Kaokoveld-Tour 2004 - Schlammreporter
Kaokoveld-Tour 2004 - Schlammreporter
Kaokoveld-Tour 2004 - Schlammreporter
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Zu den roten Hirten des grünen <strong>Kaokoveld</strong>es<br />
22.11.<strong>2004</strong> – 13.12.<strong>2004</strong>
Vorwort<br />
...eigentlich wollte ich ja nach Tansania. Ich wollte dieses Mal die Serengeti und den<br />
Ngorogoro-Krater besuchen und dabei mal wieder viele Fotos machen. Da ich dieses Mal<br />
mir aber nur eine Reise vermitteln lassen wollte und dies nicht geklappt hat, stand ich vor der<br />
Frage: „Was mache ich mit dem Urlaub“ Ich wollte doch wegfahren.<br />
Also musste eine Alternative her – und zwar schnell, da es bereits September war. Ein Blick<br />
über die Afrika-<strong>Tour</strong>en in den Reisekatalogen, etwas Recherche im Internet auf den Seiten<br />
der Reiseveranstalter über den <strong>Tour</strong>verlauf und Gruppengröße, ein Anruf, um letzte Fragen<br />
zu klären und ab ging das Fax mit der Buchung.<br />
Highlights dieser <strong>Tour</strong> sollten nicht nur die Begegnungen mit den Himba sein, die noch auf<br />
die traditionelle Buschmann-Art leben, sondern auch wieder ein Besuch im Etosha-<br />
Nationalpark, Nashorn-Tracking in einer Conservation Area und die Offroad-Tracks im<br />
<strong>Kaokoveld</strong>.<br />
Es hörte sich also sehr gut an und da die maximale Gruppengröße auf 8 Personen<br />
beschänkt war, war dies ebenso ein Argument für mich, wieder drei Wochen in das südliche<br />
Afrika zu fliegen. Nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal „nur“ in Namibia sein würde<br />
und nicht wieder eine 4-Country-<strong>Tour</strong>.<br />
Also geht’s dann vielleicht das nächste Mal eben nach Tansania. Aufgeschoben ist nicht<br />
aufgehoben.<br />
22.11.<strong>2004</strong><br />
Endlich geht’s los. Am Vorabend wurde alles gepackt und die Begrenzung des Gepäcks auf<br />
20kg war wohl auch leicht überschritten. Zusätzlich waren dieses Mal noch ein Fotorucksack<br />
mit 3 Kameras und mehreren Objektiven, ein Metallkoffer mit Laptop und ein GPS-Gerät mit<br />
im Handgepäck. Dieses Mal wollte ich unsere Fahrstrecken aufzeichnen, viel mit den Digital-<br />
Kameras fotografieren und den Laptop hierfür als Datenspeicher und Arbeitsgerät nutzen.<br />
Lt. Teilnehmerliste war die <strong>Tour</strong> voll, d.h. 8 <strong>Tour</strong>is und zwei Reiseleiter werden die 3 Wochen<br />
zusammen verbringen.<br />
Nachdem ich mit meinem Gepäck an den Bahnhof gebracht worden war, ging es dann auch<br />
gleich nach Koblenz im Regionalexpress. Nachdem ich saß und eine kleine Flasche<br />
luxemburger Cremant genoss, bemerkte ich, dass ich in der 1. Klasse war. So was gibt es<br />
also auch in den regionalen Zügen. Aha! Gut, wenn der Schaffner kommt und meckert werde<br />
ich mir einen anderen Platz suchen – er kam aber nicht. In Koblenz ging es dann mit dem IC<br />
direkt zum Flughafen Frankfurt. War natürlich überpünktlich dort – man konnte noch gar nicht<br />
einchecken. Also gut, dann erst einmal ein Bier.<br />
Als sich dann vor dem Air Namibia Check-In Schalter sich eine Schlange bildete, habe ich<br />
mich dann mit eingereiht und wollte mal sehen, wer außer mir auch noch so tolle rote<br />
Gepäckanhänger des Reiseveranstalters hatte. OK, ich sah ein, zwei, drei, vier... na ja, bei<br />
10 habe ich dann erst einmal aufgehört, da hiermit ja bereits unsere Gruppengröße<br />
gesprengt war. Aber eine Nachfrage bei einem Pärchen ergab, dass offenbar mehrere<br />
<strong>Tour</strong>en des Reiseveranstalters heute begannen, da sie nach Kapstadt weiterfolgen.<br />
Das Flugzeug von Air Namibia war eine McDonnell Douglas Maschine – das ist die mit einer<br />
Turbine im Heckleitwerk. Der Abflug war gegen 23:00 Uhr. Der Innenraum des Fliegers war<br />
meiner Meinung nach auf maximale Platzausnutzung ausgelegt, dass es mir beinahe schon<br />
zu eng war. Aber es ist ja ein Nachtflug und 9,5 Stunden Flug nach Windhoek werden auch<br />
irgendwie rumgehen...
23.11.<strong>2004</strong><br />
Gegen 9:30 Uhr Namibia-Zeit (+ 1 Stunde) sind wir in<br />
Windhoek gelandet. Strahlend blauer Himmel ohne<br />
Wolken, Sonnenschein und knapp 25 Grad Temperatur -<br />
Tendenz steigend - erwarteten uns.<br />
Am Einreiseschalter die gleiche Prozedur wie letztes Jahr:<br />
anstellen und wenn man dann an der Reihe ist, den<br />
Reisepass mit dem kleinen DIN A 5 Formular zur Kontrolle<br />
abgeben. Als ich dann endlich an die Reihe kam und meine<br />
Papiere der Beamtin gegeben hatte, wollte sie wissen, wo ich<br />
übernachten würde – ist ein Pflichtfeld auf dem Einreiseformular.<br />
Auf meine Antwort, dass ich eine Rundreise mache und jede Nacht<br />
woanders sein würde, entgegnete sie, wo dann heute Abend sein<br />
würde. „Auf einer Gästefarm“, antwortete ich. „Welche denn“<br />
„Weiß ich nicht, aber ich habe das Reiseprogramm hier. Da sollte<br />
es drinstehen.“ Nur, dass ich dann feststellen musste, dass im<br />
Programm nur etwas von einer Gästefarm stand, aber kein Name. Sie hat sich das<br />
Programm angeschaut, etwas gegrummelt, dann den Einreisestempel in den Pass gedrückt<br />
und mir diesen mit dem Programm zurückgegeben. Ich habe keine Ahnung, ob sie den<br />
Übernachtungsort selbst eingetragen hat. Das war mir aber zu dem Zeitpunkt so egal, da ich<br />
so ziemlich der Letzte war, der am Immigration-Schalter abgefertigt wurde. Noch schnell das<br />
Gepäck vom Band geholt und raus in die Halle, wo ich bereits von den <strong>Tour</strong>guides Jaco und<br />
Charné und den anderen Mitreisenden erwartet wurde.<br />
Nach dem Besuch der Wechselstube im Flughafen – komischerweise akzeptiert der<br />
Geldautomat im Flughafen keine Maestro-Karten – wurde das Gepäck verladen und ging es<br />
dann mit zwei Toyota Landcruisern (unsere Fahrzeuge für die <strong>Tour</strong>) zur Gästefarm. Auf die<br />
Frage, wie weit es wäre, antwortete Jaco, dass es nicht allzu weit wäre – quasi nach Norden<br />
und dann mal rechts ab. Dauert ca. zwei Stunden (also ca. 120 km). Also irgendeinen Sitz<br />
ergattert und ab ging es. Nach einigen Kilometern bogen wir von der geteerten Hauptstraße<br />
ab und Pad’s waren angesagt. Während wir durch die Landschaft fuhren und die Aussicht<br />
genossen, wurde uns mitgeteilt, dass es 2-3 Wochen vor unserer Ankunft in Namibia<br />
geregnet hatte. Im Vergleich zum Vorjahr kam es mir aber auch grüner vor. Wir sahen auch<br />
bereits Antilopen auf beiden Seiten der Pad. Ab und zu hielten wir kurz an, um sie schnell zu<br />
fotographieren.<br />
Die Gästefarm hatte den<br />
Namen „Otjiruze“, was in der<br />
Herero-Sprache „Stachelschwein“<br />
heißt. Wir wurden<br />
auch gleich von der Chefin<br />
Barbara und einigen ihrer<br />
Angestellten begrüßt,<br />
brachten unser Gepäck in
unsere Zimmer und es war bereits Zeit fürs Mittagessen. Danach konnten wir noch etwas<br />
ruhen. Doch ich ging mit der Kamera unter der prallen Nachmittagssonne auf kleine<br />
Entdeckungstour, da in diesem Gebiet auch viele Termitenhügel waren, die ich mir aus der<br />
Nähe ansehen wollte.<br />
Wir haben uns zum Kaffee später getroffen, da unsere Guides das Reiseprogramm mit uns<br />
durchsprechen wollten. Schließlich sollten wir ja wissen, was uns in den nächsten 19 Tagen<br />
erwarten wird:<br />
Wir würden ca. 3200 km zurücklegen, Reviere entlangfahren auf der Suche nach<br />
Wüstenelefanten (eigentlich: an die Wüste angepasste Elefanten), Rhino-Tracking, Besuche<br />
von Himba-Kraals sowie die Epupa-Wasserfälle besichtigen.<br />
Danach ging es reihum und jeder stellte sich kurz vor:<br />
• Renate, die von fremden Völkern fasziniert ist und deshalb<br />
unbedingt die Himba besuchen möchte,<br />
• Irene und Carla, unsere zwei super-fitten Damen, die auch<br />
in ihrem jungen Alter (77 & 78 Jahre – mega-Respekt!) noch<br />
topfit die Berge rauf- und runtermarschieren,<br />
• Peter, der selbsternannte Welten- und Lebensbummler, der Eindrücke<br />
sammelt, dabei noch zaubert und Märchen erzählt – mein Zelt- und<br />
Zimmerkumpel,<br />
• Wolfgang und Birgit: ein <strong>Tour</strong>guide, der für diese <strong>Tour</strong> die<br />
Seite gewechselt hat und so einmal die „andere“ Seite dieser<br />
<strong>Tour</strong> kennenlernen möchte und Birgit, die lt. eigener<br />
Aussage zum ersten Mal in die große, weite Welt verreiste<br />
und sich damit endlich einen Traum erfüllen konnte,<br />
• Sidhi, der eigentlich Horst heißt, aber im Laufe der Jahre diesen<br />
Spitznamen bekam und endlich eine <strong>Tour</strong> ins <strong>Kaokoveld</strong>, die seinen<br />
Vorstellungen entsprach, gefunden und gebucht hatte, sowie<br />
• ich, Rolf, der mal wieder der Jüngste auf der <strong>Tour</strong> war und die<br />
ihm noch unbekannten Ecken von Namibia erkunden möchte<br />
– als Ersatz für Tansania. Ich hatte übrigens mehr<br />
elektronische Geräte dabei, als alle anderen zusammen.
sowie unser Guide-Pärchen (aus Swakopmund):<br />
• Jaco – Leiter unserer Truppe, der eigentlich gelernter<br />
Mechaniker für Motoren ist. Beruhigend, dass sich jemand<br />
im Notfall mit den Dingern auskennt und<br />
• Charné – ehemalige Buchhalterin, die den Job gewechselt<br />
hat. Das hat wohl auch mit Jaco’s Beruf zu tun, da sie<br />
sonst immer für einige Wochen alleine wäre.<br />
Unsere „Packesel“ für die <strong>Tour</strong> waren zwei Toyota Landcruiser – zwar nicht das neueste<br />
Modell – dafür aber sehr erfahren (nicht negativ gemeint!), robust und mit Zusatzausstattung:<br />
• 4,2l Diesel mit 137 PS<br />
• 2x90ltr. Tank (umschaltbar während der<br />
Fahrt)<br />
• Dunlop SP Qualifier 57x16“ Schlauchreifen<br />
• 40ltr. Wassertank<br />
• 2 Ersatzräder<br />
• Doppelbatterie<br />
• Safari-Schnorchel<br />
• CB-Funk und<br />
• 1xHF-Funk<br />
Lediglich das Ein- und Aussteigen von der Rückbank war gewöhnungsbedürftig. Da wären<br />
zusätzliche Türen bequemer gewesen.<br />
Danach ging es auf der Ladefläche eines Jeeps noch auf das<br />
Farmgelände auf eine kleine Erhöhung, um bei einem Sundowner den<br />
Sonnenuntergang genießen zu können. Zurück an der Farm ging es dann<br />
gleich weiter mit Abendessen und dem gemütlichen Ausklingen des<br />
Abends an der Bar incl. einem Märchen von Peter als Gute-Nacht-<br />
Geschichte. Das war dann auch ein langer Tag und wir fielen ins Bett.<br />
24.11.<strong>2004</strong><br />
Nach dem Frühstück Abschied von Barbara es ging zurück auf die Bundesstraße Windhoek<br />
– Okahandja gen Norden, wo wir die Gräber von Herero-Chiefs besucht haben. Okahandja<br />
ist die „Hauptstadt“ der Herero. Gegenüber der Gräber befand sich auch noch eine Kirche<br />
mit einem kleinen, deutschen Soldatenfriedhof. Nach dem Tanken und kurzem Schlendern<br />
über den lokalen Crafts-Market ging es dann weiter in Richtung Norden nach Outjo. Viel
kaufen konnten wir auf dem Crafts-Market nicht, da unsere Fahrzeuge recht voll beladen<br />
waren. Außerdem würden wir auf dem Rückweg noch einmal vorbei kommen.<br />
Da unsere Guides noch Besorgungen (u.a. Getränke für die Zeit im <strong>Kaokoveld</strong>) zu machen<br />
hatten, schlenderten wir etwas im Ort herum, besuchten Curio-Shops und tranken Kaffee in<br />
einer deutschen() Bäckerei. Danach führte uns die<br />
letzte Teiletappe in den Etosha-Nationalpark, wo wir<br />
im Camp Okaukuejo übernachten werden.<br />
Bereits nach dem Parkeintritt sahen wir viele<br />
Springböcke, wovon einige auch miteinander<br />
gekämpft haben, Oryx und Strauße. Am Wasserloch<br />
war nichts los – Schade! Als Abendessen war Buffet<br />
angesagt im Camp-Restaurant. Danach Foto<br />
geschnappt und wieder ans Wasserloch – wieder<br />
Fehlanzeige, keine Tiere, außer einem Perlhuhn und einem Schakal. Hier machte sich der<br />
Regen bemerkbar: es gab noch viele Stellen, wo noch Pfützen waren oder kleine Quellen<br />
noch sprudelten, so daß die Tiere nicht auf dieses Wasserloch angewiesen waren. Schade.<br />
Naja, da haben wir dort halt gemütlich unser Bier getrunken und uns unterhalten.<br />
25.11.<strong>2004</strong><br />
Nachdem wir früh morgens zwischen 6 und 7 Uhr wieder<br />
vergebens auf Tiere am Wasserloch gewartet hatten (außer<br />
einer kleinen Herde Zebras in der Ferne war nichts in<br />
Sicht), ging es nach dem Frühstück in Richtung Westen<br />
entlang der Hauptpiste auf Pirschfahrt. Vorher haben Peter<br />
und ich noch kurz bei der Webervögelsiedung<br />
vorbeigeschaut, neben der ich bei meinem letzten Trip<br />
gezeltet hatte.<br />
Es hat guten Zuwachs gegeben, mehr Wohnungen und<br />
mehr Stützen, die den Ast nun halten.
Es war geplant, bis an die Westgrenze des Parks zu fahren – der größte Teil dieser Strecke<br />
ist nur mit der Sondergenehmigung für <strong>Tour</strong>-Veranstalter erlaubt. Dort fanden wir viele Gnu-,<br />
Zebra und Springbockherden an Wasserlöchern und Tümpeln. Dann war auf einmal nur<br />
noch Flora angesagt, es waren keine Tiere mehr zu sehen.<br />
Abwechslung brachte dann aber der Märchenwald, Moringa-Bäume, deren Äste fast wie<br />
Wurzeln mit Blättern aussehen. Die Buschmänner glauben, dass diese Bäume von Gott<br />
nach der Erschaffung der Welt noch übrig waren, er sie aber nicht mehr brauchte und sie<br />
einfach über seine Schulter hinweg warf. So fielen sie auf der Erde mit den Ästen nach<br />
unten. War diese Aktion somit eine Art Problemmüllentsorgung von Gartenabfällen<br />
Es wurde so langsam Mittagessenszeit und wir fuhren in einen „Käfig für Menschen“ – ein<br />
umzäuntes Schutzgelände mit dem Namen Olifants-Rus (Elefanten-Ruhe). Hier wurden<br />
früher Elefanten, die mit Milzbrand-Erregern infiziert waren, notgeschlachtet. Buschtoiletten<br />
gab es dort auch, da<br />
man ja im Park nicht<br />
aus dem Auto steigen<br />
darf.<br />
Nach der Raubtierfütterung<br />
der Gruppe<br />
ging es weiter in<br />
Richtung westliches<br />
Park-Tor. Inzwischen<br />
waren wir in dem<br />
Parkbereich, wo man<br />
nur mit Sondergenehmigung<br />
fahren durfte. Wir hielten an mehreren Wasserlöchern. Es war dort immer<br />
schön grün, aber keine Tiere vor Ort. Also fuhren wir weiter. Mal sehen, ob nicht doch noch<br />
etwas kommt.<br />
Kurz darauf entdeckten wir Giraffen nahe der Straße. Nach einer weiteren „Durststrecke“<br />
ohne Tiere hatten wir erneut Glück: Elefanten, eine große Herde von ca. 20 Tieren mit 2<br />
Jungtieren, die man aufgrund des hohen Grases fast nicht sehen konnte. Tolle Tarnung für<br />
die, schlecht für die Fotografen.
Als wir versuchten, etwas näher heranzufahren, entdeckten wir einen alten Rangerweg, den<br />
wir auch gleich benutzt haben. Dort fanden wir dann ein Wasserloch, das vom Regen noch<br />
übrig geblieben war und von dem die Herde gerade wegging.<br />
Also weiter auf der Haupt-Pad. Ein paar Meter weiter hatten wir dann noch etwas<br />
Nervenkitzel. Ein Elefant war auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wollte wohl an<br />
das Wasserloch. Er kam nur langsam näher und wir suchten uns eine gute Stelle, wo wenig<br />
Bewuchs war, um ihn besser fotografieren zu können. Hat auch gut geklappt. Nur, dass der<br />
Elefant ausgerechnet dort wo wir mit dem<br />
Landcruiser an unserer Fotoschneiße<br />
standen, über die Straße wollte. Da er die<br />
deutsche Sprache wohl nicht beherrschte,<br />
versuchte er uns mit Ohrengewackel,<br />
Trompeten und Auf-uns-zurennen deutlich<br />
zu machen, aus dem Weg zu gehen. Ich<br />
glaube, die Fachsprache würde dieses<br />
Verhalten als Scheinangriff und<br />
Drohgebärde bezeichnen. Unsere Reaktion<br />
bestand darin, schnell den Motor zu starten<br />
und einige Meter zurückzusetzen. Und siehe<br />
da, er war happy und überquerte stolz und<br />
genüsslich die Pad. Bei der Fotografier-<br />
Aktion des Elefanten muß außerdem<br />
erwähnt werden, dass hier zum ersten Mal<br />
während dieser Aktion die sog. Technik des<br />
Objektiv-Sharings praktiziert wurde: zwei<br />
Tele-Objektive (1x200mm, 1x300mm und<br />
1x500mm) wurden zwischen den 3 Canon-<br />
Fotografen im Auto wild hin und her<br />
gewechselt.<br />
Nach dem Passieren des Westtors war es<br />
nicht mehr weit bis zu unserem heutigen<br />
Tagesziel, der Hobatere-Lodge. Hier war<br />
das letzte Mal Übernachtung in einem Bett angesagt, danach geht’s zum Zelten.<br />
Unterbringung war in sehr netten, kleinen, runden Hütten.<br />
Nach dem sehr leckeren Abendessen ging es noch auf Nachtpirsch. Allerdings sah man<br />
außer einigen Springböcken nicht viel. Das hing vielleicht auch damit zusammen, dass es<br />
aufgrund des Vollmonds sehr hell war – Wolken gab’s dort ja keine.<br />
26.11.<strong>2004</strong><br />
Früh morgens um 6:45 Uhr aufgestanden und um 7 Uhr ging es mit einem Angestellten der
Lodge zu einer Erkundungs-Wanderung der näheren Umgebung vor dem Frühstück. In der<br />
Ferne konnten wir Giraffen und Kudus sehen. Ebenso konnten wir Geckos beim<br />
morgentlichen Aufwärmen beobachten und einige nette Aussichten genießen.<br />
Danach „adios Hobatere“ und weiter ging<br />
die <strong>Tour</strong>. Auf dem Weg zurück zur Pad<br />
sahen wir noch Oryx und Zebra. Und immer<br />
weiter in Richtung Norden. Immer weiter<br />
entlang der monotonen Pad, von der man<br />
meinen könnte, sie wäre mit dem Lineal<br />
gezogen, bis nach Ruacana – Grenzstadt<br />
nach Angola. Dort noch einmal vollgetankt<br />
und weiter ging es nach Westen am<br />
Kunene – der Grenzfluss – entlang in<br />
Richtung Kunene River Lodge. Ab dann war<br />
auch die Pad zu Ende und es ging ab sofort<br />
auf einer steinigen Piste weiter – welcome<br />
to <strong>Kaokoveld</strong> offroad!<br />
Bei der Mittagspause am direkt am Kunene –<br />
Angola war zum Greifen nah – hatten wir den<br />
ersten platten Reifen. Kein Problem, wir haben<br />
ja pro Fahrzeug 2 Ersatzreifen dabei und wir<br />
konnten unsere beiden Guides beim schnellen<br />
Reifenwechsel beobachten. Auf dem weiteren<br />
Weg bis zur Lodge noch einige<br />
Meerkatzenaffen gesehen – leider auch<br />
Halden von Bierflaschen gegenüber einigen<br />
Wohnsiedlungen. Und da war angeblich noch<br />
Pfand auf den Flaschen. OK, es war dort<br />
etwas weiter zum Supermarkt als bei uns.<br />
Am Campingplatz der Lodge angekommen,<br />
ging die Routine los, die uns bis zum Ende der Reise verfolgen sollte: Fahrzeuge ausladen,<br />
Tisch und Stühle nach einem bestimmten Plan aufbauen und Jaco zeigt uns noch, wie man<br />
die Zelte einfach und schnell aufbaut. Da es die gleichen tollen Zelte waren, wie die auf<br />
meiner Vorjahrestour, hatte ich einen kleinen Vorteil, was die Auf- und Abbau-Technik betraf<br />
– zusammen mit Jaco’s Ratschlägen wurden Peter und ich quasi zu den schnellsten<br />
Zeltaufbau-, –abbau- und –zusammenlege-Team der Gruppe, vielleicht auch etwas zum<br />
Frust der anderen, da wir meistens als Erste früh morgens damit fertig waren. ;-))<br />
Abends waren dann auch zum ersten Mal Jaco und Charné Mâitres de Cuisine – ab sofort<br />
kochten sie für uns. Auf unserere Fragen während der <strong>Tour</strong>, ob wir beim Kochen mithelfen<br />
sollen, gab es dann von Charné immer ein freundliches „Danke, nein.“ zu hören. Trauten sie<br />
uns etwa nicht<br />
Zur Einstimmung gab es ein BBQ mit leckeren Steaks vom Grill. Mit Lagerfeuerromantik und<br />
Jaco’s Reisestories über (Motorad-)<strong>Tour</strong>en – die ich aufgrund Müdigkeit leider verpasste,<br />
aber als sein Beifahrer einige Tage später doch noch erfuhr – klang der Abend am Ufer des<br />
Kunene aus.
27.11.<strong>2004</strong><br />
Morgens stand eine kleine Wanderung an. Wir fuhren vom Camp aus auf der Straße ca. 7km<br />
stromaufwärts um dort die Ondurusu-Fälle zu besuchen. Als wir an den Fluß kamen, wollte<br />
Jaco auf der anderen Seite eines dort<br />
einmündenden Reviers, dessen Sandbett<br />
vor nicht allzu langer Zeit noch<br />
Regenwassergetränkt war, den Wagen<br />
parken. Da er offenbar für Charné’s<br />
Geschmack nicht zügig genug durch das<br />
Revierbett fuhr, kam über CB-Funk ihre<br />
Anfeuerung: „Gib Gas Junge.“ Und da wollte<br />
sich dann Jaco auch nicht lumpen lassen<br />
und wir wurden etwas wachgerüttelt.<br />
Die Wasserfälle waren eher ein<br />
Wasserfällchen, da der Höhenunterschied<br />
des Kunene-Flußbetts hier nur knapp 1-2<br />
abfällt. Aber man konnte sich vorstellen,<br />
was dort auch für Wassermassen<br />
durchrauschen können, da an höher<br />
gelegenen Stellen Treibholz herumlag.<br />
Nach der Erkundung des Fällchens ging es<br />
dann flussaufwärts parallel zum Ufer, wobei<br />
wir aufgrund öfters kleine Umgehungen von<br />
Pfützen machen mussten. Wir waren auch<br />
neugierig darauf, auf Einheimische zu<br />
treffen, da wir entlang der Straße von Ruacana bis zum Camp immer wieder kleine<br />
Siedlungen gesehen haben.<br />
Nach einiger Zeit kamen wir an<br />
einen Tierkraal-Zaun aus<br />
Dornenranken. Dort kam auch gleich<br />
ein Junge angelaufen und wollte<br />
„Sweeties“. Dieses Wort sollten wir<br />
noch oft im <strong>Kaokoveld</strong> zu hören<br />
bekommen. Ich frage mich nur, ob<br />
dieses Wort der Himba-Sprache –<br />
der Herero-Sprache – entstammt.<br />
Mir kamen Zweifel, da ich in der<br />
Wildnis keinen Supermarkt oder<br />
Kiosk antreffen sollte.<br />
Jaco unterhielt sich kurz mit dem Kleinen, dann kam auch<br />
schon sein Vater an. Mit der erhobenen Axt in der einen<br />
Hand und in der anderen hielt er seine Machete bereit. War<br />
ein toller Anblick. Er schaute etwas grimmig drein, da er<br />
wohl wissen wollte, wer hier die Idylle stört.<br />
Nach kurzen Verhandlungen bzgl. des Preises für das<br />
Fotografiert-werden war man sich nicht einig geworden<br />
– also wanderten wir zurück zu den Autos und fuhren<br />
zurück ins Camp – war ja auch schon Zeit fürs<br />
Brunchen. Nachmittags war chill-out, keeping cool an<br />
der Flußbar und etwas Wäsche waschen angesagt.<br />
Am späten Nachmittag ging es dann noch auf eine<br />
Bootsfahrt den Kunene hinab. Uns wurde es als
Sunset Cruise tituliert, im Programm der Lodge konnte man eine Booze Cruisde buchen.<br />
Naja, wird wohl das Gleiche sein, da auch<br />
wir Bier und andere Getränke an Bord<br />
hatten.<br />
Gemütlich ging es also in 2 Booten mit<br />
jeweils einem Getränk in der Hand in<br />
Richtung Westen, dem Atlantik entgegen –<br />
Renate wollte nicht mit und blieb im Camp.<br />
Jeweils zwei Angestellte der Lodge saßen<br />
am Heck und ruderten/steuerten uns sicher<br />
flussabwärts. Unterwegs wurde ein kleines<br />
Krokodil auf einer Sandbank gesichtet. Das<br />
hatte aber mehr Angst vor uns als wir vor<br />
ihm – und so verschwand es so schnell es<br />
konnte im trüben Wasser des Kunene.<br />
Einige Stromschnellchen brachten etwas<br />
Bewegung in die glatte Wasseroberfläche,<br />
ansonsten war der Boots-Turn sehr ruhig.<br />
Während wir so trieben zog sich auf<br />
angolanischer Seite der Himmel mit dunklen<br />
Wolken zu und wir konnten einige Mal<br />
sogar Donner hören und Wetterleuchten<br />
beobachten. Oh Sch...e – hoffentlich bleibt<br />
das in Angola, da Peter und ich ja unsere Zeltfenster offen hatten. Und afrikanische<br />
Regengüsse stehen nicht für geringe Wassermengen. So hat das wohl jeder gedacht und<br />
gehofft haben, doch als es auch auf der namibianischen Seite dann auch immer wolkiger<br />
wurde, kamen wohl erste Zweifel.<br />
Zum Glück waren wir an unserem Endpunkt<br />
der Bootstour angekommen: Swaartboisdrift.<br />
Eine künstliche Stromschnelle der<br />
Dorslandtrekker, die damals von Angola<br />
nach Namibia wollten und Steine ins<br />
Flussbett brachten, um über diese dann<br />
ihren Weg fortsetzen zu können. Also durch<br />
die Stromschnellen, die ihren Namen dieses<br />
Mal verdient haben und kräftig paddeln,<br />
dass wir an eine gute Stelle am Ufer zum<br />
Anlegen kamen.<br />
Der Himmel<br />
wurde immer<br />
dunkler und sogar etwas orangenfarben wenn man nach Angola<br />
schaute, während man auf der namibianischen Seite sehr<br />
schöne kräftige orangerote Farben in den von der<br />
untergehenden Sonne angestrahlten Wolken sah. War ein toller<br />
Fotospot für jeden von uns, der eine Kamera dabei hatte – das<br />
war außer Peter so ziemlich jeder. Als dann in Angola auch<br />
noch Regenbögen zu sehen waren, dauerte es nicht mehr<br />
lange, bis es zu tröpfeln anfing. Zum Glück war während<br />
unserem Foto-Shooting auch schon ein Fahrzeug mit Anhänger<br />
eingetroffen und die Boote bereits aufgeladen, so dass es sofort<br />
losgehen konnte. Kaum waren wir unterwegs, gingen auch<br />
schon die Himmelsschleusen auf. Zum Glück war ein Dach über<br />
der Ladefläche des Pickups, aber der Rücken war schnell nass.
Unsere zwei Mädels, Irene und Karla,<br />
versuchten sich noch mit einer (leeren)<br />
Mülltüte über dem Kopf etwas zu schützen,<br />
aber viel genutzt hat das wohl auch nichts.<br />
Der Regen hat so schnell aufgehört wie er<br />
angefangen hatte. Nach ca. 10 min. war<br />
alles vorbei und das Wasser war auch schon<br />
fast wieder komplett versickert. Au weia,<br />
wenn es hier, ca. 10km vom Camp entfernt<br />
so geregnet hat, dann wohl auch dort. Naja,<br />
c’est la vie. Was nass ist, wird auch wieder<br />
trocken – eine Weisheit, die ich auf meiner<br />
<strong>Tour</strong> 2003 gelernt habe.<br />
Dann kam uns auch noch ein Fahrzeug entgegen. Es war vom Camp und brachte<br />
Handtücher zum Trocken und um vor dem Fahrtwind zu schützen.<br />
Im Camp zurück stellte sich heraus, dass es auch dort geschüttet hatte. So hatte jeder mehr<br />
oder weniger Wasser im Zelt, da alle die Fenster offen gelassen haben. Ein Zelt-Team hatte<br />
die Schlafsäcke vor dem Zelt zum Auslüften liegen lassen... Bei uns war nichts, da Renate<br />
auf dem Weg zu ihrem Zelt sich doch noch die Zeit nahm, unsere Fenster zu schließen –<br />
Dankeschön nochmals. Ich wüsste nicht, ob ich daran gedacht hätte, bei anderen ebenfalls<br />
die Zelte zuzumachen, vor allem wenn es bereits dunkel ist und schüttet. Muss ja jeder<br />
selbst daran denken – auch ich. Die Lektion war mittels „Trial and Error“ gelernt worden.<br />
Komischerweise war die Wäsche auf der Leine neben unserem Zelt überhaupt nicht nass<br />
geworden. Es kam also auch darauf an, wieviel Blattwerk über dem Zelt war.<br />
Ab und zu kamen noch einige Tropfen herunter, wobei diese aber auch von Blättern sein<br />
konnten. In einer „Trockenphase“ zauberte Charné in 10 min. leckere Spaghetti mit<br />
Hackfleischsauce. Gegen Ende des Essens kamen wieder einige Tropfen doch jeder –<br />
außer Sidhi – war sowieso schon satt. Anschließend noch Roibos-Tee am Lagerfeuer<br />
gekocht und gemütlich beim Tröpfeln genossen.<br />
Diese Nacht ließen wir die Fenster zu, wobei durch die Luftfeuchtigkeit im Zelt es mir nachts<br />
dann doch zu heiß wurde und ich 2 Fenster wieder aufgemacht habe. Wenn es regnet – was<br />
soll’s.<br />
28.11.<strong>2004</strong><br />
Nach der feuchten Nacht folgte ein blauer Himmel, fast ohne Wolken. Zeit aufzubrechen,<br />
auch wenn vielleicht einiges noch feucht war, es wird schon trocken werden. Wenn nicht<br />
heute, dann morgen. Nachdem alles ein- und aufgeladen war – wir waren ja fast schon<br />
Profis – und die Rechnungen bezahlt waren, ging es weiter in Richtung Tagesziel, dem<br />
Omarunga Camp, direkt oberhalb der Epupa<br />
Wasserfälle.<br />
Aktuell ist noch nicht sicher, ob es diese in Zukunft<br />
noch geben wird, da etwas unterhalb ein<br />
Staudammprojekt – mit Billigung der Himba –<br />
geplant ist und dies eine Überflutung der ganzen<br />
Ebene incl. des Wasserfalls bedeuten würde. Man<br />
munkelt, dass der Himba-Chef einen Pickup und<br />
einige Stück Vieh für seine Zustimmung bekam.<br />
Naja, dieses Projekt eröffnet vielleicht im größeren<br />
Stil wirtschaftliche Perspektiven für die Himba und<br />
den <strong>Kaokoveld</strong>-<strong>Tour</strong>ismus, aber es ist schade, dass dadurch diese Naturschönheit<br />
verschwindet.<br />
Auf dem Weg machten wir kurz Halt in Okangwati, um dort „Fat Cooks“ zu kaufen. Das sind<br />
sehr fettige, berlinerförmige Brötchen, die aber keinen Zuckerguss hatten, dafür in der Größe<br />
um einiges umfangreicher sind.
Etwas außerhalb hielten wir dann an, um die „Brötchen“ zu belegen und zu essen. Ich war<br />
nach einem Brötchen schon gesättigt. Danach ging es bis auf weiteres nur noch Offroad<br />
weiter: ein schmaler Weg, meistens nur mit Kiesel oder etwas größeren Steinen „geteert“,<br />
schlängelte sich zwischen Büschen, Sträuchern und kleinen Bäumen durch die Landschaft -<br />
ca. 60km bis zu den Wasserfällen.<br />
Nachmittags hielten wir kurz an Wasserlöchern an – 3 Himba saßen dort im Schatten eines<br />
Baumes. Wir schauten uns kurz um und einige machten Fotos, schon wollten sie Geld von<br />
uns, da es ja IHRE Wasserlöcher seien. Ein Päckchen Tabak war ihnen zu wenig, aber das<br />
war uns dann auch egal, denn Jaco ließ sich auf keine Diskussionen ein.<br />
Kurz vor den Fällen fuhren wir auf einen Aussichtspunkt, von dem wir einen sehr guten<br />
Überblick über die Fälle hatten. Nach dem Genuss dieser Aussicht war es nur noch ein<br />
Katzensprung bis zum Camp. An den Fällen machten wir noch einen kurzen Stop bei den<br />
lokalen Arts & Crafts Shops, welche unter einem Strohmattendach hauptsächlich Armreife<br />
und Ketten verkauften. Peter hatte bereits nach kurzer<br />
Zeit mit seinem roten Tuch die Kinder verzaubert.<br />
Dann ging es weiter ins Camp zum Lager bauen und<br />
danach das verdiente kalte Bier oder Grapetiser an der<br />
Bar zu genießen – bei 36 Grad Luft und ca. 25%<br />
Luftfeuchtigkeit.<br />
Die Campküche unter Köchin Charné kredenzte<br />
Abends Wildgulasch – war aber irgendwie kein<br />
Hirschfleisch darunter. Der Abend klang aus mit dem<br />
Einnehmen der Malaria-Prophylaxe in Form von Gin-<br />
Tonics an der Bar.<br />
29.11.<strong>2004</strong><br />
Nach dem Frühstück ging es auf einem Weg gegenüber der Epupafälle zu einem Fleckchen<br />
namens „White Sands“. Dort gibt es viel Sand, welcher bis an das Wasser reicht, aber wir<br />
konnten dort keine Krokodilspuren finden. Ebenso fehlte auch jede sichtbare Spur von ihnen
im Wasser. War aber schon bemerkenswert,<br />
eine Sandfläche inmitten einer von schroffen<br />
Felsen geprägten Landschaft.<br />
Während unseres Ausfluges fand an den<br />
Wasserfällen auch eine Wahl statt. Einige<br />
Staatsbeamte und Polizisten in Uniform<br />
führten die Wahl durch und stellten sicher,<br />
dass die korrekt ablief. Vor dem „Open Air<br />
Wahl Büro“ stand die Warteschlange der<br />
einheimischen Wahlberechtigten; eine bunte<br />
Mischung von Leuten, die entweder<br />
westliche Kleidung trugen oder in ihrem<br />
traditionellen Himba-Outfit anstanden.<br />
Jedenfalls empfanden alle dies als eine<br />
gute Gelegenheit, sich mal wieder zu treffen<br />
und die neuesten Nachrichten<br />
auszutauschen.<br />
Auf dem Rückweg sind wir an eine Stelle<br />
direkt am Wasserfall gegangen. Dort kam<br />
eine Gischt aus dem engen Spalt<br />
hochgewirbelt, welche mich an die Viktoria-<br />
Wasserfälle in Zimbabwe erinnerten, wenn<br />
auch nur auf sehr kleinem Niveau. Ein<br />
kleiner Regenbogen war dort auch noch zu<br />
sehen.<br />
Nach dem Mittagessen im Camp kam Thom, ein Himba aus der Umgebung, vorbei, welcher<br />
uns mit zu „seinen“ Leuten nahm. Die Himba haben ein unverwechselbares Merkmal: ab<br />
einem bestimmten Alter (Erwachsen-werden) werden bei ihnen die beiden mittleren,<br />
unteren Schneidezähne entfernt.<br />
Mit Thom ging es dann auf Suche nach Himba-Camps in der Umgebung. Aufgrund der Wahl<br />
am Vormittag waren Hinz und Kunz mit Kind und Kegel noch unterwegs. Aber wir hatten<br />
Glück. Nachdem das erste Dorf, welches wir besuchen wollten, leer war, fuhren wir zum<br />
nächsten. Dort hatten wir mehr Glück. Thom ging schnell zum Chief um ihn zu fragen, ob wir<br />
in das Dorf eintreten dürfen. Der hatte nichts dagegen. So nahmen Jaco und Charné die<br />
Gastgeschenke mit und präsentierten sie dem Chief, der sie in Empfang nahm und uns<br />
daraufhin mit Wohlwollen willkommen hieß.<br />
Es waren zwar nur wenige Personen in diesem kleinen Camp, aber das machte nichts. Wir<br />
durften problemlos alles fotografieren, der Chief persönlich hatte Spaß daran und setzte sich<br />
sogar entsprechend in Position. Die Möglichkeit, die Bilder meiner Digitalkamera ihnen sofort<br />
zeigen zu können, fanden sie auch toll und sie amüsierten sich sehr darüber.
Peter verblüffte die Himba mit seinem<br />
Zaubertrick. Diese konnten es nicht glauben<br />
und er wurde aufgefordert, es immer wieder<br />
zu zeigen. Da er das Tuch immer wieder<br />
irgendwo anders hervorzauberte, wurden<br />
deren Augen immer größer.<br />
Nachdem Peter seine Zauberkräfte<br />
vorgeführt hatte, befand der Chief, dass er<br />
ihn nun seinerseits seine Zauberkräfte<br />
vorführen würde. Kurze Kommandos an 2<br />
junge Männer, ihm das entsprechende<br />
Equipment zu holen und los ging die Show.<br />
Er wollte uns demonstrieren, wie man auf<br />
Buschmannart Feuer macht. Und siehe da,<br />
es hat nicht lange gedauert und etwas Stroh<br />
fing an zu glimmen. Daraufhin rauchten die<br />
beiden Zauberer erst einmal eine Zigarette<br />
auf ihre Erfolge, wobei diese am soeben<br />
gemachten Feuerchen entzündet wurden.<br />
Es war sehr gut, dass Thom mit dabei war,<br />
da er ständig Himba Englisch und<br />
umgekehrt übersetzen konnte. Aus diesem<br />
Grund waren die Himba offener und auch<br />
neugierig auf uns. Sie konnten z.B. nicht<br />
verstehen, dass der männliche <strong>Tour</strong>i-<br />
Teil unserer Gruppe noch nicht<br />
verheiratet war bzw. es nicht mehr sei.<br />
Peter entgegnete dem Chief<br />
daraufhin, dass es für den Himba<br />
teuer sei, eine Frau zu kaufen bzw.<br />
sie zu bekommen, für den „Weissen“<br />
hingegen es jedoch teuer sei, eine<br />
Frau wieder los zu werden. Gelächter<br />
auf beiden Seiten nachdem Thom<br />
übersetzt hatte. Auf die Frage,<br />
wieviele Rinder ihm Birgit wert wäre,<br />
antwortete er, dass er 4 Rinder geben<br />
würde, aber uns zuliebe noch ein Tier<br />
dazupacken würde. OK, Birgit wollte dann doch nicht bleiben<br />
und so kam der Deal nicht zustande.<br />
Nach diesem schönen Besuch ging es wieder zum Aussichtspunkt, wo wir noch den<br />
Sonnenuntergang mit einem Bier gemütlich beobachten konnten. Nach dem Abendessen<br />
war dann wieder Entspannung an der Bar angesagt.<br />
30.11.<strong>2004</strong><br />
Am Morgen war bis 07:30 Uhr alles abgebaut, danach gab es Frühstück. Peter und ich<br />
waren eigentlich immer die ersten, die aus den Federn gekommen sind. So waren wir<br />
meistens als Erste fertig mit Zelt und Gepäck zusammenzupacken und es einladebereit am<br />
Wagen zu deponieren.<br />
Es ging zurück nach Okangwati – dieses Mal ohne „Fat Cook“-Shopping – und weiter nach<br />
Opuwo, quasi der „Hauptstadt“ des <strong>Kaokoveld</strong>es. Hier bekommt man noch fast alles, was<br />
man braucht. Danach kommt die große Shopping-Leere, das schwarze Loch, wo es keine<br />
Geschäfte gibt. „Opuwo“ heisst in Herero übrigens „Nichts“ bzw. „Leere“. Paßt also. Also<br />
nochmals auf zum Getränke-Shopping sowie Bleistifte, Hefte und Schreibblöcke für eine
Schule, die wir im <strong>Kaokoveld</strong> besuchen wollten. Jedenfalls war nach unserem Einkauf das<br />
ohnehin geringe Angebot des Supermarktes an Schreibutensilien vollständig aufgekauft.<br />
Ich wollte noch versuchen, einen Stecker für den Zigarettenanzünder zu kaufen, da mein<br />
220V-Ladegerät für Batterie- und Foto-Akkus nicht mehr funktionierte (ich hatte hierfür einen<br />
Spannungswandler 12V 220V mit dabei) und ich die 12V-Ladekabel daheim liegen hatte<br />
(Klasse Rolf!). Also ging ich in einen Auto-Parts Shop um das Problem zu lösen.<br />
Die Frau hinter dem Tresen wusste nicht, was ich wollte, so ging ich wieder von dannen in<br />
der Hoffnung, es möge noch einen anderen Shop geben. Naja, man bekommt halt nicht alles<br />
so kurz vor dem Nirgendwo. Per Zufall sah ich noch eine Werkstatt und dachte, ich versuch‘<br />
es auch hier einmal. Leider hatten die auch keinen, aber ein Angestellter war so hilfsbereit<br />
mit mir zum Parts Shop zurückzugehen um zu übersetzen. Mein Vorschlag, mir den Namen<br />
in Herero aufzuschreiben, damit ich ihn der Frau vorlegen kann, entkräftete er mit dem<br />
Kommentar, dass sie eine Ovambo sei, er ein Herero. Sprachlich konnten sie sich wohl<br />
verständigen, aber beim Schreiben gibt es da wohl große Unterschiede.<br />
Es stellte sich dann aber leider heraus, dass es tatsächlich keinen Stecker im Sortiment gab.<br />
Als ich mit dem Angestellten wieder zu seiner Werkstatt zurückging fiel ihm aber ein, dass er<br />
ja noch von seinem alten Handy das Auto-Ladekabel hätte, es aber nicht mehr bräuchte. OK,<br />
dachte ich mir, das ist besser als nichts. Da er hierfür nichts wollte, gab ich ihm ein<br />
entsprechend hohes Trinkgeld (40 Namib-$). Er hat gestrahlt – und ich war ebenfalls<br />
glücklich. Die Stromversorgung für Foto und Akkus war sicherer – da lässt sich bestimmt<br />
was daraus basteln. Also zurück zu den anderen, die bereits wieder am Treffpunkt, im<br />
klimatisierten Foyer der Lodge, warteten.<br />
Jaco und Charné kamen kurze Zeit später mit vollbetankten Autos zurück; Wasser komplett<br />
aufgefüllt – Tanks und Kanister und auch sonst noch alles gecheckt, so dass wir für die Zeit<br />
im <strong>Kaokoveld</strong> quasi „autark“ waren. Nur Eis hatten sie keines bekommen. Per Zufall sahen<br />
wir, dass es in der Lodge, in der wir warteten, eine Eismaschine gab. Jaco wurde darauf<br />
hingewiesen und nach längerer Diskussion mit dem Concièrge konnte er sich dann doch<br />
bedienen. OK, alles bereit – 8 Tage <strong>Kaokoveld</strong> pur, wir kommen.<br />
Wie verließen Opuwo in Richtung Etanga. Kurz nach der Stadtgrenze begann schon das<br />
Buschland – zumindest was die Strasse<br />
betraf. Es war nun überhaupt nicht mehr<br />
eine Pad, sonder ein teilweise schlecht<br />
erhaltener Feldweg, der sich nun durch das<br />
teilweise dicht bewachsene Hinterland<br />
schlängelte, wobei auch wieder viele<br />
kleinere Revier-Betten durchquert wurden.<br />
Ab und zu waren dort sogar noch Pfützen<br />
vorhanden, die auf den Regen, der von nicht<br />
allzu langer Zeit dort heruntergekommen<br />
war, hindeuteten.<br />
Am späten Nachmittag kamen wir ein<br />
Etanga an, wo wir etwas außerhalb unter 3<br />
großen Ana-Bäumen unser Camp einrichteten – das erste Mal wildes Campen; incl. Spaten<br />
und Klopapierrolle und Holz sammeln.<br />
Hier hatte ich nun auch die Gelegenheit, mich in Ruhe meinem 12V-<br />
Stecker zu widmen. Als Jaco mich arbeiten sah, wurde bei ihm wohl<br />
auch der Heimwerker und Tüftler wach. Jedenfalls übernahm er die<br />
Sache und gemeinsam haben wir die Kabel dann mit den Kontakten<br />
des Steckers verbinden können – fixiert mit Klebeband von Sidhi, da<br />
wir ja keinen Lötkolben dabei hatten. Der erste Versuch dann ging<br />
schief – die Sicherung brannte durch – also die Kabel andersrum<br />
anschließen und die Sicherung in den Abfall.<br />
Da so ein Besuch von <strong>Tour</strong>isten nicht oft vorkommt, hat sich das wohl<br />
auch schnell herumgesprochen, jedenfalls kamen immer einige<br />
Einheimische vorbei. Teilweise weil sie neugierig waren, teilweise<br />
aber auch, weil sie etwas wollten. Da außer Jaco und Charné keiner
von uns Herero sprach, konnten wir deren „Geschichten“ natürlich nicht verstehen. Aber<br />
meistens wurde versucht, einen auf Mitleid zu machen.<br />
Abends wurde von dem gesammelten Holz das Lagerfeuer gemacht und ein toller Tag klang<br />
gemütlich mit einer Tasse Roibos-Tee oder etwas Hochprozentigerem aus.<br />
01.12.<strong>2004</strong><br />
Nach dem Frühstück wurde wieder alles eingepackt und es ging nach Etanga, wo wir eine<br />
Schule besuchen wollten. Schliesslich wollten wir ja unsere Schreibsachen loswerden. Wir<br />
hatten sogar Fußbälle in Opuwo gefunden. Als wir an die Schule kamen, war außer dem<br />
Rektor niemand vor Ort, da aufgrund des Regens die Ferien vorverlegt wurden. Die Kinder,<br />
die sonst unter der Woche im „Schulinternat“ sind, waren bereits wieder bei ihren Familien,<br />
wo sie beim Viehtrieb mithelfen sollten. Die Schule dient dazu, die Kinder der lokalen<br />
Bevölkerung zu bilden, d.h. auch Kinder, deren Familien noch auf Buschmannart leben,<br />
gehören zu den Schülern. Die Schule bekam gerade aus EU-Entwicklungshilfe neue<br />
Gebäude gebaut, welche uns ganz stolz vom Rektor bei unserem Rundgang gezeigt wurden.<br />
Unsere Schreibutensilien waren ebenfalls sehr willkommen – auch einer der Fußbälle.<br />
Danach ging es weiter zum Community Center, welches auch einen Leather Work Shop<br />
beinhaltete. Hier ist im Regierungsauftrag ein Ausbilder angestellt, welcher Handwerkskunst<br />
unterrichtet. Es werden hier aus Kuhleder hauptsächlich Hüte, Gürtel und kleine Taschen in<br />
Handarbeit von den Lehrlingen gefertigt. Der<br />
Ausbilder verkauft der Erzeugnisse dann in<br />
Namibia’s Städten um so mehr Rohware kaufen zu<br />
können. Die Ledergürtel sahen sehr robust aus und<br />
so kaufte ich 2 Stück zu einem günstigen Preis.<br />
Danach ging es weiter in das <strong>Kaokoveld</strong> hinein in<br />
Richtung Otjitanda, welches kurz vor dem Beginn<br />
des in Offroad-Kreisen bekannten Van Zyl-Passes<br />
liegt – der einzige Pass in Namibia, der nur in eine<br />
Richtung befahren werden darf.<br />
Unterwegs hielten wir an einer Wasserstelle – ein<br />
Brunnen mit Speicher und Trinkbecken, eingerichtet<br />
vom Staat – wo die Herden der Einheimischen nach<br />
einem festen Plan zu Tränke geführt werden.<br />
Allerdings war fast kein Betrieb, da es aufgrund des<br />
Regens wohl noch genügend andere Brunnen und<br />
Wasserlöcher in der Umgebung gab.<br />
Hier trafen wir auch wieder auf Himba im<br />
traditionellen Outfit. Einige Mädchen waren offenbar<br />
recht geschäftstüchtig, denn sie meinten zu einigen<br />
von uns, dass man sie fotographieren solle. Danach<br />
wollten sie eine Gegenleistung dafür. Schlitzohren!<br />
Wir fuhren an Otjitanda vorbei, da dort niemand mehr<br />
woht. Der Brunnen versiegte von etlichen Jahren. Daher mussten die Bewohner den kleinen<br />
Ort verlassen.
Es stand auch wieder ein Besuch in einem Himbadorf an. Jaco und Charné erwähnten<br />
vorher, dass es dort zwei alte Männer gäbe, welche sich ständig zanken würden. Vor allem,<br />
wenn Besucher kämen und sie unterschiedliche Geschenke bekämen (Moment, da gibt es<br />
doch auch den Kinofilm mit Jack Lemmon und Walter Matthau: Grumpy old men). Im Dorf<br />
war nicht viel los, aber die beiden Männer waren da. Da Jaco jedem von ihnen aber jeweils<br />
das Gleiche gab, war auch kein Streit. Eine junge Himba war auch mit im Dorf. Als sie sich<br />
fotografieren ließ, hoffte sie, dass sie sofort ein Bild bekommen könnte. Da war wohl jemand<br />
mit einer Sofortbild-Kamera da gewesen. Wir konnten ihr leider keines geben.<br />
Wir fuhren weiter in Richtung Van Zyls-Pass. Kurz vor dem Anfang der Pass-Strecke haben<br />
wir für die Nacht unser Camp in einem Revier aufgeschlagen. Ich dachte nur, dass es zum<br />
Glück bereits geregnet hatte und wohl erst<br />
einmal kein weiterer Regen in Sicht sei. Also<br />
würden wir wohl nicht weggeschwemmt<br />
werden. In der Nähe waren einige Himba,<br />
welche Holz geschlagen haben. Natürlich<br />
wurden wir wieder entsprechend neugierig<br />
beäugt. Peter verblüffte sie mit seinem<br />
bewährten Zaubertrick und Birgit unternahm<br />
mit Hilfe ihres Diktiergerätes/Walkman<br />
ebenfalls Kommunikationsversuche auf<br />
Gesangsebene.<br />
Gegen Abend als Peter schon lange aufgehört<br />
hatte zu zaubern, kamen Leute an, die am Nachmittag bereits über seinen Trick bzw. die<br />
Magie gestaunt hatten. Sie waren davon so beeindruckt, dass sie weitere Leute mitbrachten.<br />
Also gab Peter halt eine Zusatzvorstellung.<br />
Nach dem Abendessen klang der Tag aus mit einem Lagerfeuer aus gesammelten Holz und<br />
einem tollen klaren südlichen Sternenhimmel.
02.12.<strong>2004</strong><br />
Val Zyl Pass – wir kommen. Das war eine Strecke, auf die war<br />
ich bereits im Vorfeld gespannt. Im Internet hatte ich bereits nach<br />
Beiträgen gesucht, die diese Strecke beschreiben, um einen<br />
Vorgeschmack zu haben, was uns dort erwarten würde.<br />
Als Grundinformationen hatte ich nur, dass die Passtrecke ca.<br />
39km lang ist – danach ist man im Marienflusstal – und die Piste<br />
nur von Ost nach West befahren werden darf. Der Grund ist ein<br />
kleiner Abschnitt, der ein Gefälle von 100% (45 Grad!) hat. Wenn man versuchen würde,<br />
diesen Abschnitt hochzufahren, würde die Piste() zu stark erodieren. Denn Pad- bzw.<br />
Pistendienste gibt es dort nicht. Selbst unsere Guides wussten nicht, wie die Passtrecke nun<br />
sein würde. Zumal es ja vor einigen Wochen in der Gegend geregnet hatte. Und wenn es<br />
mal in Namibia regnet – kommt seltener vor – dann halt gleich immer wolkenbruchmässig.<br />
Man durfte also gespannt sein…<br />
Nach der üblichen Prozedur des<br />
Zusammenpackens ging es nach dem<br />
Frühstück auch schon wieder los. Jaco<br />
erwähnte noch, dass man von dieser<br />
Strecke nur zwei Zustände kennen würde:<br />
schlecht und ganz schlecht. Mal sehen,<br />
was wir erwischen würden. Es könnte auch<br />
vorkommen, dass wir aufgrund von<br />
Ausspülungen sogar „Strasse bauen“<br />
mussten – d.h. große Steine herantransportieren<br />
und in die ausgewaschenen<br />
Spuren legen. Zum Glück ist Namibia ja<br />
„stein-reich“ - in allen Größen und Farben.<br />
Meinem Gefühl nach lag es der Ergeiz<br />
unserer Guides, das sie immer versuchten,<br />
den Allrad nur zuzuschalten, wenn man mit<br />
dem 2WD nicht mehr weiterkam. Etwas<br />
steilerer Anstieg voraus – kein Problem,<br />
einfach etwas mehr Gas gegeben und<br />
hinaufgefahren. Aufgrund des schlechten<br />
Pistenzustands wurde man im Auto gut<br />
durchgeschüttelt. Spätestens jetzt wusste man, warum der<br />
Reiseveranstalter im Prospekt darauf hingewiesen hatte,<br />
dass der Trip für Personen mit Rückenproblemen<br />
ungeeignet sei.<br />
Gelegentlich stiegen Charné und Jaco auch schon mal<br />
aus, um sich die Piste etwas genauer anzuschauen, bevor<br />
sie darüberfuhren (eine Weisheit, die nicht immer beachtet<br />
wird. Doch das sollten wir in den nächsten Tagen auch<br />
einmal erfahren.), da es teilweise auch über nackten<br />
Felsen rauf bzw. runter ging.<br />
Nach ca. 20km hatten wir unseren Stop, von dem wir einen<br />
schönen Ausblick auf das Marienflusstal hatten. Ein<br />
leichter Grünschimmer im Tal war bereits erkennbar.<br />
Jetzt kam der knifflige Teil der Strecke, das 100%-Gefälle.<br />
Also bis an deren Anfang gefahren und Lokaltermin zum<br />
Begutachten der Strecke. Zum einen ging es über blanken<br />
Fels, von dem es dann gleich in Spurrillen weiterging. Das Auto ist dabei auch etwas in
Schräglage. Nach Beurteilung des Streckenzustandes dachten unsere Guides, dass dieser<br />
Abschnitt relativ problemlos zu befahren ist. Gut, kein Steineschleppen für uns.<br />
Da unserere Landcuiser recht schwer waren aufgrund des Gepäcks und der Ausrüstung,<br />
blieben wir an der Strecke und schauten zu, wie sich unsere Guides gegenseitig durch das<br />
Hindernis lotsten. Das war sowieso interessanter als im Wagen mitzufahren. Und das Wetter<br />
war ja auch schön – wie immer blauer Himmel, Sonnenschein und so um die 30 Grad<br />
trockene Hitze.<br />
Am Ende des Gefälles sind wir noch etwas die Piste entlanggelaufen. Immer einen schönen<br />
Ausblick auf das Marienflusstal und es war gut, sich mal wieder zu bewegen.<br />
Als wir dann am Ende der Passtrecke an einem Steinhaufen anhielten, bemerkten wir, dass<br />
dies kein normaler Steinhaufen von <strong>Tour</strong>is war, sondern dass jedes Fahrzeugteam, das<br />
diesen Pass durchfahren hatte, sich auf so einem Stein „verewigt“ hatte. Da waren einige<br />
sehr lustige Kommentare darunter. Wir haben natürlich auch einen Stein mit einer flachen<br />
Seite gesucht, unsere Namen und Datum hinzugefügt und für ihn einen guten Platz auf dem<br />
Haufen ausgesucht.
Jetzt ging es durch das Marienflusstal immer in Richtung Norden, wo wir dann in ca. 80km<br />
wieder auf den Kunene trafen, an dessen Ufern wir im NACOBTA (Namibian Community<br />
Based <strong>Tour</strong>ism Association) Camp Otjinungwa unser Lager aufschlagen wollten.<br />
Wir fuhren in das Tal hinein und hielten an einer Stelle an, wo man die geheimnisvollen<br />
Kreise sehen kann. In unregelmäßigen Abständen gibt es in verschiedenen Größen runde,<br />
freie Flächen, wo keine Pflanzen wachsen,<br />
während darum herum der Bewuchs sehr<br />
viel dichter ist. Wissenschaftlich gibt es wohl<br />
noch keine Erklärung, da der Boden dort<br />
ähnlich viele Nährstoffe enthält wie an dicht<br />
bewachsenen Stellen. Bei dieser<br />
Gelegenheit haben wir auch gleich wieder<br />
Holz fürs Lagerfeuer gesammelt.<br />
Als Wegweiser bzw. Markierungen für<br />
Kreuzungen() sind hier Tonnen aufgestellt.<br />
Wir kamen an einer roten Tonne vorbei, die<br />
unsere Guides gleich mit dem Fahrzeug 2x<br />
umrundeten. Da sei so Brauch. OK, akzeptiert.<br />
Wir fuhren weiter und konnten das Ergebnis des Regens im Tal sehr gut sehen. Ab und zu<br />
konnte man sogar kleine Blumen blühen sehen sowie Grashalme, die in regelmäßigem<br />
Anstand durch die Erde brachen und so dem ganzen Tal einen schönen grünen Schimmer<br />
verliehen.<br />
Da im Tal der Boden sehr feinkörnig war,<br />
war es nach dem Gewackel auf der<br />
Passtrecke beinahe ein ruhiges<br />
Dahingleiten. So freuten sich auch unsere<br />
Guides und genossen es, wieder einmal<br />
schneller zu fahren; mit Tempo 80 im Tal<br />
nebeneinander herzufahren und mit<br />
Straussen ein Wettrennen zu veranstalten.<br />
Gegen Spätnachmittag kamen wir dann im<br />
Camp an – es wird von einigen Himba<br />
betreut. Es war sehr heiß, da auch kein<br />
Wind wehte. Der Kunene war 30m von uns<br />
entfernt, aber wir konnten nicht baden<br />
gehen, da es Krokodile im Fluss gibt.<br />
Jetzt waren wir echt weit, weit ab von der<br />
technischen Zivilisation und hatten nur das,<br />
was wir mitgenommen haben. Seit Etanga<br />
waren wir von den Getränken her auf<br />
Rationen gesetzt. 1 Dose Cola, Fanta, etc<br />
und 3 Dosen Bier pro Tag und Person. Mehr<br />
passte auch nicht in die Kühlschranke.<br />
Ansonsten Wasser oder was man sonst<br />
noch hatte – mehr oder weniger warm. Aber<br />
das hatte auch seinen Flair. Zum Glück gab<br />
es dort große Bäume mit viel Schatten<br />
darunter. Dort haben wir unsere Zelte<br />
aufgebaut.<br />
Lt. <strong>Tour</strong>-Plan sollten wir hier nur eine Nacht bleiben und danach standen 2 Nächte im<br />
Hartmanntal an, welches auf der anderen Seite der Hartmannberge westlich von uns lag.<br />
Doch die Gruppe entschied sich, eine weitere Nacht an dieser Stelle zu bleiben, da es im<br />
Hartmanntal an der Camp-Stelle nur sehr kleine Bäume mit wenig Schatten gäbe und es<br />
Camping in freien Natur wäre. Da war es hier am Kunene doch gemütlicher.
03.12.<strong>2004</strong><br />
Als wir aufwachten, war es wie immer ein schöner Tag. Doch da es noch nicht so heiß war,<br />
entschlossen sich auch Myriaden von Fliegen – jaja die Wassernähe lässt grüßen – uns<br />
Gesellschaft zu leisten – ob einige auch aus Angola herübergeflogen kamen Das war<br />
jedenfalls nervig. Vor allem beim Frühstück, aber man konnte es nur mit Fassung tragen.<br />
Doch mit zunehmender Temperatur verzogen sie sich dann auch wieder. Über 30 Grad ist<br />
wohl nicht deren Wohlfühltemperatur.<br />
Da heute kein Programm anstand, blieb ich im Lager, relaxte und schrieb am Reisebericht<br />
während die anderen am Vormittag eine kleine Wanderung in der Nähe des Flusses<br />
machten. Es war richtig gemütlich, einmal wieder lange zu duschen. Man soll ja in Namibia<br />
sparsam mit Wasser umgehen, aber dies war ja Flusswasser, da konnte man ja mal eine<br />
Ausnahme machen, oder<br />
Als die Gruppe zurück war, gab es noch einen leckeren Salat mit Wurst als Mittagessen und<br />
am späten Nachmittag war ein Badetermin angesagt. Ca. 10km vom Camp flussabwärts gab<br />
es eine Stelle, wo es keine Krokodile im Kunene gab.<br />
Gesagt, getan, hingefahren und inmitten der öden Landschaft etwas Grün und einige kleine<br />
natürliche Becken angetroffen, die der Kunene durchfloss. Also nichts wie in die Badehose<br />
und rein in das „kühle“ (wohl 25 Grad war, aber kühler als die Luft) Nass. Nach etwas<br />
Geplansche dann auch noch gemütlich ein Bier während man im Pool liegt und eine schöne<br />
Aussicht hat, was kann es schöneres geben. Obwohl wir bestimmt 2,5 Stunden im Freibad<br />
waren, kam es uns doch recht kurz vor. Aber als die Sonne dann doch dem Horizont näher<br />
rückte, sind wir wieder ins Camp gefahren, um einen ruhigen Abend zu genießen.<br />
04.12.<strong>2004</strong><br />
Nach dem Frühstück mit den Mücken von gestern, ging<br />
es wieder das Marienflusstal hinauf. Unterwegs sahen wir<br />
Oryx, Strauße und zum ersten Mal auch die Bergzebras,<br />
die nur in dieser Gegend – im <strong>Kaokoveld</strong> – vorkommen.<br />
Sie unterscheiden sich gegenüber den anderen Zebras,<br />
dass sie keine braune Streifen haben. Sie sind schwarzweiss-schwarz<br />
gestreift, die „Normalen“ schwarz-weissbraun-weiss-schwarz.<br />
Wir kamen dann auch wieder an der roten Tonne vorbei und<br />
haben dieses Mal einen anderen Weg genommen. Da wir auch an<br />
einem Dorf vorbeikamen hielten wir an und Jaco fragte, ob wir<br />
willkommen wären – natürlich mit Gastgeschenken.<br />
Auch hier war fast niemand zuhause, wir sahen lediglich eine<br />
ältere und eine junge Frau, sowie die „Dorf-Jugend“. Da wir noch<br />
einen Fussball hatten und Jaco meinte, das wäre wohl das letzte
Dorf, an dem wir vorbeikämen, haben wir mit der Jugend den <strong>Kaokoveld</strong>-Fußball Cup<br />
ausgespielt. Sie waren ganz begeistert und auch wir hatten unseren Spaß daran.<br />
Als wir weiterfuhren schenkten wir ihnen der<br />
Ball. Ich hoffe nur, daß der Ball noch etwas<br />
gehalten hat, da es ein Spielball aus<br />
Kunststoff war und kein richtiges „Leder“.<br />
Auf unserem weitern Weg kamen wir an eine<br />
weitere Kreuzung, gekennzeichnet durch<br />
eine blaue Tonne. Wir hielten nur kurz an<br />
und prompt kam bereits jemand aus dem<br />
Gebüsch. Egal wo wir im <strong>Kaokoveld</strong><br />
angehalten haben, es dauerte nie lange bis<br />
Gesellschaft kam.<br />
Es war eine junge Himba mit Baby, welches<br />
krank zu sein schien. Ihre Frage nach Medikamenten haben wir verneint, da Jaco erwähnte,<br />
dass sie denken, dass viel Medizin viel hilft. Auch wenn man ihnen sagt, dass sie immer nur<br />
eine bestimmte Medikation nehmen sollen, nutzt das nichts. Auch könnte ihr Stoffwechsel<br />
aufgrund ihrer Lebensweise etwas anders sein, so dass sie die Medikamente gar nicht<br />
vertragen würden – also viel zu risikoreich.<br />
Danach wurde es langsam bevölkerter. Einige Jungen kamen mit ihrer Ziegenherde an, die<br />
sie an uns vorbeitrieben. Aber nicht bevor sie uns Ausländer neugierig beäugten. Kurze Zeit<br />
darauf kamen noch zwei junge Himba-Mädchen auf Eseln angeritten. Das wurde uns dann<br />
doch zu viel. Bevor es also in ein Volksfest ausartete, fuhren wir weiter. Die Pause war ja<br />
auch lang genug gewesen.<br />
Wir fuhren weiter in Richtung Hartmanntal<br />
und kamen an eine weitere Tonne, dieses<br />
Mal eine Blaue. So konnte man sich<br />
wenigstens orientieren. Auf der Weiterfahrt<br />
hielten wir noch an einer Zisterne, welche von<br />
den Himba genutzt werden kann, um<br />
während der Trockenperioden das Vieh<br />
tränken zu können und sich selbst mit Wasser<br />
zu versorgen.<br />
Wir haben uns kurz erfrischt, die<br />
Wasserflaschen gefüllt und sind, nachdem wir<br />
erneut eine rote Tonne passiert hatten, kurze Zeit darauf in das Hartmanntal gekommen.<br />
Es war kein Vergleich zum Marienflusstal. Hier scheint es nicht oder nicht sehr viel geregnet<br />
zu haben, da in diesem Tal kein grüner Schimmer erkennbar war. Dies hing vielleicht auch<br />
damit zusammen, dass der Boden dieses Tals mehr aus Geröll als aus feinem Sand<br />
bestand.<br />
Wir fuhren das Tal entlang in Richtung Norden, wobei unser Camp nicht wieder direkt am<br />
Kunene lag. Wir fuhren nicht bis an den Fluss, sondern nach ca. 40 km bogen wir von der<br />
Piste ab, um an einer von Hügel geschützten Stelle unser Camp aufzubauen. Dies war der
nord-westlichste Punkt auf unserer <strong>Tour</strong>. Ab jetzt geht es dann immer nur in südlicher<br />
Richtung weiter.<br />
Die Bäume des Camps – es waren die einzigen in der Gegend – waren noch sehr klein. Man<br />
konnte das Zelt im Schatten unter den Ästen<br />
aufbauen, müsste aber im Laufe des Tages<br />
das Zelt weiter um den Baum herum<br />
verschieben, um weiterhin im Schatten zu<br />
bleiben.<br />
Außer Peter und mir haben sich auch alle<br />
gleich einen Baum gesucht und ihre Sachen<br />
dorthin gebracht. Wir dachten uns: wir haben<br />
Urlaub, wir bleiben ja sowieso nur eine<br />
Nacht und es ist aktuell viel zu heiß. Daher<br />
machten wir es uns ebenfalls im Schatten<br />
gemütlich und warteten am späten<br />
Nachmittag darauf, dass die Sonne hinter<br />
einem Hügel verschwinden würde, so dass wir auf der Ebene in dessen geworfenen<br />
Schatten unser Zelt aufbauen konnten. Gesagt, getan – das war dann auch sehr schnell<br />
erledigt aufgrund unserer Übung.<br />
Einige von uns sind auf den Hügel<br />
gestiegen, um die untergehende Sonne zu<br />
betrachten. Peter und ich machten einen<br />
Spaziergang in Richtung Westen, da es<br />
schien, dass dort ein kleines Tal oder ein<br />
Canyon sein könnte. Auf dem Weg dorthin<br />
kam uns Renate entgegen. Sie war total<br />
happy, da sie ein Oryx-Horn gefunden hatte<br />
– ein tolles Souvenir. Sie gab uns<br />
außerdem den Tip, weiterzugehen, da man<br />
in ca. 1,5km einen schönen Blick auf die<br />
Namib haben würde.<br />
Als wir am Ende des kleinen Canyons waren, konnten wir in der Ferne<br />
die ersten Sanddünenkämme erkennen, über denen die Sonne sehr tief<br />
stand.<br />
Nach dem Abendessen haben Charné und<br />
Jaco am Lagerfeuer in einem Topf Brot<br />
gebacken, da wir kein Brot mehr aus dem<br />
Vorrat hatten, welchen sie in Opuwo gekauft<br />
hatten. Man konnte ebenfalls fühlen, dass<br />
die Nacht hier kühler werden würde als die<br />
vergangenen, da der Wind hier kältere Luft<br />
von der Küste her mitbrachte.<br />
05.12.<strong>2004</strong><br />
Nach der allmorgentlichen Prozedur des Camp-Abbauens fuhren wir wieder in Richtung<br />
Süden, um so langsam aber sicher in den nächsten Tagen wieder in die Nähe der Zivilisation<br />
zu kommen.<br />
Auf dem Weg aus dem Tal hinaus haben wir öfters angehalten, um Oryx, Bergzebras und<br />
sogar Erdmännchen zu beobachten und natürlich auch zu fotografieren.<br />
An der roten Tonne angekommen, sind wir auf einen anderen Weg abgebogen, der uns in<br />
Richtung Orupembe bringen sollte. Es änderte sich dann auch die Straßenart von „Weg“ auf<br />
„schlechte, breite Pad“. Auf dem Weg nach Orupembe sind wir auf einer weiten Ebene<br />
gefahren, wo wir in weiter Entfernung Hügelketten sehen konnten.
Orupembe sieht eigentlich nicht wie ein Ort aus, wären da nicht einige kleine Holzhütten, ein<br />
Brunnen und eine Polizeistation, die so funkelnd, frisch angestrichen und top in Schuss war,<br />
dass sie eigentlich gar nicht ins Bild der<br />
Gegend passte. Ach ja, einen Supermarkt<br />
gab es auch noch. Dort bekamen wir<br />
eiskalte Getränke, Kekse, Zigaretten und er<br />
war sogar „licenced“.<br />
Hinweis: in so einem Shop gibt es nur dann<br />
gekühlte Sachen, wenn das Gas, mit dem<br />
die Kühlschränke betrieben werden, noch<br />
nicht alle ist – falls der Versorgungs-LKW<br />
nicht rechtzeitig kommen sollte gibt es halt<br />
nur „Warmes“.<br />
Am Brunnen mit dem Windrad, das wohl<br />
schon lange durch eine motor-betriebene<br />
Pumpe ersetzt worden war, füllten wir<br />
unsere Wasserkanister wieder auf. Da auf<br />
dem Wasserhahn kein Drehknauf war,<br />
wurde er mit einem Schraubenschlüssel<br />
geöffnet und geschlossen.<br />
Wir fuhren kurz weiter in ein kleines<br />
Revierbett, wo wir im Schatten von 2<br />
Bäumen das Mittagsbuffet aufbauten. Hier<br />
gab es dann auch das selbstgebackene<br />
Brot.<br />
Danach ging es weiter, bis wir das Bett des Khumib-Flusses erreichten. Wir durchfuhren es –<br />
war ja sowieso trocken – und fuhren noch ca. 10km weiter, wo wir in einem kleinen,<br />
geschützten Tälchen unser Camp aufbauten.<br />
An diesem Punkt waren wir nur noch ca. 30km von der Küste entfernt. Das konnte man<br />
deutlich spüren, da auch hier die Nacht kühler war als sonst. Um den Brotvorrat wieder<br />
aufzufrischen, wurde am Lagerfeuer wieder gebacken.<br />
06.12.<strong>2004</strong><br />
Nikolaustag – aber irgendwie hat niemand etwas in unsere<br />
Wanderstiefel gepackt, die wie jede Nacht vor dem Zelt<br />
standen. Egal. Aber dafür hatte man als Frühaufsteher einen<br />
interessanten Ausblick auf Nebel über dem Wüstenboden der<br />
Ebene, auf die wir gut sehen konnten. Sobald die Sonne aber<br />
aufgegangen war, hatte sich der Nebel in Nullkommanichts<br />
aufgelöst.
Nach dem Frühstück und Camp zusammenpacken stiegen wir auf eine Hügelkette auf, da<br />
eine Wanderung mit Erkundung der dort heimischen Flora anstand.<br />
Einen Weg auf solche Hügel gibt es nicht. Es<br />
mag Stellen geben, die wie ein Pfad aussehen<br />
können, aber nur deshalb, weil schon zuvor<br />
Wanderer diese Stelle zum Aufstieg benutzt<br />
hatten. Als wir den Grat erreichten, bot sich uns<br />
ein toller Blick auf die Sanddünen der Namib<br />
und am Horizont konnten wir aufgestiegenen<br />
Dunst erkennen, der sich an der Küste bildete<br />
und wie eine Wolkenwand aussah.<br />
Jaco und Charné zeigten uns einige Pflanzen,<br />
auch solche, die man eigentlich für gar keine<br />
hält oder sie aufgrund ihrer Grösse gar nicht<br />
sieht oder beachtet. Besonders die Litopse – auch lebende Steine genannt – kommen in<br />
dieser trockenen Gegend vor. Es sind Pflanzen, die nur sehr langsam wachsen, sich<br />
aufgrund Wassermangel „verschließen“ können und wieder aufgehen, wenn es regnet und<br />
sie mit Wasser benetzt werden. Ebenso schienen hier Weihrauch-Pflanzen zu wachsen.<br />
Wir fanden ebenfalls eine Spur eines Leoparden, sie war<br />
aber leider nicht mehr frisch. Außerdem erschrak sich noch<br />
ein Hase an unserer Anwesenheit und war mit schnellen<br />
Gehoppel und kräftigen Sprüngen sehr schnell über Stock<br />
und Stein davongeeilt.<br />
Der Rückweg ging durch einen kleinen Canyon, in dem viele<br />
Kakteen wuchsen. Er befand sich auf der anderen Seite der<br />
Hügelkette, so dass wir an dessen Ende nur noch um die<br />
Ecke gehen mussten, um wieder an die Autos zu gelangen.<br />
Danach ging es weiter in südlicher Richtung. Die Pad führte uns auch wieder über eine weite<br />
Ebene, begrenzt durch Hügelketten an der östlichen und Dünen an der westlichen Seite. Sie<br />
führte parallel zur Grenze des Skeleton Coast Parks.<br />
Der Plan für den Nachmittag war das Entlangfahren des Hoarusib-Revierbetts um mit Glück<br />
auf die Wüsten-Elefanten zu treffen und am Campinplatz von Puros rauszukommen. Auf<br />
dem Weg dorthin haben wir an einer Quelle angehalten. Es war eine Salzquelle, an der Tiere<br />
den Vorteil haben, dass sie mit dem Trinken auch ihren Salzvorrat auffrischen können.<br />
Jaco wollte uns dort noch einen namibianischen Volkssport beibringen: Weitspucken. Da es<br />
in Namibia nicht an jeder Ecke Kirschbäume gibt, hätte man ein Problem. Aber findig, wie die<br />
Leute sind, nahmen sie einfach getrockneten Oryx-Kot-Bällchen. So nach 2-3 Tagen<br />
Trocknung an der frischen Luft kann man sie hierfür verwenden. Nachdem er uns gezeigt<br />
hatte, wie es geht, haben Sidhi, Birgit und Wolfgang es auch einmal versucht. Es stellte sich<br />
raus, dass die Bällchen in trockenen Zustand quasi geschmacksneutral sind. Jaco meinte,<br />
man solle sie aber nicht zu lange im Mund behalten, damit sie nicht aufweichen. Naja, das<br />
war nichts für mich. Ich rede zwar gerne (und viel) auch mal Sch..., aber Weitspucken<br />
muss ich sie wirklich nicht.
Nach dieser sportlichen Einlage kamen wir an den Hoarusib, durch dessen Revierbett wir bis<br />
Puros – ca. 25km entfernt – entlang fahren wollten. Fand ich toll, da ich ja Flussdurchfahrten<br />
bereits von meinen Offroad-Trips kannte. OK, sollte in Namibia aber eine trockenere<br />
Variante sein. Das Problem war aber, dass es doch noch feuchter war, als unsere Guides<br />
dachten – zumal dieses Revier auch viele Zuflüsse hatte.<br />
Naja, versuchen kann man es ja mal und so ging es los. Zuerst konnten wir auf sehr<br />
trockenem Untergrund fahren. Aber wenn so<br />
ein Stück aufhört, muss man auf weicherem<br />
Untergrund weiterfahren oder sogar die Mitte<br />
des Betts überqueren um auf eine andere<br />
trockene Fläche zu kommen. Die beiden<br />
Landcruiser fuhren deshalb in größerem<br />
Abstand als sonst hintereinander her.<br />
Als wir das erste Mal dann über weicheren<br />
Untergrund fuhren, merkten die Fahrer<br />
schon, dass es doch noch recht feucht im<br />
Untergrund sein kann. Aber mit<br />
eingeschaltetem Allrad und Achs-Sperren<br />
sollte das schon klappen.<br />
Und dann kam doch das wohl<br />
Unvermeidliche: Jaco fuhr über weicheren<br />
Untergrund, da kam bereits sein Funkspruch,<br />
nicht zu folgen. Der Landcruiser steckte fest.<br />
OK, was macht man, um ihn wieder frei zu<br />
bekommen. Sandbleche raus, unter die<br />
Hinterräder geschoben – Wagen war wieder<br />
frei. Und weiter ging’s.<br />
Als wir dann ca. 5km weit gefahren waren und auf beiden Seiten des Revierbetts steile<br />
Feldwände waren... steckte Jaco’s Landcruiser wieder fest: ca. 50m von festem Grund<br />
entfernt. Kurzer Funkspruch zur Warnung konnte noch rechtzeitig abgesetzt werden.<br />
Die nähere Überprüfung des Untergrunds<br />
ergab, dass es in der Reviermitte noch viele<br />
Stellen gibt, wo im Sand noch Wasseradern<br />
durchlaufen. Die Oberfläche sieht gleich aus<br />
und man kann an der einen Stelle<br />
problemlos stehen während man ein Meter<br />
daneben man bis zum Knöchel ein sinken<br />
kann. OK, gleiche Prozedur: Sandbleche<br />
raus und versucht freizukommen.<br />
Fehlanzeige. Die beiden Tische ebenfalls als<br />
Sandbleche verwendet, Fehlanzeige. Die<br />
Karre rührte sich keinen Zentimeter. Und<br />
vom anderen Fahrzeug herausgezogen<br />
werden, war auch nicht drin, da wir nur ein 3 Meter langes Abschleppsein hatten. Das war<br />
etwas zu kurz. So ca. 50m zu kurz. Und eine Winde mit einem langen Seil war leider nicht<br />
am 2. Landcruiser.<br />
Nachdem wir auch erfolglos versucht haben, den Wagen an den Reifen auszugraben, um<br />
die Bleche besser anbringen zu können, mussten wir dann doch feststellen, dass wir aus<br />
eigener Kraft die Karre im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus dem Dreck ziehen konnten.<br />
Das Auto saß komplett unten auf.<br />
OK, zuerst einmal eine Plane aufbauen und ein kleines, verspätetes Mittagessen gegen 15<br />
Uhr einnehmen. Danach das „große“ HF-Funkgerät, welches in Jaco’s Fahrzeug war in<br />
Betrieb genommen. Hierfür musste zuerst eine ca. 4m lange Antenne aufgebaut werden. Ich<br />
dachte nur, dass es eine Herausforderung bzw. Glück ist, wenn man zwischen diesen
Felswenden eine gute Abstrahlung erreichen möchte. Mit diesem Funkgerät kann man aber<br />
als „registrierter“ User eine Notrufzentrale erreichen, die die notwendige Hilfe organisiert –<br />
auf Kosten des Users.<br />
Nach einigem Versuchen wurde doch Kontakt hergestellt. Jaco erreichte die Notrufzentrale<br />
in Walfischbai und konnte denen übertragen, doch bitte den Campingplatz in Puros über<br />
unsere Lage zu informieren, damit diese uns Hilfe schicken würden.<br />
Nach einiger Zeit meldete sich Walfischbai wieder mit der Nachricht: geht keiner ans Telefon<br />
bzw. Funkgerät. Gut, dann eben Plan B. Sie sollten versuchen, jemanden von Wilderness<br />
Safaris zu erreichen. Diese Firma aus Swakopmund hat ca. 50km von unserem Standpunkt<br />
eine Lodge, welche ein entsprechendes Zugfahrzeug mit 50m Abschleppseil bringen könnte.<br />
Nachdem der Operator sich wieder meldete, verkündete er, dass Hilfe unterwegs sei. Ein<br />
Mitarbeiter diese Lodge käme sowieso an den Hoarusib, um dort an einer Zisterne einen<br />
Wassertank-Hänger zu füllen. Es stellte sich heraus, dass diese Zisterne ca. 5km von<br />
unserer Position war. Wir hatten sie sogar passiert, als wir in das Revier einfuhren. Er würde<br />
gleich losfahren.<br />
OK, der 2. Landcruiser mit Jaco, Charné, Sidhi, Wolfgang und mir fuhr zurück, um den<br />
Lodge-Mitarbeiter zu treffen – ohne Wagenheber, wie sich später herausstellte; gut dass wir<br />
keinen Platten hatten! Nach ca. 1 Stunde war er dann auch da. Der Traktor war ein 4x4 mit<br />
großen, breiten Reifen. Er hatte jedoch kein Abschleppseil oder Bergegurt dabei, sondern<br />
nur eine Rolle mit ca. 2mm dickem Draht. Da dachte gleich jeder von uns: wie das wohl<br />
funktionieren sollte.<br />
Er folgte uns im Revierbett und fuhr lässig hinter uns her. Es freute ihn wohl auch, dass auf<br />
seinem täglichen „Water-Run“ auch mal was los war.<br />
Als wir zurückkamen zu den anderen wurden wir bereits sehnsüchtig erwartet. Der Lodge-<br />
Mitarbeiter sah sich die Lage an, nahm dann lässig den Draht und wickelte ihn um die<br />
Anhängerkupplungen des Cruisers und des Traktors. Insgesamt 4-fach. Ein kleines Stück<br />
Draht noch, um den Draht, der um die AHK anlag, zusammenzuzwirbeln und dann los.<br />
Der Traktor fuhr langsam an, bis der Draht auf Spannung war, Jaco legte im Landcruiser den<br />
Rückwärtsgang ein und gab etwas Gas... dann gab der Traktor Gas... und unser Auto war<br />
wieder frei. Nach reichlichem Dankeschön<br />
und wohl einem netten Trinkgeld ging unser<br />
Retter dann wieder seiner Arbeit nach.<br />
Also danach das Mittagslager zusammengepackt<br />
und da wir nicht durch das Revierbett<br />
fahren konnten, stand uns ein ca. 50km<br />
langer Umweg bevor. Schließlich mussten wir<br />
ein Teil der Strecke zurückfahren. Als die<br />
Sonne am Untergehen war, kamen wir dann<br />
in Puros Camp an, wo wir gleich Camp und<br />
Zelte aufbauten bevor es richtig dunkel<br />
wurde. Jaco wies uns noch darauf hin, dass<br />
hin und wieder auch Wüstenelefanten durch<br />
das Camp streifen würden, da es in einem Revierbett liegt.
Nach den Tageserlebnissen – Renate meinte noch, dass ich wohl der einzige gewesen<br />
wäre, dem die Offroad-Einlage so richtig Spaß gemacht hat (stimmt!) – gingen Peter und ich<br />
zum Kiosk des Camps, wo wir hofften, ein kaltes Bier zu bekommen. Problem war nur: 1.<br />
kein Bier, 2. kein Gas, also gab es 3. nur ein warmes Fanta, da Bier aus war. Egal. Peter war<br />
auch noch als Doktor tätig, da die Frau des Camp-Warts – welche in stolzer Herero-Tracht<br />
gekleidet war – sich einen Dorn in den Fuß getreten hatte.<br />
Nach dem Abendessen war Duschen und Chill-Out am Lagerfeuer angesagt.<br />
07.12.<strong>2004</strong><br />
Nach dem Morgen-Prozedere ging es los in Richtung Puros-Tankstelle, da die Diesel-Tanks<br />
fast leer waren, da ja seit Opuvo keine Tankstelle mehr auf dem Weg lag. Leider<br />
Fehlanzeige, kein Diesel mehr. Also fuhren wir direkt 120km nach Sesfontain, um dort zu<br />
tanken – so weit reichte der Diesel dann doch noch.<br />
Das ehemalige deutsche Fort Sesfontain (6<br />
Quellen) ist eine Lodge, wo wir gemütlich ein<br />
kühles Bier getrunken haben, während Jaco<br />
und Charné tanken waren. Es war dort<br />
schon irgendwie komisch: 30 Grad im<br />
Schatten, ein Strauch mit Kerzen und<br />
anderem Christbaumschmuck daran und<br />
darüber „Merry Christmas“. Das war für mich<br />
zu ungewohnt – auch wenn es kurz vor<br />
Weihnachten war.<br />
Danach ging es wieder kurz in Richtung<br />
Puros zurück, wo wir dann von der Pad in<br />
die freie Pampa abbogen, um zum Revier des Hoanib-Flusses zu gelangen, welches<br />
trockener sein sollte, um dort auf Pirschfahrt zu gehen. Kurz vor dem Revier gab’s<br />
Mittagessen, danach fuhren wir zuerst parallel zum Revier, danach in dessen Bett. Es war<br />
schon toll, was dort an Wild versammelt war: alle paar Meter eine Herde Springböcke,<br />
danach eine Herde Oryx und dann wieder Springböcke. Wir sahen auch eine Giraffe, welche<br />
sehr wählerisch war und sich die Blätter genau ansah, bevor sie sie verspeiste. Jaja, man<br />
gönnt sich ja sonst alles. Ebenso konnten wir noch Paviane sehen, welche im Schatten einer<br />
Felswand vor sich hin dösten.<br />
Und dann sahen wir ihn: einen an die Wüste angepassten Elefanten. Lautlos schritt er das<br />
Revierbett entlang. Diese Tiere sehen eigentlich genauso wie „normale“ Elefanten aus, nur<br />
mit den Unterschieden, dass ihre Füße größer sind, sie bis zu 4 Tage ohne Wasser<br />
auskommen können und sie mit ihren Stoßzähnen sogar nach Wasser graben. Daher sind<br />
diese i.d.R. immer recht abgenutzt. Wir setzten uns vor ihn und warteten schussbereit mit<br />
den Kameras auf ihn.<br />
Wir fuhren das Revier weiter hinab bis kurz vor dem Beginn des Nationalparks. Dann<br />
drehten wir um und fuhren zurück. Da das Flussbett in der Mitte einen erhöhten Grünstreifen<br />
hatte, sind wir auf dessen anderer Seite entlanggefahren.
Als wir wieder auf der Pad nach Sesfontein waren, ging es über Sesfontein nach Ongongo<br />
zur Campsite. Kurz vor Ongongo, mussten wir, um zum Camp zu kommen, einen steinigen<br />
Weg entlang fahren. Doch das Highlight dieses Weges war die Durchfahrt des Baches, an<br />
dem das Camp liegt. Doch statt einer richtigen Furt muss man über Stock und Stein dort<br />
hindurch fahren. Neben dem Camp selbst ist ein kleiner, glasklarer Tümpel, in den von oben<br />
über einen kleinen Wasserfall von den Steinen erwärmtes Wasser hereinfällt. Einige von uns<br />
sind noch dorthin zum baden gegangen, ich nach dem Abendessen im Taschenlampenlicht<br />
„nur“ duschen.<br />
08.12.<strong>2004</strong><br />
Nachdem wir zusammengepackt haben ging es weiter. Es stand kein großes Programm an.<br />
Nur ca. 90km Fahrt auf einer guten Pad bis zur Palmwag Lodge.<br />
Dort angekommen, haben wir schnell unsere<br />
Zelte aufgebaut und uns entspannt. Ich hatte<br />
endlich die Gelegenheit, Bilder und GPS-<br />
Daten auf den Laptop zu laden, da wir hier<br />
wieder Strom hatten. Unterwegs konnte ich<br />
ja Akkus laden und GPS am<br />
Zigarettenanzünder betreiben, doch nach<br />
der Zeit im <strong>Kaokoveld</strong> waren die<br />
Speicherkarte der Kamera und der GPS-<br />
Speicher fast voll. Und meinen Laptop wollte<br />
ich mit dem Spannungswandler (12V <br />
220V) im Auto nicht betreiben, da wir ja<br />
auch die Kühlschränke am Bordnetz<br />
hängen hatten.<br />
Die Lodge hatte auch einen netten kleinen<br />
Pool mit kühlem Wasser, in welchem sich<br />
die hohen Temperaturen sehr gut ertragen<br />
ließen. Dabei noch gemütlich ein Bier<br />
trinken – was kann es schöneres geben<br />
Am späten Nachmittag war die Laptop-<br />
Batterie aufgeladen und wir schauten die<br />
Bilder, die ich seit Beginn der <strong>Tour</strong> gemacht<br />
habe. Ich glaube, da wurden auch ewaitige<br />
Vorurteile bezüglich meiner umfangreichen technischen und fotografischen Ausrüstung<br />
abgebaut, da alle von den Bildern begeistert waren. Der Nachmittag ging gemütlich dahin.<br />
Doch es sollte noch ein interessanter Abend werden.<br />
Ab diesem Abend mussten Jaco und Charné nicht für uns kochen, da Essen im Restaurant<br />
der Lodge anstand. Als wir bereits gegessen hatten und noch am Tisch saßen, kam Sidhi an<br />
und fragte uns, ob wir seinen Tagesrucksack gesehen hätten. Er habe ihn bereits überall
gesucht, konnte ihn aber nicht finden. Wir beschlossen daher alle zu den Zelten<br />
zurückzugehen, da es bereits dunkel war und viele Augen mehr sehen als nur Zwei. Da kam<br />
der Schock – als die anderen ihre Zelte aufmachten und genauer schauten, mussten sie<br />
feststellen, dass auch ihnen etwas fehlte.<br />
Oh Sh..! Das war ein Ding. Nachdem wir tagelang im Niemandsland waren, wo wir<br />
überhaupt nicht daran dachten, dass uns etwas gestohlen werden könnte, wurden wir<br />
unvorsichtig und bekamen die Quittung. Und der Hammer war, wir haben nichts davon<br />
mitbekommen, obwohl wir uns die ganze Zeit nur ca. 50m Luftlinie hinter einer dichten Hecke<br />
befanden.<br />
Meine Erleichterung war groß, da ich Kameraausrüstung, GPS und Laptop (zusammen wohl<br />
an die 3000 EUR Neuwert!) im Auto hatte – wie sonst auch immer – und das Auto<br />
abgeschlossen war. Geld und Ticket hatte ich sowieso immer bei mir.<br />
Langsam durchforsteten die anderen ihre Zelte. Peter suchte seine Trekking-Schuhe – die<br />
haben die Diebe wohl auch mitgenommen. Sein Mäppchen mit vielen kleinen Fächern war<br />
auch durchsucht worden – jeder Reißverschluss wurde offenbar aufgemacht und wieder zu,<br />
da in einem Fach auch Geld fehlte. Dann kamen die anderen Schadensmeldungen: hier eine<br />
Kamera, da Objektive, Trekkingschuhe, ein Fernglas, Geld, und logischerweise auch Sidhi’s<br />
Rucksack, wo er sein Geld, Reiseschecks und sogar sein Flugticket drin hatte.<br />
Bei uns ging es noch, doch Sidhi hatte ein echtes Problem ohne Ticket. Jaco machte sich<br />
unterdessen auf, um die Lodge zu informieren und etwas in der Gegend herumzusuchen.<br />
Am möglichen Fluchtweg des Diebes fand er im Taschenlampenlicht einen Rucksack. Es<br />
war Sidhi’s vermisstes Stück. Eine Inspektion der Tasche ergab, dass das darin vorhandene<br />
Geld und seine Reiseschecks weg waren. Doch das Flugticket und sein Reisepass befanden<br />
sich noch darin. Damit konnte der Dieb zum Glück nichts anfangen.<br />
Leute von der Lodge meinten noch, dass ihnen bei Wohnungen in der Nähe der Lodge ein<br />
fremder Pickup aufgefallen war und sie wohl einen ehemaligen Mitarbeiter gesehen hätten,<br />
der vor kurzem aus dem Gefängnis frei kam – dummerweise war das Auto als wir es nachts<br />
suchten nicht mehr da. War vielleicht was dran.<br />
Der Rest des Abends war logischerweise betrübt, aber es fanden sich alle ab, auch wenn<br />
dies nun ein sehr unschönes Element eines bisher perfekten Urlaubes war. C’est la vie. Aber<br />
Kopf hoch, der nächste Tag wird bestimmt besser.<br />
09.12.<strong>2004</strong><br />
Heute war Frühaufstehen angesagt, da es bereits um 07:30 Uhr zum Rhino-Tracking in der<br />
Palmwag Conservation Area ging. Ein sehr großes Areal, was als Schutzgebiet deklariert ist,<br />
zwar keine Zäune hat, aber von Park-Rangern kontrolliert wird. Beim Packen für den<br />
Tagestrip habe ich dann auch feststellen können, dass ich bestohlen wurde: mein Hut war<br />
weg, er hing zuletzt außen am Zelt. Ich lieh mir also ein Kopftuch von Peter und lief an<br />
diesem Tag als „Pirat“ durch die Gegend. Naja, mit einem Indiana Jones Hut hätte ich wohl<br />
besser in das Safari-Image gepasst...<br />
Also rauf auf die umgebauten zwei<br />
Allradfahrzeuge, die wohl irgendwann mal ein<br />
Jeep waren. Sie sahen genauso aus, wie die<br />
Fahrzeuge auf den Bildern in<br />
Reisebroschüren, wenn es um Driving-Safaris<br />
geht. Es ging zuerst einige Kilometer die Pad<br />
entlang auf der wir hergekommen sind. Sogar<br />
hier am Straßenrand sahen wir bereits um<br />
diese Uhrzeit einige Tiere: Kudu und Oryx.<br />
Dann bogen wir in das Schutzgebiet ein. Mit<br />
uns waren auch zwei sog. Tracker. Das sind<br />
Park-Ranger, die, wenn wir auf frische Spuren eines Nashorn treffen würden, zu Fuß die<br />
Spur weiterverfolgen und uns über Funk mitteilen, wo sich das Tier befindet. Das machte die<br />
Sache irgendwie einfacher für uns, doch eine Rhino-Garantie gäbe es nicht. Doch bis wir die<br />
ersten Spuren finden sollten, gab es bereits andere Highlights.
Wir sahen sehr viele Giraffen – incl. einiger sehr junger Tiere. Ich war sehr überrascht, da<br />
der Untergrund eigentlich nur aus Steinen bestand und es außer der sehr giftigen Euphorbia<br />
Damarana (tödlich, auch wenn bereits<br />
verwelkt!) es nur wenige Bäume gab, an<br />
denen sie knabbern konnten. Die<br />
rotfarbenen Steine waren aber ein guter<br />
Kontrast zu den gelb-brauen Farben der<br />
Giraffen bzw. den Steppen der Etosha-<br />
Pfanne, wo ich sie bisher nur gesehen<br />
habe. (Bei diesem Vergleich sprach wohl<br />
der Fotograf in mir...)<br />
Wir sahen auch in der Ferne einige<br />
wüstenangepasste Elefanten und auch ein<br />
Löwenpärchen. Aber leider waren die Tiere<br />
wohl nicht so an Motorenlärm gewöhnt, so<br />
dass sie lieber auf weitem Abstand blieben<br />
bzw. flüchteten. Schade, da half auch mein geliehenes 500mm Teleobjektiv nicht mehr allzu<br />
viel.<br />
Als wir dann weiter fuhren, wollten wir das Löwenpärchen aufspüren, da es in Richtung eines<br />
Canyons gelaufen sind. Als wir uns etwas später über einen steinigen Weg dem Canyon<br />
näherten, sahen wir auf dem Plateau unter uns eine große Herde Springböcke. Etwas<br />
abseits im hohen Gras bewegte sich was. Oh toll, einer der Löwen. Also fuhren wir langsam<br />
hinunter.<br />
Was passierte dann: die Herde wurde unruhiger und das Etwas im Gras flüchtete in Richtung<br />
Canyonrand. Unsere Fahrer haben etwas mehr Gas gegeben um näher heranzukommen.<br />
An der nun flüchtenden Springbockherde seitlich vorbei konnten wir nun einen Blick auf den<br />
flüchtenden Löwen erhaschen. Doch zu unserer Überraschung war es keiner – es war ein<br />
Leopard. Toll – nur war der zu schnell weg, um fotografiert zu werden. Schade. Aber erst<br />
einmal Pause am Canyon-Rand, um gemütlich was aus dem Bordvorrat trinken.<br />
Wir fuhren weiter und fanden nun „endlich“ auch eine Rhino-Spur, die von heute morgen<br />
war. Die Tracker untersuchten die Fährte und folgten ihr.<br />
Wir fuhren unterdessen weiter und schauten, was für Tiere wir sonst noch sehen können.<br />
Ach ja, Giraffen waren wieder angesagt. Sie waren die einzige Spezies, die neugierig auf<br />
uns schauten und die nicht gleich wegliefen. Die Elefanten beachteten uns gar nicht bzw.<br />
ließen sich nicht stören.<br />
Inzwischen war bestimmt eine knappe Stunde vergangen und wir hatten noch nichts von den<br />
Trackern gehört. Unser Fahrer rief sie über Funk, fragte, wo sie seien und ob sie das Tier –<br />
die Spur wies nur auf ein Tier hin – bereits erspäht hätten. Das Tier war noch nicht in Sicht,<br />
aber sie wären nun kurz vor einem Hügelkamm. Mit dem Fernglas konnten wir sie dann auch<br />
sehen – sie waren der Fährte wohl bestimmt schon 2km gefolgt. OK, Pause war angesagt.<br />
Unser Fahrer – und wohl auch der des anderen Fahrzeuges – wurde nicht müde, uns viele<br />
Vögel, Pflanzen und Bäume, die wir am Weg sahen zu erklären. Incl. eines bereits<br />
vergriffenen Bestimmungsbuches mit losen Seiten, das er uns immer mit der entsprechend<br />
aufgeschlagenen Seite reichte.<br />
Nach der Pause fuhren wir um einen Hügel herum, sodass die Tracker wieder in unsere<br />
Richtung liefen. Sie kamen inzwischen über den Hügelkamm wieder abwärts. Dann kam ihr<br />
Funkspruch – Rhino in Sichtweite incl. Standort. Super gemacht, Jungs. Zumal schon<br />
Stimmen laut wurden, dass das sowieso nicht klappen würde. Diese wurden hiermit eines<br />
Besseren belehrt.<br />
Da wir nicht weit von der Stelle entfernt waren, stiegen wir aus und machten uns mit Kamera<br />
und Fernglas bewaffnet auf die Pirsch. Und dann sahen wir es – ca. 80m entfernt und leider<br />
auch sehr scheu. OK, ich hätte wohl auch was dagegen gehabt, wenn es auf uns zugerannt<br />
wäre. Aber das Bild wäre vielleicht dadurch besser geworden.<br />
Es war sehr toll zu sehen, wie das Nashorn – ein Breitmaul-Nashorn (White Rhino – white<br />
müsste eigentlich „wide“ heißen, wg. seinem breiten Maul) – genau wie ein Elefant sich
lautlos bewegte. Und das tänzelnd wie ein Boxer und genauso flink. Das traut man dem<br />
schweren Tier echt nicht zu.<br />
Nachdem es aus großem Abstand seine Neugier gestillt hatte und wir „geschossen“ hatten,<br />
drehte es sich um und machte sich von dannen. Tolles Erlebnis, hätte aber in geringerer<br />
Entfernung stattfinden können. Nun war das „Tagesziel“ quasi erreicht und wir fuhren über<br />
Stock und Stein 4x4 querbeet in ein Revierbett, wo die Crew der Lodge Tische und Stühle<br />
aufbauten und uns das (verspätete) Mittagessen herrichteten.<br />
Danach ging es wieder in Richtung Lodge zurück, wobei es noch ein weiter Weg bis dorthin<br />
war. Wir haben noch oft angehalten und bekamen Pflanzen erklärt, sahen Springböcke, Oryx<br />
und viele Giraffen.<br />
Später am Nachmittag trafen wir noch auf<br />
eine große Springbockherde, welche auf<br />
beiden Seiten des Weges befand. Irgendwie<br />
hatten diese Böcke einen guten Tag, denn<br />
beim Platzmachen machten sie ihrem<br />
Namen alle Ehre: einige sprangen wohl bis<br />
2m hoch.<br />
Abends in der Lodge bekamen wir leider<br />
keine neuen Informationen über<br />
Verdächtige, aber Sidhi konnte seine<br />
Reiseschecks telefonisch sperren lassen.<br />
Nach dem Abendessen noch gemütlich<br />
einige Biere und Bilder des Tages am<br />
Laptop angeschaut, bevor es zum vorletzten Mal in den Schlafsack ging.<br />
10.12.<strong>2004</strong><br />
Am nächsten Morgen ging es weiter in Richtung Süden. Wir ließen uns etwas mehr Zeit als<br />
sonst, da die Fahrstrecke nicht allzu weit war.<br />
Auf dem Weg dorthin hielten wir noch in Bergsig, einem sehr kleinen Ort, wo es außer<br />
einiger weniger Hütten nur noch einen Shop mit Schnapsabteilung gibt sowie ein<br />
Polizeiposten – genau da wollten wir hin, damit wir die Diebstähle anzeigen konnten. Das<br />
war hauptsächlich für Sidhi wichtig, damit er seine Reiseschecks problemlos ersetzt<br />
bekommen kann.<br />
Der Polizist, der die Sachen aufnahm, machte dem Leitspruch welcher an der Stationstüre<br />
angebracht war, alle Ehre: „We take great pleasure in serving you. It is therefore not<br />
necessary to tip us.“ Außerdem war er auch sehr freundlich. Wurde sehr positiv vermerkt, da<br />
er auch bei seiner übergeordneten Stelle in Khorixas anrief, damit er Registriernummern für<br />
diese Vorgänge bekommt und wir nicht extra dorthin müssen. Und das an einem<br />
namibianischen Feiertag.<br />
Danach ging es weiter nach Twyvelfontein (Zweifelsquelle – man wusste nie, ob es dort<br />
Wasser gab), wo wir uns Buschmann-Felsgravuren anschauen wollten. Die kannte ich
ereits vom letzten Jahr und es war aber<br />
schön, zum Abschluss auch mal was<br />
„Altbekanntes“ wiederzusehen.<br />
Die Führung dort war etwas kürzer als meine<br />
letztes Jahr, da in einem Teil des Hanges<br />
Treppen neu gebaut werden und daher<br />
gesperrt ist. Doch wir konnten u.a. doch die<br />
bekannteste Gravur – der Löwe mit dem viel<br />
zu langen Schwanz – besichtigen. Mit uns<br />
ging auch ein Guide, welcher uns zu jeder<br />
der Gravuren Erklärungen bzw. eine kleine<br />
Geschichte erzählte. Dies wich teilweise von<br />
dem ab, das mir der Guide auf dem vorherigen Trip erzählte, aber Variationen gibt’s überall.<br />
Kenne ich von Irland.<br />
Danach ging es in unserer Camp – Camp Xaragu<br />
(Erdmännchen), wo wir das letzte Mal auf dieser<br />
<strong>Tour</strong> unser Zelt aufschlagen und im Schlafsack<br />
übernachten sollten. Als alles aufgebaut war, wurde<br />
der Nachmittag im kleinen Pool des Camps mit viel<br />
Bier verbracht.<br />
Jaco, Charné, Peter und ich wurden von einem<br />
Bekannten Jaco’s – der in der Twyvelfontein Lodge<br />
arbeitete und hier mit seiner Familie seinen freien<br />
Tag verbrachte – gut mit Bier versorgt. Jaco und Charné tranken ebenfalls mit – allerdings<br />
auch Rum & Coke. Jedenfalls hatten wir eine tolle Zeit am Pool und der Nachmittag ging<br />
schnell vorbei.<br />
Gegen Abend als die Sonne am Untergehen<br />
war, sagte mir Jaco, ich solle die Gruppe<br />
zusammensuchen, da wir noch kurzfristig<br />
eine kleine Sundownerfahrt machen würden.<br />
OK, ich dachte mir nichts dabei und habe die<br />
Leute im Camp zusammengesucht.<br />
Das Gefährt mit dem wir fahren wollten, war<br />
ein alter 4x4-Militär-Truck. Als wir auf die<br />
Ladefläche aufgestiegen waren, bemerkten<br />
wir am Fahrstil, dass der Fahrer, ein<br />
Mitarbeiter des Camps, wohl einige Drinks<br />
zuviel hatte. Der Fahrstil war etwas sehr<br />
ruppig, auch beim Schalten, wenngleich der Truck kein synchronisiertes Getriebe hatte. Als<br />
wir auf einen Hügel hinauffahren wollten und er den Gang wechseln wollte, rollten wir gute<br />
10m rückwärts wieder den Hang hinab, bis er es gemerkt hatte, auf die Bremse tritt und dann<br />
wieder erneut anfahren musste.<br />
Ab da fanden wir es alle überhaupt nicht mehr lustig. Zumal wir auch eine Euphorbia<br />
Damarana gestreift hatten und die Ladefläche nach hinten offen war. Da konnte man sich<br />
nur noch gut festhalten wenn man nicht rausfallen möchte.<br />
Oben angekommen haben wir auch feststellen müssen, dass unsere beiden Guides auch<br />
nicht mehr fahrtüchtig waren, Jaco aber zurückfahren würde, da der andere ja zuviel<br />
getrunken hatte.<br />
Nachdem wir uns die untergehende Sonne etwas angesehen hatten gingen wir alle zu Fuß<br />
zurück – es war nicht sehr weit, das Camp war in Sichtweite. Jaco fuhr unterdessen ähnlich<br />
„gut“ die der Camp-Mitarbeiter den Truck wieder zurück zum Camp.<br />
Anschließend wir aßen wir im Camp Restaurant zu Abend, obwohl eigentlich Selbst-Kochen<br />
geplant war. Jaco’s anschließendes Briefing für den morgigen Tag hatte auch eine leicht<br />
lallende Note und ich stellte ihm unsere sehr schlechte Meinung über diesen Nachmittag dar.<br />
Frustriert unsererseits klang der Abend aus.
Ich habe bewusst nicht alle Details dieses Nachmittags und Abends ausgeführt, da es<br />
seitens unserer Guides kein Meisterstück war. Auf der einen Seite ist es verständlich, dass<br />
man nach knapp 3 Wochen durchgehend Arbeiten einem auch mal alles egal sein kann und<br />
darf und man einige Drinks mehr trinken kann – aber dann sollte man dennoch immer noch<br />
auf die Sicherheit der einem anvertrauten Gruppe achten.<br />
11.12.<strong>2004</strong><br />
Früh am Morgen – gegen 06:00 Uhr hieß es aufstehen, Zelte ausräumen und ausfegen,<br />
Gepäck zusammenpacken. Dann gab es Frühstück, das Camp wurde abgebaut und unsere<br />
Rückfahrt nach Windhoek begann. Es war eine Fahretappe von ca. 500km, daher der frühe<br />
Start, damit wir noch am späten Nachmittag in Windhoek ankommen können.<br />
Die Fahrt verlief vom Camp Xaragu aus nach Uis zum Tanken und kurzen Shoppen im<br />
Supermarkt. Dann ging es weiter nach Omaruru zum Mittagessen, wo ein besonderes<br />
Schmankerl auf uns warten sollte.<br />
Jaco erzählte uns, dass wir auf einer Farm essen würden, wo auch Wein hergestellt wird. Als<br />
Weinfan habe ich mir im Südafrika-Magazin einen Artikel über Winzer in Namibia sehr gut<br />
durchgelesen, da ich in Windhoek als Mitbringsel und Souvenir mir evtl. einige Flaschen<br />
mitnehmen wollte, wenn sie nicht zu teuer wären. Es gibt übrigens nur 2 oder 3 Winzer in<br />
Namibia. Für Souvenirs hatte ich sowieso noch einen zweite Reisetasche mit dabei.<br />
Wir fuhren in Omaruru zur Kristall-Kellerei, wo wir vom Farmer/Winzer<br />
und seiner Frau bereits erwartet wurden. Während seine Frau das<br />
Mittagessen vorbereitete, bekamen wir vom Winzer eine kurze, aber<br />
sehr informative <strong>Tour</strong> über das Farmgelände und Informationen über<br />
die Produkte, die er anbaut.<br />
Obwohl eigentlich als Hobby begonnen, nimmt der<br />
Weinanbau inzwischen doch eine relativ große<br />
Fläche der Farm ein. Bewässert werden die<br />
Reben – Rote und Weiße – immer Nachts über<br />
ein Schlauchsystem. Er hat sich auch eine Destille<br />
aus dem Schwarzwald kommen lassen, da er<br />
auch Schnäpse und Grappa brennt. Da er auch<br />
gerne experimentiert, wurden einige Reihen Kakteen angepflanzt um<br />
später einmal eine Art Tequila zu brennen.<br />
Als wir in die Weinstube<br />
hineingingen, war das wie ein<br />
Szenenwechsel: vor dem Eingang ein Dach aus<br />
Weinreben, innen kam man sich vor, als sei man in einer<br />
Weinstube in Baden.<br />
Auch die Fenster<br />
hatten die typisch<br />
orangegelben Farbton<br />
und entsprechende<br />
Muster.<br />
Die Weine, Ruby Cabernet und Colombard schmeckten<br />
sehr gut. Cabernet Sauvignon war bereits alle – da hatten<br />
andere <strong>Tour</strong>is bereits zugeschlagen und entsprechend<br />
Flaschen eingekauft. Ich habe es ihnen dann gleich getan.<br />
Das Essen, bestehend aus (Wild-)Wurst- und Käseplatten u.a. von dem deutsch-stämmigen<br />
Metzger in Omaruru mit leckerem Brot – ein Gedicht.<br />
Danach ging es weiter nach Okahandja, wo wir noch einmal die Möglichkeit hatten, über die<br />
Crafts Market zu schlendern.<br />
Ich dachte, ich schaue mich mal um, doch es wurde echt nervig. Ca. 30 Buden<br />
nebeneinander, wo es immer das gleiche zu kaufen gibt. Da man umherging, wurde man von<br />
jedem „Verkäufer“ angesprochen und man hatte keine Zeit gemütlich zu schauen. So etwas
nervt mich und dadurch hatte ich sehr schnell die Nase voll und habe deshalb auch nichts<br />
gekauft. Peter war auch genervt, da ihn einige Shopbesitzer als „Papa“ ansprachen. Ob dies<br />
in Namibia so üblich ist, fremde, ältere Kunden so anzusprechen, haben wir nicht<br />
nachverfolgt. War uns auch egal. Aufgrund dieses „tollen“ Near-Shopping Erlebnisses hatte<br />
ich mir daher vorgenommen, Mitbringsel und Sachen für mich dann in Windhoek zu kaufen,<br />
da dort viele Geschäfte auch am Sonntag geöffnet haben.<br />
Als wir zum Wagen zurückkamen bekamen wir eine unglaubliche Geschichte zu hören: Sidhi<br />
– man könnte fast meinen, er wäre hier irgendwie die tragische Gestalt, der Ärmste – wurde<br />
von einem Auto auf dem Parkplatz gestreift. Er kam jedoch mit dem Schrecken davon, der<br />
Verursacher wurde sofort gestellt und bekam eine Anzeige. Auch seine Ausrede, er würde<br />
auf diesem Parkplatz nur Autofahren üben half da nichts.<br />
Nachdem sich alles wieder beruhigt hatte und alle anderen von ihrem Einkaufen zurück<br />
waren, ging es auf die letzte Etappe, Endpunkt Windhoek.<br />
Wir checkten in das Safari Court Hotel ein und konnten erst einmal gemütlich Duschen. Für<br />
den Abend war Joe’s Beerhouse angesagt,<br />
eine Gastronomische Einrichtung, wo man<br />
recht verstreut in mehreren Gaststuben<br />
essen oder auch nur gemütlich ein oder<br />
mehrere Biere trinken kann. Zum leckeren<br />
Abendessen habe ich dann auch mal einen<br />
Rock-Shandy probiert. Er besteht eigentlich<br />
nur aus Mineralwasser und Limonade zu<br />
gleichen Teilen, sowie einige Spritzer<br />
Angostura oder auch mal Jägermeister.<br />
Serviert mit vielen Eiswürfeln ein sehr guter<br />
Durstlöscher.<br />
Das Essen war sehr lecker, doch aufgrund<br />
der vielen Gäste musste etwas mehr Zeit<br />
eingeplant werden. Das hat aber unserer<br />
Stimmung keinen großen Abbruch getan,<br />
da wir sowieso aufgrund des langen Tages<br />
recht müde waren und morgen Vormittag in<br />
die Stadtmitte zum Shopping gehen wollten.<br />
12.12.<strong>2004</strong><br />
Peter und ich kamen wie immer sehr gut früh morgens aus den<br />
Federn, so dass wir gegen 07:30 Uhr die ersten beim Frühstück<br />
waren. Während wir gemütlich frühstückten, wurden wir mit<br />
Weihnachtslieder beschallt – bei mir wollte sich sowieso keine<br />
Weihnachtsstimmung einstellen, da ich ja 3 Wochen nichts von<br />
dem vorweihnachtlichen Rummel mitbekommen hatte und das<br />
Wetter hierfür überhaupt nicht zu Weihnachten passte. Viel zu<br />
schön und viel zu warm. Danach alles gepackt und alle unsere<br />
Sachen in einem separaten Raum aufbewahrt, da wir gegen 16<br />
Uhr abgeholt und zum Flughafen gebracht werden sollten.<br />
Wir ließen uns mit dem Shuttle Service des Hotels in die<br />
Stadtmitte fahren und fanden ein ruhiges, fast noch schlafendes<br />
Zentrum vor. Wir gingen zuerst zu den Wahrzeichen der Stadt:<br />
der Kirche, der Reiterstatue und dem alten Fort und schauten uns<br />
dort um.
Danach sind wir gemütlich mit dem Shopping-Stadtplan in der Hand in die Independance<br />
Avenue geschlendert und haben uns dort<br />
umgesehen. Ein Geschäft mit sehr schönen<br />
afrikanischen Einrichtungskrimskrams hatte es<br />
uns angetan und wir haben natürlich<br />
reingeschaut. Sie hatten wirklich sehr schöne<br />
Dinge im Angebot und ich kaufte mir ein<br />
Schreibbuch, welches mit Zebrafell bezogen war<br />
– wenn ich schon nicht ein ganzes Zebrafell<br />
kaufen konnte. OK, das hätte wohl auch um die<br />
1000 EUR oder mehr gekostet.<br />
In der Shopping Mall des Kalahari Sands Hotels<br />
– das dürfte das höchste Gebäude Windhoek’s<br />
sein, haben wir uns im Trekking Shop entsprechend<br />
ausgerüstet. Ich brauchte ja auch wieder einen Safari-Hut.<br />
Etwas weiter die Straße entlang gab es einen African Curio<br />
Shop, in der sie sehr schöne Artikel verkauften. Sie hatten<br />
tolle Schüsseln, bei denen ein Teil des Randes mit<br />
Stachelschwein-Dornen anstatt Keramik gemacht war. Sidhi<br />
hat sich dort eine solche Schüssel in UFO-Größe gekauft, da<br />
sie wohl einen Durchmesser von knapp einem Meter gehabt<br />
haben dürfte.<br />
Danach ging es weiter, wo ich in einem großen Haushaltswarenladen / Supermarkt<br />
Bettwäsche mit Leopardenmuster gefunden habe – gibt’s bei uns nicht oder ist hier zu teuer,<br />
also auch mitnehmen. In einem Record-Shop habe ich mir noch eine kleine Sammlung CD’s<br />
mit Südafrikanischer Musik zugelegt. So, das reichte jetzt aber. Alle Mitbringsel und<br />
Geschenke (auch die an mich) waren eingekauft.<br />
Wir trafen gegen 12 Uhr einige andere unserer Gruppe, während wir auf<br />
den Shuttle-Service warteten, die ebenfalls eifrig am Einkaufen<br />
gewesen waren.<br />
Zurück im Hotel zur Belohnung erst einmal ein Bier und einen Snack,<br />
danach in die Badehose und ab ging es an den Pool zum planschen<br />
und relaxen. Bei der Gelegenheit habe ich mir wohl einen Sonnenbrand<br />
eingefangen, den ich dann daheim erst spürten sollte.<br />
Kurz bevor wir abgeholt wurden, noch einmal unter die Dusche und die<br />
Flugklamotten (Hose mit abtrennbaren Unterbeinen, gemütliche<br />
Halbschuhe und Fleece-Jacke) angezogen und mit dem Gepäck in die<br />
Lobby, um zu warten.<br />
Nachdem alle dort waren kamen auch zu unserer Überraschung Jaco<br />
und Charné uns abholen, da wir eigentlich von deren Chef abgeholt werden sollten und uns<br />
daher schon von ihnen am Vorabend verabschiedet hatten. Aber ihre Guide-Fortbildung war<br />
früher zu Ende als geplant und so konnten sie uns doch noch einmal sehen.<br />
Am Flughafen angekommen, ging es direkt an den Check-In Schalter. Da wir nicht als<br />
Gruppe eingecheckten, sondern jeder individuell, wurde unser Gepäck nicht als<br />
Gruppengepäck eingestuft und alle Kilos zusammenaddiert. So kam ich auf knapp 38kg lt.<br />
Waage. Ich wusste, dass ich zuviel hatte, aber der Wein hat wohl das Meiste am<br />
Übergepäck ausgemacht. Somit durfte ich noch einmal zusätzlich knapp 100 EUR bezahlen.<br />
Mensch, war ich da genervt – die ließen sich nicht erweichen. Aber OK, lesson learned. Das<br />
nächste Mal nehme ich mehr Handgepäck mit in die Kabine. Ein anderer Passagier hatte<br />
sogar ein sehr großes Hippo aus Holz mit im Handgepäck dabei und das wog bestimmt auch<br />
knapp 10-15kg.<br />
Im Duty-Free Shop noch die letzten Namib-Dollar ausgegeben für Roisbos-Tee und<br />
Krawatten mit Wild-Motiven während wir auf den Abflug warteten.<br />
Der Flieger war wieder der Gleiche wie auf dem Hinflug und nach ca. 9,5 Stunden landeten<br />
wir wieder wohlbehalten am 13.12.<strong>2004</strong> in Frankfurt, wo es wohl gute 30 Grad kälter war.<br />
Die anschließende Heimreise mit der Bahn war dann nur noch problemlose Formsache.
Fazit der Reise<br />
Es war eine sehr schöne Reise. Sie hatte leider – am Schluß – dann auch kleine<br />
Schattenseiten, die diesem perfekten Trip aber eigentlich nichts anhaben konnten. Es hat<br />
Spaß gemacht, auch wenn einige von uns das Aufstehen gerne auf eine spätere Uhrzeit<br />
verschoben hätten. Man muss aber auch bedenken, dass man durch das frühe Aufstehen<br />
und Wegkommen Zeitreserven aufbaut, die einem dann bei unvorhergesehenen Ereignissen<br />
zugute kommen oder sogar bei langen Fahrstrecken gebraucht werden. Diese<br />
Vorgehensweise hat sich auf unserer <strong>Tour</strong> sehr gut bewährt.<br />
Ebenso das Auf- und Abbauen des Camps und der eigenen Zelte, das die Gruppe sehr<br />
schnell gelernt hatte und uns am 2. Campingtag fast schon in Fleisch und Blut<br />
übergegangen war.<br />
Es war sehr faszinierend, die Himba zu treffen. Leute, die nach unseren Vorstellungen im<br />
kargen Niemandsland ohne viel Wasser und mit wenigen Annehmlichkeiten leben und dabei<br />
doch glücklich zu sein scheinen. Jedenfalls hatten sie weniger Probleme und wohl auch<br />
weniger Stress als wir <strong>Tour</strong>is, da sie sich nur um zwei Dinge kümmern müssen: Vieh und<br />
Wasser, da beides ihre (Über-)Lebensgrundlage darstellt.<br />
Leider hat der <strong>Tour</strong>ismus auch hier bereits seine Schattenseiten hinterlassen. Die Himba<br />
sind inzwischen auch daran gewöhnt, dass sie von den <strong>Tour</strong>isten immer das bekommen,<br />
was sie von ihnen wollen, wenn sie es fordern. Seien es Medikamente, Geld, Getränke oder<br />
Geld für das Fotografiert werden. Ich hatte auch den Eindruck, sie aktzeptieren die<br />
Gastgeschenke beim Besuch nur, da sie diese haben möchten, sie sind aber auch wieder<br />
froh, wenn er wieder geht. Ich habe deshalb auch nicht so viele Bilder von diesen Menschen<br />
gemacht, da es mir auch nicht gefallen würde, wenn bei mir jemand klingelt, 100 EUR gibt<br />
und mich und meine Wohnung dann eine Stunde lang ablichtet.<br />
Hier wäre es schön gewesen, mehr Zeit bei einem Stamm mit einem Dolmetscher verbringen<br />
zu können, damit auch die Himba etwas mehr von so einem Besuch haben. Es gibt z.B.<br />
einen sehr schönen Bildband über die Himba von einer Weißen, die ein halbes Jahr bei so<br />
einem Stamm gelebt hatte. Sie hatte dadurch ein ganz anderes Verhältnis aufbauen können<br />
als wir in 30 Minuten – vom Fußballspielen mal abgesehen.<br />
Es war auch ein tolles Erlebnis, das Namibia grüner als sonst anzutreffen – ein Erlebnis, was<br />
nicht allzu oft vorkommen dürfte.<br />
Während der Reise fiel natürlich auch Abfall an: Verpackungen, Dosen, etc. Dies wurde alles<br />
in Müllsäcke gepackt und bei nächster Gelegenheit, auch wenn wir den Sack eine Woche<br />
mitnahmen, dann in eine richtige Mülltonne gepackt. Sogar ihre Zigaretten-Filter haben<br />
unserer Guides immer mitgenommen und sie nicht achtlos in die Gegend geschnippt, wie<br />
das bei uns ja üblich ist. Großes Lob an diese Art der Naturerhaltung.<br />
So – mit der <strong>Tour</strong> in 2003 und diesem Trip habe ich Namibia sehr gut bereist. Wann geht’s<br />
nun endlich nach Tansania<br />
Rolf Krebs<br />
... im März 2005