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Allerdings können neben diesen Faktoren auch<br />
Persönlichkeitsdefizite als Mobbingursache angesehen<br />
werde. So kann die Persönlichkeitsstruktur<br />
des Gemobbten Anreize bieten, um<br />
gerade diese Person zum Opfer zu machen.<br />
Dies können unter anderem Leistungsprobleme,<br />
Persönlichkeitsstörungen, Auffälligkeiten<br />
im Erscheinungsbild oder Krankheiten sein.<br />
Häufig ist unklar, ob querulantisches oder auch<br />
ängstliches Verhalten den Anlass zu Mobbinghandlungen<br />
gibt.<br />
Sowohl für die Analyse als auch für die Beratung<br />
und die innerbetriebliche Auseinandersetzung<br />
möchte ich hier nachdrücklich darauf hinweisen,<br />
dass ein Mobbingopfer in jedem Fall<br />
ein Opfer ist und dass es für Mobbing meines<br />
Erachtens keinerlei Rechtfertigung geben kann.<br />
Mobbing geht immer von Mobbern aus und gerade<br />
hier müssen auch die Veränderungsansätze<br />
primär gesucht werden. Dass, das Opfer<br />
auch einer individuellen Unterstützung bedarf<br />
steht meines Erachtens außer Frage. Dies<br />
steht aber zunächst in keinem ursächlichen Zusammenhang<br />
mit den Aktivitäten von Mobbern.<br />
Zu Beginn des Mobbingprozesses stehen zwischenmenschliche<br />
Konflikte. Das bedeutet allerdings<br />
sicher nicht, dass Konflikte immer<br />
nachteilig sind – das Gegenteil ist der Fall.<br />
Werden Konflikte konstruktiv bearbeitet führt<br />
das zu einer individuellen Weiterentwicklung.<br />
Allerdings gibt es einen – wenn auch geringen<br />
– Anteil von Konflikten, die zu Mobbing eskalieren.<br />
Denkbar ist jedoch das Umkippen von<br />
Kommunikationsschwierigkeiten in Mobbing,<br />
wenn Konflikte nicht oder nur ungenügend bearbeitet<br />
werden und auch, wenn Vorgesetzte<br />
längerdauernde Unstimmigkeiten ignorieren.<br />
Es gibt allerdings bis dato noch keine allgemein<br />
anerkannte Hypothese darüber, wie und warum<br />
Konflikte zu Mobbing eskalieren. Eine mehrfach<br />
aufgestellte Hypothese sucht die Ursache<br />
in den Defiziten des Mobbing-Opfers. Allerdings<br />
spricht meines Erachtens dagegen, dass<br />
auch sehr stabile Menschen, die stetigen Angriffen<br />
ausgesetzt sind, beginnen anders zu<br />
reagieren, als sie es ohne Belastung tun würden-<br />
es wird beispielsweise eine übertriebene<br />
Verteidigungshaltung eingenommen. Leicht<br />
kann also die Wirkung als Ursache gedeutet<br />
werden.<br />
Fortsetzung...<br />
Nach einiger Zeit des Mobbings, ist das Opfer<br />
zumeist psychisch angeschlagen und zeigt beispielsweise<br />
ein auffälliges Verteidigungsverhalten.<br />
Wird der Fall dann in offizielle Hände gelegt,<br />
liegt der Fokus auf dem Opfer. Es kann zu<br />
Versetzungen kommen. Insbesondere wenn in<br />
einem Unternehmen eine nicht konstruktive<br />
Personalverwaltung betrieben wird, kann es zu<br />
Entscheidungen kommen, die das Opfer weiter<br />
psychisch belasten. Sucht das Mobbingopfer<br />
nun Möglichkeiten mit der Situation zu leben,<br />
entstehen dabei in der Regel Krankheitsanzeichen,<br />
deren Ursachen dem behandelnden Arzt<br />
zunächst verborgen bleiben. Ohne Hilfe kann<br />
am Ende des Mobbingprozesses sogar die<br />
Ausgliederung aus dem Arbeitsleben stehen.<br />
Generell hat der Betroffene mehrere Möglichkeiten.<br />
Er kann sich unterwerfen und die Diskriminierungen<br />
hinnehmen, er kann kündigen, er<br />
kann jedoch auch darum kämpfen, dass die<br />
Kommunikation wieder normalisiert wird.<br />
Allerdings geht ein Mobbingopfer, das sich aktiv<br />
darum bemüht, die Situation zu verbessern<br />
und die Konflikte zu lösen, ein gewisses Risiko<br />
ein. Bedauerlicherweise liegt es de facto in der<br />
Entscheidung der Mobber, ob sie das Mobbing<br />
fortsetzen oder nicht. Bereits im Verlauf des<br />
Mobbingprozesses hat sich eine vorgefasste<br />
Meinung über den Menschen der gemobbt<br />
wird, gebildet. Gemäß dieser Ansicht werden<br />
jegliches Verhalten und somit auch der Versuch<br />
des Opfers, die Konflikte zu lösen, wahrgenommen.