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Bericht Januar 2006 - Eflb.de

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Län<strong>de</strong>rbesprechung am 12.1.<strong>2006</strong> in Hannover<br />

– Aktivitäten <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r<br />

im Bereich Häusliche Gewalt 2005/6 –<br />

Fortschreibung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s 2004/5<br />

„Bund-Län<strong>de</strong>r-Arbeitsgruppe Häusliche Gewalt“ zur Kenntnis<br />

Übersicht<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Ba<strong>de</strong>n-Württemberg ............................................................................................1<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Bayern .................................................................................................................2<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Berlin ...................................................................................................................4<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Bran<strong>de</strong>nburg........................................................................................................7<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Hessen ................................................................................................................9<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Mecklenburg-Vorpommern................................................................................12<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Nie<strong>de</strong>rsachsen ..................................................................................................13<br />

Bun<strong>de</strong>sland: NRW..................................................................................................................15<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Rheinland-Pfalz .................................................................................................16<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Sachsen ............................................................................................................19<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Sachsen-Anhalt .................................................................................................20<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Schleswig-Holstein ............................................................................................23<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Thüringen ..........................................................................................................25<br />

Stand: März <strong>2006</strong><br />

Dr. Gesa Schirrmacher, Nie<strong>de</strong>rsachsen


Bun<strong>de</strong>sland: Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Fortschreibung Aktionsplan<br />

Der Aktionsplan ist bis <strong>2006</strong> gültig. Eine Fortschreibung <strong>de</strong>s Aktionsplans ist <strong>2006</strong> vorgesehen.<br />

Näheres kann aufgrund <strong>de</strong>r im März <strong>2006</strong> stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Landtagswahl zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nicht berichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Interventions-/ Koordinationsprojekte<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>s Ministeriums für Arbeit und Soziales hat das Sozialwissenschaftliche Frauenforschungsinstitut<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Fachhochschule in Freiburg (Frau Prof. Helfferich und<br />

Frau Prof. Kavemann) die Situation und <strong>de</strong>n Beratungsbedarf von Frauen, gegen <strong>de</strong>ren<br />

Partner ein Platzverweis ausgesprochen wur<strong>de</strong>, untersucht.<br />

Der Abschlussbericht unterschei<strong>de</strong>t vier typische Muster von Gewaltdynamik in Gewaltbeziehungen<br />

und stellt <strong>de</strong>n sich daraus ergeben<strong>de</strong>n spezifischen Beratungsbedarf dar. Die<br />

Studie enthält Empfehlungen zur Ausgestaltung und Organisation <strong>de</strong>s Beratungsangebots<br />

für Frauen, zu <strong>de</strong>ren Gunsten ein Platzverweis wegen häuslicher Gewalt ausgesprochen<br />

wur<strong>de</strong> und befasst sich eingehend mit <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Beratung für Migrantinnen und für<br />

Frauen im ländlichen Raum und mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von Alkohol sowie <strong>de</strong>r Rolle von Kin<strong>de</strong>rn<br />

im Platzverweisverfahren. Der <strong>Bericht</strong> wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Ministeriums für Arbeit<br />

und Soziales (www.sozialministerium-bw.<strong>de</strong>) veröffentlicht. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Untersuchung zum Beratungsbedarf nach Platzverweis wer<strong>de</strong>n in die Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Platzverweisverfahrens einbezogen.<br />

Gesundheitswesen<br />

Die Lan<strong>de</strong>särztekammer Ba<strong>de</strong>n-Württemberg hat im Herbst 2004 eine Handreichung<br />

herausgegeben und eine Fortbildungsreihe zum Thema Häusliche Gewalt gestartet.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Häusliche Gewalt<br />

Die Lan<strong>de</strong>sstiftung Ba<strong>de</strong>n-Württemberg GmbH hat ein „Aktionsprogramm gegen Gewalt an<br />

Kin<strong>de</strong>rn“ aufgelegt, mit <strong>de</strong>m ein Beitrag zur Verhin<strong>de</strong>rung und Bekämpfung von Gewalt an<br />

Kin<strong>de</strong>rn, aber auch die Beseitigung und Mil<strong>de</strong>rung von Gewaltfolgen geleistet wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Aktuell wird im Rahmen dieses Aktionsprogramms ein Projekt „Kin<strong>de</strong>r als Zeugen und Opfer<br />

häuslicher Gewalt“ vom DPWV Ba<strong>de</strong>n-Württemberg durchgeführt. An <strong>de</strong>m Aktionsprogramm<br />

nehmen 14 Mo<strong>de</strong>llprojekte aus elf Regionen in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg teil. Ziel <strong>de</strong>s Aktionsprogramms<br />

ist es, das Beratungsangebot für Kin<strong>de</strong>r auszubauen, regional zu vernetzen und<br />

speziell auf die beson<strong>de</strong>re Situation von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen zugeschnittene Hilfemaßnahmen<br />

zu entwickeln und vor Ort umzusetzen.<br />

Folgen<strong>de</strong> Unterstützungsangebote wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit durchgeführt:<br />

• intensive Einzelbetreuung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

1


• sozialpädagogische Gruppenangebote<br />

• geschlechtsbewusste Mädchenarbeit<br />

• begleiten<strong>de</strong> Beratung <strong>de</strong>r Mütter<br />

• Mutter-, Kindgespräche<br />

• Vernetzung von Einrichtungen zur Optimierung von Hilfen für Kin<strong>de</strong>r.<br />

Die Mo<strong>de</strong>llprojekte haben Anfang 2005 begonnen. Seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n rund 160 Kin<strong>de</strong>r zumeist<br />

zeitnah nach Gewalterfahrungen in <strong>de</strong>r Familie betreut.<br />

Migrantinnen<br />

Das Sozialministerium Ba<strong>de</strong>n-Württemberg hat die Broschüre zum Platzverweisverfahren in<br />

mehrere Sprachen übersetzt. Damit sollen Frauen mit Migrationshintergrund und mangeln<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Sprachkenntnissen Informationen zum Platzverweis zugänglich gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Täterarbeit<br />

Die Lan<strong>de</strong>sstiftung Ba<strong>de</strong>n-Württemberg hat ein Aktionsprogramm „Täterarbeit“ aufgelegt. 17<br />

Anti-Gewalt-Trainingskurse wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit geför<strong>de</strong>rt.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Bayern<br />

Weiterführung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von Frauenhäusern und Notrufen für misshan<strong>de</strong>lte<br />

Frauen und Mädchen (Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche)<br />

Das Gesamtkonzept zur Finanzierung von Frauenhäusern in Bayern (bereits 1993 vom Bayer.<br />

Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gemeinsam mit<br />

Fachverbän<strong>de</strong>n, Trägern und kommunalen Spitzenverbän<strong>de</strong>n als Grundlage <strong>de</strong>r Bedarfsermittlung<br />

und Finanzierung <strong>de</strong>r Frauenhäuser erstellt) wur<strong>de</strong> 2005 in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n<br />

kommunalen Spitzenverbän<strong>de</strong>n und in Abstimmung mit <strong>de</strong>n Spitzenverbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r freien<br />

Wohlfahrtspflege an die Rechtslage nach SGB XII, SGB II angepasst. Insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong><br />

vereinbart, dass § 36a SGB II rückwirkend ab 1.1.<strong>2006</strong> gelten soll. Darüber hinaus sollen<br />

auch solche Kosten (für bis zu 2 Jahre nach Verlassen <strong>de</strong>s Frauenhauses) erstattet wer<strong>de</strong>n,<br />

die anfallen, wenn sich die Frau nach Auszug aus <strong>de</strong>m Frauenhaus in <strong>de</strong>r Standortkommune<br />

nie<strong>de</strong>rlässt (z.B. Unterkunftskosten, Kosten für Erstausstattung, §§ 22, 23 Abs. 3 Nr. 1 SGB<br />

II). Dies entspricht <strong>de</strong>n bislang für die Erstattung von Sozialhilfe gelten<strong>de</strong>n Regelungen im<br />

Gesamtkonzept. Die kommunalen Spitzenverbän<strong>de</strong> haben <strong>de</strong>r überarbeiteten Fassung <strong>de</strong>s<br />

Gesamtkonzepts zugestimmt und ihre Mitglie<strong>de</strong>r zum Beitritt zur neuen Anlage 4 aufgefor<strong>de</strong>rt.<br />

Das Beitrittsverfahren läuft <strong>de</strong>rzeit noch. Unverän<strong>de</strong>rt geblieben sind die bisherigen<br />

Empfehlungen zu Finanzierungskonzepten (insbeson<strong>de</strong>re die Unterteilung in Grundkosten<br />

2


einerseits, die grds. von <strong>de</strong>n Kommunen – pauschal – getragen wer<strong>de</strong>n, die sich <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Frauenhaus zugeordnet haben, sowie sonstige Kosten, die z.B. von <strong>de</strong>n Frauen selbst<br />

getragen wer<strong>de</strong>n).<br />

Die Broschüre „Han<strong>de</strong>ln statt Schweigen – Information und Hilfe bei sexueller Gewalt gegen<br />

Frauen“ ist En<strong>de</strong> 2005 in einer Neuauflage erschienen. Auch die in 11 Sprachen erhältlichen<br />

Informations-Faltblätter zum Gewaltschutzgesetz wur<strong>de</strong>n z. T. überarbeitet und neu<br />

aufgelegt.<br />

Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen veranstaltete<br />

am 18. <strong>Januar</strong> <strong>2006</strong> die Fachtagung „Bayern gegen Häusliche Gewalt“. Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

<strong>de</strong>r Tagung stand die Kooperation <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten Professionen in Fällen<br />

häuslicher Gewalt. Knapp 400 Teilnehmer aus <strong>de</strong>n Bereichen Frauenhaus, Notrufe für misshan<strong>de</strong>lte<br />

Frauen und Mädchen, sonstige Fachberatungsstellen (z.B. kibs, Weißer Ring,<br />

MIM), Polizei, (Familien-)Gericht, Staatsanwaltschaft, Jugendämter, Gleichstellungsbeauftragte,<br />

Gesundheitsbereich und Anwaltschaft aus ganz Bayern diskutierten zu <strong>de</strong>n Themen<br />

„Kin<strong>de</strong>swohl im Kontext häuslicher Gewalt“, „Pro-aktive Beratungsarbeit“, „Der Gesundheitssektor<br />

als Kooperationspartner“ sowie „Die Einbeziehung <strong>de</strong>s Justizsektors im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Gewaltschutzgesetz“. Eine Tagungsdokumentation wird <strong>de</strong>mnächst veröffentlicht.<br />

Für das Mo<strong>de</strong>llprojekt „Wege aus <strong>de</strong>r Häuslichen Gewalt – Beratung zur Flankierung <strong>de</strong>s<br />

Gewaltschutzgesetzes“ liegt nunmehr <strong>de</strong>r Abschlussbericht <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung<br />

durch das Staatsinstitut für Familienforschung an <strong>de</strong>r Universität Bamberg (ifb) vor (zum<br />

Download über www.gewaltschutz.bayern.<strong>de</strong>).<br />

Nachhaltiges Ergebnis <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojekts ist darüber hinaus die Handreichung zur „Beratung<br />

und Kooperation im Kontext von häuslicher Gewalt und Nachstellungen“. Basierend auf<br />

<strong>de</strong>ssen Erfahrungen enthält sie zahlreiche Informationen zu unterschiedlichen Beratungskonzepten,<br />

zur inhaltlichen Gestaltung <strong>de</strong>r Beratung von Gewaltopfern und zum gesetzlichen<br />

Rahmen. Wichtiger Bestandteil sind daneben die Empfehlungen zur fallbezogenen und<br />

strukturellen Kooperation <strong>de</strong>r unterschiedlichen Professionen im Rahmen von „Bündnissen<br />

gegen Häusliche Gewalt“. Die Handreichung richtet sich an die Fachberatung sowie an kooperieren<strong>de</strong><br />

Professionen. Sie wur<strong>de</strong> vom Staatsinstitut für Familienforschung an <strong>de</strong>r Universität<br />

Bamberg (ifb) im Auftrag <strong>de</strong>s Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung,<br />

Familie und Frauen erstellt.<br />

Fortbildungsangebote <strong>de</strong>s Bayerischen Jugendamtes<br />

Das Bayerische Lan<strong>de</strong>sjugendamt hat im Jahr 2005 Fortbildungskurse zu folgen<strong>de</strong>n Themen<br />

angeboten: „Kooperation mit <strong>de</strong>r Polizei bei häuslicher Gewalt“, „Schützen – Helfen – Begleiten.<br />

Interventionsplanung in Fällen von sexueller Gewalt“, „Handlungsstrategien im Umgang<br />

mit häuslicher Gewalt“, „Gefährdungseinschätzung und Hilfen bei Misshandlung und Vernachlässigung“.<br />

Planung <strong>2006</strong>:<br />

<strong>2006</strong> soll ein Lan<strong>de</strong>sbericht erstellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r einen Überblick zu Aktivitäten und Maßnahmen<br />

im Bereich „Häuslicher Gewalt“ in Bayern gibt.<br />

3


Die Einbeziehung <strong>de</strong>s Gesundheitssektors in Kooperationen steht <strong>2006</strong> im Fokus. Geplant<br />

ist eine Informationsbroschüre für medizinische Berufe, die über Möglichkeiten und<br />

Grenzen <strong>de</strong>r medizinischen Intervention aufklärt.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Berlin<br />

Fortschreibung Aktionsplan<br />

Am 20.01.<strong>2006</strong> hat <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong> Tisch zum Berliner Aktionsplan im Rahmen <strong>de</strong>r Laufzeit zum<br />

vierten und letzten Mal getagt. Bei <strong>de</strong>r Sitzung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r offizielle Abschlussbericht zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Aktionsplans (März 2004 bis März <strong>2006</strong>) verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Für <strong>de</strong>n noch bestehen<strong>de</strong>n Handlungsbedarf im Bereich <strong>de</strong>r Arbeit mit Tätern und <strong>de</strong>r<br />

Schutzmaßnahmen für Migrantinnen sowie zur Sicherung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Interventionsnetzes<br />

hat <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong> Tisch beschlossen, <strong>de</strong>n Aktionsplan für weitere zwei Jahre (März <strong>2006</strong><br />

bis März 2008) fortzuschreiben. Neu aufgenommen wer<strong>de</strong>n soll darin die Entwicklung gezielter<br />

Maßnahmen zur Prävention und Intervention.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, dass die im Aktionsplan aufgeführten Maßnahmen<br />

weitgehend umgesetzt wur<strong>de</strong>n. Das in Berlin aufgebaute professionelle und breit<br />

gefächerte Hilfesystem gewährleistet einen nachhaltigen Opferschutz und trägt zu einer<br />

wirksamen Prävention von Gewalt bei.<br />

Nach Veröffentlichung wird <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> auf <strong>de</strong>r Internetseite <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Frauen unter www.berlin.<strong>de</strong>/senwiarbfrau eingestellt.<br />

Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n die Arbeitsvorhaben für das Jahr <strong>2006</strong> beschlossen:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen: Unterstützung <strong>de</strong>s pro-aktiven Ansatzes<br />

und <strong>de</strong>r Mobilen Intervention, Weiterführung von Fortbildungen zum Gewaltschutzgesetz<br />

für Projekte aus <strong>de</strong>m Anti-Gewaltbereich, Umsetzung von Fortbildungen für<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>de</strong>r Jobcenter, Leistungsabteilungen und Fallmanagement;<br />

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und Kooperationspartner: Fortbildungen<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe, Bereitstellung von Informationen für die Berliner<br />

Lehrkräfte zum Thema Zwangsverheiratung;<br />

Lan<strong>de</strong>skommission Berlin gegen Gewalt in Kooperation mit <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für<br />

Wirtschaft, Arbeit und Frauen und BIG: Weiterführung <strong>de</strong>s bezirksübergreifen<strong>de</strong>n Gremiums<br />

zur präventiven Arbeit vor Ort;<br />

Berliner Interventionszentrale bei häuslicher Gewalt und Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Frauen: Fortbildungen für Jobcenter, Entwicklung und Koordinierung eines<br />

4


Konzepts zum Umgang mit Tätern, die Häusliche Gewalt ausüben, curriculare Bausteine<br />

für Integrationskurse zu § 43 AufenthG;<br />

o<br />

o<br />

Senatsverwaltung für Inneres: Regelungen zur Berücksichtigung <strong>de</strong>r spezifischen Situation<br />

von Migrantinnen und von durch Zwangsheirat betroffene junge Migrantinnen in <strong>de</strong>n<br />

Ausführungsvorschriften zum Aufenthaltsgesetz;<br />

Senatsverwaltung für Justiz: Fortbildungen.<br />

Schwerpunkte 2005 – Planungen/Perspektiven <strong>2006</strong><br />

Um in Berlin die Arbeit mit Tätern besser und wirkungsvoller in das Interventionssystem zu<br />

häuslicher Gewalt zu integrieren und die Praxis <strong>de</strong>r justiziellen Weisung zu verbessern, wur<strong>de</strong><br />

im Juni 2005 das Fachgespräch „Täterarbeit und institutionalisierte Vernetzung“ durchgeführt.<br />

Die Bilanz für Berlin ergab, dass hier ein<strong>de</strong>utig ein Handlungsbedarf in Hinblick auf die Etablierung<br />

von Täterprogrammen, die <strong>de</strong>n internationalen Standards entsprechen, besteht. Für<br />

die Konzeptentwicklung wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen<br />

eine ressort- und projektübergreifen<strong>de</strong> Arbeitsgruppe einberufen. Sowohl von <strong>de</strong>r Senatsverwaltung<br />

für Justiz, als auch vom Polizeipräsi<strong>de</strong>nten in Berlin und <strong>de</strong>n Projekten wur<strong>de</strong> die<br />

Notwendigkeit, neue Überlegungen, wie die Täterarbeit zum Schutze <strong>de</strong>r Frauen in Berlin<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann, anzustrengen, gesehen, und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Systems bekun<strong>de</strong>t. Die Koordinierung <strong>de</strong>r Abstimmung <strong>de</strong>r einzelnen Interventionsschritte<br />

ist bei <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>s Run<strong>de</strong>n Tisches <strong>de</strong>r Berliner Interventionszentrale<br />

übertragen wor<strong>de</strong>n. Ein Konzept soll im Jahr <strong>2006</strong> entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Dokumentation <strong>de</strong>r Fachtagung ist am 20.01.<strong>2006</strong> erschienen.<br />

Die bezirksübergreifen<strong>de</strong> Aktion „Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte“ (Verteilung von<br />

Bäckertüten und Einkaufbeuteln mit Bezirksbürgermeistern und Bürgermeisterinnen, Stadträten<br />

und Stadträtinnen auf Initiative <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r bezirklichen Frauenund<br />

Gleichstellungsbeauftragten bei verschie<strong>de</strong>nen „Kaiser’s Backstuben“ ) zum 25. November<br />

2005 stieß auf große Resonanz und wird auch im Jahr <strong>2006</strong> stattfin<strong>de</strong>n. Der Kreis <strong>de</strong>r<br />

Sponsoren wur<strong>de</strong> ausgeweitet.<br />

Zum Schwerpunkt Migrantinnen und Häusliche Gewalt wur<strong>de</strong> bei BIG ein Gremium mit <strong>de</strong>m<br />

Auftrag, neue Schutzmaßnahmen für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund unter<br />

Einbezug <strong>de</strong>r Communities zu entwickeln, eingerichtet. Das neue Gremium hat im Frühjahr<br />

2005 seine Arbeit aufgenommen und u.a. Empfehlungen zu <strong>de</strong>n bun<strong>de</strong>sweiten Verwaltungsvorschriften<br />

zum Aufenthaltsgesetz und zum Zweiten Än<strong>de</strong>rungsgesetz zum Aufenthaltsgesetz<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Belange von Migrantinnen, die von häuslicher Gewalt und/o<strong>de</strong>r Zwangsverheiratung<br />

betroffen sind, entwickelt.<br />

Interventions-/ Koordinationsprojekte<br />

Die Berliner Interventionszentrale bei häuslicher Gewalt koordiniert die praxisorientierte Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Interventionen seit zehn Jahren und beging diesen Anlass im November 2005<br />

mit einer großen Öffentlichkeitsveranstaltung. Das Angebot von BIG, Rückmeldungen aus<br />

5


<strong>de</strong>r Praxis entgegenzunehmen, diesen nachzugehen, für eine Klärung zu sorgen und daraus<br />

ggf. weitere strukturelle Maßnahmen zu entwickeln, wird von <strong>de</strong>n Bereichen Justiz, Polizei<br />

und <strong>de</strong>n Antigewaltprojekten sowie von <strong>de</strong>n Jugendämtern sehr gut angenommen.<br />

Als beson<strong>de</strong>re Problematik stellt sich in diesem Zusammenhang <strong>de</strong>r Bereich „Begleiteter<br />

Umgang bei häuslicher Gewalt“ dar. Durch eingeschränkte finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Jugendämter und durch unterschiedliche Sichtweisen auf die Situation <strong>de</strong>r von<br />

Gewalt betroffenen Frauen, ihrer Kin<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>n gewalttätigen Partnern ergeben sich unterschiedliche<br />

Handlungsstrategien und Herangehensweisen. Hier konnte durch Vermittlungen<br />

bzw. Konfliktmo<strong>de</strong>ration durch BIG eine bessere Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt waren konzeptionelle Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Arbeit einzelner Frauenprojekte,<br />

die ebenfalls zu Problemen in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit führten. Auch hier ist es gelungen,<br />

durch Vermittlung und mo<strong>de</strong>rierte Gespräche eine Klärung und Verbesserung <strong>de</strong>r Situation<br />

zu bewirken.<br />

Arbeitsschwerpunkte für <strong>2006</strong> sind neben Koordinierung und Mediation die Konzeptentwicklung<br />

für die Täterarbeit ein von <strong>de</strong>r Stiftung Deutsche Jugendmarke geför<strong>de</strong>rtes Projekt zur<br />

Durchführung von Workshops an Schulen, Fortführung <strong>de</strong>r Fortbildungen, AG’ s.<br />

Interventionsstellen/ pro-aktive Arbeit<br />

Im Oktober 2005 begann die BIG-Hotline mit einem einjährigen Probelauf <strong>de</strong>s pro-aktiven<br />

Ansatzes, <strong>de</strong>r aus Son<strong>de</strong>rmitteln <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen<br />

finanziert wird. Der pro-aktive Ansatz wird in Kooperation mit <strong>de</strong>n fünf Berliner Beratungsstellen<br />

und <strong>de</strong>r Polizei durchgeführt. Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2005 gingen bereits<br />

über 120 Faxe von <strong>de</strong>r Polizei ein. Die ersten sechs Monate <strong>de</strong>s Probelaufs wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />

Forschungsgruppe WIBIG wissenschaftlich ausgewertet. Das Ergebnis wird im Frühjahr<br />

<strong>2006</strong> vorliegen. Die Zahl <strong>de</strong>r Anrufer und Anruferinnen bei <strong>de</strong>r HOTLINE hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren auf ca. 500 im Monat eingepen<strong>de</strong>lt, das sind ca. 6.000 Anrufe jährlich.<br />

Die „Mobile Intervention“ konnte wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor auch im Jahr 2005 mit Sponsorenmitteln<br />

weitergeführt wer<strong>de</strong>n. Geplant ist dies auch für <strong>2006</strong>. Das fünfjährige Bestehen <strong>de</strong>r<br />

Mobilen Intervention wird zusammen mit <strong>de</strong>r Vorstellung eines Radiospots, gesprochen von<br />

zwei Tatortkommissaren, im Februar <strong>2006</strong> vorgestellt. Zusammen mit <strong>de</strong>m pro-aktiven Ansatz<br />

existiert in Berlin damit erstmalig ein in sich abgestimmtes, niedrigschwelliges Angebot<br />

<strong>de</strong>r aufsuchen<strong>de</strong>n Arbeit als weiterer Baustein im Unterstützungsnetz für Frauen in Gewaltsituationen.<br />

Gesundheitswesen<br />

Auch die Arbeit in diesem Bereich wur<strong>de</strong> im Jahr 2005 fortgeführt. Im Gesetzentwurf für die<br />

Neustrukturierung <strong>de</strong>s Öffentlichen Gesundheitsdienstes wur<strong>de</strong>n die Belange Gewaltbetroffener<br />

berücksichtigt. Es gab eine erste Fortbildung <strong>de</strong>r Ärztekammer Berlin zum Thema „Dokumentation<br />

häuslicher Gewalt“ sowie eine Veranstaltung im Bildungszentrum <strong>de</strong>r Pflegeschulen<br />

<strong>de</strong>r DRK-Schwesternschaft. Die AG „Frauen und Psychiatrie“ beim Lan<strong>de</strong>spsychiatriebeauftragten<br />

wird im Jahr <strong>2006</strong> ein Fachgespräch zum Thema durchführen.<br />

6


Das Schulungsprogramm von S.I.G.N.A.L. e. V zur Verbesserung <strong>de</strong>r gesundheitlichen Erstversorgung<br />

wur<strong>de</strong> weitergeführt und ausgebaut, u. a. in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Standorten <strong>de</strong>r Charité<br />

Berlin.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Häusliche Gewalt<br />

Fortbildungen zum Thema „Kin<strong>de</strong>r und Häusliche Gewalt“ sind weiterhin regional und überregional<br />

umgesetzt wor<strong>de</strong>n. Die Verbesserung <strong>de</strong>r Prävention und Aufklärung im Schulbereich<br />

erfolgte durch einen weiteren Ausbau <strong>de</strong>r Angebote.<br />

Als Mo<strong>de</strong>llprojekt wur<strong>de</strong> das Projekt „ZIP – Zusammenwirken von Jugendhilfe und Schule<br />

zur Intervention und Prävention von häuslicher Gewalt“ (Zeitraum 01.01.<strong>2006</strong> – 31.12.2007)<br />

konzipiert und von BIG als Antrag bei <strong>de</strong>r Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V. eingereicht.<br />

Es beinhaltet die Durchführung von Workshops für Schülerinnen, Schüler und für die Lehrerschaft.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r Polizeidirektion und <strong>de</strong>m Fachbereich Familienunterstützen<strong>de</strong><br />

Hilfen im Jugendamt in Fällen von mittelbar betroffenen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in<br />

Familien, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, wur<strong>de</strong> in einem Berliner Bezirk beispielhaft<br />

in einem Kooperationsvertrag geregelt. Damit sind verbindliche Mel<strong>de</strong>verfahren an <strong>de</strong>n<br />

zuständigen Regionalen Sozialpädagogischen Dienst festgelegt wor<strong>de</strong>n, die Berlinweit zur<br />

Anwendung kommen. Die polizeiliche Meldung wird im Jugendamt wie je<strong>de</strong> Meldung zur<br />

Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung behan<strong>de</strong>lt, d.h. es wird eine sofortige Kontaktaufnahme bzw. Intervention<br />

sichergestellt und eine Rückmeldung an die Polizei mit <strong>de</strong>m Hinweis <strong>de</strong>r Fallübernahme<br />

veranlasst.<br />

Datenerhebung: Unbefriedigend bleibt für Berlin die hohe Anzahl von Einstellungen <strong>de</strong>r<br />

Strafverfahren wg. häuslicher Gewalt (mehr als 50%).<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Die Fortschreibung <strong>de</strong>s Aktionsplans <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung Bran<strong>de</strong>nburg zur Bekämpfung<br />

von Gewalt gegen Frauen ist ab <strong>2006</strong> vorgesehen.<br />

Auf Lan<strong>de</strong>sebene wird die Zusammenarbeit <strong>de</strong>s Innen-, Justiz-, und Bildungsressorts mit<br />

<strong>de</strong>n Nichtregierungsorganisationen durch das Begleitgremium zum Lan<strong>de</strong>saktionsplan in<br />

Zuständigkeit <strong>de</strong>s Familienministeriums koordiniert.<br />

Die Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>r Frauenhäuser stehen verstärkt vor <strong>de</strong>r Aufgabe, Qualitätsstandards<br />

für die Beratung und Begleitung von Frauen in speziellen Lebenssituationen zu entwickeln.<br />

Das Hilfeangebot richtet sich auch zunehmend an Frauen mit Mehrfachproblematik o<strong>de</strong>r<br />

Migrationshintergrund.<br />

7


Die bestehen<strong>de</strong>n regionalen Kooperationsbündnisse gegen Häusliche Gewalt müssen gepflegt,<br />

vertieft und weitere Bereiche wie Jugendhilfe und Justiz für die Zusammenarbeit gewonnen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Sensibilisierung und Fortbildung von Polizei- und beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Justizangehörigen sind<br />

<strong>de</strong>shalb weiterhin Aufgabe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>saktionsplans. Eine engere Zusammenarbeit von Beratungsstellen<br />

und Frauenhäusern mit Staatsanwaltschaft, Richterinnen und Richtern und Polizei<br />

ist geeignet zu sensiblerem Umgang mit <strong>de</strong>m Opfer beizutragen.<br />

Der Ausbau <strong>de</strong>s pro-aktiven Beratungsangebotes wird durch Prüfung und Ausnutzung erweiterter<br />

datenschutzrechtlicher Möglichkeiten angestrebt. In Zukunft sollen noch mehr Frauen<br />

eine Beratungsmöglichkeit nutzen können, auch wenn sie aus eigenem Entschluss noch<br />

keine Hilfe in Anspruch nehmen.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r inneren Sicherheit und Justiz sind Möglichkeiten <strong>de</strong>r Entwicklung und <strong>de</strong>r<br />

Finanzierung von Anti-Gewalt-Programmen für Täter durch geeignete Träger zu prüfen.<br />

Nach Erfahrungen in an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn versprechen solche Programme Erfolg im Hinblick<br />

auf Verhaltensän<strong>de</strong>rungen und verbesserten Opferschutz, wenn die Teilnahme <strong>de</strong>r Täter<br />

auf Grund justizieller Auflagen erfolgt.<br />

Die sich durchsetzen<strong>de</strong> Erkenntnis, dass Gewalt gegen die Mutter immer auch die Kin<strong>de</strong>r<br />

und <strong>de</strong>ren Entwicklung belastet, macht neue Formen <strong>de</strong>r Kooperation zwischen Kin<strong>de</strong>rschutz<br />

und Frauenschutz notwendig. Das gesun<strong>de</strong> und gewaltfreie Aufwachsen von Kin<strong>de</strong>rn<br />

– eines <strong>de</strong>r neu formulierten Leitziele <strong>de</strong>s Programms für Familien- und Kin<strong>de</strong>rfreundlichkeit<br />

„Die Bran<strong>de</strong>nburger Entscheidung: Kin<strong>de</strong>r haben Vorrang!“ (Oktober 2005) – ist noch stärker<br />

mit <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>saktionsplan und <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>r häuslichen Gewalt zu verknüpfen, da meist<br />

auch Kin<strong>de</strong>r als Zeugen o<strong>de</strong>r direkt betroffen sind.<br />

Den Prozess <strong>de</strong>r Verbreitung von Fachwissen zu häuslicher Gewalt, zu Folgen von Gewalt<br />

für Opfer wie Zeugen und zu Hilfeangeboten im Bereich <strong>de</strong>r Familienbildung, in <strong>de</strong>n Kitas,<br />

Schulen, Jugendämtern und in <strong>de</strong>r Sozialarbeit voranzutreiben, ist eine weitere neue<br />

Schwerpunktaufgabe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>saktionsplans.<br />

Die Umsetzung <strong>de</strong>s im Rahmen <strong>de</strong>s Aktionsplans entwickelten Curriculums für die Familienbildung<br />

„Hintergrün<strong>de</strong> und Auswirkungen häuslicher Gewalt“ erfolgt ab <strong>2006</strong>.<br />

Zur Bewusstseinsentwicklung für eine stärkere Fortbildungsnachfrage sowie die Einbeziehung<br />

geschlechtsspezifischer Prävention in die schulische Arbeit sind zusätzlich Maßnahmen<br />

notwendig.<br />

Für <strong>2006</strong> ist ein Informationsmaterial für Ärztinnen, Ärzte und medizinisches Personal zum<br />

Thema Folgen und Symptomatik bei häuslicher Gewalt sowie Hilfeangebote für betroffene<br />

Patientinnen vorgesehen.<br />

8


Bun<strong>de</strong>sland: Hessen<br />

Aktionsplan und Vernetzungsentwicklung<br />

Der Aktionsplan <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Hessen zur Bekämpfung <strong>de</strong>r Gewalt im häuslichen Bereich<br />

wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> November 2004 durch Kabinettsbeschluss verabschie<strong>de</strong>t. 2005 lag das Augenmerk<br />

auf <strong>de</strong>r Bekanntmachung <strong>de</strong>s Aktionsplans, insbeson<strong>de</strong>re auf Fachveranstaltungen.<br />

Die unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>spräventionsrats 2001 eingesetzte Lan<strong>de</strong>sarbeitsgruppe, auf<br />

<strong>de</strong>ren Beratungen <strong>de</strong>r Aktionsplan beruht, hat sich zur Jahresmitte mit <strong>de</strong>m Ziel neu organisiert,<br />

die Praxisentwicklung engmaschig und Projekt bezogen zu begleiten. Die auf zwölf<br />

ständige Mitglie<strong>de</strong>r verkleinerte Arbeitsgruppe besteht weiterhin aus sachverständigen Vertretungen<br />

je zur Hälfte <strong>de</strong>r öffentlichen Hand und <strong>de</strong>r Hilfseinrichtungen in freier Trägerschaft.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r sind jeweils vor Ort an einschlägigen Netzwerken beteiligt und übernehmen<br />

multiplikatorische Aufgaben, die <strong>de</strong>r überregionalen Vernetzung und Verlinkung <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>n Kommunen dienen sollen. Unter-Arbeitsgruppen wur<strong>de</strong>n eingerichtet, die<br />

sich bis Jahresen<strong>de</strong> konstituiert haben: Männerberatung – Wegweiser und Standards für die<br />

Täterarbeit; Kommunalisierung; Fortbildung; Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die formelle Vernetzung auf kommunaler Ebene ist im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 2005 voran geschritten.<br />

Mittlerweile sind 26 multi-institutionelle Netzwerke in allen Landkreisen entstan<strong>de</strong>n.<br />

Lan<strong>de</strong>skoordinierungsstelle<br />

2005 wur<strong>de</strong> die Einrichtung einer Lan<strong>de</strong>skoordinierungseinheit im Ministerium <strong>de</strong>r Justiz unter<br />

Leitung einer Staatsanwältin beraten und vorbereitet. Die Anfang <strong>2006</strong> eingerichtete Lan<strong>de</strong>skoordinierungsstelle<br />

Prävention häuslicher Gewalt koordiniert die Maßnahmen zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Aktionsplans auf Lan<strong>de</strong>sebene, för<strong>de</strong>rt das Fachgespräch unter <strong>de</strong>n regionalen<br />

Arbeitskreisen und wird zur Bestandsaufnahme und Evaluation <strong>de</strong>r Praxis- und Qualitätsentwicklung<br />

lan<strong>de</strong>sweit beitragen.<br />

Interventionsstellen/ pro-aktive Arbeit<br />

Die erstmalig seit 2004 geför<strong>de</strong>rten fünf Interventionsstellen wur<strong>de</strong>n 2005 weiterhin geför<strong>de</strong>rt.<br />

Die Fortsetzung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>2006</strong> und eine Bestandsaufnahme <strong>de</strong>r Praxisentwicklung<br />

sind beabsichtigt.<br />

Zum Jahresbeginn <strong>2006</strong> wur<strong>de</strong>n die Lan<strong>de</strong>smittel zum Schutz vor Gewalt kommunalisiert,<br />

mit <strong>de</strong>nen Frauenhäuser, Beratungsstellen und an<strong>de</strong>ren Schutzeinrichtungen bislang unmittelbar<br />

vom Land geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n. 2005 galt es, dies vorzubereiten und bei <strong>de</strong>r Formulierung<br />

von Rahmenvereinbarungen und individuellen Zielvereinbarungen Sorge dafür zu tragen,<br />

dass die Kontinuität wie auch Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Hilfesystems im Zuge <strong>de</strong>r Kommunalisierung<br />

gesichert ist. Die oben erwähnte Unterarbeitsgruppe Kommunalisierung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>spräventionsrats<br />

begleitet diesen Prozess in beraten<strong>de</strong>r Funktion. Hier wird insbeson<strong>de</strong>re<br />

geprüft, ob die Kommunalisierung einen Beitrag zur regionalen Vernetzung leistet und die<br />

Abstimmung über die Bedarfs<strong>de</strong>ckung vor Ort, auch überörtlich, erleichtert, o<strong>de</strong>r dieses Ziel<br />

<strong>de</strong>r Kommunalisierung verfehlt wird.<br />

9


Gesundheitswesen<br />

Das beim Sozialministerium angesie<strong>de</strong>lte Hessische Netzwerk Gewaltprävention im Gesundheitswesen<br />

begleitete 2005 das Implementierungs- und Validierungsprojekt <strong>de</strong>r Koordinierungsstelle<br />

<strong>de</strong>r hessischen Notrufe, das im Herbst 2004 begonnen wur<strong>de</strong>. Das Projekt hat<br />

zum Ziel, das hessische Dokumentationsinstrument bei Misshandlung durch <strong>de</strong>n Intimpartner<br />

lan<strong>de</strong>sweit sowohl in <strong>de</strong>r ärztlichen Praxis als auch bei Netzwerken, Hilfs- und Beratungseinrichtungen<br />

bis hin zu Rechtsbeistän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n bekannt<br />

zu machen. Weiteres Ziel ist die fachübergreifen<strong>de</strong> Praxisüberprüfung <strong>de</strong>s Instruments. Mehrere<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Netzwerks haben ihrerseits Praxisbefragungen und Fachveranstaltungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen das Dokumentationsinstrument und die multi-disziplinäre Kooperation im Mittelpunkt<br />

stan<strong>de</strong>n, durchgeführt.<br />

Die Rückkoppelung mit Kliniken, Arztpraxen, Rechtsanwaltschaft, Richterschaft sowie Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n<br />

ergab, dass das Instrument sich weitestgehend als anwen<strong>de</strong>rfreundliche<br />

Checkliste in <strong>de</strong>r ärztlichen Praxis und zivil- und strafrechtlich als gerichtlich verwertbar<br />

erweist. Letzteres ist eine vorläufige Einschätzung, da das Instrument als Glaubhaftmachung<br />

bzw. Beweismittel erst gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres punktuell in Gerichtsverfahren und Verfahren<br />

bei <strong>de</strong>r Amtsanwaltschaft festzustellen war. Anregungen zur redaktionellen Verbesserung<br />

wur<strong>de</strong>n aufgenommen und in einer Neuauflage 2005 veröffentlicht.<br />

Auf <strong>de</strong>r 2. Fachtagung zum Lan<strong>de</strong>saktionsplan im November wur<strong>de</strong>n die Projektergebnisse<br />

vorgestellt. Schwerpunkt <strong>de</strong>r Tagung war die Schlüsselrolle <strong>de</strong>s Gesundheitswesens für <strong>de</strong>n<br />

Schutz von Frauen und ihren Kin<strong>de</strong>rn. Die Diskussion betrachtete die Intervention bei unterschiedlichen<br />

Gewaltrisiken und für altersübergreifen<strong>de</strong> Risikogruppen aus <strong>de</strong>r Sicht mehrerer<br />

Professionen.<br />

<strong>2006</strong> wird das Projekt zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Implementierung und Validierung <strong>de</strong>s hessischen<br />

Dokumentationsinstruments fortgesetzt. Das Augenmerk wird zusätzlich auf die sichere Dokumentation<br />

bei sexualisierter Gewalt gelegt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>särztekammer soll <strong>2006</strong> ein e-learning-Projekt entwickelt wer<strong>de</strong>n. Das Vorhaben<br />

soll neben <strong>de</strong>r Fortbildung auch als weiterer Beitrag zur Validierung <strong>de</strong>s hessischen Instruments<br />

und zur Messung einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r ärztlichen Versorgung dienen, sollte dies<br />

durch das Instrument erzielbar sein.<br />

Neues Mitglied <strong>de</strong>s Hessischen Netzwerks ist die 2005 gegrün<strong>de</strong>te Vereinigung „Wie<strong>de</strong>r<br />

Lachen e.V.“ (http://www.wie<strong>de</strong>r-lachen.com), die – bun<strong>de</strong>sweit – Betroffenen häuslicher<br />

Gewalt durch zahnmedizinische Versorgung unterstützt. Hier engagieren sich zunehmend<br />

auch Zahnarztpraxen, die auf die Versorgung von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen spezialisiert<br />

sind.<br />

Durch die internationale Kooperation gelingt es Hessen, zu Forschungsvorhaben selbst beizutragen<br />

und wenig rezipierte wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglicher zu machen, die<br />

konzeptuelle Entwicklung <strong>de</strong>r Angebote an niedrigschwelligen Hilfen voranzubringen und<br />

Vernetzungen sowohl überregional als auch vor Ort zu unterstützen. Das 2003/2004 gegrün<strong>de</strong>te<br />

Europäische Netzwerk Gewaltprävention im Gesundheitswesen ist seit Abschluss <strong>de</strong>s<br />

gemeinsamen Daphne I Projekts stetig weiter gewachsen und erstreckt sich auf elf Mitgliedstaaten<br />

<strong>de</strong>r EU. Über <strong>de</strong>n ad hoc Erfahrungsaustausch hinaus konnten 2005 gemeinsame<br />

Vorträge und wissenschaftliche Poster präsentiert wer<strong>de</strong>n.<br />

10


Die ursprünglich für 2005 anvisierte Veröffentlichung einer Gui<strong>de</strong>line zur Gewaltprävention<br />

<strong>de</strong>r WHO-Vernetzungsinitiative Violence Prevention Alliance<br />

(http://www.who.int/violenceprevention/en/), an welcher das Sozialministerium als Gründungsmitglied<br />

mitwirkt, wird voraussichtlich <strong>2006</strong> erscheinen können.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Häusliche Gewalt<br />

2005 wur<strong>de</strong>n zwei Fachveranstaltungen zum Schutz von Kin<strong>de</strong>rn durchgeführt: eine ganztägige<br />

Konferenz zur Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung durch Häusliche Gewalt und eine Informationsveranstaltung<br />

auf <strong>de</strong>r mehrtägigen Lan<strong>de</strong>sveranstaltung „Hessentag“ zu Gefahren in<br />

Chatrooms – Gegen Kin<strong>de</strong>rpornografie im Internet.<br />

Für <strong>2006</strong> sind eintägige Fortbildungsseminare für die Jugendämter zur Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />

durch Häusliche Gewalt in Planung.<br />

Migrantinnen<br />

Es ist Ziel in Hessen, flächen<strong>de</strong>ckend mehrsprachige Beratungsangebote zugänglich zu machen.<br />

Vor allem in <strong>de</strong>n Landkreisen, <strong>de</strong>ren Population multinational geprägt ist, ist es üblich,<br />

Informationen über <strong>de</strong>n Gewaltschutz mehrsprachig anzubieten. Aufgrund <strong>de</strong>r schieren Anzahl<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nkbar möglichen Sprachen, ist es schwierig, Personal für die Beratung bereitzustellen.<br />

Das mehrsprachige Beratungsangebot können einige Frauenschutzorganisationen<br />

und vielfach auch kommunale Institutionen punktuell sicherstellen.<br />

Übersetzungen von Wegweisungsverfügungen über Betretungsverbote o<strong>de</strong>r Annäherungsverbote<br />

stehen <strong>de</strong>r Polizei auch in türkischer, serbokroatischer und arabischer Sprache zur<br />

Verfügung. Beim Polizeipräsidium Frankfurt/Main kommen auch mehrsprachige Einwilligungserklärungen<br />

für Opfer häuslicher Gewalt zur Kontaktaufnahme mit Beratungsstellen<br />

zum Einsatz. Eine hessenweite Aus<strong>de</strong>hnung dieses Angebotes wird geprüft. Bei einigen<br />

hessischen Polizeidienststellen wer<strong>de</strong>n Migrantinnen auf dort ansässige ausländische Hilfseinrichtungen<br />

hingewiesen.<br />

Sozialministerin Silke Lautenschläger übernahm 2005 die Schirmherrschaft für <strong>de</strong>n Start <strong>de</strong>r<br />

europäischen Kampagne <strong>de</strong>r Tageszeitung Hürriyet mit <strong>de</strong>r Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung<br />

„Gegen Häusliche Gewalt“, die in Deutschland mit einer Auftaktveranstaltung in<br />

Frankfurt/Main begonnen wur<strong>de</strong>. Die 26 Netzwerke gegen Häusliche Gewalt in Hessen wur<strong>de</strong>n<br />

zur Kooperation mit <strong>de</strong>n Verantwortlichen für die Kampagne ermutigt, die einen muttersprachlichen<br />

Notruftelefondienst einschließen soll.<br />

2005 wur<strong>de</strong> eine ressortübergreifen<strong>de</strong> Arbeitsgruppe zur Problematik <strong>de</strong>r so genannten „Ehrenmor<strong>de</strong>“<br />

einberufen, die einen Maßnahmenkatalog erarbeitet. Die hessische Polizei befasst<br />

sich seit längerem mit <strong>de</strong>m Problem <strong>de</strong>r ethnisch kulturellen Gewalt sowie <strong>de</strong>n hieraus<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tötungs<strong>de</strong>likten. Das Hessische Lan<strong>de</strong>skriminalamt (HLKA) erarbeitet zu diesem<br />

Themenbereich eine Handlungsleitlinie für die hessische Polizei. Ziel dieser Handlungsleitlinie,<br />

in die auch Erfahrungen an<strong>de</strong>rer Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r sowie <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s einfließen wer<strong>de</strong>n,<br />

ist die Gewährleistung einer lan<strong>de</strong>seinheitlichen Bearbeitung, die Beseitigung von<br />

Handlungsunsicherheiten im Umgang mit <strong>de</strong>n Betroffenen sowie die interdisziplinäre Anwendung<br />

aller rechtlichen Möglichkeiten.<br />

11


Bun<strong>de</strong>sland: Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung Mecklenburg-Vorpommern hat im August 2005 <strong>de</strong>n Zweiten Aktionsplan<br />

zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kin<strong>de</strong>r beschlossen. Mit <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Zweiten Lan<strong>de</strong>saktionsplanes sollen neue Zielgruppen erreicht, die Statistiken verbessert,<br />

das Netz von Unterstützungsstrukturen gefestigt und die Kooperation zwischen staatlichen<br />

und nichtstaatlichen Einrichtungen verbessert wer<strong>de</strong>n. Neue Zielgruppen sind: Von<br />

Gewalt betroffene behin<strong>de</strong>rte Frauen, Migrantinnen, Kin<strong>de</strong>r und Opfer von Frauenhan<strong>de</strong>l.<br />

In <strong>de</strong>r Aus- und Fortbildung wer<strong>de</strong>n neue Angebote für die Berufsgruppen erarbeitet, die mit<br />

<strong>de</strong>m Thema „Häusliche Gewalt“ konfrontiert wer<strong>de</strong>n. Z. B. ist ein Schwerpunkt die gesundheitliche<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Opfer und die Einbeziehung <strong>de</strong>r Gesundheitsprofessionen in die<br />

Kooperationsbündnisse.<br />

Kin<strong>de</strong>r als Opfer häuslicher Gewalt sollen als eine eigene Zielgruppe wahrgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

um ihnen wirksam helfen zu können. Am 1. Mai 2005 hat ein neues, bun<strong>de</strong>sweit einmaliges<br />

Projekt begonnen: „Kin<strong>de</strong>r- und Jugendberatung in Fällen häuslicher Gewalt“, angeglie<strong>de</strong>rt<br />

an die Interventionsstellen gegen Häusliche Gewalt in Schwerin und Rostock.<br />

Der Lan<strong>de</strong>srat für Kriminalitätsvorbeugung hat 2005 eine Broschüre mit Handlungsempfehlungen<br />

für die kommunale Präventionsarbeit Kin<strong>de</strong>r als Opfer häuslicher Gewalt herausgegeben.<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung wird ein Konzept für die wirksame Bekämpfung von Frauenhan<strong>de</strong>l im<br />

Land erarbeiten.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r 2004 initiierten Arbeitsgruppe „Gewalt und Gesundheit in Mecklenburg-<br />

Vorpommern“, an <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ne Gesundheitsprofessionen teilnehmen, ist für medizinisches<br />

Personal ein Handlungsleitfa<strong>de</strong>n zum Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen<br />

erarbeitet wor<strong>de</strong>n. Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n weitere Materialien erstellt.<br />

Die Umsetzung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>saktionsplanes wird weiterhin von einem Lan<strong>de</strong>srat begleitet, an<br />

<strong>de</strong>m die beteiligten Ministerien, Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften <strong>de</strong>r Frauenhäuser, <strong>de</strong>r Beratungsstellen,<br />

die Lan<strong>de</strong>skoordinierungsstelle und die Täterberatungsstellen beteiligt sind.<br />

Zurzeit wird eine Schwachstellenanalyse im Interventionsnetz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s erstellt.<br />

Das Justizministerium hat im Jahr 2005 mehrere Workshops in <strong>de</strong>n Landgerichtsbezirken<br />

durchgeführt, um die Kooperation und das Verständnis aller beteiligten Berufsgruppen wie<br />

Richter, Richterinnen, Staatsanwälte, Staatsanwältinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

<strong>de</strong>r Rechtsantragstellen, <strong>de</strong>r Frauenhäuser und Beratungsstellen für das Thema und die<br />

unterschiedlichen Sichtweisen dazu zu verbessern.<br />

Die Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>srates zur Kriminalitätsvorbeugung „Gewalt gegen Frauen“ wird<br />

sich im Jahre <strong>2006</strong> mit <strong>de</strong>m Thema „Die ARGE und ihre Möglichkeiten bei <strong>de</strong>r Bekämpfung<br />

von Gewalt gegen Frauen und Kin<strong>de</strong>r“ beschäftigen.<br />

Der neue Erlass <strong>de</strong>s Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Gesundheitserziehung<br />

„Sucht- und Gewaltprävention an <strong>de</strong>n Schulen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-<br />

Vorpommern“ wird auch das Thema „Häusliche Gewalt“ aufnehmen.<br />

12


Vom Verein Frauen helfen Frauen e.V. wird mit finanzieller Unterstützung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung<br />

seit an<strong>de</strong>rthalb Jahren und auch zukünftig 6mal im Jahr <strong>de</strong>r Fachinformationsdienst zur<br />

Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kin<strong>de</strong>r herausgegeben.<br />

Im Doppelhaushalt <strong>2006</strong>/2007 sind für <strong>de</strong>n Bereich Bekämpfung von häuslicher Gewalt keine<br />

Kürzungen vorgenommen wor<strong>de</strong>n. Der Titel zur Finanzierung <strong>de</strong>r Frauenhäuser und Beratungsstellen<br />

ist leicht aufgestockt wor<strong>de</strong>n.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

Beratungs- und Interventionsstellen gegen Häusliche Gewalt (BISS)<br />

Nach <strong>de</strong>r 3jährigen Mo<strong>de</strong>llphase und <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung <strong>de</strong>r<br />

Beratungs- und Interventionsstellen gegen Häusliche Gewalt (BISS) wird das Beratungsangebot<br />

<strong>de</strong>r BISS im Jahr <strong>2006</strong> flächen<strong>de</strong>ckend in Nie<strong>de</strong>rsachsen ausgebaut.<br />

Für je<strong>de</strong> Polizeiinspektion wird es ein BISS-Beratungsangebot geben.<br />

Die BISS-Beratung wird an bestehen<strong>de</strong> Einrichtungen zum Schutz und zur Beratung von<br />

Gewalt betroffenen Frauen angeglie<strong>de</strong>rt. Ingesamt wer<strong>de</strong>n 22 Frauenhäuser und 7 Beratungsstellen<br />

die BISS-Beratung anbieten. Viele verschie<strong>de</strong>ne Träger wer<strong>de</strong>n diese Aufgabe<br />

wahrnehmen: 12 freie Träger (Vereine), 4 Einrichtungen <strong>de</strong>r AWO, 4 Kommunen, 3 katholische<br />

Träger, 3 Einrichtungen <strong>de</strong>s Paritätischen, 2 <strong>de</strong>s Deutschen Roten Kreuzes und 1 e-<br />

vangelische Beratungsstelle.<br />

Das Land för<strong>de</strong>rt die BISS ab <strong>2006</strong> mit insgesamt 809.000 € im Jahr (zusätzliche Mittel).<br />

Kin<strong>de</strong>r misshan<strong>de</strong>lter Mütter<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Koordinationsprojekts Häusliche Gewalt, das beim Lan<strong>de</strong>spräventionsrat<br />

angeglie<strong>de</strong>rt ist, hat sich eine interdisziplinäre Kommission intensiv mit <strong>de</strong>r Frage befasst,<br />

wie die Situation von Kin<strong>de</strong>rn misshan<strong>de</strong>lter Mütter im Interventionsprozess berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Expertinnen und Experten aus <strong>de</strong>n Bereichen Jugendhilfe und Kin<strong>de</strong>rschutz,<br />

Frauenschutz, Polizei und Justiz haben ein Eckpunktepapier mit Handlungsempfehlungen für<br />

die Praxis in <strong>de</strong>n genannten Bereichen erarbeitet. Die Handlungsempfehlungen zeigen auf,<br />

welche konkreten Ansatzpunkte für eine weitere Verzahnung <strong>de</strong>r Handlungsfel<strong>de</strong>r „Schutz<br />

und Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen“ und „Kin<strong>de</strong>rschutz und -unterstützung“ vor<br />

Ort bestehen und wie Intervention und Prävention so gestaltet wer<strong>de</strong>n kann, dass gleichermaßen<br />

die Bedürfnisse von misshan<strong>de</strong>lten Frauen und (mit)betroffenen Kin<strong>de</strong>rn Berücksichtigung<br />

fin<strong>de</strong>n. Damit bil<strong>de</strong>t das Eckpunktepapier eine umfassen<strong>de</strong> Orientierung für die Weiterentwicklung<br />

und Optimierung <strong>de</strong>s Hilfesystems.<br />

Die Handlungsempfehlungen sind in einer Broschüre zusammengestellt, die beim Lan<strong>de</strong>spräventionsrat<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen, Am Waterlooplatz 5a, 30159 Hannover, Tel.: 0511 - 120<br />

5272, www.lpr.nie<strong>de</strong>rsachsen.<strong>de</strong>, kostenlos erhältlich ist.<br />

Gesundheitswesen<br />

Nach<strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n ambulanten Bereich Fortbildungsmaterialien entwickelt wur<strong>de</strong>n (Informationen<br />

und Arbeitshilfen für Ärztinnen und Ärzte<br />

13


http://www.aekn.<strong>de</strong>/web_aekn/home.nsf/ContentView/information_materialien_haeusliche_g<br />

ewalt), soll das Thema Häusliche Gewalt verstärkt im stationären Bereich verankert wer<strong>de</strong>n.<br />

Um für <strong>de</strong>n stationären Bereich ein Konzept mit Materialien für die Fort- und Weiterbildung<br />

zu entwickeln, das effektiv in <strong>de</strong>n Krankenhausalltag eingepasst wer<strong>de</strong>n kann, för<strong>de</strong>rt das<br />

Land Nie<strong>de</strong>rsachsen das Projekt SENSIA in Göttingen. Ziel ist eine Optimierung <strong>de</strong>r Versorgung<br />

gewaltbetroffener Frauen in nie<strong>de</strong>rsächsischen Krankenhäusern. Die in diesem Projekt<br />

entwickelten Materialien (Fortbildungsmaterialien, Best-practice-Empfehlungen) wer<strong>de</strong>n Anfang<br />

2007 <strong>de</strong>r Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Migrantinnen<br />

Um die interkulturelle Kompetenz und die Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen<br />

noch weiter zu stärken, wird ab März <strong>2006</strong> ein über ca. 18 Monate angelegtes<br />

Projekt zur Entwicklung und Erprobung eines Fortbildungskonzeptes zur interkulturellen<br />

Kompetenz vergeben und mit Lan<strong>de</strong>smitteln geför<strong>de</strong>rt.<br />

Fortbildung: Juristische Grundlagen für die Beratung bei häuslicher Gewalt<br />

Die Beratung von Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, erfor<strong>de</strong>rt umfangreiche<br />

rechtliche Kenntnisse. Um hier Handlungssicherheit zu vermitteln, wird das Koordinationsprojekt<br />

Häusliche Gewalt in Kooperation mit <strong>de</strong>n Ministerien eine Fortbildung mit vier Bausteinen<br />

anbieten. Im Mittelpunkt stehen die rechtlichen Grundlagen für die Beratungsarbeit.<br />

Diese Grundlagen wer<strong>de</strong>n in die verschie<strong>de</strong>nen Rechtsgebiete aufgeteilt erarbeitet. Es wer<strong>de</strong>n<br />

jeweils die materiell-rechtlichen Grundlagen sowie die prozessrechtliche Umsetzung<br />

vorgestellt. Für je<strong>de</strong>n Baustein wur<strong>de</strong>n Praktikerinnen und Praktiker gewonnen, die in die<br />

Rechtsgebiete einführen und dabei ihre tägliche Erfahrung einbeziehen<br />

Veröffentlichung: Betrifft: Häusliche Gewalt – Herausfor<strong>de</strong>rungen und Perspektiven<br />

In <strong>de</strong>r Reihe „Betrifft: Häusliche Gewalt“ wird im Frühjahr <strong>2006</strong> ein weiterer Band mit Materialien<br />

für die Praxis erscheinen, <strong>de</strong>r die Themenbereiche „Standards für die Interventionsarbeit“,<br />

„Umgang mit gefährlichen Tätern /und Risikoanalyse“, „Stalking“, „Migration und Häusliche<br />

Gewalt“ sowie „Drei Jahre Lan<strong>de</strong>saktionsplan zu Bekämpfung häuslicher Gewalt: Zwischenbilanz<br />

und Perspektiven aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Praxis“ ab<strong>de</strong>cken wird.<br />

Fortschreibung <strong>de</strong>s Aktionsplans zur Bekämpfung <strong>de</strong>r Gewalt gegen Frauen im häuslichen<br />

Bereich<br />

Der Aktionsplan <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rsachsen zur Bekämpfung <strong>de</strong>r Gewalt gegen Frauen im<br />

häuslichen Bereich wird im Jahr <strong>2006</strong> fortgeschrieben.<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r Fortschreibung wer<strong>de</strong>n die polizeiliche Krisenintervention, die Strafverfolgung<br />

und <strong>de</strong>r Opferschutz, <strong>de</strong>r effektive zivilrechtliche Schutz <strong>de</strong>r Frauen, die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r von Gewalt betroffenen Frauen, die Unterstützung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r misshan<strong>de</strong>lter Mütter, das<br />

Gesundheitswesen, die Prävention und das Netzwerken sein.<br />

14


Bun<strong>de</strong>sland: NRW<br />

Migrantinnen<br />

Bekämpfung von Zwangsheirat<br />

Bei <strong>de</strong>r Anhörung von Expertinnen und Experten im Landtag NRW im Februar 2005 wur<strong>de</strong><br />

insbeson<strong>de</strong>re die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Unterscheidung von arrangierten Ehen und Zwangsehen<br />

ver<strong>de</strong>utlicht. Außer<strong>de</strong>m stan<strong>de</strong>n Probleme mit <strong>de</strong>r Jugendhilfe im Fokus <strong>de</strong>s Informationsaustausches.<br />

Einigkeit bestand in <strong>de</strong>r Einschätzung, dass die Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen<br />

und islamischen Verbän<strong>de</strong>n für die Bekämpfung von Zwangsheirat<br />

unerlässlich ist.<br />

Inzwischen wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Frauenministeriums NRW als Teil <strong>de</strong>r Integrationsoffensive<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung eine interministerielle Arbeitsgruppe zur Bekämpfung<br />

von Zwangsheirat eingerichtet. Ziel dieses Gremiums ist die Erstellung eines lan<strong>de</strong>sweiten<br />

Handlungskonzeptes. Im <strong>Januar</strong> <strong>2006</strong> fand das erste Treffen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe statt. Auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>r Erkenntnisse <strong>de</strong>r Landtagsanhörung wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit Ansätze zu folgen<strong>de</strong>n<br />

Aktionsfel<strong>de</strong>rn entwickelt: Erhellung <strong>de</strong>s Dunkelfel<strong>de</strong>s, Sensibilisierung <strong>de</strong>r Öffentlichkeit,<br />

Schutz und Hilfe von Betroffenen sowie Än<strong>de</strong>rung zivil-, aufenthalts- und jugendhilferechtlicher<br />

Bestimmungen.<br />

Hürriyet-Kampagne<br />

Das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration unterstützte im letzten<br />

Jahr die Öffentlichkeitskampagne <strong>de</strong>r Zeitung Hürriyet „Gegen Häusliche Gewalt“. Minister<br />

Laschet übernahm die Schirmherrschaft für die Veranstaltung in Köln im November 2005.<br />

Interventions- /Koordinationsprojekte<br />

Kooperationsför<strong>de</strong>rung<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung regionaler Run<strong>de</strong>r Tische gegen Häusliche Gewalt wur<strong>de</strong>n im<br />

letzten Jahr mehrere Projekte zur Bekämpfung von Zwangsheirat mit Lan<strong>de</strong>smitteln unterstützt.<br />

Es ist geplant, auch im Haushaltsjahr <strong>2006</strong> die För<strong>de</strong>rung mit diesem Schwerpunkt<br />

fortzuführen. Hierbei sollen nach Möglichkeit auch Migrantenselbsthilfeorganisationen in die<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r örtlichen Run<strong>de</strong>n Tische eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Handlungsansätze zur Verhin<strong>de</strong>rung von Gewalteskalationen<br />

Im Herbst 2005 wur<strong>de</strong>n aufgrund <strong>de</strong>s IMK-Beschlusses „Verhin<strong>de</strong>rung von Gewalteskalationen<br />

in Paarbeziehungen bis hin zu Tötungs<strong>de</strong>likten“ die Polizeibehör<strong>de</strong>n in NRW aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

in Fällen häuslicher Gewalt o<strong>de</strong>r Stalking mit beson<strong>de</strong>rem Gefährdungspotenzial unter<br />

an<strong>de</strong>rem durch Gefähr<strong>de</strong>ransprachen und ggf. geeignete Schutzmaßnahmen mögliche Gewalteskalationen<br />

zu unterbin<strong>de</strong>n. Für 4 Mo<strong>de</strong>llbehör<strong>de</strong>n ist – vorbehaltlich <strong>de</strong>r Bereitstellung<br />

von Haushaltsmitteln – eine wissenschaftliche Begleitung dieses Konzeptes vorgesehen.<br />

15


Gesundheitswesen<br />

Das Lan<strong>de</strong>sinstitut für <strong>de</strong>n öffentlichen Gesundheitsdienst in NRW hat eine Arbeits- und Planungshilfe<br />

zum Thema „Häusliche Gewalt und Gesundheit“ veröffentlicht. Sie richtet sich in<br />

erster Linie an die Kommunalen Gesundheitskonferenzen und soll diesen Gremien eine Ziel<br />

führen<strong>de</strong> Bearbeitung <strong>de</strong>s Themas ermöglichen.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Institut unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Ärztekammern, <strong>de</strong>r Psychotherapeutenkammer,<br />

<strong>de</strong>r Rechtsmedizin und <strong>de</strong>r „Koordinationsstelle Frauen und Gesundheit“<br />

Materialien für Professionelle im Gesundheitssystem und für von Gewalt betroffene Frauen<br />

entwickelt. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um <strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n „Diagnose: Häusliche Gewalt“, einen<br />

Dokumentationsbogen und eine Informationskarte mit Kurzinformationen über Gewalt, Sicherheitstipps<br />

und Adressen von Hilfeeinrichtungen.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Rheinland-Pfalz<br />

Interventions- und Koordinationsprojekte<br />

Auf <strong>de</strong>r Grundlage eines fraktionsübergreifen<strong>de</strong>n einstimmigen Landtagsbeschlusses nahm<br />

das Rheinland-Pfälzische Interventionsprojekt gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen<br />

(RIGG) 2000 mit <strong>de</strong>m Ziel, ein umfassen<strong>de</strong>s Präventions- und Interventionskonzept zu<br />

schaffen, seine Arbeit auf. Die Arbeit <strong>de</strong>r acht Fachgruppen und <strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n Koordinierungsstelle<br />

wur<strong>de</strong> Mitte 2003 been<strong>de</strong>t. Seit<strong>de</strong>m befin<strong>de</strong>t sich das Projekt in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Neuerungen und <strong>de</strong>r fortgesetzten Vernetzung <strong>de</strong>r staatlichen und nicht<br />

staatlichen Einrichtungen sowohl auf überregionaler als auch auf regionaler Ebene, z. B.<br />

durch <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sweiten Run<strong>de</strong>n Tisch und durch die 18 Regionalen Run<strong>de</strong>n Tische. Die<br />

Fe<strong>de</strong>rführung bzw. Koordination hat dabei das Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend<br />

(MBFJ) inne.<br />

Auf <strong>de</strong>r Agenda steht <strong>2006</strong> die Umsetzung <strong>de</strong>r Konzeption zu einer geschlechtsspezifischen,<br />

gen<strong>de</strong>r-orientierten Präventionsarbeit: Zurzeit wird mit <strong>de</strong>m Innenministerium (Leitstelle für<br />

Prävention) sowie mit <strong>de</strong>r Jugend- sowie Schulabteilung <strong>de</strong>s MBFJ eine diesbezügliche<br />

Schwerpunktsetzung im Rahmen von Projektför<strong>de</strong>rungen beraten.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Thema ist die fortgesetzte Vernetzung zwischen Anti-Gewaltbereich und Gesundheitsbereich<br />

(s. u.).<br />

Weitere Themen sind die fortgesetzte Koordinierung und <strong>de</strong>r unterstützen<strong>de</strong> Aufbau <strong>de</strong>r Regionalen<br />

Run<strong>de</strong>n Tische durch das MBFJ, die Begleitung <strong>de</strong>r über Fallpauschalen finanzierten<br />

zusätzlichen pro-aktiven Erstberatungsangebote durch einen Beirat in <strong>de</strong>r Erprobungsphase<br />

sowie die Umsetzung <strong>de</strong>r Empfehlungen <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung <strong>de</strong>r Interventionsstellen,<br />

auch mit <strong>de</strong>r Intention eines flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Ausbaus von Interventionsstellen<br />

und Täterarbeitseinrichtungen (s. u.).<br />

Interventionsstellen (IST) und pro-aktive Beratungsangebote<br />

Neben <strong>de</strong>n Interventionsstellen in Mainz, Westerburg, Kaiserslautern und Trier nahm im<br />

Mai 2005 in Ludwigshafen eine weitere Interventionsstelle die Arbeit auf. Damit gibt es im<br />

16


Einzugsbereich <strong>de</strong>r fünf Polizeipräsidien jeweils eine Interventionsstelle, die durch das MBFJ<br />

geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Beratungsangebote <strong>de</strong>r Interventionsstellen wer<strong>de</strong>n sehr gut angenommen. 2004 fan<strong>de</strong>n<br />

beispielsweise in <strong>de</strong>r Mainzer Interventionsstelle 358 Beratungen statt und in <strong>de</strong>r (neuen)<br />

Interventionsstelle Kaiserslautern wur<strong>de</strong>n von 1. September 2004 bis 30. Juni 2005 187 Opfer<br />

beraten. Über 70% <strong>de</strong>r Betroffenen wur<strong>de</strong>n polizeilich vermittelt.<br />

Die fünf Interventionsstellen können die fünf Polizeipräsidien nicht flächen<strong>de</strong>ckend versorgen,<br />

sie <strong>de</strong>cken bislang insgesamt 7 von 14 Polizeidirektionsbereichen ab. Deshalb wer<strong>de</strong>n<br />

seit September 2005 zusätzliche pro-aktive Erstberatungsangebote in <strong>de</strong>n Einzugsbereichen<br />

<strong>de</strong>r Polizeidirektionen Wittlich, Mayen und Neuwied in enger Kooperation mit dortigen Beratungsstellen<br />

aufgebaut. Auch diese pro-aktive, über Fallpauschalen finanzierte Beratung<br />

orientiert sich an <strong>de</strong>n Qualitätsstandards <strong>de</strong>r Interventionsstellen. Zur Begleitung dieser zusätzlichen<br />

Beratungsangebote wur<strong>de</strong> ein Beirat eingerichtet. Die Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>r Beratungsstellen<br />

wur<strong>de</strong>n entsprechend fortgebil<strong>de</strong>t und wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>r Polizei und<br />

<strong>de</strong>n Interventionsstellen vernetzt.<br />

Darüber hinaus gibt es weitere pro-aktive Beratungsangebote in Landau und Alzey, die sich<br />

über Bußgel<strong>de</strong>r finanzieren.<br />

Im November 2004 nahm die wissenschaftliche Begleitung <strong>de</strong>r Interventionsstellen die Arbeit<br />

auf. Damit beauftragt wur<strong>de</strong> das Institut für Weiterbildung und angewandte Forschung in <strong>de</strong>r<br />

Sozialen Arbeit an <strong>de</strong>r Fachhochschule Koblenz. Ziel <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung war<br />

die Evaluierung <strong>de</strong>s konzeptionellen Vorgehens <strong>de</strong>r Interventionsstellen und <strong>de</strong>s Erfolges<br />

<strong>de</strong>s pro-aktiven Ansatzes. Dies sollte insbeson<strong>de</strong>re durch eine schriftliche Befragung von<br />

ehemaligen Klientinnen <strong>de</strong>r Interventionsstellen zur Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Angebot sowie<br />

<strong>de</strong>n danach eingeschlagenen Wegen bzw. getroffenen Entscheidungen festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus sollen die Auswirkungen <strong>de</strong>r Interventionsstellen als Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />

polizeilicher und psychosozialer Intervention auf das regionale Hilfesystem beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Die seit <strong>Januar</strong> <strong>2006</strong> vorliegen<strong>de</strong> Evaluation, die sich aus unterschiedlichen Untersuchungsteilen<br />

zusammensetzt, kommt zu einem positiven Ergebnis: Von Herbst 2003 bis Sommer<br />

2005 haben die vier in die Evaluation einbezogenen Interventionsstellen fast 1300 Betroffene<br />

beraten, davon waren 26% Migrantinnen. Über 70 % <strong>de</strong>r Beratenen wur<strong>de</strong>n über die Polizei<br />

vermittelt und konnten pro-aktiv beraten wer<strong>de</strong>n. Die Polizei ist <strong>de</strong>r wichtigste Kooperationspartner<br />

<strong>de</strong>r IST. Es besteht eine hohe wechselseitige Wertschätzung sowie eine gute Zusammenarbeit<br />

zwischen Polizei und IST.<br />

Der Datenabgleich zwischen Interventionsstellen und Frauenhäusern <strong>de</strong>r Region hat gezeigt,<br />

dass <strong>de</strong>r pro-aktive Ansatz tatsächlich eine an<strong>de</strong>re Klientel erreicht. Im Unterschied zu <strong>de</strong>n<br />

Betroffenen <strong>de</strong>r Interventionsstellen waren die Frauenhausbewohnerinnen von einem noch<br />

erheblicheren Ausmaß an Gewalt betroffen. Dabei verfügten sie im geringeren Umfang über<br />

ein eigenes Einkommen und zeigten weniger Bereitschaft bzw. sahen sich weniger dazu in<br />

<strong>de</strong>r Lage, rechtliche Schritte einzuleiten. Auch wer<strong>de</strong>n durch die Interventionsstellen mit steigen<strong>de</strong>r<br />

Ten<strong>de</strong>nz Stalkingfälle erreicht.<br />

Dies belegt, dass Interventionsstellen neue Hilfeangebote sind, die zusätzlich zu <strong>de</strong>n Frauenhäusern<br />

gebraucht wer<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse belegen auch, dass Frauenhäuser nach wie<br />

17


vor unersetzlich sind. Wegen <strong>de</strong>r hohen Gefährdungslage ihrer Klientel stellen gerichtliche<br />

Schutzanordnungen sowie eine Wohnungsüberlassung oftmals keine Alternative zum Frauenhaus<br />

dar.<br />

Die schriftliche Befragung von 90 ehemaligen Klientinnen <strong>de</strong>r Interventionsstellen ergab eine<br />

hohe Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Betroffenen mit <strong>de</strong>r pro-aktiven Kontaktaufnahme und Beratung. In<br />

mehr als <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Fälle gelang eine Kontaktaufnahme durch die Interventionsstelle im<br />

Ablauf von 0 – 3 Tagen. Diese kurzfristige Kontaktherstellung ist insbeson<strong>de</strong>re in Fällen von<br />

Platzverweisen und angestrebten gerichtlichen Schutzanordnung wichtig.<br />

Die Evaluationsergebnisse bietet nun eine gute Ausgangsbasis für <strong>de</strong>n weiteren Ausbau von<br />

Interventionsstellen. <strong>2006</strong> sollen zwei weitere Interventionsstellen mit Lan<strong>de</strong>smitteln geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Daten aus <strong>de</strong>r Polizeilichen Kriminalstatistik<br />

Seit April 2004 ist das neue Polizei- und Ordnungsbehör<strong>de</strong>ngesetz (POG) in Kraft. Vom 2.<br />

Quartal 2004 bis 2. Quartal 2005 wur<strong>de</strong>n insgesamt 1965 Platzverweise in Fällen von Gewalt<br />

in engen sozialen Beziehungen ausgesprochen, 7245 Ermittlungsverfahren wegen Beziehungsgewalt<br />

wur<strong>de</strong>n eingeleitet. 2005 wur<strong>de</strong>n 8316 Straftaten „Gewalt in engen sozialen<br />

Beziehungen“ polizeilich erfasst.<br />

Regionale Run<strong>de</strong> Tische<br />

Es gibt 18 Regionale Run<strong>de</strong> Tische in Rheinland-Pfalz, die die Koordination und Vernetzung<br />

<strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r unterschiedlichen Institutionen gegen Beziehungsgewalt voranbringen. Der<br />

Aufbau <strong>de</strong>r Regionalen Run<strong>de</strong>n Tische wird durch das MBFJ koordiniert und bezuschusst.<br />

Am 17. Oktober 2005 fand die letzte Plenumsveranstaltung <strong>de</strong>r Regionalen Run<strong>de</strong>n Tische<br />

zum Thema „Kooperation und Vernetzung auf guten Wegen“ mit Fachvorträgen und einem<br />

„Worldcafe“ zum Thema „Benötigte Unterstützung zur Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong>n Tische“<br />

statt. Ein Ergebnis ist die Planung einer Fortbildungsreihe zu <strong>de</strong>n Themen Mo<strong>de</strong>ration, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Organisationsentwicklung ab Frühjahr <strong>2006</strong>.<br />

Gesundheitswesen<br />

Bisher wur<strong>de</strong>n in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Bezirksärztekammern Fortbildungen für Ärztinnen<br />

und Ärzte zum Thema Beziehungsgewalt unter Einbeziehung von Vertreterinnen und Vertretern<br />

von Polizei, Frauenprojekten, <strong>de</strong>r Rechtsmedizin und einer Rechtsanwältin durchgeführt.<br />

Diese Fortbildungen sollen in Zukunft lan<strong>de</strong>sweit erfolgen.<br />

Migrantinnen<br />

Die Broschüre „Handreichung für Migrantinnen“ wird im Hinblick auf das Zuwan<strong>de</strong>rungsgesetz<br />

überarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

18


Täterarbeit<br />

Im August 2004 hat das vom Ministerium <strong>de</strong>s Innern und für Sport eingerichtete und geför<strong>de</strong>rte<br />

Mo<strong>de</strong>llprojekt Täterarbeit in <strong>de</strong>r Trägerschaft <strong>de</strong>r Bewährungs- und Straffälligenhilfe<br />

Rheinhessen e. V. in Mainz mit zwei sozialpädagogischen Fachkräften begonnen. Es wer<strong>de</strong>n<br />

Einzelberatungen sowie Gruppenangebote in Form von sog. Tätertrainingskursen im<br />

Einzugsbereich <strong>de</strong>s Landgerichtsbezirks Mainz durchgeführt. Das Ministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

und für Sport plant ab 2007 einen flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Täterarbeitseinrichtungen<br />

in Rheinland-Pfalz.<br />

Abschließend ist zur weiteren Information auf die RIGG-Internetadresse (www.rigg-rlp.<strong>de</strong>)<br />

hinzuweisen, wo fortlaufend aktuelle bun<strong>de</strong>sweite und lan<strong>de</strong>sbezogene Informationen, Hinweise,<br />

Daten und Adressen zum RIGG, so auch zu <strong>de</strong>n Regionalen Run<strong>de</strong>n Tischen, sowie<br />

<strong>de</strong>r Evaluationsbericht <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung <strong>de</strong>r Interventionsstellen zu fin<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

Bun<strong>de</strong>sland : Sachsen<br />

Ein Schwerpunkt <strong>de</strong>r Koordination und Kooperation <strong>de</strong>r im sächsischen Lenkungsausschuss<br />

zur Bekämpfung häuslicher Gewalt auf Lan<strong>de</strong>sebene zusammenarbeiten<strong>de</strong>n Ministerien und<br />

Nichtregierungsorganisationen bestand im Jahr 2005 in <strong>de</strong>r Erarbeitung eines Lan<strong>de</strong>saktionsplanes<br />

zur Bekämpfung häuslicher Gewalt in Sachsen, <strong>de</strong>r bis Mitte <strong>2006</strong> <strong>de</strong>m Kabinett<br />

vorgelegt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Das im Freistaat Sachsen im Aufbau befindliche Netz an Interventions- und Koordinierungsstellen<br />

(geplante Anzahl analog <strong>de</strong>r im Freistaat vorhan<strong>de</strong>nen Struktur <strong>de</strong>r Polizeidirektionen)<br />

konnte im <strong>Bericht</strong>szeitraum um eine vierte Einrichtung, die <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Stadt Dres<strong>de</strong>n<br />

ab<strong>de</strong>ckt, erweitert wer<strong>de</strong>n. Zum 1. März <strong>de</strong>s Jahres <strong>2006</strong> wird die fünfte Interventionsund<br />

Koordinierungsstelle im Bereich <strong>de</strong>r Polizeidirektion Oberlausitz/ Nie<strong>de</strong>rschlesien ihre<br />

Arbeit aufnehmen.<br />

In Ergänzung <strong>de</strong>s Hilfsangebotes und -netzes für Opfer häuslicher Gewalt haben sich Projekte<br />

zur täterorientierten Anti-Gewalt-Arbeit als fester Bestandteil <strong>de</strong>s Koordinierungs- und<br />

Beratungsnetzes und damit als Beitrag zum aktiven Opferschutz etabliert. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

durch die erfolgreiche Arbeit <strong>de</strong>s durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales geför<strong>de</strong>rten<br />

Mo<strong>de</strong>llprojektes zur täterorientierten Anti-Gewalt-Arbeit in Trägerschaft <strong>de</strong>r TRIA-<br />

DE GbR hat sich Täterarbeit im Kontext von Interventionsstellenarbeit in Sachsen als wirksame<br />

Reaktion zur Unterbrechung <strong>de</strong>r Gewaltspirale in Fällen häuslicher Gewalt erwiesen.<br />

Der Abschlussbericht <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojektes zur täterorientierten<br />

Anti-Gewalt-Arbeit wird im Juli <strong>2006</strong> auf einer Fachveranstaltung zur Täterberatung<br />

<strong>de</strong>r interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt.<br />

Die bisher zwei im Freistaat Sachsen mit Tätern in Fällen häuslicher Gewalt arbeiten<strong>de</strong>n<br />

Projekte konnten im <strong>Bericht</strong>szeitraum um ein drittes ergänzt wer<strong>de</strong>n, das im Kontext mit <strong>de</strong>r<br />

o.g. neu geschaffenen Interventions- und Koordinierungsstelle arbeitet.<br />

19


Damit för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Freistaat Sachsen <strong>de</strong>rzeit im sozialen Bereich 18 Frauen- und Kin<strong>de</strong>rschutzeinrichtungen,<br />

vier Interventions- und Koordinierungsstellen und drei Täterberatungsstellen,<br />

die Opfern und Tätern aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Hilfen anbieten.<br />

Der Lenkungsausschuss zur Bekämpfung häuslicher Gewalt führte in Kooperation mit <strong>de</strong>r<br />

Opferhilfe Sachsen e.V. eine Fachtagung zum Thema „Belästigung, Verfolgung, Bedrohung<br />

– Tatbestand Stalking“ durch, die bun<strong>de</strong>sweit große Resonanz fand und dazu beitrug, Informationen<br />

und Handlungsempfehlungen für einen professionellen und fachlich kompetenten<br />

Umgang mit <strong>de</strong>m Thema für alle mit <strong>de</strong>r Anti-Gewalt-Arbeit befassten Teilnehmer bereitzustellen.<br />

Um die Diagnosekompetenz von Ärztinnen und Ärzten im Hinblick auf Häusliche Gewalt zu<br />

stärken, sie zu befähigen, Verletzungen juristisch verwendbar zu dokumentieren und ihnen<br />

Informationen über Hilfs- und Unterstützungsangebote für Opfer häuslicher Gewalt zu geben,<br />

grün<strong>de</strong>te sich eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Lenkungsausschusses „Gewalt und Gesundheit“ mit<br />

<strong>de</strong>m Auftrag, einen entsprechen<strong>de</strong>n Maßnahmekatalog zu erarbeiten, <strong>de</strong>ssen Kernstück ein<br />

Leitfa<strong>de</strong>n für Ärztinnen und Ärzte zum Umgang mit Patientinnen und Patienten, die von<br />

häuslicher Gewalt betroffen sind, bil<strong>de</strong>n wird.<br />

Eine Auftaktveranstaltung zur Thematik „Häusliche Gewalt – Untersuchung von Gewaltopfern“<br />

fand am 24.11.2005 in <strong>de</strong>r Sächsischen Lan<strong>de</strong>särztekammer in Kooperation mit <strong>de</strong>m<br />

Sächsischen Sozialministerium und <strong>de</strong>n rechtsmedizinischen Instituten in Sachsen für Professionelle<br />

<strong>de</strong>s Gesundheitswesens und Mitarbeiter von Jugendämtern und sozialen Diensten<br />

statt.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Sachsen-Anhalt<br />

Mit <strong>de</strong>r Implementierung von vier Interventionsstellen in Sachsen-Anhalt wur<strong>de</strong>n bereits<br />

neue strukturelle Möglichkeiten in <strong>de</strong>r Gewaltprävention und -intervention bei häuslicher Gewalt<br />

erarbeitet. Es hat sich gezeigt, dass zur erfolgreichen Umsetzung <strong>de</strong>s pro-aktiven Ansatzes<br />

eine lan<strong>de</strong>sweite Koordination <strong>de</strong>r Interventionsarbeit notwendig ist. Damit soll die<br />

Zusammenarbeit aller im Netzwerk tätigen Institutionen und Organisationen verstärkt wer<strong>de</strong>n,<br />

um somit Betroffenen von häuslicher Gewalt effektive Hilfestrukturen mit interdisziplinären<br />

Möglichkeiten zu offerieren. Aus <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>s dreijährigen Mo<strong>de</strong>llprojektes<br />

„Interventionsprojekt gegen Häusliche Gewalt“ wur<strong>de</strong> 2005 eine Konzeptmodulation vorgenommen,<br />

um einer Absicherung <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweiten Umsetzung <strong>de</strong>r in diesem Projekt gewonnenen<br />

Erkenntnisse und Vernetzungsarbeiten Rechnung zu tragen.<br />

Der Qualitätsentwicklungsprozess in <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Frauenhäuser hat u.a. gezeigt, dass<br />

ambulante Beratungsangebote z.B. im Rahmen <strong>de</strong>r Nachsorge und für Betroffene, die ohne<br />

Frauenhausaufenthalt Unterstützung benötigen, stärker nachgefragt wur<strong>de</strong>n, so dass die<br />

Strukturen <strong>de</strong>r Frauenhäuser entsprechend angepasst wur<strong>de</strong>n. Mittlerweile wer<strong>de</strong>n in ländlichen<br />

Regionen mobile Beratungsangebote <strong>de</strong>r Frauenhäuser stark frequentiert.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt war im Jahr 2005 das Thema „Stalking“. Die Notwendigkeit, sich<br />

mit diesem Thema aktiv auseinan<strong>de</strong>rzusetzen, wur<strong>de</strong> durch die Fallschil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Beratungsstellen<br />

<strong>de</strong>utlich. Es wur<strong>de</strong> eine interdisziplinäre Fachveranstaltung zu diesem Thema<br />

20


angeboten, an <strong>de</strong>r das Interesse verschie<strong>de</strong>ner Berufsgruppen sehr groß war. Ein Erlass <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums <strong>de</strong>s Innern vom 14.10.2005 regelt verbindlich für alle Polizeibediensteten <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s das Verfahren zum Schutz Betroffener bei Stalking und wird durch entsprechen<strong>de</strong><br />

Öffentlichkeitsmaterialien (Flyer) unterstützt. Darin festgeschrieben sind auch die fachliche<br />

Weiterbildung aller Polizeibediensteten und die Aufnahme <strong>de</strong>r Thematik in die Ausbildung<br />

<strong>de</strong>r Anwärter für <strong>de</strong>n mittleren und gehobenen Polizeidienst. Weiterhin fin<strong>de</strong>t im ersten Halbjahr<br />

<strong>2006</strong> eine erste lan<strong>de</strong>sweite Datenerhebung zu Stalkingfällen durch relevante Beratungsstellen<br />

mittels eines Fragebogens statt.<br />

Mit <strong>de</strong>m Thema „Sexualisierte Gewalt gegen behin<strong>de</strong>rte Frauen und Mädchen“ wur<strong>de</strong>n<br />

fachlich und inhaltlich neue Akzente gesetzt. Große Unterstützung war dabei eine lan<strong>de</strong>sweit<br />

neu eingerichtete Beratungsstelle für behin<strong>de</strong>rte Frauen und Mädchen. Zur Fortführung <strong>de</strong>r<br />

Strategie wird im dritten Quartal <strong>2006</strong> eine Fachtagung stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Zur Weiterführung <strong>de</strong>r inhaltlichen Arbeit <strong>de</strong>s En<strong>de</strong> 2004 ausgelaufenen Lan<strong>de</strong>sprogramms<br />

zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kin<strong>de</strong>r, wur<strong>de</strong> im Jahr 2005 <strong>de</strong>r „Lan<strong>de</strong>sarbeitskreis<br />

Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ gegrün<strong>de</strong>t. Im Rahmen <strong>de</strong>ssen fin<strong>de</strong>n<br />

zweimal jährlich gemeinsame Tagungen mit Vertretern und Vertreterinnen aus Ministerien<br />

sowie Multiplikatoren und Multiplikatorinnen aus Nichtregierungsorganisationen statt. Zielstellung<br />

ist, Maßnahmen zur Bekämpfung häuslicher Gewalt lan<strong>de</strong>sweit unter Einbeziehung<br />

aller Akteure weiterzuentwickeln, um Synergieeffekte zu erzeugen.<br />

Interventions-/ Koordinationsprojekte<br />

Die Ausschreibung einer Lan<strong>de</strong>skoordinationsstelle zur Bekämpfung von Gewalt in engen<br />

sozialen Beziehungen hat im vierten Quartal 2005 stattgefun<strong>de</strong>n, voraussichtlich wird das<br />

Projekt im zweiten Quartal <strong>2006</strong> seine Arbeit aufnehmen. Zu <strong>de</strong>n Aufgaben wird u.a. die<br />

Entwicklung von Angeboten für die inhaltliche und strukturelle Weiterentwicklung im Bereich<br />

häuslicher Gewalt und Gewalt im sozialen Nahraum gehören. Weiterhin wird die lan<strong>de</strong>sweite<br />

Koordination themenspezifische Fortbildungen für verschie<strong>de</strong>ne Zielgruppen organisieren<br />

und durchführen. Bestehen<strong>de</strong> Kooperationsbeziehungen sind dabei von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung<br />

und sollen zur interdisziplinären und interinstitutionellen Zusammenarbeit beitragen.<br />

Interventionsstellen/ pro-aktive Arbeit<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>r Interventionsstellen (Mag<strong>de</strong>burg, Halle, Dessau) wird auf <strong>de</strong>r Basis von Zuwendungsverträgen<br />

fortgeführt. Im Oktober 2005 konnte für <strong>de</strong>n Nor<strong>de</strong>n Sachsen-Anhalts<br />

mit Sitz in Stendal die vierte Interventionsstelle eröffnet wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r originären Beratungstätigkeit<br />

liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>2006</strong> weiterhin beim Aufbau und <strong>de</strong>r Pflege kommunaler<br />

Netzwerke. Die Interventionsstellen sind erste Ansprechpartner für die Polizei in Sachen<br />

„Häusliche Gewalt“ und „Stalking“. Sachsen-Anhalt widmet sich seit 2005 verstärkt diesem<br />

Phänomen und hat durch das Ministerium <strong>de</strong>s Innern einen entsprechen<strong>de</strong>n Erlass für die<br />

Polizeidienststellen verfügt. Im Jahr <strong>2006</strong> wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>r Interventionsstellen<br />

die Weiterbildungen <strong>de</strong>r Polizeibediensteten thematisch begleiten.<br />

Frauenhäuser und Beratungsstellen für sexualisierte Gewalt<br />

Auf <strong>de</strong>r Grundlage zweijähriger Zuwendungsverträge mit allen Frauenhäusern und Beratungsstellen<br />

für sexualisierte Gewalt wird gemeinsam <strong>de</strong>r Qualitätsentwicklungsprozess fortgeführt.<br />

Die Ergebnisse fließen in die weiterführen<strong>de</strong>n Zuwendungsverträge für <strong>2006</strong> und<br />

2007 ein. Grundlage für die weitere För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Frauenhäuser und <strong>de</strong>ren Beratungsstel-<br />

21


len wird die neue „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r (inhaltlichen)<br />

Arbeit in <strong>de</strong>n Frauenhäusern im Land Sachsen-Anhalt“ sein, die voraussichtlich im<br />

Februar <strong>2006</strong> in Kraft tritt.<br />

Gesundheitswesen<br />

Im Februar 2005 fand eine eintägige fachbereichsübergreifen<strong>de</strong> lan<strong>de</strong>sweite Tagung zum<br />

Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche“ statt. Veranstalter war das<br />

Kreiskrankenhaus Burg. Diese Veranstaltung wur<strong>de</strong> durch Mitarbeiten<strong>de</strong> aus Gesundheitsprofessionen<br />

gut besucht, so dass <strong>de</strong>r interdisziplinäre Ansatz aufgegriffen wur<strong>de</strong> und zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Träger für März <strong>2006</strong> eine Fachtagung zum Thema „Häusliche Gewalt“<br />

konzipiert wur<strong>de</strong>. Es wer<strong>de</strong>n etwa 300 Teilnehmen<strong>de</strong> erwartet. Das Thema „Bekämpfung<br />

von häuslicher Gewalt unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Gesundheitsprofessionen“ ist im Fachreferat<br />

ein Schwerpunktthema im Jahr <strong>2006</strong>. Im Vorfeld wur<strong>de</strong>n dazu Gespräche mit <strong>de</strong>r Ärztekammer<br />

geführt, um <strong>de</strong>n Weiterbildungsbedarf zu ermitteln und die Zielgruppe für diese Thematik<br />

zu sensibilisieren. Es ist geplant, entsprechen<strong>de</strong> Angebote zu entwickeln.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Häusliche Gewalt<br />

Im Jahr 2005 wur<strong>de</strong> ein ursprünglich in Nie<strong>de</strong>rsachsen durchgeführtes Projekt <strong>de</strong>n lokalen<br />

Gegebenheiten in Sachsen-Anhalt angepasst und für ausgewählte Regionen entwickelt. Im<br />

Fokus <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojektes “Familienhebamme” stehen Familien, <strong>de</strong>ren Erziehungskompetenzen<br />

gestärkt wer<strong>de</strong>n sollen. Dies können min<strong>de</strong>rjährige Mütter, Eltern mit Suchtproblemen,<br />

Eltern mit eingeschränkten Fähigkeiten in <strong>de</strong>r Alltagsbewältigung o<strong>de</strong>r allein erziehen<strong>de</strong><br />

Mütter und Väter, unsichere, überfor<strong>de</strong>rte Frauen sowie Familien in Armut sein. Auch für<br />

Analphabetinnen o<strong>de</strong>r Migrantinnen, die durch Unkenntnis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache und mangeln<strong>de</strong><br />

soziale Kenntnis Schwierigkeiten haben, besteht die Möglichkeit sich am Mo<strong>de</strong>llprojekt<br />

zu beteiligen. Die Zugänge zum Klientel sind bewusst niedrigschwellig gewählt und haben<br />

aufsuchen<strong>de</strong>n Charakter. Freiberufliche Hebammen, die in <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

ein hohes Ansehen genießen, wer<strong>de</strong>n im ersten Halbjahr <strong>2006</strong> für die zusätzlichen<br />

Aufgaben in diesem Mo<strong>de</strong>llprojekt speziell weitergebil<strong>de</strong>t. Das Mo<strong>de</strong>llprojekt dient <strong>de</strong>r Prävention<br />

häuslicher Gewalt und ist für die Dauer von zwei Jahren vorgesehen.<br />

Migrantinnen<br />

Die Beratungsstelle VERA, eine lan<strong>de</strong>sweite Beratungs- und Betreuungsstelle für Opfer von<br />

Menschenhan<strong>de</strong>l konnte im Jahr 2005 ihr Profil erweitern. Mit Equal Mitteln ist es gelungen,<br />

ein Projekt an die Beratungsstelle anzuglie<strong>de</strong>rn. Dabei wird <strong>de</strong>n Klientinnen, die als Zeuginnen<br />

in Prozessen gegen Menschenhändler aussagen, in <strong>de</strong>r Zeit bis zum Beginn <strong>de</strong>s Prozesses<br />

eine Ausbildung ermöglicht. Mit <strong>de</strong>m erworbenen Wissen und Know-how sollen die<br />

Rückkehrperspektiven <strong>de</strong>utlich verbessert wer<strong>de</strong>n. Das Projekt wird durch die EU bis En<strong>de</strong><br />

2007 finanziell unterstützt und durch Lan<strong>de</strong>smittel co-finanziert. Durch eine personelle Verstärkung<br />

sind jetzt 3,0 VbE (2 Sozialpädagoginnen, 1 Koordinatorin und 0,75 VbE Verwaltungskraft)<br />

im Projekt tätig.<br />

Das Frauenflüchtlingshaus in Halle bietet fünfzehn alleinreisen<strong>de</strong>n und schwer traumatisierten<br />

Frauen mit ihren Kin<strong>de</strong>rn Schutz und umfassen<strong>de</strong> sozialarbeiterische Betreuung an.<br />

Das Projekt wird auch im Jahr <strong>2006</strong> fortgeführt.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit hat das Land Sachsen-Anhalt eine mehrsprachige<br />

Broschüre für Opfer häuslicher Gewalt mit Migrationshintergrund herausgegeben. Darin<br />

22


sind neben allgemeinen Informationen rund um das Thema „Häusliche Gewalt“ rechtliche<br />

Aspekte berücksichtigt. Ein umfangreicher Adressteil benennt entsprechen<strong>de</strong> Hilfeeinrichtungen.<br />

Täterarbeit<br />

Durch geän<strong>de</strong>rte Anfor<strong>de</strong>rungen hat sich das Profil <strong>de</strong>r „Pro Mann“ – Beratungsstelle verän<strong>de</strong>rt<br />

und <strong>de</strong>r Handlungsradius wur<strong>de</strong> erweitert. Der Bereich <strong>de</strong>r präventiven Jungenarbeit<br />

ist unter Einbeziehung von Praktikanten <strong>de</strong>r Fachhochschule intensiviert wor<strong>de</strong>n. Die Fachkräfte<br />

<strong>de</strong>r Beratungsstelle gehen davon aus, dass mit Unterstützung von Fachhochschulstu<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r Ansatz konzeptionell und methodisch weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n kann. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Etablierung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Gerichten gibt es höhere Fallzahlen bei <strong>de</strong>r<br />

Betreuung von Klienten mit Beratungsauflage.<br />

In <strong>de</strong>r Stadt Mag<strong>de</strong>burg erreichte das Beratungsangebot zu einem Drittel Klientel aus <strong>de</strong>n<br />

umliegen<strong>de</strong>n Landkreisen. In <strong>de</strong>r Stadt Halle wur<strong>de</strong> zweimal monatlich für die Stadt und <strong>de</strong>n<br />

Umkreis das Beratungsangebot vorgehalten. Die Fachkräfte schätzen ein, dass in <strong>2006</strong><br />

nach erfolgter Profilierungs- und Anlaufzeit das Beratungsangebot intensiver angenommen<br />

wird. Für <strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n Sachsen-Anhalts wer<strong>de</strong>n monatliche Beratungsgespräche in Sangerhausen<br />

angeboten. Für <strong>de</strong>n Nor<strong>de</strong>n Sachsen-Anhalts ist die Etablierung eines regionalen<br />

Beratungstages in Genthin vorgesehen.<br />

Wichtig bei <strong>de</strong>r Umsetzung regionaler Beratungstage ist das Netzwerk <strong>de</strong>s Trägers mit<br />

Gleichstellungsämtern, <strong>de</strong>r kommunalen AG „Täterarbeit“ und weiterer kommunaler Gremien<br />

sowie mit freien Trägern <strong>de</strong>r Familienbildung.<br />

Das Land Sachsen-Anhalt wird auch im Jahr <strong>2006</strong> die Beratungsstelle mit 2 Personalstellen<br />

finanziell unterstützen.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Schleswig-Holstein<br />

Interventions- / Koordinationsprojekte<br />

KIK<br />

Das Kooperations- und InterventionsKonzept (KIK) wird weiterhin geför<strong>de</strong>rt und ist zu einem<br />

flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Netz ausgebaut wor<strong>de</strong>n. Unter <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skoordination sind<br />

zwischenzeitlich lan<strong>de</strong>sweit in 15 Kreise und kreisfreien Städte regionale Koordinatorinnen<br />

tätig. Das För<strong>de</strong>rvolumen in <strong>2006</strong> beträgt 210.000 €.<br />

Helpline<br />

Seit 2004 gibt es in Schleswig-Holstein die lan<strong>de</strong>sweite Frauen-Helpline. Sie wird vorrangig<br />

von Betroffenen von häuslicher Gewalt genutzt, steht aber ebenso professionellen HelferInnen<br />

und <strong>de</strong>r Polizei zur Verfügung. Die Beratungen erfolgen in <strong>de</strong>r Woche von 18.00 bis 3.00<br />

Uhr und am Wochenen<strong>de</strong> sowie an Feiertagen von 10.00 bis 3.00 Uhr. Im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<br />

die Abklärung <strong>de</strong>r aktuellen Situation und eine erste Krisenintervention, es wird über<br />

weiterreichen<strong>de</strong> Beratungs- und Unterstützungsangebote informiert und die Vermittlung<br />

dorthin angeboten. Auch über die Möglichkeiten <strong>de</strong>r polizeilichen Wegweisung und <strong>de</strong>s<br />

Gewaltschutzgesetzes informiert die Helpline.<br />

23


Im Laufe <strong>de</strong>s Jahres <strong>2006</strong> ist geplant, die Zeiten <strong>de</strong>r Erreichbarkeit auszuweiten, sodass<br />

täglich von 10.00 Uhr morgens bis 3.00 Uhr nachts das Angebot <strong>de</strong>r Helpline genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Interventionsstellen / pro-aktive Arbeit<br />

Eine Gesetzesän<strong>de</strong>rung (§ 201 a Schleswig-Holsteinisches Lan<strong>de</strong>sverwaltungsgesetz,<br />

LVwG) ermöglicht <strong>de</strong>r Polizei, im Falle einer Wegweisung die Daten <strong>de</strong>s Gewaltopfers an<br />

eine geeignete Beratungsstelle zu übermitteln. Diese bietet <strong>de</strong>m Gewaltopfer eine Beratung<br />

an.<br />

Ergänzend zum § 201 a LVwG wird <strong>de</strong>r Begriff „geeignete Beratungsstellen“ durch Anerkennungsrichtlinien<br />

konkretisiert, die am 01.01.2005 in Kraft getreten sind.<br />

Pro Kreis/kreisfreier Stadt wird eine Beratungsstelle bzw. ein Verbund mehrerer Einrichtungen<br />

anerkannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Frauenberatungsstellen, Notrufe und Frauenhäuser verfügen über umfangreiche Kenntnisse<br />

zu <strong>de</strong>m Thema „Häusliche Gewalt“ und haben darauf aufbauend zielgenaue Beratungskonzepte<br />

entwickelt und erprobt, über die an<strong>de</strong>re Einrichtungen in dieser Breite nicht<br />

verfügen. Seit Juni 2004 nehmen diese Einrichtungen die Beratung nach Wegweisung wahr.<br />

Gesundheitswesen<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n „Diagnose: Gewalt; Leitfa<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Umgang mit Patientinnen, die von häuslicher<br />

Gewalt betroffen sind“, wur<strong>de</strong> zusammen mit <strong>de</strong>r Ärztekammer Schleswig-Holstein ein<br />

zweites Mal flächen<strong>de</strong>ckend an Gynäkologen / Gynäkologinnen, Allgemeinmediziner / Allgemeinmedizinerinnen,<br />

praktische Ärzte und Ärztinnen und an Internisten / Internistinnen<br />

versandt. Der Versandaktion lagen die Miniflyer „Ohne Gewalt leben – Sie haben ein Recht<br />

darauf“ zum Auslegen in <strong>de</strong>n ärztlichen Praxen bei.<br />

Vier regionale KIK-Koordinatorinnen haben die Fortbildungsveranstaltung „Medizin im Kontext<br />

häuslicher Gewalt und die Be<strong>de</strong>utung für die Justiz“ durchgeführt. Die Veranstaltung<br />

erfuhr sehr positive Resonanz, sodass weitere Fortbildungsveranstaltungen zum Thema in<br />

Schleswig-Holstein geplant sind.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Häusliche Gewalt<br />

In 2005 wur<strong>de</strong> ein Fortbildungskonzept für Kin<strong>de</strong>rtagesstätten zum Themenbereich „Kin<strong>de</strong>r<br />

und Häusliche Gewalt“ geför<strong>de</strong>rt. Im Rahmen <strong>de</strong>s Projektes wer<strong>de</strong>n Konzepte entwickelt und<br />

Materialien erstellt, die in einer Mo<strong>de</strong>llregion erprobt, dokumentiert und analysiert wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Die Fortbildungsmodule und Materialien stehen im Anschluss für eine lan<strong>de</strong>sweite<br />

Nutzung zur Verfügung. Für <strong>2006</strong> ist es geplant, die Fortbildungskonzeptionen auf Schulen<br />

auszu<strong>de</strong>hnen.<br />

Bildungsbereich<br />

In <strong>2006</strong> wird eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit <strong>de</strong>m Auftrag gegrün<strong>de</strong>t, ein Konzept zu<br />

entwickeln, um das Thema Häusliche Gewalt regelhaft in KiTa und Schule zu verankern.<br />

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Migrantinnen<br />

Die Broschüre „Nur Mut – Handlungsmöglichkeiten für Frauen in Gewaltbeziehungen“ soll in<br />

aktualisierter Fassung erneut ins türkische und russische übersetzt und <strong>de</strong>n Frauenfacheinrichtungen<br />

zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Derzeit wird geprüft, ob es möglich ist, Migrantinnenmütter, die geringe Deutschkenntnisse<br />

haben, über Schuleingangsuntersuchungen in Sprachkurse zu vermitteln.<br />

Täterarbeit<br />

Täterarbeit wird nach wie vor an neun Standorten und damit flächen<strong>de</strong>ckend in Schleswig-<br />

Holstein angeboten. Es gibt fortlaufen<strong>de</strong> Trainingsgruppen mit insgesamt 12 Sitzungen, in<br />

die ein Einstieg je<strong>de</strong>rzeit möglich ist. Zum Teil wird auch Einzelarbeit durchgeführt. Die Finanzierung<br />

erfolgt vom Land über <strong>de</strong>n Justizhaushalt (Straffälligenhilfe). Täter wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re<br />

über die Staatsanwaltschaften – unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Gerichtshilfe – <strong>de</strong>n Tätertrainings<br />

zugewiesen.<br />

Frauenhausfinanzierung in Schleswig-Holstein vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s SGB II<br />

Durch die Gesetzesän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s SGB II ergeben sich für die Finanzierung <strong>de</strong>r Schleswig-<br />

Holsteinischen Frauenhäuser keine Än<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nn sie wer<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>m Jahr 1996 im<br />

Wege <strong>de</strong>s Vorwegabzuges aus Mitteln <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen Finanzausgleichsgesetzes<br />

finanziert (§§ 7, 25 a FAG). Die För<strong>de</strong>rung besteht aus einem Platzkostensatz, <strong>de</strong>r<br />

die Personal- und Sachkosten für die Betreuung <strong>de</strong>r Frauenhausbewohnerinnen ab<strong>de</strong>ckt und<br />

aus <strong>de</strong>n Unterkunftskosten. Diese Finanzierungsart erspart aufwändige Einzelfallabrechnungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Kostenträgern Gemein<strong>de</strong>, Kreis und Land und zwischen Frauenhausstandort-<br />

und Herkunftskommune. Die Kosten wer<strong>de</strong>n solidarisch von allen Gemein<strong>de</strong>n,<br />

Städten und Kreisen getragen, auch von <strong>de</strong>nen, die kein Frauenhaus vorhalten.<br />

Aktionsplan Häusliche Gewalt<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung wird im Jahr <strong>2006</strong> einen Aktionsplan Häusliche Gewalt vorlegen. In ihm<br />

wer<strong>de</strong>n die bereits ergriffenen Maßnahmen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein gegen Häusliche<br />

Gewalt dokumentiert und bewertet. Gleichzeitig wird aufgezeigt, an welchen Punkten eine<br />

Weiterentwicklung nötig ist.<br />

Bun<strong>de</strong>sland: Thüringen<br />

Fortschreibung Aktionsplan<br />

Die bisherigen Aktivitäten und „Maßnahmen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung gegen Häusliche Gewalt“<br />

(Aktionsplan 2002-05) wur<strong>de</strong>n im IV. Quartal 2005 zusammengetragen und bilanziert. Diese<br />

Darstellung ist zugleich Basis für eine Fortschreibung für <strong>de</strong>n Zeitraum 1.02.<strong>2006</strong> bis<br />

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31.12.2007 [Fe<strong>de</strong>rführung: Lan<strong>de</strong>sstelle Gewaltprävention beim TMSFG (LSGP), vormals:<br />

Koordinierungsstelle Gewaltprävention). Eine Befassung durch Kabinett und nachfolgend<br />

eine Befassung im Gleichstellungsausschuss <strong>de</strong>s Thüringer Landtages ist vorgesehen.<br />

Schwerpunkte 2005 – Planungen/Perspektiven <strong>2006</strong><br />

Das Thüringer Kooperationsprojekt „Wege aus <strong>de</strong>r häuslichen Gewalt“ (Fe<strong>de</strong>rführung:<br />

LSGP) wur<strong>de</strong> im Sommer 2005 mit einem umfangreichen <strong>Bericht</strong> und Empfehlungen abgeschlossen.<br />

Diese Ergebnisse bzw. Aufgaben, konkret an Professionen und an Aufgabenfel<strong>de</strong>r<br />

(z.B. die Ministerien) gerichtet, wur<strong>de</strong>n veröffentlicht (eine Veröffentlichung auf <strong>de</strong>n Internetseiten<br />

<strong>de</strong>r LSGP beim TMSFG ist vorgesehen). Im Februar <strong>2006</strong> wer<strong>de</strong>n diese Ergebnisse<br />

einer interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt. Zugleich sollen damit weitere Impulse<br />

für <strong>de</strong>n Aufbau und die Fortschreibung von regionalen Netzwerken gegen Häusliche Gewalt<br />

geben wer<strong>de</strong>n, sowie Impulse für die interdisziplinäre Zusammenarbeit (u.a. Polizei, Justiz,<br />

Frauenschutzeinrichtungen, Ärzte).<br />

Frauenschutzeinrichtungen/ Interventionsstellen/ pro-aktive Arbeit<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r rückläufigen stationären Inanspruchnahme von Frauenschutzeinrichtungen in<br />

<strong>de</strong>n vergangenen Jahren [u.a. infolge <strong>de</strong>s GewSchG, <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Täterverweisung<br />

(wer schlägt, muss gehen), einer entspannten Wohnungsmarktsituation, einer rückläufigen<br />

Bevölkerungsentwicklung, weniger Kin<strong>de</strong>r,… ] und infolge <strong>de</strong>r gleichzeitigen Zunahme <strong>de</strong>r<br />

Inanspruchnahme <strong>de</strong>r ambulanten Beratung musste im September 2005 mit Gesprächen zu<br />

einer Neuausrichtung <strong>de</strong>s Netzes <strong>de</strong>r Beratung und Hilfe ab 1.01.2007 begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

Künftig wer<strong>de</strong>n anstatt <strong>de</strong>r bisher über 370 Betten in 25 Einrichtungen nur noch 233 Betten<br />

in 16 Einrichtungen mit Lan<strong>de</strong>smitteln geför<strong>de</strong>rt.<br />

Diese Frauenschutzeinrichtungen wer<strong>de</strong>n übergangsweise weiter die Interventionsstellenarbeit<br />

im Sinne <strong>de</strong>s pro-aktiven Ansatzes leisten. Vorgesehen ist <strong>de</strong>r Aufbau eines Netzes von<br />

vier Interventionsstellen (davon eine IST als Leitstelle), auf die dann die pro-aktive Arbeit<br />

übergeht. In diesem Zusammenhang ist auch die Einrichtung eines zentralen Frauennotrufes<br />

geplant und die Einrichtung eines abrufbaren Belegungssystems (… wo sind freie Betten<br />

verfügbar).<br />

Sowohl die Frauenschutzeinrichtungen, als auch die Frauenzentren (niedrigschwellig!) und<br />

<strong>de</strong>ren Träger wer<strong>de</strong>n sich in <strong>2006</strong> dieser Neuausrichtung stellen.<br />

Thüringer Landtag<br />

Die Mittel für die Frauenschutzeinrichtungen wur<strong>de</strong>n für die Jahre <strong>2006</strong>/2007 im Vergleich zu<br />

2005 um ein Drittel auf 998.000 € reduziert.<br />

Gesundheitswesen<br />

Eine engere Zusammenarbeit u.a. mit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>särztekammer (LÄKTh) stand im Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>r Bemühungen. So fan<strong>de</strong>n im Herbst 2004 und 2005 eine Fortbildungsveranstaltung für<br />

Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Fachpersonal zum Themenkreis „Gewalt gegen<br />

Frauen – Kooperation und Handlungsansätze“ statt.<br />

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Migrantinnen<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres 2005 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Schwestern vom Guten Hirten, die auch Träger eines<br />

Frauenhauses in Erfurt sind, die Anerkennung zum Betreiben einer Fachberatungsstelle gegen<br />

Menschenhan<strong>de</strong>l und Zwangsprostitution für Thüringen ausgesprochen. In Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>m „Weißen Ring“ und in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n kommunalen Auslän<strong>de</strong>rbeauftragten<br />

steht damit ab <strong>Januar</strong> <strong>2006</strong> ein entsprechen<strong>de</strong>s qualifiziertes Hilfsangebot zur Verfügung.<br />

Täterarbeit<br />

Nach Auslaufen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojektes Gewaltkonfliktberatungsstelle in Weimar und einem<br />

positiven Votum <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung in III. 2005 ist die Verstetigung für die<br />

Zukunft vorgesehen (finanziell, fachlich – hier in Richtung Justiz).<br />

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