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DIE WIRTSCHAFT

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Branchen &Betriebe: Westfalen<br />

und Euro-Alkohol kooperieren<br />

Seite 9<br />

Geld &Geschäft: Die<br />

Zahlungsmoral wird besser<br />

Seite 17<br />

Leben &Wissen: Wie lange gibt<br />

es noch das Arbeitszeugnis?<br />

Seiten 25/26<br />

<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong><br />

www.agravis.de<br />

POWERED BY<br />

Münster |Münsterland<br />

Ausgabe 1/15 |Dienstag, 24. Februar 2015 www.die-wirtschaft-muensterland.de Einzelpreis: 2,00 Euro<br />

Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG | Soester Straße 13 | 48155 Münster | PVST88690<br />

Von wegen alles Jacke<br />

Der Fachkräftemangel wird auch für die Unternehmen im Münsterland zur Herausforderung. Helfen<br />

könnten ein breiter Schulterschluss und eine gemeinsame Strategie, um zu finden und zu binden.<br />

Gesucht. Gefunden. Das war einmal.<br />

Unternehmen –vom kleinen Handwerksbetrieb<br />

bis zum großen Mittelständler<br />

–werden es künftig schwererhaben,<br />

die passenden Mitarbeiter<br />

zu finden und zu binden. Engpässe<br />

drohen, wenn sich Prognosen erfüllen,<br />

die für das Jahr 2030 in NRW<br />

einen Fachkräftebedarf von über<br />

890 000 voraussagen. Schon in fünf<br />

Jahren wird der demografischeWandel<br />

auch im Münsterland jeden treffen,<br />

sagen Experten.<br />

Der Wandel kommt schleichend.<br />

Während Münster<br />

mit seinem beneidenswerten<br />

Bevölkerungszuwachs<br />

noch voneinem deutlichen<br />

Plus in der mittleren und berufstätigen<br />

Altersgruppe profitiert, müssen sich die<br />

Kreise rundum längst sputen. In Regionen<br />

wie dem Westmünsterland, in dem<br />

man mit einer Arbeitslosenquotevon aktuell<br />

4,5 Prozent schon fast auf eine Vollbeschäftigung<br />

zusteuert, ist der Arbeitsmarkt<br />

bereits heute invielen Bereichen<br />

wie leer gefegt. Nicht nur das: Auch<br />

Unternehmensnachfolger und Existenzgründer<br />

werden dort gesucht. Unterm<br />

Strich stellt sich schneller als gedacht die<br />

Frage, wie es morgen noch um Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Wertschöpfung bestellt<br />

sein wird. Erste Bremsspuren in<br />

einer Zeit, in der man trotz einer weltpolitisch<br />

unübersichtlichen Lage konjunkturell<br />

noch ein Plus registriert.<br />

Stichwort Schulabgänger: Im Jahr 2010<br />

verabschiedeten die allgemeinbildenden<br />

Schulen im Münsterland noch 20 417Jugendliche.<br />

Schon im Jahr 2020 werden es<br />

nur noch 16 648 sein. Ein Minus von<br />

18,46 Prozent. Fortsetzung Seite 2<br />

Bitte anprobieren! Unternehmen müssen aufpassen, dass Jacken und Helme nicht im Schrank hängen bleiben.<br />

Foto: Peter Endig<br />

OFFEN GESAGT<br />

Stamm(es)kräfte<br />

Wie wird esdem Häuptling morgen<br />

ergehen –mit seiner dezimierten,<br />

schon ins Alter gekommenen<br />

Zahl tapferer Stammesmitglieder, ganz<br />

ohne junge Indianer? Wird er so zu<br />

neuen Jagdgründen aufbrechen, Tipis<br />

und Ponyherde schützen können?<br />

Vor allem Unternehmen in gleichermaßen<br />

technisch wie kaufmännisch ausgerichteten<br />

Branchen schauen wie<br />

unser Häuptling skeptisch in die Zukunft.<br />

Wenn gegenwärtig die Suche<br />

nach versierten Mitarbeitern schon aufwendig<br />

ist, so wird sie morgen noch<br />

mühsamer werden. Zweige, die absehbar<br />

vom Fachkräftemangel stärker als<br />

andere betroffen sind, müssen sich immer<br />

kräftiger und kreativer ins Zeug<br />

legen, um die erforderliche Kopfstärke<br />

im Betrieb sicherzustellen.<br />

Unabhängig vom unumkehrbaren Bevölkerungsrückgang<br />

rächt sich jetzt der<br />

Akademisierungswahn vergangener<br />

Jahre. Er hat mit dafür gesorgt, dass<br />

sich 2013 erstmals mehr Schulabgänger<br />

für ein Studium als für eine Berufsausbildung<br />

entschieden haben. Dass<br />

unterdessen manch einer an der Universität<br />

am Arbeitsmarkt von morgen<br />

vorbeistudiert, ist mehr als ärgerlich.<br />

Dabei hätten viele junge Menschen die<br />

Chance, zum Beispiel als Meister, Techniker<br />

oder Fachwirt beruflich erfolgreich<br />

zu sein.<br />

Berufliche Bildung, allen OECD-Forderungen<br />

zum Trotz ein deutsches Erfolgsprodukt,<br />

braucht auch deshalb<br />

neuen Rückenwind und keine Bremser.<br />

Gegen den Fachkräftemangel, den das<br />

Münsterland mit seiner guten Beschäftigungslage<br />

bald zu spüren bekommen<br />

wird, muss überdies gemeinsam vorgegangen<br />

werden. Gefühlte und echte<br />

Grenzen darf esnicht mehr geben.<br />

Denn es wäre fatal, wenn die Region<br />

aus Mangel an Stamm(es)kräften ihre<br />

gute Wettbewerbsfähigkeit verlieren<br />

würde.<br />

wk<br />

„Wirtschaft“ wirkt<br />

Arbeitgeber fordern Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs an den Schulen<br />

Lernen fürs Leben: Ein Fach „Wirtschaft“<br />

könnte dabei helfen.<br />

Foto: dpa<br />

4 198869 002009<br />

2 0 0 0 9<br />

Der Tweet einer Schülerin hat es<br />

deutlich gemacht: Wirtschaftsfragen<br />

spielen im Unterricht offenbar immer<br />

noch eine zu geringe Rolle.<br />

Wirtschaft muss ein<br />

eigenständiges Unterrichtsfach<br />

an allgemeinbildenden<br />

Schulen<br />

in NRW werden.<br />

So weit gehen die Arbeitgeberverbände<br />

Ruhr/Westfalen, die schon vor einem<br />

Jahr diese Forderung in einem entsprechendes<br />

Positionspapier erhoben haben.<br />

Nurbei einer Bündelung der Wirtschaftsthemen<br />

könne es zu einem „deutlichen<br />

Qualitätssprung in der Vermittlung ökonomischer<br />

Kompetenzen“ kommen.<br />

Ein Unterrichtsfach „Wirtschaft“ bietet<br />

aus Sicht der Verbände den Raum, fundiert<br />

und zusammenhängend eine ökonomische<br />

Bildung zu vermitteln, die<br />

grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge,<br />

Funktionsweisen, Konzepte<br />

und Begriffeumfasst. Eine Erhöhung der<br />

Stundenzahl insgesamt sei dafür nicht erforderlich,<br />

insbesondere wenn die Zeitbudgets<br />

für wirtschaftliche Themen aus<br />

anderen Fächern zusammengezogen<br />

werden.<br />

„JungeMenschen brauchen wirtschaftliche<br />

Grundkenntnisse und Kompetenzen,<br />

um als mündigeWirtschafts- und Staatsbürger<br />

verantwortungsvoll zu handeln.“<br />

Der Modellversuch des Schulministeriums<br />

„Wirtschaft an Realschulen“ habe<br />

gezeigt, wie positiv ein Unterrichtsfach<br />

wirkt.<br />

wk<br />

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2 MACHER &MÄRKTE<br />

„Wir müssen neue<br />

Wege gehen“<br />

Vom „Ausbildungsbotschafter“ bis zum „Fachkräftemonitor“: Der Engpass wird<br />

nicht alle Sparten und Qualifikationen gleichermaßen treffen.<br />

Die Metall- und die Elektroindustrie zählen zu den Branchen, in<br />

denen der Fachkräftebedarf nicht gedeckt werden kann. Foto: dpa<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong> Münster IMünsterland<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG<br />

Geschäftsbereich: Media &Sales<br />

Soester Straße 13, 48155 Münster<br />

Telefon: 0251.690-0<br />

Telefax: 0251.690-804801<br />

Redaktionsleitung:<br />

Claudia Bakker (verantw.)<br />

Anzeigen:<br />

Anzeigenleitung: Herbert Eick<br />

E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft-muensterland.de<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

Objektleitung:<br />

Katharina Heidmann<br />

Telefon: 0251.690-4701<br />

Telefax: 0251.690-804801<br />

Gestaltung/Layout:<br />

Lisa Stetzkamp<br />

Druck:<br />

Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG<br />

An der Hansalinie 1, 48163 Münster<br />

Telefon: 0251.690-0<br />

Telefax: 0251.690-215<br />

Auflage:<br />

17.000 Exemplare<br />

Hinweis: Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Deutschen Gesellschaft<br />

für Privatpatienten mbH, Hamburg sowie Engel &Völkers -<br />

Commercial -Dr. Buse Grundbesitz- und Beteiligungs-GmbH bei.<br />

Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

„Der demografische Wandel wird<br />

zu einem Rückgang des Arbeitskräftepotenzials<br />

führen. Umso<br />

wichtiger ist die Steigerung des<br />

Fachkräfteanteils durch bedarfsgerechte<br />

Qualifizierung –in<br />

Unternehmen und durch übergeordnete<br />

Angebote. “<br />

Dr. Thomas Robbers, Wirtschaftsförderung<br />

Münster<br />

Der exklusive Kreis der<br />

Schulabsolventen gewinnt<br />

im Hinblick auf den Fachkräftebedarf<br />

enorm an Bedeutung.<br />

Die Industrieund<br />

Handelskammer (IHK) Nord Westfalen<br />

und die Handwerkskammer Münster<br />

wissen dies –und agieren inzwischen gemeinsam:<br />

Obwohl Handwerk, Industrie,<br />

Handel und Dienstleister im selben Teich<br />

fischen, bemühen sie sich Schulter an<br />

Schulter darum, eine positive Stimmung<br />

für die berufliche Ausbildung zu schaffen.<br />

Aktuell werden bei einer von beiden<br />

Kammern getragenen Aktion über 1000<br />

„Ausbildungsbotschafter“ gesucht. Auszubildende<br />

selbst sollen auch im Münsterland<br />

in die Schulen gehen und für eine<br />

Lehre im Betrieb trommeln.<br />

„Sie kennen die Fragen, die die Jugendlichen<br />

beschäftigen,<br />

und können sie<br />

gleichzeitig und aus<br />

eigener Erfahrung<br />

beantworten“,<br />

nennt Kurt Heine,<br />

stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer,<br />

einen Aspekt<br />

der ungewöhnlichen<br />

Aktion. Das<br />

Ziel ist ehrgeizig:<br />

Gleich 1200 Schulen<br />

sollen Besuch<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

bekommen, nicht<br />

von Berufsberatern<br />

oder Chefs, sondern von Azubis. Das<br />

„Botschafter“-Projekt macht deutlich,<br />

wie sehr Betriebe inzwischen bemüht<br />

sind, Nachwuchs zu gewinnen.<br />

Der Fachkräftemangel wird nicht alle,<br />

aber doch viele Sparten und Qualifikationen<br />

treffen. Wie schmerzhaft es wird,<br />

kann man seit Jahren beim Blick auf den<br />

„Fachkräftemonitor“ feststellen. Die IHKs<br />

bieten dieses Prognose-Instrument mit<br />

Unterstützung des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />

Wif0R in Darmstadt frei<br />

im Netz an.<br />

Den prozentual größten Engpasssagt der<br />

Monitor für Mechatronik und Automatisierungstechnik<br />

voraus. Hier wirdeslaut<br />

Hochrechnungeine Unterdeckung in Höhe<br />

von 54,1 Prozent geben. In absoluten<br />

Zahlen ausgedrückt: 3790 Fachkräfte<br />

werden dann in der Berufsgruppe gesucht,<br />

aber nur 1740 stehen zur Verfügung.<br />

Noch dramatischer wird esimBereich<br />

der technischen Forschungs-, Entwicklungs-,<br />

Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe.<br />

Hier wird man<br />

2030 landesweit 44 400 Fachkräfte suchen,<br />

aber nur auf ein Potenzial von 21<br />

100zurückgreifen können. Auf der Seite<br />

der „Top-Überschussberufsgruppen“ führen<br />

Fein- und Werkzeugtechnik sowie Juristen<br />

mit 44,3 bzw.26,2 Prozent die Liste<br />

an.<br />

Schon heute setzt der von der Demografie<br />

mitverursachte Mangel ein. Kürzlich<br />

meldetedie Zeitarbeitsbranche, dass die<br />

Unternehmen bei ihr nicht mehr nur die<br />

Aushilfe, sondern immer häufiger die<br />

Fachkraft suchen. Gefragt sind der Industrieelektriker,<br />

der Elektrotechniker<br />

und Elektroniker, der Schweißer und<br />

Schlosser, ergab das Mittelstandsbarometer<br />

des Interessenverbandes Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) in<br />

Münster.<br />

„Die Betriebe, die jetzt nicht ausbilden,<br />

wird schon bald das Leben bestrafen“,<br />

formulierte kürzlich Birgit Wiesehahn-<br />

Haas, Vizepräsidenten der IHK. In der<br />

Emscher-Lippe-Region jedenfalls nähere<br />

sich das Fachkräfteproblem längst mit<br />

Siebenmeilenstiefeln.<br />

Zu den ungelösten Problemen gehört es,<br />

dass es dem vergleichsweise noch ausbildungsstarken<br />

und -bereiten Münsterland<br />

bisher nicht richtig gelingt, junge Menschen<br />

aus anderen Regionen anzulocken.<br />

Lehrstellen bleiben unbesetzt. Die Absurdität,<br />

die damit einhergeht, wird Monat<br />

für Monat beim Blick in den Arbeitsmarktbericht<br />

deutlich: Das Münsterland<br />

glänzt mit einer Arbeitslosenquote von<br />

aktuell 5,5 Prozent. In der benachbarten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Region Emscher-Lippe verharrt die Quote<br />

bei 12,5 Prozent.<br />

Es ist also mehr als die bisher bekannte<br />

Konzept-Repertoire gefragt.Hermann Eiling,<br />

Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer,bestätigt<br />

dies: „Das Handwerk<br />

muss bei der Gewinnung von Auszubildenden<br />

und Beschäftigten verstärkt<br />

neue Wege gehen. Ein Beispiel dafür ist<br />

die Integration vonMenschen mit Migrationshintergrund.<br />

Auch Frauen wollen<br />

wir verstärkt für das Handwerk begeistern.<br />

Bei der Initiative,Und Morgen Meister‘<br />

sprechen wir gezielt Studienabbrecherinnen<br />

und -abbrecher für eine Berufsausbildung<br />

im Handwerk an –mit<br />

wachsendem Erfolg.“<br />

Wissenstransfer, Wissensmanagement,<br />

Personalentwicklung auch für ältere Mitarbeiter,<br />

Willkommenskultur, enge KontaktezuSchulen<br />

und Hochschulen –der<br />

Werkzeugkasten der Personalabteilungen<br />

füllt sich. Kaum einer kann es sich<br />

noch leisten, die künftige Besetzung der<br />

Stellen dem Zufall zu überlassen.<br />

„Es ist zielführend, gemeinsam entwickelte<br />

Strategien zu verfolgen. Zum Beispiel<br />

durch die verbesserte Ausrichtung<br />

von Bildungs- und AusbildungsangebotenamBedarfder<br />

regionalen Wirtschaft.<br />

Oder durch die Qualifizierung von<br />

Arbeitssuchenden bzw. durch die optimierte<br />

Vermittlung“, betont Dr. Thomas<br />

Robbers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />

Münster. Und: „Zur Sicherung<br />

und Fortentwicklung unserer<br />

wettbewerbsfähigen Wirtschaft ist die<br />

Deckung des Fachkräftebedarfs eines der<br />

zentralen Handlungsfelder.“ wk<br />

Unser guter Name und unser Konzept –für Ihren<br />

Erfolg, denn Zeitarbeit ist Vertrauenssache.<br />

Verfürth Zeitarbeit hat durch jahrzehntelange Erfahrung<br />

bei Kunden und Mitarbeitern Vertrauen<br />

geschaffen. Wir setzen auf unsere Mitarbeiter,<br />

deren Qualifikation, Motivation und deren Fähigkeiten<br />

im Interesse unserer Kunden.<br />

Als Familienunternehmen mit langjährigen Angestellten<br />

stehen wir für den persönlichen Kontakt<br />

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Verfürth Zeitarbeit GmbH &Co. KG<br />

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Die Identifikation aller unserer Mitarbeiter mit<br />

unserem Unternehmen und für den jeweiligen<br />

Kunden wird durch eine faire, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

erreicht und wirkt sich so unmittelbar<br />

im Arbeitsalltag aus.


MACHER &MÄRKTE 3<br />

Es begann alles in<br />

einer Doppelgarage<br />

Besuch bei Hans Hund, dem neuen Präsidenten der Handwerkskammer Münster. Warum auch in<br />

schwierigen Zeiten der Schritt in die Selbstständigkeit zum Erfolg führen kann.<br />

Der Rundgang durch die Firma wird<br />

zur Führung durch die Hightech-<br />

Welt der Gebäudetechnik. Begeisterung<br />

für Details, Lösungswege, Leitungen<br />

und Leistungen schwingt in<br />

jedem Satz mit. Fast nebenbei verrät<br />

Hans Hund an der Wärmepumpe im<br />

Obergeschoss, dass Mitsubishi-Ingenieure<br />

von Japan aus die Effizienz<br />

dieses Unikats im Blick haben. Das<br />

passt gut zu dem Satz, den der Kammerpräsident<br />

zuvor formuliert hat:<br />

„Im Handwerk kann man viel erreichen.<br />

Handwerker zu sein, ist kein<br />

gesellschaftlicher Abstieg!“<br />

„Ich war mir sicher:<br />

Du kannst das.“<br />

Hans Hund auf die Frage, warum er sich 1981 trotz<br />

der Rezession selbstständig machte.<br />

Im Gegenteil. Zum Bocholter Hans<br />

Hund passt der Begriff Aufstieg.<br />

Kinder- und Jugendzeit auf dem<br />

elterlichen Bauernhof im Amt Liedern-Werth,<br />

sieben Geschwister,<br />

Messdiener in St. Michael. Hans Hund<br />

lernt früh den Umgang mit Natur und<br />

Technik. Als Prof. Hans Haber in den 60er<br />

Jahren vor staunendem Publikum im<br />

Gymnasium den Blick in die Weiten des<br />

Weltraums lenkt, ist es um einen jungen<br />

Zuhörer endgültig geschehen. Hans<br />

Hund will jetzt genau wissen, wie Technik<br />

funktioniert.<br />

Über 60 Mitarbeiter,die allermeisten davon<br />

sotechnikbegeistert wie der Seniorchef,<br />

bilden heute<br />

die Hans Hund<br />

GmbH. Ein Handwerksunternehmen<br />

auf der Höhe<br />

der Zeit. Über<br />

2000 Quadratmeter<br />

Lagerhalle<br />

und Werkstatt,<br />

stattlicher Fuhrpark,<br />

800 Quadratmeter topmoderne Büro-<br />

und Sozialräume, Auftraggeber in<br />

ganz Deutschland. „Der Betrieb steht immer<br />

im Zentrum. Er gehört nicht mir oder<br />

meinem Sohn allein. Er gehört allen Mitarbeitern“,<br />

sagt Hans Hund, der mit modernem<br />

Führungsverständnis lenkt und<br />

motiviert.<br />

1973 legte Hans Hund die Meisterprüfung<br />

im Elektroinstallateurhandwerk ab.<br />

Und während zwei Kinder groß wurden,<br />

absolvierteder jungeFamilienvater auch<br />

noch die Meisterprüfung als Kälteanlagenbauer.ZweiMeisterbriefe–nicht<br />

nur<br />

zur Zierde hängen sie noch heute hinter<br />

seinem Schreibtisch an der Wand. Sie<br />

sind Programm.<br />

Das strahlende Lächeln ist sein Markenzeichen: Hans Hund versteht es, Menschen zu motivieren.<br />

Als Anfang der 80er Jahre ein Konzern<br />

den umtriebigen „Doppel-Meister“ in die<br />

Zentrale locken will, entscheidet sich<br />

Hund für die Selbstständigkeit. Mitten in<br />

einer schwierigen Wirtschaftsphase, ausgelöst<br />

von der zweiten Ölkrise, wagt er<br />

den Schritt: „Ich war mir sicher: Du<br />

kannst das.“ In einer Doppelgarage beginnt<br />

das Abenteuer. Klimageräte, die<br />

dort keinen Platz finden, stehen zum<br />

Testlauf auf der Terrasse –beim Kaffeetrinken<br />

ist die Familie vonpiependen und<br />

surrenden Maschinen umgeben.<br />

Fleiß, unternehmerischer Mut, Weitsicht<br />

und das notwendige Quäntchen Glück<br />

bilden die Basis für die Entwicklung des<br />

Handwerksbetriebs. Neubauten, Erweiterungen,<br />

Umzüge–2014bezieht die Firma,<br />

die längst die komplette Gebäudetechnik<br />

vonKlima bis Sanitär beherrscht,<br />

das heutige Domizil.<br />

Das Handwerk –für Hans Hund, der den<br />

Betrieb mit Sohn Alexander (37) führt,<br />

ist es bis heuteLebensinhalt. Zudem eine<br />

Branche, der Hund eine sehr gute Zukunft<br />

voraussagt. Voraussetzung: Es entscheiden<br />

sich genügend tüchtige Menschen,<br />

den Wegzubeschreitenund einen<br />

Handwerksberuf zu erlernen. Hund: „Die<br />

Möglichkeiten, die sich daraus ergeben<br />

können, sind enorm.“<br />

Doch es hapert am Image, nicht zuletzt,<br />

weil in den meisten weiterführenden<br />

Schulen zu wenig auf die Vielfalt im<br />

Handwerk hingewiesen wird, bedauert<br />

der Kammerpräsident. „Viele wissen gar<br />

nicht, washeutzutagealles zu uns gehört<br />

und was Handwerksbetriebe heute inzwischen<br />

bieten.“<br />

Bei Hund in Bocholt trifft man zum Beispiel<br />

auf die Rückenschule für die Mitarbeiter,<br />

ein Patensystem für alle Auszubildenden<br />

und Inhouse-Schulungen. Und<br />

wer will, kann seine Arbeitskleidung im<br />

Betrieb reinigen. Im Sozialbereich stehen<br />

Waschmaschine und Trockner. wk<br />

ZUR PERSON<br />

Hans Hund (64) ist seit Dezember<br />

Präsident der Handwerkskammer<br />

Münster und steht damit an der<br />

Spitze einer Organisation, der 27<br />

900 Betriebe mit rund 190 000<br />

Beschäftigten angeschlossen sind.<br />

Seit 25 Jahren engagiert sich der<br />

selbstständige Handwerksmeister<br />

(Elektroinstallateur, Kälteanlagenbauer)<br />

ehrenamtlich für das<br />

Handwerk. Viele Jahre gehörte er<br />

dem Vorstand der Elektro-Innung<br />

Bocholt an, 1993 wurde er Obermeister.<br />

Seit 2000 ist Hans Hund<br />

stellvertretender Kreishandwerksmeister<br />

der Kreishandwerkerschaft<br />

Borken. 2009 wurde er Vizepräsident<br />

der Kammer und Vorsitzender<br />

des Wirtschaftsförderungsausschusses.<br />

Foto: Wolfgang Kleideiter<br />

Typisch Ford: bewegt die Wirtschaft<br />

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Transit Connect<br />

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4 MACHER &<br />

Rückenwind für die Gastgeber<br />

Im Münsterland ist der Tourismus ein riesiger Wirtschaftsfaktor –den<br />

gleichwohl die meisten Menschen in der Region komplett übersehen.<br />

Für den gestressten Großstädter aus<br />

dem nahen Ruhrgebiet ist es eine unwirkliche<br />

Erscheinung: Ruhe, Natur<br />

und wenig befahrene Wirtschaftswege<br />

als Sportgelände fürs Fahrrad.<br />

Für den Münsterländer ist das Idyll<br />

im besten Fall selbstverständlich.<br />

Großes Potenzial, das kaum wahrgenommenwird,<br />

klagt Michael Kösters<br />

vom Münsterland e.V.<br />

„Das Münsterland<br />

nimmt sich als<br />

Urlaubsziel selbst<br />

nicht richtig wahr.“<br />

Michael Kösters<br />

Vorstand Münsterland e.V.<br />

Der Tourismus ist im Münsterland<br />

ein versteckter Gigant.<br />

Er sorgt im Jahr für<br />

1,6 Milliarden Euro Umsatz<br />

in der Region und sichert<br />

–rechnerisch –38600 Stellen. Zudem<br />

ist die Tendenz seit Jahren konstant<br />

steigend. Eigentlich könnteMichael Kösters,<br />

der für Tourismus zuständige Vorstand<br />

des Münsterland e.V., Tagfür Tag<br />

mit stolzgeschwellter Brust ins Büro am<br />

Grevener Flughafen kommen. Doch er<br />

registriert immer wieder, dass die Wirtschaftsleistung<br />

von Gastronomie, Hotellerie<br />

und verbundenen<br />

Branchen kaum<br />

anerkannt wird.<br />

Die Branche ist sehr<br />

kleinteilig organisiert;<br />

es gibt keine<br />

einzelnen große Arbeitgeber<br />

im Fremdenverkehr.<br />

In der<br />

Konsequenz „nimmt<br />

sich das Münsterland<br />

als Urlaubsziel<br />

selbst nicht richtig<br />

wahr“, klagt der<br />

oberste Tourismuswerber.<br />

Und zieht<br />

seine Schlüsse: „Wir<br />

müssen immer mehr<br />

nach innen arbeiten.“<br />

Kösters will die<br />

Einstellungen der<br />

Münsterländer verändern,<br />

will<br />

Schwachstellen in<br />

der Infrastruktur beseitigen<br />

– und will<br />

vor allem die „Gastgeber-Kultur“<br />

der<br />

manchmal etwas spröden Westfalen voranbringen.<br />

„Man neigt zur Selbstzufriedenheit“,<br />

klagt Kösters. „Viele glauben, das laufeja<br />

alles vonalleine.“ Tutesnicht, hält er dagegen.<br />

Und kann Belege liefern. Beispiel<br />

Radwege: Was mal ein Alleinstellungsmerkmal<br />

war, droht im Meer der zunehmenden<br />

Konkurrenz unterzugehen. Das<br />

Idylle Münsterland: An manchen Stellen mangelt esanSelbstbewusstsein und Drive.<br />

reicht von der Qualität der Wirtschaftswege,die<br />

schon mal deutlich besser war,<br />

über die Verknüpfung vonRouten bis zur<br />

Ausschilderung von Sehenswürdigkeiten.<br />

„Da müssen wir investieren“, folgert<br />

Kösters – und vermisst Unterstützung<br />

insbesondere impolitischen Raum.<br />

Dabei lohnt sich jeder Euro, der für den<br />

Tourismus ausgegeben wird. Am Beispiel<br />

der Stadt Rheine hat es das „Sparkassen<br />

Tourismusbarometer Westfalen-Lippe“<br />

fürs Jahr 2013 mal nachgerechnet. Überraschendes<br />

Ergebnis:Aufwendungen von<br />

900 000 Euro standen tourismusbedingte<br />

Erlöse von 2,8 Millionen Euro gegenüber.<br />

Für jeden ausgegebenen Euro kamen<br />

drei zurück.<br />

„Da sind die Imageeffekte nicht einmal<br />

eingerechnet“, ergänzt der Vorstand des<br />

Münsterland e.V. Die werden immer<br />

wichtiger: Wer imWettstreit um kluge<br />

Köpfe auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich<br />

sein will, muss nicht nur adäquateLöhne<br />

und Gehälter zahlen, sondern auch ein<br />

attraktives Umfeld bieten. Da machen<br />

sich die Investitionen für den Tourismus<br />

gleich doppelt bezahlt: „Das Geld geben<br />

wir auch für uns selbst aus.“<br />

550 gewerbliche Betriebe in 70 Orten,<br />

über 1,5 Millionen Gäste, die es zusammen<br />

auf mehr als 3,5 Millionen Übernachtungen<br />

im Jahr bringen, dazu 45<br />

Millionen Tagesbesucher: Das kann doch<br />

kein Geheimnis sein. Aber im Münsterland<br />

werden an vielen Stellen nicht einmal<br />

die Chancen wahrgenommen, die<br />

Fotos: Münsterland e.V.,West<br />

das Publikumsinteresse mitb<br />

provokant bringt Kösters<br />

Punkt: „Man neigt ein weni<br />

zufriedenheit.“ Und er nenn<br />

kennt Betriebe, deren mode<br />

munikationsmittel ein Faxge<br />

in Zeiten von HRS.de und B<br />

sind viele Betten und Ferien<br />

bestenfalls telefonisch zu bu<br />

Dörfer, die mitten in der be<br />

son ihre Gaststätten bes<br />

Abend öffnen –und den gar<br />

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MÄRKTE 5<br />

Kultur<br />

„Mehr mit der<br />

Zeit gehen“<br />

Tourismusexperte sieht die regionale Branche gefordert<br />

fälisch genießen<br />

ringt. Etwas<br />

es auf den<br />

zur SelbsttDetails:<br />

Er<br />

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ist. Auch<br />

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sten Radsaitenfalls<br />

am<br />

nicht so wenigen<br />

Radlern tagsüber geschlossene Türen<br />

und Biergärten zeigen. „Da fehlt<br />

manchmal ein wenig der Drive.“ Vonden<br />

Betriebsgrößen gar nicht erst zu reden –<br />

welches Haus im Münsterland bringt<br />

schon eine ganze Busladung von Gästen<br />

unter?<br />

Dabei lohnt sich eigentlich<br />

jede Anstrengung,<br />

weiß Kirsten Grundmann.<br />

Die junge Hamburgerin<br />

organisiert seit<br />

Jahren die PR-Arbeit für<br />

die Initiative „Westfälisch<br />

genießen“, zu der<br />

auch eine Reihe münsterländischer<br />

Gastronomiebetriebe<br />

zählt. Eine<br />

Erfolgsgeschichte. Ein<br />

bisschen Stolz auf die<br />

eigene Region, Geschichtsbewusstsein<br />

und eine gehörige Portion<br />

Kreativität: Werauf<br />

diese Bestandteile für<br />

sein Betriebskonzept<br />

setzt, kann sich des Kundenzuspruchs<br />

sicher<br />

sein, glaubt Grundmann.<br />

„Regionalität und<br />

Nachhaltigkeit werden<br />

immer stärker nachgefragt“,<br />

sagt sie. Inzwischen<br />

steht mancherorts<br />

eine ganze Produktkette<br />

vonden kleinen Erzeugern bis zum Gast.<br />

„Da sind echte Netzwerke entstanden“,<br />

freut sie sich. Und die Wirtschaftsexperten<br />

könnten auch diese Summe noch in<br />

die touristische Wertschöpfung einrechnen.<br />

Doch selbstverständlich ist das im Münsterland<br />

noch nicht. Zu seiner Heimat hat<br />

der Westfale offensichtlich auch kulinarisch<br />

eine größere Distanz als der Badener<br />

oder der Bayer.<br />

Die schwierigsten Veränderungen geschehen<br />

im Kopf. Das weiß auch Michael<br />

Kösters. Gerade deshalb wendet sich der<br />

Münsterland e.V.mit seiner Arbeit immer<br />

wieder nach innen. Mit Vorträgen und<br />

Rundbriefen, mit Workshops und Schulungen.<br />

Aber auch mit technischen<br />

Dienstleistungen –bis hin zu den Schnittstellen<br />

für die diversen Buchungssysteme.<br />

„Das ist das mühselige Bohren dicker<br />

Bretter“, räumt er ein. Nicht ohne zu ergänzen:<br />

„Aber ich glaube, es lohnt sich.“<br />

Die passenden Argumentehat er ja in der<br />

Tasche –die Erfolgszahlen des versteckten<br />

Giganten Tourismus.<br />

ur<br />

„Regionalität und<br />

Nachhaltigkeit werden<br />

immer stärker<br />

nachgefragt.“<br />

Kirsten Grundmann<br />

PR-Expertin für „Westfälisch genießen“<br />

Tourismus im Münsterland<br />

Betriebe: Allein im gewerblichen Bereich<br />

(also mit mindestens zehn Gästebetten)<br />

arbeiten im Münsterland 550<br />

Hotels und Pensionen mit zusammen<br />

25 000 Betten. Die empfangen gut 1,5<br />

Millionen Gäste imJahr. Dazu kommen<br />

weitere rund 120 000 Gäste in(statistisch<br />

nicht genau erfassten) Kleinbetrieben.<br />

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

ist mit 2,3 Tagen ziemlich kurz.<br />

Herkunft: 90 Prozent der Gäste kommen<br />

aus Deutschland (viele davon aus<br />

dem Ruhrgebiet), aber auch 3,5 Prozent<br />

aus den Niederlanden.<br />

Ausflüge: Zu den Nächtigungsgästen<br />

kommen nach Zahlen des Deutschen<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts<br />

noch 45 Millionen Tagesreisende.<br />

Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Institut<br />

für Fremdenverkehr, dwif-<br />

Consulting Berlin, hat<br />

auch den regionalen Tourismus<br />

im Visier. Wir sprachen mit dem<br />

dwif-Geschäftsführer Dr. Mathias Feige,<br />

u.a. Beiratsmitglied beim Sparkassen-<br />

Tourismusbarometer Westfalen-Lippe.<br />

Tourismus ist in Westfalen-Lippe<br />

ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.Ein<br />

Selbstläufer ist er aber nicht. Was<br />

muss die Branche in der Region tun,<br />

um zukunftsfähig zu bleiben?<br />

Feige: Sie darfnicht aufhören neugierig<br />

auf die Welt zu sein und zu investieren –<br />

wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der<br />

Zeit! Die Kundenwünsche und das Kundenverhalten<br />

verändern sich rapide, die<br />

Gäste sind welterfahren und übertragen<br />

die Qualitätserfahrungenmit den Besten<br />

als Erwartungen auch auf die Anbieter in<br />

Westfalen-Lippe. Nicht der Nachbar ist<br />

also der Konkurrent, sondern die Marktführer<br />

in der ganzen Welt. Diese Maßstabserweiterung<br />

ist bei vielen Betrieben<br />

der sehr kleinteiligen und vor allem innenorientierten<br />

deutschen Tourismusbranche<br />

noch nicht angekommen. Und so<br />

wundert sich mancher über kritische<br />

oder gar ausbleibende Gäste, weil er gar<br />

nicht weiß, welche Erwartungen er nicht<br />

(mehr) erfüllt. Zukunftsfähigkeit bedeutet<br />

daher die permanente Beobachtung<br />

von Kundenwünschen und Konkurrenz<br />

sowie die Fähigkeit, daraus die richtigen<br />

Schlüsse für das eigene Unternehmen zu<br />

ziehen –und diese dann auch umzusetzen.<br />

Sie haben mehrere Innovationsfelder<br />

definiert. Dazu gehört auch die<br />

Digitalisierung. Was genau muss<br />

man sich darunter vorstellen?<br />

Feige: Digitalisierung bedeutet weit<br />

mehr als nur eine halbwegs ordentliche<br />

Website. Elektronische Buchungs- und<br />

Zahlungsmöglichkeiten werden heute<br />

ebenso selbstverständlich erwartet wie<br />

Kommunikationskanäle für Feedbacks<br />

über die erlebte Angebots- und Servicequalität<br />

in Echtzeit in den sozialen Medien.<br />

Auch die Möglichkeit, sich vor Ort,<br />

z.B. mittels QR-Codes, Informationen aller<br />

Art auf sein Smartphone zu holen, ist<br />

heuteeigentlich Standard. Leider wissen<br />

das viele Tourismusanbieter noch nicht<br />

und meinen, eine rein auf Information –<br />

statt auf Kommunikation –ausgerichtete<br />

Websitesei schon genug. Das bundesweite<br />

„Digitalisierungsbarometer“ weist leider<br />

nach, dass das deutsche Gastgewerbe<br />

und hier besonders die Gastronomie auf<br />

dem letzten Platz aller Branchen in Hinblick<br />

auf Websites, soziale Medien, Buchungsmöglichkeiten<br />

etc. liegt.<br />

Sie haben bei der Übergabe des<br />

Sparkassen-Tourismuspreises Westfalen-Lippe<br />

Freizeiteinrichtungen<br />

und Gastgewerbebetriebe vor<br />

Selbstüberschätzung gewarnt. Auf<br />

welchen Gebieten wünschenSie sich<br />

eine realistischere Einschätzung?<br />

Feige: Diese Erkenntnis ergab sich aus<br />

unseren aktuellen Befragungen. So<br />

meinten rund 70 Prozent aller Betriebe,<br />

sie seien in Hinblick auf Innovationskraft<br />

und Qualität top –<br />

das sahen aber nur<br />

gut zehn Prozent<br />

derer auch so, die<br />

mit diesen Betrieben<br />

zusammen<br />

kundengerechte,<br />

innovativeAngebote<br />

entwickeln und<br />

diese dann auch<br />

verkaufen wollen.<br />

Hier ist also Sensibilisierung<br />

und<br />

Aufklärung über<br />

Kundenerwartungen<br />

bzw. über den<br />

tatsächlichen State<br />

of the Art notwendig,<br />

und dazu muss<br />

Dr. Mathias Feige<br />

man hin zu den Betrieben. In Sachsen hat<br />

man dafür z.B. das Innovationsmobil entwickelt:<br />

Der Landestourismusverband<br />

fährt durch die Lande und informiert in<br />

unterhaltsamer Form über Kundenwünsche<br />

und gute Beispiele und regt so zum<br />

Nachmachen an. Denn: Man muss nicht<br />

immer gleich das Radneu erfinden; kleine<br />

pfiffigeIdeen reichen oft aus, um Menschen<br />

zu erfreuen, oder,noch besser,mit<br />

kleinen Servicedetails zu überraschen –<br />

die beste Kundenbindung!<br />

Können Sie als Tourismusexperte<br />

im Urlaub eigentlich abschalten?<br />

Feige: Das ist nicht immer leicht, weil<br />

man ja alles mit kritischen Expertenaugen<br />

sieht, aber je länger der Urlaub dauert,<br />

desto leichter wird es. Zudem fahre<br />

ich ohnehin dorthin, wo möglichst wenig<br />

los ist und möglichst wenig Menschen<br />

sind –Natur pur ist mein Reiseziel, und<br />

die ist immer authentisch. wk<br />

Foto: Jürgen Peperhowe<br />

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6 MACHER &MÄRKTE<br />

Grenzlage als<br />

Standort-Vorteil<br />

Die EU hat ihre Fördertöpfe wieder gefüllt.<br />

Insgesamt 440 Millionen Euro stehen allein an<br />

Interreg-Mitteln zur Verfügung. Jetzt gilt es, mit<br />

guten Projekten davon zuprofitieren.<br />

Nachbarn sind Deutsche und Niederländer<br />

seit ewigen Zeiten. Das Verhältnis<br />

zwischen beiden Ländern ist<br />

längst wieder entspannt. Keine Frage:<br />

Die Menschen diesseits und jenseits<br />

der Grenze können gut miteinander.<br />

ImGroßen, im Kleinen –<br />

vor allem regional.<br />

„Mancherorts könnte die Erkenntnis,<br />

welche Vorteile die Grenznähe<br />

bietet, durchaus noch etwas wachsen.“<br />

Dorothee Feller, Regierungsvizepräsidentin<br />

Kultur und Freizeit,<br />

Wissenschaft<br />

und die<br />

Wirts<br />

Kchaf<br />

t: Es gibt viele Felder,<br />

auf denen<br />

sich das Münsterland<br />

und die Provinzen<br />

Gelderland<br />

sowie Overijssel<br />

tummeln; gemeinsa<br />

und zu beiderseitige<br />

Vorteil. Aber, jetzt mal<br />

Es könnte von allem du<br />

bisschen mehr sein.<br />

Kooperationen über G<br />

sind auch der EU wichtig.<br />

sie auch gefördert. Der Gre lan -<br />

wurde Ende vergangenen J iede<br />

aufgefüllt, er ist prall wie nie. 2 illionen<br />

Euro kommen bis 2020 allei us<br />

Brüssel –das sind 45 Prozent mehr al<br />

der vergangenen Förderperiode. Dasselbe<br />

geben das Land<br />

NRW und die niederländische<br />

Seite.<br />

Wer eine Scheibe<br />

von dem Kuchen<br />

abhaben möchte,<br />

muss sich mit einem<br />

Projekt bewerben.<br />

Im Vergleich<br />

zu früher<br />

sind die Anmeldeverfahren inzwischen<br />

deutlich entschlackt worden. Das ist<br />

nicht vonPappe. Werdie bürokratischen<br />

Hürden bei der EU-Förderung kennt,<br />

kann ein Lied davon singen. Fast wie ein<br />

Segen klang darum der Satz, den Regierungspräsident<br />

Prof. Reinhard Klenke<br />

beim Neujahrsempfang seiner Behörde<br />

zu eben diesem Thema sagte: Die Verfahren<br />

seien „in ihrer Abwicklung und in<br />

ihren Verfahrensabläufen deutlich vereinfacht<br />

worden“.<br />

u<br />

t<br />

ke<br />

sich<br />

„unser<br />

stärken, I<br />

Leitmärkte<br />

maschutz u<br />

enac<br />

zu fördern“.<br />

Etwas mehr a 0Millione<br />

Interreg-Mittel s nden vie<br />

Räumen für die S erpunkt- i<br />

„Health and Life-Scie “, „En<br />

CO -arme Wirtschaft“, „ gisti<br />

²<br />

business/Food“ und „Hig h<br />

&Materials“ reserviert.<br />

Auch bei deren Vergabe gilt jedo<br />

Windhund-Prinzip. Heißt: Wer zue<br />

eine guteIdee vorlegt, hat auch die größte<br />

Chance, am EndezumZugezukommen.<br />

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MACHER &MÄRKTE 7<br />

Kein Wunder also, dass die Bezirksregierung<br />

in Münster sowie<br />

die Euregio in Gronau für eine<br />

Intensivierung der Kooperation<br />

werben, grundsätzlich und natürlich<br />

mit Blick auf Projekte.<br />

Davongibt es derzeit rund 20 in<br />

frühen Stadien, konkretisierte<br />

Ideen, in erste Formen gegossene<br />

Skizzen halt.<br />

„Das Gros davon sind<br />

EUREGIO<br />

STEIN-<br />

FURT<br />

GRENZE<br />

Verbundvorhaben von<br />

Hochschulen und Unternehmen“,<br />

erklärt die<br />

Euregio-Geschäftsführerin<br />

Dr. Elisabeth Schwenzow.<br />

Universitäten oder<br />

Fachhochschulen allein<br />

sind beim Interreg-Programm<br />

von der Förderung ausgenommen.<br />

Dabei fungieren für den hiesigen Beritt<br />

die Bezirksregierung in Münster und für<br />

die niederländische Seite die Provinzregierungen<br />

als Anlaufstelle, Kontrolle –<br />

und Filter.Auf der deutschen Seiteübernehmen<br />

die neu eingerichteten Stellen in<br />

den Dezernaten für gewerbliche Wirtschaft<br />

diese Aufgaben. Dort werden die<br />

Projekt-Anträge angenommen, geprüft,<br />

überprüft, qualifiziert „und dadurch am<br />

Ende in der Regel deutlich verbessert“,<br />

sagt Schwenzow.<br />

Das bedeutet letztlich auch: Die Behörde<br />

versteht sich in Sachen EU-Grenzland-<br />

Förderung als Lotse; damit vorallem die,<br />

die nicht laufend mit dem institutionalisierten<br />

Europa zu tun haben, nicht „im<br />

Gestrüpp undeutlicher Programmbezeichnungen“<br />

und bürokratischer „Verworrenheiten<br />

hängen bleiben“, so Klenke.<br />

Grundsätzlich gilt: Je näher dran, desto<br />

besserdie Kooperation. Folglich ist in den<br />

Kreisen Borken und Steinfurt die Grenze<br />

weitgehend verschwunden. In der Stadt<br />

Münster aber und den Kreisen Coesfeld<br />

und Warendorf „könnte die Erkenntnis,<br />

welche Vorteile sie durch die Grenznähe<br />

haben, durchaus noch etwas wachsen“,<br />

OVERIJSSEL<br />

ARBEITSKRÄFTE<br />

COESFELD<br />

KREISE<br />

MÜNSTERLAND<br />

sagte unlängst Regierungsvizepräsidentin<br />

Dorothee Feller.<br />

Schwenzow sieht das genauso. Und weil<br />

nichts Sachverhalte besser erläutert als<br />

Beispiele, bringt sie das der Arbeitskräfte:Inder<br />

Region Overijssel ist die Arbeitslosigkeit<br />

hoch, im Münsterland hingegen<br />

herrscht bereits jetzt vielerorts ein Fachkräftemangel.<br />

Da muss man nur eins und<br />

WARENDORF<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

GELDERLAND<br />

GRENZRAUM<br />

UNTERNEHMEN<br />

Dorothee Feller, Regierungsvizepräsidentin<br />

Auf dem weiten Feld der erneuerbaren Energien können die Niederländer von Unternehmen aus dem Münsterland<br />

eine Menge lernen, sagte Euregio-Geschäftsführerin Dr. Elisabeth Schwenzow.<br />

Foto: dpa/Marcus Führer<br />

Dr. Elisabeth Schwenzow, Euregio-Chefin<br />

EURO<br />

eins zusammenzählen. Nahander Grenze<br />

klappt das ganz gut. Inzwischen hat<br />

aber auch der Kreis Warendorf Interesse<br />

signalisiert, womöglich niederländische<br />

Fachkräfte rekrutieren zu wollen, sagt<br />

sie.<br />

Wobei: Die Hürden für den kleinen<br />

Grenzverkehr sind unnötigerweise hier<br />

und da hoch. Abschlüsse werden diesseits<br />

und jenseits der Grenze nicht immer<br />

anerkannt, immer weniger Niederländer<br />

sprechen Deutsch –die Zahl der Deutschen,<br />

die des Niederländischen mächtig<br />

sind, warvon je her überschaubar.Hinzu<br />

kommt: Die Sozialversicherungssysteme<br />

sind sehr verschieden, die kulturellen<br />

Hürden ordentlich. So ist es in den Niederlanden<br />

unüblich, sich formal mit Lebenslauf,<br />

Arbeitsproben und Foto um<br />

einen Job zu bewerben. „Dort geht man<br />

im Betrieb vorbei und bespricht das Nötige<br />

direkt mit dem Chef“, sagt die Euregio-<br />

Geschäftsführerin.<br />

Natürlich gibt es auch positive Beispiele<br />

für ein gelungenes Miteinander. ImGesundheitsbereich<br />

und in der Medizintechnik<br />

etwa arbeiten beide Länder eng<br />

zusammen. Das Gleiche geltefür das weite<br />

Feld der Forschung. Von den Niederländern<br />

lernen, sagt die Euregio-Chefin,<br />

könne NRW beispielsweise im Bereich<br />

des Innovationsmanagements. Auf der<br />

anderen Seite könnten sich die Niederländer<br />

beim Thema erneuerbare Energien<br />

vom Münsterland eine Scheibe abschneiden.<br />

REGION<br />

BORKEN<br />

NIEDERLANDE<br />

MILLIONEN<br />

MÜNSTER<br />

SCHWENZOW<br />

Was diesseits und jenseits der Grenze jedoch<br />

noch fehlt, sei „das Bewusstsein,<br />

dass die Grenzlage anund für sich ein<br />

Schatz ist, der gehoben werden muss“,<br />

sagte Feller. Dazu „müsse ein Stimmung<br />

kreiert werden“, eine Begeisterung, „etwas<br />

mit Gefühl“.<br />

Die Niederländer jedenfalls haben die<br />

Vorteile inzwischen erkannt. Jedenfalls<br />

hat die Regierung in Den Haag ein Positionspapier<br />

formuliert,<br />

in dem<br />

den Grenzräumen<br />

eine besondere<br />

Bedeutung<br />

zugewiesen wird.<br />

Ähnlich tickt inzwischen<br />

auch<br />

die Region Twente,<br />

die mit ihren<br />

längst beerdigten<br />

Flughafen-Plänen die Münsterländer arg<br />

geärgert hatte. Den Ball könnte die Region<br />

aufnehmen und im Spiel halten. „Da<br />

sind wir einfach aufgefordert, zu handeln“,<br />

sagt Feller.<br />

Selbst der Markenbildung des Münsterlandes<br />

könnte die Nähe zu den Niederlanden<br />

dienen. Die ist nämlich durchaus<br />

ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem<br />

sich werben ließe. Allerdings nur, wenn<br />

das Miteinander ganz praktisch mit Leben<br />

gefülltwird–und nicht blutleereAbsicht<br />

bleibt.<br />

er<br />

KOOPERATION<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

„Das Gros der bisher eingegangenen<br />

Projekt-Anträge sind Verbundvorhaben<br />

von Hochschulen und<br />

Unternehmen.“<br />

Dr. Elisabeth Schwenzow, Euregio-Geschäftsführerin<br />

INFOS<br />

Grenzgebiete haben zwei Probleme: Auf der einen Seite<br />

stellt die Grenze eine Zerschneidung in wirtschaftlichem,<br />

kulturellem und sozialem Sinne dar, auf der anderen Seite<br />

werden Grenzräume von der nationalen Politik oftmals<br />

vernachlässigt. Vor diesem Hintergrund verfolgt die EU<br />

mit ihrem Interreg-Programm das Ziel, „dafür zusorgen,<br />

dass nationale Grenzen kein Hindernis für eine ausgewogene<br />

Entwicklung und Integration des europäischen Raumes<br />

sind“. Das aktuelle Interreg-Förderprogramm, für das<br />

insgesamt rund 440 Millionen Euro zur Verfügung stehen,<br />

wurde im November 2014 von der EU-Kommission gebilligt.<br />

Es läuft bis 2020. Die Euregio-Geschäftsstelle in Gronau/Enschede<br />

hat fürdas hiesige Euregio-Gebiet das regionale<br />

Management für das Interreg-Programm<br />

„Deutschland –Nederland“ übernommen.<br />

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8 MACHER &MÄRKTE


9 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Entlastung<br />

fürs Klima<br />

Westfalen AG und eal Euro-Alkohol GmbH<br />

beschreiten neuen Weg der Kooperation<br />

Die Floskel von der „Win-Win-Situation“<br />

gebrauchen Wirtschaftsvertreter<br />

immer wieder gerne, wenn beide<br />

Partner Vorteile aus einem Geschäft<br />

ziehen. Als jetzt zwei münsterländische<br />

Traditionsunternehmen eine<br />

Kooperation vereinbarten, war das<br />

nicht nur für die beiden Betriebe von<br />

Vorteil. Von der Kooperation zwischen<br />

der Westfalen AG und der Firma<br />

eal Euro-Alkohol GmbH in Lüdinghausen<br />

profitiert sogar noch die<br />

Umwelt.Wir recyceln ein bisher<br />

nicht genutztes Abfallprodukt“,<br />

erläuterte<br />

Projektleiter Heinz<br />

Gausling von der<br />

Westfalen-Gruppe die Situation. Im Klartext:<br />

Westfalen verarbeitet das Kohlendioxid,<br />

das bei der Alkoholproduktion der<br />

eal Euro-Alkohol GmbH anfällt. 3,5 Millionen<br />

Euro investierten die Westfalen in<br />

die Anlageauf dem Gelände des Alkoholproduzenten<br />

in Lüdinghausen.<br />

Kohlendioxid –ist das nicht der „Klima-<br />

Killer“? Stimmt. Aber ohne dieses Gas<br />

schmeckt das Bier schal, die verpackte<br />

Pizza wäre schnell schimmelig oder die<br />

Schweißnaht in der Edelstahlverarbeitung<br />

wäre „schrumpelig“. Auch dafür<br />

wird Kohlendioxid verwendet. Seit gut<br />

einem Jahr ist die Produktionsanlageder<br />

Westfalen-Gruppe auf dem Gelände des<br />

Alkohol-Produzenten im Gewerbegebiet<br />

zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und<br />

der Bahnlinie zwischen Dortmund und<br />

Coesfeld in Betrieb. Jährlich werden<br />

17000 Tonnen Kohlendioxid produziert.<br />

Eine 35 Meter langeLeitung transportiert<br />

das Rohgas von eal in das neue benachbarte<br />

Westfalen-Werk, das zweckmäßigerweise<br />

direkt auf dem Gelände des Alkohol-Produzenten<br />

angesiedelt ist. In der<br />

Maschinenhalle durchläuft das Gas eine<br />

Reinigungs- und Verflüssigungsanlage,<br />

anschließend wird esauf minus 25 Grad<br />

abgekühlt und in drei Hochtanks gepumpt.<br />

Das passiert alles so unspektakulär,<br />

dass der komplette Betrieb ferngesteuert<br />

wird. Lediglich speziell geschulte<br />

Tankwagen-Fahrer legen beim Umfüllen<br />

noch einmal Hand an. Ansonsten wird<br />

die Gas-Produktion von der zentralen<br />

Leitwarteder Westfalen-Gruppe in Hörstel<br />

ferngesteuert. Mit den Spezialfahrzeugen<br />

wird das Gas zu Kunden oder<br />

eigenen Betrieben gebracht.<br />

„Wir wollen uns von Lieferanten unabhängig<br />

machen“, begründete Dr. Wolfgang<br />

Fritsch-Albert, Vorstandsvorsitzender<br />

der Westfalen AG, beim ersten Spatenstich<br />

die Firmenpolitik. Das Unternehmen<br />

betätigt sich seither nicht nur mit<br />

dem Vertrieb von Gas, sondern steigt<br />

erstmals auch in die Produktion ein. Fast<br />

zeitgleich wurde nämlich auch in Frankfurt<br />

eine vergleichbare Produktionsanlage<br />

in Betrieb genommen. „Die neuen<br />

Werke machen uns unabhängig von Lieferanten<br />

und verbessern die Liefersicherheit<br />

für die Anwender“, so Gerhard<br />

Schlüter, Mitglied der Westfalen-Geschäftsleitung.<br />

Ein großer Teil des in Deutschland konsumierten<br />

oder verarbeiteten Alkohols<br />

stammt aus Lüdinghausen. Die Euroalkohol<br />

GmbH stellt nicht nur hochwertigen<br />

Alkohol für den Lebensmittel- oder Pharmabereich<br />

her.Das in anderen Unternehmen<br />

produzierte „Hochprozentige“ wird<br />

hier auch gereinigt und weiterverarbeitet.<br />

Und bei diesen ProduktionsvorgängenfälltKohlendioxid<br />

an, das in der Vergangenheit<br />

einfach an die Umwelt abgegeben<br />

wurde.<br />

Die Produktionsanlage sorgt somit für<br />

eine nicht unerhebliche Klima-Entlastung.<br />

„Wir können mit dieser Zusammenarbeit<br />

die Kohlendioxid-Emissionen in<br />

unseremProduktionsablauf enormreduzieren“,<br />

freut sich auch Dr. Bernhard<br />

Strotmann, eal-Geschäftsführer, über<br />

den positiven Effekt dieser Kooperation.<br />

Werner Storksberger<br />

Freuen sich über die Kooperation: Klaus-Dieter Kemper (eal), Willi Mildner (Westfalen), Gerhard Schlüter (Westfalen),<br />

Anton Holz (Stv. Bürgermeister Lüdinghausen), Dr. Bernhard Strotmann (eal), Erhard Geuting (eal) und<br />

Heinz Gausling (Westfalen).<br />

Foto: west<br />

EINE FRAGE<br />

Dass zwei sich so gut ergänzende Unternehmen wie die Euro-Alkohol und die Westfalen AG zusammenfanden<br />

und gemeinsame Wege bei der Kohlendioxid-Produktion und -Verarbeitung gehen, ist ein<br />

Glücksfall. Was tut die IHK, um Unternehmen, die gemeinsame Interessen haben könnten, zusammenzubringen?<br />

Karl-Friedrich Schulte-Uebbing, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen: Solche Kooperationen<br />

stärken die regionale Wirtschaft. Für die IHK ist es deshalb eine ureigene Aufgabe, Unternehmen<br />

die Möglichkeit zu geben, sich kennenzulernen und zu vernetzen. Sei es in der Außenwirtschaft, wo<br />

Unternehmen mit sehr konkreten gemeinsamen Interessen ihre Erfahrungen über Exportmärkte austauschen,<br />

bis zu konkreter Vermittlung etwa inder Unternehmensnachfolge. Das Spektrum der<br />

unterschiedlichen Plattformen reicht von Fachveranstaltungen über Datenbanken bis hin zur Visitenkartenparty<br />

für Existenzgründer. Wie da wer mit wem hinterher kooperiert, bekommen wir allerdings<br />

in den wenigsten Fällen mit. Das regeln die Unternehmen selbst und läuft meist hinter den Kulissen.<br />

Optimal platziert zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und der Bahnstrecke Gronau –Dortmund liegt die Euro-Alkohol<br />

und die Kohlendioxid-Produktionsanlage der Westfalen AG. Links: Die Gebäude des Alkoholproduzenten mit den<br />

Lagertanks und der Rektifizierungsanlage. Rechts im Bild: Über den Kanalanleger wird Euroalkohol ebenfalls mit Rohstoffen<br />

versorgt.<br />

Foto: Teamfoto Marquardt<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Münsterland<br />

Im Gespräch mit Jutta Kuhlmann, Gesundheitsmanagerin der IKK classic<br />

Körperlich anstrengende Arbeit oder eine monotone Arbeitshaltung belasten ebenso<br />

wie Termindruck oder fehlende Abstimmungsprozesse die Gesundheit von Mitarbeitern<br />

und können zu einem hohen Krankenstand führen. Krankheitsbedingte Ausfälle<br />

kosten deutschen Unternehmen jährlich rund 60 Milliarden Euro und –jenach<br />

Größe –geraten Betriebe bei längeren Krankheitsausfällen oft auch organisatorisch<br />

unter Druck. Zusätzlich kämpfen viele Betriebe darum, Mitarbeiter möglichst lange<br />

im Unternehmen zu halten bzw. geeigneten Nachwuchs zu finden. Konkret geht es<br />

dabei um die Gestaltung der körperlichen Anforderungen für ältere Mitarbeiter,sowie<br />

um die Weitergabe von wichtigen Erfahrungen an junge Beschäftigte. Bei all diesen<br />

Dingen unterstützt IKK-Gesundheitsmanagerin Jutta Kuhlmann –sie ist erste Ansprechpartnerin<br />

in Sachen betriebliches Gesundheitsmanagement im Münsterland.<br />

Frau Kuhlmann, was läuft schief in deutschen Betrieben?<br />

Jutta Kuhlmann: Da ist zum einen die gesundheitliche Situation: Trauriger Spitzenreiter<br />

bei den Gründen für die Arbeitsunfähigkeit in Betrieben ist das Muskel- und<br />

Skelettsystem. Laut einer aktuellen Analyse der IKK classic entfallen 25,5 Prozent auf<br />

das Kreuz mit dem Kreuz, gefolgt von Krankheiten der Atmungsorgane mit 15,4<br />

Prozent. Fast ähnlich hoch –mit 15,3 Prozent –schlagen Verletzungen zu Buche. Und<br />

psychische Erkrankungen liegen mit 9,8 Prozent auf Platz vier.Höchste Zeit also, sich<br />

um die Gesundheit der Mitarbeiter zu kümmern. Weitere Probleme sind Fachkräftemangel<br />

und Demografie: Die geburtenstarken Jahrgänge verlassen allmählich den<br />

Arbeitsmarkt. Für die Betriebe wird es schwerer, den Personalbedarf durch eigene<br />

Ausbildung zu decken, zugleich steigt der Altersschnitt der Fachkräfte. Im branchenübergreifenden<br />

Run auf Schulabgänger und gestandene Spezialisten zählen inzwischen<br />

nicht nur finanzielle Vorteile. Mit den gewandelten Lebensentwürfen ändern<br />

sich auch die Ansprüche an den Arbeitgeber.Neben familienfreundlichen Angeboten<br />

haben für die nachwachsenden Erwerbsgenerationen gerade gesundheitsgerechte<br />

Arbeitsbedingungen eine wichtige Bedeutung.<br />

Was ist das Besondere am BGM mit der IKK classic?<br />

Jutta Kuhlmann: Im Rahmen des BGM unterstützen wir seit vielen Jahren Firmen unterschiedlichster<br />

Branchen und Größen –kleinere Betriebe liegen uns aber besonders<br />

am Herzen. Sie haben oft nicht ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen<br />

sowie die zündenden Ideen, um BGM umzusetzen. Doch sie unterschätzen häufig<br />

auch ihre Stärken. Kleinere Betriebe sind beweglicher als große Unternehmen. Zum<br />

Beispiel können sie Änderungen im Arbeitsablauf oder in den Prozessen viel schneller<br />

und flexibler umsetzen. Mit einem gut funktionierenden Team als Grundlage lässt<br />

sich eine Menge bewegen. Wenn es gelingt, diese Beweglichkeit für gesundheitsfördernde<br />

Ansätze in den Betrieben zu nutzen, können Unternehmen beim Ringen um<br />

Fachkräfte einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erzielen. Und: Ein gesundheitsbewusster<br />

Betrieb erhöht nicht nur seine Attraktivität für potenzielle Neueinsteiger, er<br />

trägt auch dazu bei, die Leistungskraft der eigenen Fachkräfte möglichst lange zu<br />

erhalten.<br />

Wie genau läuft BGM mit der IKK classic ab?<br />

Jutta Kuhlmann: Auf diesem Gebiet bauen wir auf unsere langjährigen Erfahrungen.<br />

Das Besondere: Mit der IKK classic wird BGM so individuell wie die Unternehmen<br />

selbst. Wirbegleiten die Betriebe während des gesamten Prozesses des betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements. Und das Engagement von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

wird auch noch honoriert. Als Belohnung erhalten Arbeitgeber einen Bonus<br />

von bis zu 2.500 Euro –50Euro pro IKK-versichertem teilnehmenden Arbeitnehmer.<br />

Die IKK-versicherten Mitarbeiter erhalten ebenfalls 50 Euro, wenn sie an sämtlichen<br />

Trainings teilgenommen haben. Am Bonusprogramm können Arbeitgeber teilnehmen,<br />

die bei der IKK classic versicherte Mitarbeiter beschäftigten. Hierzu schließt<br />

die Geschäftsleitung eine verbindliche Vereinbarung mit der IKK classic über die<br />

gemeinsam geplanten Maßnahmen und Qualitätskriterien ab. Die Analyse der Gesundheitssituation,<br />

Workshops und Gesundheitstrainings sowie spezielle Seminare<br />

für Führungskräfte sind dabei wichtige Bausteine auf dem Weg zumehr Gesundheit<br />

im Betrieb.<br />

Weitere Informationen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement der IKK classic<br />

im Münsterland sind bei Jutta Kuhlmann unter der Rufnummer 059714001-8150<br />

erhältlich oder unter: www.ikk-classic.de/bgm<br />

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Gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen<br />

werden immer<br />

bedeutender (©CulturaGettyImages)<br />

Jutta Kuhlmann, Gesundheitsmanagerin<br />

der IKK classic


BRANCHEN &BETRIEBE 10<br />

So sehen Finalisten aus: Mitarbeiter bzw. Mitunternehmer der Firma Heitkamp &Hülscher aus Stadtlohn schafften es 2014 auf NRW-Ebene bis in die Endrunde<br />

Foto: Heitkamp &Hülscher<br />

Anders als die Masse<br />

Der „Große Preis des Mittelstandes“ wird Jahr für Jahr vergeben. Jurymitglied Hermann-Josef<br />

Raatgering von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Borken kennt das Verfahren.<br />

Hermann-Josef Raatgering (63), bei<br />

der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

des Kreises Borken (WfG) zuständig<br />

für Innovationsberatung,<br />

entscheidet seit 2007 als Juror mit<br />

bei der Vergabe des „Großen Preises<br />

des Mittelstandes“. Unsere Mitarbeiterin<br />

Susanne Menzel sprach mit ihm<br />

über das Verfahren.<br />

Die Auszeichnung bedeutet<br />

für die Unternehmen, dass<br />

sie sich bei Tausenden Betrieben,<br />

die es im Münsterland<br />

gibt, als bunte Maus<br />

aus der Menge abheben“, betont er die<br />

Bedeutung dieser „Oskar“-Verleihung.<br />

„Und das gilt nicht nur für die Gewinner<br />

selbst, sondern ebenso für die Finalisten.“<br />

Wer schlägt die Firmen für den<br />

„Großen Preis des Mittelstandes“<br />

vor?<br />

Raatgering: Das sind Politiker wie Bundestags-<br />

und Landtagsabgeordnete, aber<br />

auch Städte, Gemeinden oder Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />

– wie<br />

die des Kreises Borken. Es kommt selten<br />

vor, dass sich Unternehmen selbst ins Gespräch<br />

bringen.<br />

Welche Voraussetzungen müssen<br />

die Kandidaten mitbringen, um ins<br />

Auswahlverfahren zu kommen?<br />

Raatgering: Neben der Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen sollte auch ein gesundes<br />

Wachstum nachgewiesen werden. Zudem<br />

Besonderheiten, die beispielgebend<br />

für den Mittelstand sind. Da reicht die<br />

Spanne von Innovationen bis hin zu Engagement<br />

im sozialen Bereich oder der<br />

außergewöhnlichen Mitarbeitermotivation.<br />

Die Juroren berücksichtigen bei diesen<br />

Punkten die Entwicklung der letzten<br />

fünf Jahre.<br />

Wie viele Vorschläge werden jedes<br />

Jahr ausgewertet?<br />

Raatgering: Wenn wir uns in Leipzig zusammensetzen,<br />

um eine Auswahl für<br />

NRW zu treffen, kommen schon15bis 20<br />

Vorschlägeauf den Tisch. Jeder einzelne<br />

wirdpräsentiert und diskutiert. Letztlich<br />

werden dann sechs oder sieben in die engere<br />

Wahl genommen. Bei dem Wettbewerb<br />

selbst gibt es dann ja unterschiedliche<br />

Kategorien. Die ersteStufesind Auswahl<br />

und Nominierung, gefolgt von der<br />

Auszeichnung als Finalist. Als Letztes folgen<br />

die Preisverleihung auf Landes- und<br />

schließlich auf Bundesebene.<br />

Wie profitieren die Unternehmen<br />

von der Wahl zum Finalisten oder<br />

gar von der Auszeichnung als Preisträger?<br />

Raatgering: Die Betriebe rücken ins<br />

Licht der Öffentlichkeit, heben sich so<br />

vonder Masse ab. Sie erhalten Aufmerksamkeit.<br />

Zudem bekommen die Firmen<br />

von der Patzelt-<br />

Stiftung Möglichkeiten<br />

und Anregungen,<br />

die Würdigung<br />

auf verschiedene<br />

Arten unterzubringen.<br />

Etwa<br />

als Logo auf Briefbögen<br />

oder als<br />

Emblem bei Tagungen.<br />

Auch die Wirt-<br />

Hermann-Josef Raatgering<br />

schaftsförderungs-<br />

gesellschaft bringt sich mit verschiedenen<br />

Aktionen ein. Frei nach dem Motto:<br />

TueGutes und rede drüber. Man sollte<br />

diese Wirkung auf Kunden und Mitarbeiter<br />

nicht unterschätzen.<br />

Hat es schon Unternehmen gegeben,<br />

die eine Nominierung abgelehnt haben?<br />

Raatgering: Ja, aber es kommt selten<br />

vor. Und wenn, dann aus nachvollziehbaren<br />

Gründen. Etwa, weil der Betrieb gerade<br />

in der Umstrukturierung ist und noch<br />

nicht so gute Zahlen vorweisen kann.<br />

Oder weil die Konkurrenz ebenfalls<br />

schon einmal im Vorschlagsverfahren<br />

war. Bislang aber kann ich für meine Person<br />

sagen: Ich habe die Firmen mit offenen<br />

Augen ausgesucht und präsentiert.<br />

Foto: wfg Borken<br />

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BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />

„Ich kenne keinen, der<br />

das so macht wie wir“<br />

Mit Heitkamp &Hülscher aus Stadtlohn und Ruthmann aus Gescher schafften des zwei Firmen<br />

aus dem Kreis Borken in die Finalrunde um den „Großen Preis des Mittelstandes“.<br />

Hervorragende mittelständische<br />

Unternehmen treten Jahr für Jahr<br />

zum Wettbewerb an. Sie alle würden<br />

gerne den „Großen Preis des Mittelstandes“<br />

entgegennehmen. Angesichts<br />

der großen Teilnehmerzahl<br />

kann sich aber schon jeder freuen,<br />

der es bis ins Finale schafft. Im vergangenen<br />

Jahr gelang dies zehn<br />

Unternehmen aus NRW – darunter<br />

gleich zwei aus dem Kreis Borken.<br />

Vo Vn den Mitbewerbern noch<br />

vorein paar Jahren eher müde<br />

belächelt und durchaus<br />

für ein wenig verrückt erklärt<br />

– jetzt ausgezeichnet<br />

für besondere Innovation und Mitarbeitermotivation:<br />

Erwin Hülscher, Geschäftsführer<br />

der Heitkamp &Hülscher<br />

GmbH &Co.KG musste schon ein wenig<br />

schmunzeln, als Regierungspräsident<br />

Prof. Dr. Reinhard Klenke, der Borkener<br />

Landrat Dr. Kai Zwicker sowie WFG-Geschäftsführer<br />

Dr. Heiner Kleinschneider<br />

ihm jetzt zum Titel„Finalist beim Großen<br />

Preis des Mittelstandes“ gratulierten.<br />

„Das hat man nun davon“, kommentierte<br />

er trocken. Dennoch: Kalt erwischt hat<br />

ihn diese Ehrenicht. Denn die „Vision der<br />

Mitarbeitermotivation und -einbindung“<br />

ist nicht neu, sie wurde schon vor fast<br />

zehn Jahren in den Stiel gestoßen.<br />

Das 1958 gegründete, familiengeführte<br />

Unternehmen wird aktuell von 95Beschäftigten<br />

unterstützt und hat seine<br />

Wurzeln im Tief- und Kanal- sowie im<br />

Straßen- und Asphaltbau. Dazu kommen<br />

aber auch neue Betätigungsfelder wie<br />

Projektentwicklung (Baugebiete und Bebauungspläne<br />

entstehen in Eigenregie)<br />

sowie Engagement in den Neuen Medien<br />

(eigenes Unternehmen, digitale Verarbeitung<br />

der Baustellendaten).<br />

Hülscher: „Auf all diesen Wegenwar und<br />

ist es unser Ziel, die Mitarbeiter mitzunehmen.<br />

Denn es gibt kaum eine schlechtere<br />

Visitenkartefür ein Unternehmen als<br />

unzufriedene Mitarbeiter.“ Und deshalb<br />

begann die Ideenschmiede zu arbeiten.<br />

Herausgekommen sind dabei ganz differenzierte<br />

Lösungen.<br />

So gibt es ein betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

bei dem gesundheitsbewusstes<br />

Verhalten und sportliche Betätigung<br />

anhand von Pluspunkten in einem<br />

Bonusheft festgehalten werden. Der Einsatz<br />

zahlt sich amJahresende in barer<br />

Münze aus. Zwischen 5000 und 12 500<br />

Euro wurden in der Vergangenheit von<br />

Heitkamp &Hülscher ausgeschüttet.<br />

Weitere Prämien verspricht das individuelle<br />

Mitarbeiter-Erfolgsbeteiligungsmodell,<br />

an dessen Entwicklung das gesamte<br />

Team beteiligt war. Grundlagefür die Boni<br />

ist eine 360-Grad-Bewertung, bei der<br />

Mitarbeiter und Vorgesetzte sich gegenseitig<br />

einschätzen. Verschiedene weitere<br />

Faktoren wie Arbeitszeit und Verantwortlichkeit<br />

runden das Ganze ab. Erwin Hülscher:<br />

„Wir wollten keine Belohnung<br />

nach dem Gießkannenprinzip, sondern<br />

eine gerechteVerteilung. Ich glaube, das<br />

ist uns gelungen. Es warbisher jedenfalls<br />

nicht einer unzufrieden.“<br />

Ein ganz besonderes Merkmal von Heitkamp<br />

&Hülscher aber ist der Schritt, Beschäftigte<br />

zuMitunternehmern zu machen.<br />

Erwin Hülscher: „Dazu wurde die<br />

H&H Team GmbH &CoKGgegründet.<br />

Die Mitarbeiter können sich mit 2500<br />

Euro an der Gesellschaft beteiligen. Das<br />

Geld dafür gibt´s als Firmendarlehn.“<br />

Der Reiz an diesem Projekt: Das Kapital<br />

bleibt im Unternehmen, die Mitarbeiter<br />

profitieren finanziell, sind emotional als<br />

Mitunternehmer stärker eingebunden –<br />

und tragen auch mehr Verantwortung. In<br />

diesem Falle für den Maschinenpark, der<br />

dem H&H Team unterstellt ist. Hülscher:<br />

„Als wir das 2006 eingeführt haben,<br />

brachten uns die Beschäftigten einen riesigen<br />

Vertrauensvorschuss entgegen. Das<br />

Modell hat sich inzwischen aber so etabliert,<br />

dass wir eine 100-prozentige Beteiligungsquoteerreicht<br />

haben.“ Ein weiterer<br />

positiver Effekt: Seitdem die Arbeitnehmer<br />

auch als Gesellschafter mit eingebunden<br />

sind, sind die Reparaturkosten<br />

am Maschinenpark um 20 Prozent gesunken.<br />

Gratulation zur Auszeichnung: (v.l.) Linda Lemloh (Bezirksregierung Münster), Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke, Geschers<br />

Bürgermeister Hubert Effkemann, Landrat Dr. Kai Zwicker, Ruthmann-Prokurist Uwe Stapper, Ruthmann-Geschäftsführer Rolf Kulawik,<br />

WFG-Geschäftsführer Dr. Heiner Kleinschneider und Gaby Wenning, WFG-Standortmarketing<br />

Foto: Susanne Menzel<br />

Präzisionsarbeit: Die Ruthmann-Steiger werden in den Fertigungshallen zusammengesetzt. Ruthmann ist stolz darauf, die Kunden auch im Service, beispielsweise<br />

bei Ersatzteilen, schnell bedienen zukönnen.<br />

„Alles in allem“, so zieht Erwin Hülscher<br />

Bilanz, „haben wir uns der Königsdisziplin<br />

der Unternehmenskultur gestellt –<br />

und dabei bislang sehr gut abgeschnitten.<br />

Ich kenne keinen, der das so macht wie<br />

wir. Wir sind zu einer Arbeitgebermarke<br />

geworden und das Unternehmen ist kerngesund.<br />

Diese Qualität wollen wir für uns<br />

und unsere Kunden halten –und noch<br />

weiter ausbauen.“<br />

Auch der zweite Finalist zum „Großen<br />

Preis des Mittelstandes“ aus dem Kreis<br />

Borken, die Firma Ruthmann GmbH &Co<br />

KG aus Gescher,konntedie Jury„mit hervorragenden<br />

Daten und Fakten überzeugen“.<br />

So konnte der Steiger- und Cargoloader-Hersteller<br />

Ruthmann für 2012<br />

und 2013 die besten Ergebnisse der<br />

Unternehmensgeschichte vorlegen. Geschäftsführer<br />

Rolf Kulawik: „Erfolg ist<br />

uns nicht fremd, und wir haben uns auch<br />

eine gewisse Siegermentalität zu eigen<br />

gemacht. Ich würde aber beim Großen<br />

Preis des Mittelstandes gerne ganz oben<br />

auf dem Treppchen stehen. Wenn ich mir<br />

dazu unsere Zahlen für das letzte sowie<br />

für dieses Jahr ansehe, könnte esklappen.“<br />

Schon jetzt sei ein „historischer<br />

Auftragseingang“ für 2015 absehbar:<br />

„Bislang sprechen wir von13,7 Millionen<br />

Euro, darunter ein Einzelauftrag von 6,3<br />

GROSSER PREIS DES MITTELSTANDES<br />

Als „Oskar für den Mittelstand“ wird Deutschlands wichtigste<br />

Wirtschaftsauszeichnung auch gerne tituliert. Dabei<br />

gilt nicht nur der Preis als solcher, sondern selbst die<br />

Nominierung schon als eine besondere Ehre.<br />

Ziel ist es, die gewaltigen Leistungen des Mittelstandes<br />

auch in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen: Trotz weltweiter<br />

krisenhafter Entwicklungen in den letzten Jahren<br />

wurden hier immer wieder neue und zusätzliche Arbeitsplätze<br />

geschaffen.<br />

Die Idee, unternehmerische Verantwortung zu fördern, zu<br />

stärken und zu honorieren, entstand 1994. Vier Jahre später<br />

folgte daraus die Stiftungsgründung. Zunächst als Oskar-Stiftung,<br />

2005 wurde der Name in Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

geändert. Namensgeber ist Dr. med. Oskar Patzelt,<br />

Schwiegervater des Stifters Dr. Helfried Schmidt.<br />

Die Stiftung ist ehrenamtlich organisiert, mehr als 200<br />

Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen und<br />

gesellschaftlichen Lebens sind aktuell inden Gremien engagiert.<br />

Millionen Euro. Der bisher größteder Firmengeschichte.<br />

Man kann sagen, bei<br />

Ruthmann brummt´s.“<br />

Dass der Wandel, den die Firma voreinigen<br />

Jahren durchgemacht hat (Kulawik:<br />

„hat durchmachen müssen“), sich mittlerweile<br />

ins Positive gekehrt hat, davon<br />

konnten sich Regierungspräsident Prof.<br />

Dr.ReinhardKlenke, Landrat Dr.Kai Zwicker,<br />

Bürgermeister Hubert Effkemann<br />

wie auch Dr. Heiner Kleinschneider, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsförderungsgesellschaft,<br />

bei einem Rundgang selbst<br />

überzeugen. „Hier wird gehandelt, nicht<br />

rumpalavert. Bei Ruthmann wird nicht<br />

geheuert und gefeuert, sondern Betriebsloyalität<br />

geschaffen“, lobte der Regierungspräsident.<br />

Vor allem die hohe Ausbildungsqualität<br />

sowie die Innovationsstärke<br />

der Gescheraner seien dafür beispielhaft.<br />

Er unterstrich: „Aus Finalisten<br />

sind schon häufiger Sieger geworden.<br />

Das Münsterland ist ein gut aufgestellter<br />

Wirtschaftsraum. Und der Kreis Borken<br />

hat sich dabei schon ein Abo auf Auszeichnungen<br />

erworben.“<br />

Susanne Menzel


12 BRANCHEN<br />

„Made in Münster“ –ganz alle<br />

funktioniert das noch nicht<br />

Aber: Positive Eigenschaften lassen sich bei der Vermarktung eines Produkts miteinander verbinden. Beispiele aus einer St<br />

die angeblich selbst im Nieselregen noch mit dem Charme einer bodenständigen Wirtschaftsmetropole punkten kann.<br />

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Das Potenzial für „made in Münster“<br />

liegt sozusagen auf der Straße. Genauer:<br />

Auf dem Prinzipalmarkt, natürlich<br />

bei leichtem Nieselregen.<br />

„Die Farben des Sandsteins, die<br />

Strukturdes Pflasters, vor allem aber<br />

der Charakter der Menschen, ihre<br />

Bodenständigkeit und Zuverlässigkeit,<br />

gepaart mit einer hohen Wirtschaftskraft“<br />

– das alles bildet ein<br />

Pfund, mit dem sich wuchern lässt.<br />

ZUR PERSON<br />

Professor Steffen Schulz´<br />

Vita führte von Mailand<br />

über Stuttgart nach Münster.<br />

Dort hat er beispielsweise<br />

für Westfalenfleiß<br />

einen Objektstuhl konzipiert.<br />

Von Mitarbeitern mit<br />

Handicaps aus heimischer<br />

Eiche gebaut, ersetzen 200<br />

der Stühle mit dem charakteristischen<br />

Kasten<br />

unter der Sitzfläche seit 2013 die Kirchenbänke in<br />

Münsters Erlöserkirche am Servatiiplatz. Das Möbelstück<br />

hat Schulz als freier Designer entworfen, nutzte<br />

aber den entstandenen Kontakt für eine Kooperation<br />

des Fachbereichs Design der FH mit der gemeinnützigen<br />

Westfalenfleiß. Das Projekt „HeimatHelferBorsten“ erhielt<br />

2013 den Innovationspreis Münsterland in der Kategorie<br />

„Soziale Innovation“.<br />

VomLand NRW anerkannte<br />

Spezielle Firmentrainings<br />

BerufsbegleitendeFortbildungen<br />

Managementtraining<br />

Personalwesen<br />

Rechnungswesen<br />

Controlling<br />

Ausbilderlehrgang<br />

EDV/IT<br />

Datenschutz<br />

Rhetorik,Kommunikation<br />

Verkauf<br />

Berufskraftfahrerqualifizierung<br />

Ausbildung zumHochseilgartentrainer<br />

Sprachen<br />

Davon ist Professor Steffen<br />

Schulz überzeugt. Der Produktentwickler<br />

und -Designer<br />

von der Fachhochschule<br />

Münster spürt einen<br />

starken Trend zu Regionalisierung und<br />

Heimatverbundenheit als Gegenimpuls<br />

zur schnellen Globalisierung im Internet.<br />

Münster könne mit einer hohen Dichtean<br />

inhabergeführten Unternehmen mit hoher<br />

Affinität zu Innovation punkten.<br />

Ganz wichtig ist das Charisma desjenigen,<br />

der das Unternehmen groß gemacht<br />

hat. So ist Titus Dittmann nicht der Skateboard-Szene<br />

hinterhergereist, um seine<br />

Boards zu verkaufen. Der ausgebildete<br />

Lehrer hat sie nach Münster geholt, das<br />

Image der Westfalenmetropole jünger<br />

und wilder gemacht. Es ging dem heute<br />

66-Jährigen –zugleich Marke, Unikum,<br />

Unentwegter und als Berufsjugendlicher<br />

immer noch kein bisschen peinlich –<br />

nicht nur ums Geschäft, sondern um Jugendkultur<br />

und die damit verbundene<br />

Glaubwürdigkeit seiner Produkte. „Natürlich<br />

hätteich es in urbaneren Strukturenwie<br />

Berlin oder Hamburgleichter gehabt<br />

–aber wir sind ein Familienunternehmen,<br />

wir wollen nicht alle umziehen“,<br />

scherzt der Vater der deutschen<br />

Skateboard-Szene, der die Geschäfte an<br />

seinen Sohn Julius übergeben und sein<br />

Herz an die Stiftungsarbeit verloren hat:<br />

„Skate-aid“ fördert weltweit Projekte in<br />

Krisengebieten und an sozialen Brennpunkten.<br />

Das Skateboard dient dabei als<br />

Vehikel. Denn der mühselig errungene<br />

Balanceakt auf schmalen Rollen stärkt<br />

das Ego und lässt die „Sich-immer-wieder-aufrappeln“-Haltung<br />

entstehen, „mit<br />

der auch das Leben zu meistern ist, wenn<br />

„Ein qualitativ hochwertiges Produkt<br />

–und den Standort Münster<br />

on top. Nur so herum kann es<br />

funktionieren.“<br />

Dr. Thomas Robbers<br />

Einrichtung derWeiterbildung<br />

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es knüppeldick kommt“, lautet die Philosophie<br />

von Dittmann. Dessen karitativer<br />

Kraftakt färbt auch kommerziell ab: Authentizität<br />

und das Gefühl, „die machen<br />

mit eben diesem Produkt etwas Gutes“,<br />

wecken Kauflust, so die Experten.<br />

Corporate Social Responsibility (kurz:<br />

CSR) schürt den Unternehmenserfolg:<br />

So ist Kuschelhase Felix, seit 20 Jahren<br />

Erfolgsfigur des Coppenrath-Verlages,<br />

seit 2013 als SOS-Kinderbotschafter<br />

unterwegs. Die Bücher,über das reiselustige<br />

Langohr sind in 29 Sprachen übersetzt,<br />

in China gedruckt und sieben Millionen<br />

Mal verkauft worden. Die hebräische<br />

Ausgabe von„Briefevon Felix“ stand<br />

über 70 Wochen als erstes deutsches<br />

Buch der Nachkriegsgeschichte auf Israels<br />

Bestsellerliste. Wolfgang Hölker<br />

liebt Münster,aber ob ein Label „made in<br />

Münster“ außer für lokale Konsumenten<br />

eine Kaufentscheidung sein kann, ist für<br />

ihn fraglich. „Primär ist es wichtig, eine<br />

starkeMarkezuetablieren und diese mit<br />

Inhalt zu füllen“, erläutert der Verleger.<br />

„Made in Münster –eine schöne Schleife,<br />

allerdings wäre made in Westfalen, als<br />

bekannteund erfolgreiche Wirtschaftsregion,<br />

vermutlich attraktiver“, meint der<br />

Unternehmenschef vom Kreativ-Kai.<br />

In seiner unmittelbaren Nachbarschaft<br />

kreiert Manfred Brassler seit 1999 seine<br />

„Meistersinger“: Statt zwei oder drei Zeigern<br />

haben die mechanischen Luxusuhren<br />

des Autodidakten und Bach-Liebhabers<br />

nur einen, seit letztem Jahr sogar angetrieben<br />

von einem eigenen Werk.<br />

„Herz, Hirn und Gestaltung sind made in<br />

Münster“, betont Unternehmenssprecher<br />

Stefan Loges. Produziert werden 9000<br />

Uhren jährlich im schweizerischen Kanton<br />

Jura. Vier Jahre haben die kreativen<br />

Köpfe inMünster und der Schweiz an<br />

dem ersten Meistersinger-Handaufzugskaliber<br />

getüftelt. Neben dem deutschen,<br />

niederländischen und französischen<br />

Markt erobern die mit vielen Design-Preisen<br />

ausgezeichneten Uhren langsam<br />

auch die Gunst der Kunden in Asien und<br />

den USA.<br />

Vom Markt zwischen New York und San<br />

Francisco lässt Dr. Josef Hesse, einer der<br />

drei Geschäftsführer von<br />

Schäper Sportgerätebau,<br />

lieber die Finger:<br />

„Das Schadensersatzrecht<br />

ist uns zu unkalkulierbar.<br />

In Amerika<br />

müsste jaein Warnschild<br />

,Bitte nicht gegenlaufen –<br />

Sie könnten sich stoßen!`am<br />

Fußballtor hängen.“<br />

Sonst auf der Welt, zwischen<br />

Oman, Schweden, Tadschikistan,<br />

Singapur und der<br />

deutschen Bundesliga verkörpert<br />

fast jedes Toreinen unternehmerischer<br />

Sieg für das Roxeler<br />

Familienunternehmen.<br />

Unternehmensgründer Klemens<br />

Schäper war zwar<br />

schon immer leidenschaftlicher<br />

Fußballfan, abervon<br />

Haus aus Fensterbauer.<br />

Eine Notfallreparatur<br />

beim FC Gievenbeck am<br />

Vereinstor hat Schäperfür<br />

den Sportgerätebau begeistert,<br />

1971 revolutionierte<br />

das Unternehmen<br />

OFFEN GESAGT<br />

Große Chancen<br />

onsumgüter mit Charakter,<br />

KProdukte mit Provenienz,<br />

Manufaktur statt Massenware –<br />

die Globalisierungswelle, die mit<br />

einem gleichförmigen Sortiment<br />

über die Kunden hinwegschwappt,<br />

wird immer häufiger gebrochen. Denn<br />

eine wachsende Zahl von Verbrauchern<br />

verweigert sich dem Einheitsbrei. Für<br />

sie zählt nicht Geiz ist geil, sondern<br />

die Qualität und die gesamte Wertschöpfungskette.<br />

Die Gruppe der Menschen, die dieser<br />

Haltung beim Kaufen frönt, mag<br />

(noch) klein sein. Doch der Trend hat<br />

Marketingexperten längst elektrisiert.<br />

Denn wenn die Konnotationen mit<br />

dem Standort, wie in Münster, stimmen,<br />

dann werden die positiven Eigenschaften,<br />

die Location und Produkt gemeinsam<br />

haben, im Kopf der Kunden<br />

gleich miteinander verknüpft.<br />

Autos aus Stuttgart oder Schinken aus<br />

Parma stehen mit dem bloßen Namen<br />

ihrer Geburtsstädte fürgehobene Mindeststandards,<br />

was Anspruch an die<br />

Wertigkeit und Respekt vor Ressourcen<br />

angeht.<br />

In Münster bieten sich riesige Chancen.<br />

Zwar nicht für alle Branchen, aber für<br />

weitaus mehr Betriebe, als diese es bisher<br />

vielleicht erkannt haben.<br />

Maike Harhues<br />

die Fußballwelt mit den ersten Aluminiumtoren.<br />

„Bei Werder war das Holztor<br />

in der 88. Spielminute zusammengekracht<br />

und mein Schwiegervater hatte<br />

das Glück, einige Metallbauer als Mitarbeiter<br />

zu haben“, erinnert sich Hesse.<br />

Heutebietet das Unternehmen Rundum-<br />

Sorglos-Pakete nicht nur für Fußball,<br />

Leichtathletik und Hockey, liefert nicht<br />

nur das Tor, sondern auch Spieler- und<br />

Betreuerkabinen, Markierungshütchen<br />

und Freistoß-Dummy-Wände. Innerhalb<br />

Deutschlands als komplett montiertes<br />

Tor, nach Übersee zerlegt im Container.<br />

Manchmal an Orte, die die Fußballwelt<br />

noch gar nicht auf dem<br />

Schirm hatte: „Blue<br />

Curacao<br />

kannteich eigentlich als Coc<br />

aber jetzt schießen die dor<br />

Tore“, freut sich Hesse. Und<br />

auch begeistert, seine „ma<br />

ter“-Tore im Barca-Stadion<br />

„Unserewichtigsten Kunden<br />

len kleinen örtlichen Vereine<br />

Diplom-Kaufmann ein.<br />

Die Herkunft der Metallb<br />

zählt für die Kauf-Entscheid<br />

als andereAttribute. Der Ges<br />

der Wirtschaftsförderung M<br />

Thomas Robbers, hält da<br />

eines eigenen Labels da<br />

nur zeit- und kostenin<br />

dern auch für wen


BETRIEBE 13<br />

adt,<br />

in<br />

Ganz bewusst<br />

„klein und fein“<br />

Münsters letzte Altbier-Brauerei exportiert nach Japan und in die USA. Doch eine<br />

Steigerung des Produktionsvolumens passt nicht zum Konzept.<br />

ktail-Zutat –<br />

tauf unsere<br />

o sehr es ihn<br />

de in Münszu<br />

sehen:<br />

sind die vie-<br />

“, räumt der<br />

au-Produkte<br />

ung weniger<br />

chäftsführer<br />

ünster, Dr.<br />

s Etablieren<br />

er für nicht<br />

tensiv, sonig<br />

sinnvoll<br />

außerhalb der Region.<br />

Gleichwohl gilt: „Wir können auf ein extrem<br />

ausgeprägtes Münster-Gefühl in<br />

unserer Stadt bauen, und auch innerhalb<br />

Deutschlands steht unsereStadt für Wirtschaftskraft<br />

und Lebensqualität“, merkt<br />

Robbers, wenn er am Expo-real-Stand<br />

der Westfalenmetropole mit Messebesuchern<br />

Münster-Kaffee aus Hohenholte<br />

trinkt und seine Mitarbeiter kleine Felix-<br />

Plüschhasen, Münster-Kreation made in<br />

China, verschenken. Für Robbers ist die<br />

Reihenfolge klar: „Ein qualitativ hochwertiges<br />

Produkt – und den Standort<br />

Münster on top. Nur soherum kann es<br />

funktionieren.“ Maike Harhues<br />

Von der Verladerampe im Kuhviertel indie Welt: Das Unternehmerpaar Friedhelm Langfeld und Barbara Müller braut Bio-Bier auch<br />

für Amerika und Japan.<br />

Foto: ma<br />

Fotos: Meistersinger, Titus, Constanza<br />

Droop, Ahlke<br />

Mit einem einzigen Bier überzeugt<br />

und per Handschlag besiegelt: So<br />

leicht hat es kaum ein Unternehmen<br />

mit der Weltmarkteroberung. Die<br />

Traditionsbrauerei Pinkus Müller<br />

vertraut weder auf einen teuren Vertriebsmanager<br />

für internationale<br />

Märkte noch auf innovative Werbestrategien,<br />

sondern auf Braukunst<br />

unddie Qualität ihrer Bio-Rohstoffe.<br />

In der Altbierküche an der Kreuzstraße<br />

zählt der Geschmack dessen,<br />

was hier im historischen Kellergewölbe<br />

gebraut wird: Ganz allein<br />

Zufriedenheit eines einzelnen<br />

Gastes –ausgerechnet ein Weinimporteur<br />

aus Amerika –ist es zu verdanken,<br />

dass 1978 der erste Container<br />

mit Spezial, Hefe und Alt über den<br />

großen Teich ging. „Mehr mit Händen<br />

und Füßen denn in Englisch hat<br />

mein Vater die ersten Verträge ausgehandelt“,<br />

schmunzelt Barbara<br />

Müller. Die Englischkenntnisse<br />

ihres heute 86-jährigen Vaters<br />

Hans Müller sind zwar begrenzt,<br />

nicht so war esaber sein unternehmerischer<br />

Mut. Ganz gegen den Trend setzte<br />

er als erster Braumeister der Welt schon<br />

1978 auf biologische Braugerste.<br />

Der Biotrend ist in den USAnicht nur bei<br />

Bierliebhabern schwer im Kommen: Pinkus<br />

gibt es in Bierhandlungen, ähnlich<br />

den hiesigen Weinhandlungen, immer<br />

gut gekühlt, für knapp vier Dollar die Flasche.<br />

„In San Francisco ander Hotelbar<br />

habe ich für eins unser eigenen Bieremit<br />

dem Label World`s First Organic Brewery<br />

13 Dollar bezahlt“, wundert sich Brauingenieur<br />

Friedhelm Langfeld, der nach<br />

seinem Studium in die Familie Müller<br />

eingeheiratet hat, schon gar nicht mehr.<br />

Wasgenau das Pinkus in Japan kostet, wo<br />

der überschaubare Jahreslieferumfang<br />

von 250 Hektolitern vom riesigen Nippon-Konzern<br />

vermarktet wird, weiß der<br />

44-Jährigenicht genau.Doch die Außenhandelsbeziehungen<br />

mit Asien hatten<br />

„In San Francisco an der Hotelbar<br />

habe ich für eins unser<br />

eigenen Biere mit dem Label<br />

World`s First Organic Brewery<br />

13 Dollar bezahlt.“<br />

Friedhelm Langfeld<br />

ihren Ursprung vor 20Jahren wiederum<br />

in der Altbierküche: Ein britischer Gast<br />

mit japanischer Ehefrau, Wohnsitz in Tokio<br />

und Job bei Nippon, war begeistert<br />

von Geschmack und Qualität des hellen<br />

Alts und importiert seitdem aus Münsters<br />

letzter von einst 150 Altbierbrauereien.<br />

Geführt wird das Familienunternehmen<br />

an der Kreuzstraße voneinem gebürtigen<br />

Bocholter zusammen mit seiner Frau Barbara<br />

Müller in sechster Generation.<br />

„Einen Nicht-Münsterländer als Ehemann<br />

hätte ich mir nicht vorstellen können<br />

–der Humor muss passen“, kommentiert<br />

die vierfache Mutter. Nur zum Studium<br />

musste sie ihr geliebtes Münster<br />

Richtung Süden verlassen: Wie auch ihr<br />

Mann hat die heute 49-Jährige inWeihenstephan<br />

studiert. Mit nur 17 Mitarbeitern<br />

produziert das Unternehmerpaar<br />

nunmehr 13 Biersorten, bleibt ganz bewusst<br />

bei „klein und fein“ und der Jahresproduktionsmenge<br />

von 20 000 Hektolitern<br />

im Jahr. Zwar wird inLaer in Flaschen<br />

abgefüllt, aber trotz des Erfolges ist<br />

weder eine Steigerung des Produktionsvolumens<br />

noch eine weitere Unternehmensexpansion<br />

geplant: „Da bin ich ganz<br />

klar die Bremse“, räumt Barbara Müller<br />

ein. Zwischen 30 000 und 50 000 Hektolitern<br />

liegedie Produktionsmenge, an der<br />

viele Brauereien kaputtgegangen seien.<br />

„Und ich habe auch mein unbedingtes Veto<br />

eingelegt, als ein Unternehmer unsere<br />

Gaststätte kopieren und eine Art Pinkus<br />

II in Berlin eröffnen wollte“, erzählt die<br />

vierfache Mutter. Die Authentizität und<br />

Glaubwürdigkeit sind der Braumeisterin<br />

sehr wichtig.<br />

So ganz nebenbei führt sie auch noch die<br />

Altbierküche über dem Braukeller, wo<br />

Gäste seit 1816 ihre Namen und Liebesschwüre<br />

indie Tische geritzt haben. 35<br />

Mitarbeiter helfen beim Ausschank des<br />

eigenen Bieres, das hier vomFass kommt,<br />

und servieren „Möppkes- un Liärberbraut<br />

met Schmöräppelkes“ oder „Pfefferpotthast“.<br />

Trotzdem hat die Braumeistertochterden<br />

Kopf noch frei für eigene kreative<br />

Getränkeideen: „Die Limonade für unser<br />

Radler aus italienischen Bio-Zitronen<br />

und -Zucker schmeckt mir persönlich so<br />

gut, die würde ich am liebsten auch ohne<br />

das Bier in Flaschen füllen.“ Langfeld dagegen<br />

mag es um einiges herber, seit<br />

2012 ist „Pinkus Extra“ auf dem Markt,<br />

was als Idee beim Kartenspielen mit<br />

Freunden entstand. Und wasnach einem<br />

Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“<br />

–„das Telefon stand nicht still“ –von Bierliebhabern<br />

aus ganz Deutschland eingefordert<br />

wurde: „Der Zeit-Redakteur wollte<br />

unbedingt wissen, als er mir beim<br />

Brauen über die Schulter geschaut hat,<br />

was denn die nächste Innovation des<br />

Unternehmens werde; ich habe ihm von<br />

meiner noch unausgegorenen Idee mit<br />

dem sehr herben Bier erzählt –und der<br />

schreibt das auch noch in die Zeitung! Ich<br />

stand im Zugzwang.“ Aus Wasser, Malz<br />

und 50 Prozent mehr Bio-Aroma-Hopfen<br />

als sonst üblich hat der Brauingenieur ein<br />

neues Pils komponiert, das mit rund 40<br />

Bittereinheiten deutlich markanter als<br />

andere schmeckt. Doch nicht nur im<br />

Braukeller ist Langfeld kreativ,nach eher<br />

zähen Zusammenarbeitsversuchen mit<br />

einer Werbeagentur kann er sich auch als<br />

Grafiker sehen lassen: „Die Flaschenlabels<br />

gestalteich am Computer alle selbst,<br />

das BMX-Rad, das auf der Radlerflasche<br />

rechts hinterm Rathaus das Firmenlogo<br />

hochfährt, ist sogar von unserem jüngsten<br />

Sohn.“<br />

Maike Harhues


14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Sauber, rein, reinraumrein<br />

Mit permanenter Entwicklungsarbeit hat B+K sich in der Industrie hochreiner Produkte einen Namen<br />

gemacht. In dieser Klasse produzieren weltweit nur wenige Verpackungshersteller.<br />

„In der Reinraumfertigung sehen<br />

wir langfristig hervorragende<br />

Perspektiven.“<br />

Dr. Volker Pfennig, B+K-Geschäftsführung<br />

„Das ist eine Welt für sich.“ Die<br />

Mundwinkel von Klaus-Dieter Hofmeister<br />

deuten ein Schmunzeln an.<br />

Wie bitte? Der 62-Jährige ist Betriebsleiter<br />

der Reinraumproduktion<br />

bei Bischof +Klein –einem von<br />

der Umwelt abgekapselten Bereich<br />

beim Verpackungs- und Folienhersteller<br />

mit Stammsitz in Lengerich.<br />

In diese Welt gelangt man nur durch<br />

eine mehrstufige Schleuse und nach<br />

einer genau vorgeschriebenen Umkleideprozedur.<br />

Im Reinraum werden<br />

in einer nahezu keim- und partikelfreien<br />

Atmosphäre hochreine<br />

Verpackungen und Folien gefertigt.<br />

Zwarist der Cleanflex-Produktionszweig<br />

für Bischof +<br />

Klein (B+K) ein verhältnismäßig<br />

kleiner Bereich, doch<br />

verfügt er über großes<br />

Wachstumspotenzial. Der Komplettanbieter<br />

für flexible Verpackungen und<br />

technische Folien versorgt mit seinen<br />

Spezial-Produkten für hochreine Anwendungen<br />

die pharmazeutische Industrie<br />

weltweit. „Alles, was Rang und Namen<br />

hat“, nickt Hofmeister. Auch die Halbleiterindustrie<br />

ist ein wichtiger Kunde. Sie<br />

braucht beispielsweise<br />

für Rohsilizium –<br />

Grundlage für Hochleistungschips<br />

in<br />

Computern – hochreine<br />

Beutel mit besonderen<br />

Eigenschaften.<br />

In den Märkten<br />

Pharma, Medizin<br />

und Halbleiter gilt Bischof<br />

+ Klein als Vorreiter für flexible<br />

Reinraumverpackungen. Die Verkaufsabteilung<br />

unter Leitung von Benjamin<br />

Kepp konzentriert sich ausschließlich auf<br />

diese Produkte.<br />

Auf rund 3000 Quadratmetern produziert<br />

das Unternehmen mit einer 62-köpfigen<br />

Mannschaft Verpackungs- und Folienlösungen<br />

sowieContainmentsysteme<br />

unter zertifizierten Reinraumbedingungen.<br />

Es ist eine Halle in der Halle entstanden,<br />

in der immer ein kontrollierter Überdruck<br />

herrscht. Luft kann nach außen<br />

entweichen, aber nicht von außen in die<br />

Reinraumfertigung eindringen. 150 000<br />

Kubikmeter Luft werden stündlich umgewälzt<br />

und gereinigt. Mindestens 20 Mal<br />

pro Stunde erfolgt ein kompletter Austausch.<br />

„99,95 Prozent aller Partikel, die<br />

größer als ein Zehntausendstel Millimeter<br />

sind, werden herausgefiltert“, erklärt<br />

Hofmeister.<br />

Mit jahrzehntelanger Erfahrung und permanenter<br />

Entwicklungsarbeit hat B+K<br />

sich in der Industrie hochreinerProdukte<br />

einen Namen gemacht. „In dieser Reinraumklasse<br />

produzieren weltweit nur einige<br />

wenige Verpackungshersteller.“ Der<br />

Aufwand ist enorm. Die Maschinen sind<br />

speziell auf den Reinraum zugeschnitten,<br />

bestimmte Module sind extra mit einem<br />

Gehäuse umgeben. Jede Maschine steht<br />

in einem eigenen Raum. Die größteQuelle<br />

von Verunreinigungen in Form von<br />

Partikeln und Keimen ist jedoch der<br />

Mensch. Also müssen die Mitarbeiter<br />

peinlich genau auf Sauberkeit achten.<br />

Das fängt beim Zutritt an. Wer keine<br />

(elektronische) Berechtigung hat, muss<br />

draußen bleiben. Wer eintreten darf,<br />

läuft zunächst über eine haftende weiße<br />

Fußmatte, die den gröbsten Straßenschmutz<br />

von den Schuhen einfängt.<br />

Dann beginnt der „Parcours“ durch die<br />

mehrstufige, 256 Quadratmeter große<br />

Personalschleuse. Zuerst Straßenschuhe<br />

und Jackeausziehen, dann in Übergangsschuhe<br />

schlüpfen. Weiter geht’s. Privatkleidung<br />

ausziehen und in die Reinraumunterkleidung<br />

schlüpfen. Im Waschraum<br />

Hände waschen und desinfizieren,<br />

Mundschutz anlegen und Einweghaube<br />

aufsetzen. Ab durch die nächste Tür.<br />

Reinraumkleidung anlegen, Übergangsschuhe<br />

gegen Sicherheitsschuhe tauschen.<br />

Zum Schluss die Handschuhe desinfizieren.<br />

Erst jetzt dürfen die Produktionsräume<br />

betreten werden. Neulinge brauchen für<br />

diese Prozedur 25Minuten, routinierte<br />

Mitarbeiter schaffen es schneller. Wenn<br />

die Männer und Frauen zu ihren Arbeitsplätzen<br />

gehen, wirken sie futuristisch in<br />

ihrem blauen Reinraum-Vollschutz. Jährlich<br />

fertigen sie rund 17,5 Millionen Beutel.<br />

Hinzu kommen einige Millionen<br />

Quadratmeter Schrumpffolie. Die Anforderungen<br />

an die Mitarbeiter steigen stetig.<br />

„Das geht nur mit qualifiziertem und<br />

motiviertem Personal“, weiß Klaus-Dieter<br />

Hofmeister.<br />

Schließlich steigen auch die Ansprüche<br />

Alles muss rein sein: Mit großem Aufwand werden bei B+K in Lengerich in einem speziellen Produktionsbereich<br />

hochreine Verpackungen und Folien hergestellt.<br />

Foto: B+K<br />

der Kunden aus aller Welt. Die Beutel,<br />

Kannensäcke und Containmentsysteme<br />

müssen einerseits extrem empfindliche<br />

und teure Wirkstoffevor Verunreinigung<br />

bewahren. Andererseits schützen sie die<br />

Umwelt vor teils gefährlichen Wirkstoffen<br />

wie Zytostatika (Krebsmittel). Der<br />

Wert der Güter kann unter Umständen im<br />

sechsstelligen Bereich liegen. Die Verpackung<br />

muss 100-prozentig sicher sein.<br />

Hier kommt die Qualitätssicherung ins<br />

Spiel. Sie sorgt dafür, dass nur einwandfreie<br />

Produkte zum Kunden gehen. „Der<br />

Prüfaufwand und die Dokumentationspflicht<br />

sind enorm gestiegen. Das liegt an<br />

den hohen regulatorischen Anforderungen<br />

und Kundenvorgaben“, erklärt Michael<br />

Selker.Erleitet die Abteilung Qualitätssicherung<br />

mit elf Mitarbeitern.<br />

Der Hauptmarkt für hochreine Verpackungen<br />

liegt in Deutschland. Doch auch<br />

in der EU, in den USA und in Asien sind<br />

die B+K-Folienspezialitäten gefragt. Verpackungslösungen<br />

werden individuell<br />

auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet,<br />

und gemeinsam mit ihnen entwickelt.<br />

„Wir müssen unseren Kunden immer<br />

wieder bewusst machen, wie entscheidend<br />

die Verwendung von Reinraumverpackungen<br />

für die Qualität der<br />

Produkte ist“, verdeutlicht Benjamin<br />

Kepp.<br />

B+K verfügt mit der Reinraumproduktion<br />

über ein Alleinstellungsmerkmal, das<br />

auch in den nächsten Jahren deutlich<br />

ausgebaut werden soll. Mit einer ordentlichen<br />

Portion Zuversicht blicken die Lengericher<br />

in die Zukunft.<br />

Produziertedas Unternehmen 2007 noch<br />

600 000 Reinraum-Beutel monatlich,<br />

waren es 2014 mit 1,3Millionen mehr als<br />

doppelt so viele. Die Mitarbeiterzahl in<br />

der Reinraumproduktion stieg von30auf<br />

über 60. „In der Reinraumfertigung sehen<br />

wir langfristig hervorragende Perspektiven.<br />

Die hohen Anforderungen passen<br />

zu uns und der Produktion in Lengerich“,<br />

betont Dr. Volker Pfennig von der<br />

B+K-Geschäftsführung.<br />

Wilhelm Schmitte<br />

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28.4. 2015<br />

DAS IDEALEWERBEMEDIUM<br />

2015.<br />

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BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />

Das Münsterland-Valley<br />

In einem Umkreis von rund 30 Kilometern rund um Ahaus hat sich eine blühende IT-Landschaft<br />

entwickelt. Die d.velop AGinGescher baut jetzt einen eigenen IT-Campus.<br />

600 Mitarbeiter sollen künftig auf dem IT-Campus in Gescher ihr Geld verdienen. Foto: d.velop<br />

INFOS<br />

Die d.velop AGwurde 1992 gegründet<br />

und 2000 zur nicht börsenorientierten<br />

AGumgewandelt.<br />

d.velop ist ein Anbieter von Lösungen<br />

für die digitale Geschäftsprozessoptimierung<br />

und Enterprise<br />

Content Management auf Basis<br />

digitaler Archivierung. Das Unternehmen<br />

zählt mehr als eine Million<br />

registrierte Nutzer und agiert<br />

hauptsächlich bei Groß- und mittelständischen<br />

Unternehmen sowie<br />

Banken, Kliniken und anderen<br />

Institutionen. Die größten Archive,<br />

die mit der Software verarbeitet<br />

werden, verzeichnen ein jährliches<br />

Zuwachsvolumen von mehr als 70<br />

Millionen Dokumenten unterschiedlichster<br />

Größe, das entspricht<br />

einem Datenvolumen von<br />

mehr als zehn Terabyte. Der Umsatz<br />

stieg in den Jahren 2004 bis<br />

2013 von elf auf 45,4 Millionen<br />

Euro.<br />

In einem Umkreis von 30 Kilometern<br />

rund um Ahaus hat sich eine blühende<br />

IT-Landschaft entwickelt. Die<br />

d.velop AG in Gescher gehört seit 23<br />

Jahren dazu.<br />

Der KreisBorken machtebisher<br />

meist ganz konservativ<br />

als Deutschlands Schweinehochburg<br />

von sich reden.<br />

Das sich rund um<br />

Ahaus seit Jahren die IT-Branche zu einer<br />

festen Größe etabliert hat, haben wenige<br />

auf dem Schirm. Die Tobit.Software AG,<br />

die shopware AG und die d.velop AG gehören<br />

bundesweit mittlerweile zu führenden<br />

Unternehmen imIT-Sektor. Warum<br />

gerade im westlichen Münsterland<br />

ein kleines Silicon Valley entstanden ist,<br />

der Vorstandsvorsitzende der d.velop AG<br />

in Gescher, Christoph Pliete, hat eine –<br />

wenn auch mit leichtem Augenzwinkern<br />

–einleuchtende Erklärung: „Es gibt viele<br />

junge Leute, die sich, wenn abends die<br />

Bürgersteige imwestlichen Münsterland<br />

hochgeklappt werden, mit den Sachen<br />

beschäftigen, die für uns wichtig sind.“<br />

Einen weiterenGrund, der wahrscheinlich<br />

noch eher zutrifft:<br />

„Es hat hier vorJahren einen<br />

Modellversuch der RWTH<br />

Aachen in Ahaus gegeben,<br />

bei dem Mathematisch-technische<br />

Assistenten ausgebildet<br />

wurden. Da wurde mit Fördergeldern<br />

versucht, jungeLeute,<br />

besonders auch Frauen,<br />

an den technischen<br />

Beruf der Informationsverarbeitung<br />

heranzuführen.<br />

Daraus<br />

ist einiges<br />

entstanden<br />

und es sind<br />

Impulse in die<br />

Region gekommen“,<br />

sagt Pliete.<br />

Keimzellen wie Tobit<br />

in Ahaus hätten<br />

sicher auch dazu<br />

beigetragen.<br />

Christoph Pliete ist Vorstandsvorsitzender Christoph Pliete ist<br />

der d.velop AGinGescher.<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

und Mitgründer der d.velop AG in<br />

Gescher.Vor 23 Jahren hat er zusammen<br />

mit Thilo Gukelberger das Unternehmen<br />

gegründet, das sich unter anderem auf<br />

Archivsysteme spezialisiert hat.<br />

Groß geworden in einer Familie, die ein<br />

kleines Lebensmittelgeschäft betrieb und<br />

das später den großen Ketten zum Opfer<br />

gefallen ist, beliefert Pliete heute genau<br />

diese Ketten mit seinerSoftware. Bis heute<br />

hat sichd.velopzueinem kleinen Konzern<br />

entwickelt. Die Firmengruppe besteht<br />

aus 15 Unternehmen mit insgesamt<br />

mehr als 500 Mitarbeitern, davon über<br />

300 in Gescher,und einem Jahresumsatz<br />

von 45Millionen Euro.<br />

Dem Standort Gescher ist Pliete immer<br />

treu geblieben, er baut ihn momentan sogar<br />

aus. Neben Büroflächen für das eigene<br />

Unternehmen ist ein IT-Campus mit<br />

weiteren Dienstleistern aus dem Bereich<br />

der Informationstechnologie im Bau. Ein<br />

Weg, um auch in Zukunft für gutes Personal<br />

interessantzusein. „Die Leutewollen<br />

ein attraktives Umfeld“, sagt Pliete. Auf<br />

dem Campus soll ein Fitnesscenter entstehen,<br />

aber auch ein zentrales Gebäude,<br />

das vonmehreren Unternehmenfür Konferenzen<br />

und Tagungen genutzt werden<br />

kann und in dem eine Kantine untergebracht<br />

ist. Pliete: „Das ist der klassische<br />

Sharingansatz.“ Die Unternehmen könntensodeutlich<br />

kleiner bauen, weil sie keine<br />

eigenen Konferenz- oder Besprechungsräume<br />

brauchen.<br />

„Wir gehen davonaus, dass wir bis Ende<br />

2016 etwa zehn Unternehmen mit bis zu<br />

600 Mitarbeitern hier auf dem Campus<br />

haben“, sagt er.Daviele seiner Mitarbeiter<br />

inMünster wohnen, wird gerade ein<br />

Office-Bus geplant. Der soll die Mitarbeitermorgens<br />

in Münster einsammeln und<br />

nach Gescher bringen. Der Clou: Die<br />

Fahrt ist Arbeitszeit, der Bus ist mit<br />

Arbeitsplätzen ausgerüstet, an denen die<br />

Mitarbeiter bereits ihrenDienst beginnen<br />

können.<br />

Dass Pliete den Blick immer in Richtung<br />

Zukunft hat, sieht man auch an seinem<br />

neuesten Produkt. Einer Cloudlösung mit<br />

dem Namen „Foxdox“, bei dem die Konten<br />

aus Datenschutzgründen den Nutzern<br />

und nicht den Providern gehören<br />

und die auf deutschem Recht basiert. ur


16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Vom Stammhaus<br />

zur Schaltzentrale<br />

Viehoff-Gruppe aus Münster rangiert inder Optiker-Branche bundesweit<br />

inzwischen auf Rang 14 –und das Familienunternehmen wächst weiter.<br />

Teamarbeit: Bernhard (l.) und Johannes Kleikamp führen gemeinsam<br />

die Viehoff-Gruppe. 204 Mitarbeiter-Porträts schmücken die<br />

Magnetwand in der Firmenzentrale.<br />

Foto: gh<br />

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Die riesige Magnetwand im Empfang<br />

der Firmenzentrale in Münster wird<br />

immer bunter. Jeder Mitarbeiter der<br />

Viehoff-Gruppe ist dort mit einem<br />

Foto auf einer kleinen Tafel verewigt.<br />

Mittendrin sind irgendwo<br />

Bernhard und Johannes Kleikamp<br />

platziert. Die beiden Chefsdes münsterischen<br />

Familienunternehmens,<br />

das sich in der Branche der Augenoptiker<br />

tummelt, behalten trotz des stetigen<br />

Wachstums ihres Betriebes den<br />

Überblick. Und den Durchblick.<br />

Die Last, ein solches Geschäft<br />

zu stemmen, liegt<br />

auf den Schultern des Seniors<br />

und des Juniors gleichermaßen<br />

verteilt. Beide<br />

haben für sich und ihreArbeit klareGrenzen<br />

gezogen. Während sich der Psychologe<br />

und Betriebswirt Johannes Kleikamp<br />

unter anderem um Personalfragen kümmert<br />

und um die neue Technik im Unternehmen,<br />

knüpft Senior Bernhard Kleikamp<br />

Kontakte zuverkaufswilligen Augenoptikern.<br />

Viehoff ist mit Geschäften<br />

zwischen Verden an der Aller bis Koblenz<br />

am Rhein vertreten.<br />

„Oft sind es fehlende Nachfolger in den<br />

Familienbetrieben und das Alter der Inhaber“,<br />

erklärt der 72-jährige Bernhard<br />

Kleikamp das Zustandekommen der Kontakte.<br />

Häufig werde bei ihnen schon angefragt,<br />

ob Interesse an einer Übernahme<br />

bestünde.<br />

Viele Betriebsinhaber kennen Kleikamp<br />

senior aus einer Zeit, als dieser ehrenamtlich<br />

für den Augenoptikerverband tätig<br />

war. Diese ehrenamtliche Laufbahn<br />

Kleikamps begann 1981 als Bezirksmeister<br />

der Augenoptikerinnung Münster.<br />

Später wurde er zum Obermeister der Innung<br />

und zum stellvertretenden Landesinnungsmeister<br />

des Augenoptikerverbandes<br />

NRW sowie zum Vizepräsidenten<br />

des Zentralverbandes der Augenoptiker<br />

(Düsseldorf) gewählt.<br />

Die Messlatte für<br />

die Übernahme<br />

eines weiteren<br />

Geschäftes liegt<br />

in der Viehoff-<br />

Gruppe hoch.<br />

Umsatz und Zustand<br />

des jeweiligen<br />

Betriebes<br />

müssen stimmen. Ein guter Standort<br />

zählt ebenso wie eine vernünftigeGröße.<br />

Der Betrieb in Münster wächst dennoch.<br />

Von bundesweit 10 000 Augenoptik-<br />

Unternehmen wird das münsterische<br />

Unternehmen heute bereits an 14.Stelle<br />

geführt. Das sind Aussagen, die der Zen<br />

tralverband der Augenoptiker (ZVA) und<br />

damit der Interessenvertretung des deutschen<br />

Augenoptiker-Handwerks, die<br />

jährlich dieses Ranking veröffentlicht.<br />

Erstmals taucht das Unternehmen aus<br />

Münster im Jahr 2013 in der Rangfolge<br />

der größten Betriebe in der Augenoptik<br />

auf.<br />

Die Viehoff-Gruppe in Münster umfasst<br />

heute 20Geschäfte mit insgesamt 204<br />

Mitarbeitern. Vor einem Jahr zählte das<br />

Unternehmen „nur“ 17 Geschäfte und<br />

158 Mitarbeiter. Betriebe in Wuppertal,<br />

Koblenz und Oelde sind zwischenzeitlich<br />

integriert worden. „Aktuell sind wir mit<br />

zwölf bis 15 Betrieben im Gespräch“, sagen<br />

Bernhard und Johannes Kleikamp.<br />

Seniorchef BernhardKleikamp und Sohn<br />

Johannes Kleikamp teilen sich seit einem<br />

„Aktuell sind wir mit zwölf bis 15<br />

Betrieben im Gespräch.“<br />

Bernhard und Johannes Kleikamp<br />

Jahr die Verantwortung. Der 33-jährige<br />

Johannes Kleikamp waresauch, der den<br />

Umbau des Stammhauses auf der gefragten<br />

Ludgeristraße zu einer modernen<br />

Schaltzentrale vorangetrieben hat. „Ich<br />

habe nur auf die Kosten geachtet“, fügt<br />

sein Vater hinzu.<br />

Das, wassich jetzt hinter den Mauern des<br />

Firmengebäudes von 1912 verbirgt, und<br />

was die Münsteraner so nicht zu sehen<br />

bekommen, ist topaktuell. Angefangen<br />

vonmodernen Arbeitsplätzen in den Büros<br />

und in der Werkstatt bis hin zu einem<br />

Empfang und zu einem Tagungsraum,<br />

den es in der Vergangenheit in der Gruppe<br />

nicht gab.<br />

Für eine solche Größe, wie sie Viehoff inzwischen<br />

erreicht<br />

hat, bedürfe es<br />

einer solchen<br />

Zentrale, sagt Johannes<br />

Kleikamp.<br />

Rund eine halbe<br />

Million Euro haben<br />

die Unternehmer<br />

investiert. Optionen für noch mehr<br />

Platz gibt es auf drei weiterenEtagen. Damit,<br />

sagt der 33-Jährige, „sind wir so aufgestellt,<br />

dass vom Firmensitz in Münster<br />

etwa 30bis 35 Filialen gesteuert werden<br />

können“.<br />

Zeitgleich zum Ausbau in Münster nahm<br />

die Viehoff-Gruppe eine Lagerhalle in<br />

Greven inBetrieb, die das Unternehmen<br />

dort erworben hat. Von hier aus werden<br />

Brillengestelle und alles, wasein Optiker<br />

heute zubieten hat, versandt.<br />

Trends und Neuheiten in der Branche<br />

werden den Beschäftigten des Unternehmens<br />

beim Trendforum vorgestellt. Momentan<br />

seien Brillengestelle aus Holz<br />

und Horn ein Thema, sagt Johannes Kleikamp.<br />

Multifokallinsen, auch als Gleitsichtkontaktlinsen<br />

bekannt, werden präsentiert.<br />

Ebenso ein „3-D-Sehtest“. Kleikamp<br />

spricht in diesem Zusammenhang<br />

von einer „tatsächlichen Revolution“.<br />

Früher hielt der Optiker seinem Kunden<br />

beim Sehtest ein Auge zu, heutewirddieser<br />

Schritt durch Technik ersetzt.<br />

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GELD &GESCHÄFT 17<br />

Soll und Haben<br />

Mit der Zahlungsmoral deutscher Unternehmen geht es nach einer langen<br />

Durststrecke langsam wieder bergauf<br />

Zeit ist Geld: Sobald das Zahlungsziel überschritten ist, verliert der Unternehmer Tagfür Tagbares Geld.<br />

Foto: Colourbox.de<br />

VERZUGSZINSEN<br />

UND VERZUGSKOSTEN<br />

Keine Frage: Ist der Leistungsempfänger<br />

mit der Zahlung im Verzug,<br />

kostet das den Unternehmer Tagfür<br />

Tagbares Geld. Das „Gesetz zur Bekämpfung<br />

von Zahlungsverzug im<br />

Geschäftsverkehr“ schafft hier klare<br />

Regeln. Der Verzugszinssatz liegt<br />

laut Gesetzestext neun Prozentpunkte<br />

über dem jeweiligen Basiszinssatz.<br />

Zudem dürfen Unternehmer<br />

ihren Schuldnern eine Pauschale<br />

von 40 Euro für den Verzugsschaden<br />

berechnen. Dieser Betrag<br />

soll Kosten für das Mahnverfahren<br />

oder eine eventuell erforderliche<br />

Rechtsberatung abdecken. Aus<br />

Unternehmersicht gibt es dennoch<br />

Bedarf fürNachbesserungen. Denn<br />

die scheinbare Besserstellung der<br />

Gläubiger kann mitunter auch eine<br />

Schlechterstellung bedeuten. Das<br />

Problem: Die Verzugspauschale<br />

muss im Fall der Fälle auf die weiteren<br />

Rechtsverfolgungskosten angerechnet<br />

werden. Das ist der Fall,<br />

wenn der Gläubiger ein Inkassounternehmen<br />

oder einen Rechtsanwalt<br />

einschaltet, um seine Forderung<br />

einzutreiben.<br />

Es ist das alte Spiel: Die Leistung ist<br />

längst erbracht, doch die Bezahlung<br />

lässt auf sich warten. Die bundesdeutschen<br />

Unternehmer können davon<br />

ein Lied singen – doch nun<br />

scheint sich das Blatt langsam zu<br />

wenden.<br />

Seit dem Spätherbst geht es<br />

mit der Zahlungsmoral im<br />

Geschäftsbereich überraschend<br />

deutlich bergauf. Abzulesen<br />

ist das unter anderem<br />

am Bisnode-Index. Die Kennziffer, die<br />

ausdrückt, welcher prozentuale Anteil<br />

der Unternehmen seine Rechnungen<br />

pünktlich oder sogar vor Erreichen des<br />

Zahlungsziels begleicht,<br />

steigt seit<br />

Ende September<br />

stetig. Aktuell notiert<br />

der Index bei<br />

86,82 Prozent.<br />

„Das Gesetz hat sich noch nicht<br />

auf das Zahlungsverhalten der<br />

öffentlichen Hand ausgewirkt.“<br />

Einfach ausgedrückt:<br />

Vier von<br />

fünf Firmen zahlen<br />

derzeit zuverlässig.<br />

Luft nach<br />

oben ist allerdings noch vorhanden. Ende<br />

des Jahres 2012 hatten neun von zehn<br />

Unternehmen ihre Rechnungen fristgerecht<br />

beglichen.<br />

Für verspätete Zahlungen gibt es unterschiedliche<br />

Gründe. Viele Geschäftskunden<br />

nutzen die Fristüberschreitung bei<br />

offenen Rechnungen gerne als Finanzierungsersatz.<br />

Doch nicht immer dient der<br />

Geschäftspartner nur als preiswerter<br />

Bank-Ersatz. 65 Prozent der Schuldner<br />

gaben zumJahreswechsel einen vorübergehenden<br />

Liquiditätsengpass als Auslöser<br />

an, berichtet der Bundesverband<br />

Wolfgang Spitz, Präsident des Bundesverbandes<br />

Deutscher Inkasso-Unternehmen<br />

Deutscher Inkasso-Unternehmen<br />

(BDIU). Immerhin: Ein Jahr zuvor lag<br />

dieser Wert noch bei 72 Prozent.„Das belegt,<br />

wie gut die Unternehmen derzeit<br />

wirtschaftlich aufgestellt sind“, sagt<br />

BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. Zugleich<br />

sinkt die Zahl der Firmen, die ihren<br />

Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen<br />

können, weil sie selbst nicht in<br />

der Lagewaren, ihre Forderungen gegenüber<br />

den eigenen Kunden durchzusetzen.<br />

Völlig konträr zum Zahlungsverhalten<br />

der deutschen Unternehmer steht indes<br />

die Zahlungsmoral der öffentlichen<br />

Hand. 90 Prozent der Inkassounternehmen<br />

in Deutschland berichten, dass öffentliche<br />

Auftraggeber ihren Verpflichtungen<br />

nur schleppend nachkommen.<br />

Dabei hatte die Bundesregierung noch<br />

Mitte vergangenen Jahres mit einer Gesetzesregelung<br />

dafür gesorgt, dass Unternehmen<br />

schneller an ihr Geld kommen.<br />

In den eigenen Reihen ist die Botschaft<br />

aus dem Berliner Reichstag allerdings offenbar<br />

ungehört geblieben. „Das Gesetz<br />

hat sich noch nicht auf das Zahlungsverhalten<br />

der öffentlichen Hand ausgewirkt“,<br />

resümiert BDIU-Präsident Spitz<br />

ernüchtert.<br />

Dabei lässt das<br />

„Gesetz zur Bekämpfung<br />

von<br />

Zahlungsverzug<br />

im Geschäftsverkehr“<br />

eigentlich<br />

wenig Interpretationsspielraum.<br />

Zahlungs- und<br />

Abnahmefristen<br />

können von Unternehmern und öffentlichen<br />

Auftraggebern seit Juli vergangenen<br />

Jahres nicht mehr beliebigvereinbart<br />

werden.<br />

Wichtig für den Leistungserbringer ist<br />

insbesondere, dass Höchstgrenzen für<br />

die Fälligkeit von Rechnungen eingezogen<br />

worden sind. Für den Fall, dass der<br />

Schuldner ein Unternehmer ist, darf die<br />

Frist maximal 60 Tage betragen. Längere<br />

Fristen sind nur dann erlaubt, wenn sie<br />

ausdrücklich festgelegt und „im Hinblick<br />

auf die Belangedes Gläubigers nicht grob<br />

unbillig“ sind. Für öffentliche Auftraggeber<br />

gelten sogar noch strengere Maßstäbe.<br />

Hier beträgt die maximale Frist für<br />

Zahlungen nur 30 Tage.Fristen vonmehr<br />

als 60 Tagen sind gar unwirksam.<br />

Klarheit bringt das Gesetz auch im Hinblick<br />

auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

(AGB). Sowohl Zahlungs- als<br />

auch Abnahmefristen in den AGB von<br />

mehr als 30 Tagen stuft der Gesetzgeber<br />

als unangemessen lang ein. Selbst Zeiträume<br />

vonmehr als 15 Tagenwerden als<br />

kritisch angesehen. Andreas Fier<br />

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18 GELD &GESCHÄFT<br />

Die doppelte Dividende<br />

Mit nachhaltigen Investmentfonds lässt sich ein ethischer, ökologischer oder sozialer Mehrwert erzielen.<br />

Die Finanzkrise hat in den Köpfen<br />

der Anleger Spuren hinterlassen.<br />

Die Sparer denken gründlicher darüber<br />

nach, wo sie ihr Geld parken.<br />

Nachhaltige Investmentfonds werden<br />

dadurch immer beliebter.<br />

„Institutionelle Anleger werden<br />

auch in den kommenden Jahren<br />

die treibende Kraft bleiben.“<br />

Ines Markmiller, Oekom Research<br />

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Pressesprecherin<br />

der Ratingagentur<br />

Oekom Research<br />

kennt aber<br />

die Details des Marktes:<br />

Die Zahl der im<br />

deutschen Sprachraum<br />

zum Vertrieb<br />

zugelassenen<br />

nachhaltigen<br />

Publikumsfonds<br />

habe nach<br />

Berechnungen des Sustainable Business<br />

Institute(SBI) Ende 2014 bei 393 gelegen<br />

–imVergleich zum Vorjahr ein Plus<br />

vonzehn Fonds.Das Volumen der Fonds<br />

betrug insgesamt 47Mrd. Euro nach 40<br />

Mrd. Euro am Ende des Jahres 2013.<br />

Der grundlegende Unterschied zwischen<br />

einer „klassischen“ und einer „nachhaltigen“<br />

Geldanlage findet sich in der Konzeption.<br />

Während konventionelle Anlagenhauptsächlich<br />

die Größen „Rendite“,<br />

„Liquidität“ und „Risiko“ ins Rampenlicht<br />

stellen, gibt es<br />

bei der nachhaltigen Geldanlage<br />

zusätzlich die Mittelverwendun<br />

als Dimension. Realwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen der Geldanlage<br />

werden mit einbezogen. So bietet<br />

die direkteInvestition in einen Solarpark<br />

oder die Beteiligung an einem Windkraftfonds<br />

auch eine ökologische Rendite.<br />

Esgibt aber sozial orientierte Fonds<br />

oder Anlageformen, die strengen ethischen<br />

Vorgaben genügen.<br />

Doch wann ist ein Investmentfonds nicht<br />

nachhaltig? In der Branche gelten als<br />

Ausschlusskriterien ökologische, soziale<br />

Faktoren sowie grobe Managementvergehen.<br />

Zu den nicht erlaubte Umweltengagements<br />

gehören der Kernkraftsektor,<br />

Genmanipulation und die Anwendung<br />

von Bioziden. Glücksspiel, Pornografie<br />

und Rüstungsgüter sind soziale Ausschluss-Komponenten.<br />

Inder Unternehmensführung<br />

sind systematische Lobbyarbeit<br />

und Korruption untersagt.<br />

Unter den in Deutschland aufgelegten<br />

Fonds gibt es geschlossene Formen im<br />

Volumen von rund 750 Mio. Euro, die<br />

Wind- und Solarparks oder Projekte mit<br />

nachwachsenden Rohstoffen unterstützen.<br />

Diese Fonds haben den Nachteil,<br />

dass Anleger nur eine geringeChance haben,<br />

dort schnell wieder herauszukommen.<br />

„Der Anleger ist quasi gefesselt“, bewertete<br />

kürzlich Ulf Moslener von der<br />

Frankfurt School of Finance die geschlossenen<br />

Ökofonds.<br />

Oekom Research ist sicher, dass nachhaltigeFonds<br />

den Anlegern viel zu bieten haben.<br />

NachhaltigeProjekte würdenunterstützt<br />

und meist stimme auch die Rendite.„Die<br />

doppelteDividende ist die Triebfeder,<br />

die private und institutionelle Anleger<br />

motiviert“, erklärte Oekom-Vorstand<br />

Robert Haßler.Die gesamten nachhaltigen<br />

Kapitalanlagen<br />

im deutschsprachigen Raum<br />

summierten sich laut Forum Nachhaltige<br />

Geldanlagen Ende 2013 auf 134,5 Mrd.<br />

Euro. Damit hat der Markt im Vergleich<br />

zum Vorjahr um zwölf Prozent zugelegt.<br />

Es sind nicht die Privathaushalte,diedem<br />

Markt Rückenwind geben. „Institutionelle<br />

Anleger werden in den kommenden<br />

Jahren die treibende Kraft bleiben“, sagt<br />

Ines Markmiller.<br />

Die Anzahl der Publikumsfonds mit<br />

Nachhaltigkeitscharakter hat auch europaweit<br />

zugenommen. 957 Fonds waren<br />

Mitte 2014 zum Vertrieb zugelassen, 33<br />

Fonds mehr als zur Jahresmitte 2013.<br />

Zwei entscheidende Motive hat Oekom<br />

Research ausgemacht: „Auf der einen<br />

Seitestehen Investoren, die bei der Kapitalanlagedie<br />

Werteberücksichtigen wollen,<br />

für die sie als Privatperson stehen“,<br />

so die Oekom-Sprecherin. Auf der anderen<br />

Seiten sind einige Geldgeber überzeugt,<br />

dass soziale und umweltbezogene<br />

Investments ein besseres Rendite-Risiko-<br />

Verhältnis haben. Die Entwicklung des<br />

Nachhaltigkeitsindex Stoxx Global ESG<br />

Leaders übertraf binnen Jahresfrist bis<br />

MitteFebruar mit einem Plus vonüber 25<br />

Prozent den Standardwerte-Index Dax<br />

(plus 16,3 Prozent). Jürgen Stilling<br />

Die Zeiten haben sich gewandelt.<br />

Bei der Geldanlage ist eine Rendite<br />

ohne Wenn und Aber für immer<br />

mehr Menschen nicht mehr die oberste<br />

Maxime. Moralische oder soziale Fragen<br />

werden ebenso wie ökologische<br />

Überlegungen beim Sparen vielfach<br />

nicht mehr ausgeklammert. Wegen des<br />

Klimawandels und der Ressourcenknappheit<br />

sind Anleger mit nachhaltigen<br />

Interessen schon längst keine Minderheit<br />

mehr. Langfristig orientiert und<br />

werthaltig müssen die Investments<br />

sein. Rendite und Nachhaltigkeit sind<br />

inzwischen ein ideales Paar.<br />

Hinzu kommt, dass die Finanzkrise das<br />

Vertrauen der Anleger in Banken und<br />

andere Geldhäuser massiv geschädigt<br />

hat. Verbraucher, aber auch institutionelle<br />

Investoren machen sich zunehmend<br />

Gedanken, wie die Finanzinstitute<br />

mit Einlagen umgehen. Berichte<br />

über die Ausbeutung von Menschen in<br />

der Dritten Welt –vor allem bei der<br />

Herstellung von Bekleidung und Sportartikeln<br />

–zeigen Wirkung.<br />

In Zeiten einer Nullzinspolitik der<br />

Europäischen Zentralbank sehen mehr<br />

Anleger die langfristige Perspektive –<br />

und nicht die kurzfristige Profitorientierung.<br />

Doch nicht jedes Produkt, das<br />

als nachhaltig und renditestark beworben<br />

wird, ist optimal. Sparer müssen<br />

sich detailliert informieren, bevor sie<br />

sich für ein entsprechendes Investment<br />

entscheiden. Grund: Die Kriterien sind<br />

bislang nicht einheitlich. Grundsätzlich<br />

gilt, was bei jeder Depot-Zusammensetzung<br />

zu beachten ist: Das Geld sollte<br />

breit gestreut werden.<br />

jst


GELD &GESCHÄFT 19<br />

Nießbrauchsrecht kann<br />

steuerlich günstig sein<br />

Mit klugen Nachfolgeregelungen im Unternehmen sichert der Seniorchef auch seine<br />

Altersversorgung. Westfälische Notarkammer rät zueiner genauen Prüfung.<br />

Die Unternehmensnachfolge ist ein<br />

Thema, das die Wirtschaft beschäftigt.<br />

Nur inetwa 150 000 der rund<br />

380 000 Unternehmen, bei denen in<br />

den nächsten zehn Jahren eine Übertragung<br />

auf andere Eigner ansteht,<br />

stehen Familienmitglieder als Nachfolger<br />

bereit.<br />

Inden verbleibenden rund 230 000<br />

Unternehmen kommen externe<br />

Käufer in Betracht oder die Nachfolge<br />

ist noch ungeklärt. Für den<br />

Seniorchef stellt sich die wichtige<br />

Frage, wie er seine Altersversorgung<br />

nach der Übergabe desUnternehmens sicherstellen<br />

kann.<br />

Um für das Alter vorzusorgen kann ein<br />

Seniorchef sich im Rahmen einer vorweggenommenen<br />

Erbfolge ein Nießbrauchsrecht<br />

einräumen lassen. Das bedeutet:<br />

Er hält weiterhin Anteile am<br />

Unternehmen und sichert sich gegen<br />

einen möglichen Verkauf des Unternehmens<br />

durch seinen Nachfolger ab. Der<br />

Nießbrauch kann dadurch flexibel gestaltet<br />

werden, dass es möglich ist, ihn auf<br />

eine Quote zubeschränken. Darüber hinaus<br />

kann ein Nießbrauchsrecht auch<br />

erbschaftsteuerlich günstig sein kann.<br />

Denn wenngleich der Seniorchef weiterhin<br />

Unternehmensanteile hält, erfolgen<br />

Wertsteigerungen bereits bei seinem<br />

Nachfolger. Auf die Wertsteigerungen<br />

wirdimspäteren Erbgang also keine Erbschaftsteuer<br />

mehr erhoben.<br />

Der Nießbraucher hat wie die anderen<br />

Gesellschafter Vertretungs- und Geschäftsführerbefugnisse<br />

sowie Stimmrechte<br />

in der Gesellschafterversammlung.<br />

Nur imInnenverhältnis unterliegt<br />

er schuldrechtlichen Bindungen. Zur Vertretung<br />

in der Gesellschafterversammlung<br />

und zum Ausüben der mit dem Geschäftsanteil<br />

verbundenen Verwaltungsrechte<br />

kann dem Nießbraucher eine<br />

Stimmrechtsvollmacht gewährt werden.<br />

Es empfehlen sich genaue und eindeutige<br />

vertragliche Regelungen. Gemäß § 15<br />

Abs. 3GmbHG müssen Nießbrauchsrechte<br />

an Kapitalgesellschaftsanteilen notariell<br />

beurkundet werden.<br />

Um seine Altersversorgung zu sichern,<br />

kann der Seniorchef auch mit seinem<br />

Nachfolger einen Verkauf des Unternehmens<br />

gegen wiederkehrende Leistungen<br />

vereinbaren. Dieser zahlt ihm den Kaufpreis<br />

dann nicht in einem Betrag, sondern<br />

als Ratenzahlungen, Rentenzahlungen,<br />

Unterhaltsleistungen oder dauernde<br />

Lasten über einen längeren Zeitraum.<br />

Bei wiederkehrenden Leistungen gilt es<br />

insbesondereaufgrund der steuerrechtlichen<br />

Konsequenzen zwischen Kaufpreisraten,<br />

Renten, dauernden Lasten und<br />

Unterhaltsleistungen zu unterscheiden.<br />

Bei Kaufpreisraten vereinbaren die Beteiligten<br />

im Voraus einen festen Zeitraum,<br />

auf den der Kaufpreis aufgeteilt wird.<br />

Wird der Kaufpreis durch Rentenzahlungenbeglichen,<br />

ist zu beachten, dass diese<br />

mit dem Ertragsanteil steuerpflichtig<br />

sind.<br />

Auch dauernde Lasten sind wiederkehrende<br />

Aufwendungen, die ertragssteuerpflichtig<br />

sind. Im Gegensatz zu Renten<br />

müssen dauernde Lasten aber nicht<br />

gleichbleibend hoch sein. Wenn ihre Höhe<br />

an die Unternehmensentwicklung gekoppelt<br />

ist, kann es sich für den Seniorchef<br />

nachteilig auswirken, dass er vom<br />

Erfolg seines Nachfolgers abhängig ist.<br />

Bei negativer Geschäftsentwicklung<br />

kann sich das Niveau seiner Altersversorgung<br />

erheblich verringern.<br />

Unterhaltsleistungen sind dagegen nicht<br />

steuerpflichtig und beim Nachfolger<br />

nicht abzugsfähig.<br />

Wird Betriebsvermögen gegen wiederkehrende<br />

Leistungen übertragen, ist also<br />

genau zu prüfen, ob die Versorgungsleistung<br />

eine Unterhaltsleistung darstellt<br />

oder eine wiederkehrende Leistung in<br />

einem Austausch mit einer vollwertigen<br />

Gegenleistung. Im letzteren Fall handelt<br />

es sich in steuerlicher Hinsicht um ein<br />

Mehr als ein Handschlag: Die Regelung der Unternehmensnachfolge<br />

ist auch steuerlich ein komplexes Thema. Foto: colourbox.com<br />

„normales“ Veräußerungsgeschäft mit<br />

Veräußerungsentgelt seitens des Seniorchefs<br />

und mit entsprechenden Anschaffungskosten<br />

seitens des Nachfolgers.<br />

Durch einen Steuervergleich muss dann<br />

geprüft werden, ob der Steuervorteil des<br />

Nachfolgers durch den Sonderausgabenabzug<br />

größer ist als die steuerliche Mehrbelastung<br />

des Seniorchefs.<br />

Klaus-Peter Hohenner, Westfälische<br />

Notarkammer<br />

Info<br />

TERMINE -TERMINE -TERMINE -TERMINE -TERMINE<br />

In unserem Magazin erreichen<br />

Sie Ihre Zielgruppe:<br />

Abiturienten und Studieninteressierte<br />

24./25. Februar 2015: 14. Münsteraner Abfallwirtschaftstage, Messe- und Kongresszentrum<br />

Halle Münsterland, Münster<br />

25. Februar bis 1. März 2015: Trends, Frühjahrsmesse, 11 bis 18 Uhr, Messeund<br />

Kongresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />

28. Februar 2015: Messe „Bauen und Wohnen“ der Wirtschaftsförderung der<br />

Stadt Lüdinghausen, 11 bis 17 Uhr, Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg, Auf<br />

der Geest 2, Lüdinghausen<br />

5. März 2015: 9. Steinfurter Bioenergiefachtagung, 9bis 17 Uhr, Fachhochschule<br />

Münster, Steinfurt<br />

6. März 2015: Gründertag Kreis Steinfurt „Wir machen Gründer groß“, 13.30<br />

Uhr, Stroetmanns Fabrik, Friedrichstr. 2,Emsdetten<br />

7. März 2015: Berufs- und Studieninformationsmesse, Realschule Wadersloh,<br />

Wadersloh<br />

Spielen Sie unseren<br />

LesernIhren<br />

(Karriere-)Ball zu!<br />

11. bis 12. März 2015: Frühjahrsmesse der Agravis Raiffeisen AG, Messe- und<br />

Kongresszentrum Halle Münsterland, Münster (nur für Fachbesucher)<br />

13. bis 15. März 2015: 31. Emsdettener Frühjahrsmarkt, ganztägig, Innenstadt<br />

20. bis 22. März 2015: 19. Bauen &Wohnen, 10 bis 18 Uhr, Messe- und Kongresszentrum,<br />

Halle Münsterland, Münster<br />

21. und 21. März 2015: Bauen und Wohnen, 11 bis 18 Uhr, Thesingbachhalle,<br />

Velen<br />

14. bis 16. April 2015: Ipomex –Defence Expo, Messe- und Kongresszentrum<br />

Halle Münsterland, Münster (nur für registrierte Besucher)<br />

17. bis 19. April 2015: Ahlener Woche (Gewerbeschau), ab 10 Uhr, Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz,<br />

Ahlen<br />

19. April 2015: Industrietage Ahaus, 10bis 18 Uhr, Gewerbegebiet Ahaus<br />

6. und 7. Mai 2015: Tankstelle &Mittelstand 15, Branchenmesse, Messe- und<br />

Kongresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />

20. und 21. Mai 2015: 2. iaf Kongress Bahnbau, Messe- und Kongresszentrum,<br />

Halle Münsterland, Münster<br />

Das STUDI-Info-Team Ruf 0251.690 -574 |Fax 690 -804 801<br />

berät Sie gern: E-Mail zeitschriften@aschendorff.de<br />

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Anzeigenschluss<br />

ist der 13. März 2015.<br />

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20 GELD & G<br />

„Fitnessprogramm“ für das<br />

regionale Zugpferd<br />

Netzwerk „Grenzenloser Maschinen- und Anlagenbau“, kurz GMA, bietet gerade kleinen und mittleren Untern<br />

vielfältige Lösungsansätze an. Der Blick über den Tellerrand kann sich auszahlen.<br />

Design als Wettbewerbsvorteil: Das deutsch-niederländische Firmenprojekt IDkon, ein Spezialist für Maschinenverkleidungen, entstand aus dem Netzwerk „Grenzenloser Maschinen- und Anlagenbau“.<br />

„Beide Netzwerke zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass sie bei den<br />

Unternehmen und auf dem Markt<br />

angekommen sind.“<br />

Klaus Ehling, Geschäftsführer Münsterland e.V<br />

EARLY<br />

BIRD<br />

muenster.business de<br />

Das erfolgreiche Wirtschaftsportal<br />

„Einer für alle, alle für einen.“ Das<br />

Motto der Drei Musketiere prägt die<br />

Arbeit des Münsterland e.V., einer<br />

der stärksten Regionalinitiativen in<br />

Deutschland. Alle Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />

der vier Münsterlandkreise<br />

und der Stadt Münster<br />

arbeiten dort in Sachen Wirtschaft<br />

Hand in Hand. Jeder von ihnen spezialisiert<br />

sich auf bestimmte Themen<br />

undbearbeitet sie stellvertretend für<br />

die anderen. Gemeinsam mit hiesigen<br />

Unternehmen will Münsterland<br />

e.V. die Marke Münsterland bekannt(er)<br />

machen, in der Region<br />

selbst und über die Region hinaus.<br />

Dies soll über Netzwerke gelingen.<br />

Welche Netzwerke das sind und wie<br />

diese funktionieren, was ihre Stärken<br />

und ihre Schwächen, was ihre<br />

bisherigen Ergebnisse und noch offenen<br />

Ziele sind – diesen Fragen gehen<br />

wir in unserer Serie nach.<br />

Vrkürzte Ve Produktlebenszyklen,<br />

verschärfte Wettbewerbssituation,<br />

Kostendruck<br />

und knappe Ressourcen<br />

–mit diesen Herausforderungen<br />

müssen viele Unternehmen<br />

tagtäglich umgehen. Immer wieder neue<br />

Strategien sind gefordert, Improvisationstalent<br />

und ein Blick für moderne<br />

Technologien und Trends.<br />

Das Netzwerk Grenzenloser Maschinenund<br />

Anlagenbau, kurz GMA, bietet vielfältige<br />

Lösungsansätze an. Gemeinsam<br />

mit starken Partnern aus Branchenverbänden,<br />

Wirtschaftsförderung, Kammern<br />

und Fachhochschulen. In den Geschäftsfeldern<br />

Markt und Marketing<br />

(Systempartnerschaften, Unternehmensdatenbank,<br />

Messen, Workshops), Technik<br />

und Prozessinnovation (Beratung in<br />

der flexiblen Fertigung, Schweißen,<br />

Blechbe- und verarbeitung,Zerspanung)<br />

sowie Weiterbildung (für Inhaber, Einkauf,<br />

Facharbeiter). GMA richtet sich an<br />

die Branchen Aerospace und Transport,<br />

Agrartechnik, Energie- und Umwelttechnik,<br />

Foodtechnik, Kunststofftechnik und<br />

Verpackungstechnik.<br />

„Wichtig ist es uns, dass die Unternehmensführung<br />

und die Mitarbeiter stets<br />

eingebunden werden“, erläutert GMA-<br />

Sprecher Thomas Melchert von der<br />

Handwerkskammer Münster. Eine passgenaue<br />

Förderung sei stets das Ziel, um<br />

Kooperationen sowie Systempartnerschaften<br />

aufzubauen, aktuelle Marktund<br />

Organisationsstrategien aufzustellen,<br />

um Prozessinnovationen auf den<br />

Weg zu bringen, neue Produkte mit<br />

Mehrwert und Nachhaltigkeit zu entwickeln,<br />

sowie das Know-how aller Mitarbeiter<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Unternehmens insgesamt zu stärken.<br />

Das Netzwerk GMA versteht sich als „Fitnessprogramm“,<br />

das die Betriebe „dauerhaft<br />

schlank und leistungsfähig hält“, mit<br />

„Scouts“ wie Thomas Melchert und seinen<br />

Fachkollegen.<br />

Im Fokus aller Aktivitäten steht der freie<br />

und wache Blick über den eigenen Tellerrand<br />

hinaus, um grenzenlos in der Region<br />

und –ineinem zweiten Schritt –<br />

auch grenzenlos in Europa erfolgreich<br />

am Markt mitmischen zu können.<br />

Um diesen besser in den Blick zu bekommen<br />

gibt es Markterkundungsreisen in<br />

Drittländer, Gemeinschaftsstände auf<br />

(inter)nationalen Fachmessen, innovative<br />

Marketingbausteine, Workshops und<br />

themenorientierte Erfahrungsgruppen<br />

rund um erfolgreiches Produktmanagement,<br />

um langfristigeWettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern. Das bezieht sich auch auf<br />

den Herstellungsprozess. Scheuklappen<br />

gibt es beim grenzenlosen Netzwerken<br />

nicht. Auch kleine und mittelständische<br />

Betriebe sollten sich, so Melchert weiter,<br />

neuen Produktionsabläufen nicht verweigern.<br />

Und wie macht man das jenen<br />

Firmenchefs schmackhaft, die bisher zum<br />

Beispiel dachten, Automation sei nur Sache<br />

größerer Unternehmen? Etwa durch<br />

den Einsatz eines Schweißroboters, um<br />

Prozesse in der Produktion auch kleiner<br />

MASCHINEN- UND ANLAGENBAU<br />

Der Maschinen- und Anlagenbau ist die beschäftigungsstärkste Branche des<br />

verarbeitenden Gewerbes im Münsterland. Rund 27 600 Menschen arbeiten<br />

dort, mehr als ein Drittel davon allein im Kreis Warendorf, der damit nach<br />

einer Prognos-Studie (2013) bundesweit bei den Top30-Maschinenbau-Standorten<br />

inDeutschland auf Platz 13 steht. Die gesamte Wertschöpfungskette bringt<br />

es im Münsterland auf 42 000 Arbeitsplätze imMaschinen- und Anlagenbau.<br />

Unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland setzen auch die<br />

Kreise Borken (Platz 27) und Steinfurt (Platz 48) eigene Akzente.<br />

international mischt das Münsterland ebenso vorne mit –mit Exportquoten von<br />

bis zu 80 Prozent. Maschinen werden für die Landwirtschaft, das Ernährungsgewerbe,<br />

die Metallverarbeitung und die Textilbranche produziert. Der Werkzeugmaschinenbau<br />

zählt 3600 Beschäftigte, er fungiert als starker Zulieferer für die<br />

Metallverarbeitung sowie für die Holz- und Kunststoffverarbeitungsbranche.<br />

Nicht wenige Unternehmen haben sich spezialisiert, produzieren Hebezeuge und<br />

Fördermittel, Getriebe, Lager oder Antriebssysteme. Der Branche ist es gelungen,<br />

nach der Wirtschaftskrise mit Umsatzrückgängen von bis zu 25 Prozent<br />

wieder kräftig an Fahrt aufzunehmen. Das gelingt durch eine enge Verzahnung<br />

von Produktion, Forschung, Wissenschaft und Dienstleistungen und nicht zuletzt<br />

durch nachhaltiges netzwerken, das von zahlreichen Förderern wie der<br />

Münsterland e.V. initiiert und unterstützt wird.<br />

und mittelständischer Unternehmen optimieren<br />

zu können. Aber wo bekommt<br />

man die Kenne her und vor allem solch<br />

einen Roboter? Kein Problem, das Netzwerk<br />

GMA arbeitet eng mit dem Handwerkskammer<br />

Bildungszentrum (HBZ)<br />

in Münster zusammen. Unabhängige Informationen,<br />

Entscheidungshilfen,<br />

Schnupperkurse mit Tests und spezifischen<br />

Arbeitsproben gibt es praxisnah –<br />

in der kompletten Schweißroboter-Zelle<br />

des HBZ.<br />

Nach sechs Jahren Netzwerk GMA zieht<br />

Thomas Melchert im Gespräch mit dieser<br />

Zeitung ein positives Fazit: „Wir haben<br />

innerhalb von sechs Jahren 450 Unternehmen<br />

im Netzwerk drin. Diese ansehnliche<br />

Zahl zeigt, dass wir den Nerv der<br />

Unternehmer mit unserem Netzwerkkonzept<br />

getroffen haben.“ Peter Sauer<br />

Engagieren sich für grenzenlosen Maschinen- und An<br />

HWK Münster, Angelika van der Kooi, Projektkoordina<br />

beratung GFW Kreis Warendorf, und Klaus Ehling, Ges<br />

Hermann-Josef Raatgering, WFG Kreis Borken.<br />

ps


ESCHÄFT 21<br />

Brücken<br />

schlagen<br />

ehmen<br />

Netzwerkprojekt „Mechatronik für KMU“ hat<br />

schon über 100 Entwicklungen vorangebracht.<br />

Foto: HBZ Münster /IDkon<br />

„Die Niederländer können die<br />

Deutschen gut bei der Vermarktung<br />

umfassend unterstützen. Die<br />

Deutschen können die Niederländer<br />

gut durch modernste Technologie<br />

unterstützen.“<br />

Thomas Melchert, stellvertretender Geschäftsführer<br />

HWK Münster<br />

Mechanik, Elektronik<br />

und Informatik werden<br />

innerhalb der Produktentwicklung<br />

und Prozessgestaltung<br />

im<br />

Fachgebiet der Mechatronik eng miteinander<br />

verzahnt. Durch das interdisziplinäre<br />

Zusammenwirken von Maschinenbau,<br />

Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

sollen in dem 2009 gegründeten<br />

Netzwerkprojekt „Mechatronik für KMU“<br />

(aus dem grenzüberschreitenden INTER-<br />

REG-IV-A-Programm Deutschland-Nederland)<br />

neue Synergien entstehen, Innovationen<br />

vorangetrieben und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Betriebe gestärkt<br />

werden. Dafür arbeiten alle münsterländischen<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaften,<br />

Kammern, Verbände, Hochschulen<br />

und Dienstleister unter Projektleitung<br />

der Euregio zusammen.<br />

„Alles, waseinen Stecker hat, kann gefördert<br />

werden“, sagt Projektleiterin Angelika<br />

van der Kooi. 70 Prozent der beteiligten<br />

Firmen haben weniger als 100 Mitarbeiter.<br />

Das Netzwerk setzt hier an der Schwachstelle<br />

der kleinen mittelständischen Betriebe<br />

an. Diese haben zwar guteProdukte<br />

und Ideen für Innovationen, aber nicht<br />

die Manpower und das Know-how, ihre<br />

Stärke gewinnbringend voranzutreiben.<br />

Das Netzwerkprojekt „Mechatronik für<br />

KMU“ bietet den Firmen ein Mehrstufenprogramm<br />

an: vom einleitenden Aufschlussgespräch<br />

(Berater prüft mit dem<br />

Unternehmer den Einsatz vonMechatronik<br />

und potenzielle Fördermaßnahmen),<br />

und einem Vertiefungsgespräch (Ingenieure<br />

aus deutschen und niederländischen<br />

Hochschulen unterstützen Unternehmer<br />

bei bedarfsgerechten Mechatronik-Anwendungen)<br />

über die Intensiv-Beratung<br />

(Konzept für technologische Umsetzung)<br />

und Machbarkeitsstudie /Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

bis zum innovativenEntwicklungsprojekt<br />

mit firmeneigenem<br />

Prototyp.<br />

Immer grenzüberschreitend in deutschniederländischer<br />

Kooperation. Die Ländergrenzen<br />

sind zwar längst gefallen,<br />

aber die Netzwerkmitarbeiter müssen<br />

sich mit kulturellen, sprachlichen und<br />

rechtlichen Barrieren auseinandersetzen.<br />

Und sie machen dies so gut, dass bereits<br />

50 Projekteinden Firmen umgesetzt<br />

werden konnten.<br />

Dabei hilft auch das „Netzwerk hinter<br />

dem Netzwerk“, also das Team aus wissenschaftlichen<br />

Experten, etwader Fachhochschule<br />

Münster oder der Universiteit<br />

Twente. ProBetrieb stehen an Fördermitteln<br />

aus dem Topf des Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung und<br />

von den nationalen Partnern des INTER-<br />

REG-IV-A-Programms rund 80 000 Euro<br />

zur Verfügung.<br />

Angelikavan der Kooi vonder Euregio in<br />

Gronau zieht nach fünf Jahren eine positive<br />

Bilanz: „Die Erwartungen wurden<br />

bei Weitem übertroffen. Dank der Unterstützung<br />

durch ,Mechatronik für KMU‘<br />

fanden 179 Intensivberatungen statt, 90<br />

Machbarkeitsstudien wurden durchgeführt<br />

und 106 Entwicklungsprojekte gefördert.<br />

Insgesamt haben rund 257 kleine<br />

und mittelständische Unternehmen finanzielle<br />

Hilfen für mechatronische Innovationen<br />

erhalten.“ Mehrere hundert<br />

weitereBetriebe und Wissenseinrichtungen<br />

haben als Auftragnehmer mittelbar<br />

von dem Förderprojekt profitiert. Weiterer<br />

Gewinn: Fast 150 Innovationen entstanden,<br />

darunter zahlreiche neue und<br />

weiterentwickelte Produkte und Verbesserungen<br />

im Produktionsablauf.<br />

Dabei ist das Netzwerken gerade für kleine<br />

und mittlereBetriebe eine Herausforderung,<br />

weiß Angelika van der Kooi.<br />

„UnsereAufgabe ist es, Brücken zu schlagen<br />

zwischen Theorie und Praxis.“<br />

Ein gutes Beispiel ist das Lengericher<br />

Unternehmen dkon systeme GmbH mit<br />

60 Beschäftigten. Die innovative Produktidee<br />

warda. Eine effizienteund sehr<br />

kleine Windkraftanlage für den privaten<br />

Das Netzwerk soll eine Partnerschaft sein,<br />

die zusammenschweißt. Foto: Münsterland e.V.<br />

Im Netzwerk kommt auch ein moderner Schweißroboter zu Schulungs- und Weiterbildungszwecken<br />

zum Einsatz, um Prozesse in der Produktion auch kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen optimieren zu können.<br />

Foto: HBZ<br />

Gebrauch zu bauen, in Modulbauweise<br />

mit einer Leistung zwischen 0,5 und 2,0<br />

KW und attraktiven Anschaffungskosten<br />

von unter 1000 Euro. Doch wie umsetzen,<br />

wenn das Alltagsgeschäft vollen Einsatz<br />

für andere Dinge erfordert?<br />

Nach einer erfolgreich verlaufenen<br />

Machbarkeitsstudie, der Entwicklung<br />

eines Modells im Kleinmaßstab und dem<br />

Bau einer Miniturbine durch die Fachhochschule<br />

Münster startetedas Lengericher<br />

Unternehmen 2013 per Netzwerk<br />

gemeinsam mit der niederländischen<br />

Partnerfirma Stevens ide Partners aus Enschede<br />

und ElektroService Lengerich mit<br />

der Entwicklung einer kleinen Windturbine<br />

mit vertikaler Rotor-Achse und drei<br />

Marktvorteilen: kein Schattenwurf, geringeGeräuschentwicklung,kleiner<br />

Umfang,<br />

dennoch sehr leistungsfähig.<br />

Es wurden inzwischen drei verschiedene<br />

Prototypen gebaut und erste Feldversuche<br />

gestartet. So inspiriert, gründeten die<br />

Netzwerkpartner die neue Firma IDkon<br />

für Maschinenverkleidungen. Mit ihren<br />

innovativen „Karosserien für Maschinen“<br />

präsentieren sie sich auf der Hannover<br />

Messe 2014.<br />

Solch erfolgreiche Aufbruchstimmung<br />

aus dem Netzwerk heraus freut auch<br />

Manfred Nienhaus von der Gesellschaft<br />

für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf.<br />

Der Innovationsberater arbeitet<br />

mit seinem Kollegen Hermann-Josef<br />

Raatgering von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Kreis Borken eng mit<br />

den Betrieben vor Ort zusammen. Nienhaus<br />

versteht sich als „Scout“, damit gerade<br />

kleinere Firmen den richtigen Kooperationspartner<br />

finden: „In manchen<br />

deutschen Betrieben gibt es am Anfang<br />

noch etwas Zurückhaltung gegenüber<br />

den niederländischen Firmen.“ Da müssen<br />

Nienhaus und seine Kollegen schon<br />

mal alle Vermittlungsregister ziehen.<br />

„Wir müssen dann face to face Überzeugungsarbeit<br />

leisten und auch Ausdauer<br />

und Geduld an den Taglegen.“<br />

Sein Kollege aus Münster, HWK-Wirtschaftsförderer<br />

Thomas Melchert, kennt<br />

das, weiß aber, dass es sich lohnt, als<br />

„Scout“ auch dann am Ball zu bleiben,<br />

wenn Firmen am Anfang noch nicht so<br />

ganz vom Netzwerkgedanken überzeugt<br />

sind. Melchert erinnert sich an ein Projekt<br />

rund um Windkraftanlagen: „Die<br />

Unternehmen sagten hinterher: Wenn<br />

wir vorher geahnt hätten, wie einfach alles<br />

geht, hätten wir uns das Ganze am Anfang<br />

nicht so schwer gemacht.“<br />

Und es gibt nicht wenigeErfolgsbeispiele<br />

des Netzwerkprojektes „Mechatronik für<br />

KMU“. Dem Kunststoffmaschinenentwickler<br />

Adaptec Solution in Ahlen gelang<br />

es etwa, mit der Unterstützung des niederländischen<br />

Unternehmens W.M.V.NL<br />

Europe b.v. inRijssen einen neuartigen<br />

Hochtemperatur-Siebwechsler für die<br />

Kunststoffproduktion zu entwickeln.<br />

Der Ingenieurdienstleister CAE in Beckum<br />

realisierte einen Hochfrequenz-<br />

Elastometer-Prüfstand, mit dem elastische<br />

Bauteile auf ihreSteifigkeit und Verschleißfestigkeit<br />

getestet werden können.<br />

Potenzielle Kunden gibt es im Automobilsektor<br />

und in der Luft- und Raumfahrtbranche.<br />

Peter Sauer<br />

lagenbau: Thomas Melchert, stv. Geschäftsführer<br />

torin KMU Euregio, Manfred Nienhaus, Innovationschäftsführer<br />

Münsterland e.V. (v.l.) Nicht im Bild:<br />

Foto: Peter Sauer<br />

FOLGEPROJEKTE: „IPRO“ UND „GEP“<br />

Nach den Erfolgen der Netzwerke GMA und Mechatronik für KMU sollen inden<br />

kommenden Jahren, auf den bisherigen Erfahrungen aufbauend, zwei Nachfolgeprojekte<br />

anden Start gehen. Das kündigen Angelika van der Kooi und Thomas<br />

Melchert an. Dabei handelt essich zum einen um das Netzwerk IPRO, das<br />

für „intelligente Produkte“ steht, zum anderen um das Netzwerk GEP, das sich<br />

mit Firmen beschäftigt, die „grenzenlos effizient produzieren“.<br />

„Alle kleinen und mittelständischen Betriebe sind angesprochen mitzumachen“,<br />

sagt Vander Kooi. Beim Netzwerk GEP soll die Produkt- und Prozessoptimierung<br />

sowie das Erschließen von Märkten noch stärker als in den Vorgängerprojekten<br />

optimiert werden. Zudem geht es in dem geplanten INTERREG-Projekt<br />

der Euregio um die Einsparung von Energie, eine deutliche Drosselung des<br />

CO²-Ausstoßes und einen umfangreichen Wissenstransfer. Firmen in Deutschland<br />

und den Niederlanden könnten so noch stärker ihr Know-how bündeln,<br />

um strategisch zusammenzu arbeiten und gemeinsam Produkte auf den Markt<br />

zu bringen. Der grenzüberschreitende Technologietransfer soll langfristig zur<br />

Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben führen. Professionelles Projektmanagement<br />

unterstützt die Firmen, wie in den beiden vorangegangenen Netzwerken bereits<br />

erfolgreich praktiziert.<br />

ps<br />

TREND<br />

SCOUT<br />

muenster.business de<br />

Das erfolgreiche Wirtschaftsportal


22 GELD &GESCHÄFT<br />

Von AAA bis D–ein Blick<br />

in die Welt der Ratings<br />

In der Theorie ist alles ganz einfach: Für jedes Modul werden Daten gesammelt, die unterschiedlich<br />

stark gewichtet in eine statistisch-mathematische Ratingfunktion eingehen.<br />

Sie entscheiden darüber, obund zu<br />

welchen Bedingungen es Geld von<br />

der Bank gibt. Doch für viele Mittelständler<br />

gleichen die Methoden, mit<br />

denen Kreditinstitute die Bonität<br />

ihrer Kunden beurteilen, einer Black<br />

Box. Werden Ratingprozess verstanden<br />

hat, kann ihn zu seinen Gunsten<br />

beeinflussen.<br />

„Viele Unternehmen kennen ihr<br />

Rating aber gar nicht.“<br />

Peter Koch, IMAP M&A Consultants<br />

Immer wenn die Wirtschaft an<br />

Fahrt gewinnt, fragen Mittelständler<br />

verstärkt Kredite bei den Banken<br />

nach. Dies belegen eine Umfragen<br />

der Bundesbank. Der<br />

Grund: Die Unternehmen müssen neue<br />

Aufträgevorfinanzieren, Vorräteaufbauen<br />

oder wollen in neue Betriebsmittel investieren.<br />

Doch ob und zu welchen Zinsen eine<br />

Bank einem Unternehmen Kredite gewährt,<br />

hängt maßgeblich vondessen Rating<br />

(engl. „Bewertung“) ab. Das ist ein<br />

Zeugnis, das die Kreditwürdigkeit eines<br />

Unternehmens benotet. Die Bank schätzt<br />

dabei ab, ob sie innerhalb eines Jahres<br />

bei einem Kunden mit Schwierigkeiten<br />

bei der Rückzahlung des geliehenen Geldes<br />

rechnen muss.<br />

„Bei guter Bonität bekommt das Unternehmen<br />

seinen Kredit zu einem niedrigenZins.<br />

Bei schlechterermuss es wegen<br />

des höheren Risikos für die Bank einen<br />

höheren Zins zahlen“, erklärt Alexandra<br />

Böhne, Referatsleiterin Unternehmensfinanzierung<br />

beim Deutschen Industrieund<br />

Handelskammertag (DIHK) in Berlin.<br />

Alle Instituteseien zu solch einer Bonitätsbewertung<br />

verpflichtet,<br />

bevor sie<br />

Kredite gewähren,<br />

sagt Böhne einordnend.<br />

Denn nach den<br />

Basel-II-Vorschriften<br />

bemesse sich daran<br />

die Höhe des Eigenkapitals,<br />

das die Banken<br />

selbst für ihre Kreditengagements<br />

hinterlegen müssten.<br />

Da sich die meisten Mittelständler über<br />

Bankkredite finanzieren, ist gerade für<br />

sie ein ausgewogenes Rating überlebenswichtig.<br />

„Viele Unternehmen kennen ihr<br />

Rating aber gar nicht“, hat Peter Koch,<br />

geschäftsführender Partner bei dem Beratungsunternehmen<br />

IMAP M&A Consultants<br />

in Mannheim, beobachtet. „Noch<br />

seltener wissen sie, welche Faktoren zu<br />

ihrem Ratingergebnis geführt haben oder<br />

wie sie es verbessern können“, fügt Ratingberater<br />

Andreas Münster aus Ratingen<br />

hinzu. Das ist bedenklich, denn wer<br />

sich über Kredite finanzieren will, tut gut<br />

daran, seinen Kundenbetreuerfreiwillig,<br />

regelmäßig und aussagekräftig über die<br />

gegenwärtige Lage und die kurzfristigen<br />

Erfolgsaussichten sowie über die mittelund<br />

langfristigen Entwicklungsaussichtenseines<br />

Unternehmens zu informieren.<br />

Neben den bankinternen Ratings bieten<br />

auch sogenannte Rating-Agenturen ihre<br />

Dienste an: Ab 15 000 Euro bis 20 000<br />

Euro aufwärts erstellen sie ein Unternehmensrating,<br />

wenn der Kunde es in Auftrag<br />

gibt –etwa weil er plant, sich über<br />

eine Anleihe am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen<br />

oder weil er private Investoren<br />

überzeugen möchte.<br />

Neben den global agierenden Platzhirschen<br />

Standard &Poor´s, Moody´s und<br />

FitchRatings fertigen beispielsweise Coface,<br />

Creditreform oder Euler Hermes<br />

hierzulande Ratings speziell für Mittelständler<br />

an. Solch eine externe Bewertung<br />

kann zwar auch die Verhandlungsposition<br />

gegenüber der Hausbank verbessern,<br />

das bankinterne Rating beim<br />

Global gefürchtet und geschätzt sind die großen Ratingagenturen Standard &Poor´s, Moody´s und Fitch Ratings (im Bild die Zentrale inNew York).<br />

Kreditwunsch ersetzt sie jedoch nicht.<br />

Grundsätzlich besteht ein Rating aus vier<br />

verschiedenen Modulen: erstens den<br />

quantitativen Faktoren oder Hard-Facts.<br />

Das sind Daten, die sich beispielsweise<br />

aus der Bilanz oder Gewinn-und-Verlust-<br />

Rechnung ableiten lassen. Zweitens den<br />

qualitativen Faktoren oder Soft-Facts.<br />

Das sind Risikofaktoren für die Bank, die<br />

nicht ohne Weiteres messbar sind, wie etwa<br />

die Qualität des Managements, die<br />

Unternehmensstrategie oder die Qualität<br />

der Planung und Steuerung. Drittens den<br />

Branchendaten, die auf alle Unternehmen<br />

einer Branche gleichermaßen wirken<br />

und Aussagen über die mittelfristige<br />

Entwicklung dieser Branche erlauben.<br />

Schließlich können auch gut aufgestellte<br />

Unternehmen bei einer negativen Entwicklung<br />

ihrer Branche in Schwierigkeiten<br />

geraten.<br />

Und viertens einer individuellen Komponente.<br />

Da die Kreditinstitute laufend<br />

über die wirtschaftliche Situation des<br />

Schuldners informiert sein wollen, berücksichtigen<br />

sie neben vergangenheitsbezogenen<br />

Aspekten wie dem letzten<br />

Jahresabschluss auch zukunftsgerichtete<br />

Faktoren wie Zwischenzahlen oder<br />

Marktaussichten.<br />

Für jedes Modul werden Daten gesammelt,<br />

die unterschiedlich stark gewichtet<br />

in eine statistisch-mathematische Ratingfunktion<br />

eingehen, über die die Ratingnotefür<br />

ein Unternehmen berechnet<br />

wird. Diese Note ist das Ratingergebnis,<br />

Stabil oder nicht stabil? Bei der Frage Kreditwürdigkeit spielt das Rating heute vielfach<br />

eine große Rolle.<br />

Foto: dpa<br />

mit dem der Kunde einer Ratingklasse<br />

zugeteilt wird. Sie besagt, mit welcher<br />

Wahrscheinlichkeit das Kreditinstitut<br />

aufgrund seiner Erfahrung damit rechnet,<br />

dass ein Schuldner während des<br />

kommenden Jahres ausfällt.„Die Bedeutung<br />

der Bewertungsfaktoren richtet sich<br />

immer nach dem Kunden und nach Art,<br />

Qualität und Inhalt der jeweiligen Ratinginformation“,<br />

erläutert der frühere<br />

Commerzbanker Manfred Breuer.<br />

Bei großen Unternehmen mit mehr als<br />

fünf Mio. Euro Jahresumsatz sindfreilich<br />

andere Bewertungskriterien relevant als<br />

bei kleineren Unternehmen, Freiberuflern<br />

oder Existenzgründern. Neugegründete<br />

Unternehmen beispielsweise können<br />

oft noch keine historischen Firmendaten<br />

vorweisen, sodass die Bank bei der<br />

Beurteilung des Ausfallrisikos stärker andere<br />

Informationen wie persönliche<br />

Daten des Existenzgründers, seine Qualifikation,<br />

den Businessplan und die Wettbewerbssituation<br />

heranziehen muss.<br />

Oder die Kundenstruktur: Ein Unternehmen<br />

mit vielen Kunden aus unterschiedlichen<br />

Branchen und Regionen ist weniger<br />

anfällig für Krisen als ein Unternehmen<br />

mit wenigen Kunden. Entsprechend<br />

ist auch seine Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

bei sonst gleichen Bedingungen geringer,<br />

und das kann sich in einer besseren Ratingklasse<br />

bemerkbar machen.<br />

Was wie detailliert abgefragt wird, und<br />

wie stark welche Faktoren das Ergebnis<br />

beeinflussen, kann auch von Bank zu<br />

Bank verschieden sein. Denn jedes Kreditinstituthat<br />

sein eigenes Verfahren entwickelt,<br />

Risikofaktoren auszuwählen<br />

und zu gewichten. Damit hebt es sich von<br />

seinen Mitbewerbern im Wettbewerb ab.<br />

Hinzu kommt, dass die Institute unterschiedliche<br />

Krediteanverschiedene Kunden<br />

ausgegeben, verschiedene Erfahrungen<br />

mit der Rückzahlung dieser Kredite<br />

gemacht haben und über unterschiedliche<br />

Informationen zu einem Kunden verfügen<br />

–dadurch unterscheiden sich im<br />

Einzelfall ihreUrteile. Wegender einheitlichen<br />

aufsichtsrechtlichen Vorgaben<br />

sind Aufbau und Inhalt der bankinternen<br />

Ratings dennoch vergleichbar. ph<br />

Foto: dpa


GELD &GESCHÄFT 23<br />

Gute Kommunikation ist das Aund O<br />

Auch die Banken sind an langfristig guten Beziehungen zu ihren Kunden interessiert.<br />

Gute Finanzkommunikation<br />

ist überlebenswichtig<br />

Grundsätzlich gilt: Hat der<br />

Kunde sein Rating nicht<br />

verstanden, sollte eraktiv<br />

nachfragen, um sich dessen Aussageund<br />

Wirkung erklären zu lassen. „Wer seine<br />

Schwächen kennt, kann daran arbeiten –<br />

und damit sein Rating verbessern“, sagt<br />

Ratingberater Andreas Münster aus Ratingen.<br />

Normalerweise werde die Note<br />

für ein Rating für ein Jahr festgelegt. Allerdings<br />

könne sie auch unterjährig bei<br />

bonitätsrelevanten Veränderungen angepasst<br />

werden.<br />

Viele Unternehmen fürchten, dass vergangeneKrisenjahre<br />

nicht nur Spuren in<br />

ihren Bilanzen hinterlassen haben, sondern<br />

sich dadurch auch negativ auf ihr<br />

Rating auswirken. Diese Sorge ist nicht<br />

ganz unbegründet: Nach einer früheren<br />

DIHK-Umfrage haben zwei Prozent aller<br />

mittelständischen Unternehmen in<br />

Deutschland Finanzierungsprobleme,<br />

weil ihnen die Bank den Geldhahn zugedreht<br />

hat. Weitere 14 Prozent klagen über<br />

schlechtere Kreditkonditionen. „Die<br />

Unternehmen sollten ihrer Hausbank<br />

klarmachen, dass der Einbruch der Geschäftstätigkeit<br />

krisenbedingt einmalig<br />

war und die Geschäfte nun wieder laufen“,<br />

rät Finanzierungsexpertin Alexandra<br />

Böhne vom DIHK. Schließlich seien<br />

auch die Instituteanlangfristig guten Beziehungen<br />

zu ihren Kunden interessiert.<br />

Dazu gehöre auch, dass ihre Kunden am<br />

Markt erfolgreich bestehen könnten. A<br />

und Osei das Gespräch mit der Bank, um<br />

auch in schwierigen Situationen gemeinsam<br />

nach Lösungen zu suchen. ph<br />

So können Firmen<br />

ihr Rating verbessern<br />

Zehn gute Ratschläge, die Unternehmen bei den Kreditverhandlungen<br />

mit einem Geldhaus beherzigen sollten.<br />

Zehn Tipps was Unternehmen tun<br />

können, um ihr Rating zu verbessern:<br />

Informieren Sie sich frühzeitig,<br />

welche Kriterien Ihre Bank für das<br />

Rating heranzieht, wie diese gewichtet<br />

werden und welche Unterlagen<br />

Sie einreichen müssen.<br />

–Ziehen Sie bei Bedarf einen externen<br />

Berater, etwa Ihren Steuerberater oder<br />

einen Wirtschaftsprüfer zur Vorbereitung<br />

auf Ihr Rating hinzu. Sind die Jahresabschlusszahlen<br />

mit einem Vermerk eines<br />

Steuerberaters oder Wirtschaftsprüfers<br />

versehen, erhöht das die Glaubwürdigkeit.<br />

–Gehen Sie gut vorbereitet in die Gespräche<br />

mit Ihrer Bank. Dazu gehört, alle notwendigen<br />

Unterlagen wie etwa Bilanzkennzahlen<br />

aufbereitet und vollständig<br />

parat zu haben. Fragen zu Ihrer Kapitalausstattung,<br />

Wettbewerbsposition, zu erwartende<br />

Geldflüsse sowie zur Organisation<br />

Ihres Unternehmens sollten Sie klar<br />

beantworten können.<br />

–Prüfen Sie, obinIhrem Fall Merkmale<br />

vorliegen, die vom Ratingsystem nicht<br />

standardmäßig abgefragt werden, die<br />

sich aber positiv auf ihre Kreditwürdigkeit<br />

auswirken könnten.<br />

–Informieren Sie Ihren Bankkundenberater<br />

regelmäßig und auch unaufgefordert<br />

über aktuelle Veränderungen wie<br />

beispielsweise einen neuen Großauftrag<br />

o.ä. und dokumentieren Sie Ihre genau<br />

Erfolge.<br />

–Legen Sie auch kritische Punkte offen,<br />

indem Sie gleichzeitig kommunizieren,<br />

welche Gegenmaßnahmen bereits eingeleitet<br />

und welche Zwischenergebnisse erzielt<br />

wurden. So schaffen Sie Transparenz.<br />

–Achten Sie darauf,Ihr Konto anständig<br />

zu führen. Denn das Kontoführungsverhalten<br />

dient der Bank als sogenanntes<br />

Frühwarnsystem. Je länger eine guteZusammenarbeit<br />

zwischen Unternehmen<br />

und Bank besteht, desto besser für das<br />

Rating.<br />

–Halten Sie sich immer an Absprachen<br />

und Vereinbarungen, die Sie mit Ihrer<br />

Bank verabredet haben. Und treffen Sie<br />

nur Versprechen etwa über fristgerechte<br />

Zins- und Tilgungszahlungen, die Sie<br />

auch einhalten können. Damit zeigen Sie<br />

Ihre Zuverlässigkeit.<br />

–Halten Sie Ihre für das Rating relevanten<br />

Unterlagen unaufgefordert auf dem<br />

neuesten Stand.<br />

–Implementieren Sie die Ihnen bekannten<br />

Ratingkriterien dauerhaft in Ihre internen<br />

Steuerungssysteme. Das verbessert<br />

die Eigenkontrolle.<br />

ph<br />

INTERNE RATINGS –EXTERNE RATINGS<br />

Ein Rating ist nicht gleich ein Rating. Zwar handelt es<br />

sich immer um ein Zeugnis, das die Kreditwürdigkeit eines<br />

Schuldners und sein Ausfallrisiko bewertet. Dennoch gibt<br />

es Unterschiede zwischen dem Rating von Staaten oder<br />

internationalen Konzernen und einem Rating, das mittelständische<br />

Unternehmen von ihrer Bank bekommen. Sei<br />

es beim Ziel, das mit dem jeweiligen Rating verfolgt wird,<br />

dem Anlass, dem das Rating dient, dem Vorgehen und<br />

den Kosten –entscheidend ist, ob das Rating von einer<br />

speziellen Ratingagentur oder einem Kreditinstitut erstellt<br />

wird.<br />

Banken vergeben sogenannte interne Ratings. Dazu sind<br />

sie gesetzlich verpflichtet, bevor sie einem Unternehmen<br />

einen Kredit bewilligen und auszahlen. Denn je höher die<br />

Wahrscheinlichkeit ist, dass das Institut das geliehene<br />

Geld nicht zurückbekommt, desto mehr Eigenkapital<br />

muss die Bank für diesen Kredit hinterlegen. Allerdings<br />

ist Eigenkapital teuer für die Bank. Sie hat daher wenig<br />

Interesse an schlechten Krediten. Das interne Rating soll<br />

also Risiken für die Bank vermeiden. Dafür prüft es, ob<br />

das Unternehmen den Kredit tilgen kann. Für ihr Rating-<br />

Urteil schätzt die Bank dabei unter anderem anhand von<br />

Bilanzkennzahlen, der Qualität des Managements und<br />

speziellen Branchendaten ab, ob sie innerhalb eines Jahres<br />

mit Schwierigkeiten bei der Rückzahlung des Darlehens<br />

rechnen muss. Am Ergebnis bemisst sich, in welcher<br />

Höhe und zu welchen Konditionen sie einen Kredit gewährt.<br />

In der Regel erstellen Kreditsachbearbeiter ein solches<br />

internes Rating je nach Größe des Unternehmens innerhalb<br />

weniger Tage. Jede Bank hat dafür ihr eigenes<br />

System. Die Kosten dafür sind in Form einer geringen Gebühr<br />

bereits in den Kreditzinsen, also dem Preis für den<br />

Kredit, enthalten.<br />

Neben diesen Ratings der Banken bieten auch Ratingagenturen<br />

ihre Dienste an, in diesem Fall spricht man von<br />

externen Ratings. Diese umfangreichen Auftrags-Ratings<br />

bieten eine ganzheitliche Analyse und sind universell einsetzbar.<br />

Sie enthalten Zeit- und Branchenvergleiche, zeigen<br />

Entwicklungspotenziale imUnternehmen auf und benennen<br />

Stärken und Schwächen. Solch ein externes Rating<br />

erstellen Analystenteams zusammen mit Branchenspezialisten.<br />

Das dauert vier Wochen und länger und kostet<br />

bis 20 000 Euro aufwärts. Interessant ist diese Dienstleistung<br />

für Unternehmen, die Geld über den Kapitalmarkt<br />

aufnehmen wollen, indem sie eine Unternehmensanleihe<br />

ausgeben. Denn dann gilt es, private Investoren<br />

davon zuüberzeugen, ihnen Mittel zur Verfügung zu stellen.<br />

Andere Anlässe für externe Ratings sind Fusionen<br />

oder Unternehmensnachfolgen. Neben den großen, weltweit<br />

agierenden Ratingagenturen fertigen hierzulande beispielsweise<br />

verschiedene Agenturen speziell fürMittelständler<br />

Ratings an. Solch eine externe Bewertung kann<br />

zwar als Zusatzinformation die Verhandlungsposition<br />

gegenüber der Hausbank verbessern. Das bankinterne Rating<br />

beim Kreditwunsch ersetzt sie jedoch nicht. ph<br />

MARKEN<br />

VIELFALT<br />

TOP-AUSWAHL<br />

VORZUGSANGEBOTE<br />

B<br />

ROLF<br />

BENZ<br />

EINRICHTER SEIT 1874<br />

MACHALKE<br />

www.ottenjann.de<br />

Johann Ottenjann GmbH &Co. KG


Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />

STANDORTPORTRÄT GREVEN 24<br />

Ein verlässlicher und<br />

kompetenter Partner<br />

Die Wirtschaftsförderung Greven unterstützt Unternehmen bei der<br />

Verwirklichung von Expansions- und Investitionsprojekten<br />

Wirtschaftsstandort Greven<br />

–top in der Region<br />

In Greven stehen verschiedene Gewerbe-<br />

und Industrieflächen, mit vielfältigen<br />

Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />

Die hervorragende Infrastruktur macht Greven zu einem äußerst<br />

zugänglichen Standort<br />

Die Gesellschaft zur Entwicklung und Förderung<br />

der Wirtschaft in der Stadt Greven<br />

mbH (GFW) ist als privatwirtschaftlich geführtes<br />

Unternehmen spezialisiert auf die<br />

Gründungs-, Entwicklungs- und Standortberatung<br />

von Firmen. Sie unterstützt Unternehmen<br />

bei der Verwirklichung von Expansions-<br />

oder Investitionsprojekten. Das strategische<br />

Ziel ist die Positionierung Grevens<br />

als Standort des dynamischen Mittelstands.<br />

DiesesZiel erreichtdie GFW durcheine konsequente<br />

Kundenorientierung. Für die gesamteWirtschaft<br />

fungiert die Wirtschaftsförderung<br />

Greven als zentrale Anlauf-, Beratungs-<br />

und Servicestelle und ist zuständig für<br />

das Standortmarketing.<br />

Die Beratung durch die GFW erfolgt streng<br />

vertraulich und umfasst insbesondere im<br />

Bereich der Immobilien einen umfangreichen<br />

kostenlosen Service. Den Kunden<br />

steht ein erfahrenes Team zur Verfügung,<br />

das die Sprache der Wirtschaft versteht<br />

Getreu nach dem Motto „Ideen brauchen<br />

Raum“ wird bei der Wirtschaftsförderung<br />

Greven die Unternehmensbetreuung groß<br />

geschrieben. Egal ob Neuansiedlung oder<br />

Betriebserweiterung oder regelmäßige<br />

Unternehmensbeuche: Die GFW ist ein verlässlicher<br />

und kompetenter Partner.<br />

Auch Grevens Innenstadtentwicklung<br />

und<br />

ein wachsender Einzelhandel<br />

liegen der GFW<br />

am Herzen. Greven ist<br />

als Einkaufsstadt mit<br />

Greven expandiert und wächst – und die GFW hat<br />

großen Anteil daran.<br />

Foto: GFW<br />

münsterländischem Flair sehr attraktiv: Viele<br />

Fachgeschäfte, eine interessante Fußgängerzone<br />

und mehr als 1100 Parkplätze<br />

– das sind nur drei Argumente, die für das<br />

Einkaufen in Greven sprechen.<br />

Um diese Attraktivität noch weiter zu steigern<br />

wurde unter mit Beteiligung von Politik,<br />

Verwaltung, Bürgern, Anwohnern und<br />

verschiedener „handelnder Akteure inder<br />

Innenstadt“ (iHk) das „integrierte Handlungskonzept<br />

Innenstadt“ erstellt. Es ist<br />

Leitfaden für sämtliche städtebaulichen<br />

Maßnahmen in den nächsten Jahren. Die<br />

Grevener Innenstadt wird sich durch die<br />

Rathauspassage, den umgebauten Niederort<br />

sowie den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses<br />

am Standort des ehemaligen<br />

Kaufhauses Magnus weiterentwickeln<br />

und stark verändern.<br />

Mehr Infos gibt es unter:<br />

www.gfw-greven.de<br />

Greven ist ein interessanter Wirtschaftsstandort<br />

für Unternehmen aller Art. Viele<br />

Betriebe –vom kleinen Handwerker bis<br />

zur Industrie –prägen die Wirtschaftsstruktur<br />

und sorgen für einen gesunden<br />

Branchenmix.<br />

Greven verfügt über das größte Gewerbeflächenangebot<br />

im Bereich der IHK Nord-Westfalen.<br />

Innerhalbvon zehn Jahren entstanden<br />

über 2500 zusätzliche Arbeitsplätze, die Anzahl<br />

der ansässigen Unternehmen ist in diesem<br />

Zeitraum ebenfalls gestiegen.<br />

Direkt an der A1(Dortmund –Bremen), in<br />

wenigen Minuten auf der A30(Amsterdam –<br />

Berlin) oder A43(Recklinghausen –Münster),<br />

mit dem Flieger vomFMO Münster/Osnabrück<br />

in die ganze Welt, per Bahn (Hamm/<br />

Münster/ Emden) ins Schienennetz und sogar<br />

auf dem Wasser (Dortmund-Ems-Kanal):<br />

Wenn große Lasten zu transportieren sind,<br />

verfügt Grevenüber eine ausgezeichneteVerkehrsanbindung.<br />

Grevenist aber nicht allein aufgrund der gutenInfrastruktur<br />

und der vielschichtigen Gewerbegebiete<br />

interessant. Die weichen<br />

Standortfaktoren spielen eine ebenso große<br />

Rolle. „Wir halten ein gutes Betreuungsangebot<br />

für Kinder und alle Schulformen vor Ort<br />

bereit. Es gibt ein breit gefächertes Freizeitangebot<br />

und viele verlässliche soziale Netzwerke.<br />

Wir haben eine attraktive Innenstadt<br />

mit guten Einkaufs- und Parkmöglichkeiten<br />

und zahlreiche Veranstaltungshighlights im<br />

ganzen Jahr“, so Bürgermeister PeterVennemeyer.<br />

Die Verkehrsanbindung macht den Standort Greven gerade auch für Logistiker interessant. Foto:<br />

Jan-Philipp Jenke<br />

AirportPark FMO –<br />

Gewerbegrundstücke direkt am Flughafen<br />

Der AirportPark FMO bietet neben großzügigen und flexiblen Grundstückszuschnitten einzigartige Standortvorteile im Münsterland<br />

Business mit exzellenter Verkehrsanbindung<br />

Zwischen Münster und Osnabrück, direkt<br />

an der A1 Hamburg-Köln, entsteht<br />

zurzeit der AirportPark FMO. Vis-à-vis<br />

dem Flughafen Münster/Osnabrück<br />

bietet der neue Businesspark hervorragende<br />

Standortbedingungen mit innovativsten<br />

Mehrwerten und langfristig<br />

flexiblen Expansionsmöglichkeiten.<br />

Schumacher Packaging – Hidden<br />

Champion hat bereits 50 Millionen<br />

Euro investiert<br />

Ein Hidden Champion der Verpackungsindustrie,<br />

das Familienunternehmen<br />

Schumacher Packaging aus dem<br />

fränkischen Ebersdorf bei Coburg, hat<br />

sich unter mehr als 20 Konkurrenzstandorten<br />

für den AirportPark FMO<br />

entschieden. Für den Geschäftsführer,<br />

Björn Schumacher, bietet der Airport-<br />

Park FMO eine optimale Infrastruktur<br />

Neue Gewerbegrundstücke direkt vor dem Flughafen Münster/Osnabrück im AirportPark FMO. Luftbild: AirportparkFMO GmbH, 09/2014<br />

und somit beste Voraussetzungen für<br />

den weiteren Ausbau der europäischen<br />

Präsenz in Märkten wie den Niederlan-<br />

den, Belgien und den skandinavischen<br />

Ländern.<br />

Regio-Logistik expandiert bald vom<br />

AirportPark FMO aus deutschlandweit<br />

Direkt vor Schumacher Packaging baut<br />

die Regio-Logistik Deutschland GmbH<br />

&Co. KG bald ihren neuen Hauptsitz.<br />

Nach der Region Münster/Osnabrück<br />

beabsichtigt der Paketdienstleister mit<br />

Partnernneue Regionen in Deutschland<br />

für das Konzept „same day delivery“ zu<br />

gewinnen. Für Regio-Logistik ist der AirportPark<br />

FMO hierfür der ideale Expansionsstandort.<br />

Überzeugendes Standortpaket<br />

Der AirportPark FMO bietet neben großzügigen<br />

und flexiblen Grundstückszuschnitten<br />

einzigartige Standortvorteile<br />

im Münsterland:<br />

–Direkter Autobahnanschluss an die A1<br />

Hamburg-Köln<br />

– Linienflugverkehr u.a. an die Drehkreuze<br />

Frankfurt, London, Istanbul,<br />

München<br />

–24/7-Betrieb mit langfristiger Expansionsmöglichkeit<br />

– Leistungsstarker Breitbandanschluss<br />

mit optionalem<br />

Daten-Service<br />

–Optionale, kostengünstige<br />

Fernwärmeversorgung über<br />

ein Biomasse-Heizkraftwerk<br />

– Straßenbeleuchtung mit<br />

LED-Technologie<br />

– Ressourcen schonende<br />

und Kosten sparende Versickerung<br />

des Regenwassers<br />

Gerne überzeugen wir auch<br />

Sie:<br />

www.airportparkfmo.de<br />

Udo Schröer, Geschäftsführer<br />

AirportPark FMO GmbH


LEBEN &WISSEN 25<br />

„Wir können unseren<br />

Dank nicht versagen ...“<br />

Das Arbeitszeugnis hat esinsich: Machen es 30 000 Prozesse und eine zu geringe<br />

Aussagekraft auf lange Sicht zu einem Auslaufmodell?<br />

Foto: dpa/Jens Büttner<br />

Rund 30 000 Prozesse jährlich in<br />

Deutschland machen es deutlich:<br />

Arbeitszeugnisse bieten reichlich<br />

Konfliktpotenzial für alle Beteiligten.<br />

Dabei nimmt die Bedeutung von<br />

Arbeitszeugnissen für Personalbeauftragte<br />

bei der Auswahl neuer<br />

Arbeitnehmer generell ab, wie Studien<br />

belegen. Zu ungenau, zu viele<br />

Fehler, eine zu geringe Aussagekraft<br />

wird Zeugnissen attestiert, die sich<br />

nach dem Durchlauf durch einen<br />

Zeugnisgenerator oder das Verwenden<br />

von Textbausteinen oft gleichen<br />

wie ein Ei dem anderen. Experten<br />

empfehlen daher Alternativen zum<br />

Arbeitszeugnis, manche fordern gar<br />

die Abschaffung. Doch dazu wäre<br />

eine Gesetzesänderung nötig<br />

Alle Jahre wieder beschäftigt<br />

ein Thema die deutschen<br />

Arbeitsgerichte: der Streit<br />

ums Arbeitszeugnis. Nach §<br />

109Abs. 1Satz 1Gewerbeordnung<br />

steht jedem Arbeitnehmer bei<br />

Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein<br />

Zeugnis zu, auf Verlangen auch ein die<br />

Leistung und das Verhalten bewertendes<br />

sogenanntes qualifiziertes Arbeitszeugnis.<br />

Dieses Zeugnis muss auf der einen<br />

Seite wahr sein, darf auf der anderen<br />

aber das berufliche Fortkommen des<br />

Arbeitnehmers nicht erschweren – ein<br />

Balanceakt.<br />

Meist enthalten qualifizierte Zeugnisse<br />

inzwischen eine zusammenfassende Gesamtnote.<br />

AusSorgevor kostspieligen gerichtlichen<br />

Auseinandersetzungen gehen<br />

viele Zeugnisersteller lieber auf Nummer<br />

Sicher und geben eher die bessere als die<br />

schlechtere Note. Das führt zu einer<br />

schleichenden Noten-Inflation: Die PMS-<br />

Personalstudie aus dem Jahr 2010, die<br />

die Notenvergabe in qualifizierten Zeugnissen<br />

analysiert, belegt, dass sich im<br />

Vergleich zu 1994 die Anzahl der sehr guten<br />

Bewertungen verdreifacht hat, die<br />

Zahl befriedigender Noten dagegen halbiert.<br />

Die Beweislast für eine Note kann sich vor<br />

Gericht umkehren: Bis zur Note befriedigend<br />

muss der Arbeitnehmer bei einem<br />

Arbeitsgerichtsprozess beweisen, dass er<br />

besser gearbeitet hat. Bei Bewertungen,<br />

die schlechter als befriedigend sind, ist jedoch<br />

der Arbeitgeber in der Beweispflicht,<br />

die unterdurchschnittliche Beurteilung<br />

zu belegen.<br />

Und auch von anderer Seite droht Prozess-Gefahr:<br />

Vom Bundesgerichtshof<br />

wird die Ansicht vertreten, dass der alte<br />

Arbeitgeber einem neuen Arbeitgeber<br />

gegenüber für unrichtige Angaben im<br />

Zeugnis haftet, sofern dem neuen Arbeitgeber<br />

daraus ein Schaden entsteht.<br />

Die Noten, die aus einem Zeugnis abzulesen<br />

sind, richten sich hierzulande nach<br />

einem Code, der sich nach allgemeiner<br />

und auch gerichtlicher Auffassung eingebürgert<br />

hat und dendie mit der Zeugniserstellung<br />

und -sichtung beauftragten<br />

Verantwortlichen beherrschen sollen –<br />

so zumindest die Theorie. Zeugniscodes<br />

sind standardisierteFormulierungen, die<br />

es den Arbeitgebern ermöglichen, das<br />

Verhalten und die Arbeitsleistung des<br />

Arbeitnehmers einzuschätzen.<br />

Ob ein Arbeitszeugnis gut ist oder nicht,<br />

kann schon vonkleinen Wörtern wie „immer“,<br />

„stets“, „vollen“ oder „vollsten“ abhängen.<br />

Ein einheitliches „Code-Buch“<br />

gibt es nicht, doch es gibt Formulierungen,<br />

die in sehr vielen Zeugnissen in der<br />

einen oder anderen Varianteauftauchen.<br />

So gelten „Seine Arbeitsleistung warstets<br />

zu unserer vollsten Zufriedenheit“ oder<br />

„Ihre Arbeitsweise war immer von größterSorgfaltund<br />

Genauigkeit geprägt“ als<br />

sehr guteBewertungen, wohingegen eine<br />

Bewertung wie „im Großen und Ganzen<br />

arbeitete er zu unserer Zufriedenheit“<br />

eine mangelhafte Arbeitsleistung bescheinigt.<br />

Eine solche codierteZeugnissprache gibt<br />

es in der Form nur in Deutschland und<br />

der Schweiz, sie ist mit vielen Problematiken<br />

verbunden. Schwierigkeiten bestehen<br />

vor allem in der Lesbarkeit der<br />

Zeugnisse im Ausland. Ein ausländischer<br />

Arbeitgeber kann gar nicht verstehen,<br />

dass sich hinter der Formulierung „war<br />

wegen seiner Geselligkeit bei der Belegschaft<br />

beliebt“ der Hinweis auf übermäßigen<br />

Alkoholgenuss verbirgt.<br />

Auch abseits der Codes gibt es unzählige<br />

Möglichkeiten, Kritik am Verhalten von<br />

Arbeitnehmern unterzubringen. Formfehler,beredtesSchweigen<br />

durch Auslassungen,<br />

widersprüchliche Textbausteine:<br />

Rund 80% der in der PMS-Personalstudie<br />

untersuchten Zeugnisse weisen so gravierende<br />

Auffälligkeiten auf, dass die gute<br />

Gesamtnote nicht mehr glaubwürdig<br />

wirkt. Das kann einerseits auf Unkenntnis<br />

des Zeugniserstellers zurückzuführen<br />

sein. Es kann aber auch ein Hinweis darauf<br />

sein, dass Leerstellen und Widersprüche<br />

in der Bewertung benutzt werden,<br />

um eine guteoder sehr guteGesamtwertung<br />

auf versteckte Weise wieder zu<br />

relativieren oder gar zu entkräften. Solche<br />

Feinheiten kann aber nur ein Zeugnisexperte<br />

entdecken, jeder Laie wird<br />

hier beim „Zwischen-den-Zeilen-lesen“<br />

scheitern.<br />

Die Fallstricke, die nicht einwandfreie<br />

Anwendungen der Codes mit sich bringen,<br />

sind nicht zu unterschätzen. In vielen<br />

Unternehmen schreiben sich Arbeitnehmer<br />

ihr Zeugnis inzwischen selbst.<br />

Sie, aber auch nicht so versierte Zeugnisersteller,<br />

oft in kleinen und mittleren<br />

Betrieben, kennen die Codes nicht gut genug<br />

oder wenden sie falsch an, sodass im<br />

schlimmsten Fall ein vermeintlich gutes<br />

oder gut gemeintes Zeugnis zwar gut<br />

klingt, aber genau das Gegenteil bedeutet.<br />

Durch den Einsatz von Textbausteinen<br />

oder durch Zeugnisgeneratoren gleichen<br />

<strong>DIE</strong> GÄNGIGSTEN CODES<br />

Arbeitsleistung:<br />

„stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ –sehr gut<br />

„stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ –gut<br />

„im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“ -mangelhaft<br />

Arbeitserfolg und Arbeitsweise:<br />

„stets mit größter Sorgfalt und Genauigkeit“ –sehr gut<br />

„mit großer Sorgfalt und Genauigkeit“ –gut<br />

„mit Sorgfalt und Genauigkeit“ –befriedigend<br />

„im Allgemeinen mit ...“ –ausreichend<br />

Versteckte Hinweise:<br />

„durch aufgeschlossenes Wesen bei Mitarbeitern gern gesehen“<br />

–Quasselstrippe<br />

„bewältigte Aufgaben stets im Alleingang“ –Einzelgänger<br />

„verstand es aufgrund ausgeprägter Kooperationsbereitschaft,<br />

Kollegen in eigene Arbeitsabläufe erfolgreich einzubinden“<br />

–Drückeberger<br />

„war mit Interesse bei der Sache“ –faul<br />

Danksagungs- und Bedauernsformeln:<br />

„Wir bedauern das Ausscheiden und bedanken uns für die<br />

stets sehr gute Zusammenarbeit“ –sehr gut<br />

„Wir können unseren Dank für die stete Arbeitsbereitschaft<br />

nicht versagen“ –ausreichend<br />

Auch das komplette Weglassen der Danksagungs- und/<br />

oder Bedauernsformel kann negativ gewertet werden.<br />

Trennungsformeln geben Aufschluss über die Umstände,<br />

die zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses geführt haben:<br />

„verlässt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch“ -der<br />

Arbeitnehmer hat gekündigt<br />

„Das Arbeitsverhältnis endete am...“ -Kündigung durch<br />

Arbeitgeber<br />

sich viele Arbeitszeugnisse fast aufs Haar.<br />

Damit ist weder dem Arbeitnehmer gedient,<br />

dessen Arbeit womöglich nicht<br />

richtig gewürdigt wird, noch dem Arbeitgeber,der<br />

sich zwar Zeitaufwand erspart,<br />

seinem Unternehmen aber mit einem<br />

schlecht gemachten Zeugnis, das Gleichgültigkeit<br />

gegenüber dem ehemaligen<br />

Arbeitnehmer ausdrückt, eine negative<br />

Visitenkarte ausstellt. Beate Schräder


26 LEBEN &WISSEN<br />

WAS GEHÖRT INEIN ARBEITSZEUGNIS?<br />

Der Arbeitgeber ist zur Ausstellung eines Zeugnisses verpflichtet.<br />

Der Anspruch auf ein Zeugnis entsteht bei Beendigung<br />

des Arbeitsverhältnisses. Das Zeugnis ist schriftlich<br />

auf Firmenpapier zu erteilen und muss vom Arbeitgeber<br />

oder einem diensthöheren Angestellten persönlich<br />

unterschrieben sein. Es muss sauber geschrieben und frei<br />

von Rechtschreibfehlern sein.<br />

Unterschieden wird zwischen einfachem und qualifiziertem<br />

Arbeitszeugnis, letzteres muss auf Verlangen des<br />

Arbeitnehmers erstellt werden.<br />

–Das einfache Zeugnis enthält Angaben zu Beginn und<br />

Ende sowie Art der Tätigkeit.<br />

–Das qualifizierte Zeugnis enthält zusätzlich Angaben<br />

zum Verhalten des Arbeitnehmers im Betrieb, Führungsqualitäten<br />

und Arbeitsleistung (zum Beispiel Arbeitserfolg,<br />

Fachkenntnisse, Verhandlungsgeschick).<br />

In der Regel haben Arbeitszeugnisse einen einheitlichen<br />

Aufbau, zu dem neben der Einführung eine kurze Beschreibung<br />

der beruflichen Entwicklung im Unternehmen<br />

zählt. Danach folgen eine Stellenbeschreibung der zuletzt<br />

ausgeführten Tätigkeit sowie eine Leistungsbeurteilung<br />

und eine Leistungszusammenfassung. Außerdem bewertet<br />

der Arbeitgeber auch das soziale Verhalten. Zum Schluss<br />

finden sich die Begründung für die Beendigung des<br />

Arbeitsverhältnisses sowie Dank, Bedauern und gute<br />

Wünsche für die Zukunft.<br />

Das Zeugnis muss der Wahrheit entsprechen, aber gleichzeitig<br />

wohlwollend sein, es darf das berufliche Fortkommen<br />

des Arbeitnehmers nicht erschweren.<br />

Bei einem triftigen Grund können Arbeitnehmer auch Anspruch<br />

auf die Erstellung eines Zwischenzeugnisses haben,<br />

so zum Beispiel bei bevorstehender Kündigung, Vorgesetztenwechsel,<br />

Elternzeit. Das Zwischenzeugnis besteht<br />

aus denselben Elementen wie das Endzeugnis, es muss jedoch<br />

in der Gegenwartsform geschrieben sein, die<br />

Schlussformel fehlt.<br />

Hilfe bei der Erstellung oder auch Bewertung von<br />

Arbeitszeugnissen finden Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

z.B. bei Personalberatungen oder Fachanwälten, aber<br />

auch online zum Beispiel unter folgenden Adressen. bs<br />

arbeitszeugnis-generator.com<br />

arbeitszeugnis-info.de<br />

Inhalt und Form müssen stimmen. Ein Arbeitszeugnis ist mehr als ein knapper Beleg für eine Tätigkeit.<br />

„Durch aufgeschlossenes Wesen bei<br />

Mitarbeitern gern gesehen.“<br />

Eine solche Formulierung im Arbeitszeugnis weist Experten<br />

darauf hin, dass es sich bei der Person um eine<br />

„Quasselstrippe“ handelt.<br />

DAMIT IHRE KUNDEN<br />

IMMER ANSIE DENKEN!<br />

Fluch des<br />

Wohlwollens<br />

Das persönliche Empfehlungsschreiben könnte die<br />

Alternative zum Arbeitszeugnis sein.<br />

Liefern Arbeitszeugnisse überhaupt<br />

noch wertvolle Informationen zur<br />

Auswahl geeigneter Bewerber? Die<br />

Noteninflation hin zu immer besseren<br />

Beurteilungen geht vor allem zulasten<br />

der wirklich guten Leistungen,<br />

die durch die verwässerten<br />

Arbeitszeugnisse von mittelmäßigen<br />

Leistungen kaum noch zu unterscheiden<br />

sind.<br />

Laut Studien gehen viele Personaler<br />

inzwischen eher dazu<br />

über, Arbeitszeugnisse als Beleg<br />

für Angaben im Lebenslauf<br />

zu nehmen oder um Tätigkeitsprofile<br />

abzugleichen, als auf die Bewertung<br />

zu schauen. Wenn der Trend zu<br />

immer besseren Zeugnissen weiter anhält,<br />

ist es nur eine Frageder Zeit, bis diese<br />

als Leistungsnachweis ihre Aussagekraft<br />

komplett verlieren. Zeugnisse können<br />

generell für den nachfolgenden<br />

Arbeitgeber immer nur einen ungefähren<br />

Anhaltspunkt bieten, ob der Arbeitnehmer<br />

tatsächlich die bescheinigten Eigenschaften<br />

besitzt. Jeder Arbeitgeber ist daher<br />

gut beraten, in der Probezeit den<br />

Arbeitnehmer genau zu beobachten.<br />

Sind Arbeitszeugnisse also ein Auslaufmodell?<br />

Es gibt Experten wie den selbstständigen<br />

Personalberater Karl-Heinz<br />

List, der im November in einem „Zeit“-Artikel<br />

dafür plädierte, die Bewertung in<br />

Arbeitszeugnissen aufgrund des „Fluchs<br />

des Wohlwollens“ ganz abzuschaffen.<br />

Foto: Fotolia<br />

Wenn jeder ein gutes Zeugnis bekomme,<br />

sei das für die Beurteilten ganz angenehm.<br />

Allerdings habe dann auch kein<br />

Zeugnis mehr wirklich einen Wert.<br />

List schlägt vor, auf die Beurteilung von<br />

Leistung und Arbeitsverhalten ganz zu<br />

verzichten und dem Arbeitnehmer stattdessen<br />

zu bescheinigen, welche Aufgaben<br />

er bei seiner Tätigkeit erledigt hat<br />

und welche Anforderungskriterien dafür<br />

notwendig waren. Eine Aufzählung der<br />

geforderten Fähigkeiten würde dieses<br />

„Job-Profil“ dann abrunden. Ein solches<br />

Profil hätte für beide Seiten einen Nutzen:<br />

Dem Arbeitgeber erleichtert es die<br />

Vorauswahl aus einer Vielzahl von Bewerbungen,<br />

dem Bewerber würden die<br />

Kriterien zur Anregung dienen, Stärken<br />

auch im Bewerbungsschreiben hervorzuheben<br />

und damit die Chancen auf die<br />

neue Stelle zu erhöhen.<br />

Einen weiteren Vorteil sieht List darin,<br />

dass ein Zeugnis ohne Leistungsbeurteilung<br />

weniger Konfliktstoff bietet, was<br />

auch die Arbeitsgerichtsprozesse reduzieren<br />

würde.<br />

Andere Experten handeln das persönliche<br />

Empfehlungsschreiben als Alternative<br />

zum Arbeitszeugnis. Es hätte deutlich<br />

höhere Aussagekraft als das meist wohlwollende<br />

Zeugnis, zumal es freiwillig<br />

vom Vorgesetzten erstellt würde.<br />

Um jedoch generell Veränderungen zu<br />

ermöglichen, bedürfteeseiner Gesetzesänderung<br />

–denn Arbeitszeugnisse sind<br />

nun einmal gesetzliche Pflicht. bs<br />

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DAS ARBEITSZEUGNIS HAT EINE LANGE GESCHICHTE<br />

Die ersten Arbeitszeugnisse gab es bereits im 16. Jahrhundert, gesetzlich geregelt<br />

war die Ausstellung in der Reichspolizeiordnung aus dem Jahr 1530.<br />

Knechte und Mägde bekamen „Atteste fürdas ordnungsgemäße Ausscheiden“,<br />

die belegten, dass derjenige auf ehrliche Weise und mit Zustimmung des letzten<br />

Dienstherren gegangen war. Ohne Attest gab es keine neue Arbeitsstelle.<br />

Im Jahr 1846 wurde in Preußen das Gesindedienstbuch eingeführt, worin der<br />

Dienstherr bei der Entlassung Vermerke über das Benehmen eintrug. Die Bediensteten<br />

mussten ihr Zeugnisbuch vor Dienstantritt und bei jedem Wechsel<br />

der jeweiligen Polizeibehörde vorlegen und abstempeln lassen.<br />

Anfang 1900 wurde der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis durch das Inkrafttreten<br />

des BGB juristisch geregelt. Seither sind Wahrheit und Wohlwollen die wichtigsten<br />

Grundsätze imZeugnisrecht. 1963 formulierte der Bundesgerichtshof, dass<br />

das Arbeitszeugnis „von verständigem Wohlwollen fürden Arbeitnehmer getragen<br />

sein muss und ihm sein weiteres Fortkommen nicht unnötig erschweren<br />

darf“. Seit 2003 wird der Zeugnisanspruch für fast alle Arbeitsverhältnisse aus<br />

der Gewerbeordnung abgeleitet.<br />

bs


LEBEN &WISSEN 27<br />

Mein Stadion, meine Stars,<br />

mein TV-Vertrag<br />

Warum der hoch dotierte, neue englische TV-Vertrag eine ungute Entwicklung des Fußballs bedeutet –<br />

und die deutsche Liga panisch reagiert.<br />

Der Mann, der in Deutschland Christian<br />

Seifert ist, Geschäftsführer der<br />

Deutschen Fußball Liga, ist in England<br />

Richard Scudamore. 55 Jahre<br />

alt, hoher Scheitel, verbindlicher<br />

Auftritt. Einer, der sein Geschäft zu<br />

verstehen scheint: Gerade hat er<br />

einen milliardenschweren Fernsehvertrag<br />

für die englische Premier<br />

League abgeschlossen, seither ist die<br />

Fußball-Seele in England gespalten<br />

und jene in Deutschland in Aufruhr:<br />

Von 2016 bis 2019 kassiert die englische<br />

Liga 6,9 Milliarden Euro –exklusive<br />

der Auslandsrechte. Zum<br />

Vergleich: In Deutschland läuft der<br />

bestehende und seinerzeit bejubelte<br />

Vierjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen<br />

von 2,51 Milliarden<br />

Euro im Sommer 2017 aus –inklusive<br />

der Auslandsrechte.<br />

„Ich denke, die Preise werden,<br />

was Gehälter und Transfers angeht,<br />

steigen. Daher wäre es<br />

wünschenswert, wenn die Bundesliga<br />

das gleiche Geld erhält,<br />

damit wir Schritt halten können.“<br />

Klaus Allofs, Geschäftsführer VfL Wolfsburg<br />

Wie die „Welt“ errechnete,<br />

werden damit<br />

die 20 englischen Vereine<br />

schon bald zu<br />

den 40 reichsten<br />

Clubs weltweit gehören. Reichtum, den<br />

sie vorallemden besonderen Verhältnissen<br />

in Großbritannien zu verdanken haben:<br />

Während in Deutschland der Rechteinhaber<br />

Sky als Bezahl-TV mit langem<br />

Durchhaltewillen und durch alle rote<br />

Zahlen einen Stamm von vier Millionen<br />

Kunden aufgebaut hat, zählen die beiden<br />

großen Anbieter in England 15 Millionen<br />

Abonnenten. Für ihre Kunden überboten<br />

sich British Telecommunications und Sky<br />

in diesem wahnwitzigen Wettstreit und<br />

teilten das Feld am Ende auf. Wasdas für<br />

Clubs und Liga heißt, ist klar: Mehr Topstars,<br />

aber auch mehr mittelmäßigeFußballer,<br />

die Millionensummen<br />

kosten,<br />

aber eigentlich<br />

nicht verdienen.<br />

Und: Mehr Glanz<br />

in neuen Stadien,<br />

aber auch ganz viel<br />

Leerlauf für den<br />

eigenen Nachwuchs.<br />

Denn auch<br />

das gehört zur<br />

Wahrheit: Über die<br />

Internationalisierung<br />

der englischen<br />

Liga und ihren Vorsprung durch<br />

früh begonnene und konsequente Vermarktung<br />

ist die englische Fußball-Nationalmannschaft<br />

immer schlechter geworden<br />

–weil den Talenten die Plätze<br />

fehlen.<br />

Und am Ende gilt die Erkenntnis, die Bayer<br />

Leverkusens Trainer Roger Schmidt<br />

gerne aufwärmt, wenn es um Chancengleichheit<br />

geht: „Am Ende können auch<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

BT und Sky zahlen Unsummen für die Übertragungsrechte und machen die englischen Clubs in der Premier League zu den reichsten weltweit.<br />

beim Gegner nur elf Akteure spielen.“<br />

Eine Relativierung der verrutschten Verhältnisse,<br />

die sich ganz gut nährt: Englische<br />

Clubs sind auch bislang besser ausgestattet<br />

gewesen –und dominieren doch<br />

nichtautomatisch den europäischen Vereinsfußball.<br />

Umso bemerkenswerter ist die Reaktion<br />

in der Bundesliga. Kaum war die Kunde<br />

der englischen Geldvermehrung da,<br />

schon hetzte die deutsche Liga hechelnd<br />

hinterher. Schalkes Manager Horst Held<br />

beklagte, dass „der Letzte in England<br />

mehr bekommt als der Erste inDeutschland“<br />

und schloss: „Man muss über viele<br />

Dinge nachdenken, wie man die große<br />

Lückeschließen kann.“ Gladbachs ManagerMax<br />

Eberl will „unter Umständen mit<br />

Traditionen brechen, um im Wettbewerb<br />

mithalten zu können“. Und Wolfsburgs<br />

Klaus Allofs analysierte griffig: „Ich denke,<br />

die Preise werden, was Gehälter und<br />

Transfers angeht, steigen. Daher wäre es<br />

wünschenswert, wenn die Bundesliga<br />

das gleiche Geld erhält, damit wir Schritt<br />

halten können.“ Seine Empfehlung: „Es<br />

müssen in Deutschland einfach mehr<br />

Menschen Pay-TV schauen.“ Punkt.<br />

Wenn die DFL im April 2016 den neuen<br />

TV-Vertrag aushandelt, kommt alles auf<br />

den Prüfstand, um das Produkt für das<br />

Bezahl-TV noch teurer zu machen: Die<br />

Liga wird sich umKonkurrenz für Bieter<br />

Sky bemühen, wird ihre Auslandsvermarktung<br />

–derzeit Thema Nummer 1bei<br />

DFL-Chef Seifert –weiter vorantreiben<br />

und auch wieder manche heiligeKuh vor<br />

sich hertreiben: Kaum mehr Bilder im<br />

Free-TV, eine weitere Zerfaserung der<br />

Spieltage, obwohl schon jetzt die neun<br />

Spiele der Bundesligazufünf verschiedenen<br />

Zeiten angepfiffen werden. Seifert<br />

nimmt schon Fahrt auf, wenn er sagt:<br />

„Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb<br />

der Ligen.“ Und fragt:<br />

„Sind wir auch bereit für unpopuläre<br />

Maßnahmen?“<br />

Olaf Kupfer<br />

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Foto: AFP


28 LEBEN &<br />

Westfalen feiert<br />

200. Geburtstag<br />

Der Wiener Kongress stellte 1815 die Weichen für preußische<br />

Provinzen zwischen Rhein und Weser<br />

Das Jahr ist noch jung. Die Jahreszahl<br />

2015 lohnt einen historischen<br />

Rückblick. Schauen wir also einmal<br />

200 Jahre zurück: Potentaten und<br />

Diplomaten aus fast allen europäischenStaaten<br />

tagen, tanzen und turteln<br />

zur Jahreswende 1814/15inden<br />

Palästen Wiensumdie Wette. Der österreichische<br />

Staatsmann Clemens<br />

Wenzel von Metternich zieht die Fäden,<br />

und nach feinen diplomatischen<br />

Winkelzügen tagsüber wird<br />

abends in den feinen Salons gespeist<br />

und gefeiert.<br />

Seit Herbst des Jahres 1814 geben<br />

sich die führenden politischen<br />

Köpfe mit großem Gefolge<br />

und ihren Liebchen ein<br />

munteres Stelldichein in der<br />

Kaiserstadt. Natürlich wird nicht nur getanzt,<br />

wie populäre Spielfilme über jene<br />

Zeit uns weismachen wollen. Denn im Juni<br />

1815 liegen dickeSchlussverträgevor.<br />

In diesen bekommt Europa nach fast zwei<br />

Jahrzehnten Krieg, angezettelt von<br />

einem schier unersättlichen Napoleon,<br />

eine neue Gestalt, die rund 100Jahrehalten<br />

wird und in Grundzügen übrigens<br />

2015: Jubiläen, Gedenktage, Geburtstage<br />

Der Dichter Matthias Claudius („Der Mond ist aufgegangen“)<br />

starb vor 200 Jahren am 21. Januar.<br />

Der Schauspieler Stan Laurel wurde 1890 geboren und<br />

starb vor 50Jahren am 23. Februar.<br />

Caspar David Friedrich, der romantische Landschaftsmaler,<br />

starb vor 175 Jahren, am 7. Mai 1840 in Dresden.<br />

Am 7. Mai vor 175 Jahren kam der russische Komponist<br />

Peter Tschaikowsky zur Welt.<br />

Zum 750. Mal jährt sich 2015 der Geburtstag des italienischen<br />

Dichters Dante Alighieri. Er wurde 1265 in Florenz<br />

geboren.<br />

Nur wenige Jahre dauert die Schaffensphase des niederländischen<br />

Malers Vincent van Gogh. Er starb vor<br />

125 Jahren, am 29. Juli 1890.<br />

Die Schauspielerin Ingrid Bergmann kam am 29. August<br />

vor 100 Jahren in Schweden zur Welt.<br />

Der Maler Lucas Cranach d. J. erblickte am4.Oktober<br />

vor 500 Jahren in Wittenberg das Licht der Welt.<br />

Max und Moritz, Lausbuben aus der Feder von Wilhelm<br />

Busch, stellen seit 150 Jahren das Leben ihrer armen<br />

Mitbürger auf den Kopf.<br />

dpa/loy<br />

Typisch westfälisch: Die Aufschnitt-Schneidemaschine „Westfalia“ aus Witten ist ein<br />

Produkt der Industrieregion Westfalen in den 1920er Jahren. Foto: Museum Dortmund<br />

auch heutenoch erkennbar ist. Napoleon<br />

freilich wird–während der Kongress tagt<br />

–noch einmal für beträchtliche Unruhe<br />

sorgenund im Frühjahr 1815 nach seiner<br />

Flucht vonder Insel Elba für 100Tageerneut<br />

die Tagesordnung<br />

bestimmen.<br />

Doch am 18.<br />

Juni 1815 erlebt<br />

er gegen die vereinigten<br />

Truppen<br />

Wellingtons und<br />

Blüchers südlich<br />

von Brüssel sein<br />

„Waterloo“. Bel-<br />

„Alles, was Europa an erlauchten<br />

Persönlichkeiten umfasst, ist in<br />

hervorragender Weise vertreten.“<br />

Der Generalsekretär auf dem Wiener Kongress,<br />

Friedrich von Gentz<br />

Diplomaten des Wiener Kongresses in einem zeitgenössischen Kupferstich von Jean Godefroy nach dem Gemälde von<br />

Jean-Baptiste Isabey. Der Stich war kürzlich in einer Studioausstellung über Westfalens Geschichte imLandesmuseum<br />

in Münster zu sehen. Foto: pp<br />

gien wird dieser<br />

Wendemarke mit historischem Schlachtengetümmel<br />

gedenken.<br />

Ausgangspunkt für das neue Westfalen,<br />

das von 1807 bis 1814 für wenige Jahre<br />

durch Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte<br />

von Kassel aus regiert wird, ist vor<br />

200 Jahren der Wiener Kongress. 1815<br />

werden Westfalen und die Rheinlande zu<br />

preußischen Provinzen und bilden später,<br />

ergänzt um das Land Lippe, die Landesteile<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

das die britische Besatzungsmacht<br />

1946 ins Leben ruft.<br />

2002 präsentierte das Westfälische Landesmuseum<br />

für Kunst und KulturgeschichteinMünster<br />

bereits die Anfänge<br />

westfälischer Geschichte unter<br />

preußischem Einfluss. Es wareine Zeit<br />

des Wandels und des wirtschaftlichindustriellen<br />

Aufstiegs. Freilich war<br />

die Verbindung<br />

aus<br />

Westfalen und<br />

Preußen keine<br />

Liebesheirat,<br />

wie noch<br />

die Konflikte<br />

zwischen Katholischer<br />

Kirche und<br />

Bismarck-<br />

Reich Ende des 19.Jahrhunderts belegen.<br />

Doch spätestens 100 Jahre<br />

nach dem Wiener Kongress wollten<br />

auch die katholischen Westfalen<br />

treue Gefolgsleute des Kaisers sein.<br />

Nicht zuletzt die Gründung mancher<br />

Sportvereine unter dem Siegel<br />

„Preußen“ oder „Borussia“ zeigen<br />

an, dass Westfalen und das Rheinland<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

preußisch gesonnen sind.<br />

Für 2015 planen das Museum für<br />

Kunst und Kulturgeschichte der<br />

Stadt Dortmund, der Landschaftsverband<br />

Westfalen-Lippe und<br />

der Westfälische Heimatbund<br />

eine Ausstellung. Unter<br />

dem Titel „Westfalen 1815-<br />

2015“ soll vom 28. August<br />

2015 an ein halbes Jahr lang<br />

bis Ende Februar 2016 die<br />

Geschichte der Region<br />

Westfalen anschaulich und<br />

greifbar werden.<br />

Landesrätin Dr. Barbara<br />

Repräsentanten und Bürger Münsters feiern 1865 den 50. Jahrestag der Gründun<br />

den Tonan. Im Wappen unseres Bundeslandes Nordrhein-Westfalen steht das steig<br />

Rüschoff-Thale bemerkt<br />

dazu: „Die Ausstellung will<br />

ein Bewusstsein dafür schaffen,<br />

dass regionale Identität immer<br />

auf Stereotypen basiert, die<br />

konstruiert sind und sich wandeln.<br />

Dementsprechend unterschieden<br />

sich auch die mit Westfalen<br />

verknüpften Stereotype im<br />

Laufe der Zeit voneinander. Welche<br />

dies zu verschiedenen Zeiten<br />

waren, welche Interessen und<br />

Akteure diese Identitätsstiftungenjeweils<br />

förderten und wie die<br />

Menschen in Westfalen sie auch<br />

teilten, das wird die Ausstellung<br />

sichtbar machen.“<br />

Die Ausstellung will mithin<br />

überprüfen, wasMenschen heute<br />

mit Westfalen verbinden, ob<br />

die Region überhaupt Bezugspunkt<br />

für regionale<br />

Identitäten ist. Dabei werden mit Hilfe<br />

von rund 800 Exponaten historische Ereignisse<br />

und prägende Persönlichkeiten<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

wie der Freiherr<br />

vom Stein<br />

ebenso vorgestellt<br />

wie Aspekte<br />

der Massenkultur<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

–von Schützenfesten<br />

bis hin<br />

zum Fußball.<br />

Zu den westfälischen Besonderheiten gehören<br />

auch die Gegensätze in der Region:<br />

ländliche gegenüber industrialisierten<br />

Regionen, katholische gegenüber protes-<br />

(„Ruhrpolen“, später Gastar<br />

Bund<br />

tantischen Gegenden, die<br />

Migration aus und nach<br />

Ein<br />

ches<br />

dago<br />

gram<br />

Them<br />

len“<br />

in die<br />

neint<br />

Für<br />

Buberl, die Kuratorin der A<br />

Dortmund, waresbesonders<br />

Vielfalt Westfalens neu zu e<br />

verwundert daher auch nich<br />

„Die Ausstellung will überprüfen,<br />

was Menschen heute mit Westfalen<br />

verbinden.“<br />

Landesrätin Barbara Rüschoff-Thale


WISSEN 29<br />

„Hier lässt es<br />

sich gut leben“<br />

Ausstellung macht Appetit auf ganz viel Westfalen<br />

Nicht Münster ist 2015 der Nabel<br />

Westfalens, sonderndie mit Abstand<br />

größte westfälische Stadt: Dortmund.<br />

Am 28. August wird dort im<br />

Museum für Kunst und Kulturgeschichte<br />

die mit einiger Spannung<br />

erwartete Ausstellung „Westfalen<br />

1815-2015“ eröffnet.<br />

Die Kunsthistorikerin Dr.<br />

BrigitteBuberl bereitet die<br />

Jubiläumsausstellung<br />

über Westfalen vor. Sie<br />

wird vom 28. August 2015<br />

bis zum 28. Februar 2016 gezeigt. Diese<br />

Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Westfälischen Heimatbund,<br />

der sein 100-jähriges Bestehen<br />

feiert.<br />

Frau Buberl, Sie sind dem Namen<br />

und der Sprache nach Niederbayerin<br />

und beschäftigen sich mit Westfalen?<br />

Brigitte Buberl:<br />

Ja, tatsächlich.<br />

Ich stamme aus<br />

dem Bayerischen<br />

Wald, und zwar<br />

aus Lam. Aber als<br />

ich fünf Jahre alt<br />

war, bin ich mit<br />

der Familie bereits<br />

nach Kelheim bei Regensburggezogen.<br />

Aber Sie haben recht. Aus der Perspektive<br />

des Bayerischen Waldes hatten<br />

wir damals überhaupt keine Vorstellung<br />

von Westfalen.<br />

„Wir möchten vor allem zeigen,<br />

wie schön Westfalen ist.“<br />

Ausstellungskuratorin Dr. Brigitte Buberl<br />

Wie kamen Sie denn eigentlich dazu,<br />

sich jetzt als Kuratorin für diese<br />

Jubiläumsausstellung ins Zeug zu<br />

legen?<br />

Buberl: Das hängt sicher auch mit dem<br />

heterogenen Begriff „Westfalen“ zusammen.<br />

Auf der einen Seite sprechen wir<br />

von einem 200-jährigen Bestehen Westfalens<br />

als preußische Provinz. Aber natürlich<br />

ist der Begriff „Westfalen“ viel älter.<br />

Dann wiederum betrachte ich zum<br />

Beispiel die Dortmunder,die sich eigentlich<br />

nicht zuallererst als Westfalen, sondern<br />

eher als Ruhrpöttler sehen. 1815<br />

entstand die preußische Provinz Westfalen<br />

in den heutigen Grenzen vonWestfalen,<br />

zu dem auch das östliche Ruhrgebiet<br />

gehört. Wiehängen Preußen und Westfalen<br />

nun wieder zusammen? Es gibt also<br />

viele Ansätze, sich Westfalen in unterschiedlichen<br />

Zeit- und Geschichtsepochen<br />

zu nähern.<br />

Was soll die Ausstellung als Allererstes<br />

im Besucher auslösen?<br />

Buberl: Wir möchten vor allem zeigen,<br />

wie schön Westfalen ist und dass es sich<br />

hier gut leben lässt. Dass es neben seiner<br />

gerühmten Natur und seinem Freizeitangebot<br />

auch technische Innovationen und<br />

überraschende Persönlichkeiten aufzuweisen<br />

hat. Natürlich zeigen wir auch<br />

das, wasman landläufig und auch ein wenig<br />

stereotyp mit Westfalen verbindet:<br />

Pumpernickel, Kiepenkerle, Pferde. Aber<br />

das ist längst nicht alles. Bei den Westfalen<br />

und einer Suche nach deren Identität<br />

fällt mir zudem immer ein typisches Understatement<br />

auf. Westfalen gelten eher<br />

als still und ernst, knorrig und fleißig.<br />

Was werden Sie konkret in der Ausstellung<br />

zeigen?<br />

Buberl: Wirhaben 800 Exponateausgewählt<br />

und werden sie in einer neuartigen<br />

performativen Gestaltung zeigen. Natürlich<br />

blicken wir<br />

auch in die Geschichte<br />

der Region.<br />

Was ist<br />

Westfalen, wer<br />

gründete es, wer<br />

stritt um Westfalen,<br />

wer leitete<br />

die Verwaltung?<br />

Das klingt zunächst trocken. Aber wir inszenieren<br />

das und machen es erlebbar.<br />

Doch im Zentrum der Ausstellung steht<br />

das sogenannte „Territorium“, das dreimal<br />

verändert wird. Hier beleuchten wir<br />

exemplarisch den Aufstieg und Abstieg<br />

der Adelsfamilie von Romberg inBrünninghausen<br />

bei Dortmund und in Buldern<br />

bei Dülmen. Dann schauen wir uns<br />

die Industrialisierung Westfalens und<br />

hier besonders den Einfluss der Eisenbahn<br />

an. Und schließlich nehmen wir die<br />

Großstadtwerdung Dortmunds in den<br />

Blick. Später betrachten wir die technischen<br />

Innovationen vom Kanalbau bis<br />

zur Luftfahrt und ihre westfälischen Pioniere.<br />

Im dritten Teil thematisiert die<br />

Ausstellung selbstverständlich auch Fragen<br />

nach Migration und Religion und<br />

fragt danach, wie die Menschen heutein<br />

Westfalen zusammen leben. Die Reihe<br />

der Exponateist vielfältig: Sie reicht von<br />

einer Schinkenschneidemaschine bis zu<br />

einem kostbaren Gemälde der Seherin<br />

vonDülmen, das Gabriel vonMax im 19.<br />

Jahrhundert malteund sich heuteimBesitz<br />

der Neuen Pinakothek in München<br />

befindet.<br />

loy<br />

|www.200jahrewestfalen.jetzt<br />

gder preußischen Provinz Westfalen. Preußisch schwarz-weiße und westfälisch weiß-rote Fahnen geben<br />

ende Pferd auf rotem Grund für den westfälischen Landesteil. Foto: LWL<br />

ausgeprägte<br />

Westfalen<br />

beiter in der<br />

esrepublik).<br />

umfangreimuseumspägisches<br />

Prom<br />

soll das<br />

a „Westfaauch<br />

gezielt<br />

Schulen hiragen.<br />

Dr. Brigitte<br />

usstellung in<br />

reizvoll, die<br />

ntdecken. Es<br />

t, dass es der<br />

Ausstellungsmacherin<br />

schwerfällt, von einer großflächigen,<br />

verbindenden oder gar homogenen<br />

westfälischen Identität zu sprechen. Brigitte<br />

Buberl: „Eine solche gemeinsame<br />

Identität ist aus meiner Sicht nur schwer<br />

festzumachen. Sie ist viel kleinräumiger,<br />

denn Westfalen besteht aus vielen Regionen,<br />

die zu der preußischen Provinz zusammen<br />

geschlossen wurden. Es gibt<br />

Münsterländer, Siegerländer, Sauerländer,<br />

Ostwestfalen und Städte wie Dortmund,<br />

eine ehemals freie Reichsstadt.<br />

Vermutlich prägen solche Kleinräume<br />

oder auch konfessionelle Bindungen die<br />

Menschen viel mehr als das vermeintlich<br />

,Westfälische‘.“<br />

loy<br />

Dr. Brigitte Buberl, Sammlungsleiterin des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, kuratiert die Westfalen-Ausstellung.<br />

Rechts neben ihr Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau.<br />

Foto: Kador


LEBEN &WISSEN 30<br />

„Bulldog fahren<br />

fand ich spannend“<br />

Münsterländer Bezirksverein des Vereins Deutscher Ingenieure setzt mit<br />

dem Arbeitskreis „Frauen im Ingenieursberuf“ einen Impuls.<br />

Hier geht´s lang: Doch Frauen im Ingenieursberuf sind selten.<br />

Foto: colourbox.de<br />

Auf dem Acker steht<br />

die Agraringenieurin<br />

nicht nur zu 100, sondern<br />

mindestens zu 150 Prozent<br />

ihren Mann: „Wenn ich dem<br />

Landwirt auf seinem eigenen<br />

Feld erkläre, wie er mit der neuen<br />

Flottenmanagement-Software<br />

die Maschinenleistung seinesMähdreschers<br />

optimieren kann, bereite<br />

ich mich gefühlt mit mehr Aufwand<br />

vor als meine männlichen<br />

Kollegen“, betont Beate Fleck.<br />

Für viele Kunden sei es<br />

immer noch ungewohnt,<br />

in diesem Job<br />

einer Frau gegenüberzustehen.<br />

Was manchmal<br />

seitens des Landwirts die eine<br />

oder andereFragemehr mit sich bringe,<br />

umFlecks fachliches Können besser<br />

einschätzen zu können. Aber hier<br />

hat die Produktstrategin bei Claas in<br />

Harsewinkel eben auchdie Chance, „ihre<br />

Frau zu stehen“: „Meine ausgeprägte<br />

Kommunikationsfähigkeit erachteich als<br />

einen klar weiblichen Vorteil im Ingenieursberuf“,<br />

erläutert die gebürtige Baden-Württembergerin.<br />

2008 hat der Claas-Chef persönlich die<br />

zupackende Landwirtstochter in Usbekistan<br />

vom Feld weg für das Unternehmen<br />

gewonnen: Mit einer Kollegin habe sie<br />

sich dort für eine große Agrar-Holding<br />

um den üppigen Fuhrpark gekümmert.<br />

„Auf meinem russischen Praktikumsbetrieb<br />

hatten wir unter anderem 30 Claas-<br />

Mähdrescher in Betrieb. So konnte ich<br />

das Unternehmen zuerst von der Kundenseite<br />

kennenlernen“, erzählt das<br />

Sprachtalent, das neben Englisch und<br />

Französisch auch fließend Russisch<br />

spricht. Heuteist BeateFleck in dem Harsewinkeler<br />

Landwirtschaftstechnik-<br />

Unternehmen mit weltweit 9000 Mitarbeitern<br />

tätig an der Schnittstelle zwischen<br />

Kundenwünschen, Produktentwicklung<br />

und Unternehmensstruktur.<br />

„Im Moment erarbeiten wir in einem<br />

Konsortium aus Industrie und Forschung<br />

eine freiwillige Selbstverpflichtung zur<br />

Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen“,<br />

berichtet die passionierteFußballerin,<br />

die nach Dienstschluss aktiv in der<br />

Damen-Betriebsmannschaft kickt.<br />

Ihre Bilderbuchkarriere begann auf dem<br />

Ackerschlepper des heimischen Hofes:<br />

„Bulldog fahren fand ich auf jeden Fall<br />

spannender,als die Ferkel zu versorgen.“<br />

Schon als junges Mädchen pöhlte sie in<br />

der Jungenmannschaft, war inder Jugendfeuerwehr<br />

aktiv und spielte Trompete<br />

imSpielmannszug.<br />

Zu den Stationen ihrer Karriere wird die<br />

in Everswinkel lebende Agraringenieurin<br />

beim Stammtisch des Arbeitskreises<br />

„Frauen im Ingenieursberuf“ von vielen<br />

Studentinnen der technischen Fächer gelöchert.<br />

Mit dem Kreis, der gerade etabliert wurde,<br />

hat der Münsterländer Bezirksverein<br />

des Vereins DeutscherIngenieure (VDI)–<br />

unter 2200 Mitgliedern sind dort nur<br />

knapp 200 Frauen –einen Impuls gesetzt,<br />

der noch weiter nachhallen soll. Die Koordination<br />

liegt in den Händen von Catharina<br />

Rohde.<br />

Die von der Fachhochschule Münster<br />

preisgekrönte Architektin und angehende<br />

Bauingenieurin ist als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Institut für Wasser-<br />

Ressourcen der FH Münster tätig und<br />

weiß aus Erfahrung: „Sich wirklich über<br />

den Beruf zu unterhalten und über technische<br />

Details ins Schwärmen zu geraten,<br />

das geht nur unter Gleichgesinnten.“<br />

So tauschen sich Beate Fleck und Dr. Almuth<br />

Jandel, von Haus aus Chemieingenieurin,<br />

Sachbuchautorin und Pressereferentin<br />

des Münsterländischen VDI-Bezirksvereins,<br />

beim Termin im Claas-Techno-Park<br />

in Harsewinkel auch ganz begeistert<br />

über die Beschichtung der Mähdrescher<br />

aus.<br />

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LEBEN &WISSEN 31<br />

Keine Angst vor komplizierter Technik: Catharina Rohde, Dr. Almuth Jandel und Beate Fleck machen sich nicht nur innerhalb des VDI stark für Frauen im Ingenieursberuf.<br />

Foto: Maike Harhues<br />

INTERVIEW<br />

Wie kann man schon bei<br />

Mädchen die Begeisterung<br />

für für den Ingenieursberuf<br />

wecken? Wir sprachen<br />

mit Dr. Inga Zeisberg von<br />

Münsters Experimentierlabor<br />

ExperiMINTe,der<br />

Dachorganisation der<br />

Schülerlabore fürMathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik –kurz MINT –ander WWU.<br />

Wann genau haben Sie sich für Ihren beruflichen Werdegang<br />

entschieden und was war der Auslöser?<br />

Dr. Inga Zeisberg: In der Schule habe ich mich immer<br />

schon für Naturwissenschaften und ihre Zusammenhänge<br />

interessiert, vor allem fürPhysik. Besonders gute Noten<br />

hatte ich aber nie. Und so habe ich nach dem Abitur erst<br />

einmal eine Berufsausbildung in einem klassischen Frauenberuf<br />

gemacht. Mich hat aber gestört, dass ich keine<br />

Aufstiegsmöglichkeiten hatte, weswegen ich mich auf meine<br />

ursprünglichen Interessen konzentriert und mich dann<br />

doch für ein Studium in Physik und Chemie entschieden<br />

habe –ich habe es tatsächlich geschafft durchzukommen.<br />

Ich möchte allen, die vor der Entscheidung stehen, mit<br />

auf den Weg geben: Besinnt euch auf eure Interessen,<br />

dann kommt der Spaß mit und der Erfolg ergibt sich.<br />

Was muss sich ändern, damit der Frauenanteil in den<br />

technischen Berufen steigt?<br />

Zeisberg: Vorbilder sowie Fürsprecherinnen und Fürsprecher<br />

sind ganz wichtig, denn Mädchen sind häufig sehr<br />

gut, trauen sich aber vieles nicht zu. Zusätzlich halte ich<br />

außerschulische Projekte fürsinnvoll, indenen Mädchen<br />

frei von schulischen Zusammenhängen anhand eines Themas,<br />

das sie aus dem Alltag kennen, experimentieren<br />

können und so nebenbei ihr Berufswahlspektrum erweitern<br />

können.<br />

Können pädagogische Projekte anSchule, Hochschule<br />

und Uni familiär geprägte Schalter umlegen und Mädchen<br />

für MINT-Fächer begeistern?<br />

Zeisberg: Die Teilnahme an außerschulischen Projekten<br />

kann Mädchen vor allem zum Umdenken anregen. Familiäre<br />

Einflüsse spielen schon eine große Rolle, aber auch<br />

Eltern können sich durch die Teilnahme ihrer Tochter inspirieren<br />

lassen, bewusst über die Berufsmöglichkeiten der<br />

Tochter mit der Tochter gemeinsam zu sprechen –und<br />

zuzuhören, was sie möchte, in welchen Bereichen sie ihre<br />

Stärken sieht und sie vor allem aktiv unterstützen. mh<br />

In der Minderheit –aber<br />

doch spürbar im Aufwind<br />

Aktionen wie „GirlsGo4Green“ sollen Mädchen für die MINT-Berufe begeistern.<br />

Zusammen informierten sich<br />

Catharina Rohde und Beate<br />

Fleck auf dem 16. VDI-Kongress<br />

der Frauen im Ingenieursberuf<br />

in Nürnberg<br />

über Themen wie „Vereinbarkeit vonBeruf<br />

und Familie“ und „Frauen in Führungspositionen“.<br />

Der VDI möchte für Frauen in technischen<br />

Berufen interessanter werden und<br />

ihnen eine Hilfe sein, diese überhaupt<br />

erst zuergreifen.<br />

Dazu bedarf esVorbilder, sind sich die<br />

drei Frauen sicher: „Mein Vaterund meine<br />

ältere Schwester sind Ingenieure“,berichtet<br />

die aus Schleswig-Holstein stammende<br />

Catharina Rohde. „Ich bin in<br />

einem familiären Umfeld aufgewachsen,<br />

in dem mir auch in technischer Hinsicht<br />

viel zugetraut wurde“, erinnert sich die<br />

28-Jährige schmunzelnd an ihre ersten<br />

Modellhauskonstruktionen im heimischen<br />

Werkkeller.<br />

Wünschenswert als Orientierungshilfe<br />

wären auch mehr hoch qualifizierteFrauen<br />

in technischen Berufen und als Lehrende:<br />

An der Westfälischen Wilhelms-<br />

Universität insgesamt ist der Anteil der<br />

Professorinnen seit 2008 um knapp sechs<br />

Prozentpunkte auf 23,6 Prozent angewachsen.<br />

In den MINT-Fächern (Mathematik<br />

und Informatik, Physik, Chemie,<br />

Pharmazie, Biologie und Geowissenschaften)<br />

stieg die Quote der weiblichen<br />

Lehrenden mit Professur seit 2008 bis<br />

zum Wintersemester 2013 von 10,3 auf<br />

17,3 Prozent. Wobei sich die Zahl der Professorinnen<br />

in den einzelnen Fächern erheblich<br />

unterscheidet: In Biologie waren<br />

es zuletzt 28,6 Prozent, in Mathematik<br />

und Informatik zählt die Uni-Statistik<br />

12,2 Prozent Frauen in wissenschaftlichen<br />

Führungspositionen.<br />

In Hörsälen und Laboren machen die jungenFrauen<br />

Terrain gut: Sie bilden inzwischen<br />

45,6 Prozentder Studierenden der<br />

MINT-Fächer (Stand 2013/14); fünf Jahre<br />

zuvor erreichte der Mittelwert dieser<br />

Fachbereiche 43Prozent.<br />

In Chemie und Pharmazie (gesamt) liegenbeide<br />

Geschlechter knapp gleich auf,<br />

in Biologie ist sogar deutlich über 60 Prozent<br />

weiblicher Nachwuchs immatrikuliert.<br />

Erstaunlich ist dabei, dass in Physik,<br />

lange Stiefkind unter der Studienwahl<br />

der Abiturientinnen, an der Universität<br />

Münster zum Wintersemester 2013/14<br />

gut 36 Prozent Frauen zu finden sind;<br />

2008 waren es keine 20 Prozent.<br />

„Ich bin in einem familiären<br />

Umfeld aufgewachsen, in dem<br />

mir auch in technischer Hinsicht<br />

viel zugetraut wurde.“<br />

Catharina Rohde<br />

An der Fachhochschule Münster sind die<br />

Studentinnen in den fünf technischen<br />

Fachbereichen (Bauingenieur-, Chemieingenieurwesen,<br />

Elektrotechnik und Informatik,<br />

Maschinenbau, Energie-Gebäude-Umwelt<br />

und Physikalische Technik)<br />

ebenfalls deutlich in der Minderheit,<br />

aber im Aufwind: Ihr Anteil stieg insgesamt<br />

von gut 13 auf knapp 20 Prozent.<br />

Die meisten FH-Studentinnen innerhalb<br />

dieses Fächerkanons streben einen Abschluss<br />

als Bauingenieurin an –103 von<br />

303 im Wintersemester 2013/14. Mit nur<br />

elf Studentinnen zu diesem Zeitpunkt<br />

übt der Fachbereich Elektrotechnik und<br />

Informatik offenbar nur wenig Anziehungskraft<br />

aus. In den Ingenieur-Disziplinen<br />

bilden die Frauen als Lehrende an<br />

der FH eine kleine Gruppe, die jedoch<br />

wächst: Die Zahl der Professorinnen in<br />

den technischen Fachbereichen lag 2008<br />

bei vier,inzwischen hat sich die Zahl auf<br />

acht verdoppelt.<br />

Der noch verhaltene Aufwärtstrend an<br />

den Hochschulen soll beschleunigt werden:<br />

Die Universität Münster versucht<br />

beispielsweise, mit zahlreichen Aktionen<br />

– wie das in der Physik angesiedelte<br />

„GirlsGo4Green“- und das in der Fächerkombination<br />

Physik/Chemie angedockte<br />

„Nano4YourLife“-Projekt –Schülerinnen<br />

für die MINT-Berufe zubegeistern. Mit<br />

„tasteMINT“ bietet die WWU konkrete<br />

Hilfe bei der Studienwahl. Für Wissenschaftlerinnen<br />

gibt es das Mentoring-Programm<br />

„ERSTKLASSIG!“, das Frauen auf<br />

dem Weg zur Professur unterstützt.<br />

Ähnliche Ziele verfolgt der Girls` Daydes<br />

Schulministeriums, der schon in der achten<br />

Klasse Schülerinnen in Berufe reinschnuppern<br />

lässt, die überwiegend von<br />

Männern ausgeübt werden.<br />

Auch bei Claas wimmelt es jedes Jahr an<br />

diesem Tagnur so von Schülerinnen.<br />

„Eine gute Sache, bei der viele Mädchen<br />

auf die Idee kommen, sich bei uns um ein<br />

Praktikum zu bewerben“, so BeateFleck.<br />

Trotzdem wünscht sich die Agraringenieurin<br />

eher einen „TechnicalDay“:<br />

„Auch jungeMänner müssen teilweise für<br />

Technik noch begeistert werden. Aus<br />

meiner Sicht brauchen wir mehr qualifizierten<br />

Nachwuchs, egal ob Junge oder<br />

Mädchen.“<br />

VDI-Sprecherin Dr.Almuth Jandel pflichtet<br />

ihr bei: „Wir wollen auf keinen Fall<br />

eine Quote, sondern durch Qualifikation<br />

überzeugen.“ Maike Harhues


LEBEN &WISSEN 32<br />

Fasziniert von der<br />

heilenden Kraft der Pilze<br />

Tierarzt Dr. Christian Müller-Ehrenberg setzt bei der Behandlung von Sportpferden<br />

aufgrund guter Erfahrungen immer mehr auf Reishi, Shiitake &Co.<br />

Pilze sind für den Tierarzt Dr. Christian<br />

Müller-Ehrenberg etwas Großartiges.<br />

Fast ehrfürchtig spricht er<br />

von ihren genialen Überlebenstaktiken:<br />

„Sie haben Eiszeiten, Hitzewellen<br />

und Klimakatastrophen überstanden,<br />

sind auf der gesamten Erde<br />

zu finden und haben perfekte Abwehrmechanismen<br />

entwickelt, all<br />

das zu überleben.“<br />

„Wunder dürfen wir nicht<br />

erwarten.“<br />

Dr. Christian Müller-Ehrenberg<br />

Inder asiatischen Heilkunde werde<br />

schon seit 4000 Jahren auf die<br />

Kraft der Pilze gesetzt, erklärt Müller-Ehrenberg.<br />

„Die antioxidativen<br />

Wirkstoffe können das Ungleichgewicht<br />

im Körper wieder ins Gleichgewicht<br />

bringen“, ist er überzeugt. Diese<br />

Kraft nutzt er jetzt bei der Behandlung<br />

von Pferden.<br />

Bei einem Fachkongress vor vier Jahren<br />

sei er zum ersten Mal auf dieses Thema<br />

gestoßen und anfangs auch eher skeptisch<br />

gewesen. Dass einigePilze besondere<br />

Fähigkeiten haben, sei unbestritten.<br />

Hildegard von Bingen (1089 bis 1179)<br />

habe auf Heil- und Vitalpilze gesetzt und<br />

Alexander Fleming (1881 bis 1955) entdeckt,<br />

dass der Schimmelpilz Penicillium<br />

eine besondere keimtötende Wirkung<br />

hat.<br />

Die 1991 entdeckte<br />

Gletschermumie<br />

„Ötzi“ habe<br />

Heilpilze als Abführmittel,<br />

gegen<br />

Parasitenbefall<br />

und zur Blutstillung<br />

bei sich gehabt.<br />

„Wir wissen, dass einige Pilze antitumoral<br />

und schmerzlindernd wirken“,<br />

sagt Müller-Ehrenberg.<br />

Weil Pferde auch immer öfter unter Zivilisationskrankheiten<br />

litten, Parodontose,<br />

Allergien, Stoffwechselerkrankungen<br />

und Magengeschwüre bekommen können<br />

oder unter Stress leiden, wollte der<br />

Tierarzt, der sich seit Kindesbeinen der<br />

Reiterei und den Pferden verschrieben<br />

hat, diese alternativen Heilmethoden<br />

ausprobieren. „Ich verteufele auf keinen<br />

Fall die Schulmedizin, sie gehört für mich<br />

bei Diagnostik und Therapie immer mit<br />

dazu. Ich bin aber der Ansicht, dass die<br />

sogenannten alternativen Heilmethoden<br />

ebenfalls Berücksichtigung finden müssen.“<br />

Aus dieser Auffassung heraus entwickeltesich<br />

das zweiteberufliche Standbein<br />

des Veterinärs: vom Tierarzt zum<br />

Pilzhändler.<br />

Müller-Ehrenberg setzte sich schon früh<br />

mit speziellen Fütterungsfragen und den<br />

Wirkungsweisen verschiedener Heilpilze<br />

auseinander. Erfand einen Züchter in<br />

England, der die Pilze unter optimalen<br />

Bedingungen anbaut und das komplexe<br />

Wurzelwerk, das Mycelium, fein vermahlt.<br />

Zusatzstoffeseien nicht enthalten,<br />

Den Reishi in der Hand, erläutert Tierarzt Dr. Christian Müller-Ehrenberg, warum Pilze inder Pferdefütterung an Bedeutung gewinnen.<br />

versicherte der Tierarzt. „Wir setzen einzig<br />

und allein auf die heilende Kraft der<br />

Pilze und eine perfekte Kombination<br />

unterschiedlicher Arten. Klar, wir hätten<br />

die Pilze auch in Asien pflücken können.<br />

Aber dort wachsen sie zum Teil direkt an<br />

der Straße, und wir wissen nicht, welche<br />

Schadstoffe sie vielleicht enthalten.“<br />

Als Müller-Ehrenberg mit seiner neuen<br />

Behandlungsmethode auf Kundensuche<br />

in der Reiterszene ging, stieß er zunächst<br />

auf Skepsis. „Müssen die Tiere jetzt ausgerechnet<br />

auch noch Pilze fressen?“, lautete<br />

eine viel gestellte Frage. Doch Müller-Ehrenberg<br />

leistete Überzeugungsarbeit.<br />

Mittlerweile gehören zahlreiche<br />

namhafte Reiter zu seinen Kunden.<br />

„Pferde werden entspannter und konzentrierter<br />

bei der Arbeit –und das völlig<br />

ohne pharmazeutische Erzeugnisse. Bei<br />

Magengeschwüren oder Zahnproblemen<br />

seien ebenfalls beachtliche Erfolge zu<br />

verzeichnen, erklärt der ehemaligeHochschulmeister<br />

im Springreiten. „Durch die<br />

Pilze werden die Selbstheilungskräfteaktiviert,<br />

und auf Chemiekeulen können<br />

wir oft komplett verzichten.“<br />

Müller-Ehrenberg konnte auch Kollegen<br />

überzeugen, bei bestimmten Problemen<br />

Heilpilze einzusetzen. „Wunder dürfen<br />

wir nicht erwarten, geben dem Pferdaber<br />

die Chance, sich mit der Kraft der Natur<br />

selbst zu heilen.“ www.better4horses.com<br />

Marion Fenner<br />

VITALPILZE<br />

Vitalpilze werden in der traditionellen chinesischen Medizin<br />

bereits seit mehreren Tausend Jahren eingesetzt. Rund<br />

einem Dutzend von ihnen werden besondere Kräfte zugeschrieben.<br />

Die Lebewesen weisen eine besonders hohe<br />

Konzentration von Spurenelementen und Mineralien auf.<br />

„Der Reishi ist dabei der Wichtigste“, erklärt Tierarzt Dr.<br />

Christian Müller-Ehrenberg. Hierzulande wird er„glänzender<br />

Lackporling“ genannt, in Asien ist er der „Pilz der<br />

Unsterblichkeit“. Der Shiitake, in China als „König der Pilze“<br />

bekannt, werde wegen seines Inhaltsstoffes Lentinan<br />

auch in der Schulmedizin bei der Tumorbehandlung angewendet.<br />

Der Murill, auch Sonnen- oder Mandelpilz, wird<br />

zur Stärkung des Immunsystems und zur Verbesserung<br />

der Darmfunktion eingesetzt.<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. Christian Müller-Ehrenberg<br />

hat eine Ausbildung als Pferdewirt<br />

und befasste sich während<br />

seines anschließenden Medizinstudiums<br />

eingehend mit dem Thema<br />

einer optimalen Pferdefütterung<br />

zur Leistungssteigerung und<br />

zur Prävention von Gesundheitsproblemen.<br />

Als Springreiter war<br />

er bis zur schweren Klasse erfolgreich<br />

und 1988 deutscher Hochschulmeister<br />

im Springen. Zusätzlich<br />

war erals Trainer und Lehrgangsleiter<br />

tätig.<br />

Der Murill soll das Immunsystem stärken und die Darmfunktion<br />

verbessern.<br />

Die Puppen-Kernkeule enthält entzündungshemmende<br />

Wirkstoffe.<br />

Der Shiitake gilt inChina als König der Pilze. Er gehört zuden<br />

am meisten angebauten Speisepilzen überhaupt.

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