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Schulchronik Mittel-Podibrad, Buch 1.odt

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<strong>Schulchronik</strong> <strong>Mittel</strong>-Podiebrad, 1. <strong>Buch</strong>, Seite 3 von 59<br />

14. Eine Weibsperson, die bei den Schulfenstern vorüberging, kehrte dem Fenster, vor welchem ich gerade stand und<br />

Federn schnitt, den Rücken und hob den Rock hoch in die Höhe.<br />

15. Den 5. Juli 1836 wurde ich von Marie Liebal, der Tochter des Stellbesitzers Wenzel Liebal aus Ober-Podiebrad und<br />

einigen anderen Sonntagsschülerinnen auf den Boden versperrt, währenddessen sich die übrigen Sonntagsschüler und<br />

-schülerinnen unter größtem Jubel im Hause herumbalgten. Auf Anraten des Herrn Pastors übergab ich diese Sache<br />

dem Scholzen Pech zu Ober-Podiebrad zur Bestrafung, der bei Forderung der Liebal zur Rechtfertigung von deren<br />

Eltern zur Antwort erhielt: sie ließen es darauf ankommen. Es blieb mir nichts übrig, als beim Kgl. Landratsamt in<br />

Strehlen Anzeige davon zu machen, welches die von mir eingesandte Klage an die Kgl. Regierung zu Breslau zur<br />

Strafbestimmung schickte, von der Marie Liebal zu 8-tägigen Stockhaus oder zu 5 Rth. Geldstrafe verurteilt wurde. Auf<br />

gütiges Verwenden des Kgl. Superintendenten, Herrn Kerner zu Türpitz, wurde die Strafe jedoch etwas gemildert.<br />

16. Am 8. August 1836 kam ich von Herrn Pastor Tardy aus der Altstadt Strehlen und wurde beim Häusler Kabatnik<br />

aus <strong>Mittel</strong>-Podiebrad von zwei etwa 15-jährigen Mädchen im Vorbeigehen mit einem Hund gehetzt.<br />

Am 25. Juli 1836 hielt der Kgl. Superintendent Herr Kerner in hiesiger Schule eine Kommission im Beisein des Herrn<br />

Pastors Tardy, der beiden Lehrer und des Orts- und Schulvorstandes ab, wobei die vorgefallenen Streitigkeiten<br />

geschlichtet, also auch vorstehende Vorfälle aus dem Tagebuch des Krinis, mit Ausnahme des letzteren Vorfalles, der<br />

sich später ereignete, besprochen wurden.<br />

Laut hohen Restrikts vom 6. September 1836 wurde wurde der Königliche Superintendent zu Türpitz, Herr Kerner von<br />

der Königlichen Regierung zu Breslau - Abteilung II beauftragt, dem derzeitigen hiesigen Hilfslehrer, Krinis, auf sein<br />

Gesuch um den durch den erfolgten Tod des Schullehrers Jäkel allhier erledigten Schullehrerposten zu eröffnen, daß, da<br />

Krimis erst am Ostertermine 1836 aus dem Seminar entlassen worden, seine definitive Anstellung nicht sogleich,<br />

sondern erst nach ganzjähriger Amtsführung, bis zu welcher Zeit er interimistisch angestellt wurde, nachfolgen könne.<br />

Zu bemerken ist, daß sich die hiesige Schulgemeinde alle erdenkliche Mühe gab, wieder einen böhmischen Schullehrer<br />

zu erhalten und deswegen Zusammenkunft an Zusammenkunft hier in der Schule hielt, damit ihr Plan anderen ein<br />

Geheimis bleiben sollte. - Sie erreichten ihre Absicht nicht.<br />

Den 15. Dezember 1836 wurde ein neuer Hilfslehrer bei hiesiger Schule interimistisch angestellt. Es war dies der eine<br />

Zeitlang in Prauß gewesene Hauslehrer Gottlieb Nuchte, gebürtig aus Nimptsch. Infolge seiner Vorstellung bei den<br />

Gemeindevorstehern, daß [das] Adjuvanten-Gehalt gänzlich unzulänglich sei, wurden ihm noch 5 Rth. über das<br />

repartierte Soll, wie dies bereits Krinis als Hilfslehrer bewirkt und gehabt hatte, von der Schulgmeinde zugesetzt.<br />

Den ... 183. wurden aus der Schulkasse 12 Stück Briegische Gesangbücher für hiesige Schule angeschafft.<br />

Den ... 1837 wurden durch Vermittlung des Königlichen Superintendenten, Herrn Kerner von der Königlichen<br />

Regierung zu Breslau der hiesigen Schule 5 Stück Briegische Gesangbücher geschenkt.<br />

Den 8. Februar 1837 holte sich der Inwohner Franz Kaufmann aus Mehltheuer ohne Vermissen des Lehrers Krinis aus<br />

der Schulstube seine Tochter Elisabeth, welche deshalb in der Schule zurückbehalten worden war, weil sie dem Gebot<br />

des Lehrers: Kein Kind, daß die Schule besucht, solle zur stattfindenden Fastnachts-Tanzmusik in den Kretscham<br />

gehen, offenbar zuwider gehandelt, zwei Nächte hindurch sich in diesem herumgetrieben, nicht das Aufgegebene<br />

auswendig gelernt hatte und zu wiederholtem Male zu spät in die Schule kam. Krinis zeigte dies dem Königlichen<br />

Landratsamte zu Strehlen an, welches auf großes Bitten durch Kaufmann mild genug verfügte: Dieser solle dem Krinis<br />

Abbitte tun, was auch vor dem Herrn Pastor Tardy am 4. März geschah.<br />

Den 16. Februar 1837 kam das Eheweib des hiesigen Häuslers Johann Kupka nach Beendigung der vormittagigen<br />

Schulstunde zum Lehrer Krinis und schimpfte denselben aus, daß er ihre Tochter Marie, bei der sich schon länger, denn<br />

seit einem Vierteljahre, Läuse auf den Kleidern zeigten, abgesondert von ihren Mitschülern gesetzt und zur Reinigung<br />

der Kleider angehalten hatte. Auf gemachten Antrag des Krinis beim Ortsgericht durch den Schulvorstand wurde das<br />

Eheweib des Kupka mit zwölfstündigem Arrest bestraft.<br />

Am 21. Februar 1837 kam der Häusler Franz Klimmesch von hier unter Beschimpfung und stellte den Krinis in<br />

halbtrunkenem Zustande über etwas zur Rede, worüber Krinis es nicht für pflichtlich hielt, Auskunft zu geben. Daher<br />

beschied dieser dem Klimmesch: Es solle derselbe nur für jetzt gehen und nüchtern kommen, dann werde er Auskunft<br />

erhalten. Klimmesch donnerte und wetterte: "Du verfluchter Sakvamentsy! Du verfluchter Schulmeister! Das Haus ist<br />

mein, die Türe gehört mir!" Krinis ergriff nun den Klimmesch bei der Hand und beförderte ihn ins Haus, verriegelte die<br />

Stubentür, worauf Klimmesch auf dem Hausflur fortlästerte und dazu noch mit dem Hilfslehrer Nuchte, der ihm dies<br />

untersagte, da schon mehrere Schulkinder sich einfanden, in Wortkampf geriet. Klimmesch sprang vor Wut beständig<br />

an der verriegelten Stubentür hierauf und knallte mit seinen Händen und Füßen ingrimmig daran. Infolge der<br />

desfallsigen Anzeige des Krinis beim Kgl. Landratsamte wurde von diesem ein Termin bestimmt. Als Zeugen waren<br />

von Krinis worden der Hilfslehrer Nuchte und der Schmied Sesulka, bei welchem letzten sich Klimmesch betrunken<br />

hatte. - Klimmesch kam nicht zum Termin. Ein neuer Termin ward deshalb angesetzt, in welchem Klimmesch, da er<br />

fußfällig um Verzeihung bat, zu vierundzwanzigstündiger Stockhausstrafe verurteilt wurde, und den Zeugen Nuchte 10

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