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Kolonischtegschichtla von Hermann Bachmann als Dokument der ...

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deutsche Vergangenheit gebrochen wird. Ich habe diese mir zugewiesene Rolle<br />

nie gespielt, da ich einen Sinn für Gerechtigkeit habe, die angloamerikanische<br />

Bombenkriegsführung erlebt habe und die Geschichte dieser Völker kenne.<br />

Dadurch blieben mir natürlich Schwierigkeiten bei meiner akademischen Karriere<br />

und auch im persönlichen Leben nicht erspart.<br />

In Auswan<strong>der</strong>erkreisen spricht man gerne <strong>von</strong> "alter Heimat" und "neuer<br />

Heimat"; diese Ausdrucksweise beinhaltet, dass шал die Heimat auswechseln,<br />

dass man nacheinan<strong>der</strong> mehrere Heimaten haben kann. Ein solcher Heimatwechsel<br />

scheint mir nur möglich zu sein bei Menschen, die nicht sehr tief verwurzelt<br />

sind. Ich selbst empfand jahrelang eine Ambivalenz, einen Wi<strong>der</strong>spruch,<br />

zwischen meiner gegenwärtigen kanadischen Existenz und <strong>der</strong> germanistischen<br />

Lehre, die die deutsche Literatur und Kultur <strong>als</strong> etwas Fremdes und weitgehend<br />

Historisches vermittelte. Hätte man mich gefragt, wo meine Heimat ist, hätte ich<br />

geantwortet: in <strong>der</strong> deutschen Sprache und Kultur, bei meiner (auch aus<br />

Deutschland eingewan<strong>der</strong>ten) Frau und meinen Freunden, in meinem Haus und<br />

meinem Büro im College. Fragte man mich in Deutschland o<strong>der</strong> Kanada: bist du<br />

Deutscher o<strong>der</strong> Kanadier, so antwortete ich: Deutschkanadier. Meine Identität<br />

hatte sich <strong>als</strong>o durch die Interaktion in meinem neuen Wirkungsfeld insofern geän<strong>der</strong>t,<br />

<strong>als</strong> ich die Welt nicht mehr mit binnendeutschen, son<strong>der</strong>n mit auslandsdeutschen<br />

Augen ansah. Eine solche Synthese <strong>von</strong> mitgebrachtem und neuerworbenem<br />

kulturellen Erbe wurde durch die <strong>von</strong> Premierminister Trudeau 1971<br />

deklarierte Politik des Multikulturalismus ermutigt, in welcher Englisch und<br />

Französisch zu den beiden offiziellen Landessprachen deklariert, daneben aber<br />

alle in Kanada lebendigen Kulturen <strong>als</strong> kanadisch anerkannt wurden. Durch diese<br />

Politik, die Kontrastierung eines kanadischen Mosaiks mit dem amerikanischen<br />

Schmelztiegel (meltmg pot), suchten sich die Kanadier abzugrenzen <strong>von</strong><br />

den massiv Assimilation betreibenden Amerikanern und erleichterten dadurch<br />

eine schmerzlosere Integration <strong>der</strong> Ncueinwandcrcr; diesem Zweck dient auch<br />

<strong>der</strong> in Kanada existierende Status eines "landed Immigrant", <strong>der</strong> das permanente<br />

Wohnrecht im Lande ohne Zwang zur Naturalisation gewährt.<br />

Diese allgemeine Lage kam meinem Drang entgegen, meine kanadische<br />

Existenz und mein deutsches sprachlich-kulturelles Erbe zu verbinden und zu<br />

synthetisieren, d h das Deutsche nicht nur <strong>als</strong> etwas Fremdes zu lehren, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>als</strong> etwas Kanadisches zu verwirklichen. Infolge dieses Impulses entstanden<br />

meine deutschkanadischen Aktivitäten: 1972 nahm ich an <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />

Histohcal Society of Mecklenburg Upper Canada, einer Vereinigung zur Geschichtsforschung,<br />

teil, für <strong>der</strong>en Deutschkanadisches Jahrbuch/German-<br />

Canadian Yearbook ich lange Jahre <strong>als</strong> Herausgeber fungierte, wie auch ftir die<br />

Vierteljahresschrift Canadiana Germancia, die die HSMUC zusammen mit dem<br />

1973 gegründeten Verband für deutschkanadische Geschichtsforschung (German-Canadian<br />

Historical Association) publiziert. Letzterem Verband, <strong>der</strong> die<br />

<strong>von</strong> mir zwei Jahrzehnte lang mitbetreuten Deutschkanadischen Schriften veröffentlicht,<br />

diente ich 20 Jahre <strong>als</strong> Präsident bzw. Vizepräsident. 1981 rief ich mit<br />

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