Infodienst #89 - Arbeitskreis Asyl Rheinland-Pfalz
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Demo Ingelheim<br />
Allgemeine Zeitung: „Protest gegen Abschiebegefängnis“<br />
Protest gegen Abschiebegefängnis<br />
05.09.2011 - INGELHEIM<br />
Von Heinrich W. Hamann<br />
DEMONSTRATION 200 Menschen bekunden Solidarität mit Häftlingen<br />
Die diesjährige Aktion unter dem Motto „Weg mit dem Knast - Abschiebehaft abschaffen“ (in<br />
Ingelheim werden 16 Personen festgehalten) unterstützten laut Angaben der Initiatoren 30<br />
verschiedene Gruppen, Menschenrechtsverbände und die Grünen, denen die<br />
Abschaffungsforderungen schon lange Anliegen sind und die noch im Wahlkampf die Schließung der<br />
Ingelheimer Einrichtung angemahnt hätten: „Ein Land, das Ausreisepflichtige in einen Knast steckt,<br />
hat Integration und Humanität nicht verinnerlicht“.<br />
In einer „Ingelheimer Erklärung“, datiert vom 3. September und zu Beginn der Protestveranstaltung<br />
vor dem Ingelheimer Bahnhof verteilt, wird jedoch der Koalitionsvertrag mit einer abgeschwächten<br />
Aussage zitiert: „Wir werden alle Möglichkeiten prüfen, im Lichte humanitärer Aspekte<br />
Verbesserungen bei den Bedingungen der Unterbringung zu erzielen“.<br />
Festival vor Fünfmetermauern<br />
Die Erstunterzeichnenden, Multikulturelles Zentrum Trier, Terre des Hommes, Saarländischer<br />
Flüchtlingsrat, Antirassistische Gruppe Mainz, AntiFa Nierstein, unterstreichen in dem Papier, dass<br />
die Flüchtlingslobby Abschiebung und Abschiebehaft in keiner Weise toleriert und den mittlerweile<br />
einberufenen „Runden Tisch“ für ein Instrument hält, mit dem lediglich Haftverbesserungen erreicht<br />
werden sollen. Zudem seien bei seiner Besetzung kritische Gruppen deutlich unterrepräsentiert. Das<br />
Procedere „Runder Tisch“ ginge ihnen zu langsam voran, äußerten Demomitglieder . Weitere<br />
Protestveranstaltungen wurden angekündigt.<br />
Für die Ingelheimer Veranstaltung waren 300 bis 500 Teilnehmer angemeldet, die Polizei gibt die<br />
Teilnehmerzahl mit 200 an und verzeichnete keine besonderen Vorkommnisse. In der Mehrzahl<br />
jüngere Menschen waren bei Veranstaltungsbeginn vor Ort. Unter ihnen solche, die sich der AZ<br />
gegenüber zu ihrer Motivationslage und ihrem bisherigen Engagement äußerten. Zwei junge Männer<br />
gaben an, bisher an keiner Protestveranstaltung teilgenommen zu haben, Ingelheim sei für sie ein<br />
Forum, auf dem sie sich zu dem Thema informieren wollten. Zwei junge Männer, die sich unter einer<br />
schwarz-roten Fahne, wie sie von Anarcho-Kommunisten gezeigt wird, versammelt hatten, blieben<br />
stumm, waren partout nicht zu einem anonymen Statement zu überreden.<br />
„Es seien vermutlich Demonstranten, die schon einmal schlechte Erfahrungen mit den Medien oder<br />
der Polizei gemacht hätten“, meinte Rosemarie Löser vom Vorbereitungsbündnis. Ein<br />
Hundertdertschaftführer des massiven Polizeiaufgebotes inklusive Hubschrauber bezeichnete zu<br />
diesem Zeitpunkt die Eingreifschwelle zu dem Zeitpunkt als hoch.<br />
Uli Tomaschowski, Mitglied der Vorbereitungsgruppe, dankte den Teilnehmern für ihr Kommen und<br />
machte sie mit den Auflagen bekannt, unter denen sich der Protestmarsch durch Ingelheims<br />
Zentrum, zur Kreisverwaltung und vor die Mauern des Abschiebegefängnisses bewegen sollte.<br />
Rex Osa, Aktivist vom Flüchtinglingsforum „The Voice Refugee Forum“, eröffnete die Serie der<br />
Protestreden und schilderte seine Erfahrungen mit der repressiven <strong>Asyl</strong>politik in Deutschland. „Hope<br />
22 <strong>Infodienst</strong> <strong>Asyl</strong> in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, September 2011