Raiffeisen - KPà Oberösterreich
Raiffeisen - KPà Oberösterreich
Raiffeisen - KPà Oberösterreich
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„Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt...”<br />
Wem gehört das Land, wem gehört die Stadt<br />
Die <strong>Raiffeisen</strong>- Landesbank und die oö Politik<br />
Eine Dokumentation der KPÖ-Oberösterreich
Seite 2<br />
Ein Vorwort<br />
„Wem ge hört das Land“ – die se Fra ge<br />
drängt sich im mer mehr auf, wenn man se -<br />
henden Auges in Oberösterreich unterwegs<br />
ist. Denn das schwar ze Gie bel kreuz auf gel -<br />
bem Grund, das Logo des Raiff ei sen-Im pe -<br />
ri ums, prangt al ler Or ten – nicht nur auf Ban -<br />
ken, son dern auch auf Bau stel len öf fent li -<br />
cher Einrichtungen usw.<br />
Die RLB OÖ ist na tür lich nicht die ein zi ge<br />
Bank mit enor men Ein fluß auf die Po li tik, sie<br />
ist unter den globalen Bankenriesen nur ein<br />
Zwerg, was sie aber wahr schein lich aus -<br />
zeichnet ist der geradezu feudale Charakter<br />
ihrer Dominanz und die Unterwürfigkeit von<br />
Politikern (-innen sind kaum darunter) vor<br />
den Wün schen und Pro jek ten des Fi nanz ka -<br />
pi tals, die sich in den zahl rei chen Lob prei -<br />
sun gen auf den Herrn und Meis ter äu ßern.<br />
Die vorliegende Broschüre ist das Ergeb -<br />
nis von 15 Jahren <strong>Raiffeisen</strong>-Beobachtung<br />
und dokumentiert den ständig wachsenden<br />
Einfluß der <strong>Raiffeisen</strong> Landesbank OÖ und<br />
ihres Generaldirektors auf die Politik im<br />
Land, in der Lan des haupt stadt und den Ge -<br />
mein den und weit über Ober ös ter reich hin -<br />
aus.<br />
Die kulturelle Betrachtung des Themas<br />
steu ert An dre as Wahl mit sei nem beim Aus -<br />
tri an So ci al Fo rum (ASF) 2004 in Linz ver öf -<br />
fent lich ten Ver such „Der Gott aus der Ma -<br />
schine“ bei.<br />
Wenn der schwarze Landesvize Hiesl<br />
meint „Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt“ oder<br />
LH Pühringer resignierend feststellt „Leisten<br />
Sie sich das ein mal: Vom Scha rin ger ein ge -<br />
la den – und nicht kom men“ weiß man, dass<br />
die Politik eigentlich schon längst zugunsten<br />
des Kapitals abgedankt hat.<br />
Par al lel zum Wachs tum des schwar zen<br />
Kon zerns hat sich frei lich auch das Un be ha -<br />
gen über die sen Ein fluß ent wi ckelt und zu -<br />
nehmend entwickeln die Menschen auch<br />
eine natürliche Aversion gegen den Filz, der<br />
weit über das Land hin aus al les mit ei nem<br />
Schlei er über zieht der letzt lich al les lähmt.<br />
Mit dieser Dokumentation wollen wir dazu<br />
beitragen diesem Unbehagen die notwendi -<br />
ge Hintergrundinformation über die Mechanismen<br />
dieser Dominanz des Finanzkapitals<br />
beizusteuern.<br />
Leo Furt leh ner,<br />
KPÖ-Landessprecher,<br />
September 2009<br />
Im pres sum: Me dien in ha ber (Ver le ger), He raus ge ber,<br />
Hersteller: KPÖ-Oberösterreich, Me li char stra ße 8,<br />
4020 Linz, Te le fon +43 732 652156, Mail<br />
ooe@kpoe.at, Web http://ooe.kpoe.at<br />
[1994] Ein Macher mit angeborener Bauernschläue<br />
Regierung und Geldadel<br />
Wem gehört das Land<br />
Der Mann im Hin ter grund: Es ist si cher kein Zu fall, dass er bei der Be fra gung der<br />
Verlierer am Wahlabend des 9. Oktober 1994 im Presseclub des Landeskulturzen -<br />
trums Ur su li nen hof hin ter Ober ös ter reichs Lan des haupt mann Jo sef Rat zen böck<br />
(ÖVP) stand und des sen leid vol le Mie ne imi tier te. Wur de der CV-Bru der doch schon<br />
als Ratzenböcks Nachfolger gehandelt.<br />
Er möch te sich of fen bar die Mü hen der<br />
gewöhnlichen Politik nicht antun, hat er doch<br />
oh ne hin ge nug Macht und Ein fluss. Die<br />
Rede ist von Lud wig Scha rin ger, sei nes Zei -<br />
chens Boss der <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank<br />
Oberösterreich. Kürzlich gratulierte ihm die<br />
Wirtschaftskammer ausgiebig zu seiner Er -<br />
nennung zum Kommerzialrat und legte via<br />
„Medienservice“ seine steile Karriere offen.<br />
Angeborene Bauernschläue<br />
1972 trat Scha rin ger, ge bo ren 1942 in<br />
Arn reit, im bis heu te tief schwar zen Be zirk<br />
Rohr bach in den Dienst der Raiff ei -<br />
sen-Bank. Mit angeborener Bauernschläue<br />
avan cier te er be reits 1978 in die Ge schäfts -<br />
führung, seit 1985 ist er Generaldirektor einer<br />
Bankengruppe mit 190 selbständig bilanzierenden<br />
Banken, 451 Geschäftsstellen<br />
und dirigiert 2.600 Beschäftigte. Das<br />
Stammhaus, die <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank<br />
(RLB) ist mit 475 Mit ar bei tern zwar nach<br />
Oberbank, Sparkasse und VKB-Bank nur<br />
die viert grö ß te Bank zwi schen lnn und Enns,<br />
hat aber mit Ab stand die höch sten Mar gen<br />
bei Bilanzsumme, Teilbetriebsergebnis und<br />
Reingewinn pro Beschäftigten aufzuweisen.<br />
Es gibt kaum ein Gre mi um der ober ös ter -<br />
reichischen Geldwirtschaft, in dem Scharinger<br />
nicht, ver tre ten ist. Und als Drauf ga be<br />
mischt er auch im Auf sichts rat der (noch)<br />
ver staat lich ten VA-Stahl AG mit und gibt als<br />
Universitätslektor an der Johannes-Kepler-Universität<br />
den aufstrebenden „Mo -<br />
ney-Ma kers“Ez zes. Er hält we nig vom Pri va -<br />
tinsolvenzrecht und bezeichnet dieses Ge -<br />
setz zur Ent schul dung der Haus hal te, als<br />
„unmoralisches Angebot, sich auf Kosten<br />
der Gläu bi ger zu ent schul den“. Ein klein we -<br />
nig Ab hän gig keit von den Ban ken durch drü -<br />
cken de Schul den wird wohl noch er laubt<br />
sein.<br />
Aufgepickte Brösel<br />
Einen besonderen Namen hat sich diese<br />
Bank bei der Kolonisierung Südböhmens<br />
nach dem Zer brö seln des rea len So zia lis -<br />
mus gemacht. Gemeinsam mit bayrischen<br />
Konzernen sehen Oberösterreichs Indu -<br />
strie- und Geldmagnaten das nördliche<br />
Nachbarland offensichtlich als ihr ureigenstes<br />
Hin ter land an. Die RLB war eine der ers -<br />
ten Ban ken in Süd böh men und rühmt sich<br />
heu te, gut 80 Pro zent al ler in Tsche chien<br />
ansässigen österreichischen Firmen zu<br />
betreuen.<br />
Der historische Budweiser Stadtplatz ist<br />
heu te fest in West hand. Die für ihre Wirt -<br />
schaftsfreundlichkeit bekannten „OÖ Nachrich<br />
ten“ pro gnos ti zie ren, dass es dort in den<br />
nächsten Jahren „zu einem kleineren Ge -<br />
metzel westlicher Banken“ kommen wird.<br />
Scharinger mit seiner <strong>Raiffeisen</strong>-Bank<br />
hat da bei die Nase vorn: Er ließ sich dank<br />
einschlägiger Beziehungen, zum Honorar -<br />
kon sul er nen nen und mach te als sol cher in<br />
Bud weis der Cre me von Ka pi tal und Po li tik<br />
aus Oberösterreich und Südböhmen seine<br />
Aufwartung. In geradezu klassischer Kolonial-Manier<br />
werden die offiziellen Reden in<br />
Deutsch ge hal ten und dann über setzt. Un -<br />
terwürfige Lakaien versichern, dass das<br />
bald nicht mehr not wen dig sein wird, weil<br />
dann oh ne hin alle Deutsch spre chen.<br />
Zur Fei er des Ta ges durf te Raiff ei sen ein<br />
besonderes Privileg beanspruchen und sein<br />
be kann tes Gie bel kreuz mit den zwei Pfer de -<br />
köpfen auf der denkmalgeschützten Fassade<br />
plat zie ren. Mit da bei war auch der Lin zer<br />
Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ), was<br />
auf den ers ten Blick ver wun dern mag, wenn<br />
man die <strong>Raiffeisen</strong>-Expansion in Linz über -<br />
sieht.<br />
Rot-schwarze Spielchen<br />
Sichtbarer Ausdruck der <strong>Raiffeisen</strong>-Expan<br />
si on ist die Umgebung’ des Lin zer Süd -<br />
bahnhofmarktes, wo diese Bank ihren Sitz<br />
hat. Gleich ei nem Flä chen brand fres sen<br />
sich immer mehr <strong>Raiffeisen</strong>-Einrichtungen in<br />
die Um ge bung. Und da bei zeigt sich ein pi -<br />
kantes politisches Zusammenspiel zwischen<br />
dem „roten“ Bürgermeister Dobusch und<br />
dem „schwarzen“ <strong>Raiffeisen</strong>-General Scharinger.<br />
Ausgangspunkt dabei war die Errichtung<br />
des De sign-Cen ters durch die Stadt Linz mit<br />
einem Aufwand von rund einer Milliarde<br />
Schilling. Dafür wurden die Rücklagen geplün<br />
dert, in der Fol ge ex plo dier te die Ver -<br />
schul dung der Stadt zwi schen 1991 und<br />
1994 von 2.824 auf 16.759 Schil ling pro<br />
Kopf und Nase.<br />
Das Areal, auf dem heu te das DC steht,<br />
gehörte früher dem Nestle-Konzern, <strong>Raiffeisen</strong><br />
hat te je doch ein Vor kaufs recht. Den<br />
Verzicht darauf ließen sich Scharinger und<br />
Co. teuer abkaufen. So avancierte <strong>Raiffeisen</strong><br />
für mehrere Jahre zum hauptsächlichen<br />
Kreditgeber anstelle der „Hausbank“, der<br />
All ge mei nen Spar kas se, und ist auch in der<br />
DC-Betriebsgesellschaft vertreten.<br />
Groß zü gig zeig te sich die Stadt auch bei<br />
der Errichtung der Südbahnhof-Tiefgarage
Wem gehört das Land Seite 3<br />
durch die <strong>Raiffeisen</strong>-Tochterfirma LABA mit<br />
freizügigen Genehmigungen und Subventionen.<br />
Und die städtische Bauverwaltung<br />
schaute demonstrativ weg, als im siebenten<br />
Stock der RLB-Zentrale illegal Büroumbau -<br />
ten er folg ten. Statt Rüc kfüh rung auf den ur -<br />
sprünglichen Bauzustand erfolgte eine<br />
nachträgliche „Weißwaschung“ durch ein<br />
Zurechtbiegen des Bebauungsplanes. Für<br />
den <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern gelten andere Ge -<br />
set ze als für klei ne Häuslbauer.<br />
Die von Bür ger meis ter Do busch in die<br />
Wege geleitete „Sanierung“ des Bebauungsplanes<br />
für das betreffende Gebiet<br />
stand in of fe nem Wi der spruch zum „Isch ler<br />
Erkenntnis“ des Verfassungsgerichtshofes,<br />
wonach eine nachträgliche „Absegnung“<br />
von illegalen Baumaßnahmen nicht zulässig<br />
ist, und wur de da her von Ju ris ten auch als<br />
„glatter Rechtsbruch“ bezeichnet. Weggeschaut<br />
hat te die Stadt schon vor her bei der<br />
Errichtung eines städtebaulich hässlichen<br />
Bürokomplexes an der Khevenhüllerstraße.<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-City<br />
Im Jah re 1994 er folg te eine wei te re Raiff -<br />
eisen-Expansion: Gegenüber dem DC wur -<br />
den großflächig Altobjekte abgerissen, an<br />
ihre Stel le tritt ei ner der schon satt sam be -<br />
kannten Büro, Geschäfts-Komplexe, ein typisches<br />
Spekulationsobjekt, in dem Banken<br />
ihre überschüssigen Profite anlegen. Vor -<br />
läu fig hat sich Raiff ei sen al ler dings die Zäh -<br />
ne bei dem Ver such aus ge bis sen, das Areal<br />
des Gasthauses Fischereder zu erwerben.<br />
Die Eigentümer verkauften nicht.<br />
Das Vier tel um den Süd bahn hof markt<br />
wird mit kräf ti gem Zu tun der Stadt Linz im -<br />
mer mehr zur Raiff ei sen-City, zu ei ner Stadt<br />
in der Stadt. Ge mäß der Li nie der eta blier ten<br />
Politik wurde eine nichtssagende Straßen -<br />
kreu zung mit den An ti po den RLB, DC und<br />
ORF zum „Eu ro pa-Platz“ aufgewertet.<br />
Die tiefere Symbolik dabei liegt darin,<br />
dass sich Linz seit Amt san tritt von Bür ger -<br />
meis ter Do busch im Jah re 1988 vom einst<br />
selbstverständlichen Bekenntnis zur Ver -<br />
staat lich ten in Form von Vo est und Che mie<br />
ent fernt hat und das „mo der ne“ Ka pi tal for -<br />
ciert. Das Mot to „Wem ge hört die Stadt“ gilt<br />
bei Raiff ei sen für die Stadt mit te, in Ur fahr für<br />
das Schweizer Konsortium Suter+Suter und<br />
im Sü den der Stadt für die Linz-Tex til, im<br />
Besitz der Thyll-Gruppe (Schweiz),- de ren<br />
Generaldirektor Dionys Lehner als umtriebi -<br />
ger Berater der Stadtpolitiker gilt und auch<br />
die Aufnahme von Anleihen in Milliardenhöhe<br />
bei der Schweizer Leu-Bank durch die<br />
Stadt Linz eingefädelt haben dürfte.<br />
Sommernachts(alp)traum<br />
So wie als Qualifikation für Politiker von<br />
heute immer mehr deren schauspielerisches<br />
Ta lent gilt, so fin den die tie fe ren po li ti -<br />
schen Entscheidungen ihren Niederschlag<br />
in den Klatsch spal ten von „Lan des haupt -<br />
blättern“ und anderen Gazetten. Solchen<br />
Kolumnen konnte man im Hochsommer<br />
1994 ent neh men, dass Scha rin ger mit sei -<br />
nem Schwager, dem ÖVP-Abgeordneten<br />
Hofer, auf dessen elterlichem Bauernhof in<br />
Prambachkirchen ein rauschendes<br />
Sommerfest ausgerichtet hat.<br />
Als Gast fand sich ne ben an de rer so zial -<br />
demokratischer Schickeria dort auch der<br />
Linzer Bürgermeister Dobusch ein. Für einschlägige<br />
„Fachgespräche“ dürfte demnach<br />
trotz der Hit ze des Som mers gesorgt<br />
gewesen sein.<br />
Leo Furtlehner, Volksstimme, 49/1994,<br />
7. Dezember 1994<br />
O-Ton Ludwig<br />
Scharinger<br />
Scharinger himself…<br />
Man kann die OberösterreicherIn -<br />
nen nicht zum Bör se gang der lan des -<br />
eigenen Energie AG befragen, weil<br />
sie von der Bör se nichts ver ste hen.<br />
Zum Bör se gang der Ener gie AG im<br />
Sommer 2007<br />
Ich fin de aber, man soll te ein für<br />
alle Mal auf hö ren mit die ser Neid ge -<br />
nos sen schaft und sich über sei ne Er -<br />
folge freuen.<br />
Uns kann nichts mehr brem sen.<br />
Ich habe nicht das Pro blem, dass<br />
ich im mer noch mehr ma chen möch te,<br />
son dern dass uns wahn sin nig viel auf -<br />
gedrängt wird.<br />
Ich bin eine Aktiengesellschaft.<br />
ORF-Dis kus si on über Über nah me<br />
von Böh ler-Ud de holm durch die<br />
voestalpine, 29. März 2007<br />
Mich kann jeder kritisieren, wenn<br />
er Recht hat. Im an de ren Fall soll te er<br />
beim nächs ten Mal vor her gut nach -<br />
denken. OÖN 16.10.2007<br />
Bei der Pri va ti sie rung war ich im -<br />
mer da bei. OÖN 16.10.2007<br />
…seine schwarzen Jünger…<br />
Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt.<br />
Wenn ich zum Fens ter raus schau,<br />
sehe ich den Dom, den Pöst ling berg<br />
und den <strong>Raiffeisen</strong>-Würfel. LHStv.<br />
Franz Hiesl<br />
Wenn´s mich nicht mehr freut, rede<br />
ich mit dem Lud wig we gen ei nes ge -<br />
scheiten Jobs. Helmut Feilmayr,<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Betriebsrat und AK-Vi -<br />
zepräsident (ÖAAB)<br />
Leis ten Sie sich das ein mal: Vom<br />
Scharinger eingeladen – und nicht<br />
kommen. LH Jo sef Püh rin ger<br />
Sei ne Stär ken sind si cher zum ei -<br />
nen die Selbst di szi plin, die er sehr<br />
stark aus sei ner Her kunft be zieht. Zur<br />
Selbstdisziplin kommt die Konsequenz,<br />
die An for de rung an die ei ge ne<br />
Lei stung. Dazu ad diert sich sei ne un -<br />
schlagbare Bauernschläue, die er mitbe<br />
kom men hat. Auch ein ge wis ser<br />
Mut ter witz, der manch mal eine Mi -<br />
schung aus gespielter Naivität und<br />
Sarkasmus ist, sowie der unbedingte<br />
Wil le, alle Din ge mit de nen er sich be -<br />
schäftigt verstehen zu wollen. Hel mut<br />
Kukacka, ehemaliger Staatssekre -<br />
tär und NR-Ab ge ord ne ter<br />
Als <strong>Raiffeisen</strong>-Boss Scharinger während der EU-Präsidentschaft Österreichs 2008 zu<br />
ei nem Fi nanz gip fel nach Linz ge la den hat te de mon strier te die KPÖ für Um ver tei lung.
Seite 4 Wem gehört das Land<br />
[1997] Der schwarze <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern dirigiert Oberösterreich<br />
„Wir haben uns ganz schön was<br />
getraut...“<br />
„Sper ren Sie die Bank auf und han deln Sie!“ sag te der Ex-Ge ne ral se kre tär und der<br />
Ban ker wird sich wohl an die ses Mot to hal ten. Was Mi chail Gor bat schow – ver mit telt<br />
vom Gor bat schow-Spe zi, Bus un ter neh mer und ehe ma li gen ÖVP-Vi ze bür ger meis ter<br />
„Gustl“ Heu ber ger aus Peu er bach - bei der Er öff nung der Mos kau er Fi li ale im März<br />
1997 zu ihm sag te, ist für Raiff ei sen-Lan des bank-Chef Lud wig Scha rin ger näm lich<br />
schon lan ge all täg lich, wie die Ent wic klung der „schwar zen“ Bank an schau lich zeigt.<br />
Da darf der Generaldirektor zur Entspannung<br />
schon mal Rais sa Gor bat scho wa die<br />
Hand küs sen und ei nen de vo ten Büc kling<br />
ma chen und dem Ge mahl den Dank des Ka -<br />
pi tals ab stat ten und ihn als „ei nen der grö ß -<br />
ten Politiker des Jahrhunderts“ loben. Die<br />
Aufforderung Gorbatschows, „man müsste<br />
so gar noch viel stär ker und ener gi scher<br />
nach Russ land kom men“ wird sich Scha rin -<br />
ger wohl nicht zwei mal sa gen las sen. Denn<br />
mit Ex pan si on hat der wohl mäch tigs te<br />
Mann von Oberösterreich einige Erfah -<br />
rung…<br />
Bankenkolonie Böhmen<br />
Schließlich hat <strong>Raiffeisen</strong> gezielt seit<br />
dem Fall des „ei ser nen Vor han ges“ – der als<br />
Ironie der Geschichte unter Berufung auf<br />
das Schengener Abkommen gegen uner -<br />
wünschte Eindringlinge in das „Europa der<br />
Kon zer ne“ jetzt von der an de ren Sei te wie -<br />
der auf ge zo gen wird - im Nor den Süd- und<br />
Westböhmen bankenmäßig erschlossen.<br />
Bis dato gibt es Raiff ei sen-Fi lia len in<br />
Prag, Bud weis, Kru mau, Brünn, Mäh -<br />
risch-Ostrau, Kö nig grätz und Pil sen mit ei -<br />
nem Geschäftsvolumen von immerhin 1.9<br />
Mrd. S, ge plant sind wel che in Ol mütz, Aus -<br />
sig und Karls bad. Die schwe re Ban ken kri se<br />
in Tsche chien im Jah re 1996 kam wie ge ru -<br />
fen und nütz te <strong>Raiffeisen</strong>.<br />
Prä sent ist Raiff ei sen auch im be nach -<br />
bar ten Bay ern mit ei ner Fi li ale in Pas sau.<br />
Dort residiert auch der erzkonservative Me -<br />
dienkonzern Kapfinger, mit dem <strong>Raiffeisen</strong><br />
nicht nur eine Beteiligung am Landesverlag<br />
und der in elf Aus ga ben er schei nen den oö<br />
Monopol-Wochenzeitung „Rundschau“ ver -<br />
bindet, sondern auch die Kolonisierung der<br />
tschechischen Medienlandschaft durch Kapfinger<br />
Das Binnengrenzprogramm INTERREG<br />
II Bayern-Österreich mit Anbindung von<br />
Süd- und West böh men ist da her für die se<br />
Kooperation wie maßgeschneidert. Scharingers<br />
Cre do: „Un ser Wirt schafts raum ist Böh -<br />
men und Ost bay ern“.<br />
1.7 Milliarden für die Hypo<br />
Derzeit ist aber Expansion im eigenen<br />
Land an ge sagt: Im Herbst 1996 kauf te Raiff -<br />
ei sen um 1.7 Mrd. S 49 Pro zent der lan des -<br />
eigenen Hypo-Bank (Bilanzsumme 34.5<br />
Mrd. S) mit ei ner Op ti on auf den Er werb des<br />
Rests und stach da mit das An ge bot der ver -<br />
bliebenen Konkurrenz – ein Bieterkonsortium<br />
von Allgemeine Sparkasse und Erste –<br />
von 930 Mio. S lo cker aus. Der Er lös die ser<br />
Pri va ti sie rung, die nur von der KPÖ un ter<br />
anderem auch wegen möglicher negativer<br />
Auswirkungen auf Wohnbaufinanzierung mit<br />
ei nem Kre dit vo lu men von 42 Mrd. S grund -<br />
sätz lich ab ge lehnt wur de, wird von Fi nanz -<br />
re fe rent LHStv. Leitl in ei nen „Zu kunfts -<br />
fonds“ ge steckt und ist mit ein Grund über<br />
das „Bud get wun der“ im oö Land haus.<br />
Der in der Ban ken sze ne mit Ver wun de -<br />
rung aufgenommene hohe Kaufpreis hängt<br />
wohl damit zusammen, dass Scharinger mit<br />
der Hypo eine Expansionsmöglichkeit in<br />
Rich tung Wien sieht, was auf grund des Re -<br />
gionalitätsprinzips durch <strong>Raiffeisen</strong> direkt<br />
nicht mög lich ist. Den ers ten Vor stoß für die<br />
Hypo-Übernahme hatte Scharinger übri -<br />
gens schon 1987 bei sei nen Par tei freun den<br />
in der Landesregierung deponiert und bewies<br />
so mit sei nen lan gen Atem.<br />
Der „Geldbaron“ und der<br />
„Salzbaron“<br />
Der nächs te Bro cken für das schwar ze<br />
Finanzimperium waren die Salinen Austria<br />
AG (Jahresproduktion 500.000 Tonnen), die<br />
von der ÖIAG am 14. April 1997 im Auf trag<br />
der Regierung entsprechend der Privatisierungsstrategie<br />
der Koalition verhökert wer -<br />
den. Hauptinteressent dafür war von Anfang<br />
an Ex-Finanzminister Hannes Androsch in<br />
Kooperation mit Scharingers <strong>Raiffeisen</strong> und<br />
man gab sich ganz pat rio tisch und warn te<br />
vor ei nem Ver kauf der Sa li nen an das Aus -<br />
landskapital<br />
Androsch/Scharinger boten zunächst<br />
700 Mio. S, ein Kon sor ti um der bay ri schen<br />
Süd salz (49 Pro zent) ge mein sam mit der<br />
Wiener <strong>Raiffeisen</strong>-Tochter Agrana (51 Pro -<br />
zent) 750 Mio. S, der fran zö sisch-ame ri ka ni -<br />
sche Salz rie se Sa lins du Midi (13 Sa li nen,<br />
3.5 Mio. Ton nen Pro duk ti on) mit 900 Mio. S.<br />
Der belgische Solvay-Konzern und der<br />
US-Salzriese Harries Corp. hatten schon<br />
vorzeitig das Handtuch geworfen.<br />
Ihr niedrigeres Angebot besserten Androsch<br />
und Raiff ei sen durch ein mit 200 Mio.<br />
S bewertetes Tourismus-Konzept für das<br />
strukturschwache Salzkammergut und Ausseerland<br />
sowie Gewerbeparks für Ebensee<br />
und Bad Aus see auf und hat ten da mit nicht<br />
nur die Ge mein den der Re gi on und die Lan -<br />
des po li ti ker, son dern auch die um ihre Ar -<br />
beitsplätze fürchtenden 320 Beschäftigten<br />
auf ihre Sei te ge bracht. Der Sa li nen-Be -<br />
triebsratschef, SPÖ- Nationalratsabgeord -<br />
nete und frenetischer Euro-Vorkämpfer Rainer<br />
Wim mer (SPÖ) er wies sich als eif rig ster<br />
Verfechter einer solchen österreichischen<br />
Lösung und sprayte höchstpersönlich „Kein<br />
2. Semperit“ auf Plakate der Bürgerinitiative<br />
„Un ser Salz“. Ob wohl das Er geb nis ei nes<br />
solchen „Kampfes“ der Beschäftigten für die<br />
In ter es sen der Chefs nach dem Lyo -<br />
cell-Konflikt bei der Len zing AG und dem<br />
Verschenken der AMAG hinreichend deut -<br />
lich ge wor den sein müsste.<br />
Die Fra ge, wa rum man ei nen flo rie ren -<br />
den Be trieb wie die Sa li nen über haupt ver -<br />
kauft, wur de au ßer von der KPÖ und den<br />
Grü nen im Ge mein de rat von Bad Ischl im<br />
Zeit al ter der „Sach zwän ge“ nicht mehr ge -<br />
stellt. Der Wert der Sa li nen AG sac kte mit<br />
dem Weg fall des Salz mo no pols als Fol ge<br />
des EU-Bei tritts stark ab, so dass von 1995<br />
auf 1996 der Um satz von 960 auf 820 Mio. S<br />
zu rüc kging und der Ge winn im rei nen Salz -<br />
ge schäft von 80 auf sechs Mio. S schrumpf -<br />
te. Das hin der te den Bund frei lich nicht,<br />
noch rasch sei ner „Toch ter“ eine Son der di -<br />
vidende von einer Milliarde abzuknöpfen,<br />
wodurch die Eigenkapitalquote auf 38<br />
Prozent sank.<br />
Frei lich war auch die Kon kur renz nicht<br />
untätig, Südsalz-Geschäftsführer Fried rich<br />
Räuchle bezeichnete Androschs Touris -<br />
mus-Konzept als bloße Marketing-Strategie<br />
und als eben so frag wür dig wie an ge sichts<br />
des Über an ge bots am Salz markt die Ex pan -<br />
sionsstrategie des „Salzbarons in Lederho -<br />
sen“ mit Wahlheimat Ausseerland einen drit -<br />
ten Ver damp fer in Be trieb neh men zu wol -<br />
len. Eine Ex pan si on, zu wel cher im Ma na ge -<br />
ment der SAG ent setzt ge äu ßert wur de:<br />
„Wir kön nen den Preiskampf gegen<br />
Billigsalz aus Osteuropa nur verlieren.“<br />
Androsch und Scharinger pokerten jedoch<br />
rich tig, sie er hiel ten am 14. April den<br />
Zu schlag, nach dem sie ihr An ge bot auf 830<br />
Mio. S er höht und da mit Agrana-Südsalz um<br />
50 Mio. S über bo ten hat ten. In der „neu en“<br />
Salinen AG halten Androsch und <strong>Raiffeisen</strong><br />
jeweils 48.75 Prozent, Ex-Salinendirektor<br />
Kurt Tho ma nek ist mit 2.5 Pro zent be tei ligt.<br />
Die Salinen-Beteiligungen an der Sportarti -<br />
kelfirma Fischer Advanced Composites<br />
(FAC) und der Gewürzfirma Kotany wollen<br />
die neuen Eigentümer verkaufen, gemeinsam<br />
mit dem Ma na ge ment der An -<br />
drosch-Firma AT&S will man die Sa li -<br />
nen-Be leg schaft mit 10 Pro zent beteiligen –<br />
wohl um sie damit besser in die Pflicht<br />
nehmen zu können.<br />
Auch die Über nah me der im öf fent li chen<br />
Besitz stehenden Dachstein-Fremdenver -<br />
kehrs AG ha ben sie ins Auge ge fasst. Nun<br />
wird sich zei gen, wie rea lis tisch die Ver spre -<br />
chun gen von An drosch und Scha rin ger für<br />
das Salz kam mer gut sind und wie si cher die
Wem gehört das Land Seite 5<br />
noch verbliebenen Salinen-Arbeitsplätze<br />
sind. Im Salzgeschäft wird eine Kooperation<br />
mit ei nem „star ken Part ner“ über legt – da mit<br />
könn te der beim Rit tern um die Sa li nen so<br />
geschmähte Konkurrent Agrana-Südsalz<br />
durch die Hintertür wieder ins Geschäft<br />
kommen.<br />
Das schwarze Imperium<br />
Das <strong>Raiffeisen</strong>-Konglomerat nimmt immer<br />
grö ße re For men an: Zum Kon zern ge -<br />
hören die <strong>Raiffeisen</strong> Reisewelt und deren<br />
Tochterfirma Optimundus, die mit 453 Ver -<br />
kaufsstellen in den Raika-Bankplätzen flä -<br />
chendeckend präsent sind, Ihre Spezialität<br />
ist der Don au tou ris mus, wo bei sie mit den<br />
Donautalgemeinden und der Passauer Ree -<br />
de rei Wurm und Köck – die nach der Li qui -<br />
die rung der staat li chen DDSG durch die<br />
Koalition dominant ist - kooperieren. Weitere<br />
Beteiligungen gibt es am Landesverlag, der<br />
Intertrading, dem Konservenhersteller Efko,<br />
der Fix bau, am Lin zer De sign-Cen ter, dem<br />
Europaplatzcenter in Linz, am Softwarepark<br />
Hagenberg und dem Thermenzentrum<br />
Geinberg.<br />
Dass Raiff ei sen ein Macht fak tor in Ober -<br />
österreich ist, streitet Scharinger in pfäffischer<br />
Bescheidenheit ab. Seine Definition:<br />
„Wir sind halt in ei ner Po si ti on, in der wir für<br />
das Land viel ma chen kön nen.“ Wei te re Ex -<br />
pan si on ist auf je den Fall an ge sagt, die<br />
„Kriegs kas se“ der Bank kann für Be tei li gun -<br />
gen 2.8 Mrd. S locker machen.<br />
Die Zeitrechnung in der Präsentation der<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank beginnt mit dem<br />
Jahre 1985, als Scharinger zum Generaldi -<br />
rek tor auf stieg. Seit her hat sich das Ge -<br />
schäftsvolumen verdreifacht – mit weniger<br />
Per so nal, ver steht sich. Wie ein Spin nen -<br />
netz sichern 453 rechtlich selbständige<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Genossenschaften und 3.623<br />
Beschäftigten den Einfluss des Konzerns<br />
(Bilanzsumme 127 Mrd. S).<br />
Vor läu fig nicht zum Zug ge kom men ist<br />
Raiff ei sen beim Er werb der von der Re gie -<br />
rung auf dem Silbertablett servierten 49-pro -<br />
zentigen Bundesanteil an der PSK, obwohl<br />
sich gerade Scharinger – dessen Rolle auch<br />
im bundesweiten Imperium der verschiedenen<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Gruppen immer wichtiger gewor<br />
den ist – da bei sein Ge wicht be son ders<br />
in die Waag scha le ge wor fen hat. Nicht zu -<br />
letzt mit der im Zu sam men hang mit Plä nen<br />
des Post-Vor stan des nach der Aus glie de -<br />
rung des Bundesunternehmens aus dem<br />
Budget beabsichtigten massenhaften<br />
Schließung von Postfilialen entstandenen<br />
Idee, in den Landgebieten doch einfach in<br />
den <strong>Raiffeisen</strong>kassen Postdienste mit<br />
anzubieten.<br />
„Spezi“ Dobusch<br />
Wo die oft bis zu hun dert Jah re zu -<br />
rückreichende Tradition und Verankerung<br />
fehlt wur den neue „Freund schaf ten“ auf ge -<br />
baut und geschäftsmäßig umgesetzt. Etwa<br />
in Linz, wo der „rote“ Bür ger meis ter Do -<br />
busch – ein Studienkollege Scharingers - als<br />
enger „Spezi“ des „schwarzen“ Scharinger<br />
und nach der Preis ga be der Ver staat lich ten<br />
durch die Sozialdemokratie – neben einigen<br />
Auslandskonzernen – als neue Leitgröße<br />
gilt.<br />
Ausgangspunkt dafür war die Kooperati -<br />
on zwi schen Raiff ei sen und Stadt bei der Er -<br />
rich tung des De sign-Cen ters: Für das Lieb -<br />
lings pro jekt von Do busch als Ge schenk an<br />
die Wirtschaft wurden eine Milliarde Schilling<br />
Steuergelder lockergemacht. Das am<br />
Europaplatz situierte DC hat aber auch symbo<br />
li sche Be deu tung, ist dort doch auch die<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank, die Bundesländerversicherung<br />
und als mediale Abrundung<br />
der ORF zu fin den. Gleich zei tig ist die ser<br />
Platz aber auch Aus druck der dem Zeit geist<br />
entsprechenden städtebaulichen Kälte und<br />
der Dominanz von Kapital über soziale<br />
Interessen.<br />
Mit zwei Gro ß pro jek ten will der schwar ze<br />
Riese Linz prägen: In Kooperation mit ÖBB<br />
und Stadt Linz will Raiff ei sen im Zuge des<br />
Umbaues des Hauptbahnhofes zu einer unterirdischen<br />
Nahverkehrsdrehscheibe an<br />
der Oberfläche einen riesigen Büro-, Ge -<br />
schäfts- und Wohn kom plex mit 58.000 Qua -<br />
dratmeter Nutzfläche und 1.400 Garagen -<br />
plätzen errichten. Und unter Federführung<br />
von Ex-Finanzminister Lacina hat ein Bankenkonsortium<br />
in dem <strong>Raiffeisen</strong> prominent<br />
vertreten ist die Finanzierung der Umfah -<br />
rung Ebels berg für 1.4 Mrd. in die Hand ge -<br />
nom men und soll die se per „Schat ten maut“<br />
an die Stadt Linz ver lei hen. Die Aus lie fe rung<br />
öffentlicher Aufgaben an das Finanzkapital<br />
macht sichtbare Fortschritte…<br />
Das „soziale Geschehen<br />
mitgestalten“<br />
In ei nem In se rat im ÖVP-Blatt „Wir Ober -<br />
österreicher“ präsentierte sich <strong>Raiffeisen</strong> mit<br />
„wichtigen Projekten“ für Oberösterreich und<br />
brüs te te sich „bis hin aus in die ein zel nen<br />
Orte“ nicht nur die Wirt schaft, son dern auch<br />
„das soziale Geschehen mitgestalten“ zu<br />
wollen. Angesichts so vielen Einflusses stellt<br />
sich zwangs läu fig die Fra ge, wie es Raiff ei -<br />
sen und Scha rin ger mit der Po li tik hal ten. „In<br />
die Po li tik geht man nicht, man wird ge ru fen“<br />
er klärt dazu der „schwar ze Ge ne ral“ de vot<br />
und fügt sa lo mo nisch hin zu: „Man kann nicht<br />
mit ei nem Fuß in der Po li tik und mit ei nem in<br />
der Wirt schaft ste hen.“ Er will am liebsten<br />
„im Hintergrund wichtige Brücken schlagen“.<br />
Vor ei ni gen Jah ren war der mit an ge bo -<br />
rener Bauernschläue behaftete CV-Bruder<br />
Scha rin ger – der nicht nur Vi ze chef der Sek -<br />
tion Geldwirtschaft in der Wirtschaftskammer<br />
ist, son dern sich auch sei ner Un ter stüt -<br />
zung für SOS-Mit mensch rühmt - noch als<br />
potentieller Ratzenböck-Nachfolger als Lan -<br />
des haupt mann im Ge spräch. Heu te wird er<br />
sich das wohl nicht mehr an tun, hat er doch -<br />
vergleichbar mit Bank-Austria-Chef Gerhard<br />
Ran da nach dem CA-Deal auf Bun des ebe -<br />
ne – eine neue Stu fe der Macht er reicht:<br />
Das Fi nanz ka pi tal bestimmt, die Politik ist<br />
nur mehr Ausführungsorgan.<br />
In einer nostalgischen Reminiszenz an<br />
seine Studienzeit meinte Scharinger zum<br />
30-Jahre-Jubiläum der Gründung der Linzer<br />
Johannes-Kepler-Universität im Jah re 1966<br />
„Da mals ha ben wir uns ganz schön et was<br />
zu ge traut“. Wie wahr, aber freilich nicht nur<br />
damals…<br />
Leo Furtlehner, Volksstimme, 17/1997,<br />
24. April 1997<br />
O-Ton Ludwig<br />
Scharinger<br />
...seine schwarzen Jünger<br />
Durch seinen selbstbewussten, er -<br />
folgreichen Führungsstil besteht die<br />
Ge fahr, dass er Kri tik nicht mehr an<br />
sich he ran lässt. Es gibt nur mehr we -<br />
ni ge Leu te, die in der Lage sind, ihm<br />
auch kritisch gegenüberzutreten.<br />
Machtbewusste und erfolgverwöhnte<br />
Men schen hö ren Kri tik nur un gern,<br />
das trifft wohl auch auf ihn zu. Hel mut<br />
Kukacka<br />
Lud wig, in die Po li tik gehst du mir<br />
nur hin über, wenn du es un be dingt<br />
willst und wenn es un be dingt sein<br />
muss. Du kannst in der Bank mehr tun<br />
und mehr ge stal ten. Erwin Wenzl,<br />
ehem. Lan des haupt mann<br />
Er ist ein Ge winn für den ös ter rei -<br />
chischen Bauernstand, für Heimat<br />
und Va ter land und man kann nur sa -<br />
gen, Gott sei Dank, dass wir so ei nen<br />
Bersch’ ha ben. Erwin Wenzl<br />
Als Lud wig Scha rin ger die Kas -<br />
senräume des <strong>Raiffeisen</strong>sektors<br />
Oberösterreich betrat, war schnell<br />
klar, wer ab nun was nicht tun darf,<br />
und vor al lem war klar, dass die Raiff -<br />
ei sen Lan des bank OÖ al les – wirk lich<br />
al les ma chen kann. Am An fang die ser<br />
neuen Zeitrechnung haben sich die<br />
Ge nos sen in der Zen tra le in Wien<br />
noch ge dacht „darf er denn das“ und<br />
dabei vollkommen übersehen, was<br />
schon al les ge sche hen ist. Das ist<br />
Ludwig Scharinger, der Rebell. Claus<br />
Raidl, GD Böh ler-Ud de holm und<br />
Ex-Kanzler Schüssels Wirtschaftsberater
Seite 6 Wem gehört das Land<br />
[2000] Der „schwar ze“ Scha rin ger kann mit dem „ro ten“ Do busch<br />
<strong>Raiffeisen</strong> bestimmt zunehmend<br />
die Politik<br />
„Wir se hen, wie Scha rin ger bei uns he rum hirscht“, meint Salz burgs Raiff ei -<br />
sen-Chef Holz tratt ner lie be voll über sei nen seit 1985 als Chef der Raiff ei sen-Lan des -<br />
bank (RLB) Ober ös ter reich am tie ren den Kol le gen Lud wig Scha rin ger und be merkt<br />
spitz, dass der in Insiderkreisen als „Luigi Moneti“ oder „Killerpatriot“ titulierte Scha -<br />
ringer keinen Anlass „und sei´s eine Bezirksfleischer-Versammlung irgendwo in den<br />
Bergen“ auslässt, um weiter im Revier des <strong>Raiffeisen</strong>verbandes Salzburg einzudrin -<br />
gen und sei nen „ge nos sen schaft li chen Amok lauf“ fort zu set zen.<br />
Im „Wirtschaftsblatt“-Porträt hat Scharinger<br />
sein Re vier recht ein deu tig ab ge steckt:<br />
Al les was im Ra di us von 300 km um Linz<br />
liegt, ge hört dazu. Denn, so Scha rin ger,<br />
„300 Ki lo me ter macht man an ei nem Tag,<br />
Darüber hinaus wird´s unwirtlich.“ Die Über -<br />
nahme der sozialdemokratisch geführten<br />
Bank Aust ria durch den deut schen Fi nanz -<br />
riesen HypoVereinsbank sieht er gelassen.<br />
Nach sei ner Theo rie blei ben zwi schen den<br />
Felsblöcken der großen Bankkonzerne gro -<br />
ße Lö cher und die will die RLB als „Re gio nal<br />
Player“ ausfüllen um ein „mitteleuropäisches<br />
Gobelin der Wirtschaftsmacht“ zu weben.<br />
Da bei steigt er mit Vor lie be an de ren auf<br />
die Ze hen und nennt das „Si che rung von<br />
Distributionsmöglichkeiten“. Die „anderen“<br />
sind meist seine <strong>Raiffeisen</strong>-Kollegen, denen<br />
er die ehedem strikt abgesteckten Reviere<br />
strei tig macht, etwa in dem sich die RLB de -<br />
mon stra tiv mit 49.9 Pro zent an der Hypo<br />
Salz burg be tei lig te oder vor der Nase der<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank (RZB) zum Missfallen<br />
de ren Boss Chris ti an Kon rad in Wien ein<br />
„Oberösterreich-Haus“ errichtete – denn<br />
„die Enns ist für uns kei ne De mar ka tions li -<br />
nie“ wie Scha rin ger bemerkt.<br />
Wachsendes schwarzes<br />
Spinnennetz<br />
Das schwarze <strong>Raiffeisen</strong>-Imperium ist<br />
mittlerweile mit 177 Beteiligungen fast unüber<br />
schau bar und er streckt sich weit über<br />
den Bankenbereich hinaus auf Industriebe -<br />
teiligungen (Salinen, FACC...), Tourismus<br />
(Dachstein, Therme Geinberg...), EDV<br />
(Softwarepark Hagenberg, Gemdat, Ra -<br />
con...), Nah rungs mit tel (AMF, efko...) bis zu<br />
Medien (Landesverlag...) konzentriert im<br />
Städteviereck Linz-Salzburg-Regensburg-<br />
Bud weis und hat der zeit nicht we ni ger als<br />
136 Projekte mit einer Investitionssumme<br />
von 10 Mrd. S laufen.<br />
Die RLB „begleitet“ 520 österreichische<br />
Unternehmen bei Geschäften in Bayern und<br />
umgekehrt 150 bayrische Firmen in Öster -<br />
reich, ebenso 380 österreichische Firmen in<br />
Tsche chien – wo die RLB be reits über 20<br />
Bank plät ze ver fügt und 9 wei te re plant – und<br />
umgekehrt 100 tschechische in Österreich.<br />
Das in Budweis errichtete <strong>Raiffeisen</strong>-Haus<br />
steht ebenso exemplarisch für den kapitalistischen<br />
Neokolonialismus im nördlichen<br />
Nachbarland wie die Übernahme faktisch aller<br />
Regionalzeitungen durch den mit <strong>Raiffeisen</strong><br />
eng verbundenen Passauer Medienmulti<br />
Kapfinger. Für die landeseigene Ener -<br />
gie AG sei nes Ta roc kfreun des Leo Windt ner<br />
kaufte Scharingers Bank in Südböhmen als<br />
Platzhalter Aktien von Energiegesellschaften<br />
um mindestens eine Milliarde Schilling<br />
auf. Dass sich Scha rin ger so ne ben bei zum<br />
Honorarkonsul Tschechiens in Oberöster -<br />
reich adeln ließ, run det die se Geschäfte ab.<br />
Aus den einst zur bäu er li chen Selbst hil fe<br />
gegründeten <strong>Raiffeisen</strong>genossenschaften<br />
ist ein gefräßiger Multi geworden, der zuneh<br />
mend der Po li tik sagt, wo es lang zu ge -<br />
hen hat. Scha rin ger, der zu Rat zen böcks<br />
Zei ten mit der Füh rungs rol le in der ÖVP<br />
lieb äu gel te, kann mit Fug und Recht als der<br />
ei gent lich star ke Mann hin ter der ÖVP in<br />
Oberösterreich bezeichnet werden, auch<br />
wenn er sich lie ber als der „heim li cher Fä -<br />
denzieher“ verkaufen lässt.<br />
Sozialdemokratie an die Brust<br />
genommen<br />
Mit gewiefter Bauernschläue hat <strong>Raiffeisen</strong><br />
aber längst auch den neo li be ra len Flü -<br />
gel der SPÖ an die Brust ge nom men und<br />
damit die politischer Verlotterung der Sozialdemokratie<br />
deutlich gemacht. Vor der Landtagswahl<br />
1997 waren <strong>Raiffeisen</strong>-Inserate<br />
glei cher ma ßen im ÖVP-Blatt „Wir Ober ös -<br />
ter rei cher“ als auch im SPÖ-Blatt „Viel bes -<br />
ser“ zu fin den. Be kannt ist die Ko ope ra ti on<br />
zwi schen Scha rin gers RLB und dem vom<br />
einstigen „Leider nein Millionär“ zum milliardenschweren<br />
Industriellen aufgestiegenen<br />
einstigen SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch<br />
beim Er werb der staat li chen Sa li nen<br />
AG.<br />
Und in Linz kooperiert Bürgermeister<br />
Franz Do busch mit der von sei nem ein sti -<br />
gen Studienkollegen Scharinger geführten<br />
Bank in ei ner Art und Wei se, dass der ÖVP<br />
nur mehr das Nach se hen bleibt. Nach dem<br />
die Ende der 80er Jah re ho fier te Schwei zer<br />
Planungs- und Consulting-Gesellschaft Suter+Su<br />
ter in die Plei te ge schlit tert ist, hat of -<br />
fensichtlich <strong>Raiffeisen</strong> diese Rolle übernom -<br />
men und mittlerweile bei allen wichtigen<br />
Pro jek ten in Linz die Nase (und das Geld)<br />
drin, nicht zu letzt durch ein von Raiff ei sen<br />
entwickeltes Cash-Management für die<br />
Stadtkämmerei des Linzer Magistrats.<br />
Als Vorzeigeprojekt dient dabei etwa die<br />
Umfahrung Ebelsberg, die von <strong>Raiffeisen</strong><br />
um 1.3 Mrd. S er rich tet wur de und von der<br />
Stadt Linz mit tels ei ner „Schat ten maut“ ab -<br />
ge stot tert wird. Die da für 23 Jah re lang jähr -<br />
lich an fal len den 70 Mio. S ver dop peln frei -<br />
lich in Sum me den auf die Stadt un ter Be -<br />
rücksichtigung eines Landeszuschusse von<br />
500 Mio. S ent fal len den An teil von 0.8 auf<br />
1.61 Mrd. S. Für Raiff ei sen rech net sich hin -<br />
ge gen das Pro jekt be reits nach 46 Mo na ten.<br />
Die Ach se Dobusch-Scharinger wur de bei<br />
die ser Um fah rung auch mit der sym bol -<br />
trächtigen Benennung des „Mona-Lisa-Tun -<br />
nels“ nach den Gat tin nen Mo ni ka Do busch<br />
und Anneliese Scharinger besiegelt. Den<br />
tiefenpsychologischen Sinn, warum Tunnels<br />
immer nach Politikergattinnen benannt<br />
werden, hat wohl niemand hinterfragt…<br />
Wem gehört die Stadt<br />
Be gon nen hat der Ein fluss der „schwar -<br />
zen“ Bank auf die „rote“ Stadt schon Ende<br />
der 80er Jah re, als die Stadt Linz von Raiff -<br />
ei sen das Areal für das heu ti ge De sign-Cen -<br />
ter – das von der ÖVP jah re lang ge for dert<br />
schließ lich für mehr als eine Mil li ar de S der<br />
Wirt schaft fak tisch zum Ge schenk ge macht<br />
wur de – er wor ben hat und Raiff ei sen da für<br />
eine Ver tre tung in der DC-Ge sell schaft er -<br />
hielt. Bei der Gestaltung des Europaplatzes<br />
und Südbahnhofmarktes wurden bereits<br />
fragwürdig-markante städtebauliche Akzente<br />
unter Federführung von <strong>Raiffeisen</strong> gesetzt,<br />
die ihre Fort set zung beim In du strie -<br />
park Petzoldstraße und der Verbauung der<br />
Hefefabrik in Urfahr finden. Ähnliches steht<br />
der Stadt beim Neu bau des Bahn ho fa reals<br />
bevor, wo <strong>Raiffeisen</strong> ebenfalls beteiligt ist.<br />
Scharinger hat sich bereits angeboten, den<br />
Blumauerplatz umzugestalten, wobei aller -<br />
dings die vor läu fig auf Eis ge leg te Ver le gung<br />
des Unfallkrankenhauses ein Hindernis dar -<br />
stellt. Die Stei ge rung des Markt an teils von<br />
Raiff ei sen im Raum Linz von derzeit 25 auf<br />
35 Prozent in den kommenden fünf Jahren<br />
rundet diesen Einfluss nach dem Motto<br />
„Meine Stadt, meine Bank“ ab.<br />
Voll die Fin ger drin hat Raiff ei sen auch<br />
an der Lin zer Johannes-Kepler-Universität,<br />
wo Scha rin ger so ne ben bei als Lek tor tä tig<br />
ist und im Uni ver si täts bei rat sitzt. Das im<br />
Oktober 1997 eröffnete und gemeinsam mit<br />
der CA gesponserte Bankengebäude ist ein<br />
augenscheinlichem Symbol dafür, wie das<br />
Finanzkapital zunehmend die „Freiheit der<br />
Leh re“ be stimmt, wo von etwa das in die sem<br />
Zusammenhang eingerichtete Forschungs -<br />
institut für Bankenwesen zeigt. Die offen -<br />
sichtlich am Fließband erstellten Studien<br />
des als „Handwerksburschen“ des Kapitals<br />
bekannten Institutsvorstandes und Universitätsprofessors<br />
Friedrich Schneider im Auftrag<br />
von Industriellenvereinigung, Wirtschafts<br />
kam mer etc. sind offensichtliche<br />
Gegenleistungen.
Wem gehört das Land Seite 7<br />
Eine Hand wäscht die andere<br />
Scharinger höchstselbst sitzt mittlerweile<br />
in rund 30 Auf sichts rä ten nach dem Mot to<br />
„Ver trau en ist gut, Kon trol le ist bes ser“. Das<br />
Auf sichts rats man dat in der seit dem Bör sen -<br />
gang 1995 nur mehr teil wei se ver staat lich -<br />
ten VA-Stahl AG war si cher nicht ab träg lich,<br />
dass <strong>Raiffeisen</strong> die Vermögensverwaltung<br />
der milliardenschweren „Kriegskasse“ des<br />
Stahlunternehmens für den „Kepler-Fonds“<br />
an Land zie hen konn te. Als be son ders pi -<br />
kant kann ge wer tet wer den, dass Bgm. Do -<br />
busch an kün dig te, dass die SPÖ in den Auf -<br />
sichts rat der durch Fu si on von ESG und<br />
SBL gegründeten Linzer Holding niemand<br />
geringeren als Scharinger delegieren wird –<br />
die ÖVP hatte bekanntlich gegen diese<br />
Fusion gestimmt.<br />
Im Wirtschaftsforum der RLB wiederum<br />
sit zen so nam haf te SPÖ-Grö ßen wie Bgm.<br />
Dobusch, SBL-Chef Alois Fro schau er, Vo -<br />
est-Betriebsratschef Hel mut Ober christl und<br />
die der SPÖ zuzurechnenden Direktoren<br />
Pe ter Stra ham mer (VA-Stahl) und Gün ther<br />
Schwarz (Agro linz). So wäscht eine Hand<br />
die an de re. Dass auch der im Juli 2000 mit<br />
einer antisemitischen Äußerung („Die Juden<br />
trei ben´s noch so weit, bis sie wie der eine<br />
am Deckel kriegen.“ ) hervorgetretene Un -<br />
ternehmer Hans Asamer und ehemaliger<br />
ÖVP-Bürgermeister von Ohlsdorf dort sitzt<br />
brauch hin ge gen nicht zu ver wun dern – zum<br />
Aus gleich sitzt schließ lich Ludwig<br />
Scharinger im Aufsichtsrat der Asamer-Huf -<br />
nagl AG.<br />
Wenn der Generaldirektor Scharinger im<br />
Ge spräch „wir“ sagt – und das tut er meis -<br />
tens – dann gilt es für den Ge sprächs part ner<br />
zu prü fen, wen er da mit meint, be rich tet das<br />
„Wirtschaftsblatt“ voller Bewunderung für<br />
den dynamischen <strong>Raiffeisen</strong>-Macher Scharin<br />
ger: Meint er die Bank, das Land, die Un -<br />
ternehmen, die Wirtschaftskammer oder die<br />
Industriellenvereinigung. Um zu der schlichten<br />
Schluss fol ge rung zu kommen „Meist<br />
meint er sich.“<br />
Leo Furt leh ner, www.prairie.at, Sep -<br />
tem ber 2000<br />
[2002] Raiff ei sen und die Po li tik: Viel ma chen für das Land…<br />
Ein Vorgarten als<br />
Geburtstagsgeschenk<br />
Lau ter Zu fäl le: Im Ok to ber 2002 wird die Raiff ei sen Lan des bank OÖ (RLB) ihr neu -<br />
es Finanzdienstleistungszentrum eröffnen. Am 19. Oktober 2002 feiert Raiffei -<br />
sen-Boss Ludwig Scharinger seinen 60. Geburtstag. Der Linzer Gemeinderat be -<br />
schloss prä ven tiv be reits am 4. Juli die Ver lei hung des Eh ren rin ges für Scha rin ger.<br />
Bis zum Herbst soll auch die vom Gestaltungsbeirat abgesegnete Umgestaltung der<br />
ORF-Kreu zung vor der Raiff ei sen-Zen tra le fer tig sein. Und der ÖVP ler Scha rin ger ist<br />
ein Stu dien freund des SPÖ-Bür ger meis ters Franz Do busch.<br />
Ein Baum - und was dahinter<br />
steckt…<br />
Für Auf re gung sorgt ein Baum, kon kret<br />
eine 100jäh ri ge Lin de, die im Zuge der Um -<br />
ge stal tung der Kreu zung wei chen soll. Raiff -<br />
ei sen gibt sich groß zü gig und fi nan ziert die<br />
Hälf te der 2.2 Mio. Bau kos ten, spen det für<br />
14 umgeschnittene Bäume 25 neue und<br />
lockt mit der Ver grö ße rung der Grün flä che<br />
von 8.000 bis her auf ei ner Ver kehrs in sel un -<br />
zugänglich gelegenen auf künftig 12.000<br />
Quadratmeter zugänglichen Grünflächen,<br />
die freilich „zufällig“ ein idealer Vorgarten für<br />
die <strong>Raiffeisen</strong>-Zentrale sind.<br />
Grü ne und FPÖ ha ben sich des The mas<br />
bemächtigt und die Medien transportieren<br />
es bereitwillig - zumindest solange nicht hinter<br />
lau ter Bäu men je ner Wald sicht bar wird,<br />
um den es ei gent lich geht, näm lich die von<br />
der KPÖ seit Jahren kritisierte zunehmende<br />
Verfilzung der Linzer Kommunalpolitik mit<br />
dem schwarzen <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern. Bür -<br />
ger meis ter Do busch weist den Vor wurf von<br />
„Packelei und Verhaberung“ vehement zurück:<br />
„Das ist al les lä cher lich. So eine Vor -<br />
gangsweise würde primitives Denken vor -<br />
aus set zen“. Und ge gen über der FPÖ - die<br />
offensichtlich bei der schwarzroten <strong>Raiffeisen</strong>-Kooperation<br />
zu kurz gekommen ist - will<br />
er seine „Beißhemmung“ ablegen.<br />
Wem gehört die Stadt<br />
Mittlerweile gibt es kein nennenswertes<br />
grö ße res Pro jekt in Linz, bei dem nicht Raiff -<br />
ei sen sei ne Fin ger drin hat: Be gon nen hat<br />
diese „Kooperation“ mit dem Verkauf des<br />
Areals für das De sign-Cen ter und ei ner Be -<br />
tei li gung von Raiff ei sen an der DC-Be triebs -<br />
ge sell schaft Ende der 80er Jah re. Die Er -<br />
rich tung der Um fah rung Ebels berg als „Pri -<br />
vate Public Partnership“ (PPP) wurde mittlerweile<br />
sogar vom Landesrechnungshof<br />
we gen 36,5 Mio. zu ho her Zin sen be män -<br />
gelt und als gu tes Ge schäft für Raiff ei sen<br />
auf Kos ten der Stadt be wer tet. „Die Bank<br />
hat si cher kein schlech tes Ge schäft ge -<br />
macht“, meinte ÖVP-Baulandesrat Hiesl<br />
süffisant in Richtung seines ÖVP-Partei -<br />
freundes Scharinger.<br />
Aktuelle Projekte mit <strong>Raiffeisen</strong>-Beteiligung<br />
in Linz sind der Neu bau des Bahn ho fa -<br />
reals (um 317 Mio. ), des Un fall kran ken hau -<br />
ses (38.000 Qua drat me ter um 200 Mio. mit<br />
Alpine-Mayreder und VAMED), des Lenaupark-Komplexes,<br />
der Hefegründe (214<br />
Wohnungen, Büros und 214 Tiefgaragen -<br />
plät ze auf 18.000 Qua drat me tern um 43.6<br />
Mio. ) um nur ei ni ge zu nen nen.<br />
Scharinger - in Insider-Kreisen als „Killer -<br />
patriot“ und „Luigi Moneti“ apostrophiert -<br />
hat wie der holt In ter es se für den Kauf der<br />
bundeseigenen WAG und der städtischen<br />
GWG an ge mel det, die er mit GI WOG, gwb<br />
und Wohnungsfreunde zu einem Wohnungs<br />
kon zern mit rund 60.000 Woh nun gen<br />
verschmelzen möchte. Scharinger will „die<br />
Mieter nicht irgendwelchen Immobilienhaien“<br />
über las sen - klar dass im mer nur die an -<br />
de ren die Haie sind.<br />
Der schwarze Moloch<br />
Die <strong>Raiffeisen</strong>landesbank OÖ (RLB) ist<br />
die Dachorganisation von 127 <strong>Raiffeisen</strong>ban<br />
ken in Ober ös ter reich mit 452 Bank plät -<br />
zen, die Um wand lung in eine Ak tien ge sell -<br />
schaft wird dis ku tiert. Die RLB weist laut<br />
„trend“ für das Ge schäfts jahr 2001 bei ei ner<br />
Bi lanz sum me von 11,4 Mrd. Euro ei nen Ge -<br />
winn (EGT) von 39,9 Mio. Euro auf und ist<br />
damit die siebtgrößte Bank Österreichs und<br />
die größte aller Länderbanken. 73 Prozent<br />
der Top 1000 und 56 Pro zent der Top 2000<br />
der oö Unternehmen kooperieren mit Raiff -<br />
eisen. In Oberösterreich betreut <strong>Raiffeisen</strong><br />
494.000 Kun den (Markt an teil 45 Pro zent), in<br />
den „Oberösterreich-Häusern“ in Wien<br />
1.837, in Bay ern 1.341 und in Tsche chien<br />
4.594 Kunden.<br />
Für die „gehobene Kundschaft“ bietet die<br />
Pri vat Bank AG als Toch ter der RLB Lei -<br />
stungsschwerpunkte für die Bereiche „Er -<br />
ben/Schen ken/Stif ten“ ab 2.5 Mio. an. Eine<br />
schmäh li che Ab fuhr er litt die RLB frei lich mit<br />
ihrer dem ländlichen Milieu geschuldeten<br />
Aus le gung, dass die Um schrei bung von bis -<br />
lang an ony men Spar bü chern durch die blo -<br />
ße Bekanntgabe des Losungswortes erfol -<br />
gen könne: Das Finanzministerium stellte<br />
klar, dass die Rechts nach fol ge durch<br />
Schen kung, Erb schaft oder Voll macht nach -<br />
ge wie sen wer den muss, wenn nicht der<br />
Erstkunde vorspricht.<br />
Während GD Scharinger die Expansion<br />
des schwar zen Mo lochs ger ne als Boll werk<br />
gegen den Ausverkauf darstellt, kooperiert<br />
<strong>Raiffeisen</strong> eng mit dem Auslandskapital,<br />
etwa mit dem Passauer Medienkonzern<br />
Kapfinger bei der medialen Erschließung<br />
Südböhmens. Während das offizielle Ober -<br />
österreich gegen Temelin wettert, agiert<br />
Raiff ei sen durch den Er werb von An tei len<br />
an den tschechischen Energieunternehmen<br />
JCE, JME und JCP als Platz hal ter für die<br />
landeseigene Energie AG (EAG) bei der<br />
Verwertung des verteufelten Atomstroms.<br />
Geplant ist diese Beteiligungen der EAG im<br />
Ab tausch für de ren 6.4 Pro zent An teil an der<br />
EVN abzutreten.<br />
Überall die Finger drin…<br />
Die sich auf ein dich tes Netz von ört li -
Seite 8 Wem gehört das Land<br />
chen <strong>Raiffeisen</strong>kassen stützende <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank<br />
verfügt vielfach verschachtelt<br />
be reits über rund 370 Be tei li gun gen im<br />
Aus maß von 336 Mio. Euro und ei nem Er -<br />
trag von 42,2 Mio. Euro (2001) in ei nem<br />
300-km-Aktionsradius, der bis München,<br />
Nürn berg, Prag, Wien und neu er dings<br />
Ljublja na reicht, wo Scha rin ger für den<br />
US-Konzern Western Wireless (tele.ring)<br />
das drit te Hand ynetz in Slo we nien fi nan -<br />
ziert. Da bei kommt Scha rin ger frei lich zu -<br />
nehmend den sieben anderen <strong>Raiffeisen</strong>-Lan<br />
des ban ken in die Que re, denn for -<br />
mal gilt weiterhin das Regionalitätsprinzip.<br />
„Wir se hen, wie Scha rin ger bei uns he rum -<br />
hirscht“, kommentierte der Salzburger Raiff -<br />
eisen-Chef Holztrattner die Situation. Scharin<br />
ger treuherzig: „Wir brechen nicht in<br />
fremdes Gebiet ein, wir begleiten unsere<br />
Kunden.“<br />
Im Wach sen sind auch die In du strie be tei -<br />
li gun gen, ein Hemm nis da bei ist die Um satz -<br />
gren ze von 218 Mio. für Steu er er leich te -<br />
run gen, die Scha rin ger zu Fall brin gen will<br />
um mit einem geplanten Industriefonds auch<br />
bei Konzernen wie Böhler-Uddeholm und<br />
Telekom günstig einzusteigen. Allein am<br />
Stand ort Linz ist die RLB beim In du strie -<br />
park, Passage City Center, voestalpine (An -<br />
teil mittlerweile 7 Prozent), VA-Intertrading,<br />
Hypo, OÖ Ver si che rung, GI WOG, gwb und<br />
Wohnungsfreunde beteiligt. Gemeinsam mit<br />
Ex-Finanzminister Androsch (SPÖ) erwarb<br />
<strong>Raiffeisen</strong> die Salinen AG, die wiederum am<br />
Rüstungsunternehmen Fischer Advanced<br />
Composite Components (FACC) in Ried<br />
und der Dachstein AG beteiligt sind.<br />
Weiters besitzt <strong>Raiffeisen</strong> Anteile bei<br />
Landesverlag, Therme Geinberg, gemdat,<br />
efko, Ost. Pen sions fonds, OÖ Bau land AG,<br />
Vivatis, GIG, Wasserdienstleistungs GmbH,<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank (RZB) und Hypo<br />
Salzburg. Die Errichtung des Softwareparks<br />
Ha gen berg (bis her 37 Mio. ) wur de zur Hälf -<br />
te fi nan ziert, eine Ver dop pe lung des oö „Si li -<br />
con Val ley“ auf 1.000 IT-Arbeitsplätze ist ge -<br />
plant. Mit der Über nah me der in sol ven ten<br />
Reisewelt wurde <strong>Raiffeisen</strong> Marktführer bei<br />
den Reisebüros in Oberösterreich.<br />
Nutznießer der Deregulierung<br />
<strong>Raiffeisen</strong> profitiert vom wachsenden<br />
Druck auf die Deregulierung öffentlicher<br />
Auf ga ben und rühmt sich mit 240 Pro jek ten<br />
der „Private Public Partnership“ im Umfang<br />
von 1.2 Mrd. Euro als „Wohl tä ter“ für die öf -<br />
fentliche Hand. <strong>Raiffeisen</strong> profitiert auch von<br />
der Schlie ßung von 638 Post äm tern, weil<br />
sich da durch das Bank ge schäft von den ver -<br />
lorengegangenen PSK-Filialen im länd li -<br />
chen Raum fast zwangs läu fig zu den Raiff -<br />
eisenbanken verlagert. Angeboten hat<br />
Scharinger bereits den Ausbau der<br />
Pyhrn-Bahn (400 Mio. ) und ge mein sam mit<br />
der Bauholding von Hans-Peter Haselsteiner<br />
der Autobahnen als PPP-Projekte zu<br />
übernehmen und hat die Europäische Investi<br />
tions bank über den Bahnausbau von<br />
Stettin (Polen) nach Koper (Slowenien) um<br />
870 Mio. kontaktiert<br />
Eine angeborene Bauernschläue hat<br />
Scharinger bislang davor bewahrt in den<br />
Strudel riskanter Firmenexpansionen mit<br />
anschließender Pleite zu geraten. Bei Groß -<br />
pleiten wie Steiner Industries, Libro, Lohber -<br />
ger oder Kritz ky war Raiff ei sen nicht in vol -<br />
viert. Und auch den lau ten Ruf von Sport,<br />
Po li tik und Me dien als Spon sor des ma ro -<br />
den LASK einzusteigen hat <strong>Raiffeisen</strong> bislang<br />
mit dem Ar gu ment „Wir för dern nur Ge -<br />
winner“ widerstanden. Abgewunken hat<br />
Raiff ei sen auch beim Rüc kkauf der Ama -<br />
deus-Buchhandlungen des insolventen Li -<br />
bro-Konzerns, die vor ei ni gen Jah ren vom<br />
Landesverlag an Libro verkauft wurden.<br />
Und kei nes wegs als Ret ter agier te Scha rin -<br />
ger beim monatelangen Tauziehen um den<br />
Verkauf der Linzer Maximarkt-Kette (950 Ar -<br />
beits plät ze) durch die Raiff ei sen Ware Aust -<br />
ria (RWA), bei dem letzt lich der Spar-Kon -<br />
zern das Ren nen mach te. Als die schwarz -<br />
blaue Regierung die unsozialen Studiengebühren<br />
einführte, bot <strong>Raiffeisen</strong> flugs<br />
„günstige“ Kredite für Studierende an. Vom<br />
ursprünglichen Genossenschaftsgedanken<br />
<strong>Raiffeisen</strong>s ist nicht viel geblieben…<br />
„Viel für das Land machen...“<br />
Die wachsende Verfilzung der SPÖ-re -<br />
gier ten Stadt Linz mit dem schwar zen Raiff -<br />
ei sen-Kon zern ist po li tisch mehr als pi kant.<br />
Man hat den Ein druck, dass in Linz zu neh -<br />
mend alle wesentlichen Entscheidungen<br />
über die rot schwar ze Ach se Dobusch-Scharinger<br />
ge trof fen wer den. Nicht nur der Eu ro -<br />
pa-Platz bei der <strong>Raiffeisen</strong>-Zentrale, sondern<br />
ganz Linz wird da mit im mer mehr zur<br />
„<strong>Raiffeisen</strong>-City“ und damit dem Finanzkapital<br />
un ter wor fen. Dass die Stadt Linz laut<br />
Voranschlag 2002 von den inländischen<br />
Banken die meisten Darlehen an <strong>Raiffeisen</strong><br />
schuldet, verwundert nicht weiter. Zum<br />
Dank dür fen SPÖ-Grö ßen wie Bgm. Do -<br />
busch, Linz-AG-Direktor Froschauer, Vo -<br />
est-Betriebsrat Ober christl und AK-Direktor<br />
Peischer im <strong>Raiffeisen</strong>-Wirtschaftsforum<br />
ihren Senf dazugeben.<br />
1997 hat <strong>Raiffeisen</strong> gleichermaßen in<br />
Wahl zei tun gen von ÖVP und SPÖ in se riert<br />
und damit demonstrativ seine Bedeutung für<br />
die Po li tik dar ge stellt. „Wir sind halt in ei ner<br />
Po si ti on, in der wir für das Land viel ma chen<br />
kön nen“, heißt das dann im O-Ton Scha rin -<br />
ger. Und LH Püh rin ger be stä tigt die Rol len -<br />
verteilung umgekehrt: „Leisten Sie sich das<br />
ein mal: Vom Scha rin ger eingeladen - und<br />
nicht kommen.“<br />
Die „OÖN“ ver kün de ten mit ei nem Rüc -<br />
kgriff auf Scharingers Studienjahre dessen<br />
Cre do „Nur wer so zial denkt, kann ein gu ter<br />
Chef sein“. Prak tisch schaut das so aus,<br />
dass man <strong>Raiffeisen</strong>-Angestellte als „au -<br />
thentische“ Werbeträger posieren lässt. Ho -<br />
no rar gibt es da für nicht. Da für dür fen die<br />
„Models“ unterschreiben, dass sie während<br />
der laufenden Werbekampagne <strong>Raiffeisen</strong><br />
nicht ver las sen, was ei nem mehrmonatigen<br />
Kündigungsverzicht entspricht…<br />
Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, Sep tem -<br />
ber 2002,<br />
Pompöse Herrschaftsarchitektur ganz nach dem Geschmack des <strong>Raiffeisen</strong>-Chefs:<br />
Das Lan des dienst lei stungs zen trum in Linz ist ein PPP-Projekt.
Wem gehört das Land Seite 9<br />
[2004] Aus der Raiff ei sen-Welt und ih res Ma chers Lud wig Scha rin ger<br />
„Man muss flexibel sein, sehr<br />
flexibel...“<br />
„Uns kann nichts mehr brem sen“ strahl te GD Lud wig Scha rin ger bei der Ver kün -<br />
dung der Um wand lung der Raiff ei sen-Lan des bank Ober ös ter reich in eine Ak tien ge -<br />
sellschaft, ein Schritt den schon früher das Spitzeninstitut <strong>Raiffeisen</strong>-Zentralkasse<br />
(RZK) und die Raiff ei sen-Lan des ban ken Wien-Nie der ös ter reich so wie Ti rol voll zo gen<br />
ha ben.<br />
Ei gen tü mer der neu en AG sind die 125<br />
formal selbständigen oö <strong>Raiffeisen</strong>banken,<br />
die un ter dem Dach der RLB Hol ding-Ge -<br />
nos sen schaft und der RLB Ver bund-Ge nos -<br />
senschaft angesiedelte AG verschafft dem<br />
als Alleinherrscher agierenden Scharinger<br />
noch mehr Be we gungs frei heit auf den Ka pi -<br />
tal märk ten weit über das Stamm land Ober -<br />
österreich hinaus.<br />
Dementiert wird derzeit ein Börsengang<br />
der neu en AG, was frei lich nichts be sagt,<br />
wur de doch ein Jahr zu vor An fang 2003<br />
auch die Um wand lung in eine AG noch als<br />
„Blödsinn“ heftig zurückgewiesen. Schon im<br />
Mai 2003 kolportierte das „Wirtschaftsblatt“<br />
Pläne zur Bildung einer Mittelstands-Finanzierungsgesellschaft<br />
namens „Öster -<br />
reich-Investment AG“ als Konkurrenz zur<br />
staatlichen ÖIAG und dem Beteiligungsimpe<br />
ri um der Bank Aust ria, mit wel cher sich<br />
Scha rin ger stets im har ten Clinch be fin det<br />
und de ren Trou bles im Ge fol ge der Kri se der<br />
BA-CA-Mutter, der bayrischen HypoVer -<br />
einsbank er genüsslich kommentiert.<br />
Ein guter Riecher und einige<br />
Sicherheitsgurte<br />
Wäh rend an de re Ban ken eher im Hin ter -<br />
grund agieren, zelebriert <strong>Raiffeisen</strong>-Chef<br />
Scharinger ein umfassendes Selbstbewusst<br />
sein, das alle an die Wand spielt und<br />
setzt auf sei nen gu ten Rie cher und auf ei ni -<br />
ge Sicherheitsgurten. „Wir leben momentan<br />
mit der Genossenschaftsstruktur ganz gut“,<br />
sieht Scha rin ger eine Stär ke der RLB. Auch<br />
die Verfilzung der Bankengeschäfte mit öf -<br />
fentlichen Infrastrukturaufgaben etwa im<br />
Rahmen von PPP-Geschäften ist zwei fel los<br />
ein Schutz, denn soll te ein Vor ha ben wirk -<br />
lich schief ge hen, dann hängt die öf fent li che<br />
Hand mit drin und es wäre nicht zum ers ten<br />
Mal, dass mit Steu er gel dern sa niert wird.<br />
Dass die RLB bis lang von grö ße ren Tur -<br />
bu len zen ver schont blieb, hängt wohl auch<br />
mit einer bestimmten Vorsicht zusammen.<br />
So setzt Scha rin ger be wusst da rauf im mer<br />
zwei Geschäftsführer – einen Marktmann<br />
und einen Internisten – einzusetzen und bei<br />
allen Vorhaben ein „Worst Case“-Szenario<br />
als äu ßers te Gren ze für die Ri si ken zu kal -<br />
kulieren. So konnte sich <strong>Raiffeisen</strong> rechtzeitig<br />
vor der Mega-Plei te von Stei ner In du -<br />
stries zurückziehen, verkaufte die Libro-An -<br />
teile und über nahm um ge kehrt die spä ter zu<br />
Vivatis umgewandelte AMF über eine Stiftung<br />
und den Fas sa den bau er GIG als<br />
Schnäpp chen. Und die 1995 ge grün de te<br />
Stiftung für Standorterhaltung bezeichnet<br />
Scharinger ebenso wie die 2000 gegründete<br />
Stiftung für Zukunftssicherung als „wasser -<br />
dicht“, weil nicht zum Konsolidierungskreis<br />
der Bank gehörend.<br />
Bleierner Mantel aus Innovation und<br />
Dynamik<br />
Die <strong>Raiffeisen</strong>landesbank Oberöster -<br />
reich glänzt mit 20 Prozent Eigenmittelanteil<br />
(das sind 1,7 Mrd. Euro) als eine der stärks -<br />
ten Ban ken Ös ter reichs, mehr als 5.000<br />
Kommerz- und Privatkunden und einer<br />
„Cost Income Ration“ (Kosten am Ertrag)<br />
von 54,5 Pro zent – markt üb lich sind 69 Pro -<br />
zent – und ver spricht den Ak tio nä ren für<br />
2003 eine Aus schüt tung von 12.4 Mio. Euro,<br />
für heu er eine Di vi den de von 15-17 Pro zent<br />
auf das No mi na le von 64 Mio. Euro. Mit Hin -<br />
weis auf den von Fi nanz mi nis ter Gras ser als<br />
Gegenleistung für das großzügige Sponsoring<br />
seiner Website durch die Industriellenver<br />
ei ni gung von 34 auf 25 Pro zent ge senk -<br />
ten Körperschaftssteuer will <strong>Raiffeisen</strong> deut -<br />
sche Betriebe nach Oberösterreich holen<br />
und bie tet sich im Län der drei eck Bay ern,<br />
Oberösterreich und Tschechien für<br />
PPP-Projekte (Private Public Partnership)<br />
für Infrastrukturinvestitionen an.<br />
Scha rin ger nennt das „Mo dern Ban king“,<br />
er will nicht auf Kun den war ten, son dern<br />
drängt sich die sen auf. Die von Raiff ei sen<br />
betriebene Politik – von gehorsamen Me -<br />
dien wie dem selbst er nann ten „Lan des -<br />
haupt blatt“ na mens „OÖN“ oder der dem<br />
Passauer Kapfinger-Medienkonzern ge hö -<br />
renden „Rundschau“ als Innovation und Dyna<br />
mik ver kauft – legt sich frei lich im mer<br />
mehr wie ein blei er ner Man tel über das<br />
Land.<br />
Wenn der Linzer SPÖ-Gemeinderat<br />
Man fred Fadl an ge spro chen auf die Rea li -<br />
sierung des Bahnhofumbaus meint „Der<br />
Lud wig wird´s schon rich ten“ und der<br />
ÖAAB-Arbeiterkammervize Hel mut Feil -<br />
mayr angesprochen auf innerparteiliche Dif -<br />
fer en zen er klärt „Wenn´s mich nicht mehr<br />
freut, rede ich mit dem Lud wig we gen ei nes<br />
ge schei ten Jobs“, dann skiz ziert dies die<br />
Stim mung im Lan de hin rei chend. Dazu ge -<br />
hört auch, dass der ÖVP-Ban ker Scha rin ger<br />
am Wahl abend des 28. Sep tem ber 2003 de -<br />
monstrativ zu den roten Wahlsiegern LHStv.<br />
O-Ton Ludwig<br />
Scharinger<br />
…seine schwarzen Jünger:<br />
In ei nem klei nen Land wie Ös ter -<br />
reich ist die Welt des Gel des und der<br />
Ban ken von der Welt der Po li tik fast<br />
nicht zu tren nen. Ein er folg rei cher<br />
Ban kier muss auch die Welt der Po li tik<br />
ver ste hen und sich in ihr be haup ten<br />
kön nen. Lud wig Scha rin ger ist das po -<br />
li ti sche Le ben nicht fremd, ganz im<br />
Ge gen teil, er weiß, wie wich tig die Po -<br />
litik ist, um jene Rahmenbedingungen<br />
zu be kom men, die man braucht, um<br />
erfolgreich arbeiten zu können. In der<br />
Zeit, als es noch gro ße ös ter rei chi -<br />
sche Ban ken in Wien gab, war für vie -<br />
le Ban ker die Po li tik nur ein Le hen ge -<br />
ber, um beruflich Karriere machen zu<br />
können. Scharinger jedoch hat er -<br />
kannt, dass die Po li tik ein Part ner, ein<br />
Ge schäfts part ner sein muss, und hat<br />
daher innovative Produkte, wie zum<br />
Beispiel Privat Public Partnership ent -<br />
wickelt, angeboten und umgesetzt.<br />
Das ist Lud wig Scha rin ger, der Po li ti -<br />
ker. Claus Raidl<br />
Die Schutzheiligen. Heiliger Flori -<br />
an, Heiliger Severin, Heiliger Leopold<br />
– drei Schutz hei li ge des Lan des Ober -<br />
ös ter reich. Doch halt: Ist da nicht ei ner<br />
vergessen Richtig – der heilige Ludwig<br />
fehlt in die ser Auf zäh lung! Auch<br />
wenn er nicht Hei li ger ist und dies<br />
auch nie be an sprucht hat, ein Not hel -<br />
fer ist er al le mal. (...) Und so ist bei je -<br />
dem größeren Infrastrukturvorhaben<br />
im Lan de ob der Enns ein Mann so fort<br />
in aller Munde: Ludwig Scharinger.<br />
(...) Lud wig als deus ex ma chi na!.<br />
Chris toph Leitl, WKÖ-Präsident
Seite 10 Wem gehört das Land<br />
Erich Hai der und Bgm. Franz Do busch zur<br />
SPÖ-Siegesfeier im Linzer Rathaus pilgerte<br />
um die sen die Auf war tung in Hin blick auf<br />
künftige Geschäfte zu machen. Schließlich<br />
muss man sich doch alle Op tio nen of fen hal -<br />
ten…<br />
Voestalpine als Lehrstück<br />
Im Zuge des Rest ver kaufs der – be reits<br />
in der SPÖ-Re gie rungs ära bis 2000 durch<br />
Börsengang zu zwei Drittel privatisierten –<br />
voestalpine stieg <strong>Raiffeisen</strong> mit seinem „Ös -<br />
terreich-Fonds“ zum stärksten Einzelaktionär<br />
auf. Demonstrativ wies Scharinger nach<br />
dem – von der SPÖ im Wahl kampf ver bal<br />
mas siv be kämpf ten Deal – da rauf hin, dass<br />
sei ne 15,6 Pro zent ge mein sam mit der von<br />
SPÖ-Betriebsratschef Helmut Oberchristl<br />
gemanagten Mitarbeiterbeteiligung nun<br />
über eine Sperrminorität verfügt. Und er<br />
sieht dies als pat rio ti sche Auf ga be, weil „60<br />
Pro zent der Vo est ler ha ben ihre Kon ten bei<br />
der <strong>Raiffeisen</strong>landesbank“. Eine Arbeitsplatz<br />
ga ran tie gibt er freilich nicht ab, weil<br />
„man diese Frage dem Vorstand überlassen<br />
muss“.<br />
Wäh rend die Vo est ler von der SPÖ auf<br />
die Straße mobilisiert wurden, verhandelte<br />
der rote Ober christl mit dem schwar zen<br />
Scharinger über die Verschränkung der<br />
Stimmrechte beider Anteile. Bescheiden<br />
gibt sich Scha rin ger nur, wenn es um den<br />
Posten des Aufsichtsratspräsidenten der voes<br />
tal pi ne geht. Ihn drängt es nicht, Nach fol -<br />
ger von Ex-Mi nis ter Ru dolf Strei cher zu wer -<br />
den – das ver wun dert nicht be son ders. Be -<br />
reits 2002 war Scha rin ger mit 24 Auf sichts -<br />
ratsmandaten bereits einer der Multis auf<br />
diesem Gebiet und beschäftigt einen ganzen<br />
Stab um den Über blick über die da mit<br />
wahrzunehmenden Beteiligungen zu haben.<br />
Da es im Aktiengesetz eine Beschränkung<br />
gibt, legte er sieben Mandate zurück.<br />
In der Hit ze der Voest-Debatte im Hoch -<br />
som mer 2003 ging so gar Bgm. Do busch auf<br />
Dis tanz zu Scha rin ger und sprach sich ge -<br />
gen die Über nah me al ler da mals noch 34,7<br />
Prozent ÖIAG-Anteile durch Raiff ei sen aus:<br />
„Ich glau be an den gu ten Wil len und die<br />
hehren Motive von Generaldirektor Scharinger<br />
und sei nen Mit strei tern. Aber man muss<br />
Struk tu ren schaf fen, die auch hal ten in der<br />
Zeit nach Scha rin ger und An drosch.“ Do -<br />
buschs schwarzes Gegenüber stellte jedoch<br />
rasch klar, was Sa che ist und be zeich ne te<br />
den von SPÖ-LHStv. Erich Hai der laut stark<br />
zur Ablenkung ihrer eigenen Verantwortung<br />
bei der Privatisierung der Voest propagier -<br />
ten Einstieg des Landes Oberösterreich bru -<br />
tal als „Schnaps idee“ und lehn te die se<br />
„Re-Verstaatlichung“ ab. Angesprochen auf<br />
ein im mer noch aus stän di ges von ÖVP-Lan -<br />
deshauptmann Pühringer zur Standortga -<br />
rantie für die voestalpine zugesichertes Vor -<br />
kaufs recht des Lan des An fang 2004 for der -<br />
te Scha rin ger ein „Ende der<br />
Voest-Politdebatte“ und meinte süffisant<br />
„Politiker wie Pühringer oder Dobusch<br />
verstehen das auch“.<br />
Weniger glückvoll ist für Scharinger die<br />
Lage bei der VA-Tech, wo Raiff ei sen den<br />
unberechenbaren Industriellen Mirko Kovats<br />
mitfinanziert hat. Aufsichtsratsmitglied<br />
Scharinger muss sich mit unangenehmen<br />
Sanierungsfällen auseinander setzen, weil<br />
„Geschäftsfelder zu einem Zeitpunkt aufge -<br />
macht wurden, als die konjunkturelle Lage<br />
nicht da zu ge passt hat“. Er lobt aber die „Sa -<br />
nierungsarbeit“ von Kovats, der marode Fir -<br />
men wie Emco, An triebs tech nik und<br />
Austrian Energy als Schnäppchen<br />
übernommen hat.<br />
300-Kilometer-Aktionsradius bereits<br />
gesprengt<br />
Das Im pe ri um der RLB brei tet sich mit<br />
mittlerweile 382 Beteiligungen weit über<br />
Oberösterreich hinaus sowie 162 Tochterfir -<br />
men wie eine schwar ze Kra ke aus. 43 Mio.<br />
Euro wur den da raus 2003 an die Mut ter ge -<br />
sellschaft ausgeschüttet, eine satte Rendite<br />
von 13,4 Pro zent. Den ein sti gen Ak tions ra -<br />
di us 300 km von Linz – al les was mit ei ner<br />
Au to rei se hin und zu rück an ei nem Tag<br />
mach bar ist – hat Scha rin ger frei lich mitt ler -<br />
weile längst gesprengt. Neben Filetstücken<br />
wie Salinen (gemeinsam mit dem<br />
Ex-SPÖ-Finanzminister und vom „Lei -<br />
der-Nein-Millionär“ zum Euro-Millionär auf -<br />
gestiegenen Industriellen Hannes Androsch)<br />
und FACC, GIG, Efko, OÖ Ver si -<br />
cherung, voestalpine, VA-Intertrading, Hypo<br />
Salzburg gehören mittlerweile dazu auch<br />
Beteiligungen in Bayern, Tschechien, dem<br />
Baltikum (Stahlwerk Tallin des US-Konzerns<br />
International Steel in Estland) und am<br />
Balkan (Zementwerk Lukavac der<br />
Asamer-Holding in Bosnien).<br />
Mit ei ner Mi schung aus Mühl viert ler Bau -<br />
ern schläue und Char me ver steht es der in<br />
der Wolle schwarz gefärbte Scharinger seiner<br />
Umwelt den Stempel aufzudrücken. Da<br />
gibt es ei nen „Ludwig-Scharinger-Preis“ für<br />
angehende Ökonomen an der Linzer Universität<br />
und sein Spitzname „Luigi Moneti“<br />
durf te für ei nen Ries ling aus dem Krems tal<br />
herhalten. Besorgte Banker von der Konkurrenz<br />
(Oberbank, Sparkasse, Volksbank)<br />
orakelten vor einiger Zeit sogar, die Johannes-Kepler-Universität<br />
Linz würde in<br />
Ludwig-Scharinger-Universität umgetauft.<br />
Das wäre freilich keineswegs abwegig,<br />
son dern nur kon se quent: Hat doch Raiff ei -<br />
sen als viel fäl ti ger Spon sor der Uni den<br />
Stempel aufgedrückt, vom „<strong>Raiffeisen</strong>-Hör -<br />
saal“ bis zum Ban ken ge bäu de und Scha rin -<br />
ger schrei tet wie ein Feu dal herr durch „sei -<br />
ne“ Universität. Lakaienhaft hofiert wird er<br />
da bei von Rek tor Ru dolf Ar delt (SPÖ), der in<br />
dieser Präsenz „absolut keine Übernahme<br />
der Uni“ er ken nen kann weil „Spon so ring -<br />
gel der heu te für die Unis un er läss lich“ sind<br />
und dem Ko-Rektor Fried rich Schnei der, der<br />
als „Hand werks bur sche“ gilt und mit sei nen<br />
Fließ band stu dien zu allem und jedem was<br />
gerade aktuell ist seinen Senf dazugibt.<br />
Der öffentlichen Hand unter die<br />
Arme greifen<br />
„Je attraktiver die örtlichen Einrichtungen,<br />
die Wid mungs flä chen und die In fra -<br />
struk tur, des to at trak ti ver ist auch der Stand -<br />
ort“ – die ses von Scha rin ger im Fach blatt<br />
„Kommunal“ verkündete Angebot an die Ge -<br />
mein den ist real ge se hen frei lich die Dau -<br />
menschraube. Bekanntlich ächzen die Kommunen<br />
zunehmend unter der Finanznot als<br />
Fol ge der re strik ti ven, von der EU vor ge ge -<br />
be nen Bud get po li tik. Die sich da als Hel fer<br />
in der Not an die nen den Ban ken han deln<br />
frei lich nicht selbst los, wie ein Blick auf die<br />
jährlichen Zinszahlungen im Gemeindebud -<br />
get deut lich macht. Raiff ei sen legt mit sei -<br />
nen Be tei li gun gen an der OÖ Bau land AG,<br />
Wasserdienstleistungs GmbH, Kommunalleasing,<br />
Real-Treuhand, Gesellschaft für<br />
Wohnungsbau und zahlreichen PPP-Projek -<br />
ten „alles aus einer hand“ noch eins drauf,<br />
um mit der Infrastruktur satte Geschäfte zu<br />
machen.<br />
„Der Steu er zah ler pro fi tiert vom Spa tens -<br />
tich bis zum Bandldurch schnei den“ preist<br />
Raiff ei sen sei ne 302 PPP-Projekte vom Ge -<br />
meindehaus bis zur Therme Geinberg mit<br />
ei nem Vo lu men von 2,2 Mio. Euro an. Wenn<br />
Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ)<br />
Signale für privat finanzierte Autobahnen<br />
gibt oder SPÖ-Europaparlamentarierin Ma -<br />
ria Berger die Aufnahme der Summerauer -<br />
bahn in den Katalog der Transeuropäischen<br />
Net ze (TEN) be ju belt, dann steht Scha rin ger<br />
„so fort Ge wehr bei Fuß“. Wie es da mit prak -<br />
tisch aus schaut, zeigt sich bei der Um fah -<br />
rung Ebels berg. Für Raiff ei sen lag der „Re -<br />
turn of Invest“ der übernommenen Vorfinan -<br />
zie rung bei nur 46 Mo na ten, die Stadt darf<br />
hingegen ihren Anteil in Form einer<br />
„Schattenmaut“ über 18 Jahre hinweg<br />
abstottern.<br />
Wenn das Land Ober ös ter reich von<br />
Raiff ei sen ge prägt ist, dann gilt das für die<br />
Landeshauptstadt Linz im Besonderen. Kein<br />
namhaftes Großprojekt der letzten Jahre,<br />
wo nicht die RLB ihre Fin ger mit im Spiel<br />
hat: Landesamtsgebäude und Bahnhofneubau,<br />
Umfahrung Ebelsberg, Passage-City-Center,<br />
Hefegründe, Europaplatz,<br />
Unfallkrankenhaus. Die „querpolitische“<br />
Achse zwischen den Studienkollegen Do -<br />
busch (SPÖ) und Scha rin ger (ÖVP) gilt<br />
schon als le gen där. Für den Bür ger meis ter<br />
ist der zeit ge recht zu sei nem 60er im Jah re<br />
2002 mit dem Ehrenring ausgezeichnete<br />
Banker „ein engagierter Partner der Stadtentwicklung“<br />
und Dobusch bekannte sich<br />
auf eine KPÖ-Kritik bei einer Wahlveranstaltung<br />
im September 2003 demonstrativ dazu,<br />
die Zusammenarbeit mit <strong>Raiffeisen</strong> fortzu -<br />
set zen. Wie das kon kret aus schaut deu tet<br />
sich mit höchst umstrittenen Bauvorhaben<br />
für weitere Büropaläste der<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Tochterfirma Realtreuhand am<br />
Hessenplatz (Ecke Bismarckstraße) oder<br />
am Arena-Platz (Ursulinenhof) an.
Wem gehört das Land Seite 11<br />
Expansion heißt die Parole<br />
Im Jah re 2003 rutsch te die RLB mit ei ner<br />
Bi lanz sum me von 23,5 Mrd. Euro und ei nem<br />
Be triebs er geb nis von 206 Mio. Euro um 76<br />
Plät ze auf Rang 451 und ge hört da mit zu<br />
den 500 Top-Ban ken welt weit. Neue Ex pan -<br />
sionsmöglichkeiten sieht Banken-Boss<br />
Scharinger in der EU-Erweiterung, wenn am<br />
1. Mai 2004 aus der EU15 die EU25 wird.<br />
Insbesondere für die Region Bayern, Tschechien<br />
und Ös ter reich wur de be reits vor ge -<br />
sorgt und mit der Er rich tung von „Ober ös ter -<br />
reich“-Häu sern in Mün chen (4.557 Kun den),<br />
Prag (1.100 Kun den) und Wien (3.275 Kun -<br />
den) die Peripherie des zum Interessengebiet<br />
erklärten 300-Kilometer-Radius abgesteckt.<br />
Vor al lem in Tsche chien – für das<br />
Scharinger nebenbei aber keineswegs zufäl<br />
lig als Ho no rar kon sul agiert – ist der Ex -<br />
pansionsdrang ungebremst, gemeinsam mit<br />
der RZB ver fügt Raiff ei sen OÖ über 45 wei -<br />
tere Filialen die 112.593 Kunden betreuen.<br />
Kein Wun der wenn Scha rin ger in der „Rund -<br />
schau“ über „tolle Chancen“ und „neue<br />
Posten – aus dem Osten“ im Gefolge der<br />
EU-Erweiterung schwärmt.<br />
Dass mit dem Raiff ei sen-Vor stoß nach<br />
Wien – wo die RLB-Tochter Pri vat-Bank der<br />
RZK-Tochter Kathrein-Bank Konkurrenz<br />
macht – die sorg sam ab ge stec kten Claims<br />
der länderweise organisierten <strong>Raiffeisen</strong>banken<br />
verletzt wurde, kümmert Scharinger<br />
we nig, denn ge ra de das Wil dern in frem den<br />
Re vie ren hat für ihn den be son de ren Reiz.<br />
Und schließ lich kann er via RZK-Boss Chris -<br />
tian Konrad schnippisch erklären, dass er<br />
auch nicht ge fragt wur de, als die „Wie ner“<br />
die vormals ÖVP-eigene Heimatwerbung<br />
und die Stär ke fab rik Aschach ge kauft ha -<br />
ben, schließ lich „ist die Enns seit 1955 kei ne<br />
Demarkationslinie mehr“. Die Aufkündigung<br />
der Mitwirkung an der österreichweiten gemeinsamen<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Werbung – deren<br />
Kern die Hermann-Maier-Kampagne ist –<br />
Ende 2003 um die Kosten zu drücken sorgte<br />
für weiteren Zündstoff.<br />
Zum Miss ver gnü gen der zum Wie ner<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Imperium gehörenden Uniqa und<br />
deren Tochterfirma Raifffeisenversicherung<br />
formierte Scharinger gemeinsam mit dem<br />
italienischen Versicherungskonzern Gene -<br />
rali eine Hypo-Holding (RLB 70, Ge ne ra li<br />
25, OÖ Ver si che rung 5 Pro zent) die künf tig<br />
Versicherungsprodukte an 800.000 Kunden<br />
in 452 oberösterreichischen und 40 Salzburger<br />
Fi lia len von Raiff ei sen und Hypo ver -<br />
kauft. Der Ren ner da bei ist das Ge schäft mit<br />
der vom Staat geförderten Pensionsvorsorge,<br />
mit wel cher der Aus stieg der Mit fi nan zie -<br />
rung der Pen sio nen ge zielt for ciert wird. Wi -<br />
derspruch erntete Scharinger mit dem Ge -<br />
nerali-Deal von Ex-Agrarlandesrat Leopold<br />
Hofinger, der als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der OÖ Versicherung eine „Absage an jede<br />
Großmannssucht“ gegen die unerwünschte<br />
Konkurrenz erteilte.<br />
Die Be tei li gung an der Hypo Salz burg<br />
wurde zum Widerwillen des dortigen <strong>Raiffeisen</strong>-Chefs<br />
Manfred Holztrattner („genossen -<br />
schaftlicher Amoklauf“) von 49,5 mittlerweile<br />
auf 90 Pro zent er höht. Die zum Ver kauf<br />
anstehende Hypo Tirol überließ Scharinger<br />
hingegen offenbar in Absprache mit dem<br />
aus Oberösterreich stammenden LH Herwig<br />
van Staa großzügig <strong>Raiffeisen</strong> Tirol. Dass<br />
die RLB Ober ös ter reich und Ti rol ihre<br />
IT-Tochterfirmen RRZ Ti rol und GRZ IT Linz<br />
zu einem gemeinsamen Unternehmen mit<br />
550 Be schäf tig ten und 112 Mio. Euro Um -<br />
satz ver schränk ten um da mit auch au ßer -<br />
halb des Ban ken be reichs zu expandieren ist<br />
wohl auch dieser personellen Achse<br />
geschuldet.<br />
Kleine Turbulenzen<br />
Erst mals ein we nig ins Schleu dern kam<br />
Scharinger im Zusammenhang mit der weit<br />
über Italien hinaus wirksamen Pleite des<br />
langjährigen Vorzeige-Konzerns Parmalat.<br />
Als Ende No vem ber 2003 schon längst die<br />
Spat zen von den Dä chern pfif fen wie es um<br />
Par ma lat steht, emp fahl der auf Rang sechs<br />
unter den österreichischen Fondsgesellschaften<br />
vorgerückte und mit einer Jahresper<br />
for man ce von 5,07 Pro zent im 5-Jah -<br />
res-Schnitt brillierenden Kepler-Fonds der<br />
RLB aus sei nem Fun dus von 137 Fonds mit<br />
4 Mrd. Euro Volumen den AnlegerInnen immer<br />
noch Parmalat-Anleihen. Zum Aus -<br />
gleich kann Scha rin ger aber nach dem durch<br />
den Zusammenbruch Parmalats Beteiligung<br />
an der NÖM frei ge wor den ist, sei ne vor läu -<br />
fig gescheiterte österreichische Milchlösung<br />
als „Bio land Ös ter reich“ durch eine Fu si on<br />
der NÖM mit der oö Bergland wieder<br />
aufwärmen, kartellrechtliche Probleme kann<br />
er dabei nicht erkennen.<br />
Als Bau stein da für sieht die RLB auch<br />
den 2003 getätigten Erwerb der namhaften<br />
Wiener Nahrungsmittelfabrik Inzersdorfer<br />
aus dem Ei gen tum der Ex-ÖVP-Na tio nal -<br />
ratsabgeordneten Martina Pecher durch die<br />
RLB-Tochterfirma Vi va tis und will den<br />
Stand ort In zers dorf um 70 Mio. Euro aus -<br />
bau en. Rund um die aus der bäu er li chen<br />
Austria Milch- und Fleischverarbeitung<br />
(AMF) hervorgegangene Vivatis war bereits<br />
von 1998 bis 2002 ein Agrar kon zern mit<br />
1.523 Be schäf tig ten und 465 Mio. Euro Um -<br />
satz ent stan den, der grö ßer ist als die Ös ter -<br />
reich-Töch ter von Nest le und Uni le ver zu -<br />
sam men. Dazu ge hö ren Mar ken wie Land -<br />
hof, Maresi, Gourmet, Senna, Karnerta,<br />
Loidl, VOG (Lenz Moser) und Daily.<br />
Netzwerk-Parole „Ich kann mit allen“<br />
Das moderne Wirtschaftsleben hat sich<br />
des modischen Begriffs der Netzwerke bemäch<br />
tigt, frü her hat man das tri vi al als<br />
Freunderlwirtschaft und Beziehungen bezeichnet.<br />
RLB-Boss Scha rin ger kann sich<br />
rüh men, mit Ab stand über „das be ste Be zie -<br />
hungsnetzwerk im Land“ („Wirtschaftsblatt“)<br />
zu ver fü gen. Er ist nicht nur mit ÖVP-Grö -<br />
ßen wie LH Püh rin ger, WK-Chef Leitl,<br />
Staatssekretär und Villen-Nachbar Kukacka,<br />
Böhler-Chef Raidl oder Ener gie<br />
AG-Boss Windt ner auf Du und Du, son dern<br />
auch mit der „ro ten Reichs hälf te“, etwa dem<br />
Linzer Bürgermeister Dobusch, die (Ex-)Vo -<br />
est-Bosse Stra ham mer, Struzl und Eder<br />
ebenso wie Voest-Betriebsratschef Ober -<br />
christl, Ex-Mi nis ter An drosch und Sa li -<br />
nen-Chef Jozseffi, Ex-Tabakboss Mauhart,<br />
Linz AG-Chef Stockinger oder<br />
Finanzexperte Ewald Nowotny.<br />
Wie wichtig solche „Netzwerke“ sind,<br />
wur de bei der Neu be stel lung des Chefs der<br />
Hypo Ober ös ter reich – zu 48,59 Pro zent<br />
Raiff ei sen-Be sitz – deut lich: Zum Zug kam<br />
Andreas Mitterlehner – sein Bruder ist<br />
WK-Generalsekretär, seine Schwester Bezirkshauptfrau<br />
von Rohrbach, seine Gattin<br />
Landesdirektorin der Bank Austria. Dass bei<br />
dieser Bestellung Scharinger die Weichen<br />
gestellt hat, ist allgemein bekannt.<br />
Aber auch die mo der nen Netz wer ker ge -<br />
hen auf Num mer si cher und pfle gen in der<br />
zwei ten Rei he, mög lichst et was vom Licht<br />
der Öffentlichkeit abgeschirmt, ihre traditio -<br />
nellen Männerbünde. So gehört Scharinger<br />
mit Couleurnamen „Wickerl“ dem Cartellver -<br />
band an, wo er mit aus schlag ge ben der<br />
ÖVP-Prominenz wie Pühringer („Philostra -<br />
tus“), Ku ka cka („Or pheus“), dem Lin zer Vi -<br />
zebürgermeister Watzl („Abdul“) oder<br />
ÖVP-Klubchef Strugl („Skoda“) zusammentrifft.<br />
Und da mit ihm nicht fad wird, ge hört er<br />
auch dem „Ritterorden vom Heiligen Grabe<br />
zu Je ru sa lem“ an, wo er – in den Man tel mit<br />
dem fünffachen Jerusalemkreuz gehüllt und<br />
am Kar frei tag im Lin zer Dom den Kreuz weg<br />
mys ti fi zie rend – als ei ner von nur 39 lan des -<br />
weit auserwählten Ordensrittern gemeinsam<br />
mit Ku ka cka und Hypo-Vorstand Emil<br />
Lauß als „Ritter der Menschlichkeit“<br />
(Prädikat „Kronenzeitung“) und „Zeuge der<br />
Auferstehung“ tätig ist.<br />
„König Ludwigs Fete“<br />
Seinen 60. Geburtstag im September<br />
2002 zelebrierte Scharinger selbstbewusst<br />
als „Kö nig Lud wigs Fete“ („Wirt schafts blatt)<br />
mit 3.000 geladenen Gästen im terminge -<br />
recht er öff ne ten 26,5 Mio. Euro teu ren „mo -<br />
dernsten Finance Trade Center Mitteleuro -<br />
pas“ – wo täg lich Wert pa pier de als von min -<br />
destens einer Mrd. Euro abgewickelt wer -<br />
den – als „ein Fest, wie es Ober ös ter reich<br />
noch sel ten ge se hen hat“ („Wirt schafts -<br />
blatt“). Da bei gab sich – mo de riert von der<br />
unvermeidlichen ORF-Moderatorin Ingrid<br />
Thurn herr – die Pro mi nenz über Par tei gren -<br />
zen hin weg ein Stell dich ein – von Kanz ler<br />
Schüs sel und LH Püh rin ger („Leis ten Sie<br />
sich das ein mal: Vom Scha rin ger ein ge la -<br />
den – und nicht kom men“) bis Ex-Mi nis ter<br />
Streicher („Unser Katechismus ist das Aktien<br />
recht“) und SPÖ-Chef Erich Hai der und<br />
so gar Mi chail Gor bat schow („Wer zu spät<br />
kommt, den bestraft das Leben“)<br />
übermittelte aus Moskau via Videowall ein<br />
dickes „Nastrowje“.
Seite 12 Wem gehört das Land<br />
Für – aus nahms wei se von Gat tin An ne -<br />
lie se flan kier ten – „Herrn der drei Ber ge“<br />
(Therme Geinberg, Fachhochschule Hagen -<br />
berg, Um fah rung Ebels berg) gab es bei die -<br />
ser Gelegenheit das Goldene Ehrenzeichen<br />
des Lan des Ober ös ter reich, für die Gäs te<br />
stilgerecht Showeinlagen und Schmankerln<br />
aus dem 300-Kilometer-Aktionsradius der<br />
RLB aus Oberösterreich, Bayern, Tschechien<br />
und Wien. Und ganz nach dem Re -<br />
zept „Kin der zeu gen, Haus bau en, Baum<br />
pflan zen, Buch schrei ben“ durf te auch letz -<br />
te res nicht feh len. Die Schreib ar beit für das<br />
Scharinger-Jubelwerk „Vi si on und Wirk lich -<br />
keit“ durf ten zwei ver läss lich schwar ze<br />
Schrei ber, Hans Drachs ler und Jo sef Ertl,<br />
erledigen. Selbstbewusst kündigte „Mister<br />
Raiff ei sen“ an, noch min de stens fünf Jah re<br />
die RLB füh ren zu wol len, all fäl li ge „Kron -<br />
prin zen“ wer den sich da recht schwer tun,<br />
zu mal be kannt ist, dass schon man che in<br />
Ungnade gefallenen <strong>Raiffeisen</strong>-Manager bei<br />
Weiterzahlung voller Bezüge jahrelang zum<br />
Spazieren gehen verurteilt wurden.<br />
Zu Ratzenböcks Zeiten wurde Scharinger<br />
als dessen potentieller Nachfolger gehan<br />
delt. Dass er es nicht wur de, dürf te der<br />
Er kennt nis ge schul det sein, dass es aus den<br />
lichten Höhen des Finanzkapitals leichter re -<br />
gie ren ist als in den Nie de rungen der Po li tik.<br />
Schließlich kontrolliert <strong>Raiffeisen</strong> heute rund<br />
50 Pro zent der Geld ge schäf te im Land.<br />
Wozu sich ei ner Wahl stel len, wenn man es<br />
sich mit der Macht des Gel des oh ne hin rich -<br />
ten kann, dürf te sich Scha rin ger („Ich kann<br />
mit al len“) ge sagt – und dem ent spre chend<br />
ge han delt – ha ben. Scha rin ger ist ein Groß -<br />
koalitionär und setzt auf eine „vernünftige<br />
Beziehung zwischen der Regierung und den<br />
So zial part nern“, weil „sonst kön nen wir im<br />
öffentlichen Bereich nicht die Kostenbremse<br />
in die Hand nehmen“.<br />
Ohne den allmächtigen <strong>Raiffeisen</strong>-Boss<br />
läuft tat säch lich in Linz und Ober ös ter reich<br />
und im mer stär ker auch da rü ber hin aus tat -<br />
säch lich nichts. Wenn er zu aus er wähl ten<br />
An läs sen – wie etwa der Glei chen fei er des<br />
Dienstleistungszentrums des Landes Ober -<br />
österreich am Linzer Hauptbahnhof – seinen<br />
schwar zen An zug vor führt, dann hat das<br />
eine tiefere Symbolik. Scharinger gibt sich<br />
angesprochen auf seine Macht demutsvoll:<br />
„So ist das eben im Le ben, wenn man et was<br />
zustande bringt“ und sieht sich als<br />
„Brückenbauer“.<br />
Mäzen für Bildung und Kultur<br />
Weil man schließ lich auch eine so zia le<br />
Ader hat, macht sich Raiff ei sen für Spon so -<br />
ring in der Bil dung stark. Dass „Pro fes so ren<br />
in der For schung frei sind, aber auch Dritt -<br />
mittel im vernünftigen Maß organisieren“ ist<br />
das Rezept. Scharinger als Vorsitzender<br />
des Universitätsrates „seiner“ Johannes-Kepler-Universität<br />
hat da bei in Uni-Rek -<br />
tor Rudolf Ardelt einen kongenialen Partner<br />
ge fun den. Das Ziel ist ein deu tig: „Es wird<br />
klare Budgetierung und Kostenrechnung geben“,<br />
denn „hier müs sen wirt schaft li che<br />
Prin zi pien gel ten“ und „Wenn et was ge för -<br />
dert wird, ich den ke etwa an das In sti tut für<br />
Bankwesen an der Kepler-Universität, will<br />
ich ha ben, dass Schü ler ler nen, wie man mit<br />
Geld um geht“ denn „Lei stung ver langt<br />
Gegenleistung. Schulen, Universitäten<br />
müssen sich auf Wünsche einstellen“.<br />
So gar für die Kunst fal len da ein paar<br />
Brosamen ab. Bekanntlich zahlen die Konzerne<br />
und Banken zunehmend weniger bis<br />
gar kei ne Steu ern mehr und über las sen die<br />
Finanzierung des Staatshaushaltes den<br />
Lohnabhängigen. Dafür geben sie sich<br />
großzügig bei werbewirksamen Sponsoring<br />
und Mäzenatentum. So investiert die RLB<br />
1,5 Prozent der Investitionen bei Neubauten<br />
in Kunst wer ke. Al lein in der Zen tra le am Lin -<br />
zer Südbahnhofmarkt befinden sich Kunstwer<br />
ke um 440.000 Euro, für das „Ober ös ter -<br />
reich“-Haus in Wien wur de eben falls nicht<br />
ge kle ckert und Kunst um 300.000 Euro an -<br />
ge kauft. Und in Wien brüs tet sich Opern -<br />
ball-Besucher Scharinger als exklusiver<br />
Sponsor der Bundestheater-Holding mit<br />
einem Drei-Jahres-Vertrag<br />
Geld ist nicht alles…<br />
Weil Geld nicht al les ist, darf auch die<br />
Philosophie dazu nicht fehlen. Mahnend<br />
meint der auch als Trom pe ten so list (Lieb -<br />
lingsmelodie „Il Silenzio“) und „schneidige“<br />
Tarockierer bekannte Bankenboss in der<br />
„Linzer Kirchenzeitung“ in Richtung gemeines<br />
Volk „Das Geld darf nicht das Wich tigs te<br />
sein“ und klagt über sein Leid „Ich habe<br />
nicht das Pro blem, dass ich im mer noch<br />
mehr ma chen möch te, son dern dass uns<br />
wahn sin nig viel auf ge drängt wird.“ Und er<br />
be ruft sich auf die Bi bel: „Ta len te, die dir der<br />
Herr gott mit ge ge ben hat, sollst du nicht ver -<br />
graben, sondern ausreichend nutzen. Das<br />
tue ich mit großem Optimismus“. Ansonsten<br />
lautet die Lebensmaxime „Wer sich krampf -<br />
haft an et was klam mert, läuft Ge fahr, dass<br />
er es nicht erreicht. Man muss flexibel sein –<br />
sehr flexibel“.<br />
Für mahnende Worte zum sorgsamen<br />
Um gang mit dem schnö den Mam mon hat<br />
man auch Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz<br />
– ehe dem Be ra ter von US-Prä si dent<br />
Clinton und Vizepräsident der Weltbank –<br />
ein ge la den, der eine Lan ze für Re geln am<br />
Kapitalmarkt bricht. Die im Geldtempel am<br />
Linzer Südbahnhofmarkt anwesenden BankerInnen<br />
hören andachtsvoll zu um dann<br />
zum Buf fet zu ei len, wie in der<br />
Grünen-Zeitung „Planet“ empört berichtet<br />
wird.<br />
Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, Mai 2004,<br />
O-Ton Ludwig<br />
Scharinger<br />
...und seine roten Jünger:<br />
Der Lud wig wird´s schon rich ten.<br />
Man fred Fadl, Lin zer SPÖ-Ge mein -<br />
derat<br />
Das Finanzierungsmodell war<br />
ebenso innovativ wie Beispiel gebend,<br />
weil die außerbudgetäre Abwicklung<br />
von Projekten der öffentlichen<br />
Hand seit den Maa stricht-Ab kom men<br />
zum Ge bot der Stun de wur de. Nur so<br />
kann auch der neue Bahn hof mit dem<br />
neuen Landesdienstleistungszentrum<br />
ent ste hen und sich die Stadt wei ter -<br />
entwickeln. Franz Do busch, Bür ger -<br />
meis ter von Linz<br />
Ich erkenne in Ludwig Scharinger<br />
den Men schen, der weiß, dass nur<br />
eine prosperierende Wirtschaft in der<br />
Lage ist, den Men schen Ar beit, Exis -<br />
tenzsicherung und soziale Sicherheit<br />
zu geben. Diese soziale Kompetenz<br />
Lud wig Scha rin gers zeigt, dass er<br />
eben mehr ist, als nur ein er folg rei -<br />
cher Bankmanager. Er gestaltet die<br />
Gesellschaft in allen ihren Facetten<br />
mit, aus einem Verantwortungsgefühl<br />
he raus, das heu te nicht mehr so<br />
selbstverständlich ist. Franz Do -<br />
busch
Wem gehört das Land Seite 13<br />
[2006] <strong>Raiffeisen</strong>-Boss Scharinger zelebriert 20 Jahre Generaldirektor<br />
Monetäre und andere<br />
Leidenschaften<br />
„Leis ten Sie sich das ein mal: Vom Scha rin ger ein ge la den – und nicht kom men“:<br />
Lan des haupt mann Jo sef Püh rin ger weiß was Sa che ist – und wer wirk lich be stimmt<br />
im Land zwi schen Inn und Enns. Sein Vize LHStv. Franz Hiesl sieht das ähn lich: „Ich<br />
weiß, wo Gott in Linz wohnt. Wenn ich zum Fens ter raus schau, sehe ich den Dom,<br />
den Pöst ling berg und den Raiff ei sen-Wür fel.“<br />
Was den Schwar zen recht, ist den Ro ten<br />
billig: Für den Linzer Bürgermeister Franz<br />
Do busch ist sein Stu dien freund Lud wig<br />
Scha rin ger seit Jah ren der engs te Part ner<br />
bei der Aus ge stal tung der Stadt und wird<br />
„um Rat ge fragt“. Zur Fort set zung die ser<br />
„bewährten Zusammenarbeit“ bekannte sich<br />
Do busch auf eine KPÖ-Anfrage im Wahl -<br />
kampf 2003 demonstrativ und ausdrücklich.<br />
Da kön nen auch ÖGB-Lan de schef Jo -<br />
hann Kalliauer und Landessekretär Erich<br />
Gumpelmaier nicht zurückstehen, wenn sie<br />
gemeinsam mit Scharinger zum „Adventlichen<br />
Emp fang“ für Be triebs rä te in der Raiff -<br />
eisen-Landesbank einladen.<br />
Die Linzer Vizebürgermeisterin Ingrid<br />
Holzhammer lässt sich als Landesvorsitzende<br />
des SPÖ-Pensionistenverbandes mit<br />
Scharinger bei einem „informativen und gesel<br />
li gen Nach mit tag“ – so der seit 1995 jähr -<br />
lich parteiübergreifend für ÖVP-Senioren -<br />
bund, SPÖ-Pensionistenverband und FP-<br />
Seniorenring veranstaltete <strong>Raiffeisen</strong>-Senio<br />
ren tag im Haus jar gon – in der Raiff ei sen -<br />
landesbank konterfeien. Dafür erzählt Scharinger<br />
den versammelten PensionistInnen<br />
Platitüden wie „Das Sparbuch als eiserne<br />
Re ser ve ist bei Raiff ei sen eine der si chers -<br />
ten Anlageformen. Wir garantieren die Einla<br />
gen bis zu 100 Pro zent“. Na so was…<br />
Eine „Feier im kleinen Kreis“…<br />
Anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums<br />
als Generaldirektor lud das „Alpha-Tier mit<br />
Visionen und Verantwortungsgefühl“ („Wirt -<br />
schaftsblatt“) Scharinger zu einer „Feier im<br />
klei nen Kreis“ ins De sign-Cen ter: 2.500<br />
Gäste waren gekommen. Kanzler Schüssel<br />
und LH Pühringer waren verhindert,<br />
schickten dafür Videobotschaften aus Klagen<br />
furt. Im Ju bel be richt in der „Rund schau“<br />
– sie ge hört zu 42 Pro zent dem Raiff ei -<br />
sen-Kon zern – konn te man dann „Ge ne ral -<br />
di rek to ren und ihre Frau en“ – näm lich Scha -<br />
ringer und Voest-Chef Wolf gang Eder mit<br />
Gat tin nen – be wun dern. Mehr Spaß dürf ten<br />
freilich die „Wirtschaftskapitäne mit char -<br />
manter Begleitung“ – Scharinger, Eder und<br />
Raidl (Böhler-Uddeholm) mit Hos tes sen –<br />
anderweitig gehabt haben.<br />
Et was ge stört schien bei die sem Ju bi -<br />
läum die Che mie zwi schen Raiff ei sen und<br />
den „OÖN“. Eine Wür di gung Scha rin gers zu<br />
dessen 20-jährigem Jubiläum als Generaldi -<br />
rektor im selbsternannten „Landeshaupt -<br />
blatt“ korrigierte sein Adlatus Harald Wetzels<br />
ber ger weil „die Ge fahr be steht, dass<br />
man che Pas sa gen in die Irre füh ren“. Und<br />
es wur de be tont, Scha rin ger „ist je mand, der<br />
Brü cken baut“ und „wür de da her nie je man -<br />
den als Gegner oder Herausforderer bezeichnen“.<br />
Dazu stellte der österreichweit<br />
als bester „Netzwerker“ bezeichnete Chef –<br />
mit 34 Vor stands-, Auf sichts rats- und Ge -<br />
schäftsführerfunktionen ist er Spitzenreiter –<br />
höchst selbst klar: „ich habe das Ta lent, ich<br />
kann mit je dem“ und ist „dank bar, dass ich<br />
gestalten kann“.<br />
Nach die sem Mot to hat Scha rin ger recht -<br />
zei tig zu sei nem Ju bel fest auch die zeit wei li -<br />
gen Span nun gen mit dem vom „Lei -<br />
der-Nein-Millionär“ zum milliardenschweren<br />
Industriellen aufgestiegenen ehemaligen<br />
SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch bereinigt:<br />
Die beiden waren als Eigentümer der<br />
vom Staat übernommenen Salinen AG aneinander<br />
geraten, weil Androsch ein neues<br />
Werk der Salinen-Tochterfirma FACC in der<br />
Steiermark, Scharinger hingegen im oberös -<br />
terreichischen Innviertel errichten wollte und<br />
sich der Raiff ei sen-Boss die bes se re Lob by<br />
bei der Expansion der Flugzeugzulieferfirma<br />
hatte.<br />
Mit Spannkraft, ohne Ablaufdatum<br />
Scharinger (Jahrgang 1942) erklärt „Ich<br />
habe noch kein Ab lauf da tum“, ist kei nes -<br />
wegs amts mü de und meint „wenn die<br />
Spann kraft wei ter vor han den ist, kann ich<br />
mir gut vor stel len, län ger zu blei ben“, näm -<br />
lich län ger als bis zum Aus lau fen sei nes<br />
Ver tra ges 2009. Von den „OÖN“ recht zwei -<br />
deu tig mit „Scha rin ger geht fremd – im Ban -<br />
ken be reich“ wur de das Wil dern in frem den<br />
Re vie ren skiz ziert. Ge meint ist das Ein drin -<br />
gen in das streng abgezirkelte Territorium<br />
anderer <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbanken, etwa in<br />
Niederösterreich oder in Salzburg. Scharinger<br />
sieht sich da bei nicht als „Hecht im Karp -<br />
fen teich“, son dern eher als „schnel le Fo rel -<br />
le“. Und recht fer tigt sich „Ich bin Ober ös ter -<br />
reich ver pflich tet“. So sieht ist er auch nach<br />
wie vor an ei nem Ein stieg an der Hypo Ti rol<br />
interessiert, nachdem er bereits die Hypos<br />
in Oberösterreich und Salzburg einkassiert<br />
hat.<br />
Ein anderer <strong>Raiffeisen</strong>-Banker war da<br />
weniger erfolgreich: Der Tiroler <strong>Raiffeisen</strong>-Chef<br />
Fritz Hakl wur de 2004 mit der la pi -<br />
da ren Be grün dung von den 82 Ti ro ler Raiff -<br />
eisenkassen als Eigentümer der Tiroler Landesbank<br />
abserviert: „Die Geschäftsentwicklung<br />
de Bank hat mit Hakls im pe ria lem<br />
Ge ha be nicht Schritt ge hal ten“. Mit pom pö -<br />
sen Fes ten mit tau send Gäs ten und teu ren<br />
Jagd pach ten im Soll, auf der Ha ben sei te<br />
aber fau len Kre di ten hat te sich Hakl sel ber<br />
abgeschossen.<br />
In 20 Jahren an die Spitze<br />
Vor zwan zig Jah ren wur den 75 Pro zent<br />
des Finanzvolumens der Landesbank von<br />
den <strong>Raiffeisen</strong>banken bestimmt. Unter<br />
Scha rin ger hat sich die Lan des bank fak tisch<br />
verselbständigt und ist durch gezielte Kostensenkung,<br />
Wachstumspolitik und Segmentierung<br />
in Firmen- und Privatkunden,<br />
PPP und Sonderfinanzierungen zum Bankka<br />
pi tal mu tiert. Stolz ist Scha rin ger auf das<br />
mittlerweile auf 50,9 Prozent gedrückte<br />
Cost-Income-Ratio, das Ver hält nis von Kos -<br />
ten zu Er trä gen, mit wel chem die RLB-OÖ<br />
im Spit zen feld der Ban ken liegt. Heu te sind<br />
ein Drittel Banken-Kerngeschäft mit 806.000<br />
Kunden, ein Drittel Dienstleistungen inklusive<br />
Immobilien und 358 PPP-Projekte mit ei -<br />
nem Vo lu men von 2,39 Milliarden Euro, das<br />
letzte Drittel 394 Beteiligungen, davon 134<br />
Tochtergesellschaften.<br />
Als ers te ober ös ter rei chi sche Bank mar -<br />
schier te die mitt ler wei le in eine Ak tien ge sell -<br />
schaft um ge wan del te Raiff ei sen lan des bank<br />
(2005: 15,62 Mil li ar den Euro Bi lanz sum me,<br />
140 Mil lio nen Euro Ge winn) nach der<br />
Grenz öff nung in Tsche chien ein und ex pan -<br />
dier te auch nach Bay ern. In ei nem Ak tions -<br />
ra di us von 300 Ki lo me tern ab Linz be treut<br />
die Lan des bank 20.000 Fir men und 104.000<br />
Pri vat kun den – in ih ren „Heim märk ten“ Süd -<br />
deutsch land und Tsche chien. 2004 wur de<br />
auf 500 Ki lo me ter aus ge wei tet und auch<br />
Slo wa kei, Slo we nien, Kroa tien und Bos nien<br />
in das en ge re Ge schäfts feld ein be zo gen<br />
und mitt ler wei le ist die Landesbank mit<br />
Außenposten schon nach Russland und<br />
China vorgedrungen.<br />
Zum „Kern ge schäft“ Raiff ei sens ge hört<br />
na tür lich nicht nur das Geld, son dern von<br />
der Tra di ti on her der Agrar markt. Ein<br />
Schmucks tück da bei ist der Nah rungs mit telund<br />
Dienst lei stungs kon zern Vi va tis, her vor -<br />
ge gan gen aus der ma ro den Aust ria Milch<br />
und Fleisch (AMF) und über eine Stif tung<br />
bei Raiff ei sen an ge dockt. Mit der Lan cie -<br />
rung der Pseu do-Bio-Mar ke „Bio Best of<br />
Aust ria“ sorg te Scha rin ger je doch im Jah re<br />
2004 für ei ni ge Auf re gung. Wie Bio bau -<br />
ern-Ob mann Han nes To mic kri ti sier te, re -<br />
kla miert die se Mar ke je doch Bi opro duk te,<br />
ohne dass die se die stren gen Kri te rien für<br />
öko lo gi schen Land bau er fül len und be zeich -<br />
ne te die se Stra te gie als „Trittbrettfahrer“ aus<br />
Kosten der 18.300 österreichischen<br />
Biobauern.<br />
Die Gestaltung des Landes<br />
Raiff ei sen agiert als Hans dampf in al len<br />
Gassen und gestaltet zunehmend das Land:
Seite 14 Wem gehört das Land<br />
Den finanzmaroden Gemeinden bietet die<br />
Landesbank ein „universelles Service“ via<br />
PPP, etwa in dem der Ge mein de das Ka nal -<br />
netz ab ge kauft und über eine Raiff ei -<br />
sen-Tochterfirma betrieben wird. Die Ge -<br />
meinde zahlt ein monatliches Benützungsentgelt<br />
und refinanziert dieses über Gebüh -<br />
reneinnahmen. So schön kann EU-Liberali -<br />
sierung sein…<br />
Weil von den 445 oö Ge mein den be reits<br />
60 kein Ge schäft mehr auf wei sen will Raiff -<br />
ei sen ab hel fen. Un ter der Mar ke „Land lebt<br />
auf“ will man Nahversorgungszentren mit<br />
Lebensmittelgeschäft, Selbstbedienungstankstelle<br />
und – natürlich <strong>Raiffeisen</strong>-Filiale<br />
einrichten. Ein Pilotprojekt läuft in Rotten -<br />
bach. In Ans fel den brüs tet sich Bür ger meis -<br />
ter Wal ter Ern hard (SPÖ), dass Raiff ei sen<br />
die Finanzierung des Neubaues der B139<br />
als Um fah rung Haid als PPP-Projekt er mög -<br />
li chen wird, so das Ergebnis eines<br />
„Informationsgespräches“<br />
150.000 Wohnungen im Portfolio<br />
Gemeinsam mit der Wiener Städtischen,<br />
Hypo und der OÖ Ver si che rung über nahm<br />
<strong>Raiffeisen</strong> 2004 die bislang bundeseigene<br />
WAG mit 58.000 Woh nun gen, vor wie gend<br />
in Linz, Steyr und der Ober stei er mark so wie<br />
die Linzer Eisenbahnerwohnungsgesellschaft<br />
EBS mit 25.000 Woh nun gen. Die se<br />
zwei von insgesamt fünf bundeseigenen<br />
Wohnungsgesellschaften waren von der<br />
Regierung nach Aberkennung der Gemein -<br />
nüt zig keit im Jah re 2001 auf den Markt ge -<br />
worfen worden. Bereits bisher bestimmte<br />
<strong>Raiffeisen</strong> über Beteiligungen an der Giwog,<br />
der GWB und den Wohnungsfreunden über<br />
rund 70.000 Wohnungen.<br />
Unübersehbar ist der Gestaltungswille<br />
der schwar zen Bank in der Lan des haupt -<br />
stadt Linz: Be gon nen hat te es mit der Er rich -<br />
tung des De sign-Cen ters, für wel ches die<br />
Stadt ihre Rüc kla gen aus ge räumt und der<br />
Wirt schaft fak tisch ein Ge schenk ge macht<br />
hat te. Raiff ei sen stieg über eine Grund ab -<br />
tretung dafür in die DC-Betriebsgesellschaft<br />
ein. In weiterer Folge entwickelte sich das<br />
Areal zwi schen DC, ORF-Ge bäu de und<br />
Südbahnhofmarkt zur <strong>Raiffeisen</strong>-City mit<br />
der <strong>Raiffeisen</strong>-Zentrale.<br />
Es folgte die Ver bau ung der He fe fab -<br />
rik-Gründe in Urfahr, Tiefgaragenprojekte,<br />
die Um fah rung Ebels berg, das Lan des -<br />
dienstleistungszentrum (LDZ). Auch beim<br />
geplanten Neubau des Musiktheaters inklusi<br />
ve ei nes 140 Me ter ho hen Turms auf dem<br />
Areal des ehemaligen Unfallkrankenhauses<br />
mischt <strong>Raiffeisen</strong> als Grundeigentümer mit.<br />
Kleine Ungereimtheiten…<br />
Dass dabei manchmal etwas nachgeholfen<br />
wird, zeig te der Rech nungs hof am Bei -<br />
spiel des 131 Mil lio nen Euro teu ren LDZ auf:<br />
Dieses hätte nämlich öffentlich ausgeschrieben<br />
wer den müs sen, weil das Land „wie ein<br />
Bau herr aufgetreten sei.<br />
Aber eine schon 1999 vor sorg lich er wirk -<br />
te „rechtliche Würdigung“ des stellvertreten -<br />
den Generaldirektors der DG XV der<br />
EU-Kommission erlaubte dem Land schließlich,<br />
sein eigenes Dienstleistungszentrum<br />
von pri va ten Er rich tern – näm lich eine LVV<br />
Liegenschafts Verwaltungs- und Verwer -<br />
tungs GmbH die wie der um zur Real treu -<br />
hand der <strong>Raiffeisen</strong> Landesbank gehört –<br />
er rich ten zu las sen und dann den durch al -<br />
lerlei architektonische Fehlleistungen bekannten<br />
Bürotempel mit 52.000 Quadratme -<br />
ter Flä che für zehn Jah re zu mie ten. Mög lich<br />
wur de dies laut Rechnungshof aber nur, weil<br />
das Land die E-Kommission falsch<br />
informierte.<br />
Philosophiert werden durfte darüber, ob<br />
die unterlassene Ausschreibung den Zweck<br />
verfolgte, heimische Arbeitsplätze zu sichern<br />
oder doch eher be stimm ten Un ter neh -<br />
men ei nen Vor teil zu ver schaf fen. Mit ge -<br />
lernter Bauernschläue wurden wohl beide<br />
Aspekte geschickt miteinander verbunden –<br />
„Alles für das Land“ eben.<br />
<strong>Raiffeisen</strong> im Linzer<br />
„Turmbauviertel“<br />
Ins Ge schäft ge kom men war der schwar -<br />
ze Mul ti, weil es Raiff ei sen-Boss Scha rin ger<br />
gelungen war, den Textilhändler Texhages<br />
zum Aus zug aus ei nem ÖBB-ei ge nen Ge -<br />
bäu de zu be we gen um den Neu bau des<br />
Bahnhofes nicht länger zu verzögern und<br />
da für eine Kauf op tion für die Raiff ei -<br />
sen-Tochter probat erworben hatte. Recht<br />
brummig meinte Scharinger daher „Der<br />
Rech nungs hof kennt sich bei pri va ten Fi -<br />
nanzierungsmodellen nicht aus“ und ließ<br />
diesen dementsprechend links liegen: „Ich<br />
habe ab und zu den Ein druck, dass man che<br />
Herren des Rechnungshofs glauben, sie<br />
sei en un fehl bar – aber das ist nur der Papst<br />
und so gar das wird ab und zu bezweifelt“.<br />
Steht da vielleicht gar jemand noch über<br />
dem Papst<br />
Auf dem Areal des ehe ma li gen Haupt -<br />
bahn ho fes bau en ÖBB, Porr und Raiff ei -<br />
sen-Realtreuhand einen Büroturm. Praktischerweise<br />
wurde die Linzer Finanzverwal -<br />
tung und die PVA als Mie ter ver pflich tet um<br />
angesichts des Überschusses an Büroflä -<br />
chen die Auslastung sicherzustellen. Wie<br />
der SPÖ-Abgeordnete Kurt Gaßner vor -<br />
rechnete zahlt das Finanzministerium der -<br />
zeit für 23.478 Qua drat me ter im Fi nanz ge -<br />
bäu de Ost am Haupt platz 2,19 Mio. Euro<br />
Mie te, künf tig aber für nur 13.450 Qua drat -<br />
me ter stol ze 2,63 Mio. Euro, was nach<br />
Adam Rie se eine Er hö hung des<br />
Quadratmeterpreises von derzeit 7,77 auf<br />
künftig 16,27 Euro bedeutet.<br />
Der Mann mit dem Hut<br />
Wenn es ums Bau en und Raiff ei sen<br />
geht, ist auch der Mann mit dem Hut nicht<br />
weit – ge meint ist der Ar chi tekt Wolf gang<br />
Kaufmann, seines Zeichens Kartellbruder<br />
und fi xer Be stand teil des schwar zen Netz -<br />
wer kes in Ober ös ter reich. Er plan te des LDZ<br />
und will nun an stel le der bis her igen Zen tra le<br />
der landeseigenen Energie AG gegenüber<br />
dem Bahnhof einen Büroturm hochziehen,<br />
um das Lin zer „Turmbauviertel“ zu vervoll -<br />
ständigen.<br />
Nach Pro tes ten muss te die Pla nung des<br />
Energie-Hochhauses ausgeschrieben wer -<br />
den, die Schweizer Architekten Hofer/We -<br />
ber ka men zum Zug – die Bau aus füh rung<br />
aber wird Wolf gang Kauf mann über neh men.<br />
Praktischerweise konzipierte Kaufmann<br />
auch das Haus sei ner Nach barn Lud wig<br />
Scharinger und Helmut Kukacka in Sankt<br />
Mag da le na. Wo Kauf mann plant wird es<br />
meist auch mit Aus schrei bun gen nicht so<br />
ganz ernst ge nom men, egal ob beim LDZ,<br />
bei der Energie AG oder schon früher am<br />
Europaplatz.<br />
Zauberwort PPP<br />
Das Zau ber wort für die meis ten Raiff ei -<br />
sen-Projekte heißt PPP: Private Public Part -<br />
ners hip. Dazu gibt es mitt ler wei le auch den<br />
Se gen von Sei ten der SPÖ, nach dem der<br />
jetzige BAWAG-Chef und frü he re<br />
WU-Vizerektor Ewald No wot ny und Eu ro pa -<br />
sprecher Caspar Einem die Segnungen dieses<br />
Modells außerbudgetärer Finanzierung<br />
ent deckt ha ben. Für Raiff ei sen hat das na -<br />
türlich einen gravierenden Vorteil: Gerade<br />
die intensive Verbandelung mit öffentlichen<br />
Finanzen ist auch eine Garantie, einerseits<br />
dafür immer neue Aufträge zu erhalten, ander<br />
er seits aber auch als<br />
Risikogemeinschaft, schließlich stecken<br />
Land, Stadt oder Gemeinden voll mit drin.<br />
Als 2003 tausende Voestler gegen den<br />
Ab ver kauf des schon un ter SPÖ-Re gie -<br />
rungsverantwortung via Börsengang teilprivatisierten<br />
ehemaligen Staatskonzerns demonstrierten,<br />
verhandelte Betriebsratschef<br />
Helmut Oberchristl mit Banker Scharinger<br />
über die Ver schrän kung der auf 10,3 Pro -<br />
zent aufgestockten Mitarbeiterbeteiligung<br />
mit den 15,6 Pro zent des „Ös ter -<br />
reich-Fonds“ von Raiff ei sen, An drosch,<br />
Hypo und OÖ Ver si che rung. Ganz pat rio -<br />
tisch wur de de mon stra tiv für 17 Prozent<br />
dem Land Oberösterreich ein Vorkaufsrecht<br />
überschrieben.<br />
Während einzelne SPÖ-Politiker wie<br />
Landeschef Erich Haider und Budgetspre -<br />
cher Chris toph Matz net ter dem Ver kauf der<br />
VA Tech an den deut schen Mul ti Sie mens<br />
beklagten, zeigte sich Scharinger als Realist<br />
und „sehr glüc klich“ über die sen Ver kauf,<br />
weil der Linzer Technologiekonzern „schön<br />
langsam ein Bonitätsthema“ geworden sei.<br />
Frei lich hat te er sich mit sei nem zeit wei li gen<br />
Miteigentümer Mirko Kovats zunehmend<br />
überworfen: Den fünfprozentigen <strong>Raiffeisen</strong>-Anteil<br />
an der Elektromotorenbaufirma<br />
ATB verkaufte er an Kovats´ A-Tec um<br />
getrennte Wege zu gehen.<br />
Erfolgsrezepte für die Politik<br />
„Ich fin de aber, man soll te ein für alle Mal<br />
aufhören mit dieser Neidgenossenschaft
Wem gehört das Land Seite 15<br />
und sich über sei ne Er fol ge freu en“, das<br />
Verkaufen von Erfolgen liegt Scharinger im<br />
Blut. Das über trägt er auch auf die po li ti sche<br />
Ebe ne, etwa wenn er bei „Mi nis ter im Di -<br />
alog“ mit Außenministerin Ursula Plassnik<br />
im <strong>Raiffeisen</strong>Forum meint „Die Europäische<br />
Union verkauft ihre Erfolge zuwenig“. Wie<br />
man 32 Millionen Arbeitslose als Erfolg<br />
verkaufen will, sagt er freilich nicht.<br />
Ökonomisch bleibt er konkreter und<br />
meint „Die EU muss nach Os ten er wei tern“.<br />
Im Streitgespräch mit SPÖ-Budgetsprecher<br />
Matznetter zeigte sich Scharinger offen -<br />
sichtlich vom Osten inspiriert und plädierte<br />
so gar für eine Flat Tax und kann da rin nichts<br />
Negatives erkennen: „Für die Gerechtigkeit<br />
ha ben wir die Sozialgesetzgebung“.<br />
Nicht nur die Wirt schaft und die Po li tik<br />
haben es Scharinger angetan, sondern<br />
auch die Wis sen schaft. Uns so ist es ge ra -<br />
dezu logisch, dass er Universitätsratsvorsitzender<br />
der Johannes-Kepler-Universität ist<br />
und die Raiff ei sen-Prä senz an der Lin zer<br />
Uni ver si tät so pe ne trant ist, dass eine Um -<br />
benennung in „Ludwig-Scharinger-Universität“<br />
nicht mehr ver wun dern wür de. Im<br />
Uni-Blatt „News vom Cam pus“ phi lo so phiert<br />
er über Herausforderungen und Chancen<br />
der Hochschulautonomie. Und er meint,<br />
dass ausgerechnet die Studiengebühren vor<br />
einem „Platzen der Hörsäle“ bewahren<br />
könn ten – wenn näm lich die Stu die ren den<br />
durch entsprechende Stipendien<br />
aufkommensneutral gehalten werden. Ob<br />
das bei Schüssel & Gehrer wohl ankommt<br />
Erfolg muss verkauft werden…<br />
Zum Er folg ge hört auch, die sen zu ver -<br />
kau fen, wozu wie der um die Me dien da sind.<br />
Um auf Num mer si cher zu ge hen, be sitzt<br />
man am be sten ei ge ne. Im Fal le Raiff ei sens<br />
ist es die Be tei li gung an der „Rund schau“ –<br />
mit 14 Aus ga ben mit 286.000 Auf la ge und<br />
einer gratis verteilten „Sonntags Rund -<br />
schau“ mit 476.000 Auf la ge der Platz hirsch<br />
schlechthin in Oberösterreich.<br />
Die Verbindung mit der Verlagsgruppe<br />
Pas sau bei der „Rund schau“ kann in Hin -<br />
blick auf Ge schäf te in Bay ern und Tsche -<br />
chien wohl nicht scha den. Schließ lich ist der<br />
deutsche Medienkonzern mit täglich über<br />
drei Millionen Auflage flächendeckend nicht<br />
nur in Tsche chien und der Slo wa kei prä sent,<br />
sondern auch in Polen, Niederbayern und<br />
Oberösterreich.<br />
Da fiel es Scha rin ger auch leicht bei ei -<br />
nem Gespräch im Wiener „Zigarrenklub“<br />
gleich drei mal Nein zu im nach ge sag ten Me -<br />
diengeschäften zu sagen: Nämlich zu einer<br />
Beteiligung am „Standard“, am Niederöster -<br />
reichischen Pressehaus und am<br />
BAWAG-eigenen Sender ATV.<br />
Für Ver un si che rung bei den „OÖ Nach -<br />
rich ten“ sorgt hin ge gen die 2006 ge plan te<br />
Tageszeitung der NEWS-Brüder Fellner, die<br />
in dem mehrheitlich der Verlagsgruppe Passau<br />
gehörenden Landesverlag gedruckt<br />
wer den soll. Und die SPÖ – die sich aus der<br />
Medienlandschaft längst verabschiedet hat<br />
– sorgt sich plötz lich so gar um das<br />
schwarze „Volksblatt“…<br />
Nichtmonetäre Leidenschaften…<br />
Ne ben dem Geld hat der als „Lui gi Mo ne -<br />
ti“ apostrophierte Scharinger die Leidenschaft<br />
fürs Ta ro ckie ren und die Jagd. Dazu<br />
passend überreichte ihm „sein“ Chefredak -<br />
teur Jo sef Ertl zum 20-Jah res-Ju bi läum ein<br />
„spezielles Fernglas mit Laser-Abstandsmes<br />
ser“, da mit der Boss bei der Jagd noch<br />
besser trifft.<br />
Wenn ihm da nach ist, packt Scha rin ger<br />
aber auch ger ne sei ne im Dienst au to im mer<br />
pa ra te Trom pe te aus. Etwa bei ei nem Be -<br />
such in Sankt Pe ters burg, wo er zu nächt li -<br />
cher Stun de nicht nur „Il Si len zio“, son dern<br />
auch die Wehr machts hym ne „Lili Mar leen“<br />
in to nier te: „So et was geht un ter die Haut –<br />
da re det heu te noch je der da von“. So spricht<br />
ein echter Kolonialist…<br />
Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, Jänner<br />
2006<br />
[2009] Götterdämmerung am <strong>Raiffeisen</strong>platz<br />
Offene Zweifel an der Allmacht<br />
„Wenn der Lud wig mit 65 in Pen si on ge gan gen wäre, hät te er sich ei ni ges er spart.<br />
Zumindest einige Kratzer an seinem Denkmal“ – diese Aussage eines „Vertrauten“,<br />
via Dietmar Mascher im selbsternannten „Landeshauptblatt“ OÖN transportiert, lässt<br />
auf hor chen. Sol ches Auf be geh ren ge gen den un ge krön ten „Kö nig Lud wig“ von Ober -<br />
ös ter reich (und da rü ber hin aus) ist an ge sichts der ge wohn ten Un ter wür fig keit der<br />
wich tigs ten Me dien im Lan de un üb lich. Schon über haupt wenn das gan ze der Bi bel<br />
ent lehnt mit der Schlag zei le „Er kann doch nicht übers Was ser ge hen“ ge ti telt ist.<br />
Die Rede ist von Lud wig Scha rin ger, sei -<br />
nes Zei chens seit nun mehr 24 Jah ren all -<br />
mächtiger Generaldirektor der <strong>Raiffeisen</strong><br />
Landesbank Oberösterreich, einem Mann<br />
ohne dessen ausdrücklichen Segen weder<br />
im schwarz grün re gier ten Land noch im rot<br />
regierten Linz noch in anderen Gemeinden<br />
et was Läuft, ak tu ell etwa beim Bau des neu -<br />
en Musiktheaters und dem Konjunkturpaket<br />
des Landes.<br />
Am Weltspartag war die<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Welt noch heil<br />
Noch zum Welt spar tag 2008 – be gan gen<br />
mit einem „bescheidenen“ Empfang für<br />
2.000 Gäs te – ver kün de te der Raiff ei -<br />
sen-Boss ungeachtet der aufkeimenden Kri -<br />
se selbst si cher „Uns geht´s guat“. Die Tur -<br />
bulenzen auf den Weltfinanzmärkten schienen<br />
die <strong>Raiffeisen</strong> Landesbank Oberöster -<br />
reich mit 100 Raiff ei sen ban ken und 451<br />
Bank stel len im Herbst 2008 noch in kei ner<br />
Wei se zu er schüt tern. Die Zahl ih rer Kun den<br />
war 2008 um wei te re 40.329 auf 912.045<br />
gestiegen, die Einlagen gegenüber dem<br />
Vor jahr um 11,3 Pro zent auf 2,37 Mil li ar den<br />
Euro ge wach sen und bei den Fi nan zie run -<br />
gen leg te die RLB um 15.3 Pro zent auf 2,98<br />
Mrd. Euro zu. Die Bi lanz sum me wuchs 2008<br />
um 30 Pro zent auf 26,5 Mrd. Euro an, der<br />
Pro fit (EGT) von 175 auf 187 Mio. Euro und<br />
für 2009 gin gen die Pla nun gen wei ter von<br />
ei nem Wachs tum um zehn bis 15 Prozent<br />
aus.<br />
Heu te liest sich das schon deut lich an -<br />
ders: In dem 394 Be tei li gun gen und 134<br />
Tochtergesellschaften mit insgesamt 65.612<br />
Be schäf tig ten und 14,8 Mrd. Euro Um satz –<br />
die 43 Mil lio nen Euro zum Kon zern be triebs -<br />
ergebnis von 140 Millionen Euro beisteuer -<br />
ten (Stand 2005) – umfassenden Imperium<br />
von Raiff ei sen kracht es schon deut lich im<br />
Ge bälk, da hilft auch die im mer stolz ge prie -<br />
se ne und zu letzt auf 48,7 Pro zent ge drüc kte<br />
Cost-Income-Ratio (CIR) nichts mehr. Fi -<br />
nanzspritzen benötigen etwa die Hypo<br />
Oberösterreich und Hypo Salzburg. Aktuell<br />
ist der Autozulieferer Polytec durch die Krise<br />
der Autoindustrie in Bedrängnis, Scharinger<br />
bezifferte den Handlungsbedarf mit „unter<br />
hun dert Mil lio nen“. Das sich (eben so wie für<br />
andere österreichische Großbanken) immer<br />
mehr als riskant erweisende Engagement<br />
des Mutterkonzerns <strong>Raiffeisen</strong> Zen -<br />
tralbank (RZB) in Osteuropa erweist sich<br />
zunehmend auch für <strong>Raiffeisen</strong> Oberöster -<br />
reich als Be la stung, weil aus dem 15-Pro -<br />
zent An teil an der RZB nur mehr ma ge re Di -<br />
vi den den nach Linz fließen.<br />
Zunehmende Beteiligungs-Flops<br />
„<strong>Raiffeisen</strong> Oberösterreich ist ein starker<br />
Part ner und wird nicht gleich zitt rig, wenn es<br />
ein mal dar um geht, ge mein sam mit den<br />
Kunden auch schwierige Phasen durchzuste<br />
hen“ tön te es per Ei gen wer bung im Blatt<br />
der <strong>Raiffeisen</strong>-nahen Wohnungsfreunde.<br />
Scha rin gers Dog ma „Kri sen gibt es bei uns<br />
nicht. Und wenn un se re Kun den be trof fen<br />
sind, tau chen wir mit ih nen durch“ scheint<br />
jedoch mittlerweile obsolet.<br />
In meh re ren Fäl len hat die Raiff ei -<br />
sen-Toch ter In vest AG – die mitt ler wei le 60<br />
Beteiligungen verwaltet – satte Summen in<br />
den Sand ge setzt: Schon 2007 ging die<br />
Glas fab rik Inn Crys tal in Brau nau Plei te,<br />
<strong>Raiffeisen</strong> hatte dort in einer kritischen Phase<br />
zwei Millionen investiert. Gemeinsam mit<br />
der Hypo Salz burg gilt es die Plei te der<br />
Schachl Ge birgs holz in Ab te nau zu ver kraf -<br />
ten, die we gen Schul den von 22 Mil lio nen<br />
Euro Kon kurs an mel den muss te. Zum Kon -
Seite 16 Wem gehört das Land<br />
kursrichter musste auch die Mühlviertler Mö -<br />
belfirma Pabneu.<br />
Die schwer defizitäre „Rundschau“ wur -<br />
de an die Ti ro ler Mo ser Hol ding (Ti ro ler Ta -<br />
geszeitung, TT Kompakt, TT.com, Be zirks -<br />
blät ter in Ti rol, Salz burg, NÖ, Bur gen land<br />
und Wien) ver kauft und gleich zei tig stieg<br />
Raiff ei sen bei der Mo ser Hol ding mit 14,63<br />
Pro zent ein, an die hun dert lang jäh ri ge<br />
„Rundschau“-MitarbeiterInnen wurden gekündigt,<br />
dafür billiges prekäres Personal<br />
neu eingestellt. In Richtung <strong>Raiffeisen</strong> hatte<br />
ORF-Journalist Armin Wolf gemeint „Mehr<br />
Medien als Silos“, weil <strong>Raiffeisen</strong> Niederös -<br />
terreich unter dem Scharinger-Kontrahenten<br />
Christian Konrad an Kurier, Mediaprint, pro -<br />
fil, Kro ne hit, ORS, Sat.1, Ep ame dia, NÖ<br />
Nach rich ten und Ad worx be tei ligt ist und der<br />
Mut ter kon zern RKZ (an dem die OÖ Lan -<br />
des bank mit 14,94 Pro zent, die NÖ Lan des -<br />
bank mit 31,34 Pro zent be tei ligt ist) via Kre -<br />
dit auch das Fellner-Blatt „Ös ter reich“<br />
finanziert.<br />
Am meis ten traf ne ben dem Haupt ei gen -<br />
tümer, der zum Neckermann-Konzern gehörenden<br />
deutsch-schweizerischen Investorengruppe<br />
Gate (51 Prozent) <strong>Raiffeisen</strong> frei -<br />
lich die Re kord plei te (62 Mil lio nen Euro For -<br />
derungen) der erst 2006 gegründeten Biodie<br />
sel GmbH in Enns im April 2008, an der<br />
die In vest AG 49 Pro zent ge hal ten hat. Eine<br />
Übernahme durch <strong>Raiffeisen</strong> scheiterte, weil<br />
Scha rin ger mit dem Kauf preis von 28,5 Mil -<br />
lionen Euro eigene Forderungen begleichen<br />
wollte und damit die anderen Gläubiger leer<br />
ausgegangen wären und obwohl sogar<br />
Grün-Landesrat Anschober schon grünes<br />
Licht für den Im port von Raps aus Ru mä -<br />
nien für die An la ge ge ge ben hat te und Raiff -<br />
eisen versucht hatte das Hoffnungsgebiet<br />
Krasnodar in Südrussland nutzbar zu<br />
machen.<br />
Eine umstrittene Rettungsaktion<br />
Großen Unmut löste eine parteipolitisch<br />
motivierte Rettungsaktion für das OÖ Hei -<br />
mat werk aus. Nach dem eine vom ÖVP-Bun -<br />
desrat und Immobilienhai Georg Spiegelfeld<br />
gestartete Rettungsaktion für die marode<br />
1940 gegründete Vorzeigegenossenschaft<br />
2006 ge schei tert war wur de nach Scha rin -<br />
ger als Retter gerufen. Die „kulanterweise<br />
mit Unterstützung der Landesregierung und<br />
der RLB OÖ“ überbrückten finanziellen Engpässe<br />
des Heimatwerkes wurden von der<br />
Konkurrenz wie Trachten Thalbauer, Trach -<br />
ten Hol zin ger oder Gexi Tost mann („Uns<br />
steckt nie mand 200.000 Euro zu“) scharf kri -<br />
ti siert. Schließ lich über nahm das Land 25<br />
Pro zent, die Raiff ei sen-Toch ter IHC 75 Pro -<br />
zent des Hei mat wer kes, das frei lich nur<br />
mehr eine Hül le ist, nach dem der<br />
wirtschaftliche Teil an die IHC-Tochter<br />
Trachten und Handels GmbH übertragen<br />
wurden.<br />
Auch der 2003 er folg te Ein stieg bei der<br />
voestalpine mit 15,6 Prozent, parteiüber -<br />
grei fend von schwarz wie rot als „ös ter rei -<br />
chischer Kernaktionär“ gegen einen Ausverkauf<br />
be ju belt der „Be trie be nicht mit ei nem<br />
Federstrich zusperrt“ (Scharinger), hat ange<br />
sichts ei ner von 65 auf fast zehn Euro pro<br />
Aktie gesunkenen Börsenkurses seinen<br />
Glanz verloren. Der „Kernaktionär“ verhinder<br />
te frei lich nicht, dass heu te be reits die<br />
Mehrheit der voestalpine-Aktien im Besitz<br />
ausländischer Fonds steht.<br />
Troubles mit Androsch<br />
Trou bles mit sei nem Part ner, dem<br />
SPÖ-Industriellen Hannes Androsch hatte<br />
Scha rin ger in den letz ten Jah ren im Fal le<br />
des Flugzeugkomponentenwerks FACC in<br />
Ried. Wäh rend An drosch ein vier tes Werk in<br />
der Steiermark ansiedeln wollte, setzte<br />
Scharinger auf das Innviertel. Einvernehmlich<br />
wur de dann von den Part nern Sa li nen<br />
AG (47,5 Pro zent), Fi scher (47,5 Pro zent)<br />
und Ste phan (fünf Pro zent) eine Ka pi tal auf -<br />
sto ckung von zehn auf 30 Millionen Euro<br />
vorgenommen.<br />
2008 wur de die Si tua ti on der FACC neu -<br />
er lich pre kär, hun der te der 1.300 Ar beits -<br />
plätze waren gefährdet, weil sich Aufträge<br />
von Boeing und Air bus ver zö ger ten. Ähn lich<br />
wie im Salzkammergut erwiesen sich auch<br />
im Innviertel die großspurigen Versprechun -<br />
gen von An drosch und Scha rin ger als Schall<br />
und Rauch. Die se hat ten 1997 die staat li che<br />
Sa li nen AG über nom men, die mit 47,5 Pro -<br />
zent Haupt ei gen tü mer der FACC und An -<br />
drosch deren Aufsichtsratsvorsitzender ist.<br />
Der bisherige Miteigentümer Fischer stieg<br />
offensichtlich in Erwartung zunehmender<br />
Probleme aus, seine Anteile von 47,5<br />
Prozent hält eine Gesellschaft um den<br />
Linzer Rechtsanwalt Horst Koch.<br />
Die Bestrebungen Goodrich (einen der<br />
Hauptlieferanten von Boeing) und EADS<br />
(Mutterkonzern von Airbus) als Teilhaber zu<br />
gewinnen waren bisher erfolglos. Neuerlich<br />
hat der chinesische Konzern AVIC1 Interes -<br />
se an einer Übernahme angemeldet, ein<br />
ers ter An lauf war im Jän ner 2008 ge schei -<br />
tert. China hat enormes Interesse am<br />
Know-How des Innviertler Unternehmens.<br />
Die Sa li nen AG muss te eine Geld sprit ze von<br />
zehn Mil lio nen Euro vornehmen um das<br />
Unternehmen zu beruhigen.<br />
FACC ist auch in die Kom pen sa tions ge -<br />
schäf te beim Eu ro fighter-Kauf mit dem<br />
EU-Rüstungsmulti EADS involviert. Da eine<br />
klare Trennung zwischen ziviler und militärischer<br />
Luft fahrt nicht mög lich ist, be steht Auf -<br />
klä rungs be darf, ob mit den von der Lan des -<br />
regierung plakatierten Förderungen für<br />
FACC auch militärische Forschungen finanziert<br />
wer den. An drosch war ge mein sam mit<br />
Stronach laut einem Strategiepapier der<br />
ehemaligen Vizekanzlerin Riess-Passer an<br />
der Einfädelung des Eurofighter-Geschäfts<br />
beteiligt.<br />
PPP: Auf Nummer Sicher<br />
Ein vergleichsweise sicheres Standbein<br />
ist die wach sen de Zahl von PPP-Projekten.<br />
In An leh nung an die be rühm te Ein stein-For -<br />
mel wirbt Raiff ei sen in den Wirt schafts blät -<br />
tern mit der Lo sung „E = P+P+P“, was für<br />
„Mehr Erfolg durch Private-Public-Partners -<br />
hip“ steht. Bei die ser Kom bi na ti on von öf -<br />
fentlicher und privater Finanzierung steht<br />
die Bank im mer auf der si che ren Sei te, weil<br />
der andere Partner, nämlich die öffentliche<br />
Hand letztlich immer gerade stehen muss.<br />
Laut OÖN gilt näm lich Scha rin ger „als Meis -<br />
ter darin, Risiko auf andere zu verteilen und<br />
dennoch den Eindruck zu erwecken, als<br />
gehöre alles ihm.“<br />
In der Lis te der 417 er folg rei chen<br />
PPP-Modelle mit ei nem Vo lu men von 2,55<br />
Mrd. Euro Investitionen werden unter anderem<br />
die Um fah rung Ebels berg, die Ther me<br />
Geinberg, das Landesdienstleistungszentrum<br />
(LDZ) in Linz, das UKH und der Soft -<br />
warepark Hagenberg angeführt. Zumindest<br />
für die Um fah rung Ebels berg und das LDZ<br />
hat der Rechnungshof bei Überprüfungen<br />
festgestellt, dass eine normale Darlehensfi -<br />
nan zie rung für die Stadt bzw. das Land<br />
letztlich günstiger gewesen wäre.<br />
An ge schmiert war im Fall des LDZ ein -<br />
mal mehr die SPÖ, die in der Lan des re gie -<br />
rung dieser Finanzierungsform – Baukosten<br />
130 Mil lio nen Euro, das Land zahlt zwan zig<br />
Jah re lang eine Jah res mie te von sechs Mil -<br />
lio nen Euro – zu ge stimmt hat te, wäh rend<br />
SP-Landesrat Ackerl nach träg lich den zu -<br />
ständigen Baureferenten LHStv. Hiesl als<br />
Alleinverantwortlichen festzumachen ver -<br />
suchte als dieser die Kollektivverantwortung<br />
geltend machte. SP-Klubchef Karl Frais wet -<br />
terte via Presseaussendung energisch gegen<br />
das „Ko sa ken netz werk“ von ÖVP und<br />
<strong>Raiffeisen</strong> wegen deren Angriffe auf den<br />
Landesrechnungshof, der seinerseits den<br />
LDZ-Deal in Grund und Bo den kri ti siert hat -<br />
te. Für Scha rin ger war die Sa che hin ge gen<br />
recht ein fach: Er warf dem Rechnungshof<br />
vor, sich nicht auszukennen und meinte „Wir<br />
werden gerne Nachhilfe geben.“<br />
Impulse für Linz<br />
In wei ser Vor aus sicht hat te sich Raiff ei -<br />
sen auch das Areal des ehe ma li gen Un fall -<br />
krankenhauses – der Neubau wurde ebenfalls<br />
als PPP-Projekt mit der AUVA er rich tet<br />
– auf dem Blumauerplatz gesichert. Dort<br />
wird bekanntlich das Musiktheater errichtet<br />
und das Land muss das Areal um tau send<br />
Euro pro Quadratmeter erwerben. Damit<br />
nicht ge nug wur de da für ge sorgt, dass die<br />
Planung des britischen Stararchitekten Ter -<br />
ry Pawson für das Musiktheater medial zer -<br />
ris sen wur de, was nicht nur dazu führ te,<br />
dass statt ei ner Me tall- nun eine Stein fas sa -<br />
de vor ge se hen ist, son dern auch dass<br />
Scharingers Haus- und Hofplaner Wolfgang<br />
Kaufmann mit der Baudurchführung beauf -<br />
tragt werden sollte. Praktischerweise hat der<br />
„Mann mit dem Schlapp hut“ sei ne Vil la im<br />
noblen Sankt Magdalena gleich neben den<br />
Wohnstätten seiner CV-Kartellbrüder Scha -<br />
rin ger und Kukacka errichtet. Doch nicht
Wem gehört das Land Seite 17<br />
Kaufmann, sondern die Grazer<br />
ArchitekturConsult kam zum Zug.<br />
Auf „Mas se statt Klas se“ (OÖN) setz te<br />
Raiff ei sen mit dem Se gen der Stadt pla ner<br />
auch bei ei nem 28 Me ter ho hen Neu bau am<br />
Arenaplatz. Dass die „Betonkiste“ anstandslos<br />
den Gestaltungsbeirat passieren konnte,<br />
führ ten die „OÖN“ auf den do mi nan ten Ein -<br />
fluss Scharingers zurück um resignierend<br />
festzustellen „an der Dametzstraße ist es<br />
schon egal, was man dort hin baut, denn die -<br />
ser Straßenzug ist sowieso vom Autover -<br />
kehr rui niert“. Ähn lich häss lich ist der neue<br />
Bahnhofstower, auf dem freilich unüberseh -<br />
bar der Slo gan „Im pul se für Linz“ ver se hen<br />
mit dem Raiff ei sen-Logo prangt. Scha rin -<br />
gers Netz werk sorg te aber für die Aus la -<br />
stung des Hochhauses, Pensionsversicherungs<br />
an stalt und Finanzamt mussten in das<br />
neue Domizil übersiedeln.<br />
Energie AG: Plan B tritt in Kraft<br />
Über die Weihnachtsfeiertage 2007 ging<br />
die schwarzgrüne Landesregierung in sich<br />
und verkündete Anfang 2008 die Absage<br />
des geplanten Börseganges der landeseigenen<br />
Ener gie AG, spä ter an ge sichts der Tur -<br />
bu len zen auf dem Ka pi tal markt von LH Püh -<br />
ringer und seinem Adlatus Landerat Anschober<br />
als weise Entscheidung interpretiert.<br />
Der Hin ter grund war frei lich, dass über<br />
90.000 Men schen für eine von der SPÖ in iti -<br />
ierte Volksbefragung unterschrieben hatten<br />
und die Landespolitik damit ein Le gi ti ma -<br />
tionsproblem bekommen hatte.<br />
Pühringer verkündete nun „Plan B“, näm -<br />
lich den 49-Prozent-Einstieg privater Investo<br />
ren bei der EAG. Und wie konn te es an -<br />
ders sein, als dass Raiff ei sen mit 13,5 Pro -<br />
zent größter Einzelaktionär wurde. Sogar<br />
die OÖN war fen die Fra ge auf, ob die se Be -<br />
teiligung nicht ein „gefährliches Klumpenrisiko“<br />
darstellt.<br />
Bei Privatisierung immer dabei<br />
Für Scha rin ger ist ei nes klar: „Bei der Pri -<br />
va ti sie rung war ich im mer da bei“, wie der<br />
den OÖN an ver trau te. Lang ist die Lis te<br />
ehemaliger staatlicher Unternehmen, wo<br />
heute <strong>Raiffeisen</strong> maßgeblich beteiligt ist: voestalpine,<br />
Salinen AG und Dachstein AG<br />
(gemeinsam mit Ex-SPÖ-Finanzminister<br />
Hannes Androsch), VA Intertrading, Hypo<br />
OÖ und Salz burg, OÖ Ver si che rung, die<br />
Wohnungsgesellschaften WAG und EBS<br />
und eben die Energie AG.<br />
Gescheitert ist Scharinger mit seinem<br />
pat rio tisch ge färb ten Plan nach dem Bei -<br />
spiel der voestalpine mit einem OÖ-Kon sor -<br />
tium von Raiff ei sen, Ober bank, KTM und<br />
UIAG die Len zing AG zu über neh men,<br />
nach dem die ita lie ni sche Groß bank Uni Cre -<br />
dit die se In du strie be tei li gung nach der Über -<br />
nah me der Bank Aust ria-Cre dit an stalt ab -<br />
sto ßen woll te. Mitt ler wei le hat sich aber die<br />
ehe ma li ge BA/CA-Stif tung als Ei gen tü mer<br />
der Len zing AG ver selb stän digt. Frei lich<br />
spiel te Scha rin ger hier mit ge zink ten Kar ten,<br />
sein Ver trau ens mann der Rechts an walt<br />
Ger hard Wild mo ser saß näm lich im Auf -<br />
sichts rat des bri ti schen Kon zerns CVC, der<br />
eben falls Len zing schlucken wollte, was<br />
jedoch an kartellrechtlichen Bestimmungen<br />
scheiterte.<br />
Scharinger, der Kümmerer<br />
Der allmächtige <strong>Raiffeisen</strong>-GD – von<br />
dem Soziologen Harald Katzmair als „best -<br />
vernetzter Manager“ Österreichs weil Inha -<br />
ber der meisten Aufsichtsratsmandate bewer<br />
tet – küm mert sich um al les: Zur Ver -<br />
schul dung der Ju gend er klärt er Sei te an<br />
Seite mit SPÖ-Soziallandesrat Josef Ackerl<br />
und Schuldnerberatungs-Chef Tho mas<br />
Berghuber philosophisch „Was Hänschen<br />
nicht lernt, lernt Hans nim mer mehr“ und<br />
preist Raiff ei sen für den recht zei tig zu er ler -<br />
nen den Um gang mit Geld. Die „Wert schöp -<br />
fung für den süd deut schen Mit tel stand“ ist<br />
ihm eben so ein An lie gen, da her wird das<br />
Engagement in Süddeutschland verstärkt.<br />
Gleichzeitig wird jede zweite Unterneh -<br />
mensförderung in Oberösterreich via Raiff -<br />
eisen abgewickelt, 2007 waren dies 2.538<br />
An trä ge mit ei nem Fördernutzen von 37,2<br />
Millionen Euro und einem In ves titions vo lu -<br />
men von 558 Millionen Euro.<br />
Unbekümmert um das schon unüberseh -<br />
bare Fiasko am Finanzmarkt startete Raiff -<br />
ei sen ge mein sam mit den OÖN im Herbst<br />
2008 be reits zum sieb ten Mal ein „Bör se -<br />
spiel“. Scha rin gers Cre do dazu: „Beim Spiel<br />
kann man ru hig ein biss chen ag gres si ver an<br />
die Sa che he ran ge hen und sich mehr trau -<br />
en“ (2006) und „Risikoloser Probegalopp für<br />
die Bör se“ (2007). Aus ge rech net in ei ner<br />
Zeit, wo fast je den Tag eine Bank zu sam -<br />
men kracht, die Bör sen kur se in den Kel ler<br />
rasseln und das Scheitern des neoliberalen<br />
Finanzmarkt-Kapitalismus auch für den<br />
Dümms ten un über seh bar ist für die Spe ku -<br />
la ti on mit Aktien und anderen<br />
Börseprodukten zu werben ist geradezu<br />
abenteuerlich.<br />
Gemeingefährlich bis kriminell wird es<br />
frei lich, wenn dazu auch heu er wie der Schü -<br />
ler und Schulklassen eingeladen werden,<br />
bei die sem Spiel mit zu ma chen und dazu mit<br />
jugendgerechte Preisen wie LCD-TV, iPods<br />
oder Konzertbesuche gelockt wird. Da kann<br />
man be to nen, dass die ses „Spiel“ na tür lich<br />
„ohne fi nan ziel les Ri si ko“, also auf dem Tro -<br />
ckendock, erfolgt. Denn der Hintergedanke<br />
ist nicht so pla to nisch: Die Bank und ihr neo -<br />
liberales Sprachrohr wollen letztendlich die<br />
TeilnehmerInnen auf den Finanzmarkt locken.<br />
Die Zurichtung neoliberal angepasster<br />
finanzmarktkonformer Investoren und<br />
Konsumenten ist schließlich das Ziel solcher<br />
„Spiele“.<br />
Uni, Kunst & Kirche<br />
Mit dem „Ludwig-Scharinger-Preis“ küm -<br />
mert sich der Raiff ei sen-Boss um den aka -<br />
demischen Nachwuchs. Überhaupt betrach -<br />
tet man die Lin zer Johannes-Kepler-Univer -<br />
sität quasi als <strong>Raiffeisen</strong>-Territorium. Die<br />
Universität präsentiert sich schon nach außen<br />
hin un über seh bar durch die Do mi nanz<br />
der <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank wie auch ein<br />
„<strong>Raiffeisen</strong>-Hörsaal“ beweist. Die Linzer<br />
Ban ken welt sieht die Uni als Re ser voir für<br />
maßgeschneidertes Personal und übt über<br />
das Bankeninstitut maßgeblichen Einfluss<br />
aus. <strong>Raiffeisen</strong>-Generaldirektor Ludwig<br />
Scharinger amtierte schon 2003-2008 als<br />
Vorsitzender des Linzer Universitätsrates<br />
und wur de jetzt neu er lich in die ser Funk ti on<br />
ge wählt, er sieht sich auch faktisch als<br />
„Hausherr“ wenn er regelmäßig „seine“<br />
Universität inspiziert.<br />
Auch der Kunst will Raiff ei sen den Rü -<br />
cken stär ken und hat in 25 Jah ren mit fast<br />
ei ner Mil li on Euro über den ei ge nen na tür -<br />
lich von Scharinger präsidierten Mu -<br />
seums-Förderverein Kunstwerke angekauft.<br />
Kunst spon so ring misst die Bank ei nen „ge -<br />
ne rell ho hen Stel len wert“ zu, da „die öf fent li -<br />
che Hand zum Teil nicht mehr in der Lage<br />
ist, bedeute Kunstwerke aus den ordentli -<br />
chen Bud gets zu er wer ben“. Im Klar text,<br />
würden die Riesenprofite der Banken und<br />
Konzerne entsprechend besteuert, müssten<br />
öffentliche Museen nicht bei diesen um<br />
Sponsoring betteln.<br />
So gar um die Fi nan zen der Kir che ist<br />
<strong>Raiffeisen</strong> bemüht: Weil immer wieder Op -<br />
ferstöcke geplündert werden und sogar<br />
schon Videoüberwachung überlegt wurde,<br />
kann man im Neu en Dom schon seit ei ni ger<br />
Zeit mit Bankomat oder Kreditkarte elektro -<br />
nisch spen den – der Au to mat dazu wur de<br />
von <strong>Raiffeisen</strong> zur Verfügung gestellt. Voller<br />
Demut war Ludwig Scharinger gemeinsam<br />
mit LH Püh rin ger und gar niert von ei nem<br />
Goldhauben-Geschwader dann auch bei einer<br />
„Ratzfatz zum Petersplatz“-Delegation<br />
oberösterreichischer und bayrischer Promis<br />
im September 2006 im Vatikan mit dabei.<br />
Wunderbare <strong>Raiffeisen</strong>-Welt<br />
Der ursprüngliche 300 Kilometer-Radius<br />
von Linz aus ge mes sen – per Auto als Ta -<br />
gesreise zu erreichen – ist mittlerweile<br />
längst zu einer offiziellen 500 Kilometer-Zone<br />
ge wor den und im mer stär ker er fol -<br />
gen <strong>Raiffeisen</strong>-Investments weit darüber<br />
hinaus. Heute gehören dazu eine Kooperati -<br />
on mit der grö ß ten Bank Chi nas ICBC mit<br />
21.000 Filialen, ein kontinuierliches Wachstum<br />
des Raiff ei sen-Net zes in Süd deutsch -<br />
land wo fünf Fi lia len 6.662 Kun den, da von<br />
4.459 Fir men be treut wer den, Sek tor-Part -<br />
ner in 16 Län der Ost eu ro pas (mit 45.000<br />
MitarbeiterInnen, 9,2 Millionen Kunden, 35<br />
Milliarden Euro Bilanzsumme und 2.400<br />
Bankstellen) und Filialen in Tschechien.<br />
„Star ke An ten nen“ hat der Kon zern auch<br />
nach Südrussland durch die Beteiligung an<br />
der Krayinvestbank, der Center-Invest Bank<br />
und der Imp ex bank und die Ab sicht „Ös ter -<br />
reichs Unternehmen zu Gewinnern“ in der<br />
Olympiaregion Sotschi zu machen. Mit an<br />
Bord sind der Baukonzern Alpine Mayreder,
Seite 18 Wem gehört das Land<br />
der Medizinausrüster Vamed und der<br />
Betonfabrikant Asamer.<br />
Berühmt sind Scharingers Mega-Emp -<br />
fän ge. Mit zu letzt 2.600 Gäs ten ist Raiff ei -<br />
sen Spitzenreiter bei den traditionellen Neu -<br />
jahrs emp fän gen im Jän ner und OÖN, Rund -<br />
schau und „Krone“ bringen seitenweise bezahlte<br />
und freiwillige Berichte über den Pro -<br />
mi-Auftrieb, wo Scha rin ger nach stun den -<br />
lan gem Hän de schüt teln das Pub li kum mit<br />
sei ner Sicht der Welt be glückt. Etwa mit Sa -<br />
gern wie „Drei Din ge darf ein Ban ker nicht<br />
sein: ei tel, ma ß los und gie rig!“, wie er 2008<br />
dem „Neu en Volks blatt“ an ver trau te. LH<br />
Püh rin ger brach te schon vor Jah ren die Be -<br />
deu tung sol cher Events auf den Punkt:<br />
„Leis ten Sie sich das ein mal: Vom Scha rin -<br />
ger ein ge la den – und nicht kom men.“ Da bei<br />
wil dert er zum Un wil len an de rer Raiff ei -<br />
sen-Ban ken auch in frem den Re vie ren,<br />
etwa mit der Er öff nung ei ner De pen dan ce in<br />
Wien, die im Juli 2008 mit ei nem Emp fang<br />
für 1.700 Gäs te ge fei ert wurde und<br />
Scharinger stolz verkünden konnte, in Wien<br />
bereits 9.553 Kunden zu betreuen.<br />
Es gibt kein The ma, wo Scha rin ger nicht<br />
kom pe tent wäre, wie ein Foto im Gra tis blatt<br />
„Tips“ be weist, wo „Lui gi Mo ne ti“ als ein zi ger<br />
Mann im Kreis von ÖVP-Frau en zum The ma<br />
„Ge walt in den Me dien“ phi lo so phiert. Eine<br />
dies be züg li che Kam pa gne des ÖVP-Bau -<br />
ern bun des wur de wie könn te es an ders sein<br />
na tür lich von Raiff ei sen ge spon sert. Ei nen<br />
be son de ren Um gang mit Frau en pflegt der<br />
Geld kon zern auch bei der Ei gen wer bung.<br />
Für die di ver sen Pla kat- und An zei gen su jets<br />
wer den näm lich nicht pro fes sio nel le Mo dels<br />
en ga giert, son dern im ei ge nen Un ter neh -<br />
men ge fahn det. At trak ti ve Mit ar bei te rin nen<br />
wer den aus ge wählt, sich für die Wer bung<br />
zur Ver fü gung zu stel len, wohl kaum eine<br />
der „Aus er wähl ten“ wird es wagen dem<br />
Willen des allmächtigen Chefs nicht<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Zum Abschuss freigegeben<br />
Bemerkenswert an der OÖN-An sa ge<br />
sind vor allem Personalspekulationen: Etwa<br />
dass <strong>Raiffeisen</strong>-Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Jakob Auer (Bürgermeister von Fischlham<br />
und Nationalratsabgeordneter) zunehmend<br />
wich ti ger wird und Scha rin ger eine Ver trags -<br />
ver län ge rung nur bis März 2012 und nicht<br />
wie ge wünscht für fünf Jah re ge währ te und<br />
dies sicherheitshalber auch gleich öffentlich<br />
mach te. Und dass sich Scharinger sogar<br />
schon 2011 zurückziehen könnte.<br />
Der eine Scharinger-Kronprinz Georg<br />
Star zer scheint aus dem Ren nen für die<br />
Nachfolge, der andere Heinrich Schaller hat<br />
sich 2006 recht zei tig an die Wie ner Bör se<br />
ab ge setzt, so dass aus dem Vor stand am<br />
ehesten Michaela Kepplinger-Mitterlehner,<br />
früher Landesdirektorin der BA-CA, Chan -<br />
cen eingeräumt werden. Die Andeutung der<br />
OÖN, dass „in den nächs ten Mo na ten et was<br />
bei <strong>Raiffeisen</strong> explodieren“ könnte lässt frei -<br />
lich ver mu ten, dass alle Vorstandssessel<br />
sich als Schleudersitze erweisen.<br />
Der Ein fluss Scha rin gers wird auch in der<br />
ÖVP und bei de ren CV-Kartellbrüdern mit<br />
Arg wohn ge se hen. So sehr etwa LH Püh rin -<br />
ger Scharingers Qualitäten schätzt, hält sich<br />
„die Freu de mit dem leicht feu dal herr schaft -<br />
lichen Gehabe des Bankenchefs und der<br />
gro ßen Nähe zu Do busch und an de ren<br />
SP-Politikern in überschaubaren Grenzen“,<br />
ana ly sier ten etwa die OÖN. Auch die Bau -<br />
ern, über die <strong>Raiffeisen</strong>-Organisation das<br />
historische Rückgrat des Bankenkonzerns<br />
haben ein zunehmend ambivalentes Ver -<br />
hältnis zu Scharingers Ein-Mann-Regime,<br />
ge gen das sich eine Front von Ja kob Auer<br />
über Agrarlandesrat Josef Stockinger,<br />
Landwirtschaftskammer und OÖ<br />
Versicherung formiert.<br />
Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, April 2009<br />
Ver such über Lud wig Scha rin ger<br />
Der Gott aus der Maschine<br />
In Ober ös ter reich, so sa gen vie le, füh re kein Weg an Lud wig Scha rin ger vor bei.<br />
Und tat säch lich, schlug man in den letz ten Jah ren eine ober ös ter rei chi schen Zei tung<br />
auf oder hör te man nur ein we nig in den ge sell schaft li chen Tratsch hin ein, über all<br />
quillt einem dieser freundliche, etwas tollpatschig wirkende Herr entgegen.<br />
Landeshauptmann Josef Pühringer er -<br />
zählt über Scharinger folgenden Witz:<br />
„Scha rin ger steigt am Lin zer Haupt platz in<br />
ein Taxi ein. Der Ta xi len ker fragt: ‚Herr Ge -<br />
neraldirektor, wo darf ich Sie hinbringen’<br />
Scharinger antwortet: ‚Egal wohin. Ich bin<br />
überall dabei!’“<br />
Und Pühringer meint erklärend weiter:<br />
„Auch wenn die In itia to ren die ses ein we nig<br />
bösartigen Witzes spotten wollten – auch in<br />
die sem Witz ist ein sehr gro ßer wah rer Kern.<br />
Egal wo Sie in Ober ös ter reich hin bli cken,<br />
wo gro ße Pro jek te in der letz ten Zeit ge lun -<br />
gen sind oder im Ent ste hen sind, Lud wig<br />
Scha rin ger ist mit da bei.“<br />
Was Püh rin ger nicht er zählt, ist, dass es<br />
über ihn selbst auch so ei nen ähn li chen Witz<br />
gibt. Püh rin ger ver schweigt dies wohl des -<br />
halb, weil die ser Witz aus ge sucht schlecht<br />
ist und schon über Püh rin gers Vor gän ger,<br />
Josef Ratzenböck erzählt wurde: Auf der<br />
Rohrbacher Bundesstraße krachten zwei<br />
Au tos auf ein an der und in bei den saß Püh -<br />
rin ger. – Ja, das ist schon der gan ze Witz,<br />
Sie müs sen auch nicht la chen.<br />
Umtriebigkeit und Mobilität scheint eben<br />
ein Merkmal der Oberösterreichischen Spitzen<br />
män ner zu sein. Ge schäf tig sind sie al le -<br />
weil – da bleibt nicht viel Zeit, sich auch noch<br />
gute Witze auszudenken.<br />
Aber in der Not frisst der Teu fel Flie gen,<br />
wie es in Ober ös ter reich heißt, und wirk lich<br />
fröhliche Gemüter können auch über<br />
schlechte Witze lachen.<br />
Meine selbstgestellte Aufgabe für diese<br />
Ver an stal tung war es, et was über den Ge -<br />
sellschaftsmenschen Scharinger heraus zu<br />
fin den. Eine Auf ga be, so dach te ich mir, die<br />
ja an ge sichts des sen, dass man oh ne hin<br />
über all über ihn stol pert, nicht so schwie rig<br />
sein kann. Au ßer dem er hoff te ich mir, vie le<br />
lustige Geschichten über den „Wohltäter<br />
Oberösterreichs“ zu erfahren. Gerüchte, so<br />
wuss te ich, schwir ren ja ge nug he rum über<br />
ihn. Etwa, dass er ei nen Hör saal der Kep -<br />
ler-Universität mit technischen Neuerungen<br />
aus stat ten ließ und sich da für wünsch te,<br />
dass die ser Raum hin künf tig Scharinger-Hörsaal<br />
genannte werden sollte. Ein<br />
Wunsch, so er zählt die Ge schich te wei ter,<br />
der dem Rek tor der Uni ver si tät die Ze hen -<br />
nä gel ein roll te. Der Hör saal eins heißt nun<br />
<strong>Raiffeisen</strong>-Hörsaal – wohl ein Kompromiss.<br />
So setz te ich mich froh ge mut ans Te le fon<br />
und war schon in freu di ger Er war tung des -<br />
sen, was da nun kom men wird. Aber die se<br />
Er war tung ver flog sehr schnell. Wen ich<br />
auch an rief, je der muss te mir sa gen, dass er<br />
bzw. sie zu Scha rin ger nicht wirk lich et was<br />
sagen könnte. Einige ermahnten mich gar,<br />
ich soll te aber bit te nie man dem sa gen, dass<br />
sie mir ge sagt hät ten, dass sie oh ne hin<br />
nichts wüss ten. „Du Andi, beim Scha rin ger,<br />
da kenn ich mich wirk lich gar nicht aus, Ein<br />
andermal gern wieder, gell.“<br />
Na dann eben nicht. Ha ben eben die<br />
Leu te am ASF nichts zu la chen, die Zei ten<br />
sind oh ne hin nicht da nach.<br />
Dann kann ich eben kei ne Wit ze rei ßen.<br />
Statt des sen will ich mich mit ei nem an -<br />
deren Thema beschäftigen, das mir ohnehin<br />
schon ei ni ge Zeit un ter den Nä geln brennt.<br />
Der Selbstinszenierung Ludwig Scharingers,<br />
als fleißigem, intelligentem und vor allem<br />
gütigem Wohltäter Oberösterreichs.<br />
In dieser Selbstinszenierung, so bestätigen<br />
einige Freunde und Weggefährten<br />
Scharingers, spielt immer seine Mühlviertler<br />
Herkunft eine zentrale Rolle.<br />
Helmut Kukacka, Staatssekretär im Ver -<br />
kehrsministerium und selbst eine äußerst<br />
un durch sich ti ge Fi gur in der ÖVP, mit dem<br />
Gemüt eines Fleischerhundes, der in einem<br />
legendär gewordenen Untersuchungsausschuss<br />
zur Prüfung von Sozialvereinen seine<br />
gediegene Bösartigkeit gegenüber allem,<br />
das sich links von Wolf gang Schüs sel be fin -<br />
det und vor al lem sei nen Hass auf al les Fe -<br />
ministische vorführen durfte – Helmut Kukacka<br />
also, ge mein sam mit Lud wig Scha rin ger<br />
Funktionär der Hochschülerschaft und auch
Wem gehört das Land Seite 19<br />
heu te noch Bru der Scha rin gers im Car tell -<br />
ver band, meint etwa:<br />
„Sei ne Stär ken sind si cher zum ei nen die<br />
Selbst di szi plin, die er sehr stark aus sei ner<br />
Herkunft bezieht. Zur Selbstdisziplin kommt<br />
die Kon se quenz, die An for de rung an die ei -<br />
ge ne Lei stung. Dazu ad diert sich sei ne un -<br />
schlagbare Bauernschläue, die er mitbekom<br />
men hat. Auch ein ge wis ser Mut ter witz,<br />
der manch mal eine Mi schung aus ge spiel ter<br />
Nai vi tät und Sar kas mus ist, so wie der un be -<br />
ding te Wil le, alle Din ge mit de nen er sich be -<br />
schäftigt verstehen zu wollen.“<br />
Aber Bru der Or pheus (so Ku ka ckas<br />
CV-Name) hat auch kri ti sche, oder zu min -<br />
dest mah nen de Wor te für Bru der Wi ckerl<br />
parat: „Durch seinen selbstbewussten, er -<br />
folgreichen Führungsstil besteht die Gefahr,<br />
dass er Kri tik nicht mehr an sich he ran lässt.<br />
Es gibt nur mehr we ni ge Leu te, die in der<br />
Lage sind, ihm auch kri tisch ge gen über zu -<br />
treten. Machtbewusste und erfolgverwöhnte<br />
Men schen hö ren Kri tik nur un gern, das trifft<br />
wohl auch auf ihn zu.“<br />
Aber Ku ka cka hat te schon in Stu den ten -<br />
tagen eine gewisse Rivalität zu Scharinger,<br />
also wol len wir die se Kri tik nicht zu ernst<br />
neh men, und las sen lie ber ei nen zu Wort<br />
kom men, der über je den Zwei fel er ha ben<br />
ist. Altlandeshauptmann Erwin Wenzel, der<br />
Scharinger schon in jungen Jahren förderte<br />
und mit so man chem Rat schlag ver sorg te.<br />
So zum Bei spiel mit der wohl vä ter lich-wohl -<br />
wollend gemeinten Anweisung: „Ludwig, in<br />
die Po li tik gehst du mir nur hin über, wenn du<br />
es un be dingt willst und wenn es un be dingt<br />
sein muss. Du kannst in der Bank mehr tun<br />
und mehr ge stal ten.“<br />
Die Entpolitisierung der Politik also, Wenzel<br />
wuss te schon vor Jahr zehn ten wo es<br />
lang geht, und wie sich die Din ge ent wi ckeln<br />
wer den. Und er weiß na tür lich auch (ge -<br />
mein sam mit Rauch-Ka llat), wer letzt lich<br />
hin ter al lem steckt. Über Scha rin ger meint<br />
er: „Er ist ein Ge winn für den ös ter rei chi -<br />
schen Bau ern stand, für Hei mat und Va ter -<br />
land und man kann nur sa gen, Gott sei<br />
Dank, dass wir so ei nen Bersch’ ha ben.“<br />
Der Herr gott also ist es, der nicht nur<br />
Wolf gang Schüs sel die Kraft ver leiht, son -<br />
dern uns auch Lud wig Scha rin ger be schert.<br />
Und diese Kraft, seine überbordende<br />
Energie, ist ein weiteres Mosaiksteinchen im<br />
Mythos und in der Selbstinszenierung Ludwig<br />
Scharingers.<br />
Seine ungeheure Arbeitslust, ja richtiggehen<br />
de Ar beits wut, ist vie len in sei ner Um ge -<br />
bung nicht ganz ge heu er, und sei ne Se kre -<br />
tärinnen stöhnen immer wieder unter der<br />
Last, die er ih nen auf bür det.<br />
Vor ei ni ger Zeit wid me te auch der Stan -<br />
dard sei nen „Kopf des Ta ges“ die sem Mann.<br />
Und auch da wur de die ses Kli schee über<br />
Scharinger fleißig aufpoliert. Es wurde – soweit<br />
ich mich er in ne re – so gar be haup tet,<br />
dass Scharinger für sein Arbeitspensum<br />
gleich vier Sekretärinnen braucht.<br />
Aber las sen wir Scha rin ger selbst zu<br />
Wort kommen. Glücklicherweise gab er in<br />
einem Interview auch darüber Auskunft:<br />
Interviewer: Wie sieht Ihr Tagesablauf<br />
aus<br />
Scha rin ger: Ich ste he um sechs Uhr Früh<br />
auf, höre mir die ers ten Nach rich ten an.<br />
Dann gehe ich ins Ba de zim mer und bin so<br />
um halb sie ben in der Kü che. Früh stü cke<br />
kurz.<br />
Interviewer: Das Frühstück macht Ihre<br />
Frau<br />
Sch: Den Kaf fee ma che ich selbst. Aber<br />
das andere erledigt meine Frau. Zuerst lese<br />
ich die Zei tung, die ich in der Früh schon da -<br />
heim habe. Dann set ze ich mich ins Auto<br />
und fah re ins Büro.<br />
Interviewer: Sie fahren selbst<br />
Sch: Ja, ich fah re selbst. Ich bin im mer<br />
vor halb acht im Büro. Das kommt auf den<br />
Ver kehr an. Da her has se ich auch die Staus<br />
so. Und da her helf ich mit, dass die Kreu -<br />
zung hier auf dem Eu ro pa platz stau frei er<br />
wird. Bis um acht muss die gan ze Post weg<br />
sein. Um acht ge hen die Ter mi ne los. Vier -<br />
tel stun de, hal be Stun de, bis zu den ers ten<br />
Sitzungen, je nachdem. Beiratssitzungen,<br />
Aufsichtsratssitzungen, Geschäftsleitersitzungen,<br />
Vorstandssitzungen etc. Zu Mittag<br />
habe ich in der Re gel Kun den.<br />
Interviewer: Zum Essen<br />
Sch: Ich habe es gern, dass die Kun den -<br />
be treu er mit den Kun den es sen ge hen und<br />
ich kom me dazu. Da kann es pas sie ren,<br />
dass ich beim ers ten Kun den die Sup pe,<br />
beim zwei ten die Haupt spei se und beim drit -<br />
ten das Des sert esse. Und viel leicht so gar,<br />
wie es auch schon war, beim vier ten den<br />
Kaf fee trin ke. Das ist mir das Al ler liebs te,<br />
da mit ich sehr viel Kun den im Haus tref fen<br />
kann. Ich lie be es, wenn die Kun den ins<br />
Haus kom men, denn in den Res tau rants<br />
sind im mer fal sche Oh ren da bei. (...)<br />
Am Nach mit tag fah re ich zu Kun den oder<br />
habe noch Aus wärts ter mi ne. Am Abend gibt<br />
es immer Verpflichtungen.<br />
Interviewer: Machen Sie zwischendurch<br />
ein mal eine Pau se<br />
Sch: Nein, es geht durch. Wenn ich früh<br />
heim kom me, ist es zehn. Ich ach te da rauf,<br />
dass ich vor Mit ter nacht zu Hau se bin, aber<br />
der Spiel raum ist zehn. Soll te ich ein mal vor<br />
zehn heim kom men, dann sagt mei ne Frau:<br />
„Was ist denn heu te los“<br />
Interviewer: Wie schaut das Wochenende<br />
aus<br />
Sch: Am Sams tag schaue ich, dass ich<br />
eine bis ein ein halb Stun den län ger schla fen<br />
kann. Da schla fe ich meist bis um halb acht,<br />
früh stü cke ein biss chen län ger und dann<br />
habe ich meist schon in der Bank ir gend wel -<br />
che Ter mi ne. Manch mal gehe ich dann mit<br />
meiner Frau einkaufen oder ich erledige<br />
schon et was in der Früh. Ich habe auch<br />
beim Haus zu tun, Ra sen mä hen oder ein<br />
paar Glühbirnen auswechseln. Spätestens<br />
dann geht es wie der wei ter. Es gibt kaum ei -<br />
nen Sams tag, an dem ich nicht am Nach mit -<br />
tag irgendwelche Termine habe. Sonntags<br />
bin ich vielfach entweder bei Hundertjahrfei -<br />
ern oder bei Er öff nun gen von Raiff ei sen -<br />
banken.<br />
In ter vie wer: Wann neh men Sie sich Zeit<br />
für sich selbst<br />
Sch: Wenn der Chauf feur fährt und ich im<br />
Auto mit der Post fer tig bin, kann ich mich<br />
schnell er ho len. Was mir eben falls sehr gut<br />
tut, ist, wenn ich am Hoch stand sit ze und auf<br />
ei nen Bock pas se.<br />
Und im Ur laub, wenn er ein mal höch -<br />
stens für 14 Tage nach Gra do fährt, liegt er<br />
am Swim ming pool und schreibt sei ne Re -<br />
den für die Herbst- oder die Früh jahrs of fen -<br />
sive.<br />
Kurz – Scha rin ger sti li siert sich als Ar -<br />
beits tier, dem die Ar beit nichts aus macht,<br />
son dern der eine rech te Freu de mit ihr hat.<br />
Aber Scha rin ger ver steht es auch so ne -<br />
benbei zu seinen Vergnügungen zu kommen,<br />
und wenn er be son ders gut auf ge legt<br />
ist, und wenn es passt, dann greift er auch<br />
einmal zur Trompete.<br />
Scha rin ger er zählt: „So wa ren wir zum<br />
Beispiel kürzlich mit <strong>Raiffeisen</strong>-Funktionä -<br />
ren zwei Tage in Est land und vier Tage in St.<br />
Pe ters burg. Und am Pe ters hof sind drei Mu -<br />
sikanten gewesen. Einer der Musikanten hat<br />
mir die Trom pe te in die Hand ge drückt und<br />
dann habe ich „Lil ly Mar le ne“ und den Deut -<br />
schen Zapfenstreich gespielt.“<br />
Ja, trau en tut er sich schon was, der Lud -<br />
wig. Im mer hin war St. Pe ters burg – da mals<br />
Le nin grad – im Zwei ten Welt krieg 900 Tage<br />
lang von der deut schen Wehr macht be la -<br />
gert. Eine Be la ge rung, die mehr als 600.000<br />
Men schen das Le ben kos te te. Da Lil ly Mar -<br />
le ne und den Deut schen Zap fenst reich zu<br />
spie len, da muss es schon sehr lus tig her ge -<br />
gan gen sein. Aber wahr schein lich hat es<br />
Scha rin ger wie der ein mal nur gut mit al len<br />
ge meint. Im mer hin sind vie le aus der Zeit<br />
schon lan ge nicht mehr am Le ben (egal ob<br />
sie zu den 600.000 ge hört ha ben oder nicht)<br />
und die jun gen Leu te dort sol len doch auch<br />
einmal eine andere Kultur kennen lernen.<br />
Grad wo sie so lan ge im Kom mu nis mus ein -<br />
ge sperrt wa ren. Karl Kraus, hät te wohl sei ne<br />
helle Freude mit Scharinger gehabt.<br />
Aber Scha rin ger kann auch an ders.<br />
Eben so le gen där wie sein Fleiß ist auch sein<br />
unbedingter Wille und seine Bereitschaft,<br />
an de ren auf die Füße zu stei gen, wenn sie<br />
sei nem Er folg im Wege ste hen. Da her ist,<br />
wenn man von der Raiff ei sen Lan des bank<br />
spricht, stets von der Ära vor, und der seit<br />
Scha rin ger die Rede. Und mein Freund Jo -<br />
sef, der schon zwei Jah re vor Scha rin ger in<br />
der <strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank arbeitete und<br />
dort auch bis zu sei ner Pen si on blieb, der<br />
also den Aufstieg Scharingers miterlebte,<br />
Jo sef also, macht im mer eine ehr fürch ti ge<br />
Pau se, wenn er vom Be ginn der Scharinger-Ära<br />
spricht.<br />
Claus Raidl, Generaldirektor der Böh -<br />
ler-Uddeholm imponiert dieses Auftreten<br />
Scha rin gers, das ihm auch den Spitz na men<br />
Luigi Moneti eingetragen hat, ebenfalls:
Seite 20 Wem gehört das Land<br />
Raidl er zählt: „Als Lud wig Scha rin ger die<br />
Kassenräume des <strong>Raiffeisen</strong>sektors Ober -<br />
ös ter reich be trat, war schnell klar, wer ab<br />
nun was nicht tun darf, und vor al lem war<br />
klar, dass die Raiff ei sen Lan des bank OÖ al -<br />
les – wirk lich al les ma chen kann. Am An fang<br />
dieser neuen Zeitrechnung haben sich die<br />
Ge nos sen in der Zen tra le in Wien noch ge -<br />
dacht „darf er denn das“ und da bei voll kom -<br />
men über se hen, was schon al les ge sche -<br />
hen ist. Das ist Lud wig Scha rin ger, der Re -<br />
bell.“<br />
Die <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank darf also alles<br />
ma chen – wie auch der Fürst bei Ma -<br />
chiavelli mit den christlichen Tugenden bre -<br />
chen muss, und al les da ran zu set zen hat,<br />
sei ne Macht zu er hal ten.<br />
Aber Raidl hat noch mehr zu sa gen: „ In<br />
ei nem klei nen Land wie Ös ter reich ist die<br />
Welt des Gel des und der Ban ken von der<br />
Welt der Po li tik fast nicht zu tren nen. Ein er -<br />
folg rei cher Ban kier muss auch die Welt der<br />
Po li tik ver ste hen und sich in ihr be haup ten<br />
können. Ludwig Scharinger ist das politische<br />
Le ben nicht fremd, ganz im Ge gen teil, er<br />
weiß, wie wich tig die Po li tik ist, um jene Rah -<br />
menbedingungen zu bekommen, die man<br />
braucht, um er folg reich ar bei ten zu kön nen.<br />
In der Zeit, als es noch gro ße ös ter rei chi -<br />
sche Ban ken in Wien gab, war für vie le Ban -<br />
ker die Po li tik nur ein Le hen ge ber, um be ruf -<br />
lich Karriere machen zu können. Scharinger<br />
je doch hat er kannt, dass die Po li tik ein Part -<br />
ner, ein Ge schäfts part ner sein muss, und<br />
hat daher innovative Produkte, wie zum<br />
Beispiel Privat Public Partnerships entwi -<br />
ckelt, angeboten und umgesetzt. Das ist<br />
Ludwig Scharinger, der Politiker.“<br />
Zu die sem PPP hat auch der Lin zer Bür -<br />
germeister, Franz Dobusch, unter dessen<br />
Ägide die intensive Zusammenarbeit zwischen<br />
der Stadt und der Raiff ei sen Lan des -<br />
bank ent stand, et was wich ti ges zu sa gen:<br />
„Das Finanzierungsmodell war ebenso innova<br />
tiv wie Bei spiel ge bend, weil die au ßer -<br />
budgetäre Abwicklung von Projekten der öf -<br />
fent li chen Hand seit den Maa stricht-Ab kom -<br />
men zum Ge bot der Stun de wur de. Nur so<br />
kann auch der neue Bahn hof mit dem neu en<br />
Landesdienstleistungszentrum entstehen<br />
und sich die Stadt wei ter ent wi ckeln.“<br />
Wenn man ge nau hin hört, ist das eine er -<br />
schre cken de Aus sicht. „Nur so“ – un ter Ein -<br />
bin dung des Fi nanz ka pi tals – kann sich die<br />
Stadt wei ter ent wi ckeln – sagt ihr Bür ger -<br />
meis ter.“<br />
Aber das ist nur ein klei ner Hin weis auf<br />
das eigentliche Thema dieser Veranstaltung.<br />
Mei ne Auf ga be ist es ja, Scha rin ger<br />
und seine Inszenierung zu beleuchten.<br />
Und auch da kann uns Do busch wei ter -<br />
hel fen, wenn er meint: Ich er ken ne „in Lud -<br />
wig Scha rin ger den Men schen, der weiß,<br />
dass nur eine prosperierende Wirtschaft in<br />
der Lage ist, den Men schen Ar beit, Exis -<br />
tenzsicherung und soziale Sicherheit zu geben.<br />
Diese soziale Kompetenz Ludwig<br />
Scha rin gers zeigt, dass er eben mehr ist, als<br />
nur ein erfolgreicher Bankmanager. Er gestal<br />
tet die Ge sell schaft in al len ih ren Fa cet -<br />
ten mit, aus einem Verantwortungsgefühl<br />
he raus, das heu te nicht mehr so selbst ver -<br />
ständlich ist.“<br />
Da hat er wohl recht, der Herr Bür ger -<br />
meister, denn dieses Verantwortungsgefühl<br />
für Land und Men schen war einst die Auf ga -<br />
be des mittelalterlichen Grundherren, der für<br />
seine Untertanen zu sorgen hatte. Vielleicht<br />
ver langt er auch des halb den Ein satz des<br />
gan zen Men schen, weil er meint, über den<br />
gan zen Men schen – im Sin ne ei nes Leib ei -<br />
ge nen ver fü gen zu kön nen. So meint eine<br />
seiner ehemaligen Sekretärinnen, die heute<br />
froh ist, den Tru bel aus der Fer ne be ob ach -<br />
ten zu kön nen: „Selbst wenn Scha rin ger auf<br />
Ur laub war, hielt er uns te le fo nisch auf Trab.<br />
(...) Und auch unsere eigene Freizeit koordinierten<br />
wir mit seinem Terminkalender.<br />
Wenn es hieß ‚i brauch di` gab es kei nen Wi -<br />
derspruch.“<br />
Aber wir wol len hier zum Ab schluss mei -<br />
ner Ausführungen den Wohltäter Oberöster -<br />
Zitate die<br />
alles sagen…<br />
Was ist ein Diet rich ge gen eine Ak -<br />
tie Was ist ein Ein bruch in eine Bank<br />
ge gen die Grün dung ei ner Bank Was<br />
ist die Er mor dung ei nes Man nes ge -<br />
gen die An stel lung ei nes Man nes,<br />
Ber tolt Brecht, Die Drei gro schen -<br />
oper, 1931<br />
Wie kriegt die Po li tik das Fi nanz -<br />
we sen in den Griff, wenn das Fi nanz -<br />
we sen die Po li tik im Griff hat Ro man<br />
Obrovski, AMS-Chef OÖ, OÖN<br />
19.8.2009<br />
Sagt der Zen tral ban ker zum Me -<br />
dien fürs ten, du hältst sie dumm, ich<br />
mach sie arm. Justus Erb<br />
Bankraub ist eine Unternehmung<br />
von Dilettanten. Wahre Profis gründen<br />
eine Bank. Bertolt Brecht<br />
reichs nicht als unerbittlichen Sklaventreiber<br />
das te hen las sen. Viel lie ber möch te ich noch<br />
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl<br />
in sei ner blu mi gen Spra che zu Wort kom -<br />
men las sen:<br />
„Die Schutzheiligen. Heiliger Florian, Heiliger<br />
Severin, Heiliger Leopold – drei<br />
Schutzheilige des Landes Oberösterreich.<br />
Doch halt: Ist da nicht ei ner ver ges sen<br />
Rich tig – der hei li ge Lud wig fehlt in die ser<br />
Aufzählung!<br />
Auch wenn er nicht Hei li ger ist und dies<br />
auch nie be an sprucht hat, ein Not hel fer ist<br />
er al le mal. (...) Und so ist bei je dem grö ße -<br />
ren Infrastrukturvorhaben im Lande ob der<br />
Enns ein Mann so fort in al ler Mun de: Lud wig<br />
Scha rin ger. (...) Lud wig als deus ex ma chi -<br />
na!“<br />
Deus ex ma chi na – der Gott aus der Ma -<br />
schi ne also. Ur sprüng lich ein Aus druck aus<br />
dem Griechischen, der dann latinisiert wur -<br />
de. In der an ti ken Tra gö die wur de ein un lös -<br />
bar erscheinender Konflikt häufig von einem<br />
(mit Hilfe eines Kranes herabschwebenden)<br />
Gott ge löst.<br />
Die ses Bild ge fällt mir, zur Be schrei bung<br />
des Lud wig Scha rin gers. Ei ner, der ei nen<br />
Gott spielt, der Pro ble me löst, und der doch<br />
selbst nur an ei ner Vor rich tung hängt – in<br />
sei nem Fall eine gro ße Bank – die ihm die -<br />
ses Illusionsstück ermöglicht.<br />
An dre as Wahl, Le sung beim Work -<br />
shop „Banken, Politik, Gesellschaft – am<br />
Beispiel der <strong>Raiffeisen</strong>landesbank Ober -<br />
ös ter reich“ im Rah men des 2. Aus tri an<br />
So ci al Fo rum (ASF) am 5. Juni 2004 in<br />
Linz<br />
Die Bank be stimmt die Po li tik und hin ter lässt über all ihre Spu ren wie hier beim Bahn -<br />
hof sto wer in Linz.