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esperienze 11/12 - dis.uni-bonn.de - Universität Bonn

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ESPERIENZE<br />

20<strong>11</strong>/20<strong>12</strong><br />

Deutsch-Italienische<br />

Studien<br />

Studi Italo-Te<strong>de</strong>schi


Inhalt<br />

Wohnungssuche - Come trovare una casa a Firenze...............................4<br />

Didaktik an <strong>de</strong>r Universität Florenz (Matthias E<strong>de</strong>ler)...........................6<br />

Kursberichte...........................................................................7<br />

Acca<strong>de</strong>mia <strong>de</strong>lla Crusca - il più bel fior ne coglie (Mara Nogai)................18<br />

Nützliche Adressen etc. .................................................................20<br />

Über ein paar Nettigkeiten und Unnettigkeiten im florentinischen Alltag<br />

(Lea Hensen).................................................................................23<br />

Giardino <strong>de</strong>lle Rose (Julia Rahmann)..................................................26<br />

Il Mercatino di Natale (Karina Kreß)....................................................27<br />

Wing Kung Fu (Helena Milas)............................................................28<br />

Evangelische Kirchengemein<strong>de</strong> in Florenz (Tjalke Weber)..................29<br />

Eine Wan<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>m Anello <strong>de</strong>l Rinascimento (Riccardo Imperiale)...30<br />

Il Festival <strong>de</strong>ll’Oriente (Helena Milas).................................................32<br />

Volterra und San Gimignano - ein Ausflug ins Mittelalter (Karina Kreß)......34<br />

Impressum................................................................................36


Wohnungssuche<br />

- come trovare una casa a Firenze<br />

Bei Mara und mir ist die Wohnungssuche insgesamt sehr gut verlaufen und wir<br />

hatten das große Glück, sofort auf die richtigen Leute zu treffen. Sicher hat<br />

<strong>de</strong>r Umstand, dass wir als Paar zusammenziehen wollten, von vorne herein zu<br />

unseren Gunsten gespielt.<br />

Wir hatten zuvor schon in Deutschland auf lapulce.it und bakeca.it Anzeigen<br />

aufgegeben (unsere Angaben betrafen: die gewünschte Größe und Lage <strong>de</strong>r<br />

Wohnung, das Kostenlimit, <strong>de</strong>n voraussichtlichen Zeitraum <strong>de</strong>s Mietverhältnisses<br />

und natürlich Angaben zu uns selbst). Vor allem auf bakeca.it hatten wir<br />

viel und gute Resonanz bekommen und konnten so vor unserer Ankunft in Italien<br />

durch E-Mail-Kontakt vier Termine zur Besichtigung ausmachen.<br />

Die ersten drei Tage in Florenz haben wir im Hotel verbracht. Glücklicherweise<br />

hat sich dann gleich <strong>de</strong>r erste Besichtigungstermin an unserem ersten Morgen<br />

in Florenz als Volltreffer herausgestellt. Den zweiten Termin haben wir im Grun<strong>de</strong><br />

nur aus Höflichkeit zum Anbieter wahrgenommen und weil er am selben<br />

Tag stattfand. Abends haben wir dann zunächst telefonisch <strong>de</strong>m Vermieter <strong>de</strong>r<br />

ersten Wohnung zugesagt und, als wir <strong>de</strong>ssen Bestätigung hatten, die Termine<br />

<strong>de</strong>s nächsten Tages abgesagt. In die Wohnung konnten wir dann direkt an <strong>de</strong>m<br />

Morgen einziehen, an <strong>de</strong>m wir das Hotel verließen.<br />

Insgesamt sind unserer Meinung nach vor allem folgen<strong>de</strong> Kriterien zu beachten:<br />

- Wenn ihr eine Kaution an <strong>de</strong>n Vermieter auszahlt (was die meisten for<strong>de</strong>rn),<br />

tut dies niemals ohne schriftlichen Beleg!! Einen Mietvertrag stellen lei<strong>de</strong>r die<br />

wenigsten Vermieter aus. Und fragt am besten auch immer nach einer Quittung<br />

für die Miete, wenn ihr sie nicht überweist.<br />

- Achtet darauf, dass eure Wohnung eine möglichst ruhige Lage hat! Dies ist,<br />

gera<strong>de</strong> wenn man im Zentrum o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>ssen Nähe unterkommen möchte, alles<br />

an<strong>de</strong>re als selbstverständlich.<br />

Wir wohnten in <strong>de</strong>r Gegend von Campo di Marte, die sicher zu <strong>de</strong>n besseren<br />

Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stadt gehört.<br />

Viel Erfolg bei <strong>de</strong>r Wohnungssuche!<br />

Riccardo und Mara<br />

Die Wohnungssuche gestaltet sich für mich in diesem Florenzjahr als die<br />

größte Herausfor<strong>de</strong>rung. Lei<strong>de</strong>r hatte ich nicht sehr viel Glück und bin insgesamt<br />

dreimal umgezogen. Letztendlich habe aber auch ich die perfekte WG<br />

über www.baceca.it gefun<strong>de</strong>n. Also lasst Euch nicht entmutigen, wenn es sich<br />

anfangs etwas schwierig gestalten sollte.<br />

Julia<br />

Meine Wohnung habe ich zum Glück sehr einfach gefun<strong>de</strong>n. Über unseren DISler-Verteiler<br />

ging die Email von zwei Mä<strong>de</strong>ls aus <strong>de</strong>m Jahrgang vor uns, die<br />

Nachmieter für ihre Wohnung suchten. Darauf habe ich mich gemel<strong>de</strong>t und bin<br />

im September zusammen mit Martina dort eingezogen.<br />

Unseren italienischen Mitbewohner haben wir dann über eine Anzeige bei easystanza<br />

gesucht. Als wir nach Florenz kamen, hatten wir die Wohnung zwar noch<br />

nie gesehen, aber <strong>de</strong>n Schlüssel schon in <strong>de</strong>r Tasche - sehr praktisch!<br />

4


Inzwischen ist es übrigens Tradition gewor<strong>de</strong>n: Unsere Nachmieterinnen stammen<br />

ebenfalls aus <strong>de</strong>m DISler-Jahrgang nach uns.<br />

Tjalke<br />

Mein Zimmer habe ich über easystanza.it gefun<strong>de</strong>n, wo man sich als<br />

Wohnungssuchen<strong>de</strong>/r anmel<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch einfach anhand gewünschter Kriterien<br />

in <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Anzeigen suchen kann.<br />

Anfang August bin ich dann für ein paar Tage nach Florenz gekommen, um<br />

mir die WG-Zimmer anzuschauen, die mich interessierten. Einige Termine<br />

hatte ich schon im Voraus ausgemacht, weitere kurzfristig vor Ort.<br />

Es lohnt sich auf je<strong>de</strong>n Fall, die Wohnungen persönlich zu besichtigen, weil<br />

gera<strong>de</strong> die, von <strong>de</strong>nen im Internet keine o<strong>de</strong>r wenige Bil<strong>de</strong>r gezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />

in Wirklichkeit oft an<strong>de</strong>rs aussehen. Außer<strong>de</strong>m kann man so gleich die Mitbewohner<br />

kennenlernen und wird bei Interesse auch eher <strong>de</strong>nen vorgezogen,<br />

die nicht selbst vorbeikommen.<br />

Karina<br />

Ich hatte das Glück, dass eine Bekannte meiner Mutter mit ihrem calabresischen<br />

Mann in Florenz wohnt und ich für die ersten sechs Wochen in ihrem<br />

Wohnzimmer wohnen konnte. Von da aus konnte ich mich dann auf richtige<br />

Wohnungssuche begeben. Ich hab mir ein paar Unterkünfte angeschaut, mich<br />

aber auch relativ schnell entschie<strong>de</strong>n, da mir das Zimmer so gut gefiel. Es<br />

befand sich in unmittelbarer Nähe von Piazza Santo Spirito – meiner Meinung<br />

nach das schönste Viertel von Florenz – in einer Wohnung zusammen mit zwei<br />

an<strong>de</strong>ren Stu<strong>de</strong>ntinnen aus Serbien-Montenegro. Ein riesen Nachteil stellte sich<br />

erst im Winter heraus: es gab im Zimmer nur eine kleine Elektroheizung, die<br />

voll aufgedreht nur minimal was hergab, aber ziemlich hohe Stromkosten verursachte.<br />

Lea<br />

5


Didaktik an <strong>de</strong>r Universität Florenz<br />

Neben <strong>de</strong>n administrativen Strukturen <strong>de</strong>r Universität Florenz gehören wohl<br />

gleichfalls die Form <strong>de</strong>r angebotenen Lehre und die Art <strong>de</strong>s eingefor<strong>de</strong>rten<br />

Lernens zu jenen Aspekten <strong>de</strong>s Studienortwechsels, die <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten die<br />

größte Anpassungsleistung abverlangen.<br />

Grundsätzlich han<strong>de</strong>lt es sich bei allen Lehrveranstaltungen um Vorlesungen<br />

ohne Dozenten-Stu<strong>de</strong>nten-Interaktion. Die Rolle <strong>de</strong>s Stu<strong>de</strong>nten ist auf die<br />

<strong>de</strong>s Zuhörers beschränkt. Seminare o<strong>de</strong>r Übungen, welche <strong>de</strong>r aktiven Beteiligung,<br />

sprich <strong>de</strong>r konkreten Wortmeldung <strong>de</strong>s Stu<strong>de</strong>nten bedürfen, sind<br />

im florentinischen Universitätsalltag nicht vorgesehen. Bei manchen Veranstaltungen<br />

ist die Unterbrechung <strong>de</strong>s Dozentenmonologs per Handzeichen<br />

erlaubt, um eine Frage zu stellen. An<strong>de</strong>re Dozenten bitten darum, etwaige<br />

Fragen erst nach Beendigung ihres Vortrags vorzubringen.<br />

Selbstverständlich gibt es Ausnahmen: Beson<strong>de</strong>rs in kleineren Kursen kann<br />

es vorkommen, dass <strong>de</strong>r Dozent Fragen an das Auditorium stellt o<strong>de</strong>r sogar<br />

versucht, eine wirkliche Interaktion mit <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten zu beginnen. Diese<br />

Vorstöße gehen stets vom Dozenten aus, sind jedoch in <strong>de</strong>r eigentlichen<br />

florentinischen Konzeption von Lehre nicht vorgesehen.<br />

Auch die Art <strong>de</strong>s Lernens birgt fundamentale Unterschie<strong>de</strong> im Vergleich zu<br />

<strong>Bonn</strong>. Dies ist in erster Linie mit <strong>de</strong>r Tatsache verknüpft, dass es sich bei<br />

geschätzten neunzig Prozent <strong>de</strong>r Prüfungen um sogenannte Orali han<strong>de</strong>lt;<br />

Klausuren wer<strong>de</strong>n nur sehr selten geschrieben, Hausarbeiten nie. Selbstständiges<br />

wissenschaftliches Arbeiten ist <strong>de</strong>shalb für <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten – vor<br />

<strong>de</strong>m Verfassen <strong>de</strong>r Bachelor-Arbeit – keine Notwendigkeit für ein erfolgreiches<br />

Studium. In<strong>de</strong>s ist <strong>de</strong>r Lese- und Lernaufwand für viele Prüfungen beträchtlich<br />

höher als in <strong>Bonn</strong>. In <strong>de</strong>r Literaturwissenschaft muss in vielen Fällen<br />

für eine einzelne Veranstaltung eine beachtliche Anzahl von Werken und<br />

Sekundärtexten gelesen wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Sprachwissenschaft geht es oftmals<br />

eher um die Wie<strong>de</strong>rgabe von Erlerntem, als um die Anwendung <strong>de</strong>sselben.<br />

Vorlesungsskripte <strong>de</strong>r Dozenten gibt es nur in Einzelfällen.<br />

Auch wenn dieser Erfahrungsbericht negativ wirken mag, war dies keineswegs<br />

die Intention, <strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>n Erfahrungen in Florenz verhielt es sich<br />

stets wie mit zwei Seiten einer Medaille: Während man sich in <strong>de</strong>n zwei Jahren<br />

an <strong>de</strong>r Universität <strong>Bonn</strong> an die Interaktion in Seminaren und Übungen<br />

gewöhnt und sich fortwähren<strong>de</strong>s Weiter<strong>de</strong>nken antrainiert hat, lernt man<br />

nun im dritten Jahr in Florenz die Qualität und Intensität einer thematisch<br />

interessanten, dreimal wöchentlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorlesungsreihe schätzen;<br />

und auch das hohe Lesepensum hat durchaus positive Seiten, liest<br />

man doch in Fließbandarbeit eine Vielzahl kanonischer Werke, zu <strong>de</strong>ren Genuss<br />

man sich sonst nie hätte motivieren können.<br />

Matthias E<strong>de</strong>ler<br />

6


Kursberichte<br />

Letteratura italiana mo<strong>de</strong>rna e contemporanea<br />

Prof. Marco Marchi<br />

<strong>12</strong> CFU<br />

Inhalt: Der Kurs hieß “Fe<strong>de</strong>rigo Tozzi – Un classico <strong>de</strong>l Novecento”. Der<br />

erste Teil <strong>de</strong>s Kurses, d.h. also das Programm für die ersten sechs Creditpoints,<br />

beschäftigte sich hauptsächlich mit <strong>de</strong>n sechs Romanen Tozzis sowie<br />

natürlich mit <strong>de</strong>ssen Biographie (dies u.a. unter Betrachtung <strong>de</strong>s Briefnachlasses<br />

<strong>de</strong>s Autors), und von vornherein auch mit <strong>de</strong>r Einordnung Tozzis in<br />

das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt, zu <strong>de</strong>ssen Hauptvertretern er zu zählen ist. Im zweiten<br />

Teil widmeten wir uns auch <strong>de</strong>n weniger bekannten Werken – lyrische<br />

Prosa, Gedichte, Novellen, weitere Prosatexte, Essays etc. – und sollten so<br />

eine spezifische Kenntnis <strong>de</strong>s Autors erlangen. Professor Marchi gilt aktuell<br />

als einer <strong>de</strong>r größten Forscher auf <strong>de</strong>m Gebiet, die Begeisterung und Lei<strong>de</strong>nschaft<br />

für <strong>de</strong>ssen Werk vermittelte er uns zu je<strong>de</strong>r Zeit.<br />

Kursatmosphäre: Diese unterschied sich innerhalb <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Module jeweils<br />

sehr stark, da <strong>de</strong>r erste Kursabschnitt fast überfüllt war und <strong>de</strong>r zweite aus<br />

weniger als zehn Leuten bestand. Die zweite Hälfte empfand ich insgesamt<br />

als <strong>de</strong>utlich angenehmer, auch wenn weiterhin kaum mündliche Beteiligung<br />

gefor<strong>de</strong>rt war. Professor Marchi war manchmal schwer zu verstehen, da er<br />

etwas un<strong>de</strong>utlich sprach, beantwortete jedoch gerne Fragen zum Thema<br />

und wie<strong>de</strong>rholte die für die Prüfung wichtigsten Aspekte oftmals.<br />

Prüfung: Professor Marchi hält die Prüfungen für gewöhnlich im Gegensatz<br />

zu an<strong>de</strong>ren Professoren sehr kurz. Mir stellte er nur wenige Fragen.<br />

Macht man bei <strong>de</strong>n ersten Fragen einen sicheren Eindruck und versucht von<br />

Anfang an, selbst Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Aspekten zu<br />

knüpfen, die sich im Laufe <strong>de</strong>s Kurses <strong>de</strong>utlich als die wichtigsten herauskristallisiert<br />

haben, so hat man sehr gute Chancen auf eine gute Note. Die<br />

Notizen aus <strong>de</strong>m Unterricht waren sehr hilfreich und Herr Marchi legte viel<br />

Wert auf die Anwesenheit im Unterricht; durch konstante Anwesenheit kann<br />

man bei ihm bereits einen guten Eindruck machen. Die Werke musste man<br />

im Detail nicht exakt kennen und während <strong>de</strong>r Prüfung musste ich – und<br />

soweit ich weiß auch die an<strong>de</strong>ren – keine Textstellen analysieren. Das Lesen<br />

<strong>de</strong>r Forschungsliteratur hat mir geholfen, jedoch muss bei weitem nicht alles<br />

gelesen wer<strong>de</strong>n; es reicht nach Aspekten auszuwählen.<br />

Riccardo Imperiale<br />

Letteratura italiana<br />

Prof. Riccardo Bruscagli<br />

<strong>12</strong> CFU<br />

Inhalt: „Noi facciamo solo Machiavelli“ – dieses Versprechen Prof. Bruscaglis,<br />

das er uns zu Beginn <strong>de</strong>s Kurses gegeben hatte, konnte nicht ganz eingehal-<br />

7


ten wer<strong>de</strong>n, da Machiavelli in seinen Schriften beispielsweise die Predigten<br />

Savonarolas thematisierte o<strong>de</strong>r sich mit seinem „Principe“ an Lorenzo <strong>de</strong>’<br />

Medici wandte und wir somit auch viel über diese und ähnliche Persönlichkeiten<br />

erfuhren. Während <strong>de</strong>s Kurses beschäftigten wir uns intensiv mit<br />

<strong>de</strong>n politischen, historischen und literarischen Schriften Machiavellis. Ich<br />

habe diesen Kurs als große Bereicherung empfun<strong>de</strong>n, da ich u.a. sehr viel<br />

über die Florentiner Geschichte erfahren konnte und da es beeindruckend<br />

war, beispielsweise die Plätze, auf die sich Machiavelli in seinen Schriften<br />

bezieht, persönlich zu kennen und sie selbst quasi täglich zu überqueren.<br />

Dieser Kurs war <strong>de</strong>r beste, <strong>de</strong>n ich in Florenz gehabt habe.<br />

Der Kurs ist Teil <strong>de</strong>s Studienplans von DAMS, doch nach Absprache mit<br />

Herrn Meli konnte ich diesen Kurs besuchen, da Prof. Bruscagli Dekan <strong>de</strong>r<br />

Facoltà di Lettere e Filosofia ist und da es ja immer noch „Letteratura italiana“<br />

ist. Ansonsten kann <strong>de</strong>r Kurs auch aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r „scelta libera“<br />

gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Kursatmosphäre: Obwohl <strong>de</strong>r Kurs sehr gut besucht war, war es während<br />

<strong>de</strong>s Unterrichts unglaublich still, da Prof. Bruscagli je<strong>de</strong>s Geräusch wahrnahm<br />

und dann <strong>de</strong>n Unterricht unterbrach bis es wie<strong>de</strong>r ruhig war. Man sollte<br />

am besten nie zu spät kommen und auch nie früher gehen, da Bruscagli<br />

Stu<strong>de</strong>nten, die dies tun, gerne vor allen ermahnt. Seine Unterrichtsführung<br />

hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass man <strong>de</strong>m Unterricht gut folgen kann und sich sehr<br />

gut konzentrieren kann. Der Nachteil <strong>de</strong>s Ganzen ist, dass Bruscaglis Art<br />

einschüchternd wirken kann. Dadurch darf man sich aber nicht beunruhigen<br />

lassen. Nach <strong>de</strong>r ersten Hälfte einer Doppelstun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> immer eine 10-<br />

minütige Pause gemacht. In diesem Intervall war Prof. Bruscagli bezüglich<br />

Unklarheiten o<strong>de</strong>r allgemeine Fragen immer ansprechbar.<br />

Prüfung: Die Prüfung fand in einem Büro statt und hat nur etwa eine halbe<br />

Stun<strong>de</strong> gedauert. Ich wur<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>r Primärliteratur befragt, habe aber auch<br />

immer versucht, Zusammenhänge zu knüpfen und auf die Sekundärliteratur<br />

zu verweisen. Dies wur<strong>de</strong> allerdings nicht erwartet. Es ist notwendig, in<br />

<strong>de</strong>n Unterrichtsstun<strong>de</strong>n gut zuzuhören, da auch Details gefragt wur<strong>de</strong>n, die<br />

beispielsweise nicht im Manuale stan<strong>de</strong>n. Entgegen seinem strengen Unterrichtsstil<br />

war Prof. Bruscagli während <strong>de</strong>r Prüfung sehr freundlich.<br />

Mara Nogai<br />

Letterature Comparate<br />

Prof. Mario Domenichelli<br />

6/<strong>12</strong> CFU<br />

Dreimal wöchentlich bat Herr Domenichelli zur eineinhalbstündigen Vorlesung<br />

<strong>de</strong>s von ihm geleiteten Kurses „Letterature Comparate“. Fast immer<br />

begann und en<strong>de</strong>te er pünktlich.<br />

Die Räumlichkeiten, in <strong>de</strong>nen die Vorlesungen stattfan<strong>de</strong>n, waren hingegen<br />

für Lehrveranstaltungen eher ungeeignet: Es han<strong>de</strong>lte sich um einen umfunktionierten,<br />

doch trotz seiner Breite in seiner ursprünglichen Funktion<br />

erkennbaren Palazzo-Korridor; in die schier unüberblickbaren Tiefen eben<br />

8


dieses Raumes vervielfachten sich die Stuhlreihen ad infinitum. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r beachtlichen Größe <strong>de</strong>r Hörerschaft konnte es geschehen, dass man<br />

sich genötigt sah, viele Meter vom Professorenpult entfernt Platz zu nehmen.<br />

In diesen Fällen gestaltete die überaus schlechte Akustik <strong>de</strong>s Raumes, die<br />

durch die Mikrophonnutzung seitens <strong>de</strong>s Professors noch multipliziert zu<br />

wer<strong>de</strong>n schien, das aufmerksame Verfolgen vieler Veranstaltungen zu einer<br />

wahren audiometrischen Herausfor<strong>de</strong>rung; …<br />

… eine bedauerliche Tatsache, <strong>de</strong>nn Herr Domenichelli verstand es in <strong>de</strong>r<br />

Tat, <strong>de</strong>n interessierten Zuhörer mit seinen Re<strong>de</strong>n zu fesseln. In seinem<br />

Kurs behan<strong>de</strong>lte er <strong>de</strong>n Europäischen Bildungsroman und Historischen Roman<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Hierbei beschränkte er sich nicht auf die bloße<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Werken, son<strong>de</strong>rn verstand es,<br />

ein politisch-gesellschaftliches Europa-Panorama jener Zeit vor <strong>de</strong>m geistigen<br />

Auge <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten zu malen, um anschließend die Romane in diesen<br />

Kontext einzuordnen. Insbeson<strong>de</strong>re seine Ausführungen zu <strong>de</strong>n düsteren,<br />

in <strong>de</strong>r offiziellen Geschichtsschreibung oftmals vernachlässigten Seiten <strong>de</strong>s<br />

italienischen Risorgimento fesselten <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten – nicht zuletzt, weil Herr<br />

Domenichelli seine Vorträge zu dieser Thematik mit beson<strong>de</strong>rs viel Herzblut<br />

zu halten schien.<br />

Der Kurs setzte sich aus zwei 6-Creditpoint-Modulen<br />

zusammen: das erste<br />

zum Thema „Bildungsroman“, das zweite<br />

zum Thema „Historischer Roman“.<br />

Bei<strong>de</strong> Teile umfassten ein Vorlesungspensum<br />

von dreißig Stun<strong>de</strong>n, sprich<br />

von fünf Wochen. Die Module waren im<br />

Wert von 6 Creditpoints einzeln wählbar,<br />

o<strong>de</strong>r aber man besuchte bei<strong>de</strong> hintereinan<strong>de</strong>r<br />

und bekam nach erfolgreich<br />

absolvierter Prüfung <strong>12</strong> Creditpoints<br />

gutgeschrieben.<br />

Der Leseaufwand zur Kurs- und Prüfungsvorbereitung<br />

war recht hoch:<br />

für bei<strong>de</strong> Module:<br />

für das erste Modul:<br />

für das zweite Modul:<br />

ein Sekundärtext<br />

ein zweiter Sekundärtext; zwei Romane; zwei Kurzgeschichten<br />

ein zweiter Sekundärtext; vier Romane; vier Verfilmungen<br />

Die mündliche Prüfung selbst fand im Büro von Herrn Domenichelli statt<br />

und dauerte im Durchschnitt zirka dreißig Minuten. Herr Domenichelli stellte<br />

zu fast allen gelesenen Werken eine Frage, die meist in Verbindung zu <strong>de</strong>n<br />

Leitmotiven seiner Vorlesung stand. Wenn man die Werke gelesen und im<br />

Kurs zugehört hatte, war man gut vorbereitet. Intensives Auswendiglernen<br />

war nicht von Nöten.<br />

Matthias E<strong>de</strong>ler<br />

9


Letteratura francese<br />

Prof. Michela Landi<br />

6/<strong>12</strong> CFU<br />

Inhalt: Der Titel <strong>de</strong>s Kurses lautete „Il poème en prose e la mo<strong>de</strong>rnità urbana“.<br />

Ich brauchte nur 6 LP und habe <strong>de</strong>n zweiten Teil <strong>de</strong>s Kurses besucht,<br />

in <strong>de</strong>m die „Illuminations“ von Rimbaud und die „Mémoires d´un veuf“ von<br />

Verlaine behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Da ich Französisch erst in <strong>de</strong>r Uni gelernt habe<br />

und das schon einige Zeit zurücklag, war es sehr schwer für mich, die Texte<br />

zu verstehen. Gera<strong>de</strong> Verlaine bereitete Schwierigkeiten, da für das behan<strong>de</strong>lte<br />

Werk keine Übersetzung vorlag.<br />

Kursatmosphäre:Teilweise war die Akustik ziemlich schlecht, was vom<br />

Raum abhing. Frau Landi ließ viel Lei<strong>de</strong>nschaft in Bezug auf die Thematik<br />

erkennen und vertiefte sich oft so sehr in <strong>de</strong>n Unterricht, dass sie die<br />

Zeit aus <strong>de</strong>n Augen verlor. Es war leicht zu erkennen, worauf sie allgemein<br />

Wert legte. In unserem Kurs war das vor allem die formale Ebene<br />

<strong>de</strong>r Texte. So hat sie z.B. oft die Laute, die die Schriftsteller verwen<strong>de</strong>ten<br />

sehr <strong>de</strong>tailliert und sprachwissenschaftlich erläutert. Für Fragen nach<br />

<strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> war sie offen und hat diese stets freundlich beantwortet.<br />

Prüfung: Der Umfang <strong>de</strong>r Prüfung war relativ groß für nur 6 CFU. So sollten<br />

wir zu <strong>de</strong>n zwei besprochenen Schriftstellern noch die Werke und die<br />

wichtigsten Wirkungsbereiche von sieben an<strong>de</strong>ren französischen Autoren<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts kennen sowie die wichtigsten politischen und literarischen<br />

Ereignisse dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts, auch wenn Frau Landi diese Themenbereiche<br />

während <strong>de</strong>s Unterrichts fast nie erwähnt hatte.<br />

Während <strong>de</strong>r Prüfung war Frau Landi sehr freundlich und sehr anspruchsvoll.<br />

Die Prüfung dauerte etwa 45 min. Zunächst sprachen wir über Bau<strong>de</strong>laire<br />

und das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt im Allgemeinen, danach sollte ich einen Text<br />

von Verlaine analysieren, wobei ich mir <strong>de</strong>n Text selbst aussuchen durfte.<br />

Bei <strong>de</strong>r Textanalyse ließ sich Frau Landi durch eigene Ansätze o<strong>de</strong>r Beobachtungen<br />

beeindrucken.<br />

Mara Nogai<br />

Letteratura spagnola<br />

Prof. Martha Luana Canfield<br />

6/<strong>12</strong> CFU<br />

Letteratura spagnola setzte sich aus zwei Modulen zu insgesamt <strong>12</strong> CFU zusammen.<br />

Wenn man, wie ich, nur 6 Punkte brauchte, konnte man sich aussuchen,<br />

welchen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Teile man besuchen wollte. Im zweiten Modul<br />

wur<strong>de</strong>n vier Werke aus <strong>de</strong>m Età d’Oro behan<strong>de</strong>lt: Die Egloga I von Garcilaso<br />

<strong>de</strong> la Vega, eine Pastoraldichtung, die Gesänge von zwei unglücklich verliebten<br />

Schäfern repräsentiert; <strong>de</strong>r anonym publizierte Schelmenroman La vida<br />

<strong>de</strong> Lazarillo <strong>de</strong> Tormes; Ausschnitte aus bei<strong>de</strong>n Teilen <strong>de</strong>s ersten mo<strong>de</strong>rnen<br />

Romans Don Quijote <strong>de</strong> la Mancha von Miguel <strong>de</strong> Cervantes; das Drama La<br />

vida es sueño von Pedro Cal<strong>de</strong>rón <strong>de</strong> la Barca, das die Vermischung von<br />

Traum und Wirklichkeit thematisiert.<br />

10


Auch wenn <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>s Kurses in Bezug auf die 30 Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />

relativ umfangreich erscheint, ging Prof. Canfield nicht nur oberflächlich auf<br />

die Literatur ein, son<strong>de</strong>rn besprach alle Werke genau und textnah: Es wur<strong>de</strong>n<br />

Ausschnitte vorgelesen und bezüglich <strong>de</strong>s Inhalts und Stils analysiert.<br />

Gleichzeitig vermittelte sie Informationen über Autoren, Entstehung und<br />

Wirkung und beantwortete Fragen ausführlich.<br />

Selbst wenn man Spanisch erst in <strong>de</strong>r Uni zu lernen begonnen hatte, war<br />

es kein Problem, <strong>de</strong>m Kurs zu folgen, da <strong>de</strong>r Unterricht auf Italienisch gehalten<br />

wur<strong>de</strong> und wir die Literatur zwar entwe<strong>de</strong>r im Original auf Spanisch<br />

lesen konnten, aber zu je<strong>de</strong>m Buch auch eine italienische, <strong>de</strong>utsche o<strong>de</strong>r<br />

englische Übersetzung zu fin<strong>de</strong>n war.<br />

In <strong>de</strong>r Prüfung, die wir mündlich entwe<strong>de</strong>r bei Prof. Canfield o<strong>de</strong>r ihrer<br />

Assistentin, die schon die Vorlesungen über Lazarillo <strong>de</strong> Tormes gehalten<br />

hatte, ablegten, wur<strong>de</strong>n zu allen besprochenen Werken Fragen gestellt.<br />

Einerseits musste man über <strong>de</strong>n Inhalt Bescheid wissen, an<strong>de</strong>rerseits teilweise<br />

auch recht <strong>de</strong>tailliert die Hintergrundinformationen zu Autor o<strong>de</strong>r<br />

Entstehungsgeschichte kennen. Diese bezogen sich auf Notizen aus <strong>de</strong>m<br />

Unterricht und das manuale (Carlos Álvar: Storia <strong>de</strong>lla letteratura spagnola.<br />

Il Medioevo e l’Età d’oro), das neben <strong>de</strong>r Primärliteratur vorzubereiten war.<br />

Fakten aus <strong>de</strong>m manuale, die sich nicht auf die gelesenen Werke bezogen,<br />

wur<strong>de</strong>n nicht abgefragt.<br />

Karina Kreß<br />

Letteratura inglese<br />

Prof. Ornella De Zordo<br />

<strong>12</strong> CFU<br />

Inhalt: Fünf Romane (Jane Austen „Persuasion“, Charles Dickens „David<br />

Copperfield“, R. L. Stevenson „The strange case of Dr. Jekyll and Mr. Hy<strong>de</strong>“,<br />

Virginia Woolf „To the lighthouse“ und schließlich Angela Carter „The Bloody<br />

Chamber“) galten als Orientierungspunkte, welche uns durch die englische<br />

Literaturgeschichte vom romanticismo bis zur Gegenwart führten und vertiefend<br />

analysiert wur<strong>de</strong>n. In je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r fünf Einheiten wur<strong>de</strong> uns zu Beginn<br />

ein ausführliches Epochenbild vorgeführt, die Lebensgeschichte <strong>de</strong>s Autors<br />

und zuletzt das Werk selber geschil<strong>de</strong>rt.<br />

Was das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt anging, so erläuterte uns Prof.essa De Zordo hier<br />

noch zusätzlich einige Strömungen unabhängig von <strong>de</strong>r Lektüre. Weiterhin<br />

wur<strong>de</strong>n eine zusätzliche Stun<strong>de</strong>n eingebaut, welche drei theoretische, <strong>de</strong>n<br />

Roman im spezifischen betreffen<strong>de</strong> Texte erklären sollten.<br />

Lernaufwand: Zusätzlich zu <strong>de</strong>n auf englisch verfassten Romanen sollten wir<br />

uns einen umfangreichen Rea<strong>de</strong>r kopieren, welcher fünf Interpretationen<br />

<strong>de</strong>r behan<strong>de</strong>lten Werke, ein manualetto <strong>de</strong>r englischen Literaturgeschichte<br />

und einige zusätzliche theoretische Abhandlungen enthielt. Auch wenn letztendlich<br />

<strong>de</strong>n Unterrichtsmitschriften das meiste Gewicht zukam, so diente die<br />

Sekundärliteratur als erfor<strong>de</strong>rliches Ergänzungsmaterial, weswegen meiner<br />

Meinung nach <strong>de</strong>r Lernaufwand ziemlich groß war.<br />

<strong>11</strong>


Kursatmosphäre: Ich wür<strong>de</strong> die Kursteilnehmer auf etwa 80 Stu<strong>de</strong>nten<br />

schätzen. Dank <strong>de</strong>r ausreichend großer Kursräume war die Atmosphäre<br />

angenehm und die Vorlesung gut zu verfolgen, beson<strong>de</strong>rs aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Deutlichkeit <strong>de</strong>r Vorträge, die einem beson<strong>de</strong>rs zu Anfang <strong>de</strong>n Einstieg in<br />

<strong>de</strong>n italienischen Unialltag erleichtern.<br />

Prüfung: Die Prüfung wur<strong>de</strong> schriftlich abgelegt und bestand aus drei allgemein<br />

formulierten Fragen, eine, in <strong>de</strong>r die Entwicklung <strong>de</strong>s romanzo dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, <strong>de</strong>r Rest betraf zwei Romanen und <strong>de</strong>ren Thematiken<br />

(wie „Dr.Jekyll & Mr. Hy<strong>de</strong> e il doppio“), in <strong>de</strong>r man also aufgefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>,<br />

alles nie<strong>de</strong>rzuschreiben, was einem zu <strong>de</strong>n gegebenen Anhaltspunkten einfiel.<br />

Helena Milas<br />

Lingua inglese<br />

Prof. Nicholas Brownlees<br />

6 CFU<br />

Wer noch ein paar Punkte im Bereich scelta libera absolvieren und nebenbei<br />

seine Englischkenntnisse auffrischen möchte, für <strong>de</strong>n ist dieser Kurs i<strong>de</strong>al.<br />

Er kann nach Rücksprache mit Prof. Brownlees auch als ”non frequentante”<br />

belegt wer<strong>de</strong>n. Für die Prüfung gilt es dann, anhand eines in <strong>de</strong>r copisteria<br />

erhältlichen Arbeitsheftes eigenständig die Basis-Grammatik <strong>de</strong>s Englischen<br />

und Themen wie ”Language of News and Advertising” zu erarbeiten. Das<br />

Heft (inkl. Lösungen) ist schnell durchgearbeitet, die Aufgaben einfach und<br />

<strong>de</strong>r Schwierigkeitsgrad entspricht etwa <strong>de</strong>m gymnasialen Englischunterricht.<br />

Dürfte also kein Problem sein.<br />

Prüfungsform: Schriftliche Prüfung. Ja, ausnahmsweise darf man sich wie<strong>de</strong>r<br />

einmal wie bei einer Klassenarbeit fühlen! Die Aufgaben in <strong>de</strong>r 90minütigen<br />

Klausur ähneln <strong>de</strong>nen aus <strong>de</strong>m Arbeitsheft und sind ohne Probleme zu<br />

bewältigen. Ein Teil besteht aus Grammatikübungen und Multiple-Choice-<br />

Fragen zum Heft, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re aus freier Textproduktion. Das Ergebnis bekommt<br />

man in <strong>de</strong>r nächsten Sprechstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dozenten mitgeteilt.<br />

Fazit: Eine i<strong>de</strong>ale Gelegenheit, mit wenig Aufwand <strong>de</strong>n scelta libera-Bereich<br />

zu komplettieren. Und zum Teil machen die Aufgaben sogar richtig Spaß.<br />

Tjalke Weber<br />

Lingua croata<br />

Prof. Vlatka Gott<br />

<strong>12</strong> CFU<br />

Kurs: Der Kurs galt <strong>de</strong>m Erlernen <strong>de</strong>r Sprache. Zusätzlich wur<strong>de</strong> speziell<br />

in diesem Jahr (lei<strong>de</strong>r kann ich nicht sagen, ob es im nächsten beibehalten<br />

wird) noch einige Stun<strong>de</strong>n abgehalten, die <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> nahe kamen<br />

und in <strong>de</strong>r u.a. morphologische o<strong>de</strong>r phonetische Ähnlichkeiten o<strong>de</strong>r Unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>m Kroatischen und <strong>de</strong>r polnischen und tschechischen<br />

<strong>12</strong>


Sprache herausgefiltert wur<strong>de</strong>n. Die Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> hier wur<strong>de</strong> aber nicht<br />

nur auf Kroatien beschränkt, eigentlich sollte auch <strong>de</strong>n Vorlesungen über<br />

die an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r beigewohnt wer<strong>de</strong>n. Hauptsächlich strebte man<br />

hier wohl einen engeren kulturellen Austausch und eine engere kulturelle<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn an.<br />

Kursatmosphäre: Mein Kurs bestand aus einem Kern von vier Stu<strong>de</strong>nten. Im<br />

ersten und zweiten Semester erhielten wir je nach<strong>de</strong>m Zuwachs von einem<br />

englischen Erasmus-Stu<strong>de</strong>nten o<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten aus an<strong>de</strong>ren Kroatischkursen.<br />

Sollte es zu einer Umlegung <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n kommen, wie in meinem Fall<br />

im Mai, so kam man in <strong>de</strong>n Genuss eines Privatunterrichts, <strong>de</strong>r aber sehr<br />

angenehm verlief.<br />

Lernaufwand: Wer noch nie Erfahrungen mit slawischen Sprachen gemacht<br />

hat, <strong>de</strong>r wird sich vermutlich anfangs einer Herausfor<strong>de</strong>rung gegenübersehen,<br />

<strong>de</strong>nn das Kroatische erwies sich für mich mit sieben Kasusfällen, einer<br />

beachtlichen Kollektion von Endungen, geschlechterspezifischen Vokabeln<br />

und einer Vielfalt von Ausnahmefällen, in <strong>de</strong>r Grammatik wie auch bei <strong>de</strong>n<br />

Verben, als Herausfor<strong>de</strong>rung. Zwar erfor<strong>de</strong>rt dieser Kurs ein regelmäßiges<br />

Studium, allerdings ist er vom Lernaufwand her zu bewältigen. Auch was<br />

das zusätzliche theoretische Lektorat anging, <strong>de</strong>nn hier wur<strong>de</strong> uns eine Liste<br />

mit <strong>de</strong>n möglichen Prüfungsfragen ausgehändigt, zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

ausführlichen Vorlesungsmaterial, welches man in <strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n durchgegangen<br />

war.<br />

Prüfung: Der Kurs sieht eine schriftliche und eine mündliche Prüfung vor.<br />

Einen Teil <strong>de</strong>r schriftlichen Prüfung hatten wir bereits im Winter abgelegt.<br />

In dieser Prüfung mussten wir einige Seiten mit grammatischen Aufgaben<br />

bearbeiten, schließlich einige Fragen zu einem kurzen Text beantworten;<br />

im Mündlichen wur<strong>de</strong> uns bereits zuvor eine Liste <strong>de</strong>r Fragen ausgehändigt,<br />

eine Auswahl davon schließlich abgefragt (etwa drei Fragen aus <strong>de</strong>r Liste)<br />

und zusätzlich sollten wir unser kroatisches Sprachvermögen unter Beweis<br />

stellen, beispielsweise durch Vorstellungsgespräche.<br />

Helena Milas<br />

Antropologia Culturale<br />

Prof. Elena Giusti<br />

6 CFU<br />

Inhalt: Gegenstand <strong>de</strong>s Kurses war eine allgemeine Einführung in die Disziplin<br />

<strong>de</strong>r Kulturanthropologie. Professorin Giusti erklärte mit viel Interesse und<br />

Freu<strong>de</strong> was Kulturanthropologie überhaupt be<strong>de</strong>ute, wie sie sich entwickelt<br />

habe und auf welchen verschie<strong>de</strong>nen Konzepten sie beruhe. Es wur<strong>de</strong> sich<br />

mit verschie<strong>de</strong>nen Begriffen wie Kultur, Zivilisation und mit <strong>de</strong>m Verhältnis<br />

von Mensch zur Kultur auseinan<strong>de</strong>rgesetzt. Über eine allgemeine Einführung<br />

hinaus wur<strong>de</strong>n die Bereiche Erinnerung und Utopie thematisiert.<br />

Kursatmosphäre: Der Kurs wur<strong>de</strong> von zahlreichen Stu<strong>de</strong>nten besucht. Trotz<br />

<strong>de</strong>r hohen Teilnehmerzahl ging Professorin Giusti jedoch gerne auf Fragen<br />

ein. Sie hat eine angenehme Art <strong>de</strong>n Stoff zu vermitteln. Die akustischen<br />

13


Verhältnisse waren trotz <strong>de</strong>r vielen Stu<strong>de</strong>nten angenehm.<br />

Prüfung: Die Prüfung wur<strong>de</strong> mündlich abgelegt. Die Vorlesung basierte auf<br />

einem manuale und zwei weiteren Büchern. Zu allen dreien wur<strong>de</strong> man<br />

geprüft.<br />

Julia Rahmann<br />

Estetica musicale<br />

Prof. Marcello De Angelis<br />

6 CFU<br />

Ein zentrales Thema <strong>de</strong>s Kurses war die Rolle <strong>de</strong>r Musik im Zeitalter <strong>de</strong>s<br />

Risorgimento. So wur<strong>de</strong>n als Grundlage die I<strong>de</strong>en Giuseppe Mazzinis besprochen,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Musik eine große gesellschaftliche Be<strong>de</strong>utung zuschreibt;<br />

gera<strong>de</strong> Volkslie<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r patriotische Hymnen stärken das Gemeinschaftsgefühl<br />

und tragen dadurch an<strong>de</strong>rerseits zum Verständnis an<strong>de</strong>rer Nationen<br />

bei. Davon ausgehend setzten wir uns mit Giuseppe Verdi auseinan<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />

nach Mazzini in seinen Opern das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r risorgimentalen Musik verkörpert,<br />

weil er in scheinbar einfach gestrickten Kompositionen musikalische<br />

und emotionale Tiefe schafft, auch das einfache Volk anspricht und somit<br />

seinen eigenen Patriotismus weitergibt.<br />

Parallel setzten wir uns mit <strong>de</strong>r Musikästhetik im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeit auseinan<strong>de</strong>r:<br />

Während das bello i<strong>de</strong>ale noch im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt anhand melo<strong>dis</strong>chharmonischer<br />

Reinheit und formaler Perfektion <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>, bewertete<br />

man Musik später eher nach ihrer Ausdrucksstärke und <strong>de</strong>r Fähigkeit, <strong>de</strong>n<br />

Zuhörer zu bewegen.<br />

Es besuchten nur etwa 15 Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>n Kurs, die Atmosphäre habe ich<br />

daher als sehr angenehm und persönlich wahrgenommen. Prof. De Angelis<br />

verstand es, die Kursteilnehmer mit seinem Vortrag zu fesseln, <strong>de</strong>r über<br />

<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r zu lesen<strong>de</strong>n Literatur hinausging und zu eigenen Gedanken<br />

über Ästhetik und Wirkung von Musik anregte.<br />

Beson<strong>de</strong>rs positiv fand ich auch, dass wir beispielsweise Aufnahmen früher<br />

Volkslie<strong>de</strong>r anhörten und Aufzeichnungen von Opernaufführungen anschauten,<br />

sodass das Besprochene so nicht auf rein theoretische Ebene blieb.<br />

Zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung waren drei Bücher zu lesen:<br />

Marcello De Angelis: La musica consi<strong>de</strong>rata filosoficamente (schließt Filosofia<br />

<strong>de</strong>lla musica von Giuseppe Mazzini ein), Enrico Fubini: Estetica <strong>de</strong>lla<br />

14


musica (in Ausschnitten) und Raffaello Monterosso: La musica nel Risorgimento.<br />

Die Prüfungssituation war recht locker, geprüft wur<strong>de</strong>n wir in<br />

Zweiergruppen. Wenn man in <strong>de</strong>r Vorlesung aufmerksam zugehört und sich<br />

Notizen gemacht hatte, war es nicht zwingend notwendig, je<strong>de</strong>s Detail <strong>de</strong>r<br />

Literatur zu kennen, man konnte <strong>de</strong>m eigenen Interesse nach auf bestimmte<br />

Schwerpunkte eingehen.<br />

Ich hatte <strong>de</strong>n Kurs in <strong>de</strong>r scelta libera gewählt, da er eigentlich kein Teil<br />

unseres Studienplans ist, son<strong>de</strong>rn zum zweiten Jahr von DAMS (Discipline<br />

<strong>de</strong>lle arti, <strong>de</strong>lla musica e <strong>de</strong>llo spettacolco) gehört. Allen, die sich für Musikphilosophie<br />

o<strong>de</strong>r Musik und Gesellschaft interessieren, kann ich <strong>de</strong>n Kurs<br />

auf je<strong>de</strong>n Fall empfehlen.<br />

Karina Kreß<br />

Storia <strong>de</strong>lla musica <strong>de</strong>l film<br />

Prof. Sergio Miceli<br />

6 CFU<br />

Wer Interesse an Film und/o<strong>de</strong>r Musik hat, sollte sich überlegen, „Storia<br />

<strong>de</strong>lla musica <strong>de</strong>l film“ zu belegen. Der Dozent ist sympathisch und sehr<br />

versiert in seinem Fach. Je<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n zum Teil auch längere Filmausschnitte<br />

geguckt und daraufhin bezüglich filmmusikalischer Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

besprochen. Das Programm <strong>de</strong>s Kurses lautet „Le tre generazioni<br />

<strong>de</strong>lla scuola hollywoodiana nel cinema sonoro“ und bezieht sich auf <strong>de</strong>n<br />

Zeitraum von 1930-1980. Ist natürlich nur im Rahmen <strong>de</strong>r scelta libera anrechenbar.<br />

Ein paar <strong>de</strong>r thematisierten Filme sind The Rocky Horror Picture<br />

Show, Hitchcock (u.a. Vertigo, The Man Who Knew Too Much, Psycho) und<br />

Citizen Kane. Kleines Manko für <strong>de</strong>njenigen, <strong>de</strong>r die Prüfung machen möchte,<br />

sind die Kosten <strong>de</strong>s benötigten Buches, die so um die 40€ liegen.<br />

www: http://www.sergiomiceli.it/DAMS_Firenze.html<br />

Meike Klom<br />

(Best years of our lives,<br />

1946)<br />

15


Storia <strong>de</strong>lla filosofia<br />

Prof. Vittoria Perrone<br />

6 CFU<br />

Da ich in <strong>Bonn</strong> zusätzlich zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch-italienischen Studien das Nebenfach<br />

Philosophie studiert habe, suchte ich mir in Florenz für <strong>de</strong>n „Scelta-<br />

Libera“-Bereich <strong>de</strong>n Kurs „Storia <strong>de</strong>lla filosofia“ von Professoressa Vittoria<br />

Perrone Compagni aus.<br />

Das Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Fachbereichs Filosofia liegt etwas außerhalb vom Stadtzentrum,<br />

nördlich <strong>de</strong>s Piazza <strong>de</strong>lla Libertà, etwas abgelegen und irgendwie<br />

idyllisch auf <strong>de</strong>r Bergsteige <strong>de</strong>r Via Bolognese. Da ich mit <strong>de</strong>m Bus dorthin<br />

fahren musste, kam ich häufig zu spät zur Vorlesung. In <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Kursen<br />

<strong>de</strong>s Fachbereichs „Studi interculturali“ schien mir das kaum ungewöhnlich<br />

zu sein; unter <strong>de</strong>n Blicken von Professoressa Vittoria Perrone Compagni<br />

schämte ich mich regelmäßig in Grund und Bo<strong>de</strong>n. Während mir in <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Kursen schon früh aufgefallen war, dass – bedingt durch <strong>de</strong>n oft<br />

monotonen Frontalunterricht – nicht selten Unruhe unter <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten<br />

herrschte, war es in meinem Philosophie-Kurs mucksmäuschen still. Ohne<br />

Frage – bei dieser kleinen, alten Dame herrschte noch Zucht und Ordnung.<br />

Professoressa Perrone sprach <strong>de</strong>utlich, schnell, bestimmt; die Stu<strong>de</strong>nten,<br />

die – da es sich um einen Kurs aus <strong>de</strong>m ersten Studienjahr <strong>de</strong>s Studiengangs<br />

Filosofia han<strong>de</strong>lte – um einiges jünger waren als ich, kamen mit <strong>de</strong>m<br />

Mitschreiben kaum hinterher. Beim „Intervallo“, einer exakt zehnminütigen<br />

Pause nach <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Vorlesung, waren alle bemüht, fehlen<strong>de</strong> Stichpunkte<br />

noch aufzubessern o<strong>de</strong>r auszutauschen. Um es kurz zu machen:<br />

nach <strong>de</strong>r Vorlesung war ich fix und fertig, aber voll mit mir zufrie<strong>de</strong>n, wenn<br />

ich tatsächlich etwas verstan<strong>de</strong>n hatte.<br />

In <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s Semesters lasen und besprachen wir „De Anima“<br />

von Aristoteles; es ging also um die aristotelische Seelenlehre und Psychologie.<br />

Die zweite Hälfte <strong>de</strong>s Semesters setzte dann bei <strong>de</strong>n Stoikern an und<br />

führte die „Storia <strong>de</strong>lla filosofia“ bis zur Mo<strong>de</strong>rne, also bis Descartes (welcher<br />

in Italien „Cartesio“ heißt – wissenswert!), fort.<br />

Ich muss sagen, dass mich dieser Kurs und seine Professorin schlichtweg<br />

sehr beeindruckt haben. Selten, auch in <strong>Bonn</strong>, habe ich soviel gelernt und<br />

mitgenommen. Während sämtliche Italien-Klischees durch alle an<strong>de</strong>ren Erfahrungen<br />

an <strong>de</strong>r Uni in Florenz mehr als hinreichend bedient wur<strong>de</strong>n, war<br />

die Organisation dieses Kurses nahezu perfekt. Professoressa Perrone bot<br />

kurz vor Weihnachten die Möglichkeit an, über die erste Hälfte <strong>de</strong>s Kursstoffes,<br />

also Aristoteles, eine separate Prüfung abzulegen, um nicht zu viel auf<br />

einen Schlag lernen zu müssen. Vor <strong>de</strong>r Prüfung in „Storia <strong>de</strong>lla Filosofia“<br />

bekam je<strong>de</strong>r einzelne Stu<strong>de</strong>nt per Mail eine exakte Uhrzeit zugewiesen, sodass<br />

das - sonst lei<strong>de</strong>r oft unvermeidliche - lange Warten erspart blieb.<br />

Meine Sympathie für Professoressa Perrone wur<strong>de</strong> in einem persönlichen<br />

Gespräch im Anschluss an meine Prüfung bestätigt: ernstgemeintes Interesse<br />

an meinem Befin<strong>de</strong>n als auslän<strong>dis</strong>che Stu<strong>de</strong>ntin, an meinen bisherigen<br />

Erfahrungen an <strong>de</strong>r Uni und in Florenz allgemein und liebe, aufbauen<strong>de</strong><br />

Worte entschädigten mich für sämtlichen Ärger und Groll, <strong>de</strong>n ich bis dahin<br />

erlitten hatte. Ja, ein bisschen habe ich mich in diese Professorin verliebt.<br />

In diesem Sinne – wenn’s mal wie<strong>de</strong>r chaotisch ist, nicht aufgeben! In all<br />

<strong>de</strong>r Hektik gibt es eben auch in Italien doch noch die fürsorglich organisierte<br />

Liebe zur Weisheit – auf griechisch: Philo-sóphia ;)<br />

Lea Hensen<br />

16


Scienza Politica<br />

Prof. Massimo Morisi<br />

9 CFU<br />

Ein Einführungskurs in die Politikwissenschaften für Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s 1° anno,<br />

<strong>de</strong>r sich gut in <strong>de</strong>n scelta libera-Bereich einpasst (von <strong>de</strong>n administrativen<br />

Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Prüfungsanmeldung mal abgesehen). Basiswerk ist<br />

das ”Manuale di Scienza Politica”, ein hervorragen<strong>de</strong>s, übersichtlich geglie<strong>de</strong>rtes<br />

und leicht verständliches Werk von zwei englischen Professoren. In<br />

Florenz wird mit <strong>de</strong>r ital. Übersetzung gearbeitet, aber die Perspektive ist<br />

angenehm global und nicht auf Italien beschränkt. Die Kurse sind als Vorlesung<br />

gestaltet, in je<strong>de</strong>r Doppelstun<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Dozent ein eigenes<br />

Thema. Die Anwesenheit hilft beim Verständnis <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n politischen<br />

Theorien. Prof. Morisi zählt zu <strong>de</strong>n Koryphäen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Politikwissenschaft<br />

in Italien und berät sogar die Regierung. Er illustriert seine<br />

Erklärungen sehr anschaulich mit Beispielen aus <strong>de</strong>m Alltag <strong>de</strong>r (zumeist<br />

italienischen) Politik. Dank zahlreicher Lehrtätigkeiten im Ausland kann er<br />

aber auch Vergleiche zu an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn ziehen (und ist Austauschstu<strong>de</strong>nten<br />

gegenüber aufgeschlossen). Achtung! Da sehr viele Stu<strong>de</strong>nten diesen<br />

Kurs belegen, wer<strong>de</strong>n sie je nach Nachnamen auf mehrere Professoren aufgeteilt.<br />

Einziger Nachteil: Der Unterricht fand in Novoli statt (ca. 25 Minuten<br />

mit <strong>de</strong>m Bus von S.M. Novella aus) und Sitzplätze waren rar, da <strong>de</strong>r Kurs so<br />

voll war.<br />

Prüfungsform: Mündliche Prüfung. Der Stoff ist sehr umfangreich, es muss<br />

quasi das gesamte Buch auswenig gelernt wer<strong>de</strong>n (Definitionen bitte im<br />

exakten Wortlaut). Prof. Morisi ist sehr anspruchsvoll, die Prüfung aber<br />

machbar. Die Rahmenbedingungen sind nicht gera<strong>de</strong> i<strong>de</strong>al (lange Wartezeit,<br />

<strong>de</strong>r gesamte Hörsaal kann zuhören) und die Anrechnung ist für DISler<br />

schwierig, aber möglich.<br />

Fazit: Ein arbeitsintensiver, aber lohnenswerter Kurs bei einem fähigen Dozenten,<br />

<strong>de</strong>r sehr gutes Basiswissen im Bereich <strong>de</strong>r Politikwissenschaft vermittelt.<br />

Tjalke Weber<br />

17


Acca<strong>de</strong>mia <strong>de</strong>lla Crusca “Il piu bel fior ne coglie”<br />

Die Acca<strong>de</strong>mia <strong>de</strong>lla Crusca – an ihr führt für Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Italianistik kein<br />

Weg vorbei. Da mich die älteste Sprachgesellschaft Italiens schon seit Jahren<br />

faszinierte, entschied ich mich, mein sechswöchiges Pflichtpraktikum in<br />

<strong>de</strong>r Villa Medicea (<strong>de</strong>m Sitz <strong>de</strong>r Acca<strong>de</strong>mia) zu absolvieren. Dies wur<strong>de</strong> mir<br />

ermöglicht durch Herrn Fanfani, <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n interkulturellen Austausch zwischen<br />

<strong>de</strong>r <strong>Bonn</strong>er und <strong>de</strong>r Florentiner Uni zuständig ist und <strong>de</strong>shalb regelmäßig<br />

Veranstaltungsreihen an <strong>de</strong>r Uni <strong>Bonn</strong> durchführt, die die italienische<br />

Sprachwissenschaft betreffen. Zugleich ist Herr Fanfani seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres<br />

einer <strong>de</strong>r Acca<strong>de</strong>mici <strong>de</strong>r Crusca und ermöglicht es <strong>Bonn</strong>er Stu<strong>de</strong>nten,<br />

Einblick in das Berufsfeld <strong>de</strong>s Archivars bzw. <strong>de</strong>r Archivarin zu erlangen,<br />

in<strong>de</strong>m er regelmäßig Praktikumsplätze zur Verfügung stellt. Normalerweise<br />

ist es für Außenstehen<strong>de</strong> quasi unmöglich einen Praktikumsplatz in dieser<br />

renommierten Institution zu ergattern. Bei <strong>de</strong>m Projekt, an <strong>de</strong>m die Praktikanten<br />

aus <strong>Bonn</strong> arbeiten, han<strong>de</strong>lt es sich um eine Herzensangelegenheit<br />

Fanfanis. So erzählte er, dass er als junger Stu<strong>de</strong>nt auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

einem Nebenjob war und dann anfing, als stu<strong>de</strong>ntische Hilfskraft für <strong>de</strong>n<br />

berühmten Linguisten Bruno Migliorini zu arbeiten. Diese Begegnung hat<br />

Fanfani für sein ganzes Leben geprägt. Zu jenem Zeitpunkt studierte er<br />

Philosophie an <strong>de</strong>r Florentiner Uni, doch als Migliorini begann, ihm Einblick<br />

in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r italienischen Sprachwissenschaft zu geben, war er so<br />

fasziniert, dass er sich daraufhin diesem Wissenschaftsbereich zuwandte.<br />

Heute ist er – wie einst Migliorini – Professor für die Geschichte <strong>de</strong>r italienischen<br />

Sprache an <strong>de</strong>r Uni Florenz und zu<strong>de</strong>m Acca<strong>de</strong>mico <strong>de</strong>r Crusca. Auch<br />

Migliorini war ein wichtiges Mitglied <strong>de</strong>r Acca<strong>de</strong>mia und von 1949 bis 1963<br />

18


<strong>de</strong>ren Präsi<strong>de</strong>nt. In jungen Jahren verbrachte Fanfani also, angezogen von<br />

<strong>de</strong>r Persönlichkeit Migliorinis, viele Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>ssen Wohnung in <strong>de</strong>r Via<br />

La Marmora nahe <strong>de</strong>s botanischen Gartens, um sich von ihm die Welt <strong>de</strong>r<br />

italienischen Sprachwissenschaft näher bringen zu lassen. Nach Migliorinis<br />

Tod im Jahr 1975 sortierte Fanfani zusammen mit <strong>de</strong>ssen Frau Lidia die hinterlassenen<br />

Briefe und Notizen, die Migliorini über Jahre hinweg unsortiert<br />

in einem alten Schrank lagerte. Es han<strong>de</strong>lt sich bei diesem Nachlass um<br />

wichtige Dokumente für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r italienischen Sprachwissenschaft,<br />

da Migliorini zahlreiche nationale und internationale Korrespon<strong>de</strong>nzen mit<br />

Wissenschaftlern unterhielt. So wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Briefen häufig sprachwissenschaftliche<br />

Fragestellungen <strong>dis</strong>kutiert. Fanfani und Migliorinis Frau sortierten<br />

die Dokumente grob nach Absen<strong>de</strong>rn bzw. Empfängern. Danach übergab<br />

Fanfani <strong>de</strong>n Nachlass Migliorinis <strong>de</strong>r Crusca. Dort wur<strong>de</strong>n die Dokumente bis<br />

heute im Archiv aufbewahrt. Vor einigen Jahren begannen die Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Archivs damit, <strong>de</strong>n archivalischen Bestand zu digitalisieren, um ihn für<br />

ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Während meines Praktikums<br />

war ich dafür zuständig, einen Teil <strong>de</strong>s Nachlasses von Migliorini zu digitalisieren.<br />

Insgesamt habe ich 2.000 <strong>de</strong>r insgesamt etwa <strong>12</strong>.500 Schriftstücke<br />

in die digitale Kartei eingetragen. Diese 2.000 Dokumente stammen von<br />

79 Verfassern, unter <strong>de</strong>nen sich Persönlichkeiten wie Umberto Bosco, Bene<strong>de</strong>tto<br />

Croce, Giacomo Devoto, Giovanni Gentile, Cesare <strong>de</strong> Lollis, Giovanni<br />

Treccani<strong>de</strong>gli Alfieri, Nicola Zingarelli, Charles Bally, Karl Jaberg, Leo<br />

Spitzer und Wal-ther von Wartburg befin<strong>de</strong>n. Die Arbeit in <strong>de</strong>r Acca<strong>de</strong>mia<br />

hat mich insofern bereichert, als dass ich einen näheren Bezug zu <strong>de</strong>n Wissenschaftlern<br />

und <strong>de</strong>ren Forschungen, die ich bisher “nur” aus <strong>de</strong>m Unterricht<br />

kannte, gewonnen habe. Zusätzlich haben mir die Gespräche und<br />

Informationen von Herrn Fanfani geholfen, die Dokumente in beson<strong>de</strong>rer<br />

Weise wertzuschätzen. So konnte ich die linguistischen Forschungen <strong>de</strong>s<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts gera<strong>de</strong>zu “hautnah” erleben. Diese Erfahrungen haben<br />

mich sowohl für meine Tätigkeiten während <strong>de</strong>r Praktikumszeit als auch für<br />

eine zukünftige Beschäftigung mit <strong>de</strong>r Sprachwissenschaft motiviert.<br />

Beson<strong>de</strong>rs geschätzt habe ich unter an<strong>de</strong>rem die flexiblen Arbeitszeiten.<br />

Ich habe das Praktikum Mitte August begonnen und dann – nach Beginn<br />

<strong>de</strong>s Wintersemesters – bis En<strong>de</strong> November parallel zum Studium weitergeführt.<br />

Dies war zwar ziemlich anstrengend, aber eine gute Möglichkeit<br />

die Praktikumszeit mit <strong>de</strong>r Florentiner Studienzeit zu vereinbaren und sich<br />

somit die anstrengen<strong>de</strong> Wohnungssuche nur einmal anzutun. Die Nachteile<br />

meiner Arbeit bestan<strong>de</strong>n darin, dass das Aufgabenspektrum nicht sehr breit<br />

war und die Aufgaben <strong>de</strong>shalb schnell monoton wirken konnten. In solchen<br />

Situationen hilft es dann aber, die Briefe zu lesen und sich selbst Gedanken<br />

zu <strong>de</strong>n darin auftauchen<strong>de</strong>n Fragestellungen zu machen.<br />

Insgesamt hat mir das Praktikum bei <strong>de</strong>r Acca<strong>de</strong>mia <strong>de</strong>lla Crusca gut gefallen<br />

und ich kann es beson<strong>de</strong>rs für sprachwissenschaftlich begeisterte Stu<strong>de</strong>nten<br />

empfehlen, die über die nötigen drei „L“´s verfügen, die nach Frau<br />

Pirazzini für eine ernsthafte Beschäftigung mit <strong>de</strong>r Sprachwissenschaft gegeben<br />

sein müssen: Liebe, Leistung und Lei<strong>de</strong>nschaft :)<br />

Mara Nogai<br />

<br />

19


Nützliche Adressen etc.<br />

Hostels<br />

- Ostello <strong>de</strong>lla Gioventù, Villa Camerata, Viale Augusto Righi 4<br />

- Soggiorno Pitti, Piazza Pitti 8<br />

- Florence Youth Hostel, Via <strong>de</strong>lla Condotta 4<br />

Internet<br />

- In <strong>de</strong>n Unigebäu<strong>de</strong> gibt es normalerweise WLAN, manbraucht man die<br />

Matrikelnummer<br />

- Internetcafés: z.B. Via Ghibellina 98/r, Borgo La Croce 33/r, Via Guelfa<br />

54/56, Via <strong>de</strong>ll‘Oriuolo 40/r, Borgo S. Jacopo 30/r, Via Porta Rossa 38/r, Via<br />

Giacomini 9<br />

- In vielen Cafés steht Internet zur Verfügung, das Passwort bekommt man<br />

meistens umsonst o<strong>de</strong>r gegen eine einmalige Zahlung von einem Euro; z.B.<br />

La Cité (Borgo San Frediano 20), Caffè letterario (Piazza <strong>de</strong>lle Murate)<br />

- An <strong>de</strong>n meisten Orten in Florenz hat man mit <strong>de</strong>r Matrikelnummer und<br />

<strong>de</strong>m zugehörigen Passwort auf die Verbindung ”Firenze WiFi” Zugriff<br />

Handyverträge<br />

- Wind: verschie<strong>de</strong>ne Angebote, z. B. ‚Noi Wind‘ (200 Freiminuten zu an<strong>de</strong>ren<br />

Wind-Teilnehmern für 6 Euro im Monat) o<strong>de</strong>r ‚Noi Wind Sms‘ (4000<br />

Frei-Sms zu an<strong>de</strong>ren Wind-Teilnehmern für 2 Euro im Monat)<br />

- TIM: hat meistens <strong>de</strong>n besten Empfang, jedoch einer <strong>de</strong>r teuersten Anbieter<br />

- Vodafone<br />

- Empfehlenswert ist, sich nach Absprache für einen gemeinsamen Anbieter<br />

zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Fahrradmarkt<br />

- Oft sind Angebote zwischen <strong>de</strong>n Aushängen am ‚schwarzen Brett‘ in <strong>de</strong>r<br />

Uni (Eingang Facoltà di Lettere e Filosofia linke Wand) zu fin<strong>de</strong>n<br />

- Anzeigen in <strong>de</strong>r Locandina<br />

- Fahrradla<strong>de</strong>n: z. B. Lollo (Via Palazzuolo 59/61r); Salvati Biciclette (Via U.<br />

Della Faggiola 56/b); La Mecca (Piazza Ravenna), Piazza Puccini, Via Donizetti<br />

Ecke Via Petrella<br />

- Fahrradwerkstatt: z. B. Il Ciclista (Via <strong>de</strong>gli Alfani 33/r): sehr freundlich<br />

und preiswert<br />

20


Banken<br />

- Da bei manchen Banken recht hohe Gebühren anfallen, wenn man im<br />

Ausland Geld abhebt, lohnt es sich, noch in Deutschland ein Konto bei einer<br />

Bank zu eröffnen, bei <strong>de</strong>r dies kostenlos ist, z.B.<br />

- Deutsche Bank (Via <strong>de</strong>i Vecchietti 2, Via Porta Santa Maria 44/r)<br />

- comdirect (nur mit VISA-Karte kostenlos)<br />

- Hypovereinsbank (gehört zu UniCredit)<br />

- Tipp: mit einer VISA-Karte kann man generell an <strong>de</strong>n meisten Automaten<br />

kostenlos Geld abheben!<br />

Ärzte<br />

- Medical Service Firenze (Via Lorenzo il Magnifico 59; tel: 055 4754<strong>11</strong>)<br />

- Centro Oculistico (Via Vittorio Fossombroni 2; tel: 055 243442)<br />

- Dr. Detlef Bangert – Zahnmedizin (Vicolo <strong>de</strong>l Canneto 2; tel: 055 214533)<br />

- Dr. Barbara Brodbeck – Frauenärztin (Via <strong>de</strong>llo Statuto 7; tel: 055 461465)<br />

- Dr. Giorgio Gargini – Kardiologie (Via <strong>de</strong>lle Cinque Giornate 52; tel: 055 473804)<br />

- Dr. Christoph Helferich – Psychotherapie Psychologie (Via E. Agnoletti 50; tel:<br />

055 630576)<br />

- Dr. Raffaello Pagni – Kieferorthopädie (Via Lamarmora 29; tel: 055 573903)<br />

- Dr. Eleonore Lumer - Fachärztin für Geschlechts- und Hautkrankheiten<br />

(Via Puccinotti 82; tel: 055 4627418)<br />

Bibliotheken<br />

- Biblioteca <strong>de</strong>lle Oblate (Via <strong>de</strong>ll‘Oriuolo 26): gute und ruhige Lernatmosphäre;<br />

großer Bestand an aktuellen und auch <strong>de</strong>utschen Büchern; Reiseliteratur;<br />

kostenlose DVD- und CD-Ausleihe; im 1. Stock Playstation; Sonnenterrasse<br />

mit WLAN und Blick auf<br />

<strong>de</strong>n Dom; Öffnungszeiten: Mo 14h-19h (Lesesaal bis 22h), Di-Sa 9h-24h<br />

- Biblioteca Umanistica/Lettere (Piazza Brunelleschi): Öffnungszeiten: Mo-<br />

Fr 8.30h-19h<br />

- Biblioteca Umanistica/Storia <strong>de</strong>ll‘arte (Via <strong>de</strong>lla Pergola 56): kleine Bibliothek,<br />

sehr angenehme Lernatmosphäre. Öffnungszeiten: Mo-Fr 9h-19h<br />

- Biblioteca Nazionale Centrale (Piazza Cavalleggeri 1): Tessera notwendig;<br />

Ausleihe von nicht mehr als 2 Büchern gleichzeitig; ziemlich kompliziert, aber<br />

ruhig und gut beheizt. Öffnungszeiten: Mo-Fr 8.15h-19h, Sa 8.15h-13h<br />

- Biblioteca Marucelliana (Via Cavour 43): gute Lernatmosphäre; man kann<br />

Bücher mitbringen; Öffnungszeiten: Mo-Fr 8.30h-19h, Sa 8.30h-13.45h<br />

- Mediathek: mediateca regionale toscana di Firenze: angenehme Lernatmosphäre;<br />

nach Registrierung kann man kostenlos Filme anschauen (Vor<br />

allem sehr praktisch, wenn man <strong>de</strong>n Kurs „storia <strong>de</strong>l cinema“ besucht. O<strong>de</strong>r<br />

einfach zur Entspannung); Öffnungszeiten: Di- Fr 10h-13h und 14h-17h<br />

21


Buchhandlungen<br />

- Feltrinelli (via <strong>de</strong>‘ Cerretani, 30/32r)<br />

- Feltrinelli International (Via Camillo Benso Cavour): italienische und internationale<br />

Literatur<br />

- Libreria Alfani (Via <strong>de</strong>gli Alfani 84): Universitätsbuchhandlung<br />

- Libreria CLU (Via San Gallo): Universitätsbuchhandlung; man bekommt<br />

ca. 10% Rabatt auf alle Bücher nach Erstellung einer kostenlosen tessera<br />

- Libri usati (Via San Gallo/Via Laura): An- und Verkauf von gebrauchten<br />

Büchern zu günstigen Preisen<br />

- Mondadori+Café (Via Cavour, Nähe Dom)<br />

Supermärkte / Märkte<br />

- Esselunga (Via Masaccio; Via Pisana; Via Gaetano Milanesi, Viale <strong>de</strong> Amicis):<br />

billiger Supermarkt. Mit Fidatycard gibt es oft gute Angebote<br />

- Coop: teilweise etwas teuer, jedoch produktbedingt; <strong>de</strong>nnoch bezahlbar.<br />

Mitgliedskarte lässt sich nur mit <strong>de</strong>m codice fiscale ausstellen<br />

- Centro: teuer, jedoch sehr praktisch, da er auch am Sonntag offen hat<br />

- Metà: recht teuer, aber an Sonn- und Feiertagen geöffnet<br />

- Penny und Lidl: liegen etwas außerhalb, trotz allem gut erreichbar<br />

- Mercato Centrale: sehr große Markthalle bei San Lorenzo, im Vergleich<br />

sehr günstig. Tipp: Die frischen Nu<strong>de</strong>ln probieren!<br />

- Mercato <strong>de</strong>lle Cascine: je<strong>de</strong>n Dienstag von 7.00-14.00 Uhr. Hier fin<strong>de</strong>t<br />

man alles.<br />

- Mercato Sant‘Ambrogio: frisches Obst und Gemüse. Tipp: Preise vergleichen<br />

- Mercato di Santo Spirito: je<strong>de</strong>n Vormitag bis auf Sonn- und Feiertage<br />

- Mercato <strong>de</strong>lle Cure: je<strong>de</strong>n Vormittag bis auf Sonn- und Feiertage<br />

Mensa<br />

- Man erhält <strong>de</strong>n Ausweis im Mensabüro (Via Morgagni 51) kostenlos.<br />

- Mensa in: Via San Gallo 25 (Eingang Santa Reparata), Via Morgagni 51,<br />

Via Bolognese 52; Menü: 6 kombinierbare Einheiten: Brot, Primo, Secondo,<br />

Contorno, Dolce, Frutta, kostenloses Getränk nach Wahl.<br />

- Preis: abhängig vom gewählten Menü 2,10 Euro o<strong>de</strong>r 3,00 Euro<br />

22


Über ein paar Nettigkeiten und Unnettigkeiten<br />

im florentinischen Alltag<br />

Von vielen Seiten wur<strong>de</strong> mir gesagt: Florentiner sind <strong>dis</strong>tanziert und im<br />

Umgang mit Auslän<strong>de</strong>rn irgendwie kalt. Ich will ein bisschen aufräumen mit<br />

dieser Einschätzung und meine eigene Erfahrung differenziert betrachten.<br />

Das Leben in einer Stadt, in <strong>de</strong>r ihr Wahrzeichen, die „Ponte Vecchio“, täglich<br />

in so vielen verschie<strong>de</strong>nen Sprachen falsch ausgesprochen wird, in <strong>de</strong>r die<br />

Bewohner <strong>de</strong>s Stadtzentrums Lärmschutzmaßnahmen und Alkoholverkaufsbeschränkungen<br />

immer nur temporär durchsetzen können, da sonst <strong>de</strong>m<br />

Tourismusgeschäft geschädigt wird, in <strong>de</strong>r das Stadtzentrum vor lauter Menschenmassen<br />

zeitweise nur unter erhöhter Kampfbereitschaft durchquert<br />

wer<strong>de</strong>n kann – das Leben in so einer Stadt ist für <strong>de</strong>n Italiener nicht gera<strong>de</strong><br />

dolce. Es ist <strong>de</strong>swegen kein Wun<strong>de</strong>r, dass <strong>de</strong>r barrista, die Le<strong>de</strong>rwaren-<br />

Verkäufer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Supermarkt-Kassierer im unmittelbaren Stadtzentrum<br />

schon mal recht unfreundlich wirken. Nicht selten fühlt man sich in seinen<br />

Italienischkenntnissen auf die Füße getreten, wenn, egal bei welchem Grad<br />

von sprachlicher Perfektion, hartnäckig in schlechtem Englisch geantwortet<br />

wird. Oft möchte man ausrasten, wenn es im Geschäft wie<strong>de</strong>r mal heißt<br />

„Non c’è. Non è possibile.“ und man weiß genau: „Non hai voglia di guardare<br />

bene, niente di più!“ Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Handy-/Internet-Anbietern Vodafone<br />

o<strong>de</strong>r Wind o<strong>de</strong>r im Buchfachhan<strong>de</strong>l Feltrinelli fühlt man sich oft überfor<strong>de</strong>rt<br />

mit nachlässigen Fehlinformationen, Ungenauigkeiten und schlechten Ausre<strong>de</strong>n.<br />

Deswegen gilt Regel Nummer 1: Ellebogen ausfahren, hartnäckig<br />

23


leiben, nerven, nerven, nerven, und sich niemals einschüchtern lassen.<br />

Und man wird sehen, irgendwie heißt es dann immerhin doch: „Un attimo<br />

solo...!“<br />

Der Straßenverkehr wirkt auf manchen Strecken wie Krieg. Sämtliche<br />

Straßen, die vom Stadtzentrum wegführen, sind „Senso <strong>uni</strong>co“, also Einbahnstraßen,<br />

und auf <strong>de</strong>m Weg zur Uni lässt es sich manchmal kaum vermei<strong>de</strong>n,<br />

entgegen <strong>de</strong>r Fahrtrichtung zu fahren. Keine Frage – Fahrradfahren<br />

in Florenz ist gefährlich. Ich selber aber kann ohne ein Fahrrad nicht leben;<br />

mein erstes Rad bekam ich für 60 Euro bei einem Fahrradhändler in <strong>de</strong>r<br />

Nähe <strong>de</strong>s Porta Prato, hinterm Bahnhof. Aufgepasst! Für <strong>de</strong>n Gebrauchtradhan<strong>de</strong>l<br />

in Italien gilt oft: „Una bici usata è una bici rubata!“ So war auch<br />

meins an einer Stelle durchgesägt, was die Ursache dafür war, dass es später<br />

verbogen und völlig unbrauchbar wur<strong>de</strong>.<br />

Viel wesentlicher ist doch die Kunst, bei aller scheinbaren Regellosigkeit<br />

im italienischen Straßenverkehr die Straßenverkehrsregeln präzise einzuhalten!<br />

So wur<strong>de</strong> es mir zu Teil, ein Bußgeld, eine „multa“, in Höhe von<br />

80 Euro zahlen zu müssen, da ich besagtes Fahrrad auf <strong>de</strong>m Bürgersteig<br />

abgestellt hatte. Nie im Leben hatte ich damit gerechnet, eine Ordnungswidrigkeit<br />

begangen zu haben: Fahrrä<strong>de</strong>r stehen in Florenz auf <strong>de</strong>r ganzen<br />

Straße verteilt, auf <strong>de</strong>n Bürgersteigen, vor Einfahrten, Türen, überall. Doch<br />

waren die vier Poliziotti wohl an diesem Abend beauftragt wor<strong>de</strong>n, mal ein<br />

paar Rä<strong>de</strong>r in meinem Viertel zu entfernen – ich kam unglücklicherweise im<br />

falschen Augenblick um die Ecke spaziert, bekannte mich als Eigentümer<br />

<strong>de</strong>s ordnungswidrig abgestellten „veicolo“, rückte auch noch bereitwillig mit<br />

meinem Personalausweis raus und hatte innerhalb weniger Sekun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Überweisungsträger für die zu zahlen<strong>de</strong> Summe in meinen hilflosen Hän<strong>de</strong>n.<br />

Meine italienischen Bekannten klopften sich über meine Story die Schenkel:<br />

„Non pagare!“, hieß es, Bußgel<strong>de</strong>r wür<strong>de</strong> die Polizei nicht verfolgen, erst<br />

recht nicht für solche Lächerlichkeiten. Mein <strong>de</strong>utsches Gewissen veranlasste<br />

mich immerhin dazu, im Internet zu recherchieren, wo ich auf die<br />

Möglichkeit stoß „ricorso“, rechtlichen Wi<strong>de</strong>rspruch, einzulegen. Ich schrieb<br />

eine Email an die angegebene Email-Adresse, um nach weiteren Informationen<br />

zu fragen. Eine Antwort blieb aus – vorerst! Nach<strong>de</strong>m ich mich schon<br />

durchgerungen hatte, mich kühnen Mutes über diese „stronzata“ hinwegzusetzen<br />

und mein Geld in wichtigere Dinge zu investieren, erhielt ich endlich<br />

am Tag, an <strong>de</strong>m die Frist für mein Bußgeld ablief, eine Antwort: einen<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch einlegen sei lei<strong>de</strong>r nicht mehr möglich; statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong> ich<br />

nun freundlich gebeten, das Doppelte, 160 Euro, baldmöglichst zu überweisen.<br />

Ich rannte zum Postamt und zahlte die verfluchten 80 Euro, wünschte<br />

die italienische Polizei zum Teufel und trat <strong>de</strong>m Straßenverkehrskrieg von<br />

da an gewappneter und wesentlich italienischer entgegen.<br />

Um nun endlich zu <strong>de</strong>n Nettigkeiten <strong>de</strong>s florentinischen Lebens zu gelangen,<br />

ein paar Geheimtipps meinerseits, die mir meine Zeit in dieser Stadt versüßt<br />

haben: Vino rosso aus <strong>de</strong>m Supermarkt ist zwar auch toskanisch und gut,<br />

viel besser und vor allem fast schon erschreckend preiswert ist <strong>de</strong>r Wein<br />

aus einer sogenannten „Vineria“, einer Weinbar, bei <strong>de</strong>r man leere Flaschen<br />

auffüllen lassen kann und dabei maximal drei Euro bezahlt. Unschlagbar für<br />

Pizza, Schiacciata und sämtliches an<strong>de</strong>res Gebäck ist „Pugi“, im Zentrum<br />

am Piazza San Marco und in <strong>de</strong>r Via San Gallo zu fin<strong>de</strong>n. Dieser Bäcker verkauft<br />

seine Pizza und Brioche außer<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n frühen Morgenstun<strong>de</strong>n, in<br />

einer Seitengasse in Santa Croce, ab circa 2 Uhr nachts. Aber Vorsicht: die<br />

24


Anwohner reagieren teilweise verärgert über die nächtliche Kundschaft und<br />

werfen mit Wasser. Wenn es um frisches Gemüse und Obst geht, kommt man<br />

um die Märkte von San Lorenzo o<strong>de</strong>r Sant’Ambrogio nicht umher. Nach<strong>de</strong>m<br />

ich mich monatelang über das teure und oft wirklich schlechte Gemüse aus<br />

<strong>de</strong>m Conad geärgert hatte, ent<strong>de</strong>ckte ich <strong>de</strong>n Gemüsehändler in <strong>de</strong>r Nähe<br />

von Santo Spirito und verliebte mich hemmungslos in seine Tomaten. Was<br />

das beste Gelato <strong>de</strong>r Stadt angeht, herrscht lei<strong>de</strong>r absolute Uneinigkeit: da<br />

ohnehin je<strong>de</strong>r Italiener behauptet, das beste Eis bekäme man ausgerechnet<br />

bei ihm um die Ecke, gilt einfach ausprobieren.<br />

Von <strong>de</strong>n kulinarischen dolce vita- Beson<strong>de</strong>rheiten abgesehen, ist Florenz<br />

natürlich einfach eine wun<strong>de</strong>rschöne Stadt und selten habe ich etwas so<br />

sinnlos oft fotografiert wie die Ponte Vecchio. An verschie<strong>de</strong>nen Events<br />

strahlt diese noch einmal zusätzlich in beson<strong>de</strong>rs schönem Licht: ob durch<br />

die künstlerisch-kreative Festbeleuchtung in <strong>de</strong>r Weihnachtszeit, zu Silvester,<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r „Notte Bianca“, ein Kultur- und Kunstfest, bei <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Plätzen <strong>de</strong>r Stadt unterschiedliche künstlerische Darbietungen<br />

vorgeführt wer<strong>de</strong>n und Bars und Lokale bis in die Morgenstun<strong>de</strong>n geöffnet<br />

sind. Die Stadt <strong>de</strong>r Kunst ist Florenz in je<strong>de</strong>m Fall – und so manche<br />

Kunst und Kultur gibt es eben nicht in <strong>de</strong>n zahlreichen Museen zu besichtigen<br />

und will erst auf an<strong>de</strong>ren Wegen ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. So lohnt sich auch<br />

immer ein Blick auf die zahlreichen Street-Art-Kunstwerke, beispielsweise<br />

von Clet, einem französischen Straßenkünstler, <strong>de</strong>r sämtliche Straßenschil<strong>de</strong>r<br />

in Florenz verziert und auch mal eine riesengroße, hölzerne Nase am<br />

Torre di San Niccolò anbringt. Eine absolut empfehlenswerter Internetblog,<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs geistreich zur Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r kleinen und großen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

von Florenz animiert, ist die Seite www.teladoiofirenze.it.<br />

Je<strong>de</strong>r einzelne wird wohl auf ganz eigene Art diese Stadt ent<strong>de</strong>cken. Und ob<br />

die Florentiner nun <strong>dis</strong>tanziert o<strong>de</strong>r offen, aufdringlich o<strong>de</strong>r zurückhaltend<br />

sind, ist darum eigentlich egal. Wer sympathisch auf die Menschen zugeht,<br />

wird auch sympathisch aufgenommen – und auch wenn viele Beteuerungen<br />

und Versprechungen in Italien oft nicht ganz so ernst genommen wer<strong>de</strong>n, so<br />

freut man sich dann doch doppelt über ein je<strong>de</strong>s „Dai, ci rivediamo presto!“<br />

Lea Hensen<br />

25


Il Giardino <strong>de</strong>lle Rose<br />

Der Rosengarten befin<strong>de</strong>t sich auf <strong>de</strong>m Hügel von San Miniato direkt unterhalb<br />

<strong>de</strong>s Aussichtspunktes Piazzale Michelangelo. Man erreicht ihn von<br />

<strong>de</strong>r Serpentinenstraße, die zur Piazzale hochführt, ein an<strong>de</strong>rer Eingang liegt<br />

an <strong>de</strong>r Treppe, die von Porta S. Niccolò ebenfalls zur Piazzale Michelangelo<br />

hinführt. Geöffnet hat <strong>de</strong>r Rosengarten nur im Sommerhalbjahr, wobei die<br />

Öffnungszeiten variieren können, daher empfiehlt es sich vorher auf <strong>de</strong>r<br />

Internetseite nachzuschauen.<br />

Es ist ein wun<strong>de</strong>rschöner, fast unbekannter Garten, <strong>de</strong>n man unbedingt<br />

gesehen haben muss. Es gibt unglaublich viele verschie<strong>de</strong>ne Sorten an Blumen<br />

und Rosen. Der Rosengarten ist ein relativ kleiner, öffentlicher Park, in<br />

<strong>de</strong>n man sich gut zurückziehen kann, wenn einem das ganze Stadtgewimmel<br />

einmal zu viel wird und man sich nach ein wenig Natur und Ruhe sehnt.<br />

Da <strong>de</strong>r Garten eher unbekannt ist, verirren sich auch nicht so viele Touristen<br />

dorthin, weshalb ich ihn bestens als Zufluchtsort empfehlen kann. Er eignet<br />

sich überaus gut zum entspannen, Sonne tanken, lesen, Musik hören, aber<br />

auch zum Lernen hat er sich bei einigen Stu<strong>de</strong>nten/innen aus unserem<br />

Jahrgang als überaus erfolgreich bewährt.<br />

Auch <strong>de</strong>r einzigartige Panoramablick über Florenz ist dabei nicht zu unterschätzen.<br />

Die Aussicht auf die Stadt ist zwar nicht zu vergleichen mit <strong>de</strong>m<br />

Panorama, dass <strong>de</strong>r Piazzale bietet, dafür versprüht sie zwischen <strong>de</strong>n Rosenbüschen<br />

ihren ganz beson<strong>de</strong>ren Reiz.<br />

Ein erster Garten mit Rosen wur<strong>de</strong> im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>m damaligen<br />

Besitzer Attilio Pucci angelegt; die Anlage <strong>de</strong>s heutigen Gartens wur<strong>de</strong> vom<br />

Architekt Giuseppe Poggi entworfen.<br />

Julia Rahmann<br />

26


Il Mercatino di Natale<br />

Dass bald Weihnachten sein wür<strong>de</strong>, konnte man in Florenz selbst Mitte Dezember<br />

leicht mal vergessen (kein Wun<strong>de</strong>r bei zum Teil annähernd 15 Grad<br />

und Sonnenschein...), sichtbar wur<strong>de</strong> die nahen<strong>de</strong> Festzeit eigentlich nur<br />

an <strong>de</strong>n lilienförmigen Lichterketten, die sich über <strong>de</strong>n Sträßchen rankten.<br />

Nach<strong>de</strong>m wir schon selbst Unmengen an Plätzchen gebacken hatten, um<br />

ein bisschen für heimatliche Vorweihnachtsstimmung zu sorgen, freuten<br />

wir uns umso mehr, als wir erfuhren, dass auf Piazza Santa Croce je<strong>de</strong>s<br />

Jahr ein Weihnachtsmarkt stattfin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Da wir <strong>de</strong>n Weihnachtsmarkt<br />

für eine eher <strong>de</strong>utsche Tradition gehalten hatten, näherten wir uns fast<br />

skeptisch <strong>de</strong>m Platz, dort bot sich jedoch eine erstaunliche Szene: Dante<br />

blickte von seinem Sockel vor <strong>de</strong>r Kirche nicht wie gewöhnlich auf die Weite<br />

<strong>de</strong>r Piazza herab, son<strong>de</strong>rn auf Lebkuchenstän<strong>de</strong> mit rot-weiß-gestreiften<br />

Dächern und überdimensionalen Plakaten, die mit <strong>de</strong>r Aufschrift „Stru<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>ll’Austria“ lockten.<br />

Der Markt nannte sich sogar „Mercato te<strong>de</strong>sco di Natale“ und tatsächlich<br />

stimmten einzig die mil<strong>de</strong>n Temperaturen und <strong>de</strong>r strahlend blaue Himmel<br />

nicht ganz mit <strong>de</strong>m aus Deutschland bekannten Wetter überein. Alles an<strong>de</strong>re<br />

erwies sich jedoch als erstaunlich ähnlich - zwischen Glühwein („vine<br />

broulé / vin brulé / brulè di vino“) und Stän<strong>de</strong>n mit bunten Christbaumkugeln<br />

konnte man sich auf <strong>de</strong>n ersten Blick fast wie zu Hause fühlen.<br />

Beim genaueren Hinsehen waren allerdings einige Feinheiten zu ent<strong>de</strong>cken,<br />

die nicht ganz <strong>de</strong>m Gewohnten entsprachen. Dem experimentierfreudigen<br />

Marktbesucher wur<strong>de</strong>n beispielsweise allerhand kuriose Varianten <strong>de</strong>r Brezel<br />

geboten, sei es “breze di cioccolato”, “pizza breze” o<strong>de</strong>r “krapfen breze”.<br />

Ich persönlich war allerdings auch schon allein mit <strong>de</strong>r Riesenausgabe<br />

(“brezen gran<strong>de</strong>“) <strong>de</strong>r traditionellen Laugenbrezel glücklich.<br />

Aber <strong>de</strong>r mercatino stellte sich nicht nur in kulinarischer, son<strong>de</strong>rn auch in<br />

linguistischer Hinsicht als interessant dar, die <strong>de</strong>utsch-italienischen Wortbildungen<br />

brachten uns mehr als einmal zum Schmunzeln: Man konnte sich<br />

mit “formaggio di Emmentaler”, “speck-cane<strong>de</strong>rli artigianali” und “basis per<br />

gulasch” ein<strong>de</strong>cken, wer an <strong>de</strong>n Imbissbu<strong>de</strong>n keine einfache “bratwurst”<br />

essen wollte, hatte die Möglichkeit, sein panino wahlweise “con speck” o<strong>de</strong>r<br />

“con würstel e crauti” zu bestellen. Und nicht einmal auf ein Stück “stollen<br />

di natale” zum Nachtisch musste man verzichten!<br />

Der Weihnachtsmarkt war in <strong>de</strong>n<br />

ersten drei Dezemberwochen offiziell<br />

täglich von 10.00 bis 20.00<br />

Uhr zugänglich, am Wochenen<strong>de</strong><br />

hatten jedoch zumin<strong>de</strong>st die<br />

Glühweinstän<strong>de</strong> auch später noch<br />

geöffnet.<br />

Karina Kreß<br />

27


Wing Kung Fu<br />

(Sifu Wosief Mavilio)<br />

Der Wing Kung Fu ist eine Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>s traditionellen<br />

Wing Chun, einer Kampfkunstart,<br />

welche aus <strong>de</strong>r Beobachtung<br />

<strong>de</strong>s Kampfes zwischen einem<br />

Fischreiher und einer Schlange<br />

und die anschließen<strong>de</strong> Adaption<br />

<strong>de</strong>r kämpferischen Bewegungen<br />

bei<strong>de</strong>r Tiere durch die<br />

Shaolin-Nonne Ng Mui entstan<strong>de</strong>n ist. Dem Wing Chun sagt man nach,<br />

einer <strong>de</strong>r besten Kampfsportarten weltweit zu sein und sie eignet sich für<br />

bei<strong>de</strong> Geschlechter gleichermaßen. Der Wing Kung Fu hält sich weitgehend<br />

an die Metho<strong>de</strong>n und Lehren <strong>de</strong>s Wing Chun, doch ein beson<strong>de</strong>rs wichtiger<br />

Schritt in dieser Evolution besteht in <strong>de</strong>r Abstandnahme von <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Statik hin zu mehr Flexibilität, was beson<strong>de</strong>rs gut auf die „Praxis“ vorbereitet,<br />

da gelehrt wird, sich an die gegebenen Umstän<strong>de</strong> in einem Notfall<br />

anzupassen und seine Stärke und Abwehr aus dieser Situation heraus zu<br />

entwickeln. Angriff und Verteidigung wer<strong>de</strong>n auf die einfachsten Bewegungen<br />

reduziert, sind aber hoch effizient. Ich muss sagen, dass ich das erste<br />

Mal das Gefühl und die Sicherheit hatte, das im Unterricht Gelernte auch in<br />

einem Extremfall „sulla strada“ umsetzten zu können, was mir bisher bei<br />

keinem an<strong>de</strong>ren Kampfsport passiert ist.<br />

Sehr positiv beeindruckt hat mich ebenfalls <strong>de</strong>r Verzicht auf rohe Brutalität<br />

und Gewalt, die Botschaft <strong>de</strong>s Wing Chun und Wing Kung Fu ist die <strong>de</strong>s gegenseitigen<br />

Respekts, auch <strong>de</strong>m Gegner gegenüber. „An<strong>de</strong>re zu beherrschen<br />

erfor<strong>de</strong>rt Kraft, sich selber zu beherrschen, erfor<strong>de</strong>rt Stärke“, so formulierte<br />

es Lao Tse. Es wird nicht nur die körperliche Stärke geför<strong>de</strong>rt, son<strong>de</strong>rn auch<br />

die mentale, folgen<strong>de</strong>s Zitat bringt es auf <strong>de</strong>n Punkt: „Le emozioni sono <strong>de</strong>i<br />

buon servi, ma <strong>de</strong>i cattivi padroni.“ Man lernt nicht allein, sich verteidigen<br />

zu können, son<strong>de</strong>rn sich soweit zu festigen, dass in einer brenzlichen Lage<br />

nicht die Gefahr besteht, von <strong>de</strong>n eigenen überschäumen<strong>de</strong>n Emotionen<br />

gelähmt o<strong>de</strong>r eben beherrscht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Drei Mal die Woche habe ich in sehr herzlicher<br />

und freundschaftlich-familiärer Atmosphäre trainiert,<br />

was mich etwa 160 Euro für ein halbes Jahr<br />

kostete. Der Wing Kung Fu ist mittlerweile in <strong>de</strong>n<br />

City Club (Via <strong>de</strong>i ragazzi <strong>de</strong>l´ 99, n° 59 Firenze)<br />

umgezogen und praktiziert dort mehrmals die<br />

Woche.<br />

Kontakt: 333-4067616 o<strong>de</strong>r wingkungfu@gmail.<br />

com o<strong>de</strong>r einfach unter http://www.wingkungfufirenze.com/in<strong>de</strong>x.html.<br />

Ich kann es euch wärmstens empfehlen!<br />

Helena Milas<br />

28


Evangelische Kirchengemein<strong>de</strong> in Florenz<br />

Wer <strong>de</strong>n Besuch evangelischer Gottesdienste nicht missen möchte und in<br />

<strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong> ein Stück Heimat fin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r hat Glück: Denn direkt<br />

in Florenz befin<strong>de</strong>t sich eine <strong>de</strong>utsche evangelische Kirchengemein<strong>de</strong>! Die<br />

Kirche ist in einem kleinen Park unmittelbar am Arno gelegen, rund fünf<br />

Gehminuten vom Ponte Vecchio entfernt (Lungarno Torrigiani <strong>11</strong>, 50<strong>12</strong>5<br />

Firenze). Je<strong>de</strong>n zweiten Sonntag um 10 Uhr sowie an Feiertagen und zu<br />

beson<strong>de</strong>ren Anlässen fin<strong>de</strong>t ein Gottesdienst statt. Viele Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

sind Deutsche, die seit einigen Jahren in Italien leben. So entsteht beim<br />

gemeinsamen Tee- und Kaffeetrinken nach <strong>de</strong>m Gottesdienst ein munterer<br />

Austausch, sowohl über Ereignisse im Heimatland als auch Gebräuche <strong>de</strong>r<br />

Wahlheimat. Viele Tipps zum Leben in Florenz habe ich in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

bekommen - und sie hat mir ein Stück Heimat gegeben, gera<strong>de</strong> an Feiertagen.<br />

Ich persönlich fand die Kombination aus italienischen Bräuchen und<br />

<strong>de</strong>utscher Tradition i<strong>de</strong>al, z.B. an Ostern. Die Kirche in Florenz gehört zur<br />

Gemein<strong>de</strong> Firenze-Pisa-Emilia-Romagna, die wie<strong>de</strong>rum Teil <strong>de</strong>r Chiesa Luterana<br />

ist. Zum Gemein<strong>de</strong>leben gehört auch ein <strong>de</strong>utsch-italienischer Jugendchor,<br />

<strong>de</strong>r sich donnerstags um 20 Uhr zu <strong>de</strong>n Proben trifft (Gemein<strong>de</strong>haus,<br />

Eingang Via <strong>de</strong>i Bardi 20). Schaut mal vorbei, die Gemein<strong>de</strong> freut sich über<br />

Besucher!<br />

Mehr Informationen unter http://<br />

www.chiesaluterana.it/<strong>de</strong>/com<strong>uni</strong>ta/firenze-pisa-emilia-romagna/<br />

und http://digilan<strong>de</strong>r.libero.it/<br />

luterani.e.romagna/ sowie direkt<br />

bei Pfarrer Martin Möslein: moeslein@chiesaluterana.it<br />

Die italienische Variante sind die<br />

Val<strong>de</strong>nser. Auch ihre Gemein<strong>de</strong><br />

und Gottesdienste kann ich sehr<br />

empfehlen! (Ganz nebenbei kann<br />

man seine Sprachkenntnisse auffrischen,<br />

<strong>de</strong>nn wer kann schon das<br />

Vaterunser o<strong>de</strong>r Glaubensbekenntnis<br />

auf Italienisch!) Die Gottesdienste<br />

fin<strong>de</strong>n sonntags um 10.30<br />

Uhr statt im Tempio Val<strong>de</strong>se (Via<br />

Micheli n.26, ang. Via La Marmora<br />

- direkt um die Ecke vom Botanischen<br />

Garten, keine zwei Gehminuten<br />

von San Marco). Das Gemein<strong>de</strong>leben dagegen spielt sich ab im Centro<br />

com<strong>uni</strong>tario Val<strong>de</strong>se in <strong>de</strong>r Via Manzoni 21 (bei Piazza Beccaria). Dort trifft<br />

sich auch freitagsabends eine aufgeweckte Jugendgruppe. Zu<strong>de</strong>m bietet<br />

die Gemein<strong>de</strong> viele Ausflüge und Veranstaltungen an. Ansprechpartner ist<br />

Pastore Pawel Gajewski: pgajewski@chiesaval<strong>de</strong>se.org Mehr Informationen<br />

unter http://www.firenzeval<strong>de</strong>se.chiesaval<strong>de</strong>se.org/<br />

Es lohnt sich, Florenz und Italien mal auf diese ganz an<strong>de</strong>re Art zu erleben!<br />

Tjalke Weber<br />

29


Eine Wan<strong>de</strong>rung<br />

auf <strong>de</strong>m Anello <strong>de</strong>l Rinascimento<br />

Ein Rinascimento könnte <strong>de</strong>r Anello an manchen Stellen gut gebrauchen<br />

und <strong>de</strong>r “Ring” wird zwangsläufig einige Verzerrungen aufgrund mangelhafter<br />

Ausschil<strong>de</strong>rung hinnehmen müssen – ansonsten ist eine Wan<strong>de</strong>rung auf<br />

<strong>de</strong>r durchs Florentiner Umland und konzentrisch um die Stadt verlaufen<strong>de</strong>n<br />

Route für Naturliebhaber und Sportfreun<strong>de</strong> zu empfehlen!<br />

Zweimal wan<strong>de</strong>rte ich im Frühling (sicherlich die beste Jahreszeit) mit Freun<strong>de</strong>n<br />

jeweils verschie<strong>de</strong>ne Strecken <strong>de</strong>r insgesamt ca. 170 Kilometer umfassen<strong>de</strong>n<br />

Route, die sämtliche Topoi <strong>de</strong>s dörflichen und provinziellen Lebens<br />

bedient und teilweise florentinische Bil<strong>de</strong>rbuch-Landschaften, wie man<br />

sie klischeehaft von Postkarten in Erinnerung hat, hautnah fühlen lässt.<br />

Wir durchquerten Wäl<strong>de</strong>r, teilweise dicht und nicht gera<strong>de</strong> leicht zu durchdringen,<br />

teilweise auch versöhnlich dank ihrer sich gelegentlich zeigen<strong>de</strong>n<br />

Lichtungen, die einen atemberauben<strong>de</strong>n Ausblick auf die Florentiner Hügel<br />

und Täler boten, spazierten an sonnengetränkten Olivenhainen vorbei, passierten<br />

vereinzelte, von wirklich beeindrucken<strong>de</strong>r Stille umgeben<strong>de</strong> Häuserreihen,<br />

die sogar einen offiziellen Namen trugen und kamen an mittelalterlichen<br />

Klöstern, Kirchen und absolut verlassenen Mini-Friedhöfen vorbei.<br />

Für <strong>de</strong>rartige abenteuerliche Schönheit mussten wir jedoch auch die oben<br />

erwähnten “Verzerrungen“ in Kauf nehmen: Die Kehrseite <strong>de</strong>r Medaille sind<br />

eben die mangelhaften Ausschil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Strecke und zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>ren ungenaue<br />

Kennzeichnung auf <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rkarte, die wir uns im Touristenbüro in<br />

<strong>de</strong>r Via Cavour besorgt hatten. Dadurch haben wir uns oft verlaufen, waren<br />

gezwungen, mehr Straßenabschnitte zurückzulegen als geplant und hatten<br />

teilweise wirklich Schwierigkeiten, die richtige Strecke zu erahnen: Das die<br />

Strecke weisen<strong>de</strong> rot-weiße Zeichen fin<strong>de</strong>t man stets auf Baumstämme,<br />

auf bereits zu Bo<strong>de</strong>n gefallene Äste o<strong>de</strong>r auf nicht gera<strong>de</strong> auffällige Steine<br />

gemalt, sodass man die Augen immer offen halten muss und auch mal aufgrund<br />

zwei<strong>de</strong>utiger Richtungsweisungen schwerwiegen<strong>de</strong> Entscheidungen<br />

zu treffen hat. Solange man jedoch<br />

<strong>de</strong>n Blick zur Stadt bzw. die Orientierung<br />

nicht verliert, macht es wirklich<br />

sehr viel Spaß und ich habe die<br />

Wan<strong>de</strong>rungen als sehr angenehm<br />

und willkommene Abwechslung<br />

zum meist lauten und nicht immer<br />

gut riechen<strong>de</strong>n Florentiner Stadtleben<br />

empfun<strong>de</strong>n. Nehmt genug zu<br />

trinken und min<strong>de</strong>stens einen guten<br />

Kartenleser (an dieser Stelle:<br />

Danke Matthias!) mit, dann wird’s<br />

sicher lustig!<br />

Auf <strong>de</strong>r ersten Wan<strong>de</strong>rung sind wir von Fiesole über L’Alberaccio und Santa<br />

Brigida bis nach Pontassieve gelaufen, um von dort aus mit <strong>de</strong>m Zug<br />

nach Hause zu fahren; <strong>de</strong>n zweiten Marsch – landschaftlich <strong>de</strong>utlich attrak-<br />

30


tiver – begannen wir in Bagno a Ripoli (genau wie Fiesole mit <strong>de</strong>m Bus zu<br />

erreichen), liefen über S. Donato in Collina, Impruneta und La Certosa<br />

und kamen dann nachts direkt in Florenz auf <strong>de</strong>m Piazzale Michelangelo<br />

wie<strong>de</strong>r an. Es han<strong>de</strong>lt sich um zwei sehr lange Strecken (vor allem die<br />

zweite, sie dauerte 17 Std.); um eine weniger aufwendigere Wan<strong>de</strong>rung zu<br />

genießen, sollte man kürzere Strecken wählen. Die Einteilung <strong>de</strong>r Anello-<br />

Route erlaubt dies (man kann die Strecke auf http://www.firenzeturismo.it/<br />

territorio-area-fiorentina/in-provincia-lanello-<strong>de</strong>l-rinascimento.html im pdf-<br />

Format ansehen und hier auch sonstige Informationen erhalten), zu<strong>de</strong>m ist<br />

es möglich, an mehreren Stationen <strong>de</strong>r Strecke mit Regionalbussen nach<br />

Florenz zurückzufahren.<br />

Riccardo Imperiale<br />

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Festival <strong>de</strong>ll´Oriente<br />

Carrara, 28.-30. Oktober 20<strong>11</strong><br />

Das „Festival <strong>de</strong>ll´Oriente“ war ein dreitägiges Spektakel in Carrara, nahe<br />

<strong>de</strong>r Ligurischen Grenze, das einem auf 40000 qm <strong>de</strong>n Orient, seine Kultur<br />

und vor allem seine Kampfkünste näherbrachte. Es waren etwa 15 Län<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen vertreten, um nur einige<br />

Beispiele zu nennen: Indien, China, Japan, Indonesien, Tibet, Thailand,<br />

Vietnam, aber auch Marokko, Ägypten o<strong>de</strong>r Süd-Korea. Sie präsentierten<br />

sich auf Bazaren, auf <strong>de</strong>nen bzw. lan<strong>de</strong>stypische Lebensmittel, Gerichte,<br />

traditionelle Gewän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> erworben wer<strong>de</strong>n konnten, o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>monstrierten ihre Kultur in folkloristischen Spektakeln o<strong>de</strong>r traditionellen<br />

Zeremonien, Konzerten o<strong>de</strong>r Tänzen, mit <strong>de</strong>nen die Tage <strong>de</strong>r fiera durchzogen<br />

waren.<br />

Doch nicht nur Tanz o<strong>de</strong>r Gesang wur<strong>de</strong>n zelebriert, ein wichtiger Bestandteil<br />

<strong>de</strong>s Festivals bestand vor allem in <strong>de</strong>r Präsentation einer Vielzahl von Kampfkünsten,<br />

zu <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ne Schulen aus verschie<strong>de</strong>nen Teilen Italiens<br />

und <strong>de</strong>r Welt angereist waren und <strong>de</strong>m Besucher spektakuläre Aufführungen<br />

boten.<br />

Die fiera beschränkte sich nicht ausschließlich auf das Beobachten o<strong>de</strong>r Zuschauen,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Besucher konnte selber aktiv wer<strong>de</strong>n. Ein beson<strong>de</strong>rer<br />

Reiz an <strong>de</strong>m Festival war die Möglichkeit, an <strong>de</strong>m Training <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

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Kampfsportschulen o<strong>de</strong>r -gruppen teilzunehmen, die für die Probestun<strong>de</strong>n<br />

je verschie<strong>de</strong>ne Programme ausgearbeitet hatten, womit <strong>de</strong>m neuen Teilnehmer<br />

ein Überblick über die Art <strong>de</strong>s Kampfsportes gewährleistet wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Für jene, die es lieber weniger aktiv angehen lassen wollten, gab es<br />

ein breit gefächertes „salute e benessere“-Angebot, bei <strong>de</strong>m man sich bzw.<br />

einer Thai-Massage unterziehen konnte.<br />

Die Anfahrt ist mit <strong>de</strong>m Zug o<strong>de</strong>r natürlich mit <strong>de</strong>m Auto möglich. Wir haben<br />

uns damals in einer Fahrgemeinschaft organisiert, aus diesem Grund<br />

kann ich lei<strong>de</strong>r wenig über die Zugverbindung berichten. Mit <strong>de</strong>m Auto beträgt<br />

die Fahrt ab Florenz etwa eine Stun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Tageseintritt beträgt<br />

zehn Euro, wobei die fiera um 10 Uhr beginnt und um 24 Uhr been<strong>de</strong>t wird.<br />

Ich empfehle das „Festival <strong>de</strong>ll´Oriente“ je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m italienischen<br />

Alltag ausbrechen möchte und etwas Neues und Außergewöhnliches erleben<br />

will.<br />

Es lohnt sich auf alle Fälle, nicht nur für Kampfsport- o<strong>de</strong>r Orientbegeisterte!<br />

Helena Milas<br />

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Volterra und San Gimignano<br />

– ein Ausflug ins Mittelalter<br />

Da Volterra und San Gimignano nicht weit voneinan<strong>de</strong>r entfernt sind, lässt<br />

sich ein Ausflug in die bei<strong>de</strong>n mittelalterlichen Städtchen gut an einem Tag<br />

vereinbaren. Bei<strong>de</strong> sind mitten in <strong>de</strong>r toskanischen campagna gelegen, <strong>de</strong>swegen<br />

gestaltet sich die Anfahrt nicht ganz so unkompliziert wie beispielsweise<br />

nach Pisa, Perugia o<strong>de</strong>r Siena. Dennoch kann man auf eine Verbindung<br />

mit öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen; mit Bus und/o<strong>de</strong>r Bahn dauert<br />

die einfache Fahrt dann knapp zwei bzw. zweieinhalb Stun<strong>de</strong>n. Falls (wie<br />

wahrscheinlich in <strong>de</strong>n wenigsten Fällen) ein eigenes o<strong>de</strong>r gemietetes Auto<br />

zur Verfügung steht, ist dies sicherlich die komfortabelste Art <strong>de</strong>r Anreise.<br />

Nach San Gimignano braucht man so von Florenz aus etwa ein Stun<strong>de</strong>, nach<br />

Volterra noch ein bisschen länger.<br />

Schon außerhalb <strong>de</strong>r auf die Römerzeit zurückgehen<strong>de</strong>n Stadtmauern Volterras<br />

liegt die erste Sehenswürdigkeit <strong>de</strong>r Stadt: das Teatro Romano, ein<br />

Amphietheater, das <strong>de</strong>m Stil <strong>de</strong>r alten Griechen nachempfun<strong>de</strong>n ist und <strong>de</strong>m<br />

im Mittelalter eine Thermenanlage angebaut wur<strong>de</strong>. Wenn man die Stadt<br />

dann durch eines <strong>de</strong>r Tore, von <strong>de</strong>nen das älteste, die Porta all’Arco, schon<br />

im 4. Jh. v. Chr. von <strong>de</strong>n Etruskern erbaut wur<strong>de</strong>, fin<strong>de</strong>t man sich in einer<br />

mittelalterlicher Atmosphäre zwischen Bauwerken wie <strong>de</strong>m Palazzo <strong>de</strong>i Priori<br />

auf <strong>de</strong>r gleichnamigen Piazza, <strong>de</strong>m Dom o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fortezza Medicea wie<strong>de</strong>r.<br />

In Europa ist Volterra außer<strong>de</strong>m das Alabasterzentrum – das Gestein, das<br />

schon von <strong>de</strong>n Etruskern, Römern und Ägyptern zum Beispiel zur Herstellung<br />

von Gefäßen o<strong>de</strong>r als Wandverkleidung verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, wird hier<br />

sowohl abgebaut als auch vornehmlich zu kunsthandwerklichen Zwecken<br />

verarbeitet.<br />

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San Gimignano, das im Vergleich zu Volterra<br />

auffallend stark besucht ist, ist selbst bei<br />

kaltem Wind En<strong>de</strong> Oktober voller Touristen.<br />

Für <strong>de</strong>n kunst- und architekturinteressierten<br />

Besucher bietet die Stadt<br />

neben <strong>de</strong>r Chiesa Collegiata (Dom) zahlreiche<br />

Kirchen und Museen. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

sechzehn, das Stadtbild prägen<strong>de</strong>n Türme<br />

wird San Gimignano auch Manhatten <strong>de</strong>l<br />

Medioevo genannt. Die Türme sind teilweise<br />

über 50 Meter hoch und verleihen<br />

<strong>de</strong>n zentralen Plätzen <strong>de</strong>r Stadt einen außergewöhnlichen<br />

Rahmen.<br />

Ein Ausflug in die bei<strong>de</strong>n Städte ist allemal<br />

empfehlenswert, auch wenn man nicht<br />

unbedingt Sehenswürdigkeiten o<strong>de</strong>r Museen<br />

besichtigen möchte – es lohnt sich<br />

schon, einfach um die Aussicht auf das<br />

Umland zu genießen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n mittelalterlichen<br />

Gässchen umherzuspazieren.<br />

Karina Kreß<br />

35


Impressum<br />

Autoren<br />

Matthias E<strong>de</strong>ler<br />

Lea Hensen<br />

Riccardo Imperiale<br />

Meike Klom<br />

Karina Kreß<br />

Helena Milas<br />

Mara Nogai<br />

Julia Rahmann<br />

Tjalke Weber<br />

Redaktion<br />

Karina Kreß<br />

Helena Milas<br />

Layout<br />

Karina Kreß<br />

Korrektur<br />

Almut Seyberth<br />

<strong>Bonn</strong>er Italienzentrum<br />

Druck<br />

Hausdruckerei <strong>de</strong>r Universität <strong>Bonn</strong><br />

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