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Station Kohlenmeiler Physik Oberstufe

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Anhang 2<br />

Nichts ging ohne Holz<br />

Als die Germanen noch ähnlich wie Asterix und seine Freunde in ihren Dörfern lebten, war<br />

Deutschland zu 90% mit Wald bedeckt. Ein paar hundert Jahre später, gegen Ende des 14.<br />

Jahrhunderts, war diese Fläche auf ein Drittel zusammengeschrumpft. Womit hing das zusammen<br />

Erst einmal stieg die Bevölkerung an, so dass die Bauern Wald roden mussten, um sich dort neu<br />

anzusiedeln. Die gefällten Bäume konnte man gleich zum Hausbau benutzen. Dazu steckte man<br />

Baumstämme in die Erde und umwand sie mit Weidengeflecht, das man dann mit Lehm beschmierte<br />

und schon war das Haus fertig. Die Pfähle, die man in die Erde steckte, faulten rasch durch, so<br />

musste man bald ein neues Haus bauen. Solche Pfahllöcher können die Archäologen heute noch im<br />

Boden finden und auf diese Art vollständige Dörfer rekonstruieren. Die neuen Siedlungen entstanden<br />

oft unter der Anleitung von Klöstern. Dazu gehört auch das Zisterzienserkloster Waldsassen und aus<br />

diesem sogenannten Stiftland kommen alle Häuser, die im ersten Dorf im Oberpfälzer<br />

Freilandmuseum stehen. Die Felder reichten bis zum Waldrand und so hat man die Landschaft auch<br />

im Museum nachgebaut. Wenn ein Ortsname mit Reut, Rode oder Roding aufhört, dann weiß man,<br />

auf welche Art es entstanden ist. Nur ganz reiche Städter, die Burgherren und die Kirche konnte es<br />

sich leisten, ihre Gebäude in Stein zu errichten, deshalb nennt man sie auch „steinreich“. Solche<br />

steinreichen Kaufleute gab es zum Beispiel in der Stadt Regensburg.<br />

Im Laufe des Mittelalters stellten die Zimmerleute die Häuser dann auf einen Steinsockel, so dass sie<br />

länger hielten. Entweder bauten sie ein Gerüst aus Balken, das dann nach wie vor mit Weiden und<br />

Lehm ausgefacht wurde, zu sehen ist das im Stiftlanddorf und im Juradorf des Museums, oder sie<br />

bauten sogenannte Blockhäuser, die ganz aus Holz waren, die sieht man im Waldlerdorf des<br />

Museums. Im Stiftlanddorf kann man auch sehen, dass die Dächer oft aus Holzschindeln gefertigt<br />

waren. Aber nicht nur die Häuser waren aus Holz. Nahezu alle Gebrauchsgegenstände waren es<br />

auch. Das Essen löffelte die Familie mit einem Holzlöffel aus einer Holzschale, die Füße steckten in<br />

Holzschuhen und fast alle Werkzeuge waren aus Holz. Es gab aber auch Gegenstände, für die Holz<br />

nicht widerstandsfähig genug war. Eine Axt zum Beispiel musste natürlich aus Eisen sein und auch<br />

ein Pflug war aus Holz zu schwach. Den hat man aber trotzdem aus Holz gebaut und dann die<br />

wichtigen Stellen, wie das Streichbrett, mit Eisen verstärkt. Im Denkenbauernhof steht eine große<br />

Sammlung solcher Pflüge. Die meisten Handelswaren wurden in Holzfässern transportiert, die hatten<br />

ähnliche Vorzüge wie unsere Container, denn ihre Größen waren genormt. Das Fass war viel<br />

praktischer als eine Kiste. Es war nämlich stabiler, man konnte es rollen und aufeinander stapeln.<br />

Viele Gegenstände, die heute aus Kunststoff sind, waren früher aus Leder und auch die Gerber, die<br />

aus Tierhäuten das Leder produzierten, brauchten viel Holz und vor allem Baumrinde, um ihre<br />

Gerberlohe anzusetzen. Ein anderer, wichtiger Stoff, den man aus dem Holz gewinnt ist das Pech.<br />

Das war der viel gebrauchte Klebstoff des Mittelalters. Schon der vor über 5000 Jahren verstorbene<br />

Ötzi trug ein Päckchen Birkenpech in seiner Tasche. Mit Pech haben die Handwerker ihre Fässer und<br />

ihre Boote wasserdicht gemacht und wenn sie das Pech mit Fett vermischten, hatten sie eine<br />

ausgezeichnete Wagenschmiere, ohne die sich kein Rad früher gedreht hätte. Wenn man Baumharz<br />

durch Destillierung in seine flüssigen und festen Bestandteile trennt, hat man Terpentin und<br />

Kolophonium, mit welchem noch heute jeder Geiger seinen Bogen einstreicht. In den Küstenstädten<br />

bauten die Bewohner aus Holz riesige Schiffe, mit denen ein Christoph Columbus sogar bis nach<br />

Amerika fahren konnte, aber auch in der Oberpfalz brauchten die Menschen Boote zum Fischen und<br />

Lastkähne, um Waren über die Flüsse zu verschiffen.<br />

Viel Holz brauchte die Hausfrau zum Kochen. Das Kochen fand am offenen Feuer statt, in einem<br />

kleinen gemauerten Raum mit Rauchabzug, der sogenannten Rußküche. Im Denkenbauernhof des<br />

Museum kann man eine solche Küche anschauen. In Deutschland hatte man genügend Holz um<br />

ganze Tiere am Spieß zu braten und so ist ja auch heute noch der Schweinebraten die<br />

Lieblingsspeise der Deutschen. Es gibt aber auch Länder, die nur ganz wenig Holz hatten und viel<br />

sparsamer damit umgehen mussten. Die haben ihre Nahrung erst kleingeschnitten und dann ganz<br />

kurz gebraten, was auch gut schmeckt, wie wir aus jedem Chinarestaurant wissen.<br />

Auch im Mittelalter gab es Industriebetriebe, die richtig viel Energie verbrauchten. Das waren die<br />

Ziegeleien, die Kalkbrennereien, die Salinen und die Eisenverhüttung. Um zum Beispiel die<br />

Salzpfannen der Saline in Lüneburg am Kochen zu halten, haben die Menschen soviel Holz<br />

umgehauen, dass eine einzigartige Kulturlandschaft entstanden ist, die Lüneburger Heide.<br />

Nun ist es aber so, dass es sehr mühsam ist, die schweren Holzstämme aus dem Wald<br />

herauszubringen und dann bis zu ihrer Verwendung weiter zu transportieren. Viel besser ist es, das<br />

Holz bereits im Wald zu Holzkohle zu verarbeiten, weil sie zum Transportieren viel leichter ist (60 %<br />

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