WiGeP News 2/2013
WiGeP News 2/2013
WiGeP News 2/2013
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Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
Wissenschaftliche Gesellschaft<br />
für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong><br />
Berliner Kreis & WGMK<br />
NEWS<br />
Mitteilungen der <strong>WiGeP</strong><br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
diese <strong>WiGeP</strong>-<strong>News</strong> geben Ihnen einen<br />
aktuellen Einblick in die vielseitigen<br />
Aktivitäten unserer Mitglieder in der<br />
Produktentwicklung. Als Bindeglied<br />
zwischen Universitäten und der Industrie<br />
möchten wir dazu beitragen,<br />
innovative Lösungen aus den verschiedenen<br />
Fachbereichen der Produktentwicklung<br />
zu kommunizieren<br />
und Kooperationen im Bereich der<br />
Forschung und Lehre rund um die<br />
Produktentwicklung zu fördern. Ich<br />
freue mich, den regen Austausch zu<br />
eben diesem Zweck als Geschäftsführer<br />
mit zu begleiten und das langjährige<br />
Engagement meines Vorgängers<br />
Prof. Jürgen Gausemeier weiterführen<br />
zu dürfen. Der Wechsel der Geschäftsstelle<br />
ist nun vollzogen.<br />
Zur <strong>WiGeP</strong> zählen aktuell 75 Universitätsprofessoren<br />
sowie 50<br />
Führungspersönlichkeiten renommierter<br />
deutscher Unternehmen.<br />
Sprechen Sie uns gerne bezüglich<br />
einer gemeinsamen Förderung des<br />
Technologietransfers und der Produktinnovationen<br />
an oder besuchen Sie<br />
unsere Homepage www.wigep.de!<br />
<strong>WiGeP</strong>-Herbsttagung <strong>2013</strong> in Stuttgart<br />
Über 50 Teilnehmer bei der Herbsttagung der <strong>WiGeP</strong><br />
Die diesjährige Herbsttagung der Wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft für Produktentwicklung<br />
(<strong>WiGeP</strong>) fand vom 25.-28.09.<strong>2013</strong> in<br />
Stuttgart statt. Eingeladen hatte Prof. Spath<br />
vom Fraunhofer IAo in Kooperation mit Prof.<br />
Binz (IKTD) und Prof. Bertsche (IMA). Den über<br />
50 Teilnehmern wurde ein interessantes und<br />
abwechslungsreiches Programm geboten.<br />
Zwei Mal pro Jahr treffen sich die Mitglieder<br />
der <strong>WiGeP</strong> um sich auszutauschen. Während<br />
die Frühjahrstagung das Ziel verfolgt, Forschung<br />
und Lehre regelmäßig auf die aktuellen<br />
Herausforderungen aus der Industrie<br />
abzustimmen und die Unternehmen bei der<br />
Entwicklung der Produkte für die Märkte von<br />
morgen zu unterstützen, hat die Herbsttagung<br />
einen eher nach innen gerichteten<br />
charakter. So standen auf der diesjährigen<br />
Tagung Themen der strategischen Ausrichtung<br />
der <strong>WiGeP</strong> im Vordergrund. Der <strong>WiGeP</strong><br />
gehören ca. 80 Universitätsprofessorinnen<br />
und -professoren an, die die Wissenschaftslandschaft<br />
auf dem Gebiet der Produktentwicklung<br />
prägen.<br />
ZU GAST IM ZENTRUM FÜR VIRTUELLES<br />
ENGINEERING – ARBEITEN UNTER DEM VIR-<br />
TUAL SKY<br />
Mit dem „Zentrum für Virtuelles Engineering“<br />
(ZVE) hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />
und organisation IAo in Stuttgart<br />
ein Haus der Wissensarbeit geschaffen, in<br />
dem Wissenschaftler interdisziplinär rund um<br />
die Themen innovative Arbeitsgestaltung,<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche<br />
Bild 1:<br />
Teilnehmer der <strong>WiGeP</strong>-Herbsttagung <strong>2013</strong> in Stuttgart vor dem ZVE
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Mobilität der Zukunft, visuelle Technologien<br />
und digitales Engineering forschen – passend<br />
zu Inhalten der <strong>WiGeP</strong>.<br />
Labore verschmelzen im ZVE mit Büros. Je<br />
nach aktuellen Arbeitsbeziehungen zwischen<br />
den verschiedenen Arbeitsbereichen<br />
und je nach Ressourcenanforderung kann<br />
der Arbeitsplatz am Tag u.U. mehrmals wechseln<br />
–in Übereinstimmung mit den Anforderungen<br />
heutiger Multiprojekt-Arbeit.<br />
Aufgrund vorbildlicher Effizienz, Umweltfreundlichkeit<br />
und Ressourcenschonung erhielt<br />
das ZVE von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) das Zertifikat<br />
in Gold.<br />
Der fachliche Austausch der <strong>WiGeP</strong>-Mitglieder<br />
fand sozusagen unter freiem Himmel<br />
statt, nämlich unter dem von Fraunhofer-<br />
Lichtexperten entwickelten „Virtual Sky“, der<br />
im Auditorium des Gebäudes für annähernd<br />
natürliches Tageslicht sorgt und dabei wahlweise<br />
den Wolkenzug, die Lichtintensität<br />
oder ganze Sonnenaufgänge simulieren<br />
kann.<br />
Intensiver Austausch zwischen den<br />
Mitgliedern<br />
Die Mitgliederversammlung hatte auch in<br />
diesem Herbst wichtige aktuelle Themen als<br />
Schwerpunkt. Beispielsweise der Austausch<br />
und die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen<br />
Gesellschaften oder auch<br />
die strategische Ausrichtungen bezüglich<br />
der Einbindung des Industriekreises. Die<br />
drei Fachgruppen „Maschinenelemente<br />
und -systeme“, „Methoden und Prozesse der<br />
Produktentwicklung“ sowie „Virtuelle Produktentwicklung“<br />
trafen sich zudem fachgruppenintern<br />
um deren fachbezogene<br />
aktuelle Themen voranzubringen und abzustimmen.<br />
Abwechslungsreiches<br />
Programm<br />
auch<br />
für die Begleitpersonen<br />
Gemäß der Tradition<br />
der Herbsttreffen<br />
wurde<br />
den Begleitpersonen<br />
der <strong>WiGeP</strong>-<br />
Mitglieder ein<br />
interessantes und<br />
abwechslungsreiches<br />
Programm<br />
geboten. Während<br />
die Mitglieder<br />
sich in Sachen<br />
Bild 3:<br />
<strong>WiGeP</strong> austauschten,<br />
besichtigten die Damen das im 18. Jahrhundert<br />
erbaute Stuttgarter Schloss Solitude<br />
und die Stadtbahn Stuttgart, nahmen aber<br />
auch – typisch schwäbisch – an einer Kehrwochen-Führung<br />
teil.<br />
Verleihung des Wolfgang-Beitz-<br />
Preises <strong>2013</strong> im Meilenwerk Böblingen<br />
Die <strong>WiGeP</strong> vergab auch in diesem Jahr den<br />
Wolfgang-Beitz-Preis <strong>2013</strong> an zwei herausragende<br />
wissenschaftliche Arbeiten. Die Preisverleihung<br />
fand am 26.09.<strong>2013</strong> im Rahmen<br />
der <strong>WiGeP</strong>-Herbsttagung statt.<br />
Der Preis wird im Andenken und im Sinne<br />
des 1998 verstorbenen Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing.<br />
E.h. Wolfgang Beitz an wissenschaftliche<br />
Arbeiten mit herausragender ingenieurwissenschaftlicher<br />
Relevanz und hohem Innovationsgehalt<br />
verliehen.<br />
Die Preisverleihung fand sehr passend im<br />
Meilenwerk in Böblingen statt, das zeitlos<br />
schöne Automobilia ausstellt – ein Augenschmaus<br />
für Produktentwickler.<br />
Der Wolfgang-Beitz-Preis besteht aus einer besonderen Ausgabe des<br />
DUBBEL, einer Medaille (nicht im Bild) sowie natürlich einer Urkunde<br />
Preisträger sind Herr Dr.-Ing. Tobias Düser<br />
vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
für seine Dissertation mit dem Titel „X-inthe-Loop<br />
– ein durchgängiges Validierungsframework<br />
für die Fahrzeugentwicklung am<br />
Beispiel von Antriebsstrangfunktionen und<br />
Fahrerassistenzsystemen“ sowie Herr Dr.-Ing.<br />
Andreas Maiwald von der TU Chemnitz für<br />
seine Dissertation mit dem Titel „Numerische<br />
Analyse des Wanderverhaltens von Wälzlagerringen“.<br />
Für die <strong>WiGeP</strong><br />
Michael Bartholdt<br />
Bild 2:<br />
Herr Prof. Spath begrüßt die <strong>WiGeP</strong>-Mitglieder im ZVE unter<br />
dem Virtual Sky<br />
Bild 4:<br />
Der Vorsitzende der <strong>WiGeP</strong> Prof. Albers (Mitte) übergibt den Wolfgang-<br />
Beitz-Preis <strong>2013</strong> an die beiden Preisträger Dr.-Ing. Düser (links) und<br />
Dr.-Ing. Maiwald (rechts)<br />
2
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
3D von Scan bis Druck<br />
Im 3D-Labor der TU-Braunschweig lernen Studierende neue Hilfsmittel der virtuellen<br />
Produktentwicklung kennen und arbeiten aktiv an deren Weiterentwicklung mit<br />
Überführung realer<br />
Objekte in<br />
dreidimensionale<br />
virtuelle Modelle<br />
durch drei<br />
verschiedene<br />
Scanverfahren<br />
Bild 1:<br />
MOTIVATION<br />
Bild 2:<br />
3D-Scan<br />
real<br />
Prozesskette im 3D-Labor<br />
Bearbeitung von<br />
gescannten<br />
Objekten und<br />
Erstellung neuer<br />
Modelle durch<br />
CAD-Programme in<br />
der virtuellen Welt<br />
3D-Scan eines Rennsporthelmes<br />
Darstellung und<br />
Handhabung<br />
dreidimensionaler<br />
virtueller Modelle<br />
durch<br />
stereoskopische<br />
Ausgabe und 3D-<br />
Eingabegeräte<br />
virtuell<br />
3D-Datenverarbeitung<br />
3D-<br />
Visualisierung<br />
3D-Druck<br />
Überführung<br />
virtueller Modelle in<br />
reale Objekte durch<br />
drei verschiedene<br />
Druckverfahren<br />
real<br />
Verkürzte Produktlebenszyklen und hohe<br />
Innovationsraten des internationalen<br />
Wettbewerbs setzen die etablierten Produktentwicklungsprozesse<br />
anhaltend unter<br />
Druck. Dabei erfordert die Parallelisierung<br />
von Teilprozessen ein erhöhtes Organisations-<br />
und Kommunikationsmaß, dem<br />
unter anderem mit rechnerunterstützten<br />
Werkzeugen begegnet wird. Ebenso bei<br />
der Auslegung, Gestaltung und Simulation<br />
von neuen Produkten leisten Rechner heute<br />
unverzichtbare Dienste, die zu einer anhaltenden<br />
Virtualisierung des Produktentwicklungsprozesses<br />
führen. Im Zusammenspiel<br />
mit konventionellen Entwicklungsmethoden<br />
und dem Faktor Mensch können reale<br />
Objekte allerdings weiterhin unterstützen.<br />
Deshalb sind Technologien von Nöten, die<br />
die Schnittstelle zwischen Realität und virtueller<br />
Welt schnell überbrücken. Bezüglich<br />
geometrischer Modelle wurden hierzu<br />
verschiedene Technologien einerseits zur<br />
räumlichen Geometrieaufnahme (3D-Scan)<br />
sowie andererseits zur schnellen generativen<br />
Fertigung (3D-Druck) entwickelt.<br />
HISTORIE<br />
Am Institut für Konstruktionstechnik<br />
(IK) der Technischen Universität Braunschweig<br />
werden seit 2007 generative Fertigungsverfahren<br />
zur Unterstützung der<br />
Produktentwicklung eingesetzt. So hergestellte<br />
Bauteile finden in Industrie- und<br />
Forschungsprojekten als Diskussionsgrundlage<br />
oder Funktionsmuster Anwendung<br />
sowie in der Lehre als Anschauungsmodell.<br />
2010 kam ein 3D-Scanner hinzu, der in Zusammenwirkung<br />
mit der jahrzehntelangen<br />
Erfahrung im Bereich der rechnerunterstützten<br />
Konstruktion erstmals einen Prozesszyklus<br />
zwischen realen und virtuellen<br />
Geometriemodellen ermöglicht.<br />
3D-DRUCK FÜR JEDERMANN<br />
Mit den Möglichkeiten des Interessenaustauschs<br />
über das Internet hat sich eine<br />
Subkultur gebildet, die den Do-It-Yourself-<br />
Gedanken mit Unterstützung moderner<br />
Technologien fortführt – die sogenannte<br />
Maker-Szene. Über die Entwicklung CNCgesteuerter<br />
Werkzeugmaschinen sind so<br />
auch verschiedenste Konzepte von 3D-<br />
Druckern entstanden, die mit einfachen<br />
Mitteln durch jedermann aufgebaut werden<br />
können. Nachdem wichtige Patente im Bereich<br />
der generativen Fertigungsverfahren<br />
abgelaufen sind, wurde diese Entwicklung<br />
weiter beschleunigt. So wurde zum Beispiel<br />
an der Universität Bath (England) das<br />
Projekt „RepRap“ zur Entwicklung einer<br />
selbst replizierenden Rapid-Prototyping-<br />
Anlage gegründet. Durch die frei verfügbaren<br />
Konstruktionsdaten, offene Software<br />
sowie kostengünstige Komponenten erfuhr<br />
das Projekt rasantes Wachstum und zählt<br />
heute Tausende Mitglieder. Die sehr große<br />
Teilnehmerzahl sowie die internationale<br />
Vernetzung der Maker-Szene bewirkt eine<br />
anhaltend hohe Dynamik bezüglich Kreativität<br />
und Innovationsfortschritt.<br />
DAS 3D-LABOR<br />
Die Grundidee des 3D-Labors ist es, Studierenden<br />
den Zugang zu neuen Hilfsmitteln<br />
der virtuellen Produktentwicklung zu<br />
erleichtern, sie bei aktuellen Forschungsprojekten<br />
in höherem Maße einzubinden<br />
und die Forschungstätigkeiten stärker mit<br />
bestehenden Lehrveranstaltungen zu verknüpfen.<br />
Hierzu wurden die am IK vorhandenen<br />
3D-Scan und -Druck-Technologien<br />
an einer zentralen Stelle zusammengefasst<br />
und um Anlagen aus der Maker-Szene derart<br />
ergänzt, dass eine repräsentative Angebotsbreite<br />
zwischen kommerziellen und<br />
Open-Source-Anlagen zur Verfügung steht.<br />
Dies bietet den Studierenden sowohl die<br />
Leistungsfähigkeit der professionellen Verfahren<br />
als auch die gute Zugänglichkeit der<br />
Anlagen aus der Maker-Szene. Die vorhandenen<br />
sowie die neuen Anlagen wurden im<br />
Zusammenspiel mit den am IK aufgebauten<br />
Kompetenzen in vier Tätigkeitsfelder gegliedert.<br />
Diese bilden bezüglich der geometrischen<br />
Modellierung eine komplette<br />
Prozesskette vom 3D-Scan über die Datenverarbeitung<br />
und -visualisierung bis hin<br />
zum 3D-Druck (Bild 1).<br />
ANWENDUNG<br />
Durch die interdisziplinären Herausforderungen<br />
bei der Weiterentwicklung der<br />
3
https://ww w.musterforum.de<br />
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
3D-Scan- und 3D-Druck-Verfahren ist das<br />
3D-Labor nicht nur den Studierenden des<br />
Maschinenbaus vorbehalten sondern steht<br />
auch Studierenden der Fachrichtungen<br />
Elektrotechnik und Informatik offen, um so<br />
deren Vernetzung zu fördern und auch den<br />
Austausch von wissenschaftlichen Hilfskräften<br />
zu unterstützen. Neben der freien<br />
Mitarbeit wird das 3D-Labor für mehrere<br />
vorlesungsbegleitende Labore verwendet.<br />
In der Lehrveranstaltung „Rechnerunterstütztes<br />
Auslegen und Optimieren“ wird<br />
zum Beispiel das Getriebe eines Modellrennwagens<br />
ausgelegt und dessen Zahnräder<br />
generativ im 3D-Labor hergestellt. Im Labor<br />
der Veranstaltung „Rechnerunterstütztes<br />
Konstruieren“ wird das 3D-Scannen genutzt,<br />
um Randbedingungen für Änderungskonstruktionen<br />
aufzunehmen. Darüber hinaus<br />
dient das 3D-Labor studentischen Gruppen,<br />
wie z.B. dem Braunschweiger Team des Formula<br />
Student Wettbewerbs, zur Erfassung<br />
von Geometriedaten oder zur Realisierung<br />
von Funktionsmustern (Bild 2).<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor<br />
Dipl.-Ing. Hauke Prüß<br />
Institut für Konstruktionstechnik<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Konzept für eine intelligente Technologie-Frühaufklärung<br />
Neue Technologien haben häufig Auswirkungen<br />
auf viele Gestaltungsbereiche eines<br />
Unternehmens und beeinflussen Produkte,<br />
Produktionssysteme sowie das Geschäftsmodell.<br />
Das frühzeitige Erkennen aufkommender<br />
Technologie-Entwicklungen mit<br />
hoher Relevanz ist Aufgabe der Technologie-Frühaufklärung.<br />
Daraus ergeben sich<br />
oftmals Möglichkeiten zur Schaffung von<br />
nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen. Allerdings<br />
betreiben viele Unternehmen und<br />
insbesondere kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) keine systematische Technologie-Frühaufklärung.<br />
Es mangelt offenbar<br />
nicht an technologischen Informationen,<br />
die durch das Internet leicht verfügbar<br />
sind. Vielmehr verhindert die schwer überschaubare<br />
Informationsflut ein effizientes<br />
Aufspüren neuer Technologien. Während<br />
für „manuelle Recherchen“ die Ressourcen<br />
fehlen, erweist sich die Anwendung der<br />
verfügbaren IT-Werkzeuge zumeist als nicht<br />
benutzungsfreundlich und bei näherem<br />
Informationsquellen<br />
(z.B. Datenbanken)<br />
Bild 1:<br />
HEUTE<br />
Technologiesuchfelder<br />
definieren<br />
Technologiescanning<br />
Technologie-<br />
Monitoring<br />
Technologien<br />
bewerten<br />
Kontinuierliche<br />
Überprüfung<br />
Hinsehen auch als aufwändig.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde am Heinz<br />
Nixdorf Institut im Rahmen des BMBF-<br />
Forschungsverbundprojekts ADISTRA –<br />
Adaptierbares Instrumentarium für die<br />
strategische Pro-duktplanung (Projektträger<br />
Karlsruhe, PTKA) ein Konzept zur intelligenten<br />
Technologie-Frühaufklärung<br />
entwickelt, welches drei Aufgabenfeder umfasst<br />
sowie ein entsprechendes IT-Werkzeug<br />
vorsieht (Bild 1).<br />
Maschinelles Lernen aus<br />
menschlichem Feedback<br />
Konzept einer intelligenten Technologie-Frühaufklärung<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Nr. 1 2 3 4 ... 97 98<br />
1 1 0 1 1 3<br />
2 0 3 3 1 3<br />
3 1 1 4 0 1<br />
4 0 3 1<br />
2 0<br />
...<br />
97 1 1 2 2<br />
4<br />
98 0 0 2 1 5<br />
Ableitung von<br />
Handlungsoptionen<br />
Technologiesuchfelder definieren:<br />
Technologiesuchfelder grenzen den Suchraum<br />
nach relevanten Technologie-Informationen<br />
ein. Hierzu werden im Rahmen von<br />
Befragungen und Workshops Technologiethemen<br />
aus vier Berei-chen gesammelt, die<br />
sich in ihrer Detailtiefe unterscheiden (Bild<br />
2): „Bekannte Technologien des Unternehmens“<br />
bilden den Ausgangspunkt und sind<br />
einfach zu ermitteln. Das Management beschäftigt<br />
sich häufig mit übergeordneten<br />
„Technologie-Megatrends“, z.B. Internet der<br />
Dinge, 3D-Drucken etc. Fachabteilungen arbeiten<br />
hingegen detaillierter: Im Fokus stehen<br />
Anforderungen oder Entwicklungsziele<br />
für Technologien, sog. „Spezifikationen“.<br />
Das „Unternehmensumfeld“ hält darü-ber<br />
hinaus Hinweise, z.B. über Wettbewerbsaktivitäten<br />
bereit. Die Technologiethemen werden<br />
hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit bewertet<br />
und in einer multidimensionalen Skalierung<br />
dargestellt. Ähnliche Technologiethemen<br />
werden zu Technologiesuchfeldern zusammengefasst<br />
(Clusteranalyse).<br />
Informationsbeschaffung mittels<br />
Scanning und Monitoring:<br />
Technologie-Scanning: Für die ermittelten<br />
Technologiesuchfelder, werden verschiedene<br />
Informa-tionsquellen wie Datenbaken<br />
für Fachartikel und Patente sowie Foren des<br />
Social Web etc. durch-sucht. Der Herausforderung<br />
eines exponentiell steigenden Informationsangebots<br />
kann mittels intel-ligenter<br />
Suchalgorithmen begegnet werden: Dem<br />
Konzept des maschinellen Lernens folgend,<br />
stei-gert sich die Ergebnisqualität durch<br />
Einbezug menschlichen Feedbacks. Die<br />
Vorschläge des TFA-Tools werden durch die<br />
Anwender bewertet und dementsprechend<br />
selektiert. Dies steigert die Ergebnisqualität<br />
nachfolgender Suchvorgänge.<br />
Technologie-Monitoring: In dieser Phase<br />
erfolgt die Beobachtung der identifizierten<br />
Technolo-gien. Das Monitoring erfolgt im<br />
Gegensatz zum Scanning gerichtet, d.h. es<br />
ist bekannt, was ge-sucht wird. Zur Darstellung<br />
der Ergebnisse empfehlen wir ein Technologie-Radar,<br />
in dem die Be-wegungen der<br />
identifizierten Technologien nachgehalten<br />
werden (vgl. Bild 1). Ein wohldurchdachtes<br />
IT-Werkzeug bereitet vor diesem Hinter-<br />
4
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Bekannte Technologien<br />
des Unternehmens<br />
Spezifikationen<br />
(z.B. Anforderungen, Funktionen,<br />
Entwicklungsziele, etc.)<br />
Bild 2:<br />
Technologie-Megatrends<br />
(z.B. Internet der Dinge, Erneuerbare<br />
Energien, 3D-Drucker, etc.)<br />
Quellen für<br />
Technologiethemen<br />
Unternehmensumfeld<br />
Identifikation von Technologiethemen<br />
(z.B. Wettbewerb, Schlüsselpartner,<br />
Institute, Publikationen, etc.)<br />
grund nur die neu<br />
identifizierten<br />
Technologien auf,<br />
die sich gemäß<br />
des menschlichen<br />
Feedbacks als vielversprechend<br />
erwiesen<br />
haben.<br />
Technologien<br />
bewerten:<br />
Erfolgsentscheidend<br />
für die Realisierung<br />
eines<br />
Wettbewerbsvorsprungs ist u.a. die Selektion<br />
be-deutsamer Technologien. Die<br />
Selektion erfolgt über eine Bewertung des<br />
Einflusses auf technolo-gierelevante Gestaltungsbereiche,<br />
welche zuvor identifiziert<br />
werden. Abschließend werden für die ausgewählten<br />
Technologien Handlungsoptionen<br />
abgeleitet.<br />
M.Sc. Benjamin Amshoff<br />
M.Sc. Daniel Eckelt<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn<br />
Mit Konstruktion und Design zu einer neuen Form der Kooperation<br />
Über die Methode und Anwendung des hybriden Designprozesses am Institut für Konstruktionstechnik und Technisches<br />
Design<br />
Als ein Dilemma der interdisziplinären Produktentwicklung<br />
stellt die Kooperation<br />
verschiedener Fachdisziplinen nach wie<br />
vor eine Herausforderung dar. Unterschiedliche<br />
Denk- und Arbeitsweisen und eine<br />
Vielfalt unterschiedlichster Entwicklungswerkzeuge<br />
erschweren hier meistens eine<br />
zielgerichtete Zusammenarbeit und verursachen<br />
unnötige Iterationsschleifen. Zur<br />
Minimierung dieses Dilemmas wurden am<br />
Institut für Konstruktionstechnik und Technisches<br />
Design (IKTD) der Universität Stuttgart<br />
mehrere Untersuchungen im Rahmen<br />
von entsprechenden Forschungsprojekten<br />
durchgeführt.<br />
METHODE ALS BASIS<br />
Ausschlaggebend für den Beginn erster Untersuchungen<br />
waren Entwicklungskooperationen,<br />
die in der Vergangenheit zwischen<br />
dem IKTD und industriellen Unternehmen<br />
erfolgreich durchgeführt wurden. Hierbei<br />
wurden zwar bereits methodische Vorgehensweisen<br />
und neuartige Entwicklungswerkzeuge<br />
zur Verbesserung der<br />
entsprechenden Entwicklungsprozesse eingesetzt,<br />
jedoch war erhebliches Verbesserungspotenzial<br />
aufgrund stetig wandelnder<br />
Rahmenbedingungen und technologischer<br />
Neuerungen zu erkennen. Darüber hinaus<br />
konnten immer wieder Schwachstellen im<br />
Informationstransfer herausgestellt werden.<br />
Zur Lösung des beschriebenen Dilemmas<br />
und mit dem Motiv einer ständigen Verbesserung<br />
wurde die Generierung einer neuen<br />
Entwicklungsmethode angestrebt. Dies<br />
stellt somit die grundlegendste Lösungsmöglichkeit<br />
des beschriebenen Dilemmas<br />
dar, da letztendlich jedweder Entwicklungsprozess<br />
in den Methoden und Vorgehensweisen<br />
begründet ist. Basierend auf einer<br />
der gängigsten Methoden konstruktiver<br />
Produktentwicklung wurde im Rahmen<br />
einer Dissertation mit dem Titel „Untersuchungen<br />
zum hybriden Designprozess in<br />
der technischen Produktentwicklung“ durch<br />
Integration informatorischer Grundsätze<br />
der hybride Designprozess methodisch generiert.<br />
Dieser ermöglicht eine direkte Einbindung<br />
verschiedenster Fachdisziplinen<br />
Bild1:<br />
Die methodische Zusammenarbeit am IKTD<br />
und verhindert darüber hinaus eine Einschränkung<br />
der fachspezifischen Arbeitsweisen.<br />
Damit lässt dieses Methodenmodell<br />
ausreichend Freiraum für Innovationen und<br />
Kreativität. Besonders im Fokus stand dabei<br />
die Integration der Fachdisziplin Design,<br />
die aufgrund ihrer schöpferischen und methodischen<br />
Inhomogenität sicherlich eine<br />
der vielfältigsten Gruppen darstellt. Durch<br />
Abstraktion bestehender und allgemeiner<br />
Entwicklungsprozesse konnte anschließend<br />
ein Vergleich verschiedener Produktentwicklungen<br />
ermöglicht werden. Eine darauf<br />
aufbauende Evaluation der einzelnen Vorgänge<br />
und Abläufe konnte das erhebliche<br />
Verbesserungspotential einer Anwendung<br />
dieser neuen Methode verdeutlichen.<br />
5
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
WEGE IN DIE PRAXIS<br />
Der hybride Designprozess soll zukünftig im<br />
Rahmen von weiteren Forschungsprojekten<br />
optimiert und durch Industriekooperationen<br />
erweitert und validiert werden. Hierfür<br />
sind am IKTD durch die Vernetzung der<br />
Fachbereiche Antriebstechnik (AT), Rechnergestützte<br />
Produktentwicklung (CAE),<br />
Methodische Produktentwicklung (MPE)<br />
und Technisches Design (TD) besondere Synergieeffekte<br />
im Rahmen einer Produktentwicklung<br />
(PE) gegeben (Bild 1): Einerseits<br />
durch die Nutzung der Kompetenzen und<br />
Werkzeuge der einzelnen Fachbereiche<br />
und andererseits durch die ganzheitliche<br />
Betrachtung ingenieursrelevanter Themen<br />
und Fragestellungen.<br />
Besonders zu erwähnen ist noch, dass<br />
durch die Förderung der eigenständigen,<br />
fachspezifischen Arbeitsweisen eine Steigerung<br />
des Entwicklungsergebnisses ohne<br />
Einschränkung der einzelnen kreativen Lösungsräume<br />
erfolgen kann. Dies wird zusätzlich<br />
durch die direkte Einbindung der<br />
Kommunikation gefördert und befürwortet<br />
daher das erhöhte methodische Vorgehen.<br />
Ein erhöhter Informationsaustausch sowie<br />
kurze Kommunikationswege zeichnen<br />
daher die Zusammenarbeit zwischen den<br />
Fachbereichen der Konstruktionstechnik<br />
und dem Technischen Design am IKTD aus.<br />
Dies soll zukünftig weiter ausgebaut werden,<br />
sodass eine Integration auch mit externen<br />
Partnern leicht ermöglicht werden<br />
kann. Somit konnte durch die Optimierung<br />
des Entwicklungsprozesses eine neue Form<br />
der Kooperation innerhalb der interdisziplinären<br />
Produktentwicklung erreicht werden.<br />
Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Maier<br />
Dr.-Ing. Frank Beier<br />
Institut für Konstruktionstechnik und Technisches<br />
Design<br />
Universität Stuttgart<br />
Prozess zur Gestaltung, Optimierung und Fertigung von<br />
Leichtbaustrukturen<br />
Motivation<br />
Generative Fertigungsverfahren erlauben<br />
gegenüber den traditionellen Verfahren der<br />
Formgebung einen höheren geometrischen<br />
Gestaltungsspielraum. In den Anfangsjahren<br />
wurden hauptsächlich Prototypen aus<br />
Kunststoff für medizinische und technische<br />
Anwendungen gefertigt. Durch die Entwicklung<br />
des Laserstahlschmelzens, das auf der<br />
Basis von Metallpulver Bauteile generativ<br />
erzeugen kann, rücken diese Verfahren für<br />
Funktionsbauteile immer stärker in den<br />
Fokus von konstruktiven Entwicklungsprozessen.<br />
Vielfach werden damit etablierte<br />
Verfahren abgelöst, die jahrelang ohne fertigungstechnische<br />
Alternative blieben.<br />
Neben komplizierten Geometrien können<br />
mit den generativen Verfahren filigrane<br />
Strukturen im Inneren von Bauteilen realisiert<br />
werden, die damit ein hohes Potenzial<br />
an Materialeinsparung und Leichtbau bieten.<br />
Diese Strukturen wurden vielfach für<br />
Implantate im medizinischen Bereich betrachtet,<br />
da sie Möglichkeiten zur Nachbildung<br />
biologischer Strukturen bieten. Diese<br />
Strukturen gewinnen aber gerade durch<br />
die Nutzung metallischer Werkstoffe auch<br />
für den Maschinenbau an Bedeutung. Sie<br />
können das thermische, statische und dynamische<br />
Verhalten von Bauteilen des Maschinenbaus<br />
beeinflussen. Die Nutzung der<br />
Strukturen im Entwicklungsprozess gestaltet<br />
sich hingegen als sehr kompliziert. Die<br />
fundierte Berechnung derartiger Strukturen<br />
wird beispielsweise bisher nicht ausgeführt<br />
und validiert.<br />
6<br />
Filigrane Strukturen können entweder regelmäßig<br />
und geometrisch determiniert<br />
aufgebaut oder aber stochastisch abgebildet<br />
werden. Diese unregelmäßigen Strukturen<br />
findet man bei Metallschäumen vor,<br />
deren detaillierte geometrische Gestalt<br />
jedoch nicht reproduzierbar ist. Daher werden<br />
im Folgenden nur regelmäßig aufgebaute<br />
Strukturen betrachtet, die bezüglich<br />
ihrer Geometrie mathematisch beschreibbar<br />
sind. Für die Herstellung der filigranen<br />
Strukturen sind aus fertigungstechnischer<br />
Sicht Forderungen hinsichtlich der offenen<br />
Porosität zu erfüllen, damit unverbrauchtes<br />
Pulver wieder entfernt werden kann. Weiterhin<br />
ist es wünschenswert, beim Bau der<br />
Strukturen möglichst wenig bis gar kein<br />
Stützmaterial verwenden zu müssen. In der<br />
Vergangenheit wurden am Lehrstuhl unterschiedliche<br />
Strukturen bezüglich ihrer fertigungsgerechten<br />
Gestaltung untersucht.<br />
Problemstellung<br />
Hinsichtlich der effizienten Nutzung dieser<br />
filigranen Strukturen im CAE-Umfeld gibt es<br />
gegenwärtig noch deutliche Defizite:<br />
1.Die Werkzeuge zum Entwurf bionischer<br />
Strukturen im konstruktiven Entwicklungsprozess<br />
sind bisher von den üblichen<br />
CAD-Systemen abgekoppelt und<br />
bieten hinsichtlich der Weiterbearbeitung<br />
dieser Strukturen keine Funktionalität. Im<br />
Sinne eines durchgängigen Produktentwicklungsprozesses<br />
müssen aber filigrane<br />
Strukturen mit Entwurfswerkzeugen im<br />
Arbeitsumfeld des Konstrukteurs erzeugt<br />
werden können.<br />
2.Aufgrund der neuartigen Möglichkeit der<br />
Innengestaltung sind die Bauteile hinsichtlich<br />
Festigkeit und Verformung im<br />
Vorfeld zu berechnen. Gegenüber Volumenmodellen<br />
mit homogenen Werkstückeigenschaften,<br />
müssen nun neue Modelle,<br />
Softwarewerkzeuge, Prozessketten und<br />
Schnittstellen für die Berechnung geschaffen<br />
werden.<br />
3.Anders als bei massiv ausgeführten<br />
Bauteilen bieten gerade die bionischen<br />
Strukturen im Inneren der Bauteile<br />
Möglichkeiten zur Gestalt- und damit<br />
Festigkeitsoptimierung. Optimierungswerkzeuge,<br />
die diesen Prozess unterstützen,<br />
stehen bisher noch nicht zur<br />
Verfügung.<br />
4.Die konstruierte, berechnete, optimierte<br />
und damit geänderte Geometrie muss<br />
gleichermaßen der Fertigungsvorbereitung<br />
und Fertigung nutzbar übergeben<br />
werden. Hierfür gibt es nur bedingt einsetzbare<br />
Softwarewerkzeuge.<br />
Die Ursachen für eine noch nicht etablierte<br />
durchgängige Nutzung im Entwicklungsprozess<br />
wird in den enormen Datenmengen<br />
gesehen, die es soft- und hardwaremäßig zu<br />
verarbeiten gilt. Ein komfortables Handling<br />
dieser Daten ist in der Regel bei großen Bauteilen<br />
nicht mehr möglich.
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Bild 1:<br />
Prozess zur Gestaltung, Optimierung und Fertigung von Leichtbaustrukturen<br />
Lösungsweg<br />
Ein Lösungsweg (Bild 1) soll nun im Folgenden<br />
konkreter dargestellt werden. Die<br />
geplante Arbeitsumgebung zur Erstellung<br />
offenporöser Strukturen sind die dem<br />
Konstrukteur vertrauten CAD-Systeme<br />
wie z.B. SolidWorks. Der Konstrukteur erstellt<br />
zunächst das erforderliche Bauteil<br />
als Vollkörperteil mit einer definierten Außengeometrie,<br />
das die Grundlage für den<br />
Ersatz mit Leichtbaustrukturen bildet. Um<br />
Rechen- und Speicheraufwand zu minimieren,<br />
wird das Bauteil in Schichten unterteilt,<br />
für die jeweils eine charakteristische<br />
Kurve als Begrenzung erzeugt wird. Innerhalb<br />
der Begrenzung wird anschließend<br />
eine Gitterstruktur in Abhängigkeit der<br />
Parameter Strukturtyp, Strukturstärke und<br />
Wabengröße erzeugt. Die Gitterstrukturen<br />
aller Schichten werden als Drahtdarstellung<br />
im IGES-Format exportiert. Der Export<br />
als Linienmodell ist notwendig, da eine<br />
FEM-Berechnung als Volumenmodell zu<br />
rechenintensiv ist. Deswegen wird ein reduziertes<br />
Balkenmodell mit definierter Dicke<br />
verwendet. Im Unterschied zu bereits kommerziell<br />
verfügbaren Strukturgeneratoren<br />
entsteht somit ein geometrisch beschreibbares<br />
Modell, das einer weiterführenden<br />
Verwendung zugeführt werden kann.<br />
Die erzeugten Gitterstrukturen werden für<br />
die Berechnung und Optimierung im FE-<br />
System ANSYS importiert.<br />
Das Modell<br />
wird als Balkenmodell<br />
für die Berechnung<br />
aufbereitet. Für<br />
die Berechnungsvorbereitung<br />
werden<br />
jedoch weitere<br />
Daten benötigt.<br />
Dazu gehören Material,<br />
Einspannung,<br />
Kraftrichtung und<br />
Kraftgröße. Diese Informationen<br />
werden<br />
über eine eigens<br />
definierte Steuerungsdatei<br />
vom<br />
CAD-System an das<br />
Berechnungssystem<br />
übergeben. Das Material<br />
wird bereits<br />
während der Entwicklung<br />
vom Konstrukteur<br />
über die<br />
Materialdatenbank<br />
des CAD-Systems<br />
festgelegt. Weiterhin werden die Randbedingungen<br />
(Einspannung und Belastung)<br />
bereits im CAD-System definiert. Dazu erzeugt<br />
der Anwender Referenzgeometrien<br />
(Ebenen oder Linien) an den Bauteilfeatures<br />
(Flächen oder Kanten), an denen die Randbedingungen<br />
wirken. Zusätzlich sind in dieser<br />
Datei Werte zum Konstruktionsordner,<br />
zur angestrebten Optimierungsstrategie,<br />
zum gewünschten Exportformat und zum<br />
gewählten Strukturtyp angegeben. Für<br />
eine Optimierung der Struktur können die<br />
Parameter Strukturstärke, Wabengröße und<br />
Anzahl der Balken in der Struktur verändert<br />
werden. Das Ziel einer Optimierung kann<br />
eine Steifigkeits- oder Spannungsanpassung<br />
beziehungsweise eine Kombination<br />
aus beiden sein. Prinzipielles Ergebnis einer<br />
Steifigkeitsuntersuchung ist, dass die Struktur<br />
zu labil, zu stabil oder aber in Ordnung<br />
ist. Hinsichtlich der Spannungsoptimierung<br />
können Spannungen in der Struktur einen<br />
Grenzwert übersteigen, Spannungen in der<br />
Struktur unter einem Grenzwert liegen oder<br />
die Spannungen der gewünschten Festigkeit<br />
entsprechen. In den Fällen, in denen die<br />
Struktur die gewünschten Resultate erzielt,<br />
wird sofort der Export eingeleitet. Ist die<br />
Struktur zu labil bzw. sind die auftretenden<br />
Spannungen zu hoch muss der Konstrukteur<br />
im CAD-System die Struktur steifer gestalten,<br />
da eine automatische Veränderung<br />
durch den Lösungsprozess zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt nicht möglich ist. Der<br />
Optimierungsansatz kann somit sinnvoll in<br />
den Fällen angewandt werden, in denen die<br />
Struktur zu steif ist bzw. die Spannungen<br />
unterhalb eines Grenzwertes liegen. Dabei<br />
werden alle Balken der Struktur gelöscht,<br />
die als nicht belastet angesehen werden.<br />
Die Entscheidung welche Teile belastet und<br />
nicht belastet sind, wird mit Hilfe eines prozentualen<br />
Anteils der maximal auftretenden<br />
Spannung in der Struktur getroffen. Nach<br />
erfolgter Optimierung im ersten Schritt<br />
wird erneut eine Berechnung durchgeführt.<br />
Pro Berechnungsschritt wird der Grenzwert,<br />
d.h. die Größe des prozentualen Anteils der<br />
maximalen Spannung variiert. Letztendlich<br />
wird der Algorithmus so lange durchlaufen<br />
bis die gewünschte Spannung bzw. Steifigkeit<br />
erreicht ist, eine maximale Schrittanzahl<br />
durchlaufen wurde oder die Änderung des<br />
prozentualen Anteils so gering ist, dass sich<br />
keine Strukturänderung mehr einstellt.<br />
Um die optimierte Struktur einer weiteren<br />
Nutzung z.B. innerhalb der Fertigung zuführen<br />
zu können, muss das Balkenmodell<br />
als Volumen in Form der filigranen Struktur<br />
in einem Austauschformat ausgegeben werden.<br />
Dabei sind für jedes Balkenelement die<br />
Position und Abmessungen bekannt. Die<br />
Struktur kann somit als Volumenmodell im<br />
IGES-Format oder als diskretes STL-Modell<br />
berechnet und ausgegeben werden. Ein<br />
Volumenmodell kann z.B. für eine weiterführende<br />
Konstruktion oder die Integration<br />
in bestehende Bauteile herangezogen werden.<br />
Das exportierte STL-Modell eignet sich<br />
für die direkte Übergabe an die generative<br />
Fertigung. Bild 2 zeigt einen Prototyp einer<br />
optimierten Leichtbaustruktur für ein Unterkieferimplantat<br />
zunächst aus Kunststoff.<br />
Bild 2:<br />
Prototyp einer optimierten Leichtbaus<br />
truktur aus Kunststoff für ein Unterkieferimplantat<br />
7
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Die vorgestellte Prozesskette zeigt die effektive<br />
Verknüpfung von CAE-Systemen<br />
(z.B. CAD- und Simulationssysteme) zur Konstruktion<br />
und Optimierung von filigranen<br />
offenporösen Strukturen mittels eigener<br />
Softwarebibliotheken. Durch den Export<br />
der optimierten Struktur eignet sich dieser<br />
Prozess für die direkte Anbindung an die<br />
generative Fertigung. Aufgrund der Festigkeits-<br />
und Steifigkeitsoptimierung können<br />
diese Strukturen einer Verwendung in Maschinenbauteilen<br />
oder Medizinprodukten,<br />
die einer Belastung unterworfen sind, zugeführt<br />
werden. In Bezug auf die immense<br />
Datenmenge wurde der Umgang mit den<br />
Strukturen durch eine schichtweise Verarbeitung<br />
vereinfacht beziehungsweise sogar<br />
erst ermöglicht.<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Ralph Stelzer<br />
Dr.-Ing. habil. Christine Schöne<br />
Dipl.-Ing. Philipp Sembdner<br />
Institut für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion<br />
Lehrstuhl Konstruktionstechnik/CAD<br />
Technische Universität Dresden<br />
Der Integrated Function Modelling (IFM) Framework<br />
Unterstützung interdisziplinärer Konzeptentwicklung durch integrierte Funktionsmodellierung<br />
Zunehmender Wettbewerb auf globalen<br />
Märkten, stetig wandelnde Anforderungen<br />
und Wünsche von Kunden, sowie neue<br />
Technologien, Umwelt- und Sicherheitsbestimmungen,<br />
fordern eine kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung von Produkten. Dies erfolgt<br />
unter anderem durch Erweiterung und<br />
Ausdifferenzierung von Produktfunktionalitäten,<br />
sowie Ergänzung der angebotenen<br />
Leistungspalette um Service-Angebote in<br />
Kombination mit entwickelten Produkten<br />
in Form von Produkt/Service Systemen<br />
(PSS). Funktionserweiterung und Service-<br />
Integration erfordern dabei insbesondere<br />
in der Konzeptphase die Disziplinen-übergreifende<br />
Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen<br />
Entwicklungsbereichen. In<br />
der Konzeptentwicklungsphase erfolgen<br />
die Definition zentraler Funktionen sowie<br />
die Auswahl von Lösungsprinzipien. Sie<br />
ist somit prägend für die Merkmale des<br />
späteren Produktes oder PSS. Entwicklungsmethodiken<br />
schlagen typischerweise<br />
Funktionsmodellierung zur Unterstützung<br />
des Überganges von Anforderungen zu<br />
möglichen Lösungskonzepten vor und auch<br />
in der industriellen Praxis finden Funktionsmodelle<br />
vermehrt Einsatz. Interdisziplinäre<br />
Entwicklungsvorhaben stellen Unternehmen<br />
dabei vor die Herausforderung, eine<br />
Vielzahl Disziplinen-übergreifender, stark<br />
vernetzter Funktionen, beispielsweise in<br />
der Entwicklung mechatronischer Systemen<br />
oder PSS, effizient zu spezifizieren und modellieren.<br />
Diversität von Funktionsmodellierung<br />
Klassische Funktionsmodellierungsansätze<br />
im Maschinenbau betrachten Funktion<br />
typischerweise als ein gewünschtes oder<br />
bereits existentes Verhalten eines Systems.<br />
8<br />
Funktionen werden darin verbreitet durch<br />
Verb/Nomen Kombinationen bezogen auf<br />
eine Transformation von Operanden (typischerweise<br />
Materialien, Energie oder Signale)<br />
beschrieben. Die Repräsentation ist<br />
strukturiert durch die Flüsse von Operanden<br />
und zugehörigen technischen Transformationsprozessen.<br />
Darüber hinaus finden sich in<br />
Literatur und Praxis jedoch eine Reihe unterschiedlichster<br />
Funktionsmodelle in den verschiedenen<br />
Disziplinen. Eine Verknüpfung<br />
der Disziplinen-spezifischen Modellierungsansätze<br />
wird dabei durch abweichende Inhalte<br />
und unterschiedliche Morphologie<br />
(Struktur und semantische Verknüpfungen<br />
von Inhalten) behindert.<br />
Inhalte von Funktionsmodellierung in<br />
verschiedenen Disziplinen sind neben<br />
technischen Transformationsprozessen<br />
vor allem Anwendungsfälle, Interaktionsprozesse<br />
zwischen Akteuren in der Funktionserfüllung,<br />
menschliche Aktivitäten<br />
oder Prozesse, Zustände und Zustandsänderungen<br />
von Operanden oder Akteuren,<br />
sowie physiochemische Effekte. Akteure<br />
können technische Systeme (z.B. Artefakte,<br />
Module, Komponenten, etc.), biologische<br />
Systeme (beispielsweise Menschen) oder<br />
Einflüsse aus der Umwelt des betrachteten<br />
Systems sein. Akteure fungieren als Funktionsträger,<br />
die durch die Bereitstellung von<br />
physiochemischen Effekten, allein oder in Interaktion<br />
mit anderen Akteuren, geforderte<br />
Transformationsprozesse ermöglichen. Es<br />
zeigt sich, dass Flüsse von Transformationsprozessen<br />
Disziplinen-übergreifend zentral<br />
in der Funktionsmodellierung sind. In verschiedenen<br />
Disziplinen sind diese jedoch<br />
jeweils mit weiteren Inhalten kombiniert.<br />
Im Zuge eines laufenden Forschungsprojektes<br />
an der Universität Luxembourg<br />
wurde ein Funktionsmodellierungsansatz<br />
entwickelt, der die unterschiedlichen Inhalte<br />
modular verknüpft, um gemeinsame<br />
Funktionsmodellierung Disziplinen-übergreifend<br />
zu unterstützen: der Integrated<br />
Function Modelling (IFM) Framework.<br />
Integrated Function Modelling (IFM)<br />
Framework<br />
Der IFM Frameworks basiert auf umfangreichen<br />
Literaturstudien, sowie empirischer<br />
Forschung mit industriellen Partnern aus Automobilentwicklung,<br />
Anlagenbau, Luft- und<br />
Raumfahrttechnik, sowie Telekommunikationstechnik.<br />
Der IFM Framework besteht aus<br />
sechs Sichten: Process flow view, State view,<br />
Actor view, Use Case/Process Dependency<br />
(UPD) view, Effect view und Interaction<br />
view. Die verschiedenen Sichten repräsentieren<br />
die unterschiedlichen Inhalte, sowie<br />
deren Abhängigkeiten, die in Funktionsmodellen<br />
aus verschiedenen Disziplinen repräsentiert<br />
werden. Aufbau und Darstellung<br />
der einzelnen Sichten ist Matrix-basiert, um<br />
eine anschauliche, klar strukturierte Darstellung<br />
von Inhalten und Abhängigkeiten<br />
zu ermöglichen. Die Kombination der unterschiedlichen<br />
Sichten ermöglicht einen<br />
ganzheitlichen Blick auf die Funktionalität<br />
eines Systems. Die Disziplinen-übergreifenden<br />
zentralen Transformationsprozesse<br />
(sowohl technischer als auch menschlicher<br />
Natur) und Interaktionsprozesse sind im<br />
Process flow view dargestellt, der zentral innerhalb<br />
des Frameworks angeordnet ist. Die<br />
übrigen Sichten sind um diese zentrale Sicht<br />
herum gruppiert (Bild 1).<br />
Die Process flow view repräsentiert den sequentiellen<br />
oder parallelen zeitlichen Fluss<br />
von einzelnen Prozessen bezogen auf einen<br />
bestimmten Einsatzfall des betrachteten<br />
Systems. Neben dem rein zeitlichen Ver-
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
lauf von Prozessen können diese auch mit<br />
Flüssen von Operanden, simultan zu den<br />
klassischen Funktionsmodellen aus dem<br />
Maschinenbau kombiniert werden. Hierzu<br />
wird die Process flow view mit der State<br />
view kombiniert.<br />
Die State view repräsentiert die Zustände<br />
von Operanden und Akteuren, sowie deren<br />
jeweiligen sequentiellen Änderungen im<br />
Verlauf eines Prozessflusses.<br />
Die Actor view ermöglicht die direkte Zuweisung<br />
von (multiplen) Akteuren zu einzelnen<br />
Prozessen in der Process flow view.<br />
Die Actor view repräsentiert damit, welche<br />
Akteure – allein oder in Kombination mit<br />
anderen – in die Erfüllung der jeweiligen,<br />
geforderten Prozesse und Anwendungsfälle<br />
involviert sind und diese umsetzen.<br />
Die UPD view repräsentiert, welche individuellen<br />
Prozesse aus der Process flow view<br />
in die verschiedenen Einsatzfälle des Systems<br />
involviert sind. Die Sicht ermöglicht<br />
somit die Analyse von Abhängigkeiten zwischen<br />
verschiedenen Einsatzfällen, die sich<br />
aus einer etwaigen Wiederverwendung von<br />
einzelnen Prozessen ergeben und die die<br />
parallele oder sequentielle Ausführbarkeit<br />
der Einsatzfälle beeinflussen können.<br />
Die Effect view repräsentiert die physiochemischen<br />
Effekte, die nötig sind, um einzelne<br />
Prozesse zu ermöglichen. Diese Sicht<br />
erlaubt somit eine detaillierte Betrachtung<br />
und Analyse einzelner Prozesse.<br />
State view<br />
ACTORS OPERANDS<br />
Interaction view<br />
USE CASES<br />
ACTORS<br />
OPERANDS<br />
Bild 1:<br />
UPD view<br />
Process flow<br />
view<br />
PROCESSES<br />
Actor view<br />
Die Interaction view stellt die direkten bilateralen<br />
Abhängigkeiten, Verknüpfungen<br />
bzw. Beeinflussungen zwischen verschiedenen<br />
Akteuren und Operanden, sowie untereinander,<br />
in der Erfüllung von Prozessen<br />
und Einsatzfällen dar.<br />
Die unterschiedlichen Sichten im IFM Framework<br />
sind direkt über ihre Matrix-Struktur<br />
miteinander verknüpft, so dass Inhalte<br />
einzelner Sichten direkt mit Inhalten benachbarter<br />
Sichten verlinkt sind. Parallele<br />
Modellierung in einzelnen Sichten kann direkt<br />
mit einer internen Konsistenzprüfung<br />
kombiniert und unterstützt werden.<br />
Kontext-spezifische Anwendung<br />
Abhängig vom speziellen Entwicklungskontext<br />
und involvierten Disziplinen können<br />
unterschiedliche Inhalte relevant sein.<br />
Durch die klare Aufteilung des IFM Frameworks<br />
in unterschiedliche Sichten soll bedarfsgerechte<br />
Adaption ermöglicht werden:<br />
Einzelne Sichten können je nach Bedarf, das<br />
bedeutet je nachdem, ob einzelne Inhalte<br />
und Abhängigkeiten in einem konkreten<br />
Entwicklungsprojekt betrachtet werden<br />
sollen, flexibel zugefügt oder weggelassen<br />
werden. Dadurch können Modellierungsaufwand<br />
und -komplexität an den konkreten<br />
Bedarf angepasst werden.<br />
In der Anwendung des IFM Frameworks<br />
können Entwickler ausgehend von einer<br />
Anforderungsbeschreibung zu einer detaillierten<br />
Repräsentation des Systems auf<br />
funktionaler Ebene gelangen. Die einzelnen<br />
Sichten werden dabei in der Annäherung an<br />
eine mögliche Lösung iterativ erweitert und<br />
Integrated Function Modelling Framework<br />
Effect view<br />
detailliert. Die Zuordnung der unterschiedlichen<br />
Akteure, welche die gewünschten<br />
Funktionalitäten umsetzen sollen, stellt den<br />
Übergang zu einem möglichen Lösungskonzept<br />
dar. Die Darstellung von gegenseitigen<br />
Abhängigkeiten und Einflüssen von<br />
Akteuren und Operanden in der Interaction<br />
view resultiert in einer ersten Systemstruktur<br />
und ermöglicht die Verknüpfung von<br />
einer funktionalen Systembetrachtung<br />
mit Modellierungsansätzen aus späteren<br />
Entwicklungsphasen. Es wird somit eine<br />
Nachvollziehbarkeit der Lösungsfindung<br />
ausgehend von den Anforderungen bis zur<br />
Zuordnung von Lösungselementen und<br />
Spezifikation der jeweiligen Abhängigkeiten<br />
unterstützt.<br />
Die Matrix-basierte Repräsentation im IFM<br />
Framework erlaubt die Anwendung etablierter<br />
Analyseverfahren für Design Structure<br />
Matrizen (DSM). Ein Beispiel ist die<br />
zuvor erwähnte Konsistenz- und Konfliktanalyse<br />
innerhalb und zwischen einzelner<br />
Matrizen. Aufgrund dieser Möglichkeiten<br />
unterstützt der IFM Framework insbesondere<br />
die funktionale Analyse von Systemen<br />
im Änderungsfall. Beispielsweise können<br />
die Auswirkungen von Änderungen an<br />
einzelnen Komponenten auf die Erfüllung<br />
von gewünschten Prozessen und Anwendungsfällen,<br />
denen sie zugeordnet sind,<br />
zurückverfolgt werden und umgekehrt.<br />
Dadurch können Änderungsumfänge und<br />
–aufwände an einzelnen Komponenten,<br />
beispielsweise im Zuge einer Angebotserstellung,<br />
schnell abgeschätzt werden.<br />
Ausblick<br />
Der IFM Framework wurde in Kooperation<br />
mit akademischen Partnern, sowie Unternehmen<br />
aus unterschiedlichen Branchen<br />
evaluiert. Im nächsten Schritt soll der Framework<br />
in einer Software implementiert<br />
werden, um die praktische Anwendung und<br />
weitere Forschungsarbeiten zu interdisziplinärer<br />
Funktionsmodellierung zu unterstützen.<br />
Die Forschung zur Entwicklung des IFM<br />
Frameworks wurde vom nationalen Forschungsfonds<br />
Luxembourg (Fonds Nationale<br />
de la Recherche – FNR) gefördert.<br />
Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing<br />
Dipl.-Ing. Boris Eisenbart<br />
Dr.-Ing. Kilian Gericke<br />
Forschungsgruppe Entwicklungsmethodik<br />
Universität Luxembourg<br />
9
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Untersuchung von Mehrphasenströmungen unter künstlichen<br />
Tiefseebedingungen im Spezial-Drucklabor<br />
Mit dem Untergang der Ölbohrplattform<br />
„Deepwater Horizon“ (DWH) im Golf von<br />
Mexiko im April 2010 und dem folgenden<br />
massiven Ölaustritt in 1500 m Wassertiefe<br />
verzeichnete die Geschichte erstmals eine<br />
Ölpest, die sich größtenteils unterhalb der<br />
Wasseroberfläche abspielte. Der ausgetretene<br />
Strom aus Öl und Gas verteilte sich in<br />
großen Schwaden aus mit der Zeit immer<br />
feiner zerstäubten Öltröpfchen und Gasbläschen<br />
in der Wassersäule. Zu Vorhersage<br />
und Rückvergleich (fore-, hind- und nowcast)<br />
der Ausbreitung solcher Schwaden<br />
existieren numerische Modelle, die jedoch<br />
aufgrund des noch weitgehend unerforschten<br />
Partikelverhaltens von Kohlenwasserstoffen<br />
unter Tiefseebedingungen recht<br />
ungenau sind. An der TU Hamburg-Harburg<br />
wird daher genau dieses Partikelverhalten<br />
in Mehrphasenströmungen unter künstlichen<br />
Tiefseebedingungen expe-rimentell<br />
erforscht. Hierfür wird im Labor ein skalierter<br />
Jet erzeugt und analysiert (s. Bild 1).<br />
VERSUCHSPLATTFORM<br />
Für diese Versuche wird das Drucklabor DL<br />
2 des Instituts für Produktentwicklung und<br />
Konstruktionstechnik (PKT) an der TUHH genutzt.<br />
Mit einem maximalen Betriebsdruck<br />
von 550 bar (entspricht 5500 m Wassertiefe)<br />
und einem Volumen von 100 l schließt das<br />
DL2 die Lücke zwischen in der chemischen<br />
und verfahrenstechni-schen Forschung gebräuchlichen<br />
Kleinstautoklaven („Sichtzellen“)<br />
und industriellen Großautoklaven mit<br />
meh-reren Kubikmetern Rauminhalt.<br />
Das DL 2 besteht im Kern aus einem Stahlzylinder<br />
als Druckbehälter, in dem die Experimente<br />
in speziell entwickelten Modulen<br />
ablaufen. Verschiedene hydraulische, elektrische,<br />
mechanische und optische Zugänge<br />
in Boden und Deckel dienen als standardisierte<br />
Schnittstellen und ermöglichen eine<br />
individuelle Anpassung des Drucklabors<br />
an unterschiedliche Testszenarien sowie<br />
den Anschluss weiterer unterstützender<br />
Druckaggregate. Die Druckerzeugung und<br />
-regelung erfolgt durch pneumatisch angetriebene<br />
Kolbenpumpen. Da diese nur<br />
für den Betrieb mit Leitungswasser ausgelegt<br />
sind, wird für die Durchführung von<br />
Versuchen im Inneren des DL 2 und der<br />
Hilfsaggregate ein separates Testvolumen<br />
abgetrennt, auf das der Druck mittels einer<br />
flexiblen Membran übertragen wird. Diese<br />
Kapselung unterstützt die Flexibilität der<br />
Anlage für Anwendungen in unterschiedlichen<br />
Forschungsbereichen und ermöglicht<br />
die Umsetzung eines Plattformkonzeptes<br />
bei der Entwicklung neuer Versuchsmodule.<br />
Bild 1:<br />
Original-Jet im Golf von Mexiko (li),<br />
skalierter Gas-Jet im Drucklabor (re)<br />
EXPERIMENTELLES VORGEHEN<br />
Bei der Untersuchung der Dynamik von<br />
Kohlenwasserstoffen in Mehrphasenströmungen<br />
erfolgt in drei Phasen, die sich in<br />
Versuchsaufbau widerspiegeln. Zunächst<br />
werden die Aufstiegsgeschwindigkeiten<br />
von Einzelpartikeln (Phase I) untersucht,<br />
anschließend durch ein Endoskop Partikelgrößenverteilungen<br />
und Schwarmgeschwindigkeiten<br />
von einphasigen (Phase<br />
II) und mehrphasigen Öl-Gas-Wasser-Jets<br />
(Phase III). Der Versuchsaufbau für die ersten<br />
beiden Phasen („Jet-Modul“) ist in Bild 2 dargestellt.<br />
Der Volumenstrom zur Erzeugung<br />
eines Kohlenwasserstoff-Jets wird dabei in<br />
einem geschlossenen Kreislauf generiert, so<br />
dass der Druck im Versuchsraum konstant<br />
bleibt.<br />
Gleichgangzylinder<br />
S2<br />
Phase II<br />
Drucktank für Lagerung und Transfer<br />
der Testmedien<br />
Leitungswasser<br />
Thermometer<br />
Absperrventil<br />
Durchflussmesser<br />
Druckminderer<br />
Flüssigkeitsabscheider<br />
Kamera mit<br />
Umlenkspiegel<br />
Modul mit<br />
Seewasser<br />
Drossel<br />
verstellbare<br />
Düse<br />
LED-Panel<br />
Endoskop<br />
Heizung<br />
thermische<br />
Isolierung<br />
S1<br />
CH 4<br />
Phase I<br />
Bild 2: Prinzipskizze (li) und 3D-Modell (re) des Jet-Moduls im Drucklabor DL 2<br />
AUSBLICK<br />
Nach Abschluss der jetzigen Testreihen<br />
sollen die Untersuchungen auf den Massentransfer<br />
zwischen Kohlen-wasserstoffen<br />
und umgebendem Seewasser ausgeweitet<br />
werden, ein Versuchsmodul dazu ist in<br />
Planung. Bei diesem Modul wie bei allen<br />
anderen Modulen besteht das übergeordnete<br />
Ziel in der Entwicklung einer flexiblen<br />
Spezial-Versuchsplattform für interdisziplinäre<br />
Anwendungen unter Hochdruck von<br />
Meerestechnik über Verfahrenstechnik bis<br />
Strukturmechanik. Dieser Gedanke fügt sich<br />
in das Profil des PKT als Spezialist für die Entwicklung<br />
von Sonderprüfständen ein.<br />
Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause<br />
M.Sc. Karen Malone<br />
Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik<br />
(PKT)<br />
TU Hamburg-Harburg (TUHH)<br />
10
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Methodische Entwicklung, Synthese und Analyse im Bereich<br />
innovativer Antriebssysteme<br />
Systemischer Modellierungsansatz im Kontext X-in-the-Loop<br />
Moderne Produktentstehungsprozesse sind<br />
dadurch gekennzeichnet, eine hohe Anzahl<br />
an Aktivitäten, Methoden und Ressourcen<br />
zu integrieren. Für eine erfolgreiche Produktentwicklung<br />
müssen Grundlagen in<br />
frühen Phasen geschaffen werden. Dabei<br />
setzten sich Entwickler mit dem Anstieg<br />
der Systemkomplexität, zunehmenden<br />
Anforderungen, steigende Variantenvielfalt<br />
und Individualisierung auseinander. Einen<br />
strukturierten Umgang zur Beschreibung<br />
der Produktentstehung liefert dabei das<br />
„ZHO-Modell“. Gestützt auf die am IPEK<br />
entwickelten Grundhypothesen der Produktentstehung,<br />
veranschaulicht dieses<br />
Modell die Produktentwicklung als kontinuierliche<br />
Interaktion zwischen drei miteinander<br />
wechselwirkenden Systemen.<br />
„Basierend auf der Systemtheorie, kann<br />
die Produktentwicklung als Transfer eines<br />
Zielsystems (Z) durch ein Handlungssystem<br />
(H) in ein konkretes Objektsystem (O)<br />
beschrieben werden“ (Albers, A., Handbuch<br />
Leichtbau, Hanser Verlag 2011). Das Zielsystem<br />
(Sollzustand) umfasst mehrere Ziele<br />
und deren Beziehungen zueinander. Das<br />
Handlungssystem ist ein soziotechnisches<br />
System, das strukturierte und vernetzte<br />
Aktivitäten für die Transformation zwischen<br />
dem Ziel- und Objektsystem durchführt. Das<br />
Objektsystem (Istzustand) beinhaltet die<br />
Ergebnisse und Dokumente, die als Teillösungen<br />
während des Entstehungsprozesses<br />
anfallen. Mit Hilfe dieses Modells können<br />
die einzelnen Phasen / Aktivitäten im Produktentstehungsprozess<br />
(PEP) detailliert<br />
beschrieben werden.<br />
Dieses Systemtripel dient als Gerüst für die<br />
Methodik der integrierten Produktentstehung.<br />
Es beinhaltet eine prozessbegleitende<br />
Validierung und unterstützt durchgängig<br />
die Synthese und Analyse technischer<br />
Systeme. In der Forschung findet diese<br />
Systematik u.a. Einsatz im Bereich der Entwicklung<br />
innovativer Antriebssysteme und<br />
Komponenten. Diese basiert auf interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit, wobei u.a.<br />
software-basierte Methoden und Prozesse<br />
bei der Lösung dieser Herausforderungen<br />
effektiv und sicher unterstützen.<br />
Information Mitarbeiter Kapital Material Energie<br />
Bild 1:<br />
speichert<br />
Ziele<br />
Ziele<br />
Ziele<br />
ZHO-System<br />
Handlungssystem<br />
Zielsetzung<br />
Transformiert Ziele in Objekte<br />
Validiert Zielerreichungsgrad<br />
Produktentwicklungssystem<br />
Bild 2: IPEK X-in-the-Loop Validierungsumgebung<br />
Objekte<br />
Objekte<br />
Zielsystem<br />
Objektsystem<br />
speichert<br />
Ergebnisse<br />
Produkt<br />
X-in-the-Loop Validierungsumgebung<br />
Zentrale Aktivität in der Produktentwicklung<br />
ist eine frühzeitige und effiziente<br />
Validierung. Dies ist notwendig für eine<br />
konsequente Weiterentwicklung und<br />
Überprüfung des (inertialen) Zielsystems.<br />
Die konsequente und kontinuierliche Validierung<br />
vom Beginn des PEPs bis zum<br />
SOP („start of production“), unterstützt<br />
somit den Erfolg des Produktes durch den<br />
kontinuierlichen Abgleich von Ziel- und<br />
Objektsystem. Durch diese Aktivität wird<br />
zum einen identifiziert, ob das Produkt die<br />
angedachten Funktionen und Kundenerwartungen<br />
erfüllt, zum anderen wird Wissen<br />
für weitere Ziele und Einschränkungen<br />
gemäß dem ZHO-Modell generiert. Ein<br />
systematisches Vorgehen für diese konkrete<br />
Entwicklung eines Produkts bietet die<br />
X-in-the-Loop (XiL) Validierungsumgebung.<br />
Hierdurch werden schon frühzeitig in der<br />
Produktentstehung Validierungsergebnisse<br />
generiert („frontloading“). Dazu gehören<br />
beispielsweise der Erfüllungsgrad der Ziele<br />
und Spezifikationen, unter Berücksichtig<br />
von Reifegrad und Randbedingungen. Die<br />
XiL-Methodik unterstützt die Entwicklung<br />
moderner komplexer Produkte, durch die<br />
intelligente Kopplung von virtueller und<br />
physischer Modellbildung und die konsequente<br />
Betrachtung des Produktes – als zu<br />
entwickelndes neues technisches System<br />
– im Kontext des mitmodellierten Übersystems.<br />
Das IPEK (Institut für Produktentwicklung)<br />
erforscht dieses Konzept am Beispiel<br />
der konkreten Entwicklung von Fahrzeugen<br />
als CPS (Cyber-physisches System) und<br />
11
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Bild 3:<br />
Ihrer Teilsysteme. Die XiL-Methode ist dabei<br />
natürlich auf alle anderen Produktarten<br />
übertragbar.<br />
Durch die in Bild 2 dargestellte X-in-the-<br />
Loop Validierungsumgebung, wird eine<br />
durchgängige und prozessbegleitende<br />
Validierung, vom Wirkflächenpaar („WSPin-the-Loop“)<br />
über das Subsystem bis hin<br />
zum Gesamtfahrzeug („Vehicle-in-theloop“)<br />
ermöglicht. Dies geschieht unter<br />
permanenter Einbeziehung von Fahrer und<br />
Umwelt unter Nutzung entsprechender<br />
Manöver und Testfälle abhängig vom<br />
Anwendungsfall. Das X repräsentiert hierbei<br />
das System Under Development (SUD),<br />
welches ein physisches und / oder virtuelles<br />
(Teil-) System sein kann. Das SUD wird dabei<br />
von dem Restfahrzeugmodell, sowohl virtuell<br />
als auch physisch, in dem jeweils benötigten<br />
Detaillierungsgrad vervollständigt.<br />
Ausgehend von diesem Forschungsansatz,<br />
können Untersuchungen von definierten<br />
Eigenschaften und Funktionen zum<br />
Erkenntnisgewinn im Produktentstehungsprozess<br />
beitragen. Abhängig von dem zu<br />
untersuchenden System, werden physische<br />
Tests auf verschiedenen Prüfständen, Simulationen<br />
oder eine Kombination aus beidem<br />
im Sinne der XiL-Methodik durchgeführt.<br />
Die Anforderung an entsprechende Validierungs-/<br />
Entwicklungsumgebungen ist hierbei<br />
reproduzierbare Untersuchungen und<br />
Bedingungen zu gewährleisten.<br />
Wissenschaftlicher Ansatz für die<br />
Entwicklungspraxis<br />
Bild 3 zeigt ein ZHO-System mit entsprechenden<br />
Anforderungen, Ressourcen und<br />
12<br />
ZHO-System im Kontext X-in-the-Loop<br />
Möglichkeiten des Handlungssystems im<br />
Kontext der XiL-Methodik. Der Auszug eines<br />
Fahrzeugentwicklungsprozesses zeigt, ausgehend<br />
von Kunden / Managementanforderungen<br />
im Zielsystem sowie Methoden<br />
im Handlungssystem die Unterstützung des<br />
Entwicklers bei der Realisierung des finalen<br />
Produktes. Das Handlungssystem integriert<br />
dabei verschiedene XiL-Prüfstände,<br />
Mess- und Bewertungsmöglichkeiten<br />
(Assessment) sowie Parameterstudien zum<br />
Erkenntnisgewinn und zur Weiterentwicklung<br />
des Produktes.<br />
Die Leistungsfähigkeit im Bereich der rechnergestützten<br />
Fahrzeugentwicklung nimmt<br />
stetig zu, dennoch sind physische Tests im<br />
Produktentstehungsprozess unerlässlich.<br />
Eine praxisnahe Möglichkeit bietet hierbei<br />
die im Bild 3 gezeigte Vehicle-in-the-Loop<br />
Ebene am Akustikrollenprüfstand des IPEK.<br />
Hier wird das physische Gesamtfahrzeug<br />
auf dem Prüfstand betrieben. Es kann ein<br />
menschlicher Fahrer oder ein Fahrer mittels<br />
Fahrroboter und Rechnerunterstützung<br />
integriert werden. Durch geeignete Methoden<br />
kann ein Umweltmodell hinzusimuliert<br />
werden. Hierrunter fallen Klima und<br />
Umgebungsmodelle wie Verkehr und Straßentopologien.<br />
Zusätzlich kann auch die<br />
Car-to-Car und Car-to-X Kommunikation im<br />
Sinne des Fahrzeuges als CPS mit gemischt<br />
physischer und simulativer Modellbildung<br />
eingebunden werden. Mit diesem Ansatz<br />
ist es möglich z.B. aus einer Manöverbibliothek<br />
individuelle oder vorgeschriebene<br />
Fahrzyklen von Straßenmessungen in die<br />
Testumgebung zu verlagern. Ausgehend<br />
von den Manövern können somit reproduzierbare<br />
und vergleichbare Messungen auf<br />
dem Fahrzeug-Rollenprüfstand durchgeführt<br />
werden. Vorteil ist dabei die schnelle<br />
Modifikation von Fahrzeug und Umgebungsbedingungen.<br />
Dadurch können z.B.<br />
Verbrauchsmessungen, Betriebsstrategien<br />
und Schwingungsverhalten in definierten<br />
Betriebspunkten, in Abhängigkeit von<br />
sich ändernden Umgebungseinflüssen<br />
und Fahrwiderständen, analysiert werden.<br />
Durch die Aufzeichnung physikalischer<br />
Kennwerte, kann eine entsprechende Beurteilung<br />
und Validierung des Fahrzeugverhaltens<br />
erfolgen. Diese hohe Flexibilität<br />
der XiL-Validierungsumgebung ermöglicht<br />
eine zeiteffiziente Entwicklung. Neben<br />
den Fahrbarkeitsuntersuchungen auf dem<br />
Vehicle-in-the-Loop Prüfstand ist dieser<br />
methodische Ansatz auch auf weitere XiL-<br />
Konfigurationen übertragbar. Erwähnt sei<br />
hier beispielsweise Powertrain-in-the-Loop<br />
basierend auf dem IPEK Antriebsstrangprüfstand.<br />
Die Arbeit gemäß der XiL-Methodik<br />
bietet große Vorteile im Bereich des Determinismus<br />
/ Reproduzierbarkeit von Messungen<br />
sowie der durchgängigen Analyse<br />
von Messversuchen.<br />
Nutzen und Ausblick<br />
Durch ein strukturiertes Vorgehen im<br />
Bereich der integrierten Produktentwicklung<br />
können effiziente und sichere Prozesse<br />
realisiert werden. Mit dem auf der<br />
Systemtheorie basierenden ZHO-Modell<br />
lässt sich der Produktentwicklungsprozess<br />
strukturiert darstellen. Dabei umfasst die<br />
Produktentwicklung die kontinuierliche<br />
Spezifizierung des Zielsystems, den Aufbau<br />
eines effizienten Handlungssystems und<br />
die erfolgreiche Realisierung eines Objektsystems.<br />
Weiter kann durch den kontinuierlichen<br />
und durchgängigen Einsatz der<br />
XiL-Methodik eine entwicklungsbegleitende<br />
Validierung ermöglicht werden. Dadurch<br />
kann der Einfluss einer komponentenspezifischen<br />
Änderung, auf die Eigenschaften<br />
des Gesamtsystems, bereits in frühen Produktentstehungsphasen<br />
untersucht und<br />
bewertet werden. Eine entsprechende<br />
Validierungsumgebung ist notwendige<br />
Voraussetzung für eine frühe und qualitativ<br />
hochwertige Aussage über das zu entwickelnde<br />
Zielsystem und das darin definierte<br />
erfolgreiche Produkt. Künftig werden die<br />
Komplexität und die Variantenvielfalt im<br />
Bereich der innovativen Antriebssysteme<br />
weiter deutlich steigen. Hintergrund sind
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
u.a. zunehmende Anforderungen und Möglichkeiten<br />
im Bereich der Vibro-Akustik,<br />
Energieeffizienz, Material und Kosten sowie<br />
die konsequente Nutzung des Potentials<br />
einer Weiterentwicklung der Fahrzeuge<br />
hin zu cyber-physischen Systemen. Demnach<br />
lassen sich die Funktionalitäten von<br />
cPS-Produkten – und das sind u.a. zukünftige<br />
Fahrzeuglösungen – sicher nicht mehr<br />
vollständig in klassischen „Lastenheften“<br />
definieren. Einen wesentlichen Beitrag zur<br />
erfolgreichen Lösung dieser Herausforderungen<br />
leistet die XiL-Methodik im Zusammenspiel<br />
mit dem Test-Based-Development<br />
(TBD). Weiter ist für die Entwicklung zukünftiger<br />
Produkte im Fahrzeug- und Maschinenbau<br />
die konsequenter Einbindung des<br />
Kunden (oder von Kundenmodellen) wichtig,<br />
um ein kontinuierliches Kunden-Feedback<br />
generieren und adaptieren zu können.<br />
Darauf basierend wird die XiL-Methodik<br />
zu einem Validierungs- und Entwicklungsframework<br />
erweitert, sodass die komplette<br />
Validierungsstrategie damit abgebildet<br />
werden kann. Somit können innovative und<br />
marktnahe Lösungen auch in der komplexen<br />
cPS-Welt entwickelt werden.<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
Dr.-Ing. Matthias Behrendt<br />
Dipl.-Ing. Fabian Schille<br />
IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
crashgerechter Leichtbau<br />
Vorgehen zur rechnerunterstützten Bauteilauslegung hochdynamisch belasteter Verbundstrukturen<br />
MoTIVATIoN<br />
Vor allem im Transportwesen führt der<br />
Rückgang natürlicher Ressourcen sowie<br />
die steigende Bedeutung des Nachhaltigkeitsgedankens<br />
zu einer zunehmenden<br />
Bedeutung des Themas Leichtbau. Gleichzeitig<br />
sehen sich im Fahrzeugbereich die<br />
Produktentwickler mit gestiegenen Sicherheitsansprüchen<br />
der Kunden konfrontiert.<br />
Dem daraus resultierenden Zielkonflikt<br />
einer crashgerechten und gleichermaßen<br />
leichten Struktur, sozusagen die Umsetzung<br />
des crashgerechten Leichtbaus, kann durch<br />
Einsatz moderner Verbundwerkstoffe, wie<br />
faserverstärkter Kunststoffe, begegnet werden.<br />
Eine Herausforderung stellt in diesem<br />
Zusammenhang jedoch die – heutzutage<br />
gängige – numerische Bauteilauslegung<br />
dar. Einerseits weisen Komponenten aus<br />
Bild 1:<br />
Ablauf der hochdynamischen Materialcharakterisierung<br />
Verbundwerkstoffen i. d. R. lokal variierende,<br />
richtungsabhängige Bauteileigenschaften<br />
auf, die sich als Resultat des Fertigungsprozesses<br />
ergeben. Andererseits ist bei der<br />
Bauteilauslegung zu beachten, dass das<br />
Steifigkeits- und Festigkeitsverhalten von<br />
faserverstärkten Kunststoffen aufgrund des<br />
Polymeranteils in erheblichen Maße von der<br />
Belastungsgeschwindigkeit abhängt (Dehnratenabhängigkeit).<br />
Die hierfür benötigen<br />
hochdynamischen Werkstoffkennwerte sind<br />
aufgrund der notwendigen, aufwändigen<br />
Versuchstechnik jedoch in der Regel nicht<br />
bekannt.<br />
Bei der Auslegung crashbelasteter Verbundstrukturen<br />
steht der Produktentwickler<br />
demnach zwei Problemstellungen<br />
gegenüber. Es müssen geeignete hochdynamische<br />
Werkstoffkennwerte gewonnen<br />
und die prozessabhängigen Bauteileigenschaften<br />
adäquat berücksichtigt werden.<br />
Beide Themenkomplexe sind Forschungsschwerpunkte<br />
der Arbeitsgruppe Leichtbau<br />
des Lehrstuhls für Konstruktionstechnik<br />
(KTmfk) an der Friedrich-Alexander Universität<br />
Erlangen-Nürnberg (FAU).<br />
KENNWERTBESTIMMUNG UND –AUFBEREI-<br />
TUNG<br />
Für die Durchführung von hochdynamischen<br />
charakterisierungsversuchen<br />
haben sich spezielle hierfür entwickelte servohydraulische<br />
Prüfeinrichtungen bewährt.<br />
Am KTmfk wurde eine Maschine dieses Typs<br />
im Rahmen eines DFG-Großgeräteantrags<br />
beschafft. Die Prüfeinrichtung der Firma<br />
Zwick vom Typ HTM5020 ermöglicht die<br />
Durchführung von charakterisierungs- und<br />
Bauteilversuchen bei Geschwindigkeiten<br />
von bis zu 20 m/s (=72 km/h) und maximalen<br />
statisch-äquivalenten Lasten von<br />
50 kN. Die Prüflast wird maschinenseitig<br />
mittels Kraftmessdose erfasst. Die Wegbzw.<br />
räumliche Deformationsmessung<br />
erfolgt berührungslos nach dem Prinzip<br />
der Grauwertkorrelation. Bei diesem Verfahren<br />
werden die Probekörper mit einem<br />
statistischen Farbmuster versehen. Der<br />
Deformationsverlauf wird optisch mit zwei<br />
Hochgeschwindigkeitskameras erfasst, welche<br />
Bildwiederholraten von bis zu 750 kHz<br />
ermöglichen. Mithilfe der Auswerteroutine<br />
ARAMIS HHS der Firma GoM können die getätigten<br />
Zugversuche direkt in Spannungs-<br />
Dehnungsdiagramme überführt werden,<br />
welche eine essentielle Eingangsgröße für<br />
die Struktursimulation darstellen.<br />
Aufgrund des unterschiedlichen Ma-<br />
13
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
terialverhaltens bei Variation der<br />
Belastungsgeschwindigkeit ist das Spannungs-Dehnungsverhalten<br />
als Fläche im<br />
Raum zu interpretieren, welches als zusätzliche<br />
Eingangsgröße die Dehnrate enthält.<br />
Es ist deshalb ferner von einem dreidimensionalen<br />
Spannungs-Dehnungs-Dehnratendiagramm<br />
zu sprechen, welches anhand<br />
von charakterisierungsversuchen bei unterschiedlichen<br />
Belastungsgeschwindigkeiten<br />
abzuleiten ist. Das grundlegende Vorgehen<br />
zur Bestimmung des dehnratenabhängigen<br />
Werkstoffverhaltens ist in Bild 1 dargestellt.<br />
Bild 2:<br />
Prozessschritte der integrativen Auslegungsmethode des KTmfk<br />
INTEGRATIVE STRUKTURSIMULATIoN<br />
Die Berücksichtigung von fertigungsabhängigen<br />
Materialeigenschaften bei der<br />
Bauteilauslegung erfolgt mittels sogenannter<br />
integrativer Simulationsansätze. Dabei<br />
werden die lokalen Werkstoffeigenschaften<br />
durch eine Prozesssimulation quantifiziert<br />
und einer folgenden Struktursimulation<br />
übergeben. Seit mehreren Jahren beschäftigt<br />
sich der KTmfk intensiv mit der Auslegung<br />
kurzfaserverstärkter, im Spritzguss<br />
gefertigter Kunststoffbauteile. Im Rahmen<br />
dieser Forschungstätigkeiten ist eine Prozesskette<br />
zur Auslegung von Bauteilen<br />
dieser Werkstoffklasse entstanden. Im Folgenden<br />
wird ein Überblick über den mehrstufigen<br />
Auslegungsprozess gegeben.<br />
In einem ersten Schritt ist der vom Referenzlastfall<br />
abhängige relevante Dehnratenbereich<br />
zu bestimmen. Dazu ist das fokussierte<br />
crash-Szenario im Rahmen einer isotropen<br />
Simulation zu untersuchen und das Dehnratenniveau<br />
auszulesen. Auf Basis dieser<br />
Informationen können geeignete Abzugsgeschwindigkeiten<br />
für die hochdynamische<br />
Materialcharakterisierung festgelegt und<br />
das Spannungs-Dehnungs-Dehnratendiagramm<br />
erzeugt werden. Im Anschluss<br />
(Schritt 2) wird unter Einsatz von Methoden<br />
des Reverse-Engineering und mikromechanischen<br />
Modellen eine benutzerdefinierte<br />
Anzahl an Materialklassen für die FE-Simulation<br />
abgeleitet. Hierbei ist es entscheidend,<br />
dass die gewählte Materialbeschreibung die<br />
vielschichten Phänomene des Werkstoffverhaltens<br />
(Anisotropie, Dehnratenabhängigkeit,<br />
Nichtlinearität, usw.) wiedergibt.<br />
Der dritte Schritt umfasst die Bestimmung<br />
der lokal vorliegenden Faserausrichtungen<br />
und Steifigkeitsniveaus auf Grundlage von<br />
orientierungstensoren, welche mithilfe der<br />
Spritzgusssimulation bestimmt werden. Auf<br />
Basis dieser Daten können die jeweils geeigneten,<br />
vorher definierten Materialklassen<br />
ausgewählt und die lokalen orientierungen<br />
definiert werden. Abschließend (Schritt 4)<br />
ist der virtuelle Komponententest durchzuführen.<br />
Idealerweise erfolgt hierbei eine<br />
experimentelle Absicherung, beispielsweise<br />
in Form eines Fallturmversuchs. Das beschriebene<br />
Vorgehen ist zusammenfassend<br />
in Bild 2 dargestellt. Die Gegenüberstellung<br />
zwischen realem und virtuellem Bruchbild<br />
(vgl. Bild 2, Schritt 4) zeigt, dass realitätsnahe<br />
Versagensprognosen nur durch eine<br />
Berücksichtigung der prozessabhängigen<br />
Faserorientierung möglich sind.<br />
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen,<br />
dass die beschriebene Auslegungsprozesskette<br />
auch für endlosfaserverstärkte Kunststoffe<br />
eingesetzt werden kann, es ist dabei<br />
lediglich die Spritzgusssimulation durch die<br />
jeweils geeignete Fertigungssimulation (z.B.<br />
Drapier- oder Imprägniersimulation) zu ersetzen.<br />
NUTZEN UND AUSBLIcK<br />
Das beschriebene methodische Vorgehen<br />
ermöglicht eine systematische Berücksichtigung<br />
der relevanten Bauteileigenschaften<br />
faserverstärkter Kunststoffe innerhalb<br />
der Struktursimulation. Die durchgängige,<br />
rechnerunterstützte Auslegungsprozesskette<br />
ermöglicht das Erzielen realitätsnaher<br />
und reproduzierbarer Analyseergebnisse.<br />
Anhand statischer Biegeversuche und<br />
hochdynamischer Fallturmversuche (vgl.<br />
Bild 2) konnte das beschriebene Vorgehen<br />
erfolgreich validiert werden. Neben der<br />
charakterisierung von kurzfaserverstärkten<br />
Kunststoffen beschäftigt sich der Lehrstuhl<br />
zukünftig auch mit der Analyse endlosfaserverstärkter<br />
Kunststoffe auf Basis von<br />
Kohlenstoff- sowie Basaltfasern. Weitere<br />
neue Erkenntnisse zum Verhalten von Verbundwerkstoffen<br />
werden durch die in der<br />
Beschaffung befindliche Temperierkammer<br />
möglich, welche Analysen im Bereich von<br />
-60°c bis 150°c erlaubt.<br />
Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) für die Förderung<br />
des Forschungsgroßgerätes INST<br />
90/750-1.<br />
Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack<br />
Dipl.-Ing. Georg Gruber<br />
Lehrstuhl für Konstruktionstechnik (KTmfk)<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg (FAU)<br />
14
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Schaltroboter schaltet im automatisierten Prüfstandbetrieb<br />
wie ein Mensch<br />
Ein neu entwickelter Schaltroboter ermöglicht die gezielte Abbildung menschlichen Schaltverhaltens in spezifischen<br />
Prüfszenarien<br />
Prüfstände werden zur gezielten, modellhaften<br />
Untersuchung von Komponentenund<br />
Systemverhalten unter definierten<br />
Betriebsbedingungen eingesetzt. So wird<br />
beispielsweise auf dem Anstriebsstrangprüfstand<br />
des IPEK – Instituts für Produktentwicklung<br />
am Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT) das Verhalten von Handschaltgetrieben<br />
in verschiedenen Belastungszuständen<br />
untersucht. Dazu wird ein<br />
Verbrennungsmotor von hochdynamischen<br />
E Maschinen mit entsprechenden Steuerungsmodellen<br />
simuliert und der Abtrieb,<br />
also der Fahrbahnkontakt mit Fahrkräften,<br />
von zwei weiteren Elektromotoren abgebildet.<br />
Dieses Vorgehen kombiniert – basierend<br />
auf dem Hardware-in-the-Loop-Ansatz<br />
(HiL) – physische und virtuelle Modelle und<br />
Prototypen (siehe Bild 1). Der darauf aufbauende<br />
X-in-the-Loop-Ansatz (XiL) des IPEK<br />
erlaubt die durchgängige Absicherung von<br />
Produkteigenschaften über weite Strecken<br />
der Produktentwicklung, unabhängig von<br />
rein physischen Gesamtsystemprototypen.<br />
Modellbildung des Schaltvorgangs<br />
Die Qualität dieser Validierung von Produkteigenschaften<br />
hängt von der Güte der<br />
verwendeten Modelle und deren Schnittstellen<br />
ab. Am Beispiel des Antriebsstrangprüfstands<br />
ist dies etwa die genannte<br />
Simulation des Verbrennungsmotors aber<br />
auch die Abbildung des Schaltvorgangs im<br />
Testlauf: Das Modell des Schaltvorgangs<br />
muss entsprechend der zu untersuchenden<br />
Fragestellung aufgebaut und durch<br />
geeignete Hardware am Prüfstand angewendet<br />
werden können. Prinzipiell ergeben<br />
sich dabei drei mögliche Modelle, die den<br />
Schaltvorgang auf unterschiedlichem Detaillierungsniveau<br />
beschreiben:<br />
a)Das Schalten wird als reines Wechseln<br />
einer Getriebeübersetzung betrachtet,<br />
ohne den eigentlichen Gangwechselvorgang<br />
weitergehend abzubilden. Hardwareseitig<br />
wäre dies problemlos mit<br />
einem Getriebeaktuator zur realisieren,<br />
der unmittelbar an der Schaltwelle angreift<br />
und unabhängig von Schaltknauf<br />
und Übertragungsstrecke einen Gangwechsel<br />
durchführt.<br />
b)Der Schaltvorgang wird als fahrerabhängiger<br />
Prozess betrachtet, der hinsichtlich<br />
verschiedener Schaltparameter beschrieben<br />
werden kann, z.B. hinsichtlich der<br />
Synchronisationskraft oder der Schaltgeschwindigkeit.<br />
Dabei soll die physische<br />
Übertragungsstrecke vom Schalknauf zum<br />
Getriebe erhalten bleiben.<br />
c)Das Schalten wird als vom Fahrer erlebte<br />
Interaktion mit einem Teil des Gesamtfahrzeugs<br />
angenommen, die hinsichtlich des<br />
Komfortempfindens implizit oder explizit<br />
bewertet wird.<br />
In den beiden Fällen b) und c) ist der Schaltvorgang<br />
Teil des untersuchten Fahrmanövers.<br />
Betrachtet man den Schaltvorgang als<br />
fahrerspezifischen und vom Fahrer erlebten<br />
Prozess, ist eine Aktuation am Getriebe nicht<br />
mehr praktikabel und ein Schaltroboter, der<br />
an dem realen Schaltgestänge angreift, wird<br />
erforderlich. Mit einer parametrierbaren<br />
Regelung sollen unterschiedlichste Verhaltensweisen<br />
zum Gangwechsel vorgegeben<br />
werden können, die verschiedene Fahrertypen<br />
repräsentieren. Hardwareseitig macht<br />
dies – zusätzlich zur Positionssensorik – eine<br />
Kraftmessung erforderlich, die unmittelbar<br />
am Schaltknauf angreift, um reale Schaltkräfte<br />
in die Regelung zu integrieren.<br />
Hardware des Schaltroboters<br />
Der neu entwickelte Schaltroboter ist auf<br />
die obigen Erfordernisse im Prüfstandbetrieb<br />
zugeschnitten. Im Zusammenspiel<br />
mit den kompakten Abmessungen und der<br />
hohen Ausgangsleistung stellt der Roboter<br />
eine einzigartige Entwicklung im Bereich<br />
von automatisiertem Gangschalten im<br />
Prüfstandsumfeld dar. Durch die verwindungssteife<br />
Parallelkinematik hat er auf<br />
mechanischer Ebene eine hohe Positioniergenauigkeit.<br />
Die geschlossene kinematische<br />
Kette besteht aus einer Basis, deren beide<br />
Arme aktiv angetrieben werden. Diese<br />
Arme werden über insgesamt drei passive<br />
Drehgelenke mit zwei zusätzlichen Verbindungselementen<br />
gekoppelt, wobei der sogenannte<br />
Tool-Center-Point (TCP) mittig im<br />
zentralen Gelenk liegt (siehe Bild 2). Der Arbeitsraum<br />
des TCP ergibt sich als ein Rechteck<br />
von 300mm x 250mm. In diesem Bereich<br />
kann ein konventionelles H-Schaltgetriebe<br />
frei positioniert werden. Der Antrieb der<br />
Kinematik erfolgt über zwei Servomotoren<br />
mit insgesamt 3 KW Leistung, deren Achsen<br />
normal zur Bewegungsebene ausgerichtet<br />
sind. Drehzahl und Drehmoment der<br />
Motoren werden mit spielfreien Harmonic-Drive-Getrieben<br />
auf die erforderlichen<br />
Werte gewandelt. Mit der 30-fachen Übersetzung<br />
der Getriebe lassen sich im vorgesehenen<br />
Arbeitsraum am Endeffektor Kräfte<br />
von bis zu 500 N bei Geschwindigkeiten von<br />
1,5 m/s und Beschleunigungen von 10 m/s²<br />
erreichen. Ein weiterer Motor ermöglicht die<br />
vertikale Bewegung des TCP, um die laterale<br />
Bewegung des Schaltknaufs auszugleichen.<br />
Basierend auf der beschriebenen Hardware<br />
sind verschiedene Regelungsalgorithmen<br />
implementiert, die unabhängig von dem<br />
restlichen Prüfstand auf der zentralen Steuereinheit<br />
des Schaltroboters laufen. Dabei<br />
existiert eine offene Schnittstelle zur Erweiterung<br />
der Robotersoftware um neue<br />
Regelungstypen, die ohne Anpassungen<br />
am Grundsystem integriert werden können.<br />
Die Anbindung an den Prüfstand ist durch<br />
einen CAN-Bus realisiert. Der Prüfstand teilt<br />
darüber mit, in welchen Gang als nächstes<br />
geschaltet und welche Schaltcharakteristik<br />
dafür verwendet werden soll.<br />
Der Weg zur Schaltcharakteristik<br />
Die Art und Weise, wie der Roboter den<br />
Gangwechsel vollziehen soll, definiert sich<br />
durch die dem Testlauf zu Grunde liegende<br />
Fragestellung. Hat die Art und Weise des<br />
Gangwechsels keinerlei Einfluss auf die<br />
Untersuchung, so kann der Roboter den<br />
Schaltvorgang beliebig ausführen. Wichtig<br />
ist dabei nur, dass nach dem Schaltvorgang<br />
wieder ein definierter Getriebezustand er-<br />
15
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
reicht wird. Sobald allerdings der Schaltvorgang<br />
selbst einen Einfluss auf den<br />
Untersuchungsgegenstand ausübt, muss<br />
der Roboter ein geeignetes Schaltmodell<br />
besitzen, das die Einstellung der relevanten<br />
Schaltparameter ermöglicht: Ist beispielsweise<br />
die maximale Synchronisationskraft<br />
ausschlaggebend für die Ergebnisse der Untersuchung,<br />
so muss der Schaltroboter ein<br />
Regelungsmodell erhalten, das die Auswahl<br />
verschiedener Synchronisationskräfte ermöglicht.<br />
Als Basis zur Ermittlung des möglichen<br />
Varianzbereichs der auftretenden<br />
Kräfte können Feldversuche mit Realfahrern<br />
dienen.<br />
Die Entwicklung und Implementierung von<br />
Schaltcharakteristika ist also immer eine<br />
Abstimmung zwischen dem eigentlichen<br />
Ziel des Testlaufs, dem Einfluss spezifischer<br />
Schalteigenschaften und der Ableitung von<br />
Parametern und Regelgrößen aus realen<br />
Fahrversuchen. Die Hardware des Schaltroboters<br />
legt dabei grundlegend fest, welche<br />
Eigenschaften und Parameter in welcher<br />
Ausprägung abgebildet werden können:<br />
Die maximal darstellbaren Schaltkräfte bei<br />
vorgegebenen Schaltgeschwindigkeiten<br />
ergeben sich etwa durch die Kennlinie der<br />
Bild 2:<br />
Sicht von oben auf den Schaltroboter<br />
und einen Teil des Antriebsstrangs. Die<br />
Motoren (schwarz) treiben die Kinematik<br />
an (rot), der TCP führt den innen<br />
liegenden Schaltknauf.<br />
verwendeten<br />
Servomotoren,<br />
in Kombination<br />
mit den Hebelverhältnissen<br />
der<br />
Parallelkinematik<br />
im jeweiligen<br />
Betriebspunkt.<br />
Die erreichbare<br />
Arbeitsraumabdeckung<br />
wird<br />
dabei ausschließlich<br />
durch die Roboterkinematik<br />
definiert.<br />
Bild 1:<br />
Modellbildung für einen Getriebetest nach dem XiL-Ansatz. Die<br />
Schnittstellen zwischen virtuellem Fahrerverhalten und physischem<br />
Teilsystem Getriebe bildet der Schaltroboter.<br />
Anwendungsspektrum<br />
des<br />
Schaltroboters<br />
Der Prüfstand-Schaltroboter ermöglicht es,<br />
verschiedenste Eigenschaften von Schaltvorgängen<br />
zu simulieren. Dazu gehört etwa<br />
das Freigeben des Schaltknaufs oder die Aktivierung<br />
einer Nullkraftregelung, sodass der<br />
Schaltknauf nach Einlegen des Gangs keine<br />
unnatürliche Last auf das Schaltgestänge<br />
ausübt. Natürlich kann auch gezielt der Einfluss<br />
von solchen Lasten abgebildet werden,<br />
um beispielsweise die Auswirkungen von<br />
vertikalen Kräften auf den Schaltvorgang zu<br />
untersuchen. Der Einlegevorgang kann rein<br />
weggesteuert, kraftgesteuert oder Kraft-<br />
Weg-gesteuert erfolgen, sodass gezielt vorgegebene<br />
Schaltgeschwindigkeiten oder<br />
Schaltkräfte abgebildet werden können.<br />
Durch eine intelligente Bahnplanung können<br />
variable Schaltwege realisiert werden,<br />
die sich – wie beim menschlichen Anwender<br />
– immer leicht voneinander unterscheiden<br />
und nicht identisch reproduziert werden.<br />
Auf diese Weise kann der Roboter Gänge<br />
schalten, ohne vorher exakte Gangpunkte<br />
einprogrammiert zu haben. Zudem wird<br />
so ein möglicher negativer Einfluss durch<br />
falsch eingestellte Gangpunkte ausgeschlossen.<br />
Alle Zustandsgrößen des Roboters, wie die<br />
aktuelle Schaltkraft oder Positionsdaten<br />
des TCP, können live via CAN-Bus an den<br />
Gesamtprüfstand übermittelt werden.<br />
Dadurch wird eine Zuordnung zwischen<br />
angewendetem Schaltverhalten und aufgenommenen<br />
Messwerten möglich, um gezielt<br />
die Einflüsse von verschiedenartigen<br />
Schaltvorgängen auf die Ergebnisse des<br />
Prüflaufs zu untersuchen.<br />
Der Schaltroboter ist ein Beitrag zur Abbildung<br />
realistischer Fahrereigenschaften im<br />
X-in-the-Loop Validierungsframework. Er<br />
ermöglicht die gezielte Durchführung von<br />
Prüfläufen mit Fahrmanövern, deren Ergebnisse<br />
von verschiedenen Schalteigenschaften<br />
abhängen oder auch von Prüfläufen,<br />
deren Fragestellung das Schaltverhalten<br />
betreffen. So bildet er einen wichtigen Baustein<br />
als Schnittstelle zwischen physischen<br />
und realen Validierungsmodellen im XiL.<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
Dipl.-Ing. Tobias Pinner<br />
IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
Vom Getriebeentwurf zur Getriebeauslegung<br />
Neue Funktionalität im Getriebeauslegungsprogramm der FVA bietet neue Möglichkeiten in der Getriebeauslegung<br />
Moderne Zahnradgetriebe sind interdisziplinäre<br />
Hightech-Produkte in mannigfaltigen<br />
Anwendungsgebieten von Kleinantrieben<br />
16<br />
in mikrotechnischen Aktoren bis hin zu<br />
Großgetrieben in Windkraftanlagen und<br />
Schiffen im Leistungsbereich mit mehrfachen<br />
Megawatt. Nur selten genügt hierbei<br />
eine akzeptable Tragfähigkeit bereits hinreichend<br />
den umfangreichen und diversen
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Anforderungen, die an das Getriebe gestellt<br />
werden. Auf der anderen Seite muss der<br />
Entwicklungsprozess immer kürzer und flexibler<br />
werden um modernen Entwicklungstendenzen,<br />
z.B. Simultaneous Engineering<br />
und insgesamt verkürzten Entwicklungszeiten,<br />
Rechnung zu tragen. Eine gute Unterstützung<br />
bieten moderne Softwaretools,<br />
die zum einen schnell und flexibel einen<br />
Getriebeentwurf generieren, zum anderen<br />
Analysetools zur Verfügung stellen, um den<br />
Entwurf bezüglich eines vorhandenen Anpassungsbedarfs<br />
im Detail zu bewerten.<br />
Das Getriebeauslegungsprogramm (GAP)<br />
der FVA bietet eine allgemeine und flexible<br />
Methodik, um für einfache Getriebebauformen<br />
anhand gängiger Anforderungen<br />
schnell einen geometrisch konsistenten<br />
Entwurf zu erstellen.<br />
Das Hauptaugenmerk im GAP liegt auf der<br />
Dimensionierung der Verzahnungsnenngeometrie.<br />
Dazu benötigt der Benutzer Angaben<br />
zur zu übertragenden Leistung, welche<br />
für das Gesamtgetriebe definiert wird, zu<br />
Übersetzungen, Werkstoffdaten und die für<br />
eine ausreichende Tragfähigkeit erforderlichen<br />
Sicherheitswerte.<br />
Der gesamte Berechnungsumfang des GAP<br />
ist schematisch in Bild 1 dargestellt.<br />
Erstellung der Getriebestruktur<br />
Zu Beginn des Entwurfsprozesses mit dem<br />
GAP erstellt der Benutzer über einen grafischen<br />
Editor eine gewünschte Getriebestruktur.<br />
Diese kann aus Stirnrad- und<br />
Planetenstufen sowie einer Kegelradstufe in<br />
beliebiger Reihenfolge bestehen. Für reine<br />
Stirnradgetriebe kann das GAP, ausgehend<br />
von der gegebenen Gesamtübersetzung,<br />
automatisch einen Strukturvorschlag mit<br />
einer sinnvollen Anzahl an Stufen erstellen.<br />
Die Getriebestruktur ist auf einen Leistungspfad<br />
begrenzt, kann aber seit der Version<br />
4 über die einfache Aufreihung von Einzelstufen<br />
hinaus spezielle Strukturformen<br />
enthalten: Räderketten aus Stirnradstufen,<br />
Planetenstufen mit gemeinsamem Hohlrad<br />
und koaxiale zweistufige Stirnradgetriebe.<br />
Auslegung der Verzahnungen<br />
Ausgehend von der erstellten Getriebestruktur<br />
und den definierten Gesamtgetriebeleistungsdaten,<br />
also Eingangsdrehmoment<br />
und –drehzahl, berechnet das GAP automatisch<br />
die Drehmomente in den Einzelstufen.<br />
Anhand dieser Eingangsgröße wird<br />
unter Einbeziehung der Festigkeitswerte<br />
der zu verwendenden Werkstoffe, welcher<br />
aus einer Datenbank ausgewählt werden<br />
können, und der geforderten Sicherheiten<br />
eine geometrisch verträgliche Verzahnungsnenngeometrie<br />
dimensioniert. Im<br />
Unterschied zu den meisten anderen Auslegungstools<br />
beruht diese Auslegung auf<br />
einer direkten Berechnung der Geometriegrößen<br />
auf Basis inverser Normformeln<br />
der ISO 6336 und nicht auf einer iterativen<br />
Variationsrechnung bestimmter Parameter.<br />
Über individuell definierbare Verzahnungstypen<br />
kann der Benutzer vorhandenes<br />
Knowhow über den zukünftigen Einsatzzweck<br />
und die Eigenschaften des Getriebes<br />
direkt in die Dimensionierung mit einfließen<br />
lassen. Dadurch bietet das System die Möglichkeit,<br />
auch über Berechnungsmethoden<br />
hinaus die Erfahrungswerte des Konstrukteurs<br />
mit einzubeziehen. Ergänzend kann<br />
ein Entwurf auch über eine frei definierbare<br />
Zielfunktion automatisch optimiert werden.<br />
Zur Lösungssuche wird ein Simulated Annealing<br />
Algorithmus verwendet.<br />
Die Auslegung erfolgt grundsätzlich nach<br />
dem Kriterium der Tragfähigkeit. Wird die<br />
Geometrie durch den Benutzer angepasst,<br />
z.B. durch das Fixieren bestimmter Parameter<br />
auf einen gewünschten Wert, erfolgt automatisch<br />
eine Neudimensionierung unter<br />
Berücksichtigung der fixierten Werte. So<br />
wird, sofern noch genügend geometrische<br />
Freiheitsgrade zur Verfügung stehen, stets<br />
ein tragfähiger Entwurf generiert.<br />
Schnittstellen zur weiteren Analyse<br />
Das GAP dimensioniert einen Entwurf für<br />
die Nennverzahnung einzelner Stufen in<br />
dem viele Anforderungen wie geometrische<br />
Restriktionen und Tragfähigkeitsanforderungen<br />
bereits berücksichtigt sind. Für eine<br />
detaillierte Analyse der Verzahnung bietet<br />
das Programm eine Schnittstelle zu den<br />
Normberechnungsprogrammen STplus (für<br />
Stirnradstufen) und KNplus (für Kegelradstufen).<br />
Außerdem kann ab der Version 4 das angebundene<br />
Getriebeberechnungsprogramm<br />
GEAS, sofern die Positionen der Stufen und<br />
Lager definiert sind, für statisch bestimmte<br />
Lagerungen eine Lagerkraftberechnung<br />
durchführen, um dem Benutzer einen Anhaltspunkt<br />
für die Dimensionierung der<br />
Lager bereitzustellen.<br />
Der gesamte Getriebeentwurf inklusive<br />
Wellen und Lager kann über eine neutrale<br />
Schnittstelle in die FVA-Workbench exportiert<br />
werden welche im größeren Umfang<br />
Möglichkeiten bietet Verzahnungen zu analysieren<br />
und weitere Detaillierung bis zur<br />
Feingeometrie vorzunehmen.<br />
Generell bietet das GAP eine einfache und<br />
flexible Möglichkeit einen konsistenten Initialentwurf<br />
für ein Zahnradgetriebe zu generieren,<br />
in den bereits viele Anforderungen<br />
eingeflossen sind. Die angebundenen Analyseprogramme<br />
bieten eine komfortable<br />
Möglichkeit bereits in frühen Phasen der<br />
Entwicklung viele Eigenschaften des Getriebes<br />
vorwegzunehmen und zu beeinflussen.<br />
Bild 1:<br />
Funktionsumfang des Getriebeauslegungsprogramms (GAP)<br />
Prof. Dr.-Ing. Stahl, Karsten<br />
Dr.-Ing. Otto, Michael<br />
Dipl.-Ing. Parlow, Jan<br />
Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau<br />
(FZG)<br />
Technische Universität München<br />
17
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Stammdatenqualität als Erfolgsfaktor für den Produktentstehungsprozess<br />
Entwicklung von praxistauglichen Methoden und Instrumenten zur Verbesserung der Stammdaten- und Prozessqualität<br />
in KMU<br />
Viele Unternehmen sehen sich mit einer<br />
zunehmenden Individualisierung der Produkte<br />
bei gleichzeitig steigender Variantenvielfalt<br />
konfrontiert. Große Unternehmen<br />
können dies durch Nutzung von Baureihen,<br />
Baukästen, Plattformstrategien etc. abmildern.<br />
KMU dagegen haben aufgrund des<br />
kleineren Produktprogramms und fehlender<br />
Ressourcen diese Möglichkeiten i. d. R. nur<br />
in geringerem Maße, so dass diese sich mit<br />
der zunehmenden Variantenvielfalt und mit<br />
einem hohen Teilestammwachstum auseinandersetzen<br />
müssen.<br />
Diese Entwicklungen erhöhen die Relevanz<br />
der Stammdaten. Diese sind aber häufig –<br />
resultierend aus mangelnden technischen<br />
und organisatorischen Standards für ihre<br />
Anlage und Pflege – durch Unvollständigkeiten,<br />
Inkonsistenzen, Redundanzen und<br />
Ungenauigkeiten gekennzeichnet. Die<br />
Folge sind vielmals Effizienz- und Effektivitätsverluste<br />
in der Produktentwicklung<br />
und in den nachgelagerten Geschäftsprozessen.<br />
Stammdaten sind die Basis dieser<br />
Prozesse und zugleich die Voraussetzung<br />
für eine fehlerfreie Kommunikation zwischen<br />
den IT-Systemen; sie beschreiben die<br />
Geschäftsobjekte eines Unternehmens und<br />
sind für dieses strukturgebend. Mängel in<br />
der Stammdatenqualität spiegeln sich u. a.<br />
in einer eingeschränkten Verfügbar- und<br />
Verwendbarkeit relevanter Daten im Produktentstehungsprozess<br />
wider.<br />
In der Wissenschaft und Praxis liegen bereits<br />
Ansätze und Modelle zur Ausgestaltung<br />
eines Stammdatenmanagements vor.<br />
Schuh et al. leiteten daraus einen ordnungsrahmen<br />
ab, der die Gestaltungsebenen und<br />
Handlungsfelder zur Erstellung eines unternehmensweiten<br />
Stammdatenmanagementkonzepts<br />
in den Ebenen Strategie,<br />
organisation und IT-Struktur beschreibt.<br />
Für die konkrete unternehmensspezifische<br />
Ausgestaltung in KMU liegen jedoch noch<br />
keine praxiserprobten Methoden und Instrumente<br />
vor. An dieser Stelle setzt das<br />
aktuelle Verbundforschungsvorhaben eBEn<br />
– eBusiness-Engineering an. Im Rahmen<br />
der Förderinitiative „Geschäftsprozesse<br />
standardisieren, Erfolg sichern“ werden in<br />
Kooperation der beiden Professuren Konstruktionslehre<br />
sowie Unternehmensrechnung<br />
und controlling der Technischen<br />
Universität chemnitz mit den Projektpartnern<br />
der RKW Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen und der Terrot GmbH praxistaugliche<br />
Methoden und Instrumente<br />
zur Analyse (Diagnosebausteine) und<br />
Verbesserung der Stammdaten- und Prozessqualität<br />
(Synthesebausteine) in KMU<br />
entwickelt. Damit sollen KMU befähigt werden,<br />
eBusiness-Standards sowie ein wertschöpfungsorientiertes<br />
Stammdaten- und<br />
Geschäftsprozessmanagement abgestimmt<br />
auf die jeweils vorherrschenden Rahmenbedingungen<br />
gezielt zu gestalten und zu<br />
nutzen.<br />
ANALYSE – ENTWIcKLUNG – VALIDIERUNG<br />
Die Entwicklungsarbeiten im Verbundprojekt<br />
eBEn werden in drei Phasen realisiert<br />
(Bild 1).<br />
In der Analysephase wurde mittels branchenübergreifender<br />
Befragung von 140<br />
KMU in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
die Bedarfssituation zum Stammdaten-<br />
und Geschäftsprozessmanagement<br />
erfasst. Hier zeigte sich, dass über 30 %<br />
der KMU keine IT-Systeme und über 80 %<br />
keine technischen und organisatorischen<br />
Standards zur Identifizierung, Klassifizierung,<br />
Anlage, Pflege und Archivierung ihrer<br />
Stammdaten einsetzen. Hauptgründe dafür<br />
wurden von den befragten Unternehmen in<br />
den nicht oder nur sehr vage abschätzbaren<br />
Kosten und Nutzen von Stammdatenmanagement<br />
(über 30 %) und in mangelnden<br />
Informationen zu eBusiness-Standards (ca.<br />
25 %) gesehen. Insgesamt besteht ein erheblicher<br />
Bedarf hinsichtlich der Schaffung<br />
Bild 1: Methodischer Ansatz im Projekt eBEn Bild 2: Zyklus zur Analyse und Verbesserung der Stammdaten- und Prozessqualität<br />
in KMU<br />
18
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
von Transparenz über die Stammdaten- und<br />
Prozessqualität, deren Wechselbeziehungen<br />
untereinander sowie deren Auswirkungen<br />
auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.<br />
Auf dieser Basis wurden für die Entwicklungsphase<br />
die Handlungsfelder Stammdaten,<br />
IT-Strukturen und Prozesse (Geschäfts- und<br />
Stammdatenprozesse)/organisation festgelegt.<br />
Im Rahmen der Handlungsfelder<br />
werden mit theoretisch-konzeptionellen<br />
Arbeiten Methoden und Instrumente zur<br />
Identifikation, Bewertung und Hebung von<br />
daten- und prozessbezogenen Verbesserungspotenzialen<br />
in KMU entwickelt. Das<br />
Labor für integrierte Produktentwicklung<br />
(IPE-Labor) stellt dazu mittels seiner integrierten<br />
und vernetzten Infrastruktur mit<br />
verschiedenen Datenpools eine geeignete<br />
Entwicklungsumgebung bereit. In der parallel<br />
ablaufenden Validierungsphase erfolgt<br />
in mehreren Entwicklungsschleifen die<br />
empirische Validierung und Verifizierung<br />
der Entwicklungsergebnisse. So werden im<br />
Rahmen von 30 Diagnoseprojekten professionelle<br />
Unternehmensberater aus einem<br />
Beraterpool eingesetzt und wissenschaftlich<br />
durch die TU chemnitz begleitet. Dabei stellen<br />
die Wissenschaftler den Beratern für die<br />
Bearbeitung von konkreten Teilaufgaben,<br />
wie z. B. die Analyse der Stammdatenqualität,<br />
ihre Entwicklungsergebnisse in Form<br />
von Bausteinen auf der Internetplattform<br />
www.eben-tuc.de zur Verfügung. Die Bausteine<br />
sind modular aufgebaut und umfassen<br />
Werkzeuge zu deren Anwendung,<br />
Handlungsanleitungen, Dokumentationsvorlagen<br />
und Fallbeispiele. Durch transferbegleitende<br />
Maßnahmen, wie regionale<br />
Arbeitskreise, sowie die wissenschaftliche<br />
Begleitung und Auswertung der Projekte<br />
werden die aus der Praxis stammenden<br />
(Weiter-)Entwicklungsanforderungen systematisch<br />
aufgegriffen.<br />
ZYKLUSMoDELL<br />
Die kontinuierliche Verbesserung der<br />
Stammdaten- und Prozessqualität in KMU<br />
wird in eBEn über einen zweistufigen Ansatz<br />
realisiert (Bild 2).<br />
In der Stufe Diagnose werden daten- und<br />
prozessbezogene Verbesserungspotenziale<br />
identifiziert, Maßnahmen zu deren<br />
Hebung generiert und diese hinsichtlich<br />
Nutzen und Kosten bewertet. Die Nutzenund<br />
Kostenbewertung bildet die Entscheidungsgrundlage<br />
für eine Priorisierung der<br />
Maßnahmen, die in der Stufe Synthese realisiert<br />
und verifiziert werden. Damit dies<br />
effizient und effektiv durchgeführt werden<br />
kann, wurde eine Diagnose-Methodik entwickelt,<br />
die sich in die vier Phasen Vorbereitung,<br />
Analyse, Konzeptentwicklung und<br />
Maßnahmenkonzept gliedert. Kernstück der<br />
Diagnose ist die Analyse. Im Rahmen einer<br />
Informationsflussanalyse werden die Ergebnisse<br />
einer Stammdaten-, IT- und Prozessanalyse<br />
zusammengeführt. Aus der daraus<br />
resultierenden Ist-Zustands-Beschreibung<br />
werden sowohl Verbesserungspotenziale<br />
abgeleitet als auch Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />
aufgezeigt. Anschließend erfolgt<br />
in der Konzeptentwicklung die Erarbeitung<br />
und Priorisierung von konkreten Maßnahmen<br />
zur nachhaltigen Verbesserung der<br />
Stammdaten- und Prozessqualität, die in<br />
das Maßnahmenkonzept für die anschließende<br />
Synthese einfließen. In der Synthese<br />
werden die priorisierten Maßnahmen zuerst<br />
in ein Detailkonzept überführt und anschließend<br />
umgesetzt. Für die Verifizierung<br />
und nachhaltige Sicherung der Projektergebnisse<br />
erfolgt die Einführung von Kennzahlen<br />
zur Kontrolle der Stammdaten- und<br />
Prozessqualität. Hieraus leiten sich wiederum<br />
Ansatzpunkte für weiterführende Verbesserungen<br />
ab, so dass ein neuer Zyklus<br />
angestoßen wird.<br />
Bild 3:<br />
Vorgehen bei der Stammdatenanalyse und -verbesserung<br />
STAMMDATENANALYSE UND -VERBESSE-<br />
RUNG<br />
Im Rahmen der Stammdatenanalyse werden<br />
zur Identifizierung von datenbezogenen<br />
Verbesserungspotenzialen die Arbeitsschritte<br />
Stammdatensichtung, -aufbereitung<br />
und -qualitätsbewertung durchlaufen.<br />
Unter Einsatz von digitalen Werkzeugen<br />
und Vergleichsmaßstäben (z. B. existierende<br />
Klassifikationsstandards) werden die<br />
Stammdaten zuerst gesichtet, und für die<br />
Datenqualitätsbewertung aufbereitet. Dazu<br />
werden Analysekriterien wie Vollständigkeit,<br />
Konsistenz, Redundanz, Struktur etc.<br />
genutzt (Bild 3). Die sich daraus ergebenden<br />
Potenziale gehen in Verbindung mit den<br />
Ergebnissen der IT- und Prozessanalyse in<br />
die sich anschließende Konzeptentwicklung<br />
ein. Dort werden u. a. Lösungsansätze<br />
zur Verbesserung der Stammdatenqualität,<br />
wie z. B. die Klassierung und Klassifizierung<br />
erarbeitet, mit denen die Effizienz im Produktentstehungsprozess<br />
gesteigert werden<br />
kann.<br />
In allen bisherigen Diagnoseprojekten<br />
konnten insbesondere strukturelle Mängel<br />
19
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
sowie uneinheitliche Terminologien im Artikelstamm,<br />
resultierend u. a. aus fehlender<br />
Ordnung und Abgrenzung spezifischer<br />
Stammdatenobjekte (Klassifikation), nachgewiesen<br />
werden. Diese führen zu einer<br />
geringen Gleichteileverwendung verbunden<br />
mit einem überdurchschnittlichen<br />
Artikelstammdatenwachstum (z. T. >20<br />
% pro Jahr). Des Weiteren konnte im Rahmen<br />
der Stammdatenqualitätsbewertung<br />
jeweils ermittelt werden, dass die Qualität<br />
der Kauf- und Normteildaten hinsichtlich<br />
Vollständigkeit, Aktualität und Konsistenz<br />
wesentlich besser als jene von Zeichnungsteilen<br />
ist. Für Erstgenannte werden bereits<br />
Klassifikationsstandards wie z. B. eCl@ss,<br />
ETIM, proficl@ss bzw. Werksnormen eingesetzt.<br />
Für Zeichnungsteile existieren<br />
dagegen noch keine in den Unternehmen<br />
genutzte Standards.<br />
Unterschiede haben sich insbesondere in<br />
der Verfügbarkeit und Nutzung von technischen<br />
und organisatorischen Standards,<br />
wie z. B. IT-Unterstützung und Werksnormen<br />
zur Artikelbeschreibung/-anlage,<br />
herauskristallisiert. Diese und weitere relevante<br />
Erkenntnisse aus der Auswertung der<br />
Diagnose und Syntheseprojekte fließen direkt<br />
in die Entwicklungsarbeiten und in die<br />
wissenschaftliche Begleitung der Projekte<br />
ein.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Um eine nachhaltige Verbesserung der<br />
Stammdaten- und Prozessqualität im Produktentstehungsprozess<br />
zu erreichen, ist<br />
auch und gerade in KMU ein auf das jeweilige<br />
Unternehmen zugeschnittenes,<br />
strukturiertes Stammdaten- und Geschäftsprozessmanagement<br />
erforderlich. Im Verbundprojekt<br />
eBEn werden mittels Analyse,<br />
Entwicklung sowie Verifizierung konzeptionelle<br />
Grundlagen hierfür geschaffen.<br />
Durch die Verzahnung von Entwicklung<br />
und Validierung können professionellen<br />
Unternehmensberatern praxiserprobte Diagnose-<br />
und Synthesebausteine zur Identifikation,<br />
Bewertung und Hebung von<br />
daten- und prozessbezogenen Verbesserungspotenzialen<br />
in KMU bereitgestellt und<br />
zugleich Weiterentwicklungen angeregt<br />
werden. Die Analyse und Verbesserung der<br />
Stammdaten- und Prozessqualität erfolgt<br />
in einem zweistufigen Ansatz mit Diagnose<br />
und Synthese und bezieht sich auf die<br />
Handlungsfelder Stammdaten, IT-Struktur<br />
und Geschäftsprozesse sowie die Kosten-<br />
Nutzen-Bewertung von Lösungen. Damit<br />
wird die Verfügbar- und Verwendbarkeit<br />
relevanter Daten für Planungs- und Steuerungsaufgaben<br />
im Produktentstehungsprozess<br />
verbessert.<br />
Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich<br />
Dipl. Wirt.-Ing. Michael Konarsky<br />
Professur Konstruktionslehre<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Prof. Dr. Uwe Götze<br />
Professur Unternehmensrechnung und<br />
Controlling<br />
Technische Universität Chemnitz<br />
Ökonomisch-Ökologische Bewertung von elektromechanischen<br />
Antriebssystemkonzepten<br />
Ein Werkzeug zur schnellen und wirtschaftlichen Konzipierung optimaler Antriebssysteme für spezifische Anwendungen<br />
20<br />
Einleitung<br />
Für industrielle Anwendungen sind elektromechanische<br />
Antriebssysteme in verschiedenen<br />
Ausführungen auf dem Markt<br />
verfügbar. Die Auslegung und Auswahl<br />
eines Antriebssystems wird entscheidend<br />
durch anwendungsspezifische Randbedingungen<br />
beeinflusst. Jede Randbedingung<br />
ist je nach Anwendungsspezifikation unterschiedlich<br />
zu gewichten. Die Zusammenführung<br />
von Antriebssystemelementen zu<br />
einem anwendungsoptimalen Antriebssystemkonzept<br />
ist dann gegeben, wenn die<br />
Randbedingungen gemäß der Anwendung<br />
nach den Gewichtungen des Herstellers<br />
und des Kunden bestmöglich realisiert und<br />
erfüllt werden können.<br />
In Zusammenarbeit mit der Sparte Mechanical<br />
Drives der Siemens AG wird am Lehrstuhl<br />
für Konstruktions- und Antriebstechnik der<br />
Universität Paderborn ein Werkzeug zur<br />
schnellen und wirtschaftlichen Konzipierung<br />
optimaler Antriebssysteme (KoptA) für<br />
spezifische Anwendungen als Basis für die<br />
Komposition von Antriebssystembaukästen<br />
entwickelt. Um das anwendungsoptimale<br />
Antriebssystemkonzept zu identifizieren,<br />
werden Antriebssystemvarianten nach technischen<br />
und wirtschaftlichen Kriterien, die<br />
sich aus den Randbedingungen ergeben,<br />
quantitativ bewertet und auf technischwirtschaftliche<br />
Stärken und Schwächen<br />
analysiert. Für unterschiedliche branchenspezifische<br />
Arbeitsprozesse resultieren<br />
Kombinationen aus Antriebssystemelementen,<br />
die zu branchenspezifischen Antriebssystembaukästen<br />
zusammengefasst<br />
werden können.<br />
Das Ziel dieses Projektes sind anwendungsorientierte<br />
Antriebssystembaukästen, die<br />
bei minimalem Aufwand (minimale Anzahl<br />
an Antriebssystemelementen, geringer logistischer<br />
Aufwand, etc.) eine maximale<br />
Funktionalität unter Berücksichtigung von<br />
technischen und wirtschaftlichen Randbedingungen<br />
gewährleisten.<br />
Problemstellung<br />
Ein spezifischer Arbeitsprozess kann durch<br />
verschiedene Antriebssystemkonzepte realisiert<br />
werden. Bild 1 zeigt beispielhaft drei<br />
Konzeptvarianten für einen Arbeitsprozess,<br />
der im Betriebspunkt der Arbeitsmaschine<br />
zusammengefasst ist. Alle drei Varianten erfüllen<br />
die Anforderungen des Prozesses. Es<br />
handelt sich hierbei um<br />
1. einen Motor Typ A mit einem Getriebe,<br />
2. einen Motor Typ B mit Getriebe und Umrichter<br />
und<br />
3. mehrere Motoren Typ C, die durch ein<br />
Sammelgetriebe in Kombination mit Umrichtern<br />
mechanisch gekoppelt sind und<br />
ein Mehrmotorenantriebssystem bilden.
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Branchenspezifische Antriebssystembaukästen<br />
Jede Branche, z.B. die Kautschukindustrie<br />
oder Zementindustrie, ist durch spezifische<br />
Arbeitsprozesse und Randbedingungen<br />
charakterisiert. Um für diese einen spezifischen<br />
Antriebssystembaukasten zu entwickeln,<br />
wird folgende Vorgehensweise<br />
angewendet (vgl. Bild 2):<br />
1. Der Leistungsbereich für jede Branche<br />
wird in Intervalle zerlegt.<br />
2. Das Werkzeug KoptA wird für jedes Intervall<br />
mit seinem Arbeitsprozess und seinen<br />
Randbedingungen automatisiert angewendet.<br />
Bild 1:<br />
Realisierung eines Arbeitsprozesses mit den verschiedenen Antriebssystemkonzepten Getriebemotor,<br />
Motor-Getriebe-Umrichter-Kombination und Mehrmotorenantriebssystem<br />
Anhand dieses Beispiels wird deutlich,<br />
dass die Entscheidung bei der Wahl einer<br />
Antriebssystemvariante in der Konzeptionsphase<br />
komplex wird. Hinzu kommen<br />
unterschiedlich ausgeprägte Merkmale der<br />
verschiedenen Antriebssystemelemente<br />
und Randbedingungen mit unterschiedlicher<br />
Gewichtung aus dem Arbeitsprozess.<br />
Lösungsansatz mit KoptA<br />
Für einen Arbeitsprozess werden aus einem<br />
virtuellen Antriebssystembaukasten mit<br />
Motoren, Getrieben und Umrichtern, der<br />
nach Belieben erweitert werden kann, alle<br />
Antriebssystemvarianten im Bereich einer<br />
frei wählbaren Toleranz mit den Merkmalen<br />
Drehzahl, Drehmoment und Leistung<br />
automatisch nach dessen Kenngrößen<br />
projektiert. Mit der Filterfunktion, der frei<br />
wählbaren Toleranzbereiche, wird der Lösungsraum<br />
der Antriebssysteme bereits zu<br />
Beginn sinnvoll eingegrenzt. Anschließend<br />
werden alle Konzeptvarianten nach standardisierten<br />
technischen und wirtschaftlichen<br />
Kriterien, z.B. hohe Dynamik des<br />
Antriebssystems oder hohe Verfügbarkeit<br />
der Rohstoffe, die zur Herstellung der Antriebssystemelemente<br />
notwendig sind,<br />
quantitativ mittels gewichteter Wertefunktionen<br />
bewertet.<br />
Mit dieser Vorgehensweise lässt sich aus<br />
allen erdenklichen Antriebssystemvarianten<br />
das Antriebssystemkonzept identifizieren,<br />
welches die anwendungsspezifischen<br />
Anforderungen sowohl technisch als auch<br />
wirtschaftlich bestmöglich erfüllt.<br />
3. Aus dem maximalen virtuellen Baukasten<br />
werden Konzeptvarianten für erforderliche<br />
Antriebssystemelemente durch<br />
KoptA aufgestellt.<br />
4. Durch das quantitative Bewerten jeder<br />
Konzeptvariante wird innerhalb eines<br />
Intervalls ein anwendungsoptimales Antriebssystemkonzept<br />
identifiziert.<br />
5. Die anwendungsoptimalen Antriebssysteme<br />
aus der Konzeptmenge werden, z.B.<br />
nach der voraussichtlichen Umschlagsmenge,<br />
klassifiziert, um so unter anderem<br />
den Lagerbedarf für einzelne Antriebsystemelemente<br />
zu ermitteln oder Antriebssystemkonzepte<br />
aufgrund geringer<br />
Nachfrage zu streichen.<br />
6. Aus der klassifizierten Konzeptmenge der<br />
anwendungsoptimalen Antriebssysteme<br />
lässt sich der reale branchenspezifische<br />
Antriebssystembaukasten festlegen.<br />
Angestrebtes Ergebnis im Projekt<br />
Der Antriebssystemhersteller erhält einen<br />
auf das Minimum reduzierten Antriebssystembaukasten,<br />
mit dem dieser eine<br />
Branche vollständig und anwendungsoptimal<br />
mit den notwendigen Antriebssystemelementen<br />
beliefern kann. Dessen<br />
Konzeption erfolgt von vornherein unter<br />
Berücksichtigung strategisch relevanter<br />
Randbedingungen. Aus diesem Antriebssystembaukasten<br />
werden dem Kunden Antriebssystemlösungen<br />
geliefert, die seine<br />
Arbeitsprozesse mit den geforderten Randbedingungen<br />
optimal erfüllen.<br />
Bild 2:<br />
Vorgehensweise zur automatisierten Entwicklung eines realen anwendungsspezifischen Antriebssystembaukastens<br />
mit Hilfe von KoptA<br />
Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer<br />
Alexander Klause, M.Sc.<br />
Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik<br />
(KAt)<br />
Universität Paderborn<br />
21
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Erfolgreicher Abschluss des Sonderforschungsbereichs 614<br />
„Selbstoptimierende Systeme des Maschinenbaus“<br />
Von der Grundlagenforschung zur industriellen<br />
Anwendung. Der Sonderforschungsbereich<br />
614 „Selbstoptimierende Systeme<br />
des Maschinenbaus“ stellte am 18. und 19.<br />
April <strong>2013</strong> auf dem Wissenschaftsforum Intelligente<br />
Technische Systeme des Heinz Nixdorf<br />
Instituts die Highlights aus 11 Jahren<br />
Forschung vor. Im Rahmen einer Ausstellung<br />
und zweier Special Sessions wurden<br />
die Nutzenpotentiale der Selbstoptimierung<br />
und Methoden zur Entwicklung selbstoptimierender<br />
Systeme vorgestellt. Die<br />
Förderung des SFBs 614 durch die Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft ist im Juni <strong>2013</strong><br />
ausgelaufen; die Ergebnisse des SFBs 614<br />
bilden einen wesentlichen Teil der Technologiebasis<br />
des 2012 eingerichteten BMBF-<br />
Spitzenclusters „Intelligente Technische<br />
Systeme Ostwestfalen-Lippe (it’s OWL)“.<br />
Der 2002 eingerichtete Sonderforschungsbereich<br />
(SFB) verfolgte die Zielsetzung, das<br />
Wirkparadigma der Selbstoptimierung für<br />
den Maschinenbau zu erschließen. Dafür<br />
wurde eine umfassende Entwicklungsmethodik<br />
erarbeitet, die u.a. in dem im<br />
Springer-Verlag <strong>2013</strong> erscheinenden Buch<br />
„Design Methodology for Intelligent Technical<br />
Systems“ dokumentiert ist. Mit dieser<br />
Methodik versetzen wir Dritte in die Lage,<br />
selbstoptimierende Systeme zu entwickeln.<br />
Unter Selbstoptimierung eines technischen<br />
Systems wird die endogene Änderung der<br />
Ziele des Systems auf veränderte Umfeldbedingungen<br />
und die daraus resultierende<br />
zielkonforme autonome Anpassung der Parameter<br />
und ggf. der Struktur und somit des<br />
Verhaltens dieses Systems verstanden. Im<br />
Juni <strong>2013</strong> wurde der Sonderforschungsbereich<br />
614 nach 11 Jahren Förderung durch<br />
die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
erfolgreich abgeschlossen. Die Highlights<br />
aus drei Förderperioden wurden auf dem<br />
Wissenschaftsforum „Intelligente Technische<br />
Systeme“ am 18. und 19. April <strong>2013</strong><br />
präsentiert. Der Sonderforschungsbereich<br />
freute sich insbesondere, dass Herr Dr.-Ing.<br />
A. Engelke von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
sowie der Sprecher des SFBs<br />
Transregios AVACS (Automatic Verification<br />
and Analysis of Complex Systems) Herr Prof.<br />
B. Becker der Einladung des SFBs zur Abschlussveranstaltung<br />
gefolgt waren.<br />
Den Auftakt der beiden Special Sessions<br />
machte Herr Prof. J. Böcker mit seinem Einführungsvortrag<br />
zum Thema „Selbstoptimierung<br />
in der Anwendung“, in dem er die<br />
erheblichen Nutzenpotentiale des Wirkparadigmas<br />
der Selbstoptimierung an mehreren<br />
Beispielen verdeutlichte. Es folgten<br />
fünf weitere Beiträge, die aktuelle Ergebnisse<br />
aus den Teilprojekten vorstellten und<br />
einen guten Überblick über die Arbeiten<br />
des SFBs gaben. Auf der Fachausstellung<br />
war der Sonderforschungsbereich mit einer<br />
umfangreichen Ausstellung vertreten. Bei<br />
abwechslungsreichen Vorstellungen der im<br />
Rahmen des SFBs 614 entstandenen Softwarewerkzeuge<br />
und Methoden konnten<br />
sich die Besucher über die Arbeiten informieren.<br />
Einen Blickfang stellte die virtuelle<br />
Fachausstellung des SFBs 614 dar. Die Fachausstellung<br />
ist online unter http://sfb614.de<br />
für die breite Öffentlichkeit auf dem Internetauftritt<br />
des SFBs verfügbar. Wir möchten<br />
Sie hiermit einladen sich einen eigenen Eindruck<br />
über unsere Forschungsergebnisse zu<br />
machen.<br />
Auf dem abschließenden Empfang hob der<br />
Sprecher des Sonderforschungsbereichs<br />
614, Herr Prof. J. Gausemeier, noch einmal<br />
die exzellenten Forschungsergebnisse und<br />
den vorbildlichen Teamgeist innerhalb des<br />
SFBs hervor. Dieser zeigte sich insbesondere<br />
in den alljährlichen Berichtskolloquien und<br />
ist ein Treiber für die Erfolgsgeschichte des<br />
Sonderforschungsbereichs. Ferner beruht<br />
der 2012 gestartete BMBF-Spitzencluster<br />
„it´s OWL – Intelligente Technische Systeme<br />
OstWestfalen Lippe“ zu einem erheblichen<br />
Teil auf den Ergebnissen des SFBs 614. Der<br />
Spitzencluster hat ein Projektvolumen von<br />
100 Mio. €. In der überwiegenden Anzahl<br />
der von der Industrie vorangetriebenen Innovationsprojekte<br />
wird die Funktionalität<br />
der Selbstoptimierung implementiert. Beispiele<br />
sind die selbstoptimierende Großwäscherei<br />
(Kannegießer), der intelligente und<br />
optimierte Knetprozess (Kemper) und die<br />
intelligente Herstellung zuverlässiger Kupferbondbindungen<br />
(Hesse Mechatronics).<br />
Mehr über den Sonderforschungsbereich<br />
614 und die entsprechenden Entwicklungsmethoden:<br />
[GSR13] Gausemeier, J., Schaefer, W.; Rammig,<br />
F.-J. (Hrsg.): Design Methodology for<br />
Intelligent Technical Systems – Develop<br />
Intelligent Technical Systems of the Future.<br />
Springer-Verlag, Heidelberg, <strong>2013</strong><br />
[GSR+13] Gausemeier, J., Schaefer, W.;<br />
Rammig, F.-J.; Sextro, W. (Hrsg.): Dependability<br />
in Self-Optimizing Mechatronic Systems.<br />
Springer-Verlag, Heidelberg, <strong>2013</strong><br />
Oder im Internet: www.sfb614.de<br />
Bild1: Impressionen aus dem SFB 614<br />
22<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Mareen Vaßholz<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn
<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung <strong>2013</strong><br />
(SSP<strong>2013</strong>)<br />
19./20. Juni <strong>2013</strong>, Stuttgart, Deutschland<br />
Mit gut 120 Teilnehmern/innen, darunter<br />
viele namhafte Vertreter aus Forschung<br />
und Industrie, fand das zweite Stuttgarter<br />
Symposium für Produktentwicklung<br />
(SSP<strong>2013</strong>) statt. Die Veranstaltung knüpft<br />
damit nahtlos an die erfolgreiche Auftaktveranstaltung<br />
(SSP2011) vor zwei Jahren<br />
an.<br />
Das diesjährige Symposium unter dem<br />
Vorsitz der Professoren Binz (IKTD, Universität<br />
Stuttgart), Bertsche (IMA, Universität<br />
Stuttgart) und Spath (Fraunhofer IAO) unterstützt<br />
von der Wissenschaftlichen Gesellschaft<br />
für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong><br />
e. V. folgte dem Leitthema „Produktentwicklung<br />
– Eine interdisziplinäre Herausforderung“.<br />
Produktentwicklung und<br />
Konstruktion stehen derzeit vor großen<br />
Herausforderungen. Während die Komplexität<br />
der Produkte steigt, sollen die Entwicklungskosten<br />
sinken. Gleichzeitig gilt<br />
es, die Qualität und Planungssicherheit in<br />
der Produktentwicklung weiter zu verbessern.<br />
Am ersten Tag der Veranstaltung wurde<br />
im Rahmen eines FORUM (19.06.<strong>2013</strong>)<br />
anhand von Praxisbeispielen und Erfahrungsberichten<br />
über Herausforderungen<br />
und Erfolgsfaktoren für die zukünftige<br />
Produktentwicklung berichtet. Vertretern<br />
aus Industrie und Wirtschaft bot sich die<br />
Gelegenheit, neue Lösungsansätze kennen<br />
zu lernen und Erfahrungen auszutauschen.<br />
Während drei Parallelsessions am Nachmittag<br />
wurden Methoden der digitalen und<br />
virtuellen Produktentwicklung sowie des<br />
Technologiemanagements vorgestellt.<br />
In einer abschließenden Session bot sich<br />
ausgewählten Wissenschaftlern eine<br />
Plattform, ihre herausragenden Forschungsprojekte<br />
und deren Ergebnisse<br />
zu präsentieren und einen Überblick über<br />
aktuelle Forschungsvorhaben zum jeweiligen<br />
Schwerpunktgebiet zu geben.<br />
Am zweiten Tag des Stuttgarter Symposiums<br />
fand eine wissenschaftliche<br />
KONFERENZ (20.06.<strong>2013</strong>) statt, die sich<br />
an Fachexperten sowie Wissenschaftler<br />
richtete. Ziel war es, einen umfassenden<br />
Überblick über den aktuellen Stand der<br />
Forschung zu Methoden, Lösungsansätzen<br />
und Technologien im Bereich der<br />
Produktentwicklung zu geben. Das durchgeführte<br />
Double-blind-Review Verfahren<br />
garantierte eine hohe Qualität der insgesamt<br />
35 Vorträge (bei ursprünglich 55<br />
eingegangen Vortragseinreichungen) in<br />
drei Paralleltracks. Track 1 „Virtuelle Produktentwicklung“<br />
beschäftigte sich mit<br />
dem Digital Engineering, dem Innovationsund<br />
Technologiemanagement sowie der<br />
Cyber-physischen Produktentwicklung“. In<br />
Track 2 „Methoden und Prozesse der Produktentwicklung“<br />
wurden Vorträge zum<br />
Thema der Wissensbasierten Produktentwicklung,<br />
der Konstruktionsmethodiken<br />
sowie der altersgerechten Produktentwicklung<br />
präsentiert. Track 3 „Maschinenelemente<br />
und –systeme“ beinhaltete<br />
Vorträge zur zuverlässigen Produktentwicklung<br />
sowie dem nutzerzentrierten<br />
Design.<br />
Wir möchten uns an dieser Stelle für die<br />
zahlreiche Teilnahme und das damit verbundenen<br />
Interesse an dieser Veranstaltung<br />
bedanken und würden uns freuen,<br />
Sie auch zum SSP2015 begrüßen zu dürfen.<br />
Herzlicher Dank gilt zudem dem wissenschaftlichen<br />
Rat der Konferenz und allen<br />
Unterstützern des diesjährigen SSP<strong>2013</strong>.<br />
Prof. Dr.-Ing. H. Binz<br />
Dipl.-Ing. Daniel Roth<br />
Institut für Konstruktionstechnik und<br />
Technisches Design (IKTD)<br />
Universität Stuttgart<br />
Bild 1: Forum SSP<strong>2013</strong> - Eröffnungsveranstaltung Bild 2: Konferenz SSP<strong>2013</strong> – Track 2: Methoden und Prozesse der Produktentwicklung<br />
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<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />
Veranstaltungskalender<br />
• 21. Februar 2014<br />
Free Style Green Truck – neue<br />
Kabinenkonzepte für den LKW-Fernverkehr<br />
2030, Karlsruhe<br />
• 11. bis 13. März 2014<br />
3rd International Commercial Vehicle<br />
Technology Symposium Kaiserslautern<br />
• 23. bis 25. Juni 2014<br />
Sixth International Conference on<br />
Design Computing and Cognition<br />
DCC‘14, London<br />
• 26. bis 27. Juni 2014<br />
Entwerfen Entwickeln Erleben - Methoden<br />
und Werkzeuge in Produktentwicklung<br />
und Design (EEE2014), Dresden<br />
• 02. bis 04. Juli 2014<br />
2nd Joint International Conference on<br />
System-integrated Intelligence: New<br />
Challenges for Product and Production<br />
Engineering, Bremen<br />
• 02. bis 04. Juli 2014<br />
16th International DSM Conference.<br />
Paris<br />
Vorstand/Anschriften:<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
(Vorsitzender)<br />
IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
Kaiserstraße 10<br />
76131 Karlsruhe<br />
Tel.: +49 (0) 721 | 608 4 2371<br />
Fax: +49 (0) 721 | 608 4 6051<br />
E-Mail: albers@ipek.uni-karlsruhe.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />
(Stellvertretender Vorsitzender)<br />
Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Universitätsstraße 150<br />
44780 Bochum<br />
Tel.: +49 (0) 234 | 32 27 009<br />
Fax: +49 (0) 234 | 32 14 443<br />
E-Mail: Abr@itm.ruhr-uni-bochum.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Sauer<br />
(Stellvertretender Vorsitzender)<br />
Lehrstuhl für Maschinenelemente und<br />
Getriebetechnik<br />
Universität Kaiserslautern<br />
Gottlieb-Daimler-Straße<br />
67663 Kaiserslautern<br />
Tel.: +49 (0) 631 | 205 34 05<br />
Fax: +49 (0) 631 | 205 37 16<br />
E-Mail: sauer@mv.uni-kl.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz<br />
(Sprecher für Lehre & Weiterbildung)<br />
Institut für Konstruktionstechnik und<br />
Technisches Design<br />
Universität Stuttgart<br />
Pfaffenwaldring 9<br />
70569 Stuttgart<br />
Tel.: +49 (0) 711 | 685 66 055<br />
Fax: +49 (0) 711 | 685 66 219<br />
E-Mail: hansgeorg.binz@iktd.unistuttgart.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche<br />
(Geschäftsführer)<br />
Institut für Maschinenelemente<br />
Universität Stuttgart<br />
Pfaffenwaldring 9<br />
70569 Stuttgart<br />
Tel.: +49 (0) 711 | 685 66 165<br />
Fax: +49 (0) 711 | 685 66 319<br />
E-Mail: bertsche@ima.uni-stuttgart.de<br />
Ordentliche Mitglieder:<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />
(Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Technische Universität Darmstadt),<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz (Universität<br />
Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing (Université du Luxembourg), Prof. Dr.-Ing. Ludger Deters<br />
(Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Martin Eigner (TU Kaiserslautern), Prof. Dr. sc. techn. Paolo Ermanni<br />
(ETH Zürich), Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen (RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />
(Universität Paderborn), Prof. Dr.-Ing. Detlef Gerhard (TU Wien), Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinrich Grote<br />
(Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Dietmar Göhlich (Technische Universität<br />
Berlin), Prof. Dr.-Ing. Georg Jacobs (RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Ulf Kletzin (TU Ilmenau), Prof. Dr.-<br />
Ing. Dieter Krause (TU Hamburg-Harburg), Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich (TU Chemnitz), Prof. Dr.-Ing.<br />
Robert Liebich (TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann (TU München), Prof. Dr.-Ing. Armin Lohrengel<br />
(TU Clausthal), Prof. Dr.-Ing. Frank Mantwill (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg), Prof. Dr.<br />
Dr.-Ing. Jivka Ovtcharova (Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr.-Ing. Kristin Paetzold (Universität<br />
der Bundeswehr München), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Poll (Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing.<br />
Gunther Reinhart (TU München), Prof. Dr.-Ing. Frank Rieg (Universität Bayreuth), Prof. Dr.-Ing. Bernd<br />
Sauer (TU Kaiserslautern), Prof. Dr.-Ing. Christian Schindler (TU Kaiserslautern), Prof. Dr.-Ing. Berthold<br />
Schlecht (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Dieter Spath (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-<br />
Ing. Karsten Stahl (TU München), Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark (TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. habil. Ralf Stelzer<br />
(TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Peter Tenberge (Ruhr Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Sándor<br />
Vajna (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr. Ir. Fred J.A.M. van Houten (University<br />
of Twente), Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor (TU Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Jörg Wallaschek (Leibniz<br />
Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing.<br />
Christian Weber (TU Ilmenau), Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Michael Weigand (TU Wien), Prof. DI Dr. Klaus<br />
Zeman (Johannes Kepler Universität Linz), Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer (Universität Paderborn)<br />
Mitglieder im Ruhestand:<br />
Prof. Dr.-Ing. Fatih C. Babalik (Uludag Üniversitesei), Prof. Dr. h.c. Dr.-Ing. Herbert Birkhofer (Technische<br />
Universität Darmstadt), Prof. em. Dr. rer. nat. C. Werner Dankwort (TU Kaiserslautern), Prof.<br />
em. Dr.-Ing. Klaus Ehrlenspiel, Prof. Dr.-Ing. Klaus Federn, Prof. em. Dr.-Ing. Dierk-Götz Feldmann<br />
(Technische Universität Hamburg-Harburg), Prof. em. Dr.-Ing. E. h. Dr.-Ing. Manfred Flemming, Prof.<br />
em. Dr.-Ing. Hans-Joachim Franke (Technische Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Joachim Glienicke<br />
(Technische Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Peter W. Gold, Prof. Dr.-Ing. Robert Grekoussis,<br />
o. Prof. Dr.-Ing. Rudolf Haller (Universität Karlsruhe), Prof. i. R. Dr.-Ing. Bernd-Robert Höhn<br />
Stand: 11. Dezember <strong>2013</strong><br />
Redaktion: michael.bartholdt@ima.uni-stuttgart.de<br />
Internet: www.wigep.de<br />
Redaktionsleitung: Dipl.-Ing. Michael Bartholdt<br />
Auflage: 2.500 Exemplare Tel.: +49 (0) 711 | 685 66187<br />
ISSN 1613-5504<br />
Satz: Theresa Ulrich<br />
(TU München), Prof. Dr.-Ing. habil. Guenter Höhne (Technische Universität Ilmenau), Prof. Dr.-Ing.<br />
Dr.-Ing. E.h. Franz Gustav Kollmann (TH Darmstadt), Prof. em. Dr.-Ing. Frank-Lothar Krause (TU Berlin),<br />
em. Prof. Dr.-Ing. Konrad Langenbeck (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Linke<br />
(TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Harald Meerkamm (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Heinz<br />
Mertens (Technische Universität Berlin), Prof. Dr.-Ing. H. W. Müller, Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c.mult. Gerhard<br />
Pahl, Prof. Dr.-Ing. Heinz Peeken, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Predki (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-<br />
Ing. Walter Raab, Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Laurenz Rinder (Technische Universität Wien), Prof. Dr.-<br />
Ing. Jürgen Rugenstein, Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jürgen Schorcht (Technische Universität Ilmenau),<br />
Prof. Dr.-Ing. Lütfullah Ulukan (Istanbul Teknik Üniversitesi), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Wagner (Institut<br />
Product and Service Engineering Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dieter Wüstenberg (TU Kaiserslautern)<br />
Industriekreis:<br />
Kurt Bengel (Cenit AG), Dr. Ewald Bentz (U.I.Lapp GmbH), Dr.-Ing. Thomas Bertolini (Dr. Fritz Faulhaber<br />
GmbH & Co. KG Antriebssysteme), Dr. Markus Beukenberg (WILO SE), Dr. Hugo Blaum (GEA<br />
Air Treatment Division, LuK Industriebeteiligungen GmbH), Dr. Jörg Böcking(Freundenberg & Co.<br />
KG.), Dipl.-Ing. Elmar Deegener (Keiper GmbH & Co KG), Dr. Gunnar Ebner (Capgemini Consulting,<br />
Central Europe), Gerd Engel (Hofmann & Engel Produktentwicklungs GmbH), Dr.-Ing. Gerd Fricke,<br />
Prof. Dr. rer. pol. Horst Geschka (Geschka & Partner Unternehmensberatung), Dr.-Ing. Willi Gründer<br />
(Tedata Gesellschaft für technische Informationssysteme), Dr. Peter Gutzmer (SCHAEFFLER KG),<br />
Dr.-Ing. Günter Hähn (Wirtgen GmbH), Prof. Dr.-Ing Dieter-Heinz Hellmann (KSB AG), Dr. Daniel<br />
Kähny (LS Telcom AG), Dr.-Ing. Bertram Kandziora (STIHL AG), Prof. Dipl.-Ing. Alfred Katzenbach,<br />
Prof. Dr. Michael Ketting (IBAF - Institut für Baumaschinen, Antriebs- und Fördertechnik GmbH ),<br />
Prof. Dr. Jürgen Kluge (Advice, Consulting and Projects), André Kremer (Paul Wurth S.A.), Dr.-Ing.<br />
Georg Mecke (Airbus Operations GmbH), Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Dr.-Ing. E. h. mult. Joachim<br />
Milberg (BMW AG), Dr.-Ing. Stefan Möhringer (Simon Möhringer Anlagenbau GmbH), Dr. Horst<br />
Nasko (Heinz Nixdorf Stiftung), Razvan Olosu (Novero GmbH), Dr.-Ing. Lothar Ophey (Inno Tech<br />
GmbH), Dr. Bernd Pätzold (ProSTEP AG), Dipl.-Ing. Stephan Plenz (Heidelberger Druckmaschinen<br />
AG), Dr.-Ing. Peter Post (Festo AG & Co. KG), Dipl.-Ing. Hartmut Rauen (VDMA), Dr.-Ing. Wolfgang<br />
Reik (LuK GmbH & Co. OHG), Prof. Dr.-Ing. Siegfried Russwurm (Siemens Medical Solutions), Dr.<br />
Eduard Sailer (Miele & Cie. GmbH & Co.), Michael Sauter (Parametric Technology GmbH), Klaus<br />
Schäfer (IBM Deutschland GmbH), Jörg Schiebel (Dassault Systemes Deutschland AG), Dr.-Ing.<br />
Peter Schwibinger (Carcoustics International GmbH), Dr.-Ing. Andreas Siebe (ScMI Scenario Management<br />
International AG), Dr.-Ing. Hans-Peter Sollinger (Voith AG), Dr. Martin Stark (Freudenberg<br />
GmbH & Co. KG), Dr. Tobias Sünner (Adam Opel GmbH), Dr.-Ing. Frank Thielemann (UNITY AG), Dr.<br />
Eberhard Veit (Festo AG & Co. KG), Dr. Hans-Jürgen Wessel (Krause-Biagosch GmbH), Dr. Dieter<br />
Wirths (Hettich Holding GmbH & Co. oHG), Manfred Wittenstein (WITTENSTEIN AG), Prof. Dr.-Ing.<br />
Klaus Wucherer (VDE), Prof. Dr.-Ing. Carl-Dieter Wuppermann (Stahl-Zentrum), Karl Heinz Zachries<br />
(CONTACT Software GmbH)<br />
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