Helmut Tiefenthaler
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<strong>Helmut</strong> <strong>Tiefenthaler</strong><br />
Natur und Kultur am<br />
Walgauweg<br />
Bludenz – Rheintal
<strong>Helmut</strong> <strong>Tiefenthaler</strong><br />
Natur und Kultur am Walgauweg Bludenz - Rheintal<br />
Inhalt<br />
1. Erlebnisorientiertes Wandern am Beispiel Walgauweg 3<br />
2. Die Walgau-Sonnenseite 4<br />
Natur und Landschaft 4<br />
Herrschaftsgebiete und Gemeinden 5<br />
3. Routenverlauf 7<br />
Gehzeiten 7<br />
4. Routenbeschreibung 8<br />
Bludenz 8<br />
Bludenz – Nüziders 9<br />
Nüziders – Ludesch 11<br />
Ludesch – Thüringen 15<br />
Thüringen – Schnifis 17<br />
Schnifis – Röns 18<br />
Röns – Satteins 19<br />
Satteins – Melkboden 22<br />
Melkboden – Feldkirch 22<br />
Feldkirch 25<br />
Melkboden – Rankweil 27<br />
Rankweil 30<br />
Auftrag- und Herausgeber:<br />
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt.VIIa – Raumplanung und Baurecht<br />
(Zl. VIIa-342.01, www.vorarlberg.at/wanderwege)<br />
Fotos: <strong>Helmut</strong> <strong>Tiefenthaler</strong><br />
Umschlagbild: Ausschnitt aus der Karte Provincia Arlbergica von Blasius Hueber 1783<br />
Kartografie: ÖK 1:50.000 (©BEV, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV - Bundesamtes<br />
für Eich- und Vermessungswesen in Wien, EB 2006/01688);<br />
Freytag & Berndt 1:100000, Kartenverlag Wien<br />
Bregenz 2006
1. Erlebnisorientiertes Wandern am Beispiel Walgauweg<br />
Wenn für das Erleben einer Landschaft das Hauptaugenmerk auf die natur- und kulturgeografische<br />
Vielfalt und Schönheit gerichtet wird, bietet der Walgau eine Erlebnisdichte, wie sie<br />
im Verhältnis zur Fläche wohl von keinem anderen Talraum Vorarlbergs überboten wird. Der<br />
Walgau ist zwar ein Tal im Gebirge, aber kein typisches Gebirgstal. Wo andere Talschaften<br />
ihren Talschluss haben, ist der Walgau durch das Einmünden von Großem Walsertal, Klostertal,<br />
Montafon und Brandnertal sogar sternförmig in verschiedenen Richtungen geöffnet. Zum<br />
Rheintal hin ist der Walgau zwar weit offen, doch die eigentliche Talsohle der Ill ist bei Feldkirch<br />
zur Schlucht verengt. Innerhalb des Walgaus kontrastieren ebene Tallandschaften und<br />
Gebirgszüge, wobei sich zwischen Rätikon und Walserkamm ost- und westalpine Gesteinswelten<br />
mit ihren charakteristischen Unterschieden gegenüberstehen. Hinzu kommen die klimatischen<br />
Unterschiede nach Höhenlagen, Sonnen- und Schattenseite und damit auch Verschiedenheiten<br />
im Pflanzenkleid.<br />
Kulturgeschichtlich ist die lange Andauer des rätoromanischen Volkstums bezeichnend, so<br />
dass das Gebiet im Mittelalter in den Augen der Alemannen schlechthin der Gau der „Walchen“<br />
– d.h. der „Welschen“ – war. Auch wenn viele Ortsnamen irgendwie deutsch anmuten, gehen<br />
sie meistens doch auf rätoromanische, manchmal auch vorrömische Namen zurück. Im Walgau<br />
wurde die klimatisch begünstigte Sonnenseite zweifellos schon lange vor der Römerzeit besiedelt.<br />
Die vorhandenen kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten – besonders Kirchen und<br />
Burgruinen – stammen aber zum allergrößten Teil aus dem zweiten Jahrtausend.<br />
Man kann den Walgau in seiner erstaunlichen Vielfalt in hundert oder mehr Tageswanderungen<br />
nach und nach entdecken. Aber kann man ihn auch in ein bis zwei Tagen einigermaßen<br />
kennen lernen? Bei welcher Route könnte man in dieser Kürze einen guten Überblick gewinnen?<br />
Dieser Frage wurde bereits im Rahmen der früheren Regionalplanungsgemeinschaft<br />
Walgau anlässlich der Erarbeitung des ersten Wanderwegekonzeptes für die Walgau-Sonnenseite<br />
nachgegangen. Dabei wurde bewusst, dass keine Route allen Wünschen zu entsprechen<br />
vermag. Es erwies sich auch als unmöglich, überwiegend den historischen Durchgangswegen zu<br />
folgen, da diese meistens durch Straßenbauten und Autoverkehr zum Wandern uninteressant<br />
geworden sind. Abweichend von den alten Hauptrouten sollte an der Sonnenseite zur Aussicht<br />
auf den Rätikon und ohne übermäßige Auf- und Abstiege auch eine gewisse Höhe erreicht<br />
werden. Um die landschaftlichen Reize der Talschaft auf einer einzigen Hauptroute soweit wie<br />
möglich erlebbar zu machen, wurde vom Geografen und Historiker Oskar Wiederin als einem<br />
der besten Kenner des Gebiets im Zusammenwirken mit der Regionalplanungsgemeinschaft<br />
Walgau, den berührten Gemeinden und der Raumplanung des Landes der nachfolgend beschriebene<br />
„Walgauweg“ gewählt und dieser den Anforderungen einer durchgehenden Hauptroute<br />
entsprechend beschildert.<br />
Die zwischen Bludenz und dem Rheintal gewählte Verbindung eignet sich als Teilstrecke<br />
verschiedener Weitwanderwege, auch wenn diese noch nicht als solche angeboten werden.<br />
Innerhalb Vorarlbergs könnte sie Bestandteil von Routen „Vom Arlberg zum Bodensee“ oder<br />
„Vom Gletschereis zum Bodensee“, darüber hinaus allenfalls „Vom Bodensee zum Gardasee“<br />
sein. Ebenso kann sie im Anschluss an den Arlbergweg oder den Montafoner Illweg ein Teil der<br />
Pilgerroute in Richtung Einsiedeln sein. Der Walgauweg stellt in Schnifis überdies die Verbindung<br />
mit dem Walserweg her und ist bis Feldkirch jetzt schon Teil der „Via Alpina“.<br />
3
2. Die Walgau-Sonnenseite<br />
Natur und Landschaft<br />
Geologisch ist der Walgau zwischen Bludenz und Feldkirch Übergangsgebiet von Ost- und<br />
Westalpen. Im Raum Bludenz – Ludesch enden auf der Sonnenseite die charakteristischen<br />
Schichtfolgen des Oberostalpins, welche das Lechquellengebirge aufbauen und am Hohen<br />
Fraßen enden. Daran schließt sich am Eingang des Großen Walsertals der Vorarlberger Flysch<br />
an, aus dem der größte Teil der sonnseitigen Hanglagen mit dem Walserkamm gebaut ist. In<br />
Satteins schließt sich das so genannte Helvetikum mit den Gesteinsfolgen der Säntisdecke an.<br />
Mit auffälligen Unterschieden zur Sonnenseite gehört auf der anderen Talseite der Rätikon bis<br />
zu den Drei Schwestern den ostalpinen Kalkalpen an, wobei die felsgraue Gipfelregion zumeist<br />
aus Hauptdolomit gebaut ist.<br />
Der Walgau verfügt insgesamt über einen außergewöhnlich reichhaltigen Formenschatz der<br />
letzten Eiszeit. Auf der Sonnenseite fallen oberhalb von Thüringen, Bludesch und Schlins vor<br />
allem schön ausgebildete Geländestufen auf. Diese sind am Rande des Illgletschers entstanden.<br />
Die Terrassen wurden oft von Schmelzwässern gebildet, die sich am Eisrand gesammelt haben<br />
und durch die Furche des Schwarzen Sees ins Rheintal flossen. An der eiszeitlichen Modellierung<br />
der Hanglagen waren zudem Moränen und Hangrutschungen mitbeteiligt. Die Ausgestaltung<br />
der Talebene erfolgte nach dem Abschmelzen des Illgletschers hauptsächlich durch Schotterablagerungen<br />
von Ill und Lutz. Dabei hat sich die Ill in die bei Feldkirch entstandenen<br />
Schluchtstrecken noch weiter eingetieft.<br />
Herbstlicher Talnebel kann es erleichtern, sich den eiszeitlichen Illgletscher vorzustellen.<br />
4
Klimatisch haben die vom Walgauweg durchzogenen Hanglagen die Vorzüge eines außerordentlich<br />
sonnigen Gebiets, dessen Temperaturverhältnisse zudem noch durch häufige Föhntage<br />
begünstigt sind. Daher ist hier die schneefreie Zeit wesentlich länger als auf der Schattenseite.<br />
Bei spätherbstlicher Temperaturumkehr kommt es nicht selten vor, dass die Talebene unter<br />
einer Nebeldecke liegt, während sich in den oberen Hanglagen die Sonnenwärme eines heiteren<br />
Himmels genießen lässt.<br />
Dank der abwechslungsreichen Geländegestaltung wechseln neben dem Untergrund auch<br />
die kleinklimatischen Verhältnisse oft auf kleinem Raum. So führt der Walgauweg durch ein<br />
Mosaik von sehr verschieden ausgebildeten natürlichen Lebensräumen. Es sind sowohl in<br />
Waldbereichen wie auch im Wiesengelände vielgestaltig ausgebildete Biotope anzutreffen. Obwohl<br />
auf der Sonnenseite mehr unbewaldete Trockenstandorte vorhanden sind als auf der Schattenseite,<br />
sind auf lehmigem Untergrund immer wieder kleinflächige Moore zu finden. Vorherrschend<br />
ist jedoch eine bäuerlich geprägte Kulturlandschaft, in der die frühere Natürlichkeit<br />
heute oft stark zurückgedrängt ist.<br />
Herrschaftsgebiete und Gemeinden<br />
Als der Name der Talschaft 1123 als Walcehgöy erstmals urkundlich genannt wurde, war das<br />
eine Benennung von deutschsprachigen Außenstehenden, mit welcher das ganze „welsch“<br />
sprechende Vorarlberg (das Vorderland inbegriffen) gemeint war und im Tal der Ill die ältere<br />
rätoromanische Bezeichnung Val Druschauna oder Vallis Drusiana verdrängt wurde. Damals<br />
hat man auch noch das Große Walsertal, Klosteral und Montafon zum Walgau gerechnet.<br />
Dieses große Gebiet wurde im Spätmittelalter als Folge der montfortischen Erbteilungen aber<br />
immer mehr zerstückelt. Bei einem geschichtlichen Rückblick mag überraschen, wie kleinräumig<br />
wechselnde Hoheitsverhältnisse ab dem 15. Jahrhundert allein im Gebiet der Walgau-<br />
Sonnenseite anzutreffen waren.<br />
An das Gebiet der Herrschaft Feldkirch grenzte die Herrschaft Jagdberg mit Burg Jagdberg<br />
in Schlins als Zentrum. Zu dieser gehörten auch die Gebiete von Satteins, Röns, Schnifis, Düns<br />
und Dünserberg. Am Eingang des Großen Walsertal wurde von Schloss Blumenegg aus die<br />
gleichnamige Herrschaft verwaltet, welche die Gemeinden Bludesch, Thüringen, Ludesch und<br />
den größten Teil des großen Walsertals umfasste und erst 1804 österreichisch wurde. Im<br />
benachbarten Nüziders war Schloss Sonnenberg Mittelpunkt der Herrschaft Sonnenberg, welche<br />
1455 in den Besitz des Truchsesses von Waldburg gelangte, aber bereits 1473 vom habsburgischen<br />
Herzog Sigmund erobert und mit der schon vorher an Habsburg gelangten Herrschaft<br />
Bludenz vereinigt wurde.<br />
Durch die 1806 unter bayrischer Herrschaft erfolgte territoriale Neueinteilung Vorarlbergs<br />
verloren die Abgrenzungen dieser Herrschaften bzw. Landstände ihre frühere Bedeutung.<br />
Seither besteht das vom Walgauweg durchzogene Talgebiet zwischen Bludenz und Feldkirch<br />
aus den Gemeinden Nüziders, Ludesch, Thüringen, Schnifis, Röns, Satteins und Göfis.<br />
5
Der Talraum am Walgauweg in Blasius Huebers Karte „Provincia Arlbergica“ von 1783<br />
Die Wanderroute im Überblick<br />
6
3. Routenverlauf<br />
Der Walgauweg hat zwischen den Stadtzentren von Bludenz und Feldkirch eine Gesamtlänge<br />
von 26,4 Kilometer, von Bludenz bis Rankweil von 26,8 Kilometern.<br />
Die Route ist so gewählt, dass sie exemplarisch die natur- und kulturräumliche Eigenart und<br />
Vielfalt der Talschaft erlebbar zu machen vermag. Um einen guten Gesamtüberblick mit einem<br />
möglichst weiten Rätikon-Panorama zu gewinnen, wurde versucht, auf den sonnseitigen Hanglagen<br />
die nötige Höhenlage zu erreichen und dennoch mit einem Minimum an Höhendifferenz<br />
auszukommen. Der Unterschied zwischen dem niedrigsten und höchsten Punkt (Feldkirch<br />
460 m, Schnifis 660 m) beträgt nur 200 Höhenmeter. Einkehrmöglichkeiten sind in allen Ortschaften<br />
Stunden Gehzeit.<br />
Bei dieser im Rahmen der früheren Regionalplanungsgemeinschaft Walgau konzipierten und<br />
1995 fertiggestellten Hauptroute wurde darauf geachtet, dass sie durchgehend gelb-weiß<br />
markiert werden kann und die Zielangaben der Wegweiser denen einer Hauptroute entsprechen.<br />
Die Route wurde von Anfang an Walgauweg genannt, eine zusätzliche Beschriftung mit dieser<br />
Bezeichnung war ursprünglich aber nicht vorgesehen.<br />
Es versteht sich von selbst, dass eine solche Hauptroute normalerweise nur auf Teilstrecken im<br />
Zusammenhang mit anderen Routen, meistens Rundwanderungen zwischen Tal und Berg<br />
benützt wird. Wenn die gesamte Strecke von Bludenz nach Feldkirch oder Rankweil an einem<br />
Weitwanderwegen aber nicht ungewöhnlich. Für ein bequemeres Wandern ist es leicht möglich,<br />
die Gehzeit auf zwei Tage aufzuteilen. Für die Übernachtung in einem Gasthof kommt derzeit<br />
vor allem Röns in Frage.<br />
Gehzeiten<br />
Zwischen den Etappenorten sind folgende Gehzeiten vorzusehen:<br />
Bludenz – Nüziders 1<br />
Nüziders – Ludesch 1 ¼<br />
Thüringen – Schnifis 1 ¼<br />
Röns – Satteins ¾<br />
Stunden<br />
Satteins – Feldkirch oder Rankweil 2 insgesamt 7 ¼ Stunden<br />
Bei den Varianten über Satteins – Feldkirch und Satteins – Rankweil bestehen bezüglich der<br />
Gehzeiten somit keine nennenswerten Unterschiede.<br />
7
4. Routenbeschreibung<br />
Bludenz<br />
Der bei Bludenz sternförmig in Richtung Walgau, Großes Walsertal, Klostertal, Montafon und<br />
Brandnertal geöffnete Talraum war schon vor Jahrtausenden ein Knotenpunkt von Urwegen.<br />
Die geländemäßig und klimatisch begünstigten Bereiche wurden früh besiedelt. Siedlungsspuren<br />
in den Hanglagen des Montikel und auf dem Schwemmkegel des Galgentobels reichen<br />
bis in die frühe Bronzezeit zurück.<br />
Im 9. Jahrhundert hatte das mit dem Namen Pludeno benannte Dorf bereits eine Pfarrkirche.<br />
Der im 13. Jahrhundert aufblühende Arlbergverkehr hat nach der Gründung der Montforterstadt<br />
Feldkirch auch die Werdenberger Grafen zur planmäßigen Anlage einer Stadt bewogen. Die<br />
1296 erwähnte Stadt – oppidum Bludens – war bereits von einer Burg überragt und mit Befestigungsanlagen<br />
versehen.<br />
Bludenz 1643 in einer Darstellung von Matthäus Merian<br />
Bludenz war wiederholt – besonders 1444, 1491, 1638 und 1682 – von verheerenden Stadtbränden<br />
betroffen. Durch die wiederholten Zwänge zum Wiederaufbau ist von der mittelalterlichen<br />
Bausubstanz nicht mehr viel erhalten. Dennoch macht die Altstadt im Bereich des alten<br />
Rathauses und Nepomukbrunnens einen mittelalterlichen Eindruck.<br />
Lange Zeit sah es so aus, als könne Bludenz dem engen Korsett des kleinen Stadtbereichs<br />
nicht entwachsen. Als 1824 die Arlbergstraße Bludenz – Landeck fertiggestellt wurde, hatte<br />
Bludenz noch nicht einmal 2000 Einwohner. Einen gründlichen Wandel bewirkte hingegen die<br />
1884 erfolgte Eröffnung der Arlbergbahn. Nun folgte ein Industrialisierungsschub, der sich in<br />
der Stadt durch die Schokoladenfabrik Suchard auch mit angenehmen Düften bemerkbar macht.<br />
Durch Zuwanderung von auswärtigen Arbeitskräften – anfangs vor allem aus Welschtirol –<br />
stellte sich auch eine starke Bevölkerungszunahme und Bautätigkeit ein.<br />
8
Bludenz – Nüziders<br />
Nachdem beim Stadtbrand von 1491<br />
Pfarrkirche und Stadtburg zerstört<br />
worden waren, mussten sie neu errichtet<br />
werden. Wenn man heute<br />
vom oberen Stadttor auf dem Fußgängeraufgang<br />
zur St. Laurentius-<br />
Pfarrkirche hinaufgeht, sieht man<br />
einen Bau vor sich, der zwar noch<br />
die Herkunft aus der Gotik verrät,<br />
doch erst mit dem 1667-70 erbauten<br />
Turm zum heutigen Bludenzer<br />
Wahrzeichen wurde.<br />
Die nach dem Brand wieder aufgebaute<br />
Burg wich im 18. Jahrhundert<br />
einem Neubau. Der österreichische<br />
Vogt Franz Andreas Freiherr<br />
von Sternbach ließ 1745-52 das Barockschloss<br />
Gayenhofen errichten.<br />
Seit dem 1960-63 erfolgten Umbau<br />
beherbergt das Gebäude die Bezirkshauptmannschaft<br />
Bludenz.<br />
St. Laurentiuskirche<br />
Der von der Bludenzer Altstadt ausgehende Walgauweg führt vom Oberen Tor an der alten<br />
Pfarrkirche St. Laurentius vorbei zu einer Straßenkreuzung, von wo man dem dortigen Wegweiser<br />
folgend in Richtung Muttersbergbahn aufwärts geht. Nach Überquerung des Galgentobelbachs<br />
und ein paar Schritten durch die 1942-47 erbaute Südtiroler Siedlung kommt man<br />
auf einen Fußweg. Dieser zieht sich im unteren Hangbereich zumeist durch Bergwald und führt<br />
mitten in den Dorfkern von Nüziders.<br />
Die Geschichte von Nüziders reicht wie die von Bludenz weit in vorrömische Zeit zurück. Der<br />
Ort dürfte im Frühmittelalter – 820 Nezudene, 842 Nezudere geschrieben – als zentraler Ort<br />
zwischen Rheintal und Arlberg aber noch bedeutsamer gewesen sein als Bludenz. Dort bestanden<br />
damals ein Königshof und die vielleicht älteste Pfarrkirche des Walgaus. Die Kirche wurde<br />
sogar noch für das hinterste Klostertal zur Mutterkirche. Der Bedeutung dieses Ortes entsprechend<br />
haben die Grafen von Montfort-Werdenberg im 13. Jahrhundert die Veste Nezudre<br />
errichtet. Diese Burg wurde 1404 in einem Konflikt zwischen den Werdenbergern und ihren<br />
inzwischen habsburgisch gewordenen Tiroler und Feldkircher Nachbarn zerstört.<br />
9
Die 1404 zerstörte Burg wurde<br />
bald als Residenz des Churer<br />
Bischofs Hartmann wieder aufgebaut<br />
und Burg Sonnenberg genannt.<br />
1455 kam sie in den Besitz<br />
von Eberhard Truchsess von<br />
Waldburg, der 1463 sogar in den<br />
Rang eines Reichsgrafen erhoben<br />
wurde. Der Reichsgrafschaft Sonnenberg<br />
war aber kein langer Bestand<br />
beschieden. Ein Streit mit<br />
Herzog Sigmund von Tirol kam<br />
diesem nicht ungelegen, um die<br />
Burg zu belagern und 1473 zu<br />
zerstören. Auf diese Weise kam<br />
die Herrschaft Sonnenberg an<br />
Habsburg. Durch die Vereinigung<br />
der Herrschaften Sonnenberg und<br />
Bludenz wurde die Burg in Nüziders<br />
überflüssig und zur Ruine.<br />
Burgruine Sonnenberg<br />
Mit der Eroberung der Herrschaft Sonnenberg verlor Nüziders seinen Rang als Mittelpunkt<br />
eines Gebietes, das von Frastanz bis zum Arlberg reichte. In Nüziders verblieb nur noch die<br />
Gerichtsstätte in Guggais am Hangenden Stein.<br />
In Nüziders sind manche bemerkenswerte Altbauten erhalten, wie etwa das sehr alte St.<br />
Vinerius-Kirchlein und die Pfarrkirche (Ende 17. Jhdt. erbaut, 1827 erweitert), doch die meisten<br />
alten Häuser sind 1865 einem verheerenden Dorfbrand zum Opfer gefallen. Beim Wiederaufbau<br />
und der späteren Neugestaltung des Dorfes wurde immerhin mit Erfolg auf die Erhaltung eines<br />
ansprechenden Ortsbilds Bedacht genommen.<br />
Nüziders – Ludesch<br />
Vom Hauptwegweiser im Ortszentrum führt die Route auf einer Gemeindestraße zum<br />
westlichen Ortsende. Dabei kommt man auch am ehemaligen Bad vorbei, das mit seiner<br />
schwachen Schwefelquelle im 19. Jahrhundert zeitweise viel besucht war. Im Bereich des Hangenden<br />
Steins folgt der Walgauweg bis Ludesch dem Verlauf einer historischen Straßenverbindung.<br />
Von dieser ist allerdings nicht bekannt, wann sie angelegt wurde.<br />
11
Der Hangende Stein ist ein in die Talebene vorspringender Felssporn, über den die Gemeindegrenze<br />
von Nüziders und Ludesch verläuft. Noch um 1800 war das gewissermaßen die Staatsgrenze<br />
zwischen der habsburgisch-österreichischen Herrschaft Sonnenberg und der dem Reichsstift<br />
Weingarten zugehörigen Herrschaft Blumenegg.<br />
In geologischer Hinsicht ist der aus Hauptdolomit bestehende Hangende Stein gleichsam<br />
ein Grenzstein an der Grenze von Ost- und Westalpen. Dieser Querriegel stellt die Verbindung<br />
des oberostalpinen Gesteinsverbands des Lechquellengebirges mit dem des Rätikons dar. Die<br />
unter den Illschottern verborgene Felstalsohle liegt aber ungewöhnlich tief. Bei einer in der Talmitte<br />
erfolgten Bohrung wurde sie auch in einer Tiefe von 160 Metern noch nicht erreicht.<br />
Der Hangende Stein ist als Naturdenkmal geschützt. Im Biotopinventar ist am vordersten<br />
Teil des Felsriegels ein etwa 30 Hektar umfassender Landschaftsteil auch im Hinblick auf die<br />
Eigenart des Bewuchses mit Föhren und Pfeifengras, wärmeliebenden Trockengebüschen und<br />
Felsspaltengesellschaften als schutzwürdig ausgewiesen.<br />
Südabfall des Hangenden Steins<br />
Unweit des Hangenden Steins befand sich im Mittelalter der Gerichtsplatz Guggeis. Von<br />
diesem weiß man aber nicht sehr genau, wo er lag und wie lange er diese Funktion hatte. Nahe<br />
am Südabfall des Hangenden Steins steht in der Talebene auf Ludescher Gebiet eine als<br />
Naturdenkmal geschützte Eiche, von der erzählt wird, sie habe als Gerichtseiche der Herrschaften<br />
Sonnenberg und Blumenegg gedient. An dieser Eiche seien die Delinquenten gehängt<br />
worden. Diese Behauptung kann allerdings nicht bestätigt werden. Die Eiche hat einen hohlen<br />
Stamm, dessen Umfang mehr als 5 Meter beträgt. Diese Alterserscheinungen haben oft auch<br />
dazu verleitet, fälschlich von der „tausendjährigen Eiche“ zu sprechen.<br />
12
Das Naturdenkmal „Gerichtseiche“ in der Talebene beim Hangenden Stein<br />
Der Walgauweg führt hart am Rande der Talebene in den alten Dorfbereich von Ludesch am<br />
Fuße des Ludescherbergs. Dabei lässt sich auch leicht ein Abstecher zu der am Hang stehenden<br />
Kirche St. Martin machen.<br />
In Ludesch wurde die frühmittelalterliche Ansiedlung 842 mit dem Ortsnamen Lodasco und als<br />
Standort einer eigenen Pfarrkirche erwähnt. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Ansiedlung von eingewanderten<br />
Walserfamilien am Ludescherberg und im Gebiet von Raggal-Marul, das pfarrlich<br />
bis 1586 zu Ludesch gehörte. Die am Ludescherberg wohnenden Familien mussten zum Gottesdienst<br />
aber weiterhin bei jedem Wetter nach Ludesch gehen.<br />
Vor dem Bau der barocken Pfarrkirche St. Sebastian (1637-39) war die Kirche St. Martin<br />
der pfarrliche Mittelpunkt. Kultur- und kunstgeschichtlich ist diese heute vielleicht überhaupt<br />
der bemerkenswerteste Kirchenbau im Walgau.<br />
Die spätgotische Pfarrkirche St. Martin wurde im ausgehenden Mittelalter auf den Mauerresten<br />
eines älteren Vorgängerbaus errichtet, der möglicherweise aus dem 8. Jahrhundert<br />
stammte. Die Kirche ist in ihrer originellen baulichen Gliederung mit gestaffeltem Chor, Langhaus,<br />
Vorhalle und Turm mit Beinhaus im Untergeschoss dem Gelände in seltener Weise angepasst.<br />
Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgten Um- und Zubauten. Dabei wurde der frühere Kirchenturm,<br />
der angeblich durch eine Lawine zerstört worden sei, 1614 durch das Türmchen auf<br />
der Südwestseite ersetzt. Aus dem 16.-17. Jahrhundert stammt auch die vorzüglich erhaltene<br />
Innenausstattung mit beachtenswerten Flügelaltären, Wand- und Deckenfresken. Ein Kuriosum<br />
sind die Kirchenbänke, die hier wie bei der Kirche St. Nikolaus in Bludesch auf der Frauenseite<br />
nur aus Balken ohne Lehnen bestanden. 1996-97 erfolgte eine gründliche Restaurierung der<br />
Kirche. Bei diesem Anlass erfolgten mit Grabungen auch Forschungen zur Baugeschichte.<br />
13
Die alte Ludescher Pfarrkirche St. Martin ist in ihrer Anlage bestmöglich dem Gelände angepasst.<br />
14<br />
An der Außenfassade der Pfarrkirche<br />
St. Martin sind auch<br />
Kritzeleien von Pilgern – hier mit<br />
einer Jakobsmuschel – zu sehen.<br />
An die vielen Durchreisenden, die<br />
in Ludesch anhielten, erinnert bei<br />
der Kirche St. Martin auch ein<br />
Fresko an der Westfassade, das<br />
einen übergroßen St. Christophorus<br />
– den Patron der Reisenden<br />
und Pilger – darstellt.
Ludesch – Thüringen<br />
Von der alten Pfarrkirche gelangt man auf Gemeindestraßen und einem innerörtlichen Fußweg<br />
zur jetzigen Pfarrkirche und bald danach auf der Hauptstraße zur Brücke über die Lutz. Über<br />
diese kommt man am Ausgang des Großen Walsertals in die Gemeinde Thüringen. Nach wenigen<br />
Minuten auf einem Begleitweg neben der Hauptstraße biegt man auf die alte Landstraße ab,<br />
die mitten in den reizvollen Dorfkern führt.<br />
Thüringen wird in der ersten urkundlichen Erwähnung von 842 Turingos cum ecclesia genannt.<br />
Der Ort war damals also bereits ein Kirchdorf. Im 13. Jahrhundert wurde die montfortische<br />
Veste Blumeneck errichtet. Damit entwickelte sich Thüringen zum Mittelpunkt und Gerichtsort<br />
der Grafschaft und späteren „Freien Reichsherrschaft Blumenegg“, welche auch das Gebiet von<br />
Bludesch und Ludesch sowie den größten Teil des Großen Walsertals umfasste. Die Herrschaft<br />
Blumenegg unterstand von 1614 bis 1802 dem Reichsstift Weingarten. Nach dessen Säkularisierung<br />
kam sie 1802 an das Haus Nassau-Oranien-Dillenburg, 1804 an Österreich.<br />
Den Mittelpunkt des Ortszentrums bildet die hohe barocke Pfarrkirche St. Stephan, die der<br />
Weingartner Abt 1712-14 erbauen ließ. In der Mitte des Dorfes fällt auch das Haus Nr. 12 auf,<br />
welches als Amtssitz der Weingartner Vögte diente. Das ehemalige Schloss Blumenegg stand<br />
außerhalb des Dorfes am Berghang oberhalb der Lutz. Nach einem Brand im Jahre 1774 wurde<br />
es nicht mehr aufgebaut. Die Ruine ist vom Walgauweg über einen bei der Lutzbrücke abzweigenden<br />
Weg erreichbar.<br />
Mauerreste der Schlossruine Blumenegg<br />
15
Thüringen – Schnifis<br />
Vom Hauptwegweiser im alten Ortszentrum geht man in den Sägawinkel, wo früher die Wasserkraft<br />
des Schwarzbachs zum Betrieb einer Säge und anderer Handwerksbetriebe genutzt<br />
wurde. Etwas weiter am Hang befand sich die 1837 vom schottischen Unternehmer John Douglass<br />
gegründete Baumwollspinnerei und Weberei, welche damals als der modernste Industriebetrieb<br />
Vorarlbergs bekannt wurde.<br />
Die Route des Walgauwegs steigt auf dem im Sägawinkel links abzweigenden Fußweg zu<br />
der ins Große Walsertal führenden Straße an. Nach Überquerung der Straße gelangt man auf<br />
einer Gemeindestraße in die Hanglagen von Flugelin. Dort kommt man am legendären Ansitz<br />
Falkenhorst vorbei. In dieser vom Textilfabrikanten John Douglass erbauten Villa wurde 1838<br />
John Sholto Douglass geboren, der als Pionier des Vorarlberger Alpinismus berühmt wurde.<br />
1868 kam im gleichen Haus dessen Sohn Norman Douglas (bei ihm mit nur einem „s“ im<br />
Familiennamen) zur Welt, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der erfolgreichsten<br />
Reiseschriftsteller Englands war. 1923 erschien sein Buch Toghether (deutsch Wieder im Walgau)<br />
mit Schilderungen aus seiner Kindheit und seiner 1921-22 unternommenen Wanderungen<br />
im Walgau. Auf dem Walgauweg mag man sich daran erinnern, dass er am liebsten in den<br />
Hanglagen zwischen Thüringen und Schnifis unterwegs war.<br />
Auf der Zufahrtsstraße der Häuser von Flugelin erreicht man ein Wäldchen, durch das man<br />
zu den aussichtsreichen Hanglagen ob dem Ansitz Jordan kommt. Hier kann man unterwegs<br />
vielleicht eine Erinnerung von Norman Douglas nachempfinden: „Jetzt weiter und aufwärts zur<br />
nächsten Höhe und darüber hinaus, wo der Wald beginnt und wo man, wenn man zurückschaut,<br />
einen herrlichen Blick auf die Zimba hat. Ja, das ist’s, weshalb ich hergekommen bin. Nach<br />
diesen Ausblicken wird man vergeblich England und das ganze Becken des Mittelmeers durchstöbern.<br />
… Wenn man von den lichten Fluren in das feierliche und freundliche Zwielicht der<br />
Bäume tritt, ist es, als ob man in eine weite, grüne Höhle schritte, in eine andere Welt.“<br />
Andere Empfindungen hatten früher freilich jene Schnifner, für die der gleiche Weg bei<br />
jedem Wetter und auch im Winter der „Fabriksweg“ zum Douglass’schen Betrieb in Thüringen<br />
war.<br />
Von einer Wegteilung im Wald zieht sich die Route auf einem Forstweg eine Weile ohne<br />
nennenswerte Steigungen durch den Tschanischawald. Sobald man unvermittelt aus dem Wald<br />
heraustritt, vermag der Anblick der idyllischen Wiesenterrassen von Schnifis und die Auslicke<br />
zum Rätikon zwischen Zimba und Drei Schwestern und zu den Schweizer Rheintalbergen bis<br />
zum Säntis auch heute beglückende Gefühle wie in den Tagen von Norman Douglas zu wecken.<br />
Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die aussichtsreichen Hanglagen erreicht man das<br />
Dörfchen Schnifis.<br />
Der Sonnenbalkon von Schnifis war schon früh besiedelt. In Urkunden des 9. Jahrhunderts<br />
wurde der Ort Senobio (820) und Senuvio (842) genannt, der bereits über eine Kirche verfügte.<br />
Wenn heute Pilger durch Schnifis nach Einsiedeln wandern, sei auch an das Kuriosum erinnert,<br />
dass das Kloster Einsiedeln hier bereits im Jahre 949 begütert war. Das hängt mit der Nähe des<br />
Ortes zur Propstei St. Gerold zusammen, deren Kirche über dem Grab des Eremiten Gerold<br />
errichtet wurde, nachdem dieser seinen dortigen Besitz dem Kloster Einsiedeln vermacht hatte.<br />
Die Pfarre Schnifis wird heute noch durch Patres von Einsiedeln seelsorglich betreut. Die im<br />
16.-19. Jahrhundert erbaute Pfarrkirche wurde nach einem Brand im Jahre 1971 erneuert.<br />
17
Feldweg durch die östlichen Hanglagen von Schnifis<br />
Schnifis – Röns<br />
Die Route führt in Schnifis auf dem Gehsteig der Ortsdurchfahrt bis zu einer Kreuzung, wo sie<br />
auf die alte Landstraße abbiegt, auf der man unterhalb der heutigen Landesstraße den Ortsrand<br />
erreicht. Nach dem Queren eines Tobelwäldchens weist eine Markierung auf einen nach links<br />
abbiegenden Fußweg hin. Auf diesem ist es ein reizvoller Spaziergang im Waldrandbereich und<br />
über eine Wiesenterrasse ins Dörfchen Röns.<br />
Röns ist mit einer Fläche von nur 1,4 km² die kleinste Gemeinde Vorarlbergs. Im rätischen<br />
Güterverzeichnis von 842 wurde der Ort mit den Namen Reune erwähnt. Zufolge der begrenzten<br />
Lebensgrundlagen stieg die Bevölkerungszahl bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nie über 150<br />
Einwohner an, so dass man sich von der eigenen Landwirtschaft<br />
einigermaßen ernähren konnte.<br />
Kreishauptmann Ebner hat den Ort 1838 wegen der guten Wiesen,<br />
Äcker, Obst- und Weingärten auf den sonnigen Hanglagen als<br />
„ziemlich wohlhabend“ beschrieben. Um 1875 waren noch über<br />
drei Hektar Rebkulturen vorhanden, an die jetzt nur mehr ein paar<br />
Steinmauern, Flurnamen wie Wingert und Torggel sowie das Gemeindewappen<br />
erinnern.<br />
Gemeindewappen von Röns<br />
18
Das Wappen von Röns zeigt außer der Weinrebe mit den zwei Trauben auch den so genannten<br />
St. Magnus-Stab. Der aus St. Gallen stammende Benediktinermönch Magnus wirkte in der<br />
ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Ihm ist die Dorfkirche in Röns geweiht. Sie wurde 1495<br />
erbaut und 1501 geweiht. Die restaurierte gotische Kirche verfügt über eine sehenswerte Innenausstattung.<br />
Für Pilger von besonderem Interesse ist der spätgotische Flügelaltar mit Skulpturen<br />
der bekanntesten Pilgerpatrone Jakobus und Christophorus. Für die Landbevölkerung war die<br />
Kirche in Röns auch ein Wallfahrtsziel, da St. Magnus als Helfer gegen Feldungeziefer verehrt<br />
wurde.<br />
St. Magnus-Kirche in Röns<br />
Röns – Satteins<br />
Von Röns wandert man durch eine Geländemulde abwärts und auf einem Feldweg ins Ried,<br />
heute ein entwässertes Wiesengelände. Die Mulde erinnert an einen eiszeitlichen Wasserabfluss<br />
am Rande des Illgletschers. In anderen Bereichen des Walgaus sind solche Relikte als Hangterrassen,<br />
nicht selten auch in Stufen übereinander, erhalten. Diese Terrassen waren in manchen<br />
Bereichen – auch in Schnifis, Röns und Düns – die geeignetsten Ansatzpunkte für die Besiedlung.<br />
Durch das Trockental westlich von Röns floss der Eisrandbach am Talrand zur Senke des<br />
Schwarzen Sees und über Valduna – Rankweil in den Bodenseefjord. Bei einem vorausgegangenen<br />
Gletscherstand befand sich das Bett des Eisrandabflusses oberhalb der Terrasse von Röns<br />
in einer Höhenlage von 640 m, wo es im Bereich Wals besonders schön ausgebildet ist und wo<br />
auch noch die Natürlichkeit eines Feuchtbiotops erhalten ist.<br />
19
Hangterrasse zwischen Röns und Satteins<br />
Die Route führt durch die Viehweide von Fangasella in eine Waldlandschaft, die auf Satteinser<br />
Gebiet Inderholz (= „Hinteres Holz“) genannt wird. Das dortige Gelände war am Ende der<br />
Eiszeit von großflächigen Hangbewegungen betroffen, als die Sandsteinschichten nach dem<br />
Abschmelzen des Illgletschers ihren Halt verloren hatten. Im Bergwald vereinigt sich die Route<br />
beim Kohlplätzle – der Name erinnert an ehemalige Köhlerei – mit dem früher von Satteins<br />
nach Düns führenden Fahrweg. Von dort erreicht man schon in einer Viertelstunde die Ortsmitte<br />
von Satteins.<br />
Das Dorf Satteins liegt am Rande einer sonnigen Talbucht des vorderen Walgaus. Als<br />
besondere Standortgunst wurde hier bereits in vorgeschichtlicher Zeit die Lage an dem durch<br />
die Mulde des Schwarzen Sees führenden Urwegs geschätzt. So betritt man in Satteins eines der<br />
ältesten Siedlungsgebiete im Tal. Oberhalb des Ortes wurde auf der Anhöhe Vatlära ein relativ<br />
großer bronzezeitlicher Siedlungsbereich nachgewiesen. Ein anderer urzeitlicher Siedlungsplatz<br />
befand sich auf dem Höhenrücken der Heidenburg zwischen Ill und Schwarzem See. In der<br />
Nähe von Satteins kamen auch Überreste einer Villa aus der Römerzeit (1.-3. Jhdt.) zum Vorschein.<br />
Auf Horwa im Wald oberhalb von Satteins konnte ein weiterer alter Siedlungsplatz<br />
nachgewiesen werden. Die frühmittelalterliche Siedlung wurde im rätischen Güterverzeichnis<br />
von 842 mit dem Namen Sataginis bereits als Kirchdorf erwähnt. Zu dieser Benennung gibt es<br />
Vermutungen, dass sie auf einen keltischen Ortsnamen zurückgeht. Oberhalb von Satteins entstand<br />
im 13.-14. Jahrhundert die Burg der Ritter von Schwarzenhorn, die 1405 zerstört wurde.<br />
Im 19. Jahrhundert veränderte sich Satteins vor allem durch den Dorfbrand von 1870, bei dem<br />
52 Häuser abbrannten. Von der Feuersbrunst verschont blieb die Pfarrkirche St. Georg, die<br />
1822-24 nach einem Plan von Alois Negrelli im damaligen Staatsstil erbaut wurde.<br />
20
Satteins – Melkboden<br />
In Satteins spaziert man vom Kirchplatz durch das Schmittagässele und danach auf der Schwarzenhornstraße<br />
wenige Minuten aufwärts bis zu einem Wegweiser, der die Abzweigung in Richtung<br />
Schwarzer See und Schildried anzeigt. Dort gelangt man im Ortsteil Fohn rasch an den<br />
oberen Ortsrand. Nun geht man auf einem Fußweg weiter durch einen Waldbereich und erreicht<br />
bei der Walgaustraße am Melkboden (556 m) den Zugang zur scharf eingeschnittenen Talfurche<br />
des Schwarzen Sees.<br />
Am Melkboden bieten sich zum Weitergehen ins Rheintal zwei Varianten an:<br />
1. über Göfis-Schildried nach Feldkirch: 1 ¼ Stunden<br />
2. über Göfis-Pfitz nach Rankweil: 1 ¼ Stunden<br />
Die beiden Varianten haben nicht nur die gleiche Gehzeit, sie sind auch hinsichtlich der<br />
Erlebnisqualitäten der Routen und Ziele vergleichbar. Im Folgenden werden daher beide<br />
Varianten als annähernd gleichwertig zur Wahl gestellt und beschrieben.<br />
Melkboden – Feldkirch<br />
Vom Wegweiser am Melkboden ladet am Waldrand ein Feldweg zu einem Spaziergang ein, bei<br />
dem sich nun von Westen her eine weite Aussicht auf den Walgau und zum Rätikon hin<br />
genießen lässt. Vom Kristhof führt ein Sträßchen abwärts zur Häusergruppe von Göfis-Schildried.<br />
Bis hierher geht man durch sonnige Hanglagen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als<br />
Weinberg genutzt wurden.<br />
In Schildried erreicht man nahe der Ill den Talrand. Dieser Bereich war von der Hochwasserkatastrophe<br />
des Jahres 2005 hart betroffen. Da man bei den in der Ebene erbauten Wohnhäuser<br />
damit rechnen musste, dass sie auch vor künftigen Überschwemmungen der Ill nicht<br />
hinreichend geschützt werden können, erfolgte die Entscheidung zum Auflassen dieser Wohnbebauung.<br />
2006 wurden alle vom Hochwasser gefährdeten Häuser abgebrochen.<br />
Nahe von Schildried erhebt sich ein bewaldeter Hügel, der Jahrhunderte hindurch ein<br />
Rebberg war. Bei dieser Kuppe besteht die Möglichkeit, in nur 10 Minuten einen Abstecher zur<br />
nahen Burgruine Sigberg zu machen. Der Weg zur Ruine – er ist zum Teil noch annähernd im<br />
mittelalterlichen Original erhalten – war lange Zeit Bestandteil der Wegverbindung Göfis –<br />
Frastanz über die dortige Illbrücke. Die 1255 erstmals urkundlich erwähnten Herren von<br />
Sigberg waren Dienstmannen der Feldkircher Grafen von Montfort. Als Graf Rudolf III. mit den<br />
eigenen Bürgern in Streit geriet und diese auf Sigberg Schutz suchten, ließ er die Burg 1355<br />
zerstören. Nachdem sie wieder aufgebaut worden war, sorgte Graf Friedrich von Toggenburg<br />
1435 neuerlich und nun endgültig für ihre Zerstörung. Bis 1637 stand nur noch die an die<br />
südwestliche Ringmauer angebaute Burgkapelle in Verwendung. Um wenigstens die letzten<br />
Mauerreste zu erhalten, wurden 2000-05 Sanierungsarbeiten durchgeführt.<br />
22
Burgruine Sigberg<br />
Am Weg zwischen Schildried und Stein gelangt man an der Ill zu einer Stelle, an welcher der<br />
Hauptfluss des Walgaus von der Autobahn und der Bahnlinie überbrückt ist. Ebenso geht man<br />
auch an einer gedeckten Holzbrücke vorbei, die früher der Straßenverbindung Göfis – Frastanz<br />
gedient hatte. Im Bereich der gedeckten Brücke befand sich schon im Mittelalter eine Illbrücke.<br />
Im Nahbereich der damaligen Brücke fand am 20. April 1499 die folgenschwere Schlacht<br />
bei Frastanz statt. Dabei wurde das Heer Kaiser Maximilians von den auf Bergwegen über<br />
Amerlügen ins Tal gestiegenen Eidgenossen völlig besiegt. Auf österreichischer Seite waren an<br />
die 2000 Tote zu beklagen, darunter 500 Walgauer.<br />
23<br />
Schlacht bei Frastanz<br />
(Darstellung in der Emser<br />
Chronik von 1616)
Nach einem Spaziergang am Illufer entlang biegt man durch eine Unterführung unter der Eisenbahnlinie<br />
nach rechts ab. Von da gelangt man auf einem Feldweg auf einem Wiesenhang in<br />
wenigen Minuten zu den Häusern der Göfner Parzelle Stein, wo auch ein Gasthaus zum Einkehren<br />
einlädt. In Stein überquert man die Landstraße und wandert auf einem Forstweg weiter<br />
durch den Steinwald in die obere Illschlucht. Wo der Weg in ein auffallend breites Straßenstück<br />
mündet, betritt man die historische Trasse der einstigen Hauptstraße Feldkirch – Bludenz.<br />
Hier ist es 1537 erstmals gelungen, im steilen Felsgelände eine Straße und eine Illbrücke zu<br />
bauen. Später folgten immer wieder Verbreiterungen und neue zeitgemäße Brückenbauten,<br />
wobei die neuesten Betonkonstruktionen allerdings ziemlich fremdkörperhaft wirken.<br />
Die Wanderroute wechselt ein Stückweit auch noch auf die flussseitig angelegte Eisenbahntrasse,<br />
auf der von 1872 bis zur Fertigstellung des neuen Bahntunnels (1991) die Züge zwischen<br />
Feldkirch und Bludenz gefahren sind.<br />
Im Anschluss an diese Relikte der Verkehrsgeschichte in der oberen Illschlucht kommt man<br />
am Stadtrand von Feldkirch auch an einem Bau mit industriegeschichtlichen Erinnerungen<br />
vorbei. Im so genannten Ganahl-Areal befand sich nämlich die 1833 gegründete Baumwollspinnerei<br />
des Textilunternehmens Ganahl. Doch die Zeit ist schon lange vorbei, als Feldkirch als<br />
einer der wichtigsten Standorte der Vorarlberger Textilindustrie gerühmt wurde. Innerhalb<br />
weniger Jahrzehnte hat sich der Feldkircher Stadtrand zur Illschlucht hin gründlich gewandelt.<br />
Immerhin ist dort aber auch heute noch ein Park anzutreffen, der im Wesentlichen schon in den<br />
1870er Jahren angelegt wurde. Nicht weniger eindrucksvoll wie damals ist auch das Bild der<br />
Schattenburg, das man zwischen alten Parkbäumen erblickt. Nun sind es nur mehr ein paar<br />
Schritte bis zum Rand der Altstadt am Fuße der Burg.<br />
Blick zur Schattenburg zwischen oberer Illschlucht und Stadtrand<br />
24
Feldkirch<br />
Feldkirch ist die westlichste Stadt Österreichs und verfügt mit der Altstadt und der sich darüber<br />
erhebenden Schattenburg über das besterhaltene mittelalterliche Stadtbild Vorarlbergs. Mit dem<br />
planmäßigen Ausbau der Stadt und der Errichtung der Schattenburg wurde um 1200 von Graf<br />
Hugo von Montfort begonnen. 1218 wurde die Stadt Feldkirch – Civitas Veltkilch – erstmals<br />
urkundlich erwähnt. Graf Rudolf, der letzte Feldkircher Montforter, gewährte den Bürgern 1376<br />
weitgehende demokratische Freiheiten. Damit erhielt Feldkirch den Charakter einer Stadtrepublik<br />
mit hoher Gerichtsbarkeit, bevor die Herrschaft 1379 von Habsburg erworben wurde. Diese<br />
Freiheiten waren fortan auch von den österreichischen Herzögen zu respektieren.<br />
Die zum Teil heute noch erhaltenen Befestigungsanlagen stammen überwiegend aus dem<br />
15.-16. Jahrhundert, wie zum Beispiel der Katzenturm (mit der größten Glocke des Landes),<br />
Mühletor, Pulverturm, Zeughaus, Wasserturm und Diebsturm an der Ill sowie das Churertor.<br />
Die Stadt Feldkirch in einer Darstellung der Emser Chronik von 1616<br />
25
In Kriegszeiten konnten Belagerungen – wie z.B. durch Rudolf von Habsburg (1270), Ludwig<br />
von Bayern (1345), Eidgenossen (1499) und Franzosen (1799-1800) – zumeist erfolgreich abgewehrt<br />
werden. Feldkirch war aber 1349 und 1460 von verheerenden Stadtbränden betroffen.<br />
Die gotische Domkirche mit Haupt- und Seitenschiff wurde 1478 von Hanns Sturn erbaut.<br />
Die letzte Renovierung erfolgte 2005-6. Von ihrer Innenausstattung sind besonders die Altarbilder<br />
von Wolf Huber, die Kunstschmiedearbeit der Kanzel und die Glasmalerien von Martin<br />
Häusle beachtenswert. Als „Dom“ wird die Kirche erst seit der 1968 erfolgten Gründung der<br />
Diözese Feldkirch bezeichnet.<br />
Dank der günstigen Verkehrslage – Verknüpfung der uralten Verkehrsroute Bodensee – Italien<br />
mit der Arlbergverbindung – war Feldkirch bereits im Mittelalter der wichtigste Handelsschwerpunkt<br />
des Landes mit Salzhaus, Kornhaus und Zünften für „Kramer“ und Handwerker. In der<br />
Umgebung bestanden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausgedehnte Weinberge, von denen<br />
nur mehr am Ardetzenberg ein kleines Rebgut erhalten ist. Vom 19. bis zur zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts war Feldkirch auch ein Schwerpunkt der Vorarlberger Textilindustrie. In der<br />
Bedeutung als Handels- und Industriezentrum wurde die Stadt inzwischen von Dornbirn überholt.<br />
Der wirtschaftliche Vorrangverlust ist immerhin nicht ohne positive Nebenwirkungen bei<br />
der Erhaltung des historischen Stadtbilds und der verbliebenen kulturellen Bedeutung. Das<br />
heutige Feldkirch hat allerdings auch die frühere herausragende Funktion als Schwerpunkt<br />
humanistischer Bildung nicht mehr beibehalten können. Die einstige Bedeutung als „Studierstädtle“<br />
geht auf die ins Spätmittelalter zurückreichenden Bemühungen zur Stärkung des Bildungswesens<br />
(um 1400 Lateinschule, später mit Lyzeum der Jesuiten) zurück. Mit dem<br />
Jesuitengymnasium „Stella Matutina“ (1856-1978) war die Stadt sogar international bekannt.<br />
Das heutige Feldkirch mit seinen über 30.000 Einwohnern ist sehr ausgewogen strukturiert<br />
und hat auch mit zeitgemäßen Standards ein reizvolles kleinstädtisches Ambiente bewahrt. Da<br />
tut es wohl, dass im Stadtkern von der Hektik der modernen Alltagswelt weniger zu spüren ist<br />
als in anderen vergleichbaren Zentren. Den Flair der Altstadt mit ihren Laubenstraßen und verträumten<br />
Seitengässchen, mit der Schattenburg (Heimatmuseum) und unzähligen Kleinoden des<br />
Kulturschaffens wissen Besucher wie eh und je zu schätzen. Da hat es einen eigenen Reiz,<br />
Ferientage in Feldkirch zu verbringen, auf den Ardetzenberg, Stadtschrofen, Schellenberg<br />
(Tostner Burg) oder auf das Känzele zu wandern oder auf anderen kurzweiligen Spaziergängen<br />
die reizvolle Umgebung der Stadt zu erkunden.<br />
Im Netz der Weitwanderwege hatte Feldkirch bereits im Mittelalter Bedeutung als Etappenort<br />
der Fernpilger in verschiedene Richtungen. Hauptrouten waren der zentrale Romweg von Süddeutschland<br />
durch das Rheintal und über den Septimer- oder Splügenpass, die Zubringerroute<br />
Rheintal – Arlberg – Venedig für Heilig-Land-Pilger sowie vor allem der Weg durch das<br />
Toggenburg nach Einsiedeln.<br />
Unter den Weitwanderwegen des Alpenvereins ist Feldkirch Ausgangs- bzw. Endpunkt des<br />
Zentralalpenwegs 02, der das Alpenrheintal mit dem Wiener Donauraum verbindet. Inzwischen<br />
wurde die Stadt auch Etappenort des europäischen Weitwanderwegs Via Alpina.<br />
26
Melkboden – Rankweil<br />
Die Wegverbindung beim Schwarzen See ist durch eine Talmulde vorgegeben, die vor allem<br />
dem Schurf des eiszeitlichen Illgletschers und dem Schmelzwasserabfluss am Gletscherrand zu<br />
verdanken ist. Durch diese Mulde verlief bereits in vorgeschichtlichen Zeiten ein Urweg als<br />
Hauptverbindung von Rheintal und Walgau. Die zahlreichen Geländekuppen der Umgebung<br />
wurden erwartungsgemäß schon sehr früh zu Ansatzpunkten der Besiedlung. Bei den Anhöhen<br />
Vatlära und Heidenburg östlich und westlich des Schwarzen Sees konnten bei Ausgrabungen<br />
Siedlungsspuren entdeckt werden, die bis in die Bronzezeit zurückreichen. Auf dem Horst der<br />
Vatlära ließen sich zwei Höfe mit einer 180 Meter langen äußeren Umfassungsmauer unterscheiden.<br />
Bei der Heidenburg wurde ebenfalls bronzezeitliche Besiedlung nachgewiesen, die<br />
während der Eisenzeit und in spätrömischer Zeit burgähnlich gesichert wurde. Auch in anderen<br />
Bereichen der Umgebung fand man Spuren urzeilicher Besiedlung.<br />
Vom Melkboden begleitet der Wanderweg etwa 10 Minuten die Walgaustraße bis zu einem<br />
Rasthaus am Schwarzen See. Dieser See ist erst im Mittelalter entstanden, als ein Bergsturz<br />
vom Spiegelstein die Hangwässer aufgestaut hatte. 1876 ereignete sich neuerlich ein Felssturz,<br />
bei dem auch ein Teil des Fahrwegs verschüttet wurde.<br />
Beim nördlichen Seeufer quert die Route die Straße und folgt nun ein Stückweit dem<br />
Verlauf des ältesten Walgauwegs. Ein kleiner Rest des einstigen mit Steinplatten befestigten<br />
Karrenwegs ist noch relativ gut erhalten. Bei einer Wegkreuzung biegt der heutige nach<br />
Rankweil führende Wanderweg aber nach rechts ab und führt zuerst in einen mit<br />
Felssturzblockwerk übersäten Waldbereich, dann auf einer Forststraße zur Göfner Parzelle<br />
Vierhäuser.<br />
Am Schwarzen See<br />
27
Das Gemeindegebiet von Göfis liegt mit seiner eiszeitlich am Zusammenfluss von Rhein- und<br />
Illgletscher modellierten Hangmulde im Übergang von Rheintal und Walgau. Das Kirchdorf<br />
von Göfis – in Urkunden des 9. Jahrhunderts Segavio oder Segavias genannt – ist von mehreren<br />
verstreuten Häusergruppen umgeben. Der Walgauweg führt durch die Parzellen Vierhäuser und<br />
Tufers.<br />
Auf einem Feldweg gelangt man von Vierhäuser in einem ebenen Talbereich zum Weiler<br />
Tufers (490 m). Beim dortigen Sunnahof, einer gastlichen Therapiestation für Behinderte,<br />
gelangt man auf einem Sträßchen auf die Hangterrasse der Valduna. Hier folgt die Route wieder<br />
annähernd dem Verlauf der zwischen Rheintal und Walgau schon in vorrömischer und<br />
römischer Zeit bestehenden Wegverbindung. Der Weg führt am Waldrand beim Valduna-<br />
Friedhof vorbei. Der 1876 angelegte Friedhof gehörte zur früheren Wohltätigkeits- und Irrenanstalt<br />
Valduna; er wurde aber auch zur letzten Ruhestädte für russische Kriegsgefangene des<br />
Zweiten Weltkriegs.<br />
Valduna-Friedhof<br />
Auf dem Fahrweg nähert man sich in der Valduna dem Landeskrankenhaus. Um der dorthin<br />
führenden Autostraße auszuweichen, biegt die Route beim Wegweiser auf der Klosterbsetzi auf<br />
einen Waldweg zum Kriasibühel (518 m) ab. Von der nächsten Wegteilung geht man auf einem<br />
Waldweg in Richtung Letze weiter und erreicht bei der Braugaststätte Sternbräu den Ortsrand<br />
von Rankweil und zugleich den Talboden des Rheintals.<br />
Mit Letze war eine alte Verteidigunsanlage am Eingang des Tälchens der Valduna gemeint. In<br />
diesem früher sehr idyllischen und mit einem schönen See bereicherten Landschaftsteil befand<br />
sich seit 1394 ein Nonnenkloster, das unter Kaiser Josef II. 1782 aufgehoben wurde. 1867<br />
entstand im Klosterareal eine Wohltätigkeitsanstalt des Landes für geistig behinderte Menschen.<br />
28
Die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau in Rankweil aus verschiedenen Blickwinkeln<br />
29
Rankweil<br />
Schon vom Ausgang des Valdunatales beeindruckt der Blick auf den Liebfrauenberg mit der<br />
burgähnlich gebauten Pfarr- und Wallfahrtskirche. Der Inselberg an der Pforte des Walgaus<br />
gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen des Vorderlands. Die archäologischen Befunde lassen<br />
dort eine Besiedlungskontinuität seit der Steinzeit erkennen. Rankweil war auch in römischer<br />
Zeit ein Schwerpunkt der Kultivierung. Auf dem Schwemmfächer der Frutz wurde eine<br />
Siedlung gefunden, bei der es sich um den zwischen Curia (Chur) und Brigantium (Bregenz)<br />
gelegenen Etappenort Clunia handeln dürfte. In karolingischer Zeit hatte der damals Vinomna<br />
(817) und auch schon Ranguila (842) genannte Ort als Sitz des Gaugerichtes für Unterrätien<br />
und als Standort eines Königshofes Bedeutung. Weil dort die Einheimischen noch im Hochmittelalter<br />
rätoromanisch sprachen, wurde der Raum Rankweil von den im unteren Rheintal<br />
wohnenden Alemannen als „Vorderland“ dem Walgau als dem Gebiet der „Welschen“ zugerechnet.<br />
Rätoromanisch war in Rankweil noch im 12. Jahrhundert Gerichtssprache. 1324-1806<br />
war Rankweil-Sulz Sitz des kaiserlichen Landgerichtes.<br />
In Rankweil dürfte auch die Christianisierung früh eingesetzt haben. Die urkundlich schon<br />
817 erwähnte St. Peterskirche ist eine der ältesten Kirchen Vorarlbergs, deren Einzugsgebiet bis<br />
Montlingen im Schweizer Rheintal reichte. Die Vorrangstellung von Rankweil als Pforte des<br />
Walgaus endete erst im 13. Jahrhundert nach der Gründung der Stadt Feldkirch durch Graf<br />
Hugo von Montfort. 1618 erhielt Rankweil immerhin das Marktrecht zur Abhaltung von Viehmärkten.<br />
1919 wurde der Rang als Marktgemeinde bestätigt.<br />
Zur Zeit der Montforter Grafen wurde auf dem Inselberg eine Dienstmannenburg errichtet.<br />
Im 14. Jahrhundert begann deren Umgestaltung in eine Kirchenburg, in der schon früh ein<br />
Madonnenbild verehrt wurde. Für das immer beliebter werdende Wallfahrtsziel erwies sich die<br />
alte Bergkirche bald als zu klein, so dass der Bau im 15. Jahrhundert vergrößert, wegen der<br />
wiederholten Kriegswirren auch mit zusätzlichen Befestigungsanlagen versehen wurde. Im 17.<br />
Jahrhundert wurde Rankweil durch den zunehmenden Pilgerzustrom aus einem weiten Einzugsgebiet<br />
zum bedeutendsten Wallfahrtsort im Alpenrheintal. 1657 erfolgte durch den Barockbaumeister<br />
Michael Beer der Anbau der Gnadenkapelle als Andachtsstätte für die aus dem 15.<br />
Jahrhundert stammende Marienstatue, die später mit einem Rokokoaltar ausgestattet wurde. Für<br />
die Volksfrömmigkeit sind seit langem auch das legendenumrankte Silberne Kreuz und die<br />
Fridolinskapelle bedeutsam. Die Wallfahrtskirche auf dem Liebfrauenberg – seit einer 1986<br />
abgeschlossenen Großrenovierung offiziell als Basilika gewürdigt – verfügt aber vor allem<br />
gesamthaft über ein starkes spirituelles Fluidum mit einem Jahrtausende umfassenden genius<br />
loci.<br />
Im Netz der überörtlichen Wanderwege war Rankweil traditionell in erster Linie das Ziel von<br />
Wallfahrern aus allen Richtungen, auch aus der benachbarten Ostschweiz. Nicht selten wählten<br />
Fernpilger, die von Tirol her nach Einsiedeln zogen, den „Gnadenort“ Rankweil zum Zwischenziel.<br />
Im Zusammenhang mit der Renaissance des Weitwanderns und des Pilgerns auf<br />
Wanderwegen kann der Walgauweg wie in Feldkirch auch in Rankweil der Fortsetzung des<br />
Arlbergwegs in Richtung Einsiedeln dienen. Im Unterschied zur Feldkircher Route durch das<br />
Toggenburg führt jedoch der in Rankweil über Meiningen – Eggerstanden anknüpfende Weg<br />
durch das Appenzell.<br />
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Wander-Service des Landes Vorarlberg im Internet<br />
www.vorarlberg.at/wanderwege<br />
Die Homepage des Amtes der Landesregierung bietet eine Fülle von Informationen über das<br />
Vorarlberger Wanderangebot. Daraus können zum Beispiel für jeden beliebigen Landesteil<br />
farbige Wanderkarten ausgedruckt werden. Unter derselben Adresse sind überdies Wandertipps<br />
und Routenbeschreibungen sowie verschiedenste andere Informationen über das umfassend neu<br />
gestaltete Vorarlberger Wanderwegenetz zu finden. So ist auch die vorliegende Routenbeschreibung<br />
für den Walgauweg nebst Wanderkarten unter der genannten Internet-Adresse<br />
verfügbar.<br />
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