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047 | AUSGABE 06/2011 | DEZEMBER/JANUAR | D 5,80 € | A 5,80 € | CH 10,- SFR | BENELUX/E/I 6,50 € | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |
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Freude am Fahren<br />
LA MER/GO SAILING …<br />
Kaum ein anderes Lied vermag es, das Meer so tref-<br />
fend – und so anrührend – zu beschreiben wie La Mer.<br />
La mer/Qu‘on voit danser le long des golfes clairs/A des<br />
reflets d‘argent/La mer/Des reflets changeants/Sous la<br />
pluie. Man sagt, Charles Trenet habe den Chanson<br />
1943 in nur 20 Minuten komponiert – während einer<br />
Zugfahrt zwischen Narbonne und Perpignan. La mer/<br />
Au ciel d‘ete confond/Ses blancs moutons/Avec les an-<br />
ges si purs/La mer bergere d‘azur/Infinie. Und: Wohl<br />
kaum ein anderes Musikstück hat bisher so viele Nach-<br />
ahmer gefunden. Die SAILING JOURNAL-Redaktion hat<br />
es bisher auf 50 gesammelte Variationen gebracht. Ein<br />
bekannter Hörfunk-Kollege vom RBB soll sogar über<br />
200 verschiedene Interpretationen besitzen. Darunter<br />
Lieder so berühmter Musiker wie Bing Crosby, Ricky<br />
King, Cliff Richard, George Benson, Django Reinhardt,<br />
Barry Manilow, Dee Dee Bridgewater und andere. Es<br />
gibt La Mer <strong>als</strong> Rock- und Pianobar-Ballade, <strong>als</strong> Jazz-<br />
und <strong>als</strong> Irish Folk-Stück ebenso wie <strong>als</strong> Karaoke-,<br />
Bluesharp-, Pop-, Bossa-Nova-, Akkordeon- und Schla-<br />
ger-Interpretation. Sogar Heino sprang auf den Zug<br />
auf und konnte hierzulande mit Das Meer glänzen.<br />
Im März 1949 kam Benny Goodmans Version Beyond<br />
the Sea auf Platz 26 der US-Charts. So richtig bekannt<br />
wurde die englische Version jedoch durch Bobby Da-<br />
rin. Die Lyrics steuerte Jack Lawrence bei. Unter dem<br />
Titel „Beyond the Sea – Musik war sein Leben“ von<br />
2004 wurde die Lebensgeschichte des Sängers ver-<br />
filmt. Mit seiner Fassung des Liedes landete er 1960<br />
auf dem achten Platz der UK-Singlecharts. Hörenswert<br />
ist jedenfalls auch der junge Stevie Wonder mit seiner<br />
legendären Bluesharp-Interpretation. Auch Rod Ste-<br />
ward benutzte das Thema in seinem Great American<br />
Songbook Fly me to the Moon. Beyond the Sea dürfte<br />
zuletzt auch einem jüngeren Publikum in der Interpre-<br />
tation von Robbie Williams für den Animationsstreifen<br />
Findet Nemo bekannt geworden sein. Diese Version<br />
ist mit über 28 Minuten, durch Kombination mit ei-<br />
nem sogenannten Hidden Track auf<br />
dem Album, übrigens die längste<br />
und bekannteste – und auch die<br />
teuerste, da man sie nur zusam-<br />
men mit dem Album kaufen kann.<br />
Und doch ist es wie so oft im Leben:<br />
Mag die eine oder andere Cover-<br />
Version von La Mer ihre Be rech-<br />
tigung haben und es auch zu ei-<br />
nigem Erfolg gebracht haben – das<br />
beste, authentischste und wohl<br />
auch bewegendste Stück ist und<br />
bleibt für uns das <strong>als</strong> intimes Lie-<br />
beslied beginnende und <strong>als</strong> Hym-<br />
ne an das Meer endende Original.<br />
So ist es übrigens auch mit unse-<br />
rem oft kopierten und doch nicht<br />
erreichten SAILING JOURNAL. Wer das Original von La<br />
Mer hören will, legt ein altes Vinyl von Trenet auf. Wer<br />
Segel- Fotokunst mit packenden Storys, einem einmalig<br />
haptischen Format, großzügig layoutet und mit ange-<br />
sagten maritimen Lifestyle-Themen, maritimer Kunst,<br />
Architektur und Naval Design gespickt, sucht, kommt<br />
über kurz oder lang nicht am SAILING JOURNAL vor-<br />
bei. „Mehr <strong>als</strong> Tests und Technik“, das haben wir uns<br />
<strong>als</strong> Erste in Deutschland seit Ende 2003 auf die Fahnen<br />
geschrieben. Schön, dass Sie uns seitdem dabei die<br />
Treue halten. Und falls Sie noch nicht wissen, was Sie<br />
Ihren Liebsten in gut zwei Wochen unter den Baum<br />
legen sollen – wie wär´s mit einem Geschenk-Abo des<br />
SAILING JOURNAL?<br />
Ihr Matthias J. Müncheberg<br />
Chefredakteur<br />
Was ist Ihre Lieblingsversion von La Mer? Mail an<br />
mm@sailing-journal.de<br />
editorial<br />
Ein schwachwindiger Segeltag mit Alex<br />
Thomson (re.) an Bord seiner Open-<br />
60-Rennmaschine HUGO BOSS reichte<br />
uns völlig aus. Kaum auszudenken, was<br />
da bei Wind abgeht. Thomson, der bei<br />
Redaktionsschluss bei der Transatlantik-<br />
Regatta Jacques Vabre (auch bekannt<br />
<strong>als</strong> La Route du Café – die Kaffee-<br />
Route von Le Havre nach Costa Rica)<br />
mit Guillermo Altadill nur 63,8 Meilen<br />
hinter dem führenden Team VIRBAC<br />
PAPREC III mit Jean-Pierre Dick und Jérémie<br />
Beyou lag, trainiert zurzeit für die<br />
Ende nächsten Jahres startende Vendée<br />
Globe. Dann wird der Engländer bei<br />
höchstwahrscheinlich auch schwerem<br />
Wetter unvorstellbare 90 Tage völlig<br />
allein mit sich und dem Boot sein (Bericht<br />
ab Seite 8). Foto © Hugo Boss
perfect picture<br />
4<br />
Zwischen dem Cover-Foto dieses Heftes mit dem Volvo Ocean-<br />
Racer ABU DHABI OCEAN RACING und dem hier gezeigten<br />
Foto liegen, man glaubt es kaum, lediglich sechs Stunden<br />
und 85 Seemeilen. Kurz nachdem die sechs Rennyachten am<br />
5. November vom spanischen Alicante aus zu ihrem ersten, 6.500 Seemei-<br />
len langen Leg über den Atlantik Richtung Kapstadt gestartet waren, brach<br />
am Sonnabend 19.15 Uhr UTC südwestlich Cartagenas bei ABU DHABI der<br />
Mast – Worst Case in einem Szenario, welches doch so hoffnungsvoll mit<br />
einem Sieg des engagierten Teams unter Ian Walker beim ersten In-Port-<br />
Race begonnen hatte (siehe Beitrag und Interview mit Michi Müller von<br />
PUMA RACING in diesem Heft). ABU DHABI OCEAN RACING blieb nichts<br />
anderes übrig, <strong>als</strong> sich unter Maschine auf den Rückweg nach Alicante zu<br />
machen, wo ein Ersatzmast geriggt wurde. Danach wollte das Team eigent-<br />
lich erneut starten. Daraus wird nun nichts: In Lissabon wurde die Yacht für<br />
die Fahrt nach Kapstadt auf einen Spezialfrachter verladen. Der kostbare<br />
neue Mast wurde mit viel Fingerspitzengefühl horizontal festgezurrt. Ein<br />
40-Fuß-Container mit Ersatzteilen und Ausrüstung ist ebenfalls an Bord. Je<br />
nach Witterung soll der Frachter am 28. November in Kapstadt eintreffen,<br />
rechtzeitig zum zweiten In-Port-Race am 10. Dezember. Doch ABU DHA-<br />
BI war nicht allein vom Pech verfolgt: Rivale TEAM SANYA berichtete kurz<br />
nach dem Start etwa 30 Meilen südöstlich von Motril vor der Küste von<br />
Spanien von ernsthaften Rumpfproblemen. Der Wind habe mit „43 Knoten<br />
plus“ geweht; die Wellen seien über zehn Meter hoch gewesen. Dabei<br />
habe der Rumpf ernsthaften Schaden genommen. SANYA habe daraufhin<br />
das Rennen ausgesetzt, und sich auf den Weg in den Hafen von Motril<br />
gemacht, um den Schaden beurteilen zu können. Auch für SANYA begann<br />
nun ein Wettlauf gegen die Zeit: In einer logistischen Meisterleistung von<br />
Landcrew, DHL, Volvo Trucks und Maersk Line wurde das Schiff laminiert<br />
und in Gibraltar auf ein Containerschiff verladen. „Wir haben jetzt ein Boot<br />
auf einem Schiff“, sagt Skipper Sanderson, das sei nun mit viel Kraftstoff<br />
auf dem direkten Weg nach Kapstadt. Oberste Priorität auch hier: die recht-<br />
zeitige Ankunft zum zweiten In-Port-Race. In einer letzten Meldung von<br />
Montag, 21. November, meldete dann auch noch PUMA OCEAN RACING<br />
17 Tage nach dem Start in Alicante Mastbruch – mitten auf dem südlichen<br />
Atlantik, rund 2.150 Meilen vom Ziel in Kapstadt entfernt. Das Wichtigste<br />
zuerst: Die Crew blieb unverletzt. Bei 22 bis 23 Knoten Wind und acht bis<br />
zehn Meter hohen Wellen sei der Mast plötzlich und ohne Vorwarnung in<br />
drei Teile zerbrochen, berichtete Skipper Ken Read. An Bord ist auch der<br />
Deutsche Michi Müller (siehe Interview in diesem Heft). Die brasilianische<br />
Seenotrettung wurde informiert – falls nötig, kann von dort jederzeit Hilfe<br />
angefordert werden. Einen Tag später, am 22. November, beendete PUMA<br />
OCEAN RACING dann offiziell das erste Rennen des Volvo Ocean Race<br />
2011/12. Sicher scheint bei diesem brutalen Rennen um die Welt indes<br />
nur eines: Nichts ist sicher. Es bleibt spannend. Foto © Paul Todd/VOR
CON-<br />
TENT<br />
EDITORIAL 03<br />
PERFECT PICTURE 04<br />
CONTENT 06<br />
AKTUELL | ALEX THOMSON 08<br />
PANORAMA 14<br />
SZENE | TP 52 22<br />
REGATTA | VOLVO OCEAN RACE 30<br />
SZENE | BERLIN MATCH RACE 44<br />
SEA FOOD 48<br />
SZENE | SOTO 50<br />
SAILSTYLE 60<br />
TRAVEL | BALTIC 66<br />
MARITIME ART | KNUD PLAMBECK 72<br />
MARITIME BOOKS 80<br />
TRAVEL | WESTSCHWEDEN 84<br />
NAVAL ARCHITECTURE | AUDI-TRIMARAN 90<br />
WHAT’S NEXT 96<br />
PREVIEW SJ 48 98<br />
6<br />
Covershot: ABU DHABI OCEAN<br />
RACING – vor dem Mastbruch © VOR
8<br />
NEUNZIG<br />
TAGE<br />
ALLEIN<br />
Alex Thomson bei einem Promotion-Törn auf der ruhigen Kieler Förde. Bei Redaktionsschluss segelte der quirlige<br />
Brite bei etwas raueren Bedingungen über den Atlantik. Bei der Regatta Jacques Vabre fuhr er kurz vor dem<br />
Ziel auf Platz zwei – ideales Training für Thomsons eigentliches Ziel – die Vendée Globe. Foto © Hugo Boss<br />
aktuell alex thomson<br />
EIN SEGELTAG MIT HUGO-BOSS-SKIPPER ALEX<br />
THOMSON – EIN KNAPPES JAHR VOR DESSEN<br />
START BEIM HÖLLENRITT VENDÉE GLOBE.
Foto © Matt. Müncheberg<br />
Wer das Schiff des drahtigen Engländers Alex Thomson, die Open 60 HUGO BOSS, betritt,<br />
taucht augenblicklich ein in eine spartanisch-praktische, auf Effizienz und Erfolg getrimm-<br />
te Welt des Offshore-Rennsportes. „Welcome aboard“, begrüßt Alex seine Gäste, <strong>als</strong> wir<br />
die in Schwarz-Weiß gehaltene Rennflunder, ein Einrumpfboot der International Monohull<br />
Open Class Association, kurz IMOCA, betreten. Die IMOCA ist eine 1991 gegründete<br />
Vereinigung, die sich an der Organisation von Regatten und Segelweltmeisterschaften<br />
wie der Vendée Globe beteiligt, sagt Thomson, der immer gute Laune zu haben und<br />
ständig zu lachen scheint. Selbst das schlechte Abschneiden beim gerade beendeten<br />
Rolex Fastnet Race verdirbt ihm nicht die Stimmung. Die 608 Seemeilen lange Wettfahrt<br />
mit Startlinie vor der Royal Yacht Squdron in Cowes (siehe auch Beitrag über die Cowes<br />
Classic Week im SAILING JOURNAL 5/2011) und Markpunkt Fastnet Rock, der sich Jahr<br />
für Jahr die weltbesten Hochsee-Segler stellen, gilt <strong>als</strong> Reifeprüfung in der Szene.<br />
Neben Thomson mit der GER 99 im Groß stellten sich in diesem Jahr Vincent Riou auf<br />
der PRB, Jean-Pierre Dick auf VIRBAC PAPREC 3, Bernard Stamm mit der CHEMINEES<br />
POUJOULAT, Marc Thiercelin auf DCNS 1000 und Marc Guillemot auf SAFRAN. Zum<br />
Schluss reichte es für die HUGO BOSS nur für Platz fünf. Was war geschehen? „Wir sa-<br />
hen, wie ein Teilnehmerboot gekentert war, und leisteten Hilfe. Die anderen Yachten fuh-<br />
ren einfach vorbei“, sagt Thomson – und lacht wieder sein breites, gewinnendes Lachen.<br />
10<br />
om Pech verfolgt war Alex Thomson<br />
auch beim im April beendeten Barce-<br />
lona World Race. Drei Tage vor dem Start<br />
am 31. Dezember musste Skipper Alex<br />
Thomson ins Krankenhaus: Diagnose Blind-<br />
darm-Entzündung. Als Reserve-Co-Skipper sprang kur-<br />
zerhand der Holländer Wouter Verbraak ein. Ursprüng-<br />
lich sollte Verbraak auf den Kapverden wieder von Bord<br />
gehen und an Thomson übergeben. Als jedoch bei sei-<br />
nem kurz nach Neujahr zur Welt gekommenen Sohn<br />
Oskar gesundheitliche Probleme festgestellt worden<br />
waren, entschied sich der Brite, an Land zu bleiben.<br />
Bereits im Atlantik war sein Schiff in das hintere Mit-<br />
telfeld zurückgefallen. Auch bei der folgenden Etappe<br />
durch den Southern Ocean konnte die HUGO BOSS<br />
dann nicht mehr zu der Führungsgruppe aufschlie-<br />
ßen. Zwar lieferte sich das Team im Pazifik noch ein<br />
spannendes Rennen mit der GAES, technische Pro-<br />
bleme mit den Segeln zwangen die Crew jedoch bald<br />
zu einem Stopp auf den Falklandinseln. Am 21. April<br />
dieses Jahres erreichte die HUGO BOSS mit Wouter<br />
Verbraak und Andy Meiklejohn schließlich den Ziel-<br />
punkt Barcelona, ganze 18 Tage nach dem Siegschiff<br />
VIRBAC PAPREC 3. Platz sieben von neun möglichen<br />
lautete das ernüchternde Ergebnis. „Schaf im Wolfs-<br />
pelz“, bespöttelten daraufhin Kritiker den 18,28 Me-<br />
ter langen Open 60, der vorher vier Monate lang von<br />
Designer Juan Kouyoumdjian modifiziert worden war.<br />
Foto © Hugo Boss<br />
Solche Anwürfe fechten Skipper Thomson indes nicht<br />
an. Der Blick des im Jahr 1999 für den Ehrentitel<br />
„Offshore Yachtsman of the Year“ Nominierten geht<br />
nach vorn. Nachdem der jüngste Skipper, der mit<br />
dem Clipper Round the World Race 1998 eine Wett-<br />
fahrt rund um die Welt gewonnen hat, beim Vendée<br />
Globe 2000/2001 Dritter wurde und beim im gleichen<br />
Zeitraum gelaufenen Transat Jacques Vabre sogar den<br />
zweiten Platz belegt hatte (jeweils mit Skipper Roland<br />
Jourdain und dem Team Lombard Design), peilt der in<br />
Gosport/Hampshire geborene Profiskipper nun eine er-<br />
folgreiche Teilnahme beim nächsten Vendée Globe an.<br />
„Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren“,<br />
sagt Thomson, obschon mit Erscheinungsdatum die-<br />
ser Ausgabe des SAILING JOURNAL immerhin noch ein<br />
knappes Jahr verbleibt, bis das Neunzig-Tage- Extrem-<br />
rennen um die Welt am 21. Oktober angeschossen<br />
werden wird. „Das Schiff ist nach einigen Veränderun-<br />
gen nun bedeutend leistungsstärker <strong>als</strong> ihre Vorgänge-<br />
rin und andere Schiffe in ihrer Klasse“, ist sich Alexan-<br />
der Thomson, den alle nur Alex nennen, sicher. Doch<br />
auch vor den Umbauten durch „Juan K“, der schon<br />
die beiden schnellen ABN AMRO und die erfolgreiche<br />
ERICSSON 4 zeichnete, bewies das Schiff sein Poten-<br />
zial: Als ehemalige PINDAR belegte es beim letzten<br />
Vendée Globe mit Skipper Brian Thompson Platz fünf.<br />
Doch von einem fünften Platz beim nächsten „Rennen<br />
der Rennen“ will Thomson, der nach eigenen Angaben<br />
schon mehr <strong>als</strong> 120.000 Seemeilen geloggt hat, nichts<br />
wissen. „Das Schiff ist speziell auf meine Anforderungen<br />
zugeschnitten“, sagt Thomson. Es diene jetzt nur noch<br />
einem einzigen Zweck: möglichst schnell einhand die<br />
Welt zu umsegeln. Und die Zeichen, dass dies auch ge-<br />
lingen kann, stehen nicht schlecht. 380 Tage vor dem<br />
Vendée-Start ist Thomson gesund, auf dem Höhepunkt<br />
seiner mentalen und physischen Stärke, seinem Sohn<br />
Oskar geht es wieder gut und seiner sogenannten „Shot-<br />
gun-Marriage“ (einem Verwaltungsakt zur Absicherung<br />
des gemeinsamen Kindes kurz vor dem Start zum Bar-<br />
celona World Race) mit seiner hochschwangeren Freun-<br />
din Kate im Dezember letzten Jahres folgte am 21. Au-<br />
gust eine große Hochzeitsparty. Voll konzentriert nutzt<br />
Thomson in den verbleibenden elf Monaten bis zum<br />
Start nun jede sich ihm bietende Gelegenheit zum Re-<br />
gattatraining – zwischen Hospitality-, Charity- und Spon-<br />
soringausfahrten und -auftritten auf der ganzen Welt.<br />
„DAS SCHIFF IST NACH EINIGEN VERÄNDERUNGEN NUN<br />
BEDEUTEND LEISTUNGSSTÄRKER ALS IHRE VORGÄNGE RIN<br />
UND ANDERE SCHIFFE IN IHRER KLASSE.“ ALEX THOMSON<br />
Foto © Matt. Müncheberg<br />
aktuell alex thomson
Thomson nimmt´s gelassen – schließlich ermöglicht<br />
ihm Sponsor Boss die Realisierung eines Traumes – sei-<br />
nes Traumes, der keiner bleiben soll. Ein Sieg bei der<br />
Vendée Globe mit einer der brut<strong>als</strong>ten, fast schon men-<br />
schenverachtenden Segelwaffen würde dem smarten<br />
Segler einen Eintrag ins immerwährende Ehrenbuch<br />
der Szene sichern – und vielleicht den Einstieg in wei-<br />
tere spannende Segelprojekte. MedCup, TP 52? RC 44?<br />
America´s Cup? – Das ist es indes nicht, was Thom-<br />
son reizen würde. „Viel zu kommerzialisiert“, lautet<br />
sein Kommentar. Und, könnte man hinzufügen, wahr-<br />
scheinlich sind da für den Geschmack des Briten auch<br />
viel zu viele Menschen an Bord. Back to the roots lautet<br />
deshalb sein Motto. Allein mit den Elementen und sei-<br />
nem radikal aufs Wesentliche reduzierten Schiff – ohne<br />
Stehhöhe unter Deck, nur mit einem kleinen Gaskocher<br />
ausgerüstet und mit einem Schlafsack im Pod, einer von<br />
zwei kleinen, offenen Heckhöhlen. Ein kompromissloser<br />
Mann, ein kompromissloses Boot. „Das Schwerste ist<br />
die Psyche“, sagt Thomson. Da spricht der Extremsegler<br />
12<br />
aus Erfahrung – und wird auf einmal ganz weich: „Vor<br />
dem Start zu meiner ersten Einhand-Regatta waren<br />
ständig viele Menschen um mich herum. Danach war<br />
ich auf einmal ganz allein.“<br />
EIN SIEG BEI DER VENDÉE GLOBE MIT EINER DER BRUTALSTEN,<br />
FAST SCHON MEN SCHENVERACHTENDEN SEGELWAFFEN WÜRDE<br />
DEM SMARTEN SEGLER EINEN EINTRAG INS IMMERWÄHRENDE<br />
EHRENBUCH DER SZENE SICHERN ...<br />
Er habe sich einsam gefühlt, Sehnsucht plagte den Seg-<br />
ler, nach Freunden, seinem Team, der Familie. Thomson<br />
habe sich dann wie ein Baby zusammengekrümmt in<br />
die Koje seiner Wohnhöhle verkrochen. „Hart wie Mar-<br />
melade“, titelte daraufhin eine große deutsche Tages-<br />
zeitung in einem Porträt über den Segler wenig schmei-<br />
chelhaft. Doch so viel Offenheit macht den smarten<br />
Segler auf der anderen Seite sympathisch. Er macht<br />
keinen Hehl aus seinen Sorgen und Ängsten – auch<br />
dessen bedarf es Mutes und Stärke. Wenn möglich, wird<br />
Thomson deshalb während des 90-tägigen Höllenrittes<br />
ab Oktober des nächsten Jahres täglich mit zu Hause, mit<br />
seiner Familie, telefonieren – seinem „Gravitationszen-<br />
trum“. „Natürlich gibt es an Bord auch Facebook, Mail<br />
und Co.“, sagt Thomson. Doch das alles kann letztlich<br />
nicht die körperliche Präsenz der Liebsten ersetzen. „Die<br />
Härte liegt im Alleinsein“, sagt der Extrem segler. Diese<br />
Regatta wird – vorausgesetzt das Material hält und der<br />
Körper spielt mit – auf der mentalen Ebene entschieden.<br />
„Wenn es doch endlich losginge“, sagt Alex Thomson<br />
und schaut aufs Meer. Wir verlassen die HUGO BOSS,<br />
geschafft nach einem Schwachwind-Segeltag auf der<br />
Kieler Förde. Nicht auszudenken, wie es sich anfühlen<br />
muss, drei Monate lang bei rauer See ständig Gischt<br />
zu atmen, die Segel zu trimmen, Kurs zu halten, zu<br />
navigieren und nebenbei all die anderen notwendi-<br />
gen Dinge zu erledigen, nebst zwischengeschobenen<br />
zwanzigminütigen Schlafphasen – so ganz allein.<br />
Text Matt. Müncheberg Fotos © Matt. Müncheberg, HUGO BOSS<br />
Infos www.alexthomsonracing.com, www.hugoboss.com/de/de/emag/<br />
sportsSponsorship/sailing.php<br />
aktuell alex thomson<br />
Nasse Füsse: Thomson posiert für den Fotografen auf dem Ballast seiner Yacht – in feinem<br />
Zwirn. Sein Bruder schaut derzeit besorgt am Heck, ob alles gut geht. Fotos (2) © Hugo Boss<br />
Das SAILING JOURNAL<br />
verlost eine eintägige<br />
Mitsegel-Gelegenheit für<br />
zwei Personen auf der<br />
HUGO BOSS vor dem Start<br />
der Vendée Globe am<br />
21.Oktober 2012. Mail an<br />
mm@sailing-journal.de.<br />
Die Anreise erfolgt auf eigene<br />
Kosten. Bewerbungsschluss<br />
ist der 6. Januar 2012.
14<br />
KALENDER I<br />
KLASSIKER VON ROBBE & BERKING<br />
Der neue Klassiker-Kalender 2012<br />
von Robbe & Berking zeigt neben<br />
anderen Regatten die Weltmeister-<br />
schaft der klassischen Rennyachten<br />
in spektakulären, großformatigen<br />
Fotos. Wechselhaftes Wetter, tolle<br />
Partys, spannende Rennen und ein<br />
dramatisches Finale um die WM-<br />
Titel – das war die Rolex Baltic Week<br />
2011 mit den „Robbe & Berking<br />
Weltmeisterschaften“ der 12er und<br />
8er sowie dem Sterling Cup der<br />
6er. Teilweise starker Wind und Regen boten viel Stoff für drama-<br />
tische Bilder, die in hoher Qualität präsentiert werden. Und das<br />
gleich doppelt: Für jeden Monat des Jahres gibt es zwei Kalen-<br />
derblätter. Format: 56 mal 47 Zentimeter. Bestellungen zum Preis<br />
von 29 Euro zuzüglich Versand unter „Aktuelles“ auf der Seite<br />
www.classics.robbeberking.de.<br />
KALENDER II<br />
THE ART OF SAILING BY RICHARD WALCH<br />
Dieser besondere Segelkalender mit Motiven des bekann-<br />
ten Sportfotografen Richard Walch zeigt den Yachtsport aus<br />
spektakulären Perspektiven und in ungewöhnlichen Bildaus-<br />
schnitten. Richard Walch interpretiert die Segelfotografie in<br />
einer neuen und spannenden Form. Auf den großen Regatta-<br />
Bahnen der Welt aufgenommen, zeigen diese packenden<br />
Aufnahmen unter anderem TP 52s und ihre Crews bei ihren<br />
verwegenen Manövern und dramatischen Zweikämpfen beim<br />
Audi MedCup. Aber nicht nur die Motive selbst sind etwas Be-<br />
sonderes – die Aufnahmen sind auf Folie gedruckt, die bestens<br />
geeignet ist, um die Dynamik der Regattayachten in ihrem<br />
faszinierenden Element Wasser darzustellen. Der Materialmix<br />
aus Papier und Folie macht den Segelkalender damit nicht nur<br />
einzigartig, die Freude an den traumhaften Segelmotiven lässt<br />
sich zudem problemlos über den einzel-<br />
nen Monat hinaus verlängern: Die Mo-<br />
tive können einfach vom Kalendarium<br />
gelöst und dauerhaft gerahmt werden.<br />
Der 13 farbige Blätter umfassende Pre-<br />
mium-Kalender „The Art of <strong>Sailing</strong>” im<br />
Format 57 mal 70 Zentimeter in Spiral-<br />
bindung wurde auf der internationalen<br />
Kalenderschau Stuttgart 2010 mit der<br />
Silbermedaille für die besten Kalender<br />
und dem Kodak Fotokalenderpreis aus-<br />
gezeichnet. Bestellungen zum Preis von<br />
98 Euro unter www.delius-klasing.de<br />
NEUE POSITIONIERUNG<br />
HANSEBOOT MIT BEIRAT<br />
Foto © Nico Maack/hanseboot<br />
Claus-Ehlert Meyer, Torsten Conradi, Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
Hamburg Messe und Congress GmbH, Heike Schlimbach, Projektleiterin<br />
hanseboot, Hamburg Messe und Congress GmbH, Niels Thomsen, Dr. Martin<br />
Wilhelmi, Michael Schmid, Jonas Göthberg, Dr. Reinhard Christian Zinkann (v.l.)<br />
Die hanseboot hat einen Wirtschaftsbeirat berufen, der sich im<br />
Rahmen der 52. Auflage der Bootsmesse auf dem Hamburger<br />
Messegelände traf. Ziel des Beirates ist die Sicherung und Stär-<br />
kung der hanseboot sowie der Ausbau ihrer Positionierung <strong>als</strong><br />
führende Expertenmesse im Wassersportbereich in Nordeuropa.<br />
Insbesondere soll er die Hamburg Messe und Congress GmbH<br />
in branchenspezifischen Belangen und ihrer Ausrichtung sowie<br />
Zukunftsgestaltung beraten und in ihrer Bewerbung im In- und<br />
Ausland unterstützen, hieß es von Messeseite. Die Beiratstreffen<br />
sollen ab sofort zweimal jährlich stattfinden; die Amtsdauer des<br />
Beirates beträgt zwei Jahre. Neben Torsten Conradi (judel/vrolijk<br />
& co – engineering gmbh) und Claus Ehlert-Meyer (Deutscher<br />
Boots- und Schiffbauer-Verband e.V.) gehören dem Gremium<br />
Peter Frisch (Peter Frisch GmbH), Jonas Göthberg (Nimbus Boats<br />
AB), Michael Schmid (Hanse Yachts AG), Niels Thomsen (X-Yachts<br />
A/S), Dr. Martin Wilhelmi (Martin Wilhelmi Medien) und Dr. Rein-<br />
hard Christian Zinkann von der Miele & Cie. GmbH & Co, an.<br />
Rund 700 Werften und Yachthändler sowie Hersteller und Anbieter<br />
von Ausrüstung, Zubehör und Dienstleistungen präsentierten bis<br />
zum 6. November in Hamburg ihre Angebote. An den neun Veran-<br />
staltungstagen kamen nach Messeangaben rund 95.000 Besucher<br />
(Vorjahr: knapp 100.000) in die Messehallen und auf die In-Water<br />
hanseboot im City-Sporthafen. Die hanseboot verliere an Boden,<br />
so wie alle Wassersportmessen zurzeit an Boden verlören, resü-<br />
mierte Torsten Conradi. Den Grund dafür verortete Conradi in der<br />
Existenz zu vieler Wassersportmessen. Mit dem Wirtschaftsbeirat<br />
solle nun ein Forum geschaffen werden, das statt vieler nur weni-<br />
ge, herausragende Anker-Messen unterstützen soll. Als eine solche<br />
Anker-Messe bezeichnete der Geschäftsmann auch die hanseboot.<br />
Es solle nun versucht werden, der Hamburger Messe eine neue<br />
Ausrichtung zu geben. Der Gesamtauftritt solle neu organisiert<br />
werden, Hamburg müsse dabei mit vermarktet werden. Vom 1. bis<br />
3. Juni 2012 wird unter der Federführung des hanseboot-Teams<br />
die hanseboot ancora boat show in der ancora marina in Neustadt<br />
in Holstein durchgeführt. Die 53. hanseboot 2012 läuft vom 27.<br />
Oktober bis zum 4. November 2012. www.hanseboot.de<br />
JONGERT-REGATTA<br />
JUBILÄUM AUF MENORCA<br />
Der in Monaco ansässige Yachtbroker Dahm International fei-<br />
ert 2012 mit Freunden und Kunden das Jubiläum seines tradi-<br />
tionellen Segelevents. Die 25. Club Yachting Life Rallye (CYLR)<br />
läuft vom 7. bis 10. Juni 2012 im Revier um Menorca. Bei der<br />
CYLR handelt es sich nach eigenen Angaben um das einzige<br />
jährliche Segelevent, das von einem Yachtbroker ausgerichtet<br />
wird. Erfahrene Teilnehmer sind bei der viertägigen Veranstal-<br />
tung ebenso willkommen wie Rallye-Neulinge. Die Segler ge-<br />
hen mit einer Superyacht an den Start, egal ob <strong>als</strong> Eigner mit<br />
Familie und Freunden oder <strong>als</strong> Charterer. 2011 lief die CYLR<br />
auf Ibiza. 120 Gäste nahmen an Bord von 14 Yachten teil. Die<br />
längste Yacht war 42 Meter lang. Für das CYLR-Jubiläum 2012<br />
sind noch mehr Wettbewerbe und Regatten <strong>als</strong> 2011 geplant.<br />
Auch das gemeinsame Cruisen und eine exklusive Abendun-<br />
terhaltung gehören zum Programm. 1987 von Herbert Dahm<br />
gegründet, sollte der Club Seglern einen besonderen Rahmen<br />
für gemeinsame Aktivitäten schaffen. Die erste Club-Regatta<br />
führte 1988 von Palma nach Cabrera, gefolgt von Wettbewer-<br />
ben vor Monte Carlo, Porto Cervo, Korsika, Menorca und Saint-<br />
Tropez. Mehr <strong>als</strong> 200 Yachten nahmen in den letzten 24 Jah-<br />
ren an den CYLR teil, viele von ihnen regelmäßig. Seit diesem<br />
Jahr ist die Veranstaltung offen für alle Besitzer von Cruising-<br />
Yachten über 24 Meter Länge. www.dahm-international.com<br />
Foto © Dahm International<br />
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16<br />
REKORDVERSUCH<br />
TRANSATLANTIK IN SECHS TAGEN<br />
Der aus Italien stammende Skipper Giovanni Soldini und der Deut-<br />
sche Boris Herrmann <strong>als</strong> Navigator wollen es mit einer zehnköpfi-<br />
gen internationalen Crew auf der speziell für dieses Ziel getunten<br />
70-Fuß-Yacht MASERATI in höchstens sechseinhalb Tagen im April<br />
von New York nach England schaffen und damit einen neuen<br />
Rekord für diese prestigeträchtige, fast 3.000 Seemeilen (5.400<br />
Kilometer) lange Strecke aufstellen. „Der Kampf allein gegen die<br />
Uhr in einem selbstgewählten, idealen Wetterfenster, das macht<br />
den besonderen Reiz im Vergleich zum üblichen Regattasegeln<br />
aus, wo der Wind zu nehmen ist, wie er gerade kommt, und die<br />
Gegner die Taktik mitbestimmen“, erklärte Boris Herrmann seinen<br />
nächsten Coup anlässlich einer Pressekonferenz auf der hanse-<br />
boot. Im April dieses Jahres hatte der geborene Oldenburger mit<br />
Foto © Nico Maack/hanseboot<br />
Standbeinen in Hamburg und München,<br />
der derzeit in Barcelona lebt und für den<br />
Kieler Yacht-Club startet, <strong>als</strong> erster Deut-<br />
scher überhaupt eine Regatta nonstop um<br />
die Welt erfolgreich beendet und war beim<br />
Barcelona World Race mit Ryan Breymeier<br />
(USA) auf dem Open 60 NEUTROGENA<br />
Fünfter geworden. Die Rekordjagd mit Sol-<br />
dinis Mannschaft dient Herrmann auch <strong>als</strong><br />
Winterprogramm in Vorbereitung auf das<br />
Einhandrennen rund um den Globus Ven-<br />
deé Globe, das Ende 2012 in Frankreich<br />
beginnt. Bis dahin stehen drei verschiedene Atlantikrouten im<br />
Fokus. Bereits im Januar will die Zehner-Crew so schnell wie möglich<br />
vom spanischen Cadiz in die Karibik nach San Salvador (Bahamas)<br />
segeln, das sind 3.884 Seemeilen. Im März geht es von Miami/Flo-<br />
rida über 947 Seemeilen nach New York. Während es auf diesen<br />
beiden Strecken offiziell beim World Speed <strong>Sailing</strong> Record Council<br />
WSSRC, das über alle Rekorde wacht, nur Mehrrumpf-Bestzeiten<br />
aus 2007 durch Frank Cammas Trimaran GROUPAMA gibt, wartet<br />
die eigentliche Herausforderung auf dem Nordatlantik von West<br />
nach Ost: Exakt 2.925 Seemeilen vom Ambrose-Leuchtturm vor<br />
New York nach Lizard Point, der Südwestecke Großbritanniens.<br />
Sechs Tage, 17 Stunden, 52 Minuten und 37 Sekunden sind zu<br />
unterbieten, 18,05 Knoten im Schnitt, aufgestellt 2003 von der<br />
doppelt so langen britischen Mega-Yacht MARI CHA IV. Doch das<br />
Geschwindigkeitspotenzial der gut 21 Meter langen MASERATI ist<br />
enorm. Ursprünglich <strong>als</strong> VO-70-Yacht mit 30-Meter-Karbonmast,<br />
Wasserballast, Schwenkkiel und Seitenschwertern konzipiert, wur-<br />
de sie in den vergangenen drei Monaten auf einer Werft in Genua<br />
„frisiert“. „Das Schiff ist jetzt zehn Prozent leichter <strong>als</strong> vorher und<br />
hat durch Verlängerung der Kielfinne ein größeres aufrichtendes<br />
Moment“, erklärt Soldini, der von einem „Lebenstraum“ spricht,<br />
wenn er über den Bruch des Transatlantikrekords philosophiert.<br />
Außerdem wurde der Gewichtsschwerpunkt der Yacht nach hin-<br />
ten verlagert. Das soll der MASERATI noch höhere Geschwindig-<br />
keiten vor dem Wind erlauben <strong>als</strong> der ohnehin sehr rasanten VO-<br />
70-Klasse. www.borisherrmannracing.com<br />
BOOT<br />
NEUN TAGE PROGRAMM IM SEGEL-CENTER<br />
Foto © Boot<br />
Neun Tage lang ein interessantes Programm aus allen Bereichen<br />
des Segelsports erwartet die Besucher im Segel-Center der boot<br />
Düsseldorf 2012 in der Messehalle 17. Angekündigt haben sich<br />
unter anderem der Goldmedaillengewinner des olympischen<br />
Match Race 2000, Jesper Bank, der mehrfache Welt- und Euro-<br />
pameister im Tornado, Roland Gäbler, sowie der erfolgreichste<br />
deutsche Einhandsegler Jörg Riechers. Weitere interessante Gäs-<br />
te sind Extremsegler Alain Thébault, der mit seinem Tragflügel-<br />
Trimaran HYDROPTÈRE den Geschwindigkeitsweltrekord eines<br />
Segelbootes mit 51,36 Knoten hält. Außerdem schildern die<br />
beiden Segelenthusiasten Bastian Hauck und Ingo Gorodiski ihre<br />
schönsten Eindrücke von ihren Ostseeumrundungen. Die Büh-<br />
ne wird in unmittelbarer Nähe zu den zahlreichen Yacht- und<br />
Jollenherstellern neun Tage lang für Infotainment sorgen. Auf<br />
der großen Multimedialeinwand können die Zuschauer spekta-<br />
kuläre Bilder und Videos verfolgen. Das Themenspektrum reicht<br />
von der Vorstellung diverser Bootsklassen über Tipps zum richti-<br />
gen Segeltrimm bis zu eindrucksvollen Bildern und Erfahrungen<br />
von mehrjährigen Weltumsegelungen und den Auftritten von<br />
nationalen und internationalen Segelstars. Das AUDI SAILING<br />
TEAM GERMANY ist mit einigen der Top-Segler des Deutschen<br />
Segler-Verbandes DSV am Start und wird den aktuellen Stand<br />
der Aktivitäten in der deutschen „Segelnationalmannschaft“ im<br />
olympischen Jahr vorstellen. Nadine Stegenwalner, Sportdirekto-<br />
rin des DSV, gibt einen Ausblick auf die Olympischen Spiele 2012<br />
in London/Weymouth. www.boot.de<br />
KLASSIKER<br />
FREUNDESKREIS WILL MEHR PROFIL<br />
Der Freundeskreis klassische Yachten (FKY) mit seinen bundes-<br />
weit rund 1.700 Mitgliedern versteht sich <strong>als</strong> Initiative von<br />
Individualisten. Die Segler setzen sich für den Erhalt klassi-<br />
scher Yachten und traditioneller Boote ein und sie fühlen sich<br />
deren maritimem Erbe verpflichtet. Dieser Kurs ist indes nicht<br />
neu: Bereits vor 18 Jahren wurde dieses gemeinsame Ziel<br />
beim Gründungstreffen an der Kieler Förde von 50 Klassik-<br />
Fans so bestimmt. Zukünftig will der FKY jedoch ab sofort<br />
eine noch breitere Öffentlichkeit für sein Anliegen interessie-<br />
ren. Verstärkt kommuniziert werden sollen etwa die Aktivi-<br />
täten des FKY bei vielen Klassiker-Regatten und im Restau-<br />
rierungsbereich sowie kulturelle und mediale Angebote. Der<br />
Freundeskreis müsse sein Profil schärfen, um den Bestand des<br />
Clubs auch zukünftig sichern zu können, sagt Jan Lohrengel,<br />
Vorsitzender des Clubs. Das gelte insbesondere für die neun-<br />
tägige Classic Week, den Bereich Restaurierung oder das ein-<br />
malige Yachtsportarchiv des FKY, sagt Freundeskreis-Initiator<br />
Wilfried Horns. „Dadurch möchten wir die Wahrnehmung<br />
und das Ansehen <strong>als</strong> der thematische Interessensvertreter bei<br />
einem erweiterten Interessentenkreis weiter ausbauen.“ Im<br />
Vordergrund stehe beim FKY jedoch zurzeit der Wunsch nach<br />
einer festen Adresse, einer „Heimstatt“ <strong>als</strong> kommunikativem<br />
Treffpunkt, Veranstaltungsort und <strong>als</strong> Fundus für das Yacht-<br />
sportarchiv, „einer Adresse, die <strong>als</strong> Anlaufstelle und <strong>als</strong> Kom-<br />
petenzzentrum in Sachen klassischer Yachtsport gedacht sein<br />
könnte“, wünscht sich Frank Woday, neuer Pressesprecher des<br />
Freundeskreises. Eine passende Location und mögliche Spon-<br />
soren müssten jedoch noch gefunden werden. www.fky.org<br />
panorama<br />
Foto © Matt. Müncheberg
Die Premiere des BMW Club Cup, der in Zusammen-<br />
arbeit mit dem VSaW auf dem Großen Wannsee am 5.<br />
und 6. November ausgetragen wurde, gewann Skipper<br />
18<br />
Rudolf Houdek für den Bayerischen Yacht Club.<br />
BESTER<br />
SEGELCLUB<br />
DER BAYERISCHE YACHT CLUB<br />
Mit 16 Punkten für drei erste, einen zweiten, einen<br />
dritten, zwei vierte und einen (gestrichenen) sechs-<br />
ten Platz deklassierte er die restlichen Crews deutlich.<br />
Bei der „Segelclub Meisterschaft“ errang der BYC da-<br />
mit nicht nur auf Anhieb den Titel „bester Segelclub<br />
Deutschlands“. Dem Bayerischen Yacht Club wird au-<br />
ßerdem von BMW für ein Jahr ein zugkräftiger BMW<br />
X5 zur Verfügung gestellt. Der VSaW stiftete zusätz-<br />
lich einen Wanderpokal. Meldeberechtigt waren die<br />
sportlich erfolgreichsten Segelclubs der Saison 2011.<br />
Den Qualifikationsnachweis mussten die Segelvereine<br />
vorab über ihre Steuerleute, die einen Podiumsplatz<br />
in einer internationalen Bootsklasse bei einer Welt-<br />
meisterschaft, in einer olympischen Bootsklasse bei<br />
Welt- oder Europameisterschaften oder einem ISAF-<br />
Weltcup erreicht hatten, erbringen. Magnus Wiese,<br />
Leiter Events, Ausstellungen und Sportmarketing<br />
BMW Deutschland, und Dr. Andreas Pochhammer, 1.<br />
Vorsitzender des VSaW, übergaben die Pokale. „Wir<br />
haben eine erfolgreiche Premiere des BMW Club Cup<br />
erlebt. Alle Teams haben sehr fairen Sport mit span-<br />
nenden Wettfahrten geboten und wir sind sicher, dass<br />
der BMW Club Cup eine feste Größe im deutschen Re-<br />
gattakalender wird. Für das nächste Jahr werden wir<br />
das Format zusammen mit unserem Partner Markus<br />
Wieser weiterentwickeln“, sagte Wiese. Während die<br />
Drachen beim BMW Club Cup vor dem schon herbst-<br />
lich leeren Strandbad Wannsee ihre Bahnen zogen,<br />
stellte sich Markus Wieser nur ein paar Hundert Meter<br />
entfernt der internationalen Match-Race-Konkurrenz:<br />
Beim zeitgleich laufenden Berlin Match Race vor den<br />
Stegen des VSaW wurde er schließlich nach Gewinn des<br />
kleinen Finales Dritter (siehe Beitrag in diesem Heft).<br />
panorama<br />
Gelungene Premiere auf dem herbstlichen Berliner Wannsee: Das Team PYC Hunger/Hunger/Schmidt<br />
vor der Seglervereinigung Itzehoe mit Soyka/Soyka/Ueck beim ersten BMW Club Cup auf Amwindkurs.
DIE TEILNEHMENDEN CLUBS GEHEN BEI DEM NEUEN<br />
SEGELFORMAT MIT IHREN EIGENEN DRACHEN AN DEN<br />
START, BEKOMMEN ABER DIE GROSSSEGEL GESTELLT.<br />
Schönste Crew: Lotta und Jule Görge<br />
starteten mit Vater Martin für den KYC.<br />
20<br />
Gemeldet zum Club Cup der Drachen hatten der<br />
Bayerische Yacht Club (Rudolf Houdek, Sebastian<br />
Hubert, Franz Hoflinger), der Chiemsee Yacht Club<br />
(Werner Fritz, Lorenz Fischer, Philipp Pechstein), der<br />
Deutsche Touring Yacht Club (Vincent Hoesch, Mi-<br />
chael Lipp, Peter Bauer), der Kieler Yacht Club (Mar-<br />
tin, Lotta und Jule Görge), der Norddeutsche Re-<br />
gatta Verein (Philip Dose, Erik Heil, Thomas Plößel),<br />
der Potsdamer Yacht Club (Dr. Wolfgang und Dr.<br />
Klaus Hunger, Rolf Schmidt), die Seglervereinigung<br />
Souveräne Sieger: Team BYC mit Houdek/ Hubert/Hoflinger auf dem letzten Vorwindkurs.<br />
Itzehoe (Christian und Zino Soyka, Henning Ueck)<br />
und der Verein Seglerhaus am Wannsee (Achim und<br />
Petra Kadelbach, Mark Bayer). Die teilnehmenden<br />
Clubs gehen bei dem neuen Segelformat mit ihren<br />
eigenen Drachen an den Start, bekommen aber die<br />
Großsegel gestellt – Genua und Spinnaker liegen in<br />
der Verantwortung der Crews. Gesegelt werden je-<br />
weils acht Fleetraces mit dem sogenannten Pfadfin-<br />
derstart auf Up-and-down-Kursen.<br />
Fotos © Matt. Müncheberg Infos www.vsaw.de<br />
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Leseprobe
22<br />
Markenzeichen Brille und Dreitagebart: Der Berliner<br />
Markus Wieser (hier am Steuer der alten<br />
CONTAINER) gehört aktuell zu den erfolgreichsten<br />
deutschen Seglern. Foto © Matt. Müncheberg<br />
2011 startete die CONTAINER, eine neue TP 52 von<br />
Eigner Udo Schütz aus Selters, erstm<strong>als</strong> beim Audi<br />
MedCup. Nach anfänglichen guten und sehr guten<br />
Plätzen landete die Crew um Steuermann Markus<br />
Wieser aus Berlin schließlich overall auf Platz vier<br />
von insgesamt acht Teilnehmern. Bei der nur wenige<br />
WIESERS<br />
VISIONEN<br />
Wochen später gelaufenen Weltmeisterschaft in der<br />
TP-52-Klasse vor Porto Cervo errang Wieser dann<br />
etwas überraschend den Vize-Weltmeistertitel. Das<br />
SAILING JOURNAL sprach in Berlin mit CONTAINER-<br />
Skipper Markus Wieser über seine erste Saison in der<br />
TP, den MedCup und die Zukunft der TransPac 52.<br />
TP 52<br />
szene tp 52
MARKUS, WIE LIEF DIE SAISON<br />
AUS DEINER SICHT? Unsere<br />
TP wurde erst Anfang Januar<br />
bei Green Marine in England<br />
in Auftrag gegeben und spät<br />
fertiggestellt. Wir entschlossen uns kurzfristig, trotz-<br />
dem am ersten MedCup-Event in Cascais teilzuneh-<br />
men. Dort sind wir dann völlig überraschend Zweiter<br />
geworden, hinter QUANTUM, dem späteren Sieger. Es<br />
folgte Marseille, da lief`s dann noch besser. Nach die-<br />
sem Sieg verschob sich unsere Zielsetzung komplett.<br />
Wir dachten, wir starten jetzt voll durch und können<br />
den MedCup sogar gewinnen! Ursprünglich wollten<br />
wir nur zeigen, dass wir mit unserem neuen Boot kon-<br />
kurrenzfähig sind – um uns dann Stück für Stück zu<br />
verbessern. Um auf die Frage zurückzukommen: Wir<br />
sind mit unserer ersten Saison sehr zufrieden.<br />
AB SAISONMITTE LIEFEN DANN DIE REGATTEN MIT WE-<br />
NIG WIND … Da haben wir plötzlich gemerkt, dass wir<br />
doch nicht so konkurrenzfähig sind. Unsere Segelent-<br />
wicklung lief auf einmal in die f<strong>als</strong>che Richtung, uns fehl-<br />
te der Bootsspeed, am Wind wie auch vor dem Wind …<br />
24<br />
BEIM MEDCUP 2011 BELEGTET IHR TROTZDEM IM<br />
GESAMT-KLASSEMENT DEN VIERTEN PLATZ, HINTER<br />
QUANTUM RACING/USA, BRIBON/SPANIEN UND DEM<br />
ITALIENISCHEN AUDI AZZURRA SAILING TEAM. UND<br />
DANN, BEI DER TP-WELTMEISTERSCHAFT VOR DEM<br />
SARDISCHEN PORTO CERVO, WURDET IHR AUF EIN-<br />
MAL VIZE-WELTMEISTER, WIEDER LAG NUR QUAN-<br />
TUM RACING GANZ VORN. WAS WAR DER GRUND<br />
FÜR DIESE PLÖTZLICHE LEISTUNGSSTEIGERUNG?<br />
Wir mussten etwas verändern, weil wir nicht mehr<br />
wussten, wie wir aus dieser ganzen Misere heraus-<br />
kommen sollten. Unser gesamtes Set-up passte nicht<br />
mehr. Die Segel, der Masttrimm – wir veränderten<br />
zu viel, aber in die verkehrte Richtung! Ich entschied<br />
mich deshalb, unseren Großsegel-Trimmer auszutau-<br />
schen, welcher diese Baustelle mitverantwortet hatte.<br />
Wir holten Don Cowie für die WM ins Boot, der mit<br />
TEAM NEW ZEALAND die letzten beiden MedCups<br />
<strong>als</strong> Großsegeltrimmer gewonnen hat. Don machte<br />
ein komplettes Reset, wir änderten über Nacht einige<br />
Segel. Auf einmal waren wir wieder konkurrenzfähig.<br />
Seite an Seite: Die TPs des<br />
Teams AUDI ALL4ONE und<br />
CONTAINER beim Finale des<br />
MedCup vor Barcelona.<br />
Foto © Richard Walch/Audi<br />
DAS WAR EUER ERSTES JAHR AUF EINER TP. UND IHR<br />
SEGELTET AUF ANHIEB ERFOLGREICHER ALS DAS AN-<br />
DERE DEUTSCHE TEAM … Richtig, der andere Deut-<br />
sche beim Cup, Jochen Schümann, ist bereits das<br />
fünfte Jahr beim MedCup dabei, er müsste eigentlich<br />
mittlerweile wissen, wie es geht. Trotzdem wurde er<br />
beim MedCup Sechster von acht und bei der WM Letz-<br />
ter. Seine Erfolge in dieser Klasse sind bis dato über-<br />
schaubar. Nach der Olympiaqualifikation in Perth im<br />
Dezember werden junge deutsche Talente frei – und<br />
wir haben einige davon in Deutschland. Die können si-<br />
cher mit etwas Training auch eine TP schnell bewegen.<br />
Der von Jochen angekündigte Generationenwechsel<br />
würde hier perfekt passen. Mit CONTAINER wollen wir<br />
nach einem guten ersten Jahr eine sehr gute zweite<br />
Saison anhängen.<br />
ÜBERHAUPT, DEINE SAISON WAR SEHR ERFOLGREICH.<br />
AUCH IM DRACHEN LIEF ES WIEDER RICHTIG GUT …<br />
Ja, mit dem Sieg beim Gold Cup und den beiden Vize-<br />
titeln bei der EM und WM hatten wir wieder ein tolles<br />
Jahr im Drachen. Matti Paschen und ich sind sehr gut<br />
eingespielt. Sergei, unser Eigner, ist ein Fighter, zusam-<br />
men macht es riesig Spaß. Nächstes Jahr werden Matti<br />
und ich das Drachensegeln jedoch etwas einschränken<br />
müssen, da nun der MedCup in unserem Fokus steht.<br />
TITELSPONSOR AUDI WÜNSCHT SICH FÜR 2012 EINEN<br />
EVENT IM NORDEN. IM GESPRÄCH SIND KIEL ODER<br />
TRAVEMÜNDE. WIRD AUS DEM MEDCUP EIN BAL-<br />
TICCUP? Die Geschichte mit einem Event im Norden<br />
gestaltet sich schwierig. Die Eigner lassen sich ungern<br />
vorschreiben, wo sie segeln sollen, besonders wenn<br />
der ganze Tross gen Norden ziehen soll, was mit ei-<br />
nem MedCup im eigentlichen Sinn nach meiner Auf-<br />
fassung nicht mehr viel zu tun hat. Der Aufwand wäre<br />
enorm. Pro Team sind das mehrere Landtransporte.<br />
Das Boot, Kiel und Mast, mehrere Materialcontainer<br />
müssen bewegt werden. In Porto Cervo bei der WM<br />
gab es ein Owners-Meeting, da haben zwei TP-Eigen-<br />
tümer bei einer Abstimmung gesagt, dass sie auf der<br />
Ostsee nicht mit dabei sein würden …<br />
„NACH DER OLYMPIAQUALIFIKATION IN PERTH IM DEZEMBER<br />
WERDEN JUNGE DEUTSCHE TALENTE FREI – UND WIR HABEN<br />
EINIGE DAVON IN DEUTSCHLAND. DIE KÖNNEN SI CHER MIT<br />
ETWAS TRAINING AUCH EINE TP SCHNELL BEWEGEN.“<br />
OB NACH DEM ALTERSBEDINGTEN AUSSCHEIDEN DES<br />
SPANISCHEN EIGNERS DIE BRIBON WEITERHIN MIT<br />
DABEI SEIN WIRD, IST ZURZEIT UNGEWISS. WIE KANN<br />
DER ERHALT DER TP-KLASSE FÜR DEN MEDCUP GESI-<br />
CHERT WERDEN? Bisher wurde nach der sogenannten<br />
„TP Box-Rule“ gefahren. Es gibt eine Regel, da mussten<br />
die Boote bisher hineingebaut werden, die am MedCup<br />
teilnehmen wollten. Kann sein, dass diese Regeln zu-<br />
künftig aufgeweicht werden und die Boote dann nur<br />
noch einem IRC-Rennwert entsprechen müssen. Das ist<br />
vergleichbar mit dem Yardstick-System, nur eben für<br />
etwas Reichere. Die aktuell im Hochseesegeln verwen-<br />
dete Vermessungsformel ORC International basiert auf<br />
einem Geschwindigkeits-Vorhersageprogramm. Dafür<br />
werden jedem Boot anhand der Vermessung mehrere<br />
Korrekturfaktoren zugeordnet. Das IRC-System ist dem<br />
ORC-International ähnlich, auch für IRC werden die Boo-<br />
te aufwendig vermessen und aus den ermittelten Daten<br />
wird ein Rennwert berechnet. Ein Nachteil ist, dass im<br />
Unterschied zum IOR das Geschwindigkeits-Vorher-<br />
sageprogramm von IRC nicht öffentlich ist. Dadurch<br />
wird es schwieriger, ein Boot auf einen günstigen Renn-<br />
wert zu optimieren. IRC ist in den englischsprachigen<br />
Seglernationen und im Mittelmeer das vorherrschende<br />
System. Der Vorteil gegenüber den Box-Rules liegt je-<br />
doch auf der Hand: Die Klasse wird geöffnet. So haben<br />
auch ältere TPs eine reelle Chance, vorn mitzusegeln.<br />
Foto © Matt. Müncheberg<br />
szene tp 52
Guter Start: Die CONTAINER mit<br />
Skipper Markus Wieser (2.v.r.) bei den<br />
finalen MedCup-Rennen vor Barcelona.<br />
Foto © Richard Walch/Audi<br />
26<br />
szene tp 52<br />
DIE LEISTUNGSDICHTE BEIM DIESJÄHRIGEN MEDCUP<br />
WAR HOCH, AUF JEDEM STEP GEWANN EIN ANDERES<br />
BOOT. UNTERSCHEIDET DAS DEN MEDCUP VON AN-<br />
DEREN KLASSE-EVENTS, ETWA DEN WORLD SERIES<br />
DES AMERICA`S CUP? Das Gute am MedCup in diesem<br />
Jahr war unter anderem, dass dort einmal die RAN mit<br />
Ownerdriver Niklas Zennström gewinnen konnte. Und<br />
die GLADIATOR, ebenfalls eignergesteuert, konnte<br />
den dritten Platz bei der WM belegen. Das ist ein gu-<br />
tes Signal an andere, nicht professionelle Besitzer und<br />
Segler einer TP. Sie sehen: So weit sind die Profis ja gar<br />
nicht weg von den Eignern. Alle haben die gleichen<br />
Möglichkeiten auf den Sieg. Das in Verbindung mit<br />
der Aufweichung der Regeln könnte im nächsten Jahr<br />
dazu führen, dass tatsächlich mehr ältere TPs den Weg<br />
ans Mittelmeer und nach Portugal finden. Beim aktu-<br />
ellen America`s Cup stellt sich das ein wenig anders<br />
dar. Da kann man sagen: Noch haben die Teams die<br />
gleichen Chancen – solange sie bei den sogenannten<br />
World Series auf den 45 Fuß langen, kleinen Katamara-<br />
nen segeln. Das Bild wird sich allerdings ändern, wenn<br />
der Cup 2013 auf den riesigen AC-72-Kats ausgetra-<br />
gen wird. Den werden sich wohl nur wenige Syndikate<br />
überhaupt leisten können, geschweige denn, dass vie-<br />
le das Know-how von Oracle haben. Die werden das<br />
dann wohl dominieren. Im schlimmsten Falle wird der<br />
Cup im ganz kleinen Kreis ausgetragen werden. Und<br />
wenn Larry Ellison eines Tages keine Lust mehr haben<br />
sollte, Geld in sein Syndikat zu pumpen – etwa weil er<br />
den America`s Cup einmal gewonnen und einmal er-<br />
folgreich verteidigt haben wird – dann fangen alle wie-<br />
der bei null an, sich neu zu sortieren, wahrscheinlich<br />
ohne diese Hightech-Kats. Aus sportlicher Sicht hat<br />
man beim letzten Step der World Series vor Plymouth<br />
gesehen, dass zwar auch mehrere Boote eine Chan-<br />
ce haben – allerdings hängt da viel vom Zufall ab. Die<br />
Crews sind kleiner und die Crewmember müssen kör-<br />
perlich extrem fit sein. Bootsbeherrschung ist da alles.<br />
„ALLE HABEN DIE GLEICHEN MÖGLICHKEITEN AUF DEN<br />
SIEG. DAS IN VERBINDUNG MIT DER AUFWEICHUNG DER<br />
REGELN KÖNNTE IM NÄCHSTEN JAHR DAZU FÜHREN,<br />
DASS TATSÄCHLICH MEHR ÄLTERE TPS DEN WEG ANS<br />
MITTELMEER UND NACH PORTUGAL FINDEN.“
Blickte nach dem Vizetitel bei der TP-WM vor Porto Cervo nach vorn: CONTAINER-Eigner<br />
Udo Schütz (Mitte) im Gespräch mit Skipper Wieser (links). Foto © Matt. Müncheberg<br />
UDO SCHÜTZ, EIGNER DER CONTAINER, DU UND DEINE<br />
CREW STANDEN BEREIT, BEIM AMERICA`S CUP ANZU-<br />
TRETEN. DANN KAM DIE ENTSCHEIDUNG DES DEFEN-<br />
DERS, AUF EXTREM LEICHTEN KATS MIT SOGENANNTEN<br />
WING SAILS ZU FAHREN … Wenn die Entscheidung<br />
zugunsten von Einrumpfern ausgefallen wäre, hätte<br />
das dem MedCup einen extremen Auftrieb gegeben.<br />
Es wären dann viel mehr von den Spitzenteams dort<br />
gestartet. Alle sind dam<strong>als</strong> davon ausgegangen, dass<br />
auf großen RC-44-Einrumpfern gesegelt werden wird,<br />
an deren Entwicklung ja America`s Cup-Skipper Rus-<br />
sel Coutts einen erheblichen Anteil hat. Für mich ist<br />
der America`s Cup nun keine Option mehr. Ich habe<br />
nie das Katsegeln gelernt. Ich müsste ganz neu von<br />
vorn anfangen. Das will ich mir nicht mehr antun. Das<br />
Segeln auf engstem Raum, egal ob durch die virtuelle<br />
Begrenzung bei den World Series oder bei den Extreme-<br />
40-Kats, führt zu vielen Crashs und Kenterungen. Das<br />
geht dann durch die Medien. Bilder vom normalen,<br />
sprich sportlichen Segeln rücken so schnell in den<br />
Hintergrund. Teilweise wissen die Segler da gar nicht<br />
mehr, wo vorn und hinten ist.<br />
28<br />
EINES DER HAUPTPROBLEME DES SPITZEN-SEGEL-<br />
SPORTES SCHEINT ZU SEIN, DASS SICH DIE SEGLER<br />
UNTEREINANDER NICHT EINIG SIND. WARUM MUSS-<br />
TE ZUM BEISPIEL DER TERMIN DES ZWEITEN WORLD-<br />
SERIES-STOPPS IN PLYMOUTH AUSGERECHNET AUF<br />
DEN ZEITRAUM GELEGT WERDEN, ALS VOR BARCE-<br />
LONA DAS FINALE DES AUDI MEDCUP AUSGETRAGEN<br />
WERDEN SOLLTE? Das war Absicht. Russel Coutts will<br />
damit sein Format durchdrücken. Coutts war es auch,<br />
der von Sponsor Slam zu Puma wechselte, nur weil die<br />
ein paar Euro mehr geboten haben. Die sind wie eine<br />
Heuschrecke. Das macht viel kaputt im Segelsport.<br />
Eine gute Idee wäre etwa, die TP 52 und die RC 44<br />
zusammenzupacken und daraus einen neuen Med-<br />
Cup zu machen. Die RC 44 ist anerkannt, verbreitet<br />
und lässt sich sportlich segeln. Das funktioniert aber<br />
nicht, weil Russel Coutts da seine Finger drauf hat.<br />
Da spielt persönliches Ego – leider – eine große Rol-<br />
le. Aber um eine kleinere Segelklasse neben den gro-<br />
ßen 52-Füßern TP zu etablieren, hätte man, statt auf<br />
die Soto 40 zu setzen, auch die Melges 32 nehmen<br />
können. Das ist zwar ein kleines Boot, aber die Klasse<br />
existiert schon mit großen Feldern, da hätte man vom<br />
Fleck weg 40 Boote am Start. Das wäre spektakulärer,<br />
<strong>als</strong> sieben Sotos zuzuschauen wie in diesem Jahr.<br />
Das Interview führte Matt. Müncheberg<br />
Fotos © Richard Walch/Audi, Matt. Müncheberg Infos www.medcup.org<br />
Zu der Bootsklasse Soto 40 siehe auch Beitrag in diesem Heft.<br />
„FÜR MICH IST DER AMERICA`S CUP NUN KEINE OPTION<br />
MEHR. ICH HABE NIE DAS KATSEGELN GELERNT.<br />
ICH MÜSSTE GANZ NEU VON VORN ANFANGEN.“<br />
© Richard Walch<br />
Die Leistungsdichte beim diesjährigen<br />
MedCup war hoch: Bei jedem der Steps<br />
konnte ein anderes Boot obsiegen. Um<br />
so bemerkenswerter, dass die CONTAI-<br />
NER (Mitte) bereits in der ersten Saison<br />
auf Platz vier overall landen konnte.<br />
Foto © Richard Walch/Audi<br />
HÄNGEN SIE<br />
IHRE TRÄUME<br />
AN DEN NAGEL<br />
Richard Walch • The Art of <strong>Sailing</strong> 2012<br />
€ 98,- [D] • ISBN 978-3-7688-3288-5<br />
Der Yachtsport aus spektakulären Perspektiven: Richard Walch interpretiert die Segelfotografie<br />
fotografie in einer neuen und spannenden Form. Die Motive des Kalenders sind auf Folie<br />
gedruckt, die bestens geeignet geeignet ist, um die Dynamik des Elements Wasser einzufangen.<br />
Außerdem können können die Motive einfach einfach vom vom Kalendarium gelöst und dauerhaft gerahmt<br />
werden.<br />
szene tp 52<br />
Die Highlights des Kalenders:<br />
www.delius-klasing.de/kalender<br />
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30<br />
Es ist eines der härtesten Segelrennen der Welt. Drei<br />
der sechs teilnehmenden Boote bei der Neuauflage des<br />
Volvo Ocean Race (VOR) waren bei Redaktionsschluss<br />
gezwungen, auszusetzen. Die Teams wurden von bruta-<br />
len Bedingungen attackiert, noch bevor sie das Mittel-<br />
meer verlassen hatten. Bei ABU DHABI brach der Mast,<br />
<strong>als</strong> das Boot von einer riesigen Welle getroffen wurde<br />
(siehe Foto Seite 4), TEAM SANYA hatte Probleme mit<br />
Delaminationen des Rumpfes. Schließlich meldete auch<br />
PUMA OCEAN RACING 17 Tage nach dem Start – und bis<br />
dahin an zweiter Stelle liegend – Mastbruch, rund 2.150<br />
Meilen vom Ziel in Kapstadt entfernt. Die Crew blieb un-<br />
verletzt. An Bord war da auch der Deutsche Michi Müller,<br />
derzeit Teil der „traurigsten elf Menschen auf dieser<br />
Welt“, wie Skipper Ken Read tickerte. In vorbildlicher<br />
Seemannschaft habe die Crew den bei 22 bis 23 Knoten<br />
START<br />
VOLVO OCEAN RACE<br />
Wind und acht bis zehn Meter hohen Wellen ohne<br />
Vorwarnung in drei Teile zerbrochen Mast gesichert. In<br />
Spanien hatte das letzte große Abenteuer unserer Zeit<br />
medienwirksam mit einem spannenden In-Port-Race<br />
am 29. Oktober begonnen. Sechs Teams aus Amerika,<br />
Neuseeland, Frankreich, Spanien, Abu Dhabi und China<br />
fahren in neun Etappen um die Welt. Nach dem Etap-<br />
penstart in Alicante am 5. November werden die bis zu<br />
21,5 Meter langen Renngeräte Stopps in Kapstadt, Abu<br />
Dhabi, Sanya, Auckland, Itajai, Miami, Lissabon und<br />
Lorient einlegen. In Kapstadt werden allerdings – nach<br />
aktuellem Stand am 22. November – nur drei der Teams<br />
aus eigener Kraft und unter Segeln eintreffen. Mit Michi<br />
Müller sprachen wir kurz vor dem Start des ersten Legs<br />
in Alicante über Lust, Frust – und die Gefahren beim<br />
Offshore-Segelspektakel Volvo Ocean Race.<br />
MIT<br />
HIN<br />
DER<br />
NIS<br />
SEN<br />
regatta volvo ocean race
enn dieses Heft erscheint, wer-<br />
den zumindest drei der Yach-<br />
ten den ersten Törnstopp in<br />
Kapstadt bereits erreicht haben.<br />
Endziel ist das irische Galway.<br />
Eintreffen sollen die Teams dort voraussichtlich am 3.<br />
Juli, das Race endet dann in Galway mit einem letzten<br />
In-Port-Race am 7. Juli. Für normale Wochenend- und<br />
Urlaubssegler quasi unvorstellbare 39.270 Seemeilen<br />
werden die jeweils elfköpfgen Teams (zehn Segler; ein<br />
zusätzliches Crewmember ist jeweils für Multimedia an<br />
Bord verantwortlich) bis dahin in etwa absolviert haben<br />
müssen – unter genauso unvorstellbar harten Bedin-<br />
gungen für Physis und Psyche der Segler. Die zweit-<br />
längste Strecke werden zumindest 33 der insgesamt 66<br />
Segler bei Redaktionsschluss dieses Heftes bereits unter<br />
Segeln regulär absolviert haben: 6.500 Seemeilen von<br />
Alicante nach Kapstadt. Schon auf diesem ersten Leg<br />
scheiterten innerhalb der ersten 17 Tage drei der sechs<br />
Teams und mussten das Rennen aufgeben. Dabei ist<br />
diese erste Bewährungsprobe 205 Seemeilen kürzer <strong>als</strong><br />
der für Mitte März avisierte fünfte Gewalt-Ritt auf den<br />
Wellen des Pazifk und des Atlantiks: Der soll die Crews<br />
von Auckland/Neuseeland über Kap Hoorn nach Itajai<br />
an der brasilianischen Küste bringen.<br />
Die aktuelle Generation der VO-70-Yachten wurde so<br />
konstruiert, dass auch ältere Boote mithalten können.<br />
Grund dafür war, dass die früh begonnene Planungs-<br />
phase der Wettfahrt genau in die Zeit der Wirtschafts-<br />
krise fiel. Da Ballast und Maximalbreite der Schiffe nun<br />
32<br />
festgeschrieben sind, erhielten die neuen Boote zum<br />
Beispiel etwas breitere Wasserlinien, um ein besseres<br />
aufrichtendes Moment zu erhalten. Ab sofort ist au-<br />
ßerdem nur noch der Bau eines Bootes pro Team er-<br />
laubt, die Anzahl der im Rennen erlaubten Segel wurde<br />
zudem auf 17 reduziert. All diese Maßnahmen sollen<br />
neben anderen dazu beitragen, die Kosten zu minimie-<br />
ren. So soll der Bau eines neuen Volvo-Ocean-Racers<br />
nun für „nur“ noch 20 Millionen Euro möglich sein. Zu<br />
diesem Zweck wurde sogar das zulässige Gesamtge-<br />
wicht pro Boot um eine<br />
halbe Tonne erhöht – bei<br />
gleich schwer bleiben-<br />
dem Ballast. Es beträgt<br />
nun zwischen 14 und<br />
14,5 Tonnen. So sollen<br />
DIE AKTUELLE GENERATION DER<br />
VO-70-YACHTEN WURDE SO<br />
KONSTRUIERT, DASS AUCH ÄLTERE<br />
BOOTE MITHALTEN KÖNNEN.<br />
insbesondere teure Materi<strong>als</strong>chlachten bei der Struktur<br />
des Rumpfes vermieden werden. Beim offiziellen Start<br />
des diesjährigen VOR, dem Iberdrola-In-Port-Race vor<br />
Alicante, setzte das Team ABU DHABI OCEAN RACING<br />
mit Skipper Ian Walker ein erstes deutliches Achtungs-<br />
zeichen. Der zweimalige Olympia-Silbermedaillenge-<br />
winner im Starboot Walker konnte bei leichten Winden<br />
eine Führung herausarbeiten, die aus einem guten<br />
Start resultierte. Bis zur dritten Tonne lag das Wüs-<br />
tenschiff, ein Farr-Design, vorn, dicht gefolgt von dem<br />
neuseeländischen Schiff CAMPER (Botin-Design) mit<br />
dem Australier Chris Nicholson am Steuer und Kouy-<br />
oumdjian-Design PUMA OCEAN RACING aus Amerika<br />
mit Skipper Ken Read. Als dann der Wind fast völlig<br />
wegblieb, profitierte ABU DHABI von einer letzten leich-<br />
Kraftakt: ABU DHABI beim<br />
Bergen des gebrochenen<br />
Mastes. Aktuell befindet sich<br />
das Boot – mit horizontal<br />
geriggtem Mast – auf einem<br />
Frachter mit Kurs auf Kapstadt.<br />
ten Privatbrise, die das Team nach 53,48 Minuten und<br />
einem abgekürzten Rennen über die Ziellinie schob. Die<br />
anderen steckten zunächst im Windloch fest. PUMA<br />
gelang es <strong>als</strong> erstem Team, wieder Fahrt aufzunehmen,<br />
es folgte <strong>als</strong> Zweiter mit 14,14 Minuten Rückstand auf<br />
ABU DHABI. Das SAILING JOURNAL sprach mit dem<br />
einzigen deutschen Teilnehmer des diesjährigen VOR,<br />
dem 28-jährigen PUMA-Vorschiffsmann Michael „Mi-<br />
chi“ Müller aus Kiel nach dem In-Port-Rennen vor Ali-<br />
cante über Lust und Last einer Teilnahme an einem der<br />
brut<strong>als</strong>ten Seerennen überhaupt.<br />
GLÜCKWUNSCH ZUM ZWEITEN PLATZ BEIM ERSTEN REN-<br />
NEN DES VOLVO OCEAN RACE 2011/2012. WIE FÜHLT<br />
SICH DAS AN? Ja, wir hatten einen guten Start. Das ist ein<br />
gutes Gefühl, auf Anhieb Zweiter zu sein und beim<br />
Start zur ersten Etappe schon fünf Punkte auf dem<br />
Konto zu haben. Gestern hatten wir unser Practice<br />
Race, da wurden wir Dritter. Heute lief alles deutlich<br />
ruhiger. Es lief so, wie wir das trainiert haben. Gestern<br />
war da noch ein bisschen Panik drin.<br />
ABU DHABI OCEAN RACING SEGELTE HEUTE SOUVERÄN<br />
ALS ERSTER INS ZIEL. MUSS MAN MIT DIESEM SCHIFF IN<br />
DEN NÄCHSTEN MONATEN RECHNEN? Ich glaube, mit<br />
allen fünf neuen Booten muss man rechnen. TEAM<br />
SANYA (aus China; startet <strong>als</strong> einziges Team mit einem<br />
älteren Design, d. Red.) ist zum Beispiel ein Boot, das<br />
bei wenig Wind und bei allen In-Port-Rennen auch<br />
immer gut war. Selbst mit denen ist <strong>als</strong>o zu rechnen.<br />
regatta volvo ocean race<br />
Sorgt dafür, dass die Segel „vorn<br />
richtig hoch- und runterkommen“:<br />
PUMA-Vorschiffsmann Michi Müller<br />
aus Kiel ist der einzige deutsche<br />
Teilnehmer des diesjährigen VOR.
WAS SIND DEINE AUFGABEN AN BORD VON PUMA<br />
OCEAN RACING? Meine Aufgaben an Bord sind sehr<br />
breit gefächert. Generell heißt meine Position an Bord<br />
Vorschiffsmann. Ich muss mich insbesondere darum<br />
kümmern, dass alle Segel vorn richtig hoch- und run-<br />
terkommen. Ich muss die Segelwechsel vorbereiten,<br />
koordinieren und nachbereiten.<br />
KANN MAN BEI SEGELGRÖSSEN VON 500 QUADRAT-<br />
METERN FÜR DEN GENNAKER UND EINER 182 QUAD-<br />
RATMETER GROSSEN GENUA ALLEIN ÜBERHAUPT NOCH<br />
ETWAS AUSRICHTEN? Die Segel sind schwer. Da geht<br />
es gar nicht mal so um die Größe. Natürlich kann man<br />
allein <strong>als</strong> Vorschiffsmann bei 100 bis 200 Kilogramm<br />
Segelgewicht nicht viel bewegen, gerade wenn das<br />
Boot Lage schiebt und Seegang herrscht. Auch wenn<br />
beide Vorschiffsleute an Deck sind, geht da noch nicht<br />
viel. Wenn wir die Genua wechseln, sind da immer<br />
fünf bis sechs Leute an Deck, um mitzuhelfen. Wir be-<br />
reiten das allein oder zu zweit vorn vor, dann kommen<br />
die Truppen dazu, um mitzumachen.<br />
DU BIST SCHON EINMAL MIT KEN READ CASEY SMITH<br />
GESEGELT. DER REST DER CREW KAM NEU DAZU …<br />
34<br />
Präzision trotz immensen<br />
Zeitdruckes: Der neue ABU<br />
DHABI-Mast wird vorbereitet.<br />
In fast genau der Konstellation, in der wir jetzt segeln,<br />
sind wir seit fast eineinhalb Jahren zusammen. Wir sind<br />
zu einem guten Team zusammengewachsen. Mit den<br />
meisten meiner Mitsegler segelten wir schon zusam-<br />
men auf unserem alten Trainingsboot. Angefangen zu<br />
segeln und uns auf das Race vorzubereiten haben wir<br />
im April des letzten Jahres. Das waren neben weiteren<br />
Trainingseinheiten fünf Sessions à drei Wochen.<br />
DER ARGENTINIER JUAN KOUYOUMDIJAN ZEICHNETE<br />
EUER BOOT. WAS IST NEU? Einige Sachen sind gleich,<br />
viele Dinge sind ähnlich. Generell ist das Boot eine<br />
Weiterentwicklung der ERICSSON 4. Das gesamte<br />
Rumpfdesign ist neu, Sachen wie Kielanhänge, Win-<br />
kel der Ruderblätter und so weiter. Und das Schiff hat<br />
jetzt nochmal mehr Volumen im Vorschiffsbereich.<br />
WIE HAST DU DICH KÖRPERLICH AUF DAS RENNEN VOR-<br />
BEREITET? Wir machen alle immer Sport, insofern gab<br />
es da keine Extra-Sporteinheiten wegen des Rennens.<br />
In der Vorbereitungszeit hatten wir allerdings Wochen<br />
mit bis zu sechs Tagen Gym. Insbesondere werden da<br />
Kraft und Ausdauer trainiert. Für die Kondition machten<br />
wir viel Zirkeltraining, es gab aber auch Laufeinheiten.<br />
PUMAs „Meeresmonster“, Zweiter des ersten<br />
In-Port-Rennens, lag beim ersten Leg nach<br />
Kapstadt lange Zeit weit vorn – bis kurz vor<br />
Redaktionsschluss der Mast brach.<br />
Muss den Spagat zwischen Offshore-Rennen<br />
und Familie bewältigen: für PUMA-Vorschiffsmann<br />
Müller „fast schon normal“.<br />
WIE BEREITET MAN SICH PSYCHISCH VOR? GEHT MAN<br />
ALS VATER VON ZWEI KLEINEN KINDERN ANDERS AN<br />
DIESE REGATTA HERAN? Wahrscheinlich denkt man da<br />
schon ein bisschen drüber nach. Aber das Rennen ist<br />
ja nichts, was von heute auf morgen passiert. Das Ren-<br />
nen und das private Leben laufen ganz normal parallel<br />
nebeneinanderher. Durch die lange Vorbereitungszeit<br />
sind wir jetzt schon gut eingespielt: Auch da gab es ja<br />
schon längere Offshore-Etappen. Wir sind Transatlan-<br />
tik gesegelt oder von Newport nach Miami, hatten auf<br />
„ES GIBT DA BESTIMMT JAHRE, WO ES<br />
EINFACH NUR UM´S AN KOMMEN GEHT,<br />
ABER IN EINEM NORMALEN JAHR SOLLTE<br />
DAS KEIN PROBLEM GEBEN.“<br />
Lanzarote unser Trainings-<br />
camp und sind da auch<br />
offshore gesegelt. Insofern<br />
ist das jetzt für uns und<br />
unsere Familien fast schon<br />
etwas ganz Normales.<br />
HABT IHR DIE MÖGLICHKEIT, IN DER ZEIT NACH AN-<br />
KUNFT IM ETAPPENHAFEN UND VOR DEM NÄCHSTEN<br />
IN-PORT-RACE NACH HAUSE ZU FAHREN? Das kommt<br />
ganz auf den Hafen an und auf die Familiensitua-<br />
tion. Generell ist das bei unserem Team so, dass wir<br />
die Option haben, entweder unsere Familien zum Ha-<br />
fen bringen zu lassen oder nach Hause zu fahren. Ich<br />
selbst habe meine Familie hier in Alicante, sie kommt<br />
nach Kapstadt, dann fliege ich mal nach Hause, in Miami<br />
wird mich meine Familie wieder besuchen und auf ein<br />
paar anderen Stopps.<br />
NEBEN ALICANTE STEHEN KAPSTADT, ABU DHABI, SANYA,<br />
AUCKLAND, ITAJAI, MIAMI, LISSABON, LORIENT UND GAL-<br />
WAY AUF DEM FAHRPLAN. DEINE LIEBLINGSETAPPE? Ich<br />
glaube, generell ist die erste Etappe die, auf welche<br />
sich jeder freut. Endlich geht es los nach eineinhalb<br />
oder zwei Jahren Vorbereitungszeit. Eine lange Etap-<br />
pe, die zweitlängste überhaupt. Natürlich gibt es<br />
dann auch Etappen, die vielleicht weniger interessant<br />
sind oder die man vielleicht selbst auch noch nicht<br />
gesegelt hat …<br />
regatta volvo ocean race<br />
HAT MAN ALS SEGLER EHRFURCHT ZUM BEISPIEL BEI<br />
DER RUNDUNG DES BERÜCHTIGTEN KAP HOORN? Es<br />
gibt da bestimmt Jahre, wo es einfach nur um´s An-<br />
kommen geht, aber in einem normalen Jahr sollte das<br />
kein Problem geben. Doch auch wenn wir nach Kap-<br />
stadt segeln, durch den Südatlantik, oder später auf<br />
dem Nordatlantik, kann es durchaus schlechtes Wetter<br />
geben, dann kann das schon sehr anspruchsvoll werden.
Brutales Rennen: Bei über 43 Knoten (Windstärke<br />
neun) und über zehn Meter hohen<br />
Wellen delaminierte bei TEAM SANYA plötzlich<br />
der Rumpf. Die Crew hatte Glück: Beinahe<br />
hätte sie das Schiff verloren. Nun fährt die<br />
Yacht huckepack auf einem Frachter Richtung<br />
Kapstadt, dem zweiten Step des VOR.<br />
36<br />
regatta volvo ocean race
Der Bug spitz, das Heck ausladend, der Rumpf flach, das<br />
Ganze versehen mit einem Gebirge an Segeln: Die aktuellen<br />
VO-Racer sind brutale, dabei aber durchaus filigrane<br />
Rennmonster – zu filigran für dieses harte Rennen? PUMA<br />
OCEAN RACING (Foto) musste das erste Rennen am 17.<br />
Tag nach dem Start in Alicante <strong>als</strong> insgesamt dritte Yacht<br />
aufgeben: Mastbruch. Da waren es nur noch drei.<br />
38<br />
regatta volvo ocean race
WARUM IST WIEDER KEIN DEUTSCHES BOOT AM START?<br />
Man kann ja argumentieren, dass Puma, unser Haupt-<br />
sponsor, zumindest anteilig deutsch ist, wenn man<br />
sich den Firmensitz anschaut (Herzogenaurach, d.<br />
Red.). Schwierig zu sagen. Ich denke, das ist in erster<br />
Linie vom Sponsor abhängig …<br />
PUMA KÖNNTE JA AUCH UNTER DEUTSCHER FLAGGE<br />
ANTRETEN … Ich denke, Puma ist das ziemlich egal,<br />
was da hinten am Boot für eine Flagge dranhängt, nor-<br />
malerweise haben wir gar keine Flagge, wir haben keine<br />
Segelnummer, wir sind einfach international, genau wie<br />
unser Sponsor, der ja auch international agiert. Dazu<br />
kommt, dass es generell nur wenige deutsche Segler<br />
gibt, vielleicht ein, zwei Hände voll, aber das war´s dann<br />
auch. Und: Die meisten davon sind keine Offshore-<br />
Spezialisten. Ganz im Gegensatz etwa zu Segelnationen<br />
wie Neuseeland. Wir haben da ziemlich wenig Leute am<br />
Start. Im Endeffekt braucht man jedoch jemanden, der<br />
ein deutsches Team auf die Beine stellen möchte und<br />
das nötige Geld findet – oder es gibt jemanden, der<br />
das Geld hat und mit einem eigenen deutschen Team<br />
einsteigen will, so wie dam<strong>als</strong> bei Illbruck.<br />
Imposante Erscheinung: Die PUMA pflügt durchs Wasser vor Alicante. Rechte Seite: GROUPAMA kämpft mit einer Bö.<br />
40<br />
WAS KOSTET ES, EIN KONKURRENZFÄHIGES BOOT ZU<br />
BAUEN? Ich glaube, mit 20 Millionen Euro wäre man<br />
da schon ziemlich dicht dran. Wenn man sich Firmen-<br />
oder Sponsorenetats von größeren Firmen anschaut, ist<br />
das eigentlich eine lächerliche Summe. Trotzdem kann<br />
man froh sein, dass dieses Mal sechs Boote am Start<br />
sind, denn die allgemeine Sponsoren-Situation scheint<br />
im Augenblick recht schwierig zu sein. Das merkt man<br />
ebenso beim MedCup oder beim AC, auch da ist we-<br />
niger los <strong>als</strong> vorher. Beim America´s Cup 2007 waren<br />
zwölf Teams am Start – mal sehen, wie viele dieses Mal<br />
übrig bleiben, wenn es um die Kanne geht …<br />
DEINE MEINUNG ZUM AKTUELLEN AMERICA´S CUP?<br />
Als Bootsklasse finde ich die AC-Kats interessant, ich<br />
habe kein Problem mit Multihulls. Die Veranstaltung<br />
ist aber aus meiner Sicht sehr schlecht gemanagt. Ins-<br />
besondere bei der Planungsphase war deutlich mehr<br />
Potenzial drin. Wenn etwa von Teams verlangt wird,<br />
dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt melden sol-<br />
len, und die bis dahin dann schon ihr Budget klarma-<br />
chen müssen – 50 Millionen sind da das Minimum –,<br />
obwohl zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht feststeht,<br />
wo überhaupt das erste Rennen oder die nächsten Ren-<br />
nen stattfinden werden, dann ist das keine gute Organi-<br />
sation, finde ich. So kann man nicht auf Sponsoren suche<br />
gehen. Die Rennen der World Series zum America´s<br />
Cup sind aus sportlicher Sicht vielleicht vergleichbar<br />
mit den In-Port-Rennen beim Volvo Ocean Race. In-<br />
sofern ist das auch schon Sport, was die da machen.<br />
WIE WICHTIG IST MULTIMEDIA HEUTE? WELCHE ROLLE<br />
SPIELT DER ELFTE MANN AN BORD? Die Medien sind<br />
heutzutage generell sehr wichtig, insbesondere für<br />
die Sponsoren und für alle anderen Partner, natürlich<br />
auch für die Zuschauer. Der elfte Mann ist ausschließ-<br />
lich für Multimedia an Bord zuständig. Er darf darü-<br />
ber hinaus nichts tun, was die Segelperformance des<br />
Bootes unterstützt. Das Einzige, was er machen darf,<br />
was uns hilft, ist, sich um das Essen zu kümmern.<br />
Das heißt, meistens wird heißes Wasser gemacht und<br />
etwas eingerührt. Wir haben dafür eine kleine zwei-<br />
flammige Kochstelle an Bord. Gerade wenn das Wet-<br />
ter schlecht ist, müssen die Segler etwas essen. An-<br />
sonsten hat der Medienmann dafür Sorge zu tragen,<br />
dass das Boot trocken und sauber ist.<br />
GIBT ES EINE ANGST DES<br />
VORSCHIFFSMANNES VOR<br />
DEM ÜBERBORDGEHEN?<br />
Wir haben so etwas ge-<br />
übt. Und natürlich spricht<br />
man auch darüber. Wir haben einen Safety-Kurs in<br />
England gehabt. Da waren wir im Wasser und ha-<br />
ben etwas mit der Rettungsinsel gespielt. Das lief im<br />
Trainingszentrum für Seeleute in einem großen Swim-<br />
mingpool mit Wellengenerator und Regenanlage. Das<br />
Licht ging aus, ein Soundtrack von CD wurde einge-<br />
spielt, das war alles schon ziemlich real. Generell muss<br />
man bei allen Bedingungen aufs Vorschiff gehen. Für<br />
die Manöver selbst muss man natürlich entsprechend<br />
vom Gas gehen. Das ist wichtig für die Crew, aber<br />
auch, damit die Segel nicht beschädigt werden.<br />
regatta volvo ocean race<br />
„ALS BOOTSKLASSE FINDE ICH DIE AC-KATS<br />
INTERESSANT, ICH HABE KEIN PROBLEM MIT<br />
MULTIHULLS. DIE VERANSTALTUNG IST ABER AUS<br />
MEINER SICHT SEHR SCHLECHT GEMANAGT.“
PUMA-Vorschiffsmann Michi Müller (re.): „Das Schöne überwiegt.“<br />
42<br />
„NATÜR LICH GIBT ES AUCH MOMENTE, DIE WENIGER SPASS<br />
MA CHEN. DA WEISS MAN DANN ABER, DASS DAS IN WENIGEN<br />
STUNDEN ODER MAXIMAL IN EIN PAAR TAGEN VORBEI IST.“<br />
MADRID<br />
VALENCIA<br />
ALICANTE<br />
BARCELONA<br />
DER CHEF DES VOR, KNUT FROSTAD, DER JA SELBST MEHR-<br />
MALS BEI DEM RENNEN AM START WAR, MUSSTE AUF DIE<br />
FRAGE, WAS DAS SCHÖNE AM VOR-SEGELN IST UND WA-<br />
RUM MAN SICH DAS ÜBERHAUPT NOCH EINMAL ANTUT,<br />
WENN MAN SCHON EINMAL DABEI GEWESEN IST, LANGE<br />
ÜBERLEGEN. WARUM BIST DU NACH DEINER LETZTEN<br />
KAMPAGNE NUN ZUM WIEDERHOLTEN MALE MIT DABEI?<br />
Ich glaube, das liegt in erster Linie daran, dass der<br />
Mensch generell ziemlich schnell die negativen Aspek-<br />
te eines solchen Projektes verdrängt. Das Schöne über-<br />
wiegt dann. Bei dem letzten Rennen gab es bei mir<br />
auch keinen einzigen Augenblick, wo ich gesagt habe:<br />
Das mache ich nie wieder. Natürlich gibt es auch Mo-<br />
mente, die weniger Spaß machen. Da weiß man dann<br />
aber, dass das in wenigen Stunden oder maximal in ein<br />
paar Tagen vorbei ist. Unsere Etappe nach China beim<br />
letzten Rennen war zum Beispiel nicht besonders ein-<br />
drucksvoll. Da gab es viel Wind von vorn und Strömung<br />
gegen den Wind, brechende Wellen, das ging so ein<br />
ganzes Stück. Die Längsstringer direkt vorm Kielbalket<br />
gingen kaputt. Aber das gehört eben auch dazu.<br />
HAT IN EURER VORBEREITUNG DAS THEMA PIRATERIE<br />
EINE ROLLE GESPIELT? IMMERHIN MÜSSEN DIE BOOTE<br />
WÄHREND DER ETAPPE VON UND NACH ABU DHABI DURCH<br />
DAS ARABISCHE MEER UND DEN GOLF VON OMAN …<br />
Einen Teil dieser Strecke legen die Boote huckepack<br />
auf einem Frachter zurück. Wir hatten auch ein Sicher-<br />
heitsbriefing zu diesem Thema. Ansonsten gibt es da<br />
wenig, was man tun kann. Das letzte Mal, <strong>als</strong> wir in<br />
der Straße von Malakka gesegelt sind, ist nichts pas-<br />
siert. Ich hoffe, das wird dieses Mal genauso sein.<br />
Text/Interview Matt. Müncheberg Fotos © VOR, PUMA, TEAM ABU DHABI<br />
OCEAN RACING/IWC Infos www.volvooceanrace.com<br />
regatta volvo ocean race<br />
Die Uhr zum Race: VOR- und ABU<br />
DHABI OCEAN RACING-Sponsor<br />
IWC kreierte zur Wettfahrtserie den<br />
Portuguese Yacht Club Chrono-<br />
graph Edition „Volvo Ocean Race<br />
2011-2012“. Das Schaffhausener<br />
Unternehmen ist auch offizielle Zeit-<br />
nehmer für die aktuelle Auflage des<br />
VOR. Der CEO von IWC, Georges<br />
Kern, übergab am Vortag des Renn-<br />
beginns schon mal je ein Exemplar<br />
der zeitlich auf das Ende dieser<br />
Wettfahrtserie limitierten, 12.600<br />
Euro teuren Uhr an ABU DHABI-<br />
Skipper Ian Walker und VOR-Chef<br />
Knut Frostad. www.iwc.com
BERLINMATCHRACE<br />
SWINTON SCHLÄGT MORINHO, WIESER DRITTER<br />
44<br />
Starke Portugiesen: Morinho auf Boot 1 unterlag im Finale nur knapp mit<br />
zwei zu drei gewonnenen Rennen gegen den Australier Swinton.<br />
Zuschauerfreundlich: Aus allen Teilen Berlins und aus<br />
Brandenburg kamen zahlreiche Zuschauer. Sie machten<br />
von der Möglichkeit einer Mitfahrt auf Dampfern<br />
und Yachten Gebrauch. Die Rennen wurden live kommentiert,<br />
auf dem Gelände des VSaW gab es Glühwein,<br />
Gebratenes, Musik – und Champagner für die<br />
siegreiche Swinton-Crew.<br />
Trotz herbstlich kühler Temperaturen wurde am<br />
Finaltag des 20. BMW Berlin Match Race am Sonn-<br />
tag, 6. November auf und am Berliner Wannsee<br />
niemandem kalt: Keith Swinton (Australien) schlug<br />
Alvaro Morinho (Portugal) 3:2 im großen Finale,<br />
der Deutsche Markus Wieser erkämpfte Bronze.<br />
szene berlin match race
46<br />
Hatte alles im Griff – und schließlich den Bug vorn: Swinton setzte sich gegen seinen Rivalen Morinho beim Best-of-five-Finale durch.<br />
ir sind überaus glücklich und absolut zu-<br />
frieden, uns gegen dieses hochklassige<br />
Feld durchsetzen zu können“, freute sich<br />
Keith Swinton, Steuermann des australi-<br />
schen Teams BLACK SWAN RACING, <strong>als</strong> er<br />
am Steg mit Applaus und Champagner be-<br />
grüßt wurde. Im Best-of-five-Modus hielten die beiden<br />
Teams aus Australien und Portugal das Finale zunächst<br />
offen. Erst das fünfte Rennen entschied über Sieg und<br />
Niederlage, das Preisgeld in Gesamthöhe von knapp<br />
20.000 Euro und wertvolle Ranglistenpunkte. „Ich<br />
habe ehrlicherweise auf Morinho gesetzt. Der war<br />
ziemlich stark“, erklärte Markus Wieser, der sich im<br />
Halbfinale dem Portugiesen geschlagen geben muss-<br />
te. Wieser setzte sich im kleinen Finale souverän mit<br />
2:0 durch. Der aus Berlin stammende, mitfavorisierte<br />
Olympiasieger Jochen Schümann schied frühzeitig aus<br />
und landete vor Carsten Kemmling auf dem vorletzten<br />
elften Platz. Weitere Ergebnisse: 4. Monnin, 5. Han-<br />
sen, 6. Tiller, 7. Morvan, 8. Lindbergh, 9. Ebler, 10.<br />
Sehested. „Das spannende Berlin-Match-Race- Format,<br />
das auch <strong>als</strong> olympische Frauendisziplin gesegelt<br />
wird, kommt nicht nur bei den Zuschauern, sondern<br />
auch bei den Medien durch seine gute Verständlich-<br />
keit des Boot-gegen-Boot-Kampfes immer besser an“,<br />
sagte DSV-Präsi Rolf Bähr. Diese Publikumswirksamkeit<br />
brauche der Segelsport, um im Wettbewerb der olym-<br />
pischen Sportarten bestehen zu können. Das Berlin<br />
Match Race, vom Weltseglerverband ISAF <strong>als</strong> Great-<br />
One-Event anerkannt und gemeinsam von VSaW<br />
und BYC organisiert, lief in diesem Jahr bereits zum<br />
20. Mal. Kein anderes Match Race in Deutschland<br />
kann auf eine ähnlich lange Tradition zurückblicken.<br />
Fotos © Matt. Müncheberg Infos www.berlin-match-race.de<br />
szene berlin match race<br />
Während sich Swinton (Boot 5, vorn) und Morinho (Boot 1) noch heiße Duelle lieferten, waren die deutschen Hoffnungsträger schon ausgeschieden.<br />
Markus Wieser setzte sich im kleinen Finale mit zwei zu null gegen Monnin durch. Jochen Schümann stieg schon frühzeitig aus.<br />
„DAS SPANNENDE BERLIN-MATCH-RACE-FOR MAT, DAS AUCH ALS OLYMPISCHE<br />
FRAUENDISZIPLIN GESEGELT WIRD, KOMMT NICHT NUR BEI DEN ZUSCHAUERN,<br />
SONDERN AUCH BEI DEN MEDIEN DURCH SEINE GUTE VERSTÄNDLICH KEIT<br />
DES BOOT-GEGEN-BOOT-KAMPFES IMMER BESSER AN.“ ROLF BÄHR
WO BEZIEHEN SIE IHRE AUSTERN? Überwiegend in der<br />
Metro, da habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Es<br />
gibt dort ein sehr gutes Angebot an Frischfisch und man<br />
kann alles einzeln per Hand aussuchen. Austern kom-<br />
men heutzutage fast ausschließlich von Zuchtbänken.<br />
Kroatien ist zum Beispiel kaum <strong>als</strong> Austernlieferant be-<br />
kannt. Und doch hat dieses Land einen großen Anteil an<br />
der europäischen Produktion. Diese Austern sind etwas<br />
kleiner <strong>als</strong> zum Beispiel die französischen. Sie sind ge-<br />
sund, enthalten wichtige Nährstoffe, Vitamine A, B1 und<br />
B2 sowie wertvolle Mineralien wie Calcium, Magnesium,<br />
Zink, Eisen, Jodid und Phosphor – und schmecken toll.<br />
WANN IST DIE BESTE AUSTERN-ZEIT? WAS SOLLTE MAN<br />
BEI DER AUSWAHL BEACHTEN? Die optimale Zeit ist von<br />
September bis April. Generell gilt aber, dass die Tiere le-<br />
bendig sein und keinen unangenehmen Geruch haben<br />
sollten. Sie sollten geschlossen sein und nicht beschädigt.<br />
Lutz Philipp ist ein Genießer. Und er ist seit 1975 Koch aus<br />
Leidenschaft. Was lag da näher für den Küchenmeister,<br />
der viele Jahre <strong>als</strong> Souschef und Küchenchef in der Berliner<br />
Hotellerie tätig war und in England und China arbeitete, <strong>als</strong><br />
für seine Gäste frische Austern zuzubereiten – und damit die<br />
auch wissen, wie das geht, erfand Philipp kurzerhand den<br />
MARITIM<br />
Austern-Workshop. „Zwar bin ich spezialisiert<br />
auf die Zubereitung von Soßen und Schaustücken<br />
in der kalten Küche“, sagt der Gourmet,<br />
GENIESSEN<br />
der an zwei Tagen in der Woche zusätzlich <strong>als</strong><br />
Fachpraxislehrer im Berliner OSZ Brillat Savarin angehende<br />
Köche und Hotelfachwirte die Zubereitung und das Anrichten<br />
von Speisen lehrt. Doch am liebsten bereite er Speisen von<br />
AUSTERN-WORKSHOP AM WOLZIGER SEE<br />
48<br />
Fischen zu, das sei „so interessant und vielfältig, einfach<br />
toll“, sagt der Chefkoch des Teamgeist-Yachtclubs im märki-<br />
schen Kolberg. Die Gäste haben bei Philipp die Möglichkeit,<br />
selbst aktiv an der Zubereitung der verschiedenen Austern-<br />
Variationen mitzuwirken, Fragen zu stellen – und natürlich<br />
am Ende bei einem edlen Wein ihre Arbeit an einem stilvoll<br />
gedeckten Tisch auf der Wiese direkt am See oder im nahen,<br />
maritim eingerichteten Restaurant selbst zu verkosten. Das<br />
SAILING JOURNAL hat dem sympathischen Sachsen bei<br />
einem Workshop über die Schulter geschaut.<br />
KANN MAN DIE EINMAL GEKAUFTEN AUSTERN LAGERN?<br />
Ja, aber nur zwei bis höchstens drei Tage, bei einer<br />
Temperatur von null bis zwei Grad Celsius. Die gewölb-<br />
te Schale soll dabei unten sein.<br />
WIE ÖFFNET MAN AM BESTEN DIE HARTE SCHALE? Nie-<br />
m<strong>als</strong> ohne Schutz! – Entweder trägt man einen Ketten-<br />
handschuh oder man verwendet ein dickes Tuch. Die<br />
gewölbte Schale sollte unten sein, dann setzt man un-<br />
ten, dort wo der Muskel sitzt, mit einem Austernmesser<br />
an. Das muss mit Gefühl, aber auch mit einigem Kraft-<br />
aufwand erfolgen. Ist das Messer eingedrungen, leicht<br />
drehen und seitlich auf und ab bewegen, dann sollte<br />
sich die Schale öffnen …<br />
UND DANN? Das Wasser abgießen und eventuell vor-<br />
handene Kalksplitterchen von der Schale mit einem<br />
Pinsel ausstreichen.<br />
Bildet selbst Köche aus: Chefkoch Lutz Philipp<br />
präsentiert die frisch zubereiteten Austern.<br />
NUN KANN ANGERICHTET WERDEN … Ja, es gibt viele<br />
Möglichkeiten, von denen ich heute drei vorstellen<br />
möchte. Man kann etwa das Fleisch lösen und roh auf<br />
Crushed Ice mit Limonenecken, gestoßenem Pfeffer<br />
und Pumpernickel servieren – das hat was, finde ich.<br />
ODER? Oder die Austern werden gratiniert. Dazu neh-<br />
me man Schalottenwürfel, ein wenig Knoblauch – fein<br />
gehackt, das Ganze in Butter anschwitzen, gewasche-<br />
nen und zerkleinerten Rucola dazugeben, kurz durch-<br />
schwenken, auf dem Muschelfleisch verteilen und mit<br />
etwas Parmesan kurz im Ofen gratinieren. Eine weitere<br />
Variation: Das Muschelfleisch mit Bacon umwickeln<br />
und kurz bei 180 Grad im Ofen backen. Oder das Mu-<br />
schelfleisch mit Sauce hollandaise überziehen und mit<br />
einem geriebenen Gouda bestreuen und gratinieren.<br />
Dazu werden dunkles Brot, Pumpernickel und leicht<br />
gesalzene Butter gereicht – das war´s.<br />
AM LIEBSTEN BEREITE ER SPEISEN VON FISCHEN ZU, DAS SEI<br />
„SO INTERESSANT UND VIELFÄLTIG, EINFACH TOLL“, SAGT DER<br />
CHEFKOCH DES TEAMGEIST-YACHTCLUBS IM MÄRKISCHEN KOLBERG.<br />
WAS TRINKT MAN DAZU? Die Geschmäcker sind ver-<br />
schieden. Fast alles ist erlaubt. Ich empfehle einen<br />
guten Weißwein, der sollte unbedingt trocken sein.<br />
Champagner geht auch.<br />
WIE KANN MAN MITMACHEN? Die Austern-Workshops<br />
finden auf dem Gelände des Teamgeist-Yachtclubs in<br />
Kolberg am Wolziger See statt. Mit inbegriffen sind<br />
Öffnen der Austern, Zubereitung und Degustation.<br />
So wie beschrieben, <strong>als</strong>o vier Variationen, kostet das<br />
für vier Personen mit je vier Austern und einer Fla-<br />
sche Wein pro Vierertisch 79,60 Euro. Die Termine<br />
dafür sollten individuell mit mir unter 0172 4155071<br />
oder per Mail unter yachtclub@teamgeist.com ab-<br />
gestimmt werden. Die Mindest-Teilnehmerzahl be-<br />
trägt vier. Wer will, bleibt und mietet sich eines der<br />
Segelboote …<br />
Text & Fotos © Matt. Müncheberg Infos www.teamgeist.com<br />
sea food austern
50<br />
CRUISER-RACER<br />
SABINE SCHUMANN<br />
Ein furioses und bis zum letzten Augenblick spannendes Finale – das<br />
bot der letzte Step des diesjährigen Audi MedCup vor Barcelona.<br />
Waren in der katalanischen Hauptstadt in diesem Jahr insgesamt acht<br />
der größeren TP-52-Yachten und sieben der etwas kleineren Soto 40s<br />
vertreten, so könnte sich dieses Verhältnis im nächsten Jahr umkehren.<br />
„Segeln ist für mich reines Hobby“: die<br />
Seglerin Sabine Schumann auf der Soto<br />
40 CRUISER-RACER in Barcelona, dem<br />
Wohnsitz der agilen Seglerin.<br />
Foto © Richard Walch/Audi MedCup<br />
szene soto 40
Foto © Guido Trombetta Studio Borlenghi/Audi MedCup<br />
52<br />
FÜR SCHUMANN GIBT ES KEINE STELLE AN BORD, DIE SIE NICHT BESETZEN<br />
KÖNNTE. ALS NICHT-PROFESSIONELLE FREIZEIT SEGLERIN – UND ALS<br />
FRAU – SORGT SIE DABEI IMMER WIEDER FÜR AUFSEHEN.<br />
Die spanische TP 52 BRIBON zog sich<br />
wie angekündigt aus dem Med-<br />
Cup-Circuit zurück, Rote-Laterne-<br />
Abonnent GLADIATOR aus England<br />
ist mit über 200 Zählern Rückstand<br />
auf Sieger QUANTUM RACING demotiviert und auch<br />
der Gesamtsiebte, SYNERGY RUSSIAN SAILING TEAM,<br />
will vielleicht nicht mehr mitspielen, hört man. Blieben<br />
fürs nächste Jahr mit ALL4ONE und CONTAINER aus<br />
Deutschland, dem amerikanischen Team QUANTUM<br />
RACING, AUDI AZZURRA aus Italien und der schwe-<br />
dischen RAN lediglich fünf der 52-füßigen Trans Pacs.<br />
Wäre dem so – die Spannung hielte sich in Grenzen.<br />
Doch noch ist Zeit bis zum Start des nächsten Circuits.<br />
Durch die Aufnahme neuer Austragungsorte in Nord-<br />
europa – die Sprache ist von Steps in Deutschland<br />
oder Schweden – sollen Segler animiert werden, neue<br />
Syndikate auf die Beine zu stellen und mit Neubauten<br />
an den Start zu gehen. Doch bei Kosten von bis zu<br />
drei Millionen Euro pro Saison – inklusive Boot – wer-<br />
den Segler wohl nur das Bedürfnis verspüren, in den<br />
Wettbewerb zu gehen, wenn sie tatsächlich eine ech-<br />
te Chance haben gegen America´s-Cup- und Olym-<br />
piasieger, Welt- und Europameister auf den noch im<br />
Spiel befindlichen Yachten. Keiner hat schließlich Lust,<br />
sich für viel Geld den Hintern versohlen zu lassen.<br />
„DIE SOTO-40-KLASSE WÄCHST STARK UND<br />
DAS NIVEAU STEIGT“, SAGT NACHO POSTIGO,<br />
TECHNISCHER DIREKTOR DES AUDI MEDCUP.<br />
In den Fokus rückt in diesem Zusammenhang mehr<br />
und mehr die zweite, etwas kleinere Klasse beim welt-<br />
weit führenden Grand Prix für Einrumpf-Segelyach-<br />
ten, dem Audi MedCup. Sieben Yachten des Typs Soto<br />
40 waren in diesem Jahr insgesamt am Start. Unter<br />
ihnen befand sich auch die erfolgreiche deutsche Seg-<br />
lerin Sabine Schumann. Die Teilnahme am Cup auf<br />
einer der 40 Fuß langen, in Argentinien hergestellten<br />
Rennflundern kam für die schlanke dunkelhaarige<br />
38-Jährige ziemlich unerwartet. „Wir belegten bei der<br />
diesjährigen Copa del Rey einen dritten Platz, in der<br />
größten Gruppe, das waren 26 Boote.“ Ein großer Er-<br />
folg für Schumann. Der sei nicht ohne Folgen geblie-<br />
ben: „Die Co-Eigner des Schiffes, Alex Laplaza, Toni<br />
Guiu und ich, wurden angesprochen, ob wir nicht<br />
das spanische Team sein wollen beim Audi MedCup<br />
in Cartagena.“ Schumann wollte. Ein Glücksumstand<br />
für sie, dass die Eigner schnell genug Geld locker<br />
machen konnten für den Neubau eines Schiffes vom<br />
Typ Soto, benannt nach dem Designer des Schiffes,<br />
Javier Soto Acebal. Mit diesem neuen Schiff namens<br />
CRUISER-RACER.COM, der Baunummer 27, belegte<br />
die seit 15 Jahren in der katalanischen Hauptstadt le-<br />
bende und arbeitende Seglerin auf Anhieb den zwei-<br />
ten Platz, punktgleich mit der durch Profis besetzten<br />
IBEROSTAR. Nur die IBEDROLA dominierte mit zwei<br />
Tagessiegen alle anderen Yachten. „Die sind einfach<br />
einen Tick schneller <strong>als</strong> alle anderen“, so Schumann,<br />
„aber damit kommen wir gut zurecht. Wir sind ja<br />
noch Neulinge in der Szene“, scherzt Schumann, die<br />
keinen Hehl daraus macht, zukünftig beim MedCup<br />
noch weiter vorn mitmischen zu wollen.<br />
szene soto 40
Ehrgeizig war Schumann indes schon immer – auch<br />
seglerisch. „Ich segle seit meinem sechsten Lebensjahr<br />
Regatten, zuerst im Opti, erst national, dann inter-<br />
national“, sagt Schumann rückblickend. Spätestens<br />
jedoch, <strong>als</strong> sich dann für sie die Erfolge in der Ein-<br />
hand-Jollenklasse Europe einstellten, fing Schumann<br />
endgültig Feuer. „Mein bestes Resultat war dam<strong>als</strong><br />
der zweite Platz bei der ISAF-Jugend-Weltmeister-<br />
schaft 1991.“ Dann weckten die größeren Boote das<br />
Interesse der jungen Frau, die sogenannte Big Boats.<br />
Schumann, die Europäische BWL in Reutlingen und<br />
in Madrid studiert hat, nahm ein Angebot von SEAT<br />
an und begann, bei dem Autobauer im Bereich Mar-<br />
keting zu arbeiten. Ein Job, der es ihr ermöglichte,<br />
nebenbei ihrer neuen Leidenschaft, dem Big-Boat-<br />
Segeln, zu frönen. „Angefangen habe ich mit einer<br />
First Class, weiter ging es mit einem 36-Fuß-Boot<br />
und seit sechs Jahren bin ich die Steuerfrau auf einer<br />
Synergy 40“, sagt Schumann. Damit fahre sie inzwi-<br />
schen überwiegend Regatten an der spanischen und<br />
insbesondere der katalanischen Küste, aber auch auf<br />
den Balearen und in Portugal. In der männerdominier-<br />
54<br />
ten Seglerwelt kommt Schumann damit gut zurecht.<br />
Sie ist eher der kumpelhafte Typ. Das kommt an und<br />
macht die sportliche junge Frau, die mühelos auch<br />
<strong>als</strong> Spanierin durchgehen könnte, auf Anhieb sympa-<br />
thisch. Und sie kann ausgezeichnet segeln. „Bei der<br />
iberischen Meisterschaft vor Cascais wurden wir Zwei-<br />
ter.“ Nun setzte die heute <strong>als</strong> Projektmanagerin in der<br />
Bildungsbranche arbeitende Seglerin gleich mit drei<br />
zweiten Plätzen beim MedCup-Finale vor Barcelona<br />
ein weiteres Ausrufezeichen.<br />
Das Besondere: Schumann ist kein Profi. Die anderen<br />
Segler in dieser Klasse schon. „Ich verdiene mit dem<br />
Segeln kein Geld. Das ist für mich reines Hobby“, sagt<br />
die durchtrainierte Frau. Natürlich könne sie deswe-<br />
gen bei den Resultaten auch nicht so viel erwarten:<br />
„Ich sitze von montags bis freitags im Büro oder bin<br />
auf Geschäftsreisen. Da kann man nicht davon aus-<br />
gehen, dass man hier gegen die Profis gewinnt, die<br />
ja auch schon viel länger auf dem Boot segeln“, sagt<br />
Schumann. „Aber dafür sind wir doch ganz gut da-<br />
bei“, freut sie sich mit einem spitzbübischen Lächeln.<br />
szene soto 40<br />
Foto © Ian Roman/Audi MedCup Foto © Ian Roman/Audi MedCup Foto © Guido Trombetta Studio Borlenghi/Audi MedCup<br />
IN DIESER ZU UNRECHT IM SCHATTEN DER ETWAS GRÖSSEREN TP 52<br />
STEHENDEN KLASSE „WERDEN 2012 SICHER MEHR ALS SECHS YACHTEN“<br />
STARTEN, VERMUTET POSTIGO. DIE VORANMELDUNGEN LAUFEN BEREITS.
Die CRUISER-RACER „27“ mit Seglerin Schumann<br />
(ganz links, auf der Kante) beim MedCup vor<br />
der katalanischen Hauptstadt<br />
56<br />
Foto © Richard Walch/Audi<br />
szene soto 40
58<br />
Foto © Ian Roman/Audi MedCup<br />
Foto © Nico Martinez/Audi MedCup<br />
„Und wir hätten am Finaltag beim Audi MedCup in<br />
einem Rennen sogar Erster werden können, das war<br />
ganz knapp.“ In Cartagena zunächst <strong>als</strong> Taktikerin ein-<br />
gesetzt, wurde sie in Barcelona <strong>als</strong> Steuerfrau einge-<br />
teilt. „Sechs Tage vor dem Rennen wurde beschlossen,<br />
dass wir vier spanische Profi-Crewmembers von der<br />
NOTICIAS übernehmen, weil die über eine gute Erfah-<br />
rung in der Serie verfügen.“ Da seien die Positionen<br />
des Steuermannes, des Taktikers, Großsegel und Vor-<br />
schiff dabei gewesen. „Deshalb bin ich jetzt an Bord<br />
für die Strategie verantwortlich und fahre die Back-<br />
stagen.“ Kein Problem für das Ausnahmetalent. Für<br />
sie gibt es keine Stelle an Bord, die sie nicht besetzen<br />
könnte. Als nicht-professionelle Freizeitseglerin – und<br />
<strong>als</strong> Frau – sorgt sie dabei immer wieder für Aufsehen.<br />
Denn die Soto ist ein sehr anspruchsvolles, weil agiles<br />
Boot. „Das Steuer ist sehr sensibel, fast wie bei einer<br />
Jolle“, beschreibt Sabine Schumann das Rennboot,<br />
„und es ist sehr, sehr schnell, gerade bei viel Wind<br />
und bei einem Raumschots-Kurs.“ Ab 15 Knoten gehe<br />
das Boot „gut ab“, ab 20 Knoten könne es durchaus<br />
ungemütlich werden an Bord. „In Cartagena hatten<br />
wir Wind bis 16, 17 Knoten, das hatte viel Spaß ge-<br />
macht.“ Doch es sei nicht schwerer, so ein Boot zu<br />
steuern, wenn man eine Frau sei, stellt Schumann<br />
klar. „Da gibt es für mich keinen Unterschied zwi-<br />
schen Seglerinnen und Seglern.“ Es gebe allerdings<br />
einige Positionen an Bord, die besser mit Männern<br />
besetzt werden sollten, etwa wenn es darum gehe,<br />
die Winschen zu bedienen. Natürlich müsse man<br />
auch für die anderen Positionen an Bord körperlich<br />
fit sein. Schumann hat deshalb extra einen Personal<br />
Trainer engagiert, um so gut wie möglich vorbereitet<br />
zu sein. – Für den Fall, dass es auch beim nächsten<br />
MedCup-Circuit 2012 wieder eine Soto-40-Kampagne<br />
mit Schumann an Bord geben wird. Dann werden die<br />
Karten neu gemischt. Sollte es trotzdem nicht zu ei-<br />
ner Teilnahme der Deutschen beim MedCup im nächs-<br />
ten Jahr kommen, etwa weil das Boot bis zum Start<br />
des nächsten MedCups verkauft worden ist, betreibt<br />
Schumann eben weiter ihre Synergy-40-Kampagne.<br />
Dann hätte sie auch den Kopf frei für ein weiteres<br />
Segelprojekt, für das sie sich sogar mal ein Jahr Aus-<br />
zeit vom Job gönnen würde: „Das muss dann aber<br />
ein ganz besonderes Projekt sein. Einmal am Volvo<br />
Ocean Race teilnehmen, das wäre was“, träumt sie.<br />
BESSER EIN GRÖSSERES, MÖGLICHST LEIS TUNGSDICHTES<br />
STARTERFELD IN EINER 40-FUSS-KLASSE ALS EIN KLEINES<br />
52-FUSS-FELD, BEI DEM DIE STARS ZUDEM VORNE WEG<br />
FAHREN UND DER REST SICH ÄRGERT.<br />
„Die Leistungsdichte hat über die Jahre zugenommen.<br />
Es gibt kaum noch Favoriten und Außenseiter. Jeder<br />
kann jeden schlagen. Die Soto-40-Klasse wächst stark<br />
und das Niveau steigt“, sagt Nacho Postigo, techni-<br />
scher Direktor des Audi MedCup, auch dank Segle-<br />
rinnen wie Sabine Schumann. In dieser zu Unrecht<br />
im Schatten der etwas größeren TP 52 stehenden<br />
Klasse „werden 2012 sicher mehr <strong>als</strong> sechs Yachten“<br />
starten, vermutet Postigo, die Voranmeldungen lie-<br />
fen schon. Vorteil Soto: Die Kosten für eine Jahres-<br />
kampagne belaufen sich auf einen Bruchteil einer<br />
TP-Saison. Das lässt diesen Bootstyp insbesondere<br />
auch für Owner-Skipper interessant werden. Und: Die<br />
Anzahl der Profis mit einem ISAF-3-Zertifikat ist auf<br />
fünf beschränkt. Der Rest der Crew muss aus Ama-<br />
teuren bestehen. Zwar bieten die Sotos wegen der<br />
kürzeren Rumpflängen und der kleineren Segelflächen<br />
nicht so spektakuläre Segeloptiken wie ihre größeren<br />
Schwestern, die ursprünglich für ein transpazifisches<br />
Rennen gebaut worden sind. Doch das dürfte mehr<br />
ein Medien- <strong>als</strong> ein wirkliches Problem der Segler<br />
darstellen. Denn besser ein größeres, möglichst leis-<br />
tungsdichtes Starterfeld in einer 40-Fuß-Klasse <strong>als</strong> ein<br />
kleines 52-Fuß-Feld, bei dem die Stars zudem vorne-<br />
weg fahren und der Rest sich ärgert. In diesem Sin-<br />
ne: Der nächste MedCup wird spannend. Und wird<br />
es dann tatsächlich weniger Meldungen bei den Gro-<br />
ßen geben, was abzuwarten bleibt, rückt endgültig<br />
die Soto ins Rampenlicht. Verdient haben es beide.<br />
Text Matt. Müncheberg Fotos © Richard Walch/Audi, www.richardwalch.com;<br />
Nico Martinez, Ian Roman, Guido Trombetta Studio Borlenghi/Audi MedCup<br />
Infos www.medcup.org<br />
szene soto 40
SAIL style<br />
ERLEUCHTUNG AUF SEE<br />
AUSSENBELEUCHTUNG VON NEOZ<br />
Um die angenehme Atmosphäre milder Sommertage<br />
auch an Bord einer Yacht stimmungsvoll<br />
in die abendlichen Stunden zu verlängern,<br />
bedarf es einer passenden Außenbeleuchtung. Die<br />
kabellosen Tischleuchten von Neoz schaffen für<br />
einen entspannten Abend auf hoher See den ent-<br />
sprechenden Rahmen. Dank moderner Halogen- und<br />
LED-Technologie in Kombination mit einem leistungs-<br />
60<br />
fähigen Lithium-Ionen-Akku bieten die Leuchten eine<br />
komfortable Alternative etwa zu den klassischen<br />
Windlichtern. Dank hochwertiger Leuchtmittel wird<br />
die Umgebung dabei in ein warmes, natürliches<br />
Licht getaucht. Die durchschnittliche Leuchtzeit soll<br />
nach Herstellerangaben 4.000 Stunden bei der Ha-<br />
logenlampe beziehungsweise ca. 5.000 Stunden bei<br />
der LED-Ausführung betragen. Dabei soll eine Leuchte<br />
SETZT FARBAKZENTE<br />
SCHMUCK MADE BY WEMPE<br />
Wempe, Seglern bekannt <strong>als</strong> traditioneller Hersteller von<br />
Bordinstrumenten wie ursprünglich <strong>als</strong> Halbstunden-<br />
Sandgläsern eingesetzten Glasenuhren, macht auch in Schmuck:<br />
Highlight der diesjährigen Trends bildet die Weiterentwicklung<br />
der im letzten Jahr von Wempe-Kreativdirektorin Catherine<br />
Plouchard ins Leben gerufenen Kollektion Blu BY KIM. Sie reiht<br />
organisch gerundete Kugeln in verlaufender Größe zu einem<br />
unendlichen Ring aneinander und soll durch unterschiedlichste<br />
Ausführungen die Sammelleidenschaft wecken. Ob im Ring, im<br />
Anhänger an filigran gearbeiteten Ketten oder im Armreif: Jedes<br />
Stück besitzt mindestens einen eingearbeiteten Brillanten (Ring<br />
Blu BY KIM, Roségold 18 k, ab 2.775 Euro). Eine passende Er-<br />
gänzung zu den bereits vorhandenen Bangles bildet der Armreif<br />
Blu BY KIM. Hier hängt an einem filigranen Goldreif ein Brillant<br />
und bietet so eine spannende neue Kombinationsmöglichkeit<br />
(Armreif Blu BY KIM, Roségold 18 k, ab 775 Euro).<br />
WWW.WEMPE.COM<br />
lediglich zwei Cent pro Tag für einen Ladevorgang<br />
kosten. Bei normaler Lichtintensität bringen die<br />
Halogenlampen 11, die LEDs 58 Stunden lang Licht<br />
ins Dunkle. Auf niedrigerer Dimmstufe leuchtet die<br />
Halogen-Variante bis zu 33 und die LED-Lampen so-<br />
gar bis zu 260 Stunden. Die Neoz-Tischleuchten sind<br />
in unterschiedlichen Designs ab 329 Euro erhältlich.<br />
WWW.MOONICH.DE<br />
ZEITMESSER ALS KUNSTWERK<br />
BR TWELVE O`CLOCK<br />
Die BR Twelve O’Clock, mehr Kunstobjekt <strong>als</strong><br />
Zeitmesser, interpretiert mit dem Bell&Ross-<br />
Scheibenziffernblatt den Begriff Zeit neu: Die Anzeige<br />
verändert sich permanent – wie bei einem „animier-<br />
ten“ Gemälde. Sie zeigt dabei die genaue Uhrzeit<br />
an, jedoch jeweils nur einen Augenblick lang. Und<br />
das soll so funktionieren: Die BR Twelve O’Clock<br />
besteht eigentlich aus zwölf eigenständigen Uhren.<br />
Jede einzelne davon zeigt jeweils nur eine einzige<br />
Zahl an, die einer Stundenanzeige von eins bis zwölf<br />
entspricht. Jede Ziffer ist dabei auf drei konzentri-<br />
schen Scheiben aufgemalt. Die Drehung der Scheiben<br />
fragmentiert die Zahl und macht sie zunächst unle-<br />
serlich. Der Betrachter muss warten, bis die Scheiben<br />
wieder in der korrekten Position stehen. Erst dann,<br />
wenn die „rekonstruierte“ Ziffer sich zu jeder vollen<br />
Stunde kurz in senkrechter Position befindet, kann<br />
die Uhrzeit wieder abgelesen werden. Um drei Uhr<br />
zeigt die dritte Uhr beispielsweise die Ziffer drei,<br />
während das Schriftbild der anderen Uhren weiter-<br />
hin fragmentiert bleibt. Mit der vergehenden Zeit<br />
erzeugen die zwölf Uhren ein Bild, vergleichbar mit<br />
AM HANDGELENK<br />
GPS-SPORTCOMPUTER<br />
Garmin, Spezialist für GPS-Trainingscomputer, präsentierte am 8. Oktober bei den<br />
Triathlon World Championchips auf Hawaii den neuen Forerunner 910XT. Dabei<br />
handelt es sich um die erste wasserdichte GPS-Multisportuhr mit erweiterten Schwimm-<br />
funktionen und barometrischem Höhenmesser. Der damit auch für Segler gut geeignete<br />
Multisportcomputer kommt nicht nur schlanker daher <strong>als</strong> sein beliebter Vorgänger, er<br />
übertrifft ihn auch in Sachen Innovation: Denn der Forerunner 910XT misst und spei-<br />
chert nicht nur Geschwindigkeits- und Distanzwerte via GPS, sondern besitzt auch zahl-<br />
reiche Schwimmfunktionen. Outdoorfans unter den Seglern werden sich darüber hinaus<br />
über den barometrischen Höhenmesser freuen. Er ermöglicht detaillierte Höhenprofile<br />
und die exakte Aufzeichnung aller Auf- und Abstiegsmeter – wenn die Bootsschuhe an<br />
Land einmal gegen die Bergschuhe ausgetauscht werden. WWW.GARMIN.COM<br />
einem abstrakten Gemälde, das sich unablässig in<br />
Bewegung befindet. Grundlage dafür ist das von Bell<br />
& Ross entwickelte Scheibenziffernblatt. Dieses nimmt<br />
die Form dreier unabhängiger konzentrischer Scheiben<br />
an, die auf gleicher Ebene verschmelzen. Bei der<br />
Drehung soll eine mikrometergenaue Einstellung eine<br />
gleichbleibende Parallelität der Scheiben gewährleisten.<br />
Die technische Herausforderung liegt dabei neben der<br />
Konzeption und Ausführung der drei Scheiben auch<br />
in der präzisen Montage. Die Gesamt-Uhr mit zwölf<br />
Werken wird in einem Kästchen präsentiert. Die BR<br />
Twelve O’Clock ist auf zwölf Exemplare limitiert. Tech-<br />
nische Daten: Uhrwerk: mechanisches Automatikwerk<br />
ETA 2892. Anzeigesystem durch Scheiben. Funktionen:<br />
Stunden, Minuten, Sekunden. Gehäuse: Durchmesser<br />
46 Millimeter. Stahl mit schwarzer PVD-Endfertigung<br />
(Physical Vapor Deposition). Verschraubte Krone. Die<br />
Stundenziffern sind auf drei konzentrische Scheiben<br />
gedruckt, die beim Ausrichten in der vertikalen Positi-<br />
on die genaue Uhrzeit angeben. Glas: Saphir, entspie-<br />
gelt. Wasserdicht bis 100 Meter. Kautschuk-Armband.<br />
WWW.BELLROSS.COM<br />
sailstyle
MEIN LAND<br />
WINTERJACKEN VON NORTH SAILS<br />
North Sails, offizieller Ausstatter des EMIRATES<br />
TEAM NEW ZEALAND bei den aktuellen<br />
America´s Cup World Series und beim America`s<br />
62<br />
Cup, präsentiert in seiner aktuellen Kollektion<br />
für Herbst/Winter 2011/2012 neue Winterjacken.<br />
Länger, schwerer und nach aktuellen Trends<br />
ausgerichtet, sollen die Entwürfe doch dem nau-<br />
tischen Grundgedanken der Marke treu bleiben.<br />
Bevorzugt wird eine einheitliche Farbpalette von<br />
Khaki-, Beige- und Walnusstönen, kombiniert mit<br />
Marine- und Melangegrau sowie einem markanten<br />
Dunkelrot: Farben, die miteinander harmonieren<br />
sollen. Ein weiteres Merkmal der aktuellen Kollek-<br />
tion ist die am „Military-Stil“ orientierte Serie mit<br />
einem dunklen Grün, das für viele Mäntel und<br />
Jacken verwendet wird. Generell charakterisieren<br />
die Jacken dezente Ton-in-Ton-Muster. Sie bestehen<br />
aus schweren, wertigen Stoffen wie gewachstem<br />
Nylon oder einem Nylon-Baumwoll-Gemisch. Die<br />
klassische Daunenjacke kommt unter anderem mit<br />
einer speziellen Direkteinspritzungs-Wattiertechnik<br />
daher. Der Strickbereich besteht aus einer Serie<br />
von Rundh<strong>als</strong>pullovern, hochgeschlossenen Pullis<br />
sowie Strickware mit Zopfmuster. Ungewohnt sind<br />
die neuen, mit Wolle wattierten und mit Jersey<br />
gefütterten Strick-Bomberjacken-Modelle. Bei den<br />
Shirts liegt der Fokus in diesem Jahr auf karierten<br />
Motiven und schweren, winterlichen Materialen wie<br />
Baumwoll-Flanell und Gabardine. North Sails – das<br />
ist die Geschichte von Lowell North, einem heraus-<br />
ragenden Segler und olympischen Segelchampion,<br />
der 1958 sein eigenes Unternehmen gründete,<br />
getreu der Philosophie „Das Meer ist mein Land“.<br />
WWW.EMIRATESTEAMNZ.COM<br />
WWW.NORTHSAILS-SPORTSWEAR.COM<br />
HIGHTECH FÜR DIE AUGEN<br />
SONNENBRILLEN FÜRS BOOT<br />
SLAM, offizieller Bekleidungslieferant des America’s-<br />
Cup-Gewinners BMW ORACLE RACING, präsentiert<br />
erstmalig eine Kollektion hochwertiger Sonnenbrillen für<br />
den Einsatz an Bord und an Land, in Lizenz von der<br />
italienischen Firma Deltottica S.R.L. in Mailand entwi-<br />
ckelt und vertrieben. Das aktuelle Programm umfasst 17<br />
verschiedene Modelle, die in drei bis sechs Farben pro<br />
Modell angeboten werden. Für alle Brillen wird hochwer-<br />
tiges polarisierendes Glas verwendet. Die Gestelle sind<br />
aus TR90, einem leichten und langlebigen Polymer, oder<br />
aus Aluminium gefertigt. Die teilweise schwimmfähigen<br />
Brillen kombinieren Leistungsfähigkeit und Funktionalität<br />
mit italienischem Stil. Alle Modelle (Kosten je ab 75<br />
Euro) sollen sich gut für den Einsatz an Bord und für<br />
sportliche Segelaktivitäten eignen. WWW.SLAM.DE<br />
BLACK SWAN<br />
EASYDIVER VON ROGER DUBUIS<br />
Roger Dubuis präsentiert mit den drei<br />
neuen EasyDiver-Modellen Sportuhren für<br />
Männer mit Sinn für Mode und Mechanik. Die<br />
in Schwarz gehaltenen, markanten Zeitmesser<br />
sollen sehr widerstandsfähig sein und sich zum<br />
Tauchen bis zu einer Tiefe von 300 Meter eig-<br />
nen, das macht sie auch für Segler interessant.<br />
Die Automatikwerke aus eigener Manufaktur sind<br />
mit dem Poinçon de Genève ausgezeichnet, auch<br />
Genfer Punze oder Genfer Siegel genannt. Viele<br />
Uhrwerksteile sind mit exklusiven Schliffen verse-<br />
hen. Schwarz und Weiß, kratzfeste Keramik und<br />
Edelstahl – das sind die Attribute der neuen,<br />
13.900 Euro teuren Uhren. Weitere Features: Die<br />
für Tauchgänge mit Ziffern und Markierungen<br />
gravierte Lünette ist drehbar und aus wider-<br />
standsfähiger, tiefschwarzer Keramik gefertigt.<br />
Das stattliche, 46 Millimeter große Gehäuse<br />
bietet Platz für ein gut ablesbares, schwarz-weiß<br />
gestaltetes Ziffernblatt mit markanten weißen In-<br />
dices und Zeigern. Eine kleine Sekunde bei sechs<br />
Uhr und eine leicht aus der Mitte versetzte zwölf<br />
runden das Zifferblatt harmonisch ab. Die Farbe<br />
Schwarz setzt sich auf dem Kautschukband fort<br />
und spielt auch im Werk eine dominante Rolle:<br />
Der Aufzugsrotor des mechanischen Uhrwerks<br />
präsentiert sich ebenfalls effektvoll in Schwarz.<br />
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limitiertes Herrenschuh-Modell mit passendem<br />
Pflegeset in einer edlen Holzkassette auf den Markt.<br />
Die „Limi ted Edition 1-897“ ist eine Hommage an die<br />
Anfänge der Marke, die 1897 von dem Holländer Douwe<br />
Gaastra mit einer Segelmacherei im niederländischen<br />
Sneek ins Leben gerufen wurde. Die exklusiven, durch-<br />
nummerierten Sets enthalten ein ledernes Herrenschuh-<br />
Paar sowie ein hochwertiges Schuh-Pflegeset in einer<br />
edlen, handgefertigten Holzkassette. Das handgenähte<br />
Herren-Schuhmodell Royal ist aus weichem Nappaleder<br />
gefertigt und dadurch besonders komfortabel zu tragen.<br />
Seine mokassintypischen Nähte sind handgearbeitet. Das<br />
Pflegeset vom deutschen Traditionsunternehmen Collonil<br />
besteht aus Pflegecreme, Bürste, Putztuch und einem<br />
Schuhspanner aus Holz. Anlässlich des 100-jährigen<br />
Jubiläums entwickelte die Schuh- und Lederpflegemarke<br />
eine hochwertige Produktserie, die das Gründerjahr mit<br />
ihrem Namen würdigt: Collonil 1909. Die Linie zeichnet<br />
sich durch eine spezielle Rezeptur aus, die dezent nach<br />
Zeder und Sandelholz duftet. Die Limited-Edition-Box ist<br />
ab sofort in den Gaastra-Monostores und im Gaastra-<br />
Onlineshop für 349 Euro erhältlich. WWW.GAASTRA.EU<br />
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DIE NR.1 BEI SEGLERN
BALTIC 1<br />
66<br />
OFFSHORE<br />
Es war Mitte Juni, die GHOST verließ den im<br />
äußersten Süden F<strong>als</strong>ters gelegenen Sportbootha-<br />
fen Gedser mit Kurs Greifswald. Das Wetter spielte<br />
ausnahmsweise mit, die Sonne strahlte und es<br />
blies ein moderater Nordost, <strong>als</strong> wir Dänemark<br />
verließen. Bald wanderte der südlich Nysteds<br />
gelegene Vindmöllepark achteraus, an dessen<br />
Anblick sich die Segler schon gewöhnt haben.<br />
In der Nähe der Untiefentonne Süd südöstlich<br />
Gedsers legten wir auf Backbordbug um, der neue<br />
Kurs hieß ab sofort: Nordnordost. Die GHOST, eine<br />
grundsolide Vindö 50 mit Brückendeck, rauschte<br />
durchs salzige Nass der Ostsee, dass es eine<br />
Freude war, und suchte sich ihren Weg durch die<br />
zahlreichen Fischernetze. Ein paar Stunden später,<br />
Hestehoved an der Ostspitze F<strong>als</strong>ters war bereits<br />
auszumachen, wendeten wir und segelten fortan<br />
auf Steuerbordbug in Richtung Hiddensee – dort,<br />
wo sich der Gellen und der Bock treffen und den<br />
Beginn einer Passage nach Str<strong>als</strong>und bilden.<br />
travel baltic
68<br />
Die Querung des Verkehrstrennungs-<br />
gebietes kurz oberhalb des dritten<br />
Tonnenpaares gestaltete sich un-<br />
problematisch. Nun segelten wir<br />
wieder auf deutschem Hoheitsge-<br />
wässer. Doch was war das? Dort, wo laut unserer See-<br />
karte nordöstlich des Darßer Ortes freie See hätte sein<br />
sollen, standen plötzlich 21 riesige Windräder vor uns.<br />
Zugegeben, unsere Seekarte war zwar neu, aber doch<br />
schon wieder ein Jahr alt. Die am 2. Mai 2011 offizi-<br />
ell eröffnete EnBW-Windparkanlage Baltic 1 war noch<br />
nicht eingezeichnet. Zwar hatten wir von der Planung<br />
der ersten kommerziellen Anlagen in Deutschland<br />
durch die Energie Baden-Württemberg AG gehört,<br />
welche der Energieerzeuger <strong>als</strong> ein „Schlüsselprojekt<br />
im Offshore-Segment in Deutschland“ bezeichnete.<br />
Im März 2008 hatte die EnBW das Projekt Baltic 1<br />
erworben. Im Frühjahr 2010 wurde der symbolische<br />
Grundstein gelegt. Doch die Fertigstellung war an uns<br />
vorbeigegangen.<br />
Nun standen sie <strong>als</strong>o vor uns, die 21 kirchturmhohen<br />
Windkraftanlagen und die rund 1.000 Tonnen schwere<br />
Umspannplattform, 16 Kilometer von der Küste Meck-<br />
lenburg-Vorpommerns entfernt. Jedes Windrad habe<br />
eine installierte Leistung von 2,3 Megawatt, zusam-<br />
men kämen sie damit auf 48,3 Megawatt und könnten<br />
jährlich bis zu 185 Gigawattstunden Strom produzie-<br />
ren, lasen wir später, <strong>als</strong> wir endlich unsere Seekarten<br />
berichtigten. Der im Windpark erzeugte Strom wird auf<br />
der Umspannplattform auf die Übertragungsspannung<br />
von 150 Kilovolt hochtransformiert und dann über ein<br />
rund 60 Kilometer langes Seekabel an die Küste trans-<br />
portiert. Vom Ostseestrand fließt der Strom durch ein<br />
Landkabel zum Umspannwerk Bentwisch und von dort<br />
weiter ins deutsche Übertragungsnetz. Also, was tun?<br />
Augen zu und durch? Das schien uns zu gefährlich,<br />
insbesondere auch deshalb, weil unser Echolot sich just<br />
in diesem Augenblick kurzzeitig verabschiedete.<br />
Also außen herum. Das kostete zwar Zeit, aber wie wir<br />
später erfuhren, hatte es tatsächlich ein Befahrensver-<br />
bot gegeben. Das habe allerdings nur während der<br />
Bauphase gegolten, wie uns EnBW-Sprecherin Friede-<br />
rike Eggstein mitteilte. Es gebe eine 1.000- und eine<br />
500-Meter-Sicherheitszone, das Einfahren sei jedoch<br />
nicht untersagt für Schiffe unter 24 Meter Länge, au-<br />
ßer bei Sichtweiten unter 1.000 Meter, bei Dunkelheit<br />
und bei Windstärken ab sechs Beaufort. Die flachste<br />
Stelle im Windpark sei immerhin 16 Meter tief. Gut<br />
zu wis sen – für das nächste Mal. Aufpassen müssten<br />
nur die Skipper, deren Yachten einen Mast besitzen, der<br />
länger <strong>als</strong> 19 Meter sei, sagt Eggstein. Denn der tiefs-<br />
te Punkt der Flügelspitzen über der Meeresoberfläche<br />
betrage exakt 19,7 Meter. Zudem müsste mit eventu-<br />
ellem Schiffsverkehr durch Arbeitsschiffe zwischen den<br />
Windrädern gerechnet werden, die sich, ein Dreieck<br />
bildend, zwischen 54°34,98´N und 012°37,74´E in<br />
südwestlicher Richtung, 54°36,76´N und 012°37,76´E<br />
in nordwestlicher Richtung und 54°37,98´N und<br />
012°41,71´E in nordöstlicher Richtung ausdehnen.<br />
DORT, WO LAUT UNSERER SEEKARTE NORDÖSTLICH DES<br />
DARSSER ORTES FREIE SEE HÄTTE SEIN SOLLEN, STANDEN<br />
PLÖTZLICH 21 RIESIGE WINDRÄDER VOR UNS.<br />
Doch mit dem Windpark Baltic 1 gibt sich der Strom-<br />
produzent nicht zufrieden: Schon werden weitere, weit<br />
größere Anlagen nördlich Rügens geplant. „Die Erfah-<br />
rungen, die wir bei diesem Projekt (Baltic 1, d. Red.)<br />
gemeinsam gemacht haben, werden wir bei unserem<br />
nächsten und sechsmal größeren Projekt EnBW Baltic 2<br />
nutzen können. Die Aufträge dafür sind vergeben, die<br />
Planungen laufen, Baubeginn ist voraussichtlich bereits<br />
im nächsten Jahr“, so Hans Peter Villis, Vorstandsvorsit-<br />
zender der EnBW. Der Windpark Baltic 2 solle ein wei-<br />
terer Baustein in der Umsetzung der Ziele des Energie-<br />
riesen beim Ausbau der erneuerbaren Erzeugung sein.<br />
travel baltic
ÜBER DIE MÜHLEN UND DIE VON IHNEN<br />
AUSGEHENDEN MÖGLICHEN GEFAHREN,<br />
IHRE ÄSTHETIK UND DIE DENKBAREN AUS-<br />
WIRKUNGEN FÜR YACHTEN UND SCHIFFE<br />
WURDE UND WIRD HEFTIG DISKUTIERT.<br />
70<br />
Baltic 2 habe knapp ein Drittel größere Windräder, sei<br />
viermal so groß wie Baltic 1 und soll rund sechsmal so<br />
viel Strom erzeugen, heißt es von Unternehmensseite.<br />
Das stellt hohe Anforderungen an Planung und Lo-<br />
gistik: Die Meerestiefe variiert zwischen 23 und 44<br />
Meter. Je nach Wassertiefe werden die Windenergie-<br />
anlagen entweder auf Monopiles (bis etwa 33 Meter)<br />
oder sogenannten Jackets (ab rund 33 Meter) mon-<br />
tiert. Die Baltic-Offshorefelder sollen sich einreihen in<br />
den Bau neuer Anlagen wie etwa das Wasserkraftwerk<br />
in Rheinfelden, den Ausbau des Wasserkraftwerks in<br />
Iffezheim, das Engagement bei Biogasanlagen, Bio-<br />
masse und im Bereich Fotovoltaik, den Ausbau der<br />
Onshore-Windkapazitäten sowie dezentrale Erneuer-<br />
bare-Energien-Anlagen, die zu „virtuellen Kraftwer-<br />
ken“ zusammengefasst werden sollen. „Bis 2020<br />
wollen wir insgesamt 3.000 Megawatt im Bereich der<br />
Erneuerbaren neu bauen“, sagt Villis. Dazu soll auch<br />
der 32 Kilometer nördlich der Insel Rügen gelegene<br />
Windpark Baltic 2 beitragen, wo schon ab 2013 die<br />
riesigen Rotoren von 80 Anlagen drehen sollen.<br />
Über die Mühlen und die von ihnen ausgehenden<br />
möglichen Gefahren, ihre Ästhetik und die denkbaren<br />
Auswirkungen für Yachten und Schiffe, insbesondere<br />
wegen der Nähe zur viel befahrenen Kadet-Rinne, wur-<br />
de und wird heftig diskutiert. Die Meinungen schwan-<br />
ken zwischen schroffer Ablehnung und vorbehaltloser<br />
Befürwortung. Umweltschützer befürchten zudem<br />
Auswirkungen auf den Vogelzug. Und die Gemeinden<br />
auf dem Darß haben Angst, dass der Windpark Urlau-<br />
ber abschrecken könnte. Fest scheint indes nur eines<br />
zu stehen: Segler haben die Parks im Allgemeinen und<br />
das in dieser Saison eröffnete Feld Baltic 1 im Besonde-<br />
ren nicht zu fürchten – wenn sie sich vorher gründlich<br />
informieren. Ein Grund mehr, immer eine aktuelle Kar-<br />
te an Bord zu haben.<br />
Infos www.enbw.com<br />
BALTIC 1<br />
DARSS<br />
OSTSEE<br />
BALTIC 2<br />
RÜGEN<br />
Der Deutsche Segler-Verband hat in Gesprächen mit den zu-<br />
ständigen Behörden vereinbart, die Erfahrungen hinsichtlich<br />
des Befahrens des etwa sieben Quadratkilometer großen<br />
Offshore-Windparks (OWP) Baltic 1 auszuwerten. Anhand<br />
dieser Erkenntnisse sollen dann die Voraussetzungen für das<br />
Befahren von zukünftigen OWP gegebenenfalls angepasst<br />
werden. Hierzu bittet der DSV um Unterstützung: Segler sol-<br />
len ihre Erfahrungen mit dem Befahren des Windparks Baltic 1<br />
niederschreiben. Schicken Sie uns diese per Mail an<br />
mm@sailing-journal.de – wir leiten sie dann an den DSV weiter.<br />
Fotos © Natascha Naffin. Die Malerin und Fotokünstlerin sucht das<br />
Meer <strong>als</strong> Quelle der Inspiration für ihre künstlerische Botschaft. Die<br />
Motive für ihre Digitaldruckserie fand sie beim Durchsegeln des Off-<br />
shore-Windparks vor dem dänischen Nysted bei Gewitterstimmung.<br />
Natascha Naffin, die sich mit dem Restaurant, Kulturcafé, Liveclub und<br />
Seglertreff „Landfall“ in Berlin-Friedrichshagen am Müggelsee in diesem<br />
Jahr zusammen mit ihrem Ehemann den Traum von künstlerischer Frei-<br />
heit <strong>als</strong> Ort der Begegnung verwirklichte, stellt mit ihren Fotos die Frage<br />
nach dem „Was machen wir aus dir, Meer?“ www.landfall-berlin.de<br />
Foto © privat<br />
vw<br />
AUFPASSEN MÜSSTEN NUR DIE<br />
SKIPPER, DEREN YACHTEN EINEN<br />
MAST BESITZEN, DER LÄNGER ALS<br />
19 METER SEI, SAGT EGGSTEIN.<br />
travel baltic
BLECH-ARTKNUD PLAMBECK<br />
72<br />
„Yes we CAN“ könnte das Arbeitsmotto von Knud Plambeck lauten.<br />
Can ist englisch und steht für Blechbüchse, -dose. Im Amerikanischen<br />
heißt das Tin. TIN-Art, auch das eine mögliche Annäherung an einen<br />
jungen Hamburger Künstler, der aus Abfall, nämlich alten Fässern aus<br />
Blech, Neues schafft. Zwar keine Gebrauchsgegenstände, dafür aber<br />
Schönes, auf jeden Fall Ästhetisches. Kunst. So jemand wie Plambeck<br />
mit seinen speziellen, nur auf den ersten Blick an Kinderspielzeug<br />
erinnernden (nicht schwimmfähigen) Modellen kann nur in einer Straße<br />
mit einem ebenfalls ganz speziellen Namen sein Verkaufsatelier haben:<br />
Mottenburger Twiete, Altona. Klein ist der Ausstellungsraum mit dem<br />
Namen Wasserspiegel – aber fein. Und: nachts sogar beleuchtet.<br />
Kleine und große Leute drücken sich da schon mal die Nasen platt,<br />
bei einem Spaziergang entlang der kurzen Twiete. Das ist durchaus<br />
beabsichtigt. Die Handynummer steht an der Tür.<br />
maritime art knud plambeck
74<br />
Da stehen sie auf kleinen, in die<br />
weiß gekalkte Wand eingelasse-<br />
nen Metallstangen: Ozeanriesen,<br />
Tanker, Segelschiffe gesehen durch<br />
die Augen Plambecks. Oben hängt<br />
ein kleines Ruderboot knapp unter Decke. „Ein Bett,<br />
da schlafe ich ab und zu mal, wenn es später wird“,<br />
„DIE MENSCHEN WOLLEN MIR IMMER NUR DIE SCHÖNEN,<br />
GUT ERHALTENEN FÄSSER ANBIETEN“, SAGT PLAMBECK. DABEI<br />
SEIEN GERADE DIE ALTEN, ROSTIGEN, VERSCHRAMMELTEN,<br />
VERBEULTEN GEBRAUCHTFÄSSER AM INTERESSANTESTEN.<br />
erklärt Plambeck. An der hinteren Wand öffnet sich<br />
eine kleine geheimnisvolle Tür: Klo, Spüle, Schrank, al-<br />
les, was einer wie er eben so braucht, wenn man sich<br />
auf das Wesentliche konzentriert. „Eigentlich bin ich<br />
gelernter Tischler, habe dann Industriedesign studiert“,<br />
sagt der junge Mann mit der lustigen Frisur und den<br />
lachenden Augen. Dann habe ihm ein Bekannter mal<br />
ein Schweißgerät in die Hand gedrückt, da habe er<br />
sich ausprobieren können – und seine neue Leiden-<br />
schaft entdeckt: Bleche zertrennen und anders wieder<br />
zusammenschweißen. „Die Menschen wollen mir im-<br />
mer nur die schönen, gut erhaltenen Fässer anbieten“,<br />
sagt Plambeck. Dabei seien gerade die alten, rostigen,<br />
verschrammelten, verbeulten Gebrauchtfässer am inte-<br />
ressantesten. Manche hätten auch mal „sehr giftigen“<br />
Inhalt gehabt, da müsse er aufpassen. Vielleicht baut<br />
sich Plambeck dafür mal einen speziellen Bau-Helm.<br />
Das Wichtigste an der Arbeit und am ersten Kontakt<br />
mit den Fässern, die er oft auch einfach irgendwo<br />
am Strand findet, ist der Blick. Plambeck hat ihn. Er<br />
interpretiert in das Material seine Sicht der Dinge hin-<br />
ein – und nutzt dabei auch vorhandene Schrägungen,<br />
Kanten, Risse, Öffnungen, genauso wie die Verschlüsse<br />
der Kanister, die er teilweise <strong>als</strong> Ankerklüsen, Kapitäns-<br />
kajüten oder Bulleyes weiterverwertet. Auch Picasso<br />
hat so schon gearbeitet. Schaut man die eigenwilligen<br />
Schiffe eine Weile an, nehmen sie allesamt Fahrt auf.<br />
Einige beginnen zu tuten, Gischt spritzt, die voluminö-<br />
sen Rümpfe beginnen zu schaukeln und in den Wellen<br />
auf und ab zu tanzen. Keines gleicht dem anderen.<br />
SCHAUT MAN DIE EIGENWILLIGEN<br />
SCHIFFE EINE WEILE AN, NEHMEN<br />
SIE ALLESAMT FAHRT AUF.<br />
maritime art knud plambeck
76<br />
maritime art knud plambeck
78<br />
ER INTERPRETIERT IN DAS MATERIAL SEINE SICHT DER DINGE HINEIN – UND<br />
NUTZT DABEI AUCH VORHANDENE SCHRÄGUNGEN, KANTEN, RISSE, ÖFFNUNGEN,<br />
GENAUSO WIE DIE VERSCHLÜSSE DER KANISTER, DIE ER TEILWEISE ALS ANKER-<br />
KLÜSEN, KAPITÄNSKAJÜTEN ODER BULLEYES WEITERVERWERTET.<br />
Auch Auftragsarbeiten sind für Plambeck kein Tabu,<br />
wenn für den jungen Künstler auch sehr aufwendig,<br />
da er ungewohnte Rücksichten nehmen muss – eine<br />
Herausforderung.<br />
Segelschiffe sind klar unterrepräsentiert im Atelier.<br />
„Denen muss man sich über die Silhouette nähern“,<br />
das sei nicht so interessant für den Künstler wie drei-<br />
dimensionale Rumpfform. Die sei eben bei alten Mo-<br />
torschiffen interessanter mit all ihren positiven und<br />
negativen Deckssprüngen, Yachthecks und senkrecht<br />
im Wasser stehenden Bugsteven. Plambeck, in Ulm<br />
geborenen, betreibt seine Altonaer Galerie seit 2006.<br />
„Seine Verwandlungen von weggeworfenem Schrott<br />
in meisterhafte maritime Kunststücke markieren genau<br />
den Bereich, der Kunst und Kulturgeschichte miteinan-<br />
der verbindet und der für das Ausstellungsprogramm<br />
des Museums von wesentlichem Interesse ist“, sagt<br />
Torkild Hinrichsen, Direktor des Altonaer Museums,<br />
anlässlich einer kürzlich gelaufenen Ausstellung mit<br />
Werken des Wuschelkopfes.<br />
Allen Schiffchen gemein ist: Sie machen Lust auf eine<br />
Bootspartie, etwa durch den Harburger Hafen. Hier<br />
wird demnächst auch Plambecks neue Werkstatt ein-<br />
ziehen: auf seiner neuen, alten ORTI II, einem vor Kurzem<br />
ALLEN SCHIFFCHEN GEMEIN IST: SIE<br />
MACHEN LUST AUF EINE BOOTSPARTIE,<br />
ETWA DURCH DEN HARBURGER HAFEN.<br />
von dem Künstler zu diesem Zweck erworbenen ehema-<br />
ligen Kampfmittelräumboot der Hamburger Feuer wehr.<br />
Achteinhalb mal dreieinhalb Meter misst die neue<br />
Wirkstätte, die nach und nach ausgebaut werden soll.<br />
Auch einen kräftigen Außenborder will Plambeck an-<br />
bauen: „Wer weiß, vielleicht fahre ich dann mit dem<br />
Boot auch mal bis nach Berlin“, träumt er laut. Das<br />
wäre wohl problemlos möglich, über die Elbe, die Ha-<br />
vel und die Spree. Denn: Zeit spielte dann ja keine Rolle<br />
mehr, „meine Arbeit habe ich immer mit an Bord“.<br />
Text Matt. Müncheberg Knud-Fotos © Tom Roeler, www.roeler.com,<br />
Objekt-Fotos © Alexa Grande Infos www.wasserspiegel.com<br />
maritime art knud plambeck
80<br />
AUFGEFISCHT<br />
MARITIME SPRACHUNFÄLLE<br />
„M<br />
orgens war Kaiserwetter. Danach dann nur noch<br />
Kanzlerwetter: Von der Richtung her unbestimmt,<br />
in der Tendenz abnehmend.“ Seit einigen Jahren veröffentlicht<br />
die Zeitschrift YACHT in der Rubrik Aufgefischt die schönsten<br />
maritimen Sprachunfälle, die nun in diesem Bändchen versam-<br />
melt sind: Gefunden wurden diese wunderbaren Zitate in Häfen<br />
und unterwegs, in Magazinen und Zeitungen, in Annoncen und<br />
Aufgeschnapptem. Wenn Rettungsinseln zu Zonen gegensei-<br />
tigen Respekts werden, das Kieler Ostufer näher an die Stadt<br />
rückt, die GORCH FOCK ein neues Segelgestell erhält oder ein<br />
Segler per Annonce eine Lebenspartnerin und Eignerin sucht<br />
und nur um ein Foto des Schiffes bittet, dann wissen wir: Was-<br />
sersport hat auch eine andere, weniger bekannte, aber umso<br />
unterhaltsamere Seite. Segeln ist eine ernsthafte Angelegen-<br />
heit? Schon möglich, aber nicht immer – und dies oftm<strong>als</strong> auch<br />
ganz unfreiwillig. Auch tiefe philosophische Erkenntnisse lassen<br />
sich in dieser Zitate-Sammlung finden: Ein Eimer bleibt ein Ei-<br />
mer. Ganz egal, aus welcher Perspektive man ihn betrachtet.<br />
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Erster 4.000 Seemeilen zu den polynesischen Inseln. Ziel der<br />
internationalen Forscher war, mit ihrer wagh<strong>als</strong>igen Segelfahrt<br />
die Besiedlung Polynesiens nachzuverfolgen. Keramikscherben,<br />
linguistische und genetische Untersuchungen untermauern die<br />
These, dass Angehörige der Lapita-Kultur die Vorfahren der<br />
Polynesier waren und von China über Taiwan und die Philippi-<br />
nen in die Südsee vordrangen und dass die polynesischen In-<br />
seln damit von Westen ausgehend besiedelt wurden und nicht<br />
von Südamerika. In „Die Lapita-Expedition“ lässt Klaus Hym-<br />
pendahl seine aufregende Reise Revue passieren, er schildert,<br />
wie die Besatzung trotz dramatischer Wetterbedingungen und<br />
zermürbender Konfliktsituationen nach sechs Monaten das Ziel<br />
erreichen konnte. Im Rahmen eines großen Festes wurden die<br />
Katamarane den Polynesiern übergeben, um die mittlerweile<br />
verloren gegangene Kunstfertigkeit im Bootsbau wiederzu-<br />
beleben. „Allein diese Gewissheit und der herzliche Empfang<br />
waren die Strapazen der Reise wert“, sagt Klaus Hympendahl.<br />
Doch auch der gelungene Nachweis des Migrationswegs der<br />
Polynesier und die Erfahrungen mit der einzigartigen, tapferen<br />
Crew haben die Expedition zu einem vollen Erfolg gemacht.<br />
Die Aufzeichnung ist ein spannender, reich bebilderter Aben-<br />
teuerbericht, der viele kulturhistorische Hintergrundinformati-<br />
onen liefert und den Leser an exotische Schauplätze entführt.<br />
Klaus Hympendahl ist geborener Hamburger und arbeitete<br />
lange Zeit <strong>als</strong> Texter und Creative Director in der Werbung. Er<br />
war Inhaber einer eigenen Werbeagentur und gründete später<br />
eine Yacht-Ausrüstungsfirma. Von 1986 bis 1991 umsegelte er<br />
die Welt. 2008/2009 leitete er die Südsee-Expedition „Lapita-<br />
Voyage“, die die Grundlage dieses Buchs bildet. Klaus Hym-<br />
pendahl, der in Düsseldorf lebt, hat mehrere Bücher geschrie-<br />
ben. Für das SAILING JOURNAL berichtete er ausführlich vorab<br />
von seinem Südsee-Abenteuer (SAILING JOURNAL – Issue 38).<br />
www.herbig.net<br />
Foto © privat<br />
DER MARITIME KLASSIKER<br />
TABOO VON WOLFGANG HAUSNER<br />
Während Physiker gern von einer Initialzündung sprechen<br />
oder vom Urknall, wenn sie davon berichten, wie<br />
alles angefangen hat, läuft es bei Seglern meist auf die Frage<br />
hinaus: „Erzähl mal, wie kam es, dass dich der Segelvirus ergrif-<br />
fen hat?“ Bei mir gibt es da einen Zusammenhang zwischen der<br />
Infektion und dem Buch „Taboo“ von Wolfgang Hausner. Das<br />
hat nicht so viel mit dem Untertitel zu tun, wie man vielleicht<br />
meinen könnte („Eines Mannes Freiheit“), <strong>als</strong> vielmehr damit,<br />
dass mich ein Freund fragte, ob ich mit ihm um Korsika segeln<br />
wolle, mit einem Katamaran. Ich war noch nie gesegelt und ich<br />
hatte noch nie das Meer gesehen, <strong>als</strong>o sagte ich zu.<br />
Auf dieser Reise habe ich dann von „Taboo“ erfahren, denn<br />
in weiser Voraussicht nahm mein Freund ein paar Bücher mit.<br />
Nicht, weil er erwartet hatte, dass es auf dem Törn langweilig<br />
werden würde, sondern um meinen Wissensdurst zu stillen, der<br />
mit jeder Seemeile zunahm, je mehr wir uns von Südfrankreich<br />
entfernten. Es war der Traum vom Segeln: Ungebunden zu<br />
reisen, etwas zu erleben, das irgendwo zwischen Arbeit und<br />
Meditation angesiedelt ist, sich in einer Natur zu bewegen, die<br />
ich so bis dato nicht kannte – das Salz der Herausforderung<br />
auf den Lippen, die Gefahren und die Freuden, wenn es gelun-<br />
gen war, trotz Badewannen-Temperatur des Meeres ein Bier zu<br />
kühlen, die endlosen Eindrücke und die auf uns herabfallende<br />
Erschöpfung. Und alles wurde in dem Moment angegangen, in<br />
dem es anstand. Wir fühlten uns auserwählt und waren dem<br />
Geist der Polynesier auf der Spur, wie Wolfgang Hausner, <strong>als</strong><br />
er von Australien aufgebrochen war, ohne Segelerfahrung, da-<br />
für aber mit einem selbstgebauten Sperrholz-Katamaran, den<br />
er auf den Namen TABOO taufte. Acht Jahre lang lebte und<br />
reiste er auf diesem Boot, überstand Stürme und Haiattacken –<br />
während er diese Bibel für Langzeitsegler und Katamaran-Fans<br />
schrieb.Wie unsere Geschichte weiterging? Nun, wir segelten<br />
noch oft friedlich in den Sonnenuntergang. Erspart geblieben<br />
ist uns zum Glück das knirschende Krachen von Sperrholz, das<br />
sich auf Korallen festbeißt, der Schiffbruch und die endlosen<br />
Stunden des nächtlichen Ruderns, ausgerüstet nur mit einem<br />
Kompass und der vagen Ahnung, in welcher Richtung eine be-<br />
wohnte Insel warten könnte. All das erzählt Wolfgang Hausner<br />
in seinem Buch, er erzählt von seinem Abenteuer, „das in der<br />
heutigen Zeit nicht mehr nachvollziehbar“ sei. – Wenn er sich<br />
da mal nicht täuscht.<br />
Foto © privat<br />
Foto © privat<br />
„Der maritime Klassiker“ – vorgestellt von SAILING JOURNAL-<br />
Leser Martin Frick. Martin coacht Führungskräfte auf einer Figaro<br />
am Vierwaldstätter See, www.oceanmind.ch. „Taboo“ ge-<br />
braucht gesehen bei Online-Buchhandlungen ab 10 Euro.<br />
maritime books<br />
Was ist Ihr „maritimer Klassiker“?<br />
Mail an mm@sailing-journal.de
Klassisch, seegängig, wohnlich: eine Vindö<br />
unter Segeln vor der Westküste Schwedens<br />
nördlich Göteborgs<br />
84<br />
DERVINDÖ-PATE<br />
WERFTBESUCH BEI MATS JÖNSSON AUF VINDÖN<br />
travel westschweden<br />
BOHUSLÄN, S PÄT-<br />
SOMMER. T EIL 2<br />
ANDAS I N, A NDAS<br />
UT, N IJUUUUT . ..<br />
Wer in Westschweden mit dem<br />
Wagen auf dem Nord und Süd<br />
verbindenden Highway E6<br />
unterwegs ist, bei Herrestad die<br />
Abfahrt 96 nimmt und dann auf<br />
die Bundesstraße 160 Richtung<br />
Henån wechselt, sieht schon von<br />
Weitem die hohe, geschwungene<br />
Nötesundbrücke, welche das Fest-<br />
land Bohusläns mit der Insel Orust<br />
nordwestlich Göteborgs verbindet.<br />
Blickt man dann von der moder-<br />
nen Betonbrücke rechter Hand auf<br />
den blauschwarz schimmernden<br />
Nötesund hinunter, erblickt man<br />
voraus auf der kleinen Halbinsel<br />
Vindön die roten und silberfarbe-<br />
nen Hallen mehrerer Werften. Eine<br />
davon ist die Vindö Marin AB.
86<br />
Die Nachfolgewerft der bekannten<br />
Vindö-Schmiede (Bericht über das<br />
diesjährige Vindö-Treffen auf Aerö<br />
siehe SAILING JOURNAL – Issue<br />
4/2011) wird seit 1996 von Mats<br />
Jönsson geleitet. Er widmet sich heute der Winter-<br />
einlagerung von Yachten und dem Service. Spezi-<br />
alität: Pflege und Überholung der hier bis Mitte der<br />
80er-Jahre gebauten Vindös. Warum ging es mit der<br />
Produktion der <strong>als</strong> außergewöhnlich seegängig und<br />
wohnlich geltenden Yachten zu Ende? „Alles ging<br />
gut mit der Herstellung der Vindös“, sagt Mats Jöns-<br />
son, bis es 1980 einen „großen Knall“ gegeben habe.<br />
Der Grund: 100 Schiffe seien zu Festpreisen verkauft<br />
worden – über wiegend an deutsche Abnehmer. „Das<br />
Problem war, dass in der Zeit zwischen Verkauf und<br />
Bau und Auslieferung die Preise kräftig gestiegen wa-<br />
ren.“ Zudem sei im Unternehmen dam<strong>als</strong> die Chance<br />
verpasst worden, die Effizienz bei der Produktion zu<br />
steigern. Viele Mitarbeiter seien zu den benachbarten<br />
Werften abgewandert, auch zu Najad, und hätten<br />
dort ihr großes Know-how weitergegeben.<br />
1983 dann der nächste Crash: „Zu diesem Zeitpunkt<br />
stand fest, dass die Wirtschaftlichkeit im Unterneh-<br />
men einfach nicht mehr gegeben war“, sagt Jönsson.<br />
Bis 1984 habe es zwar den Versuch gegeben, noch<br />
ein paar Schiffe aufzulegen, aber das sei zum Schei-<br />
tern verurteilt gewesen und wohl „auch nicht so ganz<br />
offiziell gelaufen dam<strong>als</strong>“, sagt der heutige Werft-<br />
chef. Seit den 70er-Jahren sei bei der Nötesund-Werft<br />
auch mit Wintereinlagerung und Service Geld verdient<br />
worden, das sei dann ab 1987 verstärkt weiterentwi-<br />
ckelt worden. Vier Mitarbeiter hätten sich ganz die-<br />
sem Thema gewidmet. Zwei von ihnen würden auch<br />
heute noch im Betrieb arbeiten: der 50-jährige Rolf<br />
Calgreen, seit 1977 dabei, und Björn Kempe, 60 Jahre<br />
alt und bereits 1974 in das Unternehmen eingetreten.<br />
„Der Schwerpunkt lag natürlich auf Vindö-Yachten“,<br />
sagt Jönsson, aber auch andere Boote seien schon<br />
früh willkommen gewesen.<br />
Jönsson, der sich 1991 eine eigene Segelyacht gekauft<br />
hatte (übrigens keine Vindö, sondern eine Najad), kam<br />
1995 nach Vindön und habe den „traurigen Zustand“<br />
der Werft bemerkt. Und er sah das Potenzial, das trotz<br />
aller Krisen noch in dem Unternehmen steckte. Jöns-<br />
son, aus der Immobilienbranche kommend, übernahm<br />
1996 kurzerhand die Geschäftsführung des Unterneh-<br />
mens, kaufte Land dazu und baute sechs Hallen. Seit-<br />
dem laufe der Laden wieder, freut sich der Selfmade-<br />
Werftchef. Alles macht einen sauberen, aufgeräumten<br />
und hoch professionellen Eindruck. Die Arbeitsatmo-<br />
sphäre ist freundlich, ja fast freundschaftlich. Das hat<br />
sich, so scheint es, herumgesprochen: „Jedes Jahr<br />
kommen 15 bis 20 Vindös bei uns ins Winterlager“,<br />
viele Eigner würden die Winterüberholung und den<br />
Alles an seinem Platz: Werkstatt-Ecke bei Vindö Marin<br />
JÖNSSON, AUS DER IMMOBILIENBRANCHE KOMMEND, ÜBERNAHM<br />
1996 KURZERHAND DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG DES UNTERNEHMENS,<br />
KAUFTE LAND DAZU UND BAUTE SECHS HALLEN. SEITDEM LAUFE<br />
DER LADEN WIEDER, FREUT SICH DER SELFMADE-WERFTCHEF.<br />
Service gleich dazu buchen. „Das rechnet sich inzwi-<br />
schen“, so der anpackende Schwede. Normal ist das<br />
nicht: Die Aphrodite-Nachfolgewerft Regina Vindö<br />
gleich nebenan musste kürzlich aufgeben. „Die haben<br />
zwei Jahre lang keine Boote mehr verkauft“, auch bei<br />
Najad seien die Tore zumindest kurzzeitig geschlossen<br />
worden – harte Zeiten für Bootsbauer, sagt Jönsson.<br />
Gut, dass der 60-jährige Jönsson rechtzeitig sein Werft -<br />
spektrum um die Bereiche Service und Winterlager<br />
erweitert hat. Fünfzehn fest angestellte Mitarbeiter<br />
kümmerten sich heute um diesen Bereich, je nach Auf-<br />
tragslage kämen noch einmal fünf bis sechs „Freie“<br />
dazu. Der Jahresumsatz betrage zurzeit zwischen<br />
16 und 18 Millionen Schwedenkronen, damit könne<br />
man gut leben, sagt Jönsson. Ein weiteres wichtiges<br />
Standbein für den groß gewachsenen Blondschopf<br />
soll zukünftig der Motoryachtbau werden. Nach ei-<br />
nem erfolgreichen Modellstart wird in den Hallen auf<br />
Vindön zurzeit an einem neuen, modernen 32 Fuß-Mo-<br />
torkreuzer gewerkelt, ein Riss von Rolf Eliasson. „Kalt<br />
gebacken und mit einem schönen Mahagoniaufbau“,<br />
AALBORG<br />
travel westschweden<br />
FREDERIKSHAVN<br />
GÖTEBORG<br />
ÖRUST
sagt Jönsson stolz. Die Null-Nummer sei bald fer-<br />
tig und mit einem „sehr innovativen“ Hybridantrieb<br />
ausgerüstet, so Jönsson. Die Mischung macht´s – in<br />
Kombination mit dem ständigen Schritthalten mit der<br />
Technik, könnte das Motto Jönssons lauten. Insgesamt<br />
fünf Millionen Kronen hat er in den letzten zehn Jah-<br />
ren in die Firma investiert. Gut angelegtes Geld – das<br />
Geschäft brummt. Davon zeugen nicht nur die gut be-<br />
legten Stege mit Kundenyachten, die einer Reparatur,<br />
einer kompletten Überholung oder dem Motoren- oder<br />
Riggservice harren. Apropos Rigg: Besonders stolz ist<br />
Jönsson auf seine neue, moderne Rigghalle. Auf Knopf-<br />
druck lassen sich selbst Mammut-Masten von den an<br />
den Hallenseiten befindlichen Regalen in die Mitte<br />
der – klimatisierten – Halle befördern, um daran be-<br />
quem arbeiten zu können. „Das gibt es so nur bei uns.“<br />
Ob es wohl jem<strong>als</strong> wieder Vindös made in Vindön bei<br />
Henån auf Orust geben wird, wollen wir natürlich wis-<br />
sen. Viele Vindö-Eigner und -Freunde beschäftigt die-<br />
se Frage sehr. Von im Wald nahe der Werft „herum-<br />
liegenden alten, originalen Vindö-Formen“ kann man<br />
da hören oder in verschiedenen Netz-Beiträgen lesen.<br />
„Alle noch existierenden, uns bekannten, alten Vindö-<br />
Formen wurden in mehreren großen Aufräumaktio-<br />
nen zerstört“, räumt Jönsson mit diesen Gerüchten<br />
auf, die letzte Aktion sei 2008 gelaufen. Zwar gebe<br />
es angeblich irgendwo noch eine 45er-Form, das sei<br />
jedoch eine Form eines „hässlichen Motorseglers“, die<br />
wohl niemanden sonderlich interessieren dürfte. Auch<br />
davon, dass jemand kürzlich eine neue 65er- Vindö<br />
aufgelegt haben soll, habe Jönsson gehört, doch<br />
„wer weiß, woher da die Form gekommen ist“, fragt<br />
der in ein dunkelblaues Firmen-Poloshirt gekleidete<br />
Vindö-Marin-Chef, vielleicht sei die sogar „geklaut“,<br />
wer wisse das schon so genau. Denn, so gibt der<br />
rührige Manager zu bedenken, in den 70er- und 80er-<br />
88<br />
Kaufte mutig, investierte<br />
klug – und schreibt längst<br />
schwarze Zahlen: Mats Jönsson,<br />
Chef von Vindö Marin.<br />
Jahren haben auf Vindön „Zustände wie im Wilden<br />
Westen“ geherrscht, da sei vieles möglich gewesen.<br />
Trotzdem, wer eine originale Vindö gebaut haben<br />
möchte, sei in seiner Werft genauso richtig wie Eigner<br />
älterer Modelle, die für ihre Boote ein Refit wünschten.<br />
Das sei lediglich eine Frage des Preises, sagt Jönsson,<br />
machbar sei – fast – alles. Jönsson, der die 32er-Vindö<br />
<strong>als</strong> „klassisch schön“ bezeichnet, in der 50er den<br />
„Bootstyp mit den schönsten Überhängen“ sieht und<br />
an der 45er den am besten nutzbaren Innenraum lobt,<br />
kann nur mit der 65er-Vindö, die er etwas abfällig <strong>als</strong><br />
„Back-Ei“ bezeichnet, nicht so viel anfangen. Und, ach<br />
ja, auch eine 90er gab es ja dam<strong>als</strong>, insgesamt 13-mal<br />
sei dieser große Typ gebaut worden, je eines dieser<br />
Boote liege an der Schlei, in Göteborg und eine 90er<br />
segle in Norwegen. Doch auch für diejenigen Vindö-<br />
Fans, die sich einen kompletten Neubau nicht leisten<br />
können oder wollen, hat Jönsson einen Tipp parat:<br />
„Wer will, kauft sich eine gute gebrauchte Vindö und<br />
lässt sie bei uns refitten“, das sei vernünftig, preis-<br />
werter – und schließlich besitze man am Ende ein au-<br />
thentisches Stück, das über eine Geschichte verfüge.<br />
So ist an historischer Stätte zumindest der Erhalt der<br />
bisher gebauten stolzen Vindö-Yachten gesichert, die<br />
ihren Namen der nördlich Henåns liegenden Halbinsel,<br />
dem „Windigen Eiland“ verdanken. „Kommt nächs-<br />
tes Jahr wieder“, schlägt Jönsson vor. Dann wolle er<br />
uns seine sechs Meter lange ANDÖNGE zeigen, von<br />
der er sagt, sie sei „sailing like hell“. Oder das alte,<br />
gaffelgetakelte und geklinkerte Bohuslän-Segelboot,<br />
das vor einhundert Jahren in Westschweden gebaut<br />
wurde und für seine Seegängigkeit berühmt gewesen<br />
sei. Oder sein neues 32-Fuß-Motorboot, das dann<br />
„bestimmt schon fertig“ sei ...<br />
Text & Fotos © Matt. Müncheberg<br />
Mit Brücken-Deck: Vindö 50 auf der Ostsee<br />
travel westschweden<br />
Erschließt neue Absatzmärkte: Vindö Marin entwickelte und baut zwei Motorcruiser-Modelle. Sie sind<br />
wie ihre segelnden Schwestern wohnlich, seefest und machen eine gute Figur. Das neue Modell ist<br />
mit einem Hybridmotor ausgerüstet. Die Bestell-Listen sind lang.<br />
WER EINE ORIGINALE VINDÖ GEBAUT HABEN MÖCHTE, SEI<br />
IN SEINER WERFT GENAUSO RICHTIG WIE EIGNER ÄLTERER<br />
MODELLE, DIE FÜR IHRE BOOTE EIN REFIT WÜNSCHTEN.
FLOTTER<br />
90<br />
KUSCHEL-TRI<br />
AUDI-TRIMARAN<br />
Entwarf ein innovatives<br />
Bootsdesign:<br />
die junge Designerin<br />
Stefanie Behringer<br />
naval architecture audi-trimaran<br />
Prinzip Mehrrumpfboot: auch auf reine Segelyachten anwendbar<br />
Der Audi-Trimaran, die Diplomarbeit der Jungdesignerin Stefanie Behringer von der Hochschule Pforzheim, ist<br />
im Konzept-Design-Studio des Autobauers in München entstanden. Nachdem Behringer dort 2008 ein Prakti-<br />
kum absolviert hatte, ergab sich für die Studentin schon ein Jahr später die Chance, auch ihre Bachelor-Arbeit bei<br />
Audi zu schreiben. Entstanden ist ein sehenswertes Design objekt, das Lounge-Charakter mit Effizienz verbindet.
FRAU BEHRINGER, WIE FUNKTIONIERT<br />
DIESE UNGEWÖHNLICHE YACHT? Der<br />
Audi- Trimaran beruht auf einem neuen<br />
Konzept, das zwei elektrisch betriebene<br />
Jetboote in ein Motorboot integriert.<br />
Der schlanke Hauptrumpf wird von zwei effizienten<br />
Audi-TDI-Dieselmotoren angetrieben. In den beiden<br />
Auslegern können elektrisch betriebene Jetboote an-<br />
docken, die gleichzeitig <strong>als</strong> zusätzlicher Antrieb die-<br />
nen. Damit ist bis zu einer Geschwindigkeit von acht<br />
Knoten ein emissionsfreies und nahezu geräuschloses<br />
Befahren von Häfen und Buchten möglich.<br />
WAS, WENN MAN SCHNELLER ALS 15 KILOMETER PRO<br />
STUNDE UNTERWEGS SEIN WILL? Für höhere Geschwin-<br />
digkeiten bis zu 30 Knoten (55 km/h) werden die Die-<br />
selmotoren zugeschaltet, die gleichzeitig die Akkus<br />
der Jetboote aufladen. Die Elektromotoren wiederum<br />
unterstützen die Dieselaggregate bei der Beschleuni-<br />
gung. Das Boot kommt schneller in den Gleitzustand<br />
und es wird weniger Kraftstoff benötigt.<br />
92<br />
WARUM EIN TRIMARAN? Der große Vorteil von Mehr-<br />
rumpfbooten ist die Effizienz, denn die schlanken<br />
Einzelrümpfe bieten dem Wasser weniger Reibungs-<br />
widerstand. Hinzu kommen die stabilen und ruhigen<br />
Fahreigenschaften. Das Boot ist rund 15 Meter lang,<br />
bedingt durch den sehr schmalen Hauptrumpf nur<br />
6,40 Meter breit. Die Jetantriebe haben nur einen<br />
Tiefgang von 58 Zentimetern und ermöglichen so<br />
auch das Befahren von flachen Gewässern.<br />
WIE VIELE PERSONEN HABEN AUF DER YACHT PLATZ?<br />
Auf Deck finden rund zwölf Personen Platz, unter Deck<br />
befinden sich vier feste Kojen. Bei Bedarf entstehen<br />
durch das Herunterklappen des Küchentisches zwei<br />
weitere Kojen.<br />
EIN PAAR WORTE ZUM DESIGN … Gestaltungsgrundla-<br />
ge bildeten die Audi-Markenwerte: progressiv, sport-<br />
lich, hochwertig. Das Boot hat den sportlich-eleganten<br />
Charakter eines Seglers, betont durch die Liegenetze in<br />
den Auslegerflächen und die sich im Heck verjüngende<br />
naval architecture audi-trimaran<br />
„DER GROSSE VORTEIL VON MEHRRUMPFBOOTEN IST DIE<br />
EFFIZIENZ, DENN DIE SCHLANKEN EINZELRÜMPFE BIETEN<br />
DEM WASSER WENIGER REIBUNGSWIDERSTAND.“<br />
Jetboote mit Akkubetrieb <strong>als</strong><br />
Tender: Auch für Segelyachten mit<br />
mehreren Rümpfen vorstellbar.
„DAS MEER BIETET EINEN RIESIGEN LEBENSRAUM – EIN<br />
OPTIMALER ORT, UM SICH ZURÜCKZUZIEHEN UND DIE<br />
HEKTIK DES FESTLANDES HINTER SICH ZU LASSEN.“<br />
94<br />
Rumpfform oberhalb der Wasserlinie. Der silberne Rah-<br />
men, der die Ausleger mit dem Hauptrumpf verbindet,<br />
unterstreicht den technischen Charakter von Audi und<br />
erinnert an Rahmenstrukturen aus dem Automobil-<br />
bau. Die Jetboote orientieren sich an der eleganten<br />
und sportlichen Anmutung des Hauptbootes. Die ho-<br />
hen Seitenwände schützen vor Spritzwasser, der vorn<br />
liegende, wasserdichte Stauraum bietet Platz für Zube-<br />
hör wie Schnorchel, Flossen oder Einkäufe vom Land.<br />
Die gefederte Sitzbank garantiert optimalen Fahrkom-<br />
fort. Das Deck setzt auf Lounge-Atmosphäre und lädt<br />
zum Entspannen ein. Die Sitzlandschaft geht nahtlos<br />
in die hinteren Liegeflächen über. Zwischen den bei-<br />
den Sitz- und Liegeflächen lässt sich ein Tisch aus dem<br />
Boden fahren. Das große Panorama-Glasdach schützt<br />
nicht nur vor Fahrtwind, sondern kann bei Bedarf<br />
abgedunkelt werden und somit Schatten spenden.“<br />
SIND SIE SELBST WASSERSPORTLERIN? Bereits <strong>als</strong> Kind<br />
interessierte ich mich für Motorboote. In jungen Jah-<br />
ren verbrachte ich mit meinen Eltern viele Urlaube auf<br />
dem Meer. Auf dem Schiff zu sein, bedeutet für mich<br />
Freiheit, Ruhe und Unendlichkeit. Das Meer bietet ei-<br />
nen riesigen Lebensraum – ein optimaler Ort, um sich<br />
zurückzuziehen und die Hektik des Festlandes hinter<br />
sich zu lassen. Mit meiner Bachelor-Arbeit wollte ich<br />
ein Produkt entwickeln, mit dem man sich in dieser<br />
natürlichen und befreiten Umgebung bewegen kann.<br />
WAS WAR DAS BESONDERE, DAS REIZVOLLE FÜR SIE AN<br />
DIESEM PROJEKT? Die Verbindung der Vorteile eines Se-<br />
gelbootes mit denen eines Motorbootes war für mich<br />
besonders reizvoll. Von Segelbooten wissen wir, dass<br />
sie effizient und umweltfreundlich sind. Motorboo-<br />
te hingegen müssen in diesem Bereich noch deutlich<br />
aufholen. Wenn es um Flexibilität und Bedienfreund-<br />
lichkeit geht, sind Motorboote Seglern klar überlegen.<br />
Diese Faktoren bestmöglich zu kombinieren und mit<br />
dem immer wichtiger werdenden Faktor Effizienz zu<br />
verknüpfen, war für mich die große Herausforderung<br />
und auch der Ansporn, dieses Projekt zu bearbeiten.<br />
Fotos/Animationen © Audi AG<br />
naval architecture audi-trimaran<br />
Stefanie Behringer arbeitet heute <strong>als</strong> Designerin im Audi Center<br />
Design Interieur und bearbeitet weitere Projekte für den Auto-<br />
bauer. Ihr Spezialgebiet wurde die Gestaltung von Sitzen. Das<br />
Gespräch führte Matt. Müncheberg. Infos www.audi.de
96<br />
DEZEMBER<br />
JANUAR<br />
FEBRUAR<br />
MÄRZ<br />
what`s next?/Auswahl<br />
3. bis 11.12. Salon Nautique de Paris, FRA<br />
3. bis 18.12. ISAF <strong>Sailing</strong> World Championchips, Perth/AUS<br />
10.12. Volvo Ocean Race In-Port-Race 2, Kapstadt<br />
11.12. Volvo Ocean Race Start Leg 2 in Kapstadt nach Abu Dhabi<br />
6. bis 15.1. London Boat Show, UK<br />
13.1. Volvo Ocean-Race In-Port-Race 3, Abu Dhabi<br />
14.1. DSV Sitzung Olympiasegelausschuss<br />
14.1. Volvo Ocean-Race Start Leg 3 in Abu Dhabi nach Sanya<br />
21. bis 29.1. boot, Düsseldorf<br />
22. bis 28.1. Rolex Miami OCR Regatta (alle Klassen), Miami/US<br />
26.1. bis 3.2. JWM 470er-Klasse, Takapuna, NZL<br />
1. bis 5.2. Nauticampo Lisbon, Lissabon/POR<br />
3. bis 12.2. Batmässan – Göteborg Boat Show/SWE<br />
8. bis 10.2. Seatec – Sea Technology & Design, Carrara/IT<br />
9.2. das neue SAILING JOURNAL Nr. 48 erscheint!<br />
9. bis 18.2. Helsinki Int. Boat Show, FIN<br />
10. bis 12.2. Dublin Boat Show (Irish Marine Fed.), IR<br />
10. bis 15.2. Boot Holland, Leuwaarden/NL<br />
10. bis 19.2. Ayrasia/Eurasia Boat Show, Istanbul/TR<br />
11. bis 12.2. Freizeit-Messe – Boot, Caravan, Touristik, Hamm<br />
18. 2. Volvo Ocean Race In-Port-Race 4, Sanya<br />
19. 2. Volvo Ocean Race Start Leg 4 in Sanya nach Auckland<br />
22. bis 26.2. Freizeitmesse fr.e.e. München<br />
22. bis 26.2. Zagreb Sport & Boat Show, Zagbgreb/KRO<br />
24. bis 26.2. Boatfit, Bremen<br />
24. bis 26.2. Bade i Bella (Copenhagen Int. Boat Show), DEN<br />
24.2. bis 1.3. EM RS:X-Klasse (Surfen), Madeira/POR<br />
1. bis 3.3. Bade i Bella (Copenhagen Int. Boat Show), DEN<br />
1. bis 4.3. Wiatr i Woda (Wind and Water), Warschau/POL<br />
1. bis 4.3. Austrian Boat Show – Boot Tulln/AUS<br />
2. bis 11.3. Stockholm Int. Boat Show Allt for Sion, Stockholm/SWE<br />
6. bis 11.3. HISWA Amsterdam – Amsterdam Boat Show, NL<br />
9. bis 11. 3. Magdeboot, Magdeburg<br />
13. bis 17.3. Dubai Int. Boat Show, Dubai/AEM<br />
16. bis 24.3. EM Finn-Dinghy-Klasse, Scarlino/IT<br />
17. 3. Volvo Ocean Race In-Port-Race 5, Auckland<br />
18. 3. Volvo Ocean Race Start Leg 5 Auckland nach Itajai<br />
20. bis 28.3. WM RS:X-Klasse (Surfen), Cadiz/ESP<br />
31.3. bis 6.4. Trofeo Sar Princessa Sofia-Mapfre, Palma de Mallorca/ESP<br />
Ohne Gewähr, insbesondere kein Anspruch auf Vollständigkeit. Ihre Regatta-, Messe- und<br />
Eventtermine im SAILING JOURNAL: Info an mm@sailing-journal.de<br />
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Straße, Nr.<br />
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• Farbe: Dunkelblau<br />
• Material: 600D Polyester mit Nylongriffen<br />
• Größe: 62 x 30 x 26 cm<br />
Das SAILING JOURNAL präsentiert 6 x im Jahr in faszinierenden Fotostrecken<br />
Regatten, Yachten, Reviere und modernen Lifestyle – das 100seitige Trend-Magazin<br />
nimmt sich Raum und Zeit, den Leser aufs Wasser zu entführen.<br />
Dabei ist das exklusive SAILING JOURNAL pure Emotion: kompetenter <strong>Journal</strong>ismus,<br />
gepaart mit einer professionellen Bild-Kunst, getragen von einem raumgreifenden,<br />
unverwechselbaren Layout machen das SAILING JOURNAL zu einem Heft für Segler,<br />
die das Besondere lieben.<br />
Kartennummer Gültig bis<br />
Rechnung<br />
Ja, ich bin damit einverstanden (jederzeit widerrufl ich), dass Sie mich<br />
künftig per E-Mail, per Post, telefonisch oder mobil über interessante<br />
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PREVIEW SAILING JOURNAL 1-2012<br />
© Foto Matt. Müncheberg<br />
A<br />
ls die SAILING JOURNAL-Crew Ende Oktober in der Marina Quinta do Lorde bei<br />
Canical im äußersten Osten Madeiras eintrifft, schüttet es wie aus Eimern. „Das<br />
erste Mal in dieser Saison“, sagt die hübsche Marina-Chefin Catia Esleves. Der<br />
Sommer sei zu Ende. Noch vier Wochen bis Winteranfang. Wir bestellen Bica in der Hafen-<br />
bar, so nennen die Madeirer einen Espresso, und Chinesa genannten Milchkaffee mit Zu-<br />
cker. In einer kurzen Regenpause besteigen wir die für uns bereitliegende PARALELO 32,<br />
eine sechs Jahre alte, sehr gepflegte Beneteau Oceanis 323. Wir lösen die Leinen und set-<br />
zen Segel. Das Boot gehört Bruno, einem 36-jährigen Unternehmer aus der Inselhauptstadt<br />
Funchal. Wenn der passionierte Segler das Boot einmal nicht selbst nutzt, dann kann man<br />
sein Boot auch chartern. Es ist eine der wenigen Yachten auf Madeira, die man überhaupt<br />
chartern kann, tage- oder wochenweise, bareboat oder mit Skipper. Ein echter Geheimtipp.<br />
Wir haben Glück, Bruno hat gerade dienstlich zu tun. Das Boot ist frei. Also stecken wir<br />
einen nordöstlichen Kurs ab. Unser Ziel ist die knapp 30 Seemeilen entfernte Insel Porto<br />
Santo. Auf Christoph Kolumbus` Spuren erkunden wir in den nächsten Tagen für das SAI-<br />
LING JOURNAL die elf Kilometer lange und nur sechs Kilometer breite Insel mitten im At-<br />
lantik – Start einer dreiteiligen Serie über den Archipel vor der afrikanischen Westküste.<br />
Außerdem in Heft 1/2012 (Auswahl): Das SAILING JOURNAL widmet sich in seiner Januar-Issue<br />
der zweiten Etappe des spektakulär gestarteten Volvo Ocean Race, wir begleiten die Segler<br />
bei den ISAF World Championships vor dem australischen Perth und sind auch dabei, wenn<br />
die Fischer auf der kleinen Schwesterninsel von Mauritius, Rodrigues, mitten im Indik einmal<br />
im Jahr ihre bunten Segel zu einer einzigartigen Wettfahrt setzen. In Maritime Art stellen wir<br />
die außergewöhnlich detailgetreuen Yacht-Modelle des mittlerweile international agierenden<br />
Künstlers Rob Eddy vor. Außerdem im Heft: News und Trends aus der Segelszene, Sailstyle,<br />
Naval Architecture, Maritime Books u.a.<br />
ISSUE 48 ERSCHEINT AM 9. FEBRUAR. HEFT-BESTELLUNGEN/ABONNEMENTS:<br />
INFO@DELIUS-KLASING.DE. UNTER DEN ERSTEN ZEHN ABO-BESTELLERN<br />
VERLOSEN WIR DAS BUCH „STILLE WATTEN – WEITES MEER“ VON NICO<br />
KRAUSS AUS DEM DELIUS KLASING VERLAG.<br />
98<br />
SAILING JOURNAL - IMPRESSUM<br />
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Matthias J. Müncheberg, c/o muencheberg-media,<br />
Grünauer Straße 201 – 209, 12557 Berlin,<br />
mm@sailing-journal.de, www.sailing-journal.de,<br />
Tel. +49 (0) 30-64 16 77 98,<br />
Mob. +49 (0) 163-243 87 07<br />
Jan Weisner, Outline-Graphix, Klausdorfer Weg 167,<br />
24148 Kiel, info@o-graphix.de,<br />
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Heike Schwab, Andreas Kling, Matt. Müncheberg,<br />
Lisa F. Müncheberg<br />
Richard Walch/Audi MedCup, Tom Roeler,<br />
Ian Roman/ Audi MedCup, Guido Trombetta/Audi<br />
MedCup, Nico Maack, Alexa Grande, Paul Todd/VOR<br />
Natascha Naffin, Dahm International,<br />
Matt. Müncheberg, Nico Martinez<br />
Tel. +49 (0) 521-559 911<br />
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Das SAILING JOURNAL erscheint 6-mal jährlich.<br />
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Deutschland 32,00 B, Jahresabonnement Ausland<br />
48,00 B, jeweils inkl. Versandkosten. Das SAILING<br />
JOURNAL ist nach Ablauf des Mindestbestelljahres<br />
(6 Ausgaben) jederzeit kündbar.<br />
Markus Gries<br />
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Olaf Klinger<br />
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»SCHATZKISTE<br />
Eine Auswahl der Themen in YACHT CLASSIC 1/12:<br />
DER KLASSIKER «<br />
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FOLKEBOOT-JUBILÄUM: » Geschichte einer langen Liebe<br />
LOGBÜCHER: » Die Kladden der alten Kapitäne<br />
BEPLANKUNG: » Leim oder Harz – welches ist das bessere Verfahren?<br />
FOTOESSAY: » Wie alte Boote Winterschlaf halten<br />
GROSSE KLASSE: » Porträt der Nationalen Kreuzer<br />
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