PRESSEINFORMATION - Gartenbaukino
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10 über die produktion | der seltsame fall ...<br />
verloren, und obwohl ich ihn sehr vermisse, habe ich fast den Eindruck,<br />
als ob sein Tod zu meiner Reise in Richtung Queenie dazugehört. Als<br />
mein Vater krank wurde, achteten wir darauf, dass er nie allein war – immer<br />
wachte jemand an seinem Bett. Er starb, als ich bei ihm war, weil ich<br />
wusste, dass ich das aushalten würde. Diese Rolle hat mir in meiner<br />
Trauer geholfen, und meine Trauer hat meine Darstellung beeinflusst.<br />
Die Kunst kann ein großer Heiler sein.“<br />
Benjamin wächst auf und nimmt Verluste mit einem Gleichmut hin, wie<br />
er sehr selten ist. „Er wird in einer Umgebung groß, in der die Menschen<br />
sich mit ihrer Sterblichkeit abgefunden haben – ihm macht kaum etwas<br />
Angst“, sagt Fincher. „Alle Menschen, die er kennen lernt, haben sich<br />
bereits auf den Weg gemacht – jeder Moment mit ihnen könnte der Letzte<br />
sein. Doch keiner dieser Leute ist hysterisch, alle finden sich damit ab. So<br />
gewöhnt er sich schon sehr früh an die tiefgreifendsten Aspekte des Todes.<br />
Der Tod wartet auf alle, doch wir verbringen unser Leben damit, uns<br />
auf andere Dinge zu konzentrieren, um über diese Unausweichlichkeit<br />
nicht nachdenken zu müssen.“<br />
Benjamin lernt Daisy bereits in beider Kinderjahren kennen – sie besucht<br />
ihre Großmutter im Altersheim. Daisy kann durch sein greisenhaftes<br />
Äußeres hindurch das Kind in seinem Innern erkennen. „Ein Dreh- und<br />
Angelpunkt der Story sind die Berührungspunkte ihrer sehr verschiedenen<br />
Lebensläufe“, sagt Roth. „Die Beziehung entwickelt sich, indem sie<br />
reifer werden und sich verändern – mit all den versäumten und wahrgenommenen<br />
Chancen.“<br />
Als die Menschen in seiner Umgebung altern, wird nur Benjamin immer<br />
jünger. „Benjamins umgekehrter Alterungsprozess macht ihm umso<br />
deutlicher, dass er nichts festhalten kann“, sagt Schauspielkollege<br />
Mahershalalhashbaz Ali. „Er weiß, dass ihm für alles nur eine begrenzte<br />
Zeit zur Verfügung steht, und dann muss man sich damit abfinden<br />
loszulassen. Man nutzt es, so lange es dauert, aber es gehört uns nicht.“<br />
Diese Akzeptanz des Unabänderlichen führt Fincher auf seinen eigenen<br />
Vater zurück. „Vieles in Benjamin erinnert mich an meinen Vater“, sagt<br />
der Regisseur. „Als Journalist und als jemand, der in der Wirtschaftskrise<br />
der 1930er-Jahre aufwuchs, wirkte er etwas stoisch, er war ein Beobachter,<br />
er akzeptierte die Dinge, ohne sie zu beurteilen. Wie ich mich an ihn<br />
erinnere, nahm er die Menschen so, wie sie waren. Das habe ich auf Benjamins<br />
Reaktionen und seinen Umgang mit Menschen und Situationen<br />
übertragen. Ich sehe ihn an und denke: ,Ja, so würde Jack sich verhalten,<br />
so würde er handeln.‘“<br />
... des benjamin button | über die produktion 11<br />
Außer von Queenie wird Benjamin von den Altenheimbewohnern<br />
aufgezogen, die ihre Abenteuer und Lebenslektionen längst abgeschlossen<br />
haben und ihren Lebensabend ruhig im Nolan House verbringen<br />
wollen.<br />
Queenies langjähriger Freund Tizzy Weathers zählt zu Benjamins ersten<br />
„Vätern“. „Tizzy ist eine Art Maßstab, ein Barometer für seine Männlichkeit“,<br />
sagt Mahershalalhashbaz Ali, der die Rolle des Tizzy übernimmt.<br />
„Er erzieht ihn, gibt ihm Richtlinien vor. Er bringt ihm Lesen und<br />
Schreiben bei, lehrt ihn Shakespeare. Vor allem aber dient er Benjamin als<br />
Vorbild für männliches Verhalten. Tizzy legt das Fundament, so dass<br />
Benjamin auch mit seiner Rolle als Mann seinen Frieden machen kann.“<br />
Doch wie alle, die Benjamin kennen und lieben lernt, begleitet Tizzy ihn<br />
nur eine kurze Wegstrecke. Benjamin lässt Queenie und Tizzy, Daisy und<br />
seine übrigen Freunde hinter sich und verlässt sein Heim, um in die Welt<br />
hinauszuziehen. Das lockende Abenteuer wird von Kapitän Mike und der<br />
bunt zusammengewürfelten Crew auf dessen Schleppboot repräsentiert.<br />
Jared Harris spielt den wettergegerbten Kapitän, der seine Persönlichkeit<br />
in Form von Tattoos auf dem ganzen Körper mit sich herumträgt. Harris<br />
beschreibt die Figur als „unerfüllt, frustriert, besoffen – er wirkt wie ein<br />
grimmiger, verhinderter Künstler. Er übernahm den Beruf seines Vaters,<br />
weil er sich nicht gegen ihn durchsetzen konnte.“<br />
Trotz seiner Probleme mit dem Altvorderen wird Kapitän Mike selbst eine<br />
Vaterfigur für Benjamin. „Väter haben ungeheuren Einfluss auf unser<br />
Leben“, sagt Harris. „Und in dieser Geschichte bildet die Beziehung der<br />
Männer – das Verhältnis von Vätern zu Söhnen – einen wichtigen roten<br />
Faden. Wie ein schlechter Vater oder Onkel führt Kapitän Mike Benjamin<br />
in die sündigen Freuden des Lebens ein. Außerdem lehrt er ihn das Seemannsleben,<br />
das Benjamin die ganze Welt eröffnet.“<br />
Doch Kapitän Mike ist wie zuvor Tizzy nur Ersatz für den echten Vater,<br />
Thomas Button, der Benjamin auf Queenies Schwelle gelegt hat. „Thomas<br />
projiziert all seine Trauer, Ablehnung und Zukunftsangst auf dieses<br />
Kind“, sagt Jason Flemyng, der die Rolle des Thomas Button übernimmt.<br />
„Seltsamerweise glaubt Thomas, dass er sich nach dem Tod seiner Frau<br />
im Kindbett all seinen Schmerz vom Hals schaffen kann, indem er seinen<br />
Sohn aussetzt. Tatsächlich aber bereut er diese Tat sein Leben lang. Sie<br />
lässt ihn nie mehr los.“<br />
Flemyng ist mit Pitt und Fincher befreundet und war derart beeindruckt<br />
von Eric Roths Drehbuch, dass er sofort eigene Probeaufnahmen von sich<br />
machte, um die Rolle des Thomas Button zu ergattern. Er erinnert sich: