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Raiffeisen - KPÖ Oberösterreich

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„Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt...”<br />

Wem gehört das Land, wem gehört die Stadt<br />

Die <strong>Raiffeisen</strong>- Landesbank und die oö Politik<br />

Eine Dokumentation der KPÖ-Oberösterreich


Seite 2<br />

Ein Vorwort<br />

„Wem ge hört das Land“ – die se Fra ge<br />

drängt sich im mer mehr auf, wenn man se -<br />

henden Auges in Oberösterreich unterwegs<br />

ist. Denn das schwar ze Gie bel kreuz auf gel -<br />

bem Grund, das Logo des Raiff ei sen-Im pe -<br />

ri ums, prangt al ler Or ten – nicht nur auf Ban -<br />

ken, son dern auch auf Bau stel len öf fent li -<br />

cher Einrichtungen usw.<br />

Die RLB OÖ ist na tür lich nicht die ein zi ge<br />

Bank mit enor men Ein fluß auf die Po li tik, sie<br />

ist unter den globalen Bankenriesen nur ein<br />

Zwerg, was sie aber wahr schein lich aus -<br />

zeichnet ist der geradezu feudale Charakter<br />

ihrer Dominanz und die Unterwürfigkeit von<br />

Politikern (-innen sind kaum darunter) vor<br />

den Wün schen und Pro jek ten des Fi nanz ka -<br />

pi tals, die sich in den zahl rei chen Lob prei -<br />

sun gen auf den Herrn und Meis ter äu ßern.<br />

Die vorliegende Broschüre ist das Ergeb -<br />

nis von 15 Jahren <strong>Raiffeisen</strong>-Beobachtung<br />

und dokumentiert den ständig wachsenden<br />

Einfluß der <strong>Raiffeisen</strong> Landesbank OÖ und<br />

ihres Generaldirektors auf die Politik im<br />

Land, in der Lan des haupt stadt und den Ge -<br />

mein den und weit über Ober ös ter reich hin -<br />

aus.<br />

Die kulturelle Betrachtung des Themas<br />

steu ert An dre as Wahl mit sei nem beim Aus -<br />

tri an So ci al Fo rum (ASF) 2004 in Linz ver öf -<br />

fent lich ten Ver such „Der Gott aus der Ma -<br />

schine“ bei.<br />

Wenn der schwarze Landesvize Hiesl<br />

meint „Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt“ oder<br />

LH Pühringer resignierend feststellt „Leisten<br />

Sie sich das ein mal: Vom Scha rin ger ein ge -<br />

la den – und nicht kom men“ weiß man, dass<br />

die Politik eigentlich schon längst zugunsten<br />

des Kapitals abgedankt hat.<br />

Par al lel zum Wachs tum des schwar zen<br />

Kon zerns hat sich frei lich auch das Un be ha -<br />

gen über die sen Ein fluß ent wi ckelt und zu -<br />

nehmend entwickeln die Menschen auch<br />

eine natürliche Aversion gegen den Filz, der<br />

weit über das Land hin aus al les mit ei nem<br />

Schlei er über zieht der letzt lich al les lähmt.<br />

Mit dieser Dokumentation wollen wir dazu<br />

beitragen diesem Unbehagen die notwendi -<br />

ge Hintergrundinformation über die Mechanismen<br />

dieser Dominanz des Finanzkapitals<br />

beizusteuern.<br />

Leo Furt leh ner,<br />

KPÖ-Landessprecher,<br />

September 2009<br />

Im pres sum: Me dien in ha ber (Ver le ger), He raus ge ber,<br />

Hersteller: KPÖ-Oberösterreich, Me li char stra ße 8,<br />

4020 Linz, Te le fon +43 732 652156, Mail<br />

ooe@kpoe.at, Web http://ooe.kpoe.at<br />

[1994] Ein Macher mit angeborener Bauernschläue<br />

Regierung und Geldadel<br />

Wem gehört das Land<br />

Der Mann im Hin ter grund: Es ist si cher kein Zu fall, dass er bei der Be fra gung der<br />

Verlierer am Wahlabend des 9. Oktober 1994 im Presseclub des Landeskulturzen -<br />

trums Ur su li nen hof hin ter Ober ös ter reichs Lan des haupt mann Jo sef Rat zen böck<br />

(ÖVP) stand und des sen leid vol le Mie ne imi tier te. Wur de der CV-Bru der doch schon<br />

als Ratzenböcks Nachfolger gehandelt.<br />

Er möch te sich of fen bar die Mü hen der<br />

gewöhnlichen Politik nicht antun, hat er doch<br />

oh ne hin ge nug Macht und Ein fluss. Die<br />

Rede ist von Lud wig Scha rin ger, sei nes Zei -<br />

chens Boss der <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank<br />

Oberösterreich. Kürzlich gratulierte ihm die<br />

Wirtschaftskammer ausgiebig zu seiner Er -<br />

nennung zum Kommerzialrat und legte via<br />

„Medienservice“ seine steile Karriere offen.<br />

Angeborene Bauernschläue<br />

1972 trat Scha rin ger, ge bo ren 1942 in<br />

Arn reit, im bis heu te tief schwar zen Be zirk<br />

Rohr bach in den Dienst der Raiff ei -<br />

sen-Bank. Mit angeborener Bauernschläue<br />

avan cier te er be reits 1978 in die Ge schäfts -<br />

führung, seit 1985 ist er Generaldirektor einer<br />

Bankengruppe mit 190 selbständig bilanzierenden<br />

Banken, 451 Geschäftsstellen<br />

und dirigiert 2.600 Beschäftigte. Das<br />

Stammhaus, die <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank<br />

(RLB) ist mit 475 Mit ar bei tern zwar nach<br />

Oberbank, Sparkasse und VKB-Bank nur<br />

die viert grö ß te Bank zwi schen lnn und Enns,<br />

hat aber mit Ab stand die höch sten Mar gen<br />

bei Bilanzsumme, Teilbetriebsergebnis und<br />

Reingewinn pro Beschäftigten aufzuweisen.<br />

Es gibt kaum ein Gre mi um der ober ös ter -<br />

reichischen Geldwirtschaft, in dem Scharinger<br />

nicht, ver tre ten ist. Und als Drauf ga be<br />

mischt er auch im Auf sichts rat der (noch)<br />

ver staat lich ten VA-Stahl AG mit und gibt als<br />

Universitätslektor an der Johannes-Kepler-Universität<br />

den aufstrebenden „Mo -<br />

ney-Ma kers“Ez zes. Er hält we nig vom Pri va -<br />

tinsolvenzrecht und bezeichnet dieses Ge -<br />

setz zur Ent schul dung der Haus hal te, als<br />

„unmoralisches Angebot, sich auf Kosten<br />

der Gläu bi ger zu ent schul den“. Ein klein we -<br />

nig Ab hän gig keit von den Ban ken durch drü -<br />

cken de Schul den wird wohl noch er laubt<br />

sein.<br />

Aufgepickte Brösel<br />

Einen besonderen Namen hat sich diese<br />

Bank bei der Kolonisierung Südböhmens<br />

nach dem Zer brö seln des rea len So zia lis -<br />

mus gemacht. Gemeinsam mit bayrischen<br />

Konzernen sehen Oberösterreichs Indu -<br />

strie- und Geldmagnaten das nördliche<br />

Nachbarland offensichtlich als ihr ureigenstes<br />

Hin ter land an. Die RLB war eine der ers -<br />

ten Ban ken in Süd böh men und rühmt sich<br />

heu te, gut 80 Pro zent al ler in Tsche chien<br />

ansässigen österreichischen Firmen zu<br />

betreuen.<br />

Der historische Budweiser Stadtplatz ist<br />

heu te fest in West hand. Die für ihre Wirt -<br />

schaftsfreundlichkeit bekannten „OÖ Nachrich<br />

ten“ pro gnos ti zie ren, dass es dort in den<br />

nächsten Jahren „zu einem kleineren Ge -<br />

metzel westlicher Banken“ kommen wird.<br />

Scharinger mit seiner <strong>Raiffeisen</strong>-Bank<br />

hat da bei die Nase vorn: Er ließ sich dank<br />

einschlägiger Beziehungen, zum Honorar -<br />

kon sul er nen nen und mach te als sol cher in<br />

Bud weis der Cre me von Ka pi tal und Po li tik<br />

aus Oberösterreich und Südböhmen seine<br />

Aufwartung. In geradezu klassischer Kolonial-Manier<br />

werden die offiziellen Reden in<br />

Deutsch ge hal ten und dann über setzt. Un -<br />

terwürfige Lakaien versichern, dass das<br />

bald nicht mehr not wen dig sein wird, weil<br />

dann oh ne hin alle Deutsch spre chen.<br />

Zur Fei er des Ta ges durf te Raiff ei sen ein<br />

besonderes Privileg beanspruchen und sein<br />

be kann tes Gie bel kreuz mit den zwei Pfer de -<br />

köpfen auf der denkmalgeschützten Fassade<br />

plat zie ren. Mit da bei war auch der Lin zer<br />

Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ), was<br />

auf den ers ten Blick ver wun dern mag, wenn<br />

man die <strong>Raiffeisen</strong>-Expansion in Linz über -<br />

sieht.<br />

Rot-schwarze Spielchen<br />

Sichtbarer Ausdruck der <strong>Raiffeisen</strong>-Expan<br />

si on ist die Umgebung’ des Lin zer Süd -<br />

bahnhofmarktes, wo diese Bank ihren Sitz<br />

hat. Gleich ei nem Flä chen brand fres sen<br />

sich immer mehr <strong>Raiffeisen</strong>-Einrichtungen in<br />

die Um ge bung. Und da bei zeigt sich ein pi -<br />

kantes politisches Zusammenspiel zwischen<br />

dem „roten“ Bürgermeister Dobusch und<br />

dem „schwarzen“ <strong>Raiffeisen</strong>-General Scharinger.<br />

Ausgangspunkt dabei war die Errichtung<br />

des De sign-Cen ters durch die Stadt Linz mit<br />

einem Aufwand von rund einer Milliarde<br />

Schilling. Dafür wurden die Rücklagen geplün<br />

dert, in der Fol ge ex plo dier te die Ver -<br />

schul dung der Stadt zwi schen 1991 und<br />

1994 von 2.824 auf 16.759 Schil ling pro<br />

Kopf und Nase.<br />

Das Areal, auf dem heu te das DC steht,<br />

gehörte früher dem Nestle-Konzern, <strong>Raiffeisen</strong><br />

hat te je doch ein Vor kaufs recht. Den<br />

Verzicht darauf ließen sich Scharinger und<br />

Co. teuer abkaufen. So avancierte <strong>Raiffeisen</strong><br />

für mehrere Jahre zum hauptsächlichen<br />

Kreditgeber anstelle der „Hausbank“, der<br />

All ge mei nen Spar kas se, und ist auch in der<br />

DC-Betriebsgesellschaft vertreten.<br />

Groß zü gig zeig te sich die Stadt auch bei<br />

der Errichtung der Südbahnhof-Tiefgarage


Wem gehört das Land Seite 3<br />

durch die <strong>Raiffeisen</strong>-Tochterfirma LABA mit<br />

freizügigen Genehmigungen und Subventionen.<br />

Und die städtische Bauverwaltung<br />

schaute demonstrativ weg, als im siebenten<br />

Stock der RLB-Zentrale illegal Büroumbau -<br />

ten er folg ten. Statt Rüc kfüh rung auf den ur -<br />

sprünglichen Bauzustand erfolgte eine<br />

nachträgliche „Weißwaschung“ durch ein<br />

Zurechtbiegen des Bebauungsplanes. Für<br />

den <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern gelten andere Ge -<br />

set ze als für klei ne Häuslbauer.<br />

Die von Bür ger meis ter Do busch in die<br />

Wege geleitete „Sanierung“ des Bebauungsplanes<br />

für das betreffende Gebiet<br />

stand in of fe nem Wi der spruch zum „Isch ler<br />

Erkenntnis“ des Verfassungsgerichtshofes,<br />

wonach eine nachträgliche „Absegnung“<br />

von illegalen Baumaßnahmen nicht zulässig<br />

ist, und wur de da her von Ju ris ten auch als<br />

„glatter Rechtsbruch“ bezeichnet. Weggeschaut<br />

hat te die Stadt schon vor her bei der<br />

Errichtung eines städtebaulich hässlichen<br />

Bürokomplexes an der Khevenhüllerstraße.<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-City<br />

Im Jah re 1994 er folg te eine wei te re Raiff -<br />

eisen-Expansion: Gegenüber dem DC wur -<br />

den großflächig Altobjekte abgerissen, an<br />

ihre Stel le tritt ei ner der schon satt sam be -<br />

kannten Büro, Geschäfts-Komplexe, ein typisches<br />

Spekulationsobjekt, in dem Banken<br />

ihre überschüssigen Profite anlegen. Vor -<br />

läu fig hat sich Raiff ei sen al ler dings die Zäh -<br />

ne bei dem Ver such aus ge bis sen, das Areal<br />

des Gasthauses Fischereder zu erwerben.<br />

Die Eigentümer verkauften nicht.<br />

Das Vier tel um den Süd bahn hof markt<br />

wird mit kräf ti gem Zu tun der Stadt Linz im -<br />

mer mehr zur Raiff ei sen-City, zu ei ner Stadt<br />

in der Stadt. Ge mäß der Li nie der eta blier ten<br />

Politik wurde eine nichtssagende Straßen -<br />

kreu zung mit den An ti po den RLB, DC und<br />

ORF zum „Eu ro pa-Platz“ aufgewertet.<br />

Die tiefere Symbolik dabei liegt darin,<br />

dass sich Linz seit Amt san tritt von Bür ger -<br />

meis ter Do busch im Jah re 1988 vom einst<br />

selbstverständlichen Bekenntnis zur Ver -<br />

staat lich ten in Form von Vo est und Che mie<br />

ent fernt hat und das „mo der ne“ Ka pi tal for -<br />

ciert. Das Mot to „Wem ge hört die Stadt“ gilt<br />

bei Raiff ei sen für die Stadt mit te, in Ur fahr für<br />

das Schweizer Konsortium Suter+Suter und<br />

im Sü den der Stadt für die Linz-Tex til, im<br />

Besitz der Thyll-Gruppe (Schweiz),- de ren<br />

Generaldirektor Dionys Lehner als umtriebi -<br />

ger Berater der Stadtpolitiker gilt und auch<br />

die Aufnahme von Anleihen in Milliardenhöhe<br />

bei der Schweizer Leu-Bank durch die<br />

Stadt Linz eingefädelt haben dürfte.<br />

Sommernachts(alp)traum<br />

So wie als Qualifikation für Politiker von<br />

heute immer mehr deren schauspielerisches<br />

Ta lent gilt, so fin den die tie fe ren po li ti -<br />

schen Entscheidungen ihren Niederschlag<br />

in den Klatsch spal ten von „Lan des haupt -<br />

blättern“ und anderen Gazetten. Solchen<br />

Kolumnen konnte man im Hochsommer<br />

1994 ent neh men, dass Scha rin ger mit sei -<br />

nem Schwager, dem ÖVP-Abgeordneten<br />

Hofer, auf dessen elterlichem Bauernhof in<br />

Prambachkirchen ein rauschendes<br />

Sommerfest ausgerichtet hat.<br />

Als Gast fand sich ne ben an de rer so zial -<br />

demokratischer Schickeria dort auch der<br />

Linzer Bürgermeister Dobusch ein. Für einschlägige<br />

„Fachgespräche“ dürfte demnach<br />

trotz der Hit ze des Som mers gesorgt<br />

gewesen sein.<br />

Leo Furtlehner, Volksstimme, 49/1994,<br />

7. Dezember 1994<br />

O-Ton Ludwig<br />

Scharinger<br />

Scharinger himself…<br />

Man kann die OberösterreicherIn -<br />

nen nicht zum Bör se gang der lan des -<br />

eigenen Energie AG befragen, weil<br />

sie von der Bör se nichts ver ste hen.<br />

Zum Bör se gang der Ener gie AG im<br />

Sommer 2007<br />

Ich fin de aber, man soll te ein für<br />

alle Mal auf hö ren mit die ser Neid ge -<br />

nos sen schaft und sich über sei ne Er -<br />

folge freuen.<br />

Uns kann nichts mehr brem sen.<br />

Ich habe nicht das Pro blem, dass<br />

ich im mer noch mehr ma chen möch te,<br />

son dern dass uns wahn sin nig viel auf -<br />

gedrängt wird.<br />

Ich bin eine Aktiengesellschaft.<br />

ORF-Dis kus si on über Über nah me<br />

von Böh ler-Ud de holm durch die<br />

voestalpine, 29. März 2007<br />

Mich kann jeder kritisieren, wenn<br />

er Recht hat. Im an de ren Fall soll te er<br />

beim nächs ten Mal vor her gut nach -<br />

denken. OÖN 16.10.2007<br />

Bei der Pri va ti sie rung war ich im -<br />

mer da bei. OÖN 16.10.2007<br />

…seine schwarzen Jünger…<br />

Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt.<br />

Wenn ich zum Fens ter raus schau,<br />

sehe ich den Dom, den Pöst ling berg<br />

und den <strong>Raiffeisen</strong>-Würfel. LHStv.<br />

Franz Hiesl<br />

Wenn´s mich nicht mehr freut, rede<br />

ich mit dem Lud wig we gen ei nes ge -<br />

scheiten Jobs. Helmut Feilmayr,<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Betriebsrat und AK-Vi -<br />

zepräsident (ÖAAB)<br />

Leis ten Sie sich das ein mal: Vom<br />

Scharinger eingeladen – und nicht<br />

kommen. LH Jo sef Püh rin ger<br />

Sei ne Stär ken sind si cher zum ei -<br />

nen die Selbst di szi plin, die er sehr<br />

stark aus sei ner Her kunft be zieht. Zur<br />

Selbstdisziplin kommt die Konsequenz,<br />

die An for de rung an die ei ge ne<br />

Lei stung. Dazu ad diert sich sei ne un -<br />

schlagbare Bauernschläue, die er mitbe<br />

kom men hat. Auch ein ge wis ser<br />

Mut ter witz, der manch mal eine Mi -<br />

schung aus gespielter Naivität und<br />

Sarkasmus ist, sowie der unbedingte<br />

Wil le, alle Din ge mit de nen er sich be -<br />

schäftigt verstehen zu wollen. Hel mut<br />

Kukacka, ehemaliger Staatssekre -<br />

tär und NR-Ab ge ord ne ter<br />

Als <strong>Raiffeisen</strong>-Boss Scharinger während der EU-Präsidentschaft Österreichs 2008 zu<br />

ei nem Fi nanz gip fel nach Linz ge la den hat te de mon strier te die KPÖ für Um ver tei lung.


Seite 4 Wem gehört das Land<br />

[1997] Der schwarze <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern dirigiert Oberösterreich<br />

„Wir haben uns ganz schön was<br />

getraut...“<br />

„Sper ren Sie die Bank auf und han deln Sie!“ sag te der Ex-Ge ne ral se kre tär und der<br />

Ban ker wird sich wohl an die ses Mot to hal ten. Was Mi chail Gor bat schow – ver mit telt<br />

vom Gor bat schow-Spe zi, Bus un ter neh mer und ehe ma li gen ÖVP-Vi ze bür ger meis ter<br />

„Gustl“ Heu ber ger aus Peu er bach - bei der Er öff nung der Mos kau er Fi li ale im März<br />

1997 zu ihm sag te, ist für Raiff ei sen-Lan des bank-Chef Lud wig Scha rin ger näm lich<br />

schon lan ge all täg lich, wie die Ent wic klung der „schwar zen“ Bank an schau lich zeigt.<br />

Da darf der Generaldirektor zur Entspannung<br />

schon mal Rais sa Gor bat scho wa die<br />

Hand küs sen und ei nen de vo ten Büc kling<br />

ma chen und dem Ge mahl den Dank des Ka -<br />

pi tals ab stat ten und ihn als „ei nen der grö ß -<br />

ten Politiker des Jahrhunderts“ loben. Die<br />

Aufforderung Gorbatschows, „man müsste<br />

so gar noch viel stär ker und ener gi scher<br />

nach Russ land kom men“ wird sich Scha rin -<br />

ger wohl nicht zwei mal sa gen las sen. Denn<br />

mit Ex pan si on hat der wohl mäch tigs te<br />

Mann von Oberösterreich einige Erfah -<br />

rung…<br />

Bankenkolonie Böhmen<br />

Schließlich hat <strong>Raiffeisen</strong> gezielt seit<br />

dem Fall des „ei ser nen Vor han ges“ – der als<br />

Ironie der Geschichte unter Berufung auf<br />

das Schengener Abkommen gegen uner -<br />

wünschte Eindringlinge in das „Europa der<br />

Kon zer ne“ jetzt von der an de ren Sei te wie -<br />

der auf ge zo gen wird - im Nor den Süd- und<br />

Westböhmen bankenmäßig erschlossen.<br />

Bis dato gibt es Raiff ei sen-Fi lia len in<br />

Prag, Bud weis, Kru mau, Brünn, Mäh -<br />

risch-Ostrau, Kö nig grätz und Pil sen mit ei -<br />

nem Geschäftsvolumen von immerhin 1.9<br />

Mrd. S, ge plant sind wel che in Ol mütz, Aus -<br />

sig und Karls bad. Die schwe re Ban ken kri se<br />

in Tsche chien im Jah re 1996 kam wie ge ru -<br />

fen und nütz te <strong>Raiffeisen</strong>.<br />

Prä sent ist Raiff ei sen auch im be nach -<br />

bar ten Bay ern mit ei ner Fi li ale in Pas sau.<br />

Dort residiert auch der erzkonservative Me -<br />

dienkonzern Kapfinger, mit dem <strong>Raiffeisen</strong><br />

nicht nur eine Beteiligung am Landesverlag<br />

und der in elf Aus ga ben er schei nen den oö<br />

Monopol-Wochenzeitung „Rundschau“ ver -<br />

bindet, sondern auch die Kolonisierung der<br />

tschechischen Medienlandschaft durch Kapfinger<br />

Das Binnengrenzprogramm INTERREG<br />

II Bayern-Österreich mit Anbindung von<br />

Süd- und West böh men ist da her für die se<br />

Kooperation wie maßgeschneidert. Scharingers<br />

Cre do: „Un ser Wirt schafts raum ist Böh -<br />

men und Ost bay ern“.<br />

1.7 Milliarden für die Hypo<br />

Derzeit ist aber Expansion im eigenen<br />

Land an ge sagt: Im Herbst 1996 kauf te Raiff -<br />

ei sen um 1.7 Mrd. S 49 Pro zent der lan des -<br />

eigenen Hypo-Bank (Bilanzsumme 34.5<br />

Mrd. S) mit ei ner Op ti on auf den Er werb des<br />

Rests und stach da mit das An ge bot der ver -<br />

bliebenen Konkurrenz – ein Bieterkonsortium<br />

von Allgemeine Sparkasse und Erste –<br />

von 930 Mio. S lo cker aus. Der Er lös die ser<br />

Pri va ti sie rung, die nur von der KPÖ un ter<br />

anderem auch wegen möglicher negativer<br />

Auswirkungen auf Wohnbaufinanzierung mit<br />

ei nem Kre dit vo lu men von 42 Mrd. S grund -<br />

sätz lich ab ge lehnt wur de, wird von Fi nanz -<br />

re fe rent LHStv. Leitl in ei nen „Zu kunfts -<br />

fonds“ ge steckt und ist mit ein Grund über<br />

das „Bud get wun der“ im oö Land haus.<br />

Der in der Ban ken sze ne mit Ver wun de -<br />

rung aufgenommene hohe Kaufpreis hängt<br />

wohl damit zusammen, dass Scharinger mit<br />

der Hypo eine Expansionsmöglichkeit in<br />

Rich tung Wien sieht, was auf grund des Re -<br />

gionalitätsprinzips durch <strong>Raiffeisen</strong> direkt<br />

nicht mög lich ist. Den ers ten Vor stoß für die<br />

Hypo-Übernahme hatte Scharinger übri -<br />

gens schon 1987 bei sei nen Par tei freun den<br />

in der Landesregierung deponiert und bewies<br />

so mit sei nen lan gen Atem.<br />

Der „Geldbaron“ und der<br />

„Salzbaron“<br />

Der nächs te Bro cken für das schwar ze<br />

Finanzimperium waren die Salinen Austria<br />

AG (Jahresproduktion 500.000 Tonnen), die<br />

von der ÖIAG am 14. April 1997 im Auf trag<br />

der Regierung entsprechend der Privatisierungsstrategie<br />

der Koalition verhökert wer -<br />

den. Hauptinteressent dafür war von Anfang<br />

an Ex-Finanzminister Hannes Androsch in<br />

Kooperation mit Scharingers <strong>Raiffeisen</strong> und<br />

man gab sich ganz pat rio tisch und warn te<br />

vor ei nem Ver kauf der Sa li nen an das Aus -<br />

landskapital<br />

Androsch/Scharinger boten zunächst<br />

700 Mio. S, ein Kon sor ti um der bay ri schen<br />

Süd salz (49 Pro zent) ge mein sam mit der<br />

Wiener <strong>Raiffeisen</strong>-Tochter Agrana (51 Pro -<br />

zent) 750 Mio. S, der fran zö sisch-ame ri ka ni -<br />

sche Salz rie se Sa lins du Midi (13 Sa li nen,<br />

3.5 Mio. Ton nen Pro duk ti on) mit 900 Mio. S.<br />

Der belgische Solvay-Konzern und der<br />

US-Salzriese Harries Corp. hatten schon<br />

vorzeitig das Handtuch geworfen.<br />

Ihr niedrigeres Angebot besserten Androsch<br />

und Raiff ei sen durch ein mit 200 Mio.<br />

S bewertetes Tourismus-Konzept für das<br />

strukturschwache Salzkammergut und Ausseerland<br />

sowie Gewerbeparks für Ebensee<br />

und Bad Aus see auf und hat ten da mit nicht<br />

nur die Ge mein den der Re gi on und die Lan -<br />

des po li ti ker, son dern auch die um ihre Ar -<br />

beitsplätze fürchtenden 320 Beschäftigten<br />

auf ihre Sei te ge bracht. Der Sa li nen-Be -<br />

triebsratschef, SPÖ- Nationalratsabgeord -<br />

nete und frenetischer Euro-Vorkämpfer Rainer<br />

Wim mer (SPÖ) er wies sich als eif rig ster<br />

Verfechter einer solchen österreichischen<br />

Lösung und sprayte höchstpersönlich „Kein<br />

2. Semperit“ auf Plakate der Bürgerinitiative<br />

„Un ser Salz“. Ob wohl das Er geb nis ei nes<br />

solchen „Kampfes“ der Beschäftigten für die<br />

In ter es sen der Chefs nach dem Lyo -<br />

cell-Konflikt bei der Len zing AG und dem<br />

Verschenken der AMAG hinreichend deut -<br />

lich ge wor den sein müsste.<br />

Die Fra ge, wa rum man ei nen flo rie ren -<br />

den Be trieb wie die Sa li nen über haupt ver -<br />

kauft, wur de au ßer von der KPÖ und den<br />

Grü nen im Ge mein de rat von Bad Ischl im<br />

Zeit al ter der „Sach zwän ge“ nicht mehr ge -<br />

stellt. Der Wert der Sa li nen AG sac kte mit<br />

dem Weg fall des Salz mo no pols als Fol ge<br />

des EU-Bei tritts stark ab, so dass von 1995<br />

auf 1996 der Um satz von 960 auf 820 Mio. S<br />

zu rüc kging und der Ge winn im rei nen Salz -<br />

ge schäft von 80 auf sechs Mio. S schrumpf -<br />

te. Das hin der te den Bund frei lich nicht,<br />

noch rasch sei ner „Toch ter“ eine Son der di -<br />

vidende von einer Milliarde abzuknöpfen,<br />

wodurch die Eigenkapitalquote auf 38<br />

Prozent sank.<br />

Frei lich war auch die Kon kur renz nicht<br />

untätig, Südsalz-Geschäftsführer Fried rich<br />

Räuchle bezeichnete Androschs Touris -<br />

mus-Konzept als bloße Marketing-Strategie<br />

und als eben so frag wür dig wie an ge sichts<br />

des Über an ge bots am Salz markt die Ex pan -<br />

sionsstrategie des „Salzbarons in Lederho -<br />

sen“ mit Wahlheimat Ausseerland einen drit -<br />

ten Ver damp fer in Be trieb neh men zu wol -<br />

len. Eine Ex pan si on, zu wel cher im Ma na ge -<br />

ment der SAG ent setzt ge äu ßert wur de:<br />

„Wir kön nen den Preiskampf gegen<br />

Billigsalz aus Osteuropa nur verlieren.“<br />

Androsch und Scharinger pokerten jedoch<br />

rich tig, sie er hiel ten am 14. April den<br />

Zu schlag, nach dem sie ihr An ge bot auf 830<br />

Mio. S er höht und da mit Agrana-Südsalz um<br />

50 Mio. S über bo ten hat ten. In der „neu en“<br />

Salinen AG halten Androsch und <strong>Raiffeisen</strong><br />

jeweils 48.75 Prozent, Ex-Salinendirektor<br />

Kurt Tho ma nek ist mit 2.5 Pro zent be tei ligt.<br />

Die Salinen-Beteiligungen an der Sportarti -<br />

kelfirma Fischer Advanced Composites<br />

(FAC) und der Gewürzfirma Kotany wollen<br />

die neuen Eigentümer verkaufen, gemeinsam<br />

mit dem Ma na ge ment der An -<br />

drosch-Firma AT&S will man die Sa li -<br />

nen-Be leg schaft mit 10 Pro zent beteiligen –<br />

wohl um sie damit besser in die Pflicht<br />

nehmen zu können.<br />

Auch die Über nah me der im öf fent li chen<br />

Besitz stehenden Dachstein-Fremdenver -<br />

kehrs AG ha ben sie ins Auge ge fasst. Nun<br />

wird sich zei gen, wie rea lis tisch die Ver spre -<br />

chun gen von An drosch und Scha rin ger für<br />

das Salz kam mer gut sind und wie si cher die


Wem gehört das Land Seite 5<br />

noch verbliebenen Salinen-Arbeitsplätze<br />

sind. Im Salzgeschäft wird eine Kooperation<br />

mit ei nem „star ken Part ner“ über legt – da mit<br />

könn te der beim Rit tern um die Sa li nen so<br />

geschmähte Konkurrent Agrana-Südsalz<br />

durch die Hintertür wieder ins Geschäft<br />

kommen.<br />

Das schwarze Imperium<br />

Das <strong>Raiffeisen</strong>-Konglomerat nimmt immer<br />

grö ße re For men an: Zum Kon zern ge -<br />

hören die <strong>Raiffeisen</strong> Reisewelt und deren<br />

Tochterfirma Optimundus, die mit 453 Ver -<br />

kaufsstellen in den Raika-Bankplätzen flä -<br />

chendeckend präsent sind, Ihre Spezialität<br />

ist der Don au tou ris mus, wo bei sie mit den<br />

Donautalgemeinden und der Passauer Ree -<br />

de rei Wurm und Köck – die nach der Li qui -<br />

die rung der staat li chen DDSG durch die<br />

Koalition dominant ist - kooperieren. Weitere<br />

Beteiligungen gibt es am Landesverlag, der<br />

Intertrading, dem Konservenhersteller Efko,<br />

der Fix bau, am Lin zer De sign-Cen ter, dem<br />

Europaplatzcenter in Linz, am Softwarepark<br />

Hagenberg und dem Thermenzentrum<br />

Geinberg.<br />

Dass Raiff ei sen ein Macht fak tor in Ober -<br />

österreich ist, streitet Scharinger in pfäffischer<br />

Bescheidenheit ab. Seine Definition:<br />

„Wir sind halt in ei ner Po si ti on, in der wir für<br />

das Land viel ma chen kön nen.“ Wei te re Ex -<br />

pan si on ist auf je den Fall an ge sagt, die<br />

„Kriegs kas se“ der Bank kann für Be tei li gun -<br />

gen 2.8 Mrd. S locker machen.<br />

Die Zeitrechnung in der Präsentation der<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank beginnt mit dem<br />

Jahre 1985, als Scharinger zum Generaldi -<br />

rek tor auf stieg. Seit her hat sich das Ge -<br />

schäftsvolumen verdreifacht – mit weniger<br />

Per so nal, ver steht sich. Wie ein Spin nen -<br />

netz sichern 453 rechtlich selbständige<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Genossenschaften und 3.623<br />

Beschäftigten den Einfluss des Konzerns<br />

(Bilanzsumme 127 Mrd. S).<br />

Vor läu fig nicht zum Zug ge kom men ist<br />

Raiff ei sen beim Er werb der von der Re gie -<br />

rung auf dem Silbertablett servierten 49-pro -<br />

zentigen Bundesanteil an der PSK, obwohl<br />

sich gerade Scharinger – dessen Rolle auch<br />

im bundesweiten Imperium der verschiedenen<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Gruppen immer wichtiger gewor<br />

den ist – da bei sein Ge wicht be son ders<br />

in die Waag scha le ge wor fen hat. Nicht zu -<br />

letzt mit der im Zu sam men hang mit Plä nen<br />

des Post-Vor stan des nach der Aus glie de -<br />

rung des Bundesunternehmens aus dem<br />

Budget beabsichtigten massenhaften<br />

Schließung von Postfilialen entstandenen<br />

Idee, in den Landgebieten doch einfach in<br />

den <strong>Raiffeisen</strong>kassen Postdienste mit<br />

anzubieten.<br />

„Spezi“ Dobusch<br />

Wo die oft bis zu hun dert Jah re zu -<br />

rückreichende Tradition und Verankerung<br />

fehlt wur den neue „Freund schaf ten“ auf ge -<br />

baut und geschäftsmäßig umgesetzt. Etwa<br />

in Linz, wo der „rote“ Bür ger meis ter Do -<br />

busch – ein Studienkollege Scharingers - als<br />

enger „Spezi“ des „schwarzen“ Scharinger<br />

und nach der Preis ga be der Ver staat lich ten<br />

durch die Sozialdemokratie – neben einigen<br />

Auslandskonzernen – als neue Leitgröße<br />

gilt.<br />

Ausgangspunkt dafür war die Kooperati -<br />

on zwi schen Raiff ei sen und Stadt bei der Er -<br />

rich tung des De sign-Cen ters: Für das Lieb -<br />

lings pro jekt von Do busch als Ge schenk an<br />

die Wirtschaft wurden eine Milliarde Schilling<br />

Steuergelder lockergemacht. Das am<br />

Europaplatz situierte DC hat aber auch symbo<br />

li sche Be deu tung, ist dort doch auch die<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank, die Bundesländerversicherung<br />

und als mediale Abrundung<br />

der ORF zu fin den. Gleich zei tig ist die ser<br />

Platz aber auch Aus druck der dem Zeit geist<br />

entsprechenden städtebaulichen Kälte und<br />

der Dominanz von Kapital über soziale<br />

Interessen.<br />

Mit zwei Gro ß pro jek ten will der schwar ze<br />

Riese Linz prägen: In Kooperation mit ÖBB<br />

und Stadt Linz will Raiff ei sen im Zuge des<br />

Umbaues des Hauptbahnhofes zu einer unterirdischen<br />

Nahverkehrsdrehscheibe an<br />

der Oberfläche einen riesigen Büro-, Ge -<br />

schäfts- und Wohn kom plex mit 58.000 Qua -<br />

dratmeter Nutzfläche und 1.400 Garagen -<br />

plätzen errichten. Und unter Federführung<br />

von Ex-Finanzminister Lacina hat ein Bankenkonsortium<br />

in dem <strong>Raiffeisen</strong> prominent<br />

vertreten ist die Finanzierung der Umfah -<br />

rung Ebels berg für 1.4 Mrd. in die Hand ge -<br />

nom men und soll die se per „Schat ten maut“<br />

an die Stadt Linz ver lei hen. Die Aus lie fe rung<br />

öffentlicher Aufgaben an das Finanzkapital<br />

macht sichtbare Fortschritte…<br />

Das „soziale Geschehen<br />

mitgestalten“<br />

In ei nem In se rat im ÖVP-Blatt „Wir Ober -<br />

österreicher“ präsentierte sich <strong>Raiffeisen</strong> mit<br />

„wichtigen Projekten“ für Oberösterreich und<br />

brüs te te sich „bis hin aus in die ein zel nen<br />

Orte“ nicht nur die Wirt schaft, son dern auch<br />

„das soziale Geschehen mitgestalten“ zu<br />

wollen. Angesichts so vielen Einflusses stellt<br />

sich zwangs läu fig die Fra ge, wie es Raiff ei -<br />

sen und Scha rin ger mit der Po li tik hal ten. „In<br />

die Po li tik geht man nicht, man wird ge ru fen“<br />

er klärt dazu der „schwar ze Ge ne ral“ de vot<br />

und fügt sa lo mo nisch hin zu: „Man kann nicht<br />

mit ei nem Fuß in der Po li tik und mit ei nem in<br />

der Wirt schaft ste hen.“ Er will am liebsten<br />

„im Hintergrund wichtige Brücken schlagen“.<br />

Vor ei ni gen Jah ren war der mit an ge bo -<br />

rener Bauernschläue behaftete CV-Bruder<br />

Scha rin ger – der nicht nur Vi ze chef der Sek -<br />

tion Geldwirtschaft in der Wirtschaftskammer<br />

ist, son dern sich auch sei ner Un ter stüt -<br />

zung für SOS-Mit mensch rühmt - noch als<br />

potentieller Ratzenböck-Nachfolger als Lan -<br />

des haupt mann im Ge spräch. Heu te wird er<br />

sich das wohl nicht mehr an tun, hat er doch -<br />

vergleichbar mit Bank-Austria-Chef Gerhard<br />

Ran da nach dem CA-Deal auf Bun des ebe -<br />

ne – eine neue Stu fe der Macht er reicht:<br />

Das Fi nanz ka pi tal bestimmt, die Politik ist<br />

nur mehr Ausführungsorgan.<br />

In einer nostalgischen Reminiszenz an<br />

seine Studienzeit meinte Scharinger zum<br />

30-Jahre-Jubiläum der Gründung der Linzer<br />

Johannes-Kepler-Universität im Jah re 1966<br />

„Da mals ha ben wir uns ganz schön et was<br />

zu ge traut“. Wie wahr, aber freilich nicht nur<br />

damals…<br />

Leo Furtlehner, Volksstimme, 17/1997,<br />

24. April 1997<br />

O-Ton Ludwig<br />

Scharinger<br />

...seine schwarzen Jünger<br />

Durch seinen selbstbewussten, er -<br />

folgreichen Führungsstil besteht die<br />

Ge fahr, dass er Kri tik nicht mehr an<br />

sich he ran lässt. Es gibt nur mehr we -<br />

ni ge Leu te, die in der Lage sind, ihm<br />

auch kritisch gegenüberzutreten.<br />

Machtbewusste und erfolgverwöhnte<br />

Men schen hö ren Kri tik nur un gern,<br />

das trifft wohl auch auf ihn zu. Hel mut<br />

Kukacka<br />

Lud wig, in die Po li tik gehst du mir<br />

nur hin über, wenn du es un be dingt<br />

willst und wenn es un be dingt sein<br />

muss. Du kannst in der Bank mehr tun<br />

und mehr ge stal ten. Erwin Wenzl,<br />

ehem. Lan des haupt mann<br />

Er ist ein Ge winn für den ös ter rei -<br />

chischen Bauernstand, für Heimat<br />

und Va ter land und man kann nur sa -<br />

gen, Gott sei Dank, dass wir so ei nen<br />

Bersch’ ha ben. Erwin Wenzl<br />

Als Lud wig Scha rin ger die Kas -<br />

senräume des <strong>Raiffeisen</strong>sektors<br />

Oberösterreich betrat, war schnell<br />

klar, wer ab nun was nicht tun darf,<br />

und vor al lem war klar, dass die Raiff -<br />

ei sen Lan des bank OÖ al les – wirk lich<br />

al les ma chen kann. Am An fang die ser<br />

neuen Zeitrechnung haben sich die<br />

Ge nos sen in der Zen tra le in Wien<br />

noch ge dacht „darf er denn das“ und<br />

dabei vollkommen übersehen, was<br />

schon al les ge sche hen ist. Das ist<br />

Ludwig Scharinger, der Rebell. Claus<br />

Raidl, GD Böh ler-Ud de holm und<br />

Ex-Kanzler Schüssels Wirtschaftsberater


Seite 6 Wem gehört das Land<br />

[2000] Der „schwar ze“ Scha rin ger kann mit dem „ro ten“ Do busch<br />

<strong>Raiffeisen</strong> bestimmt zunehmend<br />

die Politik<br />

„Wir se hen, wie Scha rin ger bei uns he rum hirscht“, meint Salz burgs Raiff ei -<br />

sen-Chef Holz tratt ner lie be voll über sei nen seit 1985 als Chef der Raiff ei sen-Lan des -<br />

bank (RLB) Ober ös ter reich am tie ren den Kol le gen Lud wig Scha rin ger und be merkt<br />

spitz, dass der in Insiderkreisen als „Luigi Moneti“ oder „Killerpatriot“ titulierte Scha -<br />

ringer keinen Anlass „und sei´s eine Bezirksfleischer-Versammlung irgendwo in den<br />

Bergen“ auslässt, um weiter im Revier des <strong>Raiffeisen</strong>verbandes Salzburg einzudrin -<br />

gen und sei nen „ge nos sen schaft li chen Amok lauf“ fort zu set zen.<br />

Im „Wirtschaftsblatt“-Porträt hat Scharinger<br />

sein Re vier recht ein deu tig ab ge steckt:<br />

Al les was im Ra di us von 300 km um Linz<br />

liegt, ge hört dazu. Denn, so Scha rin ger,<br />

„300 Ki lo me ter macht man an ei nem Tag,<br />

Darüber hinaus wird´s unwirtlich.“ Die Über -<br />

nahme der sozialdemokratisch geführten<br />

Bank Aust ria durch den deut schen Fi nanz -<br />

riesen HypoVereinsbank sieht er gelassen.<br />

Nach sei ner Theo rie blei ben zwi schen den<br />

Felsblöcken der großen Bankkonzerne gro -<br />

ße Lö cher und die will die RLB als „Re gio nal<br />

Player“ ausfüllen um ein „mitteleuropäisches<br />

Gobelin der Wirtschaftsmacht“ zu weben.<br />

Da bei steigt er mit Vor lie be an de ren auf<br />

die Ze hen und nennt das „Si che rung von<br />

Distributionsmöglichkeiten“. Die „anderen“<br />

sind meist seine <strong>Raiffeisen</strong>-Kollegen, denen<br />

er die ehedem strikt abgesteckten Reviere<br />

strei tig macht, etwa in dem sich die RLB de -<br />

mon stra tiv mit 49.9 Pro zent an der Hypo<br />

Salz burg be tei lig te oder vor der Nase der<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank (RZB) zum Missfallen<br />

de ren Boss Chris ti an Kon rad in Wien ein<br />

„Oberösterreich-Haus“ errichtete – denn<br />

„die Enns ist für uns kei ne De mar ka tions li -<br />

nie“ wie Scha rin ger bemerkt.<br />

Wachsendes schwarzes<br />

Spinnennetz<br />

Das schwarze <strong>Raiffeisen</strong>-Imperium ist<br />

mittlerweile mit 177 Beteiligungen fast unüber<br />

schau bar und er streckt sich weit über<br />

den Bankenbereich hinaus auf Industriebe -<br />

teiligungen (Salinen, FACC...), Tourismus<br />

(Dachstein, Therme Geinberg...), EDV<br />

(Softwarepark Hagenberg, Gemdat, Ra -<br />

con...), Nah rungs mit tel (AMF, efko...) bis zu<br />

Medien (Landesverlag...) konzentriert im<br />

Städteviereck Linz-Salzburg-Regensburg-<br />

Bud weis und hat der zeit nicht we ni ger als<br />

136 Projekte mit einer Investitionssumme<br />

von 10 Mrd. S laufen.<br />

Die RLB „begleitet“ 520 österreichische<br />

Unternehmen bei Geschäften in Bayern und<br />

umgekehrt 150 bayrische Firmen in Öster -<br />

reich, ebenso 380 österreichische Firmen in<br />

Tsche chien – wo die RLB be reits über 20<br />

Bank plät ze ver fügt und 9 wei te re plant – und<br />

umgekehrt 100 tschechische in Österreich.<br />

Das in Budweis errichtete <strong>Raiffeisen</strong>-Haus<br />

steht ebenso exemplarisch für den kapitalistischen<br />

Neokolonialismus im nördlichen<br />

Nachbarland wie die Übernahme faktisch aller<br />

Regionalzeitungen durch den mit <strong>Raiffeisen</strong><br />

eng verbundenen Passauer Medienmulti<br />

Kapfinger. Für die landeseigene Ener -<br />

gie AG sei nes Ta roc kfreun des Leo Windt ner<br />

kaufte Scharingers Bank in Südböhmen als<br />

Platzhalter Aktien von Energiegesellschaften<br />

um mindestens eine Milliarde Schilling<br />

auf. Dass sich Scha rin ger so ne ben bei zum<br />

Honorarkonsul Tschechiens in Oberöster -<br />

reich adeln ließ, run det die se Geschäfte ab.<br />

Aus den einst zur bäu er li chen Selbst hil fe<br />

gegründeten <strong>Raiffeisen</strong>genossenschaften<br />

ist ein gefräßiger Multi geworden, der zuneh<br />

mend der Po li tik sagt, wo es lang zu ge -<br />

hen hat. Scha rin ger, der zu Rat zen böcks<br />

Zei ten mit der Füh rungs rol le in der ÖVP<br />

lieb äu gel te, kann mit Fug und Recht als der<br />

ei gent lich star ke Mann hin ter der ÖVP in<br />

Oberösterreich bezeichnet werden, auch<br />

wenn er sich lie ber als der „heim li cher Fä -<br />

denzieher“ verkaufen lässt.<br />

Sozialdemokratie an die Brust<br />

genommen<br />

Mit gewiefter Bauernschläue hat <strong>Raiffeisen</strong><br />

aber längst auch den neo li be ra len Flü -<br />

gel der SPÖ an die Brust ge nom men und<br />

damit die politischer Verlotterung der Sozialdemokratie<br />

deutlich gemacht. Vor der Landtagswahl<br />

1997 waren <strong>Raiffeisen</strong>-Inserate<br />

glei cher ma ßen im ÖVP-Blatt „Wir Ober ös -<br />

ter rei cher“ als auch im SPÖ-Blatt „Viel bes -<br />

ser“ zu fin den. Be kannt ist die Ko ope ra ti on<br />

zwi schen Scha rin gers RLB und dem vom<br />

einstigen „Leider nein Millionär“ zum milliardenschweren<br />

Industriellen aufgestiegenen<br />

einstigen SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch<br />

beim Er werb der staat li chen Sa li nen<br />

AG.<br />

Und in Linz kooperiert Bürgermeister<br />

Franz Do busch mit der von sei nem ein sti -<br />

gen Studienkollegen Scharinger geführten<br />

Bank in ei ner Art und Wei se, dass der ÖVP<br />

nur mehr das Nach se hen bleibt. Nach dem<br />

die Ende der 80er Jah re ho fier te Schwei zer<br />

Planungs- und Consulting-Gesellschaft Suter+Su<br />

ter in die Plei te ge schlit tert ist, hat of -<br />

fensichtlich <strong>Raiffeisen</strong> diese Rolle übernom -<br />

men und mittlerweile bei allen wichtigen<br />

Pro jek ten in Linz die Nase (und das Geld)<br />

drin, nicht zu letzt durch ein von Raiff ei sen<br />

entwickeltes Cash-Management für die<br />

Stadtkämmerei des Linzer Magistrats.<br />

Als Vorzeigeprojekt dient dabei etwa die<br />

Umfahrung Ebelsberg, die von <strong>Raiffeisen</strong><br />

um 1.3 Mrd. S er rich tet wur de und von der<br />

Stadt Linz mit tels ei ner „Schat ten maut“ ab -<br />

ge stot tert wird. Die da für 23 Jah re lang jähr -<br />

lich an fal len den 70 Mio. S ver dop peln frei -<br />

lich in Sum me den auf die Stadt un ter Be -<br />

rücksichtigung eines Landeszuschusse von<br />

500 Mio. S ent fal len den An teil von 0.8 auf<br />

1.61 Mrd. S. Für Raiff ei sen rech net sich hin -<br />

ge gen das Pro jekt be reits nach 46 Mo na ten.<br />

Die Ach se Dobusch-Scharinger wur de bei<br />

die ser Um fah rung auch mit der sym bol -<br />

trächtigen Benennung des „Mona-Lisa-Tun -<br />

nels“ nach den Gat tin nen Mo ni ka Do busch<br />

und Anneliese Scharinger besiegelt. Den<br />

tiefenpsychologischen Sinn, warum Tunnels<br />

immer nach Politikergattinnen benannt<br />

werden, hat wohl niemand hinterfragt…<br />

Wem gehört die Stadt<br />

Be gon nen hat der Ein fluss der „schwar -<br />

zen“ Bank auf die „rote“ Stadt schon Ende<br />

der 80er Jah re, als die Stadt Linz von Raiff -<br />

ei sen das Areal für das heu ti ge De sign-Cen -<br />

ter – das von der ÖVP jah re lang ge for dert<br />

schließ lich für mehr als eine Mil li ar de S der<br />

Wirt schaft fak tisch zum Ge schenk ge macht<br />

wur de – er wor ben hat und Raiff ei sen da für<br />

eine Ver tre tung in der DC-Ge sell schaft er -<br />

hielt. Bei der Gestaltung des Europaplatzes<br />

und Südbahnhofmarktes wurden bereits<br />

fragwürdig-markante städtebauliche Akzente<br />

unter Federführung von <strong>Raiffeisen</strong> gesetzt,<br />

die ihre Fort set zung beim In du strie -<br />

park Petzoldstraße und der Verbauung der<br />

Hefefabrik in Urfahr finden. Ähnliches steht<br />

der Stadt beim Neu bau des Bahn ho fa reals<br />

bevor, wo <strong>Raiffeisen</strong> ebenfalls beteiligt ist.<br />

Scharinger hat sich bereits angeboten, den<br />

Blumauerplatz umzugestalten, wobei aller -<br />

dings die vor läu fig auf Eis ge leg te Ver le gung<br />

des Unfallkrankenhauses ein Hindernis dar -<br />

stellt. Die Stei ge rung des Markt an teils von<br />

Raiff ei sen im Raum Linz von derzeit 25 auf<br />

35 Prozent in den kommenden fünf Jahren<br />

rundet diesen Einfluss nach dem Motto<br />

„Meine Stadt, meine Bank“ ab.<br />

Voll die Fin ger drin hat Raiff ei sen auch<br />

an der Lin zer Johannes-Kepler-Universität,<br />

wo Scha rin ger so ne ben bei als Lek tor tä tig<br />

ist und im Uni ver si täts bei rat sitzt. Das im<br />

Oktober 1997 eröffnete und gemeinsam mit<br />

der CA gesponserte Bankengebäude ist ein<br />

augenscheinlichem Symbol dafür, wie das<br />

Finanzkapital zunehmend die „Freiheit der<br />

Leh re“ be stimmt, wo von etwa das in die sem<br />

Zusammenhang eingerichtete Forschungs -<br />

institut für Bankenwesen zeigt. Die offen -<br />

sichtlich am Fließband erstellten Studien<br />

des als „Handwerksburschen“ des Kapitals<br />

bekannten Institutsvorstandes und Universitätsprofessors<br />

Friedrich Schneider im Auftrag<br />

von Industriellenvereinigung, Wirtschafts<br />

kam mer etc. sind offensichtliche<br />

Gegenleistungen.


Wem gehört das Land Seite 7<br />

Eine Hand wäscht die andere<br />

Scharinger höchstselbst sitzt mittlerweile<br />

in rund 30 Auf sichts rä ten nach dem Mot to<br />

„Ver trau en ist gut, Kon trol le ist bes ser“. Das<br />

Auf sichts rats man dat in der seit dem Bör sen -<br />

gang 1995 nur mehr teil wei se ver staat lich -<br />

ten VA-Stahl AG war si cher nicht ab träg lich,<br />

dass <strong>Raiffeisen</strong> die Vermögensverwaltung<br />

der milliardenschweren „Kriegskasse“ des<br />

Stahlunternehmens für den „Kepler-Fonds“<br />

an Land zie hen konn te. Als be son ders pi -<br />

kant kann ge wer tet wer den, dass Bgm. Do -<br />

busch an kün dig te, dass die SPÖ in den Auf -<br />

sichts rat der durch Fu si on von ESG und<br />

SBL gegründeten Linzer Holding niemand<br />

geringeren als Scharinger delegieren wird –<br />

die ÖVP hatte bekanntlich gegen diese<br />

Fusion gestimmt.<br />

Im Wirtschaftsforum der RLB wiederum<br />

sit zen so nam haf te SPÖ-Grö ßen wie Bgm.<br />

Dobusch, SBL-Chef Alois Fro schau er, Vo -<br />

est-Betriebsratschef Hel mut Ober christl und<br />

die der SPÖ zuzurechnenden Direktoren<br />

Pe ter Stra ham mer (VA-Stahl) und Gün ther<br />

Schwarz (Agro linz). So wäscht eine Hand<br />

die an de re. Dass auch der im Juli 2000 mit<br />

einer antisemitischen Äußerung („Die Juden<br />

trei ben´s noch so weit, bis sie wie der eine<br />

am Deckel kriegen.“ ) hervorgetretene Un -<br />

ternehmer Hans Asamer und ehemaliger<br />

ÖVP-Bürgermeister von Ohlsdorf dort sitzt<br />

brauch hin ge gen nicht zu ver wun dern – zum<br />

Aus gleich sitzt schließ lich Ludwig<br />

Scharinger im Aufsichtsrat der Asamer-Huf -<br />

nagl AG.<br />

Wenn der Generaldirektor Scharinger im<br />

Ge spräch „wir“ sagt – und das tut er meis -<br />

tens – dann gilt es für den Ge sprächs part ner<br />

zu prü fen, wen er da mit meint, be rich tet das<br />

„Wirtschaftsblatt“ voller Bewunderung für<br />

den dynamischen <strong>Raiffeisen</strong>-Macher Scharin<br />

ger: Meint er die Bank, das Land, die Un -<br />

ternehmen, die Wirtschaftskammer oder die<br />

Industriellenvereinigung. Um zu der schlichten<br />

Schluss fol ge rung zu kommen „Meist<br />

meint er sich.“<br />

Leo Furt leh ner, www.prairie.at, Sep -<br />

tem ber 2000<br />

[2002] Raiff ei sen und die Po li tik: Viel ma chen für das Land…<br />

Ein Vorgarten als<br />

Geburtstagsgeschenk<br />

Lau ter Zu fäl le: Im Ok to ber 2002 wird die Raiff ei sen Lan des bank OÖ (RLB) ihr neu -<br />

es Finanzdienstleistungszentrum eröffnen. Am 19. Oktober 2002 feiert Raiffei -<br />

sen-Boss Ludwig Scharinger seinen 60. Geburtstag. Der Linzer Gemeinderat be -<br />

schloss prä ven tiv be reits am 4. Juli die Ver lei hung des Eh ren rin ges für Scha rin ger.<br />

Bis zum Herbst soll auch die vom Gestaltungsbeirat abgesegnete Umgestaltung der<br />

ORF-Kreu zung vor der Raiff ei sen-Zen tra le fer tig sein. Und der ÖVP ler Scha rin ger ist<br />

ein Stu dien freund des SPÖ-Bür ger meis ters Franz Do busch.<br />

Ein Baum - und was dahinter<br />

steckt…<br />

Für Auf re gung sorgt ein Baum, kon kret<br />

eine 100jäh ri ge Lin de, die im Zuge der Um -<br />

ge stal tung der Kreu zung wei chen soll. Raiff -<br />

ei sen gibt sich groß zü gig und fi nan ziert die<br />

Hälf te der 2.2 Mio. Bau kos ten, spen det für<br />

14 umgeschnittene Bäume 25 neue und<br />

lockt mit der Ver grö ße rung der Grün flä che<br />

von 8.000 bis her auf ei ner Ver kehrs in sel un -<br />

zugänglich gelegenen auf künftig 12.000<br />

Quadratmeter zugänglichen Grünflächen,<br />

die freilich „zufällig“ ein idealer Vorgarten für<br />

die <strong>Raiffeisen</strong>-Zentrale sind.<br />

Grü ne und FPÖ ha ben sich des The mas<br />

bemächtigt und die Medien transportieren<br />

es bereitwillig - zumindest solange nicht hinter<br />

lau ter Bäu men je ner Wald sicht bar wird,<br />

um den es ei gent lich geht, näm lich die von<br />

der KPÖ seit Jahren kritisierte zunehmende<br />

Verfilzung der Linzer Kommunalpolitik mit<br />

dem schwarzen <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern. Bür -<br />

ger meis ter Do busch weist den Vor wurf von<br />

„Packelei und Verhaberung“ vehement zurück:<br />

„Das ist al les lä cher lich. So eine Vor -<br />

gangsweise würde primitives Denken vor -<br />

aus set zen“. Und ge gen über der FPÖ - die<br />

offensichtlich bei der schwarzroten <strong>Raiffeisen</strong>-Kooperation<br />

zu kurz gekommen ist - will<br />

er seine „Beißhemmung“ ablegen.<br />

Wem gehört die Stadt<br />

Mittlerweile gibt es kein nennenswertes<br />

grö ße res Pro jekt in Linz, bei dem nicht Raiff -<br />

ei sen sei ne Fin ger drin hat: Be gon nen hat<br />

diese „Kooperation“ mit dem Verkauf des<br />

Areals für das De sign-Cen ter und ei ner Be -<br />

tei li gung von Raiff ei sen an der DC-Be triebs -<br />

ge sell schaft Ende der 80er Jah re. Die Er -<br />

rich tung der Um fah rung Ebels berg als „Pri -<br />

vate Public Partnership“ (PPP) wurde mittlerweile<br />

sogar vom Landesrechnungshof<br />

we gen 36,5 Mio. zu ho her Zin sen be män -<br />

gelt und als gu tes Ge schäft für Raiff ei sen<br />

auf Kos ten der Stadt be wer tet. „Die Bank<br />

hat si cher kein schlech tes Ge schäft ge -<br />

macht“, meinte ÖVP-Baulandesrat Hiesl<br />

süffisant in Richtung seines ÖVP-Partei -<br />

freundes Scharinger.<br />

Aktuelle Projekte mit <strong>Raiffeisen</strong>-Beteiligung<br />

in Linz sind der Neu bau des Bahn ho fa -<br />

reals (um 317 Mio. ), des Un fall kran ken hau -<br />

ses (38.000 Qua drat me ter um 200 Mio. mit<br />

Alpine-Mayreder und VAMED), des Lenaupark-Komplexes,<br />

der Hefegründe (214<br />

Wohnungen, Büros und 214 Tiefgaragen -<br />

plät ze auf 18.000 Qua drat me tern um 43.6<br />

Mio. ) um nur ei ni ge zu nen nen.<br />

Scharinger - in Insider-Kreisen als „Killer -<br />

patriot“ und „Luigi Moneti“ apostrophiert -<br />

hat wie der holt In ter es se für den Kauf der<br />

bundeseigenen WAG und der städtischen<br />

GWG an ge mel det, die er mit GI WOG, gwb<br />

und Wohnungsfreunde zu einem Wohnungs<br />

kon zern mit rund 60.000 Woh nun gen<br />

verschmelzen möchte. Scharinger will „die<br />

Mieter nicht irgendwelchen Immobilienhaien“<br />

über las sen - klar dass im mer nur die an -<br />

de ren die Haie sind.<br />

Der schwarze Moloch<br />

Die <strong>Raiffeisen</strong>landesbank OÖ (RLB) ist<br />

die Dachorganisation von 127 <strong>Raiffeisen</strong>ban<br />

ken in Ober ös ter reich mit 452 Bank plät -<br />

zen, die Um wand lung in eine Ak tien ge sell -<br />

schaft wird dis ku tiert. Die RLB weist laut<br />

„trend“ für das Ge schäfts jahr 2001 bei ei ner<br />

Bi lanz sum me von 11,4 Mrd. Euro ei nen Ge -<br />

winn (EGT) von 39,9 Mio. Euro auf und ist<br />

damit die siebtgrößte Bank Österreichs und<br />

die größte aller Länderbanken. 73 Prozent<br />

der Top 1000 und 56 Pro zent der Top 2000<br />

der oö Unternehmen kooperieren mit Raiff -<br />

eisen. In Oberösterreich betreut <strong>Raiffeisen</strong><br />

494.000 Kun den (Markt an teil 45 Pro zent), in<br />

den „Oberösterreich-Häusern“ in Wien<br />

1.837, in Bay ern 1.341 und in Tsche chien<br />

4.594 Kunden.<br />

Für die „gehobene Kundschaft“ bietet die<br />

Pri vat Bank AG als Toch ter der RLB Lei -<br />

stungsschwerpunkte für die Bereiche „Er -<br />

ben/Schen ken/Stif ten“ ab 2.5 Mio. an. Eine<br />

schmäh li che Ab fuhr er litt die RLB frei lich mit<br />

ihrer dem ländlichen Milieu geschuldeten<br />

Aus le gung, dass die Um schrei bung von bis -<br />

lang an ony men Spar bü chern durch die blo -<br />

ße Bekanntgabe des Losungswortes erfol -<br />

gen könne: Das Finanzministerium stellte<br />

klar, dass die Rechts nach fol ge durch<br />

Schen kung, Erb schaft oder Voll macht nach -<br />

ge wie sen wer den muss, wenn nicht der<br />

Erstkunde vorspricht.<br />

Während GD Scharinger die Expansion<br />

des schwar zen Mo lochs ger ne als Boll werk<br />

gegen den Ausverkauf darstellt, kooperiert<br />

<strong>Raiffeisen</strong> eng mit dem Auslandskapital,<br />

etwa mit dem Passauer Medienkonzern<br />

Kapfinger bei der medialen Erschließung<br />

Südböhmens. Während das offizielle Ober -<br />

österreich gegen Temelin wettert, agiert<br />

Raiff ei sen durch den Er werb von An tei len<br />

an den tschechischen Energieunternehmen<br />

JCE, JME und JCP als Platz hal ter für die<br />

landeseigene Energie AG (EAG) bei der<br />

Verwertung des verteufelten Atomstroms.<br />

Geplant ist diese Beteiligungen der EAG im<br />

Ab tausch für de ren 6.4 Pro zent An teil an der<br />

EVN abzutreten.<br />

Überall die Finger drin…<br />

Die sich auf ein dich tes Netz von ört li -


Seite 8 Wem gehört das Land<br />

chen <strong>Raiffeisen</strong>kassen stützende <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank<br />

verfügt vielfach verschachtelt<br />

be reits über rund 370 Be tei li gun gen im<br />

Aus maß von 336 Mio. Euro und ei nem Er -<br />

trag von 42,2 Mio. Euro (2001) in ei nem<br />

300-km-Aktionsradius, der bis München,<br />

Nürn berg, Prag, Wien und neu er dings<br />

Ljublja na reicht, wo Scha rin ger für den<br />

US-Konzern Western Wireless (tele.ring)<br />

das drit te Hand ynetz in Slo we nien fi nan -<br />

ziert. Da bei kommt Scha rin ger frei lich zu -<br />

nehmend den sieben anderen <strong>Raiffeisen</strong>-Lan<br />

des ban ken in die Que re, denn for -<br />

mal gilt weiterhin das Regionalitätsprinzip.<br />

„Wir se hen, wie Scha rin ger bei uns he rum -<br />

hirscht“, kommentierte der Salzburger Raiff -<br />

eisen-Chef Holztrattner die Situation. Scharin<br />

ger treuherzig: „Wir brechen nicht in<br />

fremdes Gebiet ein, wir begleiten unsere<br />

Kunden.“<br />

Im Wach sen sind auch die In du strie be tei -<br />

li gun gen, ein Hemm nis da bei ist die Um satz -<br />

gren ze von 218 Mio. für Steu er er leich te -<br />

run gen, die Scha rin ger zu Fall brin gen will<br />

um mit einem geplanten Industriefonds auch<br />

bei Konzernen wie Böhler-Uddeholm und<br />

Telekom günstig einzusteigen. Allein am<br />

Stand ort Linz ist die RLB beim In du strie -<br />

park, Passage City Center, voestalpine (An -<br />

teil mittlerweile 7 Prozent), VA-Intertrading,<br />

Hypo, OÖ Ver si che rung, GI WOG, gwb und<br />

Wohnungsfreunde beteiligt. Gemeinsam mit<br />

Ex-Finanzminister Androsch (SPÖ) erwarb<br />

<strong>Raiffeisen</strong> die Salinen AG, die wiederum am<br />

Rüstungsunternehmen Fischer Advanced<br />

Composite Components (FACC) in Ried<br />

und der Dachstein AG beteiligt sind.<br />

Weiters besitzt <strong>Raiffeisen</strong> Anteile bei<br />

Landesverlag, Therme Geinberg, gemdat,<br />

efko, Ost. Pen sions fonds, OÖ Bau land AG,<br />

Vivatis, GIG, Wasserdienstleistungs GmbH,<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank (RZB) und Hypo<br />

Salzburg. Die Errichtung des Softwareparks<br />

Ha gen berg (bis her 37 Mio. ) wur de zur Hälf -<br />

te fi nan ziert, eine Ver dop pe lung des oö „Si li -<br />

con Val ley“ auf 1.000 IT-Arbeitsplätze ist ge -<br />

plant. Mit der Über nah me der in sol ven ten<br />

Reisewelt wurde <strong>Raiffeisen</strong> Marktführer bei<br />

den Reisebüros in Oberösterreich.<br />

Nutznießer der Deregulierung<br />

<strong>Raiffeisen</strong> profitiert vom wachsenden<br />

Druck auf die Deregulierung öffentlicher<br />

Auf ga ben und rühmt sich mit 240 Pro jek ten<br />

der „Private Public Partnership“ im Umfang<br />

von 1.2 Mrd. Euro als „Wohl tä ter“ für die öf -<br />

fentliche Hand. <strong>Raiffeisen</strong> profitiert auch von<br />

der Schlie ßung von 638 Post äm tern, weil<br />

sich da durch das Bank ge schäft von den ver -<br />

lorengegangenen PSK-Filialen im länd li -<br />

chen Raum fast zwangs läu fig zu den Raiff -<br />

eisenbanken verlagert. Angeboten hat<br />

Scharinger bereits den Ausbau der<br />

Pyhrn-Bahn (400 Mio. ) und ge mein sam mit<br />

der Bauholding von Hans-Peter Haselsteiner<br />

der Autobahnen als PPP-Projekte zu<br />

übernehmen und hat die Europäische Investi<br />

tions bank über den Bahnausbau von<br />

Stettin (Polen) nach Koper (Slowenien) um<br />

870 Mio. kontaktiert<br />

Eine angeborene Bauernschläue hat<br />

Scharinger bislang davor bewahrt in den<br />

Strudel riskanter Firmenexpansionen mit<br />

anschließender Pleite zu geraten. Bei Groß -<br />

pleiten wie Steiner Industries, Libro, Lohber -<br />

ger oder Kritz ky war Raiff ei sen nicht in vol -<br />

viert. Und auch den lau ten Ruf von Sport,<br />

Po li tik und Me dien als Spon sor des ma ro -<br />

den LASK einzusteigen hat <strong>Raiffeisen</strong> bislang<br />

mit dem Ar gu ment „Wir för dern nur Ge -<br />

winner“ widerstanden. Abgewunken hat<br />

Raiff ei sen auch beim Rüc kkauf der Ama -<br />

deus-Buchhandlungen des insolventen Li -<br />

bro-Konzerns, die vor ei ni gen Jah ren vom<br />

Landesverlag an Libro verkauft wurden.<br />

Und kei nes wegs als Ret ter agier te Scha rin -<br />

ger beim monatelangen Tauziehen um den<br />

Verkauf der Linzer Maximarkt-Kette (950 Ar -<br />

beits plät ze) durch die Raiff ei sen Ware Aust -<br />

ria (RWA), bei dem letzt lich der Spar-Kon -<br />

zern das Ren nen mach te. Als die schwarz -<br />

blaue Regierung die unsozialen Studiengebühren<br />

einführte, bot <strong>Raiffeisen</strong> flugs<br />

„günstige“ Kredite für Studierende an. Vom<br />

ursprünglichen Genossenschaftsgedanken<br />

<strong>Raiffeisen</strong>s ist nicht viel geblieben…<br />

„Viel für das Land machen...“<br />

Die wachsende Verfilzung der SPÖ-re -<br />

gier ten Stadt Linz mit dem schwar zen Raiff -<br />

ei sen-Kon zern ist po li tisch mehr als pi kant.<br />

Man hat den Ein druck, dass in Linz zu neh -<br />

mend alle wesentlichen Entscheidungen<br />

über die rot schwar ze Ach se Dobusch-Scharinger<br />

ge trof fen wer den. Nicht nur der Eu ro -<br />

pa-Platz bei der <strong>Raiffeisen</strong>-Zentrale, sondern<br />

ganz Linz wird da mit im mer mehr zur<br />

„<strong>Raiffeisen</strong>-City“ und damit dem Finanzkapital<br />

un ter wor fen. Dass die Stadt Linz laut<br />

Voranschlag 2002 von den inländischen<br />

Banken die meisten Darlehen an <strong>Raiffeisen</strong><br />

schuldet, verwundert nicht weiter. Zum<br />

Dank dür fen SPÖ-Grö ßen wie Bgm. Do -<br />

busch, Linz-AG-Direktor Froschauer, Vo -<br />

est-Betriebsrat Ober christl und AK-Direktor<br />

Peischer im <strong>Raiffeisen</strong>-Wirtschaftsforum<br />

ihren Senf dazugeben.<br />

1997 hat <strong>Raiffeisen</strong> gleichermaßen in<br />

Wahl zei tun gen von ÖVP und SPÖ in se riert<br />

und damit demonstrativ seine Bedeutung für<br />

die Po li tik dar ge stellt. „Wir sind halt in ei ner<br />

Po si ti on, in der wir für das Land viel ma chen<br />

kön nen“, heißt das dann im O-Ton Scha rin -<br />

ger. Und LH Püh rin ger be stä tigt die Rol len -<br />

verteilung umgekehrt: „Leisten Sie sich das<br />

ein mal: Vom Scha rin ger eingeladen - und<br />

nicht kommen.“<br />

Die „OÖN“ ver kün de ten mit ei nem Rüc -<br />

kgriff auf Scharingers Studienjahre dessen<br />

Cre do „Nur wer so zial denkt, kann ein gu ter<br />

Chef sein“. Prak tisch schaut das so aus,<br />

dass man <strong>Raiffeisen</strong>-Angestellte als „au -<br />

thentische“ Werbeträger posieren lässt. Ho -<br />

no rar gibt es da für nicht. Da für dür fen die<br />

„Models“ unterschreiben, dass sie während<br />

der laufenden Werbekampagne <strong>Raiffeisen</strong><br />

nicht ver las sen, was ei nem mehrmonatigen<br />

Kündigungsverzicht entspricht…<br />

Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, Sep tem -<br />

ber 2002,<br />

Pompöse Herrschaftsarchitektur ganz nach dem Geschmack des <strong>Raiffeisen</strong>-Chefs:<br />

Das Lan des dienst lei stungs zen trum in Linz ist ein PPP-Projekt.


Wem gehört das Land Seite 9<br />

[2004] Aus der Raiff ei sen-Welt und ih res Ma chers Lud wig Scha rin ger<br />

„Man muss flexibel sein, sehr<br />

flexibel...“<br />

„Uns kann nichts mehr brem sen“ strahl te GD Lud wig Scha rin ger bei der Ver kün -<br />

dung der Um wand lung der Raiff ei sen-Lan des bank Ober ös ter reich in eine Ak tien ge -<br />

sellschaft, ein Schritt den schon früher das Spitzeninstitut <strong>Raiffeisen</strong>-Zentralkasse<br />

(RZK) und die Raiff ei sen-Lan des ban ken Wien-Nie der ös ter reich so wie Ti rol voll zo gen<br />

ha ben.<br />

Ei gen tü mer der neu en AG sind die 125<br />

formal selbständigen oö <strong>Raiffeisen</strong>banken,<br />

die un ter dem Dach der RLB Hol ding-Ge -<br />

nos sen schaft und der RLB Ver bund-Ge nos -<br />

senschaft angesiedelte AG verschafft dem<br />

als Alleinherrscher agierenden Scharinger<br />

noch mehr Be we gungs frei heit auf den Ka pi -<br />

tal märk ten weit über das Stamm land Ober -<br />

österreich hinaus.<br />

Dementiert wird derzeit ein Börsengang<br />

der neu en AG, was frei lich nichts be sagt,<br />

wur de doch ein Jahr zu vor An fang 2003<br />

auch die Um wand lung in eine AG noch als<br />

„Blödsinn“ heftig zurückgewiesen. Schon im<br />

Mai 2003 kolportierte das „Wirtschaftsblatt“<br />

Pläne zur Bildung einer Mittelstands-Finanzierungsgesellschaft<br />

namens „Öster -<br />

reich-Investment AG“ als Konkurrenz zur<br />

staatlichen ÖIAG und dem Beteiligungsimpe<br />

ri um der Bank Aust ria, mit wel cher sich<br />

Scha rin ger stets im har ten Clinch be fin det<br />

und de ren Trou bles im Ge fol ge der Kri se der<br />

BA-CA-Mutter, der bayrischen HypoVer -<br />

einsbank er genüsslich kommentiert.<br />

Ein guter Riecher und einige<br />

Sicherheitsgurte<br />

Wäh rend an de re Ban ken eher im Hin ter -<br />

grund agieren, zelebriert <strong>Raiffeisen</strong>-Chef<br />

Scharinger ein umfassendes Selbstbewusst<br />

sein, das alle an die Wand spielt und<br />

setzt auf sei nen gu ten Rie cher und auf ei ni -<br />

ge Sicherheitsgurten. „Wir leben momentan<br />

mit der Genossenschaftsstruktur ganz gut“,<br />

sieht Scha rin ger eine Stär ke der RLB. Auch<br />

die Verfilzung der Bankengeschäfte mit öf -<br />

fentlichen Infrastrukturaufgaben etwa im<br />

Rahmen von PPP-Geschäften ist zwei fel los<br />

ein Schutz, denn soll te ein Vor ha ben wirk -<br />

lich schief ge hen, dann hängt die öf fent li che<br />

Hand mit drin und es wäre nicht zum ers ten<br />

Mal, dass mit Steu er gel dern sa niert wird.<br />

Dass die RLB bis lang von grö ße ren Tur -<br />

bu len zen ver schont blieb, hängt wohl auch<br />

mit einer bestimmten Vorsicht zusammen.<br />

So setzt Scha rin ger be wusst da rauf im mer<br />

zwei Geschäftsführer – einen Marktmann<br />

und einen Internisten – einzusetzen und bei<br />

allen Vorhaben ein „Worst Case“-Szenario<br />

als äu ßers te Gren ze für die Ri si ken zu kal -<br />

kulieren. So konnte sich <strong>Raiffeisen</strong> rechtzeitig<br />

vor der Mega-Plei te von Stei ner In du -<br />

stries zurückziehen, verkaufte die Libro-An -<br />

teile und über nahm um ge kehrt die spä ter zu<br />

Vivatis umgewandelte AMF über eine Stiftung<br />

und den Fas sa den bau er GIG als<br />

Schnäpp chen. Und die 1995 ge grün de te<br />

Stiftung für Standorterhaltung bezeichnet<br />

Scharinger ebenso wie die 2000 gegründete<br />

Stiftung für Zukunftssicherung als „wasser -<br />

dicht“, weil nicht zum Konsolidierungskreis<br />

der Bank gehörend.<br />

Bleierner Mantel aus Innovation und<br />

Dynamik<br />

Die <strong>Raiffeisen</strong>landesbank Oberöster -<br />

reich glänzt mit 20 Prozent Eigenmittelanteil<br />

(das sind 1,7 Mrd. Euro) als eine der stärks -<br />

ten Ban ken Ös ter reichs, mehr als 5.000<br />

Kommerz- und Privatkunden und einer<br />

„Cost Income Ration“ (Kosten am Ertrag)<br />

von 54,5 Pro zent – markt üb lich sind 69 Pro -<br />

zent – und ver spricht den Ak tio nä ren für<br />

2003 eine Aus schüt tung von 12.4 Mio. Euro,<br />

für heu er eine Di vi den de von 15-17 Pro zent<br />

auf das No mi na le von 64 Mio. Euro. Mit Hin -<br />

weis auf den von Fi nanz mi nis ter Gras ser als<br />

Gegenleistung für das großzügige Sponsoring<br />

seiner Website durch die Industriellenver<br />

ei ni gung von 34 auf 25 Pro zent ge senk -<br />

ten Körperschaftssteuer will <strong>Raiffeisen</strong> deut -<br />

sche Betriebe nach Oberösterreich holen<br />

und bie tet sich im Län der drei eck Bay ern,<br />

Oberösterreich und Tschechien für<br />

PPP-Projekte (Private Public Partnership)<br />

für Infrastrukturinvestitionen an.<br />

Scha rin ger nennt das „Mo dern Ban king“,<br />

er will nicht auf Kun den war ten, son dern<br />

drängt sich die sen auf. Die von Raiff ei sen<br />

betriebene Politik – von gehorsamen Me -<br />

dien wie dem selbst er nann ten „Lan des -<br />

haupt blatt“ na mens „OÖN“ oder der dem<br />

Passauer Kapfinger-Medienkonzern ge hö -<br />

renden „Rundschau“ als Innovation und Dyna<br />

mik ver kauft – legt sich frei lich im mer<br />

mehr wie ein blei er ner Man tel über das<br />

Land.<br />

Wenn der Linzer SPÖ-Gemeinderat<br />

Man fred Fadl an ge spro chen auf die Rea li -<br />

sierung des Bahnhofumbaus meint „Der<br />

Lud wig wird´s schon rich ten“ und der<br />

ÖAAB-Arbeiterkammervize Hel mut Feil -<br />

mayr angesprochen auf innerparteiliche Dif -<br />

fer en zen er klärt „Wenn´s mich nicht mehr<br />

freut, rede ich mit dem Lud wig we gen ei nes<br />

ge schei ten Jobs“, dann skiz ziert dies die<br />

Stim mung im Lan de hin rei chend. Dazu ge -<br />

hört auch, dass der ÖVP-Ban ker Scha rin ger<br />

am Wahl abend des 28. Sep tem ber 2003 de -<br />

monstrativ zu den roten Wahlsiegern LHStv.<br />

O-Ton Ludwig<br />

Scharinger<br />

…seine schwarzen Jünger:<br />

In ei nem klei nen Land wie Ös ter -<br />

reich ist die Welt des Gel des und der<br />

Ban ken von der Welt der Po li tik fast<br />

nicht zu tren nen. Ein er folg rei cher<br />

Ban kier muss auch die Welt der Po li tik<br />

ver ste hen und sich in ihr be haup ten<br />

kön nen. Lud wig Scha rin ger ist das po -<br />

li ti sche Le ben nicht fremd, ganz im<br />

Ge gen teil, er weiß, wie wich tig die Po -<br />

litik ist, um jene Rahmenbedingungen<br />

zu be kom men, die man braucht, um<br />

erfolgreich arbeiten zu können. In der<br />

Zeit, als es noch gro ße ös ter rei chi -<br />

sche Ban ken in Wien gab, war für vie -<br />

le Ban ker die Po li tik nur ein Le hen ge -<br />

ber, um beruflich Karriere machen zu<br />

können. Scharinger jedoch hat er -<br />

kannt, dass die Po li tik ein Part ner, ein<br />

Ge schäfts part ner sein muss, und hat<br />

daher innovative Produkte, wie zum<br />

Beispiel Privat Public Partnership ent -<br />

wickelt, angeboten und umgesetzt.<br />

Das ist Lud wig Scha rin ger, der Po li ti -<br />

ker. Claus Raidl<br />

Die Schutzheiligen. Heiliger Flori -<br />

an, Heiliger Severin, Heiliger Leopold<br />

– drei Schutz hei li ge des Lan des Ober -<br />

ös ter reich. Doch halt: Ist da nicht ei ner<br />

vergessen Richtig – der heilige Ludwig<br />

fehlt in die ser Auf zäh lung! Auch<br />

wenn er nicht Hei li ger ist und dies<br />

auch nie be an sprucht hat, ein Not hel -<br />

fer ist er al le mal. (...) Und so ist bei je -<br />

dem größeren Infrastrukturvorhaben<br />

im Lan de ob der Enns ein Mann so fort<br />

in aller Munde: Ludwig Scharinger.<br />

(...) Lud wig als deus ex ma chi na!.<br />

Chris toph Leitl, WKÖ-Präsident


Seite 10 Wem gehört das Land<br />

Erich Hai der und Bgm. Franz Do busch zur<br />

SPÖ-Siegesfeier im Linzer Rathaus pilgerte<br />

um die sen die Auf war tung in Hin blick auf<br />

künftige Geschäfte zu machen. Schließlich<br />

muss man sich doch alle Op tio nen of fen hal -<br />

ten…<br />

Voestalpine als Lehrstück<br />

Im Zuge des Rest ver kaufs der – be reits<br />

in der SPÖ-Re gie rungs ära bis 2000 durch<br />

Börsengang zu zwei Drittel privatisierten –<br />

voestalpine stieg <strong>Raiffeisen</strong> mit seinem „Ös -<br />

terreich-Fonds“ zum stärksten Einzelaktionär<br />

auf. Demonstrativ wies Scharinger nach<br />

dem – von der SPÖ im Wahl kampf ver bal<br />

mas siv be kämpf ten Deal – da rauf hin, dass<br />

sei ne 15,6 Pro zent ge mein sam mit der von<br />

SPÖ-Betriebsratschef Helmut Oberchristl<br />

gemanagten Mitarbeiterbeteiligung nun<br />

über eine Sperrminorität verfügt. Und er<br />

sieht dies als pat rio ti sche Auf ga be, weil „60<br />

Pro zent der Vo est ler ha ben ihre Kon ten bei<br />

der <strong>Raiffeisen</strong>landesbank“. Eine Arbeitsplatz<br />

ga ran tie gibt er freilich nicht ab, weil<br />

„man diese Frage dem Vorstand überlassen<br />

muss“.<br />

Wäh rend die Vo est ler von der SPÖ auf<br />

die Straße mobilisiert wurden, verhandelte<br />

der rote Ober christl mit dem schwar zen<br />

Scharinger über die Verschränkung der<br />

Stimmrechte beider Anteile. Bescheiden<br />

gibt sich Scha rin ger nur, wenn es um den<br />

Posten des Aufsichtsratspräsidenten der voes<br />

tal pi ne geht. Ihn drängt es nicht, Nach fol -<br />

ger von Ex-Mi nis ter Ru dolf Strei cher zu wer -<br />

den – das ver wun dert nicht be son ders. Be -<br />

reits 2002 war Scha rin ger mit 24 Auf sichts -<br />

ratsmandaten bereits einer der Multis auf<br />

diesem Gebiet und beschäftigt einen ganzen<br />

Stab um den Über blick über die da mit<br />

wahrzunehmenden Beteiligungen zu haben.<br />

Da es im Aktiengesetz eine Beschränkung<br />

gibt, legte er sieben Mandate zurück.<br />

In der Hit ze der Voest-Debatte im Hoch -<br />

som mer 2003 ging so gar Bgm. Do busch auf<br />

Dis tanz zu Scha rin ger und sprach sich ge -<br />

gen die Über nah me al ler da mals noch 34,7<br />

Prozent ÖIAG-Anteile durch Raiff ei sen aus:<br />

„Ich glau be an den gu ten Wil len und die<br />

hehren Motive von Generaldirektor Scharinger<br />

und sei nen Mit strei tern. Aber man muss<br />

Struk tu ren schaf fen, die auch hal ten in der<br />

Zeit nach Scha rin ger und An drosch.“ Do -<br />

buschs schwarzes Gegenüber stellte jedoch<br />

rasch klar, was Sa che ist und be zeich ne te<br />

den von SPÖ-LHStv. Erich Hai der laut stark<br />

zur Ablenkung ihrer eigenen Verantwortung<br />

bei der Privatisierung der Voest propagier -<br />

ten Einstieg des Landes Oberösterreich bru -<br />

tal als „Schnaps idee“ und lehn te die se<br />

„Re-Verstaatlichung“ ab. Angesprochen auf<br />

ein im mer noch aus stän di ges von ÖVP-Lan -<br />

deshauptmann Pühringer zur Standortga -<br />

rantie für die voestalpine zugesichertes Vor -<br />

kaufs recht des Lan des An fang 2004 for der -<br />

te Scha rin ger ein „Ende der<br />

Voest-Politdebatte“ und meinte süffisant<br />

„Politiker wie Pühringer oder Dobusch<br />

verstehen das auch“.<br />

Weniger glückvoll ist für Scharinger die<br />

Lage bei der VA-Tech, wo Raiff ei sen den<br />

unberechenbaren Industriellen Mirko Kovats<br />

mitfinanziert hat. Aufsichtsratsmitglied<br />

Scharinger muss sich mit unangenehmen<br />

Sanierungsfällen auseinander setzen, weil<br />

„Geschäftsfelder zu einem Zeitpunkt aufge -<br />

macht wurden, als die konjunkturelle Lage<br />

nicht da zu ge passt hat“. Er lobt aber die „Sa -<br />

nierungsarbeit“ von Kovats, der marode Fir -<br />

men wie Emco, An triebs tech nik und<br />

Austrian Energy als Schnäppchen<br />

übernommen hat.<br />

300-Kilometer-Aktionsradius bereits<br />

gesprengt<br />

Das Im pe ri um der RLB brei tet sich mit<br />

mittlerweile 382 Beteiligungen weit über<br />

Oberösterreich hinaus sowie 162 Tochterfir -<br />

men wie eine schwar ze Kra ke aus. 43 Mio.<br />

Euro wur den da raus 2003 an die Mut ter ge -<br />

sellschaft ausgeschüttet, eine satte Rendite<br />

von 13,4 Pro zent. Den ein sti gen Ak tions ra -<br />

di us 300 km von Linz – al les was mit ei ner<br />

Au to rei se hin und zu rück an ei nem Tag<br />

mach bar ist – hat Scha rin ger frei lich mitt ler -<br />

weile längst gesprengt. Neben Filetstücken<br />

wie Salinen (gemeinsam mit dem<br />

Ex-SPÖ-Finanzminister und vom „Lei -<br />

der-Nein-Millionär“ zum Euro-Millionär auf -<br />

gestiegenen Industriellen Hannes Androsch)<br />

und FACC, GIG, Efko, OÖ Ver si -<br />

cherung, voestalpine, VA-Intertrading, Hypo<br />

Salzburg gehören mittlerweile dazu auch<br />

Beteiligungen in Bayern, Tschechien, dem<br />

Baltikum (Stahlwerk Tallin des US-Konzerns<br />

International Steel in Estland) und am<br />

Balkan (Zementwerk Lukavac der<br />

Asamer-Holding in Bosnien).<br />

Mit ei ner Mi schung aus Mühl viert ler Bau -<br />

ern schläue und Char me ver steht es der in<br />

der Wolle schwarz gefärbte Scharinger seiner<br />

Umwelt den Stempel aufzudrücken. Da<br />

gibt es ei nen „Ludwig-Scharinger-Preis“ für<br />

angehende Ökonomen an der Linzer Universität<br />

und sein Spitzname „Luigi Moneti“<br />

durf te für ei nen Ries ling aus dem Krems tal<br />

herhalten. Besorgte Banker von der Konkurrenz<br />

(Oberbank, Sparkasse, Volksbank)<br />

orakelten vor einiger Zeit sogar, die Johannes-Kepler-Universität<br />

Linz würde in<br />

Ludwig-Scharinger-Universität umgetauft.<br />

Das wäre freilich keineswegs abwegig,<br />

son dern nur kon se quent: Hat doch Raiff ei -<br />

sen als viel fäl ti ger Spon sor der Uni den<br />

Stempel aufgedrückt, vom „<strong>Raiffeisen</strong>-Hör -<br />

saal“ bis zum Ban ken ge bäu de und Scha rin -<br />

ger schrei tet wie ein Feu dal herr durch „sei -<br />

ne“ Universität. Lakaienhaft hofiert wird er<br />

da bei von Rek tor Ru dolf Ar delt (SPÖ), der in<br />

dieser Präsenz „absolut keine Übernahme<br />

der Uni“ er ken nen kann weil „Spon so ring -<br />

gel der heu te für die Unis un er läss lich“ sind<br />

und dem Ko-Rektor Fried rich Schnei der, der<br />

als „Hand werks bur sche“ gilt und mit sei nen<br />

Fließ band stu dien zu allem und jedem was<br />

gerade aktuell ist seinen Senf dazugibt.<br />

Der öffentlichen Hand unter die<br />

Arme greifen<br />

„Je attraktiver die örtlichen Einrichtungen,<br />

die Wid mungs flä chen und die In fra -<br />

struk tur, des to at trak ti ver ist auch der Stand -<br />

ort“ – die ses von Scha rin ger im Fach blatt<br />

„Kommunal“ verkündete Angebot an die Ge -<br />

mein den ist real ge se hen frei lich die Dau -<br />

menschraube. Bekanntlich ächzen die Kommunen<br />

zunehmend unter der Finanznot als<br />

Fol ge der re strik ti ven, von der EU vor ge ge -<br />

be nen Bud get po li tik. Die sich da als Hel fer<br />

in der Not an die nen den Ban ken han deln<br />

frei lich nicht selbst los, wie ein Blick auf die<br />

jährlichen Zinszahlungen im Gemeindebud -<br />

get deut lich macht. Raiff ei sen legt mit sei -<br />

nen Be tei li gun gen an der OÖ Bau land AG,<br />

Wasserdienstleistungs GmbH, Kommunalleasing,<br />

Real-Treuhand, Gesellschaft für<br />

Wohnungsbau und zahlreichen PPP-Projek -<br />

ten „alles aus einer hand“ noch eins drauf,<br />

um mit der Infrastruktur satte Geschäfte zu<br />

machen.<br />

„Der Steu er zah ler pro fi tiert vom Spa tens -<br />

tich bis zum Bandldurch schnei den“ preist<br />

Raiff ei sen sei ne 302 PPP-Projekte vom Ge -<br />

meindehaus bis zur Therme Geinberg mit<br />

ei nem Vo lu men von 2,2 Mio. Euro an. Wenn<br />

Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FPÖ)<br />

Signale für privat finanzierte Autobahnen<br />

gibt oder SPÖ-Europaparlamentarierin Ma -<br />

ria Berger die Aufnahme der Summerauer -<br />

bahn in den Katalog der Transeuropäischen<br />

Net ze (TEN) be ju belt, dann steht Scha rin ger<br />

„so fort Ge wehr bei Fuß“. Wie es da mit prak -<br />

tisch aus schaut, zeigt sich bei der Um fah -<br />

rung Ebels berg. Für Raiff ei sen lag der „Re -<br />

turn of Invest“ der übernommenen Vorfinan -<br />

zie rung bei nur 46 Mo na ten, die Stadt darf<br />

hingegen ihren Anteil in Form einer<br />

„Schattenmaut“ über 18 Jahre hinweg<br />

abstottern.<br />

Wenn das Land Ober ös ter reich von<br />

Raiff ei sen ge prägt ist, dann gilt das für die<br />

Landeshauptstadt Linz im Besonderen. Kein<br />

namhaftes Großprojekt der letzten Jahre,<br />

wo nicht die RLB ihre Fin ger mit im Spiel<br />

hat: Landesamtsgebäude und Bahnhofneubau,<br />

Umfahrung Ebelsberg, Passage-City-Center,<br />

Hefegründe, Europaplatz,<br />

Unfallkrankenhaus. Die „querpolitische“<br />

Achse zwischen den Studienkollegen Do -<br />

busch (SPÖ) und Scha rin ger (ÖVP) gilt<br />

schon als le gen där. Für den Bür ger meis ter<br />

ist der zeit ge recht zu sei nem 60er im Jah re<br />

2002 mit dem Ehrenring ausgezeichnete<br />

Banker „ein engagierter Partner der Stadtentwicklung“<br />

und Dobusch bekannte sich<br />

auf eine KPÖ-Kritik bei einer Wahlveranstaltung<br />

im September 2003 demonstrativ dazu,<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>Raiffeisen</strong> fortzu -<br />

set zen. Wie das kon kret aus schaut deu tet<br />

sich mit höchst umstrittenen Bauvorhaben<br />

für weitere Büropaläste der<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Tochterfirma Realtreuhand am<br />

Hessenplatz (Ecke Bismarckstraße) oder<br />

am Arena-Platz (Ursulinenhof) an.


Wem gehört das Land Seite 11<br />

Expansion heißt die Parole<br />

Im Jah re 2003 rutsch te die RLB mit ei ner<br />

Bi lanz sum me von 23,5 Mrd. Euro und ei nem<br />

Be triebs er geb nis von 206 Mio. Euro um 76<br />

Plät ze auf Rang 451 und ge hört da mit zu<br />

den 500 Top-Ban ken welt weit. Neue Ex pan -<br />

sionsmöglichkeiten sieht Banken-Boss<br />

Scharinger in der EU-Erweiterung, wenn am<br />

1. Mai 2004 aus der EU15 die EU25 wird.<br />

Insbesondere für die Region Bayern, Tschechien<br />

und Ös ter reich wur de be reits vor ge -<br />

sorgt und mit der Er rich tung von „Ober ös ter -<br />

reich“-Häu sern in Mün chen (4.557 Kun den),<br />

Prag (1.100 Kun den) und Wien (3.275 Kun -<br />

den) die Peripherie des zum Interessengebiet<br />

erklärten 300-Kilometer-Radius abgesteckt.<br />

Vor al lem in Tsche chien – für das<br />

Scharinger nebenbei aber keineswegs zufäl<br />

lig als Ho no rar kon sul agiert – ist der Ex -<br />

pansionsdrang ungebremst, gemeinsam mit<br />

der RZB ver fügt Raiff ei sen OÖ über 45 wei -<br />

tere Filialen die 112.593 Kunden betreuen.<br />

Kein Wun der wenn Scha rin ger in der „Rund -<br />

schau“ über „tolle Chancen“ und „neue<br />

Posten – aus dem Osten“ im Gefolge der<br />

EU-Erweiterung schwärmt.<br />

Dass mit dem Raiff ei sen-Vor stoß nach<br />

Wien – wo die RLB-Tochter Pri vat-Bank der<br />

RZK-Tochter Kathrein-Bank Konkurrenz<br />

macht – die sorg sam ab ge stec kten Claims<br />

der länderweise organisierten <strong>Raiffeisen</strong>banken<br />

verletzt wurde, kümmert Scharinger<br />

we nig, denn ge ra de das Wil dern in frem den<br />

Re vie ren hat für ihn den be son de ren Reiz.<br />

Und schließ lich kann er via RZK-Boss Chris -<br />

tian Konrad schnippisch erklären, dass er<br />

auch nicht ge fragt wur de, als die „Wie ner“<br />

die vormals ÖVP-eigene Heimatwerbung<br />

und die Stär ke fab rik Aschach ge kauft ha -<br />

ben, schließ lich „ist die Enns seit 1955 kei ne<br />

Demarkationslinie mehr“. Die Aufkündigung<br />

der Mitwirkung an der österreichweiten gemeinsamen<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Werbung – deren<br />

Kern die Hermann-Maier-Kampagne ist –<br />

Ende 2003 um die Kosten zu drücken sorgte<br />

für weiteren Zündstoff.<br />

Zum Miss ver gnü gen der zum Wie ner<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Imperium gehörenden Uniqa und<br />

deren Tochterfirma Raifffeisenversicherung<br />

formierte Scharinger gemeinsam mit dem<br />

italienischen Versicherungskonzern Gene -<br />

rali eine Hypo-Holding (RLB 70, Ge ne ra li<br />

25, OÖ Ver si che rung 5 Pro zent) die künf tig<br />

Versicherungsprodukte an 800.000 Kunden<br />

in 452 oberösterreichischen und 40 Salzburger<br />

Fi lia len von Raiff ei sen und Hypo ver -<br />

kauft. Der Ren ner da bei ist das Ge schäft mit<br />

der vom Staat geförderten Pensionsvorsorge,<br />

mit wel cher der Aus stieg der Mit fi nan zie -<br />

rung der Pen sio nen ge zielt for ciert wird. Wi -<br />

derspruch erntete Scharinger mit dem Ge -<br />

nerali-Deal von Ex-Agrarlandesrat Leopold<br />

Hofinger, der als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der OÖ Versicherung eine „Absage an jede<br />

Großmannssucht“ gegen die unerwünschte<br />

Konkurrenz erteilte.<br />

Die Be tei li gung an der Hypo Salz burg<br />

wurde zum Widerwillen des dortigen <strong>Raiffeisen</strong>-Chefs<br />

Manfred Holztrattner („genossen -<br />

schaftlicher Amoklauf“) von 49,5 mittlerweile<br />

auf 90 Pro zent er höht. Die zum Ver kauf<br />

anstehende Hypo Tirol überließ Scharinger<br />

hingegen offenbar in Absprache mit dem<br />

aus Oberösterreich stammenden LH Herwig<br />

van Staa großzügig <strong>Raiffeisen</strong> Tirol. Dass<br />

die RLB Ober ös ter reich und Ti rol ihre<br />

IT-Tochterfirmen RRZ Ti rol und GRZ IT Linz<br />

zu einem gemeinsamen Unternehmen mit<br />

550 Be schäf tig ten und 112 Mio. Euro Um -<br />

satz ver schränk ten um da mit auch au ßer -<br />

halb des Ban ken be reichs zu expandieren ist<br />

wohl auch dieser personellen Achse<br />

geschuldet.<br />

Kleine Turbulenzen<br />

Erst mals ein we nig ins Schleu dern kam<br />

Scharinger im Zusammenhang mit der weit<br />

über Italien hinaus wirksamen Pleite des<br />

langjährigen Vorzeige-Konzerns Parmalat.<br />

Als Ende No vem ber 2003 schon längst die<br />

Spat zen von den Dä chern pfif fen wie es um<br />

Par ma lat steht, emp fahl der auf Rang sechs<br />

unter den österreichischen Fondsgesellschaften<br />

vorgerückte und mit einer Jahresper<br />

for man ce von 5,07 Pro zent im 5-Jah -<br />

res-Schnitt brillierenden Kepler-Fonds der<br />

RLB aus sei nem Fun dus von 137 Fonds mit<br />

4 Mrd. Euro Volumen den AnlegerInnen immer<br />

noch Parmalat-Anleihen. Zum Aus -<br />

gleich kann Scha rin ger aber nach dem durch<br />

den Zusammenbruch Parmalats Beteiligung<br />

an der NÖM frei ge wor den ist, sei ne vor läu -<br />

fig gescheiterte österreichische Milchlösung<br />

als „Bio land Ös ter reich“ durch eine Fu si on<br />

der NÖM mit der oö Bergland wieder<br />

aufwärmen, kartellrechtliche Probleme kann<br />

er dabei nicht erkennen.<br />

Als Bau stein da für sieht die RLB auch<br />

den 2003 getätigten Erwerb der namhaften<br />

Wiener Nahrungsmittelfabrik Inzersdorfer<br />

aus dem Ei gen tum der Ex-ÖVP-Na tio nal -<br />

ratsabgeordneten Martina Pecher durch die<br />

RLB-Tochterfirma Vi va tis und will den<br />

Stand ort In zers dorf um 70 Mio. Euro aus -<br />

bau en. Rund um die aus der bäu er li chen<br />

Austria Milch- und Fleischverarbeitung<br />

(AMF) hervorgegangene Vivatis war bereits<br />

von 1998 bis 2002 ein Agrar kon zern mit<br />

1.523 Be schäf tig ten und 465 Mio. Euro Um -<br />

satz ent stan den, der grö ßer ist als die Ös ter -<br />

reich-Töch ter von Nest le und Uni le ver zu -<br />

sam men. Dazu ge hö ren Mar ken wie Land -<br />

hof, Maresi, Gourmet, Senna, Karnerta,<br />

Loidl, VOG (Lenz Moser) und Daily.<br />

Netzwerk-Parole „Ich kann mit allen“<br />

Das moderne Wirtschaftsleben hat sich<br />

des modischen Begriffs der Netzwerke bemäch<br />

tigt, frü her hat man das tri vi al als<br />

Freunderlwirtschaft und Beziehungen bezeichnet.<br />

RLB-Boss Scha rin ger kann sich<br />

rüh men, mit Ab stand über „das be ste Be zie -<br />

hungsnetzwerk im Land“ („Wirtschaftsblatt“)<br />

zu ver fü gen. Er ist nicht nur mit ÖVP-Grö -<br />

ßen wie LH Püh rin ger, WK-Chef Leitl,<br />

Staatssekretär und Villen-Nachbar Kukacka,<br />

Böhler-Chef Raidl oder Ener gie<br />

AG-Boss Windt ner auf Du und Du, son dern<br />

auch mit der „ro ten Reichs hälf te“, etwa dem<br />

Linzer Bürgermeister Dobusch, die (Ex-)Vo -<br />

est-Bosse Stra ham mer, Struzl und Eder<br />

ebenso wie Voest-Betriebsratschef Ober -<br />

christl, Ex-Mi nis ter An drosch und Sa li -<br />

nen-Chef Jozseffi, Ex-Tabakboss Mauhart,<br />

Linz AG-Chef Stockinger oder<br />

Finanzexperte Ewald Nowotny.<br />

Wie wichtig solche „Netzwerke“ sind,<br />

wur de bei der Neu be stel lung des Chefs der<br />

Hypo Ober ös ter reich – zu 48,59 Pro zent<br />

Raiff ei sen-Be sitz – deut lich: Zum Zug kam<br />

Andreas Mitterlehner – sein Bruder ist<br />

WK-Generalsekretär, seine Schwester Bezirkshauptfrau<br />

von Rohrbach, seine Gattin<br />

Landesdirektorin der Bank Austria. Dass bei<br />

dieser Bestellung Scharinger die Weichen<br />

gestellt hat, ist allgemein bekannt.<br />

Aber auch die mo der nen Netz wer ker ge -<br />

hen auf Num mer si cher und pfle gen in der<br />

zwei ten Rei he, mög lichst et was vom Licht<br />

der Öffentlichkeit abgeschirmt, ihre traditio -<br />

nellen Männerbünde. So gehört Scharinger<br />

mit Couleurnamen „Wickerl“ dem Cartellver -<br />

band an, wo er mit aus schlag ge ben der<br />

ÖVP-Prominenz wie Pühringer („Philostra -<br />

tus“), Ku ka cka („Or pheus“), dem Lin zer Vi -<br />

zebürgermeister Watzl („Abdul“) oder<br />

ÖVP-Klubchef Strugl („Skoda“) zusammentrifft.<br />

Und da mit ihm nicht fad wird, ge hört er<br />

auch dem „Ritterorden vom Heiligen Grabe<br />

zu Je ru sa lem“ an, wo er – in den Man tel mit<br />

dem fünffachen Jerusalemkreuz gehüllt und<br />

am Kar frei tag im Lin zer Dom den Kreuz weg<br />

mys ti fi zie rend – als ei ner von nur 39 lan des -<br />

weit auserwählten Ordensrittern gemeinsam<br />

mit Ku ka cka und Hypo-Vorstand Emil<br />

Lauß als „Ritter der Menschlichkeit“<br />

(Prädikat „Kronenzeitung“) und „Zeuge der<br />

Auferstehung“ tätig ist.<br />

„König Ludwigs Fete“<br />

Seinen 60. Geburtstag im September<br />

2002 zelebrierte Scharinger selbstbewusst<br />

als „Kö nig Lud wigs Fete“ („Wirt schafts blatt)<br />

mit 3.000 geladenen Gästen im terminge -<br />

recht er öff ne ten 26,5 Mio. Euro teu ren „mo -<br />

dernsten Finance Trade Center Mitteleuro -<br />

pas“ – wo täg lich Wert pa pier de als von min -<br />

destens einer Mrd. Euro abgewickelt wer -<br />

den – als „ein Fest, wie es Ober ös ter reich<br />

noch sel ten ge se hen hat“ („Wirt schafts -<br />

blatt“). Da bei gab sich – mo de riert von der<br />

unvermeidlichen ORF-Moderatorin Ingrid<br />

Thurn herr – die Pro mi nenz über Par tei gren -<br />

zen hin weg ein Stell dich ein – von Kanz ler<br />

Schüs sel und LH Püh rin ger („Leis ten Sie<br />

sich das ein mal: Vom Scha rin ger ein ge la -<br />

den – und nicht kom men“) bis Ex-Mi nis ter<br />

Streicher („Unser Katechismus ist das Aktien<br />

recht“) und SPÖ-Chef Erich Hai der und<br />

so gar Mi chail Gor bat schow („Wer zu spät<br />

kommt, den bestraft das Leben“)<br />

übermittelte aus Moskau via Videowall ein<br />

dickes „Nastrowje“.


Seite 12 Wem gehört das Land<br />

Für – aus nahms wei se von Gat tin An ne -<br />

lie se flan kier ten – „Herrn der drei Ber ge“<br />

(Therme Geinberg, Fachhochschule Hagen -<br />

berg, Um fah rung Ebels berg) gab es bei die -<br />

ser Gelegenheit das Goldene Ehrenzeichen<br />

des Lan des Ober ös ter reich, für die Gäs te<br />

stilgerecht Showeinlagen und Schmankerln<br />

aus dem 300-Kilometer-Aktionsradius der<br />

RLB aus Oberösterreich, Bayern, Tschechien<br />

und Wien. Und ganz nach dem Re -<br />

zept „Kin der zeu gen, Haus bau en, Baum<br />

pflan zen, Buch schrei ben“ durf te auch letz -<br />

te res nicht feh len. Die Schreib ar beit für das<br />

Scharinger-Jubelwerk „Vi si on und Wirk lich -<br />

keit“ durf ten zwei ver läss lich schwar ze<br />

Schrei ber, Hans Drachs ler und Jo sef Ertl,<br />

erledigen. Selbstbewusst kündigte „Mister<br />

Raiff ei sen“ an, noch min de stens fünf Jah re<br />

die RLB füh ren zu wol len, all fäl li ge „Kron -<br />

prin zen“ wer den sich da recht schwer tun,<br />

zu mal be kannt ist, dass schon man che in<br />

Ungnade gefallenen <strong>Raiffeisen</strong>-Manager bei<br />

Weiterzahlung voller Bezüge jahrelang zum<br />

Spazieren gehen verurteilt wurden.<br />

Zu Ratzenböcks Zeiten wurde Scharinger<br />

als dessen potentieller Nachfolger gehan<br />

delt. Dass er es nicht wur de, dürf te der<br />

Er kennt nis ge schul det sein, dass es aus den<br />

lichten Höhen des Finanzkapitals leichter re -<br />

gie ren ist als in den Nie de rungen der Po li tik.<br />

Schließlich kontrolliert <strong>Raiffeisen</strong> heute rund<br />

50 Pro zent der Geld ge schäf te im Land.<br />

Wozu sich ei ner Wahl stel len, wenn man es<br />

sich mit der Macht des Gel des oh ne hin rich -<br />

ten kann, dürf te sich Scha rin ger („Ich kann<br />

mit al len“) ge sagt – und dem ent spre chend<br />

ge han delt – ha ben. Scha rin ger ist ein Groß -<br />

koalitionär und setzt auf eine „vernünftige<br />

Beziehung zwischen der Regierung und den<br />

So zial part nern“, weil „sonst kön nen wir im<br />

öffentlichen Bereich nicht die Kostenbremse<br />

in die Hand nehmen“.<br />

Ohne den allmächtigen <strong>Raiffeisen</strong>-Boss<br />

läuft tat säch lich in Linz und Ober ös ter reich<br />

und im mer stär ker auch da rü ber hin aus tat -<br />

säch lich nichts. Wenn er zu aus er wähl ten<br />

An läs sen – wie etwa der Glei chen fei er des<br />

Dienstleistungszentrums des Landes Ober -<br />

österreich am Linzer Hauptbahnhof – seinen<br />

schwar zen An zug vor führt, dann hat das<br />

eine tiefere Symbolik. Scharinger gibt sich<br />

angesprochen auf seine Macht demutsvoll:<br />

„So ist das eben im Le ben, wenn man et was<br />

zustande bringt“ und sieht sich als<br />

„Brückenbauer“.<br />

Mäzen für Bildung und Kultur<br />

Weil man schließ lich auch eine so zia le<br />

Ader hat, macht sich Raiff ei sen für Spon so -<br />

ring in der Bil dung stark. Dass „Pro fes so ren<br />

in der For schung frei sind, aber auch Dritt -<br />

mittel im vernünftigen Maß organisieren“ ist<br />

das Rezept. Scharinger als Vorsitzender<br />

des Universitätsrates „seiner“ Johannes-Kepler-Universität<br />

hat da bei in Uni-Rek -<br />

tor Rudolf Ardelt einen kongenialen Partner<br />

ge fun den. Das Ziel ist ein deu tig: „Es wird<br />

klare Budgetierung und Kostenrechnung geben“,<br />

denn „hier müs sen wirt schaft li che<br />

Prin zi pien gel ten“ und „Wenn et was ge för -<br />

dert wird, ich den ke etwa an das In sti tut für<br />

Bankwesen an der Kepler-Universität, will<br />

ich ha ben, dass Schü ler ler nen, wie man mit<br />

Geld um geht“ denn „Lei stung ver langt<br />

Gegenleistung. Schulen, Universitäten<br />

müssen sich auf Wünsche einstellen“.<br />

So gar für die Kunst fal len da ein paar<br />

Brosamen ab. Bekanntlich zahlen die Konzerne<br />

und Banken zunehmend weniger bis<br />

gar kei ne Steu ern mehr und über las sen die<br />

Finanzierung des Staatshaushaltes den<br />

Lohnabhängigen. Dafür geben sie sich<br />

großzügig bei werbewirksamen Sponsoring<br />

und Mäzenatentum. So investiert die RLB<br />

1,5 Prozent der Investitionen bei Neubauten<br />

in Kunst wer ke. Al lein in der Zen tra le am Lin -<br />

zer Südbahnhofmarkt befinden sich Kunstwer<br />

ke um 440.000 Euro, für das „Ober ös ter -<br />

reich“-Haus in Wien wur de eben falls nicht<br />

ge kle ckert und Kunst um 300.000 Euro an -<br />

ge kauft. Und in Wien brüs tet sich Opern -<br />

ball-Besucher Scharinger als exklusiver<br />

Sponsor der Bundestheater-Holding mit<br />

einem Drei-Jahres-Vertrag<br />

Geld ist nicht alles…<br />

Weil Geld nicht al les ist, darf auch die<br />

Philosophie dazu nicht fehlen. Mahnend<br />

meint der auch als Trom pe ten so list (Lieb -<br />

lingsmelodie „Il Silenzio“) und „schneidige“<br />

Tarockierer bekannte Bankenboss in der<br />

„Linzer Kirchenzeitung“ in Richtung gemeines<br />

Volk „Das Geld darf nicht das Wich tigs te<br />

sein“ und klagt über sein Leid „Ich habe<br />

nicht das Pro blem, dass ich im mer noch<br />

mehr ma chen möch te, son dern dass uns<br />

wahn sin nig viel auf ge drängt wird.“ Und er<br />

be ruft sich auf die Bi bel: „Ta len te, die dir der<br />

Herr gott mit ge ge ben hat, sollst du nicht ver -<br />

graben, sondern ausreichend nutzen. Das<br />

tue ich mit großem Optimismus“. Ansonsten<br />

lautet die Lebensmaxime „Wer sich krampf -<br />

haft an et was klam mert, läuft Ge fahr, dass<br />

er es nicht erreicht. Man muss flexibel sein –<br />

sehr flexibel“.<br />

Für mahnende Worte zum sorgsamen<br />

Um gang mit dem schnö den Mam mon hat<br />

man auch Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz<br />

– ehe dem Be ra ter von US-Prä si dent<br />

Clinton und Vizepräsident der Weltbank –<br />

ein ge la den, der eine Lan ze für Re geln am<br />

Kapitalmarkt bricht. Die im Geldtempel am<br />

Linzer Südbahnhofmarkt anwesenden BankerInnen<br />

hören andachtsvoll zu um dann<br />

zum Buf fet zu ei len, wie in der<br />

Grünen-Zeitung „Planet“ empört berichtet<br />

wird.<br />

Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, Mai 2004,<br />

O-Ton Ludwig<br />

Scharinger<br />

...und seine roten Jünger:<br />

Der Lud wig wird´s schon rich ten.<br />

Man fred Fadl, Lin zer SPÖ-Ge mein -<br />

derat<br />

Das Finanzierungsmodell war<br />

ebenso innovativ wie Beispiel gebend,<br />

weil die außerbudgetäre Abwicklung<br />

von Projekten der öffentlichen<br />

Hand seit den Maa stricht-Ab kom men<br />

zum Ge bot der Stun de wur de. Nur so<br />

kann auch der neue Bahn hof mit dem<br />

neuen Landesdienstleistungszentrum<br />

ent ste hen und sich die Stadt wei ter -<br />

entwickeln. Franz Do busch, Bür ger -<br />

meis ter von Linz<br />

Ich erkenne in Ludwig Scharinger<br />

den Men schen, der weiß, dass nur<br />

eine prosperierende Wirtschaft in der<br />

Lage ist, den Men schen Ar beit, Exis -<br />

tenzsicherung und soziale Sicherheit<br />

zu geben. Diese soziale Kompetenz<br />

Lud wig Scha rin gers zeigt, dass er<br />

eben mehr ist, als nur ein er folg rei -<br />

cher Bankmanager. Er gestaltet die<br />

Gesellschaft in allen ihren Facetten<br />

mit, aus einem Verantwortungsgefühl<br />

he raus, das heu te nicht mehr so<br />

selbstverständlich ist. Franz Do -<br />

busch


Wem gehört das Land Seite 13<br />

[2006] <strong>Raiffeisen</strong>-Boss Scharinger zelebriert 20 Jahre Generaldirektor<br />

Monetäre und andere<br />

Leidenschaften<br />

„Leis ten Sie sich das ein mal: Vom Scha rin ger ein ge la den – und nicht kom men“:<br />

Lan des haupt mann Jo sef Püh rin ger weiß was Sa che ist – und wer wirk lich be stimmt<br />

im Land zwi schen Inn und Enns. Sein Vize LHStv. Franz Hiesl sieht das ähn lich: „Ich<br />

weiß, wo Gott in Linz wohnt. Wenn ich zum Fens ter raus schau, sehe ich den Dom,<br />

den Pöst ling berg und den Raiff ei sen-Wür fel.“<br />

Was den Schwar zen recht, ist den Ro ten<br />

billig: Für den Linzer Bürgermeister Franz<br />

Do busch ist sein Stu dien freund Lud wig<br />

Scha rin ger seit Jah ren der engs te Part ner<br />

bei der Aus ge stal tung der Stadt und wird<br />

„um Rat ge fragt“. Zur Fort set zung die ser<br />

„bewährten Zusammenarbeit“ bekannte sich<br />

Do busch auf eine KPÖ-Anfrage im Wahl -<br />

kampf 2003 demonstrativ und ausdrücklich.<br />

Da kön nen auch ÖGB-Lan de schef Jo -<br />

hann Kalliauer und Landessekretär Erich<br />

Gumpelmaier nicht zurückstehen, wenn sie<br />

gemeinsam mit Scharinger zum „Adventlichen<br />

Emp fang“ für Be triebs rä te in der Raiff -<br />

eisen-Landesbank einladen.<br />

Die Linzer Vizebürgermeisterin Ingrid<br />

Holzhammer lässt sich als Landesvorsitzende<br />

des SPÖ-Pensionistenverbandes mit<br />

Scharinger bei einem „informativen und gesel<br />

li gen Nach mit tag“ – so der seit 1995 jähr -<br />

lich parteiübergreifend für ÖVP-Senioren -<br />

bund, SPÖ-Pensionistenverband und FP-<br />

Seniorenring veranstaltete <strong>Raiffeisen</strong>-Senio<br />

ren tag im Haus jar gon – in der Raiff ei sen -<br />

landesbank konterfeien. Dafür erzählt Scharinger<br />

den versammelten PensionistInnen<br />

Platitüden wie „Das Sparbuch als eiserne<br />

Re ser ve ist bei Raiff ei sen eine der si chers -<br />

ten Anlageformen. Wir garantieren die Einla<br />

gen bis zu 100 Pro zent“. Na so was…<br />

Eine „Feier im kleinen Kreis“…<br />

Anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums<br />

als Generaldirektor lud das „Alpha-Tier mit<br />

Visionen und Verantwortungsgefühl“ („Wirt -<br />

schaftsblatt“) Scharinger zu einer „Feier im<br />

klei nen Kreis“ ins De sign-Cen ter: 2.500<br />

Gäste waren gekommen. Kanzler Schüssel<br />

und LH Pühringer waren verhindert,<br />

schickten dafür Videobotschaften aus Klagen<br />

furt. Im Ju bel be richt in der „Rund schau“<br />

– sie ge hört zu 42 Pro zent dem Raiff ei -<br />

sen-Kon zern – konn te man dann „Ge ne ral -<br />

di rek to ren und ihre Frau en“ – näm lich Scha -<br />

ringer und Voest-Chef Wolf gang Eder mit<br />

Gat tin nen – be wun dern. Mehr Spaß dürf ten<br />

freilich die „Wirtschaftskapitäne mit char -<br />

manter Begleitung“ – Scharinger, Eder und<br />

Raidl (Böhler-Uddeholm) mit Hos tes sen –<br />

anderweitig gehabt haben.<br />

Et was ge stört schien bei die sem Ju bi -<br />

läum die Che mie zwi schen Raiff ei sen und<br />

den „OÖN“. Eine Wür di gung Scha rin gers zu<br />

dessen 20-jährigem Jubiläum als Generaldi -<br />

rektor im selbsternannten „Landeshaupt -<br />

blatt“ korrigierte sein Adlatus Harald Wetzels<br />

ber ger weil „die Ge fahr be steht, dass<br />

man che Pas sa gen in die Irre füh ren“. Und<br />

es wur de be tont, Scha rin ger „ist je mand, der<br />

Brü cken baut“ und „wür de da her nie je man -<br />

den als Gegner oder Herausforderer bezeichnen“.<br />

Dazu stellte der österreichweit<br />

als bester „Netzwerker“ bezeichnete Chef –<br />

mit 34 Vor stands-, Auf sichts rats- und Ge -<br />

schäftsführerfunktionen ist er Spitzenreiter –<br />

höchst selbst klar: „ich habe das Ta lent, ich<br />

kann mit je dem“ und ist „dank bar, dass ich<br />

gestalten kann“.<br />

Nach die sem Mot to hat Scha rin ger recht -<br />

zei tig zu sei nem Ju bel fest auch die zeit wei li -<br />

gen Span nun gen mit dem vom „Lei -<br />

der-Nein-Millionär“ zum milliardenschweren<br />

Industriellen aufgestiegenen ehemaligen<br />

SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch bereinigt:<br />

Die beiden waren als Eigentümer der<br />

vom Staat übernommenen Salinen AG aneinander<br />

geraten, weil Androsch ein neues<br />

Werk der Salinen-Tochterfirma FACC in der<br />

Steiermark, Scharinger hingegen im oberös -<br />

terreichischen Innviertel errichten wollte und<br />

sich der Raiff ei sen-Boss die bes se re Lob by<br />

bei der Expansion der Flugzeugzulieferfirma<br />

hatte.<br />

Mit Spannkraft, ohne Ablaufdatum<br />

Scharinger (Jahrgang 1942) erklärt „Ich<br />

habe noch kein Ab lauf da tum“, ist kei nes -<br />

wegs amts mü de und meint „wenn die<br />

Spann kraft wei ter vor han den ist, kann ich<br />

mir gut vor stel len, län ger zu blei ben“, näm -<br />

lich län ger als bis zum Aus lau fen sei nes<br />

Ver tra ges 2009. Von den „OÖN“ recht zwei -<br />

deu tig mit „Scha rin ger geht fremd – im Ban -<br />

ken be reich“ wur de das Wil dern in frem den<br />

Re vie ren skiz ziert. Ge meint ist das Ein drin -<br />

gen in das streng abgezirkelte Territorium<br />

anderer <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbanken, etwa in<br />

Niederösterreich oder in Salzburg. Scharinger<br />

sieht sich da bei nicht als „Hecht im Karp -<br />

fen teich“, son dern eher als „schnel le Fo rel -<br />

le“. Und recht fer tigt sich „Ich bin Ober ös ter -<br />

reich ver pflich tet“. So sieht ist er auch nach<br />

wie vor an ei nem Ein stieg an der Hypo Ti rol<br />

interessiert, nachdem er bereits die Hypos<br />

in Oberösterreich und Salzburg einkassiert<br />

hat.<br />

Ein anderer <strong>Raiffeisen</strong>-Banker war da<br />

weniger erfolgreich: Der Tiroler <strong>Raiffeisen</strong>-Chef<br />

Fritz Hakl wur de 2004 mit der la pi -<br />

da ren Be grün dung von den 82 Ti ro ler Raiff -<br />

eisenkassen als Eigentümer der Tiroler Landesbank<br />

abserviert: „Die Geschäftsentwicklung<br />

de Bank hat mit Hakls im pe ria lem<br />

Ge ha be nicht Schritt ge hal ten“. Mit pom pö -<br />

sen Fes ten mit tau send Gäs ten und teu ren<br />

Jagd pach ten im Soll, auf der Ha ben sei te<br />

aber fau len Kre di ten hat te sich Hakl sel ber<br />

abgeschossen.<br />

In 20 Jahren an die Spitze<br />

Vor zwan zig Jah ren wur den 75 Pro zent<br />

des Finanzvolumens der Landesbank von<br />

den <strong>Raiffeisen</strong>banken bestimmt. Unter<br />

Scha rin ger hat sich die Lan des bank fak tisch<br />

verselbständigt und ist durch gezielte Kostensenkung,<br />

Wachstumspolitik und Segmentierung<br />

in Firmen- und Privatkunden,<br />

PPP und Sonderfinanzierungen zum Bankka<br />

pi tal mu tiert. Stolz ist Scha rin ger auf das<br />

mittlerweile auf 50,9 Prozent gedrückte<br />

Cost-Income-Ratio, das Ver hält nis von Kos -<br />

ten zu Er trä gen, mit wel chem die RLB-OÖ<br />

im Spit zen feld der Ban ken liegt. Heu te sind<br />

ein Drittel Banken-Kerngeschäft mit 806.000<br />

Kunden, ein Drittel Dienstleistungen inklusive<br />

Immobilien und 358 PPP-Projekte mit ei -<br />

nem Vo lu men von 2,39 Milliarden Euro, das<br />

letzte Drittel 394 Beteiligungen, davon 134<br />

Tochtergesellschaften.<br />

Als ers te ober ös ter rei chi sche Bank mar -<br />

schier te die mitt ler wei le in eine Ak tien ge sell -<br />

schaft um ge wan del te Raiff ei sen lan des bank<br />

(2005: 15,62 Mil li ar den Euro Bi lanz sum me,<br />

140 Mil lio nen Euro Ge winn) nach der<br />

Grenz öff nung in Tsche chien ein und ex pan -<br />

dier te auch nach Bay ern. In ei nem Ak tions -<br />

ra di us von 300 Ki lo me tern ab Linz be treut<br />

die Lan des bank 20.000 Fir men und 104.000<br />

Pri vat kun den – in ih ren „Heim märk ten“ Süd -<br />

deutsch land und Tsche chien. 2004 wur de<br />

auf 500 Ki lo me ter aus ge wei tet und auch<br />

Slo wa kei, Slo we nien, Kroa tien und Bos nien<br />

in das en ge re Ge schäfts feld ein be zo gen<br />

und mitt ler wei le ist die Landesbank mit<br />

Außenposten schon nach Russland und<br />

China vorgedrungen.<br />

Zum „Kern ge schäft“ Raiff ei sens ge hört<br />

na tür lich nicht nur das Geld, son dern von<br />

der Tra di ti on her der Agrar markt. Ein<br />

Schmucks tück da bei ist der Nah rungs mit telund<br />

Dienst lei stungs kon zern Vi va tis, her vor -<br />

ge gan gen aus der ma ro den Aust ria Milch<br />

und Fleisch (AMF) und über eine Stif tung<br />

bei Raiff ei sen an ge dockt. Mit der Lan cie -<br />

rung der Pseu do-Bio-Mar ke „Bio Best of<br />

Aust ria“ sorg te Scha rin ger je doch im Jah re<br />

2004 für ei ni ge Auf re gung. Wie Bio bau -<br />

ern-Ob mann Han nes To mic kri ti sier te, re -<br />

kla miert die se Mar ke je doch Bi opro duk te,<br />

ohne dass die se die stren gen Kri te rien für<br />

öko lo gi schen Land bau er fül len und be zeich -<br />

ne te die se Stra te gie als „Trittbrettfahrer“ aus<br />

Kosten der 18.300 österreichischen<br />

Biobauern.<br />

Die Gestaltung des Landes<br />

Raiff ei sen agiert als Hans dampf in al len<br />

Gassen und gestaltet zunehmend das Land:


Seite 14 Wem gehört das Land<br />

Den finanzmaroden Gemeinden bietet die<br />

Landesbank ein „universelles Service“ via<br />

PPP, etwa in dem der Ge mein de das Ka nal -<br />

netz ab ge kauft und über eine Raiff ei -<br />

sen-Tochterfirma betrieben wird. Die Ge -<br />

meinde zahlt ein monatliches Benützungsentgelt<br />

und refinanziert dieses über Gebüh -<br />

reneinnahmen. So schön kann EU-Liberali -<br />

sierung sein…<br />

Weil von den 445 oö Ge mein den be reits<br />

60 kein Ge schäft mehr auf wei sen will Raiff -<br />

ei sen ab hel fen. Un ter der Mar ke „Land lebt<br />

auf“ will man Nahversorgungszentren mit<br />

Lebensmittelgeschäft, Selbstbedienungstankstelle<br />

und – natürlich <strong>Raiffeisen</strong>-Filiale<br />

einrichten. Ein Pilotprojekt läuft in Rotten -<br />

bach. In Ans fel den brüs tet sich Bür ger meis -<br />

ter Wal ter Ern hard (SPÖ), dass Raiff ei sen<br />

die Finanzierung des Neubaues der B139<br />

als Um fah rung Haid als PPP-Projekt er mög -<br />

li chen wird, so das Ergebnis eines<br />

„Informationsgespräches“<br />

150.000 Wohnungen im Portfolio<br />

Gemeinsam mit der Wiener Städtischen,<br />

Hypo und der OÖ Ver si che rung über nahm<br />

<strong>Raiffeisen</strong> 2004 die bislang bundeseigene<br />

WAG mit 58.000 Woh nun gen, vor wie gend<br />

in Linz, Steyr und der Ober stei er mark so wie<br />

die Linzer Eisenbahnerwohnungsgesellschaft<br />

EBS mit 25.000 Woh nun gen. Die se<br />

zwei von insgesamt fünf bundeseigenen<br />

Wohnungsgesellschaften waren von der<br />

Regierung nach Aberkennung der Gemein -<br />

nüt zig keit im Jah re 2001 auf den Markt ge -<br />

worfen worden. Bereits bisher bestimmte<br />

<strong>Raiffeisen</strong> über Beteiligungen an der Giwog,<br />

der GWB und den Wohnungsfreunden über<br />

rund 70.000 Wohnungen.<br />

Unübersehbar ist der Gestaltungswille<br />

der schwar zen Bank in der Lan des haupt -<br />

stadt Linz: Be gon nen hat te es mit der Er rich -<br />

tung des De sign-Cen ters, für wel ches die<br />

Stadt ihre Rüc kla gen aus ge räumt und der<br />

Wirt schaft fak tisch ein Ge schenk ge macht<br />

hat te. Raiff ei sen stieg über eine Grund ab -<br />

tretung dafür in die DC-Betriebsgesellschaft<br />

ein. In weiterer Folge entwickelte sich das<br />

Areal zwi schen DC, ORF-Ge bäu de und<br />

Südbahnhofmarkt zur <strong>Raiffeisen</strong>-City mit<br />

der <strong>Raiffeisen</strong>-Zentrale.<br />

Es folgte die Ver bau ung der He fe fab -<br />

rik-Gründe in Urfahr, Tiefgaragenprojekte,<br />

die Um fah rung Ebels berg, das Lan des -<br />

dienstleistungszentrum (LDZ). Auch beim<br />

geplanten Neubau des Musiktheaters inklusi<br />

ve ei nes 140 Me ter ho hen Turms auf dem<br />

Areal des ehemaligen Unfallkrankenhauses<br />

mischt <strong>Raiffeisen</strong> als Grundeigentümer mit.<br />

Kleine Ungereimtheiten…<br />

Dass dabei manchmal etwas nachgeholfen<br />

wird, zeig te der Rech nungs hof am Bei -<br />

spiel des 131 Mil lio nen Euro teu ren LDZ auf:<br />

Dieses hätte nämlich öffentlich ausgeschrieben<br />

wer den müs sen, weil das Land „wie ein<br />

Bau herr aufgetreten sei.<br />

Aber eine schon 1999 vor sorg lich er wirk -<br />

te „rechtliche Würdigung“ des stellvertreten -<br />

den Generaldirektors der DG XV der<br />

EU-Kommission erlaubte dem Land schließlich,<br />

sein eigenes Dienstleistungszentrum<br />

von pri va ten Er rich tern – näm lich eine LVV<br />

Liegenschafts Verwaltungs- und Verwer -<br />

tungs GmbH die wie der um zur Real treu -<br />

hand der <strong>Raiffeisen</strong> Landesbank gehört –<br />

er rich ten zu las sen und dann den durch al -<br />

lerlei architektonische Fehlleistungen bekannten<br />

Bürotempel mit 52.000 Quadratme -<br />

ter Flä che für zehn Jah re zu mie ten. Mög lich<br />

wur de dies laut Rechnungshof aber nur, weil<br />

das Land die E-Kommission falsch<br />

informierte.<br />

Philosophiert werden durfte darüber, ob<br />

die unterlassene Ausschreibung den Zweck<br />

verfolgte, heimische Arbeitsplätze zu sichern<br />

oder doch eher be stimm ten Un ter neh -<br />

men ei nen Vor teil zu ver schaf fen. Mit ge -<br />

lernter Bauernschläue wurden wohl beide<br />

Aspekte geschickt miteinander verbunden –<br />

„Alles für das Land“ eben.<br />

<strong>Raiffeisen</strong> im Linzer<br />

„Turmbauviertel“<br />

Ins Ge schäft ge kom men war der schwar -<br />

ze Mul ti, weil es Raiff ei sen-Boss Scha rin ger<br />

gelungen war, den Textilhändler Texhages<br />

zum Aus zug aus ei nem ÖBB-ei ge nen Ge -<br />

bäu de zu be we gen um den Neu bau des<br />

Bahnhofes nicht länger zu verzögern und<br />

da für eine Kauf op tion für die Raiff ei -<br />

sen-Tochter probat erworben hatte. Recht<br />

brummig meinte Scharinger daher „Der<br />

Rech nungs hof kennt sich bei pri va ten Fi -<br />

nanzierungsmodellen nicht aus“ und ließ<br />

diesen dementsprechend links liegen: „Ich<br />

habe ab und zu den Ein druck, dass man che<br />

Herren des Rechnungshofs glauben, sie<br />

sei en un fehl bar – aber das ist nur der Papst<br />

und so gar das wird ab und zu bezweifelt“.<br />

Steht da vielleicht gar jemand noch über<br />

dem Papst<br />

Auf dem Areal des ehe ma li gen Haupt -<br />

bahn ho fes bau en ÖBB, Porr und Raiff ei -<br />

sen-Realtreuhand einen Büroturm. Praktischerweise<br />

wurde die Linzer Finanzverwal -<br />

tung und die PVA als Mie ter ver pflich tet um<br />

angesichts des Überschusses an Büroflä -<br />

chen die Auslastung sicherzustellen. Wie<br />

der SPÖ-Abgeordnete Kurt Gaßner vor -<br />

rechnete zahlt das Finanzministerium der -<br />

zeit für 23.478 Qua drat me ter im Fi nanz ge -<br />

bäu de Ost am Haupt platz 2,19 Mio. Euro<br />

Mie te, künf tig aber für nur 13.450 Qua drat -<br />

me ter stol ze 2,63 Mio. Euro, was nach<br />

Adam Rie se eine Er hö hung des<br />

Quadratmeterpreises von derzeit 7,77 auf<br />

künftig 16,27 Euro bedeutet.<br />

Der Mann mit dem Hut<br />

Wenn es ums Bau en und Raiff ei sen<br />

geht, ist auch der Mann mit dem Hut nicht<br />

weit – ge meint ist der Ar chi tekt Wolf gang<br />

Kaufmann, seines Zeichens Kartellbruder<br />

und fi xer Be stand teil des schwar zen Netz -<br />

wer kes in Ober ös ter reich. Er plan te des LDZ<br />

und will nun an stel le der bis her igen Zen tra le<br />

der landeseigenen Energie AG gegenüber<br />

dem Bahnhof einen Büroturm hochziehen,<br />

um das Lin zer „Turmbauviertel“ zu vervoll -<br />

ständigen.<br />

Nach Pro tes ten muss te die Pla nung des<br />

Energie-Hochhauses ausgeschrieben wer -<br />

den, die Schweizer Architekten Hofer/We -<br />

ber ka men zum Zug – die Bau aus füh rung<br />

aber wird Wolf gang Kauf mann über neh men.<br />

Praktischerweise konzipierte Kaufmann<br />

auch das Haus sei ner Nach barn Lud wig<br />

Scharinger und Helmut Kukacka in Sankt<br />

Mag da le na. Wo Kauf mann plant wird es<br />

meist auch mit Aus schrei bun gen nicht so<br />

ganz ernst ge nom men, egal ob beim LDZ,<br />

bei der Energie AG oder schon früher am<br />

Europaplatz.<br />

Zauberwort PPP<br />

Das Zau ber wort für die meis ten Raiff ei -<br />

sen-Projekte heißt PPP: Private Public Part -<br />

ners hip. Dazu gibt es mitt ler wei le auch den<br />

Se gen von Sei ten der SPÖ, nach dem der<br />

jetzige BAWAG-Chef und frü he re<br />

WU-Vizerektor Ewald No wot ny und Eu ro pa -<br />

sprecher Caspar Einem die Segnungen dieses<br />

Modells außerbudgetärer Finanzierung<br />

ent deckt ha ben. Für Raiff ei sen hat das na -<br />

türlich einen gravierenden Vorteil: Gerade<br />

die intensive Verbandelung mit öffentlichen<br />

Finanzen ist auch eine Garantie, einerseits<br />

dafür immer neue Aufträge zu erhalten, ander<br />

er seits aber auch als<br />

Risikogemeinschaft, schließlich stecken<br />

Land, Stadt oder Gemeinden voll mit drin.<br />

Als 2003 tausende Voestler gegen den<br />

Ab ver kauf des schon un ter SPÖ-Re gie -<br />

rungsverantwortung via Börsengang teilprivatisierten<br />

ehemaligen Staatskonzerns demonstrierten,<br />

verhandelte Betriebsratschef<br />

Helmut Oberchristl mit Banker Scharinger<br />

über die Ver schrän kung der auf 10,3 Pro -<br />

zent aufgestockten Mitarbeiterbeteiligung<br />

mit den 15,6 Pro zent des „Ös ter -<br />

reich-Fonds“ von Raiff ei sen, An drosch,<br />

Hypo und OÖ Ver si che rung. Ganz pat rio -<br />

tisch wur de de mon stra tiv für 17 Prozent<br />

dem Land Oberösterreich ein Vorkaufsrecht<br />

überschrieben.<br />

Während einzelne SPÖ-Politiker wie<br />

Landeschef Erich Haider und Budgetspre -<br />

cher Chris toph Matz net ter dem Ver kauf der<br />

VA Tech an den deut schen Mul ti Sie mens<br />

beklagten, zeigte sich Scharinger als Realist<br />

und „sehr glüc klich“ über die sen Ver kauf,<br />

weil der Linzer Technologiekonzern „schön<br />

langsam ein Bonitätsthema“ geworden sei.<br />

Frei lich hat te er sich mit sei nem zeit wei li gen<br />

Miteigentümer Mirko Kovats zunehmend<br />

überworfen: Den fünfprozentigen <strong>Raiffeisen</strong>-Anteil<br />

an der Elektromotorenbaufirma<br />

ATB verkaufte er an Kovats´ A-Tec um<br />

getrennte Wege zu gehen.<br />

Erfolgsrezepte für die Politik<br />

„Ich fin de aber, man soll te ein für alle Mal<br />

aufhören mit dieser Neidgenossenschaft


Wem gehört das Land Seite 15<br />

und sich über sei ne Er fol ge freu en“, das<br />

Verkaufen von Erfolgen liegt Scharinger im<br />

Blut. Das über trägt er auch auf die po li ti sche<br />

Ebe ne, etwa wenn er bei „Mi nis ter im Di -<br />

alog“ mit Außenministerin Ursula Plassnik<br />

im <strong>Raiffeisen</strong>Forum meint „Die Europäische<br />

Union verkauft ihre Erfolge zuwenig“. Wie<br />

man 32 Millionen Arbeitslose als Erfolg<br />

verkaufen will, sagt er freilich nicht.<br />

Ökonomisch bleibt er konkreter und<br />

meint „Die EU muss nach Os ten er wei tern“.<br />

Im Streitgespräch mit SPÖ-Budgetsprecher<br />

Matznetter zeigte sich Scharinger offen -<br />

sichtlich vom Osten inspiriert und plädierte<br />

so gar für eine Flat Tax und kann da rin nichts<br />

Negatives erkennen: „Für die Gerechtigkeit<br />

ha ben wir die Sozialgesetzgebung“.<br />

Nicht nur die Wirt schaft und die Po li tik<br />

haben es Scharinger angetan, sondern<br />

auch die Wis sen schaft. Uns so ist es ge ra -<br />

dezu logisch, dass er Universitätsratsvorsitzender<br />

der Johannes-Kepler-Universität ist<br />

und die Raiff ei sen-Prä senz an der Lin zer<br />

Uni ver si tät so pe ne trant ist, dass eine Um -<br />

benennung in „Ludwig-Scharinger-Universität“<br />

nicht mehr ver wun dern wür de. Im<br />

Uni-Blatt „News vom Cam pus“ phi lo so phiert<br />

er über Herausforderungen und Chancen<br />

der Hochschulautonomie. Und er meint,<br />

dass ausgerechnet die Studiengebühren vor<br />

einem „Platzen der Hörsäle“ bewahren<br />

könn ten – wenn näm lich die Stu die ren den<br />

durch entsprechende Stipendien<br />

aufkommensneutral gehalten werden. Ob<br />

das bei Schüssel & Gehrer wohl ankommt<br />

Erfolg muss verkauft werden…<br />

Zum Er folg ge hört auch, die sen zu ver -<br />

kau fen, wozu wie der um die Me dien da sind.<br />

Um auf Num mer si cher zu ge hen, be sitzt<br />

man am be sten ei ge ne. Im Fal le Raiff ei sens<br />

ist es die Be tei li gung an der „Rund schau“ –<br />

mit 14 Aus ga ben mit 286.000 Auf la ge und<br />

einer gratis verteilten „Sonntags Rund -<br />

schau“ mit 476.000 Auf la ge der Platz hirsch<br />

schlechthin in Oberösterreich.<br />

Die Verbindung mit der Verlagsgruppe<br />

Pas sau bei der „Rund schau“ kann in Hin -<br />

blick auf Ge schäf te in Bay ern und Tsche -<br />

chien wohl nicht scha den. Schließ lich ist der<br />

deutsche Medienkonzern mit täglich über<br />

drei Millionen Auflage flächendeckend nicht<br />

nur in Tsche chien und der Slo wa kei prä sent,<br />

sondern auch in Polen, Niederbayern und<br />

Oberösterreich.<br />

Da fiel es Scha rin ger auch leicht bei ei -<br />

nem Gespräch im Wiener „Zigarrenklub“<br />

gleich drei mal Nein zu im nach ge sag ten Me -<br />

diengeschäften zu sagen: Nämlich zu einer<br />

Beteiligung am „Standard“, am Niederöster -<br />

reichischen Pressehaus und am<br />

BAWAG-eigenen Sender ATV.<br />

Für Ver un si che rung bei den „OÖ Nach -<br />

rich ten“ sorgt hin ge gen die 2006 ge plan te<br />

Tageszeitung der NEWS-Brüder Fellner, die<br />

in dem mehrheitlich der Verlagsgruppe Passau<br />

gehörenden Landesverlag gedruckt<br />

wer den soll. Und die SPÖ – die sich aus der<br />

Medienlandschaft längst verabschiedet hat<br />

– sorgt sich plötz lich so gar um das<br />

schwarze „Volksblatt“…<br />

Nichtmonetäre Leidenschaften…<br />

Ne ben dem Geld hat der als „Lui gi Mo ne -<br />

ti“ apostrophierte Scharinger die Leidenschaft<br />

fürs Ta ro ckie ren und die Jagd. Dazu<br />

passend überreichte ihm „sein“ Chefredak -<br />

teur Jo sef Ertl zum 20-Jah res-Ju bi läum ein<br />

„spezielles Fernglas mit Laser-Abstandsmes<br />

ser“, da mit der Boss bei der Jagd noch<br />

besser trifft.<br />

Wenn ihm da nach ist, packt Scha rin ger<br />

aber auch ger ne sei ne im Dienst au to im mer<br />

pa ra te Trom pe te aus. Etwa bei ei nem Be -<br />

such in Sankt Pe ters burg, wo er zu nächt li -<br />

cher Stun de nicht nur „Il Si len zio“, son dern<br />

auch die Wehr machts hym ne „Lili Mar leen“<br />

in to nier te: „So et was geht un ter die Haut –<br />

da re det heu te noch je der da von“. So spricht<br />

ein echter Kolonialist…<br />

Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, Jänner<br />

2006<br />

[2009] Götterdämmerung am <strong>Raiffeisen</strong>platz<br />

Offene Zweifel an der Allmacht<br />

„Wenn der Lud wig mit 65 in Pen si on ge gan gen wäre, hät te er sich ei ni ges er spart.<br />

Zumindest einige Kratzer an seinem Denkmal“ – diese Aussage eines „Vertrauten“,<br />

via Dietmar Mascher im selbsternannten „Landeshauptblatt“ OÖN transportiert, lässt<br />

auf hor chen. Sol ches Auf be geh ren ge gen den un ge krön ten „Kö nig Lud wig“ von Ober -<br />

ös ter reich (und da rü ber hin aus) ist an ge sichts der ge wohn ten Un ter wür fig keit der<br />

wich tigs ten Me dien im Lan de un üb lich. Schon über haupt wenn das gan ze der Bi bel<br />

ent lehnt mit der Schlag zei le „Er kann doch nicht übers Was ser ge hen“ ge ti telt ist.<br />

Die Rede ist von Lud wig Scha rin ger, sei -<br />

nes Zei chens seit nun mehr 24 Jah ren all -<br />

mächtiger Generaldirektor der <strong>Raiffeisen</strong><br />

Landesbank Oberösterreich, einem Mann<br />

ohne dessen ausdrücklichen Segen weder<br />

im schwarz grün re gier ten Land noch im rot<br />

regierten Linz noch in anderen Gemeinden<br />

et was Läuft, ak tu ell etwa beim Bau des neu -<br />

en Musiktheaters und dem Konjunkturpaket<br />

des Landes.<br />

Am Weltspartag war die<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Welt noch heil<br />

Noch zum Welt spar tag 2008 – be gan gen<br />

mit einem „bescheidenen“ Empfang für<br />

2.000 Gäs te – ver kün de te der Raiff ei -<br />

sen-Boss ungeachtet der aufkeimenden Kri -<br />

se selbst si cher „Uns geht´s guat“. Die Tur -<br />

bulenzen auf den Weltfinanzmärkten schienen<br />

die <strong>Raiffeisen</strong> Landesbank Oberöster -<br />

reich mit 100 Raiff ei sen ban ken und 451<br />

Bank stel len im Herbst 2008 noch in kei ner<br />

Wei se zu er schüt tern. Die Zahl ih rer Kun den<br />

war 2008 um wei te re 40.329 auf 912.045<br />

gestiegen, die Einlagen gegenüber dem<br />

Vor jahr um 11,3 Pro zent auf 2,37 Mil li ar den<br />

Euro ge wach sen und bei den Fi nan zie run -<br />

gen leg te die RLB um 15.3 Pro zent auf 2,98<br />

Mrd. Euro zu. Die Bi lanz sum me wuchs 2008<br />

um 30 Pro zent auf 26,5 Mrd. Euro an, der<br />

Pro fit (EGT) von 175 auf 187 Mio. Euro und<br />

für 2009 gin gen die Pla nun gen wei ter von<br />

ei nem Wachs tum um zehn bis 15 Prozent<br />

aus.<br />

Heu te liest sich das schon deut lich an -<br />

ders: In dem 394 Be tei li gun gen und 134<br />

Tochtergesellschaften mit insgesamt 65.612<br />

Be schäf tig ten und 14,8 Mrd. Euro Um satz –<br />

die 43 Mil lio nen Euro zum Kon zern be triebs -<br />

ergebnis von 140 Millionen Euro beisteuer -<br />

ten (Stand 2005) – umfassenden Imperium<br />

von Raiff ei sen kracht es schon deut lich im<br />

Ge bälk, da hilft auch die im mer stolz ge prie -<br />

se ne und zu letzt auf 48,7 Pro zent ge drüc kte<br />

Cost-Income-Ratio (CIR) nichts mehr. Fi -<br />

nanzspritzen benötigen etwa die Hypo<br />

Oberösterreich und Hypo Salzburg. Aktuell<br />

ist der Autozulieferer Polytec durch die Krise<br />

der Autoindustrie in Bedrängnis, Scharinger<br />

bezifferte den Handlungsbedarf mit „unter<br />

hun dert Mil lio nen“. Das sich (eben so wie für<br />

andere österreichische Großbanken) immer<br />

mehr als riskant erweisende Engagement<br />

des Mutterkonzerns <strong>Raiffeisen</strong> Zen -<br />

tralbank (RZB) in Osteuropa erweist sich<br />

zunehmend auch für <strong>Raiffeisen</strong> Oberöster -<br />

reich als Be la stung, weil aus dem 15-Pro -<br />

zent An teil an der RZB nur mehr ma ge re Di -<br />

vi den den nach Linz fließen.<br />

Zunehmende Beteiligungs-Flops<br />

„<strong>Raiffeisen</strong> Oberösterreich ist ein starker<br />

Part ner und wird nicht gleich zitt rig, wenn es<br />

ein mal dar um geht, ge mein sam mit den<br />

Kunden auch schwierige Phasen durchzuste<br />

hen“ tön te es per Ei gen wer bung im Blatt<br />

der <strong>Raiffeisen</strong>-nahen Wohnungsfreunde.<br />

Scha rin gers Dog ma „Kri sen gibt es bei uns<br />

nicht. Und wenn un se re Kun den be trof fen<br />

sind, tau chen wir mit ih nen durch“ scheint<br />

jedoch mittlerweile obsolet.<br />

In meh re ren Fäl len hat die Raiff ei -<br />

sen-Toch ter In vest AG – die mitt ler wei le 60<br />

Beteiligungen verwaltet – satte Summen in<br />

den Sand ge setzt: Schon 2007 ging die<br />

Glas fab rik Inn Crys tal in Brau nau Plei te,<br />

<strong>Raiffeisen</strong> hatte dort in einer kritischen Phase<br />

zwei Millionen investiert. Gemeinsam mit<br />

der Hypo Salz burg gilt es die Plei te der<br />

Schachl Ge birgs holz in Ab te nau zu ver kraf -<br />

ten, die we gen Schul den von 22 Mil lio nen<br />

Euro Kon kurs an mel den muss te. Zum Kon -


Seite 16 Wem gehört das Land<br />

kursrichter musste auch die Mühlviertler Mö -<br />

belfirma Pabneu.<br />

Die schwer defizitäre „Rundschau“ wur -<br />

de an die Ti ro ler Mo ser Hol ding (Ti ro ler Ta -<br />

geszeitung, TT Kompakt, TT.com, Be zirks -<br />

blät ter in Ti rol, Salz burg, NÖ, Bur gen land<br />

und Wien) ver kauft und gleich zei tig stieg<br />

Raiff ei sen bei der Mo ser Hol ding mit 14,63<br />

Pro zent ein, an die hun dert lang jäh ri ge<br />

„Rundschau“-MitarbeiterInnen wurden gekündigt,<br />

dafür billiges prekäres Personal<br />

neu eingestellt. In Richtung <strong>Raiffeisen</strong> hatte<br />

ORF-Journalist Armin Wolf gemeint „Mehr<br />

Medien als Silos“, weil <strong>Raiffeisen</strong> Niederös -<br />

terreich unter dem Scharinger-Kontrahenten<br />

Christian Konrad an Kurier, Mediaprint, pro -<br />

fil, Kro ne hit, ORS, Sat.1, Ep ame dia, NÖ<br />

Nach rich ten und Ad worx be tei ligt ist und der<br />

Mut ter kon zern RKZ (an dem die OÖ Lan -<br />

des bank mit 14,94 Pro zent, die NÖ Lan des -<br />

bank mit 31,34 Pro zent be tei ligt ist) via Kre -<br />

dit auch das Fellner-Blatt „Ös ter reich“<br />

finanziert.<br />

Am meis ten traf ne ben dem Haupt ei gen -<br />

tümer, der zum Neckermann-Konzern gehörenden<br />

deutsch-schweizerischen Investorengruppe<br />

Gate (51 Prozent) <strong>Raiffeisen</strong> frei -<br />

lich die Re kord plei te (62 Mil lio nen Euro For -<br />

derungen) der erst 2006 gegründeten Biodie<br />

sel GmbH in Enns im April 2008, an der<br />

die In vest AG 49 Pro zent ge hal ten hat. Eine<br />

Übernahme durch <strong>Raiffeisen</strong> scheiterte, weil<br />

Scha rin ger mit dem Kauf preis von 28,5 Mil -<br />

lionen Euro eigene Forderungen begleichen<br />

wollte und damit die anderen Gläubiger leer<br />

ausgegangen wären und obwohl sogar<br />

Grün-Landesrat Anschober schon grünes<br />

Licht für den Im port von Raps aus Ru mä -<br />

nien für die An la ge ge ge ben hat te und Raiff -<br />

eisen versucht hatte das Hoffnungsgebiet<br />

Krasnodar in Südrussland nutzbar zu<br />

machen.<br />

Eine umstrittene Rettungsaktion<br />

Großen Unmut löste eine parteipolitisch<br />

motivierte Rettungsaktion für das OÖ Hei -<br />

mat werk aus. Nach dem eine vom ÖVP-Bun -<br />

desrat und Immobilienhai Georg Spiegelfeld<br />

gestartete Rettungsaktion für die marode<br />

1940 gegründete Vorzeigegenossenschaft<br />

2006 ge schei tert war wur de nach Scha rin -<br />

ger als Retter gerufen. Die „kulanterweise<br />

mit Unterstützung der Landesregierung und<br />

der RLB OÖ“ überbrückten finanziellen Engpässe<br />

des Heimatwerkes wurden von der<br />

Konkurrenz wie Trachten Thalbauer, Trach -<br />

ten Hol zin ger oder Gexi Tost mann („Uns<br />

steckt nie mand 200.000 Euro zu“) scharf kri -<br />

ti siert. Schließ lich über nahm das Land 25<br />

Pro zent, die Raiff ei sen-Toch ter IHC 75 Pro -<br />

zent des Hei mat wer kes, das frei lich nur<br />

mehr eine Hül le ist, nach dem der<br />

wirtschaftliche Teil an die IHC-Tochter<br />

Trachten und Handels GmbH übertragen<br />

wurden.<br />

Auch der 2003 er folg te Ein stieg bei der<br />

voestalpine mit 15,6 Prozent, parteiüber -<br />

grei fend von schwarz wie rot als „ös ter rei -<br />

chischer Kernaktionär“ gegen einen Ausverkauf<br />

be ju belt der „Be trie be nicht mit ei nem<br />

Federstrich zusperrt“ (Scharinger), hat ange<br />

sichts ei ner von 65 auf fast zehn Euro pro<br />

Aktie gesunkenen Börsenkurses seinen<br />

Glanz verloren. Der „Kernaktionär“ verhinder<br />

te frei lich nicht, dass heu te be reits die<br />

Mehrheit der voestalpine-Aktien im Besitz<br />

ausländischer Fonds steht.<br />

Troubles mit Androsch<br />

Trou bles mit sei nem Part ner, dem<br />

SPÖ-Industriellen Hannes Androsch hatte<br />

Scha rin ger in den letz ten Jah ren im Fal le<br />

des Flugzeugkomponentenwerks FACC in<br />

Ried. Wäh rend An drosch ein vier tes Werk in<br />

der Steiermark ansiedeln wollte, setzte<br />

Scharinger auf das Innviertel. Einvernehmlich<br />

wur de dann von den Part nern Sa li nen<br />

AG (47,5 Pro zent), Fi scher (47,5 Pro zent)<br />

und Ste phan (fünf Pro zent) eine Ka pi tal auf -<br />

sto ckung von zehn auf 30 Millionen Euro<br />

vorgenommen.<br />

2008 wur de die Si tua ti on der FACC neu -<br />

er lich pre kär, hun der te der 1.300 Ar beits -<br />

plätze waren gefährdet, weil sich Aufträge<br />

von Boeing und Air bus ver zö ger ten. Ähn lich<br />

wie im Salzkammergut erwiesen sich auch<br />

im Innviertel die großspurigen Versprechun -<br />

gen von An drosch und Scha rin ger als Schall<br />

und Rauch. Die se hat ten 1997 die staat li che<br />

Sa li nen AG über nom men, die mit 47,5 Pro -<br />

zent Haupt ei gen tü mer der FACC und An -<br />

drosch deren Aufsichtsratsvorsitzender ist.<br />

Der bisherige Miteigentümer Fischer stieg<br />

offensichtlich in Erwartung zunehmender<br />

Probleme aus, seine Anteile von 47,5<br />

Prozent hält eine Gesellschaft um den<br />

Linzer Rechtsanwalt Horst Koch.<br />

Die Bestrebungen Goodrich (einen der<br />

Hauptlieferanten von Boeing) und EADS<br />

(Mutterkonzern von Airbus) als Teilhaber zu<br />

gewinnen waren bisher erfolglos. Neuerlich<br />

hat der chinesische Konzern AVIC1 Interes -<br />

se an einer Übernahme angemeldet, ein<br />

ers ter An lauf war im Jän ner 2008 ge schei -<br />

tert. China hat enormes Interesse am<br />

Know-How des Innviertler Unternehmens.<br />

Die Sa li nen AG muss te eine Geld sprit ze von<br />

zehn Mil lio nen Euro vornehmen um das<br />

Unternehmen zu beruhigen.<br />

FACC ist auch in die Kom pen sa tions ge -<br />

schäf te beim Eu ro fighter-Kauf mit dem<br />

EU-Rüstungsmulti EADS involviert. Da eine<br />

klare Trennung zwischen ziviler und militärischer<br />

Luft fahrt nicht mög lich ist, be steht Auf -<br />

klä rungs be darf, ob mit den von der Lan des -<br />

regierung plakatierten Förderungen für<br />

FACC auch militärische Forschungen finanziert<br />

wer den. An drosch war ge mein sam mit<br />

Stronach laut einem Strategiepapier der<br />

ehemaligen Vizekanzlerin Riess-Passer an<br />

der Einfädelung des Eurofighter-Geschäfts<br />

beteiligt.<br />

PPP: Auf Nummer Sicher<br />

Ein vergleichsweise sicheres Standbein<br />

ist die wach sen de Zahl von PPP-Projekten.<br />

In An leh nung an die be rühm te Ein stein-For -<br />

mel wirbt Raiff ei sen in den Wirt schafts blät -<br />

tern mit der Lo sung „E = P+P+P“, was für<br />

„Mehr Erfolg durch Private-Public-Partners -<br />

hip“ steht. Bei die ser Kom bi na ti on von öf -<br />

fentlicher und privater Finanzierung steht<br />

die Bank im mer auf der si che ren Sei te, weil<br />

der andere Partner, nämlich die öffentliche<br />

Hand letztlich immer gerade stehen muss.<br />

Laut OÖN gilt näm lich Scha rin ger „als Meis -<br />

ter darin, Risiko auf andere zu verteilen und<br />

dennoch den Eindruck zu erwecken, als<br />

gehöre alles ihm.“<br />

In der Lis te der 417 er folg rei chen<br />

PPP-Modelle mit ei nem Vo lu men von 2,55<br />

Mrd. Euro Investitionen werden unter anderem<br />

die Um fah rung Ebels berg, die Ther me<br />

Geinberg, das Landesdienstleistungszentrum<br />

(LDZ) in Linz, das UKH und der Soft -<br />

warepark Hagenberg angeführt. Zumindest<br />

für die Um fah rung Ebels berg und das LDZ<br />

hat der Rechnungshof bei Überprüfungen<br />

festgestellt, dass eine normale Darlehensfi -<br />

nan zie rung für die Stadt bzw. das Land<br />

letztlich günstiger gewesen wäre.<br />

An ge schmiert war im Fall des LDZ ein -<br />

mal mehr die SPÖ, die in der Lan des re gie -<br />

rung dieser Finanzierungsform – Baukosten<br />

130 Mil lio nen Euro, das Land zahlt zwan zig<br />

Jah re lang eine Jah res mie te von sechs Mil -<br />

lio nen Euro – zu ge stimmt hat te, wäh rend<br />

SP-Landesrat Ackerl nach träg lich den zu -<br />

ständigen Baureferenten LHStv. Hiesl als<br />

Alleinverantwortlichen festzumachen ver -<br />

suchte als dieser die Kollektivverantwortung<br />

geltend machte. SP-Klubchef Karl Frais wet -<br />

terte via Presseaussendung energisch gegen<br />

das „Ko sa ken netz werk“ von ÖVP und<br />

<strong>Raiffeisen</strong> wegen deren Angriffe auf den<br />

Landesrechnungshof, der seinerseits den<br />

LDZ-Deal in Grund und Bo den kri ti siert hat -<br />

te. Für Scha rin ger war die Sa che hin ge gen<br />

recht ein fach: Er warf dem Rechnungshof<br />

vor, sich nicht auszukennen und meinte „Wir<br />

werden gerne Nachhilfe geben.“<br />

Impulse für Linz<br />

In wei ser Vor aus sicht hat te sich Raiff ei -<br />

sen auch das Areal des ehe ma li gen Un fall -<br />

krankenhauses – der Neubau wurde ebenfalls<br />

als PPP-Projekt mit der AUVA er rich tet<br />

– auf dem Blumauerplatz gesichert. Dort<br />

wird bekanntlich das Musiktheater errichtet<br />

und das Land muss das Areal um tau send<br />

Euro pro Quadratmeter erwerben. Damit<br />

nicht ge nug wur de da für ge sorgt, dass die<br />

Planung des britischen Stararchitekten Ter -<br />

ry Pawson für das Musiktheater medial zer -<br />

ris sen wur de, was nicht nur dazu führ te,<br />

dass statt ei ner Me tall- nun eine Stein fas sa -<br />

de vor ge se hen ist, son dern auch dass<br />

Scharingers Haus- und Hofplaner Wolfgang<br />

Kaufmann mit der Baudurchführung beauf -<br />

tragt werden sollte. Praktischerweise hat der<br />

„Mann mit dem Schlapp hut“ sei ne Vil la im<br />

noblen Sankt Magdalena gleich neben den<br />

Wohnstätten seiner CV-Kartellbrüder Scha -<br />

rin ger und Kukacka errichtet. Doch nicht


Wem gehört das Land Seite 17<br />

Kaufmann, sondern die Grazer<br />

ArchitekturConsult kam zum Zug.<br />

Auf „Mas se statt Klas se“ (OÖN) setz te<br />

Raiff ei sen mit dem Se gen der Stadt pla ner<br />

auch bei ei nem 28 Me ter ho hen Neu bau am<br />

Arenaplatz. Dass die „Betonkiste“ anstandslos<br />

den Gestaltungsbeirat passieren konnte,<br />

führ ten die „OÖN“ auf den do mi nan ten Ein -<br />

fluss Scharingers zurück um resignierend<br />

festzustellen „an der Dametzstraße ist es<br />

schon egal, was man dort hin baut, denn die -<br />

ser Straßenzug ist sowieso vom Autover -<br />

kehr rui niert“. Ähn lich häss lich ist der neue<br />

Bahnhofstower, auf dem freilich unüberseh -<br />

bar der Slo gan „Im pul se für Linz“ ver se hen<br />

mit dem Raiff ei sen-Logo prangt. Scha rin -<br />

gers Netz werk sorg te aber für die Aus la -<br />

stung des Hochhauses, Pensionsversicherungs<br />

an stalt und Finanzamt mussten in das<br />

neue Domizil übersiedeln.<br />

Energie AG: Plan B tritt in Kraft<br />

Über die Weihnachtsfeiertage 2007 ging<br />

die schwarzgrüne Landesregierung in sich<br />

und verkündete Anfang 2008 die Absage<br />

des geplanten Börseganges der landeseigenen<br />

Ener gie AG, spä ter an ge sichts der Tur -<br />

bu len zen auf dem Ka pi tal markt von LH Püh -<br />

ringer und seinem Adlatus Landerat Anschober<br />

als weise Entscheidung interpretiert.<br />

Der Hin ter grund war frei lich, dass über<br />

90.000 Men schen für eine von der SPÖ in iti -<br />

ierte Volksbefragung unterschrieben hatten<br />

und die Landespolitik damit ein Le gi ti ma -<br />

tionsproblem bekommen hatte.<br />

Pühringer verkündete nun „Plan B“, näm -<br />

lich den 49-Prozent-Einstieg privater Investo<br />

ren bei der EAG. Und wie konn te es an -<br />

ders sein, als dass Raiff ei sen mit 13,5 Pro -<br />

zent größter Einzelaktionär wurde. Sogar<br />

die OÖN war fen die Fra ge auf, ob die se Be -<br />

teiligung nicht ein „gefährliches Klumpenrisiko“<br />

darstellt.<br />

Bei Privatisierung immer dabei<br />

Für Scha rin ger ist ei nes klar: „Bei der Pri -<br />

va ti sie rung war ich im mer da bei“, wie der<br />

den OÖN an ver trau te. Lang ist die Lis te<br />

ehemaliger staatlicher Unternehmen, wo<br />

heute <strong>Raiffeisen</strong> maßgeblich beteiligt ist: voestalpine,<br />

Salinen AG und Dachstein AG<br />

(gemeinsam mit Ex-SPÖ-Finanzminister<br />

Hannes Androsch), VA Intertrading, Hypo<br />

OÖ und Salz burg, OÖ Ver si che rung, die<br />

Wohnungsgesellschaften WAG und EBS<br />

und eben die Energie AG.<br />

Gescheitert ist Scharinger mit seinem<br />

pat rio tisch ge färb ten Plan nach dem Bei -<br />

spiel der voestalpine mit einem OÖ-Kon sor -<br />

tium von Raiff ei sen, Ober bank, KTM und<br />

UIAG die Len zing AG zu über neh men,<br />

nach dem die ita lie ni sche Groß bank Uni Cre -<br />

dit die se In du strie be tei li gung nach der Über -<br />

nah me der Bank Aust ria-Cre dit an stalt ab -<br />

sto ßen woll te. Mitt ler wei le hat sich aber die<br />

ehe ma li ge BA/CA-Stif tung als Ei gen tü mer<br />

der Len zing AG ver selb stän digt. Frei lich<br />

spiel te Scha rin ger hier mit ge zink ten Kar ten,<br />

sein Ver trau ens mann der Rechts an walt<br />

Ger hard Wild mo ser saß näm lich im Auf -<br />

sichts rat des bri ti schen Kon zerns CVC, der<br />

eben falls Len zing schlucken wollte, was<br />

jedoch an kartellrechtlichen Bestimmungen<br />

scheiterte.<br />

Scharinger, der Kümmerer<br />

Der allmächtige <strong>Raiffeisen</strong>-GD – von<br />

dem Soziologen Harald Katzmair als „best -<br />

vernetzter Manager“ Österreichs weil Inha -<br />

ber der meisten Aufsichtsratsmandate bewer<br />

tet – küm mert sich um al les: Zur Ver -<br />

schul dung der Ju gend er klärt er Sei te an<br />

Seite mit SPÖ-Soziallandesrat Josef Ackerl<br />

und Schuldnerberatungs-Chef Tho mas<br />

Berghuber philosophisch „Was Hänschen<br />

nicht lernt, lernt Hans nim mer mehr“ und<br />

preist Raiff ei sen für den recht zei tig zu er ler -<br />

nen den Um gang mit Geld. Die „Wert schöp -<br />

fung für den süd deut schen Mit tel stand“ ist<br />

ihm eben so ein An lie gen, da her wird das<br />

Engagement in Süddeutschland verstärkt.<br />

Gleichzeitig wird jede zweite Unterneh -<br />

mensförderung in Oberösterreich via Raiff -<br />

eisen abgewickelt, 2007 waren dies 2.538<br />

An trä ge mit ei nem Fördernutzen von 37,2<br />

Millionen Euro und einem In ves titions vo lu -<br />

men von 558 Millionen Euro.<br />

Unbekümmert um das schon unüberseh -<br />

bare Fiasko am Finanzmarkt startete Raiff -<br />

ei sen ge mein sam mit den OÖN im Herbst<br />

2008 be reits zum sieb ten Mal ein „Bör se -<br />

spiel“. Scha rin gers Cre do dazu: „Beim Spiel<br />

kann man ru hig ein biss chen ag gres si ver an<br />

die Sa che he ran ge hen und sich mehr trau -<br />

en“ (2006) und „Risikoloser Probegalopp für<br />

die Bör se“ (2007). Aus ge rech net in ei ner<br />

Zeit, wo fast je den Tag eine Bank zu sam -<br />

men kracht, die Bör sen kur se in den Kel ler<br />

rasseln und das Scheitern des neoliberalen<br />

Finanzmarkt-Kapitalismus auch für den<br />

Dümms ten un über seh bar ist für die Spe ku -<br />

la ti on mit Aktien und anderen<br />

Börseprodukten zu werben ist geradezu<br />

abenteuerlich.<br />

Gemeingefährlich bis kriminell wird es<br />

frei lich, wenn dazu auch heu er wie der Schü -<br />

ler und Schulklassen eingeladen werden,<br />

bei die sem Spiel mit zu ma chen und dazu mit<br />

jugendgerechte Preisen wie LCD-TV, iPods<br />

oder Konzertbesuche gelockt wird. Da kann<br />

man be to nen, dass die ses „Spiel“ na tür lich<br />

„ohne fi nan ziel les Ri si ko“, also auf dem Tro -<br />

ckendock, erfolgt. Denn der Hintergedanke<br />

ist nicht so pla to nisch: Die Bank und ihr neo -<br />

liberales Sprachrohr wollen letztendlich die<br />

TeilnehmerInnen auf den Finanzmarkt locken.<br />

Die Zurichtung neoliberal angepasster<br />

finanzmarktkonformer Investoren und<br />

Konsumenten ist schließlich das Ziel solcher<br />

„Spiele“.<br />

Uni, Kunst & Kirche<br />

Mit dem „Ludwig-Scharinger-Preis“ küm -<br />

mert sich der Raiff ei sen-Boss um den aka -<br />

demischen Nachwuchs. Überhaupt betrach -<br />

tet man die Lin zer Johannes-Kepler-Univer -<br />

sität quasi als <strong>Raiffeisen</strong>-Territorium. Die<br />

Universität präsentiert sich schon nach außen<br />

hin un über seh bar durch die Do mi nanz<br />

der <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank wie auch ein<br />

„<strong>Raiffeisen</strong>-Hörsaal“ beweist. Die Linzer<br />

Ban ken welt sieht die Uni als Re ser voir für<br />

maßgeschneidertes Personal und übt über<br />

das Bankeninstitut maßgeblichen Einfluss<br />

aus. <strong>Raiffeisen</strong>-Generaldirektor Ludwig<br />

Scharinger amtierte schon 2003-2008 als<br />

Vorsitzender des Linzer Universitätsrates<br />

und wur de jetzt neu er lich in die ser Funk ti on<br />

ge wählt, er sieht sich auch faktisch als<br />

„Hausherr“ wenn er regelmäßig „seine“<br />

Universität inspiziert.<br />

Auch der Kunst will Raiff ei sen den Rü -<br />

cken stär ken und hat in 25 Jah ren mit fast<br />

ei ner Mil li on Euro über den ei ge nen na tür -<br />

lich von Scharinger präsidierten Mu -<br />

seums-Förderverein Kunstwerke angekauft.<br />

Kunst spon so ring misst die Bank ei nen „ge -<br />

ne rell ho hen Stel len wert“ zu, da „die öf fent li -<br />

che Hand zum Teil nicht mehr in der Lage<br />

ist, bedeute Kunstwerke aus den ordentli -<br />

chen Bud gets zu er wer ben“. Im Klar text,<br />

würden die Riesenprofite der Banken und<br />

Konzerne entsprechend besteuert, müssten<br />

öffentliche Museen nicht bei diesen um<br />

Sponsoring betteln.<br />

So gar um die Fi nan zen der Kir che ist<br />

<strong>Raiffeisen</strong> bemüht: Weil immer wieder Op -<br />

ferstöcke geplündert werden und sogar<br />

schon Videoüberwachung überlegt wurde,<br />

kann man im Neu en Dom schon seit ei ni ger<br />

Zeit mit Bankomat oder Kreditkarte elektro -<br />

nisch spen den – der Au to mat dazu wur de<br />

von <strong>Raiffeisen</strong> zur Verfügung gestellt. Voller<br />

Demut war Ludwig Scharinger gemeinsam<br />

mit LH Püh rin ger und gar niert von ei nem<br />

Goldhauben-Geschwader dann auch bei einer<br />

„Ratzfatz zum Petersplatz“-Delegation<br />

oberösterreichischer und bayrischer Promis<br />

im September 2006 im Vatikan mit dabei.<br />

Wunderbare <strong>Raiffeisen</strong>-Welt<br />

Der ursprüngliche 300 Kilometer-Radius<br />

von Linz aus ge mes sen – per Auto als Ta -<br />

gesreise zu erreichen – ist mittlerweile<br />

längst zu einer offiziellen 500 Kilometer-Zone<br />

ge wor den und im mer stär ker er fol -<br />

gen <strong>Raiffeisen</strong>-Investments weit darüber<br />

hinaus. Heute gehören dazu eine Kooperati -<br />

on mit der grö ß ten Bank Chi nas ICBC mit<br />

21.000 Filialen, ein kontinuierliches Wachstum<br />

des Raiff ei sen-Net zes in Süd deutsch -<br />

land wo fünf Fi lia len 6.662 Kun den, da von<br />

4.459 Fir men be treut wer den, Sek tor-Part -<br />

ner in 16 Län der Ost eu ro pas (mit 45.000<br />

MitarbeiterInnen, 9,2 Millionen Kunden, 35<br />

Milliarden Euro Bilanzsumme und 2.400<br />

Bankstellen) und Filialen in Tschechien.<br />

„Star ke An ten nen“ hat der Kon zern auch<br />

nach Südrussland durch die Beteiligung an<br />

der Krayinvestbank, der Center-Invest Bank<br />

und der Imp ex bank und die Ab sicht „Ös ter -<br />

reichs Unternehmen zu Gewinnern“ in der<br />

Olympiaregion Sotschi zu machen. Mit an<br />

Bord sind der Baukonzern Alpine Mayreder,


Seite 18 Wem gehört das Land<br />

der Medizinausrüster Vamed und der<br />

Betonfabrikant Asamer.<br />

Berühmt sind Scharingers Mega-Emp -<br />

fän ge. Mit zu letzt 2.600 Gäs ten ist Raiff ei -<br />

sen Spitzenreiter bei den traditionellen Neu -<br />

jahrs emp fän gen im Jän ner und OÖN, Rund -<br />

schau und „Krone“ bringen seitenweise bezahlte<br />

und freiwillige Berichte über den Pro -<br />

mi-Auftrieb, wo Scha rin ger nach stun den -<br />

lan gem Hän de schüt teln das Pub li kum mit<br />

sei ner Sicht der Welt be glückt. Etwa mit Sa -<br />

gern wie „Drei Din ge darf ein Ban ker nicht<br />

sein: ei tel, ma ß los und gie rig!“, wie er 2008<br />

dem „Neu en Volks blatt“ an ver trau te. LH<br />

Püh rin ger brach te schon vor Jah ren die Be -<br />

deu tung sol cher Events auf den Punkt:<br />

„Leis ten Sie sich das ein mal: Vom Scha rin -<br />

ger ein ge la den – und nicht kom men.“ Da bei<br />

wil dert er zum Un wil len an de rer Raiff ei -<br />

sen-Ban ken auch in frem den Re vie ren,<br />

etwa mit der Er öff nung ei ner De pen dan ce in<br />

Wien, die im Juli 2008 mit ei nem Emp fang<br />

für 1.700 Gäs te ge fei ert wurde und<br />

Scharinger stolz verkünden konnte, in Wien<br />

bereits 9.553 Kunden zu betreuen.<br />

Es gibt kein The ma, wo Scha rin ger nicht<br />

kom pe tent wäre, wie ein Foto im Gra tis blatt<br />

„Tips“ be weist, wo „Lui gi Mo ne ti“ als ein zi ger<br />

Mann im Kreis von ÖVP-Frau en zum The ma<br />

„Ge walt in den Me dien“ phi lo so phiert. Eine<br />

dies be züg li che Kam pa gne des ÖVP-Bau -<br />

ern bun des wur de wie könn te es an ders sein<br />

na tür lich von Raiff ei sen ge spon sert. Ei nen<br />

be son de ren Um gang mit Frau en pflegt der<br />

Geld kon zern auch bei der Ei gen wer bung.<br />

Für die di ver sen Pla kat- und An zei gen su jets<br />

wer den näm lich nicht pro fes sio nel le Mo dels<br />

en ga giert, son dern im ei ge nen Un ter neh -<br />

men ge fahn det. At trak ti ve Mit ar bei te rin nen<br />

wer den aus ge wählt, sich für die Wer bung<br />

zur Ver fü gung zu stel len, wohl kaum eine<br />

der „Aus er wähl ten“ wird es wagen dem<br />

Willen des allmächtigen Chefs nicht<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Zum Abschuss freigegeben<br />

Bemerkenswert an der OÖN-An sa ge<br />

sind vor allem Personalspekulationen: Etwa<br />

dass <strong>Raiffeisen</strong>-Aufsichtsratsvorsitzender<br />

Jakob Auer (Bürgermeister von Fischlham<br />

und Nationalratsabgeordneter) zunehmend<br />

wich ti ger wird und Scha rin ger eine Ver trags -<br />

ver län ge rung nur bis März 2012 und nicht<br />

wie ge wünscht für fünf Jah re ge währ te und<br />

dies sicherheitshalber auch gleich öffentlich<br />

mach te. Und dass sich Scharinger sogar<br />

schon 2011 zurückziehen könnte.<br />

Der eine Scharinger-Kronprinz Georg<br />

Star zer scheint aus dem Ren nen für die<br />

Nachfolge, der andere Heinrich Schaller hat<br />

sich 2006 recht zei tig an die Wie ner Bör se<br />

ab ge setzt, so dass aus dem Vor stand am<br />

ehesten Michaela Kepplinger-Mitterlehner,<br />

früher Landesdirektorin der BA-CA, Chan -<br />

cen eingeräumt werden. Die Andeutung der<br />

OÖN, dass „in den nächs ten Mo na ten et was<br />

bei <strong>Raiffeisen</strong> explodieren“ könnte lässt frei -<br />

lich ver mu ten, dass alle Vorstandssessel<br />

sich als Schleudersitze erweisen.<br />

Der Ein fluss Scha rin gers wird auch in der<br />

ÖVP und bei de ren CV-Kartellbrüdern mit<br />

Arg wohn ge se hen. So sehr etwa LH Püh rin -<br />

ger Scharingers Qualitäten schätzt, hält sich<br />

„die Freu de mit dem leicht feu dal herr schaft -<br />

lichen Gehabe des Bankenchefs und der<br />

gro ßen Nähe zu Do busch und an de ren<br />

SP-Politikern in überschaubaren Grenzen“,<br />

ana ly sier ten etwa die OÖN. Auch die Bau -<br />

ern, über die <strong>Raiffeisen</strong>-Organisation das<br />

historische Rückgrat des Bankenkonzerns<br />

haben ein zunehmend ambivalentes Ver -<br />

hältnis zu Scharingers Ein-Mann-Regime,<br />

ge gen das sich eine Front von Ja kob Auer<br />

über Agrarlandesrat Josef Stockinger,<br />

Landwirtschaftskammer und OÖ<br />

Versicherung formiert.<br />

Leo Furt leh ner, ooe.kpoe.at, April 2009<br />

Ver such über Lud wig Scha rin ger<br />

Der Gott aus der Maschine<br />

In Ober ös ter reich, so sa gen vie le, füh re kein Weg an Lud wig Scha rin ger vor bei.<br />

Und tat säch lich, schlug man in den letz ten Jah ren eine ober ös ter rei chi schen Zei tung<br />

auf oder hör te man nur ein we nig in den ge sell schaft li chen Tratsch hin ein, über all<br />

quillt einem dieser freundliche, etwas tollpatschig wirkende Herr entgegen.<br />

Landeshauptmann Josef Pühringer er -<br />

zählt über Scharinger folgenden Witz:<br />

„Scha rin ger steigt am Lin zer Haupt platz in<br />

ein Taxi ein. Der Ta xi len ker fragt: ‚Herr Ge -<br />

neraldirektor, wo darf ich Sie hinbringen’<br />

Scharinger antwortet: ‚Egal wohin. Ich bin<br />

überall dabei!’“<br />

Und Pühringer meint erklärend weiter:<br />

„Auch wenn die In itia to ren die ses ein we nig<br />

bösartigen Witzes spotten wollten – auch in<br />

die sem Witz ist ein sehr gro ßer wah rer Kern.<br />

Egal wo Sie in Ober ös ter reich hin bli cken,<br />

wo gro ße Pro jek te in der letz ten Zeit ge lun -<br />

gen sind oder im Ent ste hen sind, Lud wig<br />

Scha rin ger ist mit da bei.“<br />

Was Püh rin ger nicht er zählt, ist, dass es<br />

über ihn selbst auch so ei nen ähn li chen Witz<br />

gibt. Püh rin ger ver schweigt dies wohl des -<br />

halb, weil die ser Witz aus ge sucht schlecht<br />

ist und schon über Püh rin gers Vor gän ger,<br />

Josef Ratzenböck erzählt wurde: Auf der<br />

Rohrbacher Bundesstraße krachten zwei<br />

Au tos auf ein an der und in bei den saß Püh -<br />

rin ger. – Ja, das ist schon der gan ze Witz,<br />

Sie müs sen auch nicht la chen.<br />

Umtriebigkeit und Mobilität scheint eben<br />

ein Merkmal der Oberösterreichischen Spitzen<br />

män ner zu sein. Ge schäf tig sind sie al le -<br />

weil – da bleibt nicht viel Zeit, sich auch noch<br />

gute Witze auszudenken.<br />

Aber in der Not frisst der Teu fel Flie gen,<br />

wie es in Ober ös ter reich heißt, und wirk lich<br />

fröhliche Gemüter können auch über<br />

schlechte Witze lachen.<br />

Meine selbstgestellte Aufgabe für diese<br />

Ver an stal tung war es, et was über den Ge -<br />

sellschaftsmenschen Scharinger heraus zu<br />

fin den. Eine Auf ga be, so dach te ich mir, die<br />

ja an ge sichts des sen, dass man oh ne hin<br />

über all über ihn stol pert, nicht so schwie rig<br />

sein kann. Au ßer dem er hoff te ich mir, vie le<br />

lustige Geschichten über den „Wohltäter<br />

Oberösterreichs“ zu erfahren. Gerüchte, so<br />

wuss te ich, schwir ren ja ge nug he rum über<br />

ihn. Etwa, dass er ei nen Hör saal der Kep -<br />

ler-Universität mit technischen Neuerungen<br />

aus stat ten ließ und sich da für wünsch te,<br />

dass die ser Raum hin künf tig Scharinger-Hörsaal<br />

genannte werden sollte. Ein<br />

Wunsch, so er zählt die Ge schich te wei ter,<br />

der dem Rek tor der Uni ver si tät die Ze hen -<br />

nä gel ein roll te. Der Hör saal eins heißt nun<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Hörsaal – wohl ein Kompromiss.<br />

So setz te ich mich froh ge mut ans Te le fon<br />

und war schon in freu di ger Er war tung des -<br />

sen, was da nun kom men wird. Aber die se<br />

Er war tung ver flog sehr schnell. Wen ich<br />

auch an rief, je der muss te mir sa gen, dass er<br />

bzw. sie zu Scha rin ger nicht wirk lich et was<br />

sagen könnte. Einige ermahnten mich gar,<br />

ich soll te aber bit te nie man dem sa gen, dass<br />

sie mir ge sagt hät ten, dass sie oh ne hin<br />

nichts wüss ten. „Du Andi, beim Scha rin ger,<br />

da kenn ich mich wirk lich gar nicht aus, Ein<br />

andermal gern wieder, gell.“<br />

Na dann eben nicht. Ha ben eben die<br />

Leu te am ASF nichts zu la chen, die Zei ten<br />

sind oh ne hin nicht da nach.<br />

Dann kann ich eben kei ne Wit ze rei ßen.<br />

Statt des sen will ich mich mit ei nem an -<br />

deren Thema beschäftigen, das mir ohnehin<br />

schon ei ni ge Zeit un ter den Nä geln brennt.<br />

Der Selbstinszenierung Ludwig Scharingers,<br />

als fleißigem, intelligentem und vor allem<br />

gütigem Wohltäter Oberösterreichs.<br />

In dieser Selbstinszenierung, so bestätigen<br />

einige Freunde und Weggefährten<br />

Scharingers, spielt immer seine Mühlviertler<br />

Herkunft eine zentrale Rolle.<br />

Helmut Kukacka, Staatssekretär im Ver -<br />

kehrsministerium und selbst eine äußerst<br />

un durch sich ti ge Fi gur in der ÖVP, mit dem<br />

Gemüt eines Fleischerhundes, der in einem<br />

legendär gewordenen Untersuchungsausschuss<br />

zur Prüfung von Sozialvereinen seine<br />

gediegene Bösartigkeit gegenüber allem,<br />

das sich links von Wolf gang Schüs sel be fin -<br />

det und vor al lem sei nen Hass auf al les Fe -<br />

ministische vorführen durfte – Helmut Kukacka<br />

also, ge mein sam mit Lud wig Scha rin ger<br />

Funktionär der Hochschülerschaft und auch


Wem gehört das Land Seite 19<br />

heu te noch Bru der Scha rin gers im Car tell -<br />

ver band, meint etwa:<br />

„Sei ne Stär ken sind si cher zum ei nen die<br />

Selbst di szi plin, die er sehr stark aus sei ner<br />

Herkunft bezieht. Zur Selbstdisziplin kommt<br />

die Kon se quenz, die An for de rung an die ei -<br />

ge ne Lei stung. Dazu ad diert sich sei ne un -<br />

schlagbare Bauernschläue, die er mitbekom<br />

men hat. Auch ein ge wis ser Mut ter witz,<br />

der manch mal eine Mi schung aus ge spiel ter<br />

Nai vi tät und Sar kas mus ist, so wie der un be -<br />

ding te Wil le, alle Din ge mit de nen er sich be -<br />

schäftigt verstehen zu wollen.“<br />

Aber Bru der Or pheus (so Ku ka ckas<br />

CV-Name) hat auch kri ti sche, oder zu min -<br />

dest mah nen de Wor te für Bru der Wi ckerl<br />

parat: „Durch seinen selbstbewussten, er -<br />

folgreichen Führungsstil besteht die Gefahr,<br />

dass er Kri tik nicht mehr an sich he ran lässt.<br />

Es gibt nur mehr we ni ge Leu te, die in der<br />

Lage sind, ihm auch kri tisch ge gen über zu -<br />

treten. Machtbewusste und erfolgverwöhnte<br />

Men schen hö ren Kri tik nur un gern, das trifft<br />

wohl auch auf ihn zu.“<br />

Aber Ku ka cka hat te schon in Stu den ten -<br />

tagen eine gewisse Rivalität zu Scharinger,<br />

also wol len wir die se Kri tik nicht zu ernst<br />

neh men, und las sen lie ber ei nen zu Wort<br />

kom men, der über je den Zwei fel er ha ben<br />

ist. Altlandeshauptmann Erwin Wenzel, der<br />

Scharinger schon in jungen Jahren förderte<br />

und mit so man chem Rat schlag ver sorg te.<br />

So zum Bei spiel mit der wohl vä ter lich-wohl -<br />

wollend gemeinten Anweisung: „Ludwig, in<br />

die Po li tik gehst du mir nur hin über, wenn du<br />

es un be dingt willst und wenn es un be dingt<br />

sein muss. Du kannst in der Bank mehr tun<br />

und mehr ge stal ten.“<br />

Die Entpolitisierung der Politik also, Wenzel<br />

wuss te schon vor Jahr zehn ten wo es<br />

lang geht, und wie sich die Din ge ent wi ckeln<br />

wer den. Und er weiß na tür lich auch (ge -<br />

mein sam mit Rauch-Ka llat), wer letzt lich<br />

hin ter al lem steckt. Über Scha rin ger meint<br />

er: „Er ist ein Ge winn für den ös ter rei chi -<br />

schen Bau ern stand, für Hei mat und Va ter -<br />

land und man kann nur sa gen, Gott sei<br />

Dank, dass wir so ei nen Bersch’ ha ben.“<br />

Der Herr gott also ist es, der nicht nur<br />

Wolf gang Schüs sel die Kraft ver leiht, son -<br />

dern uns auch Lud wig Scha rin ger be schert.<br />

Und diese Kraft, seine überbordende<br />

Energie, ist ein weiteres Mosaiksteinchen im<br />

Mythos und in der Selbstinszenierung Ludwig<br />

Scharingers.<br />

Seine ungeheure Arbeitslust, ja richtiggehen<br />

de Ar beits wut, ist vie len in sei ner Um ge -<br />

bung nicht ganz ge heu er, und sei ne Se kre -<br />

tärinnen stöhnen immer wieder unter der<br />

Last, die er ih nen auf bür det.<br />

Vor ei ni ger Zeit wid me te auch der Stan -<br />

dard sei nen „Kopf des Ta ges“ die sem Mann.<br />

Und auch da wur de die ses Kli schee über<br />

Scharinger fleißig aufpoliert. Es wurde – soweit<br />

ich mich er in ne re – so gar be haup tet,<br />

dass Scharinger für sein Arbeitspensum<br />

gleich vier Sekretärinnen braucht.<br />

Aber las sen wir Scha rin ger selbst zu<br />

Wort kommen. Glücklicherweise gab er in<br />

einem Interview auch darüber Auskunft:<br />

Interviewer: Wie sieht Ihr Tagesablauf<br />

aus<br />

Scha rin ger: Ich ste he um sechs Uhr Früh<br />

auf, höre mir die ers ten Nach rich ten an.<br />

Dann gehe ich ins Ba de zim mer und bin so<br />

um halb sie ben in der Kü che. Früh stü cke<br />

kurz.<br />

Interviewer: Das Frühstück macht Ihre<br />

Frau<br />

Sch: Den Kaf fee ma che ich selbst. Aber<br />

das andere erledigt meine Frau. Zuerst lese<br />

ich die Zei tung, die ich in der Früh schon da -<br />

heim habe. Dann set ze ich mich ins Auto<br />

und fah re ins Büro.<br />

Interviewer: Sie fahren selbst<br />

Sch: Ja, ich fah re selbst. Ich bin im mer<br />

vor halb acht im Büro. Das kommt auf den<br />

Ver kehr an. Da her has se ich auch die Staus<br />

so. Und da her helf ich mit, dass die Kreu -<br />

zung hier auf dem Eu ro pa platz stau frei er<br />

wird. Bis um acht muss die gan ze Post weg<br />

sein. Um acht ge hen die Ter mi ne los. Vier -<br />

tel stun de, hal be Stun de, bis zu den ers ten<br />

Sitzungen, je nachdem. Beiratssitzungen,<br />

Aufsichtsratssitzungen, Geschäftsleitersitzungen,<br />

Vorstandssitzungen etc. Zu Mittag<br />

habe ich in der Re gel Kun den.<br />

Interviewer: Zum Essen<br />

Sch: Ich habe es gern, dass die Kun den -<br />

be treu er mit den Kun den es sen ge hen und<br />

ich kom me dazu. Da kann es pas sie ren,<br />

dass ich beim ers ten Kun den die Sup pe,<br />

beim zwei ten die Haupt spei se und beim drit -<br />

ten das Des sert esse. Und viel leicht so gar,<br />

wie es auch schon war, beim vier ten den<br />

Kaf fee trin ke. Das ist mir das Al ler liebs te,<br />

da mit ich sehr viel Kun den im Haus tref fen<br />

kann. Ich lie be es, wenn die Kun den ins<br />

Haus kom men, denn in den Res tau rants<br />

sind im mer fal sche Oh ren da bei. (...)<br />

Am Nach mit tag fah re ich zu Kun den oder<br />

habe noch Aus wärts ter mi ne. Am Abend gibt<br />

es immer Verpflichtungen.<br />

Interviewer: Machen Sie zwischendurch<br />

ein mal eine Pau se<br />

Sch: Nein, es geht durch. Wenn ich früh<br />

heim kom me, ist es zehn. Ich ach te da rauf,<br />

dass ich vor Mit ter nacht zu Hau se bin, aber<br />

der Spiel raum ist zehn. Soll te ich ein mal vor<br />

zehn heim kom men, dann sagt mei ne Frau:<br />

„Was ist denn heu te los“<br />

Interviewer: Wie schaut das Wochenende<br />

aus<br />

Sch: Am Sams tag schaue ich, dass ich<br />

eine bis ein ein halb Stun den län ger schla fen<br />

kann. Da schla fe ich meist bis um halb acht,<br />

früh stü cke ein biss chen län ger und dann<br />

habe ich meist schon in der Bank ir gend wel -<br />

che Ter mi ne. Manch mal gehe ich dann mit<br />

meiner Frau einkaufen oder ich erledige<br />

schon et was in der Früh. Ich habe auch<br />

beim Haus zu tun, Ra sen mä hen oder ein<br />

paar Glühbirnen auswechseln. Spätestens<br />

dann geht es wie der wei ter. Es gibt kaum ei -<br />

nen Sams tag, an dem ich nicht am Nach mit -<br />

tag irgendwelche Termine habe. Sonntags<br />

bin ich vielfach entweder bei Hundertjahrfei -<br />

ern oder bei Er öff nun gen von Raiff ei sen -<br />

banken.<br />

In ter vie wer: Wann neh men Sie sich Zeit<br />

für sich selbst<br />

Sch: Wenn der Chauf feur fährt und ich im<br />

Auto mit der Post fer tig bin, kann ich mich<br />

schnell er ho len. Was mir eben falls sehr gut<br />

tut, ist, wenn ich am Hoch stand sit ze und auf<br />

ei nen Bock pas se.<br />

Und im Ur laub, wenn er ein mal höch -<br />

stens für 14 Tage nach Gra do fährt, liegt er<br />

am Swim ming pool und schreibt sei ne Re -<br />

den für die Herbst- oder die Früh jahrs of fen -<br />

sive.<br />

Kurz – Scha rin ger sti li siert sich als Ar -<br />

beits tier, dem die Ar beit nichts aus macht,<br />

son dern der eine rech te Freu de mit ihr hat.<br />

Aber Scha rin ger ver steht es auch so ne -<br />

benbei zu seinen Vergnügungen zu kommen,<br />

und wenn er be son ders gut auf ge legt<br />

ist, und wenn es passt, dann greift er auch<br />

einmal zur Trompete.<br />

Scha rin ger er zählt: „So wa ren wir zum<br />

Beispiel kürzlich mit <strong>Raiffeisen</strong>-Funktionä -<br />

ren zwei Tage in Est land und vier Tage in St.<br />

Pe ters burg. Und am Pe ters hof sind drei Mu -<br />

sikanten gewesen. Einer der Musikanten hat<br />

mir die Trom pe te in die Hand ge drückt und<br />

dann habe ich „Lil ly Mar le ne“ und den Deut -<br />

schen Zapfenstreich gespielt.“<br />

Ja, trau en tut er sich schon was, der Lud -<br />

wig. Im mer hin war St. Pe ters burg – da mals<br />

Le nin grad – im Zwei ten Welt krieg 900 Tage<br />

lang von der deut schen Wehr macht be la -<br />

gert. Eine Be la ge rung, die mehr als 600.000<br />

Men schen das Le ben kos te te. Da Lil ly Mar -<br />

le ne und den Deut schen Zap fenst reich zu<br />

spie len, da muss es schon sehr lus tig her ge -<br />

gan gen sein. Aber wahr schein lich hat es<br />

Scha rin ger wie der ein mal nur gut mit al len<br />

ge meint. Im mer hin sind vie le aus der Zeit<br />

schon lan ge nicht mehr am Le ben (egal ob<br />

sie zu den 600.000 ge hört ha ben oder nicht)<br />

und die jun gen Leu te dort sol len doch auch<br />

einmal eine andere Kultur kennen lernen.<br />

Grad wo sie so lan ge im Kom mu nis mus ein -<br />

ge sperrt wa ren. Karl Kraus, hät te wohl sei ne<br />

helle Freude mit Scharinger gehabt.<br />

Aber Scha rin ger kann auch an ders.<br />

Eben so le gen där wie sein Fleiß ist auch sein<br />

unbedingter Wille und seine Bereitschaft,<br />

an de ren auf die Füße zu stei gen, wenn sie<br />

sei nem Er folg im Wege ste hen. Da her ist,<br />

wenn man von der Raiff ei sen Lan des bank<br />

spricht, stets von der Ära vor, und der seit<br />

Scha rin ger die Rede. Und mein Freund Jo -<br />

sef, der schon zwei Jah re vor Scha rin ger in<br />

der <strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank arbeitete und<br />

dort auch bis zu sei ner Pen si on blieb, der<br />

also den Aufstieg Scharingers miterlebte,<br />

Jo sef also, macht im mer eine ehr fürch ti ge<br />

Pau se, wenn er vom Be ginn der Scharinger-Ära<br />

spricht.<br />

Claus Raidl, Generaldirektor der Böh -<br />

ler-Uddeholm imponiert dieses Auftreten<br />

Scha rin gers, das ihm auch den Spitz na men<br />

Luigi Moneti eingetragen hat, ebenfalls:


Seite 20 Wem gehört das Land<br />

Raidl er zählt: „Als Lud wig Scha rin ger die<br />

Kassenräume des <strong>Raiffeisen</strong>sektors Ober -<br />

ös ter reich be trat, war schnell klar, wer ab<br />

nun was nicht tun darf, und vor al lem war<br />

klar, dass die Raiff ei sen Lan des bank OÖ al -<br />

les – wirk lich al les ma chen kann. Am An fang<br />

dieser neuen Zeitrechnung haben sich die<br />

Ge nos sen in der Zen tra le in Wien noch ge -<br />

dacht „darf er denn das“ und da bei voll kom -<br />

men über se hen, was schon al les ge sche -<br />

hen ist. Das ist Lud wig Scha rin ger, der Re -<br />

bell.“<br />

Die <strong>Raiffeisen</strong>-Landesbank darf also alles<br />

ma chen – wie auch der Fürst bei Ma -<br />

chiavelli mit den christlichen Tugenden bre -<br />

chen muss, und al les da ran zu set zen hat,<br />

sei ne Macht zu er hal ten.<br />

Aber Raidl hat noch mehr zu sa gen: „ In<br />

ei nem klei nen Land wie Ös ter reich ist die<br />

Welt des Gel des und der Ban ken von der<br />

Welt der Po li tik fast nicht zu tren nen. Ein er -<br />

folg rei cher Ban kier muss auch die Welt der<br />

Po li tik ver ste hen und sich in ihr be haup ten<br />

können. Ludwig Scharinger ist das politische<br />

Le ben nicht fremd, ganz im Ge gen teil, er<br />

weiß, wie wich tig die Po li tik ist, um jene Rah -<br />

menbedingungen zu bekommen, die man<br />

braucht, um er folg reich ar bei ten zu kön nen.<br />

In der Zeit, als es noch gro ße ös ter rei chi -<br />

sche Ban ken in Wien gab, war für vie le Ban -<br />

ker die Po li tik nur ein Le hen ge ber, um be ruf -<br />

lich Karriere machen zu können. Scharinger<br />

je doch hat er kannt, dass die Po li tik ein Part -<br />

ner, ein Ge schäfts part ner sein muss, und<br />

hat daher innovative Produkte, wie zum<br />

Beispiel Privat Public Partnerships entwi -<br />

ckelt, angeboten und umgesetzt. Das ist<br />

Ludwig Scharinger, der Politiker.“<br />

Zu die sem PPP hat auch der Lin zer Bür -<br />

germeister, Franz Dobusch, unter dessen<br />

Ägide die intensive Zusammenarbeit zwischen<br />

der Stadt und der Raiff ei sen Lan des -<br />

bank ent stand, et was wich ti ges zu sa gen:<br />

„Das Finanzierungsmodell war ebenso innova<br />

tiv wie Bei spiel ge bend, weil die au ßer -<br />

budgetäre Abwicklung von Projekten der öf -<br />

fent li chen Hand seit den Maa stricht-Ab kom -<br />

men zum Ge bot der Stun de wur de. Nur so<br />

kann auch der neue Bahn hof mit dem neu en<br />

Landesdienstleistungszentrum entstehen<br />

und sich die Stadt wei ter ent wi ckeln.“<br />

Wenn man ge nau hin hört, ist das eine er -<br />

schre cken de Aus sicht. „Nur so“ – un ter Ein -<br />

bin dung des Fi nanz ka pi tals – kann sich die<br />

Stadt wei ter ent wi ckeln – sagt ihr Bür ger -<br />

meis ter.“<br />

Aber das ist nur ein klei ner Hin weis auf<br />

das eigentliche Thema dieser Veranstaltung.<br />

Mei ne Auf ga be ist es ja, Scha rin ger<br />

und seine Inszenierung zu beleuchten.<br />

Und auch da kann uns Do busch wei ter -<br />

hel fen, wenn er meint: Ich er ken ne „in Lud -<br />

wig Scha rin ger den Men schen, der weiß,<br />

dass nur eine prosperierende Wirtschaft in<br />

der Lage ist, den Men schen Ar beit, Exis -<br />

tenzsicherung und soziale Sicherheit zu geben.<br />

Diese soziale Kompetenz Ludwig<br />

Scha rin gers zeigt, dass er eben mehr ist, als<br />

nur ein erfolgreicher Bankmanager. Er gestal<br />

tet die Ge sell schaft in al len ih ren Fa cet -<br />

ten mit, aus einem Verantwortungsgefühl<br />

he raus, das heu te nicht mehr so selbst ver -<br />

ständlich ist.“<br />

Da hat er wohl recht, der Herr Bür ger -<br />

meister, denn dieses Verantwortungsgefühl<br />

für Land und Men schen war einst die Auf ga -<br />

be des mittelalterlichen Grundherren, der für<br />

seine Untertanen zu sorgen hatte. Vielleicht<br />

ver langt er auch des halb den Ein satz des<br />

gan zen Men schen, weil er meint, über den<br />

gan zen Men schen – im Sin ne ei nes Leib ei -<br />

ge nen ver fü gen zu kön nen. So meint eine<br />

seiner ehemaligen Sekretärinnen, die heute<br />

froh ist, den Tru bel aus der Fer ne be ob ach -<br />

ten zu kön nen: „Selbst wenn Scha rin ger auf<br />

Ur laub war, hielt er uns te le fo nisch auf Trab.<br />

(...) Und auch unsere eigene Freizeit koordinierten<br />

wir mit seinem Terminkalender.<br />

Wenn es hieß ‚i brauch di` gab es kei nen Wi -<br />

derspruch.“<br />

Aber wir wol len hier zum Ab schluss mei -<br />

ner Ausführungen den Wohltäter Oberöster -<br />

Zitate die<br />

alles sagen…<br />

Was ist ein Diet rich ge gen eine Ak -<br />

tie Was ist ein Ein bruch in eine Bank<br />

ge gen die Grün dung ei ner Bank Was<br />

ist die Er mor dung ei nes Man nes ge -<br />

gen die An stel lung ei nes Man nes,<br />

Ber tolt Brecht, Die Drei gro schen -<br />

oper, 1931<br />

Wie kriegt die Po li tik das Fi nanz -<br />

we sen in den Griff, wenn das Fi nanz -<br />

we sen die Po li tik im Griff hat Ro man<br />

Obrovski, AMS-Chef OÖ, OÖN<br />

19.8.2009<br />

Sagt der Zen tral ban ker zum Me -<br />

dien fürs ten, du hältst sie dumm, ich<br />

mach sie arm. Justus Erb<br />

Bankraub ist eine Unternehmung<br />

von Dilettanten. Wahre Profis gründen<br />

eine Bank. Bertolt Brecht<br />

reichs nicht als unerbittlichen Sklaventreiber<br />

das te hen las sen. Viel lie ber möch te ich noch<br />

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl<br />

in sei ner blu mi gen Spra che zu Wort kom -<br />

men las sen:<br />

„Die Schutzheiligen. Heiliger Florian, Heiliger<br />

Severin, Heiliger Leopold – drei<br />

Schutzheilige des Landes Oberösterreich.<br />

Doch halt: Ist da nicht ei ner ver ges sen<br />

Rich tig – der hei li ge Lud wig fehlt in die ser<br />

Aufzählung!<br />

Auch wenn er nicht Hei li ger ist und dies<br />

auch nie be an sprucht hat, ein Not hel fer ist<br />

er al le mal. (...) Und so ist bei je dem grö ße -<br />

ren Infrastrukturvorhaben im Lande ob der<br />

Enns ein Mann so fort in al ler Mun de: Lud wig<br />

Scha rin ger. (...) Lud wig als deus ex ma chi -<br />

na!“<br />

Deus ex ma chi na – der Gott aus der Ma -<br />

schi ne also. Ur sprüng lich ein Aus druck aus<br />

dem Griechischen, der dann latinisiert wur -<br />

de. In der an ti ken Tra gö die wur de ein un lös -<br />

bar erscheinender Konflikt häufig von einem<br />

(mit Hilfe eines Kranes herabschwebenden)<br />

Gott ge löst.<br />

Die ses Bild ge fällt mir, zur Be schrei bung<br />

des Lud wig Scha rin gers. Ei ner, der ei nen<br />

Gott spielt, der Pro ble me löst, und der doch<br />

selbst nur an ei ner Vor rich tung hängt – in<br />

sei nem Fall eine gro ße Bank – die ihm die -<br />

ses Illusionsstück ermöglicht.<br />

An dre as Wahl, Le sung beim Work -<br />

shop „Banken, Politik, Gesellschaft – am<br />

Beispiel der <strong>Raiffeisen</strong>landesbank Ober -<br />

ös ter reich“ im Rah men des 2. Aus tri an<br />

So ci al Fo rum (ASF) am 5. Juni 2004 in<br />

Linz<br />

Die Bank be stimmt die Po li tik und hin ter lässt über all ihre Spu ren wie hier beim Bahn -<br />

hof sto wer in Linz.

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