Werben wie die Profis
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Titelthema: MARKETING IM MITTELSTAND<br />
Sieben goldene Regeln fürs <strong>Werben</strong> mit Humor<br />
Ein Lacher ist oftmals schon <strong>die</strong> halbe Miete<br />
Wer Humor in der Werbung einsetzt, geht ein hohes Risiko<br />
ein. Schließlich will niemand lächerlich wirken – oder<br />
hämisch. Zündet eine Pointe aber, geht auch schnell <strong>die</strong><br />
Kampagne ab <strong>wie</strong> eine Rakete. So gelang es dem Online-<br />
Händler Zalando mit seinen „Schrei“-Kampagnen, Bekanntheit<br />
und Umsatz massiv zu steigern. 2014 erreichte<br />
Zalando über RPR1. und bigFM weit über 5 Millionen Hörer.<br />
Aus dem Vorgehen des Online-Händlers lassen sich<br />
1 . Regel 1: Du darfst nicht langweilen!<br />
sieben goldene Regeln fürs <strong>Werben</strong> mit Humor ableiten.<br />
Die Werbespots von Zalando erzählen in sich geschlossene<br />
Geschichten mit einer kleinen Dramaturgie. Das ist unter-<br />
2.<br />
haltsam, ohne zu überfordern.<br />
Regel 2: Ein Witz muss witzig sein!<br />
Nur wenig ist so grausam <strong>wie</strong> unlustiger Humor. Und eine<br />
Pointe, <strong>die</strong> in einem Spot läuft, muss über mehrere Wochen<br />
tragen. Wichtig ist daher, dass auch das Gagumfeld stimmig<br />
3.<br />
ist, der Kunde schon früh schmunzeln kann.<br />
Regel 3: Witz und Unterhaltung müssen im Einklang mit<br />
der Marke stehen und <strong>die</strong>se fördern.<br />
Werbung ist kein Selbstwert. Über eine unterhaltsame Pointe<br />
freut sich der Kunde. Kann der sich aber nicht mehr an<br />
das Produkt erinnern, hat das Unternehmen nichts davon.<br />
Ärgert der Kunde sich sogar über den Spot, wirkt sich das<br />
schädlich aus. Im Zalando-Spot auf RPR1. leitet „der Schrei“<br />
<strong>die</strong> Werbung ein. Das Markenzeichen der Kampagne bleibt<br />
4.<br />
also sicher im Gedächtnis haften.<br />
Regel 4: Die Werbung darf den Kunden nicht überfordern!<br />
Zalando lag mit seinem Timing immer goldrichtig. Ende 2010<br />
griff der Händler etwa das Thema Hippies auf. Kommunarde<br />
Rainer Langhans stand kurz davor, ins Dschungelcamp einzuziehen<br />
– das Thema war en vogue, der Hintergrund Millionen<br />
5.<br />
Menschen präsent.<br />
Regel 5: Humor darf nicht verletzen!<br />
Aufgebrachte Bevölkerungsgruppen will niemand als Protestgruppe<br />
vorm Unternehmen stehen oder als Shitstormer<br />
auf der Website haben. Beleidigungen sind daher nicht<br />
nur moralisch falsch. Gut, wenn Paro<strong>die</strong>rte mit der Paro<strong>die</strong><br />
leben können. In einer späteren Kampagne von Zalando<br />
6.<br />
spielte Rainer Langhans persönlich mit.<br />
Regel 6: Der Kunde muss sich gut fühlen!<br />
Vor allem <strong>die</strong> Zielgruppe muss <strong>die</strong> Pointe lustig finden. Bei Zalando<br />
kommen <strong>die</strong> – meist männlichen – Klugscheißer schlecht<br />
weg, während <strong>die</strong> Unbedarften – meist Frauen – gewinnen.<br />
Klar, warum sich <strong>die</strong> Zielgruppe da angesprochen fühlt.<br />
7.<br />
Regel 7: Die Werbung darf nicht mehr versprechen, als das<br />
Unternehmen leisten kann!<br />
Der Zalando-Spot animiert <strong>die</strong> Kunden zur unvorsichtigen<br />
Bestellung. Das Argument: Sie können <strong>die</strong> Ware ja <strong>wie</strong>der<br />
zurückschicken. Rund <strong>die</strong> Hälfte der Besteller machte das damals<br />
– für das Unternehmen ein massives Kostenproblem.<br />
Der Mittelstand legt Wert<br />
auf präzise Werbung<br />
Mittelständler drängt’s in Netz<br />
Am Wachstum der Werbeetats im Internet<br />
hat der Mittelstand gehörigen Anteil.<br />
Denn der hat im vergangenen Jahrzehnt<br />
seine Ausgaben fast verdoppelt und wählt<br />
<strong>die</strong> digitale Welt als bevorzugten Ort. Das<br />
sagt Prof. Dr. Oliver Heil, er ist Leiter des<br />
Lehrstuhls für Marketing und BWL an der<br />
Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.<br />
Hinter dem Begriff Hidden Champions steht <strong>die</strong> Tatsache,<br />
dass der Mittelstand mehr leistet, als öffentlich bekannt<br />
ist. Woran liegt’s Tun <strong>die</strong> Unternehmen zu wenig für <strong>die</strong><br />
Werbung<br />
Zumindest holen sie auf: Die mittelständischen Unternehmen<br />
sind zunehmend sensibel fürs Marketing geworden. Ich schätze,<br />
dass sich das Werbeaufkommen in den vergangenen 10 bis<br />
15 Jahren fast verdoppelt hat.<br />
Wie wirbt der Mittelstand<br />
Sachlich. Statt mit emotionalen oder psychologischen Stilmitteln<br />
arbeiten <strong>die</strong> Unternehmen mit handfesten Informationen<br />
zu ihren hochwertigen Produkten. Der Mittelstand betreibt<br />
präzises Marketing, dreht aber nicht am ganz großen Rad –<br />
dafür fehlt das Budget.<br />
… das er für Online-Werbung zum Beispiel nicht unbedingt<br />
bräuchte.<br />
Deshalb hat das Online-Marketing in den vergangenen Jahren<br />
durch den Mittelstand enorme Wachstumsraten erzielt. Dieser<br />
Trend hält an, verstärkt sich. Bisher verteilt sich das Geld<br />
auf <strong>die</strong> unterschiedlichen Werbeformen im Internet – von der<br />
eigenen Website bis zum Auftritt in den sozialen Netzwerken.<br />
Die Kombinationsmöglichkeiten, <strong>die</strong> es beim <strong>Werben</strong> im Internet<br />
gibt, haben aber viele noch nicht entdeckt. Dies wird ein<br />
entscheidender Erfolgsfaktor. Wenn <strong>die</strong>se Kompetenz nicht im<br />
Haus ist, sind Unternehmen gut beraten, sich <strong>die</strong>se von Externen<br />
einzuholen.<br />
4 %<br />
eCommerce-Umsatz in Deutschland (Nov. und Dez., in Milliarden Euro)<br />
Anteil am gesamten Weihnachtsgeschäft<br />
5 %<br />
6 %<br />
7 %<br />
6 % 7 %<br />
3,6 4,1 4,6 5,0 5,5 5,9 6,5 7,4 8,5 10,0<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
(Prognose)<br />
8 %<br />
9 %<br />
10 %<br />
12%<br />
Quelle : HDE, statista<br />
S. 6 Chefsache 12|14<br />
Chefsache 12|14 S. 7