VERITAS - Das Genussmagazin / Ausgabe - 14-2015
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WEIN-ABC<br />
Aromen<br />
Aromen<br />
Aromen<br />
Aromen<br />
menvielfalt. Für diese komplexe Struktur<br />
haben viele Akteure (Mutter Natur, Winzer,<br />
Kellermeister) ihre Hände im Spiel.<br />
Zunächst spielt die Natur eine Rolle. Boden,<br />
Wind, Sonneneinstrahlung, Regen, Kälte –<br />
mit einem Wort die Lage – drehen mit am<br />
Aromarad. Bei zwei Weinsorten lässt sich<br />
das gut belegen. Beim Sauvignon blanc verwandelt<br />
viel direkte Sonneneinstrahlung<br />
das kräutrig-frische Aroma zu einem opulent<br />
fruchtigen. Beim Riesling wirkt sich<br />
die gleiche Ursache unangenehm aus. Auf<br />
der Flasche bildet sich das berühmte, aber<br />
nicht von jedem erwünschte Petrol. Hier<br />
kann der Winzer über den Laubschnitt die<br />
Sonneneinstrahlung und damit den Weinstil<br />
beeinflussen.<br />
Die zweite Stufe zum sowohl typischen<br />
als auch einzigartigen Aroma führt in den<br />
Weinkeller. Wiederum Beispiel Gewürztraminer.<br />
Bleibt dieser länger als üblich<br />
auf der Maische, wird das Rosenaroma<br />
Wenn man von Aromen<br />
spricht, meint man die<br />
Vielzahl flüchtiger Stoffe,<br />
die von der Nase<br />
wahrgenommen werden.<br />
Im Gegensatz zur Zunge, die nur vier Geschmacksrichtungen<br />
(süß, salzig, sauer, bitter)<br />
schmeckt, ist bei der Nase ganz großes<br />
Kino angesagt. Um die 4.000 verschiedene<br />
Gerüche kann sie unterscheiden. Erinnerungen<br />
an Früchte wie Birne, Apfel, Kirsche<br />
oder Himbeere können beim Beschnuppern<br />
und Verkosten von Wein genauso entstehen<br />
wie die Wahrnehmung von Eisbonbon,<br />
Blütendüften oder Kräuternoten. Jede<br />
Weinsorte hat ihr typisches Bouquet. Dem<br />
Gewürztraminer sagt man Aromen von<br />
Rosen und Litschi nach. Riesling dagegen<br />
zeigt manchmal Grapefruit- oder Pfirsicharomen.<br />
Manche Sorten haben ein starkes<br />
Aroma, wie der Gewürztraminer, andere<br />
ein zurückhaltendes, wie der Weißburgunder.<br />
Gute Weine sind bekannt für ihre Aronoch<br />
markanter. Bei der Gärung ist die<br />
Temperatur entscheidend, wobei es keine<br />
allgemeingültige Regel gibt. Nachgerade<br />
typisch für den Riesling ist, dass bei der<br />
Gärung die Temperatur nicht über kühle 18<br />
Grad steigen sollte. Nur so entfaltet er seine<br />
typischen Düfte. Wieder liefert der Gewürztraminer<br />
das Gegenbeispiel. Eine warme<br />
Gärung über 20 Grad schadet ihm nicht,<br />
sondern kann sogar die sortentypischen<br />
Rosen- und Nelkenaromen hervorheben.<br />
Die dritte Komponente ist die Lagerung.<br />
Aromen aus dem Barrique sind für bestimmte<br />
Weine – Spätburgunder – ein aromatischer<br />
Segen. Sorte, Herkunft, Alter und<br />
ggf. Behandlung (Toasting) der Hölzer sind<br />
stilprägend. Aber auch wenn das Fass schon<br />
mehrfach belegt wurde und keine typischen<br />
Aromen wie Vanille mehr abgibt, hat<br />
es seinen Einfluss. Die Luftdurchlässigkeit<br />
des Fasses verändert den Wein. Was gut für<br />
Rotwein ist, ist schlecht für den Riesling,<br />
der so seine Frische verliert. Wie der Wein<br />
ins Fass kommt, ist ebenfalls entscheidend.<br />
Ein unfiltrierter Wein nimmt wenig vom<br />
Holz auf, ein filtrierter viel. Bekommt ein<br />
Rotwein zu viel des Guten ab, ist ein sogenannter<br />
„Herrenwein“ das bittere Resultat.<br />
Übrigens: Die Zugabe von Aromastoffen ist<br />
in Europa streng verboten. Mit ehrlichem<br />
Handwerk und Mutter Natur lässt sich<br />
ohnehin ein vielfältigeres und interessanteres<br />
Dufterlebnis erzeugen.<br />
WEIN-ABC von:<br />
Frank Männle – Qualitätsmanager Weinbau<br />
Oberkircher Winzer<br />
MESSAGE IN A BOTTLE