Erfahrungsbericht WS 12 / 13 - Erasmus
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Stephanie Berg 18.02.20<strong>13</strong><br />
<strong>Erfahrungsbericht</strong>: <strong>Erasmus</strong>-Aufenthalt in Leiden – Wintersemester 20<strong>12</strong>/20<strong>13</strong><br />
Ich habe das Wintersemester 20<strong>12</strong>/20<strong>13</strong> an der Universität Leiden in den Niederlanden<br />
verbracht.<br />
1. Vorbereitung<br />
Obwohl ich schon von der Universität Heidelberg eine Zusage für einen <strong>Erasmus</strong>-Aufenthalt<br />
erhalten hatte, musste ich mich zusätzlich an der Universität Leiden bewerben, wofür ich ein<br />
Onlineformular ausfüllen und mein transcript of grades an die Universität schicken musste.<br />
Zudem musste ich auch schon eine Kurswahl treffen, die jedoch noch nicht bindend ist. Erst zu<br />
Semesteranfang schreibt man sich über die Onlineplattform uSis für die Kurse ein.<br />
Sobald man eine endgültige Zusage der Universität erhält, hat man als exchange student die<br />
Möglichkeit sich über die Universität für einen Platz in einem Studentenwohnheim zu<br />
bewerben. Dies ist sicherlich die einfachste Variante der Wohnungssuche, da man sich um<br />
nichts mehr kümmern muss. Allerdings ist die Zimmermiete auch sehr hoch (ca. 400-550<br />
monatlich). Nichtsdestotrotz habe ich diese Möglichkeit wahrgenommen, da ich gerne mit<br />
anderen ausländischen Studenten zusammen leben wollte. Da es nur begrenzt viele<br />
Wohnheimsplätze gibt und diese auch sehr beliebt sind, ist es empfehlenswert sich so früh wie<br />
möglich für einen Platz zu bewerben.<br />
Wer vor dem <strong>Erasmus</strong>-Aufenthalt genügend Zeit hat und lieber mit niederländischen<br />
Studenten zusammenleben sowie günstiger wohnen möchte, sollte sich auf dem privaten<br />
Wohnungsmarkt umschauen. Dies kann sich allerdings auch als schwierig und umständlich<br />
ergeben.<br />
Mir wurde ein Zimmer in der Kaarsenmakersstraat zugeteilt, und ich habe die Entscheidung in<br />
einem Wohnheim zu leben nicht bereut: Ich habe Studenten aus den verschiedensten Ländern<br />
kennengelernt (z.B. aus Australien, Schweden, Irland, USA, Japan) und sehr schnell viele gute<br />
Freunde gefunden, mit denen ich im Laufe des Semesters viel unternommen habe.<br />
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2. Studium und Universität<br />
Eine Woche vor Semesterbeginn fanden die introduction days statt. Diese bestanden unter<br />
anderem aus einer Führung und einem Mittagessen in der juristischen Fakultät sowie<br />
Begrüßungsansprachen des Dekans und des Bürgermeisters von Leiden. Zudem konnte man<br />
auch an einer kostenlosen Niederländischstunde teilnehmen.<br />
Die Universität Leiden ist, ähnlich wie die Universität Heidelberg, über die ganze Stadt verteilt.<br />
Die juristische Fakultät befindet sich inmitten der wunderschönen Altstadt gegenüber einer<br />
Gracht und einem kleinen Stadtpark. Sie ist sehr modern und gut ausgestattet. Die Bibliothek<br />
ist groß und hell und zum Lernen und Recherchieren gut geeignet. Die Anmeldung zu den<br />
Kursen, die Bekanntgabe von Noten und das Abrufen von Materialien findet über die<br />
Onlineplattformen uSis und Blackboard statt. Für jeden Kurs benötigt man sogenannte Reader<br />
sowie Lehrbücher. Da die meisten Bücher sehr teuer sind, empfiehlt es sich vorerst nach<br />
gebrauchten Büchern zu suchen. Viele Studenten bieten ihre Bücher auf Facebook z.B. in der<br />
Gruppe Leiden Housing an.<br />
Die Kurswahl ist vielfältig und interessant und reicht von Comparative Sexual Orientation Law<br />
bis hin zu Aerospace Law. Mir persönlich haben die Kurse European Migration Law sowie der<br />
Moot Court in Public International Law am meisten gefallen und Spaß gemacht. Die exchange<br />
Kurse finden allesamt in Englisch statt. Die Dozenten sind zum größten Teil noch recht jung<br />
und mit maximal 40 Studenten in einer Vorlesung entsteht eine entspannte<br />
Schulklassenatmosphäre. Dennoch wird erwartet, dass man sich aktiv am Unterricht beteiligt.<br />
Zudem müssen wöchentlich assignments geschrieben, Kapitel aus Lehrbüchern gelesen und<br />
Referate gehalten werden. Als deutsche Jurastudentin war dies für mich anfangs ungewohnt,<br />
aber ich empfand diese Lernweise schnell als sehr effektiv, da ich mich somit regelmäßig mit<br />
dem Stoff befassen und mich in einzelne Themen vertiefen musste. Die assignments und<br />
Klausuren am Ende des Kurses sind mit etwas Lernaufwand durchaus zu schaffen.<br />
3. Leben in Leiden<br />
Leiden ist eine wunderschöne Studentenstadt mit vielen Grachten, Brücken und vielen<br />
schmalen – für Holland typische – Giebelhäusern. Die Stadt ist kleiner als Heidelberg und<br />
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somit ist alles auch sehr gut mit dem Fahrrad zu erreichen und darum sollte man sich so<br />
schnell wie möglich eins anschaffen. Viele Fahrradhändler bieten gebrauchte Räder an, die zu<br />
Beginn des Semesters aber schnell ausverkauft sind; oder man wendet sich – wie schon<br />
erwähnt – an Facebook-Gruppen wie Leiden Housing, in denen ehemalige Studenten oft auch<br />
ihre Fahrräder verkaufen. Ich selbst habe ein gebrauchtes Rad im guten Zustand für 80 Euro<br />
ergattert. Wegen der vielen Fahrraddiebe sollte man sich auch ein gutes Schloss zulegen.<br />
Sofern das Wetter es zulässt, lohnt es sich 50 Minuten mit dem Fahrrad zum schönen Strand<br />
nach Katwijk zu fahren. Zudem kann man von Leiden aus sehr gut mit der Bahn durch die<br />
Niederlande reisen: In nur 15 Minuten ist man in Den Haag, wo es sich als Jurastudent<br />
anbietet z.B. den Internationalen Strafgerichtshof zu besuchen. Ich habe mich bei ELSA Leiden<br />
angemeldet, mit der ich sowohl das Sondertribunal für den Libanon als auch den<br />
Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien besucht habe. Nach nur 30<br />
Minuten Bahnfahrt erreicht man von Leiden aus Amsterdam, wo es unglaublich viel zu sehen<br />
und zu tun gibt. Das Rijksmuseum, die Hermitage so wie das Stedelijk Museum stellen nur drei<br />
von zahlreichen kulturellen Highlights dar. Zudem finden z.B. in der Heineken Music Hall<br />
regelmäßig tolle Konzerte statt. Auch kleine Städte wie Haarlem oder Delft sind einen<br />
Abstecher wert. Besorgt man sich eine niederländische Bahnkarte, eine sogenannte OV-<br />
Chipcard, kann man mit 40% Rabatt durch die Niederlande fahren und zudem noch drei<br />
Personen mitnehmen, die diesen Rabatt ebenfalls erhalten.<br />
Der Alltag in Holland gestaltet sich etwas teurer als in Deutschland. Vor allem Lebensmittel<br />
sind nicht immer günstig. Supermärkte wie Hoogvliet oder Albert Heijn verfügen aber auch oft<br />
über gute Sonderangebote. Mittwoch und Samstag findet der Markt statt. Dann tummelt sich<br />
ganz Leiden in der Altstadt zusammen. Dort kann man so ziemlich alles kaufen, wozu auch<br />
holländische Spezialitäten wie frische Stroopwaffeln, Poffertjes und Hering gehören. Vor allem<br />
Käseliebhaber kommen hier ganz auf ihre Kosten!<br />
Obwohl ich mir vor Beginn meines <strong>Erasmus</strong>-Aufenthalts vorgenommen hatte mir selbst<br />
niederländisch beizubringen, hat sich meine Sprachkompetenz leider nur begrenzt entwickelt.<br />
Das lag einerseits daran, dass ich fast ausschließlich mit ausländischen Studenten zu tun hatte<br />
und anderseits daran, dass die meisten Niederländer hervorragend Englisch sprechen, so dass<br />
ich leider nie gezwungen war die Sprache richtig zu beherrschen.<br />
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Wer allerdings ernsthaft niederländisch lernen möchte, dem empfiehlt es sich an einem<br />
Niederländischkurs teilzunehmen, der von der Universität angeboten wird, aber allerdings<br />
recht teuer ist.<br />
Leiden ist auf internationale Studenten abgestimmt. Somit finden regelmäßig Veranstaltungen<br />
(z.B. Städteausflüge und Partys) für exchange students statt, die von dem International Student<br />
Network (ISN) organisiert werden. Außerdem kann man sich bei verschiedenen ISN-Clubs<br />
eintragen, in denen man mit anderen interessierten ausländischen Studenten Sport machen,<br />
Filme schauen oder kochen kann. Zudem findet jeden Mittwoch in der beliebten Kneipe<br />
Einsteins die international student night statt. Obwohl es im Gegensatz zu Amsterdam kaum<br />
Diskotheken gibt, verfügt Leiden über viele Kneipen und wegen seiner hohen Studentendichte<br />
gibt es so gut wie jeden Abend etwas zu tun, so dass einem <strong>Erasmus</strong>-Studenten in Leiden nie<br />
langweilig wird.<br />
4. Fazit<br />
Ich kann einen <strong>Erasmus</strong>-Aufenthalt in Leiden ausnahmslos weiterempfehlen. Ich hatte ein<br />
unglaubliches und ereignisreiches Semester. Ich habe nicht nur viel über die niederländische<br />
Kultur, sondern durch meinen Kontakt zu und durch den Dialog mit anderen ausländischen<br />
Studenten, auch viel über andere Länder gelernt. Das Studium war interessant und<br />
aufschlussreich. Ich habe mich in dieser wunderschönen Studentenstadt sehr schnell<br />
eingelebt und auf Anhieb wohlgefühlt. Zudem habe ich viele und sehr gute internationale<br />
Freundschaften geschlossen, so dass ich meine Zeit in Leiden mit nur einem Wort<br />
zusammenfassen kann: unvergesslich!<br />
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