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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
EDITORIAL<br />
wie gegensätzlich unser Leben geworden ist! Im globalisierten Informationszeitalter<br />
beschäftigen uns täglich Ereignisse aus aller Welt. Gleichzeitig fehlt<br />
uns immer öfter der Blick für das Naheliegende. Für das, was man die „kleinen<br />
Dinge“ nennt. Das, was selbstverständlich erscheint, es häufi g aber nicht mehr<br />
ist. Familie ist so ein Thema. Familie ist Verantwortung, Familie ist Heimat,<br />
Familie ist die Wiege der Werte – und doch ist der Begriff in Bewegung.<br />
Auf die Frage, was Menschen mit Familie verbinden, erhielt ich eine Vielzahl gedanklicher Assoziationen:<br />
von gülden gerahmten Porträts aristokratischer Dynastien über ein biedermeierliches Heile-Welt-Bild bis zur<br />
selbst ernannten „Szene-Family“ à la Andy Warhols Factory. Und im gelebten Alltag sieht das Ganze noch einmal<br />
anders aus. Ein Joachim Gauck im bewahrenden Amt des Bundespräsidenten genießt breite gesellschaftliche<br />
Akzeptanz, ganz ohne eine intakte, idealtypische Familie im privaten Hintergrund. Umgekehrt gesteht man der<br />
nachwachsenden Generation rebellische Tendenzen zu, doch die aktuelle Shell-Studie zeigt, dass sich Jugendliche<br />
heute in der Mehrzahl nach Verlässlichkeit, Geborgenheit und eben Familie sehnen. Uncool war gestern. Mag die<br />
Tante noch zu sehr auf die obligaten Begrüßungsküsse bestehen, der Vater autoritär agieren, der Bruder einfach<br />
nur nerven – gerade das Unausweichliche in einer Familie kann die Herausforderung sein, die uns reizt, und an<br />
der wir wachsen.<br />
Kein Wunder, dass in solchen Zeiten und angesichts ständiger Wirtschaftskrisen Familienunternehmen<br />
wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Ihre spezifi schen Leistungen, Werthaltungen und ihre volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung sind unbestritten, ebenso ihre Schwierigkeiten bei der Nachfolgeregelung. Lesen<br />
Sie, wie so etwas harmonisch in einem Spitzenhotel funktioniert – und erfahren Sie, warum ein Milchbauer im<br />
Hohenloher Land tragisch scheiterte. Ich verspreche Ihnen, danach betrachten Sie die Milch in Ihrem Cappuccino<br />
mit anderen Augen.<br />
Für mich persönlich gehört diese Geschichte zu einer der berührendsten im ganzen Magazin. Denn<br />
sie stellt die Frage nach unserer gemeinschaftlichen Verantwortung. Deshalb bewegen mich auch die Geschicke<br />
der Familie Sanati sehr, die sich im Iran mit biologisch-dynamischem Rosenanbau und den sozialen Ideen<br />
Rudolf Steiners gegen Mullahregime und Drogenbarone gleichermaßen stemmt. Familienoberhaupt<br />
Homayoun Sanati ist Propagandist einer einfachen, aber wundervollen Haltung: dass es für unsere Welt eine<br />
große Hoffnung gibt, wenn wir uns alle zusammen als eine große, starke Familie sehen. In diesem Sinne<br />
wünsche ich Ihnen viel Freude und beschauliche Stunden mit EDITION.<br />
Ihr<br />
Joachim Fischer<br />
Chefredakteur<br />
Und darauf sind alle Beteiligten stolz: Bereits mit der ersten Ausgabe von EDITION haben wir bei den diesjährigen Mercury Awards<br />
in New York, einem der weltweit wichtigsten Wettbewerbe für Magazine, eine Auszeichnung in Silber erhalten.<br />
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