Leitlinie DGK - Kardionetz-koeln.de
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W.G. Daniel et al.<br />
Klappenvitien im Erwachsenenalter<br />
623<br />
T-Verän<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r eine abnorme Blutdruckregulation<br />
unter Belastung wur<strong>de</strong> zwar aufgrund einer<br />
früheren Studie [3] u.a. in <strong>de</strong>n europäischen <strong>Leitlinie</strong>n<br />
als Operationsindikation (IIa) akzeptiert [49],<br />
hat neueren Daten [19] zufolge aber einen niedrigen<br />
positiven Vorhersagewert. Die Operationsindikation<br />
beim asymptomatischen Patienten allein aufgrund<br />
letzterer Kriterien ist daher fraglich (II b).<br />
Weiterhin stellt eine eingeschränkte linksventrikuläre<br />
Funktion, die allerdings bei asymptomatischen<br />
Patienten selten ist, eine Operationsindikation dar<br />
[8, 49]. Dagegen wer<strong>de</strong>n die schwere linksventrikuläre<br />
Hypertrophie, ventrikuläre Rhythmusstörungen<br />
o<strong>de</strong>r eine hochgradige Stenose allein bei ansonsten<br />
asymptomatischen Patienten <strong>de</strong>rzeit nicht allgemein<br />
als Operationsindikation anerkannt [8]. Es muss allerdings<br />
festgehalten wer<strong>de</strong>n, dass die Risikostratifizierung<br />
bei asymptomatischen Patienten noch nicht<br />
ausreichend gelöst ist und weiterhin nach Indikatoren<br />
<strong>de</strong>s optimalen Operationszeitpunktes bei Symptomfreiheit<br />
gesucht wird. Die Bestimmung von Neurohormonen<br />
wie BNP (Brain Natriuretic Pepti<strong>de</strong>)<br />
und proBNP könnte sich dabei in Zukunft als hilfreich<br />
erweisen.<br />
Eingeschränkte linksventrikuläre Funktion<br />
Prinzipiell kann selbst bei einer Aortenstenose mit<br />
schwer eingeschränkter linksventrikulärer Funktion<br />
in <strong>de</strong>r Regel eine Verbesserung <strong>de</strong>r Auswurffraktion,<br />
vor allem aber eine <strong>de</strong>utliche Besserung <strong>de</strong>r Klinik<br />
nach Aortenklappenersatz erwartet wer<strong>de</strong>n [14, 15].<br />
Die Prognose ist ein<strong>de</strong>utig günstiger, wenn trotz eingeschränkter<br />
Ventrikelfunktion noch ein hoher transvalvulärer<br />
Gradient gemessen wer<strong>de</strong>n kann (mittlerer<br />
Gradient > 40 mmHg; [14]). Zur Situation bei eingeschränkter<br />
linksventrikulärer Funktion und niedrigem<br />
Gradienten („low flow – low gradient“) s.o.<br />
Patienten mit schwerer Aortenstenose, die Beschwer<strong>de</strong>n<br />
entwickeln, sollten prinzipiell so rasch wie<br />
möglich einem Klappenersatz zugeführt wer<strong>de</strong>n. Insofern<br />
gibt es eigentlich keine medikamentöse Therapie<br />
<strong>de</strong>r Aortenstenose. Kommt aufgrund <strong>de</strong>s Allgemeinzustands,<br />
<strong>de</strong>r Komorbiditäten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Willens<br />
<strong>de</strong>s Patienten eine Operation nicht infrage, so<br />
können Patienten mit Herzinsuffizienz von einer<br />
Therapie mit einem ACE-Hemmer sowie einem Diuretikum<br />
durchaus profitieren. Hier ist es wichtig,<br />
die Therapie in niedriger Dosierung zu beginnen<br />
und nur langsam unter regelmäßiger Blutdruckkontrolle<br />
zu steigern. Ebenso können Digitalisglykosi<strong>de</strong><br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re bei Vorhofflimmern.<br />
Betablocker sollten bei Herzinsuffizienz durch Aortenstenose<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Wenn in erster Linie<br />
Angina pectoris besteht, kann jedoch die vorsichtige<br />
Gabe von Betablockern erfolgen [8]. Zur Endokarditisprophylaxe<br />
s. die entsprechen<strong>de</strong>n Empfehlungen<br />
[1].<br />
Arterielle Hypertonie<br />
Da im Alter auch die arterielle Hypertonie relativ<br />
häufig vorkommt, kann eine antihypertensive Therapie<br />
bei Patienten mit asymptomatischer Aortenstenose<br />
erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n. Hauptsorge in diesem Zusammenhang<br />
ist die medikamentös bedingte Hypotension.<br />
Die antihypertensive Therapie sollte daher<br />
in sehr niedriger Dosierung eingeleitet und nur in<br />
kleinen Schritten unter sorgfältiger Blutdruckkontrolle<br />
gesteigert wer<strong>de</strong>n. Eine vorsichtige Therapie<br />
mit einem ACE-Hemmer o<strong>de</strong>r einem peripheren Vasodilatator<br />
erscheint dann zulässig [13, 74]. Wenn<br />
Patienten bereits bei <strong>de</strong>r Erstvorstellung eine antihypertensive<br />
Therapie einnehmen und darunter eine<br />
zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong> Blutruckeinstellung vorliegt, ist eine<br />
Therapieumstellung nicht prinzipiell erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Vielmehr kann ein unbegrün<strong>de</strong>tes Absetzen <strong>de</strong>r Therapie<br />
zu einer Blutdruckentgleisung und damit zu einer<br />
Gefährdung <strong>de</strong>s Patienten führen. Mit fortschreiten<strong>de</strong>r<br />
Progression <strong>de</strong>r Aortenstenose und Abnahme<br />
<strong>de</strong>r Aortenklappenöffnungsfläche ist aber auch eine<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Blutdruckwerte möglich und eine Reduktion<br />
<strong>de</strong>r antihypertensiven Medikation kann erfor<strong>de</strong>rlich<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Physische Belastung und sportliche Betätigung<br />
Das Ausmaß <strong>de</strong>r vertretbaren körperlichen Belastung<br />
richtet sich bei Patienten mit Aortenstenose in erster<br />
Linie nach <strong>de</strong>m echokardiographisch bestimmten<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Tab. 2<br />
Operationsindikation bei Aortenstenose<br />
Symptomatische Patienten mit schwerer Aortenstenose I B<br />
Asymptomatische Patienten mit schwerer Aortenstenose IIa C<br />
und reduzierter systolischer Linksventrikelfunktion (EF 0,3 m/s/Jahr)<br />
Asymptomatische Patienten mit schwerer Aortenstenose IIa C<br />
und pathologischem Belastungstest im Sinne <strong>de</strong>s<br />
Auftretens von Symptomen (Angina pectoris, Dyspnoe<br />
auf niedriger Belastungsstufe)<br />
Asymptomatische Patienten mit schwerer Aortenstenose IIb C<br />
und pathologischem Belastungstest ohne Auftreten von<br />
Symptomen (abnorme Blutdruckregulation, neue<br />
ST/T-Verän<strong>de</strong>rungen, ventrikuläre Rhythmusstörungen)<br />
Nachweis von ventrikulären Salven/Tachykardien IIb C