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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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2. 'Mentalität' im Wissenschaftsdiskurs<br />

2.1. Herkunft und Verwurzelung<br />

'Mentalität' ist ursprünglich das Objekt <strong>der</strong> sog. Mentalitätsgeschichte <strong>als</strong><br />

historiographische Forschungsrichtung, die da<strong>von</strong> ausgeht, dass man Konzepte<br />

und Ideen <strong>als</strong> mentale Strukturen einer Epoche festmachen kann [vgl. Simonis<br />

2008 a: 481 und 2008 b]. Der dort entwickelte Mentalitätsbegriff schließt dabei<br />

psychische Faktoren mit ein, d.h. un- und halbbewusste Beweggründe, die bestimmte<br />

„soziale Handlungsmuster und kulturelle Ausdrucksformen prägen“<br />

[Simonis 2008 a: 481]. So wird er wie folgt umschrieben [ebenda] ... ein heterogenes<br />

Ensemble aus kognitiven und intellektuellen Dispositionen, Denkmustern<br />

und Empfindungsweisen, aus denen sich die teilweise unbewussten Kollektivvorstellungen<br />

einer Gesellschaft zusammensetzen.<br />

Dem ähnelt auch z.B. die Erklärung <strong>von</strong> Hillmann [2007: 559] Mentalität:<br />

Denk-, Anschauungs-, Auffassungsart; die spezifisch umwelt- und erfahrungsbedingte<br />

Prägung <strong>der</strong> psychischen Disposition eines Individuums, die bewirkt,<br />

dass kognitive Wahrnehmungen und Vorstellungen über die Wirklichkeit<br />

unmittelbar mit Wertungen, emotionalen o<strong>der</strong> affektuellen Steuerungen und<br />

vorweggefassten Meinungen und Leitbil<strong>der</strong>n verbunden werden.<br />

Aus diesen Argumentationslinien lässt sich <strong>als</strong>o zunächst einmal ableiten,<br />

dass 'Mentalität' eine kognitive wie auch eine emotionale Dimension („Empfindungsweisen“)<br />

besitzt und teilweise im Bereich des Bewussten, aber auch in<br />

dem des Unterbewussten anzusiedeln ist. Deshalb steht die Mentalitätsgeschichte,<br />

die mit diesem Begriff empirisch arbeitet, in <strong>der</strong> Nähe zur sog. Psychohistorie,<br />

die wie<strong>der</strong>um versucht, in geläufigen Vorstellungsbil<strong>der</strong>n und Artefakten<br />

historischer Epochen Rückschlüsse auf das kollektive Unbewusste und dessen<br />

Wirkungspotenzial zu ziehen. Da über 'Mentalität' die üblichen Quellen nur sehr<br />

spärliche Auskünfte bieten, ist für die Mentalitätsgeschichte eine Erschließung<br />

neuer Quellengattungen typisch, etwa alltäglicher, praxisbezogener Schriftstücke<br />

wie <strong>von</strong> Testamenten o<strong>der</strong> Gerichtsprotokollen, Messkatalogen, Handelsverträgen,<br />

Inventarlisten, Tagebuchnotizen, literarischen Texten etc. 'Mentalität'<br />

gilt aber nicht lediglich <strong>als</strong> eine Kategorie <strong>der</strong> Mentalitätsgeschichte, son<strong>der</strong>n ist<br />

zugleich auch Gegenstand zahlreicher Entwürfe aus an<strong>der</strong>en Disziplinen gewesen,<br />

wodurch sich erkennen lässt, dass eine analytische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

Mentalitätsmustern automatisch Interdisziplinarität impliziert. Hierzu kommen<br />

außerhalb <strong>der</strong> Linguistik insbeson<strong>der</strong>e folgende Forschungsfel<strong>der</strong> in Betracht:<br />

Kulturanthropologie, Ethnologie, Mythenforschung, Ikonologie, Psychoanalyse,<br />

Literaturwissenschaft, Diskurstheorie, New Historicism, Kulturwissenschaft und<br />

Kultursoziologie.<br />

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