Sport in bw Nr. 09/10 - Badischer Sportbund Nord ev

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? Herr Schmidt-Volkmar, monatelang beherrschte ein latenter Wahlkampf die Diskussionen innerhalb und außerhalb baden-württembergischer Sportgremien. Sie haben bereits sehr frühzeitig Ihre Kandidatur für eine zweite Amtsperiode angekündigt. Nun wurden Sie in Pforzheim denn auch mit nur acht Gegenstimmen wiedergewählt. Freuen Sie sich über dieses doch eindeutige Votum der Delegierten? Welcher gewählte Präsident würde sich über ein solches Ergebnis nicht freuen? Es ist für mich zum einen eine Bestätigung, aber zum anderen, und dies in erster Linie, eine Aufforderung der gesamten Sportorganisation in Baden-Württemberg an den Präsidenten, mit der nötigen Stärke an die bevorstehenden Aufgaben zu gehen, nicht zuletzt in die weiteren Gespräche mit der Landesregierung. ? Kritiker meinten im Vorfeld, Sie seien zum einen zu alt, zum anderen nicht hart genug in Verhandlungen, insbesondere in Sachen Solidarpakt mit der Landesregierung. Was würden Sie entgegnen? Wir sollten uns daran erinnern, dass derzeit das Renten- und Pensionsalter aufgrund der allgemeinen Lebenserwar- tungangehoben wird. Bei der kürzlich erfolgten Präsentation der Kandidaten zur Wahl des Bundespräsi- denten spielte das Alter auch nur eine untergeordnete Rolle. Nun 4 INTERVIEW Wahlergebnis ist au Im GeSpräch LSV-präsident Dieter Schmidt-Volkmar Im Rahmen der Mitgliederversammlung im Juli in Pforzheim wurde Dieter Schmidt-Volkmar erneut zum Präsidenten des Landessportverbandes gewählt. Vor ihm und seinem Präsidium liegen nun intensive und arbeitsreiche Monate. Dies nicht zuletzt in Bezug auf die Solidarpakt-Verhandlungen mit dem Land. Doch noch viele weitere Arbeiten gibt es zu erledigen, so Schmidt-Volkmar im Interview mit SPORT in BW. zum zweiten Teil Ihrer Frage: Bei den Verhandlungen mit der Landesregierung geht es nach meiner Meinung darum, die Möglichkeiten des Sports für die zukünftige Sportförderung auszuloten. Ich habe bisher in meinem ganzen Leben die Erfahrung gemacht, dass eine vernünftige, argumentativ überzeugende Verhandlung mittel- und langfristig in den meisten Fällen zum Erfolg führt. Für mich kommt es in erster Linie darauf an, mit Argumenten zu überzeugen, und diese Argumente habe ich und haben wir von Seiten der ganzen Sportorganisation. ? Baden-Württemberg“. In der Tat könnte man sich aber die Frage stellen, warum Sie sich noch einmal für drei Jahre an derart heiße Eisen wagen wie etwa Solidarpakt oder „Spitzensportland Baden-Württemberg“. Und vor allen Dingen angesichts des doch beträchtlichen zeitlichen Engagements, welches Sie in diesem Ehrenamt bisher an den Tag gelegt haben. Ich glaube, dass das kalendarische Alter – vorausgesetzt man fühlt sich gesund – nicht die entscheidende Frage ist. Mir war klar, als ich diese verantwortungsvolle Aufgabe vor drei Jahren übernommen habe, dass » Ich habe bisher in meinem ganzen Leben die erfahrung gemacht, dass « eine vernünftige, argumentativ überzeugende Verhandlung mittel- und langfristig in den meisten Fällen zum erfolg führt. auch ein hohes zeitliches Engagementerforderlich ist. Die Bretter, die manchmal gebohrt werden müssen, sind schon sehr dick. So zum Beispiel bei der „Initiative Spitzensportland Gibt sich kämpferisch:LSV-präsident Dieter Schmidt-Volkmar Diese Initiative wird nie abgeschlossen sein. An ihr muss stets gearbeitet werden, wenn sie erfolgreich sein soll. Ich fühle mich jedoch verpflichtet, diese Aufgaben weiterzuführen, wie ich es bei meiner Wahl vor drei Jahren zugesagt hatte. Weitere Aufgaben, dessen bin ich mir aber auch sicher, werden in der nächsten Wahlperiode hinzukommen. ? Das nächste große Projekt, wir haben es bereits angesprochen, sind zweifellos die Solidarpakt-Verhandlungen mit dem Land. Ministerpräsident Stefan Mappus hat sich im Vorfeld mehrfach dazu geäußert. Es gab einige Gespräche auf diversen Ebenen im Frühjahr, nun auch auf der Arbeitsebene mit Beamten des Kultusministeriums. Wie wird es nun nach dem Ende der Sommerferien weiter- Sport in BW 09|2010
Sport in BW 09|2010 DIETER SCHMIDT-VOLKMAR ch Aufforderung gehen? Welchen Fahrplan haben Sie, welche Ergebnisse halten Sie für realistisch? Beim letzten Gespräch mit Ministerpräsident Mappus wurde für September/Oktober die nächste Gesprächsrunde geplant. Es liegt im beiderseitigen Interesse, den nächsten Solidarpakt noch vor der Landtagswahl zum Abschluss zu bringen. Bis dahin ist es Aufgabe der Sportorganisation, gemeinsam mit dem Kultus- und Sportministerium Bereiche herauszuarbeiten, die unbedingt einer zusätzlichen Förderung bedürfen. Dazu zählen auch neue Aufgaben, denen wir uns widmen müssen. Ministerpräsident Mappus hat in den letzten Wochen mehrfach deutlich gemacht, dass am Sporthaushalt nicht gekürzt werde. In Parenthese möchte ich hinzufügen, dass diese Aussage bereits ein Zwischenergebnis unserer Gespräche darstellt. Nun geht es in erster Linie darum, wie die Ergebnisse der eingesetzten Arbeitsgruppe finanziell bedient werden. ? Eine zweite Thematik umfasst die „Initiative Spitzensportland Baden- Württemberg“. Bringen Sie uns bitte auf den neuesten Stand. Baden-Württemberg konnte in der Vergangenheit stets stolz darauf sein, aufgrund seiner Förderung im Nachwuchsbereich als Sportland bezeichnet zu werden. Mit der „Initiative Spitzensportland Baden-Württemberg“ möchte der Landessportverband nun aber gemeinsam mit den Olympiastützpunkten und den Fachverbänden erreichen, dass insbesondere die Bedingungen für den Spitzensport in den Bereichen finanzielle Unterstützung, Schule, Hochschule und berufliche Ausbildung bzw. beruflicher Arbeitsplatz – und dazu zählt auch die polizeiliche Ausbildung – laufend optimiert werden. Deshalb werden derzeit auch Gespräche mit dem Sportministerium, dem Wissenschaftsministerium, dem Wirtschaftsministerium und dem Innenministerium geführt. Ich denke, wir sind hier auf einem guten, aber sicherlich langen Weg. ? Dazu gehört auch die „Initiative Partnerbetriebe des Spitzensports“. Um was handelt es sich hier genau? Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und insbesondere mit Wirtschaftsminister Ernst Pfister, wurde die „Initiative Partnerbetrieb des Spitzensports“ entwickelt, wo im Rahmen des Unternehmertages 2010 von uns und dem Ministerium im Beisein von Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. Hundt und Ministerpräsident Mappus die ersten Betriebe ausgezeichnet wurden, die Spitzensportler beruflich unterstützen. Das Ausbildungs- bzw. Arbeitsverhältnis muss so gestaltet sein, dass es den Spitzensportlern möglich ist, eine sportliche und berufliche Karriere zu gestalten und somit die internationalen sportartspezifischen Trainingsund Wettkampfbedingungen erfüllen zu können. Die Spitzensportler müssen dem Bundeskader oder einem deutschen Nationalteam angehören. Natürlich zählen hierzu auch Behindertenspitzensportler. Bereits im Rahmen der LSV-Mitgliederversammlung in Pforzheim hat der Ministerpräsident ja zugesagt, dass er die Schirmherrschaft für das „Spitzensportland Baden- Württemberg“ übernehmen wird. Diese Initiative Partnerbetriebe ist Dieter Schmidt- Volkmar will in seiner zweiten Amtsperiode insbesondere auch die „Initiative Spitzensportland Baden-Württemberg“ forcieren. Alle Fotos: Michael Weber/Imagepower » Insbesondere die Bedingungen für den Spitzensport in den Bereichen finanzielle Unterstützung, Schule, hochschule und berufliche Ausbildung bzw. « beruflicherArbeitsplatz müssen laufend optimiert werden. ein Baustein des „Spitzensportlandes Baden-Württemberg“. ? Nicht aus den Augen lassen sollte man aber auch Themen wie Sport und Gesundheit, Integration im Sport, die ganze Problematik Sport und Schule. Welche Schwerpunkte wollen Sie hier in Ihrer zweiten Amtsperiode setzen? In meinem Bericht anlässlich der Mitgliederversammlung in Pforzheim bin ich bereits auf einige Themenfelder, die Sie in Ihrer Frage auch genannt haben, eingegangen, denen wir uns in Zukunft verstärkt widmen sollten. Alle von Ihnen genannten Themen stehen auf unserer Agenda, sowohl bei uns im Präsidium als zum Teil natürlich auch bei den Sportbünden und Fachverbänden, also der Sportorganisation insgesamt. Ich erwähne aber weiter Sport und bildungsferne Schichten oder Sport und Gewalt. Aber auch das ist letztlich eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Wir werden diese Themenfelder in unserer nächsten Präsidiumssitzung des LSV diskutieren und abstecken. Dem Ergebnis möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht vorgreifen. Das Gespräch führte Joachim Spägele 5
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