Informationszeitschrift von ForFarmers OKTOBER 2011

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REPORTAGE Gute Ideen und innovative Erfindungen werden belohnt: Mit seiner Infrarotheizung für den Melkroboter hat Marcel Brookhuis (rechts) von der Jury des Innovationsfonds Farmers for Farmers einen Preis bekommen. ForFarmers-Berater Paul Schutte freut sich mit ihm. Innovative Ideen werden belohnt 8 Als die Seile für die Melkbecher im Melkroboter im letzten Winter bei tiefen Minusgraden immer wieder steifgefroren waren, ersann Milchviehhalter Marcel Brookhuis aus Haren eine praktikable Lösung: Er heizt den Melkbereich seitdem punktgenau mit einer Infrarotheizung und bekam für diese einfache aber geniale Idee eine Auszeichnung vom Innovationsfonds Farmers for Farmers. Manchmal kommt es anders als man plant. Dass der gebürtige Niederländer Marcel Brookhuis heute im emsländischen Rütenbrock 100 Kühe melkt, hat sich so ergeben. Für zwei Generationen war der heimische Hof in den Niederlanden selbst mit der geplanten Aufstockung von 40 auf 60 Kühe zu klein, also sah sich der Hofnachfolger nach anderen Lösungen um. Als ForFarmers- Berater und Milchviehspezialist sah er viele Betriebe und konnte sich ein gutes Bild von verschiedenen Betriebsphilosophien und –abläufen machen. 500 Meter hinter der deutsch-niederländischen Grenze wurde er schließlich in Rütenbrock fündig und kaufte dort einen bestehenden Milchviehbetrieb. Dass der Verkäufer Heinrich Hake später einmal sein Schwiegervater werden sollte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Mit der Übergabe des Hofes und der Übernah- me der Milchviehhaltung fügte sich später eins zum anderen, Marcel Brookhuis lernte die Tochter des Hauses, Teresa Hake kennen und lieben, die beiden heirateten und wohnen heute mit ihren beiden Töchtern Mieke und Liesbeth auf dem Hof. Umstellung auf Melkroboter Marcel Brookhuis züchtet Schwarz- und Rotbunte. Seine Quote beträgt 1,1 Mio. Liter, er liefert 1,2 Mio. Liter an die Molkerei. 100 laktierende Kühe stehen im Schnitt an den beiden, vor einem Jahr angeschafften Lely-Astronaut-Melkrobotern. Maximal acht Kilogramm Kraftfutter bekommen die Kühe im Roboter, bei zweimaligem Gang höchstens sechs Kilogramm. Die Hochleistungskühe können zusätzlich zwei Kilogramm Kraftfutter in der Cosmix-Futterstation bekommen. Vorher wurden die Kühe dreimal am Tag gemolken. „Da stand ich allein für das Melken schon neun Stunden im Stall“,
BETRIEBSDATEN erinnerte er sich. Für den Lely-Roboter hat sich Brookhuis entschieden, weil dieser „bei den Erfahrungsberichten der anderen Landwirte die beste Pannenstatistik mit der geringsten Fehlerquote aufwies.“ Die Umstellung vom dreimaligen Melken im Melkstand zum Robotermelken verlief stressfrei, alle Kühe haben es gelernt. Da nicht mehr alle Kühe dreimal zum Melken gehen, ist seine Milchleistung um ein paar Prozentpunkte gefallen, doch Marcel Brookhuis hat jetzt ein wesentlich einfacheres und vor allem körperlich leichteres Arbeiten und mehr Zeit für andere Dinge wie Tierbeobachtung und Kontrolle gewonnen. Kleine Änderung mit großer Wirkung Milchmenge und –qualität stimmen, also alles im grünen Bereich könnte man meinen, wären da nicht die beiden harten Winter mit langen Frostperioden gewesen. Bei minus fünfzehn Grad kommen Systeme an ihre Grenzen und es entstehen Fehlerquellen, mit denen man im Routinebetrieb nicht rechnet. Da die Melkbecher mit Wasser gereinigt werden, ist die Umgebung feucht. Bei den Tiefsttemperaturen im letzten Winter froren dann immer wieder die Seile, die die Melkzeuge halten, fest, die Melkbecher lösten sich von den Strichen und der Roboter hakte. Marcel Brookhuis dachte nach und erarbeitete zusammen mit seinem Bruder Robert und seinem Vater Gerard eine technisch ausgefeilte Lösung: Mit einer Infrarotheizung heizt er seither den Schwachpunkt im System, die Melkzeugaufhängung. „Sie müssen es sich so vorstellen, dass Ihnen an einem kalten Februarmorgen die Sonnenstrahlen wärmend ins Gesicht scheinen. Die Außentemperatur bleibt kalt, aber im Gesicht ist es angenehm warm“, erklärt Brookhuis seine Erfindung. Das etwa 50 mal 50 Zentimeter große Heizelement hängt an der Wand anderthalb Meter vom Roboterarm in Betrieb entfernt. Die Heizplatte nimmt nicht viel Raum ein und kann problemlos an- und abgebaut werden. Seither ist auch längerer Frost für den Melkbetrieb kein Problem mehr. Vorbeugen statt heilen „Wir freuen uns immer, wenn wir aus der Praxis innovative Vorschläge, Denkanstöße und Ideen bekommen“, erklärt ForFarmers- Berater Paul Schutte. Der Spezialist für Robotermelken betreut den Betrieb schon länger und kennt die Tricks und Kniffe, mit denen die automatischen Melksysteme optimiert werden können. In seiner Beratung legt er deshalb vor allem Wert auf die Vorbeugung. „Roboterkühe müssen freiwillig zum Melken kommen und deshalb gut zu Fuß sein“, erläutert er. „Der regelmäßigen Klauenpflege und Stoffwechseloptimierten Fütterung kommt deshalb eine große Bedeutung zu.“ So ist das Kraftfutter Super Melk Glucobrock mit 170g Rohprotein zwar energiereich, aber langsam verdaulich und beugt so der Acidose vor. Die Trockensteher erhalten eine schmackhafte Strukturration aus je einem Drittel Stroh, einem Drittel Heu und einem Drittel Mais plus Trockenstehermineral. Kurz vor der Geburt wird die Fütterung angefahren: „far-off and close-up“ beschreibt Schutte das Fütterungssystem, das zum Ziel hat, die Euter- und Klauengesundheit zu erhalten und die Kondition der Kuh sowie Pansenaktivität und –volumen zu stimulieren. „Das sorgt für einen problemlosen Start in die neue Laktation und eine gutes Bewegungsverhalten, was für Roboterbetriebe unabdingbar ist“, erklärt der Fachmann. Seinen Weg finden Marcel Brookhuis ist mit seinen bisher erreichten Ergebnissen zufrieden und sieht sich auf einem guten Weg in die Zukunft als Milchviehhalter. Er weiß, dass kleine Schrauben manchmal große Umdrehungen bewirken: „Mein Betriebsziel ist nicht immer mehr, sondern immer besser“, beschreibt er seine Philosophie. Ob er die Geldprämie vom Innovationspreis wieder in den Betrieb investiert oder ob er eine sich schöne Anschaffung für sich, seine Frau Teresa und seine Töchter Mieke und Liesbeth gönnt, hat er uns nicht verraten. Die Infrarotheizung hat den Vorteil, dass sie punktgenau auf das Melkzeug gerichtet werden kann und nicht den ganzen Raum heizt. Das spart Energie und Kosten. Ein gutes Team: Marcel Brookhuis ist der Kopf des Betriebes, Ehefrau Teresa das Herz. Die Töchter Mieke (bei Papa) und Liesbeth vervollständigen das Quartett. Der Weser-Ems-Union-Zuchtbetrieb von Marcel Brookhuis liegt bei Naren im Emsland. Dort stehen 120 Milchkühe. Die Bullenkälber werden verkauft, die weibliche Nachzucht wird im elterlichen Betrieb, in den Niederlanden, aufgezogen. Marcel Brookhuis baut auf überwiegend sandigen Böden mit geringer Bodenpunktzahl 23 Hektar Silomais und fünf Hektar Mais für CCM an. Soja und Rapsschrot bezieht er von ForFarmers, wie auch die Kraftfuttersorten Super Melk Glucobrock, Populair Brock und Unimix. Gefüttert wird teil-TMR mit dem Mischwagen. Die Außenwirtschaft hat Marcel Brookhuis komplett abgegeben, er konzentriert sich auf die Zucht, die Herdenführung und ein gutes Fütterungsmanagement. Die Milchleistung liegt aktuell bei etwa 10.000 Kilogramm, bei sehr guten Keim- und Zellzahlen sowie geringen Tierarztkosten von einem halben Cent pro Kilogramm Milch. 9
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