />
weiter zu qualifizieren.“ Die Studenten<br />
der Fernuniversität müssen pro<br />
Semester eine Grundgebühr von 90<br />
Euro entrichten. Dafür erhalten sie<br />
dann die jeweiligen Fernlehrmaterialen<br />
in Druckform, per CD-<br />
Rom oder via Internet nach Hause<br />
geschickt. Pro Kurs, also in einem<br />
Semester, kommen dann schon mal<br />
rund elf „Kursbücher“ zusammen,<br />
„und die sind auf dem neuesten<br />
Stand der Wissenschaft, verfügen<br />
über überschaubare und didaktisch<br />
gestaltete Kurseinheiten und enthalten<br />
Übungs- und Einsendeaufgaben“<br />
lobt Schiekel die studienbegleitenden<br />
Skripte.<br />
Auch wenn für die Studierenden<br />
kein Bearbeitungsbeginn vorgeschrieben<br />
ist, so existieren dennoch<br />
Einsendefristen für die gestellten<br />
Aufgaben. „Vor Ort in dem jeweiligen<br />
Fernstudienzentrum erhalten<br />
die Studenten ein umfangreiches<br />
Mentoring“, fügte er hinzu. Die<br />
Fachbetreuung unterstützt die Bearbeitung<br />
der verschiedenen Kurse.<br />
Sie beinhaltet die Aufarbeitung, Ergänzung<br />
und Vertiefung der<br />
Studieninhalte. Dazu werden unterstützend<br />
auch Präsenzveranstaltungen<br />
angeboten, die direkt am<br />
Fernstudienzentrum der jeweiligen<br />
Universität durchgeführt werden.<br />
Momentan betreut das Fernstudienzentrum<br />
in Rostock circa 4<strong>50</strong> Studierende.<br />
Herr Schiekel fügt noch die<br />
Bemerkung hinzu: „ In Anbetracht<br />
der aktuellen Entwicklungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt sollten die Studenten<br />
ruhig die ihnen zur Verfügung<br />
stehenden Angebote wahrnehmen,<br />
denn schließlich profitieren sie<br />
vom Kompetenzzuwachs und der<br />
qualifizierten Weiterentwicklung im<br />
Arbeitsleben.“<br />
Das Mitarbeiter-Team um Harry<br />
Schiekel steht allen Interessierten mit<br />
Antworten auf Fragen in der<br />
Schwaanschen Straße 5 zur Verfügung.<br />
17<br />
Juli 2003
Service<br />
Christian Beyer (22)<br />
Stellvertretender Stura-Präsident<br />
Sprechzeit: Do. 13 bis 14 Uhr<br />
Mail-Adresse:studentinne<strong>nr</strong>at@uni-rostock.de<br />
Thomas Wolff (24)<br />
Stellvertretender Asta-Vorsitzender und<br />
Inne<strong>nr</strong>eferent<br />
Sprechzeit: Di., Do., 15 bis 16 Uhr<br />
Mail-Adresse: asta@uni-rostock.de<br />
Deine Ansprechpartner<br />
Der Asta ist der Allgemeine Studierenden-<br />
Ausschuss. Die 14 Mitglieder vertreten die<br />
Studierenden an der Universität Rostock. Sie<br />
verwalten auch das Geld, das jeder Kommilitone<br />
als Teil des Semesterbeitrags regelmäßig zahlt.<br />
Die Mitglieder des Asta werden vom<br />
Studentinne<strong>nr</strong>at gewählt. Asta und Stura haben<br />
ihre Büros im Gebäude der Philosophischen<br />
Fakultät in der August-Bebelstraße 28. Das Büro<br />
ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.<br />
René König (22)<br />
Geschäftsführer und Finanzreferent<br />
Sprechzeiten: Di. und Do. 16 bis 17 Uhr<br />
Mail-Adresse: finanzen.asta@uni-rostock.de<br />
Christian Kohlhof (28)<br />
Referent für den <strong>heuler</strong>, das Studentenmagazin<br />
Sprechzeit: Di. 15 bis 16 Uhr<br />
Mail-Adresse: chef@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
12<br />
Stefanie Schnell (22)<br />
Sozialreferat, Sozialberatung<br />
Sprechzeiten: Mo. 14 bis 15, Fr. 10 bis 11 Uhr<br />
Mail-Adresse: soziales.asta@uni-rostock.de<br />
Wir<br />
De<br />
AS<br />
Mehdi Salehi (23)<br />
Schwulen- und Lesbe<strong>nr</strong>eferent<br />
Sprechzeiten: Di.13 bis 14 Uhr<br />
Mail-Adresse: sl-referat.asta@uni-rostock.de<br />
18<br />
Matthias Widner (23)<br />
Technik-Referent<br />
Sprechzeit: Fr. 12 bis 13 Uhr<br />
Wolfgang Grieger (27)<br />
Mail-Adresse: technik.asta@uni-rostock.de<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin<br />
Umweltbeauftragter<br />
Sprechzeit nach Vereinbarung<br />
Kontakt: umwelt.asta@uni-rostock.de
Maik Walm (22)<br />
Vorsitzender des AStA<br />
Sprechzeiten: Mo. und Do. 9 bis 10 Uhr<br />
Mail-Adresse: asta@uni-rostock.de<br />
Service<br />
Maren Schweitzer (22)<br />
Referentin für internationale Studierende<br />
Sprechzeiten: Mo. 10 bis 11 Uhr<br />
Mail-Adresse: internationales.asta@uni-rostock.de<br />
Christoph Friederich (20)<br />
Stura-Präsident<br />
Sprechzeiten: Mo. 11 bis 12 Uhr<br />
Mail-Adresse: studentinne<strong>nr</strong>at@uni-rostock.de<br />
Johannes Saalfeld (21)<br />
Referent für Hochschulpolitik<br />
Sprechzeit: Do. 10 bis 11Uhr<br />
Mail-Adresse: hopo.asta@uni-rostock.de<br />
sind<br />
in<br />
tA<br />
Stephan Mehlhorn (21)<br />
Beautragter für politische Bildung<br />
Sprechzeit: Do. 13 bis 15 Uhr<br />
Mail-Adresse: pobi.asta@uni-rostock.de<br />
Telefonnummer für alle:<br />
4 98 56 01<br />
Ludmila Lutz (21)<br />
Pressereferentin<br />
Sprechzeit: Mittwoch 9 bis 11 Uhr<br />
Mail-Adresse: presse.asta@uni-rostock.de<br />
Sandro Geister (21)<br />
Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit<br />
Sprechzeiten: Mi. 14.45 bis 16.45 Uhr<br />
Mail-Adresse: presse.asta@uni-rostock.de<br />
Daniel Karstädt (28)<br />
Kulturreferent<br />
Sprechzeiten: Di. 14 bis 16 Uhr<br />
Mail-Adresse: kulturwoche@web.de<br />
19<br />
Juli 2003
Studium<br />
12<br />
Bei Exkursionen lernt man, fremde Städte aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. So wie hier ein Geschichts-<br />
Kurs im Frühjahr in Wien.<br />
Foto: C. KOHLHOF<br />
Exkursionen gelten als Highlight im Studium: Eine Tagesfahrt nach<br />
Berlin ins Bundeskanzleramt oder eine Wochenfahrt nach Wien. Aber auch hier wird<br />
gespart. Die Uni-Institute haben für Studie<strong>nr</strong>eisen immer weniger Geld übrig.<br />
Wissenschaftliches Arbeiten<br />
bei Sachertorte und Bier<br />
20<br />
Referat bei Pizza und Bier in der<br />
Prager Altstadt – gibt’s nicht Doch,<br />
denn vom Historischen Institut<br />
werden regelmäßig Exkursionen,<br />
wie die nach Prag im Mai diesen Jahres,<br />
angeboten.<br />
Organisiert war diese Fahrt von Dr.<br />
Fred Mrotzek in Zusammenarbeit<br />
mit dem Max-Samuel-Haus, einer<br />
jüdischen Kulturei<strong>nr</strong>ichtung in<br />
Rostock. Fünfzehn Studenten waren<br />
drei Tage in Prag und zwei Tage im<br />
Ghetto und Konzentrationslager<br />
Theresienstadt und befassten sich mit<br />
dem Thema „Deutsch-jüdische Kulturbeziehungen<br />
zwischen Blüte und<br />
Vernichtung“.<br />
Christin Klafft (20) war sehr zufrieden:<br />
„Durch das kompakte Lernen<br />
begreift man die Zusammenhänge,<br />
außerdem war die Organisation der<br />
Fahrt gut. Die Kommunikation unter<br />
den Teilnehmern hat gut funktioniert<br />
und ich habe neue Freundschaften<br />
geschlossen.“<br />
Solche Fahrten sind sehr kostenintensiv<br />
und können in der Regel nur<br />
mit einem Eigenanteil der Studenten<br />
finanziert werden. Dieser betrug<br />
für die Fahrt nach Prag 90 Euro.<br />
Dazu kommen Gelder aus einem<br />
Topf des Historischen Instituts.<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
VON SABINE GAULKE<br />
UND MARTIN ROSENPLÄNTER<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
„Dieser Beitrag deckt aber lediglich<br />
ein Fünftel des tatsächlichen Bedarfs<br />
und wird von Jahr zu Jahr weniger.“,<br />
kritisiert Prof. Dr. Markus Völkel,<br />
der im März 2003 gemeinsam mit<br />
Dr. Andreas Pecar eine Seminarfahrt<br />
nach Wien organisiert hat.<br />
Durch die sinkenden Zuschüsse<br />
werde die Planung von Exkursionen<br />
immer schwieriger, ergänzt<br />
Völkel. Der Teilnehmerbeitrag für<br />
die Fahrt nach Wien wurde durch<br />
einen Zuschuss der Universität Wien<br />
nachträglich um 60 Euro pro Teilnehmer<br />
gesenkt. „Wien als Residenz-<br />
und Hauptstadt des Alten Reiches“<br />
war das Thema dieser Studie<strong>nr</strong>eise,<br />
welcher eine Übung gleichen Inhaltes<br />
vorausging. „Die langfristige<br />
Vorbereitung hat sich ausgezahlt,<br />
denn dadurch konnten wir erworbenes<br />
Wissen vor Ort anwenden“,<br />
sagt Katja Böttche (22). Sie hat schon<br />
an vielen Exkursionen teilgenommen.<br />
„Der besondere Reiz dieser<br />
Fahrt lag darin, viele verschiedene<br />
Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen<br />
und in der Freizeit den Charme<br />
Wiens zu genießen - zum Beispiel im<br />
Hotel Sacher“, erzählt Katja. An entsprechenden<br />
historischen Orten<br />
wurden, sowohl in Prag als auch<br />
Wien, von den Kursteilnehmern begleitende<br />
Referate gehalten. In Prag<br />
fanden einige Vorträge auch in verschiedenen<br />
Cafés und oben genannter<br />
Pizzeria statt.<br />
Auch in den nächsten Semestern sind<br />
Exkursionen im Fach Geschichte<br />
geplant. Sowohl für Katja als auch<br />
für Christin wird es nicht die letzte<br />
Studienfahrt gewesen sein.<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Rostock<br />
„Sparen ja, aber nicht<br />
auf Kosten der Kinder!“<br />
Sonderpädagogik-Studenten protestierten gegen geplante Kürzungen<br />
„Herr Metelmann, machen Sie Ihre<br />
Hausaufgaben!“ Mit dieser deutlichen<br />
Aufforderung protestierten am<br />
18. Juni Studenten der Sonderpädagogik,<br />
Lehrer, Betreuer und Kinder<br />
auf dem Rostocker Universitätsplatz<br />
gegen einen Erlass des Kultusministeriums<br />
von M-V. Die Verordnung<br />
sieht unter anderem vor, die<br />
Klassenstärke an Förderschulen und<br />
an Schulen zur individuellen Lebensbewältigung<br />
aufzustocken, um Geld<br />
zu sparen. Weiterhin soll es Kürzungen<br />
beim sonderpädagogischen<br />
Zusatzbedarf in Diagnoseförderklassen<br />
und beim Unterricht von<br />
behinderten und nicht behinderten<br />
Kindern geben.<br />
Obwohl das Kultusministerium<br />
inzwischen wieder einige Kürzungen<br />
zurücknehmen will, schlug Dr. Hans<br />
Schalwig, Geschäftsführer des Fachverbandes<br />
für Behindertenpädagogik,<br />
den Sonderpädagogen eine Pro-<br />
Die Sonderpädagogen sorgten auf dem Uniplatz<br />
für Aufsehen.<br />
testaktion vor.<br />
Die Idee für ein<br />
Spielfest kam<br />
auf, weil „wir<br />
nicht so stupide<br />
durch die Gegend<br />
demonstrieren<br />
wollten“,<br />
sagt Christian<br />
Beyer, Student der<br />
Sonderpädagogik.<br />
„Wir wollten dem Sparobjekt<br />
ein Gesicht geben und zeigen, welche<br />
Kinder es betrifft“, und so veranstalteten<br />
etwa <strong>50</strong> angehende Sonderpädagogen<br />
ein Fest mit allem,<br />
was dazu gehört: Musik, Luftballons<br />
und Spiele aller Art.<br />
Auf vorherige Einladung hatten sich<br />
rund <strong>50</strong>0 Kinder aus Förderschulen<br />
und Schulen zur individuellen Lebensbewältigung<br />
in Rostock und<br />
Umgebung angemeldet, eine halbe<br />
Stunde nach Beginn der Veranstaltung<br />
tummelten sich schon 300 Kinder<br />
von 7-18 Jahren zusammen mit<br />
ihren Betreuern auf dem Universitätsplatz.<br />
Nebenbei informierten<br />
Studenten Passanten über Sinn und<br />
Zweck des Festes und sammelten<br />
Unterschriften. Obwohl die ausgelassene<br />
Stimmung aller Beteiligten<br />
nicht unbedingt an einen Protest<br />
denken ließ, kam die Botschaft der<br />
Sonderpädagogen an: „Sparen ja,<br />
aber nicht auf Kosten der Kinder!“<br />
Franziska Toscher<br />
Studenten organisierten Skatturnier<br />
Mitten in der Nacht:<br />
Reizklima in der Mensa<br />
Skatspieler machen nicht viele Worte. 18 - jau - 20 -och ja - 22 -<br />
logisch - 24 - wech. Diese Wortwechsel gab es bis in die späte<br />
Nacht in der Mensa St.-Georg-Straße zu hören. <strong>50</strong> Studenten,<br />
darunter acht Studentinnen, zockten beim Uni-Preisskat um wertvolle<br />
Preise. Den ersten Preis, einen DVD-Player, den Saturn<br />
gestiftet hatte, hielt mitten in der Nacht Alexander Kusy in den<br />
Händen. Er hatte sich mit über 2300 Punkten gegen die knallharte<br />
Konkurrenz durchgesetzt. Die Studenten Gregor Waschau<br />
und Thomas Wolff hatten das Turnier organisiert und auch die<br />
Preise zusammengetragen. Spiele, Bücher und Trostpreise standen<br />
für die Platzierten bereit. Der Asta hatte das Turnier finanziell<br />
bezuschusst. Wegen des großen Interesses an dem Skatturnier<br />
planen die Organisatoren schon jetzt eine Wiederholung. Volle Konzentration. Foto: A. SCHMIDT<br />
21<br />
Juli 2003
Rostock<br />
Ein Tag als Sunny:<br />
Winken bis zum Abwinken<br />
12<br />
Das Maskottchen Sunny<br />
verkörpert alles Gute auf<br />
der Internationalen Gartenbauausstellung<br />
(IGA) in<br />
Rostock. Sunny ist der<br />
Sympathieträger<br />
schlechthin. Wie lebt es<br />
sich als stumme Sonnenblume<br />
Die IGA-Macher<br />
haben dem <strong>heuler</strong> gestattet,<br />
die Gartenschau mit<br />
Sunnys Augen zu sehen.<br />
Ein Erlebnisbericht von<br />
Redakteur Martin<br />
Rosenplänter.<br />
16.12 Uhr: Ich bin fertig gestylt und bereit. Als Sunny soll ich die<br />
Leute unterhalten.<br />
Fotos: CHRISTIAN KOHLHOF<br />
22<br />
Da stand ich also an einem wechselnd<br />
bewölkten Freitag, hatte das plüschig<br />
blaue Kostüm mit den großen grünen<br />
Schuhen an meinem Leib und<br />
starrte argwöhnisch auf den überdimensionierten<br />
Kopf dieser sonderbaren<br />
Sonnenblume. Hinter dieser<br />
Kostümierung verbirgt sich das IGA-<br />
Maskottchen, eine Sonnenblume mit<br />
dem selten dämlichen Namen<br />
„Sunny“. Als ich Sunny das erste Mal<br />
gesehen habe, habe ich wahrscheinlich<br />
etwas wie „Was zum Henker ist<br />
denn das jetzt“ gesagt oder gedacht.<br />
Doch irgendwann hat diese kleine<br />
putzige Sonnenblume mein Herz erobert<br />
und ich erklärte mich in der<br />
Redaktionssitzung bereit, für eine<br />
Weile die Welt durch Sunnys große<br />
Augen zu sehen.<br />
Und jetzt stehe ich also da und blicke<br />
auf Sweet Sunnys dauergrinsenden<br />
Kopf. Als ich dann das voluminöse<br />
Haupt endlich auf meinen Kopf gewuchtet<br />
habe, wird mir ein fundamentales<br />
Problem bewusst: Das<br />
mollige Messe- Maskottchen ist zu 90<br />
Prozent blind. Sehen kann Sunny nur<br />
durch den Mund und durch die Augen,<br />
der Mund ist zu klein und sitzt<br />
zu tief und die Augen zu hoch. Ich<br />
ziehe und drehe also noch an meinem<br />
Kopf und Christian, der Fotos<br />
von mir machen will, lacht über mich.<br />
Kein Wunder. Während ich schwerfällig<br />
in Richtung Menschenmassen<br />
tapse, muss ich zum ersten Mal Hände<br />
schütteln und winken. Das ist gar<br />
nicht so leicht, wenn man bedenkt,<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Rostock<br />
dass die Menschen fast nicht zu erkennen<br />
sind. Dennoch bestehe ich<br />
erfolgreich meinen ersten Test. Ich finde<br />
leider keine Zeit mich daran zu<br />
erfreuen, da mir eine Windböe fast<br />
den Kopf von den Schultern weht.<br />
Halb erwürgt schlurfe ich weiter und<br />
Christian lacht schon wieder über<br />
mich.<br />
Zum ersten Mal kommt der Wunsch<br />
nach einem kalten Bier in mir auf, aber<br />
jetzt kann ich ja noch nicht aufgeben.<br />
„Sunny ist weiblich und nicht über<br />
16.31 Uhr: DIe Mädels liegen<br />
Sunny reihenweise zu Füßen.<br />
16.41 Uhr: Kleine Kinder reagieren<br />
eher panisch.<br />
1,80 groß“ war die<br />
Vorgabe der PR-<br />
Verantwortlichen<br />
der IGA, in beiden<br />
Fällen musste eine<br />
Ausnahme gemacht<br />
werden.<br />
Aber noch komplizierter<br />
war die<br />
Vorgabe, dass sie<br />
nicht reden darf.<br />
Aus diesem Grund<br />
war außer starkem<br />
Fluchen (wenn ich<br />
mich allein wähnte) nichts von mir zu<br />
hören.<br />
Ich laufe dann also weiter und schüttele<br />
unzählige Hände, nehme Omas<br />
und Kinder fürs Foto in den Arm und<br />
halte den Kopf an diesem allzu stürmischen<br />
Tag fest. Nach und nach<br />
wird der Kopf schwer, mein Hals<br />
beginnt wehzutun und der Wunsch<br />
nach einem kühlen Bier wird stärker.<br />
Als ich gerade einer alten Frau winken<br />
will, erfasst eine Winböe meinen<br />
Kopf und ich mache eine Bewegung,<br />
die Christian später als „kopfschussartig“<br />
bezeichnen wird.<br />
Ich brauche eine Pause und setze mich<br />
auf eine Treppe. Die seh-kranke Sonnenblume<br />
winkt weiter, schüttelt Hände<br />
und nimmt ein Kind fürs Foto auf<br />
den Schoß. Auf dem Rückweg, einige<br />
Windböen und Strangulierungen<br />
später, gerate ich in eine Seniorengruppe.<br />
Leise fluchend schüttelt die<br />
blinde Blume Hände, posiert auf Fotos<br />
und rempelt Omas an (Wie entschuldigt<br />
man sich<br />
eigentlich ohne zu<br />
sprechen). Ein<br />
Mann will herausfinden,<br />
wer sich in<br />
dem Kostüm befindet<br />
und macht<br />
den Reißverschluss<br />
meines Kostüms<br />
auf. Das hat mir<br />
gerade noch gefehlt.<br />
Ich überlege,<br />
ob Sunny eigentlich<br />
Pazifist sein<br />
muss, drohe dem<br />
Mann mit der<br />
16.49 Uhr: Sunny kennt zwar den Weg ... aber<br />
Sunny ist stumm.<br />
Faust und Christian behebt den Schaden-<br />
nachdem er mich gebührend<br />
ausgelacht hat. Grmpf.<br />
Entnervt schüttle ich die letzten Hände<br />
– Sunny lacht ja immer, da kann<br />
man noch so genervt gucken- und<br />
fliehe zu dem Raum in dem die blaugelbe<br />
Sonnenblume zerstückelt schlafen<br />
geht. Knapp eine Stunde habe ich<br />
es als Sunny ausgehalten. Die Menschen,<br />
die normalerweise in einem der<br />
drei Sunny-Kostüme herumlaufen,<br />
machen das auch mal einen ganzen<br />
Tag lang. Ich befreie mich daraus,<br />
renke meinen Hals wieder ein und<br />
habe endlich freie Bahn zum Biertrinken.<br />
Komischerweise mögen fast<br />
alle IGA-Besucher dieses stumme,<br />
blinde und fast bewegungsunfähige<br />
Plüschvieh. Ich bin jedenfalls an einem<br />
Tag selten so oft fotografiert<br />
worden, wie bei meinem Maskottchen-Marsch<br />
über die IGA, nur das<br />
mich ohne Plüschkostüm niemand<br />
erkennen wird – Schade eigentlich.<br />
16.58 Uhr: Sunny kann nicht mehr. Doch die Fans<br />
kennen keine Gnade.<br />
23<br />
Juli 2003
Termine<br />
Konzerte, Theater, Partys,Kabarett:<br />
So 6.7. Vater Rhein 10.00 Jazzbrunch<br />
Großes Haus 19.30 Swinging St. Pauli<br />
La Casa de Cuba10.00 Brunch<br />
Bühne 602 20.00 Heute Faust<br />
Magic Sportsbar 11.00 Sonntagsbrunch<br />
Theater am 20.00 O sole mio<br />
GeKo 15.00 Kaffee Klatsch<br />
Stadthafen<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
La Casa de Cuba 21.00 Cubanische Livemusik<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
LT 21.00 Saturday Night Fever/<br />
Klostergarten 19.00 Der Babier von Sevilla<br />
GeKo 21.00 Hometrainers Deep KOMBInations<br />
GeKo 20.00 Absinth Time<br />
Interclub 22.00 Strictly Players<br />
Bühne 602 20.00 Sprung in der Platte<br />
Stubnitz 21.00 Kasper T Toeplitz<br />
Stubnitz 21.00 Zonic Zound Zystem<br />
22.00 Zbigniew Karkowski<br />
LT 21.00 Party am Pfingstsonntag<br />
22.00 Palsecam<br />
Mo 7.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
22.00 Biotechnology Project<br />
SOS 19.00 Win Wenders-Filme 12 Meli 22.00 80s are back<br />
Vater Rhein 17.00 Montagsbar<br />
So 13.7. Vater Rhein 10.00 Jazzbrunch<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
La Casa de Cuba 10.00 Brunch<br />
Stubnitz 20.00 Taniec z Dusio³em<br />
IGA-Parkbühne 20.00 Ein Sommernachtstraum<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
Magic Sportsbar 11.00 Sonntagsbrunch<br />
Di 8.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
GeKo 15.00 Kaffee Klatsch<br />
Bühne 602 20.00 Wir kriegen alles hin 1.5<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
IGA-Parkbühne 20.00 Carmina Burana<br />
SOS 19.00 Happy Hour Party<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
Sebastian 19.00 Stammtisch der Abtrünnigen<br />
Stubnitz 21.00 Itoa<br />
Aurum 20.00 Schwul Lesbischer Stammtisch<br />
22.00 Jaruzelski<br />
GeKo 21.00 Black Gold<br />
GeKo 20.00 Absinth Time<br />
Stubnitz 20.00 Raskj Ptak<br />
Mo 14.7.Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
22.00 Musikkino<br />
Vater Rhein 17.00 Montagsbar<br />
ST 21.30 Semesterausstandsparty<br />
Pumpe 18.00 Sambatrommeln<br />
Mi 9.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Vater Rhein 19.00 Happy Hour<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
GeKo 20.00 Weinabend Rock!<br />
Bühne 602 20.00 Einzelgänger suchen Gleichgesinnte<br />
Interclub 21.00 Stephen Kent<br />
IGA-ParkBühne20.00 Carmina Burana<br />
Di 15.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Interclub 21.00 Zuckerbrot<br />
Blumenhalle IGA 09.30 Dor<strong>nr</strong>öschen erwacht<br />
GeKo 21.00 Electric Café<br />
Interclub 10.00 Workshop<br />
SOS 21.00 Kleiner Feigling-Party<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Butterblume 21.00 Cocktailabend<br />
Sebastian 19.00 Stammtisch der Abtrünnigen<br />
LT 21.00 Pitch Black<br />
Aurum 20.00 Schwul Lesbischer Stammtisch<br />
Do 10.7. Pumpe 16.00 Tandera Workshop<br />
Vater Rhein 20.30 Pianojazz<br />
Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
GeKo 21.00 Black Gold<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
ST 21.30 112 Studentenparty<br />
IGA-Parkbühne 20.00 Carmina Burana<br />
Stubnitz 20.00 Laam Pass<br />
Zauberlehrling 19.00 gepflegter Bierabend<br />
20.00 MusiKino On Board - DJ Pika and DJ<br />
GeKo 21.00 Cool Runnings<br />
Rurukuora<br />
Meli 21.00 Happy Hour Party<br />
20.00 Mirror City - Architecture & Water workshop<br />
LT 21.00 Rigo Dance Lounge<br />
22.00 Anne Rolf<br />
SOS 21.00 Weihnachtsparty<br />
Mi 16.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Pub ‘n Satt 21.00 Cocktailnight<br />
Bühne 602 20.00 Sprung in der Platte<br />
Interclub 21.30 Pay TV<br />
Stubnitz 20.00 Martin Ertl<br />
ST 21.30 Metallica Party<br />
20.00 Konstruct<br />
Stubnitz 20.00 Griga<br />
22.00 Rex Joswig<br />
21.00 Karamelsanto<br />
Pumpe 18.00 Sambatrommeln<br />
21.00 Joint Venture<br />
Vater Rhein 19.00 Happy Hour<br />
Underwater Agents<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
22.00 Bakshish<br />
GeKo 21.00 Electric Café<br />
22.00 Al Haca<br />
Butterblume 21.00 Cocktailabend<br />
Fr 11.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Stubnitz 21.00 Rock ‘n’ Roll Nacht<br />
Bühne 602 20.00 Abra Kadabra- Fauler Zauber aus dem Hut Do 17.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
MAU 21.00 Rock a Go Go Club<br />
Bühne 602 20.00 Chansons aus vergangenen Zeiten<br />
Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
Großes Haus 15.00 Isadora Duncan<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
IGA-Parkbühne 20.00 Sommernachtstraum<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
ST 20.30 Absinth Cocktail Party<br />
Zauberlehrling 19.00 gepflegter Bierabend<br />
GeKo 21.00 Ska Bar<br />
Blumenhalle IGA 09.30 Dor<strong>nr</strong>öschen erwacht<br />
SOS 21.00 Frauenparty<br />
GeKo 21.00 Cool Runnings<br />
Worldclub 21.00 Chartbreaker Hitmix<br />
Meli 21.00 Happy Hour Party<br />
Interclub 22.00 Yard Bounce<br />
Pub ‘n Satt 21.00 Cocktailnight<br />
Stubnitz 21.00 Brandmayr/Neumann/Fagasinski/Bagadarians LT 21.00 Havana Dance Lounge<br />
21.00 Musica Genera CD Selektion<br />
Stubnitz 21.00 Dreadsquad<br />
22.00 Minit<br />
22.00 Wszystkie Wschody<br />
LT 22.00 Nightlife Club<br />
23.00 Habakuk<br />
Sa 12.7. IGA-Parkbühne 20.00 Ein Sommernachtstraum<br />
22.00 Allsu<strong>nr</strong>isesSoundSystem<br />
MAU 11.00 Fest der Kulturen<br />
ST 21.30 Quarkbacken<br />
Bühne 602 16.00 Sechse kommen um die ganze Welt Fr 18.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
ST 18.00 Club Independent<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
IGA-Parkbühne 15.00 Grüsse aus Europa<br />
SOS 19.00 Cocktailparty<br />
Bühne 602 20.00 Schwarze Sonne von Feuerland<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
MAU 23.00 Indie-Night<br />
ST 20.30 Tequila Mexico Party<br />
GeKo 21.00 Ska Bar<br />
Worldclub 21.00 Chartbreaker Hitmix<br />
Interclub 21.00 Revival Oldiethek<br />
LT 22.00 Nightlife Club<br />
Stubnitz 21.00 Martin Klapper, Swietlista Maria,<br />
Mem&Vion, Musica Genera CD Selektion<br />
Meli 22.00 Alternative Rock Night<br />
Sa 19.7. Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
IGA-Parkbühne 12.00 Grüsse aus Europa<br />
MAU 21.00 Rochstock<br />
GeKo 20.00 Poppenschutz<br />
Bühne 602 20.00 PaNIERtes- Deutschland wird gebraten<br />
La Casa de Cuba21.00 Cubanische Livemusik<br />
LT 21.00 Saturday Night Fever<br />
GeKo 21.00 Hometrainers Deep KOMBInations<br />
ST 21.30 Club Independet<br />
Interclub 22.00 Elektropopsofa<br />
Meli 22.00 Smirnoff Ice Zeit<br />
So 20.7. Vater Rhein 10.00 Jazzbrunch<br />
La Casa de Cuba10.00 Brunch<br />
Magic Sportsbar 11.00 Sonntagsbrunch<br />
GeKo 15.00 Kaffee Klatsch<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
GeKo 20.00 Absinth Time<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
Mo 21.7.Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Bühne 602 10.00 Ritzen<br />
Vater Rhein 17.00 Montagsbar<br />
Pumpe 18.00 Sambatrommeln<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
SOS 19.00 Kino-Abend<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
GeKo 20.00 Weinabend Rock!<br />
Di 22.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Bühne 602 20.00 Duftnoten<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Sebastian 19.00 Stammtisch der Abtrünnigen<br />
Pumpe 19.00 Band Abend der Carl Orff Schule<br />
Aurum 20.00 Schwul Lesbischer Stammtisch<br />
Vater Rhein 20.30 Pianojazz<br />
GeKo 21.00 Black Gold<br />
ST 21.30 112 Studentenparty<br />
Mi 23.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Bühne 602 20.00 Akra Kadabra- Fauler Zauber aus dem Hut<br />
Pumpe 18.00 Sambatrommeln<br />
Vater Rhein 19.00 Happy Hour<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Butterblume 21.00 Cocktailabend<br />
GeKo 21.00 Electric Café<br />
LT 21.00 Love Lounge<br />
Do 24.7. Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Zauberlehrling 19.00 gepflegter Bierabend<br />
IGA-Parkbühne 15.00 Grüsse aus Europa<br />
SOS 19.00 Feurige Cocktailparty<br />
GeKo 21.00 Cool Runnings<br />
Meli 21.00 Happy Hour Party<br />
Pub ‘n Satt 21.00 Cocktailnight<br />
LT 21.00 Havana Dance Lounge<br />
ST 21.30 Popular<br />
Stubnitz 20.00 Deckel statt Himmel<br />
Fr 25.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Bühne 602 20.00 Call by Call<br />
GeKo 21.00 Ska Bar<br />
SOS 21.00 Die Die-Ärzte-Party<br />
Worldclub 21.00 Chartbreaker Hitmix<br />
ST 21.30 Oldie Party<br />
Interclub 22.00 XXL Party<br />
LT 22.00 Nightlife Club<br />
Sa 26.7. Vater Rhein 17.00 Jazzbar<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
La Casa de Cuba21.00 Cubanische Livemusik<br />
Termine<br />
Deine termine@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
GeKo 21.00 Hometrainers Deep KOMBInations<br />
LT 21.00 Saturday Night Fever<br />
SOS 21.00 Havanna-Party<br />
ST 21.30 the crypt<br />
Interclub 22.00 Jazztanzbar<br />
Meli 22.00 Peachers Dream<br />
So 27.7. Vater Rhein 10.00 Jazzbrunch<br />
La Casa de Cuba10.00 Brunch<br />
Magic Sportsbar 11.00 Sonntagsbrunch<br />
GeKo 15.00 Kaffee Klatsch<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
GeKo 20.00 Absinth Time<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
Mo 28.7.Studentenkeller 08.45<br />
Studentencafé<br />
Vater Rhein 17.00 Montagsbar<br />
Pumpe 18.00 Sambatrommeln<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
ST 20.00 ST Club Kino<br />
GeKo 20.00 Weinabend Rock<br />
Di 29.7. Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Sebastian 19.00 Stammtisch der Abtrünnigen<br />
Aurum 20.00 Schwul Lesbischer Stammtisch<br />
GeKo 21.00 Black Gold<br />
ST 21.30 112 Studentenparty<br />
Mi 30.7.Bühne 602 20.00 Loriot Auslese<br />
Studentenkeller 08.45 Studentencafé<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Pumpe 18.00 Sambatrommeln<br />
Butterblume 21.00 Cocktailabend<br />
SOS 21.00 80er-Party<br />
GeKo 21.00 Electric Café<br />
Do 31.7.Bühne 602 20.00 Einzelgänger suchen Gleichgesinnte<br />
IGA-Parkbühne 15.00 Grüsse aus Europa<br />
ST 21.30 100% Metall<br />
Fuchsbau 19.00 Bar ‘B‘Q<br />
Zauberlehrling 19.00 gepflegter Bierabend<br />
GeKo 21.00 Cool Runnings<br />
Meli 21.00 Happy Hour Party<br />
Pub ‘n Satt 21.00 Cocktailnight<br />
LT 21.00 Havana Dance Lounge<br />
Kulturwoche: Wettbewerb<br />
mit Kurzfilmen und<br />
Karikaturen<br />
Bei der nächsten Kulturwoche des Stura im Herbst<br />
können Kurzfilm-Macher ihr Können beweisen. Am<br />
29. Oktober wird der Sieger des „Golden-Toaster“-<br />
Kurzfilmwettbewerbs gekürt. Die Beiträge sollten maximal<br />
zehn Minuten lang sein. Sie können auf VHS<br />
oder SVHS-Kassetten eingereicht werden.<br />
Während der Kulturwoche findet auch ein Karikaturen-Wettbewerb<br />
statt. Thema: „Wi(e)der Kultur in<br />
Rostock“. Inhaltlich soll es um den Niedergang der<br />
Kulturellen Szene gehen, sofern die Karikaturisten ihren<br />
Unmut darüber auf humorvolle Weise zum Ausdruck<br />
bringen können. Die Siegerbeiträge werden zwei<br />
Wochen lang in der Kunsthalle ausgestellt. Maximales<br />
Papierformat: Din A4.<br />
In beiden Wettbewerben gibt es auch Sachpreise. Einsendeschluss<br />
ist der 10. Oktober. Adresse: Asta der<br />
Uni Rostock, August-Bebel-Straße 28, 18055 Rostock.<br />
Fragen beantwortet das Kulturreferat unter 498-5601.<br />
25<br />
Juli 2003
Reportage<br />
Der Weg ist das Ziel<br />
Per Interrail durch Europa - ein Reisetagebuch<br />
Noch nichts vor in den Semesterferien Keine Ahnung wohin Last-Minute<br />
kann jeder. Auf eigene Faust Urlaub machen ist viel spannender. Zum<br />
Beispiel im Zug durch Europa. Rüdiger Witt hat das so gut gefallen,<br />
dass er es gleich zwei Mal getan hat.<br />
12<br />
26<br />
Es ist der 29. März 2003, etwa 8.30<br />
Uhr. Ich befinde mich in Portugal,<br />
genauer gesagt auf dem Bahnhof<br />
von Vilar Formoso, und verfluche<br />
Portugal, die Portugiesen, die Spanier,<br />
das Wetter, die Bahn und am<br />
meisten mich selbst! Wer mich kennt,<br />
weiss, dass ich nicht zu radikalen<br />
Schimpftiraden neige. Wie konnte es<br />
also soweit kommen<br />
Fangen wir von ganz vorne an! Am<br />
Anfang schuf Gott Himmel und<br />
Erde, später den Menschen und<br />
noch sehr viel später die Eisenbahn.<br />
Vielleicht erschuf der Mensch die<br />
Eisenbahn auch selbst, aber das ist<br />
jetzt unwesentlich. Wichtig ist, mit<br />
der Eisenbahn waren die Menschen<br />
auf einen Schlag mobil wie niemals<br />
zuvor, und es ergab sich die Möglichkeit,<br />
weite Strecken schnell und<br />
komfortabel zu bewältigen. Bahn<br />
fahren ist immer ein Erlebnis für sich.<br />
Ich meine hiermit nicht die ständigen<br />
Pannen<br />
der Deutschen<br />
Bahn,<br />
zum Beispiel<br />
die<br />
Unpünktlichkeit.<br />
Obwohl<br />
die Bahnen<br />
in anderen<br />
Ländern ihren<br />
Fahrgästen<br />
noch<br />
wesentlich<br />
mehr zumuten!<br />
Vielmehr ist<br />
für mich<br />
Bahn fahren<br />
eine entspannende<br />
Art zu reisen,<br />
da ich<br />
zwischendurch<br />
lesen,<br />
essen oder<br />
schlafen<br />
kann. Außerdem<br />
ziehen<br />
verschiedene Landschaften<br />
vorbei und man trifft andere Reisende,<br />
öfters auch Einheimische. Kurz:<br />
Der Weg ist das Ziel!<br />
Aus diesem Grunde keimte in mir<br />
der Wunsch auf, eine Bah<strong>nr</strong>eise mit<br />
dem Interrailticket zu machen. Mit<br />
diesem Ticket ist es möglich, bis zu<br />
vier Wochen quer durch Europa<br />
Bahn zu fahren. Für Studenten mit<br />
relativ viel Zeit und relativ wenig<br />
Geld also wie gemalt! Man muss nur<br />
einmal zahlen und kann dann alle<br />
Züge benutzen, für besondere Expresszüge<br />
wie den TGV in Frankreich<br />
ist allerdings ein Aufschlag zu<br />
zahlen. Europa ist in Zonen aufgeteilt,<br />
die eine Schwerpunktsetzung<br />
deutlich erleichtern (siehe Infokasten).<br />
Ich entschied mich, die Zonen D und<br />
G zu kombinieren und damit über<br />
Polen und Ungarn nach Italien zu<br />
reisen. Auf dem Rückweg war noch<br />
ein Abstecher nach Wien geplant, weil<br />
ich dort einen alten Freund besuchen<br />
wollte.<br />
Im Mai 2002 wurde die Planung<br />
konkret, leider fand ich trotz Aushängen<br />
keinen Reisepartner und fuhr<br />
am 19.08.2002 schließlich alleine los.<br />
Alleine reisen ist einerseits gut, denn<br />
du kannst den Trip nach deinen Vorstellungen<br />
gestalten, dich selbst beweisen<br />
und musst Fremdsprachen<br />
anwenden. Andererseits sehen vier<br />
Augen mehr als zwei, man hat mehr<br />
zu lachen und später gemeinsame<br />
Erinnerungen. In einer Gruppe kann<br />
es schon wieder schwierig werden,<br />
weshalb ich die Zweierkombination<br />
als ideal ansehen würde. Aber das<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Reportage<br />
muss natürlich jeder individuell probieren.<br />
Meine erste Station war Krakau in<br />
Polen, dann folgte Budapest. Mein<br />
Hostel war schon ein Knüller für sich!<br />
Der Eingang befand sich im Keller<br />
und dort fanden abends (genauer<br />
gesagt jeden Abend!) Billardspiele und<br />
Abschiedsfeiern abreisender Gäste<br />
statt. Seltsamerweise habe ich in<br />
Budapest mehr Australier als Ungarn<br />
kennen gelernt, trotzdem war<br />
Budapest ein Höhepunkt! Mein Tipp:<br />
Unbedingt hinfahren und drei Tage<br />
auf sich wirken lassen. Ein Besuch<br />
auf der Fischerbastion (möglichst<br />
nachmittags mit der Sonne im Rücken),<br />
ein Spaziergang am Donauufer,<br />
der Blick von der Zitadelle und<br />
auch das Parlamentsgebäude sind<br />
dabei Pflicht!<br />
Von Budapest fuhr ich weiter nach<br />
Bella Italia. Nach Mailand konnte ich<br />
einen Nachtzug nutzen, was immer<br />
ein gutes Mittel ist, um Zeit zu gewinnen.<br />
Mit einem Schlafsack kann<br />
man es sich in normalen Abteilen<br />
recht gemütlich machen. Leider wurde<br />
ich ständig von Kontrolleuren aus<br />
dem Schlaf gerissen, und ich hatte<br />
den Eindruck, denen machte es auch<br />
noch Spaß!<br />
Nach Mailand folgte Rom, das wohl<br />
der Knüller meiner Reise war. In<br />
Roma muss man sich eigentlich alles<br />
ansehen und wer nicht mindestens<br />
drei Tage bleibt, begeht eine Todsünde,<br />
auch weil mit dem Vatikan<br />
buchstäblich ein Staat im Staate zu<br />
bestaunen ist!<br />
Nach Rom war ich in Neapel, leider<br />
bin ich auf dem Bahnhof bestohlen<br />
worden und auch sonst war immer<br />
Vorsicht geboten! Generell rate ich,<br />
Papiere und Geld in einem Brustbeutel<br />
mit sich zu führen und wichtige<br />
Dokumente als Kopie im Rucksack<br />
zu haben. Ansonsten: Wertsachen<br />
ins Innere des Rucksacks stopfen,<br />
alles eng am Mann haben und<br />
unübersichtlichen Situationen aus<br />
dem Weg gehen.<br />
Italien - die Züge dort glänzen mit<br />
Unpünktlichkeit! Mein Zug von<br />
Rom nach Neapel sollte gegen 22<br />
Uhr in Neapel ankommen. Er hatte<br />
zwei Stunden Verspätung und verlor<br />
auf der Strecke noch eine halbe,<br />
so dass ich erst um 0.30 Uhr in<br />
Napoli eintraf, mein Hostel schon<br />
dicht hatte und ich auf dem Bahnhof<br />
nächtigen musste – und das ausgerechnet<br />
in Neapel!<br />
Weitere Stationen: Florenz, Pisa,<br />
Lucca und Siena in der Toskana. Allgemein<br />
sei hier gesagt, dass Interrail<br />
nichts für Warmduscher ist! Ich gebe<br />
allen potentiellen Nachahmern den<br />
Rat, für alle Fälle stets Schlafsack,<br />
Isomatte und ein leichtes Zelt mitzunehmen.<br />
Es kann immer dazu<br />
kommen, dass kein erschwingliches<br />
Bett mehr frei ist. Die Nacht kann<br />
dann sehr unangenehm werden! Langes<br />
Vorplanen und Vorbuchen<br />
ist keine gute<br />
Lösung, denn es<br />
schränkt die Spontanität<br />
immens ein. Einen<br />
Grobplan, welche Strecke<br />
man fahren und welche<br />
Städte man sehen<br />
möchte ist dagegen ratsam,<br />
wobei weniger<br />
mehr sein kann.<br />
In Italien gibt es hervorragende<br />
Museen, die keiner<br />
auslassen sollte. Ein<br />
Muss sind die Galleria<br />
Borghese und die Vatikanischen<br />
Museen in<br />
Rom, in Florenz die<br />
Uffizien. Allerdings ist<br />
Italien kein billiges Reiseland.<br />
Die Eintritte<br />
schrammen hart an der<br />
Wucherei vorbei. Nach Florenz und<br />
Venedig (Tipp: bis abends bleiben,<br />
ist dann nicht mehr voller Japaner<br />
und verboten romantisch...) erreichte<br />
ich schließlich Wien. Dort fiel mir<br />
sofort der sprichwörtliche Schmäh<br />
und die typische Sprachfärbung auf.<br />
Man sagt dort auch nicht „Tag“, sondern<br />
„Grüß Gott“. Und das Wort<br />
„Kaffee“ bitte immer mit Betonung<br />
auf dem „e“ aussprechen, sonst kann<br />
man gleich einpacken. „Kaffe“ gibt’s<br />
in Wien nicht!<br />
Wien war nach dem lauten und bunten<br />
Italien ein willkommener Ruhepol.<br />
Es gibt sehr vieles zu sehen, am<br />
besten aber ist Schloss Schönbrunn,<br />
wo einst Sissi und ihr Franz weilten.<br />
Zu Wien gehört natürlich auch ein<br />
Stück Sachertorte und eine Melange<br />
in einem der Kaffeehäuser inklusive<br />
steif-höflicher Bedienung. Nervtötend<br />
kann leider der Zwang sein,<br />
immer Trinkgeld geben zu müssen,<br />
sonst fällt man als Deutscher auf und<br />
27<br />
Juli 2003
Reportage<br />
28<br />
bestätigt das Bild des knausrigen Piefke.<br />
Ich blieb in Wien länger als geplant<br />
und musste direkt nach Rostock zurückfahren.<br />
Mein Interrailticket war<br />
schon abgelaufen. Das schraubte die<br />
Gesamtkosten noch etwas in die<br />
Höhe, die sich für fünf Wochen abwechslungsreicher<br />
Ferien auf ca.<br />
1400 Euro (inkl. Ticket) beliefen. Sicher<br />
nicht unbedingt billig, dafür<br />
habe ich mir aber fast alles gegönnt<br />
und meistens gut und sicher geschlafen.<br />
Der Betrag ist also nicht unbedingt<br />
repräsentativ. Als Richtwert<br />
kann man runde 1000 Euro einplanen.<br />
Alles in allem war meine Reise ein<br />
großer Erfolg, und ich schmiedete<br />
schon bald Pläne für eine zweite<br />
Tour.<br />
Eine Freundin von mir war im Sommer<br />
2002 für ein Studienjahr nach<br />
Granada in Spanien gegangen und<br />
hatte mich zu einem Besuch dort<br />
animiert. Nachdem ich dann im Februar<br />
2003 ein Pflichtpraktikum absolviert<br />
hatte, erlaubte ich mir, den<br />
März für eine zweite Interrailtour in<br />
den Zonen E und F zu nutzen (mit<br />
unter anderem Spanien, Portugal und<br />
Frankreich). Besonders günstig war<br />
der Vorteil, dass ich in allen sieben<br />
Ländern (Deutschland mitgerechnet),<br />
in denen ich unterwegs war, mit<br />
dem Euro zahlen konnte und lästiges<br />
Geld wechseln entfiel.<br />
Am 7. März ging es los und ich erreichte<br />
nach Übernachtungen in<br />
Brüssel und San Sebastian (traumhafte<br />
Lage am Meer!) Madrid. Ich hatte<br />
mich mit meiner Bekannten auf<br />
der Plaza Mayor verabredet und wir<br />
fanden uns auch tatsächlich, obwohl<br />
dieser Platz das Herz von Madrid<br />
12<br />
ist und es dort nachmittags und<br />
abends von Menschen und Künstlern<br />
nur so wimmelt! In Madrid eine<br />
Unterkunft zu finden ist sehr leicht,<br />
da es gerade im Zentrum viele private<br />
Herbergen gibt, die auch bezahlbar<br />
sind. Was aber hat Madrid außer<br />
Fußball zu bieten Für London<br />
oder Paris fällt jedem sofort etwas<br />
ein, aber Madrid Ich hatte auch keine<br />
Ahnung und war durch die Tatsache<br />
neugierig geworden, dass diese<br />
Stadt nicht grundlos Spaniens<br />
Hauptstadt sein kann. Ich wurde<br />
positiv überrascht! Madrid ist eine<br />
sehr lebendige und angenehme Stadt<br />
mit vielen Parks und Plätzen. Dazu<br />
gibt es Museen von Weltruf, zum<br />
Beispiel den Prado mit Meisterwerken<br />
von Goya und Velazquez (...jaja,<br />
auf einer Interrailtour kann man so<br />
oder so unheimlich viel lernen...) oder<br />
das Museo Nacional Reina Sofia mit<br />
Picassos berühmtem „Guernica“.<br />
Nicht verpassen sollte man auch ein<br />
original spanischens Frühstück mit<br />
Churros, das sind Kringel aus Fettgebäck,<br />
die in Schokolade getaucht<br />
gegessen werden.<br />
Nächste Station war dann Granada.<br />
Leider muss ich hier sagen, dass die<br />
Zugverbindungen in Spanien nicht<br />
von Feinsten sind und die Staatsbahn<br />
gerne Aufpreise kassiert. Es ist zwar<br />
theoretisch meist möglich, mit Bummelzügen<br />
überall hinzugelangen, aber<br />
das kann sich eeeeewig hinziehen und<br />
mit dutzenden Umsteigmanövern<br />
garniert sein. Granada ist eine herrliche<br />
Stadt: Verwinkelte Gassen, viele<br />
Studenten... à propos Studenten! Ich<br />
konnte eine Medizinvorlesung miterleben<br />
und mir ein Bild von den<br />
Studienbedingungen in Spanien machen.<br />
Davon abgesehen, dass ich<br />
nichts verstand und auch noch der<br />
einzige blonde Mensch im Saal war,<br />
was mich als „aleman“ brandmarkte,<br />
musste ich feststellen, dass das<br />
Studium verschulter ist als bei uns<br />
und, was mich etwas nachdenklich<br />
werden ließ, die Studenten fleißiger<br />
sind. Die schreiben wirklich alles mit.<br />
In Granada ist die Alhambra Pflicht,<br />
für die man sich eine halben Tag Zeit<br />
nehmen sollte.<br />
Wer in Sevilla günstig Flamenco sehen<br />
will, sollte eine der<br />
kleinen Darbietungen<br />
mit Nachwuchsakteuren<br />
besuchen. Meiden kann<br />
man getrost das Gelände<br />
der Expo 1992 direkt<br />
auf der anderen<br />
Uferseite des<br />
Guadalquivir. Es wird<br />
zwar begrenzt genutzt,<br />
macht aber einen leblosen<br />
und teilweise unansehnlichen<br />
Eindruck und<br />
lässt nur noch ahnen, wie<br />
schön die Expo gewesen<br />
sein muss.<br />
Dann fuhr ich nach Lissabon,<br />
was sehr umständlich<br />
ist. Von Sevilla<br />
musste ich nach Huelva,<br />
von dort mit dem Bus<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Reportage<br />
nach Ayamonte, dort mit dem Boot<br />
über den Grenzfluss Guadiana, vom<br />
Fährhafen Vila Real de St. Antonio<br />
auf portugisischer Seite wieder mit<br />
der Bahn nach Faro, von Faro nach<br />
Barreiro und von dort mit der Fähre<br />
nach Lissabon. Ich musste dann<br />
noch mit der Metro zur Jugendherberge,<br />
die unglaublicherweise nachts<br />
um kurz vor eins noch ein Bett für<br />
mich frei hatte – Halleluja!<br />
Lissabon ist die vielleicht schönste<br />
Stadt, die ich je gesehen habe, und<br />
mir gehen hierfür die Superlative aus!<br />
Ansehen muss man sich die Altstadt<br />
mit ihrem leicht morbiden Charme.<br />
Dafür nimmt man am besten die<br />
Electrico 28, eine der alten Straßenbahnen,<br />
welche quer durch die Stadt<br />
bis in die engen Gassen der Altstadt<br />
fährt. In Lissabon hätte ich sterben<br />
mögen, aber ich musste ja langsam<br />
wieder in Richtung Deutschland<br />
kommen und hatte als nächsten Ort<br />
Salamanca in Spanien angepeilt. Ich<br />
verpasste den „Sud-Expresso“, der<br />
mich direkt nach Salamanca gebracht<br />
hätte und versuchte, mit<br />
Bummelzügen dorthin zu gelangen.<br />
Ich fuhr die Nacht durch in unbequemsten<br />
Zügen und erreichte frierend,<br />
müde und hungrig am nächsten<br />
Morgen den Grenzort Vilar<br />
Formoso. Fassungslos registrierte<br />
ich, dass der nächste Zug nach Spanien<br />
erst abends um 21.25 Uhr abfahren<br />
würde! Ich musste also etwa<br />
13 Stunden in diesem Kaff rumkriegen,<br />
in dem es zu allem Überfluss<br />
auch noch zu regnen begann!<br />
Das war, abgesehen von drei<br />
Sachverlusten<br />
bzw. Diebstählen,<br />
der<br />
unbestrittene<br />
Tiefpunkt meiner<br />
beiden Reisen.<br />
Ich versuchte<br />
später, am<br />
Grenzpunkt<br />
per Anhalter<br />
nach Salamanca<br />
zu kommen,<br />
was aber<br />
nur die<br />
Aufmerkamkeit<br />
von Polizisten<br />
erregte,<br />
die mich<br />
dann genüsslich<br />
nach Drogen<br />
filzten.<br />
Ich hatte<br />
Zeit verloren<br />
und beschloss,<br />
weitere<br />
Stationen<br />
in Spanien<br />
wegzulassen<br />
und auf<br />
dem schnellsten Wege nach Südfrankreich<br />
zu fahren. Ich besuchte<br />
Montpellier, Carcassonne und übte<br />
mich in Avignon im savoir-vivre.<br />
Schließlich fuhr ich noch an die Côte<br />
d’Azur nach Nizza und Monaco.<br />
Ich möchte hier einwerfen, dass es<br />
irgendwie immer weiter geht. Man<br />
sollte sich also nicht abschrecken lassen,<br />
sondern getreu dem Motto<br />
„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“<br />
verfahren! Hohe Ansprüche sind<br />
natürlich fehl am Platz und man lernt<br />
nach Übernachtungen im Freien und<br />
drei Tagen Billigkeksen ein weiches<br />
Bett oder ein richtiges Mittagessen<br />
erst so richtig schätzen. Aber so eine<br />
Reise ist viel einfacher als man glauben<br />
mag! Viele Bedenken erweisen<br />
sich als unbegründet und wenn man<br />
erst mal unterwegs ist, fügt sich vieles<br />
von selbst und man wird durch<br />
neue Erfahrungen und Eindrücke<br />
belohnt. Fortsetzung nächste Seite<br />
29<br />
Juli 2003
Reportage<br />
Meine letzte Etappe führte mich<br />
schließlich nach Brüssel. Man fühlt<br />
sich hier als Europäer und trifft Leute<br />
aus vielen Ländern. Speziell abends<br />
gleicht die Stimmung auf dem Grande<br />
Place einer großen Verbrüderung!<br />
Unbedingst probieren muss man<br />
eine „gaufre“, eine typisch belgische<br />
Waffel.<br />
Was es kostet<br />
Ich hatte mich mittlerweile an das<br />
Leben als Interrailer gewöhnt und<br />
hätte problemlos noch weiterfahren<br />
können, aber das Ticket lief ab. In<br />
Europa gibt es so vieles zu sehen,<br />
dass es an Ideen für weitere Touren<br />
nie mangeln wird. Na, Lust bekommen<br />
Die nächsten Semesterferien<br />
stehen vor der Tür und somit die<br />
12<br />
Gelegenheit für einen unvergesslichen<br />
Trip!<br />
Der Autor<br />
Rüdiger Witt studiert an der Uni<br />
Rostock.<br />
redaktion<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Was Du über Interrail wissen musst<br />
Was Du unbedingt brauchst<br />
30<br />
Es gibt acht Zonen (A-H):<br />
A: GB, NI, IRL<br />
B: SWE, NOR, FIN<br />
C: DEN, GER, SUI, AUT<br />
D: POL, TCH, SLK, HUN,<br />
CRO<br />
E: FRA, BEL, NED, LUX<br />
F: ESP, POR, MAR<br />
G: ITA, SLO, GRE, TUR<br />
H: BUL, JUG, MAZ, RUM<br />
Das Ticket wird für eine oder<br />
mehrere Zonen ausgestellt, die frei<br />
miteinander kombiniert werden<br />
können.<br />
Es ist für eine Zone 12 oder 22<br />
Tage gültig, für Zwei- und<br />
Mehrzonenkombinationen einen<br />
Monat von einem beliebigen Tag<br />
an.<br />
Es gilt für Jugendliche bis<br />
einschließlich 25 Jahre (Interrail -<br />
26) und für Erwachsenene ab 26<br />
Jahre (Interrail 26+).<br />
Preise in Euro: -26 26+<br />
1 Zone 12 Tage 182 266<br />
22 Tage 219 318<br />
2 Z. 1 Monat 285 402<br />
3 Z. 1 Monat 329 468<br />
alle Z. 1 Monat 389 552<br />
Preise gültig bis 13.12.2003<br />
Klamotten:<br />
1 Pulli<br />
3 T-Shirts<br />
3 kurze Hemden<br />
2 lange Hemden<br />
5 Unterhemden<br />
6 Paar Socken<br />
7 Unterhosen<br />
2 Paar Schuhe (im Sommer davon<br />
1 Paar Sandalen)<br />
Regenjacke<br />
Strickjacke<br />
2 Handtücher<br />
2 lange Hosen (im Sommer eine<br />
lange und eine kurze)<br />
Badehose<br />
Material:<br />
Rucksack<br />
Zelt<br />
Isomatte<br />
Schlafsack<br />
Campinggeschirr<br />
Campingbesteck<br />
Plasikbecher<br />
Taschenmesser<br />
Erste-Hilfe-Set<br />
event. Medikamente<br />
Reisewecker<br />
Brustbeutel<br />
Kulturzeug:<br />
Zahnbürste<br />
Zahnpasta<br />
Duschgel<br />
Shampoo<br />
Rasierzeug<br />
Deo<br />
Lippenbalsam<br />
event. Mückenmittel<br />
Haarbürste<br />
Nageletui<br />
Papiertaschentücher<br />
Fußbalsam<br />
Ohrreiniger<br />
Papiere:<br />
Ticket<br />
Personalausweis<br />
Bargeld<br />
Bankkarte(n)<br />
event. Kreditkarte<br />
Kopie des Ausweises<br />
Jugendherbergsausweis<br />
event. Int. Führerschein<br />
event. Auslandskrankenscheine<br />
Sonstiges:<br />
Bücher<br />
Reiseführer<br />
Int. Kursbuch der DB<br />
Fotoapparat, Filme<br />
Fernglas<br />
Walkman m. Radioteil<br />
Handy, Netzteil<br />
kl. Vorhängeschloss<br />
Kugelschreiber, Notizbuch<br />
Sonnenbrille, event. Ersatzbrille m.<br />
Etui<br />
Multivitamintabletten<br />
Intstantkaffee<br />
Getränkeflasche<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Beratung<br />
10<br />
Liebe Margot.<br />
Viele Leute haben mir erzählt, dass Döner<br />
Kebab echt lecker ist. Das möchte ich gerne<br />
selbst herausfinden. Angebote gibt es ja genug<br />
– und ich möchte wirklich mal so ein Ding<br />
probieren. Aber ich habe Angst vor den<br />
Folgen. Benni, 24<br />
Benni, mein kleiner Gierschlund. Nur<br />
zu gut kann ich Deine Sorgen verstehen.<br />
So lecker dieses extra für den<br />
deutschen Markt entwickelte<br />
anatolische Nationalgericht auch sein<br />
mag, so gefährlich sind auch dessen<br />
Nebenwirkungen.<br />
Einmal herzhaft ins Fladenbrot gebissen,<br />
schon entstehen unter ungünstigen<br />
Bedingungen bleibende Schäden<br />
durch Soßenspritzer an Kleidungsstücken<br />
und Schrankwänden.<br />
Wenn es ganz schlecht läuft, kleckern<br />
Fleischbrocken und Salatfitzel so unvorteilhaft<br />
auf den Fußweg vor Dir,<br />
dass kleine Kinder denken können,<br />
Du hättest gerade eine Katze zertreten.<br />
Das muss nicht sein.<br />
Ich habe zu diesem Thema, das<br />
immer wieder an mich herangetragen<br />
wird, eine Ratgeberbroschüre<br />
verfasst. Titel: „Schöner Döner. Kebab<br />
essen ohne Sorgen.“ Hier die<br />
wichtigsten Aussagen:<br />
A) Vor dem Genuss: Ziehe Dir alte<br />
Klamotten an. In etwa die, die Du<br />
auch verwendest, wenn Freunde und<br />
Familie Dich bitten, ihr Schlafzimmer<br />
zu tapezieren oder die Küche zu<br />
malern. Sofern nötig, rasiere Dich<br />
sorgfältig, damit später nicht unbemerkt<br />
Soße<strong>nr</strong>este, Salatstreifen,<br />
Lämmerhälften und Fladenbrote im<br />
Gesicht hängen bleiben. Jetzt noch<br />
schnell eine rolle Küchenpapier eingesteckt<br />
und dann auf zum Kebabmann.<br />
B) Während des Genusses: Du haste<br />
gerade Dein Döner-komplett-mitnicht-so-wenig-Tzatziki-dafür-aberkaum-Zwiebeln-und-können-Sieein-bisschen-mehr-Krautsalatreinmachen-und-nicht-soviel-Scharfund-geht-auch-Schafskäse-ach-derkostet-extra-nee-dann-nicht-zum-<br />
Mitnehmen-nein-halt-doch-zumgleich-essen-Kebap<br />
bestellt, bezahlt<br />
und erhalten.<br />
Jetzt geht’s los. Manche Döner werden<br />
in einer hauchdünnen, weißen<br />
Plastiktüte serviert, eingehüllt in einen<br />
Aluminium-Mantel und in einer witzlosen<br />
Papierhülle steckend. Tüte und<br />
Alu kannst Du entfernen. Doch Vorsicht,<br />
hier lauern in kleinen Falten und<br />
Spalten zuweilen apokalyptische<br />
Mengen bunt gefärbter Soßen, die<br />
über Deine Finger, die Hände bis in<br />
die Ärmel laufen können.<br />
Döner werden am besten im Freien<br />
gegessen. Suche Dir einen Standpunkt<br />
mit festem Untergrund. Setze beide<br />
Füße fest auf den Boden. Beuge den<br />
Oberkörper vor. Nimm den Döner<br />
in beide Hände. Das Fladenbrot lagert<br />
auf den gekrümmten kleinen Fingern.<br />
Die Ring- und Mittelfinger geben<br />
zusätzlichen Halt. Die Zeigefinger<br />
biegen den oberen Teil der<br />
Papierhülle zurück, klemmen sie unter<br />
den Mittelfinger. Gleichzeitig halten<br />
die Daumen die untere Papierhülle<br />
ab. Natürlich müssen Zeigefinger<br />
und Daumen auch das Fladenbrot<br />
zusammendrücken (Vorsicht,<br />
Spritzgefahr, Vorsicht, heiß).<br />
Inzwischen dürfte Dein herzhafter<br />
Imbiss aber auf eine körperverträgliche<br />
Temperatur abgekühlt<br />
sein, so dass Du herzhaft anfangen<br />
kannst zu knabbern.<br />
Das hat zwei Vorteile. Ersten kannst<br />
Du so vermeiden, dass beim wilden<br />
Herumkauen Döner-Teile umherfliegen<br />
und Unbeteiligte verletzen.<br />
Zweitens kannst Du so herausfinden,<br />
ob Dich der Imbiss-Mann wirklich<br />
verstanden hat, als Du sagtest: „Bitte<br />
nur ein bisschen Scharf draufmachen,<br />
ja“ Die nächste halbe Stunde ist bei<br />
diesen Vorsichtsmaßnahmen ein purer<br />
Genuss.<br />
C) Danach: Jetzt steht die Grundreinigung<br />
an. Die Küche<strong>nr</strong>olle hilft.<br />
Auf dem Weg nach Hause trocknen<br />
die Soßenspritzer auf Deiner Kleidung.<br />
Du kannst sie zu Hause ausbürsten.<br />
Danach die Sachen auf 60<br />
Grad waschen. Du selbst duscht ausgiebig.<br />
Vorteil: Nach einem Kebab-<br />
Genuss stellt sich unweigerlich Durst<br />
ein. Unter der Dusche kannst Du ihn<br />
stillen.<br />
Diese A-B-C-Methode hat sich millionenfach<br />
bewährt. Ich wünsche Dir<br />
einen zauberhaften Appetit.<br />
31<br />
Juli 2003
Rostock<br />
19. Juli in Rostock:<br />
Christopher Street Day<br />
32<br />
<strong>heuler</strong>: Wozu dieser Straßenumzug<br />
Mehdi Salehi: Will man den CSD<br />
verstehen, muss man die Geschichte<br />
der Schwulen- und Lesbenbewegung<br />
zurückverfolgen. Die<br />
Schwulen und Lesben wurden sehr<br />
lange Zeit diskriminiert, verstoßen,<br />
verfolgt und als krank, eklig, pervers<br />
und Menschen zweiter Klasse<br />
behandelt.<br />
Auch in Amerika war es normal,<br />
dass Schwulen- und Lesbenveranstaltungen<br />
oft der Willkür von<br />
Polizeirazzien ausgesetzt waren.<br />
Kam es zu so einer Polizeirazzia,<br />
wurden die Personalien der Anwesenden<br />
aufgenommen, sie wurden<br />
verhöhnt und lächerlich gemacht.<br />
Im Sommer 1969 ließen sich das<br />
die Schwulen und Lesben aus New<br />
York nicht mehr gefallen. Als es<br />
wieder einmal zu einer Polizeirazzia<br />
kam, wehrten sich die Homosexuellen<br />
an dieser Nacht, und die Polizei<br />
musste sich zurückziehen. Am<br />
nächsten Tag kam es zu einem<br />
Protestzug der Schwulen und Lesben.<br />
Das war einmalig bis zu dem<br />
Zeitpunkt! Wie ein Lauffeuer ging<br />
es durchs Land und auch in anderen<br />
Städten kam es zu Demonstrationen<br />
und Aufmärschen. Stolz<br />
und selbstbewusst verlangten die<br />
Schwulen und Lesben ihre Rechte<br />
zurück.<br />
Seit diesem besonderen Tag im<br />
Sommer 1969 ziehen Schwule,<br />
Lesben, ihre Freunde und ihre Eltern<br />
jedes Jahr einmal durch die<br />
Straßen der Städte und zeigen der<br />
Öffentlichkeit, dass sie stolz sind,<br />
schwul/ lesbisch zu sein oder stolz<br />
sind auf ihre homosexuellen Kinder<br />
und Freunde. Proud to be gay!<br />
<strong>heuler</strong>: Was erwartet uns in diesem Jahr<br />
beim Rostocker CSD<br />
Der CSD wird in diesem Jahr eingeleitet<br />
durch die „hansegay“ eine<br />
Woche für Schwule, Lesben und<br />
Freunde mit Parties, 12Filmabenden,<br />
Lesungen und einem Sommergrillfest.<br />
Die hier in Rostock zum ersten<br />
Mal stattfindende CSD - Parade ist<br />
am Samstag, den 19. Juli, und beginnt<br />
um 15 Uhr am Neuen Markt.<br />
Begleitet wird die Parade, die quer<br />
durch die Innenstadt verläuft, von<br />
einer heißen Samba-Gruppe und<br />
einigen Wagen.<br />
Ihr Ende findet sie dann um 17 Uhr<br />
in der Leonhardstraße beim jährlichen<br />
Straßenfest. Ein sehr abwechslungsreiches<br />
Programm<br />
sorgt für klasse Unterhaltung auf<br />
der Showbühne, und fürs leibliche<br />
Wohl ist ebenfalls gesorgt.<br />
Das große Finale beginnt dann um<br />
23 Uhr: die CSD-Party, mit 2 DJs,<br />
der Krönung der „Miss Drag<br />
Queen Rostock 2003“ und diversen<br />
anderen Überraschungen. Auf<br />
die schönen warmen Tage des Jahres!<br />
Der Zwang zur Rechtfertigung<br />
Was soll das überhaupt<br />
Interview: Carsten Schmidt<br />
„Seit Monaten liest und hört man täglich nur noch von Schwulen und<br />
Lesben“ heißt es in einem Leserbrief an die Saarbrücker Zeitung. „Ich<br />
habe nichts gegen Andersartige. Die Schwulen-Hochzeiten finde ich abscheulich.<br />
Es ist furchtbar, wenn sie durch die Saarbrücker Bahnhofstraße<br />
gehen, und ein Lesbenpaar über <strong>50</strong> verknutscht und verküsst sich.<br />
Mehdi Salehi ist der Schwulen- und Lesbe<strong>nr</strong>eferent des Asta. Er ist wohl<br />
derjenige, der am häufigsten erklären muss, warum seine Arbeit nötig ist.<br />
Seine Antwort: Weil ich finde, dass alle Interessengruppen im Asta (Allgemeiner<br />
Studierenden Ausschuss) vertreten sein sollten, und weil es für viele<br />
nicht normal ist, wenn jemand homosexuell ist. Wenn ich höre, wie abfällig<br />
und verhöhnend zum Beispiel über den schwul-lesbischen Studentenstammtisch<br />
„Happy Gay Students“ gesprochen wird oder wie die Studenten<br />
mich ansehen, wenn ich Plakate aufhänge für schwul-lesbische Veranstaltungen,<br />
dann weiß ich, dass Rostocks Universität immer noch einen<br />
Lesben- und Schwule<strong>nr</strong>eferenten braucht. Es ist sehr angenehm und motivierend,<br />
mit dem Asta zusammen zu arbeiten. Durch seine Unterstützung<br />
ist vieles erst möglich geworden. Dankeschön!“<br />
Commedia dell’ arte<br />
Das „Freie Theater Rostock“ lädt zu<br />
„Herz und Leber, Hund und<br />
Schwein“. Die szenischen<br />
Auffährungen frei nach Hansjörg<br />
Schneider finden jeweils um 21 Uhr<br />
in der Alten Gerberei statt. Und<br />
zwar am 25., 26. und 30. Juli und<br />
am 1. und 2. August.<br />
Radeln, Geld verdienen<br />
Das Unternehmen Velotaxi sucht<br />
Studierende als Radfahrer. Sie sollen<br />
Besucher mit Rikscha-Rädern durch<br />
Warnemüde kutschieren. Pro Passagier<br />
gibt’s mindestens 7,<strong>50</strong> Euro,<br />
abhängig von der Fahrzeit. Wer Interesse<br />
hat, kann sich unter 0173/<br />
6292124 bei Velotaxi melden.<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Gilligan´s Island für Intellektuelle<br />
Kultur<br />
Der 2002 in Norderstedt erschienene<br />
Roman „Die Sulma“ wurde von<br />
einem Rostocker und Mecklenburger<br />
Jung-Original geschrieben: Frithjof<br />
Meinke. Dazu ist er auch noch ein<br />
Kommilitone, der sich sowohl der<br />
Physik bis zum Diplom als auch der<br />
Philosophie bis zu diesem Buch gewidmet<br />
hat. Nun zu eben diesem<br />
Buch: Es begab sich eine Gruppe von<br />
Menschen, angeführt von einem Professor<br />
für Quantenphysik, auf eine<br />
ferne Insel und vorsätzlich in den<br />
Bann einer Zeitmaschine. Die Hauptpersonen<br />
sind der Physiker<br />
Gilgamesch, seine Begleiterin Violetta<br />
sowie Seneca und Gorgias. Sie alle<br />
machen sich auf, klingt komisch Ist<br />
es auch. Das philosophische Buch<br />
wartet mit mehr als nur einer unklaren<br />
Begebenheit auf und man muss<br />
nicht lange warten, bis man nicht<br />
mehr weiter weiß. Die Dialoge sind<br />
entweder postmodern kurz und verstecken<br />
ihre tiefere Bedeutung wenn<br />
dann sehr tief oder sie sind sehr lang<br />
und verlangen nach Ordnung. Der<br />
sogenannte dialektische Roman von<br />
Herrn Meinke soll, so er denn ernst<br />
gemeint ist, durch These und Antithese<br />
zu einer höheren Erkenntnis<br />
führen. Dies jedenfalls bedeutet es,<br />
wenn man sich der Platonschen Form<br />
der Sprache anlehnt. Die Kapiteleinteilung<br />
hilft dem Leser sehr, sich<br />
das wie einer aufgeblähten Kurzgeschichte<br />
daherkommende Buch<br />
einzuteilen. In Kapitel 73 erscheint die<br />
Sulma, so wird angedeutet. Was das<br />
für die Handlung bringt, und ob das<br />
Buch kann, was Sophies Welt nicht<br />
konnte, muss jeder selbst herausfinden.<br />
Viel Spaß beim philosophischen<br />
Blättern auf 460 Seiten.<br />
Carsten Schmidt<br />
Kaufen, Lesen:<br />
Never Mind Nirvana<br />
Agenda, Pisa, Sommerloch<br />
Politisches Sommergespräch: Wie steht es um Deutschland<br />
Pete Tyler ist Staatsanwalt in Seattle. Er<br />
muss gerade einen Vergewaltigungsfall<br />
bearbeiten. Das ist der Einstieg in einen<br />
der besten Texte, die ich seit langem<br />
gelesen habe. Pete bildet nur den Rahmen<br />
für eine schnell und spannend erzählte<br />
Geschichte. Der Staatsanwalt ist<br />
ehemaliger Grunge-Musiker. Obwohl<br />
mittlerweile 36 und beim Staat angestellt,<br />
will Pete nicht wirklich erwachsen<br />
sein. Er feiert ungehemmt und erobert<br />
Mädchen wie am Fließband. Glücklich<br />
ist er damit nicht, und er fasst den<br />
Entschluss zu heiraten. Wen, dass weiß<br />
er noch nicht so richtig. Der Staatsanwalt<br />
muss sich nicht nur mit dem<br />
Vergewaltigungsfall, der von einem<br />
Sänger begangen wurde, auseinandersetzen,<br />
sondern auch mit sich selbst ins<br />
Reine kommen. Der Autor macht richtig<br />
Tempo: Kurze, knappe Sätze, die<br />
nie zu einfach wirken. Aufzuhören fällt<br />
schwer. Ich habe sogar mitgeschrieben,<br />
denn mit den erwähnten Song-<br />
Zitaten, Albumtiteln oder Bands ließe<br />
sich eine formidable Plattensammlung<br />
aufbauen.. Alles in allem: Kaufen! Mark<br />
Lindquist: Never Mind Nirvana. Für<br />
11,80 Euro. Michael Fengler<br />
Elisabeth Niejahr von der Zeit,<br />
Autorin im Bereich Innenpolitik,<br />
stand dem <strong>heuler</strong> Rede und<br />
Antwort.<br />
<strong>heuler</strong>: „Frau Niejahr, am Anfang eine<br />
Frage zur nächsten Generation. Seit den<br />
letzten Tagen ist das Thema<br />
Ganztagsbetreuung zwischen Bund und<br />
Ländern wieder heiß diskutiert worden.<br />
Wie beurteilen Sie die Lage und kann<br />
das ein erster Schritt aus der sogenannten<br />
Bildungskrise sein“<br />
Niejahr: „Ein erster Schritt vielleicht,<br />
aber unendlich viel zu wenig<br />
angesichts der Bildungskrise im<br />
Land. Denn während der Bund<br />
Geld für Ganztagsbetreuung zur<br />
Verfügung stellt, kürzen ja viele<br />
Länder ihre Unterstützung für<br />
Krippen und Horte.“<br />
<strong>heuler</strong>: „Innenpolitisch ist Deutschland ja<br />
gerade dabei, Pflaster auf die Wunden der<br />
Finanz-, Sozial und Reformpolitik zu<br />
pressen. Glauben Sie an große Schritte vor<br />
der Sommerpause und wie könnten die<br />
aussehen“<br />
Niejahr: „Das Reformprogramm<br />
der Regierung Schröder enthält viel<br />
Richtiges, ist aber eines gewiss nicht:<br />
Eine Agenda für das Jahr 2010. In<br />
den Regierungsparteien wird<br />
allmählich vielen klar, dass es einer<br />
Agenda nach der Agenda bedarf –<br />
schon deshalb, weil Finanzminister<br />
Hans Eichel den gigantischen<br />
Betrag von 15 Milliarden Euro<br />
einsparen muss, um im Jahr 2004<br />
einen verfassungsgemäßen Haushalt<br />
vorzulegen.“<br />
<strong>heuler</strong>: „Was genau bringt Deutschland<br />
in Zeiten der Rezession eigentlich weiter<br />
Das Kehren vor der eigenen Tür oder<br />
Imagepflege im Ausland“<br />
Niejahr: „Imagepflege allein wird<br />
schon deshalb nicht viel bringen, weil<br />
kaum jemand im Ausland uns<br />
glauben wird, wenn nicht wirklich<br />
Reformen dahinter stehen. Nein, zu<br />
den Strukturreformen in<br />
Deutschland gibt es keine<br />
Alternative.“<br />
Interview: Carsten Schmidt<br />
33<br />
Juli 2003
Kultur<br />
Blumfeld im Mau<br />
Jenseits von jedem mit Verstärker<br />
Wenn man Jochen Distelmeyer auf<br />
der Straße treffen würde, würde<br />
man ihn wahrscheinlich übersehen.<br />
Weißes Hemd, blaue Jeans, halblange<br />
Haare mit Intellektuellen-Scheitel<br />
und ein etwas abwesender Blick. Als<br />
der Sänger der Hamburger Band<br />
Blumfeld am 25. Juni beim Tourneeauftakt<br />
im Rostocker Mau auf der<br />
Bühne stand, war er allerdings nicht<br />
zu übersehen. Blumfeld präsentierten<br />
Songs aus ihrem gerade fertiggestellten<br />
Album „Jenseits von jedem“<br />
und natürlich die Klassiker der<br />
Band.<br />
Und da steht dieser unscheinbare<br />
Mann mit seiner Gitarre im Rampenlicht<br />
und singt mit geschlossenen<br />
Augen. In seiner Stimme ist eine<br />
derartige Energie und Emotionalität,<br />
dass er der unbestrittene Mittelpunkt<br />
der ganzen Veranstaltung ist.<br />
Seine drei Mitmusiker spielten ihre<br />
Parts hingegen ohne jegliche Gefühlsregung.<br />
Das Mau war gut gefüllt<br />
und die Mehrheit des Publikums<br />
wäre, rein optisch, auf der Bühne<br />
nicht sonderlich aufgefallen. Das<br />
Publikum bewegte sich rhythmisch,<br />
ohne dass man es als „Tanzen“ bezeichnen<br />
könnte.<br />
Alte und neue Blumfeld-Texte leben<br />
von einer Mischung 12 aus zorniger<br />
Anklage und Hoffnungsvollem.<br />
Letzteres unterscheidet die Grundstimmung<br />
der Songs etwa von der<br />
Band Tocotronic, die wie Blumfeld<br />
zur sogenannten „Hamburger Schule“<br />
gehören. Mit starkem Tobak ging<br />
es los. Im ersten Song „Wir sind<br />
frei“ von ihrem neuen Album war<br />
zum Beispiel die Zeile „Manche sagen,<br />
der Typ gehört in die Psychiatrie,<br />
doch um mich weht ein Hauch<br />
von Anarchie“ zu hören. Sowieso<br />
findet sich viel Selbstreflexion in<br />
Blumfelds Texten, so sang<br />
Distelmeyer in einem anderen über<br />
sich: „So lebe ich, einer von vielen,<br />
ein Einzelfall“. Zwischen den Songs<br />
nahm der Sänger jedesmal einen<br />
Schluck Wasser und bedankte sich<br />
charmant. John Lennon hat einmal<br />
gesagt, ohne Gitarre fühle er sich<br />
nackt. Und so ähnlich muss sich Jochen<br />
Distelmeyer bei „Tausend Tränen<br />
tief“ ohne Gitarre auch vorgekommen<br />
sein.<br />
Dennoch war der von Distelmeyer<br />
allein zum Playback vorgetragene<br />
Song der Höhepunkt des Abends.<br />
In die Schlussakkorde sang er dann<br />
noch ein paar Zeilen von Madonnas<br />
„Take a bow“- auch mal was anderes.<br />
Die unverzichtbaren Blumfeld-<br />
Klassiker „Graue Wolken“ und<br />
„Verstärker“ folgten. Und dann war<br />
der reguläre Teil des Konzerts<br />
vorbei, bei dem sogar Germanistik-<br />
Dozenten gesichtet wurden. Nach<br />
neunzig Minuten ging dann mit der<br />
Wiederholung des ersten Stücks als<br />
Zugabe ein kurzes aber eindrucksvolles<br />
Konzert zu Ende. Natürlich<br />
nicht ohne den obligatorischen<br />
Schluck Wasser und ein „Dankeschön“.<br />
Martin Rosenplänter<br />
34<br />
Förderpreis für junge Wissenschaftler<br />
Am 24. Juni verlieh die Gesellschaft<br />
der Förderer der Universität<br />
Rostock die Joachim-Jungius-Förderpreise<br />
für herausragende Dissertationen<br />
junger Wissenschaftler und<br />
den Förderpreis für Lehre. Die mit<br />
jeweils 1600 Euro dotierten<br />
Joachim-Jungius-Förderpreise gingen<br />
an Dr. Iris Marquardt vom Fachbereich<br />
Bauingenieurwesen für ihre<br />
Doktorarbeit über Mischungskonzepte<br />
für selbstverdichtenden<br />
Beton, an Dr. Philipp Karr von der<br />
Juristischen Fakultät für seine rechtsvergleichenden<br />
Untersuchungen in<br />
den Gemeinden Deutschlands und<br />
der Schweiz, an Dr. Ioannis Mylonas<br />
von der Medizinischen Fakultät für<br />
seine immunologischen Forschungsergebnisse<br />
und an Dr. Axel Jacobi<br />
von Wangelin vom Fachbereich<br />
Chemie für die Entwicklung und<br />
Anwendung von Syntheseverfahren<br />
für die Auffindung neuer<br />
Wirkstoffleitstrukturen und deren<br />
Optimierung in der pharmazeutischen<br />
Chemie.<br />
Die Pressestelle der Uni lobt in den<br />
höchsten Tönen: Für die ausgezeichnete<br />
Qualität ihrer Ausbildung an der<br />
Universität Rostock sprächen die<br />
Berufschancen der jungen Wissenschaftler.<br />
Frau Dr. Marquardt setzt<br />
als wissenschaftliche Assistentin ihre<br />
Forschungsarbeiten an der Universität<br />
fort, Dr. Mylonas ist Assistenzarzt<br />
an der Ludwig-Maximilian-<br />
Universität in München, Dr. Karr ist<br />
Staatsanwalt in Coburg/Bayern und<br />
Herr Dr. von Wangelin befindet sich<br />
zur Zeit. zu einem Forschungsaufenthalt<br />
an der Stanford-University in<br />
den USA.<br />
Den Förderpreis für Lehre mit<br />
insgesamt 3000 Euro teilten sich in<br />
diesem Jahr Professor Dr. Peter<br />
Gründler vom Fachbereich Chemie<br />
für seine Vorlesung „Vertiefte Instrumentelle<br />
Analytik“ und Professor<br />
Dr. Ralph Weber von der Juristischen<br />
Fakultät für sein Repetitorium<br />
„Sachrecht“. Die Vergabe der Förderpreise<br />
für Lehre erfolgte auf<br />
Vorschlag der Studierenden, die bei<br />
beiden Preisträgern besonders das<br />
persönliche Engagement, die didaktische<br />
Aufbereitung des relevanten<br />
Stoffes und die aktive Einbeziehung<br />
der Studierenden in die Lösung von<br />
Problemstellungen honorierten.<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Rostock<br />
Michal Ignaczak ist Gaststudent an der Universität Rostock. In<br />
seinem Deutschkurs haben er und seine Kommilitonen unter anderem<br />
die Aufgabe, einen Aufsatz zu schreiben. Die Kursleiterin empfahl<br />
dem 24-Jährigen, doch einen Text für den <strong>heuler</strong> zu schreiben. Und<br />
hier folgt nur Michals Text über die ersten Eindrücke eines Fremden<br />
in einer Stadt, die nicht nur 2012 zu den olympischen Spielen<br />
die ganze Welt einladen möchte.<br />
Die häufigste Frage: Warum denn<br />
ausgerechnet Rostock<br />
12<br />
Schöne farbige Gebäude, die Menge<br />
der Geschäfte, die vollen Hauptstraßen,<br />
die vielen Leute, die See in<br />
der Nähe – und endlich das<br />
Universitätshauptgebäude… Das<br />
waren meine ersten Eindrücke in<br />
Rostock. So ein schönes Hauptgebäude<br />
habe ich in Lodz leider nicht,<br />
wo ich normalerweise studiere.<br />
Rostock als Stadt habe ich sehr positiv<br />
wahrgenommen. Nur am Anfang<br />
war das Gefühl der Fremdheit<br />
nicht zu vermeiden. Ja, das war im<br />
Oktober 2002, als ich nach Rostock<br />
gekommen bin. Zuerst bin ich am<br />
Hauptbahnhof gelandet. Weil ich<br />
mich sehr verspätet hatte, wartete<br />
niemand auf mich. Ich war wirklich<br />
schockiert.<br />
Ich habe dann gedacht, was ich hier<br />
in der ganz fremden Stadt mache.<br />
Das war mein ein bisschen komplizierter<br />
Anfang in Rostock. Die häufigsten<br />
Fragen, die die deutschen<br />
Studenten mir stellen, sind: Warum<br />
hast du dich für einen Studienaufenthalt<br />
an der Rostocker Universität<br />
entschieden Ich antworte immer:<br />
Das war Zufall, dass ich das Stipendium<br />
für Rostock bekommen habe.<br />
Ich hatte keinen Einfluss, wo ich in<br />
Deutschland studieren werde. Ich<br />
habe mir nur vorbehalten: Deutschland<br />
und Fachrichtung Germanistik.<br />
Die Entscheidung lag beim Koordinator<br />
von Socrates Erasmus.<br />
Jetzt bin ich sehr zufrieden, dass es<br />
so passiert ist. Rostock - ganz kleine<br />
aber wirklich sehr schöne Stadt. Ich<br />
würde sagen: Traumstadt. Und die<br />
Universität mit der Tradition, die<br />
älteste im Nordraum Europas zu<br />
sein. Das Datum der Gründung<br />
1419 zeugt von der Klasse dieser<br />
Universität. Es ist nur schade, dass<br />
man gegenwärtig an solchen Universitäten<br />
spart. Ich mache kein<br />
Geheimnis daraus, aber die Finanzprobleme<br />
der Rostocker Uni haben<br />
ein bisschen den Reiz meines Studienaufenthalts<br />
in Deutschland kaputtgemacht.<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
VON MICHAL IGNACZAK<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Weitere Fragen sind: ist die deutsche<br />
Sprache schwierig Meine Antwort<br />
ist fast immer die gleiche: kann sein.<br />
Aber in Wirklichkeit bedeutet die<br />
Tatsache, dass ich Deutsch einmal<br />
besser, einmal schlechter spreche,<br />
dass die deutsche Sprache nicht allzu<br />
schwierig ist. Mit Sicherheit ist sie<br />
nicht so schwierig wie die polnische.<br />
Im Ernst, würde ich sagen: jede<br />
Sprache, die für uns Fremdsprache<br />
ist, macht uns Schwierigkeiten. Ich<br />
persönlich habe mich immer im<br />
Deutschen wohl gefühlt. Ich wollte<br />
immer Deutsch lernen. Vielleicht sagen<br />
mir deswegen jetzt viele deutsche<br />
Studenten, dass ich ganz gut<br />
Deutsch spreche. Und das freut<br />
mich wirklich. Davon habe ich<br />
immer geträumt.<br />
Zusätzliche Frage dazu ist noch:<br />
Warum Germanistik Also, als ich<br />
angefangen habe Deutsch zu lernen,<br />
habe ich mich in der gleichen Zeit<br />
für die deutsche Kultur, Literatur,<br />
Geschichte und Bräuche interessiert.<br />
Ich wollte viel mehr über das Volk<br />
wissen, dessen Sprache ich gelernt<br />
habe. Die Sache hat bis heute nur<br />
einen Haken- die deutschen Bücher.<br />
Es ist wirklich sehr schwer, sie zu<br />
lesen. Andere Frage ist: Wo hast du<br />
deutsch gelernt Selbstverständlich<br />
in Polen. Ich hatte vier Jahre Deutsch<br />
im Technikum (deutsche<br />
Entsprechnung: Gymnasium) und<br />
habe damit mein Abitur bestanden.<br />
Das war für mich ein großer Erfolg.<br />
Heutzutage ist es sehr wichtig, eine<br />
Fremdsprache zu kennen. Rostock<br />
war mein erstes Ziel in Deutschland<br />
und überhaupt die erste Begegnung<br />
mit den Deutschen, die leider immer<br />
sehr schnell gesprochen haben... Am<br />
Anfang war Rostock für mich ganz<br />
fremd, aber jetzt empfinde ich die<br />
Stadt als freundlich. Ich habe mich<br />
hier an alles gewöhnt. Es ist nur schade,<br />
dass mein Studienaufenthalt in<br />
Rostock fast zu Ende ist. Mit Sicherheit<br />
fällt mir das Verlassen dieser<br />
Stadt schwer.<br />
35<br />
Juli 2003
Extra<br />
12<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Extra<br />
Juli 2003<br />
Juli 2003
Extra<br />
49 Ausgaben lagern im <strong>heuler</strong>-Archiv. Dieses Magazin hat eine wirklich wechselvolle<br />
Geschichte hinter sich. In jeder Ausgabe drucken wir deshalb Ausschnitte aus alten<br />
Ausgaben. Diese Seite ist aus Nummer 2 aus dem Jahr 1995:<br />
12<br />
38<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin
Extra<br />
Manche Themen finden sich regelmäßig in <strong>heuler</strong>: Stura, Asta, Uni natürlich.<br />
Das Heft bietet aber auch Platz für ganz spezielle Texte. So stellten die Macher der<br />
ersten Nummer auch die Position von Frauen in der Gesellschaft zur Diskussion.<br />
39<br />
Juli 2003
Extra<br />
Was hat der <strong>heuler</strong> nicht schon alles berichtet ... Mensa-Card, wahlfaule Studenten,<br />
Zahnmedizin und Homo-Ehe waren unter anderem Themen der ersten Ausgabe.<br />
Und dies hier auf Seite 21 aus der Nummer 1 aus dem Jahr 1995:<br />
12<br />
40<br />
<strong>heuler</strong> - das Studentenmagazin