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Besuch der alten Dame - Stowarzyszenie De Musica

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M u z y k a l i a IV · <strong>De</strong>utsches Heft 1<br />

am Anfang <strong>der</strong> Szene durch das Orchester vorgestellten Motivs im 6/8-Takt) <strong>der</strong> Kunden in Ills Geschäft<br />

(4. Szene): „wir stehen zu unserem Ill felsenfest“. Es gibt jedoch Chöre. <strong>De</strong>r Chor verkörpert die<br />

korrumpierte Gesellschaft. In <strong>der</strong> 1. Szene (Bahnhof I) besteht er aus Tenören und Bässen. <strong>De</strong>r Chor führt<br />

uns in die Situation des Städtchens ein. Alles ist ruiniert, das Leben ist für seine Bewohner reines<br />

Vegetieren. Es gibt oft anh<strong>alten</strong>de Töne auf ‚e‘, o<strong>der</strong> chromatische Gänge auf- und rückwärts in den<br />

Singstimmen und im Orchester, staccato und legato abwechslungsweise. Streicher und Flöten folgen dem<br />

chromatischen, schnellen Abgang, bei den Worten „höchste Zeit, daß die Milliardärin kommt“ erklingen<br />

die Bläser im nervösen staccato. Direkt bei <strong>der</strong> Ankunft des Zuges verstärken sich die chromatischen,<br />

schnellen Bewegungen <strong>der</strong> Streicher und die Akkorde <strong>der</strong> Bläser. Oft hat <strong>der</strong> Chor <strong>der</strong> Güllener reine<br />

Wie<strong>der</strong>holungsfunktion, wie in <strong>der</strong> „Fluchtszene“ und im Finale. In Konradsweilerwaldszenen haben wir<br />

einen Frauenchor und Tenöre mit Summen. Es ist eine einfache, lyrische Melodie. Die Alte <strong>Dame</strong> ist <strong>der</strong><br />

Form nach eine gemischte Oper, allerdings dem Text gemäß aufgeteilt 83 . Die beide Bahnhofszenen sind<br />

Scherzi, beide im Metrum 4/4, einmal a-moll, einmal G-Dur, beide Allegro, in beiden ist die<br />

Bahnhofsglocke hörbar, in beiden erscheint das Zugmotiv durch Blasinstrumente – Trompeten, Posaunen,<br />

mit ‚e‘ im Violinschlüssel (die Dominante <strong>der</strong> Oper, die sich gerne zur Tonika ‚a‘ entwickelt) und ‚f‘ im<br />

Baßschlüssel, bei noch andauerndem Klang <strong>der</strong> Bahnhofsglocke und des vorbeirasenden Expresszuges<br />

gespielt. Die Güllener schauen zu: im Baßschlüssel erscheint ein kleines melodisches Motiv dis-e-f-e „das<br />

einzige Vergnügen“ <strong>der</strong> Stadtbewohner. Mit den Zügen kommt von außen eine höhere Macht und das<br />

Verhängnis des Städtchens. Diese Szene ist im ƒƒ notiert und besitzt viele crescendi. Es gibt chromatische<br />

Bewegungen, z.B. das f-fis-g-gis im Baßschlüssel, das dann weiter das Register wechselt und im<br />

Violinschlüssel a-ais-h-c-cis-d-dis-e-f zur Oktave höher weitergeführt wird. Das Leitmotiv <strong>der</strong> Oper f-edis-c-h-ais-f-e<br />

erscheint auch variiert: f-es-c-h-gis-g, o<strong>der</strong> h-gis-g-fis-f-d-cis. Die Musik erlaubt die<br />

Gleichzeitigkeit. Sie vermag es, Texte übereinan<strong>der</strong> zu schichten. Man kann verschiedene Personen sich<br />

gleichzeitig ausdrücken lassen, wie in <strong>der</strong> 1. Szene <strong>der</strong> Chor. Es ist eine Zeitersparung in <strong>der</strong> Handlung, ein<br />

weiterer Vorteil des Librettos.<br />

4. 3. Die Motive<br />

Die Motive entsprechen dem Thema, den Personen und den Ereignissen. Sie werden zu Themen,<br />

diese großen musikalischen Komplexe ähneln den symphonischen Sätzen. Die Melodie in allen Opern von<br />

Einems ist ein dichtes Motivgewebe durch Analogie und Spiegelungen aufgebaut 84 . Das vom Tenor mit<br />

starkem Vibrato gesungene „Güllen“ nennen wir das Motiv des Kondukteurs o<strong>der</strong> das <strong>der</strong> Ankunft. Das<br />

durch eine Fermate verlängerte, ‚dis‘ erzeugt einen gespenstischen Eindruck. Dieses Motiv finden wir in<br />

<strong>der</strong> 1. Szene bei <strong>der</strong> Ankunft Claires, in <strong>der</strong> 6. Szene, wo Ill zu fliehen versucht und in <strong>der</strong> Schlußszene, wo<br />

<strong>der</strong> Lehrer zur Versammlung spricht. Immer beim Auftritt des Bürgermeister erscheint ein<br />

charakteristisches Motiv im wechselnden staccato, unterstrichen noch durch den Heldentenor von Heinz<br />

83<br />

Vgl. vE, S. 268.<br />

84<br />

Die Benennungen <strong>der</strong> Motive stammen von <strong>der</strong> Autorin [M.K.]<br />

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