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WiGeP News 2/2013

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Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />

Wissenschaftliche Gesellschaft<br />

für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong><br />

Berliner Kreis & WGMK<br />

NEWS<br />

Mitteilungen der <strong>WiGeP</strong><br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

diese <strong>WiGeP</strong>-<strong>News</strong> geben Ihnen einen<br />

aktuellen Einblick in die vielseitigen<br />

Aktivitäten unserer Mitglieder in der<br />

Produktentwicklung. Als Bindeglied<br />

zwischen Universitäten und der Industrie<br />

möchten wir dazu beitragen,<br />

innovative Lösungen aus den verschiedenen<br />

Fachbereichen der Produktentwicklung<br />

zu kommunizieren<br />

und Kooperationen im Bereich der<br />

Forschung und Lehre rund um die<br />

Produktentwicklung zu fördern. Ich<br />

freue mich, den regen Austausch zu<br />

eben diesem Zweck als Geschäftsführer<br />

mit zu begleiten und das langjährige<br />

Engagement meines Vorgängers<br />

Prof. Jürgen Gausemeier weiterführen<br />

zu dürfen. Der Wechsel der Geschäftsstelle<br />

ist nun vollzogen.<br />

Zur <strong>WiGeP</strong> zählen aktuell 75 Universitätsprofessoren<br />

sowie 50<br />

Führungspersönlichkeiten renommierter<br />

deutscher Unternehmen.<br />

Sprechen Sie uns gerne bezüglich<br />

einer gemeinsamen Förderung des<br />

Technologietransfers und der Produktinnovationen<br />

an oder besuchen Sie<br />

unsere Homepage www.wigep.de!<br />

<strong>WiGeP</strong>-Herbsttagung <strong>2013</strong> in Stuttgart<br />

Über 50 Teilnehmer bei der Herbsttagung der <strong>WiGeP</strong><br />

Die diesjährige Herbsttagung der Wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für Produktentwicklung<br />

(<strong>WiGeP</strong>) fand vom 25.-28.09.<strong>2013</strong> in<br />

Stuttgart statt. Eingeladen hatte Prof. Spath<br />

vom Fraunhofer IAo in Kooperation mit Prof.<br />

Binz (IKTD) und Prof. Bertsche (IMA). Den über<br />

50 Teilnehmern wurde ein interessantes und<br />

abwechslungsreiches Programm geboten.<br />

Zwei Mal pro Jahr treffen sich die Mitglieder<br />

der <strong>WiGeP</strong> um sich auszutauschen. Während<br />

die Frühjahrstagung das Ziel verfolgt, Forschung<br />

und Lehre regelmäßig auf die aktuellen<br />

Herausforderungen aus der Industrie<br />

abzustimmen und die Unternehmen bei der<br />

Entwicklung der Produkte für die Märkte von<br />

morgen zu unterstützen, hat die Herbsttagung<br />

einen eher nach innen gerichteten<br />

charakter. So standen auf der diesjährigen<br />

Tagung Themen der strategischen Ausrichtung<br />

der <strong>WiGeP</strong> im Vordergrund. Der <strong>WiGeP</strong><br />

gehören ca. 80 Universitätsprofessorinnen<br />

und -professoren an, die die Wissenschaftslandschaft<br />

auf dem Gebiet der Produktentwicklung<br />

prägen.<br />

ZU GAST IM ZENTRUM FÜR VIRTUELLES<br />

ENGINEERING – ARBEITEN UNTER DEM VIR-<br />

TUAL SKY<br />

Mit dem „Zentrum für Virtuelles Engineering“<br />

(ZVE) hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />

und organisation IAo in Stuttgart<br />

ein Haus der Wissensarbeit geschaffen, in<br />

dem Wissenschaftler interdisziplinär rund um<br />

die Themen innovative Arbeitsgestaltung,<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche<br />

Bild 1:<br />

Teilnehmer der <strong>WiGeP</strong>-Herbsttagung <strong>2013</strong> in Stuttgart vor dem ZVE


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Mobilität der Zukunft, visuelle Technologien<br />

und digitales Engineering forschen – passend<br />

zu Inhalten der <strong>WiGeP</strong>.<br />

Labore verschmelzen im ZVE mit Büros. Je<br />

nach aktuellen Arbeitsbeziehungen zwischen<br />

den verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

und je nach Ressourcenanforderung kann<br />

der Arbeitsplatz am Tag u.U. mehrmals wechseln<br />

–in Übereinstimmung mit den Anforderungen<br />

heutiger Multiprojekt-Arbeit.<br />

Aufgrund vorbildlicher Effizienz, Umweltfreundlichkeit<br />

und Ressourcenschonung erhielt<br />

das ZVE von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) das Zertifikat<br />

in Gold.<br />

Der fachliche Austausch der <strong>WiGeP</strong>-Mitglieder<br />

fand sozusagen unter freiem Himmel<br />

statt, nämlich unter dem von Fraunhofer-<br />

Lichtexperten entwickelten „Virtual Sky“, der<br />

im Auditorium des Gebäudes für annähernd<br />

natürliches Tageslicht sorgt und dabei wahlweise<br />

den Wolkenzug, die Lichtintensität<br />

oder ganze Sonnenaufgänge simulieren<br />

kann.<br />

Intensiver Austausch zwischen den<br />

Mitgliedern<br />

Die Mitgliederversammlung hatte auch in<br />

diesem Herbst wichtige aktuelle Themen als<br />

Schwerpunkt. Beispielsweise der Austausch<br />

und die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen<br />

Gesellschaften oder auch<br />

die strategische Ausrichtungen bezüglich<br />

der Einbindung des Industriekreises. Die<br />

drei Fachgruppen „Maschinenelemente<br />

und -systeme“, „Methoden und Prozesse der<br />

Produktentwicklung“ sowie „Virtuelle Produktentwicklung“<br />

trafen sich zudem fachgruppenintern<br />

um deren fachbezogene<br />

aktuelle Themen voranzubringen und abzustimmen.<br />

Abwechslungsreiches<br />

Programm<br />

auch<br />

für die Begleitpersonen<br />

Gemäß der Tradition<br />

der Herbsttreffen<br />

wurde<br />

den Begleitpersonen<br />

der <strong>WiGeP</strong>-<br />

Mitglieder ein<br />

interessantes und<br />

abwechslungsreiches<br />

Programm<br />

geboten. Während<br />

die Mitglieder<br />

sich in Sachen<br />

Bild 3:<br />

<strong>WiGeP</strong> austauschten,<br />

besichtigten die Damen das im 18. Jahrhundert<br />

erbaute Stuttgarter Schloss Solitude<br />

und die Stadtbahn Stuttgart, nahmen aber<br />

auch – typisch schwäbisch – an einer Kehrwochen-Führung<br />

teil.<br />

Verleihung des Wolfgang-Beitz-<br />

Preises <strong>2013</strong> im Meilenwerk Böblingen<br />

Die <strong>WiGeP</strong> vergab auch in diesem Jahr den<br />

Wolfgang-Beitz-Preis <strong>2013</strong> an zwei herausragende<br />

wissenschaftliche Arbeiten. Die Preisverleihung<br />

fand am 26.09.<strong>2013</strong> im Rahmen<br />

der <strong>WiGeP</strong>-Herbsttagung statt.<br />

Der Preis wird im Andenken und im Sinne<br />

des 1998 verstorbenen Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing.<br />

E.h. Wolfgang Beitz an wissenschaftliche<br />

Arbeiten mit herausragender ingenieurwissenschaftlicher<br />

Relevanz und hohem Innovationsgehalt<br />

verliehen.<br />

Die Preisverleihung fand sehr passend im<br />

Meilenwerk in Böblingen statt, das zeitlos<br />

schöne Automobilia ausstellt – ein Augenschmaus<br />

für Produktentwickler.<br />

Der Wolfgang-Beitz-Preis besteht aus einer besonderen Ausgabe des<br />

DUBBEL, einer Medaille (nicht im Bild) sowie natürlich einer Urkunde<br />

Preisträger sind Herr Dr.-Ing. Tobias Düser<br />

vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

für seine Dissertation mit dem Titel „X-inthe-Loop<br />

– ein durchgängiges Validierungsframework<br />

für die Fahrzeugentwicklung am<br />

Beispiel von Antriebsstrangfunktionen und<br />

Fahrerassistenzsystemen“ sowie Herr Dr.-Ing.<br />

Andreas Maiwald von der TU Chemnitz für<br />

seine Dissertation mit dem Titel „Numerische<br />

Analyse des Wanderverhaltens von Wälzlagerringen“.<br />

Für die <strong>WiGeP</strong><br />

Michael Bartholdt<br />

Bild 2:<br />

Herr Prof. Spath begrüßt die <strong>WiGeP</strong>-Mitglieder im ZVE unter<br />

dem Virtual Sky<br />

Bild 4:<br />

Der Vorsitzende der <strong>WiGeP</strong> Prof. Albers (Mitte) übergibt den Wolfgang-<br />

Beitz-Preis <strong>2013</strong> an die beiden Preisträger Dr.-Ing. Düser (links) und<br />

Dr.-Ing. Maiwald (rechts)<br />

2


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

3D von Scan bis Druck<br />

Im 3D-Labor der TU-Braunschweig lernen Studierende neue Hilfsmittel der virtuellen<br />

Produktentwicklung kennen und arbeiten aktiv an deren Weiterentwicklung mit<br />

Überführung realer<br />

Objekte in<br />

dreidimensionale<br />

virtuelle Modelle<br />

durch drei<br />

verschiedene<br />

Scanverfahren<br />

Bild 1:<br />

MOTIVATION<br />

Bild 2:<br />

3D-Scan<br />

real<br />

Prozesskette im 3D-Labor<br />

Bearbeitung von<br />

gescannten<br />

Objekten und<br />

Erstellung neuer<br />

Modelle durch<br />

CAD-Programme in<br />

der virtuellen Welt<br />

3D-Scan eines Rennsporthelmes<br />

Darstellung und<br />

Handhabung<br />

dreidimensionaler<br />

virtueller Modelle<br />

durch<br />

stereoskopische<br />

Ausgabe und 3D-<br />

Eingabegeräte<br />

virtuell<br />

3D-Datenverarbeitung<br />

3D-<br />

Visualisierung<br />

3D-Druck<br />

Überführung<br />

virtueller Modelle in<br />

reale Objekte durch<br />

drei verschiedene<br />

Druckverfahren<br />

real<br />

Verkürzte Produktlebenszyklen und hohe<br />

Innovationsraten des internationalen<br />

Wettbewerbs setzen die etablierten Produktentwicklungsprozesse<br />

anhaltend unter<br />

Druck. Dabei erfordert die Parallelisierung<br />

von Teilprozessen ein erhöhtes Organisations-<br />

und Kommunikationsmaß, dem<br />

unter anderem mit rechnerunterstützten<br />

Werkzeugen begegnet wird. Ebenso bei<br />

der Auslegung, Gestaltung und Simulation<br />

von neuen Produkten leisten Rechner heute<br />

unverzichtbare Dienste, die zu einer anhaltenden<br />

Virtualisierung des Produktentwicklungsprozesses<br />

führen. Im Zusammenspiel<br />

mit konventionellen Entwicklungsmethoden<br />

und dem Faktor Mensch können reale<br />

Objekte allerdings weiterhin unterstützen.<br />

Deshalb sind Technologien von Nöten, die<br />

die Schnittstelle zwischen Realität und virtueller<br />

Welt schnell überbrücken. Bezüglich<br />

geometrischer Modelle wurden hierzu<br />

verschiedene Technologien einerseits zur<br />

räumlichen Geometrieaufnahme (3D-Scan)<br />

sowie andererseits zur schnellen generativen<br />

Fertigung (3D-Druck) entwickelt.<br />

HISTORIE<br />

Am Institut für Konstruktionstechnik<br />

(IK) der Technischen Universität Braunschweig<br />

werden seit 2007 generative Fertigungsverfahren<br />

zur Unterstützung der<br />

Produktentwicklung eingesetzt. So hergestellte<br />

Bauteile finden in Industrie- und<br />

Forschungsprojekten als Diskussionsgrundlage<br />

oder Funktionsmuster Anwendung<br />

sowie in der Lehre als Anschauungsmodell.<br />

2010 kam ein 3D-Scanner hinzu, der in Zusammenwirkung<br />

mit der jahrzehntelangen<br />

Erfahrung im Bereich der rechnerunterstützten<br />

Konstruktion erstmals einen Prozesszyklus<br />

zwischen realen und virtuellen<br />

Geometriemodellen ermöglicht.<br />

3D-DRUCK FÜR JEDERMANN<br />

Mit den Möglichkeiten des Interessenaustauschs<br />

über das Internet hat sich eine<br />

Subkultur gebildet, die den Do-It-Yourself-<br />

Gedanken mit Unterstützung moderner<br />

Technologien fortführt – die sogenannte<br />

Maker-Szene. Über die Entwicklung CNCgesteuerter<br />

Werkzeugmaschinen sind so<br />

auch verschiedenste Konzepte von 3D-<br />

Druckern entstanden, die mit einfachen<br />

Mitteln durch jedermann aufgebaut werden<br />

können. Nachdem wichtige Patente im Bereich<br />

der generativen Fertigungsverfahren<br />

abgelaufen sind, wurde diese Entwicklung<br />

weiter beschleunigt. So wurde zum Beispiel<br />

an der Universität Bath (England) das<br />

Projekt „RepRap“ zur Entwicklung einer<br />

selbst replizierenden Rapid-Prototyping-<br />

Anlage gegründet. Durch die frei verfügbaren<br />

Konstruktionsdaten, offene Software<br />

sowie kostengünstige Komponenten erfuhr<br />

das Projekt rasantes Wachstum und zählt<br />

heute Tausende Mitglieder. Die sehr große<br />

Teilnehmerzahl sowie die internationale<br />

Vernetzung der Maker-Szene bewirkt eine<br />

anhaltend hohe Dynamik bezüglich Kreativität<br />

und Innovationsfortschritt.<br />

DAS 3D-LABOR<br />

Die Grundidee des 3D-Labors ist es, Studierenden<br />

den Zugang zu neuen Hilfsmitteln<br />

der virtuellen Produktentwicklung zu<br />

erleichtern, sie bei aktuellen Forschungsprojekten<br />

in höherem Maße einzubinden<br />

und die Forschungstätigkeiten stärker mit<br />

bestehenden Lehrveranstaltungen zu verknüpfen.<br />

Hierzu wurden die am IK vorhandenen<br />

3D-Scan und -Druck-Technologien<br />

an einer zentralen Stelle zusammengefasst<br />

und um Anlagen aus der Maker-Szene derart<br />

ergänzt, dass eine repräsentative Angebotsbreite<br />

zwischen kommerziellen und<br />

Open-Source-Anlagen zur Verfügung steht.<br />

Dies bietet den Studierenden sowohl die<br />

Leistungsfähigkeit der professionellen Verfahren<br />

als auch die gute Zugänglichkeit der<br />

Anlagen aus der Maker-Szene. Die vorhandenen<br />

sowie die neuen Anlagen wurden im<br />

Zusammenspiel mit den am IK aufgebauten<br />

Kompetenzen in vier Tätigkeitsfelder gegliedert.<br />

Diese bilden bezüglich der geometrischen<br />

Modellierung eine komplette<br />

Prozesskette vom 3D-Scan über die Datenverarbeitung<br />

und -visualisierung bis hin<br />

zum 3D-Druck (Bild 1).<br />

ANWENDUNG<br />

Durch die interdisziplinären Herausforderungen<br />

bei der Weiterentwicklung der<br />

3


https://ww w.musterforum.de<br />

<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

3D-Scan- und 3D-Druck-Verfahren ist das<br />

3D-Labor nicht nur den Studierenden des<br />

Maschinenbaus vorbehalten sondern steht<br />

auch Studierenden der Fachrichtungen<br />

Elektrotechnik und Informatik offen, um so<br />

deren Vernetzung zu fördern und auch den<br />

Austausch von wissenschaftlichen Hilfskräften<br />

zu unterstützen. Neben der freien<br />

Mitarbeit wird das 3D-Labor für mehrere<br />

vorlesungsbegleitende Labore verwendet.<br />

In der Lehrveranstaltung „Rechnerunterstütztes<br />

Auslegen und Optimieren“ wird<br />

zum Beispiel das Getriebe eines Modellrennwagens<br />

ausgelegt und dessen Zahnräder<br />

generativ im 3D-Labor hergestellt. Im Labor<br />

der Veranstaltung „Rechnerunterstütztes<br />

Konstruieren“ wird das 3D-Scannen genutzt,<br />

um Randbedingungen für Änderungskonstruktionen<br />

aufzunehmen. Darüber hinaus<br />

dient das 3D-Labor studentischen Gruppen,<br />

wie z.B. dem Braunschweiger Team des Formula<br />

Student Wettbewerbs, zur Erfassung<br />

von Geometriedaten oder zur Realisierung<br />

von Funktionsmustern (Bild 2).<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor<br />

Dipl.-Ing. Hauke Prüß<br />

Institut für Konstruktionstechnik<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Konzept für eine intelligente Technologie-Frühaufklärung<br />

Neue Technologien haben häufig Auswirkungen<br />

auf viele Gestaltungsbereiche eines<br />

Unternehmens und beeinflussen Produkte,<br />

Produktionssysteme sowie das Geschäftsmodell.<br />

Das frühzeitige Erkennen aufkommender<br />

Technologie-Entwicklungen mit<br />

hoher Relevanz ist Aufgabe der Technologie-Frühaufklärung.<br />

Daraus ergeben sich<br />

oftmals Möglichkeiten zur Schaffung von<br />

nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen. Allerdings<br />

betreiben viele Unternehmen und<br />

insbesondere kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) keine systematische Technologie-Frühaufklärung.<br />

Es mangelt offenbar<br />

nicht an technologischen Informationen,<br />

die durch das Internet leicht verfügbar<br />

sind. Vielmehr verhindert die schwer überschaubare<br />

Informationsflut ein effizientes<br />

Aufspüren neuer Technologien. Während<br />

für „manuelle Recherchen“ die Ressourcen<br />

fehlen, erweist sich die Anwendung der<br />

verfügbaren IT-Werkzeuge zumeist als nicht<br />

benutzungsfreundlich und bei näherem<br />

Informationsquellen<br />

(z.B. Datenbanken)<br />

Bild 1:<br />

HEUTE<br />

Technologiesuchfelder<br />

definieren<br />

Technologiescanning<br />

Technologie-<br />

Monitoring<br />

Technologien<br />

bewerten<br />

Kontinuierliche<br />

Überprüfung<br />

Hinsehen auch als aufwändig.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde am Heinz<br />

Nixdorf Institut im Rahmen des BMBF-<br />

Forschungsverbundprojekts ADISTRA –<br />

Adaptierbares Instrumentarium für die<br />

strategische Pro-duktplanung (Projektträger<br />

Karlsruhe, PTKA) ein Konzept zur intelligenten<br />

Technologie-Frühaufklärung<br />

entwickelt, welches drei Aufgabenfeder umfasst<br />

sowie ein entsprechendes IT-Werkzeug<br />

vorsieht (Bild 1).<br />

Maschinelles Lernen aus<br />

menschlichem Feedback<br />

Konzept einer intelligenten Technologie-Frühaufklärung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Nr. 1 2 3 4 ... 97 98<br />

1 1 0 1 1 3<br />

2 0 3 3 1 3<br />

3 1 1 4 0 1<br />

4 0 3 1<br />

2 0<br />

...<br />

97 1 1 2 2<br />

4<br />

98 0 0 2 1 5<br />

Ableitung von<br />

Handlungsoptionen<br />

Technologiesuchfelder definieren:<br />

Technologiesuchfelder grenzen den Suchraum<br />

nach relevanten Technologie-Informationen<br />

ein. Hierzu werden im Rahmen von<br />

Befragungen und Workshops Technologiethemen<br />

aus vier Berei-chen gesammelt, die<br />

sich in ihrer Detailtiefe unterscheiden (Bild<br />

2): „Bekannte Technologien des Unternehmens“<br />

bilden den Ausgangspunkt und sind<br />

einfach zu ermitteln. Das Management beschäftigt<br />

sich häufig mit übergeordneten<br />

„Technologie-Megatrends“, z.B. Internet der<br />

Dinge, 3D-Drucken etc. Fachabteilungen arbeiten<br />

hingegen detaillierter: Im Fokus stehen<br />

Anforderungen oder Entwicklungsziele<br />

für Technologien, sog. „Spezifikationen“.<br />

Das „Unternehmensumfeld“ hält darü-ber<br />

hinaus Hinweise, z.B. über Wettbewerbsaktivitäten<br />

bereit. Die Technologiethemen werden<br />

hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit bewertet<br />

und in einer multidimensionalen Skalierung<br />

dargestellt. Ähnliche Technologiethemen<br />

werden zu Technologiesuchfeldern zusammengefasst<br />

(Clusteranalyse).<br />

Informationsbeschaffung mittels<br />

Scanning und Monitoring:<br />

Technologie-Scanning: Für die ermittelten<br />

Technologiesuchfelder, werden verschiedene<br />

Informa-tionsquellen wie Datenbaken<br />

für Fachartikel und Patente sowie Foren des<br />

Social Web etc. durch-sucht. Der Herausforderung<br />

eines exponentiell steigenden Informationsangebots<br />

kann mittels intel-ligenter<br />

Suchalgorithmen begegnet werden: Dem<br />

Konzept des maschinellen Lernens folgend,<br />

stei-gert sich die Ergebnisqualität durch<br />

Einbezug menschlichen Feedbacks. Die<br />

Vorschläge des TFA-Tools werden durch die<br />

Anwender bewertet und dementsprechend<br />

selektiert. Dies steigert die Ergebnisqualität<br />

nachfolgender Suchvorgänge.<br />

Technologie-Monitoring: In dieser Phase<br />

erfolgt die Beobachtung der identifizierten<br />

Technolo-gien. Das Monitoring erfolgt im<br />

Gegensatz zum Scanning gerichtet, d.h. es<br />

ist bekannt, was ge-sucht wird. Zur Darstellung<br />

der Ergebnisse empfehlen wir ein Technologie-Radar,<br />

in dem die Be-wegungen der<br />

identifizierten Technologien nachgehalten<br />

werden (vgl. Bild 1). Ein wohldurchdachtes<br />

IT-Werkzeug bereitet vor diesem Hinter-<br />

4


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Bekannte Technologien<br />

des Unternehmens<br />

Spezifikationen<br />

(z.B. Anforderungen, Funktionen,<br />

Entwicklungsziele, etc.)<br />

Bild 2:<br />

Technologie-Megatrends<br />

(z.B. Internet der Dinge, Erneuerbare<br />

Energien, 3D-Drucker, etc.)<br />

Quellen für<br />

Technologiethemen<br />

Unternehmensumfeld<br />

Identifikation von Technologiethemen<br />

(z.B. Wettbewerb, Schlüsselpartner,<br />

Institute, Publikationen, etc.)<br />

grund nur die neu<br />

identifizierten<br />

Technologien auf,<br />

die sich gemäß<br />

des menschlichen<br />

Feedbacks als vielversprechend<br />

erwiesen<br />

haben.<br />

Technologien<br />

bewerten:<br />

Erfolgsentscheidend<br />

für die Realisierung<br />

eines<br />

Wettbewerbsvorsprungs ist u.a. die Selektion<br />

be-deutsamer Technologien. Die<br />

Selektion erfolgt über eine Bewertung des<br />

Einflusses auf technolo-gierelevante Gestaltungsbereiche,<br />

welche zuvor identifiziert<br />

werden. Abschließend werden für die ausgewählten<br />

Technologien Handlungsoptionen<br />

abgeleitet.<br />

M.Sc. Benjamin Amshoff<br />

M.Sc. Daniel Eckelt<br />

Heinz Nixdorf Institut<br />

Universität Paderborn<br />

Mit Konstruktion und Design zu einer neuen Form der Kooperation<br />

Über die Methode und Anwendung des hybriden Designprozesses am Institut für Konstruktionstechnik und Technisches<br />

Design<br />

Als ein Dilemma der interdisziplinären Produktentwicklung<br />

stellt die Kooperation<br />

verschiedener Fachdisziplinen nach wie<br />

vor eine Herausforderung dar. Unterschiedliche<br />

Denk- und Arbeitsweisen und eine<br />

Vielfalt unterschiedlichster Entwicklungswerkzeuge<br />

erschweren hier meistens eine<br />

zielgerichtete Zusammenarbeit und verursachen<br />

unnötige Iterationsschleifen. Zur<br />

Minimierung dieses Dilemmas wurden am<br />

Institut für Konstruktionstechnik und Technisches<br />

Design (IKTD) der Universität Stuttgart<br />

mehrere Untersuchungen im Rahmen<br />

von entsprechenden Forschungsprojekten<br />

durchgeführt.<br />

METHODE ALS BASIS<br />

Ausschlaggebend für den Beginn erster Untersuchungen<br />

waren Entwicklungskooperationen,<br />

die in der Vergangenheit zwischen<br />

dem IKTD und industriellen Unternehmen<br />

erfolgreich durchgeführt wurden. Hierbei<br />

wurden zwar bereits methodische Vorgehensweisen<br />

und neuartige Entwicklungswerkzeuge<br />

zur Verbesserung der<br />

entsprechenden Entwicklungsprozesse eingesetzt,<br />

jedoch war erhebliches Verbesserungspotenzial<br />

aufgrund stetig wandelnder<br />

Rahmenbedingungen und technologischer<br />

Neuerungen zu erkennen. Darüber hinaus<br />

konnten immer wieder Schwachstellen im<br />

Informationstransfer herausgestellt werden.<br />

Zur Lösung des beschriebenen Dilemmas<br />

und mit dem Motiv einer ständigen Verbesserung<br />

wurde die Generierung einer neuen<br />

Entwicklungsmethode angestrebt. Dies<br />

stellt somit die grundlegendste Lösungsmöglichkeit<br />

des beschriebenen Dilemmas<br />

dar, da letztendlich jedweder Entwicklungsprozess<br />

in den Methoden und Vorgehensweisen<br />

begründet ist. Basierend auf einer<br />

der gängigsten Methoden konstruktiver<br />

Produktentwicklung wurde im Rahmen<br />

einer Dissertation mit dem Titel „Untersuchungen<br />

zum hybriden Designprozess in<br />

der technischen Produktentwicklung“ durch<br />

Integration informatorischer Grundsätze<br />

der hybride Designprozess methodisch generiert.<br />

Dieser ermöglicht eine direkte Einbindung<br />

verschiedenster Fachdisziplinen<br />

Bild1:<br />

Die methodische Zusammenarbeit am IKTD<br />

und verhindert darüber hinaus eine Einschränkung<br />

der fachspezifischen Arbeitsweisen.<br />

Damit lässt dieses Methodenmodell<br />

ausreichend Freiraum für Innovationen und<br />

Kreativität. Besonders im Fokus stand dabei<br />

die Integration der Fachdisziplin Design,<br />

die aufgrund ihrer schöpferischen und methodischen<br />

Inhomogenität sicherlich eine<br />

der vielfältigsten Gruppen darstellt. Durch<br />

Abstraktion bestehender und allgemeiner<br />

Entwicklungsprozesse konnte anschließend<br />

ein Vergleich verschiedener Produktentwicklungen<br />

ermöglicht werden. Eine darauf<br />

aufbauende Evaluation der einzelnen Vorgänge<br />

und Abläufe konnte das erhebliche<br />

Verbesserungspotential einer Anwendung<br />

dieser neuen Methode verdeutlichen.<br />

5


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

WEGE IN DIE PRAXIS<br />

Der hybride Designprozess soll zukünftig im<br />

Rahmen von weiteren Forschungsprojekten<br />

optimiert und durch Industriekooperationen<br />

erweitert und validiert werden. Hierfür<br />

sind am IKTD durch die Vernetzung der<br />

Fachbereiche Antriebstechnik (AT), Rechnergestützte<br />

Produktentwicklung (CAE),<br />

Methodische Produktentwicklung (MPE)<br />

und Technisches Design (TD) besondere Synergieeffekte<br />

im Rahmen einer Produktentwicklung<br />

(PE) gegeben (Bild 1): Einerseits<br />

durch die Nutzung der Kompetenzen und<br />

Werkzeuge der einzelnen Fachbereiche<br />

und andererseits durch die ganzheitliche<br />

Betrachtung ingenieursrelevanter Themen<br />

und Fragestellungen.<br />

Besonders zu erwähnen ist noch, dass<br />

durch die Förderung der eigenständigen,<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen eine Steigerung<br />

des Entwicklungsergebnisses ohne<br />

Einschränkung der einzelnen kreativen Lösungsräume<br />

erfolgen kann. Dies wird zusätzlich<br />

durch die direkte Einbindung der<br />

Kommunikation gefördert und befürwortet<br />

daher das erhöhte methodische Vorgehen.<br />

Ein erhöhter Informationsaustausch sowie<br />

kurze Kommunikationswege zeichnen<br />

daher die Zusammenarbeit zwischen den<br />

Fachbereichen der Konstruktionstechnik<br />

und dem Technischen Design am IKTD aus.<br />

Dies soll zukünftig weiter ausgebaut werden,<br />

sodass eine Integration auch mit externen<br />

Partnern leicht ermöglicht werden<br />

kann. Somit konnte durch die Optimierung<br />

des Entwicklungsprozesses eine neue Form<br />

der Kooperation innerhalb der interdisziplinären<br />

Produktentwicklung erreicht werden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Maier<br />

Dr.-Ing. Frank Beier<br />

Institut für Konstruktionstechnik und Technisches<br />

Design<br />

Universität Stuttgart<br />

Prozess zur Gestaltung, Optimierung und Fertigung von<br />

Leichtbaustrukturen<br />

Motivation<br />

Generative Fertigungsverfahren erlauben<br />

gegenüber den traditionellen Verfahren der<br />

Formgebung einen höheren geometrischen<br />

Gestaltungsspielraum. In den Anfangsjahren<br />

wurden hauptsächlich Prototypen aus<br />

Kunststoff für medizinische und technische<br />

Anwendungen gefertigt. Durch die Entwicklung<br />

des Laserstahlschmelzens, das auf der<br />

Basis von Metallpulver Bauteile generativ<br />

erzeugen kann, rücken diese Verfahren für<br />

Funktionsbauteile immer stärker in den<br />

Fokus von konstruktiven Entwicklungsprozessen.<br />

Vielfach werden damit etablierte<br />

Verfahren abgelöst, die jahrelang ohne fertigungstechnische<br />

Alternative blieben.<br />

Neben komplizierten Geometrien können<br />

mit den generativen Verfahren filigrane<br />

Strukturen im Inneren von Bauteilen realisiert<br />

werden, die damit ein hohes Potenzial<br />

an Materialeinsparung und Leichtbau bieten.<br />

Diese Strukturen wurden vielfach für<br />

Implantate im medizinischen Bereich betrachtet,<br />

da sie Möglichkeiten zur Nachbildung<br />

biologischer Strukturen bieten. Diese<br />

Strukturen gewinnen aber gerade durch<br />

die Nutzung metallischer Werkstoffe auch<br />

für den Maschinenbau an Bedeutung. Sie<br />

können das thermische, statische und dynamische<br />

Verhalten von Bauteilen des Maschinenbaus<br />

beeinflussen. Die Nutzung der<br />

Strukturen im Entwicklungsprozess gestaltet<br />

sich hingegen als sehr kompliziert. Die<br />

fundierte Berechnung derartiger Strukturen<br />

wird beispielsweise bisher nicht ausgeführt<br />

und validiert.<br />

6<br />

Filigrane Strukturen können entweder regelmäßig<br />

und geometrisch determiniert<br />

aufgebaut oder aber stochastisch abgebildet<br />

werden. Diese unregelmäßigen Strukturen<br />

findet man bei Metallschäumen vor,<br />

deren detaillierte geometrische Gestalt<br />

jedoch nicht reproduzierbar ist. Daher werden<br />

im Folgenden nur regelmäßig aufgebaute<br />

Strukturen betrachtet, die bezüglich<br />

ihrer Geometrie mathematisch beschreibbar<br />

sind. Für die Herstellung der filigranen<br />

Strukturen sind aus fertigungstechnischer<br />

Sicht Forderungen hinsichtlich der offenen<br />

Porosität zu erfüllen, damit unverbrauchtes<br />

Pulver wieder entfernt werden kann. Weiterhin<br />

ist es wünschenswert, beim Bau der<br />

Strukturen möglichst wenig bis gar kein<br />

Stützmaterial verwenden zu müssen. In der<br />

Vergangenheit wurden am Lehrstuhl unterschiedliche<br />

Strukturen bezüglich ihrer fertigungsgerechten<br />

Gestaltung untersucht.<br />

Problemstellung<br />

Hinsichtlich der effizienten Nutzung dieser<br />

filigranen Strukturen im CAE-Umfeld gibt es<br />

gegenwärtig noch deutliche Defizite:<br />

1.Die Werkzeuge zum Entwurf bionischer<br />

Strukturen im konstruktiven Entwicklungsprozess<br />

sind bisher von den üblichen<br />

CAD-Systemen abgekoppelt und<br />

bieten hinsichtlich der Weiterbearbeitung<br />

dieser Strukturen keine Funktionalität. Im<br />

Sinne eines durchgängigen Produktentwicklungsprozesses<br />

müssen aber filigrane<br />

Strukturen mit Entwurfswerkzeugen im<br />

Arbeitsumfeld des Konstrukteurs erzeugt<br />

werden können.<br />

2.Aufgrund der neuartigen Möglichkeit der<br />

Innengestaltung sind die Bauteile hinsichtlich<br />

Festigkeit und Verformung im<br />

Vorfeld zu berechnen. Gegenüber Volumenmodellen<br />

mit homogenen Werkstückeigenschaften,<br />

müssen nun neue Modelle,<br />

Softwarewerkzeuge, Prozessketten und<br />

Schnittstellen für die Berechnung geschaffen<br />

werden.<br />

3.Anders als bei massiv ausgeführten<br />

Bauteilen bieten gerade die bionischen<br />

Strukturen im Inneren der Bauteile<br />

Möglichkeiten zur Gestalt- und damit<br />

Festigkeitsoptimierung. Optimierungswerkzeuge,<br />

die diesen Prozess unterstützen,<br />

stehen bisher noch nicht zur<br />

Verfügung.<br />

4.Die konstruierte, berechnete, optimierte<br />

und damit geänderte Geometrie muss<br />

gleichermaßen der Fertigungsvorbereitung<br />

und Fertigung nutzbar übergeben<br />

werden. Hierfür gibt es nur bedingt einsetzbare<br />

Softwarewerkzeuge.<br />

Die Ursachen für eine noch nicht etablierte<br />

durchgängige Nutzung im Entwicklungsprozess<br />

wird in den enormen Datenmengen<br />

gesehen, die es soft- und hardwaremäßig zu<br />

verarbeiten gilt. Ein komfortables Handling<br />

dieser Daten ist in der Regel bei großen Bauteilen<br />

nicht mehr möglich.


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Bild 1:<br />

Prozess zur Gestaltung, Optimierung und Fertigung von Leichtbaustrukturen<br />

Lösungsweg<br />

Ein Lösungsweg (Bild 1) soll nun im Folgenden<br />

konkreter dargestellt werden. Die<br />

geplante Arbeitsumgebung zur Erstellung<br />

offenporöser Strukturen sind die dem<br />

Konstrukteur vertrauten CAD-Systeme<br />

wie z.B. SolidWorks. Der Konstrukteur erstellt<br />

zunächst das erforderliche Bauteil<br />

als Vollkörperteil mit einer definierten Außengeometrie,<br />

das die Grundlage für den<br />

Ersatz mit Leichtbaustrukturen bildet. Um<br />

Rechen- und Speicheraufwand zu minimieren,<br />

wird das Bauteil in Schichten unterteilt,<br />

für die jeweils eine charakteristische<br />

Kurve als Begrenzung erzeugt wird. Innerhalb<br />

der Begrenzung wird anschließend<br />

eine Gitterstruktur in Abhängigkeit der<br />

Parameter Strukturtyp, Strukturstärke und<br />

Wabengröße erzeugt. Die Gitterstrukturen<br />

aller Schichten werden als Drahtdarstellung<br />

im IGES-Format exportiert. Der Export<br />

als Linienmodell ist notwendig, da eine<br />

FEM-Berechnung als Volumenmodell zu<br />

rechenintensiv ist. Deswegen wird ein reduziertes<br />

Balkenmodell mit definierter Dicke<br />

verwendet. Im Unterschied zu bereits kommerziell<br />

verfügbaren Strukturgeneratoren<br />

entsteht somit ein geometrisch beschreibbares<br />

Modell, das einer weiterführenden<br />

Verwendung zugeführt werden kann.<br />

Die erzeugten Gitterstrukturen werden für<br />

die Berechnung und Optimierung im FE-<br />

System ANSYS importiert.<br />

Das Modell<br />

wird als Balkenmodell<br />

für die Berechnung<br />

aufbereitet. Für<br />

die Berechnungsvorbereitung<br />

werden<br />

jedoch weitere<br />

Daten benötigt.<br />

Dazu gehören Material,<br />

Einspannung,<br />

Kraftrichtung und<br />

Kraftgröße. Diese Informationen<br />

werden<br />

über eine eigens<br />

definierte Steuerungsdatei<br />

vom<br />

CAD-System an das<br />

Berechnungssystem<br />

übergeben. Das Material<br />

wird bereits<br />

während der Entwicklung<br />

vom Konstrukteur<br />

über die<br />

Materialdatenbank<br />

des CAD-Systems<br />

festgelegt. Weiterhin werden die Randbedingungen<br />

(Einspannung und Belastung)<br />

bereits im CAD-System definiert. Dazu erzeugt<br />

der Anwender Referenzgeometrien<br />

(Ebenen oder Linien) an den Bauteilfeatures<br />

(Flächen oder Kanten), an denen die Randbedingungen<br />

wirken. Zusätzlich sind in dieser<br />

Datei Werte zum Konstruktionsordner,<br />

zur angestrebten Optimierungsstrategie,<br />

zum gewünschten Exportformat und zum<br />

gewählten Strukturtyp angegeben. Für<br />

eine Optimierung der Struktur können die<br />

Parameter Strukturstärke, Wabengröße und<br />

Anzahl der Balken in der Struktur verändert<br />

werden. Das Ziel einer Optimierung kann<br />

eine Steifigkeits- oder Spannungsanpassung<br />

beziehungsweise eine Kombination<br />

aus beiden sein. Prinzipielles Ergebnis einer<br />

Steifigkeitsuntersuchung ist, dass die Struktur<br />

zu labil, zu stabil oder aber in Ordnung<br />

ist. Hinsichtlich der Spannungsoptimierung<br />

können Spannungen in der Struktur einen<br />

Grenzwert übersteigen, Spannungen in der<br />

Struktur unter einem Grenzwert liegen oder<br />

die Spannungen der gewünschten Festigkeit<br />

entsprechen. In den Fällen, in denen die<br />

Struktur die gewünschten Resultate erzielt,<br />

wird sofort der Export eingeleitet. Ist die<br />

Struktur zu labil bzw. sind die auftretenden<br />

Spannungen zu hoch muss der Konstrukteur<br />

im CAD-System die Struktur steifer gestalten,<br />

da eine automatische Veränderung<br />

durch den Lösungsprozess zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt nicht möglich ist. Der<br />

Optimierungsansatz kann somit sinnvoll in<br />

den Fällen angewandt werden, in denen die<br />

Struktur zu steif ist bzw. die Spannungen<br />

unterhalb eines Grenzwertes liegen. Dabei<br />

werden alle Balken der Struktur gelöscht,<br />

die als nicht belastet angesehen werden.<br />

Die Entscheidung welche Teile belastet und<br />

nicht belastet sind, wird mit Hilfe eines prozentualen<br />

Anteils der maximal auftretenden<br />

Spannung in der Struktur getroffen. Nach<br />

erfolgter Optimierung im ersten Schritt<br />

wird erneut eine Berechnung durchgeführt.<br />

Pro Berechnungsschritt wird der Grenzwert,<br />

d.h. die Größe des prozentualen Anteils der<br />

maximalen Spannung variiert. Letztendlich<br />

wird der Algorithmus so lange durchlaufen<br />

bis die gewünschte Spannung bzw. Steifigkeit<br />

erreicht ist, eine maximale Schrittanzahl<br />

durchlaufen wurde oder die Änderung des<br />

prozentualen Anteils so gering ist, dass sich<br />

keine Strukturänderung mehr einstellt.<br />

Um die optimierte Struktur einer weiteren<br />

Nutzung z.B. innerhalb der Fertigung zuführen<br />

zu können, muss das Balkenmodell<br />

als Volumen in Form der filigranen Struktur<br />

in einem Austauschformat ausgegeben werden.<br />

Dabei sind für jedes Balkenelement die<br />

Position und Abmessungen bekannt. Die<br />

Struktur kann somit als Volumenmodell im<br />

IGES-Format oder als diskretes STL-Modell<br />

berechnet und ausgegeben werden. Ein<br />

Volumenmodell kann z.B. für eine weiterführende<br />

Konstruktion oder die Integration<br />

in bestehende Bauteile herangezogen werden.<br />

Das exportierte STL-Modell eignet sich<br />

für die direkte Übergabe an die generative<br />

Fertigung. Bild 2 zeigt einen Prototyp einer<br />

optimierten Leichtbaustruktur für ein Unterkieferimplantat<br />

zunächst aus Kunststoff.<br />

Bild 2:<br />

Prototyp einer optimierten Leichtbaus<br />

truktur aus Kunststoff für ein Unterkieferimplantat<br />

7


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Die vorgestellte Prozesskette zeigt die effektive<br />

Verknüpfung von CAE-Systemen<br />

(z.B. CAD- und Simulationssysteme) zur Konstruktion<br />

und Optimierung von filigranen<br />

offenporösen Strukturen mittels eigener<br />

Softwarebibliotheken. Durch den Export<br />

der optimierten Struktur eignet sich dieser<br />

Prozess für die direkte Anbindung an die<br />

generative Fertigung. Aufgrund der Festigkeits-<br />

und Steifigkeitsoptimierung können<br />

diese Strukturen einer Verwendung in Maschinenbauteilen<br />

oder Medizinprodukten,<br />

die einer Belastung unterworfen sind, zugeführt<br />

werden. In Bezug auf die immense<br />

Datenmenge wurde der Umgang mit den<br />

Strukturen durch eine schichtweise Verarbeitung<br />

vereinfacht beziehungsweise sogar<br />

erst ermöglicht.<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Ralph Stelzer<br />

Dr.-Ing. habil. Christine Schöne<br />

Dipl.-Ing. Philipp Sembdner<br />

Institut für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion<br />

Lehrstuhl Konstruktionstechnik/CAD<br />

Technische Universität Dresden<br />

Der Integrated Function Modelling (IFM) Framework<br />

Unterstützung interdisziplinärer Konzeptentwicklung durch integrierte Funktionsmodellierung<br />

Zunehmender Wettbewerb auf globalen<br />

Märkten, stetig wandelnde Anforderungen<br />

und Wünsche von Kunden, sowie neue<br />

Technologien, Umwelt- und Sicherheitsbestimmungen,<br />

fordern eine kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung von Produkten. Dies erfolgt<br />

unter anderem durch Erweiterung und<br />

Ausdifferenzierung von Produktfunktionalitäten,<br />

sowie Ergänzung der angebotenen<br />

Leistungspalette um Service-Angebote in<br />

Kombination mit entwickelten Produkten<br />

in Form von Produkt/Service Systemen<br />

(PSS). Funktionserweiterung und Service-<br />

Integration erfordern dabei insbesondere<br />

in der Konzeptphase die Disziplinen-übergreifende<br />

Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen<br />

Entwicklungsbereichen. In<br />

der Konzeptentwicklungsphase erfolgen<br />

die Definition zentraler Funktionen sowie<br />

die Auswahl von Lösungsprinzipien. Sie<br />

ist somit prägend für die Merkmale des<br />

späteren Produktes oder PSS. Entwicklungsmethodiken<br />

schlagen typischerweise<br />

Funktionsmodellierung zur Unterstützung<br />

des Überganges von Anforderungen zu<br />

möglichen Lösungskonzepten vor und auch<br />

in der industriellen Praxis finden Funktionsmodelle<br />

vermehrt Einsatz. Interdisziplinäre<br />

Entwicklungsvorhaben stellen Unternehmen<br />

dabei vor die Herausforderung, eine<br />

Vielzahl Disziplinen-übergreifender, stark<br />

vernetzter Funktionen, beispielsweise in<br />

der Entwicklung mechatronischer Systemen<br />

oder PSS, effizient zu spezifizieren und modellieren.<br />

Diversität von Funktionsmodellierung<br />

Klassische Funktionsmodellierungsansätze<br />

im Maschinenbau betrachten Funktion<br />

typischerweise als ein gewünschtes oder<br />

bereits existentes Verhalten eines Systems.<br />

8<br />

Funktionen werden darin verbreitet durch<br />

Verb/Nomen Kombinationen bezogen auf<br />

eine Transformation von Operanden (typischerweise<br />

Materialien, Energie oder Signale)<br />

beschrieben. Die Repräsentation ist<br />

strukturiert durch die Flüsse von Operanden<br />

und zugehörigen technischen Transformationsprozessen.<br />

Darüber hinaus finden sich in<br />

Literatur und Praxis jedoch eine Reihe unterschiedlichster<br />

Funktionsmodelle in den verschiedenen<br />

Disziplinen. Eine Verknüpfung<br />

der Disziplinen-spezifischen Modellierungsansätze<br />

wird dabei durch abweichende Inhalte<br />

und unterschiedliche Morphologie<br />

(Struktur und semantische Verknüpfungen<br />

von Inhalten) behindert.<br />

Inhalte von Funktionsmodellierung in<br />

verschiedenen Disziplinen sind neben<br />

technischen Transformationsprozessen<br />

vor allem Anwendungsfälle, Interaktionsprozesse<br />

zwischen Akteuren in der Funktionserfüllung,<br />

menschliche Aktivitäten<br />

oder Prozesse, Zustände und Zustandsänderungen<br />

von Operanden oder Akteuren,<br />

sowie physiochemische Effekte. Akteure<br />

können technische Systeme (z.B. Artefakte,<br />

Module, Komponenten, etc.), biologische<br />

Systeme (beispielsweise Menschen) oder<br />

Einflüsse aus der Umwelt des betrachteten<br />

Systems sein. Akteure fungieren als Funktionsträger,<br />

die durch die Bereitstellung von<br />

physiochemischen Effekten, allein oder in Interaktion<br />

mit anderen Akteuren, geforderte<br />

Transformationsprozesse ermöglichen. Es<br />

zeigt sich, dass Flüsse von Transformationsprozessen<br />

Disziplinen-übergreifend zentral<br />

in der Funktionsmodellierung sind. In verschiedenen<br />

Disziplinen sind diese jedoch<br />

jeweils mit weiteren Inhalten kombiniert.<br />

Im Zuge eines laufenden Forschungsprojektes<br />

an der Universität Luxembourg<br />

wurde ein Funktionsmodellierungsansatz<br />

entwickelt, der die unterschiedlichen Inhalte<br />

modular verknüpft, um gemeinsame<br />

Funktionsmodellierung Disziplinen-übergreifend<br />

zu unterstützen: der Integrated<br />

Function Modelling (IFM) Framework.<br />

Integrated Function Modelling (IFM)<br />

Framework<br />

Der IFM Frameworks basiert auf umfangreichen<br />

Literaturstudien, sowie empirischer<br />

Forschung mit industriellen Partnern aus Automobilentwicklung,<br />

Anlagenbau, Luft- und<br />

Raumfahrttechnik, sowie Telekommunikationstechnik.<br />

Der IFM Framework besteht aus<br />

sechs Sichten: Process flow view, State view,<br />

Actor view, Use Case/Process Dependency<br />

(UPD) view, Effect view und Interaction<br />

view. Die verschiedenen Sichten repräsentieren<br />

die unterschiedlichen Inhalte, sowie<br />

deren Abhängigkeiten, die in Funktionsmodellen<br />

aus verschiedenen Disziplinen repräsentiert<br />

werden. Aufbau und Darstellung<br />

der einzelnen Sichten ist Matrix-basiert, um<br />

eine anschauliche, klar strukturierte Darstellung<br />

von Inhalten und Abhängigkeiten<br />

zu ermöglichen. Die Kombination der unterschiedlichen<br />

Sichten ermöglicht einen<br />

ganzheitlichen Blick auf die Funktionalität<br />

eines Systems. Die Disziplinen-übergreifenden<br />

zentralen Transformationsprozesse<br />

(sowohl technischer als auch menschlicher<br />

Natur) und Interaktionsprozesse sind im<br />

Process flow view dargestellt, der zentral innerhalb<br />

des Frameworks angeordnet ist. Die<br />

übrigen Sichten sind um diese zentrale Sicht<br />

herum gruppiert (Bild 1).<br />

Die Process flow view repräsentiert den sequentiellen<br />

oder parallelen zeitlichen Fluss<br />

von einzelnen Prozessen bezogen auf einen<br />

bestimmten Einsatzfall des betrachteten<br />

Systems. Neben dem rein zeitlichen Ver-


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

lauf von Prozessen können diese auch mit<br />

Flüssen von Operanden, simultan zu den<br />

klassischen Funktionsmodellen aus dem<br />

Maschinenbau kombiniert werden. Hierzu<br />

wird die Process flow view mit der State<br />

view kombiniert.<br />

Die State view repräsentiert die Zustände<br />

von Operanden und Akteuren, sowie deren<br />

jeweiligen sequentiellen Änderungen im<br />

Verlauf eines Prozessflusses.<br />

Die Actor view ermöglicht die direkte Zuweisung<br />

von (multiplen) Akteuren zu einzelnen<br />

Prozessen in der Process flow view.<br />

Die Actor view repräsentiert damit, welche<br />

Akteure – allein oder in Kombination mit<br />

anderen – in die Erfüllung der jeweiligen,<br />

geforderten Prozesse und Anwendungsfälle<br />

involviert sind und diese umsetzen.<br />

Die UPD view repräsentiert, welche individuellen<br />

Prozesse aus der Process flow view<br />

in die verschiedenen Einsatzfälle des Systems<br />

involviert sind. Die Sicht ermöglicht<br />

somit die Analyse von Abhängigkeiten zwischen<br />

verschiedenen Einsatzfällen, die sich<br />

aus einer etwaigen Wiederverwendung von<br />

einzelnen Prozessen ergeben und die die<br />

parallele oder sequentielle Ausführbarkeit<br />

der Einsatzfälle beeinflussen können.<br />

Die Effect view repräsentiert die physiochemischen<br />

Effekte, die nötig sind, um einzelne<br />

Prozesse zu ermöglichen. Diese Sicht<br />

erlaubt somit eine detaillierte Betrachtung<br />

und Analyse einzelner Prozesse.<br />

State view<br />

ACTORS OPERANDS<br />

Interaction view<br />

USE CASES<br />

ACTORS<br />

OPERANDS<br />

Bild 1:<br />

UPD view<br />

Process flow<br />

view<br />

PROCESSES<br />

Actor view<br />

Die Interaction view stellt die direkten bilateralen<br />

Abhängigkeiten, Verknüpfungen<br />

bzw. Beeinflussungen zwischen verschiedenen<br />

Akteuren und Operanden, sowie untereinander,<br />

in der Erfüllung von Prozessen<br />

und Einsatzfällen dar.<br />

Die unterschiedlichen Sichten im IFM Framework<br />

sind direkt über ihre Matrix-Struktur<br />

miteinander verknüpft, so dass Inhalte<br />

einzelner Sichten direkt mit Inhalten benachbarter<br />

Sichten verlinkt sind. Parallele<br />

Modellierung in einzelnen Sichten kann direkt<br />

mit einer internen Konsistenzprüfung<br />

kombiniert und unterstützt werden.<br />

Kontext-spezifische Anwendung<br />

Abhängig vom speziellen Entwicklungskontext<br />

und involvierten Disziplinen können<br />

unterschiedliche Inhalte relevant sein.<br />

Durch die klare Aufteilung des IFM Frameworks<br />

in unterschiedliche Sichten soll bedarfsgerechte<br />

Adaption ermöglicht werden:<br />

Einzelne Sichten können je nach Bedarf, das<br />

bedeutet je nachdem, ob einzelne Inhalte<br />

und Abhängigkeiten in einem konkreten<br />

Entwicklungsprojekt betrachtet werden<br />

sollen, flexibel zugefügt oder weggelassen<br />

werden. Dadurch können Modellierungsaufwand<br />

und -komplexität an den konkreten<br />

Bedarf angepasst werden.<br />

In der Anwendung des IFM Frameworks<br />

können Entwickler ausgehend von einer<br />

Anforderungsbeschreibung zu einer detaillierten<br />

Repräsentation des Systems auf<br />

funktionaler Ebene gelangen. Die einzelnen<br />

Sichten werden dabei in der Annäherung an<br />

eine mögliche Lösung iterativ erweitert und<br />

Integrated Function Modelling Framework<br />

Effect view<br />

detailliert. Die Zuordnung der unterschiedlichen<br />

Akteure, welche die gewünschten<br />

Funktionalitäten umsetzen sollen, stellt den<br />

Übergang zu einem möglichen Lösungskonzept<br />

dar. Die Darstellung von gegenseitigen<br />

Abhängigkeiten und Einflüssen von<br />

Akteuren und Operanden in der Interaction<br />

view resultiert in einer ersten Systemstruktur<br />

und ermöglicht die Verknüpfung von<br />

einer funktionalen Systembetrachtung<br />

mit Modellierungsansätzen aus späteren<br />

Entwicklungsphasen. Es wird somit eine<br />

Nachvollziehbarkeit der Lösungsfindung<br />

ausgehend von den Anforderungen bis zur<br />

Zuordnung von Lösungselementen und<br />

Spezifikation der jeweiligen Abhängigkeiten<br />

unterstützt.<br />

Die Matrix-basierte Repräsentation im IFM<br />

Framework erlaubt die Anwendung etablierter<br />

Analyseverfahren für Design Structure<br />

Matrizen (DSM). Ein Beispiel ist die<br />

zuvor erwähnte Konsistenz- und Konfliktanalyse<br />

innerhalb und zwischen einzelner<br />

Matrizen. Aufgrund dieser Möglichkeiten<br />

unterstützt der IFM Framework insbesondere<br />

die funktionale Analyse von Systemen<br />

im Änderungsfall. Beispielsweise können<br />

die Auswirkungen von Änderungen an<br />

einzelnen Komponenten auf die Erfüllung<br />

von gewünschten Prozessen und Anwendungsfällen,<br />

denen sie zugeordnet sind,<br />

zurückverfolgt werden und umgekehrt.<br />

Dadurch können Änderungsumfänge und<br />

–aufwände an einzelnen Komponenten,<br />

beispielsweise im Zuge einer Angebotserstellung,<br />

schnell abgeschätzt werden.<br />

Ausblick<br />

Der IFM Framework wurde in Kooperation<br />

mit akademischen Partnern, sowie Unternehmen<br />

aus unterschiedlichen Branchen<br />

evaluiert. Im nächsten Schritt soll der Framework<br />

in einer Software implementiert<br />

werden, um die praktische Anwendung und<br />

weitere Forschungsarbeiten zu interdisziplinärer<br />

Funktionsmodellierung zu unterstützen.<br />

Die Forschung zur Entwicklung des IFM<br />

Frameworks wurde vom nationalen Forschungsfonds<br />

Luxembourg (Fonds Nationale<br />

de la Recherche – FNR) gefördert.<br />

Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing<br />

Dipl.-Ing. Boris Eisenbart<br />

Dr.-Ing. Kilian Gericke<br />

Forschungsgruppe Entwicklungsmethodik<br />

Universität Luxembourg<br />

9


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Untersuchung von Mehrphasenströmungen unter künstlichen<br />

Tiefseebedingungen im Spezial-Drucklabor<br />

Mit dem Untergang der Ölbohrplattform<br />

„Deepwater Horizon“ (DWH) im Golf von<br />

Mexiko im April 2010 und dem folgenden<br />

massiven Ölaustritt in 1500 m Wassertiefe<br />

verzeichnete die Geschichte erstmals eine<br />

Ölpest, die sich größtenteils unterhalb der<br />

Wasseroberfläche abspielte. Der ausgetretene<br />

Strom aus Öl und Gas verteilte sich in<br />

großen Schwaden aus mit der Zeit immer<br />

feiner zerstäubten Öltröpfchen und Gasbläschen<br />

in der Wassersäule. Zu Vorhersage<br />

und Rückvergleich (fore-, hind- und nowcast)<br />

der Ausbreitung solcher Schwaden<br />

existieren numerische Modelle, die jedoch<br />

aufgrund des noch weitgehend unerforschten<br />

Partikelverhaltens von Kohlenwasserstoffen<br />

unter Tiefseebedingungen recht<br />

ungenau sind. An der TU Hamburg-Harburg<br />

wird daher genau dieses Partikelverhalten<br />

in Mehrphasenströmungen unter künstlichen<br />

Tiefseebedingungen expe-rimentell<br />

erforscht. Hierfür wird im Labor ein skalierter<br />

Jet erzeugt und analysiert (s. Bild 1).<br />

VERSUCHSPLATTFORM<br />

Für diese Versuche wird das Drucklabor DL<br />

2 des Instituts für Produktentwicklung und<br />

Konstruktionstechnik (PKT) an der TUHH genutzt.<br />

Mit einem maximalen Betriebsdruck<br />

von 550 bar (entspricht 5500 m Wassertiefe)<br />

und einem Volumen von 100 l schließt das<br />

DL2 die Lücke zwischen in der chemischen<br />

und verfahrenstechni-schen Forschung gebräuchlichen<br />

Kleinstautoklaven („Sichtzellen“)<br />

und industriellen Großautoklaven mit<br />

meh-reren Kubikmetern Rauminhalt.<br />

Das DL 2 besteht im Kern aus einem Stahlzylinder<br />

als Druckbehälter, in dem die Experimente<br />

in speziell entwickelten Modulen<br />

ablaufen. Verschiedene hydraulische, elektrische,<br />

mechanische und optische Zugänge<br />

in Boden und Deckel dienen als standardisierte<br />

Schnittstellen und ermöglichen eine<br />

individuelle Anpassung des Drucklabors<br />

an unterschiedliche Testszenarien sowie<br />

den Anschluss weiterer unterstützender<br />

Druckaggregate. Die Druckerzeugung und<br />

-regelung erfolgt durch pneumatisch angetriebene<br />

Kolbenpumpen. Da diese nur<br />

für den Betrieb mit Leitungswasser ausgelegt<br />

sind, wird für die Durchführung von<br />

Versuchen im Inneren des DL 2 und der<br />

Hilfsaggregate ein separates Testvolumen<br />

abgetrennt, auf das der Druck mittels einer<br />

flexiblen Membran übertragen wird. Diese<br />

Kapselung unterstützt die Flexibilität der<br />

Anlage für Anwendungen in unterschiedlichen<br />

Forschungsbereichen und ermöglicht<br />

die Umsetzung eines Plattformkonzeptes<br />

bei der Entwicklung neuer Versuchsmodule.<br />

Bild 1:<br />

Original-Jet im Golf von Mexiko (li),<br />

skalierter Gas-Jet im Drucklabor (re)<br />

EXPERIMENTELLES VORGEHEN<br />

Bei der Untersuchung der Dynamik von<br />

Kohlenwasserstoffen in Mehrphasenströmungen<br />

erfolgt in drei Phasen, die sich in<br />

Versuchsaufbau widerspiegeln. Zunächst<br />

werden die Aufstiegsgeschwindigkeiten<br />

von Einzelpartikeln (Phase I) untersucht,<br />

anschließend durch ein Endoskop Partikelgrößenverteilungen<br />

und Schwarmgeschwindigkeiten<br />

von einphasigen (Phase<br />

II) und mehrphasigen Öl-Gas-Wasser-Jets<br />

(Phase III). Der Versuchsaufbau für die ersten<br />

beiden Phasen („Jet-Modul“) ist in Bild 2 dargestellt.<br />

Der Volumenstrom zur Erzeugung<br />

eines Kohlenwasserstoff-Jets wird dabei in<br />

einem geschlossenen Kreislauf generiert, so<br />

dass der Druck im Versuchsraum konstant<br />

bleibt.<br />

Gleichgangzylinder<br />

S2<br />

Phase II<br />

Drucktank für Lagerung und Transfer<br />

der Testmedien<br />

Leitungswasser<br />

Thermometer<br />

Absperrventil<br />

Durchflussmesser<br />

Druckminderer<br />

Flüssigkeitsabscheider<br />

Kamera mit<br />

Umlenkspiegel<br />

Modul mit<br />

Seewasser<br />

Drossel<br />

verstellbare<br />

Düse<br />

LED-Panel<br />

Endoskop<br />

Heizung<br />

thermische<br />

Isolierung<br />

S1<br />

CH 4<br />

Phase I<br />

Bild 2: Prinzipskizze (li) und 3D-Modell (re) des Jet-Moduls im Drucklabor DL 2<br />

AUSBLICK<br />

Nach Abschluss der jetzigen Testreihen<br />

sollen die Untersuchungen auf den Massentransfer<br />

zwischen Kohlen-wasserstoffen<br />

und umgebendem Seewasser ausgeweitet<br />

werden, ein Versuchsmodul dazu ist in<br />

Planung. Bei diesem Modul wie bei allen<br />

anderen Modulen besteht das übergeordnete<br />

Ziel in der Entwicklung einer flexiblen<br />

Spezial-Versuchsplattform für interdisziplinäre<br />

Anwendungen unter Hochdruck von<br />

Meerestechnik über Verfahrenstechnik bis<br />

Strukturmechanik. Dieser Gedanke fügt sich<br />

in das Profil des PKT als Spezialist für die Entwicklung<br />

von Sonderprüfständen ein.<br />

Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause<br />

M.Sc. Karen Malone<br />

Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik<br />

(PKT)<br />

TU Hamburg-Harburg (TUHH)<br />

10


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Methodische Entwicklung, Synthese und Analyse im Bereich<br />

innovativer Antriebssysteme<br />

Systemischer Modellierungsansatz im Kontext X-in-the-Loop<br />

Moderne Produktentstehungsprozesse sind<br />

dadurch gekennzeichnet, eine hohe Anzahl<br />

an Aktivitäten, Methoden und Ressourcen<br />

zu integrieren. Für eine erfolgreiche Produktentwicklung<br />

müssen Grundlagen in<br />

frühen Phasen geschaffen werden. Dabei<br />

setzten sich Entwickler mit dem Anstieg<br />

der Systemkomplexität, zunehmenden<br />

Anforderungen, steigende Variantenvielfalt<br />

und Individualisierung auseinander. Einen<br />

strukturierten Umgang zur Beschreibung<br />

der Produktentstehung liefert dabei das<br />

„ZHO-Modell“. Gestützt auf die am IPEK<br />

entwickelten Grundhypothesen der Produktentstehung,<br />

veranschaulicht dieses<br />

Modell die Produktentwicklung als kontinuierliche<br />

Interaktion zwischen drei miteinander<br />

wechselwirkenden Systemen.<br />

„Basierend auf der Systemtheorie, kann<br />

die Produktentwicklung als Transfer eines<br />

Zielsystems (Z) durch ein Handlungssystem<br />

(H) in ein konkretes Objektsystem (O)<br />

beschrieben werden“ (Albers, A., Handbuch<br />

Leichtbau, Hanser Verlag 2011). Das Zielsystem<br />

(Sollzustand) umfasst mehrere Ziele<br />

und deren Beziehungen zueinander. Das<br />

Handlungssystem ist ein soziotechnisches<br />

System, das strukturierte und vernetzte<br />

Aktivitäten für die Transformation zwischen<br />

dem Ziel- und Objektsystem durchführt. Das<br />

Objektsystem (Istzustand) beinhaltet die<br />

Ergebnisse und Dokumente, die als Teillösungen<br />

während des Entstehungsprozesses<br />

anfallen. Mit Hilfe dieses Modells können<br />

die einzelnen Phasen / Aktivitäten im Produktentstehungsprozess<br />

(PEP) detailliert<br />

beschrieben werden.<br />

Dieses Systemtripel dient als Gerüst für die<br />

Methodik der integrierten Produktentstehung.<br />

Es beinhaltet eine prozessbegleitende<br />

Validierung und unterstützt durchgängig<br />

die Synthese und Analyse technischer<br />

Systeme. In der Forschung findet diese<br />

Systematik u.a. Einsatz im Bereich der Entwicklung<br />

innovativer Antriebssysteme und<br />

Komponenten. Diese basiert auf interdisziplinärer<br />

Zusammenarbeit, wobei u.a.<br />

software-basierte Methoden und Prozesse<br />

bei der Lösung dieser Herausforderungen<br />

effektiv und sicher unterstützen.<br />

Information Mitarbeiter Kapital Material Energie<br />

Bild 1:<br />

speichert<br />

Ziele<br />

Ziele<br />

Ziele<br />

ZHO-System<br />

Handlungssystem<br />

Zielsetzung<br />

Transformiert Ziele in Objekte<br />

Validiert Zielerreichungsgrad<br />

Produktentwicklungssystem<br />

Bild 2: IPEK X-in-the-Loop Validierungsumgebung<br />

Objekte<br />

Objekte<br />

Zielsystem<br />

Objektsystem<br />

speichert<br />

Ergebnisse<br />

Produkt<br />

X-in-the-Loop Validierungsumgebung<br />

Zentrale Aktivität in der Produktentwicklung<br />

ist eine frühzeitige und effiziente<br />

Validierung. Dies ist notwendig für eine<br />

konsequente Weiterentwicklung und<br />

Überprüfung des (inertialen) Zielsystems.<br />

Die konsequente und kontinuierliche Validierung<br />

vom Beginn des PEPs bis zum<br />

SOP („start of production“), unterstützt<br />

somit den Erfolg des Produktes durch den<br />

kontinuierlichen Abgleich von Ziel- und<br />

Objektsystem. Durch diese Aktivität wird<br />

zum einen identifiziert, ob das Produkt die<br />

angedachten Funktionen und Kundenerwartungen<br />

erfüllt, zum anderen wird Wissen<br />

für weitere Ziele und Einschränkungen<br />

gemäß dem ZHO-Modell generiert. Ein<br />

systematisches Vorgehen für diese konkrete<br />

Entwicklung eines Produkts bietet die<br />

X-in-the-Loop (XiL) Validierungsumgebung.<br />

Hierdurch werden schon frühzeitig in der<br />

Produktentstehung Validierungsergebnisse<br />

generiert („frontloading“). Dazu gehören<br />

beispielsweise der Erfüllungsgrad der Ziele<br />

und Spezifikationen, unter Berücksichtig<br />

von Reifegrad und Randbedingungen. Die<br />

XiL-Methodik unterstützt die Entwicklung<br />

moderner komplexer Produkte, durch die<br />

intelligente Kopplung von virtueller und<br />

physischer Modellbildung und die konsequente<br />

Betrachtung des Produktes – als zu<br />

entwickelndes neues technisches System<br />

– im Kontext des mitmodellierten Übersystems.<br />

Das IPEK (Institut für Produktentwicklung)<br />

erforscht dieses Konzept am Beispiel<br />

der konkreten Entwicklung von Fahrzeugen<br />

als CPS (Cyber-physisches System) und<br />

11


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Bild 3:<br />

Ihrer Teilsysteme. Die XiL-Methode ist dabei<br />

natürlich auf alle anderen Produktarten<br />

übertragbar.<br />

Durch die in Bild 2 dargestellte X-in-the-<br />

Loop Validierungsumgebung, wird eine<br />

durchgängige und prozessbegleitende<br />

Validierung, vom Wirkflächenpaar („WSPin-the-Loop“)<br />

über das Subsystem bis hin<br />

zum Gesamtfahrzeug („Vehicle-in-theloop“)<br />

ermöglicht. Dies geschieht unter<br />

permanenter Einbeziehung von Fahrer und<br />

Umwelt unter Nutzung entsprechender<br />

Manöver und Testfälle abhängig vom<br />

Anwendungsfall. Das X repräsentiert hierbei<br />

das System Under Development (SUD),<br />

welches ein physisches und / oder virtuelles<br />

(Teil-) System sein kann. Das SUD wird dabei<br />

von dem Restfahrzeugmodell, sowohl virtuell<br />

als auch physisch, in dem jeweils benötigten<br />

Detaillierungsgrad vervollständigt.<br />

Ausgehend von diesem Forschungsansatz,<br />

können Untersuchungen von definierten<br />

Eigenschaften und Funktionen zum<br />

Erkenntnisgewinn im Produktentstehungsprozess<br />

beitragen. Abhängig von dem zu<br />

untersuchenden System, werden physische<br />

Tests auf verschiedenen Prüfständen, Simulationen<br />

oder eine Kombination aus beidem<br />

im Sinne der XiL-Methodik durchgeführt.<br />

Die Anforderung an entsprechende Validierungs-/<br />

Entwicklungsumgebungen ist hierbei<br />

reproduzierbare Untersuchungen und<br />

Bedingungen zu gewährleisten.<br />

Wissenschaftlicher Ansatz für die<br />

Entwicklungspraxis<br />

Bild 3 zeigt ein ZHO-System mit entsprechenden<br />

Anforderungen, Ressourcen und<br />

12<br />

ZHO-System im Kontext X-in-the-Loop<br />

Möglichkeiten des Handlungssystems im<br />

Kontext der XiL-Methodik. Der Auszug eines<br />

Fahrzeugentwicklungsprozesses zeigt, ausgehend<br />

von Kunden / Managementanforderungen<br />

im Zielsystem sowie Methoden<br />

im Handlungssystem die Unterstützung des<br />

Entwicklers bei der Realisierung des finalen<br />

Produktes. Das Handlungssystem integriert<br />

dabei verschiedene XiL-Prüfstände,<br />

Mess- und Bewertungsmöglichkeiten<br />

(Assessment) sowie Parameterstudien zum<br />

Erkenntnisgewinn und zur Weiterentwicklung<br />

des Produktes.<br />

Die Leistungsfähigkeit im Bereich der rechnergestützten<br />

Fahrzeugentwicklung nimmt<br />

stetig zu, dennoch sind physische Tests im<br />

Produktentstehungsprozess unerlässlich.<br />

Eine praxisnahe Möglichkeit bietet hierbei<br />

die im Bild 3 gezeigte Vehicle-in-the-Loop<br />

Ebene am Akustikrollenprüfstand des IPEK.<br />

Hier wird das physische Gesamtfahrzeug<br />

auf dem Prüfstand betrieben. Es kann ein<br />

menschlicher Fahrer oder ein Fahrer mittels<br />

Fahrroboter und Rechnerunterstützung<br />

integriert werden. Durch geeignete Methoden<br />

kann ein Umweltmodell hinzusimuliert<br />

werden. Hierrunter fallen Klima und<br />

Umgebungsmodelle wie Verkehr und Straßentopologien.<br />

Zusätzlich kann auch die<br />

Car-to-Car und Car-to-X Kommunikation im<br />

Sinne des Fahrzeuges als CPS mit gemischt<br />

physischer und simulativer Modellbildung<br />

eingebunden werden. Mit diesem Ansatz<br />

ist es möglich z.B. aus einer Manöverbibliothek<br />

individuelle oder vorgeschriebene<br />

Fahrzyklen von Straßenmessungen in die<br />

Testumgebung zu verlagern. Ausgehend<br />

von den Manövern können somit reproduzierbare<br />

und vergleichbare Messungen auf<br />

dem Fahrzeug-Rollenprüfstand durchgeführt<br />

werden. Vorteil ist dabei die schnelle<br />

Modifikation von Fahrzeug und Umgebungsbedingungen.<br />

Dadurch können z.B.<br />

Verbrauchsmessungen, Betriebsstrategien<br />

und Schwingungsverhalten in definierten<br />

Betriebspunkten, in Abhängigkeit von<br />

sich ändernden Umgebungseinflüssen<br />

und Fahrwiderständen, analysiert werden.<br />

Durch die Aufzeichnung physikalischer<br />

Kennwerte, kann eine entsprechende Beurteilung<br />

und Validierung des Fahrzeugverhaltens<br />

erfolgen. Diese hohe Flexibilität<br />

der XiL-Validierungsumgebung ermöglicht<br />

eine zeiteffiziente Entwicklung. Neben<br />

den Fahrbarkeitsuntersuchungen auf dem<br />

Vehicle-in-the-Loop Prüfstand ist dieser<br />

methodische Ansatz auch auf weitere XiL-<br />

Konfigurationen übertragbar. Erwähnt sei<br />

hier beispielsweise Powertrain-in-the-Loop<br />

basierend auf dem IPEK Antriebsstrangprüfstand.<br />

Die Arbeit gemäß der XiL-Methodik<br />

bietet große Vorteile im Bereich des Determinismus<br />

/ Reproduzierbarkeit von Messungen<br />

sowie der durchgängigen Analyse<br />

von Messversuchen.<br />

Nutzen und Ausblick<br />

Durch ein strukturiertes Vorgehen im<br />

Bereich der integrierten Produktentwicklung<br />

können effiziente und sichere Prozesse<br />

realisiert werden. Mit dem auf der<br />

Systemtheorie basierenden ZHO-Modell<br />

lässt sich der Produktentwicklungsprozess<br />

strukturiert darstellen. Dabei umfasst die<br />

Produktentwicklung die kontinuierliche<br />

Spezifizierung des Zielsystems, den Aufbau<br />

eines effizienten Handlungssystems und<br />

die erfolgreiche Realisierung eines Objektsystems.<br />

Weiter kann durch den kontinuierlichen<br />

und durchgängigen Einsatz der<br />

XiL-Methodik eine entwicklungsbegleitende<br />

Validierung ermöglicht werden. Dadurch<br />

kann der Einfluss einer komponentenspezifischen<br />

Änderung, auf die Eigenschaften<br />

des Gesamtsystems, bereits in frühen Produktentstehungsphasen<br />

untersucht und<br />

bewertet werden. Eine entsprechende<br />

Validierungsumgebung ist notwendige<br />

Voraussetzung für eine frühe und qualitativ<br />

hochwertige Aussage über das zu entwickelnde<br />

Zielsystem und das darin definierte<br />

erfolgreiche Produkt. Künftig werden die<br />

Komplexität und die Variantenvielfalt im<br />

Bereich der innovativen Antriebssysteme<br />

weiter deutlich steigen. Hintergrund sind


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

u.a. zunehmende Anforderungen und Möglichkeiten<br />

im Bereich der Vibro-Akustik,<br />

Energieeffizienz, Material und Kosten sowie<br />

die konsequente Nutzung des Potentials<br />

einer Weiterentwicklung der Fahrzeuge<br />

hin zu cyber-physischen Systemen. Demnach<br />

lassen sich die Funktionalitäten von<br />

cPS-Produkten – und das sind u.a. zukünftige<br />

Fahrzeuglösungen – sicher nicht mehr<br />

vollständig in klassischen „Lastenheften“<br />

definieren. Einen wesentlichen Beitrag zur<br />

erfolgreichen Lösung dieser Herausforderungen<br />

leistet die XiL-Methodik im Zusammenspiel<br />

mit dem Test-Based-Development<br />

(TBD). Weiter ist für die Entwicklung zukünftiger<br />

Produkte im Fahrzeug- und Maschinenbau<br />

die konsequenter Einbindung des<br />

Kunden (oder von Kundenmodellen) wichtig,<br />

um ein kontinuierliches Kunden-Feedback<br />

generieren und adaptieren zu können.<br />

Darauf basierend wird die XiL-Methodik<br />

zu einem Validierungs- und Entwicklungsframework<br />

erweitert, sodass die komplette<br />

Validierungsstrategie damit abgebildet<br />

werden kann. Somit können innovative und<br />

marktnahe Lösungen auch in der komplexen<br />

cPS-Welt entwickelt werden.<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

Dr.-Ing. Matthias Behrendt<br />

Dipl.-Ing. Fabian Schille<br />

IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

crashgerechter Leichtbau<br />

Vorgehen zur rechnerunterstützten Bauteilauslegung hochdynamisch belasteter Verbundstrukturen<br />

MoTIVATIoN<br />

Vor allem im Transportwesen führt der<br />

Rückgang natürlicher Ressourcen sowie<br />

die steigende Bedeutung des Nachhaltigkeitsgedankens<br />

zu einer zunehmenden<br />

Bedeutung des Themas Leichtbau. Gleichzeitig<br />

sehen sich im Fahrzeugbereich die<br />

Produktentwickler mit gestiegenen Sicherheitsansprüchen<br />

der Kunden konfrontiert.<br />

Dem daraus resultierenden Zielkonflikt<br />

einer crashgerechten und gleichermaßen<br />

leichten Struktur, sozusagen die Umsetzung<br />

des crashgerechten Leichtbaus, kann durch<br />

Einsatz moderner Verbundwerkstoffe, wie<br />

faserverstärkter Kunststoffe, begegnet werden.<br />

Eine Herausforderung stellt in diesem<br />

Zusammenhang jedoch die – heutzutage<br />

gängige – numerische Bauteilauslegung<br />

dar. Einerseits weisen Komponenten aus<br />

Bild 1:<br />

Ablauf der hochdynamischen Materialcharakterisierung<br />

Verbundwerkstoffen i. d. R. lokal variierende,<br />

richtungsabhängige Bauteileigenschaften<br />

auf, die sich als Resultat des Fertigungsprozesses<br />

ergeben. Andererseits ist bei der<br />

Bauteilauslegung zu beachten, dass das<br />

Steifigkeits- und Festigkeitsverhalten von<br />

faserverstärkten Kunststoffen aufgrund des<br />

Polymeranteils in erheblichen Maße von der<br />

Belastungsgeschwindigkeit abhängt (Dehnratenabhängigkeit).<br />

Die hierfür benötigen<br />

hochdynamischen Werkstoffkennwerte sind<br />

aufgrund der notwendigen, aufwändigen<br />

Versuchstechnik jedoch in der Regel nicht<br />

bekannt.<br />

Bei der Auslegung crashbelasteter Verbundstrukturen<br />

steht der Produktentwickler<br />

demnach zwei Problemstellungen<br />

gegenüber. Es müssen geeignete hochdynamische<br />

Werkstoffkennwerte gewonnen<br />

und die prozessabhängigen Bauteileigenschaften<br />

adäquat berücksichtigt werden.<br />

Beide Themenkomplexe sind Forschungsschwerpunkte<br />

der Arbeitsgruppe Leichtbau<br />

des Lehrstuhls für Konstruktionstechnik<br />

(KTmfk) an der Friedrich-Alexander Universität<br />

Erlangen-Nürnberg (FAU).<br />

KENNWERTBESTIMMUNG UND –AUFBEREI-<br />

TUNG<br />

Für die Durchführung von hochdynamischen<br />

charakterisierungsversuchen<br />

haben sich spezielle hierfür entwickelte servohydraulische<br />

Prüfeinrichtungen bewährt.<br />

Am KTmfk wurde eine Maschine dieses Typs<br />

im Rahmen eines DFG-Großgeräteantrags<br />

beschafft. Die Prüfeinrichtung der Firma<br />

Zwick vom Typ HTM5020 ermöglicht die<br />

Durchführung von charakterisierungs- und<br />

Bauteilversuchen bei Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 20 m/s (=72 km/h) und maximalen<br />

statisch-äquivalenten Lasten von<br />

50 kN. Die Prüflast wird maschinenseitig<br />

mittels Kraftmessdose erfasst. Die Wegbzw.<br />

räumliche Deformationsmessung<br />

erfolgt berührungslos nach dem Prinzip<br />

der Grauwertkorrelation. Bei diesem Verfahren<br />

werden die Probekörper mit einem<br />

statistischen Farbmuster versehen. Der<br />

Deformationsverlauf wird optisch mit zwei<br />

Hochgeschwindigkeitskameras erfasst, welche<br />

Bildwiederholraten von bis zu 750 kHz<br />

ermöglichen. Mithilfe der Auswerteroutine<br />

ARAMIS HHS der Firma GoM können die getätigten<br />

Zugversuche direkt in Spannungs-<br />

Dehnungsdiagramme überführt werden,<br />

welche eine essentielle Eingangsgröße für<br />

die Struktursimulation darstellen.<br />

Aufgrund des unterschiedlichen Ma-<br />

13


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

terialverhaltens bei Variation der<br />

Belastungsgeschwindigkeit ist das Spannungs-Dehnungsverhalten<br />

als Fläche im<br />

Raum zu interpretieren, welches als zusätzliche<br />

Eingangsgröße die Dehnrate enthält.<br />

Es ist deshalb ferner von einem dreidimensionalen<br />

Spannungs-Dehnungs-Dehnratendiagramm<br />

zu sprechen, welches anhand<br />

von charakterisierungsversuchen bei unterschiedlichen<br />

Belastungsgeschwindigkeiten<br />

abzuleiten ist. Das grundlegende Vorgehen<br />

zur Bestimmung des dehnratenabhängigen<br />

Werkstoffverhaltens ist in Bild 1 dargestellt.<br />

Bild 2:<br />

Prozessschritte der integrativen Auslegungsmethode des KTmfk<br />

INTEGRATIVE STRUKTURSIMULATIoN<br />

Die Berücksichtigung von fertigungsabhängigen<br />

Materialeigenschaften bei der<br />

Bauteilauslegung erfolgt mittels sogenannter<br />

integrativer Simulationsansätze. Dabei<br />

werden die lokalen Werkstoffeigenschaften<br />

durch eine Prozesssimulation quantifiziert<br />

und einer folgenden Struktursimulation<br />

übergeben. Seit mehreren Jahren beschäftigt<br />

sich der KTmfk intensiv mit der Auslegung<br />

kurzfaserverstärkter, im Spritzguss<br />

gefertigter Kunststoffbauteile. Im Rahmen<br />

dieser Forschungstätigkeiten ist eine Prozesskette<br />

zur Auslegung von Bauteilen<br />

dieser Werkstoffklasse entstanden. Im Folgenden<br />

wird ein Überblick über den mehrstufigen<br />

Auslegungsprozess gegeben.<br />

In einem ersten Schritt ist der vom Referenzlastfall<br />

abhängige relevante Dehnratenbereich<br />

zu bestimmen. Dazu ist das fokussierte<br />

crash-Szenario im Rahmen einer isotropen<br />

Simulation zu untersuchen und das Dehnratenniveau<br />

auszulesen. Auf Basis dieser<br />

Informationen können geeignete Abzugsgeschwindigkeiten<br />

für die hochdynamische<br />

Materialcharakterisierung festgelegt und<br />

das Spannungs-Dehnungs-Dehnratendiagramm<br />

erzeugt werden. Im Anschluss<br />

(Schritt 2) wird unter Einsatz von Methoden<br />

des Reverse-Engineering und mikromechanischen<br />

Modellen eine benutzerdefinierte<br />

Anzahl an Materialklassen für die FE-Simulation<br />

abgeleitet. Hierbei ist es entscheidend,<br />

dass die gewählte Materialbeschreibung die<br />

vielschichten Phänomene des Werkstoffverhaltens<br />

(Anisotropie, Dehnratenabhängigkeit,<br />

Nichtlinearität, usw.) wiedergibt.<br />

Der dritte Schritt umfasst die Bestimmung<br />

der lokal vorliegenden Faserausrichtungen<br />

und Steifigkeitsniveaus auf Grundlage von<br />

orientierungstensoren, welche mithilfe der<br />

Spritzgusssimulation bestimmt werden. Auf<br />

Basis dieser Daten können die jeweils geeigneten,<br />

vorher definierten Materialklassen<br />

ausgewählt und die lokalen orientierungen<br />

definiert werden. Abschließend (Schritt 4)<br />

ist der virtuelle Komponententest durchzuführen.<br />

Idealerweise erfolgt hierbei eine<br />

experimentelle Absicherung, beispielsweise<br />

in Form eines Fallturmversuchs. Das beschriebene<br />

Vorgehen ist zusammenfassend<br />

in Bild 2 dargestellt. Die Gegenüberstellung<br />

zwischen realem und virtuellem Bruchbild<br />

(vgl. Bild 2, Schritt 4) zeigt, dass realitätsnahe<br />

Versagensprognosen nur durch eine<br />

Berücksichtigung der prozessabhängigen<br />

Faserorientierung möglich sind.<br />

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen,<br />

dass die beschriebene Auslegungsprozesskette<br />

auch für endlosfaserverstärkte Kunststoffe<br />

eingesetzt werden kann, es ist dabei<br />

lediglich die Spritzgusssimulation durch die<br />

jeweils geeignete Fertigungssimulation (z.B.<br />

Drapier- oder Imprägniersimulation) zu ersetzen.<br />

NUTZEN UND AUSBLIcK<br />

Das beschriebene methodische Vorgehen<br />

ermöglicht eine systematische Berücksichtigung<br />

der relevanten Bauteileigenschaften<br />

faserverstärkter Kunststoffe innerhalb<br />

der Struktursimulation. Die durchgängige,<br />

rechnerunterstützte Auslegungsprozesskette<br />

ermöglicht das Erzielen realitätsnaher<br />

und reproduzierbarer Analyseergebnisse.<br />

Anhand statischer Biegeversuche und<br />

hochdynamischer Fallturmversuche (vgl.<br />

Bild 2) konnte das beschriebene Vorgehen<br />

erfolgreich validiert werden. Neben der<br />

charakterisierung von kurzfaserverstärkten<br />

Kunststoffen beschäftigt sich der Lehrstuhl<br />

zukünftig auch mit der Analyse endlosfaserverstärkter<br />

Kunststoffe auf Basis von<br />

Kohlenstoff- sowie Basaltfasern. Weitere<br />

neue Erkenntnisse zum Verhalten von Verbundwerkstoffen<br />

werden durch die in der<br />

Beschaffung befindliche Temperierkammer<br />

möglich, welche Analysen im Bereich von<br />

-60°c bis 150°c erlaubt.<br />

Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) für die Förderung<br />

des Forschungsgroßgerätes INST<br />

90/750-1.<br />

Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack<br />

Dipl.-Ing. Georg Gruber<br />

Lehrstuhl für Konstruktionstechnik (KTmfk)<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg (FAU)<br />

14


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Schaltroboter schaltet im automatisierten Prüfstandbetrieb<br />

wie ein Mensch<br />

Ein neu entwickelter Schaltroboter ermöglicht die gezielte Abbildung menschlichen Schaltverhaltens in spezifischen<br />

Prüfszenarien<br />

Prüfstände werden zur gezielten, modellhaften<br />

Untersuchung von Komponentenund<br />

Systemverhalten unter definierten<br />

Betriebsbedingungen eingesetzt. So wird<br />

beispielsweise auf dem Anstriebsstrangprüfstand<br />

des IPEK – Instituts für Produktentwicklung<br />

am Karlsruher Institut für<br />

Technologie (KIT) das Verhalten von Handschaltgetrieben<br />

in verschiedenen Belastungszuständen<br />

untersucht. Dazu wird ein<br />

Verbrennungsmotor von hochdynamischen<br />

E Maschinen mit entsprechenden Steuerungsmodellen<br />

simuliert und der Abtrieb,<br />

also der Fahrbahnkontakt mit Fahrkräften,<br />

von zwei weiteren Elektromotoren abgebildet.<br />

Dieses Vorgehen kombiniert – basierend<br />

auf dem Hardware-in-the-Loop-Ansatz<br />

(HiL) – physische und virtuelle Modelle und<br />

Prototypen (siehe Bild 1). Der darauf aufbauende<br />

X-in-the-Loop-Ansatz (XiL) des IPEK<br />

erlaubt die durchgängige Absicherung von<br />

Produkteigenschaften über weite Strecken<br />

der Produktentwicklung, unabhängig von<br />

rein physischen Gesamtsystemprototypen.<br />

Modellbildung des Schaltvorgangs<br />

Die Qualität dieser Validierung von Produkteigenschaften<br />

hängt von der Güte der<br />

verwendeten Modelle und deren Schnittstellen<br />

ab. Am Beispiel des Antriebsstrangprüfstands<br />

ist dies etwa die genannte<br />

Simulation des Verbrennungsmotors aber<br />

auch die Abbildung des Schaltvorgangs im<br />

Testlauf: Das Modell des Schaltvorgangs<br />

muss entsprechend der zu untersuchenden<br />

Fragestellung aufgebaut und durch<br />

geeignete Hardware am Prüfstand angewendet<br />

werden können. Prinzipiell ergeben<br />

sich dabei drei mögliche Modelle, die den<br />

Schaltvorgang auf unterschiedlichem Detaillierungsniveau<br />

beschreiben:<br />

a)Das Schalten wird als reines Wechseln<br />

einer Getriebeübersetzung betrachtet,<br />

ohne den eigentlichen Gangwechselvorgang<br />

weitergehend abzubilden. Hardwareseitig<br />

wäre dies problemlos mit<br />

einem Getriebeaktuator zur realisieren,<br />

der unmittelbar an der Schaltwelle angreift<br />

und unabhängig von Schaltknauf<br />

und Übertragungsstrecke einen Gangwechsel<br />

durchführt.<br />

b)Der Schaltvorgang wird als fahrerabhängiger<br />

Prozess betrachtet, der hinsichtlich<br />

verschiedener Schaltparameter beschrieben<br />

werden kann, z.B. hinsichtlich der<br />

Synchronisationskraft oder der Schaltgeschwindigkeit.<br />

Dabei soll die physische<br />

Übertragungsstrecke vom Schalknauf zum<br />

Getriebe erhalten bleiben.<br />

c)Das Schalten wird als vom Fahrer erlebte<br />

Interaktion mit einem Teil des Gesamtfahrzeugs<br />

angenommen, die hinsichtlich des<br />

Komfortempfindens implizit oder explizit<br />

bewertet wird.<br />

In den beiden Fällen b) und c) ist der Schaltvorgang<br />

Teil des untersuchten Fahrmanövers.<br />

Betrachtet man den Schaltvorgang als<br />

fahrerspezifischen und vom Fahrer erlebten<br />

Prozess, ist eine Aktuation am Getriebe nicht<br />

mehr praktikabel und ein Schaltroboter, der<br />

an dem realen Schaltgestänge angreift, wird<br />

erforderlich. Mit einer parametrierbaren<br />

Regelung sollen unterschiedlichste Verhaltensweisen<br />

zum Gangwechsel vorgegeben<br />

werden können, die verschiedene Fahrertypen<br />

repräsentieren. Hardwareseitig macht<br />

dies – zusätzlich zur Positionssensorik – eine<br />

Kraftmessung erforderlich, die unmittelbar<br />

am Schaltknauf angreift, um reale Schaltkräfte<br />

in die Regelung zu integrieren.<br />

Hardware des Schaltroboters<br />

Der neu entwickelte Schaltroboter ist auf<br />

die obigen Erfordernisse im Prüfstandbetrieb<br />

zugeschnitten. Im Zusammenspiel<br />

mit den kompakten Abmessungen und der<br />

hohen Ausgangsleistung stellt der Roboter<br />

eine einzigartige Entwicklung im Bereich<br />

von automatisiertem Gangschalten im<br />

Prüfstandsumfeld dar. Durch die verwindungssteife<br />

Parallelkinematik hat er auf<br />

mechanischer Ebene eine hohe Positioniergenauigkeit.<br />

Die geschlossene kinematische<br />

Kette besteht aus einer Basis, deren beide<br />

Arme aktiv angetrieben werden. Diese<br />

Arme werden über insgesamt drei passive<br />

Drehgelenke mit zwei zusätzlichen Verbindungselementen<br />

gekoppelt, wobei der sogenannte<br />

Tool-Center-Point (TCP) mittig im<br />

zentralen Gelenk liegt (siehe Bild 2). Der Arbeitsraum<br />

des TCP ergibt sich als ein Rechteck<br />

von 300mm x 250mm. In diesem Bereich<br />

kann ein konventionelles H-Schaltgetriebe<br />

frei positioniert werden. Der Antrieb der<br />

Kinematik erfolgt über zwei Servomotoren<br />

mit insgesamt 3 KW Leistung, deren Achsen<br />

normal zur Bewegungsebene ausgerichtet<br />

sind. Drehzahl und Drehmoment der<br />

Motoren werden mit spielfreien Harmonic-Drive-Getrieben<br />

auf die erforderlichen<br />

Werte gewandelt. Mit der 30-fachen Übersetzung<br />

der Getriebe lassen sich im vorgesehenen<br />

Arbeitsraum am Endeffektor Kräfte<br />

von bis zu 500 N bei Geschwindigkeiten von<br />

1,5 m/s und Beschleunigungen von 10 m/s²<br />

erreichen. Ein weiterer Motor ermöglicht die<br />

vertikale Bewegung des TCP, um die laterale<br />

Bewegung des Schaltknaufs auszugleichen.<br />

Basierend auf der beschriebenen Hardware<br />

sind verschiedene Regelungsalgorithmen<br />

implementiert, die unabhängig von dem<br />

restlichen Prüfstand auf der zentralen Steuereinheit<br />

des Schaltroboters laufen. Dabei<br />

existiert eine offene Schnittstelle zur Erweiterung<br />

der Robotersoftware um neue<br />

Regelungstypen, die ohne Anpassungen<br />

am Grundsystem integriert werden können.<br />

Die Anbindung an den Prüfstand ist durch<br />

einen CAN-Bus realisiert. Der Prüfstand teilt<br />

darüber mit, in welchen Gang als nächstes<br />

geschaltet und welche Schaltcharakteristik<br />

dafür verwendet werden soll.<br />

Der Weg zur Schaltcharakteristik<br />

Die Art und Weise, wie der Roboter den<br />

Gangwechsel vollziehen soll, definiert sich<br />

durch die dem Testlauf zu Grunde liegende<br />

Fragestellung. Hat die Art und Weise des<br />

Gangwechsels keinerlei Einfluss auf die<br />

Untersuchung, so kann der Roboter den<br />

Schaltvorgang beliebig ausführen. Wichtig<br />

ist dabei nur, dass nach dem Schaltvorgang<br />

wieder ein definierter Getriebezustand er-<br />

15


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

reicht wird. Sobald allerdings der Schaltvorgang<br />

selbst einen Einfluss auf den<br />

Untersuchungsgegenstand ausübt, muss<br />

der Roboter ein geeignetes Schaltmodell<br />

besitzen, das die Einstellung der relevanten<br />

Schaltparameter ermöglicht: Ist beispielsweise<br />

die maximale Synchronisationskraft<br />

ausschlaggebend für die Ergebnisse der Untersuchung,<br />

so muss der Schaltroboter ein<br />

Regelungsmodell erhalten, das die Auswahl<br />

verschiedener Synchronisationskräfte ermöglicht.<br />

Als Basis zur Ermittlung des möglichen<br />

Varianzbereichs der auftretenden<br />

Kräfte können Feldversuche mit Realfahrern<br />

dienen.<br />

Die Entwicklung und Implementierung von<br />

Schaltcharakteristika ist also immer eine<br />

Abstimmung zwischen dem eigentlichen<br />

Ziel des Testlaufs, dem Einfluss spezifischer<br />

Schalteigenschaften und der Ableitung von<br />

Parametern und Regelgrößen aus realen<br />

Fahrversuchen. Die Hardware des Schaltroboters<br />

legt dabei grundlegend fest, welche<br />

Eigenschaften und Parameter in welcher<br />

Ausprägung abgebildet werden können:<br />

Die maximal darstellbaren Schaltkräfte bei<br />

vorgegebenen Schaltgeschwindigkeiten<br />

ergeben sich etwa durch die Kennlinie der<br />

Bild 2:<br />

Sicht von oben auf den Schaltroboter<br />

und einen Teil des Antriebsstrangs. Die<br />

Motoren (schwarz) treiben die Kinematik<br />

an (rot), der TCP führt den innen<br />

liegenden Schaltknauf.<br />

verwendeten<br />

Servomotoren,<br />

in Kombination<br />

mit den Hebelverhältnissen<br />

der<br />

Parallelkinematik<br />

im jeweiligen<br />

Betriebspunkt.<br />

Die erreichbare<br />

Arbeitsraumabdeckung<br />

wird<br />

dabei ausschließlich<br />

durch die Roboterkinematik<br />

definiert.<br />

Bild 1:<br />

Modellbildung für einen Getriebetest nach dem XiL-Ansatz. Die<br />

Schnittstellen zwischen virtuellem Fahrerverhalten und physischem<br />

Teilsystem Getriebe bildet der Schaltroboter.<br />

Anwendungsspektrum<br />

des<br />

Schaltroboters<br />

Der Prüfstand-Schaltroboter ermöglicht es,<br />

verschiedenste Eigenschaften von Schaltvorgängen<br />

zu simulieren. Dazu gehört etwa<br />

das Freigeben des Schaltknaufs oder die Aktivierung<br />

einer Nullkraftregelung, sodass der<br />

Schaltknauf nach Einlegen des Gangs keine<br />

unnatürliche Last auf das Schaltgestänge<br />

ausübt. Natürlich kann auch gezielt der Einfluss<br />

von solchen Lasten abgebildet werden,<br />

um beispielsweise die Auswirkungen von<br />

vertikalen Kräften auf den Schaltvorgang zu<br />

untersuchen. Der Einlegevorgang kann rein<br />

weggesteuert, kraftgesteuert oder Kraft-<br />

Weg-gesteuert erfolgen, sodass gezielt vorgegebene<br />

Schaltgeschwindigkeiten oder<br />

Schaltkräfte abgebildet werden können.<br />

Durch eine intelligente Bahnplanung können<br />

variable Schaltwege realisiert werden,<br />

die sich – wie beim menschlichen Anwender<br />

– immer leicht voneinander unterscheiden<br />

und nicht identisch reproduziert werden.<br />

Auf diese Weise kann der Roboter Gänge<br />

schalten, ohne vorher exakte Gangpunkte<br />

einprogrammiert zu haben. Zudem wird<br />

so ein möglicher negativer Einfluss durch<br />

falsch eingestellte Gangpunkte ausgeschlossen.<br />

Alle Zustandsgrößen des Roboters, wie die<br />

aktuelle Schaltkraft oder Positionsdaten<br />

des TCP, können live via CAN-Bus an den<br />

Gesamtprüfstand übermittelt werden.<br />

Dadurch wird eine Zuordnung zwischen<br />

angewendetem Schaltverhalten und aufgenommenen<br />

Messwerten möglich, um gezielt<br />

die Einflüsse von verschiedenartigen<br />

Schaltvorgängen auf die Ergebnisse des<br />

Prüflaufs zu untersuchen.<br />

Der Schaltroboter ist ein Beitrag zur Abbildung<br />

realistischer Fahrereigenschaften im<br />

X-in-the-Loop Validierungsframework. Er<br />

ermöglicht die gezielte Durchführung von<br />

Prüfläufen mit Fahrmanövern, deren Ergebnisse<br />

von verschiedenen Schalteigenschaften<br />

abhängen oder auch von Prüfläufen,<br />

deren Fragestellung das Schaltverhalten<br />

betreffen. So bildet er einen wichtigen Baustein<br />

als Schnittstelle zwischen physischen<br />

und realen Validierungsmodellen im XiL.<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

Dipl.-Ing. Tobias Pinner<br />

IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

Vom Getriebeentwurf zur Getriebeauslegung<br />

Neue Funktionalität im Getriebeauslegungsprogramm der FVA bietet neue Möglichkeiten in der Getriebeauslegung<br />

Moderne Zahnradgetriebe sind interdisziplinäre<br />

Hightech-Produkte in mannigfaltigen<br />

Anwendungsgebieten von Kleinantrieben<br />

16<br />

in mikrotechnischen Aktoren bis hin zu<br />

Großgetrieben in Windkraftanlagen und<br />

Schiffen im Leistungsbereich mit mehrfachen<br />

Megawatt. Nur selten genügt hierbei<br />

eine akzeptable Tragfähigkeit bereits hinreichend<br />

den umfangreichen und diversen


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Anforderungen, die an das Getriebe gestellt<br />

werden. Auf der anderen Seite muss der<br />

Entwicklungsprozess immer kürzer und flexibler<br />

werden um modernen Entwicklungstendenzen,<br />

z.B. Simultaneous Engineering<br />

und insgesamt verkürzten Entwicklungszeiten,<br />

Rechnung zu tragen. Eine gute Unterstützung<br />

bieten moderne Softwaretools,<br />

die zum einen schnell und flexibel einen<br />

Getriebeentwurf generieren, zum anderen<br />

Analysetools zur Verfügung stellen, um den<br />

Entwurf bezüglich eines vorhandenen Anpassungsbedarfs<br />

im Detail zu bewerten.<br />

Das Getriebeauslegungsprogramm (GAP)<br />

der FVA bietet eine allgemeine und flexible<br />

Methodik, um für einfache Getriebebauformen<br />

anhand gängiger Anforderungen<br />

schnell einen geometrisch konsistenten<br />

Entwurf zu erstellen.<br />

Das Hauptaugenmerk im GAP liegt auf der<br />

Dimensionierung der Verzahnungsnenngeometrie.<br />

Dazu benötigt der Benutzer Angaben<br />

zur zu übertragenden Leistung, welche<br />

für das Gesamtgetriebe definiert wird, zu<br />

Übersetzungen, Werkstoffdaten und die für<br />

eine ausreichende Tragfähigkeit erforderlichen<br />

Sicherheitswerte.<br />

Der gesamte Berechnungsumfang des GAP<br />

ist schematisch in Bild 1 dargestellt.<br />

Erstellung der Getriebestruktur<br />

Zu Beginn des Entwurfsprozesses mit dem<br />

GAP erstellt der Benutzer über einen grafischen<br />

Editor eine gewünschte Getriebestruktur.<br />

Diese kann aus Stirnrad- und<br />

Planetenstufen sowie einer Kegelradstufe in<br />

beliebiger Reihenfolge bestehen. Für reine<br />

Stirnradgetriebe kann das GAP, ausgehend<br />

von der gegebenen Gesamtübersetzung,<br />

automatisch einen Strukturvorschlag mit<br />

einer sinnvollen Anzahl an Stufen erstellen.<br />

Die Getriebestruktur ist auf einen Leistungspfad<br />

begrenzt, kann aber seit der Version<br />

4 über die einfache Aufreihung von Einzelstufen<br />

hinaus spezielle Strukturformen<br />

enthalten: Räderketten aus Stirnradstufen,<br />

Planetenstufen mit gemeinsamem Hohlrad<br />

und koaxiale zweistufige Stirnradgetriebe.<br />

Auslegung der Verzahnungen<br />

Ausgehend von der erstellten Getriebestruktur<br />

und den definierten Gesamtgetriebeleistungsdaten,<br />

also Eingangsdrehmoment<br />

und –drehzahl, berechnet das GAP automatisch<br />

die Drehmomente in den Einzelstufen.<br />

Anhand dieser Eingangsgröße wird<br />

unter Einbeziehung der Festigkeitswerte<br />

der zu verwendenden Werkstoffe, welcher<br />

aus einer Datenbank ausgewählt werden<br />

können, und der geforderten Sicherheiten<br />

eine geometrisch verträgliche Verzahnungsnenngeometrie<br />

dimensioniert. Im<br />

Unterschied zu den meisten anderen Auslegungstools<br />

beruht diese Auslegung auf<br />

einer direkten Berechnung der Geometriegrößen<br />

auf Basis inverser Normformeln<br />

der ISO 6336 und nicht auf einer iterativen<br />

Variationsrechnung bestimmter Parameter.<br />

Über individuell definierbare Verzahnungstypen<br />

kann der Benutzer vorhandenes<br />

Knowhow über den zukünftigen Einsatzzweck<br />

und die Eigenschaften des Getriebes<br />

direkt in die Dimensionierung mit einfließen<br />

lassen. Dadurch bietet das System die Möglichkeit,<br />

auch über Berechnungsmethoden<br />

hinaus die Erfahrungswerte des Konstrukteurs<br />

mit einzubeziehen. Ergänzend kann<br />

ein Entwurf auch über eine frei definierbare<br />

Zielfunktion automatisch optimiert werden.<br />

Zur Lösungssuche wird ein Simulated Annealing<br />

Algorithmus verwendet.<br />

Die Auslegung erfolgt grundsätzlich nach<br />

dem Kriterium der Tragfähigkeit. Wird die<br />

Geometrie durch den Benutzer angepasst,<br />

z.B. durch das Fixieren bestimmter Parameter<br />

auf einen gewünschten Wert, erfolgt automatisch<br />

eine Neudimensionierung unter<br />

Berücksichtigung der fixierten Werte. So<br />

wird, sofern noch genügend geometrische<br />

Freiheitsgrade zur Verfügung stehen, stets<br />

ein tragfähiger Entwurf generiert.<br />

Schnittstellen zur weiteren Analyse<br />

Das GAP dimensioniert einen Entwurf für<br />

die Nennverzahnung einzelner Stufen in<br />

dem viele Anforderungen wie geometrische<br />

Restriktionen und Tragfähigkeitsanforderungen<br />

bereits berücksichtigt sind. Für eine<br />

detaillierte Analyse der Verzahnung bietet<br />

das Programm eine Schnittstelle zu den<br />

Normberechnungsprogrammen STplus (für<br />

Stirnradstufen) und KNplus (für Kegelradstufen).<br />

Außerdem kann ab der Version 4 das angebundene<br />

Getriebeberechnungsprogramm<br />

GEAS, sofern die Positionen der Stufen und<br />

Lager definiert sind, für statisch bestimmte<br />

Lagerungen eine Lagerkraftberechnung<br />

durchführen, um dem Benutzer einen Anhaltspunkt<br />

für die Dimensionierung der<br />

Lager bereitzustellen.<br />

Der gesamte Getriebeentwurf inklusive<br />

Wellen und Lager kann über eine neutrale<br />

Schnittstelle in die FVA-Workbench exportiert<br />

werden welche im größeren Umfang<br />

Möglichkeiten bietet Verzahnungen zu analysieren<br />

und weitere Detaillierung bis zur<br />

Feingeometrie vorzunehmen.<br />

Generell bietet das GAP eine einfache und<br />

flexible Möglichkeit einen konsistenten Initialentwurf<br />

für ein Zahnradgetriebe zu generieren,<br />

in den bereits viele Anforderungen<br />

eingeflossen sind. Die angebundenen Analyseprogramme<br />

bieten eine komfortable<br />

Möglichkeit bereits in frühen Phasen der<br />

Entwicklung viele Eigenschaften des Getriebes<br />

vorwegzunehmen und zu beeinflussen.<br />

Bild 1:<br />

Funktionsumfang des Getriebeauslegungsprogramms (GAP)<br />

Prof. Dr.-Ing. Stahl, Karsten<br />

Dr.-Ing. Otto, Michael<br />

Dipl.-Ing. Parlow, Jan<br />

Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau<br />

(FZG)<br />

Technische Universität München<br />

17


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Stammdatenqualität als Erfolgsfaktor für den Produktentstehungsprozess<br />

Entwicklung von praxistauglichen Methoden und Instrumenten zur Verbesserung der Stammdaten- und Prozessqualität<br />

in KMU<br />

Viele Unternehmen sehen sich mit einer<br />

zunehmenden Individualisierung der Produkte<br />

bei gleichzeitig steigender Variantenvielfalt<br />

konfrontiert. Große Unternehmen<br />

können dies durch Nutzung von Baureihen,<br />

Baukästen, Plattformstrategien etc. abmildern.<br />

KMU dagegen haben aufgrund des<br />

kleineren Produktprogramms und fehlender<br />

Ressourcen diese Möglichkeiten i. d. R. nur<br />

in geringerem Maße, so dass diese sich mit<br />

der zunehmenden Variantenvielfalt und mit<br />

einem hohen Teilestammwachstum auseinandersetzen<br />

müssen.<br />

Diese Entwicklungen erhöhen die Relevanz<br />

der Stammdaten. Diese sind aber häufig –<br />

resultierend aus mangelnden technischen<br />

und organisatorischen Standards für ihre<br />

Anlage und Pflege – durch Unvollständigkeiten,<br />

Inkonsistenzen, Redundanzen und<br />

Ungenauigkeiten gekennzeichnet. Die<br />

Folge sind vielmals Effizienz- und Effektivitätsverluste<br />

in der Produktentwicklung<br />

und in den nachgelagerten Geschäftsprozessen.<br />

Stammdaten sind die Basis dieser<br />

Prozesse und zugleich die Voraussetzung<br />

für eine fehlerfreie Kommunikation zwischen<br />

den IT-Systemen; sie beschreiben die<br />

Geschäftsobjekte eines Unternehmens und<br />

sind für dieses strukturgebend. Mängel in<br />

der Stammdatenqualität spiegeln sich u. a.<br />

in einer eingeschränkten Verfügbar- und<br />

Verwendbarkeit relevanter Daten im Produktentstehungsprozess<br />

wider.<br />

In der Wissenschaft und Praxis liegen bereits<br />

Ansätze und Modelle zur Ausgestaltung<br />

eines Stammdatenmanagements vor.<br />

Schuh et al. leiteten daraus einen ordnungsrahmen<br />

ab, der die Gestaltungsebenen und<br />

Handlungsfelder zur Erstellung eines unternehmensweiten<br />

Stammdatenmanagementkonzepts<br />

in den Ebenen Strategie,<br />

organisation und IT-Struktur beschreibt.<br />

Für die konkrete unternehmensspezifische<br />

Ausgestaltung in KMU liegen jedoch noch<br />

keine praxiserprobten Methoden und Instrumente<br />

vor. An dieser Stelle setzt das<br />

aktuelle Verbundforschungsvorhaben eBEn<br />

– eBusiness-Engineering an. Im Rahmen<br />

der Förderinitiative „Geschäftsprozesse<br />

standardisieren, Erfolg sichern“ werden in<br />

Kooperation der beiden Professuren Konstruktionslehre<br />

sowie Unternehmensrechnung<br />

und controlling der Technischen<br />

Universität chemnitz mit den Projektpartnern<br />

der RKW Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen und der Terrot GmbH praxistaugliche<br />

Methoden und Instrumente<br />

zur Analyse (Diagnosebausteine) und<br />

Verbesserung der Stammdaten- und Prozessqualität<br />

(Synthesebausteine) in KMU<br />

entwickelt. Damit sollen KMU befähigt werden,<br />

eBusiness-Standards sowie ein wertschöpfungsorientiertes<br />

Stammdaten- und<br />

Geschäftsprozessmanagement abgestimmt<br />

auf die jeweils vorherrschenden Rahmenbedingungen<br />

gezielt zu gestalten und zu<br />

nutzen.<br />

ANALYSE – ENTWIcKLUNG – VALIDIERUNG<br />

Die Entwicklungsarbeiten im Verbundprojekt<br />

eBEn werden in drei Phasen realisiert<br />

(Bild 1).<br />

In der Analysephase wurde mittels branchenübergreifender<br />

Befragung von 140<br />

KMU in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

die Bedarfssituation zum Stammdaten-<br />

und Geschäftsprozessmanagement<br />

erfasst. Hier zeigte sich, dass über 30 %<br />

der KMU keine IT-Systeme und über 80 %<br />

keine technischen und organisatorischen<br />

Standards zur Identifizierung, Klassifizierung,<br />

Anlage, Pflege und Archivierung ihrer<br />

Stammdaten einsetzen. Hauptgründe dafür<br />

wurden von den befragten Unternehmen in<br />

den nicht oder nur sehr vage abschätzbaren<br />

Kosten und Nutzen von Stammdatenmanagement<br />

(über 30 %) und in mangelnden<br />

Informationen zu eBusiness-Standards (ca.<br />

25 %) gesehen. Insgesamt besteht ein erheblicher<br />

Bedarf hinsichtlich der Schaffung<br />

Bild 1: Methodischer Ansatz im Projekt eBEn Bild 2: Zyklus zur Analyse und Verbesserung der Stammdaten- und Prozessqualität<br />

in KMU<br />

18


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

von Transparenz über die Stammdaten- und<br />

Prozessqualität, deren Wechselbeziehungen<br />

untereinander sowie deren Auswirkungen<br />

auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.<br />

Auf dieser Basis wurden für die Entwicklungsphase<br />

die Handlungsfelder Stammdaten,<br />

IT-Strukturen und Prozesse (Geschäfts- und<br />

Stammdatenprozesse)/organisation festgelegt.<br />

Im Rahmen der Handlungsfelder<br />

werden mit theoretisch-konzeptionellen<br />

Arbeiten Methoden und Instrumente zur<br />

Identifikation, Bewertung und Hebung von<br />

daten- und prozessbezogenen Verbesserungspotenzialen<br />

in KMU entwickelt. Das<br />

Labor für integrierte Produktentwicklung<br />

(IPE-Labor) stellt dazu mittels seiner integrierten<br />

und vernetzten Infrastruktur mit<br />

verschiedenen Datenpools eine geeignete<br />

Entwicklungsumgebung bereit. In der parallel<br />

ablaufenden Validierungsphase erfolgt<br />

in mehreren Entwicklungsschleifen die<br />

empirische Validierung und Verifizierung<br />

der Entwicklungsergebnisse. So werden im<br />

Rahmen von 30 Diagnoseprojekten professionelle<br />

Unternehmensberater aus einem<br />

Beraterpool eingesetzt und wissenschaftlich<br />

durch die TU chemnitz begleitet. Dabei stellen<br />

die Wissenschaftler den Beratern für die<br />

Bearbeitung von konkreten Teilaufgaben,<br />

wie z. B. die Analyse der Stammdatenqualität,<br />

ihre Entwicklungsergebnisse in Form<br />

von Bausteinen auf der Internetplattform<br />

www.eben-tuc.de zur Verfügung. Die Bausteine<br />

sind modular aufgebaut und umfassen<br />

Werkzeuge zu deren Anwendung,<br />

Handlungsanleitungen, Dokumentationsvorlagen<br />

und Fallbeispiele. Durch transferbegleitende<br />

Maßnahmen, wie regionale<br />

Arbeitskreise, sowie die wissenschaftliche<br />

Begleitung und Auswertung der Projekte<br />

werden die aus der Praxis stammenden<br />

(Weiter-)Entwicklungsanforderungen systematisch<br />

aufgegriffen.<br />

ZYKLUSMoDELL<br />

Die kontinuierliche Verbesserung der<br />

Stammdaten- und Prozessqualität in KMU<br />

wird in eBEn über einen zweistufigen Ansatz<br />

realisiert (Bild 2).<br />

In der Stufe Diagnose werden daten- und<br />

prozessbezogene Verbesserungspotenziale<br />

identifiziert, Maßnahmen zu deren<br />

Hebung generiert und diese hinsichtlich<br />

Nutzen und Kosten bewertet. Die Nutzenund<br />

Kostenbewertung bildet die Entscheidungsgrundlage<br />

für eine Priorisierung der<br />

Maßnahmen, die in der Stufe Synthese realisiert<br />

und verifiziert werden. Damit dies<br />

effizient und effektiv durchgeführt werden<br />

kann, wurde eine Diagnose-Methodik entwickelt,<br />

die sich in die vier Phasen Vorbereitung,<br />

Analyse, Konzeptentwicklung und<br />

Maßnahmenkonzept gliedert. Kernstück der<br />

Diagnose ist die Analyse. Im Rahmen einer<br />

Informationsflussanalyse werden die Ergebnisse<br />

einer Stammdaten-, IT- und Prozessanalyse<br />

zusammengeführt. Aus der daraus<br />

resultierenden Ist-Zustands-Beschreibung<br />

werden sowohl Verbesserungspotenziale<br />

abgeleitet als auch Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />

aufgezeigt. Anschließend erfolgt<br />

in der Konzeptentwicklung die Erarbeitung<br />

und Priorisierung von konkreten Maßnahmen<br />

zur nachhaltigen Verbesserung der<br />

Stammdaten- und Prozessqualität, die in<br />

das Maßnahmenkonzept für die anschließende<br />

Synthese einfließen. In der Synthese<br />

werden die priorisierten Maßnahmen zuerst<br />

in ein Detailkonzept überführt und anschließend<br />

umgesetzt. Für die Verifizierung<br />

und nachhaltige Sicherung der Projektergebnisse<br />

erfolgt die Einführung von Kennzahlen<br />

zur Kontrolle der Stammdaten- und<br />

Prozessqualität. Hieraus leiten sich wiederum<br />

Ansatzpunkte für weiterführende Verbesserungen<br />

ab, so dass ein neuer Zyklus<br />

angestoßen wird.<br />

Bild 3:<br />

Vorgehen bei der Stammdatenanalyse und -verbesserung<br />

STAMMDATENANALYSE UND -VERBESSE-<br />

RUNG<br />

Im Rahmen der Stammdatenanalyse werden<br />

zur Identifizierung von datenbezogenen<br />

Verbesserungspotenzialen die Arbeitsschritte<br />

Stammdatensichtung, -aufbereitung<br />

und -qualitätsbewertung durchlaufen.<br />

Unter Einsatz von digitalen Werkzeugen<br />

und Vergleichsmaßstäben (z. B. existierende<br />

Klassifikationsstandards) werden die<br />

Stammdaten zuerst gesichtet, und für die<br />

Datenqualitätsbewertung aufbereitet. Dazu<br />

werden Analysekriterien wie Vollständigkeit,<br />

Konsistenz, Redundanz, Struktur etc.<br />

genutzt (Bild 3). Die sich daraus ergebenden<br />

Potenziale gehen in Verbindung mit den<br />

Ergebnissen der IT- und Prozessanalyse in<br />

die sich anschließende Konzeptentwicklung<br />

ein. Dort werden u. a. Lösungsansätze<br />

zur Verbesserung der Stammdatenqualität,<br />

wie z. B. die Klassierung und Klassifizierung<br />

erarbeitet, mit denen die Effizienz im Produktentstehungsprozess<br />

gesteigert werden<br />

kann.<br />

In allen bisherigen Diagnoseprojekten<br />

konnten insbesondere strukturelle Mängel<br />

19


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

sowie uneinheitliche Terminologien im Artikelstamm,<br />

resultierend u. a. aus fehlender<br />

Ordnung und Abgrenzung spezifischer<br />

Stammdatenobjekte (Klassifikation), nachgewiesen<br />

werden. Diese führen zu einer<br />

geringen Gleichteileverwendung verbunden<br />

mit einem überdurchschnittlichen<br />

Artikelstammdatenwachstum (z. T. >20<br />

% pro Jahr). Des Weiteren konnte im Rahmen<br />

der Stammdatenqualitätsbewertung<br />

jeweils ermittelt werden, dass die Qualität<br />

der Kauf- und Normteildaten hinsichtlich<br />

Vollständigkeit, Aktualität und Konsistenz<br />

wesentlich besser als jene von Zeichnungsteilen<br />

ist. Für Erstgenannte werden bereits<br />

Klassifikationsstandards wie z. B. eCl@ss,<br />

ETIM, proficl@ss bzw. Werksnormen eingesetzt.<br />

Für Zeichnungsteile existieren<br />

dagegen noch keine in den Unternehmen<br />

genutzte Standards.<br />

Unterschiede haben sich insbesondere in<br />

der Verfügbarkeit und Nutzung von technischen<br />

und organisatorischen Standards,<br />

wie z. B. IT-Unterstützung und Werksnormen<br />

zur Artikelbeschreibung/-anlage,<br />

herauskristallisiert. Diese und weitere relevante<br />

Erkenntnisse aus der Auswertung der<br />

Diagnose und Syntheseprojekte fließen direkt<br />

in die Entwicklungsarbeiten und in die<br />

wissenschaftliche Begleitung der Projekte<br />

ein.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Um eine nachhaltige Verbesserung der<br />

Stammdaten- und Prozessqualität im Produktentstehungsprozess<br />

zu erreichen, ist<br />

auch und gerade in KMU ein auf das jeweilige<br />

Unternehmen zugeschnittenes,<br />

strukturiertes Stammdaten- und Geschäftsprozessmanagement<br />

erforderlich. Im Verbundprojekt<br />

eBEn werden mittels Analyse,<br />

Entwicklung sowie Verifizierung konzeptionelle<br />

Grundlagen hierfür geschaffen.<br />

Durch die Verzahnung von Entwicklung<br />

und Validierung können professionellen<br />

Unternehmensberatern praxiserprobte Diagnose-<br />

und Synthesebausteine zur Identifikation,<br />

Bewertung und Hebung von<br />

daten- und prozessbezogenen Verbesserungspotenzialen<br />

in KMU bereitgestellt und<br />

zugleich Weiterentwicklungen angeregt<br />

werden. Die Analyse und Verbesserung der<br />

Stammdaten- und Prozessqualität erfolgt<br />

in einem zweistufigen Ansatz mit Diagnose<br />

und Synthese und bezieht sich auf die<br />

Handlungsfelder Stammdaten, IT-Struktur<br />

und Geschäftsprozesse sowie die Kosten-<br />

Nutzen-Bewertung von Lösungen. Damit<br />

wird die Verfügbar- und Verwendbarkeit<br />

relevanter Daten für Planungs- und Steuerungsaufgaben<br />

im Produktentstehungsprozess<br />

verbessert.<br />

Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich<br />

Dipl. Wirt.-Ing. Michael Konarsky<br />

Professur Konstruktionslehre<br />

Technische Universität Chemnitz<br />

Prof. Dr. Uwe Götze<br />

Professur Unternehmensrechnung und<br />

Controlling<br />

Technische Universität Chemnitz<br />

Ökonomisch-Ökologische Bewertung von elektromechanischen<br />

Antriebssystemkonzepten<br />

Ein Werkzeug zur schnellen und wirtschaftlichen Konzipierung optimaler Antriebssysteme für spezifische Anwendungen<br />

20<br />

Einleitung<br />

Für industrielle Anwendungen sind elektromechanische<br />

Antriebssysteme in verschiedenen<br />

Ausführungen auf dem Markt<br />

verfügbar. Die Auslegung und Auswahl<br />

eines Antriebssystems wird entscheidend<br />

durch anwendungsspezifische Randbedingungen<br />

beeinflusst. Jede Randbedingung<br />

ist je nach Anwendungsspezifikation unterschiedlich<br />

zu gewichten. Die Zusammenführung<br />

von Antriebssystemelementen zu<br />

einem anwendungsoptimalen Antriebssystemkonzept<br />

ist dann gegeben, wenn die<br />

Randbedingungen gemäß der Anwendung<br />

nach den Gewichtungen des Herstellers<br />

und des Kunden bestmöglich realisiert und<br />

erfüllt werden können.<br />

In Zusammenarbeit mit der Sparte Mechanical<br />

Drives der Siemens AG wird am Lehrstuhl<br />

für Konstruktions- und Antriebstechnik der<br />

Universität Paderborn ein Werkzeug zur<br />

schnellen und wirtschaftlichen Konzipierung<br />

optimaler Antriebssysteme (KoptA) für<br />

spezifische Anwendungen als Basis für die<br />

Komposition von Antriebssystembaukästen<br />

entwickelt. Um das anwendungsoptimale<br />

Antriebssystemkonzept zu identifizieren,<br />

werden Antriebssystemvarianten nach technischen<br />

und wirtschaftlichen Kriterien, die<br />

sich aus den Randbedingungen ergeben,<br />

quantitativ bewertet und auf technischwirtschaftliche<br />

Stärken und Schwächen<br />

analysiert. Für unterschiedliche branchenspezifische<br />

Arbeitsprozesse resultieren<br />

Kombinationen aus Antriebssystemelementen,<br />

die zu branchenspezifischen Antriebssystembaukästen<br />

zusammengefasst<br />

werden können.<br />

Das Ziel dieses Projektes sind anwendungsorientierte<br />

Antriebssystembaukästen, die<br />

bei minimalem Aufwand (minimale Anzahl<br />

an Antriebssystemelementen, geringer logistischer<br />

Aufwand, etc.) eine maximale<br />

Funktionalität unter Berücksichtigung von<br />

technischen und wirtschaftlichen Randbedingungen<br />

gewährleisten.<br />

Problemstellung<br />

Ein spezifischer Arbeitsprozess kann durch<br />

verschiedene Antriebssystemkonzepte realisiert<br />

werden. Bild 1 zeigt beispielhaft drei<br />

Konzeptvarianten für einen Arbeitsprozess,<br />

der im Betriebspunkt der Arbeitsmaschine<br />

zusammengefasst ist. Alle drei Varianten erfüllen<br />

die Anforderungen des Prozesses. Es<br />

handelt sich hierbei um<br />

1. einen Motor Typ A mit einem Getriebe,<br />

2. einen Motor Typ B mit Getriebe und Umrichter<br />

und<br />

3. mehrere Motoren Typ C, die durch ein<br />

Sammelgetriebe in Kombination mit Umrichtern<br />

mechanisch gekoppelt sind und<br />

ein Mehrmotorenantriebssystem bilden.


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Branchenspezifische Antriebssystembaukästen<br />

Jede Branche, z.B. die Kautschukindustrie<br />

oder Zementindustrie, ist durch spezifische<br />

Arbeitsprozesse und Randbedingungen<br />

charakterisiert. Um für diese einen spezifischen<br />

Antriebssystembaukasten zu entwickeln,<br />

wird folgende Vorgehensweise<br />

angewendet (vgl. Bild 2):<br />

1. Der Leistungsbereich für jede Branche<br />

wird in Intervalle zerlegt.<br />

2. Das Werkzeug KoptA wird für jedes Intervall<br />

mit seinem Arbeitsprozess und seinen<br />

Randbedingungen automatisiert angewendet.<br />

Bild 1:<br />

Realisierung eines Arbeitsprozesses mit den verschiedenen Antriebssystemkonzepten Getriebemotor,<br />

Motor-Getriebe-Umrichter-Kombination und Mehrmotorenantriebssystem<br />

Anhand dieses Beispiels wird deutlich,<br />

dass die Entscheidung bei der Wahl einer<br />

Antriebssystemvariante in der Konzeptionsphase<br />

komplex wird. Hinzu kommen<br />

unterschiedlich ausgeprägte Merkmale der<br />

verschiedenen Antriebssystemelemente<br />

und Randbedingungen mit unterschiedlicher<br />

Gewichtung aus dem Arbeitsprozess.<br />

Lösungsansatz mit KoptA<br />

Für einen Arbeitsprozess werden aus einem<br />

virtuellen Antriebssystembaukasten mit<br />

Motoren, Getrieben und Umrichtern, der<br />

nach Belieben erweitert werden kann, alle<br />

Antriebssystemvarianten im Bereich einer<br />

frei wählbaren Toleranz mit den Merkmalen<br />

Drehzahl, Drehmoment und Leistung<br />

automatisch nach dessen Kenngrößen<br />

projektiert. Mit der Filterfunktion, der frei<br />

wählbaren Toleranzbereiche, wird der Lösungsraum<br />

der Antriebssysteme bereits zu<br />

Beginn sinnvoll eingegrenzt. Anschließend<br />

werden alle Konzeptvarianten nach standardisierten<br />

technischen und wirtschaftlichen<br />

Kriterien, z.B. hohe Dynamik des<br />

Antriebssystems oder hohe Verfügbarkeit<br />

der Rohstoffe, die zur Herstellung der Antriebssystemelemente<br />

notwendig sind,<br />

quantitativ mittels gewichteter Wertefunktionen<br />

bewertet.<br />

Mit dieser Vorgehensweise lässt sich aus<br />

allen erdenklichen Antriebssystemvarianten<br />

das Antriebssystemkonzept identifizieren,<br />

welches die anwendungsspezifischen<br />

Anforderungen sowohl technisch als auch<br />

wirtschaftlich bestmöglich erfüllt.<br />

3. Aus dem maximalen virtuellen Baukasten<br />

werden Konzeptvarianten für erforderliche<br />

Antriebssystemelemente durch<br />

KoptA aufgestellt.<br />

4. Durch das quantitative Bewerten jeder<br />

Konzeptvariante wird innerhalb eines<br />

Intervalls ein anwendungsoptimales Antriebssystemkonzept<br />

identifiziert.<br />

5. Die anwendungsoptimalen Antriebssysteme<br />

aus der Konzeptmenge werden, z.B.<br />

nach der voraussichtlichen Umschlagsmenge,<br />

klassifiziert, um so unter anderem<br />

den Lagerbedarf für einzelne Antriebsystemelemente<br />

zu ermitteln oder Antriebssystemkonzepte<br />

aufgrund geringer<br />

Nachfrage zu streichen.<br />

6. Aus der klassifizierten Konzeptmenge der<br />

anwendungsoptimalen Antriebssysteme<br />

lässt sich der reale branchenspezifische<br />

Antriebssystembaukasten festlegen.<br />

Angestrebtes Ergebnis im Projekt<br />

Der Antriebssystemhersteller erhält einen<br />

auf das Minimum reduzierten Antriebssystembaukasten,<br />

mit dem dieser eine<br />

Branche vollständig und anwendungsoptimal<br />

mit den notwendigen Antriebssystemelementen<br />

beliefern kann. Dessen<br />

Konzeption erfolgt von vornherein unter<br />

Berücksichtigung strategisch relevanter<br />

Randbedingungen. Aus diesem Antriebssystembaukasten<br />

werden dem Kunden Antriebssystemlösungen<br />

geliefert, die seine<br />

Arbeitsprozesse mit den geforderten Randbedingungen<br />

optimal erfüllen.<br />

Bild 2:<br />

Vorgehensweise zur automatisierten Entwicklung eines realen anwendungsspezifischen Antriebssystembaukastens<br />

mit Hilfe von KoptA<br />

Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer<br />

Alexander Klause, M.Sc.<br />

Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik<br />

(KAt)<br />

Universität Paderborn<br />

21


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Erfolgreicher Abschluss des Sonderforschungsbereichs 614<br />

„Selbstoptimierende Systeme des Maschinenbaus“<br />

Von der Grundlagenforschung zur industriellen<br />

Anwendung. Der Sonderforschungsbereich<br />

614 „Selbstoptimierende Systeme<br />

des Maschinenbaus“ stellte am 18. und 19.<br />

April <strong>2013</strong> auf dem Wissenschaftsforum Intelligente<br />

Technische Systeme des Heinz Nixdorf<br />

Instituts die Highlights aus 11 Jahren<br />

Forschung vor. Im Rahmen einer Ausstellung<br />

und zweier Special Sessions wurden<br />

die Nutzenpotentiale der Selbstoptimierung<br />

und Methoden zur Entwicklung selbstoptimierender<br />

Systeme vorgestellt. Die<br />

Förderung des SFBs 614 durch die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft ist im Juni <strong>2013</strong><br />

ausgelaufen; die Ergebnisse des SFBs 614<br />

bilden einen wesentlichen Teil der Technologiebasis<br />

des 2012 eingerichteten BMBF-<br />

Spitzenclusters „Intelligente Technische<br />

Systeme Ostwestfalen-Lippe (it’s OWL)“.<br />

Der 2002 eingerichtete Sonderforschungsbereich<br />

(SFB) verfolgte die Zielsetzung, das<br />

Wirkparadigma der Selbstoptimierung für<br />

den Maschinenbau zu erschließen. Dafür<br />

wurde eine umfassende Entwicklungsmethodik<br />

erarbeitet, die u.a. in dem im<br />

Springer-Verlag <strong>2013</strong> erscheinenden Buch<br />

„Design Methodology for Intelligent Technical<br />

Systems“ dokumentiert ist. Mit dieser<br />

Methodik versetzen wir Dritte in die Lage,<br />

selbstoptimierende Systeme zu entwickeln.<br />

Unter Selbstoptimierung eines technischen<br />

Systems wird die endogene Änderung der<br />

Ziele des Systems auf veränderte Umfeldbedingungen<br />

und die daraus resultierende<br />

zielkonforme autonome Anpassung der Parameter<br />

und ggf. der Struktur und somit des<br />

Verhaltens dieses Systems verstanden. Im<br />

Juni <strong>2013</strong> wurde der Sonderforschungsbereich<br />

614 nach 11 Jahren Förderung durch<br />

die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

erfolgreich abgeschlossen. Die Highlights<br />

aus drei Förderperioden wurden auf dem<br />

Wissenschaftsforum „Intelligente Technische<br />

Systeme“ am 18. und 19. April <strong>2013</strong><br />

präsentiert. Der Sonderforschungsbereich<br />

freute sich insbesondere, dass Herr Dr.-Ing.<br />

A. Engelke von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

sowie der Sprecher des SFBs<br />

Transregios AVACS (Automatic Verification<br />

and Analysis of Complex Systems) Herr Prof.<br />

B. Becker der Einladung des SFBs zur Abschlussveranstaltung<br />

gefolgt waren.<br />

Den Auftakt der beiden Special Sessions<br />

machte Herr Prof. J. Böcker mit seinem Einführungsvortrag<br />

zum Thema „Selbstoptimierung<br />

in der Anwendung“, in dem er die<br />

erheblichen Nutzenpotentiale des Wirkparadigmas<br />

der Selbstoptimierung an mehreren<br />

Beispielen verdeutlichte. Es folgten<br />

fünf weitere Beiträge, die aktuelle Ergebnisse<br />

aus den Teilprojekten vorstellten und<br />

einen guten Überblick über die Arbeiten<br />

des SFBs gaben. Auf der Fachausstellung<br />

war der Sonderforschungsbereich mit einer<br />

umfangreichen Ausstellung vertreten. Bei<br />

abwechslungsreichen Vorstellungen der im<br />

Rahmen des SFBs 614 entstandenen Softwarewerkzeuge<br />

und Methoden konnten<br />

sich die Besucher über die Arbeiten informieren.<br />

Einen Blickfang stellte die virtuelle<br />

Fachausstellung des SFBs 614 dar. Die Fachausstellung<br />

ist online unter http://sfb614.de<br />

für die breite Öffentlichkeit auf dem Internetauftritt<br />

des SFBs verfügbar. Wir möchten<br />

Sie hiermit einladen sich einen eigenen Eindruck<br />

über unsere Forschungsergebnisse zu<br />

machen.<br />

Auf dem abschließenden Empfang hob der<br />

Sprecher des Sonderforschungsbereichs<br />

614, Herr Prof. J. Gausemeier, noch einmal<br />

die exzellenten Forschungsergebnisse und<br />

den vorbildlichen Teamgeist innerhalb des<br />

SFBs hervor. Dieser zeigte sich insbesondere<br />

in den alljährlichen Berichtskolloquien und<br />

ist ein Treiber für die Erfolgsgeschichte des<br />

Sonderforschungsbereichs. Ferner beruht<br />

der 2012 gestartete BMBF-Spitzencluster<br />

„it´s OWL – Intelligente Technische Systeme<br />

OstWestfalen Lippe“ zu einem erheblichen<br />

Teil auf den Ergebnissen des SFBs 614. Der<br />

Spitzencluster hat ein Projektvolumen von<br />

100 Mio. €. In der überwiegenden Anzahl<br />

der von der Industrie vorangetriebenen Innovationsprojekte<br />

wird die Funktionalität<br />

der Selbstoptimierung implementiert. Beispiele<br />

sind die selbstoptimierende Großwäscherei<br />

(Kannegießer), der intelligente und<br />

optimierte Knetprozess (Kemper) und die<br />

intelligente Herstellung zuverlässiger Kupferbondbindungen<br />

(Hesse Mechatronics).<br />

Mehr über den Sonderforschungsbereich<br />

614 und die entsprechenden Entwicklungsmethoden:<br />

[GSR13] Gausemeier, J., Schaefer, W.; Rammig,<br />

F.-J. (Hrsg.): Design Methodology for<br />

Intelligent Technical Systems – Develop<br />

Intelligent Technical Systems of the Future.<br />

Springer-Verlag, Heidelberg, <strong>2013</strong><br />

[GSR+13] Gausemeier, J., Schaefer, W.;<br />

Rammig, F.-J.; Sextro, W. (Hrsg.): Dependability<br />

in Self-Optimizing Mechatronic Systems.<br />

Springer-Verlag, Heidelberg, <strong>2013</strong><br />

Oder im Internet: www.sfb614.de<br />

Bild1: Impressionen aus dem SFB 614<br />

22<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Mareen Vaßholz<br />

Heinz Nixdorf Institut<br />

Universität Paderborn


<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung <strong>2013</strong><br />

(SSP<strong>2013</strong>)<br />

19./20. Juni <strong>2013</strong>, Stuttgart, Deutschland<br />

Mit gut 120 Teilnehmern/innen, darunter<br />

viele namhafte Vertreter aus Forschung<br />

und Industrie, fand das zweite Stuttgarter<br />

Symposium für Produktentwicklung<br />

(SSP<strong>2013</strong>) statt. Die Veranstaltung knüpft<br />

damit nahtlos an die erfolgreiche Auftaktveranstaltung<br />

(SSP2011) vor zwei Jahren<br />

an.<br />

Das diesjährige Symposium unter dem<br />

Vorsitz der Professoren Binz (IKTD, Universität<br />

Stuttgart), Bertsche (IMA, Universität<br />

Stuttgart) und Spath (Fraunhofer IAO) unterstützt<br />

von der Wissenschaftlichen Gesellschaft<br />

für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong><br />

e. V. folgte dem Leitthema „Produktentwicklung<br />

– Eine interdisziplinäre Herausforderung“.<br />

Produktentwicklung und<br />

Konstruktion stehen derzeit vor großen<br />

Herausforderungen. Während die Komplexität<br />

der Produkte steigt, sollen die Entwicklungskosten<br />

sinken. Gleichzeitig gilt<br />

es, die Qualität und Planungssicherheit in<br />

der Produktentwicklung weiter zu verbessern.<br />

Am ersten Tag der Veranstaltung wurde<br />

im Rahmen eines FORUM (19.06.<strong>2013</strong>)<br />

anhand von Praxisbeispielen und Erfahrungsberichten<br />

über Herausforderungen<br />

und Erfolgsfaktoren für die zukünftige<br />

Produktentwicklung berichtet. Vertretern<br />

aus Industrie und Wirtschaft bot sich die<br />

Gelegenheit, neue Lösungsansätze kennen<br />

zu lernen und Erfahrungen auszutauschen.<br />

Während drei Parallelsessions am Nachmittag<br />

wurden Methoden der digitalen und<br />

virtuellen Produktentwicklung sowie des<br />

Technologiemanagements vorgestellt.<br />

In einer abschließenden Session bot sich<br />

ausgewählten Wissenschaftlern eine<br />

Plattform, ihre herausragenden Forschungsprojekte<br />

und deren Ergebnisse<br />

zu präsentieren und einen Überblick über<br />

aktuelle Forschungsvorhaben zum jeweiligen<br />

Schwerpunktgebiet zu geben.<br />

Am zweiten Tag des Stuttgarter Symposiums<br />

fand eine wissenschaftliche<br />

KONFERENZ (20.06.<strong>2013</strong>) statt, die sich<br />

an Fachexperten sowie Wissenschaftler<br />

richtete. Ziel war es, einen umfassenden<br />

Überblick über den aktuellen Stand der<br />

Forschung zu Methoden, Lösungsansätzen<br />

und Technologien im Bereich der<br />

Produktentwicklung zu geben. Das durchgeführte<br />

Double-blind-Review Verfahren<br />

garantierte eine hohe Qualität der insgesamt<br />

35 Vorträge (bei ursprünglich 55<br />

eingegangen Vortragseinreichungen) in<br />

drei Paralleltracks. Track 1 „Virtuelle Produktentwicklung“<br />

beschäftigte sich mit<br />

dem Digital Engineering, dem Innovationsund<br />

Technologiemanagement sowie der<br />

Cyber-physischen Produktentwicklung“. In<br />

Track 2 „Methoden und Prozesse der Produktentwicklung“<br />

wurden Vorträge zum<br />

Thema der Wissensbasierten Produktentwicklung,<br />

der Konstruktionsmethodiken<br />

sowie der altersgerechten Produktentwicklung<br />

präsentiert. Track 3 „Maschinenelemente<br />

und –systeme“ beinhaltete<br />

Vorträge zur zuverlässigen Produktentwicklung<br />

sowie dem nutzerzentrierten<br />

Design.<br />

Wir möchten uns an dieser Stelle für die<br />

zahlreiche Teilnahme und das damit verbundenen<br />

Interesse an dieser Veranstaltung<br />

bedanken und würden uns freuen,<br />

Sie auch zum SSP2015 begrüßen zu dürfen.<br />

Herzlicher Dank gilt zudem dem wissenschaftlichen<br />

Rat der Konferenz und allen<br />

Unterstützern des diesjährigen SSP<strong>2013</strong>.<br />

Prof. Dr.-Ing. H. Binz<br />

Dipl.-Ing. Daniel Roth<br />

Institut für Konstruktionstechnik und<br />

Technisches Design (IKTD)<br />

Universität Stuttgart<br />

Bild 1: Forum SSP<strong>2013</strong> - Eröffnungsveranstaltung Bild 2: Konferenz SSP<strong>2013</strong> – Track 2: Methoden und Prozesse der Produktentwicklung<br />

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<strong>News</strong>letter Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung <strong>WiGeP</strong> | Ausgabe 2 | Dezember <strong>2013</strong><br />

Veranstaltungskalender<br />

• 21. Februar 2014<br />

Free Style Green Truck – neue<br />

Kabinenkonzepte für den LKW-Fernverkehr<br />

2030, Karlsruhe<br />

• 11. bis 13. März 2014<br />

3rd International Commercial Vehicle<br />

Technology Symposium Kaiserslautern<br />

• 23. bis 25. Juni 2014<br />

Sixth International Conference on<br />

Design Computing and Cognition<br />

DCC‘14, London<br />

• 26. bis 27. Juni 2014<br />

Entwerfen Entwickeln Erleben - Methoden<br />

und Werkzeuge in Produktentwicklung<br />

und Design (EEE2014), Dresden<br />

• 02. bis 04. Juli 2014<br />

2nd Joint International Conference on<br />

System-integrated Intelligence: New<br />

Challenges for Product and Production<br />

Engineering, Bremen<br />

• 02. bis 04. Juli 2014<br />

16th International DSM Conference.<br />

Paris<br />

Vorstand/Anschriften:<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

(Vorsitzender)<br />

IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

Kaiserstraße 10<br />

76131 Karlsruhe<br />

Tel.: +49 (0) 721 | 608 4 2371<br />

Fax: +49 (0) 721 | 608 4 6051<br />

E-Mail: albers@ipek.uni-karlsruhe.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici<br />

(Stellvertretender Vorsitzender)<br />

Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Universitätsstraße 150<br />

44780 Bochum<br />

Tel.: +49 (0) 234 | 32 27 009<br />

Fax: +49 (0) 234 | 32 14 443<br />

E-Mail: Abr@itm.ruhr-uni-bochum.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Sauer<br />

(Stellvertretender Vorsitzender)<br />

Lehrstuhl für Maschinenelemente und<br />

Getriebetechnik<br />

Universität Kaiserslautern<br />

Gottlieb-Daimler-Straße<br />

67663 Kaiserslautern<br />

Tel.: +49 (0) 631 | 205 34 05<br />

Fax: +49 (0) 631 | 205 37 16<br />

E-Mail: sauer@mv.uni-kl.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz<br />

(Sprecher für Lehre & Weiterbildung)<br />

Institut für Konstruktionstechnik und<br />

Technisches Design<br />

Universität Stuttgart<br />

Pfaffenwaldring 9<br />

70569 Stuttgart<br />

Tel.: +49 (0) 711 | 685 66 055<br />

Fax: +49 (0) 711 | 685 66 219<br />

E-Mail: hansgeorg.binz@iktd.unistuttgart.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche<br />

(Geschäftsführer)<br />

Institut für Maschinenelemente<br />

Universität Stuttgart<br />

Pfaffenwaldring 9<br />

70569 Stuttgart<br />

Tel.: +49 (0) 711 | 685 66 165<br />

Fax: +49 (0) 711 | 685 66 319<br />

E-Mail: bertsche@ima.uni-stuttgart.de<br />

Ordentliche Mitglieder:<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers<br />

(Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Technische Universität Darmstadt),<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Bertsche (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz (Universität<br />

Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing (Université du Luxembourg), Prof. Dr.-Ing. Ludger Deters<br />

(Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Martin Eigner (TU Kaiserslautern), Prof. Dr. sc. techn. Paolo Ermanni<br />

(ETH Zürich), Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen (RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier<br />

(Universität Paderborn), Prof. Dr.-Ing. Detlef Gerhard (TU Wien), Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinrich Grote<br />

(Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr.-Ing. Dietmar Göhlich (Technische Universität<br />

Berlin), Prof. Dr.-Ing. Georg Jacobs (RWTH Aachen), Prof. Dr.-Ing. Ulf Kletzin (TU Ilmenau), Prof. Dr.-<br />

Ing. Dieter Krause (TU Hamburg-Harburg), Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich (TU Chemnitz), Prof. Dr.-Ing.<br />

Robert Liebich (TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann (TU München), Prof. Dr.-Ing. Armin Lohrengel<br />

(TU Clausthal), Prof. Dr.-Ing. Frank Mantwill (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg), Prof. Dr.<br />

Dr.-Ing. Jivka Ovtcharova (Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr.-Ing. Kristin Paetzold (Universität<br />

der Bundeswehr München), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Poll (Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing.<br />

Gunther Reinhart (TU München), Prof. Dr.-Ing. Frank Rieg (Universität Bayreuth), Prof. Dr.-Ing. Bernd<br />

Sauer (TU Kaiserslautern), Prof. Dr.-Ing. Christian Schindler (TU Kaiserslautern), Prof. Dr.-Ing. Berthold<br />

Schlecht (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Dieter Spath (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-<br />

Ing. Karsten Stahl (TU München), Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark (TU Berlin), Prof. Dr.-Ing. habil. Ralf Stelzer<br />

(TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Peter Tenberge (Ruhr Universität Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Sándor<br />

Vajna (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg), Prof. Dr. Ir. Fred J.A.M. van Houten (University<br />

of Twente), Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor (TU Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Jörg Wallaschek (Leibniz<br />

Universität Hannover), Prof. Dr.-Ing. Sandro Wartzack (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing.<br />

Christian Weber (TU Ilmenau), Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Michael Weigand (TU Wien), Prof. DI Dr. Klaus<br />

Zeman (Johannes Kepler Universität Linz), Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer (Universität Paderborn)<br />

Mitglieder im Ruhestand:<br />

Prof. Dr.-Ing. Fatih C. Babalik (Uludag Üniversitesei), Prof. Dr. h.c. Dr.-Ing. Herbert Birkhofer (Technische<br />

Universität Darmstadt), Prof. em. Dr. rer. nat. C. Werner Dankwort (TU Kaiserslautern), Prof.<br />

em. Dr.-Ing. Klaus Ehrlenspiel, Prof. Dr.-Ing. Klaus Federn, Prof. em. Dr.-Ing. Dierk-Götz Feldmann<br />

(Technische Universität Hamburg-Harburg), Prof. em. Dr.-Ing. E. h. Dr.-Ing. Manfred Flemming, Prof.<br />

em. Dr.-Ing. Hans-Joachim Franke (Technische Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Joachim Glienicke<br />

(Technische Universität Braunschweig), Prof. Dr.-Ing. Peter W. Gold, Prof. Dr.-Ing. Robert Grekoussis,<br />

o. Prof. Dr.-Ing. Rudolf Haller (Universität Karlsruhe), Prof. i. R. Dr.-Ing. Bernd-Robert Höhn<br />

Stand: 11. Dezember <strong>2013</strong><br />

Redaktion: michael.bartholdt@ima.uni-stuttgart.de<br />

Internet: www.wigep.de<br />

Redaktionsleitung: Dipl.-Ing. Michael Bartholdt<br />

Auflage: 2.500 Exemplare Tel.: +49 (0) 711 | 685 66187<br />

ISSN 1613-5504<br />

Satz: Theresa Ulrich<br />

(TU München), Prof. Dr.-Ing. habil. Guenter Höhne (Technische Universität Ilmenau), Prof. Dr.-Ing.<br />

Dr.-Ing. E.h. Franz Gustav Kollmann (TH Darmstadt), Prof. em. Dr.-Ing. Frank-Lothar Krause (TU Berlin),<br />

em. Prof. Dr.-Ing. Konrad Langenbeck (Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Linke<br />

(TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Harald Meerkamm (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Heinz<br />

Mertens (Technische Universität Berlin), Prof. Dr.-Ing. H. W. Müller, Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c.mult. Gerhard<br />

Pahl, Prof. Dr.-Ing. Heinz Peeken, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Predki (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr.-<br />

Ing. Walter Raab, Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Laurenz Rinder (Technische Universität Wien), Prof. Dr.-<br />

Ing. Jürgen Rugenstein, Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jürgen Schorcht (Technische Universität Ilmenau),<br />

Prof. Dr.-Ing. Lütfullah Ulukan (Istanbul Teknik Üniversitesi), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Wagner (Institut<br />

Product and Service Engineering Bochum), Prof. Dr.-Ing. Dieter Wüstenberg (TU Kaiserslautern)<br />

Industriekreis:<br />

Kurt Bengel (Cenit AG), Dr. Ewald Bentz (U.I.Lapp GmbH), Dr.-Ing. Thomas Bertolini (Dr. Fritz Faulhaber<br />

GmbH & Co. KG Antriebssysteme), Dr. Markus Beukenberg (WILO SE), Dr. Hugo Blaum (GEA<br />

Air Treatment Division, LuK Industriebeteiligungen GmbH), Dr. Jörg Böcking(Freundenberg & Co.<br />

KG.), Dipl.-Ing. Elmar Deegener (Keiper GmbH & Co KG), Dr. Gunnar Ebner (Capgemini Consulting,<br />

Central Europe), Gerd Engel (Hofmann & Engel Produktentwicklungs GmbH), Dr.-Ing. Gerd Fricke,<br />

Prof. Dr. rer. pol. Horst Geschka (Geschka & Partner Unternehmensberatung), Dr.-Ing. Willi Gründer<br />

(Tedata Gesellschaft für technische Informationssysteme), Dr. Peter Gutzmer (SCHAEFFLER KG),<br />

Dr.-Ing. Günter Hähn (Wirtgen GmbH), Prof. Dr.-Ing Dieter-Heinz Hellmann (KSB AG), Dr. Daniel<br />

Kähny (LS Telcom AG), Dr.-Ing. Bertram Kandziora (STIHL AG), Prof. Dipl.-Ing. Alfred Katzenbach,<br />

Prof. Dr. Michael Ketting (IBAF - Institut für Baumaschinen, Antriebs- und Fördertechnik GmbH ),<br />

Prof. Dr. Jürgen Kluge (Advice, Consulting and Projects), André Kremer (Paul Wurth S.A.), Dr.-Ing.<br />

Georg Mecke (Airbus Operations GmbH), Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Dr.-Ing. E. h. mult. Joachim<br />

Milberg (BMW AG), Dr.-Ing. Stefan Möhringer (Simon Möhringer Anlagenbau GmbH), Dr. Horst<br />

Nasko (Heinz Nixdorf Stiftung), Razvan Olosu (Novero GmbH), Dr.-Ing. Lothar Ophey (Inno Tech<br />

GmbH), Dr. Bernd Pätzold (ProSTEP AG), Dipl.-Ing. Stephan Plenz (Heidelberger Druckmaschinen<br />

AG), Dr.-Ing. Peter Post (Festo AG & Co. KG), Dipl.-Ing. Hartmut Rauen (VDMA), Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Reik (LuK GmbH & Co. OHG), Prof. Dr.-Ing. Siegfried Russwurm (Siemens Medical Solutions), Dr.<br />

Eduard Sailer (Miele & Cie. GmbH & Co.), Michael Sauter (Parametric Technology GmbH), Klaus<br />

Schäfer (IBM Deutschland GmbH), Jörg Schiebel (Dassault Systemes Deutschland AG), Dr.-Ing.<br />

Peter Schwibinger (Carcoustics International GmbH), Dr.-Ing. Andreas Siebe (ScMI Scenario Management<br />

International AG), Dr.-Ing. Hans-Peter Sollinger (Voith AG), Dr. Martin Stark (Freudenberg<br />

GmbH & Co. KG), Dr. Tobias Sünner (Adam Opel GmbH), Dr.-Ing. Frank Thielemann (UNITY AG), Dr.<br />

Eberhard Veit (Festo AG & Co. KG), Dr. Hans-Jürgen Wessel (Krause-Biagosch GmbH), Dr. Dieter<br />

Wirths (Hettich Holding GmbH & Co. oHG), Manfred Wittenstein (WITTENSTEIN AG), Prof. Dr.-Ing.<br />

Klaus Wucherer (VDE), Prof. Dr.-Ing. Carl-Dieter Wuppermann (Stahl-Zentrum), Karl Heinz Zachries<br />

(CONTACT Software GmbH)<br />

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