3-2008 zuckerrüben - Anbauempfehlung Zuckerrüben für 2013
3-2008 zuckerrüben - Anbauempfehlung Zuckerrüben für 2013
3-2008 zuckerrüben - Anbauempfehlung Zuckerrüben für 2013
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Z U C K E R R Ü B E N<br />
J O U R N A L 3-<strong>2008</strong><br />
Aktuelles<br />
Neuer Fonds gegen<br />
Frostschäden<br />
Politik<br />
Diversifizierungsmittel<br />
in die Rübenbauregionen<br />
Betriebswirtschaft<br />
Industrierüben: Vergleichen lohnt<br />
Anbau<br />
Toleranzen nutzen,<br />
Ertrag maximieren
S. 5<br />
Der Anteil der tolerantenRübensorten<br />
liegt bei 99 %<br />
im Anbau. Worauf Sie<br />
bei der Sortenwahl achten<br />
sollten, lesen Sie ab Seite 10.<br />
Fördergelder aus der Diversifizierung sollen<br />
dem Rübensektor zugute kommen. Lesen Sie<br />
ab Seite 5, was dabei möglich ist.<br />
S. 10<br />
S. 19<br />
Pioniere investierten im 18. Jahrhundert<br />
in die Zuckerverarbeitung<br />
in Russland und machten<br />
damit ein Vermögen. Einer ihrer<br />
Söhne ist Alexander Koenig,<br />
der damit ein zoologisches<br />
Museum in Bonn aufbaute.<br />
Lesen Sie die interessante<br />
Lebensgeschichte ab<br />
Seite 19.<br />
Titelbild: So kommt der rheinische Zucker zu den Verbrauchern. Foto: Peter Hensch<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
I n h a l t<br />
Mitteilungen des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes e.V.<br />
und der Bezirksgruppe Nordrhein des Vereins der Zuckerindustrie e.V.<br />
R e d a k t i o n :<br />
Natascha Kreuzer (verantwortlich),<br />
Rochusstraße 18, 53123 Bonn,<br />
Telefon: (02 28) 96499717, Fax: (02 28) 9 64 93 43,<br />
E-Mail: ZRJournal@aol.com<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.<br />
Telefon: (02 28) 652534<br />
Bezirksgruppe Nordrhein des<br />
Vereins der Zuckerindustrie e. V.<br />
Telefon: (02 21) 4 98 03 32<br />
A k t u e l l e s<br />
R e d a k t i o n s b e i r a t :<br />
Heinrich Brockerhoff, Johannes Brünker,<br />
Dr. Karl Otto Ditges, Dr. Helmut Esser,<br />
Dr. Peter Kasten, Dr. Willi Kremer-Schillings,<br />
Hermann Mugele<br />
Ve r l a g :<br />
Rheinischer Landwirtschafts-Verlag GmbH,<br />
Rochusstraße 18, 53123 Bonn,<br />
Telefon: (02 28) 52006-35, Fax: (02 28) 52006-60<br />
S a t z & L i t h o :<br />
Print PrePress GmbH & Co. KG<br />
53340 Meckenheim<br />
D r u c k :<br />
DCM · Druck Center Meckenheim<br />
Neuer Fonds gegen Frostschäden ● 3<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> den Anbau 2009 4<br />
P o l i t i k<br />
Diversifizierungsmittel in die Rübenbauregionen ● 5<br />
WVZ: Neue Belastungen durch WTO nicht akzeptabel 6<br />
B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />
Industrierüben: Vergleichen lohnt ● 7<br />
Neue Fachstelle <strong>für</strong> Rübenlogistik 8<br />
2 LZ 31-<strong>2008</strong><br />
M a r k t<br />
Zentrales Labor in Jülich 9<br />
Nordzucker will Danisco Sugar kaufen 9<br />
A n b a u<br />
Toleranzen nutzen, Ertrag maximieren ● 10<br />
Fungizideinsatz optimieren 13<br />
DLG-Feldtage sehr gut besucht 14<br />
<strong>Zuckerrüben</strong> auf dem Feldtag in Kerpen-Buir 15<br />
Proberodungen<br />
Aufholjagd nach später Saat 16<br />
Z u c k e r<br />
Ein Kindertraum auf Zucker gebaut 19<br />
Rezepte: Konfitüre selbstgemacht 20
Neuer Fonds gegen Frostschäden<br />
Neuer Fonds minimiert Frostrisiken <strong>für</strong> Rübenanbauer<br />
Mitte Januar <strong>2008</strong> vereinbarten<br />
der Rheinische Rübenbauer-Verband<br />
e. V. (RRV) und Pfeifer &<br />
Langen die Einrichtung eines<br />
Fonds gegen Frostschäden. Ziel<br />
des Fonds ist es, den Rüben anbauenden<br />
Landwirten die Risiken<br />
von Frostschäden zu nehmen.<br />
Längere Kampagnen und individuell<br />
weniger und zum Teil spätere<br />
Liefertermine erhöhen tendenziell<br />
die Gefahr von Frostschäden.<br />
Falls solche auftreten, sollen sie<br />
künftig durch den Fonds gedeckt<br />
werden. Unter den wirtschaftlich<br />
schwierigeren Rahmenbedingungen<br />
des Rübenbaus darf das Frostrisiko<br />
nicht zu einem anbaubegrenzenden<br />
Faktor des <strong>Zuckerrüben</strong>anbaus<br />
werden. Bisher liegt<br />
das Risiko von Frostschäden bei<br />
den Landwirten. Zudem gilt es,<br />
den wertvollen Rohstoff Zuckerrübe<br />
<strong>für</strong> die Verarbeitung zu schützen.<br />
Die Einrichtung des Frostfonds<br />
fand in den Winterveranstaltungen<br />
breite Zustimmung bei<br />
den Rübenanbauern.<br />
Im ersten Jahr fließt bereits ein<br />
siebenstelliger Betrag in den<br />
Fonds, der von Zuckerindustrie<br />
und Landwirtschaft gemeinsam<br />
verwaltet wird. Entscheidungen<br />
über die Mittelverwendung können<br />
nur gemeinsam, das heißt<br />
einvernehmlich getroffen werden.<br />
In den kommenden Jahren soll<br />
der Fonds bis auf etwa 5 Mio. €<br />
aufgestockt werden.<br />
Die Gelder sollen eingesetzt werden<br />
<strong>für</strong>:<br />
● die Anschaffung von Vlies zur<br />
Mietenabdeckung,<br />
● die Anschaffung von überbetrieblich<br />
einzusetzender<br />
Mietenabdecktechnik<br />
und<br />
● die Entschädigung von Frostschäden<br />
an Rüben trotz erfolgter<br />
Schutzmaßnahmen.<br />
Die Mittel aus dem Fonds stehen<br />
nur RRV-Mitgliedern und damit<br />
Anbauern im Verbandsgebiet<br />
Nordrhein zur Verfügung. Der<br />
Fonds sieht keine Entschädigungen<br />
<strong>für</strong> die Zuckerindustrie vor.<br />
K e i n A b d e c k z w a n g<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A k t u e l l e s<br />
Die Verantwortung <strong>für</strong> die Rüben<br />
bleibt weiterhin bis zum Eigentumsübergang<br />
in der Zuckerfabrik<br />
beim Anbauer. Es wird wie bisher<br />
keinen Abdeckzwang geben, das<br />
heißt, die Entscheidung über die<br />
Abdeckung liegt weiterhin beim<br />
Anbauer. In der Regel kennen die<br />
Rübenanbauer die Bedingungen<br />
vor Ort am besten und können daher<br />
selber gut einschätzen, welche<br />
Folgen bestimmte Wetterlagen haben<br />
und ob ein Abdecken notwendig<br />
ist. Entschädigungen <strong>für</strong> Frost-<br />
schäden werden allerdings nur<br />
gezahlt, wenn der Anbauer seine<br />
Rübenmiete abgedeckt hat.<br />
Bereits im Jahr <strong>2008</strong> sollen etwa<br />
500 000 m 2 Vlies angeschafft werden,<br />
mit denen rund 250 000 t<br />
Rüben abgedeckt werden können.<br />
In den Folgejahren wird die Vliesmenge<br />
kontinuierlich bis zum<br />
endgültigen Bedarf erhöht. Als abschließend<br />
notwendig wird <strong>für</strong> das<br />
gesamte Verbandsgebiet eine<br />
Vliesfläche von 1,5 bis 2 Mio. m 2<br />
erachtet. Anschließend findet nur<br />
noch eine Ersatzbeschaffung statt.<br />
Als derzeit geeignetstes Vlies gilt<br />
solches mit einem Gewicht von<br />
110 g/m 2 .<br />
A b d e c k u n g i n d i v i d u e l l o d e r<br />
ü b e r b e t r i e b l i c h<br />
Ein Teil dieses Vlieses soll Selbstabholern<br />
zur Verfügung gestellt<br />
werden, ein anderer Teil denjenigen<br />
Abfuhrorganisationen, die die<br />
Abdeckung überbetrieblich anbieten<br />
und übernehmen werden. Soweit<br />
logistisch möglich, sollte das<br />
vorhandene Vlies mehrfach in ei-<br />
ner Kampagne verwendet werden.<br />
Die Aufteilung des Vlieses auf Anbauer,<br />
die ihre Mieten selbst abdecken,<br />
und Abfuhrgruppen, hängt<br />
ab vom Interesse der Anbauer, die<br />
Abdeckung überbetrieblich durchführen<br />
zu lassen. Die teilnehmenden<br />
Abfuhrgruppen werden ihre<br />
Mitglieder diesbezüglich abfragen<br />
oder haben dies bereits getan. Alle<br />
Abnehmer von Vlies müssen bestätigen,<br />
dass sie das Vlies aus-<br />
schließlich zur Abdeckung von<br />
Rübenmieten verwenden. Das<br />
Vlies wird allen Anbauern kostenfrei<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
● Mieten selber abdecken<br />
Anbauer, die im Frostfall die Mietenabdeckung<br />
selber durchführen<br />
wollen, holen sich das Vlies an Abholstellen<br />
ab. Die Adressen werden<br />
rechtzeitig bekannt gegeben.<br />
Sie müssen die ausgehändigte<br />
Vliesmenge und den Abgabetermin<br />
bestätigen. Selbstabholer melden<br />
die erfolgte Mietenabdeckung<br />
der Zuckerfabrik mit Angaben zur<br />
Der neue Fonds gegen Frostschäden<br />
funktioniert wie eine Art Versicherung,<br />
wenn zum Beispiel Rüben spät geerntet<br />
werden. Dies kann bei längeren<br />
Kampagnen von Bedeutung sein.<br />
Foto: Peter Hensch<br />
Lage der Miete und zum geplanten<br />
Abholtermin. Die Angaben<br />
werden stichprobenartig überprüft.<br />
Im Falle der Handabdeckung soll<br />
das Vlies nach der Abdeckung im<br />
dem Betrieb bleiben. Neues Vlies<br />
kann es <strong>für</strong> diese Betriebe in Anbetracht<br />
des vermutlich seltenen Auftretens<br />
von Frost erst frühestens<br />
nach zehn Jahren wieder geben.<br />
Die Notwendigkeit einer Handabdeckung<br />
parallel zur maschinellen<br />
Abdeckung könnte auch ent-<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 3
stehen, wenn plötzlich starker<br />
Frost eine hohe Schlagkraft erfordern,<br />
die die Kapazitäten der überbetrieblichen<br />
Mietenabdeckung<br />
überfordern.<br />
● Überbetriebliche Abdeckung<br />
Alternativ zur individuellen Abdeckung<br />
kann diese auch überbetrieblich<br />
organisiert werden.<br />
RRV und Pfeifer & Langen haben<br />
das Thema intensiv mit den rheinischen<br />
Abfuhrgruppen diskutiert.<br />
Die Gespräche waren sehr<br />
konstruktiv und zielorientiert. Die<br />
Gruppen, die die Mietenabdeckung<br />
anbieten wollen, werden ihre<br />
Mitglieder oder Kunden über<br />
das Angebot, die Organisation<br />
und die Kosten informieren. Im<br />
Falle der überbetrieblichen Abdeckung<br />
beauftragt der Anbauer<br />
die Organisation mit der Abdeckung.<br />
Er übernimmt die Kosten<br />
<strong>für</strong> das Auf- und Abdecken der<br />
Miete. Das Vlies, der größte Teil<br />
der Gerätekosten und mögliche<br />
Frostschäden an Rüben trotz<br />
Schutzmaßnahmen werden aus<br />
dem Fonds bezahlt. Die überbetriebliche<br />
Abdeckung hat den Vorteil,<br />
dass die Abfuhrgruppe die<br />
Dienstleistung in den Verladedaten<br />
vermerken kann. So sind Abund<br />
Aufdecktermin mietenspezifisch<br />
nachvollziehbar. Das Lagern<br />
des Vlieses wird gruppenintern<br />
und gruppenspezifisch geregelt,<br />
ebenso der Transport des Vlieses.<br />
Die Organisation der Ab- und Aufdeckung<br />
erfolgt durch die Abfuhr-<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A k t u e l l e s<br />
gruppe. Für die organisierte Mietenabdeckung<br />
empfiehlt sich eine<br />
Vliesbreite von mindestens 10 m.<br />
K e i n f e s t e r A b d e c k t e r m i n<br />
Die klimatischen Bedingungen im<br />
Rheinland lassen einen fixen Abdecktermin<br />
ungeeignet erscheinen:<br />
Auch wenn er organisatorische<br />
Vorteile hat, würde er dem<br />
System unnütze Kosten auferlegen.<br />
Sollte es Frost geben, sprechen<br />
RRV und Zuckerindustrie eine<br />
Empfehlung zur Rübenabdeckung<br />
aus. Dies gilt als Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> eventuelle Entschädigungen.<br />
Die Information erfolgt über<br />
Fax, Internet, Aushänge in der Zuckerfabrik<br />
und die Abfuhrorganisationen.<br />
Abdecken wird nicht erforderlich<br />
sein, wenn die planmäßige Abholung<br />
der Rüben innerhalb der<br />
nächsten zehn Tage erfolgt. Ansonsten<br />
empfiehlt es sich, die zuletzt<br />
abzuholenden Mieten zuerst<br />
abzudecken, da diese Rüben die<br />
längste Lagerzeit haben.<br />
Auch die Mietenabdeckung im<br />
Einzelbetrieb vor dem gemeinsamen<br />
Aufruf von RRV und Zuckerindustrie<br />
ist prinzipiell möglich.<br />
E n t s c h ä d i g u n g v o n<br />
F r o s t s c h ä d e n<br />
Wurde eine Rübenmiete terminund<br />
sachgerecht abgedeckt, werden<br />
entstandene Frostschäden aus<br />
Empfehlung <strong>für</strong> den Anbau 2009<br />
Nach Abschluss der freiwilligen<br />
Quotenrückgabe ist von stabileren<br />
Verhältnissen auf dem europäischen<br />
Zuckermarkt auszugehen.<br />
Daher empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>anbau,<br />
den Anbau auf die sichere Erfüllung<br />
der vertraglichen Rübenliefermenge<br />
auszurichten. Sollten<br />
Überrüben anfallen, so wird deren<br />
Abnahme bereits jetzt zu einem<br />
Mindestpreis von 21,60 €/t zuzüglich<br />
einer Schnitzelvergütung zu-<br />
gesagt. Überlegenswert <strong>für</strong> das<br />
kommende Jahr ist auch die Möglichkeit<br />
des Industrierübenanbaus,<br />
nicht zuletzt wegen verbesserter<br />
Nebenleistung. Künftig wird<br />
auch <strong>für</strong> Industrierüben eine<br />
Schnitzelvergütung in Höhe von<br />
mindestens 2 €/t Rüben bezahlt,<br />
sodass schon bei mittleren Zuckergehalten<br />
von 17 % <strong>für</strong> Industrierüben<br />
inklusive der Nebenleistungen<br />
ein Preisniveau von rund<br />
dem Fonds erstattet. Treten Frostschäden<br />
auf, ohne dass RRV und<br />
Zuckerindustrie einen Aufruf zur<br />
Abdeckung herausgegeben haben,<br />
sollen diese Verluste ebenfalls entschädigt<br />
werden. Übersteigt bei einem<br />
außerordentlichen Schadensfall<br />
die entstandene Schadenssumme<br />
das vorhandene Finanzvolumen<br />
des Fonds, wird das Geld anteilig<br />
verteilt. Zunächst werden<br />
Frostschäden an Quotenrüben entschädigt.<br />
Über die Entschädigung<br />
bei Überrüben wird danach entschieden.<br />
Parallel wird immer geprüft,<br />
ob es alternative Verwertungswege<br />
<strong>für</strong> geschädigte Rüben<br />
gibt.<br />
Die Feststellung der Frostschädigung<br />
erfolgt entsprechend der<br />
Feststellung anderer Schädigungen<br />
bei der Rübenabnahme in der<br />
Zuckerfabrik gemeinsam und einvernehmlich<br />
durch die Fabrikschätzer<br />
und die Verbandsgutachter.<br />
Gegebenenfalls erfolgt analog<br />
der Vorgehensweise bei kranken<br />
Rüben ein Hinweis in der Lieferübersicht.<br />
Sind gravierende Frostschäden<br />
an den Rüben abzusehen,<br />
sollte die Bewertung der Rüben<br />
vor dem Roden oder Verladen vor<br />
Ort erfolgen. Auch diese Bewertung<br />
wird gemeinsam von Fabrikund<br />
Verbandsvertretern erfolgen.<br />
Werden Rüben bei Frost als abgesprochene<br />
Schutzmaßnahme im<br />
Boden gelassen und sind nachfolgend<br />
wegen Frostschadens nicht<br />
mehr erntbar, soll zunächst der<br />
Schaden bis zum Erreichen der<br />
Vertragsrübenmenge ersetzt werden.<br />
Die Quantifizierung der Rübenmenge<br />
im Boden ist schwierig<br />
und noch nicht abschließend diskutiert.<br />
Alle Daten der bis dahin<br />
vom Anbauer gelieferten Rüben,<br />
zum Beispiel bezüglich Qualität<br />
und Zuckergehalt, gelten dann<br />
auch <strong>für</strong> die nicht gelieferte Menge.<br />
Pro Hektar erfolgt ein Abzug<br />
von 200 €, da keine Rodekosten<br />
anfallen.<br />
Für den Fall, dass eine termingerechte<br />
Rodung auf Grund von<br />
Frost nicht möglich ist, sagt die<br />
Pfeifer & Langen KG zu, dass die<br />
Fabrik wieder angefahren wird, sobald<br />
der Bodenzustand eine Ernte<br />
erneut zulässt und noch sinnvolle<br />
Mengen zur Verarbeitung anstehen.<br />
Die Einrichtung des Frostfonds ist<br />
zweifellos eine Verbesserung <strong>für</strong><br />
die Anbauer. Sie ist im Hinblick<br />
auf die gesunkene Wirtschaftlichkeit<br />
des Rübenanbaus aber auch<br />
gleichzeitig ein Beitag zur nachhaltigen<br />
Rohstoffsicherung. Der<br />
Anbauer bleibt weiterhin „Herr<br />
des Geschehens“. Er alleine entscheidet<br />
unter Abwägung seiner<br />
betrieblichen Gegebenheiten, ob,<br />
wann und wie seine Rübenmieten<br />
bei späten Abholterminen abgedeckt<br />
werden.<br />
Dr. Peter K a s t e n<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.<br />
Dr. Helmut E s s e r<br />
Pfeifer & Langen KG<br />
30 €/t zuzüglich MwSt. veranschlagt<br />
werden kann. Um die<br />
finanziellen Vorteile der Frühbestellung<br />
in möglichst großem<br />
Maße zu nutzen, empfiehlt es<br />
sich, den voraussichtlichen Saatgutbedarf<br />
jetzt bereits weitestgehend<br />
über die Frühbestellung<br />
abzudecken.<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.<br />
Klaus Dr.<br />
Pfeifer & Langen KG<br />
Landwirtschaftskammer NRW Foto: Haase<br />
4 LZ 31-<strong>2008</strong>
Gemäß des 2006 beschlossenen<br />
und <strong>2008</strong> modifizierten Restrukturierungsfonds<br />
erhalten nicht<br />
nur Zuckerunternehmen und die<br />
Landwirtschaft Umstrukturierungsbeihilfen<br />
<strong>für</strong> die Rückgabe<br />
von Zuckerquoten. Die von der<br />
Quotenrückgabe betroffenen Regionen<br />
können mit sogenannten<br />
Diversifizierungsmitteln rechnen.<br />
Die Bundesländer Nordrhein-<br />
Westfalen und Rheinland-Pfalz, in<br />
dem sich das Verbandsgebiet des<br />
Rheinischen Rübenbauer-Verbandes<br />
e. V. (RRV) befindet und aus<br />
dem die rheinischen Zuckerfabriken<br />
mit Rüben beliefert werden,<br />
sind solche Regionen. Rund<br />
21,5 % Zuckerquoten sind im Verbandsgebiet<br />
des RRV zurückgegeben<br />
worden. Auch in den anderen<br />
deutschen Rübenanbauregionen<br />
erfolgten bekanntlich Quotenrückgaben.<br />
Alle Bundesländer, die von<br />
der Quotenrückgabe betroffen<br />
sind und somit auch Nordrhein-<br />
Westfalen (NRW) und Rheinland-<br />
Pfalz (RP), erhalten daher nun Diversifizierungsmittel<br />
aus dem Restrukturierungsfonds,<br />
um notwendige<br />
Umstrukturierungen in den<br />
von der Quotenrückgabe betroffenen<br />
Regionen zu begleiten. Bund<br />
und Länder haben in Deutschland<br />
vereinbart, dass diese Mittel über<br />
spezifische Länderprogramme verteilt<br />
und eingesetzt werden sollen.<br />
L ä n d e r p r o g r a m m e<br />
Grundsätzliche Leitlinie zur Mittelverwendung<br />
innerhalb der EU<br />
ist die sogenannte ELER-Verordnung<br />
(VO [EU] 1698/2005), welche<br />
die Förderung der Entwicklung<br />
des ländlichen Raums durch<br />
den Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />
regelt und ebenfalls<br />
in Länderprogrammen umgesetzt<br />
wird (NRW-Programm Ländlicher<br />
Raum und PAUL in RP). Eine wesentliche<br />
Vorgabe <strong>für</strong> den Einsatz<br />
der Diversifizierungsmittel ist,<br />
dass sich die zu fördernden Maß-<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
Po l i t i k<br />
Diversifizierungsmittel in die<br />
Rübenbauregionen<br />
nahmen in den Schwerpunkten 1<br />
und 3 der ELER-Verordnung wiederfinden.<br />
Diese dienen der Verbesserung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Land- und Forstwirtschaft<br />
und, unter anderem, der Diversifizierung<br />
der ländlichen Wirtschaft.<br />
Im vergangenen Jahr haben die<br />
Bundesländer ihre Förderprogramme<br />
<strong>für</strong> den ländlichen<br />
Raum <strong>für</strong> die Förderperiode<br />
2007 bis <strong>2013</strong> festgelegt.<br />
Mit diesem<br />
Rahmen musste<br />
die Verwendung<br />
der Diversifizierungsmittel<br />
unter BerücksichtigungregionalspezifischerBedürfnisse<br />
in<br />
Übereinstimmung<br />
gebracht<br />
werden.<br />
Der RRV<br />
schlug in einem<br />
gemeinsamen Brief<br />
mit dem Rheinischen<br />
Landwirtschafts-Verband<br />
(RLV) dem nordrhein-westfälischenLandwirtschaftsministerium<br />
vor, die Diversifizierungsmittel<br />
bevorzugt zur Förderung<br />
des ländlichen Wegebaus einzusetzen.<br />
Die Verbesserung der<br />
Wegebeschaffenheit wäre nach<br />
Ansicht der beiden Verbände zur<br />
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Landwirtschaft gerade<br />
in den Rübenanbauregionen<br />
sehr geeignet gewesen, hätte eine<br />
zielgerichtete Mittelverwendung<br />
gewährleistet und die Wirtschaftlichkeit<br />
der Rübenabfuhr verbessert.<br />
Weiterhin wurde seitens<br />
der Verbände vorgeschlagen, Biogasanlagen<br />
finanziell zu fördern,<br />
in denen die Gaserzeugung auf<br />
der Basis von <strong>Zuckerrüben</strong> erfolgen<br />
soll. Drittens hätte man zur<br />
Förderung der Diversifizierung in<br />
den Betrieben und den betroffenen<br />
Regionen einen Mitteleinsatz<br />
im Agrarinvestitionsförderungsprogramm<br />
(AFP) <strong>für</strong> zweckmäßig<br />
gehalten, sofern die Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> eine Zuteilung an Rübenanbauer<br />
verbessert würden.<br />
Foto: Peter Hensch<br />
Schließlich erörterte man im Dialog<br />
mit dem Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium<br />
auch die<br />
zunehmend grenzwertige Wirtschaftlichkeit<br />
des Rübentransportes<br />
infolge der Zuckermarktreform<br />
und der gesunkenen Frachttarife,<br />
und den damit verbundenen gestiegenen<br />
Beratungsbedarf in diesem<br />
speziellen Segment.<br />
Die Vorschläge von Verbandsseite<br />
und die Vorstellungen des Ministeriums<br />
zur Mittelverwendung<br />
wurden im Frühjahr mehrfach<br />
eingehend diskutiert, zuletzt beim<br />
Besuch von Landwirtschaftsminister<br />
Eckard Uhlenberg im RRV-Verbandshaus<br />
in Bonn.<br />
N R W : A F P - A u s r i c h t u n g a u f<br />
R ü b e n a n b a u e r<br />
In NRW wird der größte Teil der<br />
Diversifizierungsmittel nun in das<br />
AFP fließen, wobei das AFP gezielt<br />
auf die Bedürfnisse der Rübenanbauer<br />
ausgerichtet wird. Eine<br />
Förderung des Wegebaus ist in<br />
der laufenden Förderperiode leider<br />
nicht mehr möglich. In einer<br />
gemeinsamen Sitzung mit<br />
dem Vorstand und Beirat<br />
des RRV erläuterte<br />
Minister Uhlenberg,<br />
dass zum<br />
einen das NRW-<br />
Programm<br />
Ländlicher<br />
Raum 2007<br />
bis <strong>2013</strong><br />
mangels EU-<br />
Mitteln keine<br />
Wegebauförderungvorsehe.<br />
Angesichts<br />
der Größe des<br />
Landes und den<br />
in fast allen<br />
Ackerbaugebieten<br />
Nordrhein-Westfalens<br />
anzutreffenden <strong>Zuckerrüben</strong>anbau<br />
seien zudem die<br />
Diversifizierungsmittel zu gering,<br />
um damit eine nachhaltige<br />
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu erreichen. Darüber hinaus<br />
würden die anderen Regionen,<br />
die nicht von den Diversifizierungsmitteln<br />
profitierten, ebenfalls<br />
Mittel <strong>für</strong> den Wegebau fordern,<br />
die das Land aber nicht habe. Minister<br />
Uhlenberg sagte den RRV-<br />
Vertretern zu, bei entsprechender<br />
Mittelausstattung <strong>für</strong> die nächste<br />
Förderperiode mit dem Berufsstand<br />
die Ausgestaltung eines Förderprogramms<br />
<strong>für</strong> den ländlichen<br />
Wegebau zu beraten.<br />
Positiv zu bewerten ist, dass das<br />
AFP <strong>für</strong> die Inanspruchnahme der<br />
Diversifizierungsmittel gezielter<br />
auf die Bedürfnisse von <strong>Zuckerrüben</strong>anbauern<br />
ausgerichtet wird.<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 5
Konkret werden folgende Anpassungen<br />
vorgenommen:<br />
● Zunächst wird die aktuelle Begrenzung<br />
der AFP-Hallenbau-<br />
Förderung auf Obst, Gemüse<br />
und Kartoffeln aufgehoben und<br />
somit der Bau aller Lager- und<br />
Maschinenhallen künftig förderfähig.<br />
Rübenanbauer, die eine<br />
solche Investition planen, sollten<br />
sich daher intensiv mit den geänderten<br />
Vorgaben befassen.<br />
● Rübenanbauern wird im AFP<br />
künftig eine Vorrangbewilligung<br />
eingeräumt. Damit ist sichergestellt,<br />
dass entsprechende<br />
Anträge auch genehmigt<br />
werden.<br />
● Die Prosperitätsschwelle, das ist<br />
die Summe der positiven Einkünfte,<br />
wird angehoben.<br />
Des Weiteren wird künftig gezielt<br />
die Beratung zur Wirtschaftlichkeit<br />
des Rübentransports aus Diversifizierungsmitteln<br />
gefördert.<br />
Das Ministerium stimmte zu, dass<br />
dies eine wichtige Maßnahme zur<br />
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Rüben anbauenden<br />
Betrieben und zur Sicherung von<br />
Arbeitsplätzen im ländlichen<br />
Raum sei.<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
Po l i t i k<br />
Dritte Förderkomponente in NRW<br />
ist die Marktstrukturförderung,<br />
mit der weitere Absatzpotenziale<br />
<strong>für</strong> Marktfrüchte wie Obst, Gemüse<br />
und Kartoffeln erschlossen werden<br />
sollen. Auch diese Maßnahme<br />
wird vor allem Ackerbauregionen<br />
zugutekommen.<br />
W e g e b a u f ö r d e r u n g i n<br />
R h e i n l a n d - P f a l z<br />
Im Unterschied zu NRW ist die<br />
Förderung des Wegebaus ein wich-<br />
tiger Bestandteil des Förderprogramms<br />
Ländlicher Raum in<br />
Rheinland-Pfalz. Der rheinlandpfälzische<br />
Landesteil nördlich der<br />
Mosel gehört zum Verbandsgebiet<br />
Nordrhein. Die dort angebauten<br />
<strong>Zuckerrüben</strong> werden in der Zuckerfabrik<br />
Euskirchen verarbeitet.<br />
Die Anbauregionen Maifeld und<br />
Grafschaft können somit von der<br />
geplanten Mittelverwendung profitieren.<br />
Die Qualität der Wirtschaftswege<br />
ist in Rheinland-Pfalz ähnlich<br />
bedeutend wie in NRW. Daher<br />
stimmten hier Rübenanbauerverbände<br />
und die Landesregierung in<br />
der Hauptzielrichtung der Mittelverwendung<br />
überein. Neben der<br />
Wegebauförderung, deren Konditionen<br />
überall dort verbessert werden<br />
sollen, wo mit dem Wegebau<br />
strukturelle Verbesserungen in der<br />
Flächennutzung einhergehen, fließen<br />
die Diversifizierungsmittel in<br />
Rheinland-Pfalz in weitere Maßnahmen<br />
mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Landwirtschaft<br />
zu verbessern. Dazu zählen die<br />
Förderung der Niederlassung von<br />
Junglandwirten, das dortige AFP,<br />
die Förderung von Investitionen<br />
zur Diversifizierung sowie die Förderung<br />
von Integrierten Ländlichen<br />
Entwicklungskonzepten.<br />
Die Programme der Bundesländer<br />
zur Gewährung der Diversifizierungsbeihilfen<br />
im Rahmen der<br />
Zuckermarktordnung sollen bis<br />
Ende September bei der EU-Kommission<br />
eingereicht werden. Die<br />
aus der Diversifizierungsbeihilfe<br />
stammenden Mittel müssen bis<br />
Ende September 2011 abgerufen<br />
und abgerechnet sein.<br />
Dr. Peter K a s t e n<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.<br />
WVZ: Neue Belastung durch WTO nicht akzeptabel<br />
Das im Rahmen der Reform der<br />
EU-Zuckermarktordnung von der<br />
Europäischen Kommission angestrebte<br />
Ziel der freiwilligen Quotenreduzierung<br />
in Höhe von<br />
Dr. Hans-Jörg Gebhard<br />
6 Mio. t sei nahezu erreicht. Nunmehr<br />
müsse sichergestellt werden,<br />
dass sich das angestrebte Marktgleichgewicht<br />
nach dem Abschluss<br />
der Restrukturierungsphase auch<br />
tatsächlich einstelle. Das hat der<br />
Diskutierten den Einsatz von Diversifizierungsmitteln im Rübensektor: Reiner Latten, Friedhelm<br />
Decker, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, NRW-Landwirtschaftsminister<br />
Eckard Uhlenberg, Bernhard Conzen, Vorsitzender des Rheinischen Rübenbauer-<br />
Verbandes, Peter Froböse, Vorsitzender des Verbandes der Rübenanbauer im Lippe-Weser-<br />
Raum, Jan Kirsch, Ehrenvorsitzender des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes und Geschäftsführer<br />
Dr. Peter Kasten. Foto: Dr. Elisabeth Legge<br />
Vorsitzende der Wirtschaftlichen<br />
Vereinigung Zucker (WVZ),<br />
Dr. Hans-Jörg Gebhard, während<br />
der Jahrestagung des Verbandes<br />
Anfang Juli in Berlin unterstrichen.<br />
Die Quotenrückgabe in<br />
Deutschland in Höhe von<br />
757 000 t Quotenzucker sei ein<br />
schmerzlicher, aber unumgänglicher<br />
Schritt gewesen, mit dem der<br />
Marktöffnung der EU im Rahmen<br />
der Initiative zugunsten der am<br />
wenigsten entwickelten Länder<br />
(LDC) sowie den begrenzten Exportmöglichkeiten<br />
Rechnung getragen<br />
worden sei. Wie Gebhard<br />
weiter ausführte, kommt es jetzt<br />
darauf an, dass aus dem möglicherweise<br />
bevorstehenden Abschluss<br />
der Gespräche in der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) keine<br />
erneuten Einschnitte in die Zu-<br />
ckermarktordnung resultieren. Vor<br />
allem die Beibehaltung der besonderen<br />
Schutzklausel sei <strong>für</strong> die europäische<br />
Zuckerwirtschaft ein unverzichtbares<br />
Element des Außenschutzes.<br />
Dieses Instrument<br />
schütze den EU-Markt und dürfe<br />
deshalb keinesfalls aufgegeben<br />
werden.<br />
Außerdem müsse verhindert werden,<br />
dass Zucker in die Liste der<br />
tropischen Produkte aufgenommen<br />
werde, so der WVZ-Vorsitzende<br />
weiter. Anderenfalls würde<br />
die damit verbundene Zollsenkung<br />
zusätzliche Importe und<br />
Preiseinschnitte sowie eine weitere<br />
Reduzierung der Quotenzuckererzeugung<br />
zur Folge haben. Die<br />
Europäische Kommission habe<br />
immer betont, dass die einschneidende<br />
Reform der EU-Zucker-<br />
marktordnung zu einer nachhaltigen<br />
Stabilisierung der Erzeugung<br />
und des gesamten europäischen<br />
Zuckermarktes führen werde und<br />
dass die WTO-Beschlüsse dieses<br />
Reformziel respektieren würden.<br />
Jetzt müsse die Kommission ihr<br />
Versprechen auch konsequent bei<br />
den Verhandlungen einlösen, bekräftigte<br />
Gebhard. Er unterstrich,<br />
dass die Zuckerwirtschaft ihre<br />
Hausaufgaben gemacht hätte,<br />
Mengenanpassungen könnten<br />
aber nicht ausschließlich zulasten<br />
der europäischen Erzeuger gehen.<br />
Vielmehr müssten alle Beteiligten,<br />
die zum europäischen Markt Zugang<br />
hätten, <strong>für</strong> diesen Markt<br />
auch Verantwortung tragen. Dies<br />
gelte auch <strong>für</strong> die außereuropäischen<br />
Importländer.<br />
AgE<br />
6 LZ 31-<strong>2008</strong>
Als im Jahr 2006 im Rheinland<br />
erstmals Verträge <strong>für</strong> Industrierüben<br />
angeboten wurden, waren<br />
diese innerhalb weniger Tage vergriffen.<br />
Und das, obwohl damals<br />
der Preis lediglich bei 25 €/t bei<br />
16 % Zuckergehalt lag. Diese hohe<br />
Nachfrage war erklärlich, denn der<br />
Weizenpreis lag zu diesem Zeitpunkt<br />
bei rund 100 €/t, der <strong>für</strong><br />
Winterraps bei etwa 180 €/t. Auf<br />
Grund der gestiegenen Preise <strong>für</strong><br />
Getreide und Ölfrüchte wurden<br />
<strong>für</strong> die Ernte <strong>2008</strong> nur noch rund<br />
70 % der Vorjahresmenge an Industrierüben<br />
vertraglich abgesichert.<br />
In den kommenden Wo-<br />
chen werden erneut Verträge <strong>für</strong><br />
Industrierüben angeboten. Dazu<br />
hier einige Überlegungen.<br />
P r e i s a n s t i e g b e i G e t r e i d e<br />
v o r e r s t g e b r e m s t<br />
Nach ständigem Preisanstieg nahezu<br />
aller landwirtschaftlichen<br />
Kulturen ist seit Mitte April ein<br />
deutlicher Rückgang festzustellen.<br />
Da weltweit auf Grund größerer<br />
Anbauflächen und günstiger Witterung<br />
mit guten Erträgen gerechnet<br />
wird, ist ein weiterer Preisrückgang<br />
nicht auszuschließen,<br />
auch wenn die Meldungen über<br />
die Überschwemmungen in den<br />
USA den Trend erst einmal aufzu-<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />
Industrierüben: Vergleichen lohnt<br />
Erlöse <strong>für</strong> die einzelnen Kulturen haben sich verschoben<br />
Erwartete Weltmarktpreise<br />
in %<br />
Weizen<br />
relativ Grobgetreide<br />
140<br />
Weißzucker<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Ölsaaten<br />
<strong>2008</strong> 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />
Quelle: OECD-FAO <strong>2008</strong><br />
halten scheinen. Der immer noch<br />
attraktive Preis wird auch im<br />
nächsten Jahr dazu führen, dass<br />
Getreide einen großen Anbauumfang<br />
einnimmt.<br />
Vor allem in Ländern mit bisher<br />
niedrigem Ertragsniveau, wie Osteuropa<br />
oder Südamerika, ist der<br />
höhere Einsatz von Düngung und<br />
Pflanzenschutz besonders wirtschaftlich<br />
und wird den Ertragsanstieg<br />
beschleunigen. Dies gilt auch<br />
dann, wenn die Preise <strong>für</strong> Düngemittel<br />
noch weiter steigen sollten.<br />
Bisherige Brachflächen in Russland<br />
und der Ukraine werden zurzeit<br />
in größerem Stil in die Bewirt-<br />
Industrierüben gibt es im Rheinland erst seit 2006, doch es kann interessant sein, an diesem<br />
neuen Markt teilzuhaben. Foto: Peter Hensch<br />
schaftung genommen und auch<br />
die Umnutzung von extensiven<br />
Weiden zu Ackerland in Südamerika<br />
werden zusätzliche Mengen<br />
zur Verfügung stellen. Dieser<br />
Trend zu wieder fallenden Preisen<br />
bei allen Getreidearten und Ölsaaten<br />
wird auch von der neuesten<br />
Studie gestützt, die OECD und<br />
FAO herausgegeben haben. Lediglich<br />
<strong>für</strong> Zucker wird ein Preisanstieg<br />
prognostiziert, da zum einen<br />
Zuckerrohr auf Grund des hohen<br />
Rohölpreises vermehrt zu Bioethanol<br />
verarbeitet wird, zum anderen<br />
der Rückgang von <strong>Zuckerrüben</strong>-<br />
Anbaufläche in West- und Osteuropa<br />
das Angebot verknappt.<br />
D e r M a r k t i s t g ü n s t i g<br />
Was hat dies alles mit Industrierüben<br />
im Rheinland zu tun? Es<br />
verändert die Anbauwürdigkeit<br />
aller Kulturen und die Nachfrage<br />
nach bestimmten Rohstoffen. So<br />
bietet sich <strong>für</strong> Produkte aus der<br />
Zuckerrübe wie Industriezucker<br />
oder Dicksaft ein durchaus günstiges<br />
Bild. Zucker ist – wie Stärke<br />
und Eiweiß – ein Kohlenhydrat,<br />
das in vielen Bereichen der Industrie<br />
eingesetzt werden kann. So<br />
haben die Abnehmer der Zuckerfabriken<br />
auf Grund der hohen<br />
Preise <strong>für</strong> Weizen und Mais den<br />
im Vergleich günstigen Preis <strong>für</strong><br />
Dicksaft genutzt, um ihre Produktion<br />
ganz oder teilweise von Getreide<br />
auf Zuckerprodukte umzustellen.<br />
Diesen Markt gilt es zu sichern<br />
und gemeinsam im engen<br />
Schulterschluss zwischen Rübenanbauer<br />
und -verarbeiter möglichst<br />
auszubauen. Das Ziel, höhere<br />
Preise bei Kunden durchzusetzen,<br />
liegt daher in beiderseitigem<br />
Interesse. Jedoch ist dies nicht beliebig<br />
machbar, da bei fallenden<br />
Preisen <strong>für</strong> Getreide die Stärke<br />
beispielsweise aus Weizen wieder<br />
Oberhand gewinnt. Das jeweils<br />
preiswertere Kohlenhydrat bekommt<br />
die Marktanteile.<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 7
E i n r h e i n i s c h e r B e t r i e b<br />
Auf Grund gestiegener Erträge<br />
und gekürzter Zuckerquoten sind<br />
die meisten rheinischen Betriebe<br />
bei einem vier- oder fünfjährigen<br />
Rübenanbau angekommen. Die<br />
frei gewordene Fläche wird in der<br />
Regel mit Stoppelweizen oder<br />
Raps, in einzelnen Fällen auch mit<br />
Deckungsbeiträge verschiedener Kulturen im Vergleich<br />
Erzeugerpreis Börse August 2009 netto ohne MwSt.<br />
Silomais <strong>für</strong> eine nahe gelegene<br />
Biogasanlage bestellt.<br />
Für Stoppelweizen spricht die einfache,<br />
bekannte Bestandsführung<br />
und die problemlose Ernte. Allerdings<br />
hat er in der Regel eine höhere<br />
Krankheitsanfälligkeit und<br />
birgt langfristig die Gefahr von<br />
Fruchtfolgeproblemen. Winterraps<br />
ist <strong>für</strong> den Landwirt der Köln-Aachener<br />
Bucht eine noch neue Kultur,<br />
die in den letzten zwei Jahren<br />
ertraglich enttäuschte. In einer<br />
Fruchtfolge mit <strong>Zuckerrüben</strong> können<br />
Nematoden und Ausfallraps<br />
zum Problem werden. Auch<br />
Schnecken- und Vogelfraß sind<br />
nicht zu unterschätzen. Silomais<br />
<strong>für</strong> Biogas ist <strong>für</strong> viele ebenfalls<br />
neu. Von der Bestandsführung her<br />
ist es eine recht unkomplizierte<br />
Kultur und dürfte gut in die<br />
Fruchtfolge einzuplanen sein. Zu<br />
bedenken ist jedoch, dass Saatund<br />
Erntetechnik meist in der<br />
Hand des Lohnunternehmers liegen.<br />
Es findet also kaum eine Verwertung<br />
der eigenen Arbeitskraft<br />
statt. Für Industrierüben spricht,<br />
dass die Anbautechnik bekannt,<br />
die Mechanisierung vorhanden<br />
und die Fruchtfolgewirkung auf<br />
nachfolgenden Winterweizen bekanntermaßen<br />
günstig ist. Bevor<br />
man also eine große Parzelle unnötig<br />
teilt, spricht vieles da<strong>für</strong>, sie<br />
vollständig mit Industrierüben zu<br />
bestellen.<br />
M e n g e n , P r e i s e u n d K o s t e n<br />
Angelehnt an Zahlen aus rheinischen<br />
Arbeitskreisen werden <strong>für</strong><br />
Stoppelweizen 8,5 t/ha, <strong>für</strong> Winterraps<br />
4,0 t/ha und <strong>für</strong> Industrierüben<br />
65 t/ha unterstellt. Höhere<br />
Erträge beim Weizen sind nur<br />
nach einer Blattfrucht zu erzielen,<br />
deshalb dürfen Industrierüben<br />
Stoppelweizen Winterraps Industrierüben<br />
Ertrag t/ha 8,5 4,0 65<br />
Erlös €/t 170 380 30,9<br />
Roherlös €/ha 1 445 1 520 2 006<br />
variable Kosten €/ha 850 860 1 300<br />
Deckungsbeitrag €/ha 595 660 706<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />
nur gegen Stoppelweizen gerechnet<br />
werden. Die ersten Kontrakte<br />
<strong>für</strong> Winterweizen auf die nächstjährige<br />
Ernte 2009 zeigten Anfang<br />
Juli in der Tendenz einen Er-<br />
zeugerpreis von 170 bis 180 €/t.<br />
Für Industrierüben können <strong>für</strong><br />
Lieferung 2009 etwa 31 €/t mit<br />
17 % Zuckergehalt inklusive Zusatzleistungen<br />
unterstellt werden.<br />
Der Preis wurde gegenüber dem<br />
Vorjahr nochmals angehoben. Zukünftig<br />
sollen mehrjährige Verträge<br />
angeboten werden, die sich sowohl<br />
am Getreidepreis als auch<br />
am Preis <strong>für</strong> Zucker orientieren.<br />
Dies erhöht die Planungssicherheit<br />
sowohl <strong>für</strong> den Produzenten<br />
als auch <strong>für</strong> den Kunden von Industriezucker.<br />
Bei den Kosten sind allein <strong>für</strong><br />
Stickstoff etwa 0,50 €/kg mehr anzulegen.<br />
Für Weizen sind dies<br />
rund 90 €/ha, bei Raps glatte<br />
100 €/ha mehr allein beim Dünger.<br />
Bei einer vernünftigen Düngung<br />
in <strong>Zuckerrüben</strong> sollten die<br />
Mehrkosten lediglich 60 €/ha betragen.<br />
Somit ergibt sich unter<br />
Berücksichtigung von weiteren<br />
20 €/ha Kostensteigerungen im<br />
Bereich Pflanzenschutz, Treibstoffe<br />
und sonstiger Dünger quer<br />
über alle Kulturen das in der Ta-<br />
belle gezeigte Bild beim Deckungsbeitrag.<br />
Entscheidend bei dieser Rechnung<br />
ist nicht so sehr das absolute Ertragsniveau,<br />
sondern der Vergleich<br />
der einzelnen Kulturen untereinander.<br />
Wer keine 65 t/ha Industrierüben<br />
erntet, der wird auch<br />
schwerlich 8,5 t/ha Stoppelweizen<br />
in die Scheune fahren.<br />
F a z i t<br />
Neue Fachstelle <strong>für</strong> Rübenlogistik<br />
Die Zuckermarktreform<br />
hat zu neuen<br />
Preisrelationen in<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>anbau,<br />
-verarbeitung und<br />
-vermarktung geführt.<br />
Neue Frachtgebiete<br />
wurden festgelegt und<br />
neue Frachttarife im<br />
Rahmen der Branchenvereinbarungen<br />
und Frachttarifverhandlungen<br />
2006 vereinbart.<br />
Bei den aktuellen<br />
Energiepreisen und<br />
Rohstoffknappheiten<br />
gewinnen zahlreiche<br />
ökonomische Fragestellungen<br />
rund um Transport und<br />
Logistik der Zuckerrübe vom Feld<br />
zur Fabrik zunehmend an Bedeutung.<br />
Transport und Logistik sind<br />
ein zentraler Teil einer wettbewerbsfähigen<br />
und nachhaltigen<br />
Eduard Eich<br />
Rohstoffsicherung <strong>für</strong> die Zuckerproduktion.<br />
Der Rheinische Rübenbauer-Verband<br />
e. V., die Arbeitsgemeinschaft<br />
der Maschinenringe und<br />
die Interessengemeinschaft der<br />
Frachtführer (Lohnunternehmer)<br />
Durch die veränderten Rahmenbedingungen<br />
sind Industrierüben<br />
wieder eine interessante Kultur geworden.<br />
Jeder Anbauer sollte daher<br />
ernsthaft prüfen, ob er angesichts<br />
der fast gleichwertigen Deckungsbeiträge<br />
an diesem aufstrebenden<br />
Markt teilnehmen will. Es<br />
geht darum, gemeinsam einen<br />
neuen Markt zu entwickeln. Die<br />
Chancen dazu sind günstig.<br />
Dr. Willi K r e m e r - S c h i l l i n g s<br />
Pfeifer & Langen<br />
Köln<br />
haben beschlossen, diesbezügliche<br />
Fragen in einer neuen Teilzeitstelle<br />
zu bündeln und gemeinsam<br />
eine Fachstelle <strong>für</strong><br />
Logistik zum 1. April beim<br />
Rheinischen Rübenbauer-Verband<br />
e.V. einzurichten.<br />
Übernommen hat die Stelle<br />
Eduard Eich, langjähriger Mitarbeiter<br />
der Landwirtschaftskammer<br />
Nordrhein-Westfalen. Der<br />
Agraringenieur war bei der<br />
Kammer zunächst an der Kreisstelle<br />
Mettmann unter anderem<br />
in der Betriebsberatung tätig<br />
und arbeitet heute als Projektleiter<br />
des Teams <strong>für</strong> das elektronische<br />
Antragsverfahren<br />
ELAN-NRW in der Bonner<br />
Zentrale und ist unter Telefon:<br />
0228/652534 oder per E-Mail unter<br />
eich@rrvbonn.de erreichbar.<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.<br />
8 LZ 31-<strong>2008</strong>
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
M a r k t<br />
Zentrales Rübenlabor in Jülich<br />
Alle Rübenuntersuchungen finden ab <strong>2008</strong> in Jülich statt<br />
Schon seit Anfang der 50-er Jahre<br />
wird im Rheinland in jeder einzelnen<br />
Zuckerfabrik der Zuckergehalt<br />
aus jeder angelieferten Fuhre<br />
festgestellt. Seitdem fließen die<br />
Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />
in die Auszahlungspreise <strong>für</strong><br />
die Rüben ein. Seit den 70-er Jahren<br />
werden in einigen Zuckerfabriken<br />
neben den Zuckergehalten<br />
auch die Melassebildner Kalium,<br />
Natrium und besonders der<br />
Alpha-Amino-Stickstoff analysiert.<br />
Neben der Verwendung als parzellenbezogeneBeratungsgrundlagen<br />
sind diese Parameter in den<br />
Branchenvereinbarungen fest verankert<br />
und bestimmen die Höhe<br />
der Qualitätsprämien. Die Untersuchungsabläufe<br />
sind in genauen<br />
Analysevorschriften in der Branchenvereinbarung<br />
zwischen dem<br />
Rheinischen Rübenbauer-Verband<br />
und der rheinischen Zuckerindustrie<br />
geregelt.<br />
A l l e s i n e i n L a b o r<br />
Die Abstimmung der einzelnen<br />
Rübenlabors untereinander obliegt<br />
einem von beiden Seiten bestellten<br />
unabhängigen Gutachter.<br />
Mit sehr genauen, allerdings auch<br />
sehr aufwändigen Ringuntersuchungen<br />
konnten im Laufe der<br />
Jahre optimale Übereinstimmungen<br />
zwischen den beteiligten Rübenlabors<br />
in den einzelnen Fabriken<br />
erzielt werden. Um die<br />
höchstmögliche Vergleichbarkeit<br />
der Untersuchungswerte zu gewährleisten,<br />
werden in der Kampagne<br />
<strong>2008</strong> in der nun unter der<br />
Pfeifer & Langen Kommanditgesellschaft<br />
vereinigten rheinischen<br />
Zuckerindustrie alle rheinischen<br />
Rübenuntersuchungen in einem<br />
zentralen Rübenlabor in Jülich<br />
analysiert. Die Breiproben aus Appeldorn<br />
und Euskirchen werden<br />
im tiefgefrorenen Zustand täglich<br />
nach Jülich transportiert. Während<br />
des Transportes muss sichergestellt<br />
sein, dass die Proben tiefge-<br />
Das neue Zentrallabor <strong>für</strong> alle Fabriken von Pfeifer & Langen ist zurzeit noch im Bau und<br />
nimmt seine Arbeit zur Kampagne auf. Foto: Hermann Mugele<br />
froren bleiben und erst in Jülich<br />
langsam aufgetaut und anschlie-<br />
ßend analysiert werden. Die Ergebnisse<br />
werden unmittelbar on-<br />
line der jeweiligen Fuhre zugeordnet.<br />
Mit dieser Erweiterung des<br />
bestehenden Jülicher Rübenlabors,<br />
zu der die Analysenstraße<br />
aus der Zuckerfabrik Euskirchen<br />
in Jülich integriert wurde, und mit<br />
dem Umbau auf neueste Steuerungstechnik<br />
der beiden Analysenstraßen<br />
sollte nun ein wirtschaftlicher<br />
Weg gefunden sein,<br />
die ständig steigenden Kosten aufzufangen<br />
und die höchstmögliche<br />
Untersuchungsgenauigkeit zu gewährleisten.<br />
Hermann Mu g e l e<br />
Pfeifer & Langen Jülich<br />
Nordzucker will Danisco Sugar kaufen<br />
Nordzucker AG und Danisco A/S<br />
haben eine Vereinbarung über<br />
den Erwerb von Danisco Sugar<br />
A/S geschlossen. Die beiden Unternehmen<br />
unterzeichneten die<br />
Dokumente über den Erwerb der<br />
Zuckeraktivitäten des dänischen<br />
Lebensmittelkonzerns Mitte Juli in<br />
Kopenhagen. Der Erwerb steht unter<br />
dem Vorbehalt der Zustimmung<br />
der Aufsichts- und Kartellbehörden.<br />
Der Vorstand von Danisco<br />
A/S wird seine Aktionäre<br />
auf der am 20. August stattfindenden<br />
Hauptversammlung um den<br />
formellen Auftrag bitten, den Verkauf<br />
an Nordzucker abschließen<br />
zu können.<br />
Mit dem Erwerb von Danisco Sugar<br />
A/S festigt Nordzucker seine<br />
Position als Europas zweitgrößtes<br />
Zuckerunternehmen nachhaltig.<br />
Diese gefestigte Marktposition ist<br />
zugleich eine entscheidende<br />
Grundlage, den Rübenanbau in<br />
Norddeutschland sowie in Skandinavien<br />
mittel- und langfristig zu<br />
sichern.<br />
Tom Knutzen von Danisco sagt:<br />
„Wir freuen uns, den Verkauf von<br />
Danisco Sugar an Nordzucker be-<br />
kannt geben zu können. Wir sind<br />
davon überzeugt, dass die Verbindung<br />
von Nordzucker und Danisco<br />
Sugar eine vielversprechende<br />
Lösung <strong>für</strong> alle Interessengruppen<br />
ist, insbesondere <strong>für</strong> Kunden, die<br />
Rübenanbauer und die Mitarbeiter.<br />
Wir sind außerdem überzeugt,<br />
dass Danisco Sugar mit dem neuen<br />
Eigentümer sich in seinen<br />
wichtigen Märkten weiter positiv<br />
entwickeln wird. Für Danisco markiert<br />
der Verkauf den Beginn einer<br />
neuen Ära, und wir werden uns<br />
weiterhin darauf konzentrieren,<br />
Danisco zu einem Inhaltsstoffhersteller<br />
zu entwickeln.“<br />
Danisco Sugar ist aktuell Europas<br />
fünftgrößtes Zuckerunternehmen.<br />
Rund 2 000 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />
im Geschäftsjahr<br />
2007/08 einen Umsatz von umgerechnet<br />
918 Mio. €. Danisco<br />
Sugar ist mit eigenen Produktionsstätten<br />
in Dänemark,<br />
Deutschland, Schweden sowie<br />
Finnland und Litauen aktiv. Die<br />
Produkte werden unter dem Markennamen<br />
Dan Sukker vertrieben.<br />
Insgesamt ist der skandinavische<br />
Markt insbesondere auf Grund<br />
des im EU-Vergleich überdurchschnittlich<br />
hohen Zuckerverbrauchs<br />
pro Kopf sehr attraktiv.<br />
Außerdem bieten die Nicht-EU-<br />
Länder Norwegen und Island als<br />
sogenannte Unterschussmärkte<br />
Aufnahmepotenzial <strong>für</strong> bedeutende<br />
Zuckermengen.<br />
Die Nordzucker AG, Braunschweig,<br />
zählt zu Europas führenden<br />
Zuckerherstellern und produziert<br />
neben Zucker auch Futtermittel,<br />
Düngemittel und Energie<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen.<br />
Der Zucker verarbeitenden Lebensmittelindustrie,<br />
dem Handel<br />
und dem Endverbraucher bietet<br />
Nordzucker ein umfassendes Zuckersortiment<br />
und damit verbundene<br />
Serviceleistungen über die<br />
europäische Vertriebsgesellschaft<br />
Eurosugar S.A.S mit Sitz in Paris.<br />
Bei einer Zuckererzeugung von<br />
rund 1,9 Mio. t erzielte Nordzucker<br />
im Geschäftsjahr 2007/08<br />
mit rund 2 900 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von rund 1,3 Mrd. €.<br />
Nordzucker<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 9
Mit der Frühbestellung der Rübensorten<br />
bis Ende August kann der<br />
Frühbestellrabatt auf Saatgut und<br />
Beize genutzt werden. Bei dem<br />
derzeitigen Saatgutpreisniveau ist<br />
dies ein wichtiges Argument,<br />
selbst wenn <strong>für</strong> das Anbaujahr<br />
<strong>2008</strong> noch keine Ertragsermittlungen<br />
vorliegen und die in diesem<br />
Jahr anerkannten, neuen Sorten<br />
noch nicht beschrieben sind.<br />
Dieser Nachteil sollte aber nicht<br />
überbewertet werden, denn erfahrungsgemäß<br />
ergeben sich bei den<br />
dreijährigen Mittelwerten keine<br />
gravierenden Abweichungen.<br />
Verbunden mit der Saatgutbestellung<br />
ist auch die Auswahl der<br />
Saatgutbeizung. Für 2009 werden<br />
<strong>für</strong> die niedrige Leistungsstufe<br />
Force Magna (15 g/U Thiametoxam<br />
plus 6 g/U Tefluthrin) und<br />
<strong>für</strong> die wirkungsstärkere Variante<br />
Cruiser & Force (60 g/U Thiametoxam<br />
plus 8 g/U Tefluthrin) und<br />
Poncho Beta + (60 g/U Clothianidin<br />
plus 30 g/U Imidachloprid<br />
plus 8 g/U Betacyfluthrin) angeboten.<br />
Normalerweise zeigen die höheren<br />
Dosierungen bei starkem<br />
und anhaltendem Zuflug der<br />
Schwarzen Bohnenlaus Vorteile<br />
gegenüber der preisgünstigeren<br />
Variante.<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
Toleranzen nutzen, Ertrag maximieren<br />
Anbau toleranter Sorten liegt im Rheinland bei 99 %<br />
H o h e P r o d u k t i v i t ä t m i t d e r<br />
S o r t e a b s i c h e r n<br />
Als ersten Schritt bei der Sortenwahl<br />
gilt es, zunächst die eigenen<br />
Anbauvoraussetzungen im Hinblick<br />
auf die Nutzung von Resistenz-<br />
oder Toleranzeigenschaften<br />
der <strong>Zuckerrüben</strong> zu prüfen. Ist<br />
zum Beispiel mit Rhizoctoniabefall<br />
zu rechnen, sollte unbedingt<br />
eine rhizoctoniatolerante Sorte gewählt<br />
werden, um Verlusten durch<br />
diesen Erreger zu begegnen. Das<br />
Gleiche gilt bei Vorkommen von<br />
Rübenkopfälchen. Ist mit Befall<br />
durch zystenbildende Nematoden<br />
(Heterodera schachtii) zu rechnen,<br />
können nematodentolerante oder -<br />
resistente <strong>Zuckerrüben</strong>sorten den<br />
Zuckerertrag verbessern und<br />
gleichzeitig den Nematodenbefall<br />
vermindern.<br />
Ist dagegen mit keinem der genannten<br />
Schaderregern in nennenswertem<br />
Ausmaß zu rechnen,<br />
kann aus dem Sortiment der rizomaniatoleranten<br />
Normalsorten<br />
ausgewählt werden. Im Vordergrund<br />
steht hierbei zunächst ein<br />
hoher Bereinigter Zuckerertrag.<br />
Gleichzeitig wünschenswert sind<br />
ein möglichst hoher Zuckergehalt<br />
sowie ein niedriger Standardmelasseverlust<br />
(SMV) zur Erzielung<br />
Grafik 1: Sortenleistung mit und ohne Rizomaniabefall SV-R 2005 bis 2007<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
Relativer Bereinigter<br />
Zuckerertrag<br />
Beretta<br />
Malenka<br />
Klarina<br />
Benno<br />
Lessing<br />
Alabama<br />
Cosmea<br />
Sporta<br />
Modus<br />
William<br />
Mars<br />
mit Rizomania BZE<br />
ohne Rizomania BZE<br />
zusätzlicher Qualitätsprämien, die<br />
schnell 1 € je t Rüben oder auch<br />
deutlich mehr ausmachen können.<br />
Ein hoher Feldaufgang und<br />
geringe Schossneigung werden<br />
grundsätzlich <strong>für</strong> den praktischen<br />
Anbau vorausgesetzt. Wichtig ist<br />
eine gute Blattgesundheit. Auch<br />
wenn 2007 das stärkere Auftreten<br />
der ansonsten eher unbedeutenden<br />
Krankheit Ramularia die Bemühungen<br />
um eine hohe Cercosporatoleranz<br />
etwas gebremst haben,<br />
behält die Sortentoleranz gegenüber<br />
Cercospora künftig große<br />
Bedeutung. In den Tabellen ist die<br />
Reaktion der einzelnen Sorten<br />
ohne Fungizidbehandlung im Vergleich<br />
zum Standardsortiment mit<br />
Fungizidbehandlung <strong>für</strong> das<br />
Merkmal Bereinigter Zuckerertrag<br />
(BZE) angegeben. Je nach Reaktion<br />
der Sorte auf den Befall mit<br />
Blattkrankheiten sind die BZE-Abweichungen<br />
und in der Folgespalte<br />
zusätzliche Klassenwerte <strong>für</strong><br />
den schnellen Überblick von –––<br />
(sehr anfällig) bis +++ (wenig anfällig)<br />
angegeben. Die eigentliche<br />
Sortenleistung wird in den Tabellen<br />
jeweils in der Stufe „mit Fungizidbehandlung“<br />
angegeben, entsprechend<br />
den Anbaubedingungen<br />
in der Praxis.<br />
Die Kontrolle der Blattkrankheiten<br />
ist umso wichtiger, je ausgeprägter<br />
die Befallsbedingungen sind. So<br />
10 LZ 31-<strong>2008</strong><br />
Felicita<br />
Lucata<br />
Ballade<br />
Ruveta<br />
Monza<br />
Belinda<br />
Tiziana<br />
Famosa<br />
Picasso<br />
anfäll. Sorte<br />
Fotos: Manfred Steuerwald
kann sich zum Beispiel in Beregnungsbetrieben<br />
mit häufig frühem<br />
und starkem Befall mit Cercospora<br />
die Auswahl blattgesunder<br />
Sorten besonders bezahlt machen.<br />
B e i R h i z o c t o n i a h e l f e n<br />
t o l e r a n t e S o r t e n<br />
Der Erreger der Späten Rübenfäule<br />
Rhizoctonia solani kommt auf<br />
vielen Feldern zumeist latent vor.<br />
Ist Rhizoctonia bei Rüben einmal<br />
schädigend in Erscheinung getreten,<br />
muss auch <strong>für</strong> den kommenden<br />
Rübenanbau mit einem Auftreten<br />
des Pilzes gerechnet werden.<br />
Unter diesen Voraussetzun-<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
gen können rhizoctoniatolerante<br />
Sorten helfen, die Rüben im Sommer<br />
und Herbst gesund zu erhalten.<br />
Allerdings sollten die etwas<br />
teureren Spezialsorten nur auf potenziellen<br />
Befallsflächen zum Anbau<br />
kommen, denn unter befallsfreien<br />
Bedingungen erreichen sie<br />
nicht ganz die Leistung der übrigen<br />
Hochleistungssorten. Da die<br />
Befallsausprägung auch stark<br />
durch die Witterung beeinflusst<br />
wird und somit der Befallsverlauf<br />
nie genau vorhergesagt werden<br />
kann, sollten grundsätzlich nur<br />
hoch tolerante Sorten wie zum<br />
Tabelle 1: Sortenversuche unter Rizomaniabefall – SV-R und SSV-R 2005 bis 2007<br />
Beispiel Nauta, Premiere oder<br />
Syncro zum Anbau kommen. Dabei<br />
sollte Premiere wegen möglicher<br />
Schosserbildung nicht zu<br />
früh ausgesät werden.<br />
R h i z o c t o n i a e r s t<br />
u n s c h e i n b a r<br />
Wichtig ist die laufende Beobachtung<br />
des Bestandes auf Krankheiten<br />
und Schädlinge, um rechtzeitig<br />
reagieren zu können. Denn<br />
häufig beginnt Rhizoctoniabefall<br />
unscheinbar und schleichend und<br />
ist am Blattapparat manchmal erst<br />
spät zu erkennen. Wird die Krankheit<br />
frühzeitig erkannt, kann un-<br />
ter Umständen durch einen früheren<br />
Erntetermin noch eine stärkere<br />
Fäulnisbildung vermieden werden.<br />
Liegen die verdorbenen Rüben<br />
bereits längere Zeit in der<br />
Miete, können weder eine sichere<br />
Diagnose der Befallsursache vorgenommen<br />
noch die Weichen <strong>für</strong><br />
den kommenden Anbau richtig<br />
gestellt werden. Neben der Sortenwahl<br />
müssen auch weitere Ursachen<br />
<strong>für</strong> die Krankheit soweit wie<br />
möglich abgestellt werden. Mais<br />
als Wirtspflanze sollte möglichst<br />
nicht vor Rüben stehen. Die Einschaltung<br />
von Getreide mit Ölrettich<br />
oder Senf als Zwischenfrucht<br />
Ertrag und Qualität, relativ Toleranz und Resistenz (Blattkrankheiten)<br />
Sorten Züchter Rüben- Zucker- Standard- Bereinigter Toleranz** Cercospora Mehltau Feld- Feld- Schosser<br />
ertrag gehalt melasseverlust Zuckerertrag aufgang aufgang Anzahl/<br />
Bonituren relativ <strong>2008</strong> ha<br />
SV-R (33 Versuche bei Rizomaniabefall, ohne Rhizoctonia- oder Nematodenbefall)<br />
Modus SD 102,5 98,8 95,8 101,6 –10,5 –– 4,8 3,3 101,3 98,0 21<br />
Monza Hil 97,7 101,7 105,3 99,1 –6,1 ++ 3,4 2,2 99,2 97,0 0<br />
Tiziana Hil 96,1 102,0 101,8 98,1 –6,8 + 3,8 2,4 98,0 98,9 8<br />
Alabama KWS 103,7 97,6 97,0 101,2 –8,8 – 4,5 2,0 101,5 102,4 12<br />
anfällige Sorte 84,5 88,4 92,6 75,4 4,8 1,8 100,6 100,4 0<br />
William SD 96,0 104,5 91,6 101,5 –10,9 –– 4,8 3,3 101,6 102,6 27<br />
Beretta KWS 103,6 99,8 99,7 103,4 –8,6 0 4,6 1,9 101,5 101,4 16<br />
Famosa Hil 98,5 99,2 100,3 97,7 –7,0 + 3,9 2,2 96,4 98,8 0<br />
Mars SD 99,7 100,2 97,0 100,5 –10,6 –– 5,0 3,6 100,1 100,5 12<br />
Picasso Hil 93,1 103,3 103,7 96,3 –5,3 ++ 3,7 2,2 98,9 4<br />
Belinda KWS 92,6 103,3 94,3 96,6 –8,7 0 4,5 3,3 101,6 99,6 4<br />
Ballade SD 99,6 99,1 96,9 98,9 –7,2 + 4,4 3,4 100,9 12<br />
Felicita KWS 95,5 102,9 94,6 99,2 –9,8 – 4,6 3,3 102,0 103,4 10<br />
Lessing SD 100,3 100,9 98,2 101,6 –9,1 – 4,5 3,2 102,3 102,6 7<br />
Lucata Hil 99,9 99,7 101,8 99,4 –5,9 ++ 3,5 2,2 100,0 98,2 19<br />
Malenka KWS 102,2 99,1 95,0 101,7 –8,4 0 4,6 2,0 98,1 30<br />
Benno SD 100,5 101,2 99,3 102,1 –11,8 –– 4,6 3,4 101,8 104,2 72<br />
Ruveta Hil 94,6 103,7 101,2 98,5 –5,8 ++ 3,9 2,8 99,8 98,6 7<br />
Sporta Hil 100,2 101,6 106,8 101,5 –5,1 ++ 3,2 2,7 100,2 98,2 6<br />
Cosmea KWS 100,1 100,5 97,2 101,0 –5,3 ++ 3,4 1,8 97,4 97,2 16<br />
Klarina KWS 100,9 101,5 101,0 102,6 –10,1 –– 5,1 1,9 100,9 102,6 19<br />
SSV-R (10 Versuche bei Rizomaniabefall, ohne Rhizoctonia- oder Nematodenbefall)<br />
Paulina (ne) KWS 90,1 94,6 116,8 83,1 –6,8 + 5,1 2,9 98,1 97,4 58<br />
Premiere (rh) SD 88,4 98,4 91,4 87,5 –5,2 ++ 3,5 4,1 95,1 93,2 106<br />
Syncro (rh) Hil 84,5 103,9 107,5 87,8 –7,1 0 3,6 4,3 97,2 102,7 0<br />
Pauletta (ne) KWS 101,6 93,2 116,9 92,5 –9,2 – 4,8 4,6 100,9 102,9 31<br />
Nauta (rh) Hil 94,9 96,0 104,5 90,1 –4,5 ++ 3,6 4,8 97,8 100,1 0<br />
Calida (rh) KWS 94,8 99,3 107,3 93,3 –9,0 – 4,9 4,8 100,0 101,8 19<br />
Prestige (rh) SD 92,8 99,1 94,3 92,4 –8,2 0 4,3 4,2 95,7 98,7 198<br />
Cesira 1 ) KWS 95,4 102,5 101,3 98,2 –4,3 ++ 2,3 1,9 102,0 99,0 47<br />
Santino (rh) 2 ) SD 94,0 99,8 97,4 94,2 –8,6 0 4,8 5,0 103,1 0<br />
Sanetta (ne) 2 ) Hil 87,2 98,4 103,1 85,4 –6,4 + 3,4 2,0 90,5 0<br />
Mauricia (ne) 2 ) KWS 93,6 101,8 99,7 95,8 –10,5 –– 4,4 3,7 101,4 21<br />
Donella (rh) 2 ) KWS 98,3 98,9 99,7 97,3 –13,9 –– 5,2 4,6 92,1 22<br />
relativ 100 = Mittel aus Modus, Monza, Tiziana, Alabama<br />
** relativer BZE-Verlust bei Befall mit Blattkrankheiten (ohne Behandlung)<br />
(ne) nematodenresistent/-tolerant (rh) rhizoctoniatolerant<br />
1) Feldaufgang 2006 und 2007 2) Feldaufgang 2007 (nicht ausgewiesen)<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 11
vor <strong>Zuckerrüben</strong> hat sich als sehr<br />
günstig erwiesen. Besonderes Augenmerk<br />
gilt auch der Schonung<br />
der Bodenstruktur sowie einem<br />
nicht zu üppigen Stickstoffangebot<br />
<strong>für</strong> die Rüben.<br />
N e m a t o d e n – d i e u n t e r -<br />
s c h ä t z t e E r t r a g s b r e m s e<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
Nematodenbefall führt zu nesterartigem Kümmerwuchs im Feld und Schäden an den Hauptwurzeln.<br />
Der langjährige, intensive Rübenanbau<br />
insbesondere in den fabriknahen<br />
Regionen hat auf vielen<br />
Flächen zu einem latenten und<br />
manchmal auch stärkerem Nema-<br />
todenbefall geführt.<br />
Dieser kann unter bestimmten<br />
Voraussetzungen – wie<br />
zum Beispiel bei später Saat und<br />
nachfolgend sehr warmer und trockener<br />
Witterung – zu einem starken<br />
Frühbefall der jungen Hauptwurzel<br />
und damit zu erheblichen<br />
Tabelle 2: Leistungsprüfung neuer Sorten mit und ohne Rizomaniabefall – LNS und LNS-R 2005 bis 2007<br />
Ertragsverlusten führen. Leichte<br />
und warme Böden sind hierbei besonders<br />
stark gefährdet, denn<br />
dort ist der Schädling sehr<br />
aktiv und bei begrenztem<br />
Wasserangebot<br />
sind die Ertragsverluste<br />
erfahrungsgemäß<br />
noch größer. Ein Beispiel<br />
<strong>für</strong> eine derartige<br />
Belastung mit nesterartigem<br />
Befall und<br />
starker Schädigung der<br />
jungen Hauptwurzel ist<br />
auf den beiden Fotos<br />
deutlich zu erkennen.<br />
Für den Praktiker sind jedoch in<br />
vielen Fällen Schäden durch Nematoden<br />
nur schwer vorauszusagen<br />
und darüber hinaus auch<br />
nicht immer eindeutig und frühzeitig<br />
zu erkennen. Zudem kann<br />
sich der Befall unter den jeweils<br />
Ertrag und Qualität, relativ Toleranz und Resistenz (Blattkrankheiten)<br />
Sorten Züchter Rüben- Zucker- Standard- Bereinigter Toleranz** Cercospora Mehltau Feldaufgang Schosser<br />
ertrag gehalt melasseverlust Zuckerertrag 2007 Anzahl/<br />
Bonituren relativ ha<br />
LNS-R (21 Versuche bei Rizomaniabefall, ohne Rhizoctonia- oder Nematodenbefall)<br />
Modus SD 101,7 99,1 97,8 101,1 –9,8 –– 5,1 4,2 102,4 31<br />
Monza Hil 98,3 101,5 104,6 99,4 –4,4 ++ 3,3 2,8 98,1 0<br />
Tiziana Hil 95,6 102,4 100,3 98,1 –5,0 ++ 4,0 3,0 98,0 0<br />
Alabama KWS 104,5 97,1 97,3 101,3 –6,4 + 4,6 2,0 101,4 0<br />
anfällige Sorte 72,0 84,0 93,8 61,7 101,0<br />
Fabio SD 93,6 104,5 90,7 99,1 –8,6 – 5,5 4,3 99,9 0<br />
Santino (rh) SD 95,6 99,7 96,9 95,8 –8,5 – 5,2 5,6 102,8 0<br />
Rubens SD 102,2 103,2 98,3 106,2 –11,8 –– 5,5 4,0 101,6 0<br />
Sanetta (ne) Hil 86,4 98,2 102,0 84,6 –5,5 ++ 3,7 2,3 90,9 8<br />
Mauricia (ne) KWS 92,9 101,5 99,9 94,7 –7,5 0 4,6 4,2 102,6 27<br />
Donella (rh) KWS 97,5 99,4 99,0 97,1 –11,6 –– 5,5 4,5 92,7 22<br />
Berenika KWS 98,8 102,2 103,1 101,1 –3,6 ++ 2,4 2,1 103,6 9<br />
Sophia Hil 102,9 100,8 97,0 104,3 –9,9 –– 5,4 2,6 101,5 29<br />
Brianda KWS 94,9 105,9 105,4 100,9 –8,0 0 5,4 2,4 102,1 32<br />
LNS (31 Versuche ohne Rizomania-, Rhizoctonia- und Nematodenbefall)<br />
Modus SD 101,0 98,7 98,0 99,9 –7,8 0 4,1 4,8 102,4 29<br />
Monza Hil 98,6 101,1 103,6 99,5 –6,1 ++ 3,4 3,2 98,1 8<br />
Tiziana Hil 95,5 102,5 101,6 98,1 –7,1 + 3,2 3,6 98,0 28<br />
Alabama KWS 104,8 97,7 96,8 102,5 –5,9 ++ 3,8 2,7 101,4 0<br />
Fabio SD 95,0 104,5 91,7 100,6 –8,5 – 4,5 4,4 99,9 23<br />
Santino (rh) SD 93,8 100,3 97,5 94,4 –8,5 – 4,4 5,9 102,8 38<br />
Rubens SD 98,5 103,1 97,8 102,4 –8,0 0 4,2 4,0 101,6 17<br />
Sanetta (ne) Hil 85,5 98,5 103,3 83,8 –5,6 ++ 3,2 3,0 90,9 23<br />
Mauricia (ne) KWS 93,9 101,9 101,4 95,8 –8,3 0 3,6 5,2 102,6 9<br />
Donella (rh) KWS 98,7 99,5 99,6 98,2 –11,1 –– 4,6 5,4 92,7 0<br />
Berenika KWS 99,5 101,8 104,0 101,3 –4,9 ++ 2,6 3,0 103,6 8<br />
Sophia Hil 103,7 100,5 97,2 104,6 –6,9 + 4,5 3,5 101,5 19<br />
Laurentina KWS 100,0 103,2 96,7 103,9 –10,4 –– 4,5 5,0 102,0 0<br />
Brianda KWS 98,4 105,1 105,4 103,7 –9,5 –– 4,3 3,7 102,1 16<br />
relativ 100 = Mittel aus Modus, Monza, Tiziana, Alabama<br />
** relativer BZE-Verlust bei Befall mit Blattkrankheiten (ohne Behandlung)<br />
(ne) nematodenresistent/-tolerant (rh) rhizoctoniatolerant<br />
12 LZ 31-<strong>2008</strong>
angebauten Kulturen und in den<br />
witterungsmäßig unterschiedlichen<br />
Jahren rasch verändern. Erschwert<br />
wird eine Befallsermittlung<br />
auch dadurch, dass die Nematodenbelastung<br />
auf der Fläche<br />
häufig sehr unterschiedlich ist.<br />
Gibt es Hinweise auf eine deutliche<br />
Befallsgefährdung, zum Beispiel<br />
enger Rübenanbau, fehlende<br />
Zwischenfrucht, leichter Boden<br />
oder deutliche Befallssymptome<br />
beim letzten Rübenanbau, können<br />
nematodentolerante oder -resistente<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>sorten Ertragsverluste<br />
vermeiden helfen. In den<br />
meisten Fällen werden sich nematodentolerante<br />
Sorten eignen, da<br />
diese auch auf den Teilflächen ohne<br />
stärkeren Nematodenbefall eine<br />
gute Zuckerertragsleistung erreichen.<br />
Die Sorte Pauletta hat hier<br />
einen erkennbaren Leistungsstandard<br />
gesetzt und selbst unter den<br />
feuchten Witterungsbedingungen<br />
des Jahres 2007 im Mittel von sieben<br />
rheinischen Versuchen einen<br />
13 % höheren Bereinigten Zuckerertrag<br />
erzielt (siehe Tabelle 3). Zu<br />
beachten ist jedoch die geringe innere<br />
Rübenqualität dieser Sorte<br />
sowie ihre höhere Anfälligkeit ge-<br />
genüber Rübenmehltau, welche<br />
bei entsprechendem Befall eine<br />
zeitlich angepasste Pflanzenschutzmaßnahme<br />
erfordert.<br />
Ein weiterer wichtiger Vorteil der<br />
nematodentoleranten Sorten ist,<br />
dass die Nematodenvermehrung<br />
deutlich geringer als die von Normalsorten<br />
ist. Durch den zusätzlichen<br />
Rückgang unter den Nichtwirtspflanzen<br />
in der Fruchtfolge<br />
nimmt die Nematodenbelastung<br />
insgesamt leicht ab. Auf Flächen<br />
mit stärkerem und gleichmäßigerem<br />
Nematodenbefall kann durch<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
den Anbau nematodenresistenter<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>sorten, zum Beispiel<br />
Sanetta oder Paulina, eine deutliche<br />
Befallsreduzierung bis zu<br />
50 % nach Rüben erreicht werden.<br />
Zusammen mit dem Abbau unter<br />
Getreide sinkt die Nematodenbelastung<br />
in der Regel <strong>für</strong> den<br />
nächsten Rübenanbau dann unter<br />
die Bekämpfungsschwelle, sodass<br />
wieder der Anbau einer Normalsorte<br />
empfohlen werden kann.<br />
S o r t e n u n t e r s c h i e d e b e i<br />
R ü b e n k o p f ä l c h e n n u t z e n<br />
Auch bei Befall mit dem frei lebenden<br />
Nematoden Ditylenchus<br />
dipsaci, dem Rübenkopfälchen,<br />
zeigen die Sorten große Unterschiede<br />
in der Befallsausprägung.<br />
Diese sollten bei entsprechender<br />
Gefährdung durch diesen Schädling<br />
unbedingt genutzt werden,<br />
um das Verlustrisiko zu begrenzen.<br />
Neben den positiven Eigenschaften<br />
einiger rhizoctoniatoleranter<br />
Sorten wie Syncro, Premiere<br />
und Prestige weist auch die leistungsfähige<br />
Normalsorte Beretta<br />
bei Ditylenchusbefall weniger Befallssymptome<br />
auf.<br />
Tabelle 3: Rheinische Sortenversuche unter Nematodenbefall 2007<br />
Variante gegen Rüben- Zucker- Bereinigter Zucker- Standard-<br />
Nematoden ertrag ertrag Zuckerertrag gehalt melasseverlust<br />
relativ relativ relativ relativ relativ<br />
Mittel aus sieben Versuchen 2007 (anfällig = 100)<br />
Normalsorte<br />
sensibel 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
Paulina resistent 104,0 100,9 98,8 96,9 119,0<br />
Pauletta tolerant 122,7 116,9 113,3 95,0 128,0<br />
Sanetta resistent 108,1 105,4 103,9 97,6 111,5<br />
Mauricia tolerant 104,8 106,6 106,5 101,3 104,9<br />
GD 5 % 4,4 5,1 5,4 1,9 7,0<br />
Mit der Nutzung spezieller Toleranzen<br />
oder Resistenzen gegenüber<br />
Schaderregern muss häufig<br />
ein Kompromiss bezüglich weiterer<br />
Sorteneigenschaften wie zum<br />
Beispiel Rübenqualität oder Blattgesundheit<br />
eingegangen werden.<br />
Wesentlich bleibt aber die Absicherung<br />
hoher Zuckererträge <strong>für</strong> einen<br />
wirtschaftlichen Rübenanbau.<br />
Manfred S t e u e r w a l d<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.<br />
Fungizideinsatz<br />
optimieren<br />
Wie wichtig eine rechtzeitige Behandlung<br />
der Blattkrankheiten in<br />
<strong>Zuckerrüben</strong> ist, hat das letzte<br />
Jahr eindrucksvoll gelehrt und<br />
lässt sich im LIZ-Blattkrankheiten-<br />
Monitoring auch heute noch nachvollziehen.<br />
Verfolgt man die Befallsentwicklung<br />
in Abhängigkeit<br />
vom Befall bei der Behandlung, so<br />
zeigt sich, dass die Behandlungen,<br />
die mehr als sieben Tage nach<br />
Überschreiten der zeitabhängigen<br />
Bekämpfungsschwellen erfolgten,<br />
den Befall nur unzureichend unterdrücken.<br />
Auch wenn die Blattkrankheiten<br />
<strong>2008</strong> nicht so früh und stark auftreten<br />
wie im Vorjahr, ist es wichtig,<br />
ihre Entwicklung aufmerksam<br />
zu verfolgen. Dies ist ohne Mühe<br />
wöchentlich im Blattflecken-Monitoring<br />
der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>anbau (Rheinischer<br />
Rübenbauer-Verband, Landwirtschaftkammer<br />
NRW und LIZ) und<br />
im LIZ-Blattkrankheiten-Monitoring<br />
unter www.liz-online.de unter<br />
dem Punkt Blattkrankheiten-Monitoring<br />
möglich. Sobald in der ei-<br />
genen Region der Befall in die Nähe<br />
der Bekämpfungsschwelle<br />
kommt (gelbe Symbole = Vorwarnung),<br />
sollten die eigenen Rübenschläge<br />
kontrolliert und bei Erreichen<br />
der Bekämpfungsschwelle<br />
behandelt werden. Noch genauer<br />
lässt sich der Fungizideinsatz mit<br />
dem Programm LIZ-Fungizid<br />
steuern. Es prognostiziert Gewinn<br />
oder Verlust nicht nur in Abhän-<br />
Auch wenn in diesem Jahr die Blattkrankheiten nicht so früh und heftig auftreten wie im<br />
letzten Jahr, sollten Landwirte ihre Bestände im Auge behalten. Foto: LIZ<br />
gigkeit vom aktuellen Befall, sondern<br />
auch in Abhängigkeit von<br />
den schlagspezifischen Bedingungen<br />
wie Sorte oder Fruchtfolge,<br />
der Mittelwahl (heilende/vorbeugende<br />
Wirkung, Preis) und dem<br />
genauen Tag der Behandlung.<br />
Weitere aktuelle Informationen<br />
gibt es im LIZ-Newsletter, im<br />
Ackerbaustenogramm der LZ<br />
Rheinland, im AIR-Beratungsfax<br />
der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen<br />
oder im Internet<br />
unter isip.de.<br />
Dr. Marlise M e e r - R o h b e c k<br />
LIZ-Koordinationsstelle<br />
Elsdorf<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 13
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
DLG-Feldtage sehr gut besucht<br />
Über knapp 20 000 Besucher<br />
freuen konnte sich die Deutsche<br />
Landwirtschaftsgesellschaft bei<br />
den diesjährigen DLG-Feldtagen<br />
auf dem Thüringer Lehr-, Prüfund<br />
Versuchsgut in Buttelstedt bei<br />
Weimar.<br />
Auch wenn es auf den Feldtagen<br />
um Pflanzenbau allgemein ging,<br />
war die Zuckerrübe auch ein großes<br />
Thema. Sie stand im Mittelpunkt<br />
einer Forumsveranstaltung,<br />
bei der die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>anbau Zeitz die<br />
Struktur ihres Anbaugebietes und<br />
die Schwerpunkte ihrer Arbeit<br />
vorstellte. Außerdem hatte sie ein<br />
großes Bodenprofil von 16 m Länge<br />
freigelegt, an der sich eindrucksvoll<br />
die Durchwurzelung<br />
des Bodens und die Nährstoffverlagerungen<br />
zeigen ließen.<br />
Für viele Besucher interessant war<br />
auch die Ausstellung der speziellen<br />
Maschinen <strong>für</strong> die <strong>Zuckerrüben</strong>versuche.<br />
Am Beispiel von Rü-<br />
benbeständen in verschiedenen<br />
Entwicklungsstufen wurde so eindrucksvoll<br />
die Versuchsarbeit<br />
während der Vegetationsperiode<br />
gezeigt.<br />
Insgesamt gab es mit 285 Ausstellern<br />
eine Rekordbeteiligung auf<br />
dem 16 ha großen Versuchsfeld,<br />
der 2 ha Campusfläche und immerhin<br />
17 ha Maschinenvorführ-<br />
Mehr Kraut als Rüben stand auf der Versuchsparzelle<br />
des Industrieverbands Agrar<br />
e. V. (IVA) auf den DLG-Feldtagen, der unter<br />
dem Motto „Pflanzen ohne Schutz? – Neue<br />
Gesetze und die Folgen“ an praktischen<br />
Beispielen zeigte, welche Folgen die Beschlüsse<br />
des Europaparlaments zur künftigen<br />
Pflanzenschutz-Politik haben könnten.<br />
Die Rübenbauern hätten kaum noch Möglichkeiten,<br />
gegen Wildwuchs wie Melde,<br />
Gänsefuß oder Kamille vorzugehen<br />
(rechts). Anders sah es dabei auf den Parzellen<br />
aus, die nach guter fachlicher Praxis<br />
bewirtschaftet werden (oben).<br />
Erfahrungsaustausch auf den DLG-Feldtagen 2007.<br />
Fotos: IVA, Dr. Elisabeth Legge, Meike Siebel<br />
fläche. Auch Südzucker war als<br />
Mitveranstalter mit einem großen<br />
Stand vertreten. Die nächsten<br />
DLG-Feldtage finden in zwei Jahren<br />
vom 15. bis 17. Juni 2010 auf<br />
dem Rittergut Bockerode in Springe-Mittelrode<br />
bei Hannover statt.<br />
14 LZ 31-<strong>2008</strong>
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
<strong>Zuckerrüben</strong> auf dem<br />
Feldtag in Kerpen-Buir<br />
Feldtag ein großer Erfolg mit vielen Besuchern<br />
Die in der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Zuckerrüben</strong>anbau tätigen Institutionen,<br />
also der Rheinische Rübenbauer-Verband,<br />
der Landwirtschaftliche<br />
Informationsdienst Zuckerrübe<br />
und die Landwirtschaftskammer<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
hatten sich Anfang Juni anlässlich<br />
des Feldtages auf dem Versuchsschwerpunkt<br />
der Landwirtschaftskammer<br />
in Kerpen-Buir mit<br />
Schwerpunkten ihrer Arbeit präsentiert.<br />
Dabei wurde gleichzeitig<br />
die neue Versuchsstation der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
N e m a t o d e n a u f d e r S p u r<br />
Das Julius Kühn-Institut, Außenstelle<br />
Elsdorf, zeigte gemeinsam<br />
mit einigen Züchterhäusern Ausschnitte<br />
aus seiner Arbeit. Eher<br />
bekannt unter dem bisherigen Namen<br />
Biologische Bundesanstalt<br />
<strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft hat<br />
es sich seit Jahrzehnten erfolgreich<br />
der Nematodenbekämpfung<br />
verschrieben. Hierzu geeignete resistente<br />
Zwischenfrüchte standen<br />
in den Parzellen und konnten begutachtet<br />
werden. Sehr schön präsentierte<br />
sich die Elsdorfer Mischung<br />
aus 22 Pflanzenarten, die<br />
<strong>für</strong> <strong>Zuckerrüben</strong>fruchtfolgen geeignet<br />
sind.<br />
Die Schlitzsaat ist ein neues Verfahren,<br />
bei dem nicht die gesamte Fläche,<br />
sondern nur ein Streifen des Mulches<br />
bearbeitet wird. Das Verfahren<br />
wird noch weiter entwickelt.<br />
Im Schwerpunkt Biofumigation<br />
wurde auf spezielle Ölrettichsorten,<br />
teilweise auch Ackersenfsorten<br />
eingegangen. Die grüne Pflanzenmasse<br />
gibt, wenn sie frisch gehäckselt<br />
und direkt eingearbeitet<br />
wird, Inhaltsstoffe frei, die Nematoden<br />
vernichten. Erfolgreich bekämpft<br />
werden frei lebende Nematoden,<br />
wie Paratylenchus und Ditylenchus.<br />
P f l a n z e n s c h u t z t e c h n i k<br />
p r ä s e n t i e r t<br />
Der Pflanzenschutzdienst ging im<br />
Schwerpunkt Pflanzenschutzgerätetechnik<br />
der häufig gestellten Frage<br />
nach, wie Düsen, Druck und<br />
Fahrgeschwindigkeit optimal aufeinander<br />
abzustimmen sind. Die<br />
Benetzungsleistung mit verschiedenen<br />
Einstellungen dieser Faktoren<br />
wurden mit mehreren Fahrten<br />
einer Feldspritze auf wassersensitivem<br />
Papier sichtbar gemacht.<br />
Am Düsendemostand konnten<br />
Details gezeigt und diskutiert werden.<br />
Auch Versuchsparzellen, die zur<br />
Unkrautbekämpfung mit verschiedenen<br />
Einstellungen des Pflanzenschutzgerätes<br />
(Düsen, Druck,<br />
Fahrgeschwindigkeit) behandelt<br />
worden waren, fehlten nicht.<br />
Im Schwerpunkt Problemunkräuter<br />
begegneten dem Besucher exotische<br />
Namen wie Dreigeteilter<br />
Zweizahn, Vielsamiger Gänsefuß,<br />
Bastard-Gänsefuß oder Stechapfel.<br />
Daneben waren aber auch bekannte<br />
und dennoch schwer bekämpfbare<br />
Unkräuter, wie Gemeine Melde,<br />
Bingelkraut, Kamille, Weißer<br />
Gänsefuß sowie die Knöterichfamilie<br />
mit Winden-, Floh-, Vogelund<br />
Landwasserknöterich vertreten.<br />
Der Landwirtschaftliche Informationsdienst<br />
(LIZ) der Zuckerfabriken<br />
stieß unter anderem mit dem<br />
Schwerpunkt Saatverfahren auf<br />
großes Interesse. Gezeigt wurden<br />
Normalsaat, Gleichstandsaat und<br />
Schlitzsaat. Bei der Schlitzsaat<br />
wird nicht die gesamte Fläche bearbeitet,<br />
sondern nur ein Streifen<br />
des Mulches. Nach einer Walze<br />
mit Scheibensech folgt ein schmaler<br />
Lockerungszinken, der den<br />
Schlitz bis zu 25 cm Bodentiefe erzeugt.<br />
Auf die Rückverfestigung<br />
und das Schließen des Schlitzes<br />
folgt das eigentliche Rübensägerät.<br />
Auch wenn noch Verbesserungen<br />
der Gerätekombination erforderlich<br />
sind, ist der Ansatz Erfolg<br />
versprechend.<br />
R o d e n m i t Q u a l i t ä t<br />
Die Rodequalität war<br />
ein weiteres Thema,<br />
mit dem sich die LIZ<br />
in Buir präsentierte.<br />
Fotos: Heinz Leipertz<br />
Wie wichtig die Rodequalität<br />
durch Köpfen und Roden ist, zeigte<br />
eine Demonstration der Köpfund<br />
Wurzelverluste anhand von<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 15
Beispielen. Schon geringe Mängel<br />
in der Maschineneinstellung haben<br />
hohe Ertragsverluste zur Folge.<br />
In einem Quiz konnten sich<br />
die Besucher in der Verlustbewertung<br />
üben. Um die Fabriken länger<br />
und besser auszulasten, werden<br />
auch Untersuchungen zur<br />
Rübenlagerung gemacht: Eine in<br />
Buir gezeigte Rübenmiete, die bis<br />
Juni gelagert worden war, sah<br />
noch überraschend gut aus.<br />
S o r t e n p r ä s e n t i e r t<br />
Der Rheinische Rübenbauer-Verband<br />
stellte im Schwerpunkt Sortendemonstrationen<br />
die Vielfalt<br />
des Angebotes dar. Für jeden war<br />
etwas dabei, auch Spezialsorten<br />
mit besonderen Eigenschaften,<br />
wie beispielsweise Resistenz und<br />
Toleranz gegen Heterodera-Nematoden,<br />
Toleranz gegen die pilzlichen<br />
Krankheiten Cercospora-<br />
Blattflecken und Rhizoctonia-Rübenfäule,<br />
gegen die viröse Wurzelbärtigkeit<br />
Rizomania, die ähnlich<br />
wie das Gelbmosaikvirus des Getreides<br />
durch einen Bodenpilz<br />
übertragen wird und daher nicht<br />
direkt bekämpfbar ist. Die ebenfalls<br />
gezeigten gängigen Beizausstattungen<br />
legen den Grundstein<br />
<strong>für</strong> eine ungestörte Jugendentwicklung<br />
der Rübenpflanzen.<br />
Im Bereich der Düngung waren<br />
die organischen Dünger, wie Kompost,<br />
Champost, Hühnertrockenkot<br />
und Gärreste die Topthemen.<br />
Aber auch die Spurennährstoffe<br />
Bor und Mangan kamen nicht zu<br />
kurz.<br />
Immer wieder wirft die notwendige<br />
Bestandsdichte bei <strong>Zuckerrüben</strong><br />
Fragen auf, insbesondere<br />
wenn kurz nach der Saat schwierige<br />
Bedingungen <strong>für</strong> den Rübenauflauf<br />
herrschen. Künstlich erzeugte<br />
Bestandsdichten von<br />
35 000, 50 000 und 90 000 Rüben<br />
je Hektar in den Demonstrationsparzellen<br />
boten die Gelegenheit,<br />
mit den Experten über Umbrechen<br />
oder Stehenlassen zu diskutieren.<br />
Dr. Anton D i s s e m o n d<br />
Landwirtschaftskammer NRW<br />
Pflanzenschutzdienst<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
A n b a u<br />
Aufholjagd nach später Saat<br />
Ganz im Gegenteil zum vergangenen<br />
Jahr wollte der Lenz in diesem<br />
Jahr lange nicht eintreffen.<br />
Das unbeständige, kalte und<br />
feuchte Märzwetter setzte sich<br />
auch im April fort. Auf erste, vereinzelte<br />
Saaten am 12. April folgten<br />
ergiebige Niederschläge mit<br />
starken Verschlämmungen, sodass<br />
mit der Saat bis zum Beginn der<br />
dritten Aprildekade gewartet werden<br />
musste. Dann jedoch besann<br />
sich die Natur, das Versäumte<br />
rasch aufzuholen: Günstige Temperaturen<br />
förderten einen raschen<br />
und hohen Aufgang schon nach<br />
zehn Tagen. Die jungen Pflänzchen<br />
gediehen von Tag zu Tag<br />
sichtlich besser.<br />
Unter diesen Voraussetzungen<br />
entwickelten sich leider auch die<br />
Unkräuter sehr schnell. Sie mussten<br />
bei zunehmender Bodentrockenheit<br />
mit entsprechenden Dosierungen<br />
gestoppt werden, sodass<br />
sich Nebenwirkungen auf die Rüben<br />
manchmal kaum vermeiden<br />
Rheinisch-westfälische Proberodungen <strong>2008</strong><br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
14. Juli<br />
20. Juli<br />
2006<br />
<strong>2008</strong><br />
2003 bis 2007<br />
2007<br />
27. Juli<br />
3. Aug.<br />
10. Aug.<br />
ließen. Die anhaltende Wärme<br />
während des frühen Jugendstadiums<br />
der Rüben förderte aber auch<br />
manche Schaderreger wie Nematoden<br />
oder Schwarze Bohnenläuse.<br />
Diese wirkten sich deutlich stärker<br />
als sonst schädigend auf die jungen<br />
Pflänzchen aus. Außergewöhnlich<br />
schwülwarmes Wetter<br />
ließ Ende Mai aber nicht nur die<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband,<br />
die rheinischen Zuckerfabriken und die Zuckerfabrik Lage<br />
17. Aug.<br />
24. Aug.<br />
31. Aug.<br />
Die günstige Maiwitterung hat die späte<br />
Saat fast wieder wettgemacht. Am 14. Juli<br />
deutet sich an diesem Standort eine gute<br />
Durchschnittsernte an.<br />
Rüben gedeihen, sondern förderte<br />
auch Unwetter mit Hagel und<br />
Starkregen. Diese strapazierten<br />
verbreitet den jungen Blattapparat<br />
und verursachten die bakteriellen<br />
Blattflecken von Pseudomonas<br />
springae in vielen Beständen. Häufig<br />
führten die starken Niederschläge<br />
in den Senken zu Luftmangel<br />
der Wurzeln und somit zu anhaltendenWachstumsunterbrechungen.<br />
Doch auf den meisten Feldern<br />
förderten Wärme und Feuchtigkeit<br />
das Wachstum so gut, dass bereits<br />
in der ersten Junidekade der Reihenschluss<br />
erreicht wurde.<br />
Unter diesen Voraussetzungen<br />
zeigen die gemeinsamen Proberodungen<br />
der rheinischen Zuckerfabriken,<br />
der Zuckerfabrik Lage<br />
und des Rheinischen Rübenbauer-<br />
Verbandes am 14. Juli im Mittel<br />
von etwa 100 Feldern durchschnittliche<br />
Rübenerträge mit durchschnittlichen<br />
Zuckergehalten an.<br />
Damit liegen auch die Zuckererträge<br />
Mitte Juli im Bereich des fünfjährigen<br />
Mittels (siehe Grafik), die<br />
Ergebnisse gibt es auch unter www.<br />
rrvbonn.de. Bleibt zu hoffen, dass<br />
auch im Spätsommer und Herbst<br />
günstige Witterung den weiteren<br />
Zuwachs fördern und die Bestände<br />
gegenüber Blattkrankheiten gesund<br />
gehalten werden können.<br />
Dann wäre trotz später Saat doch<br />
noch eine gute Ernte erreichbar.<br />
Manfred S t e u e r w a l d<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.<br />
16 LZ 31-<strong>2008</strong><br />
7. Sept.<br />
14. Sept.<br />
21. Sept.<br />
28. Sept.<br />
5. Okt.<br />
12. Okt.<br />
19. Okt.<br />
Präzise Saat ist eine Voraussetzung <strong>für</strong><br />
hohen und gleichmäßigen Feldaufgang und<br />
damit <strong>für</strong> einen hohen Ertrag mit bester<br />
Rübenqualität. Fotos: Manfred Steuerwald
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
Zu c k e r<br />
Gutachter schauen der Fabrik<br />
über die Schulter<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband koordiniert die Arbeit<br />
Auch wenn die Frage der Rübenbewertung<br />
durch einen Vorreinigungsgrad<br />
von knapp 90 % und<br />
vor allem durch den pauschalen<br />
Kopfabzug von 3 % etwas an Brisanz<br />
verloren hat, kommt der Bewertung<br />
der Rüben in den Zuckerfabriken<br />
nach wie vor eine große<br />
Bedeutung zu. Jede Einzelfuhre<br />
gilt es möglichst sachgerecht zu<br />
bewerten, denn schließlich geht es<br />
bei jedem diskussionswürdigen<br />
Prozent Abzug um rund 250 kg<br />
Rüben, über deren Bezahlung entschieden<br />
wird. Daher ist es naheliegend,<br />
dass die korrekte Bewer-<br />
Bernhard Jordans<br />
Bernhard Jordans ist seit 1992<br />
Verbandsgutachter an der Zuckerfabrik<br />
Appeldorn und hat zuvor<br />
als Fabrikschätzer in Wevelinghoven<br />
gearbeitet. „In Appeldorn<br />
kommen wir gut miteinan-<br />
tung der Abzüge, in der Hauptsache<br />
des Erdanhangs, von großer<br />
ökonomischer Bedeutung ist und<br />
die Stimmung zwischen Zuckerfabrik<br />
und Anbauern in der Kampagne<br />
wesentlich beeinflusst.<br />
S a c h v e r s t ä n d i g e v e r t r e t e n<br />
L a n d w i r t e<br />
Seitens der Zuckerfabriken wird<br />
diese Tätigkeit in der Regel durch<br />
die Fabrikschätzer durchgeführt.<br />
Dies sind meist Landwirte, die als<br />
Kampagnekräfte in der Fabrik die<br />
Rübenbewertung durchführen.<br />
Aber auch die Anbauerseite ist<br />
stets in der Fabrik präsent. Zunächst<br />
ist es natürlich jedem Anbauer<br />
selbst möglich, bei der Anlieferung<br />
seiner Rüben in der Fabrik<br />
anwesend zu sein. Dies ist<br />
aber seltener der Fall. In der Regel<br />
werden die einzelnen Rübenanbauer<br />
durch unabhängige selbstständige<br />
Sachverständige vertreten.<br />
Deren Arbeit wird durch den<br />
Rheinischen Rübenbauer-Verband<br />
e. V. (RRV) koordiniert. Sie kontrollieren<br />
in Vertretung der Rüben<br />
der aus, aber ich finde trotzdem<br />
wichtig, dass die Verbandsgutachter<br />
einen Gegenpol zur Fabrik<br />
darstellen“, erklärt Ackerbauer<br />
Bernhard Jordans aus Xanten-Marienbaum,<br />
der auch als<br />
Gutachter <strong>für</strong> eine Versicherung<br />
arbeitet. In seiner langjährigen<br />
Erfahrung zeigt sich der Wandel<br />
im Rübenanbau: Durch die Vorreinigung<br />
der Rüben sei der Erdanhang<br />
gleichmäßiger und<br />
schwanke nicht mehr so stark<br />
wie früher, dies erleichtere die<br />
Arbeit. „Auch über die Kopfanteile<br />
gab es früher häufiger Diskussionen,<br />
aber dies ist ja kein<br />
Thema mehr, weil die Branchenvereinbarung<br />
sich geändert hat.“<br />
anbauenden Landwirte die Probenahme<br />
und die Rübenbewertung.<br />
Dabei kommt, wie jeder weiß, naturgemäß<br />
der Bemessung der Abzüge<br />
<strong>für</strong> Erdanhang, und in Einzelfällen<br />
auch <strong>für</strong> kranke Rüben,<br />
Steine oder Blattanhang das<br />
Hauptaugenmerk zu. Bei den sogenannten<br />
Verbandsgutachtern<br />
handelt es sich durchweg um<br />
Landwirte aus dem Rheinland.<br />
Ihr Aufgabenfeld in der Fabrik erstreckt<br />
sich nicht allein auf die Bewertung<br />
der Rüben. Regelmäßig<br />
wird auch die Arbeit der Probenehmer<br />
an der Probenahmestelle<br />
zur Zuckergehaltsbestimmung<br />
kontrolliert, denn auch die korrekte<br />
Probeentnahme ist von erheblicher<br />
wirtschaftlicher Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die Rübenanbauer. Gemäß<br />
Branchenvereinbarung muss die<br />
Probe dem Ladungsdurchschnitt<br />
entsprechen und darf keine kranken<br />
Rüben oder Schosserrüben<br />
enthalten. Des Weiteren führen<br />
die Verbandsgutachter gemeinsam<br />
mit Fabrikschätzern die Waschproben<br />
durch und protokollieren auszugsweise<br />
die fuhrenspezifischen<br />
Abzüge.<br />
D i p l o m a t i e u n d<br />
D u r c h s e t z u n g s v e r m ö g e n<br />
Die Tätigkeit ist anspruchsvoll,<br />
denn sie erfordert zum einen ein<br />
hohes Maß an Sachkenntnis und<br />
Erfahrung, zum anderen auch die<br />
richtige Mischung aus Durchsetzungsvermögen<br />
und diplomatischem<br />
Geschick, sollte es einmal<br />
zu unterschiedlichen Auffassungen<br />
mit dem Fabrikschätzer kommen.<br />
In dem einen oder anderen<br />
Fall gilt es auch, dem Anbauer<br />
oder Anlieferer die Bewertung zu<br />
erläutern.<br />
Bereits die Abschätzung des Erdanhangs<br />
ist fachlich anspruchs-<br />
Seine zehnte Kampagne als<br />
Verbandsgutachter wird Franz-<br />
Wilhelm Erasmi aus Vettweiß<br />
in diesem Jahr absolvieren. Der<br />
Ackerbauer und Milchviehhalter<br />
schätzt die Herausforderung<br />
und sieht sich als Puffer<br />
Franz W. Erasmi<br />
zwischen Anbauer und Fabrik.<br />
„Da ist manchmal auch viel Diplomatie<br />
gefragt, wenn die<br />
Emotionen schon mal überschäumen“,<br />
erklärt er schmunzelnd.<br />
„Der Verbandsschätzer<br />
spricht natürlich <strong>für</strong> den Anbauer,<br />
muss aber auch die Fabrik<br />
im Auge haben.“<br />
Eine neue Erfahrung <strong>für</strong> ihn ist<br />
die 24-Stunden-Anfuhr in Euskirchen.<br />
Die Nachtschichten<br />
seien schon anspruchsvoll. Positiv<br />
bewertet er das regelmäßige<br />
Trainieren der Schätzung<br />
anhand von Waschproben, um<br />
immer wieder das eigene Urteil<br />
über korrekte Messwerte zu<br />
kontrollieren.<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 17
voll, denn dieser hängt unter anderem<br />
von der Vorarbeit des Roders<br />
und des Reinigungsladers,<br />
von der Bodenart, der Bodenfeuchte,<br />
der Bodenstruktur, der<br />
Dauer der Mietenlagerung und<br />
der Form des Rübenkörpers ab.<br />
Dies alles gilt es während des Ab-<br />
Für Kurt Diederichs aus Jülich-<br />
Mersch ist die Arbeit als Verbandsschätzer<br />
an der Zuckerfabrik<br />
Jülich eine gute Möglichkeit,<br />
engen Kontakt zur Praxis zu halten.<br />
„Die Arbeit macht Spaß, ist<br />
abwechslungsreich und man<br />
Kurt Diederichs<br />
muss alle zwei Minuten eine<br />
Entscheidung fällen.“ Wenn<br />
man anderer Meinung als der<br />
Fabrikschätzer sei, müssten beide<br />
trotzdem kompromissbereit<br />
sein. „In Zeiten, in denen die<br />
Rüben immer mehr von Fremden<br />
und nicht mehr vom Landwirt<br />
selber in die Fabrik gefahren<br />
werden, ist es noch wichtiger,<br />
dass ein Verbandsvertreter vor<br />
Ort ist, um als Bindeglied zwischen<br />
Fabrik und Anbauer zu<br />
vermitteln.“<br />
kippvorgangs zu bewerten. Um<br />
sich zu „eichen“, werden gerade<br />
bei wechselnden Wetterlagen regelmäßig<br />
Waschproben durchgeführt.<br />
K o n t r o l l e ü b e r H o f b i l a n z<br />
Über die wöchentlich zwischen<br />
dem RRV und den Zuckerfabriken<br />
zu erstellende Hofbilanz kann<br />
kontrolliert werden, ob die Abzugsbewertung<br />
in der Woche korrekt<br />
war. Zum Abschluss der Kampagne<br />
stellt sie zudem sicher, dass<br />
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
Zu c k e r<br />
die Abzugsbewertung insgesamt<br />
über die Kampagne hinweg in der<br />
richtigen Höhe erfolgte. Sie hat<br />
daher eine sehr große interprofessionelle<br />
Bedeutung. Den Fabrikschätzern<br />
und Gutachtern obliegt<br />
es, jede Einzelfuhre möglichst<br />
sachgerecht zu bewerten, denn<br />
Durchschnittswerte helfen im Einzelfall<br />
praktisch nie weiter. Die<br />
richtige Bewertung der Einzelfuhre<br />
ist letztendlich das, was gerecht<br />
ist und von den Rübenanbauern<br />
berechtigterweise eingefordert<br />
wird. Für die Zuckerfabrik ist sie<br />
zudem eine wichtige Basis <strong>für</strong> den<br />
gewünschten ruhigen Kampagneablauf.<br />
Dr. Peter K a s t e n<br />
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.<br />
Die Gutachter des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes e. V. in der Kampagne <strong>2008</strong>:<br />
Zucker fabrik<br />
Appeldorn:<br />
Zucker fabrik<br />
Jülich:<br />
Bernhard Jordans Reinhard Mosch Kurt Diederichs<br />
Jann-Henn Poen<br />
Karl Sonnen<br />
Hans Dieter<br />
Scheepers<br />
Johannes Jordans<br />
Hans-Albert<br />
Hambach<br />
Albert Schillings<br />
Zucker fabrik<br />
Euskirchen:<br />
Grafschafter<br />
Krautfabrik:<br />
Franz W. Erasmi Franz Wilhelm<br />
Freidel<br />
Otto Bantes<br />
Karl-Josef Heck<br />
Neu Neu<br />
Hans-Wilhelm<br />
Reinirkens<br />
Johannes Paas<br />
18 LZ 31-<strong>2008</strong><br />
Foto: Peter Hensch<br />
Fotos: privat
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
Zu c k e r<br />
Ein Kindertraum auf Zucker gebaut<br />
Gründer des Zoologischen Forschungsmuseums in Bonn ist Sohn eines Zuckersieders<br />
Alexander Koenig an seinem Schreibtisch bei der Arbeit. Foto: Museum Koenig Der Gründer des Zoologischen Museums in Bonn, Alexander Koenig, ist Sohn eines Zuckerfabrikbesitzers<br />
aus Russland und hat das damit erworbene Vermögen in seine Forschung<br />
investiert. Foto: T. Riehl<br />
Alexander Koenig, der Begründer<br />
des bekannten zoologischen Museums<br />
in Bonn, wurde vor 150<br />
Jahren, am 20. Februar 1858, in<br />
St. Petersburg geboren. Er entstammte<br />
einer deutschen Familie,<br />
die sich im späten 18. Jahrhundert<br />
in St. Petersburg, Russland, niederließ<br />
und sich auf die Zuckerindustrie<br />
und den Handel mit<br />
Zucker spezialisierte.<br />
Für den Bau seines Zoologischen<br />
Forschungsmuseums in Bonn<br />
setzte Alexander Koenig das von<br />
seinen Eltern und Großeltern<br />
ererbte Vermögen ein, das diese<br />
im 19. Jahrhundert als Bäcker und<br />
Zuckersieder in Russland verdient<br />
hatten. Sein Großvater Johann<br />
Georg Koenig wanderte 1785 aus<br />
Thüringen nach Russland aus, wo<br />
er sich als Bäcker in St. Petersburg<br />
niederließ. Sein Sohn Leopold<br />
Koenig lernte das Handwerk des<br />
Zuckersiedens und war bereits<br />
1846 Eigentümer einer Zuckerfabrik.<br />
Durch den Einsatz neuer<br />
Technologien und dem großflächigen<br />
Anbau der Zuckerrübe stieg<br />
Leopold Koenig bald zu einem der<br />
führenden Zuckerindustriellen<br />
des Zarenreiches auf. Zur<br />
Erntezeit beschäftigte<br />
er über 20 000<br />
Personen. Für seine<br />
Arbeiter und<br />
Angestellten ließ er<br />
Schulen und Krankenhäuser<br />
bauen. Als „Zuckerkönig“<br />
genoss er in ganz Russland hohes<br />
Ansehen.<br />
Durch eine Laune seiner Frau Caroline,<br />
der es bei einer Durchreise<br />
1867 in Bonn überaus gut gefiel,<br />
ließ sich Leopold Koenig in Bonn<br />
nieder. Er baute eine Villa am<br />
Rhein, die später den deutschen<br />
Bundespräsidenten als Amtssitz<br />
dienen sollte. Hier wuchs Alexander<br />
Koenig auf und entdeckte seine<br />
Neigung <strong>für</strong> die Naturkunde.<br />
Seine Forschungsreisen finanzierte<br />
der Vater, und auch die später<br />
gegenüber der Villa Leopold Koenig<br />
errichteten Wohn- und Museumsgebäude<br />
wurden auf Zucker<br />
gebaut.<br />
M u s e u m s d i r e k t o r a l s<br />
B e r u f s w u n s c h<br />
Schon als Junge hatte Alexander<br />
Koenig großes Interesse an Naturgeschichte<br />
und begann, große<br />
Sammlungen<br />
anzule-<br />
gen, vor allem von Säugetieren<br />
und Vögeln. Später studierte er<br />
Zoologie an den Universitäten<br />
Greifswald und Marburg. Im Jahre<br />
1884 erhielt er den Doktorgrad an<br />
der Universität Marburg. Alexander<br />
Koenig organisierte eine Reihe<br />
privat finanzierter Expeditionen in<br />
die arktische Region um Spitzbergen<br />
sowie ins nördliche und nordöstliche<br />
Afrika. Er besuchte Ägypten<br />
und die Kordofan-Region des<br />
heutigen Sudan, wo er eine Reihe<br />
Vögel und großer Säugetiere sammelte,<br />
darunter zwei Giraffen, die<br />
noch heute im Museum zu sehen<br />
sind.<br />
Im Jahre 1912 wurde der Grundstein<br />
zum heutigen Museumsgebäude<br />
gelegt. Durch die Wirren<br />
des Ersten Weltkrieges<br />
und die darauf<br />
folgenden politisch und wirtschaftlich<br />
schwierigen Jahre konnte jedoch<br />
die Einweihung erst 1934<br />
stattfinden. Schon bald nach der<br />
Einweihung des Museums wurden<br />
die ersten Zoologen eingestellt,<br />
die sofort mit dem systematischen<br />
Aufbau der heute weltberühmten<br />
wissenschaftlichen<br />
Sammlungen des Museums begannen.<br />
G r u n d g e s e t z i m M u s e u m<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />
die große Ausstellungshalle mit<br />
ihrem schönen Glasdach der einzige<br />
große repräsentative Versammlungsraum,<br />
der in Bonn zur<br />
Verfügung stand. So fand am<br />
1. September 1948 im Lichthof des<br />
Museums die Eröffnungssitzung<br />
des Parlamentarischen<br />
Rates statt, der das<br />
am 23. Mai 1949 offiziell<br />
verkündete Grundgesetz<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland erarbeitete.<br />
Alexander Koenig starb<br />
am 16. Juli 1940.<br />
Das Zoologische Forschungsmuseum<br />
Alexander<br />
Koenig liegt in Bonn in der Adenauerallee<br />
160 und ist Dienstag<br />
bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet,<br />
Mittwoch auch bis 21 Uhr.<br />
Museum Koenig<br />
LZ 31-<strong>2008</strong> 19
Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />
Zu c k e r<br />
Konfitüre selbstgemacht<br />
Rezepte <strong>für</strong> den Herbst<br />
R o h g e r ü h r t e<br />
B e e r e n k o n f i t ü r e<br />
200 g frische Heidelbeeren,<br />
Erdbeeren oder Himbeeren<br />
200 g Gelierzauber<br />
Schale und Saft von einer unbehandelten<br />
Zitrone<br />
1 Packung Vanillezucker<br />
1 Prise Zimt<br />
Beeren verlesen, wenn nötig abbrausen.<br />
Mit Gelierzucker, Zitronensaft<br />
und -schale, Vanillezucker<br />
und Gewürzen vermischen. Etwa<br />
45 Sekunden mit dem Pürierstab<br />
mixen, bis sich eine gleichmäßige<br />
Masse gebildet hat. In zwei heiß<br />
ausgespülte Gläser à 300 ml<br />
füllen und sofort verschließen,<br />
hält sich im Kühlschrank etwa<br />
drei bis vier Wochen.<br />
Foto: CMA<br />
A p f e l - H e i d e l b e e r - K o n f i t ü r e<br />
Zutaten <strong>für</strong> etwa sechs Gläser<br />
à 250 ml: 850 g Äpfel,<br />
150 ml Apfelsaft, 250 g Heidelbeeren,<br />
1 Teelöffel Zimt,<br />
1 kg Gelierzucker 1:1<br />
Äpfel schälen, entkernen und würfeln.<br />
Mit Apfelsaft acht bis zehn<br />
Minuten weich kochen, dann<br />
750 g Apfelmus abwiegen. Heidelbeeren<br />
verlesen, nur wenn nötig<br />
waschen und mit Zimt, Gelierzucker<br />
und Apfelmus mischen.<br />
Unter gelegentlichem Rühren<br />
zum Kochen bringen, dann etwa<br />
vier Minuten unter Rühren<br />
sprudelnd kochen lassen. Konfitüre<br />
sofort randvoll in heiß ausgespülte<br />
Gläser füllen und fest<br />
verschließen. Zubereitungszeit:<br />
etwa 50 Minuten<br />
B r o m b e e r - H o l u n d e r - A p f e l -<br />
G e l e e<br />
500 g Brombeeren<br />
400 g Holunderbeeren<br />
400 g Äpfel Saft von einer<br />
Zitrone, 1 kg Gelierzucker 1:1<br />
Brombeeren verlesen, waschen<br />
und mit 125 ml Wasser einmal<br />
aufkochen. Auf einem Safttuch<br />
oder Sieb abtropfen lassen, dann<br />
375 ml Saft abmessen. Holunderbeeren<br />
waschen und von den Stielen<br />
streifen. Äpfel waschen, entkernen<br />
und klein schneiden.<br />
Holunder und Apfel mit 125 ml<br />
Wasser aufkochen, einige<br />
Minuten köcheln lassen, bis die<br />
Apfelstückchen weich sind und<br />
die Beeren Saft ziehen. Dann<br />
ebenfalls auf einem Sieb oder Safttuch<br />
abtropfen lassen und 375 ml<br />
Saft abmessen. Beide Säfte mit<br />
Zitronensaft und Gelierzucker<br />
mischen und zum Kochen bringen.<br />
Vier Minuten unter Rühren<br />
sprudelnd kochen lassen und sofort<br />
in heiß ausgespülte Gläser<br />
füllen.<br />
H a g e b u t t e n - O r a n g e n -<br />
K o n f i t ü r e<br />
1 kg Hagebutten, 1/4 l Wasser,<br />
300 ml frisch gepresster Orangensaft,<br />
500 g Gelierzucker 2:1<br />
Von den gewaschenen Hagebutten<br />
Stiel und Blüte entfernen. Die<br />
Früchte halbieren, die Kerne entfernen,<br />
die Früchte nochmals<br />
waschen. Mit Wasser zugedeckt<br />
etwa 20 Minuten weich kochen.<br />
Die Hagebutten durch ein Sieb<br />
passieren, 700 g abwiegen. Das<br />
Mark mit Orangensaft und Gelierzucker<br />
vermischen und unter<br />
Rühren zum Kochen bringen, drei<br />
Minuten sprudelnd durchkochen<br />
lassen. Heiß in Gläser füllen und<br />
sofort verschließen.<br />
Kölner Zucker<br />
CMA<br />
Tipps mit Zucker<br />
Würzmittel: Pikante Fleischgerichte,<br />
herzhafte Saucen oder frische<br />
Salate werden durch eine kleine<br />
Prise Zucker feiner und erst richtig<br />
abgerundet im Geschmack.<br />
Pudding ohne Haut: Eine zähe<br />
Haut auf zartem Pudding ist nicht<br />
jedermanns Sache.<br />
Wenn der heiße Pudding sofort<br />
mit Raffinade (Vanillepudding)<br />
oder Farinzucker (Schoko- und Karamelpudding)<br />
bestreut wird,<br />
sorgt der schmelzende Zucker da<strong>für</strong>,<br />
dass sich keine Haut bildet.<br />
Türkische Kaffee- und Espresso-<br />
Trinker wussten es schon lange:<br />
Zucker im Kaffee absorbiert das<br />
Koffein am besten.<br />
Frische Obstsäfte sollten sofort gesüßt<br />
werden. Zucker verhindert<br />
die rasche Oxydation, erhält dadurch<br />
Aroma und Vitamin C.<br />
Backhefe löst sich besser und gibt<br />
keine unangenehmen Hefeknöllchen<br />
im Teig, wenn sie mit Zucker<br />
zerbröselt und dann in lauwarmer<br />
Milch gelöst wird.<br />
Zuckerglasur immer mit Puderzucker<br />
und etwas heißem Wasser anrühren.<br />
Die Glasur haftet besser,<br />
wird gleichmäßiger und glatter.<br />
Zitronensaft oder Rum erst zum<br />
Schluss beigeben.<br />
Crusta-Rand nennt man den funkelnden<br />
Glitzerrand des sommerlichen<br />
Cocktail-Glases mit Kristallzucker.<br />
Er wird einfach hergestellt.<br />
Glasrand in 1 cm Höhe in Zitronen-<br />
oder Fruchtsaft tauchen und<br />
dann sofort in Kristallzucker. Ein<br />
paar Minuten im Kühlschrank<br />
trocknen lassen, so wird der Zuckerrand<br />
haltbarer.<br />
Schlagsahne süßen sollte man erst<br />
kurz vor dem Steifwerden, und<br />
am besten mit Puderzucker. Die<br />
Sahne bleibt so länger fest.<br />
Vanillezucker als Vorrat zum Backen:<br />
500 g feine Raffinade in ein<br />
gut verschließbares Glas füllen,<br />
2 Vanilleschoten der Länge nach<br />
aufschneiden und in den Zucker<br />
hineinstecken. Nach acht Tagen<br />
die Schoten auskratzen und das<br />
Mark im Zucker verteilen. So ist<br />
aromatischer Vanillezucker bereit.<br />
Gelee wird sehr viel fester, wenn<br />
man die Hälfte des Zuckers erst<br />
nach dem Kochen gut unterrührt.<br />
20 LZ 31-<strong>2008</strong>