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artefrakte. Politisch motivierte Gewalt und Literatur Universität ...

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Institut für Germanistik II<br />

Jun.-Prof. Dr. Esther Kilchmann<br />

esther.kilchmann@uni-hamburg.de<br />

Institut für Romanistik<br />

Dr. Claudia Nickel<br />

claudia.nickel@uni-hamburg.de<br />

<strong>artefrakte</strong>. <strong>Politisch</strong> <strong>motivierte</strong> ierte <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> experimentelle Darstellungsformen in Kunst<br />

<strong>und</strong> <strong>Literatur</strong><br />

Universität Hamburg, 7.-8.12.2012, Aby-Warburg-Haus<br />

Wir laden Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter aus verschiedenen Philologien, aus<br />

Kunstwissenschaften, Philosophie <strong>und</strong> Ethnologie ein zu einer Tagung über literarischkünstlerische<br />

Auseinandersetzungen mit traumatischen Erfahrungen in historisch-<br />

politischen Kontexten, v.a. des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts. Im Zentrum steht die Frage nach<br />

der Bedeutung experimenteller Verfahren <strong>und</strong> somit der ästhetischen Gestaltung des<br />

Werkes, die über eine primäre „inhaltliche“ Ebene hinaus die Symptome der traumatischen<br />

Erfahrung zu lesen bzw. sehen gibt. Die je spezifischen historisch-politischen Kontexte der<br />

einzelnen Kunstwerke sollen dabei selbstverständlich nicht außer Blick geraten.<br />

Unter dem Titel „<strong>artefrakte</strong>“ soll erstens die Aufmerksamkeit auf die materielle Form der<br />

einzelnen Werke gelegt werden, zweitens auf das Moment der Fraktur in den ausgesuchten<br />

Texten <strong>und</strong> Bildern. Dabei geht es nicht nur um die Darstellung von „Wirklichkeit“ in<br />

künstlerischer Brechung, sondern auch um die Inszenierung eines Bruches mit<br />

hergebrachten ästhetischen Ordnungen im Angesicht von <strong>Gewalt</strong>erfahrungen.<br />

Radikale Verfremdung der Erzählperspektive, Verwendung surrealistische Elemente,<br />

Montageverfahren oder Wortneuschöpfungen sind in literarischen <strong>und</strong> künstlerischen<br />

Auseinandersetzungen mit traumatischen Erfahrungen immer wieder zu beobachten: Max<br />

Aub lässt einen Raben die Vorgänge in einem französischen Internierungslager in der<br />

Rabensprache darstellen. In Art Spiegelmans graphic novel über die Erinnerungen eines<br />

Shoa-Überlebenden tragen die Deutschen Katzen-, die Juden Mäuseköpfe <strong>und</strong> Auschwitz<br />

wird zu „Mauschwitz“. Guillermo del Toro erzählt in einem Spielfilm vom spanischen<br />

Bürgerkrieg mittels grotesk-horrorhaft verzerrter Motive aus Kindermärchen. Die<br />

experimentellen Verfahren sind eine Absage an die Vorstellung einer umfassenden,<br />

authentischen, letztgültigen Repräsentation der Geschehnisse. Gleichzeitig durchkreuzen<br />

sie aber auch den Topos der Undarstellbarkeit, generieren sie doch gerade ein „Mehr“ an<br />

künstlerischer Darstellung, das nicht zuletzt eine besondere Deutungsarbeit durch den Leser<br />

bzw. den Betrachter erforderlich macht. Nichtsdestotrotz wird auch in dieser Form die<br />

gewaltsame Zerschlagung von Sprach- <strong>und</strong> Sinnzusammenhängen zum Thema. Sie resultiert<br />

Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft<br />

Institut für Germanistik II / Institut für Romanistik · Von-Melle-Park 6 · 20146 Hamburg


allerdings nicht in der Leere der Undarstellbarkeit, vielmehr wird die Zerschlagung als eine<br />

katastrophische Vervielfältigung von Sprache(n) <strong>und</strong> Bildern lesbar.<br />

In der Frage nach der Bedeutung experimenteller Verfahren in der Auseinandersetzung mit<br />

traumatischen historischen Erfahrungen zielt die Tagung nicht zuletzt auch auf eine<br />

Neuperspektivierung experimenteller Verfahren ab, die noch immer zu häufig als scheinbar<br />

harmloses „Sprachspiel“ apostrophiert werden. Stattdessen en soll zur Diskussion gestellt<br />

werden, inwiefern nicht gerade diesem Verfahren ein herausgehobener Stellenwert in der<br />

Auseinandersetzung mit <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> historischen Brüchen zugesprochen werden muss.<br />

Inwiefern birgt diese spezifische Form künstlerischer Darstellung gerade die Möglichkeit,<br />

traumatische Erfahrungen aufzuzeichnen <strong>und</strong> zu übermitteln, ohne sie auf eine<br />

unmittelbare „Verstehbarkeit“ bzw. „Zugänglichkeit“ zu reduzieren oder sie dem Primat<br />

einer bestimmten Deutbarkeit unterziehen zu müssen Welche Rolle spielt die Seite des<br />

Adressaten, auf der durch die experimentellen Verfahren eine ebenso permanente wie per<br />

se unabschließbaren Konstruktionsarbeit nötig wird<br />

Bitte te senden Sie uns bis zum 1. August 2012 einen Beitragsvorschlag (Titel <strong>und</strong> kurzes<br />

Abstract von 200-300 Wörtern).<br />

Es ist geplant, die Reise- <strong>und</strong> Unterkunftskosten zu übernehmen.<br />

Mit besten Grüßen,<br />

Esther Kilchmann <strong>und</strong> Claudia Nickel

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