Künstlerporträt Schwangere und Schüchterne 2005, je 33 cm, Bronze <strong>mundus</strong> 4 /12 9
Künstlerporträt Wartender 2010, 15 cm, Bronze Liebespaar 2010, 23 cm, Bronze abgeschaut und nachempfunden werden. Doch obwohl sie sehr lebensnah wirken, sind sie alles andere als naturalistisch. Sie bilden keine konkreten Individuen ab noch stellen sie Charaktere im Sinne von Elias Canetti dar. <strong>Helmke</strong>s Menschengestalten haben keine Haare und keine Kleider. Sie sind nackt und damit verletzlich. Weil ihnen jeder zeitliche Kontext fehlt, wirken sie überpersönlich. Sie stellen keine Archetypen dar, wohl aber archetypische Gefühlszustände und Verhaltensweisen. Das ist gut zu beobachten beim Liebespaar, beim Kleinen Sitzenden, beim Wartenden, bei der Figur mit Pferd oder dem Utkieker. Diese Kunst muss nicht intellektuell begründet werden. Sie erklärt sich aus sich selbst heraus, allein aufgrund der Haltung ihrer Figuren. Es ist auffällig, dass <strong>Helmke</strong>s männliche Gestalten oft einen Titel tragen, der eine Aktivität ausdrückt. Sie heißen z. B. Figur, die auf’s Meer schaut oder Sitzender, während die Plastiken, die eine Frau darstellen, meist nur den Titel Frau tragen oder schlicht einen Zustand beschreiben wie bei Schwangere. Hier rührt <strong>Hannes</strong> <strong>Helmke</strong> intuitiv an das im chinesischen Taoismus geläufige Bild vom Mann als dem aktiven (Yang) und der Frau als dem in sich ruhenden Pol (Yin). Seine Arbeiten spiegeln auf selbstverständliche Weise die Polarität menschlichen Daseins mit den naturgegebenen Unterschieden zwischen Mann und Frau wider, ohne dies zu ideologisieren. Vielmehr zeigen diese Plastiken ein Menschsein, das ganz natürlich und entspannt ist, gleichzeitig aber eine große Intensität besitzt. <strong>Hannes</strong> <strong>Helmke</strong> hat sich für sein bildnerisches Schaffen den Werkstoff Bronze ausgesucht. Das Metall gehört zu den haltbarsten Materialien und kann Millionen Jahre überdauern, ohne zu zerfallen. Diese Qua lität ist für den Künstler wertvoll, denn er möchte mit seinen Figuren unabhängig von seiner Person, die er im Vergleich zum Werk als unwichtig empfindet, nach geborenen Generationen einen Eindruck davon hinterlassen, was es bedeutet hat, in unseren Zeiten ein Mensch gewesen zu sein. Er will ihnen zeigen, wie wir gewartet, gehockt, nachgedacht, geschaut und geliebt haben oder mit unseren Tieren umgegangen sind. Und wie wir uns dabei fühlten. <strong>Hannes</strong> <strong>Helmke</strong> bildet ganz bewusst keine negativen Zustände ab, sondern nur neutrale oder positive. In seinen Werken ist er Phil anthrop und Humanist. Seine persönliche Wahrnehmung grenzt die dunklen Seiten des Menschseins zwar nicht aus, findet sie aber der Überlieferung nicht wert. Deshalb bildet er nur Szenen ab, die einem Betrachter deutlich machen, weshalb es ein Geschenk ist, ein Mensch zu sein: ein fühlendes und sich seiner selbst bewusstes Wesen. 10 <strong>mundus</strong> 4 /12