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GehLos - Ausgabe März 2013 - Mai 2013 - Lurob.de

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Auf ein Wort<br />

3<br />

Liebe Mitmenschen,<br />

sind Sie schon einmal untertage<br />

gewesen, haben Sie eine Höhle<br />

erforscht, sich in die kühle und<br />

feuchte Luft unterirdischer Gänge<br />

begeben Faszinierend kann es sein,<br />

diese an<strong>de</strong>re Welt zu riechen, zu<br />

fühlen und langsam im Dämmerlicht<br />

zu erahnen, welche Konturen zum<br />

Weg gehören, welche aber auch<br />

gera<strong>de</strong> nicht. Wo es vielleicht<br />

bröckelig wird im Gestein, wo <strong>de</strong>r<br />

gangbare Weg, vielleicht mit<br />

Trittsicherung und Gelän<strong>de</strong>r, plötzlich<br />

steil abfällt und es mitunter<br />

lebensgefährlich wäre daneben zu<br />

treten.<br />

Das Bild auf <strong>de</strong>m Umschlag stammt<br />

aus einem solchen Szenario, auf Kreta<br />

– wo ich gerne Urlaub mache – gibt<br />

es in <strong>de</strong>m Ort „Matala“, einer<br />

ehemaligen Hippihochburg,<br />

Felsengänge und ausgeschlagene<br />

Höhlenräume, aus weit vorchristlicher<br />

Zeit. Matala war ein Seefahrthafen,<br />

<strong>de</strong>r, umgeben von Felswän<strong>de</strong>n, viel<br />

Platz für Stau- und Lagerraum<br />

brauchte. Hierfür gruben und<br />

schlugen die Menschen damals tiefe<br />

Gänge und Höhlen, ja ganze Räume<br />

in die Felsen. Über die Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

wehte Sand hinein, trug das Meer bei<br />

Hochwasser auch an<strong>de</strong>res bis tief in<br />

die Höhlengänge. Viel zu ent<strong>de</strong>cken<br />

gibt es dort, vieles auch, das<br />

merkwürdig, ja schauerlich anmutet.<br />

Schauerlich ist in einem solchen<br />

Szenario nicht zuletzt die mögliche<br />

Verzweigtheit <strong>de</strong>r Gänge – woher bin<br />

ich noch mal gekommen, muss ich<br />

hier nun links...o<strong>de</strong>r kam ich von<br />

rechts – Ein wenig verloren habe ich<br />

mich gefühlt im Berg, wohl spürend,<br />

dass die Atemluft, je weiter in einer<br />

Höhle, immer dünner wird, die<br />

spärliche Beleuchtung vielleicht zu<br />

flackern beginnt. Was wäre, wenn<br />

jetzt ein Stein mir <strong>de</strong>n Rückweg<br />

versperrte Vielleicht auch mein<br />

ureigenster innerer Stein Die Last,<br />

das Leid, das Paket, das ein je<strong>de</strong>r<br />

Mensch mit sich trägt – auch ich. Was<br />

wäre, wenn ich mich einfach, erstarrt<br />

vor Entsetzen o<strong>de</strong>r Angst, auf eine <strong>de</strong>r<br />

in die Wand gehauenen Bänke fallen<br />

ließe und dächte: So, das war es, ich<br />

kann nicht mehr und auch nicht mehr<br />

hinaus.<br />

Szenarien spielen sich ab im Kopf und<br />

im Herzen, in dieser sauerstoffarmen<br />

Dunkelheit – Szenarien, die <strong>de</strong>r<br />

dunklen Gegenwelt von Berggängen<br />

angemessen erscheinen. Szenarien,<br />

die mich ängstigen und doch, die einer<br />

vor mir schon durchlebt hat. Einer, <strong>de</strong>r<br />

erstarrt in eine Höhle gebettet wur<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>ssen Grab am dritten Tag, von<br />

hellem Licht durchflutet, leer war.<br />

Ich trete hinaus und atme<br />

sonnenwarme Urlaubsluft. Gott sei<br />

Dank!<br />

Seien Sie behütet auf all Ihren Wegen!<br />

Ihre

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