Brandenburgisches - qs- nrw
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Infektionsschutz<br />
Landesgesundheitsamt<br />
Infektionskrankheiten/lmpfschutz/Krankenhaushygiene (März 2008 – Auszug)<br />
INFEKTIONSGESCHEHEN<br />
Im März wurden 62 ätiologisch geklärte Häufungen<br />
mit insgesamt 625 Erkrankten (E) aus 17<br />
Kreisen übermittelt. Dabei war die Zahl der Norovirus-Geschehen<br />
mit 27 Häufungen bei insgesamt<br />
434 E noch immer hoch, aber gegenüber<br />
den Vormonaten (98 Häufungen mit 1.694 E im<br />
Januar und 44 Häufungen mit 509 E im Februar)<br />
rückläufig. Überwiegend waren Alten- und<br />
Pflegeeinrichtungen betroffen.<br />
Weiterhin wurden übermittelt: 21 Rotavirus-Häufungen<br />
(142 E, überwiegend aus Kindertagesstätten),<br />
8 Influenza-Häufungen, 4 Keuchhusten-<br />
Häufungen (8 E), eine E.-coli-Enteritis-Häufung<br />
(3 E) und eine Häufung durch Salmonella Typhimurium.<br />
EINZELERKRANKUNGEN (AUSZUG)<br />
Eine klinisch-labordiagnostisch bestätigte Meningokokken-Infektion<br />
(Serogruppe B) übermittelte<br />
Brandenburg/Havel. Der 23-jährige Mann wurde<br />
mit Kopfschmerzen, hohem Fieber sowie makulopapulösem<br />
Hautausschlag stationär aufgenommen.<br />
Die Erregerisolierung erfolgte kulturell<br />
im Blut. 5 Personen erhielten eine medikamentöse<br />
Prophylaxe. Eine klinisch-labordiagnostisch<br />
bestätigte Listeriose übermittelte Dahme-Spreewald.<br />
Der 47-jährige Mann (Grunderkrankungen:<br />
Diabetes mellitus, Leberzirrhose, chronischer<br />
Alkoholabusus) erkrankte mit Fieber,<br />
Atembeschwerden und einer Gastroenteritis mit<br />
spontaner bakterieller Peritonitis und septischem<br />
Verlauf. Während der stationären Behandlung<br />
wurde im Ascitespunktat Listeria monocytogenes<br />
(Serovar 4b) kulturell nachgewiesen. In der Lebensmittelanamnese<br />
wurde u.a. der Verzehr von<br />
eingefrorenem, selbst geangeltem Fisch sowie<br />
Salami angegeben.<br />
Listerien sind ubiquitär vorkommende grampositive<br />
Stäbchenbakterien. Sie werden vom Tier auf<br />
den Menschen übertragen. Neben direktem<br />
Tierkontakt sind Infektionen durch<br />
kontaminierte Lebensmittel möglich (z.B.<br />
Rohfleischerzeugnisse, Rohmilchprodukte,<br />
roher Fisch). Die Keime können sich bei<br />
Kühlschranktemperaturen vermehren. Da<br />
sie das Lebensmittel nicht verderben,<br />
werden Listerien nicht an Geruchs- oder<br />
Geschmacksveränderungen erkannt. Als<br />
typische Lebensmittelinfektion können sie<br />
zu schweren Krankheitsverläufen wie Sepsis<br />
und Meningitis führen. Besonders gefährdet<br />
sind Schwangere, Neugeborene,<br />
ältere oder abwehrgeschwächte Menschen.<br />
Infizierte Personen können die<br />
Erreger über längere Zeit mit dem Stuhl<br />
ausscheiden. Zur Therapie stehen Aminopenicilline,<br />
ggf. in Kombination mit Aminoglykosiden,<br />
oder Rifampicin zur Verfügung.<br />
Wichtigste präventive Maßnahmen<br />
sind eine gute Küchenhygiene und die<br />
Erkrankungsfälle (pro 100.000)<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Vermeidung sog. Risikolebensmittel bei Schwangeren<br />
und Abwehrgeschwächten. Eine Impfprophylaxe<br />
steht nicht zur Verfügung.<br />
Der labordiagnostische Nachweis von Listeria<br />
monocytogenes ist nach § 7 Infektionsschutzgesetz<br />
(IfSG) bei direktem Nachweis aus Blut,<br />
Liquor oder anderen normalerweise sterilen<br />
Substraten sowie aus Abstrichen von Neugeborenen<br />
namentlich meldepflichtig. Dem Gesundheitsamt<br />
wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2 IfSG<br />
auch der Verdacht und die Erkrankung an einer<br />
akuten infektiösen Gastroenteritis ohne labordiagnostischen<br />
Nachweis gemeldet (infektiöse<br />
Gastroenteritis bei einer Person, die im Lebensmittelbereich<br />
tätig ist, sowie bei einem epidemiologischen<br />
Zusammenhang mehrerer Erkrankungen).<br />
unter 5<br />
5 bis 9<br />
männlich<br />
10 bis 14<br />
15 bis 19<br />
Lyme-Borreliose 2007<br />
20 bis 24<br />
25 bis 29<br />
weiblich<br />
30 bis 39<br />
Altersgruppe<br />
40 bis 49<br />
50 bis 59<br />
60 bis 69<br />
über 69<br />
Infektionskrankheit Fälle Kumulativwert<br />
31.12.2007–<br />
30.03.2008*<br />
Lyme-Borreliose 26 126<br />
Campylobacter-Enteritis 89 314<br />
E. coli-Enteritis (ohne EHEC) 18 62<br />
Hepatitis C 6 25<br />
Influenza 112 354<br />
Listeriose 1 1<br />
Meningokokken-Infektion 1 6<br />
Norovirus-Infektion 780 5655<br />
Pertussis 97 383<br />
Rotavirus-Infektion 574 2398<br />
Salmonellose 84 233<br />
Tuberkulose 7 20<br />
Yersiniose 14 37<br />
* vorläufige Zahlen (durch Nachmeldungen kann es<br />
Differenzen zwischen der Summe der Einzelmonate<br />
und dem aktuellen Kumulativwert geben)<br />
LYME-BORRELIOSEN 2007<br />
(KURZINFO MIT ABBILDUNG)<br />
Im Berichtsjahr 2007 standen Lyme-Borreliosen<br />
mit 2.227 übermittelten Erkrankungen (87 Fälle<br />
pro 100.000 Einwohner) im Land Brandenburg<br />
an vierter Stelle der meldepflichtigen Erkrankungen.<br />
Die Anzahl der übermittelten Fälle liegt seit<br />
Jahren auf hohem Niveau (2005: 2.306 E,<br />
2006: 2.193 E). Die Mehrheit der Betroffenen<br />
(73%) konnte einen Zeckenstich in der Anamnese<br />
angeben. Bei 91% der Patienten (2.019 E)<br />
wurde ein Erythema migrans und bei 1% (32 E)<br />
eine frühe Neuroborreliose diagnostiziert. Die<br />
Altersverteilung der übermittelten Lyme-Borreliosen<br />
zeigte zwei Gipfel. Wie in den Vorjahren<br />
wurden die höchsten altersspezifischen Inzidenzen<br />
in der Altersgruppe 50+ mit einem Maximum<br />
bei den 60- bis 69-Jährigen beobachtet<br />
(159 Fälle pro 100.000 dieser Altersgruppe).<br />
Hohe Neuerkrankungsraten zeigten auch Schulkinder<br />
im Alter von 5 bis 9 Jahren (81 Fälle pro<br />
100.000 dieser Altersgruppe). Frauen erkrankten<br />
häufiger als Männer (55% vs. 45%), wobei<br />
in der Geschlechtsverteilung eine Altersabhängigkeit<br />
zu erkennen ist. Im Grundschulalter waren<br />
mehr Jungen betroffen gegenüber mehr<br />
Frauen im Erwachsenenalter (s. Abb.). Die meisten<br />
Lyme-Borreliosen wurden aus Oder-Spree<br />
(302 E), Märkisch-Oderland (235 E) und Potsdam-Mittelmark<br />
(209 E) übermittelt. Betroffen<br />
waren alle Kreise. Nach einem milden Winter<br />
und bei einem besonders warmen Frühling wurden<br />
2007 bereits ab März mehr Erkrankungen<br />
als im gleichen Zeitraum der Vorjahre gemeldet.<br />
Die meisten Fälle wurden 2007 im Juni übermittelt,<br />
während der Erkrankungsgipfel in den<br />
Vorjahren meist im Juli lag. Besonders gefährdet<br />
sind Personen, die durch ihre Lebensweise<br />
gegenüber Zecken exponiert sind (Arbeiten im<br />
Wald, naturnahe Lebensweise, Spielen in freiem<br />
Gelände, Gartenarbeit). Auf die Vorsichtsmaßnahmen,<br />
wie das Tragen geschlossener Kleidung<br />
und das regelmäßige Absuchen des Körpers<br />
nach Zecken nach dem Kontakt mit<br />
Büschen oder Gras, wird ausdrücklich<br />
hingewiesen. Bei unklaren fieberhaften<br />
Erkrankungen, Erythemen und Gelenkbeschwerden<br />
sollte auch nach Zeckenstichen<br />
gefragt werden. Bei Zeichen einer<br />
Infektion sind die aktuellen Therapieempfehlungen<br />
der Fachgesellschaften zu<br />
beachten, z.B. unter<br />
www.p-e-g.org, www.cdc.gov,<br />
www.rki.de und<br />
www.lgl.bayern.de/gesundheit/<br />
nrz_borrelien.htm<br />
Für die Erkrankung oder den Tod an<br />
einer Borreliose sowie den Erregernachweis<br />
von Borrelia burgdorferi sp. besteht<br />
im Land Brandenburg eine namentliche<br />
Meldepflicht gemäß erweiterter<br />
Meldepflichtverordnung (InfKrankMV).<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> Ärzteblatt 5/2008 · 18. Jahrgang<br />
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