DIE WIRTSCHAFT
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Branchen &Betriebe: Westfalen<br />
und Euro-Alkohol kooperieren<br />
Seite 9<br />
Geld &Geschäft: Die<br />
Zahlungsmoral wird besser<br />
Seite 17<br />
Leben &Wissen: Wie lange gibt<br />
es noch das Arbeitszeugnis?<br />
Seiten 25/26<br />
<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong><br />
www.agravis.de<br />
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Münster |Münsterland<br />
Ausgabe 1/15 |Dienstag, 24. Februar 2015 www.die-wirtschaft-muensterland.de Einzelpreis: 2,00 Euro<br />
Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG | Soester Straße 13 | 48155 Münster | PVST88690<br />
Von wegen alles Jacke<br />
Der Fachkräftemangel wird auch für die Unternehmen im Münsterland zur Herausforderung. Helfen<br />
könnten ein breiter Schulterschluss und eine gemeinsame Strategie, um zu finden und zu binden.<br />
Gesucht. Gefunden. Das war einmal.<br />
Unternehmen –vom kleinen Handwerksbetrieb<br />
bis zum großen Mittelständler<br />
–werden es künftig schwererhaben,<br />
die passenden Mitarbeiter<br />
zu finden und zu binden. Engpässe<br />
drohen, wenn sich Prognosen erfüllen,<br />
die für das Jahr 2030 in NRW<br />
einen Fachkräftebedarf von über<br />
890 000 voraussagen. Schon in fünf<br />
Jahren wird der demografischeWandel<br />
auch im Münsterland jeden treffen,<br />
sagen Experten.<br />
Der Wandel kommt schleichend.<br />
Während Münster<br />
mit seinem beneidenswerten<br />
Bevölkerungszuwachs<br />
noch voneinem deutlichen<br />
Plus in der mittleren und berufstätigen<br />
Altersgruppe profitiert, müssen sich die<br />
Kreise rundum längst sputen. In Regionen<br />
wie dem Westmünsterland, in dem<br />
man mit einer Arbeitslosenquotevon aktuell<br />
4,5 Prozent schon fast auf eine Vollbeschäftigung<br />
zusteuert, ist der Arbeitsmarkt<br />
bereits heute invielen Bereichen<br />
wie leer gefegt. Nicht nur das: Auch<br />
Unternehmensnachfolger und Existenzgründer<br />
werden dort gesucht. Unterm<br />
Strich stellt sich schneller als gedacht die<br />
Frage, wie es morgen noch um Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Wertschöpfung bestellt<br />
sein wird. Erste Bremsspuren in<br />
einer Zeit, in der man trotz einer weltpolitisch<br />
unübersichtlichen Lage konjunkturell<br />
noch ein Plus registriert.<br />
Stichwort Schulabgänger: Im Jahr 2010<br />
verabschiedeten die allgemeinbildenden<br />
Schulen im Münsterland noch 20 417Jugendliche.<br />
Schon im Jahr 2020 werden es<br />
nur noch 16 648 sein. Ein Minus von<br />
18,46 Prozent. Fortsetzung Seite 2<br />
Bitte anprobieren! Unternehmen müssen aufpassen, dass Jacken und Helme nicht im Schrank hängen bleiben.<br />
Foto: Peter Endig<br />
OFFEN GESAGT<br />
Stamm(es)kräfte<br />
Wie wird esdem Häuptling morgen<br />
ergehen –mit seiner dezimierten,<br />
schon ins Alter gekommenen<br />
Zahl tapferer Stammesmitglieder, ganz<br />
ohne junge Indianer? Wird er so zu<br />
neuen Jagdgründen aufbrechen, Tipis<br />
und Ponyherde schützen können?<br />
Vor allem Unternehmen in gleichermaßen<br />
technisch wie kaufmännisch ausgerichteten<br />
Branchen schauen wie<br />
unser Häuptling skeptisch in die Zukunft.<br />
Wenn gegenwärtig die Suche<br />
nach versierten Mitarbeitern schon aufwendig<br />
ist, so wird sie morgen noch<br />
mühsamer werden. Zweige, die absehbar<br />
vom Fachkräftemangel stärker als<br />
andere betroffen sind, müssen sich immer<br />
kräftiger und kreativer ins Zeug<br />
legen, um die erforderliche Kopfstärke<br />
im Betrieb sicherzustellen.<br />
Unabhängig vom unumkehrbaren Bevölkerungsrückgang<br />
rächt sich jetzt der<br />
Akademisierungswahn vergangener<br />
Jahre. Er hat mit dafür gesorgt, dass<br />
sich 2013 erstmals mehr Schulabgänger<br />
für ein Studium als für eine Berufsausbildung<br />
entschieden haben. Dass<br />
unterdessen manch einer an der Universität<br />
am Arbeitsmarkt von morgen<br />
vorbeistudiert, ist mehr als ärgerlich.<br />
Dabei hätten viele junge Menschen die<br />
Chance, zum Beispiel als Meister, Techniker<br />
oder Fachwirt beruflich erfolgreich<br />
zu sein.<br />
Berufliche Bildung, allen OECD-Forderungen<br />
zum Trotz ein deutsches Erfolgsprodukt,<br />
braucht auch deshalb<br />
neuen Rückenwind und keine Bremser.<br />
Gegen den Fachkräftemangel, den das<br />
Münsterland mit seiner guten Beschäftigungslage<br />
bald zu spüren bekommen<br />
wird, muss überdies gemeinsam vorgegangen<br />
werden. Gefühlte und echte<br />
Grenzen darf esnicht mehr geben.<br />
Denn es wäre fatal, wenn die Region<br />
aus Mangel an Stamm(es)kräften ihre<br />
gute Wettbewerbsfähigkeit verlieren<br />
würde.<br />
wk<br />
„Wirtschaft“ wirkt<br />
Arbeitgeber fordern Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs an den Schulen<br />
Lernen fürs Leben: Ein Fach „Wirtschaft“<br />
könnte dabei helfen.<br />
Foto: dpa<br />
4 198869 002009<br />
2 0 0 0 9<br />
Der Tweet einer Schülerin hat es<br />
deutlich gemacht: Wirtschaftsfragen<br />
spielen im Unterricht offenbar immer<br />
noch eine zu geringe Rolle.<br />
Wirtschaft muss ein<br />
eigenständiges Unterrichtsfach<br />
an allgemeinbildenden<br />
Schulen<br />
in NRW werden.<br />
So weit gehen die Arbeitgeberverbände<br />
Ruhr/Westfalen, die schon vor einem<br />
Jahr diese Forderung in einem entsprechendes<br />
Positionspapier erhoben haben.<br />
Nurbei einer Bündelung der Wirtschaftsthemen<br />
könne es zu einem „deutlichen<br />
Qualitätssprung in der Vermittlung ökonomischer<br />
Kompetenzen“ kommen.<br />
Ein Unterrichtsfach „Wirtschaft“ bietet<br />
aus Sicht der Verbände den Raum, fundiert<br />
und zusammenhängend eine ökonomische<br />
Bildung zu vermitteln, die<br />
grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge,<br />
Funktionsweisen, Konzepte<br />
und Begriffeumfasst. Eine Erhöhung der<br />
Stundenzahl insgesamt sei dafür nicht erforderlich,<br />
insbesondere wenn die Zeitbudgets<br />
für wirtschaftliche Themen aus<br />
anderen Fächern zusammengezogen<br />
werden.<br />
„JungeMenschen brauchen wirtschaftliche<br />
Grundkenntnisse und Kompetenzen,<br />
um als mündigeWirtschafts- und Staatsbürger<br />
verantwortungsvoll zu handeln.“<br />
Der Modellversuch des Schulministeriums<br />
„Wirtschaft an Realschulen“ habe<br />
gezeigt, wie positiv ein Unterrichtsfach<br />
wirkt.<br />
wk<br />
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2 MACHER &MÄRKTE<br />
„Wir müssen neue<br />
Wege gehen“<br />
Vom „Ausbildungsbotschafter“ bis zum „Fachkräftemonitor“: Der Engpass wird<br />
nicht alle Sparten und Qualifikationen gleichermaßen treffen.<br />
Die Metall- und die Elektroindustrie zählen zu den Branchen, in<br />
denen der Fachkräftebedarf nicht gedeckt werden kann. Foto: dpa<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>DIE</strong> <strong>WIRTSCHAFT</strong> Münster IMünsterland<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG<br />
Geschäftsbereich: Media &Sales<br />
Soester Straße 13, 48155 Münster<br />
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Claudia Bakker (verantw.)<br />
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An der Hansalinie 1, 48163 Münster<br />
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Auflage:<br />
17.000 Exemplare<br />
Hinweis: Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Deutschen Gesellschaft<br />
für Privatpatienten mbH, Hamburg sowie Engel &Völkers -<br />
Commercial -Dr. Buse Grundbesitz- und Beteiligungs-GmbH bei.<br />
Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
„Der demografische Wandel wird<br />
zu einem Rückgang des Arbeitskräftepotenzials<br />
führen. Umso<br />
wichtiger ist die Steigerung des<br />
Fachkräfteanteils durch bedarfsgerechte<br />
Qualifizierung –in<br />
Unternehmen und durch übergeordnete<br />
Angebote. “<br />
Dr. Thomas Robbers, Wirtschaftsförderung<br />
Münster<br />
Der exklusive Kreis der<br />
Schulabsolventen gewinnt<br />
im Hinblick auf den Fachkräftebedarf<br />
enorm an Bedeutung.<br />
Die Industrieund<br />
Handelskammer (IHK) Nord Westfalen<br />
und die Handwerkskammer Münster<br />
wissen dies –und agieren inzwischen gemeinsam:<br />
Obwohl Handwerk, Industrie,<br />
Handel und Dienstleister im selben Teich<br />
fischen, bemühen sie sich Schulter an<br />
Schulter darum, eine positive Stimmung<br />
für die berufliche Ausbildung zu schaffen.<br />
Aktuell werden bei einer von beiden<br />
Kammern getragenen Aktion über 1000<br />
„Ausbildungsbotschafter“ gesucht. Auszubildende<br />
selbst sollen auch im Münsterland<br />
in die Schulen gehen und für eine<br />
Lehre im Betrieb trommeln.<br />
„Sie kennen die Fragen, die die Jugendlichen<br />
beschäftigen,<br />
und können sie<br />
gleichzeitig und aus<br />
eigener Erfahrung<br />
beantworten“,<br />
nennt Kurt Heine,<br />
stellvertretender<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer,<br />
einen Aspekt<br />
der ungewöhnlichen<br />
Aktion. Das<br />
Ziel ist ehrgeizig:<br />
Gleich 1200 Schulen<br />
sollen Besuch<br />
<br />
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<br />
bekommen, nicht<br />
von Berufsberatern<br />
oder Chefs, sondern von Azubis. Das<br />
„Botschafter“-Projekt macht deutlich,<br />
wie sehr Betriebe inzwischen bemüht<br />
sind, Nachwuchs zu gewinnen.<br />
Der Fachkräftemangel wird nicht alle,<br />
aber doch viele Sparten und Qualifikationen<br />
treffen. Wie schmerzhaft es wird,<br />
kann man seit Jahren beim Blick auf den<br />
„Fachkräftemonitor“ feststellen. Die IHKs<br />
bieten dieses Prognose-Instrument mit<br />
Unterstützung des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />
Wif0R in Darmstadt frei<br />
im Netz an.<br />
Den prozentual größten Engpasssagt der<br />
Monitor für Mechatronik und Automatisierungstechnik<br />
voraus. Hier wirdeslaut<br />
Hochrechnungeine Unterdeckung in Höhe<br />
von 54,1 Prozent geben. In absoluten<br />
Zahlen ausgedrückt: 3790 Fachkräfte<br />
werden dann in der Berufsgruppe gesucht,<br />
aber nur 1740 stehen zur Verfügung.<br />
Noch dramatischer wird esimBereich<br />
der technischen Forschungs-, Entwicklungs-,<br />
Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe.<br />
Hier wird man<br />
2030 landesweit 44 400 Fachkräfte suchen,<br />
aber nur auf ein Potenzial von 21<br />
100zurückgreifen können. Auf der Seite<br />
der „Top-Überschussberufsgruppen“ führen<br />
Fein- und Werkzeugtechnik sowie Juristen<br />
mit 44,3 bzw.26,2 Prozent die Liste<br />
an.<br />
Schon heute setzt der von der Demografie<br />
mitverursachte Mangel ein. Kürzlich<br />
meldetedie Zeitarbeitsbranche, dass die<br />
Unternehmen bei ihr nicht mehr nur die<br />
Aushilfe, sondern immer häufiger die<br />
Fachkraft suchen. Gefragt sind der Industrieelektriker,<br />
der Elektrotechniker<br />
und Elektroniker, der Schweißer und<br />
Schlosser, ergab das Mittelstandsbarometer<br />
des Interessenverbandes Deutscher<br />
Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) in<br />
Münster.<br />
„Die Betriebe, die jetzt nicht ausbilden,<br />
wird schon bald das Leben bestrafen“,<br />
formulierte kürzlich Birgit Wiesehahn-<br />
Haas, Vizepräsidenten der IHK. In der<br />
Emscher-Lippe-Region jedenfalls nähere<br />
sich das Fachkräfteproblem längst mit<br />
Siebenmeilenstiefeln.<br />
Zu den ungelösten Problemen gehört es,<br />
dass es dem vergleichsweise noch ausbildungsstarken<br />
und -bereiten Münsterland<br />
bisher nicht richtig gelingt, junge Menschen<br />
aus anderen Regionen anzulocken.<br />
Lehrstellen bleiben unbesetzt. Die Absurdität,<br />
die damit einhergeht, wird Monat<br />
für Monat beim Blick in den Arbeitsmarktbericht<br />
deutlich: Das Münsterland<br />
glänzt mit einer Arbeitslosenquote von<br />
aktuell 5,5 Prozent. In der benachbarten<br />
<br />
<br />
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Region Emscher-Lippe verharrt die Quote<br />
bei 12,5 Prozent.<br />
Es ist also mehr als die bisher bekannte<br />
Konzept-Repertoire gefragt.Hermann Eiling,<br />
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer,bestätigt<br />
dies: „Das Handwerk<br />
muss bei der Gewinnung von Auszubildenden<br />
und Beschäftigten verstärkt<br />
neue Wege gehen. Ein Beispiel dafür ist<br />
die Integration vonMenschen mit Migrationshintergrund.<br />
Auch Frauen wollen<br />
wir verstärkt für das Handwerk begeistern.<br />
Bei der Initiative,Und Morgen Meister‘<br />
sprechen wir gezielt Studienabbrecherinnen<br />
und -abbrecher für eine Berufsausbildung<br />
im Handwerk an –mit<br />
wachsendem Erfolg.“<br />
Wissenstransfer, Wissensmanagement,<br />
Personalentwicklung auch für ältere Mitarbeiter,<br />
Willkommenskultur, enge KontaktezuSchulen<br />
und Hochschulen –der<br />
Werkzeugkasten der Personalabteilungen<br />
füllt sich. Kaum einer kann es sich<br />
noch leisten, die künftige Besetzung der<br />
Stellen dem Zufall zu überlassen.<br />
„Es ist zielführend, gemeinsam entwickelte<br />
Strategien zu verfolgen. Zum Beispiel<br />
durch die verbesserte Ausrichtung<br />
von Bildungs- und AusbildungsangebotenamBedarfder<br />
regionalen Wirtschaft.<br />
Oder durch die Qualifizierung von<br />
Arbeitssuchenden bzw. durch die optimierte<br />
Vermittlung“, betont Dr. Thomas<br />
Robbers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />
Münster. Und: „Zur Sicherung<br />
und Fortentwicklung unserer<br />
wettbewerbsfähigen Wirtschaft ist die<br />
Deckung des Fachkräftebedarfs eines der<br />
zentralen Handlungsfelder.“ wk<br />
Unser guter Name und unser Konzept –für Ihren<br />
Erfolg, denn Zeitarbeit ist Vertrauenssache.<br />
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erreicht und wirkt sich so unmittelbar<br />
im Arbeitsalltag aus.
MACHER &MÄRKTE 3<br />
Es begann alles in<br />
einer Doppelgarage<br />
Besuch bei Hans Hund, dem neuen Präsidenten der Handwerkskammer Münster. Warum auch in<br />
schwierigen Zeiten der Schritt in die Selbstständigkeit zum Erfolg führen kann.<br />
Der Rundgang durch die Firma wird<br />
zur Führung durch die Hightech-<br />
Welt der Gebäudetechnik. Begeisterung<br />
für Details, Lösungswege, Leitungen<br />
und Leistungen schwingt in<br />
jedem Satz mit. Fast nebenbei verrät<br />
Hans Hund an der Wärmepumpe im<br />
Obergeschoss, dass Mitsubishi-Ingenieure<br />
von Japan aus die Effizienz<br />
dieses Unikats im Blick haben. Das<br />
passt gut zu dem Satz, den der Kammerpräsident<br />
zuvor formuliert hat:<br />
„Im Handwerk kann man viel erreichen.<br />
Handwerker zu sein, ist kein<br />
gesellschaftlicher Abstieg!“<br />
„Ich war mir sicher:<br />
Du kannst das.“<br />
Hans Hund auf die Frage, warum er sich 1981 trotz<br />
der Rezession selbstständig machte.<br />
Im Gegenteil. Zum Bocholter Hans<br />
Hund passt der Begriff Aufstieg.<br />
Kinder- und Jugendzeit auf dem<br />
elterlichen Bauernhof im Amt Liedern-Werth,<br />
sieben Geschwister,<br />
Messdiener in St. Michael. Hans Hund<br />
lernt früh den Umgang mit Natur und<br />
Technik. Als Prof. Hans Haber in den 60er<br />
Jahren vor staunendem Publikum im<br />
Gymnasium den Blick in die Weiten des<br />
Weltraums lenkt, ist es um einen jungen<br />
Zuhörer endgültig geschehen. Hans<br />
Hund will jetzt genau wissen, wie Technik<br />
funktioniert.<br />
Über 60 Mitarbeiter,die allermeisten davon<br />
sotechnikbegeistert wie der Seniorchef,<br />
bilden heute<br />
die Hans Hund<br />
GmbH. Ein Handwerksunternehmen<br />
auf der Höhe<br />
der Zeit. Über<br />
2000 Quadratmeter<br />
Lagerhalle<br />
und Werkstatt,<br />
stattlicher Fuhrpark,<br />
800 Quadratmeter topmoderne Büro-<br />
und Sozialräume, Auftraggeber in<br />
ganz Deutschland. „Der Betrieb steht immer<br />
im Zentrum. Er gehört nicht mir oder<br />
meinem Sohn allein. Er gehört allen Mitarbeitern“,<br />
sagt Hans Hund, der mit modernem<br />
Führungsverständnis lenkt und<br />
motiviert.<br />
1973 legte Hans Hund die Meisterprüfung<br />
im Elektroinstallateurhandwerk ab.<br />
Und während zwei Kinder groß wurden,<br />
absolvierteder jungeFamilienvater auch<br />
noch die Meisterprüfung als Kälteanlagenbauer.ZweiMeisterbriefe–nicht<br />
nur<br />
zur Zierde hängen sie noch heute hinter<br />
seinem Schreibtisch an der Wand. Sie<br />
sind Programm.<br />
Das strahlende Lächeln ist sein Markenzeichen: Hans Hund versteht es, Menschen zu motivieren.<br />
Als Anfang der 80er Jahre ein Konzern<br />
den umtriebigen „Doppel-Meister“ in die<br />
Zentrale locken will, entscheidet sich<br />
Hund für die Selbstständigkeit. Mitten in<br />
einer schwierigen Wirtschaftsphase, ausgelöst<br />
von der zweiten Ölkrise, wagt er<br />
den Schritt: „Ich war mir sicher: Du<br />
kannst das.“ In einer Doppelgarage beginnt<br />
das Abenteuer. Klimageräte, die<br />
dort keinen Platz finden, stehen zum<br />
Testlauf auf der Terrasse –beim Kaffeetrinken<br />
ist die Familie vonpiependen und<br />
surrenden Maschinen umgeben.<br />
Fleiß, unternehmerischer Mut, Weitsicht<br />
und das notwendige Quäntchen Glück<br />
bilden die Basis für die Entwicklung des<br />
Handwerksbetriebs. Neubauten, Erweiterungen,<br />
Umzüge–2014bezieht die Firma,<br />
die längst die komplette Gebäudetechnik<br />
vonKlima bis Sanitär beherrscht,<br />
das heutige Domizil.<br />
Das Handwerk –für Hans Hund, der den<br />
Betrieb mit Sohn Alexander (37) führt,<br />
ist es bis heuteLebensinhalt. Zudem eine<br />
Branche, der Hund eine sehr gute Zukunft<br />
voraussagt. Voraussetzung: Es entscheiden<br />
sich genügend tüchtige Menschen,<br />
den Wegzubeschreitenund einen<br />
Handwerksberuf zu erlernen. Hund: „Die<br />
Möglichkeiten, die sich daraus ergeben<br />
können, sind enorm.“<br />
Doch es hapert am Image, nicht zuletzt,<br />
weil in den meisten weiterführenden<br />
Schulen zu wenig auf die Vielfalt im<br />
Handwerk hingewiesen wird, bedauert<br />
der Kammerpräsident. „Viele wissen gar<br />
nicht, washeutzutagealles zu uns gehört<br />
und was Handwerksbetriebe heute inzwischen<br />
bieten.“<br />
Bei Hund in Bocholt trifft man zum Beispiel<br />
auf die Rückenschule für die Mitarbeiter,<br />
ein Patensystem für alle Auszubildenden<br />
und Inhouse-Schulungen. Und<br />
wer will, kann seine Arbeitskleidung im<br />
Betrieb reinigen. Im Sozialbereich stehen<br />
Waschmaschine und Trockner. wk<br />
ZUR PERSON<br />
Hans Hund (64) ist seit Dezember<br />
Präsident der Handwerkskammer<br />
Münster und steht damit an der<br />
Spitze einer Organisation, der 27<br />
900 Betriebe mit rund 190 000<br />
Beschäftigten angeschlossen sind.<br />
Seit 25 Jahren engagiert sich der<br />
selbstständige Handwerksmeister<br />
(Elektroinstallateur, Kälteanlagenbauer)<br />
ehrenamtlich für das<br />
Handwerk. Viele Jahre gehörte er<br />
dem Vorstand der Elektro-Innung<br />
Bocholt an, 1993 wurde er Obermeister.<br />
Seit 2000 ist Hans Hund<br />
stellvertretender Kreishandwerksmeister<br />
der Kreishandwerkerschaft<br />
Borken. 2009 wurde er Vizepräsident<br />
der Kammer und Vorsitzender<br />
des Wirtschaftsförderungsausschusses.<br />
Foto: Wolfgang Kleideiter<br />
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4 MACHER &<br />
Rückenwind für die Gastgeber<br />
Im Münsterland ist der Tourismus ein riesiger Wirtschaftsfaktor –den<br />
gleichwohl die meisten Menschen in der Region komplett übersehen.<br />
Für den gestressten Großstädter aus<br />
dem nahen Ruhrgebiet ist es eine unwirkliche<br />
Erscheinung: Ruhe, Natur<br />
und wenig befahrene Wirtschaftswege<br />
als Sportgelände fürs Fahrrad.<br />
Für den Münsterländer ist das Idyll<br />
im besten Fall selbstverständlich.<br />
Großes Potenzial, das kaum wahrgenommenwird,<br />
klagt Michael Kösters<br />
vom Münsterland e.V.<br />
„Das Münsterland<br />
nimmt sich als<br />
Urlaubsziel selbst<br />
nicht richtig wahr.“<br />
Michael Kösters<br />
Vorstand Münsterland e.V.<br />
Der Tourismus ist im Münsterland<br />
ein versteckter Gigant.<br />
Er sorgt im Jahr für<br />
1,6 Milliarden Euro Umsatz<br />
in der Region und sichert<br />
–rechnerisch –38600 Stellen. Zudem<br />
ist die Tendenz seit Jahren konstant<br />
steigend. Eigentlich könnteMichael Kösters,<br />
der für Tourismus zuständige Vorstand<br />
des Münsterland e.V., Tagfür Tag<br />
mit stolzgeschwellter Brust ins Büro am<br />
Grevener Flughafen kommen. Doch er<br />
registriert immer wieder, dass die Wirtschaftsleistung<br />
von Gastronomie, Hotellerie<br />
und verbundenen<br />
Branchen kaum<br />
anerkannt wird.<br />
Die Branche ist sehr<br />
kleinteilig organisiert;<br />
es gibt keine<br />
einzelnen große Arbeitgeber<br />
im Fremdenverkehr.<br />
In der<br />
Konsequenz „nimmt<br />
sich das Münsterland<br />
als Urlaubsziel<br />
selbst nicht richtig<br />
wahr“, klagt der<br />
oberste Tourismuswerber.<br />
Und zieht<br />
seine Schlüsse: „Wir<br />
müssen immer mehr<br />
nach innen arbeiten.“<br />
Kösters will die<br />
Einstellungen der<br />
Münsterländer verändern,<br />
will<br />
Schwachstellen in<br />
der Infrastruktur beseitigen<br />
– und will<br />
vor allem die „Gastgeber-Kultur“<br />
der<br />
manchmal etwas spröden Westfalen voranbringen.<br />
„Man neigt zur Selbstzufriedenheit“,<br />
klagt Kösters. „Viele glauben, das laufeja<br />
alles vonalleine.“ Tutesnicht, hält er dagegen.<br />
Und kann Belege liefern. Beispiel<br />
Radwege: Was mal ein Alleinstellungsmerkmal<br />
war, droht im Meer der zunehmenden<br />
Konkurrenz unterzugehen. Das<br />
Idylle Münsterland: An manchen Stellen mangelt esanSelbstbewusstsein und Drive.<br />
reicht von der Qualität der Wirtschaftswege,die<br />
schon mal deutlich besser war,<br />
über die Verknüpfung vonRouten bis zur<br />
Ausschilderung von Sehenswürdigkeiten.<br />
„Da müssen wir investieren“, folgert<br />
Kösters – und vermisst Unterstützung<br />
insbesondere impolitischen Raum.<br />
Dabei lohnt sich jeder Euro, der für den<br />
Tourismus ausgegeben wird. Am Beispiel<br />
der Stadt Rheine hat es das „Sparkassen<br />
Tourismusbarometer Westfalen-Lippe“<br />
fürs Jahr 2013 mal nachgerechnet. Überraschendes<br />
Ergebnis:Aufwendungen von<br />
900 000 Euro standen tourismusbedingte<br />
Erlöse von 2,8 Millionen Euro gegenüber.<br />
Für jeden ausgegebenen Euro kamen<br />
drei zurück.<br />
„Da sind die Imageeffekte nicht einmal<br />
eingerechnet“, ergänzt der Vorstand des<br />
Münsterland e.V. Die werden immer<br />
wichtiger: Wer imWettstreit um kluge<br />
Köpfe auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich<br />
sein will, muss nicht nur adäquateLöhne<br />
und Gehälter zahlen, sondern auch ein<br />
attraktives Umfeld bieten. Da machen<br />
sich die Investitionen für den Tourismus<br />
gleich doppelt bezahlt: „Das Geld geben<br />
wir auch für uns selbst aus.“<br />
550 gewerbliche Betriebe in 70 Orten,<br />
über 1,5 Millionen Gäste, die es zusammen<br />
auf mehr als 3,5 Millionen Übernachtungen<br />
im Jahr bringen, dazu 45<br />
Millionen Tagesbesucher: Das kann doch<br />
kein Geheimnis sein. Aber im Münsterland<br />
werden an vielen Stellen nicht einmal<br />
die Chancen wahrgenommen, die<br />
Fotos: Münsterland e.V.,West<br />
das Publikumsinteresse mitb<br />
provokant bringt Kösters<br />
Punkt: „Man neigt ein weni<br />
zufriedenheit.“ Und er nenn<br />
kennt Betriebe, deren mode<br />
munikationsmittel ein Faxge<br />
in Zeiten von HRS.de und B<br />
sind viele Betten und Ferien<br />
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MÄRKTE 5<br />
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„Mehr mit der<br />
Zeit gehen“<br />
Tourismusexperte sieht die regionale Branche gefordert<br />
fälisch genießen<br />
ringt. Etwas<br />
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nicht so wenigen<br />
Radlern tagsüber geschlossene Türen<br />
und Biergärten zeigen. „Da fehlt<br />
manchmal ein wenig der Drive.“ Vonden<br />
Betriebsgrößen gar nicht erst zu reden –<br />
welches Haus im Münsterland bringt<br />
schon eine ganze Busladung von Gästen<br />
unter?<br />
Dabei lohnt sich eigentlich<br />
jede Anstrengung,<br />
weiß Kirsten Grundmann.<br />
Die junge Hamburgerin<br />
organisiert seit<br />
Jahren die PR-Arbeit für<br />
die Initiative „Westfälisch<br />
genießen“, zu der<br />
auch eine Reihe münsterländischer<br />
Gastronomiebetriebe<br />
zählt. Eine<br />
Erfolgsgeschichte. Ein<br />
bisschen Stolz auf die<br />
eigene Region, Geschichtsbewusstsein<br />
und eine gehörige Portion<br />
Kreativität: Werauf<br />
diese Bestandteile für<br />
sein Betriebskonzept<br />
setzt, kann sich des Kundenzuspruchs<br />
sicher<br />
sein, glaubt Grundmann.<br />
„Regionalität und<br />
Nachhaltigkeit werden<br />
immer stärker nachgefragt“,<br />
sagt sie. Inzwischen<br />
steht mancherorts<br />
eine ganze Produktkette<br />
vonden kleinen Erzeugern bis zum Gast.<br />
„Da sind echte Netzwerke entstanden“,<br />
freut sie sich. Und die Wirtschaftsexperten<br />
könnten auch diese Summe noch in<br />
die touristische Wertschöpfung einrechnen.<br />
Doch selbstverständlich ist das im Münsterland<br />
noch nicht. Zu seiner Heimat hat<br />
der Westfale offensichtlich auch kulinarisch<br />
eine größere Distanz als der Badener<br />
oder der Bayer.<br />
Die schwierigsten Veränderungen geschehen<br />
im Kopf. Das weiß auch Michael<br />
Kösters. Gerade deshalb wendet sich der<br />
Münsterland e.V.mit seiner Arbeit immer<br />
wieder nach innen. Mit Vorträgen und<br />
Rundbriefen, mit Workshops und Schulungen.<br />
Aber auch mit technischen<br />
Dienstleistungen –bis hin zu den Schnittstellen<br />
für die diversen Buchungssysteme.<br />
„Das ist das mühselige Bohren dicker<br />
Bretter“, räumt er ein. Nicht ohne zu ergänzen:<br />
„Aber ich glaube, es lohnt sich.“<br />
Die passenden Argumentehat er ja in der<br />
Tasche –die Erfolgszahlen des versteckten<br />
Giganten Tourismus.<br />
ur<br />
„Regionalität und<br />
Nachhaltigkeit werden<br />
immer stärker<br />
nachgefragt.“<br />
Kirsten Grundmann<br />
PR-Expertin für „Westfälisch genießen“<br />
Tourismus im Münsterland<br />
Betriebe: Allein im gewerblichen Bereich<br />
(also mit mindestens zehn Gästebetten)<br />
arbeiten im Münsterland 550<br />
Hotels und Pensionen mit zusammen<br />
25 000 Betten. Die empfangen gut 1,5<br />
Millionen Gäste imJahr. Dazu kommen<br />
weitere rund 120 000 Gäste in(statistisch<br />
nicht genau erfassten) Kleinbetrieben.<br />
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
ist mit 2,3 Tagen ziemlich kurz.<br />
Herkunft: 90 Prozent der Gäste kommen<br />
aus Deutschland (viele davon aus<br />
dem Ruhrgebiet), aber auch 3,5 Prozent<br />
aus den Niederlanden.<br />
Ausflüge: Zu den Nächtigungsgästen<br />
kommen nach Zahlen des Deutschen<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts<br />
noch 45 Millionen Tagesreisende.<br />
Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche<br />
Institut<br />
für Fremdenverkehr, dwif-<br />
Consulting Berlin, hat<br />
auch den regionalen Tourismus<br />
im Visier. Wir sprachen mit dem<br />
dwif-Geschäftsführer Dr. Mathias Feige,<br />
u.a. Beiratsmitglied beim Sparkassen-<br />
Tourismusbarometer Westfalen-Lippe.<br />
Tourismus ist in Westfalen-Lippe<br />
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.Ein<br />
Selbstläufer ist er aber nicht. Was<br />
muss die Branche in der Region tun,<br />
um zukunftsfähig zu bleiben?<br />
Feige: Sie darfnicht aufhören neugierig<br />
auf die Welt zu sein und zu investieren –<br />
wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der<br />
Zeit! Die Kundenwünsche und das Kundenverhalten<br />
verändern sich rapide, die<br />
Gäste sind welterfahren und übertragen<br />
die Qualitätserfahrungenmit den Besten<br />
als Erwartungen auch auf die Anbieter in<br />
Westfalen-Lippe. Nicht der Nachbar ist<br />
also der Konkurrent, sondern die Marktführer<br />
in der ganzen Welt. Diese Maßstabserweiterung<br />
ist bei vielen Betrieben<br />
der sehr kleinteiligen und vor allem innenorientierten<br />
deutschen Tourismusbranche<br />
noch nicht angekommen. Und so<br />
wundert sich mancher über kritische<br />
oder gar ausbleibende Gäste, weil er gar<br />
nicht weiß, welche Erwartungen er nicht<br />
(mehr) erfüllt. Zukunftsfähigkeit bedeutet<br />
daher die permanente Beobachtung<br />
von Kundenwünschen und Konkurrenz<br />
sowie die Fähigkeit, daraus die richtigen<br />
Schlüsse für das eigene Unternehmen zu<br />
ziehen –und diese dann auch umzusetzen.<br />
Sie haben mehrere Innovationsfelder<br />
definiert. Dazu gehört auch die<br />
Digitalisierung. Was genau muss<br />
man sich darunter vorstellen?<br />
Feige: Digitalisierung bedeutet weit<br />
mehr als nur eine halbwegs ordentliche<br />
Website. Elektronische Buchungs- und<br />
Zahlungsmöglichkeiten werden heute<br />
ebenso selbstverständlich erwartet wie<br />
Kommunikationskanäle für Feedbacks<br />
über die erlebte Angebots- und Servicequalität<br />
in Echtzeit in den sozialen Medien.<br />
Auch die Möglichkeit, sich vor Ort,<br />
z.B. mittels QR-Codes, Informationen aller<br />
Art auf sein Smartphone zu holen, ist<br />
heuteeigentlich Standard. Leider wissen<br />
das viele Tourismusanbieter noch nicht<br />
und meinen, eine rein auf Information –<br />
statt auf Kommunikation –ausgerichtete<br />
Websitesei schon genug. Das bundesweite<br />
„Digitalisierungsbarometer“ weist leider<br />
nach, dass das deutsche Gastgewerbe<br />
und hier besonders die Gastronomie auf<br />
dem letzten Platz aller Branchen in Hinblick<br />
auf Websites, soziale Medien, Buchungsmöglichkeiten<br />
etc. liegt.<br />
Sie haben bei der Übergabe des<br />
Sparkassen-Tourismuspreises Westfalen-Lippe<br />
Freizeiteinrichtungen<br />
und Gastgewerbebetriebe vor<br />
Selbstüberschätzung gewarnt. Auf<br />
welchen Gebieten wünschenSie sich<br />
eine realistischere Einschätzung?<br />
Feige: Diese Erkenntnis ergab sich aus<br />
unseren aktuellen Befragungen. So<br />
meinten rund 70 Prozent aller Betriebe,<br />
sie seien in Hinblick auf Innovationskraft<br />
und Qualität top –<br />
das sahen aber nur<br />
gut zehn Prozent<br />
derer auch so, die<br />
mit diesen Betrieben<br />
zusammen<br />
kundengerechte,<br />
innovativeAngebote<br />
entwickeln und<br />
diese dann auch<br />
verkaufen wollen.<br />
Hier ist also Sensibilisierung<br />
und<br />
Aufklärung über<br />
Kundenerwartungen<br />
bzw. über den<br />
tatsächlichen State<br />
of the Art notwendig,<br />
und dazu muss<br />
Dr. Mathias Feige<br />
man hin zu den Betrieben. In Sachsen hat<br />
man dafür z.B. das Innovationsmobil entwickelt:<br />
Der Landestourismusverband<br />
fährt durch die Lande und informiert in<br />
unterhaltsamer Form über Kundenwünsche<br />
und gute Beispiele und regt so zum<br />
Nachmachen an. Denn: Man muss nicht<br />
immer gleich das Radneu erfinden; kleine<br />
pfiffigeIdeen reichen oft aus, um Menschen<br />
zu erfreuen, oder,noch besser,mit<br />
kleinen Servicedetails zu überraschen –<br />
die beste Kundenbindung!<br />
Können Sie als Tourismusexperte<br />
im Urlaub eigentlich abschalten?<br />
Feige: Das ist nicht immer leicht, weil<br />
man ja alles mit kritischen Expertenaugen<br />
sieht, aber je länger der Urlaub dauert,<br />
desto leichter wird es. Zudem fahre<br />
ich ohnehin dorthin, wo möglichst wenig<br />
los ist und möglichst wenig Menschen<br />
sind –Natur pur ist mein Reiseziel, und<br />
die ist immer authentisch. wk<br />
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6 MACHER &MÄRKTE<br />
Grenzlage als<br />
Standort-Vorteil<br />
Die EU hat ihre Fördertöpfe wieder gefüllt.<br />
Insgesamt 440 Millionen Euro stehen allein an<br />
Interreg-Mitteln zur Verfügung. Jetzt gilt es, mit<br />
guten Projekten davon zuprofitieren.<br />
Nachbarn sind Deutsche und Niederländer<br />
seit ewigen Zeiten. Das Verhältnis<br />
zwischen beiden Ländern ist<br />
längst wieder entspannt. Keine Frage:<br />
Die Menschen diesseits und jenseits<br />
der Grenze können gut miteinander.<br />
ImGroßen, im Kleinen –<br />
vor allem regional.<br />
„Mancherorts könnte die Erkenntnis,<br />
welche Vorteile die Grenznähe<br />
bietet, durchaus noch etwas wachsen.“<br />
Dorothee Feller, Regierungsvizepräsidentin<br />
Kultur und Freizeit,<br />
Wissenschaft<br />
und die<br />
Wirts<br />
Kchaf<br />
t: Es gibt viele Felder,<br />
auf denen<br />
sich das Münsterland<br />
und die Provinzen<br />
Gelderland<br />
sowie Overijssel<br />
tummeln; gemeinsa<br />
und zu beiderseitige<br />
Vorteil. Aber, jetzt mal<br />
Es könnte von allem du<br />
bisschen mehr sein.<br />
Kooperationen über G<br />
sind auch der EU wichtig.<br />
sie auch gefördert. Der Gre lan -<br />
wurde Ende vergangenen J iede<br />
aufgefüllt, er ist prall wie nie. 2 illionen<br />
Euro kommen bis 2020 allei us<br />
Brüssel –das sind 45 Prozent mehr al<br />
der vergangenen Förderperiode. Dasselbe<br />
geben das Land<br />
NRW und die niederländische<br />
Seite.<br />
Wer eine Scheibe<br />
von dem Kuchen<br />
abhaben möchte,<br />
muss sich mit einem<br />
Projekt bewerben.<br />
Im Vergleich<br />
zu früher<br />
sind die Anmeldeverfahren inzwischen<br />
deutlich entschlackt worden. Das ist<br />
nicht vonPappe. Werdie bürokratischen<br />
Hürden bei der EU-Förderung kennt,<br />
kann ein Lied davon singen. Fast wie ein<br />
Segen klang darum der Satz, den Regierungspräsident<br />
Prof. Reinhard Klenke<br />
beim Neujahrsempfang seiner Behörde<br />
zu eben diesem Thema sagte: Die Verfahren<br />
seien „in ihrer Abwicklung und in<br />
ihren Verfahrensabläufen deutlich vereinfacht<br />
worden“.<br />
u<br />
t<br />
ke<br />
sich<br />
„unser<br />
stärken, I<br />
Leitmärkte<br />
maschutz u<br />
enac<br />
zu fördern“.<br />
Etwas mehr a 0Millione<br />
Interreg-Mittel s nden vie<br />
Räumen für die S erpunkt- i<br />
„Health and Life-Scie “, „En<br />
CO -arme Wirtschaft“, „ gisti<br />
²<br />
business/Food“ und „Hig h<br />
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Auch bei deren Vergabe gilt jedo<br />
Windhund-Prinzip. Heißt: Wer zue<br />
eine guteIdee vorlegt, hat auch die größte<br />
Chance, am EndezumZugezukommen.<br />
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MACHER &MÄRKTE 7<br />
Kein Wunder also, dass die Bezirksregierung<br />
in Münster sowie<br />
die Euregio in Gronau für eine<br />
Intensivierung der Kooperation<br />
werben, grundsätzlich und natürlich<br />
mit Blick auf Projekte.<br />
Davongibt es derzeit rund 20 in<br />
frühen Stadien, konkretisierte<br />
Ideen, in erste Formen gegossene<br />
Skizzen halt.<br />
„Das Gros davon sind<br />
EUREGIO<br />
STEIN-<br />
FURT<br />
GRENZE<br />
Verbundvorhaben von<br />
Hochschulen und Unternehmen“,<br />
erklärt die<br />
Euregio-Geschäftsführerin<br />
Dr. Elisabeth Schwenzow.<br />
Universitäten oder<br />
Fachhochschulen allein<br />
sind beim Interreg-Programm<br />
von der Förderung ausgenommen.<br />
Dabei fungieren für den hiesigen Beritt<br />
die Bezirksregierung in Münster und für<br />
die niederländische Seite die Provinzregierungen<br />
als Anlaufstelle, Kontrolle –<br />
und Filter.Auf der deutschen Seiteübernehmen<br />
die neu eingerichteten Stellen in<br />
den Dezernaten für gewerbliche Wirtschaft<br />
diese Aufgaben. Dort werden die<br />
Projekt-Anträge angenommen, geprüft,<br />
überprüft, qualifiziert „und dadurch am<br />
Ende in der Regel deutlich verbessert“,<br />
sagt Schwenzow.<br />
Das bedeutet letztlich auch: Die Behörde<br />
versteht sich in Sachen EU-Grenzland-<br />
Förderung als Lotse; damit vorallem die,<br />
die nicht laufend mit dem institutionalisierten<br />
Europa zu tun haben, nicht „im<br />
Gestrüpp undeutlicher Programmbezeichnungen“<br />
und bürokratischer „Verworrenheiten<br />
hängen bleiben“, so Klenke.<br />
Grundsätzlich gilt: Je näher dran, desto<br />
besserdie Kooperation. Folglich ist in den<br />
Kreisen Borken und Steinfurt die Grenze<br />
weitgehend verschwunden. In der Stadt<br />
Münster aber und den Kreisen Coesfeld<br />
und Warendorf „könnte die Erkenntnis,<br />
welche Vorteile sie durch die Grenznähe<br />
haben, durchaus noch etwas wachsen“,<br />
OVERIJSSEL<br />
ARBEITSKRÄFTE<br />
COESFELD<br />
KREISE<br />
MÜNSTERLAND<br />
sagte unlängst Regierungsvizepräsidentin<br />
Dorothee Feller.<br />
Schwenzow sieht das genauso. Und weil<br />
nichts Sachverhalte besser erläutert als<br />
Beispiele, bringt sie das der Arbeitskräfte:Inder<br />
Region Overijssel ist die Arbeitslosigkeit<br />
hoch, im Münsterland hingegen<br />
herrscht bereits jetzt vielerorts ein Fachkräftemangel.<br />
Da muss man nur eins und<br />
WARENDORF<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
GELDERLAND<br />
GRENZRAUM<br />
UNTERNEHMEN<br />
Dorothee Feller, Regierungsvizepräsidentin<br />
Auf dem weiten Feld der erneuerbaren Energien können die Niederländer von Unternehmen aus dem Münsterland<br />
eine Menge lernen, sagte Euregio-Geschäftsführerin Dr. Elisabeth Schwenzow.<br />
Foto: dpa/Marcus Führer<br />
Dr. Elisabeth Schwenzow, Euregio-Chefin<br />
EURO<br />
eins zusammenzählen. Nahander Grenze<br />
klappt das ganz gut. Inzwischen hat<br />
aber auch der Kreis Warendorf Interesse<br />
signalisiert, womöglich niederländische<br />
Fachkräfte rekrutieren zu wollen, sagt<br />
sie.<br />
Wobei: Die Hürden für den kleinen<br />
Grenzverkehr sind unnötigerweise hier<br />
und da hoch. Abschlüsse werden diesseits<br />
und jenseits der Grenze nicht immer<br />
anerkannt, immer weniger Niederländer<br />
sprechen Deutsch –die Zahl der Deutschen,<br />
die des Niederländischen mächtig<br />
sind, warvon je her überschaubar.Hinzu<br />
kommt: Die Sozialversicherungssysteme<br />
sind sehr verschieden, die kulturellen<br />
Hürden ordentlich. So ist es in den Niederlanden<br />
unüblich, sich formal mit Lebenslauf,<br />
Arbeitsproben und Foto um<br />
einen Job zu bewerben. „Dort geht man<br />
im Betrieb vorbei und bespricht das Nötige<br />
direkt mit dem Chef“, sagt die Euregio-<br />
Geschäftsführerin.<br />
Natürlich gibt es auch positive Beispiele<br />
für ein gelungenes Miteinander. ImGesundheitsbereich<br />
und in der Medizintechnik<br />
etwa arbeiten beide Länder eng<br />
zusammen. Das Gleiche geltefür das weite<br />
Feld der Forschung. Von den Niederländern<br />
lernen, sagt die Euregio-Chefin,<br />
könne NRW beispielsweise im Bereich<br />
des Innovationsmanagements. Auf der<br />
anderen Seite könnten sich die Niederländer<br />
beim Thema erneuerbare Energien<br />
vom Münsterland eine Scheibe abschneiden.<br />
REGION<br />
BORKEN<br />
NIEDERLANDE<br />
MILLIONEN<br />
MÜNSTER<br />
SCHWENZOW<br />
Was diesseits und jenseits der Grenze jedoch<br />
noch fehlt, sei „das Bewusstsein,<br />
dass die Grenzlage anund für sich ein<br />
Schatz ist, der gehoben werden muss“,<br />
sagte Feller. Dazu „müsse ein Stimmung<br />
kreiert werden“, eine Begeisterung, „etwas<br />
mit Gefühl“.<br />
Die Niederländer jedenfalls haben die<br />
Vorteile inzwischen erkannt. Jedenfalls<br />
hat die Regierung in Den Haag ein Positionspapier<br />
formuliert,<br />
in dem<br />
den Grenzräumen<br />
eine besondere<br />
Bedeutung<br />
zugewiesen wird.<br />
Ähnlich tickt inzwischen<br />
auch<br />
die Region Twente,<br />
die mit ihren<br />
längst beerdigten<br />
Flughafen-Plänen die Münsterländer arg<br />
geärgert hatte. Den Ball könnte die Region<br />
aufnehmen und im Spiel halten. „Da<br />
sind wir einfach aufgefordert, zu handeln“,<br />
sagt Feller.<br />
Selbst der Markenbildung des Münsterlandes<br />
könnte die Nähe zu den Niederlanden<br />
dienen. Die ist nämlich durchaus<br />
ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem<br />
sich werben ließe. Allerdings nur, wenn<br />
das Miteinander ganz praktisch mit Leben<br />
gefülltwird–und nicht blutleereAbsicht<br />
bleibt.<br />
er<br />
KOOPERATION<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
„Das Gros der bisher eingegangenen<br />
Projekt-Anträge sind Verbundvorhaben<br />
von Hochschulen und<br />
Unternehmen.“<br />
Dr. Elisabeth Schwenzow, Euregio-Geschäftsführerin<br />
INFOS<br />
Grenzgebiete haben zwei Probleme: Auf der einen Seite<br />
stellt die Grenze eine Zerschneidung in wirtschaftlichem,<br />
kulturellem und sozialem Sinne dar, auf der anderen Seite<br />
werden Grenzräume von der nationalen Politik oftmals<br />
vernachlässigt. Vor diesem Hintergrund verfolgt die EU<br />
mit ihrem Interreg-Programm das Ziel, „dafür zusorgen,<br />
dass nationale Grenzen kein Hindernis für eine ausgewogene<br />
Entwicklung und Integration des europäischen Raumes<br />
sind“. Das aktuelle Interreg-Förderprogramm, für das<br />
insgesamt rund 440 Millionen Euro zur Verfügung stehen,<br />
wurde im November 2014 von der EU-Kommission gebilligt.<br />
Es läuft bis 2020. Die Euregio-Geschäftsstelle in Gronau/Enschede<br />
hat fürdas hiesige Euregio-Gebiet das regionale<br />
Management für das Interreg-Programm<br />
„Deutschland –Nederland“ übernommen.<br />
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Traditionsunternehmen eine<br />
Kooperation vereinbarten, war das<br />
nicht nur für die beiden Betriebe von<br />
Vorteil. Von der Kooperation zwischen<br />
der Westfalen AG und der Firma<br />
eal Euro-Alkohol GmbH in Lüdinghausen<br />
profitiert sogar noch die<br />
Umwelt.Wir recyceln ein bisher<br />
nicht genutztes Abfallprodukt“,<br />
erläuterte<br />
Projektleiter Heinz<br />
Gausling von der<br />
Westfalen-Gruppe die Situation. Im Klartext:<br />
Westfalen verarbeitet das Kohlendioxid,<br />
das bei der Alkoholproduktion der<br />
eal Euro-Alkohol GmbH anfällt. 3,5 Millionen<br />
Euro investierten die Westfalen in<br />
die Anlageauf dem Gelände des Alkoholproduzenten<br />
in Lüdinghausen.<br />
Kohlendioxid –ist das nicht der „Klima-<br />
Killer“? Stimmt. Aber ohne dieses Gas<br />
schmeckt das Bier schal, die verpackte<br />
Pizza wäre schnell schimmelig oder die<br />
Schweißnaht in der Edelstahlverarbeitung<br />
wäre „schrumpelig“. Auch dafür<br />
wird Kohlendioxid verwendet. Seit gut<br />
einem Jahr ist die Produktionsanlageder<br />
Westfalen-Gruppe auf dem Gelände des<br />
Alkohol-Produzenten im Gewerbegebiet<br />
zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und<br />
der Bahnlinie zwischen Dortmund und<br />
Coesfeld in Betrieb. Jährlich werden<br />
17000 Tonnen Kohlendioxid produziert.<br />
Eine 35 Meter langeLeitung transportiert<br />
das Rohgas von eal in das neue benachbarte<br />
Westfalen-Werk, das zweckmäßigerweise<br />
direkt auf dem Gelände des Alkohol-Produzenten<br />
angesiedelt ist. In der<br />
Maschinenhalle durchläuft das Gas eine<br />
Reinigungs- und Verflüssigungsanlage,<br />
anschließend wird esauf minus 25 Grad<br />
abgekühlt und in drei Hochtanks gepumpt.<br />
Das passiert alles so unspektakulär,<br />
dass der komplette Betrieb ferngesteuert<br />
wird. Lediglich speziell geschulte<br />
Tankwagen-Fahrer legen beim Umfüllen<br />
noch einmal Hand an. Ansonsten wird<br />
die Gas-Produktion von der zentralen<br />
Leitwarteder Westfalen-Gruppe in Hörstel<br />
ferngesteuert. Mit den Spezialfahrzeugen<br />
wird das Gas zu Kunden oder<br />
eigenen Betrieben gebracht.<br />
„Wir wollen uns von Lieferanten unabhängig<br />
machen“, begründete Dr. Wolfgang<br />
Fritsch-Albert, Vorstandsvorsitzender<br />
der Westfalen AG, beim ersten Spatenstich<br />
die Firmenpolitik. Das Unternehmen<br />
betätigt sich seither nicht nur mit<br />
dem Vertrieb von Gas, sondern steigt<br />
erstmals auch in die Produktion ein. Fast<br />
zeitgleich wurde nämlich auch in Frankfurt<br />
eine vergleichbare Produktionsanlage<br />
in Betrieb genommen. „Die neuen<br />
Werke machen uns unabhängig von Lieferanten<br />
und verbessern die Liefersicherheit<br />
für die Anwender“, so Gerhard<br />
Schlüter, Mitglied der Westfalen-Geschäftsleitung.<br />
Ein großer Teil des in Deutschland konsumierten<br />
oder verarbeiteten Alkohols<br />
stammt aus Lüdinghausen. Die Euroalkohol<br />
GmbH stellt nicht nur hochwertigen<br />
Alkohol für den Lebensmittel- oder Pharmabereich<br />
her.Das in anderen Unternehmen<br />
produzierte „Hochprozentige“ wird<br />
hier auch gereinigt und weiterverarbeitet.<br />
Und bei diesen ProduktionsvorgängenfälltKohlendioxid<br />
an, das in der Vergangenheit<br />
einfach an die Umwelt abgegeben<br />
wurde.<br />
Die Produktionsanlage sorgt somit für<br />
eine nicht unerhebliche Klima-Entlastung.<br />
„Wir können mit dieser Zusammenarbeit<br />
die Kohlendioxid-Emissionen in<br />
unseremProduktionsablauf enormreduzieren“,<br />
freut sich auch Dr. Bernhard<br />
Strotmann, eal-Geschäftsführer, über<br />
den positiven Effekt dieser Kooperation.<br />
Werner Storksberger<br />
Freuen sich über die Kooperation: Klaus-Dieter Kemper (eal), Willi Mildner (Westfalen), Gerhard Schlüter (Westfalen),<br />
Anton Holz (Stv. Bürgermeister Lüdinghausen), Dr. Bernhard Strotmann (eal), Erhard Geuting (eal) und<br />
Heinz Gausling (Westfalen).<br />
Foto: west<br />
EINE FRAGE<br />
Dass zwei sich so gut ergänzende Unternehmen wie die Euro-Alkohol und die Westfalen AG zusammenfanden<br />
und gemeinsame Wege bei der Kohlendioxid-Produktion und -Verarbeitung gehen, ist ein<br />
Glücksfall. Was tut die IHK, um Unternehmen, die gemeinsame Interessen haben könnten, zusammenzubringen?<br />
Karl-Friedrich Schulte-Uebbing, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen: Solche Kooperationen<br />
stärken die regionale Wirtschaft. Für die IHK ist es deshalb eine ureigene Aufgabe, Unternehmen<br />
die Möglichkeit zu geben, sich kennenzulernen und zu vernetzen. Sei es in der Außenwirtschaft, wo<br />
Unternehmen mit sehr konkreten gemeinsamen Interessen ihre Erfahrungen über Exportmärkte austauschen,<br />
bis zu konkreter Vermittlung etwa inder Unternehmensnachfolge. Das Spektrum der<br />
unterschiedlichen Plattformen reicht von Fachveranstaltungen über Datenbanken bis hin zur Visitenkartenparty<br />
für Existenzgründer. Wie da wer mit wem hinterher kooperiert, bekommen wir allerdings<br />
in den wenigsten Fällen mit. Das regeln die Unternehmen selbst und läuft meist hinter den Kulissen.<br />
Optimal platziert zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und der Bahnstrecke Gronau –Dortmund liegt die Euro-Alkohol<br />
und die Kohlendioxid-Produktionsanlage der Westfalen AG. Links: Die Gebäude des Alkoholproduzenten mit den<br />
Lagertanks und der Rektifizierungsanlage. Rechts im Bild: Über den Kanalanleger wird Euroalkohol ebenfalls mit Rohstoffen<br />
versorgt.<br />
Foto: Teamfoto Marquardt<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement im Münsterland<br />
Im Gespräch mit Jutta Kuhlmann, Gesundheitsmanagerin der IKK classic<br />
Körperlich anstrengende Arbeit oder eine monotone Arbeitshaltung belasten ebenso<br />
wie Termindruck oder fehlende Abstimmungsprozesse die Gesundheit von Mitarbeitern<br />
und können zu einem hohen Krankenstand führen. Krankheitsbedingte Ausfälle<br />
kosten deutschen Unternehmen jährlich rund 60 Milliarden Euro und –jenach<br />
Größe –geraten Betriebe bei längeren Krankheitsausfällen oft auch organisatorisch<br />
unter Druck. Zusätzlich kämpfen viele Betriebe darum, Mitarbeiter möglichst lange<br />
im Unternehmen zu halten bzw. geeigneten Nachwuchs zu finden. Konkret geht es<br />
dabei um die Gestaltung der körperlichen Anforderungen für ältere Mitarbeiter,sowie<br />
um die Weitergabe von wichtigen Erfahrungen an junge Beschäftigte. Bei all diesen<br />
Dingen unterstützt IKK-Gesundheitsmanagerin Jutta Kuhlmann –sie ist erste Ansprechpartnerin<br />
in Sachen betriebliches Gesundheitsmanagement im Münsterland.<br />
Frau Kuhlmann, was läuft schief in deutschen Betrieben?<br />
Jutta Kuhlmann: Da ist zum einen die gesundheitliche Situation: Trauriger Spitzenreiter<br />
bei den Gründen für die Arbeitsunfähigkeit in Betrieben ist das Muskel- und<br />
Skelettsystem. Laut einer aktuellen Analyse der IKK classic entfallen 25,5 Prozent auf<br />
das Kreuz mit dem Kreuz, gefolgt von Krankheiten der Atmungsorgane mit 15,4<br />
Prozent. Fast ähnlich hoch –mit 15,3 Prozent –schlagen Verletzungen zu Buche. Und<br />
psychische Erkrankungen liegen mit 9,8 Prozent auf Platz vier.Höchste Zeit also, sich<br />
um die Gesundheit der Mitarbeiter zu kümmern. Weitere Probleme sind Fachkräftemangel<br />
und Demografie: Die geburtenstarken Jahrgänge verlassen allmählich den<br />
Arbeitsmarkt. Für die Betriebe wird es schwerer, den Personalbedarf durch eigene<br />
Ausbildung zu decken, zugleich steigt der Altersschnitt der Fachkräfte. Im branchenübergreifenden<br />
Run auf Schulabgänger und gestandene Spezialisten zählen inzwischen<br />
nicht nur finanzielle Vorteile. Mit den gewandelten Lebensentwürfen ändern<br />
sich auch die Ansprüche an den Arbeitgeber.Neben familienfreundlichen Angeboten<br />
haben für die nachwachsenden Erwerbsgenerationen gerade gesundheitsgerechte<br />
Arbeitsbedingungen eine wichtige Bedeutung.<br />
Was ist das Besondere am BGM mit der IKK classic?<br />
Jutta Kuhlmann: Im Rahmen des BGM unterstützen wir seit vielen Jahren Firmen unterschiedlichster<br />
Branchen und Größen –kleinere Betriebe liegen uns aber besonders<br />
am Herzen. Sie haben oft nicht ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen<br />
sowie die zündenden Ideen, um BGM umzusetzen. Doch sie unterschätzen häufig<br />
auch ihre Stärken. Kleinere Betriebe sind beweglicher als große Unternehmen. Zum<br />
Beispiel können sie Änderungen im Arbeitsablauf oder in den Prozessen viel schneller<br />
und flexibler umsetzen. Mit einem gut funktionierenden Team als Grundlage lässt<br />
sich eine Menge bewegen. Wenn es gelingt, diese Beweglichkeit für gesundheitsfördernde<br />
Ansätze in den Betrieben zu nutzen, können Unternehmen beim Ringen um<br />
Fachkräfte einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erzielen. Und: Ein gesundheitsbewusster<br />
Betrieb erhöht nicht nur seine Attraktivität für potenzielle Neueinsteiger, er<br />
trägt auch dazu bei, die Leistungskraft der eigenen Fachkräfte möglichst lange zu<br />
erhalten.<br />
Wie genau läuft BGM mit der IKK classic ab?<br />
Jutta Kuhlmann: Auf diesem Gebiet bauen wir auf unsere langjährigen Erfahrungen.<br />
Das Besondere: Mit der IKK classic wird BGM so individuell wie die Unternehmen<br />
selbst. Wirbegleiten die Betriebe während des gesamten Prozesses des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements. Und das Engagement von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
wird auch noch honoriert. Als Belohnung erhalten Arbeitgeber einen Bonus<br />
von bis zu 2.500 Euro –50Euro pro IKK-versichertem teilnehmenden Arbeitnehmer.<br />
Die IKK-versicherten Mitarbeiter erhalten ebenfalls 50 Euro, wenn sie an sämtlichen<br />
Trainings teilgenommen haben. Am Bonusprogramm können Arbeitgeber teilnehmen,<br />
die bei der IKK classic versicherte Mitarbeiter beschäftigten. Hierzu schließt<br />
die Geschäftsleitung eine verbindliche Vereinbarung mit der IKK classic über die<br />
gemeinsam geplanten Maßnahmen und Qualitätskriterien ab. Die Analyse der Gesundheitssituation,<br />
Workshops und Gesundheitstrainings sowie spezielle Seminare<br />
für Führungskräfte sind dabei wichtige Bausteine auf dem Weg zumehr Gesundheit<br />
im Betrieb.<br />
Weitere Informationen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement der IKK classic<br />
im Münsterland sind bei Jutta Kuhlmann unter der Rufnummer 059714001-8150<br />
erhältlich oder unter: www.ikk-classic.de/bgm<br />
Anzeige<br />
Gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen<br />
werden immer<br />
bedeutender (©CulturaGettyImages)<br />
Jutta Kuhlmann, Gesundheitsmanagerin<br />
der IKK classic
BRANCHEN &BETRIEBE 10<br />
So sehen Finalisten aus: Mitarbeiter bzw. Mitunternehmer der Firma Heitkamp &Hülscher aus Stadtlohn schafften es 2014 auf NRW-Ebene bis in die Endrunde<br />
Foto: Heitkamp &Hülscher<br />
Anders als die Masse<br />
Der „Große Preis des Mittelstandes“ wird Jahr für Jahr vergeben. Jurymitglied Hermann-Josef<br />
Raatgering von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Borken kennt das Verfahren.<br />
Hermann-Josef Raatgering (63), bei<br />
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
des Kreises Borken (WfG) zuständig<br />
für Innovationsberatung,<br />
entscheidet seit 2007 als Juror mit<br />
bei der Vergabe des „Großen Preises<br />
des Mittelstandes“. Unsere Mitarbeiterin<br />
Susanne Menzel sprach mit ihm<br />
über das Verfahren.<br />
Die Auszeichnung bedeutet<br />
für die Unternehmen, dass<br />
sie sich bei Tausenden Betrieben,<br />
die es im Münsterland<br />
gibt, als bunte Maus<br />
aus der Menge abheben“, betont er die<br />
Bedeutung dieser „Oskar“-Verleihung.<br />
„Und das gilt nicht nur für die Gewinner<br />
selbst, sondern ebenso für die Finalisten.“<br />
Wer schlägt die Firmen für den<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“<br />
vor?<br />
Raatgering: Das sind Politiker wie Bundestags-<br />
und Landtagsabgeordnete, aber<br />
auch Städte, Gemeinden oder Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
– wie<br />
die des Kreises Borken. Es kommt selten<br />
vor, dass sich Unternehmen selbst ins Gespräch<br />
bringen.<br />
Welche Voraussetzungen müssen<br />
die Kandidaten mitbringen, um ins<br />
Auswahlverfahren zu kommen?<br />
Raatgering: Neben der Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen sollte auch ein gesundes<br />
Wachstum nachgewiesen werden. Zudem<br />
Besonderheiten, die beispielgebend<br />
für den Mittelstand sind. Da reicht die<br />
Spanne von Innovationen bis hin zu Engagement<br />
im sozialen Bereich oder der<br />
außergewöhnlichen Mitarbeitermotivation.<br />
Die Juroren berücksichtigen bei diesen<br />
Punkten die Entwicklung der letzten<br />
fünf Jahre.<br />
Wie viele Vorschläge werden jedes<br />
Jahr ausgewertet?<br />
Raatgering: Wenn wir uns in Leipzig zusammensetzen,<br />
um eine Auswahl für<br />
NRW zu treffen, kommen schon15bis 20<br />
Vorschlägeauf den Tisch. Jeder einzelne<br />
wirdpräsentiert und diskutiert. Letztlich<br />
werden dann sechs oder sieben in die engere<br />
Wahl genommen. Bei dem Wettbewerb<br />
selbst gibt es dann ja unterschiedliche<br />
Kategorien. Die ersteStufesind Auswahl<br />
und Nominierung, gefolgt von der<br />
Auszeichnung als Finalist. Als Letztes folgen<br />
die Preisverleihung auf Landes- und<br />
schließlich auf Bundesebene.<br />
Wie profitieren die Unternehmen<br />
von der Wahl zum Finalisten oder<br />
gar von der Auszeichnung als Preisträger?<br />
Raatgering: Die Betriebe rücken ins<br />
Licht der Öffentlichkeit, heben sich so<br />
vonder Masse ab. Sie erhalten Aufmerksamkeit.<br />
Zudem bekommen die Firmen<br />
von der Patzelt-<br />
Stiftung Möglichkeiten<br />
und Anregungen,<br />
die Würdigung<br />
auf verschiedene<br />
Arten unterzubringen.<br />
Etwa<br />
als Logo auf Briefbögen<br />
oder als<br />
Emblem bei Tagungen.<br />
Auch die Wirt-<br />
Hermann-Josef Raatgering<br />
schaftsförderungs-<br />
gesellschaft bringt sich mit verschiedenen<br />
Aktionen ein. Frei nach dem Motto:<br />
TueGutes und rede drüber. Man sollte<br />
diese Wirkung auf Kunden und Mitarbeiter<br />
nicht unterschätzen.<br />
Hat es schon Unternehmen gegeben,<br />
die eine Nominierung abgelehnt haben?<br />
Raatgering: Ja, aber es kommt selten<br />
vor. Und wenn, dann aus nachvollziehbaren<br />
Gründen. Etwa, weil der Betrieb gerade<br />
in der Umstrukturierung ist und noch<br />
nicht so gute Zahlen vorweisen kann.<br />
Oder weil die Konkurrenz ebenfalls<br />
schon einmal im Vorschlagsverfahren<br />
war. Bislang aber kann ich für meine Person<br />
sagen: Ich habe die Firmen mit offenen<br />
Augen ausgesucht und präsentiert.<br />
Foto: wfg Borken<br />
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BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />
„Ich kenne keinen, der<br />
das so macht wie wir“<br />
Mit Heitkamp &Hülscher aus Stadtlohn und Ruthmann aus Gescher schafften des zwei Firmen<br />
aus dem Kreis Borken in die Finalrunde um den „Großen Preis des Mittelstandes“.<br />
Hervorragende mittelständische<br />
Unternehmen treten Jahr für Jahr<br />
zum Wettbewerb an. Sie alle würden<br />
gerne den „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
entgegennehmen. Angesichts<br />
der großen Teilnehmerzahl<br />
kann sich aber schon jeder freuen,<br />
der es bis ins Finale schafft. Im vergangenen<br />
Jahr gelang dies zehn<br />
Unternehmen aus NRW – darunter<br />
gleich zwei aus dem Kreis Borken.<br />
Vo Vn den Mitbewerbern noch<br />
vorein paar Jahren eher müde<br />
belächelt und durchaus<br />
für ein wenig verrückt erklärt<br />
– jetzt ausgezeichnet<br />
für besondere Innovation und Mitarbeitermotivation:<br />
Erwin Hülscher, Geschäftsführer<br />
der Heitkamp &Hülscher<br />
GmbH &Co.KG musste schon ein wenig<br />
schmunzeln, als Regierungspräsident<br />
Prof. Dr. Reinhard Klenke, der Borkener<br />
Landrat Dr. Kai Zwicker sowie WFG-Geschäftsführer<br />
Dr. Heiner Kleinschneider<br />
ihm jetzt zum Titel„Finalist beim Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ gratulierten.<br />
„Das hat man nun davon“, kommentierte<br />
er trocken. Dennoch: Kalt erwischt hat<br />
ihn diese Ehrenicht. Denn die „Vision der<br />
Mitarbeitermotivation und -einbindung“<br />
ist nicht neu, sie wurde schon vor fast<br />
zehn Jahren in den Stiel gestoßen.<br />
Das 1958 gegründete, familiengeführte<br />
Unternehmen wird aktuell von 95Beschäftigten<br />
unterstützt und hat seine<br />
Wurzeln im Tief- und Kanal- sowie im<br />
Straßen- und Asphaltbau. Dazu kommen<br />
aber auch neue Betätigungsfelder wie<br />
Projektentwicklung (Baugebiete und Bebauungspläne<br />
entstehen in Eigenregie)<br />
sowie Engagement in den Neuen Medien<br />
(eigenes Unternehmen, digitale Verarbeitung<br />
der Baustellendaten).<br />
Hülscher: „Auf all diesen Wegenwar und<br />
ist es unser Ziel, die Mitarbeiter mitzunehmen.<br />
Denn es gibt kaum eine schlechtere<br />
Visitenkartefür ein Unternehmen als<br />
unzufriedene Mitarbeiter.“ Und deshalb<br />
begann die Ideenschmiede zu arbeiten.<br />
Herausgekommen sind dabei ganz differenzierte<br />
Lösungen.<br />
So gibt es ein betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />
bei dem gesundheitsbewusstes<br />
Verhalten und sportliche Betätigung<br />
anhand von Pluspunkten in einem<br />
Bonusheft festgehalten werden. Der Einsatz<br />
zahlt sich amJahresende in barer<br />
Münze aus. Zwischen 5000 und 12 500<br />
Euro wurden in der Vergangenheit von<br />
Heitkamp &Hülscher ausgeschüttet.<br />
Weitere Prämien verspricht das individuelle<br />
Mitarbeiter-Erfolgsbeteiligungsmodell,<br />
an dessen Entwicklung das gesamte<br />
Team beteiligt war. Grundlagefür die Boni<br />
ist eine 360-Grad-Bewertung, bei der<br />
Mitarbeiter und Vorgesetzte sich gegenseitig<br />
einschätzen. Verschiedene weitere<br />
Faktoren wie Arbeitszeit und Verantwortlichkeit<br />
runden das Ganze ab. Erwin Hülscher:<br />
„Wir wollten keine Belohnung<br />
nach dem Gießkannenprinzip, sondern<br />
eine gerechteVerteilung. Ich glaube, das<br />
ist uns gelungen. Es warbisher jedenfalls<br />
nicht einer unzufrieden.“<br />
Ein ganz besonderes Merkmal von Heitkamp<br />
&Hülscher aber ist der Schritt, Beschäftigte<br />
zuMitunternehmern zu machen.<br />
Erwin Hülscher: „Dazu wurde die<br />
H&H Team GmbH &CoKGgegründet.<br />
Die Mitarbeiter können sich mit 2500<br />
Euro an der Gesellschaft beteiligen. Das<br />
Geld dafür gibt´s als Firmendarlehn.“<br />
Der Reiz an diesem Projekt: Das Kapital<br />
bleibt im Unternehmen, die Mitarbeiter<br />
profitieren finanziell, sind emotional als<br />
Mitunternehmer stärker eingebunden –<br />
und tragen auch mehr Verantwortung. In<br />
diesem Falle für den Maschinenpark, der<br />
dem H&H Team unterstellt ist. Hülscher:<br />
„Als wir das 2006 eingeführt haben,<br />
brachten uns die Beschäftigten einen riesigen<br />
Vertrauensvorschuss entgegen. Das<br />
Modell hat sich inzwischen aber so etabliert,<br />
dass wir eine 100-prozentige Beteiligungsquoteerreicht<br />
haben.“ Ein weiterer<br />
positiver Effekt: Seitdem die Arbeitnehmer<br />
auch als Gesellschafter mit eingebunden<br />
sind, sind die Reparaturkosten<br />
am Maschinenpark um 20 Prozent gesunken.<br />
Gratulation zur Auszeichnung: (v.l.) Linda Lemloh (Bezirksregierung Münster), Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke, Geschers<br />
Bürgermeister Hubert Effkemann, Landrat Dr. Kai Zwicker, Ruthmann-Prokurist Uwe Stapper, Ruthmann-Geschäftsführer Rolf Kulawik,<br />
WFG-Geschäftsführer Dr. Heiner Kleinschneider und Gaby Wenning, WFG-Standortmarketing<br />
Foto: Susanne Menzel<br />
Präzisionsarbeit: Die Ruthmann-Steiger werden in den Fertigungshallen zusammengesetzt. Ruthmann ist stolz darauf, die Kunden auch im Service, beispielsweise<br />
bei Ersatzteilen, schnell bedienen zukönnen.<br />
„Alles in allem“, so zieht Erwin Hülscher<br />
Bilanz, „haben wir uns der Königsdisziplin<br />
der Unternehmenskultur gestellt –<br />
und dabei bislang sehr gut abgeschnitten.<br />
Ich kenne keinen, der das so macht wie<br />
wir. Wir sind zu einer Arbeitgebermarke<br />
geworden und das Unternehmen ist kerngesund.<br />
Diese Qualität wollen wir für uns<br />
und unsere Kunden halten –und noch<br />
weiter ausbauen.“<br />
Auch der zweite Finalist zum „Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ aus dem Kreis<br />
Borken, die Firma Ruthmann GmbH &Co<br />
KG aus Gescher,konntedie Jury„mit hervorragenden<br />
Daten und Fakten überzeugen“.<br />
So konnte der Steiger- und Cargoloader-Hersteller<br />
Ruthmann für 2012<br />
und 2013 die besten Ergebnisse der<br />
Unternehmensgeschichte vorlegen. Geschäftsführer<br />
Rolf Kulawik: „Erfolg ist<br />
uns nicht fremd, und wir haben uns auch<br />
eine gewisse Siegermentalität zu eigen<br />
gemacht. Ich würde aber beim Großen<br />
Preis des Mittelstandes gerne ganz oben<br />
auf dem Treppchen stehen. Wenn ich mir<br />
dazu unsere Zahlen für das letzte sowie<br />
für dieses Jahr ansehe, könnte esklappen.“<br />
Schon jetzt sei ein „historischer<br />
Auftragseingang“ für 2015 absehbar:<br />
„Bislang sprechen wir von13,7 Millionen<br />
Euro, darunter ein Einzelauftrag von 6,3<br />
GROSSER PREIS DES MITTELSTANDES<br />
Als „Oskar für den Mittelstand“ wird Deutschlands wichtigste<br />
Wirtschaftsauszeichnung auch gerne tituliert. Dabei<br />
gilt nicht nur der Preis als solcher, sondern selbst die<br />
Nominierung schon als eine besondere Ehre.<br />
Ziel ist es, die gewaltigen Leistungen des Mittelstandes<br />
auch in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen: Trotz weltweiter<br />
krisenhafter Entwicklungen in den letzten Jahren<br />
wurden hier immer wieder neue und zusätzliche Arbeitsplätze<br />
geschaffen.<br />
Die Idee, unternehmerische Verantwortung zu fördern, zu<br />
stärken und zu honorieren, entstand 1994. Vier Jahre später<br />
folgte daraus die Stiftungsgründung. Zunächst als Oskar-Stiftung,<br />
2005 wurde der Name in Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
geändert. Namensgeber ist Dr. med. Oskar Patzelt,<br />
Schwiegervater des Stifters Dr. Helfried Schmidt.<br />
Die Stiftung ist ehrenamtlich organisiert, mehr als 200<br />
Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen und<br />
gesellschaftlichen Lebens sind aktuell inden Gremien engagiert.<br />
Millionen Euro. Der bisher größteder Firmengeschichte.<br />
Man kann sagen, bei<br />
Ruthmann brummt´s.“<br />
Dass der Wandel, den die Firma voreinigen<br />
Jahren durchgemacht hat (Kulawik:<br />
„hat durchmachen müssen“), sich mittlerweile<br />
ins Positive gekehrt hat, davon<br />
konnten sich Regierungspräsident Prof.<br />
Dr.ReinhardKlenke, Landrat Dr.Kai Zwicker,<br />
Bürgermeister Hubert Effkemann<br />
wie auch Dr. Heiner Kleinschneider, Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft,<br />
bei einem Rundgang selbst<br />
überzeugen. „Hier wird gehandelt, nicht<br />
rumpalavert. Bei Ruthmann wird nicht<br />
geheuert und gefeuert, sondern Betriebsloyalität<br />
geschaffen“, lobte der Regierungspräsident.<br />
Vor allem die hohe Ausbildungsqualität<br />
sowie die Innovationsstärke<br />
der Gescheraner seien dafür beispielhaft.<br />
Er unterstrich: „Aus Finalisten<br />
sind schon häufiger Sieger geworden.<br />
Das Münsterland ist ein gut aufgestellter<br />
Wirtschaftsraum. Und der Kreis Borken<br />
hat sich dabei schon ein Abo auf Auszeichnungen<br />
erworben.“<br />
Susanne Menzel
12 BRANCHEN<br />
„Made in Münster“ –ganz alle<br />
funktioniert das noch nicht<br />
Aber: Positive Eigenschaften lassen sich bei der Vermarktung eines Produkts miteinander verbinden. Beispiele aus einer St<br />
die angeblich selbst im Nieselregen noch mit dem Charme einer bodenständigen Wirtschaftsmetropole punkten kann.<br />
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Das Potenzial für „made in Münster“<br />
liegt sozusagen auf der Straße. Genauer:<br />
Auf dem Prinzipalmarkt, natürlich<br />
bei leichtem Nieselregen.<br />
„Die Farben des Sandsteins, die<br />
Strukturdes Pflasters, vor allem aber<br />
der Charakter der Menschen, ihre<br />
Bodenständigkeit und Zuverlässigkeit,<br />
gepaart mit einer hohen Wirtschaftskraft“<br />
– das alles bildet ein<br />
Pfund, mit dem sich wuchern lässt.<br />
ZUR PERSON<br />
Professor Steffen Schulz´<br />
Vita führte von Mailand<br />
über Stuttgart nach Münster.<br />
Dort hat er beispielsweise<br />
für Westfalenfleiß<br />
einen Objektstuhl konzipiert.<br />
Von Mitarbeitern mit<br />
Handicaps aus heimischer<br />
Eiche gebaut, ersetzen 200<br />
der Stühle mit dem charakteristischen<br />
Kasten<br />
unter der Sitzfläche seit 2013 die Kirchenbänke in<br />
Münsters Erlöserkirche am Servatiiplatz. Das Möbelstück<br />
hat Schulz als freier Designer entworfen, nutzte<br />
aber den entstandenen Kontakt für eine Kooperation<br />
des Fachbereichs Design der FH mit der gemeinnützigen<br />
Westfalenfleiß. Das Projekt „HeimatHelferBorsten“ erhielt<br />
2013 den Innovationspreis Münsterland in der Kategorie<br />
„Soziale Innovation“.<br />
VomLand NRW anerkannte<br />
Spezielle Firmentrainings<br />
BerufsbegleitendeFortbildungen<br />
Managementtraining<br />
Personalwesen<br />
Rechnungswesen<br />
Controlling<br />
Ausbilderlehrgang<br />
EDV/IT<br />
Datenschutz<br />
Rhetorik,Kommunikation<br />
Verkauf<br />
Berufskraftfahrerqualifizierung<br />
Ausbildung zumHochseilgartentrainer<br />
Sprachen<br />
Davon ist Professor Steffen<br />
Schulz überzeugt. Der Produktentwickler<br />
und -Designer<br />
von der Fachhochschule<br />
Münster spürt einen<br />
starken Trend zu Regionalisierung und<br />
Heimatverbundenheit als Gegenimpuls<br />
zur schnellen Globalisierung im Internet.<br />
Münster könne mit einer hohen Dichtean<br />
inhabergeführten Unternehmen mit hoher<br />
Affinität zu Innovation punkten.<br />
Ganz wichtig ist das Charisma desjenigen,<br />
der das Unternehmen groß gemacht<br />
hat. So ist Titus Dittmann nicht der Skateboard-Szene<br />
hinterhergereist, um seine<br />
Boards zu verkaufen. Der ausgebildete<br />
Lehrer hat sie nach Münster geholt, das<br />
Image der Westfalenmetropole jünger<br />
und wilder gemacht. Es ging dem heute<br />
66-Jährigen –zugleich Marke, Unikum,<br />
Unentwegter und als Berufsjugendlicher<br />
immer noch kein bisschen peinlich –<br />
nicht nur ums Geschäft, sondern um Jugendkultur<br />
und die damit verbundene<br />
Glaubwürdigkeit seiner Produkte. „Natürlich<br />
hätteich es in urbaneren Strukturenwie<br />
Berlin oder Hamburgleichter gehabt<br />
–aber wir sind ein Familienunternehmen,<br />
wir wollen nicht alle umziehen“,<br />
scherzt der Vater der deutschen<br />
Skateboard-Szene, der die Geschäfte an<br />
seinen Sohn Julius übergeben und sein<br />
Herz an die Stiftungsarbeit verloren hat:<br />
„Skate-aid“ fördert weltweit Projekte in<br />
Krisengebieten und an sozialen Brennpunkten.<br />
Das Skateboard dient dabei als<br />
Vehikel. Denn der mühselig errungene<br />
Balanceakt auf schmalen Rollen stärkt<br />
das Ego und lässt die „Sich-immer-wieder-aufrappeln“-Haltung<br />
entstehen, „mit<br />
der auch das Leben zu meistern ist, wenn<br />
„Ein qualitativ hochwertiges Produkt<br />
–und den Standort Münster<br />
on top. Nur so herum kann es<br />
funktionieren.“<br />
Dr. Thomas Robbers<br />
Einrichtung derWeiterbildung<br />
Alsmodernes Tagungshaus bieten wirIhnen beste<br />
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Erfahrung fürIhreerfolgreiche Veranstaltung.<br />
In einer angenehmen lernfreundlichenAtmosphäre<br />
stehen Ihnen:<br />
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es knüppeldick kommt“, lautet die Philosophie<br />
von Dittmann. Dessen karitativer<br />
Kraftakt färbt auch kommerziell ab: Authentizität<br />
und das Gefühl, „die machen<br />
mit eben diesem Produkt etwas Gutes“,<br />
wecken Kauflust, so die Experten.<br />
Corporate Social Responsibility (kurz:<br />
CSR) schürt den Unternehmenserfolg:<br />
So ist Kuschelhase Felix, seit 20 Jahren<br />
Erfolgsfigur des Coppenrath-Verlages,<br />
seit 2013 als SOS-Kinderbotschafter<br />
unterwegs. Die Bücher,über das reiselustige<br />
Langohr sind in 29 Sprachen übersetzt,<br />
in China gedruckt und sieben Millionen<br />
Mal verkauft worden. Die hebräische<br />
Ausgabe von„Briefevon Felix“ stand<br />
über 70 Wochen als erstes deutsches<br />
Buch der Nachkriegsgeschichte auf Israels<br />
Bestsellerliste. Wolfgang Hölker<br />
liebt Münster,aber ob ein Label „made in<br />
Münster“ außer für lokale Konsumenten<br />
eine Kaufentscheidung sein kann, ist für<br />
ihn fraglich. „Primär ist es wichtig, eine<br />
starkeMarkezuetablieren und diese mit<br />
Inhalt zu füllen“, erläutert der Verleger.<br />
„Made in Münster –eine schöne Schleife,<br />
allerdings wäre made in Westfalen, als<br />
bekannteund erfolgreiche Wirtschaftsregion,<br />
vermutlich attraktiver“, meint der<br />
Unternehmenschef vom Kreativ-Kai.<br />
In seiner unmittelbaren Nachbarschaft<br />
kreiert Manfred Brassler seit 1999 seine<br />
„Meistersinger“: Statt zwei oder drei Zeigern<br />
haben die mechanischen Luxusuhren<br />
des Autodidakten und Bach-Liebhabers<br />
nur einen, seit letztem Jahr sogar angetrieben<br />
von einem eigenen Werk.<br />
„Herz, Hirn und Gestaltung sind made in<br />
Münster“, betont Unternehmenssprecher<br />
Stefan Loges. Produziert werden 9000<br />
Uhren jährlich im schweizerischen Kanton<br />
Jura. Vier Jahre haben die kreativen<br />
Köpfe inMünster und der Schweiz an<br />
dem ersten Meistersinger-Handaufzugskaliber<br />
getüftelt. Neben dem deutschen,<br />
niederländischen und französischen<br />
Markt erobern die mit vielen Design-Preisen<br />
ausgezeichneten Uhren langsam<br />
auch die Gunst der Kunden in Asien und<br />
den USA.<br />
Vom Markt zwischen New York und San<br />
Francisco lässt Dr. Josef Hesse, einer der<br />
drei Geschäftsführer von<br />
Schäper Sportgerätebau,<br />
lieber die Finger:<br />
„Das Schadensersatzrecht<br />
ist uns zu unkalkulierbar.<br />
In Amerika<br />
müsste jaein Warnschild<br />
,Bitte nicht gegenlaufen –<br />
Sie könnten sich stoßen!`am<br />
Fußballtor hängen.“<br />
Sonst auf der Welt, zwischen<br />
Oman, Schweden, Tadschikistan,<br />
Singapur und der<br />
deutschen Bundesliga verkörpert<br />
fast jedes Toreinen unternehmerischer<br />
Sieg für das Roxeler<br />
Familienunternehmen.<br />
Unternehmensgründer Klemens<br />
Schäper war zwar<br />
schon immer leidenschaftlicher<br />
Fußballfan, abervon<br />
Haus aus Fensterbauer.<br />
Eine Notfallreparatur<br />
beim FC Gievenbeck am<br />
Vereinstor hat Schäperfür<br />
den Sportgerätebau begeistert,<br />
1971 revolutionierte<br />
das Unternehmen<br />
OFFEN GESAGT<br />
Große Chancen<br />
onsumgüter mit Charakter,<br />
KProdukte mit Provenienz,<br />
Manufaktur statt Massenware –<br />
die Globalisierungswelle, die mit<br />
einem gleichförmigen Sortiment<br />
über die Kunden hinwegschwappt,<br />
wird immer häufiger gebrochen. Denn<br />
eine wachsende Zahl von Verbrauchern<br />
verweigert sich dem Einheitsbrei. Für<br />
sie zählt nicht Geiz ist geil, sondern<br />
die Qualität und die gesamte Wertschöpfungskette.<br />
Die Gruppe der Menschen, die dieser<br />
Haltung beim Kaufen frönt, mag<br />
(noch) klein sein. Doch der Trend hat<br />
Marketingexperten längst elektrisiert.<br />
Denn wenn die Konnotationen mit<br />
dem Standort, wie in Münster, stimmen,<br />
dann werden die positiven Eigenschaften,<br />
die Location und Produkt gemeinsam<br />
haben, im Kopf der Kunden<br />
gleich miteinander verknüpft.<br />
Autos aus Stuttgart oder Schinken aus<br />
Parma stehen mit dem bloßen Namen<br />
ihrer Geburtsstädte fürgehobene Mindeststandards,<br />
was Anspruch an die<br />
Wertigkeit und Respekt vor Ressourcen<br />
angeht.<br />
In Münster bieten sich riesige Chancen.<br />
Zwar nicht für alle Branchen, aber für<br />
weitaus mehr Betriebe, als diese es bisher<br />
vielleicht erkannt haben.<br />
Maike Harhues<br />
die Fußballwelt mit den ersten Aluminiumtoren.<br />
„Bei Werder war das Holztor<br />
in der 88. Spielminute zusammengekracht<br />
und mein Schwiegervater hatte<br />
das Glück, einige Metallbauer als Mitarbeiter<br />
zu haben“, erinnert sich Hesse.<br />
Heutebietet das Unternehmen Rundum-<br />
Sorglos-Pakete nicht nur für Fußball,<br />
Leichtathletik und Hockey, liefert nicht<br />
nur das Tor, sondern auch Spieler- und<br />
Betreuerkabinen, Markierungshütchen<br />
und Freistoß-Dummy-Wände. Innerhalb<br />
Deutschlands als komplett montiertes<br />
Tor, nach Übersee zerlegt im Container.<br />
Manchmal an Orte, die die Fußballwelt<br />
noch gar nicht auf dem<br />
Schirm hatte: „Blue<br />
Curacao<br />
kannteich eigentlich als Coc<br />
aber jetzt schießen die dor<br />
Tore“, freut sich Hesse. Und<br />
auch begeistert, seine „ma<br />
ter“-Tore im Barca-Stadion<br />
„Unserewichtigsten Kunden<br />
len kleinen örtlichen Vereine<br />
Diplom-Kaufmann ein.<br />
Die Herkunft der Metallb<br />
zählt für die Kauf-Entscheid<br />
als andereAttribute. Der Ges<br />
der Wirtschaftsförderung M<br />
Thomas Robbers, hält da<br />
eines eigenen Labels da<br />
nur zeit- und kostenin<br />
dern auch für wen
BETRIEBE 13<br />
adt,<br />
in<br />
Ganz bewusst<br />
„klein und fein“<br />
Münsters letzte Altbier-Brauerei exportiert nach Japan und in die USA. Doch eine<br />
Steigerung des Produktionsvolumens passt nicht zum Konzept.<br />
ktail-Zutat –<br />
tauf unsere<br />
o sehr es ihn<br />
de in Münszu<br />
sehen:<br />
sind die vie-<br />
“, räumt der<br />
au-Produkte<br />
ung weniger<br />
chäftsführer<br />
ünster, Dr.<br />
s Etablieren<br />
er für nicht<br />
tensiv, sonig<br />
sinnvoll<br />
außerhalb der Region.<br />
Gleichwohl gilt: „Wir können auf ein extrem<br />
ausgeprägtes Münster-Gefühl in<br />
unserer Stadt bauen, und auch innerhalb<br />
Deutschlands steht unsereStadt für Wirtschaftskraft<br />
und Lebensqualität“, merkt<br />
Robbers, wenn er am Expo-real-Stand<br />
der Westfalenmetropole mit Messebesuchern<br />
Münster-Kaffee aus Hohenholte<br />
trinkt und seine Mitarbeiter kleine Felix-<br />
Plüschhasen, Münster-Kreation made in<br />
China, verschenken. Für Robbers ist die<br />
Reihenfolge klar: „Ein qualitativ hochwertiges<br />
Produkt – und den Standort<br />
Münster on top. Nur soherum kann es<br />
funktionieren.“ Maike Harhues<br />
Von der Verladerampe im Kuhviertel indie Welt: Das Unternehmerpaar Friedhelm Langfeld und Barbara Müller braut Bio-Bier auch<br />
für Amerika und Japan.<br />
Foto: ma<br />
Fotos: Meistersinger, Titus, Constanza<br />
Droop, Ahlke<br />
Mit einem einzigen Bier überzeugt<br />
und per Handschlag besiegelt: So<br />
leicht hat es kaum ein Unternehmen<br />
mit der Weltmarkteroberung. Die<br />
Traditionsbrauerei Pinkus Müller<br />
vertraut weder auf einen teuren Vertriebsmanager<br />
für internationale<br />
Märkte noch auf innovative Werbestrategien,<br />
sondern auf Braukunst<br />
unddie Qualität ihrer Bio-Rohstoffe.<br />
In der Altbierküche an der Kreuzstraße<br />
zählt der Geschmack dessen,<br />
was hier im historischen Kellergewölbe<br />
gebraut wird: Ganz allein<br />
Zufriedenheit eines einzelnen<br />
Gastes –ausgerechnet ein Weinimporteur<br />
aus Amerika –ist es zu verdanken,<br />
dass 1978 der erste Container<br />
mit Spezial, Hefe und Alt über den<br />
großen Teich ging. „Mehr mit Händen<br />
und Füßen denn in Englisch hat<br />
mein Vater die ersten Verträge ausgehandelt“,<br />
schmunzelt Barbara<br />
Müller. Die Englischkenntnisse<br />
ihres heute 86-jährigen Vaters<br />
Hans Müller sind zwar begrenzt,<br />
nicht so war esaber sein unternehmerischer<br />
Mut. Ganz gegen den Trend setzte<br />
er als erster Braumeister der Welt schon<br />
1978 auf biologische Braugerste.<br />
Der Biotrend ist in den USAnicht nur bei<br />
Bierliebhabern schwer im Kommen: Pinkus<br />
gibt es in Bierhandlungen, ähnlich<br />
den hiesigen Weinhandlungen, immer<br />
gut gekühlt, für knapp vier Dollar die Flasche.<br />
„In San Francisco ander Hotelbar<br />
habe ich für eins unser eigenen Bieremit<br />
dem Label World`s First Organic Brewery<br />
13 Dollar bezahlt“, wundert sich Brauingenieur<br />
Friedhelm Langfeld, der nach<br />
seinem Studium in die Familie Müller<br />
eingeheiratet hat, schon gar nicht mehr.<br />
Wasgenau das Pinkus in Japan kostet, wo<br />
der überschaubare Jahreslieferumfang<br />
von 250 Hektolitern vom riesigen Nippon-Konzern<br />
vermarktet wird, weiß der<br />
44-Jährigenicht genau.Doch die Außenhandelsbeziehungen<br />
mit Asien hatten<br />
„In San Francisco an der Hotelbar<br />
habe ich für eins unser<br />
eigenen Biere mit dem Label<br />
World`s First Organic Brewery<br />
13 Dollar bezahlt.“<br />
Friedhelm Langfeld<br />
ihren Ursprung vor 20Jahren wiederum<br />
in der Altbierküche: Ein britischer Gast<br />
mit japanischer Ehefrau, Wohnsitz in Tokio<br />
und Job bei Nippon, war begeistert<br />
von Geschmack und Qualität des hellen<br />
Alts und importiert seitdem aus Münsters<br />
letzter von einst 150 Altbierbrauereien.<br />
Geführt wird das Familienunternehmen<br />
an der Kreuzstraße voneinem gebürtigen<br />
Bocholter zusammen mit seiner Frau Barbara<br />
Müller in sechster Generation.<br />
„Einen Nicht-Münsterländer als Ehemann<br />
hätte ich mir nicht vorstellen können<br />
–der Humor muss passen“, kommentiert<br />
die vierfache Mutter. Nur zum Studium<br />
musste sie ihr geliebtes Münster<br />
Richtung Süden verlassen: Wie auch ihr<br />
Mann hat die heute 49-Jährige inWeihenstephan<br />
studiert. Mit nur 17 Mitarbeitern<br />
produziert das Unternehmerpaar<br />
nunmehr 13 Biersorten, bleibt ganz bewusst<br />
bei „klein und fein“ und der Jahresproduktionsmenge<br />
von 20 000 Hektolitern<br />
im Jahr. Zwar wird inLaer in Flaschen<br />
abgefüllt, aber trotz des Erfolges ist<br />
weder eine Steigerung des Produktionsvolumens<br />
noch eine weitere Unternehmensexpansion<br />
geplant: „Da bin ich ganz<br />
klar die Bremse“, räumt Barbara Müller<br />
ein. Zwischen 30 000 und 50 000 Hektolitern<br />
liegedie Produktionsmenge, an der<br />
viele Brauereien kaputtgegangen seien.<br />
„Und ich habe auch mein unbedingtes Veto<br />
eingelegt, als ein Unternehmer unsere<br />
Gaststätte kopieren und eine Art Pinkus<br />
II in Berlin eröffnen wollte“, erzählt die<br />
vierfache Mutter. Die Authentizität und<br />
Glaubwürdigkeit sind der Braumeisterin<br />
sehr wichtig.<br />
So ganz nebenbei führt sie auch noch die<br />
Altbierküche über dem Braukeller, wo<br />
Gäste seit 1816 ihre Namen und Liebesschwüre<br />
indie Tische geritzt haben. 35<br />
Mitarbeiter helfen beim Ausschank des<br />
eigenen Bieres, das hier vomFass kommt,<br />
und servieren „Möppkes- un Liärberbraut<br />
met Schmöräppelkes“ oder „Pfefferpotthast“.<br />
Trotzdem hat die Braumeistertochterden<br />
Kopf noch frei für eigene kreative<br />
Getränkeideen: „Die Limonade für unser<br />
Radler aus italienischen Bio-Zitronen<br />
und -Zucker schmeckt mir persönlich so<br />
gut, die würde ich am liebsten auch ohne<br />
das Bier in Flaschen füllen.“ Langfeld dagegen<br />
mag es um einiges herber, seit<br />
2012 ist „Pinkus Extra“ auf dem Markt,<br />
was als Idee beim Kartenspielen mit<br />
Freunden entstand. Und wasnach einem<br />
Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“<br />
–„das Telefon stand nicht still“ –von Bierliebhabern<br />
aus ganz Deutschland eingefordert<br />
wurde: „Der Zeit-Redakteur wollte<br />
unbedingt wissen, als er mir beim<br />
Brauen über die Schulter geschaut hat,<br />
was denn die nächste Innovation des<br />
Unternehmens werde; ich habe ihm von<br />
meiner noch unausgegorenen Idee mit<br />
dem sehr herben Bier erzählt –und der<br />
schreibt das auch noch in die Zeitung! Ich<br />
stand im Zugzwang.“ Aus Wasser, Malz<br />
und 50 Prozent mehr Bio-Aroma-Hopfen<br />
als sonst üblich hat der Brauingenieur ein<br />
neues Pils komponiert, das mit rund 40<br />
Bittereinheiten deutlich markanter als<br />
andere schmeckt. Doch nicht nur im<br />
Braukeller ist Langfeld kreativ,nach eher<br />
zähen Zusammenarbeitsversuchen mit<br />
einer Werbeagentur kann er sich auch als<br />
Grafiker sehen lassen: „Die Flaschenlabels<br />
gestalteich am Computer alle selbst,<br />
das BMX-Rad, das auf der Radlerflasche<br />
rechts hinterm Rathaus das Firmenlogo<br />
hochfährt, ist sogar von unserem jüngsten<br />
Sohn.“<br />
Maike Harhues
14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Sauber, rein, reinraumrein<br />
Mit permanenter Entwicklungsarbeit hat B+K sich in der Industrie hochreiner Produkte einen Namen<br />
gemacht. In dieser Klasse produzieren weltweit nur wenige Verpackungshersteller.<br />
„In der Reinraumfertigung sehen<br />
wir langfristig hervorragende<br />
Perspektiven.“<br />
Dr. Volker Pfennig, B+K-Geschäftsführung<br />
„Das ist eine Welt für sich.“ Die<br />
Mundwinkel von Klaus-Dieter Hofmeister<br />
deuten ein Schmunzeln an.<br />
Wie bitte? Der 62-Jährige ist Betriebsleiter<br />
der Reinraumproduktion<br />
bei Bischof +Klein –einem von<br />
der Umwelt abgekapselten Bereich<br />
beim Verpackungs- und Folienhersteller<br />
mit Stammsitz in Lengerich.<br />
In diese Welt gelangt man nur durch<br />
eine mehrstufige Schleuse und nach<br />
einer genau vorgeschriebenen Umkleideprozedur.<br />
Im Reinraum werden<br />
in einer nahezu keim- und partikelfreien<br />
Atmosphäre hochreine<br />
Verpackungen und Folien gefertigt.<br />
Zwarist der Cleanflex-Produktionszweig<br />
für Bischof +<br />
Klein (B+K) ein verhältnismäßig<br />
kleiner Bereich, doch<br />
verfügt er über großes<br />
Wachstumspotenzial. Der Komplettanbieter<br />
für flexible Verpackungen und<br />
technische Folien versorgt mit seinen<br />
Spezial-Produkten für hochreine Anwendungen<br />
die pharmazeutische Industrie<br />
weltweit. „Alles, was Rang und Namen<br />
hat“, nickt Hofmeister. Auch die Halbleiterindustrie<br />
ist ein wichtiger Kunde. Sie<br />
braucht beispielsweise<br />
für Rohsilizium –<br />
Grundlage für Hochleistungschips<br />
in<br />
Computern – hochreine<br />
Beutel mit besonderen<br />
Eigenschaften.<br />
In den Märkten<br />
Pharma, Medizin<br />
und Halbleiter gilt Bischof<br />
+ Klein als Vorreiter für flexible<br />
Reinraumverpackungen. Die Verkaufsabteilung<br />
unter Leitung von Benjamin<br />
Kepp konzentriert sich ausschließlich auf<br />
diese Produkte.<br />
Auf rund 3000 Quadratmetern produziert<br />
das Unternehmen mit einer 62-köpfigen<br />
Mannschaft Verpackungs- und Folienlösungen<br />
sowieContainmentsysteme<br />
unter zertifizierten Reinraumbedingungen.<br />
Es ist eine Halle in der Halle entstanden,<br />
in der immer ein kontrollierter Überdruck<br />
herrscht. Luft kann nach außen<br />
entweichen, aber nicht von außen in die<br />
Reinraumfertigung eindringen. 150 000<br />
Kubikmeter Luft werden stündlich umgewälzt<br />
und gereinigt. Mindestens 20 Mal<br />
pro Stunde erfolgt ein kompletter Austausch.<br />
„99,95 Prozent aller Partikel, die<br />
größer als ein Zehntausendstel Millimeter<br />
sind, werden herausgefiltert“, erklärt<br />
Hofmeister.<br />
Mit jahrzehntelanger Erfahrung und permanenter<br />
Entwicklungsarbeit hat B+K<br />
sich in der Industrie hochreinerProdukte<br />
einen Namen gemacht. „In dieser Reinraumklasse<br />
produzieren weltweit nur einige<br />
wenige Verpackungshersteller.“ Der<br />
Aufwand ist enorm. Die Maschinen sind<br />
speziell auf den Reinraum zugeschnitten,<br />
bestimmte Module sind extra mit einem<br />
Gehäuse umgeben. Jede Maschine steht<br />
in einem eigenen Raum. Die größteQuelle<br />
von Verunreinigungen in Form von<br />
Partikeln und Keimen ist jedoch der<br />
Mensch. Also müssen die Mitarbeiter<br />
peinlich genau auf Sauberkeit achten.<br />
Das fängt beim Zutritt an. Wer keine<br />
(elektronische) Berechtigung hat, muss<br />
draußen bleiben. Wer eintreten darf,<br />
läuft zunächst über eine haftende weiße<br />
Fußmatte, die den gröbsten Straßenschmutz<br />
von den Schuhen einfängt.<br />
Dann beginnt der „Parcours“ durch die<br />
mehrstufige, 256 Quadratmeter große<br />
Personalschleuse. Zuerst Straßenschuhe<br />
und Jackeausziehen, dann in Übergangsschuhe<br />
schlüpfen. Weiter geht’s. Privatkleidung<br />
ausziehen und in die Reinraumunterkleidung<br />
schlüpfen. Im Waschraum<br />
Hände waschen und desinfizieren,<br />
Mundschutz anlegen und Einweghaube<br />
aufsetzen. Ab durch die nächste Tür.<br />
Reinraumkleidung anlegen, Übergangsschuhe<br />
gegen Sicherheitsschuhe tauschen.<br />
Zum Schluss die Handschuhe desinfizieren.<br />
Erst jetzt dürfen die Produktionsräume<br />
betreten werden. Neulinge brauchen für<br />
diese Prozedur 25Minuten, routinierte<br />
Mitarbeiter schaffen es schneller. Wenn<br />
die Männer und Frauen zu ihren Arbeitsplätzen<br />
gehen, wirken sie futuristisch in<br />
ihrem blauen Reinraum-Vollschutz. Jährlich<br />
fertigen sie rund 17,5 Millionen Beutel.<br />
Hinzu kommen einige Millionen<br />
Quadratmeter Schrumpffolie. Die Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter steigen stetig.<br />
„Das geht nur mit qualifiziertem und<br />
motiviertem Personal“, weiß Klaus-Dieter<br />
Hofmeister.<br />
Schließlich steigen auch die Ansprüche<br />
Alles muss rein sein: Mit großem Aufwand werden bei B+K in Lengerich in einem speziellen Produktionsbereich<br />
hochreine Verpackungen und Folien hergestellt.<br />
Foto: B+K<br />
der Kunden aus aller Welt. Die Beutel,<br />
Kannensäcke und Containmentsysteme<br />
müssen einerseits extrem empfindliche<br />
und teure Wirkstoffevor Verunreinigung<br />
bewahren. Andererseits schützen sie die<br />
Umwelt vor teils gefährlichen Wirkstoffen<br />
wie Zytostatika (Krebsmittel). Der<br />
Wert der Güter kann unter Umständen im<br />
sechsstelligen Bereich liegen. Die Verpackung<br />
muss 100-prozentig sicher sein.<br />
Hier kommt die Qualitätssicherung ins<br />
Spiel. Sie sorgt dafür, dass nur einwandfreie<br />
Produkte zum Kunden gehen. „Der<br />
Prüfaufwand und die Dokumentationspflicht<br />
sind enorm gestiegen. Das liegt an<br />
den hohen regulatorischen Anforderungen<br />
und Kundenvorgaben“, erklärt Michael<br />
Selker.Erleitet die Abteilung Qualitätssicherung<br />
mit elf Mitarbeitern.<br />
Der Hauptmarkt für hochreine Verpackungen<br />
liegt in Deutschland. Doch auch<br />
in der EU, in den USA und in Asien sind<br />
die B+K-Folienspezialitäten gefragt. Verpackungslösungen<br />
werden individuell<br />
auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet,<br />
und gemeinsam mit ihnen entwickelt.<br />
„Wir müssen unseren Kunden immer<br />
wieder bewusst machen, wie entscheidend<br />
die Verwendung von Reinraumverpackungen<br />
für die Qualität der<br />
Produkte ist“, verdeutlicht Benjamin<br />
Kepp.<br />
B+K verfügt mit der Reinraumproduktion<br />
über ein Alleinstellungsmerkmal, das<br />
auch in den nächsten Jahren deutlich<br />
ausgebaut werden soll. Mit einer ordentlichen<br />
Portion Zuversicht blicken die Lengericher<br />
in die Zukunft.<br />
Produziertedas Unternehmen 2007 noch<br />
600 000 Reinraum-Beutel monatlich,<br />
waren es 2014 mit 1,3Millionen mehr als<br />
doppelt so viele. Die Mitarbeiterzahl in<br />
der Reinraumproduktion stieg von30auf<br />
über 60. „In der Reinraumfertigung sehen<br />
wir langfristig hervorragende Perspektiven.<br />
Die hohen Anforderungen passen<br />
zu uns und der Produktion in Lengerich“,<br />
betont Dr. Volker Pfennig von der<br />
B+K-Geschäftsführung.<br />
Wilhelm Schmitte<br />
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6×JÄHRLICH<br />
NÄCHSTE AUSGABE<br />
28.4. 2015<br />
DAS IDEALEWERBEMEDIUM<br />
2015.<br />
J ETZT BUCHEN!
BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />
Das Münsterland-Valley<br />
In einem Umkreis von rund 30 Kilometern rund um Ahaus hat sich eine blühende IT-Landschaft<br />
entwickelt. Die d.velop AGinGescher baut jetzt einen eigenen IT-Campus.<br />
600 Mitarbeiter sollen künftig auf dem IT-Campus in Gescher ihr Geld verdienen. Foto: d.velop<br />
INFOS<br />
Die d.velop AGwurde 1992 gegründet<br />
und 2000 zur nicht börsenorientierten<br />
AGumgewandelt.<br />
d.velop ist ein Anbieter von Lösungen<br />
für die digitale Geschäftsprozessoptimierung<br />
und Enterprise<br />
Content Management auf Basis<br />
digitaler Archivierung. Das Unternehmen<br />
zählt mehr als eine Million<br />
registrierte Nutzer und agiert<br />
hauptsächlich bei Groß- und mittelständischen<br />
Unternehmen sowie<br />
Banken, Kliniken und anderen<br />
Institutionen. Die größten Archive,<br />
die mit der Software verarbeitet<br />
werden, verzeichnen ein jährliches<br />
Zuwachsvolumen von mehr als 70<br />
Millionen Dokumenten unterschiedlichster<br />
Größe, das entspricht<br />
einem Datenvolumen von<br />
mehr als zehn Terabyte. Der Umsatz<br />
stieg in den Jahren 2004 bis<br />
2013 von elf auf 45,4 Millionen<br />
Euro.<br />
In einem Umkreis von 30 Kilometern<br />
rund um Ahaus hat sich eine blühende<br />
IT-Landschaft entwickelt. Die<br />
d.velop AG in Gescher gehört seit 23<br />
Jahren dazu.<br />
Der KreisBorken machtebisher<br />
meist ganz konservativ<br />
als Deutschlands Schweinehochburg<br />
von sich reden.<br />
Das sich rund um<br />
Ahaus seit Jahren die IT-Branche zu einer<br />
festen Größe etabliert hat, haben wenige<br />
auf dem Schirm. Die Tobit.Software AG,<br />
die shopware AG und die d.velop AG gehören<br />
bundesweit mittlerweile zu führenden<br />
Unternehmen imIT-Sektor. Warum<br />
gerade im westlichen Münsterland<br />
ein kleines Silicon Valley entstanden ist,<br />
der Vorstandsvorsitzende der d.velop AG<br />
in Gescher, Christoph Pliete, hat eine –<br />
wenn auch mit leichtem Augenzwinkern<br />
–einleuchtende Erklärung: „Es gibt viele<br />
junge Leute, die sich, wenn abends die<br />
Bürgersteige imwestlichen Münsterland<br />
hochgeklappt werden, mit den Sachen<br />
beschäftigen, die für uns wichtig sind.“<br />
Einen weiterenGrund, der wahrscheinlich<br />
noch eher zutrifft:<br />
„Es hat hier vorJahren einen<br />
Modellversuch der RWTH<br />
Aachen in Ahaus gegeben,<br />
bei dem Mathematisch-technische<br />
Assistenten ausgebildet<br />
wurden. Da wurde mit Fördergeldern<br />
versucht, jungeLeute,<br />
besonders auch Frauen,<br />
an den technischen<br />
Beruf der Informationsverarbeitung<br />
heranzuführen.<br />
Daraus<br />
ist einiges<br />
entstanden<br />
und es sind<br />
Impulse in die<br />
Region gekommen“,<br />
sagt Pliete.<br />
Keimzellen wie Tobit<br />
in Ahaus hätten<br />
sicher auch dazu<br />
beigetragen.<br />
Christoph Pliete ist Vorstandsvorsitzender Christoph Pliete ist<br />
der d.velop AGinGescher.<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
und Mitgründer der d.velop AG in<br />
Gescher.Vor 23 Jahren hat er zusammen<br />
mit Thilo Gukelberger das Unternehmen<br />
gegründet, das sich unter anderem auf<br />
Archivsysteme spezialisiert hat.<br />
Groß geworden in einer Familie, die ein<br />
kleines Lebensmittelgeschäft betrieb und<br />
das später den großen Ketten zum Opfer<br />
gefallen ist, beliefert Pliete heute genau<br />
diese Ketten mit seinerSoftware. Bis heute<br />
hat sichd.velopzueinem kleinen Konzern<br />
entwickelt. Die Firmengruppe besteht<br />
aus 15 Unternehmen mit insgesamt<br />
mehr als 500 Mitarbeitern, davon über<br />
300 in Gescher,und einem Jahresumsatz<br />
von 45Millionen Euro.<br />
Dem Standort Gescher ist Pliete immer<br />
treu geblieben, er baut ihn momentan sogar<br />
aus. Neben Büroflächen für das eigene<br />
Unternehmen ist ein IT-Campus mit<br />
weiteren Dienstleistern aus dem Bereich<br />
der Informationstechnologie im Bau. Ein<br />
Weg, um auch in Zukunft für gutes Personal<br />
interessantzusein. „Die Leutewollen<br />
ein attraktives Umfeld“, sagt Pliete. Auf<br />
dem Campus soll ein Fitnesscenter entstehen,<br />
aber auch ein zentrales Gebäude,<br />
das vonmehreren Unternehmenfür Konferenzen<br />
und Tagungen genutzt werden<br />
kann und in dem eine Kantine untergebracht<br />
ist. Pliete: „Das ist der klassische<br />
Sharingansatz.“ Die Unternehmen könntensodeutlich<br />
kleiner bauen, weil sie keine<br />
eigenen Konferenz- oder Besprechungsräume<br />
brauchen.<br />
„Wir gehen davonaus, dass wir bis Ende<br />
2016 etwa zehn Unternehmen mit bis zu<br />
600 Mitarbeitern hier auf dem Campus<br />
haben“, sagt er.Daviele seiner Mitarbeiter<br />
inMünster wohnen, wird gerade ein<br />
Office-Bus geplant. Der soll die Mitarbeitermorgens<br />
in Münster einsammeln und<br />
nach Gescher bringen. Der Clou: Die<br />
Fahrt ist Arbeitszeit, der Bus ist mit<br />
Arbeitsplätzen ausgerüstet, an denen die<br />
Mitarbeiter bereits ihrenDienst beginnen<br />
können.<br />
Dass Pliete den Blick immer in Richtung<br />
Zukunft hat, sieht man auch an seinem<br />
neuesten Produkt. Einer Cloudlösung mit<br />
dem Namen „Foxdox“, bei dem die Konten<br />
aus Datenschutzgründen den Nutzern<br />
und nicht den Providern gehören<br />
und die auf deutschem Recht basiert. ur
16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Vom Stammhaus<br />
zur Schaltzentrale<br />
Viehoff-Gruppe aus Münster rangiert inder Optiker-Branche bundesweit<br />
inzwischen auf Rang 14 –und das Familienunternehmen wächst weiter.<br />
Teamarbeit: Bernhard (l.) und Johannes Kleikamp führen gemeinsam<br />
die Viehoff-Gruppe. 204 Mitarbeiter-Porträts schmücken die<br />
Magnetwand in der Firmenzentrale.<br />
Foto: gh<br />
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Die riesige Magnetwand im Empfang<br />
der Firmenzentrale in Münster wird<br />
immer bunter. Jeder Mitarbeiter der<br />
Viehoff-Gruppe ist dort mit einem<br />
Foto auf einer kleinen Tafel verewigt.<br />
Mittendrin sind irgendwo<br />
Bernhard und Johannes Kleikamp<br />
platziert. Die beiden Chefsdes münsterischen<br />
Familienunternehmens,<br />
das sich in der Branche der Augenoptiker<br />
tummelt, behalten trotz des stetigen<br />
Wachstums ihres Betriebes den<br />
Überblick. Und den Durchblick.<br />
Die Last, ein solches Geschäft<br />
zu stemmen, liegt<br />
auf den Schultern des Seniors<br />
und des Juniors gleichermaßen<br />
verteilt. Beide<br />
haben für sich und ihreArbeit klareGrenzen<br />
gezogen. Während sich der Psychologe<br />
und Betriebswirt Johannes Kleikamp<br />
unter anderem um Personalfragen kümmert<br />
und um die neue Technik im Unternehmen,<br />
knüpft Senior Bernhard Kleikamp<br />
Kontakte zuverkaufswilligen Augenoptikern.<br />
Viehoff ist mit Geschäften<br />
zwischen Verden an der Aller bis Koblenz<br />
am Rhein vertreten.<br />
„Oft sind es fehlende Nachfolger in den<br />
Familienbetrieben und das Alter der Inhaber“,<br />
erklärt der 72-jährige Bernhard<br />
Kleikamp das Zustandekommen der Kontakte.<br />
Häufig werde bei ihnen schon angefragt,<br />
ob Interesse an einer Übernahme<br />
bestünde.<br />
Viele Betriebsinhaber kennen Kleikamp<br />
senior aus einer Zeit, als dieser ehrenamtlich<br />
für den Augenoptikerverband tätig<br />
war. Diese ehrenamtliche Laufbahn<br />
Kleikamps begann 1981 als Bezirksmeister<br />
der Augenoptikerinnung Münster.<br />
Später wurde er zum Obermeister der Innung<br />
und zum stellvertretenden Landesinnungsmeister<br />
des Augenoptikerverbandes<br />
NRW sowie zum Vizepräsidenten<br />
des Zentralverbandes der Augenoptiker<br />
(Düsseldorf) gewählt.<br />
Die Messlatte für<br />
die Übernahme<br />
eines weiteren<br />
Geschäftes liegt<br />
in der Viehoff-<br />
Gruppe hoch.<br />
Umsatz und Zustand<br />
des jeweiligen<br />
Betriebes<br />
müssen stimmen. Ein guter Standort<br />
zählt ebenso wie eine vernünftigeGröße.<br />
Der Betrieb in Münster wächst dennoch.<br />
Von bundesweit 10 000 Augenoptik-<br />
Unternehmen wird das münsterische<br />
Unternehmen heute bereits an 14.Stelle<br />
geführt. Das sind Aussagen, die der Zen<br />
tralverband der Augenoptiker (ZVA) und<br />
damit der Interessenvertretung des deutschen<br />
Augenoptiker-Handwerks, die<br />
jährlich dieses Ranking veröffentlicht.<br />
Erstmals taucht das Unternehmen aus<br />
Münster im Jahr 2013 in der Rangfolge<br />
der größten Betriebe in der Augenoptik<br />
auf.<br />
Die Viehoff-Gruppe in Münster umfasst<br />
heute 20Geschäfte mit insgesamt 204<br />
Mitarbeitern. Vor einem Jahr zählte das<br />
Unternehmen „nur“ 17 Geschäfte und<br />
158 Mitarbeiter. Betriebe in Wuppertal,<br />
Koblenz und Oelde sind zwischenzeitlich<br />
integriert worden. „Aktuell sind wir mit<br />
zwölf bis 15 Betrieben im Gespräch“, sagen<br />
Bernhard und Johannes Kleikamp.<br />
Seniorchef BernhardKleikamp und Sohn<br />
Johannes Kleikamp teilen sich seit einem<br />
„Aktuell sind wir mit zwölf bis 15<br />
Betrieben im Gespräch.“<br />
Bernhard und Johannes Kleikamp<br />
Jahr die Verantwortung. Der 33-jährige<br />
Johannes Kleikamp waresauch, der den<br />
Umbau des Stammhauses auf der gefragten<br />
Ludgeristraße zu einer modernen<br />
Schaltzentrale vorangetrieben hat. „Ich<br />
habe nur auf die Kosten geachtet“, fügt<br />
sein Vater hinzu.<br />
Das, wassich jetzt hinter den Mauern des<br />
Firmengebäudes von 1912 verbirgt, und<br />
was die Münsteraner so nicht zu sehen<br />
bekommen, ist topaktuell. Angefangen<br />
vonmodernen Arbeitsplätzen in den Büros<br />
und in der Werkstatt bis hin zu einem<br />
Empfang und zu einem Tagungsraum,<br />
den es in der Vergangenheit in der Gruppe<br />
nicht gab.<br />
Für eine solche Größe, wie sie Viehoff inzwischen<br />
erreicht<br />
hat, bedürfe es<br />
einer solchen<br />
Zentrale, sagt Johannes<br />
Kleikamp.<br />
Rund eine halbe<br />
Million Euro haben<br />
die Unternehmer<br />
investiert. Optionen für noch mehr<br />
Platz gibt es auf drei weiterenEtagen. Damit,<br />
sagt der 33-Jährige, „sind wir so aufgestellt,<br />
dass vom Firmensitz in Münster<br />
etwa 30bis 35 Filialen gesteuert werden<br />
können“.<br />
Zeitgleich zum Ausbau in Münster nahm<br />
die Viehoff-Gruppe eine Lagerhalle in<br />
Greven inBetrieb, die das Unternehmen<br />
dort erworben hat. Von hier aus werden<br />
Brillengestelle und alles, wasein Optiker<br />
heute zubieten hat, versandt.<br />
Trends und Neuheiten in der Branche<br />
werden den Beschäftigten des Unternehmens<br />
beim Trendforum vorgestellt. Momentan<br />
seien Brillengestelle aus Holz<br />
und Horn ein Thema, sagt Johannes Kleikamp.<br />
Multifokallinsen, auch als Gleitsichtkontaktlinsen<br />
bekannt, werden präsentiert.<br />
Ebenso ein „3-D-Sehtest“. Kleikamp<br />
spricht in diesem Zusammenhang<br />
von einer „tatsächlichen Revolution“.<br />
Früher hielt der Optiker seinem Kunden<br />
beim Sehtest ein Auge zu, heutewirddieser<br />
Schritt durch Technik ersetzt.<br />
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Modern ist die neu gestaltete Zentrale der Viehoff-Gruppe in Münster ausgestattet. Hier<br />
ein Blick in den Empfangsbereich.
GELD &GESCHÄFT 17<br />
Soll und Haben<br />
Mit der Zahlungsmoral deutscher Unternehmen geht es nach einer langen<br />
Durststrecke langsam wieder bergauf<br />
Zeit ist Geld: Sobald das Zahlungsziel überschritten ist, verliert der Unternehmer Tagfür Tagbares Geld.<br />
Foto: Colourbox.de<br />
VERZUGSZINSEN<br />
UND VERZUGSKOSTEN<br />
Keine Frage: Ist der Leistungsempfänger<br />
mit der Zahlung im Verzug,<br />
kostet das den Unternehmer Tagfür<br />
Tagbares Geld. Das „Gesetz zur Bekämpfung<br />
von Zahlungsverzug im<br />
Geschäftsverkehr“ schafft hier klare<br />
Regeln. Der Verzugszinssatz liegt<br />
laut Gesetzestext neun Prozentpunkte<br />
über dem jeweiligen Basiszinssatz.<br />
Zudem dürfen Unternehmer<br />
ihren Schuldnern eine Pauschale<br />
von 40 Euro für den Verzugsschaden<br />
berechnen. Dieser Betrag<br />
soll Kosten für das Mahnverfahren<br />
oder eine eventuell erforderliche<br />
Rechtsberatung abdecken. Aus<br />
Unternehmersicht gibt es dennoch<br />
Bedarf fürNachbesserungen. Denn<br />
die scheinbare Besserstellung der<br />
Gläubiger kann mitunter auch eine<br />
Schlechterstellung bedeuten. Das<br />
Problem: Die Verzugspauschale<br />
muss im Fall der Fälle auf die weiteren<br />
Rechtsverfolgungskosten angerechnet<br />
werden. Das ist der Fall,<br />
wenn der Gläubiger ein Inkassounternehmen<br />
oder einen Rechtsanwalt<br />
einschaltet, um seine Forderung<br />
einzutreiben.<br />
Es ist das alte Spiel: Die Leistung ist<br />
längst erbracht, doch die Bezahlung<br />
lässt auf sich warten. Die bundesdeutschen<br />
Unternehmer können davon<br />
ein Lied singen – doch nun<br />
scheint sich das Blatt langsam zu<br />
wenden.<br />
Seit dem Spätherbst geht es<br />
mit der Zahlungsmoral im<br />
Geschäftsbereich überraschend<br />
deutlich bergauf. Abzulesen<br />
ist das unter anderem<br />
am Bisnode-Index. Die Kennziffer, die<br />
ausdrückt, welcher prozentuale Anteil<br />
der Unternehmen seine Rechnungen<br />
pünktlich oder sogar vor Erreichen des<br />
Zahlungsziels begleicht,<br />
steigt seit<br />
Ende September<br />
stetig. Aktuell notiert<br />
der Index bei<br />
86,82 Prozent.<br />
„Das Gesetz hat sich noch nicht<br />
auf das Zahlungsverhalten der<br />
öffentlichen Hand ausgewirkt.“<br />
Einfach ausgedrückt:<br />
Vier von<br />
fünf Firmen zahlen<br />
derzeit zuverlässig.<br />
Luft nach<br />
oben ist allerdings noch vorhanden. Ende<br />
des Jahres 2012 hatten neun von zehn<br />
Unternehmen ihre Rechnungen fristgerecht<br />
beglichen.<br />
Für verspätete Zahlungen gibt es unterschiedliche<br />
Gründe. Viele Geschäftskunden<br />
nutzen die Fristüberschreitung bei<br />
offenen Rechnungen gerne als Finanzierungsersatz.<br />
Doch nicht immer dient der<br />
Geschäftspartner nur als preiswerter<br />
Bank-Ersatz. 65 Prozent der Schuldner<br />
gaben zumJahreswechsel einen vorübergehenden<br />
Liquiditätsengpass als Auslöser<br />
an, berichtet der Bundesverband<br />
Wolfgang Spitz, Präsident des Bundesverbandes<br />
Deutscher Inkasso-Unternehmen<br />
Deutscher Inkasso-Unternehmen<br />
(BDIU). Immerhin: Ein Jahr zuvor lag<br />
dieser Wert noch bei 72 Prozent.„Das belegt,<br />
wie gut die Unternehmen derzeit<br />
wirtschaftlich aufgestellt sind“, sagt<br />
BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. Zugleich<br />
sinkt die Zahl der Firmen, die ihren<br />
Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen<br />
können, weil sie selbst nicht in<br />
der Lagewaren, ihre Forderungen gegenüber<br />
den eigenen Kunden durchzusetzen.<br />
Völlig konträr zum Zahlungsverhalten<br />
der deutschen Unternehmer steht indes<br />
die Zahlungsmoral der öffentlichen<br />
Hand. 90 Prozent der Inkassounternehmen<br />
in Deutschland berichten, dass öffentliche<br />
Auftraggeber ihren Verpflichtungen<br />
nur schleppend nachkommen.<br />
Dabei hatte die Bundesregierung noch<br />
Mitte vergangenen Jahres mit einer Gesetzesregelung<br />
dafür gesorgt, dass Unternehmen<br />
schneller an ihr Geld kommen.<br />
In den eigenen Reihen ist die Botschaft<br />
aus dem Berliner Reichstag allerdings offenbar<br />
ungehört geblieben. „Das Gesetz<br />
hat sich noch nicht auf das Zahlungsverhalten<br />
der öffentlichen Hand ausgewirkt“,<br />
resümiert BDIU-Präsident Spitz<br />
ernüchtert.<br />
Dabei lässt das<br />
„Gesetz zur Bekämpfung<br />
von<br />
Zahlungsverzug<br />
im Geschäftsverkehr“<br />
eigentlich<br />
wenig Interpretationsspielraum.<br />
Zahlungs- und<br />
Abnahmefristen<br />
können von Unternehmern und öffentlichen<br />
Auftraggebern seit Juli vergangenen<br />
Jahres nicht mehr beliebigvereinbart<br />
werden.<br />
Wichtig für den Leistungserbringer ist<br />
insbesondere, dass Höchstgrenzen für<br />
die Fälligkeit von Rechnungen eingezogen<br />
worden sind. Für den Fall, dass der<br />
Schuldner ein Unternehmer ist, darf die<br />
Frist maximal 60 Tage betragen. Längere<br />
Fristen sind nur dann erlaubt, wenn sie<br />
ausdrücklich festgelegt und „im Hinblick<br />
auf die Belangedes Gläubigers nicht grob<br />
unbillig“ sind. Für öffentliche Auftraggeber<br />
gelten sogar noch strengere Maßstäbe.<br />
Hier beträgt die maximale Frist für<br />
Zahlungen nur 30 Tage.Fristen vonmehr<br />
als 60 Tagen sind gar unwirksam.<br />
Klarheit bringt das Gesetz auch im Hinblick<br />
auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
(AGB). Sowohl Zahlungs- als<br />
auch Abnahmefristen in den AGB von<br />
mehr als 30 Tagen stuft der Gesetzgeber<br />
als unangemessen lang ein. Selbst Zeiträume<br />
vonmehr als 15 Tagenwerden als<br />
kritisch angesehen. Andreas Fier<br />
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18 GELD &GESCHÄFT<br />
Die doppelte Dividende<br />
Mit nachhaltigen Investmentfonds lässt sich ein ethischer, ökologischer oder sozialer Mehrwert erzielen.<br />
Die Finanzkrise hat in den Köpfen<br />
der Anleger Spuren hinterlassen.<br />
Die Sparer denken gründlicher darüber<br />
nach, wo sie ihr Geld parken.<br />
Nachhaltige Investmentfonds werden<br />
dadurch immer beliebter.<br />
„Institutionelle Anleger werden<br />
auch in den kommenden Jahren<br />
die treibende Kraft bleiben.“<br />
Ines Markmiller, Oekom Research<br />
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Pressesprecherin<br />
der Ratingagentur<br />
Oekom Research<br />
kennt aber<br />
die Details des Marktes:<br />
Die Zahl der im<br />
deutschen Sprachraum<br />
zum Vertrieb<br />
zugelassenen<br />
nachhaltigen<br />
Publikumsfonds<br />
habe nach<br />
Berechnungen des Sustainable Business<br />
Institute(SBI) Ende 2014 bei 393 gelegen<br />
–imVergleich zum Vorjahr ein Plus<br />
vonzehn Fonds.Das Volumen der Fonds<br />
betrug insgesamt 47Mrd. Euro nach 40<br />
Mrd. Euro am Ende des Jahres 2013.<br />
Der grundlegende Unterschied zwischen<br />
einer „klassischen“ und einer „nachhaltigen“<br />
Geldanlage findet sich in der Konzeption.<br />
Während konventionelle Anlagenhauptsächlich<br />
die Größen „Rendite“,<br />
„Liquidität“ und „Risiko“ ins Rampenlicht<br />
stellen, gibt es<br />
bei der nachhaltigen Geldanlage<br />
zusätzlich die Mittelverwendun<br />
als Dimension. Realwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen der Geldanlage<br />
werden mit einbezogen. So bietet<br />
die direkteInvestition in einen Solarpark<br />
oder die Beteiligung an einem Windkraftfonds<br />
auch eine ökologische Rendite.<br />
Esgibt aber sozial orientierte Fonds<br />
oder Anlageformen, die strengen ethischen<br />
Vorgaben genügen.<br />
Doch wann ist ein Investmentfonds nicht<br />
nachhaltig? In der Branche gelten als<br />
Ausschlusskriterien ökologische, soziale<br />
Faktoren sowie grobe Managementvergehen.<br />
Zu den nicht erlaubte Umweltengagements<br />
gehören der Kernkraftsektor,<br />
Genmanipulation und die Anwendung<br />
von Bioziden. Glücksspiel, Pornografie<br />
und Rüstungsgüter sind soziale Ausschluss-Komponenten.<br />
Inder Unternehmensführung<br />
sind systematische Lobbyarbeit<br />
und Korruption untersagt.<br />
Unter den in Deutschland aufgelegten<br />
Fonds gibt es geschlossene Formen im<br />
Volumen von rund 750 Mio. Euro, die<br />
Wind- und Solarparks oder Projekte mit<br />
nachwachsenden Rohstoffen unterstützen.<br />
Diese Fonds haben den Nachteil,<br />
dass Anleger nur eine geringeChance haben,<br />
dort schnell wieder herauszukommen.<br />
„Der Anleger ist quasi gefesselt“, bewertete<br />
kürzlich Ulf Moslener von der<br />
Frankfurt School of Finance die geschlossenen<br />
Ökofonds.<br />
Oekom Research ist sicher, dass nachhaltigeFonds<br />
den Anlegern viel zu bieten haben.<br />
NachhaltigeProjekte würdenunterstützt<br />
und meist stimme auch die Rendite.„Die<br />
doppelteDividende ist die Triebfeder,<br />
die private und institutionelle Anleger<br />
motiviert“, erklärte Oekom-Vorstand<br />
Robert Haßler.Die gesamten nachhaltigen<br />
Kapitalanlagen<br />
im deutschsprachigen Raum<br />
summierten sich laut Forum Nachhaltige<br />
Geldanlagen Ende 2013 auf 134,5 Mrd.<br />
Euro. Damit hat der Markt im Vergleich<br />
zum Vorjahr um zwölf Prozent zugelegt.<br />
Es sind nicht die Privathaushalte,diedem<br />
Markt Rückenwind geben. „Institutionelle<br />
Anleger werden in den kommenden<br />
Jahren die treibende Kraft bleiben“, sagt<br />
Ines Markmiller.<br />
Die Anzahl der Publikumsfonds mit<br />
Nachhaltigkeitscharakter hat auch europaweit<br />
zugenommen. 957 Fonds waren<br />
Mitte 2014 zum Vertrieb zugelassen, 33<br />
Fonds mehr als zur Jahresmitte 2013.<br />
Zwei entscheidende Motive hat Oekom<br />
Research ausgemacht: „Auf der einen<br />
Seitestehen Investoren, die bei der Kapitalanlagedie<br />
Werteberücksichtigen wollen,<br />
für die sie als Privatperson stehen“,<br />
so die Oekom-Sprecherin. Auf der anderen<br />
Seiten sind einige Geldgeber überzeugt,<br />
dass soziale und umweltbezogene<br />
Investments ein besseres Rendite-Risiko-<br />
Verhältnis haben. Die Entwicklung des<br />
Nachhaltigkeitsindex Stoxx Global ESG<br />
Leaders übertraf binnen Jahresfrist bis<br />
MitteFebruar mit einem Plus vonüber 25<br />
Prozent den Standardwerte-Index Dax<br />
(plus 16,3 Prozent). Jürgen Stilling<br />
Die Zeiten haben sich gewandelt.<br />
Bei der Geldanlage ist eine Rendite<br />
ohne Wenn und Aber für immer<br />
mehr Menschen nicht mehr die oberste<br />
Maxime. Moralische oder soziale Fragen<br />
werden ebenso wie ökologische<br />
Überlegungen beim Sparen vielfach<br />
nicht mehr ausgeklammert. Wegen des<br />
Klimawandels und der Ressourcenknappheit<br />
sind Anleger mit nachhaltigen<br />
Interessen schon längst keine Minderheit<br />
mehr. Langfristig orientiert und<br />
werthaltig müssen die Investments<br />
sein. Rendite und Nachhaltigkeit sind<br />
inzwischen ein ideales Paar.<br />
Hinzu kommt, dass die Finanzkrise das<br />
Vertrauen der Anleger in Banken und<br />
andere Geldhäuser massiv geschädigt<br />
hat. Verbraucher, aber auch institutionelle<br />
Investoren machen sich zunehmend<br />
Gedanken, wie die Finanzinstitute<br />
mit Einlagen umgehen. Berichte<br />
über die Ausbeutung von Menschen in<br />
der Dritten Welt –vor allem bei der<br />
Herstellung von Bekleidung und Sportartikeln<br />
–zeigen Wirkung.<br />
In Zeiten einer Nullzinspolitik der<br />
Europäischen Zentralbank sehen mehr<br />
Anleger die langfristige Perspektive –<br />
und nicht die kurzfristige Profitorientierung.<br />
Doch nicht jedes Produkt, das<br />
als nachhaltig und renditestark beworben<br />
wird, ist optimal. Sparer müssen<br />
sich detailliert informieren, bevor sie<br />
sich für ein entsprechendes Investment<br />
entscheiden. Grund: Die Kriterien sind<br />
bislang nicht einheitlich. Grundsätzlich<br />
gilt, was bei jeder Depot-Zusammensetzung<br />
zu beachten ist: Das Geld sollte<br />
breit gestreut werden.<br />
jst
GELD &GESCHÄFT 19<br />
Nießbrauchsrecht kann<br />
steuerlich günstig sein<br />
Mit klugen Nachfolgeregelungen im Unternehmen sichert der Seniorchef auch seine<br />
Altersversorgung. Westfälische Notarkammer rät zueiner genauen Prüfung.<br />
Die Unternehmensnachfolge ist ein<br />
Thema, das die Wirtschaft beschäftigt.<br />
Nur inetwa 150 000 der rund<br />
380 000 Unternehmen, bei denen in<br />
den nächsten zehn Jahren eine Übertragung<br />
auf andere Eigner ansteht,<br />
stehen Familienmitglieder als Nachfolger<br />
bereit.<br />
Inden verbleibenden rund 230 000<br />
Unternehmen kommen externe<br />
Käufer in Betracht oder die Nachfolge<br />
ist noch ungeklärt. Für den<br />
Seniorchef stellt sich die wichtige<br />
Frage, wie er seine Altersversorgung<br />
nach der Übergabe desUnternehmens sicherstellen<br />
kann.<br />
Um für das Alter vorzusorgen kann ein<br />
Seniorchef sich im Rahmen einer vorweggenommenen<br />
Erbfolge ein Nießbrauchsrecht<br />
einräumen lassen. Das bedeutet:<br />
Er hält weiterhin Anteile am<br />
Unternehmen und sichert sich gegen<br />
einen möglichen Verkauf des Unternehmens<br />
durch seinen Nachfolger ab. Der<br />
Nießbrauch kann dadurch flexibel gestaltet<br />
werden, dass es möglich ist, ihn auf<br />
eine Quote zubeschränken. Darüber hinaus<br />
kann ein Nießbrauchsrecht auch<br />
erbschaftsteuerlich günstig sein kann.<br />
Denn wenngleich der Seniorchef weiterhin<br />
Unternehmensanteile hält, erfolgen<br />
Wertsteigerungen bereits bei seinem<br />
Nachfolger. Auf die Wertsteigerungen<br />
wirdimspäteren Erbgang also keine Erbschaftsteuer<br />
mehr erhoben.<br />
Der Nießbraucher hat wie die anderen<br />
Gesellschafter Vertretungs- und Geschäftsführerbefugnisse<br />
sowie Stimmrechte<br />
in der Gesellschafterversammlung.<br />
Nur imInnenverhältnis unterliegt<br />
er schuldrechtlichen Bindungen. Zur Vertretung<br />
in der Gesellschafterversammlung<br />
und zum Ausüben der mit dem Geschäftsanteil<br />
verbundenen Verwaltungsrechte<br />
kann dem Nießbraucher eine<br />
Stimmrechtsvollmacht gewährt werden.<br />
Es empfehlen sich genaue und eindeutige<br />
vertragliche Regelungen. Gemäß § 15<br />
Abs. 3GmbHG müssen Nießbrauchsrechte<br />
an Kapitalgesellschaftsanteilen notariell<br />
beurkundet werden.<br />
Um seine Altersversorgung zu sichern,<br />
kann der Seniorchef auch mit seinem<br />
Nachfolger einen Verkauf des Unternehmens<br />
gegen wiederkehrende Leistungen<br />
vereinbaren. Dieser zahlt ihm den Kaufpreis<br />
dann nicht in einem Betrag, sondern<br />
als Ratenzahlungen, Rentenzahlungen,<br />
Unterhaltsleistungen oder dauernde<br />
Lasten über einen längeren Zeitraum.<br />
Bei wiederkehrenden Leistungen gilt es<br />
insbesondereaufgrund der steuerrechtlichen<br />
Konsequenzen zwischen Kaufpreisraten,<br />
Renten, dauernden Lasten und<br />
Unterhaltsleistungen zu unterscheiden.<br />
Bei Kaufpreisraten vereinbaren die Beteiligten<br />
im Voraus einen festen Zeitraum,<br />
auf den der Kaufpreis aufgeteilt wird.<br />
Wird der Kaufpreis durch Rentenzahlungenbeglichen,<br />
ist zu beachten, dass diese<br />
mit dem Ertragsanteil steuerpflichtig<br />
sind.<br />
Auch dauernde Lasten sind wiederkehrende<br />
Aufwendungen, die ertragssteuerpflichtig<br />
sind. Im Gegensatz zu Renten<br />
müssen dauernde Lasten aber nicht<br />
gleichbleibend hoch sein. Wenn ihre Höhe<br />
an die Unternehmensentwicklung gekoppelt<br />
ist, kann es sich für den Seniorchef<br />
nachteilig auswirken, dass er vom<br />
Erfolg seines Nachfolgers abhängig ist.<br />
Bei negativer Geschäftsentwicklung<br />
kann sich das Niveau seiner Altersversorgung<br />
erheblich verringern.<br />
Unterhaltsleistungen sind dagegen nicht<br />
steuerpflichtig und beim Nachfolger<br />
nicht abzugsfähig.<br />
Wird Betriebsvermögen gegen wiederkehrende<br />
Leistungen übertragen, ist also<br />
genau zu prüfen, ob die Versorgungsleistung<br />
eine Unterhaltsleistung darstellt<br />
oder eine wiederkehrende Leistung in<br />
einem Austausch mit einer vollwertigen<br />
Gegenleistung. Im letzteren Fall handelt<br />
es sich in steuerlicher Hinsicht um ein<br />
Mehr als ein Handschlag: Die Regelung der Unternehmensnachfolge<br />
ist auch steuerlich ein komplexes Thema. Foto: colourbox.com<br />
„normales“ Veräußerungsgeschäft mit<br />
Veräußerungsentgelt seitens des Seniorchefs<br />
und mit entsprechenden Anschaffungskosten<br />
seitens des Nachfolgers.<br />
Durch einen Steuervergleich muss dann<br />
geprüft werden, ob der Steuervorteil des<br />
Nachfolgers durch den Sonderausgabenabzug<br />
größer ist als die steuerliche Mehrbelastung<br />
des Seniorchefs.<br />
Klaus-Peter Hohenner, Westfälische<br />
Notarkammer<br />
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Abiturienten und Studieninteressierte<br />
24./25. Februar 2015: 14. Münsteraner Abfallwirtschaftstage, Messe- und Kongresszentrum<br />
Halle Münsterland, Münster<br />
25. Februar bis 1. März 2015: Trends, Frühjahrsmesse, 11 bis 18 Uhr, Messeund<br />
Kongresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />
28. Februar 2015: Messe „Bauen und Wohnen“ der Wirtschaftsförderung der<br />
Stadt Lüdinghausen, 11 bis 17 Uhr, Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg, Auf<br />
der Geest 2, Lüdinghausen<br />
5. März 2015: 9. Steinfurter Bioenergiefachtagung, 9bis 17 Uhr, Fachhochschule<br />
Münster, Steinfurt<br />
6. März 2015: Gründertag Kreis Steinfurt „Wir machen Gründer groß“, 13.30<br />
Uhr, Stroetmanns Fabrik, Friedrichstr. 2,Emsdetten<br />
7. März 2015: Berufs- und Studieninformationsmesse, Realschule Wadersloh,<br />
Wadersloh<br />
Spielen Sie unseren<br />
LesernIhren<br />
(Karriere-)Ball zu!<br />
11. bis 12. März 2015: Frühjahrsmesse der Agravis Raiffeisen AG, Messe- und<br />
Kongresszentrum Halle Münsterland, Münster (nur für Fachbesucher)<br />
13. bis 15. März 2015: 31. Emsdettener Frühjahrsmarkt, ganztägig, Innenstadt<br />
20. bis 22. März 2015: 19. Bauen &Wohnen, 10 bis 18 Uhr, Messe- und Kongresszentrum,<br />
Halle Münsterland, Münster<br />
21. und 21. März 2015: Bauen und Wohnen, 11 bis 18 Uhr, Thesingbachhalle,<br />
Velen<br />
14. bis 16. April 2015: Ipomex –Defence Expo, Messe- und Kongresszentrum<br />
Halle Münsterland, Münster (nur für registrierte Besucher)<br />
17. bis 19. April 2015: Ahlener Woche (Gewerbeschau), ab 10 Uhr, Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz,<br />
Ahlen<br />
19. April 2015: Industrietage Ahaus, 10bis 18 Uhr, Gewerbegebiet Ahaus<br />
6. und 7. Mai 2015: Tankstelle &Mittelstand 15, Branchenmesse, Messe- und<br />
Kongresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />
20. und 21. Mai 2015: 2. iaf Kongress Bahnbau, Messe- und Kongresszentrum,<br />
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ist der 13. März 2015.<br />
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20 GELD & G<br />
„Fitnessprogramm“ für das<br />
regionale Zugpferd<br />
Netzwerk „Grenzenloser Maschinen- und Anlagenbau“, kurz GMA, bietet gerade kleinen und mittleren Untern<br />
vielfältige Lösungsansätze an. Der Blick über den Tellerrand kann sich auszahlen.<br />
Design als Wettbewerbsvorteil: Das deutsch-niederländische Firmenprojekt IDkon, ein Spezialist für Maschinenverkleidungen, entstand aus dem Netzwerk „Grenzenloser Maschinen- und Anlagenbau“.<br />
„Beide Netzwerke zeichnen sich<br />
dadurch aus, dass sie bei den<br />
Unternehmen und auf dem Markt<br />
angekommen sind.“<br />
Klaus Ehling, Geschäftsführer Münsterland e.V<br />
EARLY<br />
BIRD<br />
muenster.business de<br />
Das erfolgreiche Wirtschaftsportal<br />
„Einer für alle, alle für einen.“ Das<br />
Motto der Drei Musketiere prägt die<br />
Arbeit des Münsterland e.V., einer<br />
der stärksten Regionalinitiativen in<br />
Deutschland. Alle Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
der vier Münsterlandkreise<br />
und der Stadt Münster<br />
arbeiten dort in Sachen Wirtschaft<br />
Hand in Hand. Jeder von ihnen spezialisiert<br />
sich auf bestimmte Themen<br />
undbearbeitet sie stellvertretend für<br />
die anderen. Gemeinsam mit hiesigen<br />
Unternehmen will Münsterland<br />
e.V. die Marke Münsterland bekannt(er)<br />
machen, in der Region<br />
selbst und über die Region hinaus.<br />
Dies soll über Netzwerke gelingen.<br />
Welche Netzwerke das sind und wie<br />
diese funktionieren, was ihre Stärken<br />
und ihre Schwächen, was ihre<br />
bisherigen Ergebnisse und noch offenen<br />
Ziele sind – diesen Fragen gehen<br />
wir in unserer Serie nach.<br />
Vrkürzte Ve Produktlebenszyklen,<br />
verschärfte Wettbewerbssituation,<br />
Kostendruck<br />
und knappe Ressourcen<br />
–mit diesen Herausforderungen<br />
müssen viele Unternehmen<br />
tagtäglich umgehen. Immer wieder neue<br />
Strategien sind gefordert, Improvisationstalent<br />
und ein Blick für moderne<br />
Technologien und Trends.<br />
Das Netzwerk Grenzenloser Maschinenund<br />
Anlagenbau, kurz GMA, bietet vielfältige<br />
Lösungsansätze an. Gemeinsam<br />
mit starken Partnern aus Branchenverbänden,<br />
Wirtschaftsförderung, Kammern<br />
und Fachhochschulen. In den Geschäftsfeldern<br />
Markt und Marketing<br />
(Systempartnerschaften, Unternehmensdatenbank,<br />
Messen, Workshops), Technik<br />
und Prozessinnovation (Beratung in<br />
der flexiblen Fertigung, Schweißen,<br />
Blechbe- und verarbeitung,Zerspanung)<br />
sowie Weiterbildung (für Inhaber, Einkauf,<br />
Facharbeiter). GMA richtet sich an<br />
die Branchen Aerospace und Transport,<br />
Agrartechnik, Energie- und Umwelttechnik,<br />
Foodtechnik, Kunststofftechnik und<br />
Verpackungstechnik.<br />
„Wichtig ist es uns, dass die Unternehmensführung<br />
und die Mitarbeiter stets<br />
eingebunden werden“, erläutert GMA-<br />
Sprecher Thomas Melchert von der<br />
Handwerkskammer Münster. Eine passgenaue<br />
Förderung sei stets das Ziel, um<br />
Kooperationen sowie Systempartnerschaften<br />
aufzubauen, aktuelle Marktund<br />
Organisationsstrategien aufzustellen,<br />
um Prozessinnovationen auf den<br />
Weg zu bringen, neue Produkte mit<br />
Mehrwert und Nachhaltigkeit zu entwickeln,<br />
sowie das Know-how aller Mitarbeiter<br />
und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Unternehmens insgesamt zu stärken.<br />
Das Netzwerk GMA versteht sich als „Fitnessprogramm“,<br />
das die Betriebe „dauerhaft<br />
schlank und leistungsfähig hält“, mit<br />
„Scouts“ wie Thomas Melchert und seinen<br />
Fachkollegen.<br />
Im Fokus aller Aktivitäten steht der freie<br />
und wache Blick über den eigenen Tellerrand<br />
hinaus, um grenzenlos in der Region<br />
und –ineinem zweiten Schritt –<br />
auch grenzenlos in Europa erfolgreich<br />
am Markt mitmischen zu können.<br />
Um diesen besser in den Blick zu bekommen<br />
gibt es Markterkundungsreisen in<br />
Drittländer, Gemeinschaftsstände auf<br />
(inter)nationalen Fachmessen, innovative<br />
Marketingbausteine, Workshops und<br />
themenorientierte Erfahrungsgruppen<br />
rund um erfolgreiches Produktmanagement,<br />
um langfristigeWettbewerbsfähigkeit<br />
zu sichern. Das bezieht sich auch auf<br />
den Herstellungsprozess. Scheuklappen<br />
gibt es beim grenzenlosen Netzwerken<br />
nicht. Auch kleine und mittelständische<br />
Betriebe sollten sich, so Melchert weiter,<br />
neuen Produktionsabläufen nicht verweigern.<br />
Und wie macht man das jenen<br />
Firmenchefs schmackhaft, die bisher zum<br />
Beispiel dachten, Automation sei nur Sache<br />
größerer Unternehmen? Etwa durch<br />
den Einsatz eines Schweißroboters, um<br />
Prozesse in der Produktion auch kleiner<br />
MASCHINEN- UND ANLAGENBAU<br />
Der Maschinen- und Anlagenbau ist die beschäftigungsstärkste Branche des<br />
verarbeitenden Gewerbes im Münsterland. Rund 27 600 Menschen arbeiten<br />
dort, mehr als ein Drittel davon allein im Kreis Warendorf, der damit nach<br />
einer Prognos-Studie (2013) bundesweit bei den Top30-Maschinenbau-Standorten<br />
inDeutschland auf Platz 13 steht. Die gesamte Wertschöpfungskette bringt<br />
es im Münsterland auf 42 000 Arbeitsplätze imMaschinen- und Anlagenbau.<br />
Unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland setzen auch die<br />
Kreise Borken (Platz 27) und Steinfurt (Platz 48) eigene Akzente.<br />
international mischt das Münsterland ebenso vorne mit –mit Exportquoten von<br />
bis zu 80 Prozent. Maschinen werden für die Landwirtschaft, das Ernährungsgewerbe,<br />
die Metallverarbeitung und die Textilbranche produziert. Der Werkzeugmaschinenbau<br />
zählt 3600 Beschäftigte, er fungiert als starker Zulieferer für die<br />
Metallverarbeitung sowie für die Holz- und Kunststoffverarbeitungsbranche.<br />
Nicht wenige Unternehmen haben sich spezialisiert, produzieren Hebezeuge und<br />
Fördermittel, Getriebe, Lager oder Antriebssysteme. Der Branche ist es gelungen,<br />
nach der Wirtschaftskrise mit Umsatzrückgängen von bis zu 25 Prozent<br />
wieder kräftig an Fahrt aufzunehmen. Das gelingt durch eine enge Verzahnung<br />
von Produktion, Forschung, Wissenschaft und Dienstleistungen und nicht zuletzt<br />
durch nachhaltiges netzwerken, das von zahlreichen Förderern wie der<br />
Münsterland e.V. initiiert und unterstützt wird.<br />
und mittelständischer Unternehmen optimieren<br />
zu können. Aber wo bekommt<br />
man die Kenne her und vor allem solch<br />
einen Roboter? Kein Problem, das Netzwerk<br />
GMA arbeitet eng mit dem Handwerkskammer<br />
Bildungszentrum (HBZ)<br />
in Münster zusammen. Unabhängige Informationen,<br />
Entscheidungshilfen,<br />
Schnupperkurse mit Tests und spezifischen<br />
Arbeitsproben gibt es praxisnah –<br />
in der kompletten Schweißroboter-Zelle<br />
des HBZ.<br />
Nach sechs Jahren Netzwerk GMA zieht<br />
Thomas Melchert im Gespräch mit dieser<br />
Zeitung ein positives Fazit: „Wir haben<br />
innerhalb von sechs Jahren 450 Unternehmen<br />
im Netzwerk drin. Diese ansehnliche<br />
Zahl zeigt, dass wir den Nerv der<br />
Unternehmer mit unserem Netzwerkkonzept<br />
getroffen haben.“ Peter Sauer<br />
Engagieren sich für grenzenlosen Maschinen- und An<br />
HWK Münster, Angelika van der Kooi, Projektkoordina<br />
beratung GFW Kreis Warendorf, und Klaus Ehling, Ges<br />
Hermann-Josef Raatgering, WFG Kreis Borken.<br />
ps
ESCHÄFT 21<br />
Brücken<br />
schlagen<br />
ehmen<br />
Netzwerkprojekt „Mechatronik für KMU“ hat<br />
schon über 100 Entwicklungen vorangebracht.<br />
Foto: HBZ Münster /IDkon<br />
„Die Niederländer können die<br />
Deutschen gut bei der Vermarktung<br />
umfassend unterstützen. Die<br />
Deutschen können die Niederländer<br />
gut durch modernste Technologie<br />
unterstützen.“<br />
Thomas Melchert, stellvertretender Geschäftsführer<br />
HWK Münster<br />
Mechanik, Elektronik<br />
und Informatik werden<br />
innerhalb der Produktentwicklung<br />
und Prozessgestaltung<br />
im<br />
Fachgebiet der Mechatronik eng miteinander<br />
verzahnt. Durch das interdisziplinäre<br />
Zusammenwirken von Maschinenbau,<br />
Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
sollen in dem 2009 gegründeten<br />
Netzwerkprojekt „Mechatronik für KMU“<br />
(aus dem grenzüberschreitenden INTER-<br />
REG-IV-A-Programm Deutschland-Nederland)<br />
neue Synergien entstehen, Innovationen<br />
vorangetrieben und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Betriebe gestärkt<br />
werden. Dafür arbeiten alle münsterländischen<br />
Wirtschaftsförderungsgesellschaften,<br />
Kammern, Verbände, Hochschulen<br />
und Dienstleister unter Projektleitung<br />
der Euregio zusammen.<br />
„Alles, waseinen Stecker hat, kann gefördert<br />
werden“, sagt Projektleiterin Angelika<br />
van der Kooi. 70 Prozent der beteiligten<br />
Firmen haben weniger als 100 Mitarbeiter.<br />
Das Netzwerk setzt hier an der Schwachstelle<br />
der kleinen mittelständischen Betriebe<br />
an. Diese haben zwar guteProdukte<br />
und Ideen für Innovationen, aber nicht<br />
die Manpower und das Know-how, ihre<br />
Stärke gewinnbringend voranzutreiben.<br />
Das Netzwerkprojekt „Mechatronik für<br />
KMU“ bietet den Firmen ein Mehrstufenprogramm<br />
an: vom einleitenden Aufschlussgespräch<br />
(Berater prüft mit dem<br />
Unternehmer den Einsatz vonMechatronik<br />
und potenzielle Fördermaßnahmen),<br />
und einem Vertiefungsgespräch (Ingenieure<br />
aus deutschen und niederländischen<br />
Hochschulen unterstützen Unternehmer<br />
bei bedarfsgerechten Mechatronik-Anwendungen)<br />
über die Intensiv-Beratung<br />
(Konzept für technologische Umsetzung)<br />
und Machbarkeitsstudie /Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />
bis zum innovativenEntwicklungsprojekt<br />
mit firmeneigenem<br />
Prototyp.<br />
Immer grenzüberschreitend in deutschniederländischer<br />
Kooperation. Die Ländergrenzen<br />
sind zwar längst gefallen,<br />
aber die Netzwerkmitarbeiter müssen<br />
sich mit kulturellen, sprachlichen und<br />
rechtlichen Barrieren auseinandersetzen.<br />
Und sie machen dies so gut, dass bereits<br />
50 Projekteinden Firmen umgesetzt<br />
werden konnten.<br />
Dabei hilft auch das „Netzwerk hinter<br />
dem Netzwerk“, also das Team aus wissenschaftlichen<br />
Experten, etwader Fachhochschule<br />
Münster oder der Universiteit<br />
Twente. ProBetrieb stehen an Fördermitteln<br />
aus dem Topf des Europäischen<br />
Fonds für Regionale Entwicklung und<br />
von den nationalen Partnern des INTER-<br />
REG-IV-A-Programms rund 80 000 Euro<br />
zur Verfügung.<br />
Angelikavan der Kooi vonder Euregio in<br />
Gronau zieht nach fünf Jahren eine positive<br />
Bilanz: „Die Erwartungen wurden<br />
bei Weitem übertroffen. Dank der Unterstützung<br />
durch ,Mechatronik für KMU‘<br />
fanden 179 Intensivberatungen statt, 90<br />
Machbarkeitsstudien wurden durchgeführt<br />
und 106 Entwicklungsprojekte gefördert.<br />
Insgesamt haben rund 257 kleine<br />
und mittelständische Unternehmen finanzielle<br />
Hilfen für mechatronische Innovationen<br />
erhalten.“ Mehrere hundert<br />
weitereBetriebe und Wissenseinrichtungen<br />
haben als Auftragnehmer mittelbar<br />
von dem Förderprojekt profitiert. Weiterer<br />
Gewinn: Fast 150 Innovationen entstanden,<br />
darunter zahlreiche neue und<br />
weiterentwickelte Produkte und Verbesserungen<br />
im Produktionsablauf.<br />
Dabei ist das Netzwerken gerade für kleine<br />
und mittlereBetriebe eine Herausforderung,<br />
weiß Angelika van der Kooi.<br />
„UnsereAufgabe ist es, Brücken zu schlagen<br />
zwischen Theorie und Praxis.“<br />
Ein gutes Beispiel ist das Lengericher<br />
Unternehmen dkon systeme GmbH mit<br />
60 Beschäftigten. Die innovative Produktidee<br />
warda. Eine effizienteund sehr<br />
kleine Windkraftanlage für den privaten<br />
Das Netzwerk soll eine Partnerschaft sein,<br />
die zusammenschweißt. Foto: Münsterland e.V.<br />
Im Netzwerk kommt auch ein moderner Schweißroboter zu Schulungs- und Weiterbildungszwecken<br />
zum Einsatz, um Prozesse in der Produktion auch kleiner und mittelständischer<br />
Unternehmen optimieren zu können.<br />
Foto: HBZ<br />
Gebrauch zu bauen, in Modulbauweise<br />
mit einer Leistung zwischen 0,5 und 2,0<br />
KW und attraktiven Anschaffungskosten<br />
von unter 1000 Euro. Doch wie umsetzen,<br />
wenn das Alltagsgeschäft vollen Einsatz<br />
für andere Dinge erfordert?<br />
Nach einer erfolgreich verlaufenen<br />
Machbarkeitsstudie, der Entwicklung<br />
eines Modells im Kleinmaßstab und dem<br />
Bau einer Miniturbine durch die Fachhochschule<br />
Münster startetedas Lengericher<br />
Unternehmen 2013 per Netzwerk<br />
gemeinsam mit der niederländischen<br />
Partnerfirma Stevens ide Partners aus Enschede<br />
und ElektroService Lengerich mit<br />
der Entwicklung einer kleinen Windturbine<br />
mit vertikaler Rotor-Achse und drei<br />
Marktvorteilen: kein Schattenwurf, geringeGeräuschentwicklung,kleiner<br />
Umfang,<br />
dennoch sehr leistungsfähig.<br />
Es wurden inzwischen drei verschiedene<br />
Prototypen gebaut und erste Feldversuche<br />
gestartet. So inspiriert, gründeten die<br />
Netzwerkpartner die neue Firma IDkon<br />
für Maschinenverkleidungen. Mit ihren<br />
innovativen „Karosserien für Maschinen“<br />
präsentieren sie sich auf der Hannover<br />
Messe 2014.<br />
Solch erfolgreiche Aufbruchstimmung<br />
aus dem Netzwerk heraus freut auch<br />
Manfred Nienhaus von der Gesellschaft<br />
für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf.<br />
Der Innovationsberater arbeitet<br />
mit seinem Kollegen Hermann-Josef<br />
Raatgering von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
Kreis Borken eng mit<br />
den Betrieben vor Ort zusammen. Nienhaus<br />
versteht sich als „Scout“, damit gerade<br />
kleinere Firmen den richtigen Kooperationspartner<br />
finden: „In manchen<br />
deutschen Betrieben gibt es am Anfang<br />
noch etwas Zurückhaltung gegenüber<br />
den niederländischen Firmen.“ Da müssen<br />
Nienhaus und seine Kollegen schon<br />
mal alle Vermittlungsregister ziehen.<br />
„Wir müssen dann face to face Überzeugungsarbeit<br />
leisten und auch Ausdauer<br />
und Geduld an den Taglegen.“<br />
Sein Kollege aus Münster, HWK-Wirtschaftsförderer<br />
Thomas Melchert, kennt<br />
das, weiß aber, dass es sich lohnt, als<br />
„Scout“ auch dann am Ball zu bleiben,<br />
wenn Firmen am Anfang noch nicht so<br />
ganz vom Netzwerkgedanken überzeugt<br />
sind. Melchert erinnert sich an ein Projekt<br />
rund um Windkraftanlagen: „Die<br />
Unternehmen sagten hinterher: Wenn<br />
wir vorher geahnt hätten, wie einfach alles<br />
geht, hätten wir uns das Ganze am Anfang<br />
nicht so schwer gemacht.“<br />
Und es gibt nicht wenigeErfolgsbeispiele<br />
des Netzwerkprojektes „Mechatronik für<br />
KMU“. Dem Kunststoffmaschinenentwickler<br />
Adaptec Solution in Ahlen gelang<br />
es etwa, mit der Unterstützung des niederländischen<br />
Unternehmens W.M.V.NL<br />
Europe b.v. inRijssen einen neuartigen<br />
Hochtemperatur-Siebwechsler für die<br />
Kunststoffproduktion zu entwickeln.<br />
Der Ingenieurdienstleister CAE in Beckum<br />
realisierte einen Hochfrequenz-<br />
Elastometer-Prüfstand, mit dem elastische<br />
Bauteile auf ihreSteifigkeit und Verschleißfestigkeit<br />
getestet werden können.<br />
Potenzielle Kunden gibt es im Automobilsektor<br />
und in der Luft- und Raumfahrtbranche.<br />
Peter Sauer<br />
lagenbau: Thomas Melchert, stv. Geschäftsführer<br />
torin KMU Euregio, Manfred Nienhaus, Innovationschäftsführer<br />
Münsterland e.V. (v.l.) Nicht im Bild:<br />
Foto: Peter Sauer<br />
FOLGEPROJEKTE: „IPRO“ UND „GEP“<br />
Nach den Erfolgen der Netzwerke GMA und Mechatronik für KMU sollen inden<br />
kommenden Jahren, auf den bisherigen Erfahrungen aufbauend, zwei Nachfolgeprojekte<br />
anden Start gehen. Das kündigen Angelika van der Kooi und Thomas<br />
Melchert an. Dabei handelt essich zum einen um das Netzwerk IPRO, das<br />
für „intelligente Produkte“ steht, zum anderen um das Netzwerk GEP, das sich<br />
mit Firmen beschäftigt, die „grenzenlos effizient produzieren“.<br />
„Alle kleinen und mittelständischen Betriebe sind angesprochen mitzumachen“,<br />
sagt Vander Kooi. Beim Netzwerk GEP soll die Produkt- und Prozessoptimierung<br />
sowie das Erschließen von Märkten noch stärker als in den Vorgängerprojekten<br />
optimiert werden. Zudem geht es in dem geplanten INTERREG-Projekt<br />
der Euregio um die Einsparung von Energie, eine deutliche Drosselung des<br />
CO²-Ausstoßes und einen umfangreichen Wissenstransfer. Firmen in Deutschland<br />
und den Niederlanden könnten so noch stärker ihr Know-how bündeln,<br />
um strategisch zusammenzu arbeiten und gemeinsam Produkte auf den Markt<br />
zu bringen. Der grenzüberschreitende Technologietransfer soll langfristig zur<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben führen. Professionelles Projektmanagement<br />
unterstützt die Firmen, wie in den beiden vorangegangenen Netzwerken bereits<br />
erfolgreich praktiziert.<br />
ps<br />
TREND<br />
SCOUT<br />
muenster.business de<br />
Das erfolgreiche Wirtschaftsportal
22 GELD &GESCHÄFT<br />
Von AAA bis D–ein Blick<br />
in die Welt der Ratings<br />
In der Theorie ist alles ganz einfach: Für jedes Modul werden Daten gesammelt, die unterschiedlich<br />
stark gewichtet in eine statistisch-mathematische Ratingfunktion eingehen.<br />
Sie entscheiden darüber, obund zu<br />
welchen Bedingungen es Geld von<br />
der Bank gibt. Doch für viele Mittelständler<br />
gleichen die Methoden, mit<br />
denen Kreditinstitute die Bonität<br />
ihrer Kunden beurteilen, einer Black<br />
Box. Werden Ratingprozess verstanden<br />
hat, kann ihn zu seinen Gunsten<br />
beeinflussen.<br />
„Viele Unternehmen kennen ihr<br />
Rating aber gar nicht.“<br />
Peter Koch, IMAP M&A Consultants<br />
Immer wenn die Wirtschaft an<br />
Fahrt gewinnt, fragen Mittelständler<br />
verstärkt Kredite bei den Banken<br />
nach. Dies belegen eine Umfragen<br />
der Bundesbank. Der<br />
Grund: Die Unternehmen müssen neue<br />
Aufträgevorfinanzieren, Vorräteaufbauen<br />
oder wollen in neue Betriebsmittel investieren.<br />
Doch ob und zu welchen Zinsen eine<br />
Bank einem Unternehmen Kredite gewährt,<br />
hängt maßgeblich vondessen Rating<br />
(engl. „Bewertung“) ab. Das ist ein<br />
Zeugnis, das die Kreditwürdigkeit eines<br />
Unternehmens benotet. Die Bank schätzt<br />
dabei ab, ob sie innerhalb eines Jahres<br />
bei einem Kunden mit Schwierigkeiten<br />
bei der Rückzahlung des geliehenen Geldes<br />
rechnen muss.<br />
„Bei guter Bonität bekommt das Unternehmen<br />
seinen Kredit zu einem niedrigenZins.<br />
Bei schlechterermuss es wegen<br />
des höheren Risikos für die Bank einen<br />
höheren Zins zahlen“, erklärt Alexandra<br />
Böhne, Referatsleiterin Unternehmensfinanzierung<br />
beim Deutschen Industrieund<br />
Handelskammertag (DIHK) in Berlin.<br />
Alle Instituteseien zu solch einer Bonitätsbewertung<br />
verpflichtet,<br />
bevor sie<br />
Kredite gewähren,<br />
sagt Böhne einordnend.<br />
Denn nach den<br />
Basel-II-Vorschriften<br />
bemesse sich daran<br />
die Höhe des Eigenkapitals,<br />
das die Banken<br />
selbst für ihre Kreditengagements<br />
hinterlegen müssten.<br />
Da sich die meisten Mittelständler über<br />
Bankkredite finanzieren, ist gerade für<br />
sie ein ausgewogenes Rating überlebenswichtig.<br />
„Viele Unternehmen kennen ihr<br />
Rating aber gar nicht“, hat Peter Koch,<br />
geschäftsführender Partner bei dem Beratungsunternehmen<br />
IMAP M&A Consultants<br />
in Mannheim, beobachtet. „Noch<br />
seltener wissen sie, welche Faktoren zu<br />
ihrem Ratingergebnis geführt haben oder<br />
wie sie es verbessern können“, fügt Ratingberater<br />
Andreas Münster aus Ratingen<br />
hinzu. Das ist bedenklich, denn wer<br />
sich über Kredite finanzieren will, tut gut<br />
daran, seinen Kundenbetreuerfreiwillig,<br />
regelmäßig und aussagekräftig über die<br />
gegenwärtige Lage und die kurzfristigen<br />
Erfolgsaussichten sowie über die mittelund<br />
langfristigen Entwicklungsaussichtenseines<br />
Unternehmens zu informieren.<br />
Neben den bankinternen Ratings bieten<br />
auch sogenannte Rating-Agenturen ihre<br />
Dienste an: Ab 15 000 Euro bis 20 000<br />
Euro aufwärts erstellen sie ein Unternehmensrating,<br />
wenn der Kunde es in Auftrag<br />
gibt –etwa weil er plant, sich über<br />
eine Anleihe am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen<br />
oder weil er private Investoren<br />
überzeugen möchte.<br />
Neben den global agierenden Platzhirschen<br />
Standard &Poor´s, Moody´s und<br />
FitchRatings fertigen beispielsweise Coface,<br />
Creditreform oder Euler Hermes<br />
hierzulande Ratings speziell für Mittelständler<br />
an. Solch eine externe Bewertung<br />
kann zwar auch die Verhandlungsposition<br />
gegenüber der Hausbank verbessern,<br />
das bankinterne Rating beim<br />
Global gefürchtet und geschätzt sind die großen Ratingagenturen Standard &Poor´s, Moody´s und Fitch Ratings (im Bild die Zentrale inNew York).<br />
Kreditwunsch ersetzt sie jedoch nicht.<br />
Grundsätzlich besteht ein Rating aus vier<br />
verschiedenen Modulen: erstens den<br />
quantitativen Faktoren oder Hard-Facts.<br />
Das sind Daten, die sich beispielsweise<br />
aus der Bilanz oder Gewinn-und-Verlust-<br />
Rechnung ableiten lassen. Zweitens den<br />
qualitativen Faktoren oder Soft-Facts.<br />
Das sind Risikofaktoren für die Bank, die<br />
nicht ohne Weiteres messbar sind, wie etwa<br />
die Qualität des Managements, die<br />
Unternehmensstrategie oder die Qualität<br />
der Planung und Steuerung. Drittens den<br />
Branchendaten, die auf alle Unternehmen<br />
einer Branche gleichermaßen wirken<br />
und Aussagen über die mittelfristige<br />
Entwicklung dieser Branche erlauben.<br />
Schließlich können auch gut aufgestellte<br />
Unternehmen bei einer negativen Entwicklung<br />
ihrer Branche in Schwierigkeiten<br />
geraten.<br />
Und viertens einer individuellen Komponente.<br />
Da die Kreditinstitute laufend<br />
über die wirtschaftliche Situation des<br />
Schuldners informiert sein wollen, berücksichtigen<br />
sie neben vergangenheitsbezogenen<br />
Aspekten wie dem letzten<br />
Jahresabschluss auch zukunftsgerichtete<br />
Faktoren wie Zwischenzahlen oder<br />
Marktaussichten.<br />
Für jedes Modul werden Daten gesammelt,<br />
die unterschiedlich stark gewichtet<br />
in eine statistisch-mathematische Ratingfunktion<br />
eingehen, über die die Ratingnotefür<br />
ein Unternehmen berechnet<br />
wird. Diese Note ist das Ratingergebnis,<br />
Stabil oder nicht stabil? Bei der Frage Kreditwürdigkeit spielt das Rating heute vielfach<br />
eine große Rolle.<br />
Foto: dpa<br />
mit dem der Kunde einer Ratingklasse<br />
zugeteilt wird. Sie besagt, mit welcher<br />
Wahrscheinlichkeit das Kreditinstitut<br />
aufgrund seiner Erfahrung damit rechnet,<br />
dass ein Schuldner während des<br />
kommenden Jahres ausfällt.„Die Bedeutung<br />
der Bewertungsfaktoren richtet sich<br />
immer nach dem Kunden und nach Art,<br />
Qualität und Inhalt der jeweiligen Ratinginformation“,<br />
erläutert der frühere<br />
Commerzbanker Manfred Breuer.<br />
Bei großen Unternehmen mit mehr als<br />
fünf Mio. Euro Jahresumsatz sindfreilich<br />
andere Bewertungskriterien relevant als<br />
bei kleineren Unternehmen, Freiberuflern<br />
oder Existenzgründern. Neugegründete<br />
Unternehmen beispielsweise können<br />
oft noch keine historischen Firmendaten<br />
vorweisen, sodass die Bank bei der<br />
Beurteilung des Ausfallrisikos stärker andere<br />
Informationen wie persönliche<br />
Daten des Existenzgründers, seine Qualifikation,<br />
den Businessplan und die Wettbewerbssituation<br />
heranziehen muss.<br />
Oder die Kundenstruktur: Ein Unternehmen<br />
mit vielen Kunden aus unterschiedlichen<br />
Branchen und Regionen ist weniger<br />
anfällig für Krisen als ein Unternehmen<br />
mit wenigen Kunden. Entsprechend<br />
ist auch seine Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
bei sonst gleichen Bedingungen geringer,<br />
und das kann sich in einer besseren Ratingklasse<br />
bemerkbar machen.<br />
Was wie detailliert abgefragt wird, und<br />
wie stark welche Faktoren das Ergebnis<br />
beeinflussen, kann auch von Bank zu<br />
Bank verschieden sein. Denn jedes Kreditinstituthat<br />
sein eigenes Verfahren entwickelt,<br />
Risikofaktoren auszuwählen<br />
und zu gewichten. Damit hebt es sich von<br />
seinen Mitbewerbern im Wettbewerb ab.<br />
Hinzu kommt, dass die Institute unterschiedliche<br />
Krediteanverschiedene Kunden<br />
ausgegeben, verschiedene Erfahrungen<br />
mit der Rückzahlung dieser Kredite<br />
gemacht haben und über unterschiedliche<br />
Informationen zu einem Kunden verfügen<br />
–dadurch unterscheiden sich im<br />
Einzelfall ihreUrteile. Wegender einheitlichen<br />
aufsichtsrechtlichen Vorgaben<br />
sind Aufbau und Inhalt der bankinternen<br />
Ratings dennoch vergleichbar. ph<br />
Foto: dpa
GELD &GESCHÄFT 23<br />
Gute Kommunikation ist das Aund O<br />
Auch die Banken sind an langfristig guten Beziehungen zu ihren Kunden interessiert.<br />
Gute Finanzkommunikation<br />
ist überlebenswichtig<br />
Grundsätzlich gilt: Hat der<br />
Kunde sein Rating nicht<br />
verstanden, sollte eraktiv<br />
nachfragen, um sich dessen Aussageund<br />
Wirkung erklären zu lassen. „Wer seine<br />
Schwächen kennt, kann daran arbeiten –<br />
und damit sein Rating verbessern“, sagt<br />
Ratingberater Andreas Münster aus Ratingen.<br />
Normalerweise werde die Note<br />
für ein Rating für ein Jahr festgelegt. Allerdings<br />
könne sie auch unterjährig bei<br />
bonitätsrelevanten Veränderungen angepasst<br />
werden.<br />
Viele Unternehmen fürchten, dass vergangeneKrisenjahre<br />
nicht nur Spuren in<br />
ihren Bilanzen hinterlassen haben, sondern<br />
sich dadurch auch negativ auf ihr<br />
Rating auswirken. Diese Sorge ist nicht<br />
ganz unbegründet: Nach einer früheren<br />
DIHK-Umfrage haben zwei Prozent aller<br />
mittelständischen Unternehmen in<br />
Deutschland Finanzierungsprobleme,<br />
weil ihnen die Bank den Geldhahn zugedreht<br />
hat. Weitere 14 Prozent klagen über<br />
schlechtere Kreditkonditionen. „Die<br />
Unternehmen sollten ihrer Hausbank<br />
klarmachen, dass der Einbruch der Geschäftstätigkeit<br />
krisenbedingt einmalig<br />
war und die Geschäfte nun wieder laufen“,<br />
rät Finanzierungsexpertin Alexandra<br />
Böhne vom DIHK. Schließlich seien<br />
auch die Instituteanlangfristig guten Beziehungen<br />
zu ihren Kunden interessiert.<br />
Dazu gehöre auch, dass ihre Kunden am<br />
Markt erfolgreich bestehen könnten. A<br />
und Osei das Gespräch mit der Bank, um<br />
auch in schwierigen Situationen gemeinsam<br />
nach Lösungen zu suchen. ph<br />
So können Firmen<br />
ihr Rating verbessern<br />
Zehn gute Ratschläge, die Unternehmen bei den Kreditverhandlungen<br />
mit einem Geldhaus beherzigen sollten.<br />
Zehn Tipps was Unternehmen tun<br />
können, um ihr Rating zu verbessern:<br />
Informieren Sie sich frühzeitig,<br />
welche Kriterien Ihre Bank für das<br />
Rating heranzieht, wie diese gewichtet<br />
werden und welche Unterlagen<br />
Sie einreichen müssen.<br />
–Ziehen Sie bei Bedarf einen externen<br />
Berater, etwa Ihren Steuerberater oder<br />
einen Wirtschaftsprüfer zur Vorbereitung<br />
auf Ihr Rating hinzu. Sind die Jahresabschlusszahlen<br />
mit einem Vermerk eines<br />
Steuerberaters oder Wirtschaftsprüfers<br />
versehen, erhöht das die Glaubwürdigkeit.<br />
–Gehen Sie gut vorbereitet in die Gespräche<br />
mit Ihrer Bank. Dazu gehört, alle notwendigen<br />
Unterlagen wie etwa Bilanzkennzahlen<br />
aufbereitet und vollständig<br />
parat zu haben. Fragen zu Ihrer Kapitalausstattung,<br />
Wettbewerbsposition, zu erwartende<br />
Geldflüsse sowie zur Organisation<br />
Ihres Unternehmens sollten Sie klar<br />
beantworten können.<br />
–Prüfen Sie, obinIhrem Fall Merkmale<br />
vorliegen, die vom Ratingsystem nicht<br />
standardmäßig abgefragt werden, die<br />
sich aber positiv auf ihre Kreditwürdigkeit<br />
auswirken könnten.<br />
–Informieren Sie Ihren Bankkundenberater<br />
regelmäßig und auch unaufgefordert<br />
über aktuelle Veränderungen wie<br />
beispielsweise einen neuen Großauftrag<br />
o.ä. und dokumentieren Sie Ihre genau<br />
Erfolge.<br />
–Legen Sie auch kritische Punkte offen,<br />
indem Sie gleichzeitig kommunizieren,<br />
welche Gegenmaßnahmen bereits eingeleitet<br />
und welche Zwischenergebnisse erzielt<br />
wurden. So schaffen Sie Transparenz.<br />
–Achten Sie darauf,Ihr Konto anständig<br />
zu führen. Denn das Kontoführungsverhalten<br />
dient der Bank als sogenanntes<br />
Frühwarnsystem. Je länger eine guteZusammenarbeit<br />
zwischen Unternehmen<br />
und Bank besteht, desto besser für das<br />
Rating.<br />
–Halten Sie sich immer an Absprachen<br />
und Vereinbarungen, die Sie mit Ihrer<br />
Bank verabredet haben. Und treffen Sie<br />
nur Versprechen etwa über fristgerechte<br />
Zins- und Tilgungszahlungen, die Sie<br />
auch einhalten können. Damit zeigen Sie<br />
Ihre Zuverlässigkeit.<br />
–Halten Sie Ihre für das Rating relevanten<br />
Unterlagen unaufgefordert auf dem<br />
neuesten Stand.<br />
–Implementieren Sie die Ihnen bekannten<br />
Ratingkriterien dauerhaft in Ihre internen<br />
Steuerungssysteme. Das verbessert<br />
die Eigenkontrolle.<br />
ph<br />
INTERNE RATINGS –EXTERNE RATINGS<br />
Ein Rating ist nicht gleich ein Rating. Zwar handelt es<br />
sich immer um ein Zeugnis, das die Kreditwürdigkeit eines<br />
Schuldners und sein Ausfallrisiko bewertet. Dennoch gibt<br />
es Unterschiede zwischen dem Rating von Staaten oder<br />
internationalen Konzernen und einem Rating, das mittelständische<br />
Unternehmen von ihrer Bank bekommen. Sei<br />
es beim Ziel, das mit dem jeweiligen Rating verfolgt wird,<br />
dem Anlass, dem das Rating dient, dem Vorgehen und<br />
den Kosten –entscheidend ist, ob das Rating von einer<br />
speziellen Ratingagentur oder einem Kreditinstitut erstellt<br />
wird.<br />
Banken vergeben sogenannte interne Ratings. Dazu sind<br />
sie gesetzlich verpflichtet, bevor sie einem Unternehmen<br />
einen Kredit bewilligen und auszahlen. Denn je höher die<br />
Wahrscheinlichkeit ist, dass das Institut das geliehene<br />
Geld nicht zurückbekommt, desto mehr Eigenkapital<br />
muss die Bank für diesen Kredit hinterlegen. Allerdings<br />
ist Eigenkapital teuer für die Bank. Sie hat daher wenig<br />
Interesse an schlechten Krediten. Das interne Rating soll<br />
also Risiken für die Bank vermeiden. Dafür prüft es, ob<br />
das Unternehmen den Kredit tilgen kann. Für ihr Rating-<br />
Urteil schätzt die Bank dabei unter anderem anhand von<br />
Bilanzkennzahlen, der Qualität des Managements und<br />
speziellen Branchendaten ab, ob sie innerhalb eines Jahres<br />
mit Schwierigkeiten bei der Rückzahlung des Darlehens<br />
rechnen muss. Am Ergebnis bemisst sich, in welcher<br />
Höhe und zu welchen Konditionen sie einen Kredit gewährt.<br />
In der Regel erstellen Kreditsachbearbeiter ein solches<br />
internes Rating je nach Größe des Unternehmens innerhalb<br />
weniger Tage. Jede Bank hat dafür ihr eigenes<br />
System. Die Kosten dafür sind in Form einer geringen Gebühr<br />
bereits in den Kreditzinsen, also dem Preis für den<br />
Kredit, enthalten.<br />
Neben diesen Ratings der Banken bieten auch Ratingagenturen<br />
ihre Dienste an, in diesem Fall spricht man von<br />
externen Ratings. Diese umfangreichen Auftrags-Ratings<br />
bieten eine ganzheitliche Analyse und sind universell einsetzbar.<br />
Sie enthalten Zeit- und Branchenvergleiche, zeigen<br />
Entwicklungspotenziale imUnternehmen auf und benennen<br />
Stärken und Schwächen. Solch ein externes Rating<br />
erstellen Analystenteams zusammen mit Branchenspezialisten.<br />
Das dauert vier Wochen und länger und kostet<br />
bis 20 000 Euro aufwärts. Interessant ist diese Dienstleistung<br />
für Unternehmen, die Geld über den Kapitalmarkt<br />
aufnehmen wollen, indem sie eine Unternehmensanleihe<br />
ausgeben. Denn dann gilt es, private Investoren<br />
davon zuüberzeugen, ihnen Mittel zur Verfügung zu stellen.<br />
Andere Anlässe für externe Ratings sind Fusionen<br />
oder Unternehmensnachfolgen. Neben den großen, weltweit<br />
agierenden Ratingagenturen fertigen hierzulande beispielsweise<br />
verschiedene Agenturen speziell fürMittelständler<br />
Ratings an. Solch eine externe Bewertung kann<br />
zwar als Zusatzinformation die Verhandlungsposition<br />
gegenüber der Hausbank verbessern. Das bankinterne Rating<br />
beim Kreditwunsch ersetzt sie jedoch nicht. ph<br />
MARKEN<br />
VIELFALT<br />
TOP-AUSWAHL<br />
VORZUGSANGEBOTE<br />
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EINRICHTER SEIT 1874<br />
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www.ottenjann.de<br />
Johann Ottenjann GmbH &Co. KG
Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />
STANDORTPORTRÄT GREVEN 24<br />
Ein verlässlicher und<br />
kompetenter Partner<br />
Die Wirtschaftsförderung Greven unterstützt Unternehmen bei der<br />
Verwirklichung von Expansions- und Investitionsprojekten<br />
Wirtschaftsstandort Greven<br />
–top in der Region<br />
In Greven stehen verschiedene Gewerbe-<br />
und Industrieflächen, mit vielfältigen<br />
Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Die hervorragende Infrastruktur macht Greven zu einem äußerst<br />
zugänglichen Standort<br />
Die Gesellschaft zur Entwicklung und Förderung<br />
der Wirtschaft in der Stadt Greven<br />
mbH (GFW) ist als privatwirtschaftlich geführtes<br />
Unternehmen spezialisiert auf die<br />
Gründungs-, Entwicklungs- und Standortberatung<br />
von Firmen. Sie unterstützt Unternehmen<br />
bei der Verwirklichung von Expansions-<br />
oder Investitionsprojekten. Das strategische<br />
Ziel ist die Positionierung Grevens<br />
als Standort des dynamischen Mittelstands.<br />
DiesesZiel erreichtdie GFW durcheine konsequente<br />
Kundenorientierung. Für die gesamteWirtschaft<br />
fungiert die Wirtschaftsförderung<br />
Greven als zentrale Anlauf-, Beratungs-<br />
und Servicestelle und ist zuständig für<br />
das Standortmarketing.<br />
Die Beratung durch die GFW erfolgt streng<br />
vertraulich und umfasst insbesondere im<br />
Bereich der Immobilien einen umfangreichen<br />
kostenlosen Service. Den Kunden<br />
steht ein erfahrenes Team zur Verfügung,<br />
das die Sprache der Wirtschaft versteht<br />
Getreu nach dem Motto „Ideen brauchen<br />
Raum“ wird bei der Wirtschaftsförderung<br />
Greven die Unternehmensbetreuung groß<br />
geschrieben. Egal ob Neuansiedlung oder<br />
Betriebserweiterung oder regelmäßige<br />
Unternehmensbeuche: Die GFW ist ein verlässlicher<br />
und kompetenter Partner.<br />
Auch Grevens Innenstadtentwicklung<br />
und<br />
ein wachsender Einzelhandel<br />
liegen der GFW<br />
am Herzen. Greven ist<br />
als Einkaufsstadt mit<br />
Greven expandiert und wächst – und die GFW hat<br />
großen Anteil daran.<br />
Foto: GFW<br />
münsterländischem Flair sehr attraktiv: Viele<br />
Fachgeschäfte, eine interessante Fußgängerzone<br />
und mehr als 1100 Parkplätze<br />
– das sind nur drei Argumente, die für das<br />
Einkaufen in Greven sprechen.<br />
Um diese Attraktivität noch weiter zu steigern<br />
wurde unter mit Beteiligung von Politik,<br />
Verwaltung, Bürgern, Anwohnern und<br />
verschiedener „handelnder Akteure inder<br />
Innenstadt“ (iHk) das „integrierte Handlungskonzept<br />
Innenstadt“ erstellt. Es ist<br />
Leitfaden für sämtliche städtebaulichen<br />
Maßnahmen in den nächsten Jahren. Die<br />
Grevener Innenstadt wird sich durch die<br />
Rathauspassage, den umgebauten Niederort<br />
sowie den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses<br />
am Standort des ehemaligen<br />
Kaufhauses Magnus weiterentwickeln<br />
und stark verändern.<br />
Mehr Infos gibt es unter:<br />
www.gfw-greven.de<br />
Greven ist ein interessanter Wirtschaftsstandort<br />
für Unternehmen aller Art. Viele<br />
Betriebe –vom kleinen Handwerker bis<br />
zur Industrie –prägen die Wirtschaftsstruktur<br />
und sorgen für einen gesunden<br />
Branchenmix.<br />
Greven verfügt über das größte Gewerbeflächenangebot<br />
im Bereich der IHK Nord-Westfalen.<br />
Innerhalbvon zehn Jahren entstanden<br />
über 2500 zusätzliche Arbeitsplätze, die Anzahl<br />
der ansässigen Unternehmen ist in diesem<br />
Zeitraum ebenfalls gestiegen.<br />
Direkt an der A1(Dortmund –Bremen), in<br />
wenigen Minuten auf der A30(Amsterdam –<br />
Berlin) oder A43(Recklinghausen –Münster),<br />
mit dem Flieger vomFMO Münster/Osnabrück<br />
in die ganze Welt, per Bahn (Hamm/<br />
Münster/ Emden) ins Schienennetz und sogar<br />
auf dem Wasser (Dortmund-Ems-Kanal):<br />
Wenn große Lasten zu transportieren sind,<br />
verfügt Grevenüber eine ausgezeichneteVerkehrsanbindung.<br />
Grevenist aber nicht allein aufgrund der gutenInfrastruktur<br />
und der vielschichtigen Gewerbegebiete<br />
interessant. Die weichen<br />
Standortfaktoren spielen eine ebenso große<br />
Rolle. „Wir halten ein gutes Betreuungsangebot<br />
für Kinder und alle Schulformen vor Ort<br />
bereit. Es gibt ein breit gefächertes Freizeitangebot<br />
und viele verlässliche soziale Netzwerke.<br />
Wir haben eine attraktive Innenstadt<br />
mit guten Einkaufs- und Parkmöglichkeiten<br />
und zahlreiche Veranstaltungshighlights im<br />
ganzen Jahr“, so Bürgermeister PeterVennemeyer.<br />
Die Verkehrsanbindung macht den Standort Greven gerade auch für Logistiker interessant. Foto:<br />
Jan-Philipp Jenke<br />
AirportPark FMO –<br />
Gewerbegrundstücke direkt am Flughafen<br />
Der AirportPark FMO bietet neben großzügigen und flexiblen Grundstückszuschnitten einzigartige Standortvorteile im Münsterland<br />
Business mit exzellenter Verkehrsanbindung<br />
Zwischen Münster und Osnabrück, direkt<br />
an der A1 Hamburg-Köln, entsteht<br />
zurzeit der AirportPark FMO. Vis-à-vis<br />
dem Flughafen Münster/Osnabrück<br />
bietet der neue Businesspark hervorragende<br />
Standortbedingungen mit innovativsten<br />
Mehrwerten und langfristig<br />
flexiblen Expansionsmöglichkeiten.<br />
Schumacher Packaging – Hidden<br />
Champion hat bereits 50 Millionen<br />
Euro investiert<br />
Ein Hidden Champion der Verpackungsindustrie,<br />
das Familienunternehmen<br />
Schumacher Packaging aus dem<br />
fränkischen Ebersdorf bei Coburg, hat<br />
sich unter mehr als 20 Konkurrenzstandorten<br />
für den AirportPark FMO<br />
entschieden. Für den Geschäftsführer,<br />
Björn Schumacher, bietet der Airport-<br />
Park FMO eine optimale Infrastruktur<br />
Neue Gewerbegrundstücke direkt vor dem Flughafen Münster/Osnabrück im AirportPark FMO. Luftbild: AirportparkFMO GmbH, 09/2014<br />
und somit beste Voraussetzungen für<br />
den weiteren Ausbau der europäischen<br />
Präsenz in Märkten wie den Niederlan-<br />
den, Belgien und den skandinavischen<br />
Ländern.<br />
Regio-Logistik expandiert bald vom<br />
AirportPark FMO aus deutschlandweit<br />
Direkt vor Schumacher Packaging baut<br />
die Regio-Logistik Deutschland GmbH<br />
&Co. KG bald ihren neuen Hauptsitz.<br />
Nach der Region Münster/Osnabrück<br />
beabsichtigt der Paketdienstleister mit<br />
Partnernneue Regionen in Deutschland<br />
für das Konzept „same day delivery“ zu<br />
gewinnen. Für Regio-Logistik ist der AirportPark<br />
FMO hierfür der ideale Expansionsstandort.<br />
Überzeugendes Standortpaket<br />
Der AirportPark FMO bietet neben großzügigen<br />
und flexiblen Grundstückszuschnitten<br />
einzigartige Standortvorteile<br />
im Münsterland:<br />
–Direkter Autobahnanschluss an die A1<br />
Hamburg-Köln<br />
– Linienflugverkehr u.a. an die Drehkreuze<br />
Frankfurt, London, Istanbul,<br />
München<br />
–24/7-Betrieb mit langfristiger Expansionsmöglichkeit<br />
– Leistungsstarker Breitbandanschluss<br />
mit optionalem<br />
Daten-Service<br />
–Optionale, kostengünstige<br />
Fernwärmeversorgung über<br />
ein Biomasse-Heizkraftwerk<br />
– Straßenbeleuchtung mit<br />
LED-Technologie<br />
– Ressourcen schonende<br />
und Kosten sparende Versickerung<br />
des Regenwassers<br />
Gerne überzeugen wir auch<br />
Sie:<br />
www.airportparkfmo.de<br />
Udo Schröer, Geschäftsführer<br />
AirportPark FMO GmbH
LEBEN &WISSEN 25<br />
„Wir können unseren<br />
Dank nicht versagen ...“<br />
Das Arbeitszeugnis hat esinsich: Machen es 30 000 Prozesse und eine zu geringe<br />
Aussagekraft auf lange Sicht zu einem Auslaufmodell?<br />
Foto: dpa/Jens Büttner<br />
Rund 30 000 Prozesse jährlich in<br />
Deutschland machen es deutlich:<br />
Arbeitszeugnisse bieten reichlich<br />
Konfliktpotenzial für alle Beteiligten.<br />
Dabei nimmt die Bedeutung von<br />
Arbeitszeugnissen für Personalbeauftragte<br />
bei der Auswahl neuer<br />
Arbeitnehmer generell ab, wie Studien<br />
belegen. Zu ungenau, zu viele<br />
Fehler, eine zu geringe Aussagekraft<br />
wird Zeugnissen attestiert, die sich<br />
nach dem Durchlauf durch einen<br />
Zeugnisgenerator oder das Verwenden<br />
von Textbausteinen oft gleichen<br />
wie ein Ei dem anderen. Experten<br />
empfehlen daher Alternativen zum<br />
Arbeitszeugnis, manche fordern gar<br />
die Abschaffung. Doch dazu wäre<br />
eine Gesetzesänderung nötig<br />
Alle Jahre wieder beschäftigt<br />
ein Thema die deutschen<br />
Arbeitsgerichte: der Streit<br />
ums Arbeitszeugnis. Nach §<br />
109Abs. 1Satz 1Gewerbeordnung<br />
steht jedem Arbeitnehmer bei<br />
Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein<br />
Zeugnis zu, auf Verlangen auch ein die<br />
Leistung und das Verhalten bewertendes<br />
sogenanntes qualifiziertes Arbeitszeugnis.<br />
Dieses Zeugnis muss auf der einen<br />
Seite wahr sein, darf auf der anderen<br />
aber das berufliche Fortkommen des<br />
Arbeitnehmers nicht erschweren – ein<br />
Balanceakt.<br />
Meist enthalten qualifizierte Zeugnisse<br />
inzwischen eine zusammenfassende Gesamtnote.<br />
AusSorgevor kostspieligen gerichtlichen<br />
Auseinandersetzungen gehen<br />
viele Zeugnisersteller lieber auf Nummer<br />
Sicher und geben eher die bessere als die<br />
schlechtere Note. Das führt zu einer<br />
schleichenden Noten-Inflation: Die PMS-<br />
Personalstudie aus dem Jahr 2010, die<br />
die Notenvergabe in qualifizierten Zeugnissen<br />
analysiert, belegt, dass sich im<br />
Vergleich zu 1994 die Anzahl der sehr guten<br />
Bewertungen verdreifacht hat, die<br />
Zahl befriedigender Noten dagegen halbiert.<br />
Die Beweislast für eine Note kann sich vor<br />
Gericht umkehren: Bis zur Note befriedigend<br />
muss der Arbeitnehmer bei einem<br />
Arbeitsgerichtsprozess beweisen, dass er<br />
besser gearbeitet hat. Bei Bewertungen,<br />
die schlechter als befriedigend sind, ist jedoch<br />
der Arbeitgeber in der Beweispflicht,<br />
die unterdurchschnittliche Beurteilung<br />
zu belegen.<br />
Und auch von anderer Seite droht Prozess-Gefahr:<br />
Vom Bundesgerichtshof<br />
wird die Ansicht vertreten, dass der alte<br />
Arbeitgeber einem neuen Arbeitgeber<br />
gegenüber für unrichtige Angaben im<br />
Zeugnis haftet, sofern dem neuen Arbeitgeber<br />
daraus ein Schaden entsteht.<br />
Die Noten, die aus einem Zeugnis abzulesen<br />
sind, richten sich hierzulande nach<br />
einem Code, der sich nach allgemeiner<br />
und auch gerichtlicher Auffassung eingebürgert<br />
hat und dendie mit der Zeugniserstellung<br />
und -sichtung beauftragten<br />
Verantwortlichen beherrschen sollen –<br />
so zumindest die Theorie. Zeugniscodes<br />
sind standardisierteFormulierungen, die<br />
es den Arbeitgebern ermöglichen, das<br />
Verhalten und die Arbeitsleistung des<br />
Arbeitnehmers einzuschätzen.<br />
Ob ein Arbeitszeugnis gut ist oder nicht,<br />
kann schon vonkleinen Wörtern wie „immer“,<br />
„stets“, „vollen“ oder „vollsten“ abhängen.<br />
Ein einheitliches „Code-Buch“<br />
gibt es nicht, doch es gibt Formulierungen,<br />
die in sehr vielen Zeugnissen in der<br />
einen oder anderen Varianteauftauchen.<br />
So gelten „Seine Arbeitsleistung warstets<br />
zu unserer vollsten Zufriedenheit“ oder<br />
„Ihre Arbeitsweise war immer von größterSorgfaltund<br />
Genauigkeit geprägt“ als<br />
sehr guteBewertungen, wohingegen eine<br />
Bewertung wie „im Großen und Ganzen<br />
arbeitete er zu unserer Zufriedenheit“<br />
eine mangelhafte Arbeitsleistung bescheinigt.<br />
Eine solche codierteZeugnissprache gibt<br />
es in der Form nur in Deutschland und<br />
der Schweiz, sie ist mit vielen Problematiken<br />
verbunden. Schwierigkeiten bestehen<br />
vor allem in der Lesbarkeit der<br />
Zeugnisse im Ausland. Ein ausländischer<br />
Arbeitgeber kann gar nicht verstehen,<br />
dass sich hinter der Formulierung „war<br />
wegen seiner Geselligkeit bei der Belegschaft<br />
beliebt“ der Hinweis auf übermäßigen<br />
Alkoholgenuss verbirgt.<br />
Auch abseits der Codes gibt es unzählige<br />
Möglichkeiten, Kritik am Verhalten von<br />
Arbeitnehmern unterzubringen. Formfehler,beredtesSchweigen<br />
durch Auslassungen,<br />
widersprüchliche Textbausteine:<br />
Rund 80% der in der PMS-Personalstudie<br />
untersuchten Zeugnisse weisen so gravierende<br />
Auffälligkeiten auf, dass die gute<br />
Gesamtnote nicht mehr glaubwürdig<br />
wirkt. Das kann einerseits auf Unkenntnis<br />
des Zeugniserstellers zurückzuführen<br />
sein. Es kann aber auch ein Hinweis darauf<br />
sein, dass Leerstellen und Widersprüche<br />
in der Bewertung benutzt werden,<br />
um eine guteoder sehr guteGesamtwertung<br />
auf versteckte Weise wieder zu<br />
relativieren oder gar zu entkräften. Solche<br />
Feinheiten kann aber nur ein Zeugnisexperte<br />
entdecken, jeder Laie wird<br />
hier beim „Zwischen-den-Zeilen-lesen“<br />
scheitern.<br />
Die Fallstricke, die nicht einwandfreie<br />
Anwendungen der Codes mit sich bringen,<br />
sind nicht zu unterschätzen. In vielen<br />
Unternehmen schreiben sich Arbeitnehmer<br />
ihr Zeugnis inzwischen selbst.<br />
Sie, aber auch nicht so versierte Zeugnisersteller,<br />
oft in kleinen und mittleren<br />
Betrieben, kennen die Codes nicht gut genug<br />
oder wenden sie falsch an, sodass im<br />
schlimmsten Fall ein vermeintlich gutes<br />
oder gut gemeintes Zeugnis zwar gut<br />
klingt, aber genau das Gegenteil bedeutet.<br />
Durch den Einsatz von Textbausteinen<br />
oder durch Zeugnisgeneratoren gleichen<br />
<strong>DIE</strong> GÄNGIGSTEN CODES<br />
Arbeitsleistung:<br />
„stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ –sehr gut<br />
„stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ –gut<br />
„im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“ -mangelhaft<br />
Arbeitserfolg und Arbeitsweise:<br />
„stets mit größter Sorgfalt und Genauigkeit“ –sehr gut<br />
„mit großer Sorgfalt und Genauigkeit“ –gut<br />
„mit Sorgfalt und Genauigkeit“ –befriedigend<br />
„im Allgemeinen mit ...“ –ausreichend<br />
Versteckte Hinweise:<br />
„durch aufgeschlossenes Wesen bei Mitarbeitern gern gesehen“<br />
–Quasselstrippe<br />
„bewältigte Aufgaben stets im Alleingang“ –Einzelgänger<br />
„verstand es aufgrund ausgeprägter Kooperationsbereitschaft,<br />
Kollegen in eigene Arbeitsabläufe erfolgreich einzubinden“<br />
–Drückeberger<br />
„war mit Interesse bei der Sache“ –faul<br />
Danksagungs- und Bedauernsformeln:<br />
„Wir bedauern das Ausscheiden und bedanken uns für die<br />
stets sehr gute Zusammenarbeit“ –sehr gut<br />
„Wir können unseren Dank für die stete Arbeitsbereitschaft<br />
nicht versagen“ –ausreichend<br />
Auch das komplette Weglassen der Danksagungs- und/<br />
oder Bedauernsformel kann negativ gewertet werden.<br />
Trennungsformeln geben Aufschluss über die Umstände,<br />
die zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses geführt haben:<br />
„verlässt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch“ -der<br />
Arbeitnehmer hat gekündigt<br />
„Das Arbeitsverhältnis endete am...“ -Kündigung durch<br />
Arbeitgeber<br />
sich viele Arbeitszeugnisse fast aufs Haar.<br />
Damit ist weder dem Arbeitnehmer gedient,<br />
dessen Arbeit womöglich nicht<br />
richtig gewürdigt wird, noch dem Arbeitgeber,der<br />
sich zwar Zeitaufwand erspart,<br />
seinem Unternehmen aber mit einem<br />
schlecht gemachten Zeugnis, das Gleichgültigkeit<br />
gegenüber dem ehemaligen<br />
Arbeitnehmer ausdrückt, eine negative<br />
Visitenkarte ausstellt. Beate Schräder
26 LEBEN &WISSEN<br />
WAS GEHÖRT INEIN ARBEITSZEUGNIS?<br />
Der Arbeitgeber ist zur Ausstellung eines Zeugnisses verpflichtet.<br />
Der Anspruch auf ein Zeugnis entsteht bei Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses. Das Zeugnis ist schriftlich<br />
auf Firmenpapier zu erteilen und muss vom Arbeitgeber<br />
oder einem diensthöheren Angestellten persönlich<br />
unterschrieben sein. Es muss sauber geschrieben und frei<br />
von Rechtschreibfehlern sein.<br />
Unterschieden wird zwischen einfachem und qualifiziertem<br />
Arbeitszeugnis, letzteres muss auf Verlangen des<br />
Arbeitnehmers erstellt werden.<br />
–Das einfache Zeugnis enthält Angaben zu Beginn und<br />
Ende sowie Art der Tätigkeit.<br />
–Das qualifizierte Zeugnis enthält zusätzlich Angaben<br />
zum Verhalten des Arbeitnehmers im Betrieb, Führungsqualitäten<br />
und Arbeitsleistung (zum Beispiel Arbeitserfolg,<br />
Fachkenntnisse, Verhandlungsgeschick).<br />
In der Regel haben Arbeitszeugnisse einen einheitlichen<br />
Aufbau, zu dem neben der Einführung eine kurze Beschreibung<br />
der beruflichen Entwicklung im Unternehmen<br />
zählt. Danach folgen eine Stellenbeschreibung der zuletzt<br />
ausgeführten Tätigkeit sowie eine Leistungsbeurteilung<br />
und eine Leistungszusammenfassung. Außerdem bewertet<br />
der Arbeitgeber auch das soziale Verhalten. Zum Schluss<br />
finden sich die Begründung für die Beendigung des<br />
Arbeitsverhältnisses sowie Dank, Bedauern und gute<br />
Wünsche für die Zukunft.<br />
Das Zeugnis muss der Wahrheit entsprechen, aber gleichzeitig<br />
wohlwollend sein, es darf das berufliche Fortkommen<br />
des Arbeitnehmers nicht erschweren.<br />
Bei einem triftigen Grund können Arbeitnehmer auch Anspruch<br />
auf die Erstellung eines Zwischenzeugnisses haben,<br />
so zum Beispiel bei bevorstehender Kündigung, Vorgesetztenwechsel,<br />
Elternzeit. Das Zwischenzeugnis besteht<br />
aus denselben Elementen wie das Endzeugnis, es muss jedoch<br />
in der Gegenwartsform geschrieben sein, die<br />
Schlussformel fehlt.<br />
Hilfe bei der Erstellung oder auch Bewertung von<br />
Arbeitszeugnissen finden Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
z.B. bei Personalberatungen oder Fachanwälten, aber<br />
auch online zum Beispiel unter folgenden Adressen. bs<br />
arbeitszeugnis-generator.com<br />
arbeitszeugnis-info.de<br />
Inhalt und Form müssen stimmen. Ein Arbeitszeugnis ist mehr als ein knapper Beleg für eine Tätigkeit.<br />
„Durch aufgeschlossenes Wesen bei<br />
Mitarbeitern gern gesehen.“<br />
Eine solche Formulierung im Arbeitszeugnis weist Experten<br />
darauf hin, dass es sich bei der Person um eine<br />
„Quasselstrippe“ handelt.<br />
DAMIT IHRE KUNDEN<br />
IMMER ANSIE DENKEN!<br />
Fluch des<br />
Wohlwollens<br />
Das persönliche Empfehlungsschreiben könnte die<br />
Alternative zum Arbeitszeugnis sein.<br />
Liefern Arbeitszeugnisse überhaupt<br />
noch wertvolle Informationen zur<br />
Auswahl geeigneter Bewerber? Die<br />
Noteninflation hin zu immer besseren<br />
Beurteilungen geht vor allem zulasten<br />
der wirklich guten Leistungen,<br />
die durch die verwässerten<br />
Arbeitszeugnisse von mittelmäßigen<br />
Leistungen kaum noch zu unterscheiden<br />
sind.<br />
Laut Studien gehen viele Personaler<br />
inzwischen eher dazu<br />
über, Arbeitszeugnisse als Beleg<br />
für Angaben im Lebenslauf<br />
zu nehmen oder um Tätigkeitsprofile<br />
abzugleichen, als auf die Bewertung<br />
zu schauen. Wenn der Trend zu<br />
immer besseren Zeugnissen weiter anhält,<br />
ist es nur eine Frageder Zeit, bis diese<br />
als Leistungsnachweis ihre Aussagekraft<br />
komplett verlieren. Zeugnisse können<br />
generell für den nachfolgenden<br />
Arbeitgeber immer nur einen ungefähren<br />
Anhaltspunkt bieten, ob der Arbeitnehmer<br />
tatsächlich die bescheinigten Eigenschaften<br />
besitzt. Jeder Arbeitgeber ist daher<br />
gut beraten, in der Probezeit den<br />
Arbeitnehmer genau zu beobachten.<br />
Sind Arbeitszeugnisse also ein Auslaufmodell?<br />
Es gibt Experten wie den selbstständigen<br />
Personalberater Karl-Heinz<br />
List, der im November in einem „Zeit“-Artikel<br />
dafür plädierte, die Bewertung in<br />
Arbeitszeugnissen aufgrund des „Fluchs<br />
des Wohlwollens“ ganz abzuschaffen.<br />
Foto: Fotolia<br />
Wenn jeder ein gutes Zeugnis bekomme,<br />
sei das für die Beurteilten ganz angenehm.<br />
Allerdings habe dann auch kein<br />
Zeugnis mehr wirklich einen Wert.<br />
List schlägt vor, auf die Beurteilung von<br />
Leistung und Arbeitsverhalten ganz zu<br />
verzichten und dem Arbeitnehmer stattdessen<br />
zu bescheinigen, welche Aufgaben<br />
er bei seiner Tätigkeit erledigt hat<br />
und welche Anforderungskriterien dafür<br />
notwendig waren. Eine Aufzählung der<br />
geforderten Fähigkeiten würde dieses<br />
„Job-Profil“ dann abrunden. Ein solches<br />
Profil hätte für beide Seiten einen Nutzen:<br />
Dem Arbeitgeber erleichtert es die<br />
Vorauswahl aus einer Vielzahl von Bewerbungen,<br />
dem Bewerber würden die<br />
Kriterien zur Anregung dienen, Stärken<br />
auch im Bewerbungsschreiben hervorzuheben<br />
und damit die Chancen auf die<br />
neue Stelle zu erhöhen.<br />
Einen weiteren Vorteil sieht List darin,<br />
dass ein Zeugnis ohne Leistungsbeurteilung<br />
weniger Konfliktstoff bietet, was<br />
auch die Arbeitsgerichtsprozesse reduzieren<br />
würde.<br />
Andere Experten handeln das persönliche<br />
Empfehlungsschreiben als Alternative<br />
zum Arbeitszeugnis. Es hätte deutlich<br />
höhere Aussagekraft als das meist wohlwollende<br />
Zeugnis, zumal es freiwillig<br />
vom Vorgesetzten erstellt würde.<br />
Um jedoch generell Veränderungen zu<br />
ermöglichen, bedürfteeseiner Gesetzesänderung<br />
–denn Arbeitszeugnisse sind<br />
nun einmal gesetzliche Pflicht. bs<br />
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DAS ARBEITSZEUGNIS HAT EINE LANGE GESCHICHTE<br />
Die ersten Arbeitszeugnisse gab es bereits im 16. Jahrhundert, gesetzlich geregelt<br />
war die Ausstellung in der Reichspolizeiordnung aus dem Jahr 1530.<br />
Knechte und Mägde bekamen „Atteste fürdas ordnungsgemäße Ausscheiden“,<br />
die belegten, dass derjenige auf ehrliche Weise und mit Zustimmung des letzten<br />
Dienstherren gegangen war. Ohne Attest gab es keine neue Arbeitsstelle.<br />
Im Jahr 1846 wurde in Preußen das Gesindedienstbuch eingeführt, worin der<br />
Dienstherr bei der Entlassung Vermerke über das Benehmen eintrug. Die Bediensteten<br />
mussten ihr Zeugnisbuch vor Dienstantritt und bei jedem Wechsel<br />
der jeweiligen Polizeibehörde vorlegen und abstempeln lassen.<br />
Anfang 1900 wurde der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis durch das Inkrafttreten<br />
des BGB juristisch geregelt. Seither sind Wahrheit und Wohlwollen die wichtigsten<br />
Grundsätze imZeugnisrecht. 1963 formulierte der Bundesgerichtshof, dass<br />
das Arbeitszeugnis „von verständigem Wohlwollen fürden Arbeitnehmer getragen<br />
sein muss und ihm sein weiteres Fortkommen nicht unnötig erschweren<br />
darf“. Seit 2003 wird der Zeugnisanspruch für fast alle Arbeitsverhältnisse aus<br />
der Gewerbeordnung abgeleitet.<br />
bs
LEBEN &WISSEN 27<br />
Mein Stadion, meine Stars,<br />
mein TV-Vertrag<br />
Warum der hoch dotierte, neue englische TV-Vertrag eine ungute Entwicklung des Fußballs bedeutet –<br />
und die deutsche Liga panisch reagiert.<br />
Der Mann, der in Deutschland Christian<br />
Seifert ist, Geschäftsführer der<br />
Deutschen Fußball Liga, ist in England<br />
Richard Scudamore. 55 Jahre<br />
alt, hoher Scheitel, verbindlicher<br />
Auftritt. Einer, der sein Geschäft zu<br />
verstehen scheint: Gerade hat er<br />
einen milliardenschweren Fernsehvertrag<br />
für die englische Premier<br />
League abgeschlossen, seither ist die<br />
Fußball-Seele in England gespalten<br />
und jene in Deutschland in Aufruhr:<br />
Von 2016 bis 2019 kassiert die englische<br />
Liga 6,9 Milliarden Euro –exklusive<br />
der Auslandsrechte. Zum<br />
Vergleich: In Deutschland läuft der<br />
bestehende und seinerzeit bejubelte<br />
Vierjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen<br />
von 2,51 Milliarden<br />
Euro im Sommer 2017 aus –inklusive<br />
der Auslandsrechte.<br />
„Ich denke, die Preise werden,<br />
was Gehälter und Transfers angeht,<br />
steigen. Daher wäre es<br />
wünschenswert, wenn die Bundesliga<br />
das gleiche Geld erhält,<br />
damit wir Schritt halten können.“<br />
Klaus Allofs, Geschäftsführer VfL Wolfsburg<br />
Wie die „Welt“ errechnete,<br />
werden damit<br />
die 20 englischen Vereine<br />
schon bald zu<br />
den 40 reichsten<br />
Clubs weltweit gehören. Reichtum, den<br />
sie vorallemden besonderen Verhältnissen<br />
in Großbritannien zu verdanken haben:<br />
Während in Deutschland der Rechteinhaber<br />
Sky als Bezahl-TV mit langem<br />
Durchhaltewillen und durch alle rote<br />
Zahlen einen Stamm von vier Millionen<br />
Kunden aufgebaut hat, zählen die beiden<br />
großen Anbieter in England 15 Millionen<br />
Abonnenten. Für ihre Kunden überboten<br />
sich British Telecommunications und Sky<br />
in diesem wahnwitzigen Wettstreit und<br />
teilten das Feld am Ende auf. Wasdas für<br />
Clubs und Liga heißt, ist klar: Mehr Topstars,<br />
aber auch mehr mittelmäßigeFußballer,<br />
die Millionensummen<br />
kosten,<br />
aber eigentlich<br />
nicht verdienen.<br />
Und: Mehr Glanz<br />
in neuen Stadien,<br />
aber auch ganz viel<br />
Leerlauf für den<br />
eigenen Nachwuchs.<br />
Denn auch<br />
das gehört zur<br />
Wahrheit: Über die<br />
Internationalisierung<br />
der englischen<br />
Liga und ihren Vorsprung durch<br />
früh begonnene und konsequente Vermarktung<br />
ist die englische Fußball-Nationalmannschaft<br />
immer schlechter geworden<br />
–weil den Talenten die Plätze<br />
fehlen.<br />
Und am Ende gilt die Erkenntnis, die Bayer<br />
Leverkusens Trainer Roger Schmidt<br />
gerne aufwärmt, wenn es um Chancengleichheit<br />
geht: „Am Ende können auch<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
BT und Sky zahlen Unsummen für die Übertragungsrechte und machen die englischen Clubs in der Premier League zu den reichsten weltweit.<br />
beim Gegner nur elf Akteure spielen.“<br />
Eine Relativierung der verrutschten Verhältnisse,<br />
die sich ganz gut nährt: Englische<br />
Clubs sind auch bislang besser ausgestattet<br />
gewesen –und dominieren doch<br />
nichtautomatisch den europäischen Vereinsfußball.<br />
Umso bemerkenswerter ist die Reaktion<br />
in der Bundesliga. Kaum war die Kunde<br />
der englischen Geldvermehrung da,<br />
schon hetzte die deutsche Liga hechelnd<br />
hinterher. Schalkes Manager Horst Held<br />
beklagte, dass „der Letzte in England<br />
mehr bekommt als der Erste inDeutschland“<br />
und schloss: „Man muss über viele<br />
Dinge nachdenken, wie man die große<br />
Lückeschließen kann.“ Gladbachs ManagerMax<br />
Eberl will „unter Umständen mit<br />
Traditionen brechen, um im Wettbewerb<br />
mithalten zu können“. Und Wolfsburgs<br />
Klaus Allofs analysierte griffig: „Ich denke,<br />
die Preise werden, was Gehälter und<br />
Transfers angeht, steigen. Daher wäre es<br />
wünschenswert, wenn die Bundesliga<br />
das gleiche Geld erhält, damit wir Schritt<br />
halten können.“ Seine Empfehlung: „Es<br />
müssen in Deutschland einfach mehr<br />
Menschen Pay-TV schauen.“ Punkt.<br />
Wenn die DFL im April 2016 den neuen<br />
TV-Vertrag aushandelt, kommt alles auf<br />
den Prüfstand, um das Produkt für das<br />
Bezahl-TV noch teurer zu machen: Die<br />
Liga wird sich umKonkurrenz für Bieter<br />
Sky bemühen, wird ihre Auslandsvermarktung<br />
–derzeit Thema Nummer 1bei<br />
DFL-Chef Seifert –weiter vorantreiben<br />
und auch wieder manche heiligeKuh vor<br />
sich hertreiben: Kaum mehr Bilder im<br />
Free-TV, eine weitere Zerfaserung der<br />
Spieltage, obwohl schon jetzt die neun<br />
Spiele der Bundesligazufünf verschiedenen<br />
Zeiten angepfiffen werden. Seifert<br />
nimmt schon Fahrt auf, wenn er sagt:<br />
„Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb<br />
der Ligen.“ Und fragt:<br />
„Sind wir auch bereit für unpopuläre<br />
Maßnahmen?“<br />
Olaf Kupfer<br />
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Foto: AFP
28 LEBEN &<br />
Westfalen feiert<br />
200. Geburtstag<br />
Der Wiener Kongress stellte 1815 die Weichen für preußische<br />
Provinzen zwischen Rhein und Weser<br />
Das Jahr ist noch jung. Die Jahreszahl<br />
2015 lohnt einen historischen<br />
Rückblick. Schauen wir also einmal<br />
200 Jahre zurück: Potentaten und<br />
Diplomaten aus fast allen europäischenStaaten<br />
tagen, tanzen und turteln<br />
zur Jahreswende 1814/15inden<br />
Palästen Wiensumdie Wette. Der österreichische<br />
Staatsmann Clemens<br />
Wenzel von Metternich zieht die Fäden,<br />
und nach feinen diplomatischen<br />
Winkelzügen tagsüber wird<br />
abends in den feinen Salons gespeist<br />
und gefeiert.<br />
Seit Herbst des Jahres 1814 geben<br />
sich die führenden politischen<br />
Köpfe mit großem Gefolge<br />
und ihren Liebchen ein<br />
munteres Stelldichein in der<br />
Kaiserstadt. Natürlich wird nicht nur getanzt,<br />
wie populäre Spielfilme über jene<br />
Zeit uns weismachen wollen. Denn im Juni<br />
1815 liegen dickeSchlussverträgevor.<br />
In diesen bekommt Europa nach fast zwei<br />
Jahrzehnten Krieg, angezettelt von<br />
einem schier unersättlichen Napoleon,<br />
eine neue Gestalt, die rund 100Jahrehalten<br />
wird und in Grundzügen übrigens<br />
2015: Jubiläen, Gedenktage, Geburtstage<br />
Der Dichter Matthias Claudius („Der Mond ist aufgegangen“)<br />
starb vor 200 Jahren am 21. Januar.<br />
Der Schauspieler Stan Laurel wurde 1890 geboren und<br />
starb vor 50Jahren am 23. Februar.<br />
Caspar David Friedrich, der romantische Landschaftsmaler,<br />
starb vor 175 Jahren, am 7. Mai 1840 in Dresden.<br />
Am 7. Mai vor 175 Jahren kam der russische Komponist<br />
Peter Tschaikowsky zur Welt.<br />
Zum 750. Mal jährt sich 2015 der Geburtstag des italienischen<br />
Dichters Dante Alighieri. Er wurde 1265 in Florenz<br />
geboren.<br />
Nur wenige Jahre dauert die Schaffensphase des niederländischen<br />
Malers Vincent van Gogh. Er starb vor<br />
125 Jahren, am 29. Juli 1890.<br />
Die Schauspielerin Ingrid Bergmann kam am 29. August<br />
vor 100 Jahren in Schweden zur Welt.<br />
Der Maler Lucas Cranach d. J. erblickte am4.Oktober<br />
vor 500 Jahren in Wittenberg das Licht der Welt.<br />
Max und Moritz, Lausbuben aus der Feder von Wilhelm<br />
Busch, stellen seit 150 Jahren das Leben ihrer armen<br />
Mitbürger auf den Kopf.<br />
dpa/loy<br />
Typisch westfälisch: Die Aufschnitt-Schneidemaschine „Westfalia“ aus Witten ist ein<br />
Produkt der Industrieregion Westfalen in den 1920er Jahren. Foto: Museum Dortmund<br />
auch heutenoch erkennbar ist. Napoleon<br />
freilich wird–während der Kongress tagt<br />
–noch einmal für beträchtliche Unruhe<br />
sorgenund im Frühjahr 1815 nach seiner<br />
Flucht vonder Insel Elba für 100Tageerneut<br />
die Tagesordnung<br />
bestimmen.<br />
Doch am 18.<br />
Juni 1815 erlebt<br />
er gegen die vereinigten<br />
Truppen<br />
Wellingtons und<br />
Blüchers südlich<br />
von Brüssel sein<br />
„Waterloo“. Bel-<br />
„Alles, was Europa an erlauchten<br />
Persönlichkeiten umfasst, ist in<br />
hervorragender Weise vertreten.“<br />
Der Generalsekretär auf dem Wiener Kongress,<br />
Friedrich von Gentz<br />
Diplomaten des Wiener Kongresses in einem zeitgenössischen Kupferstich von Jean Godefroy nach dem Gemälde von<br />
Jean-Baptiste Isabey. Der Stich war kürzlich in einer Studioausstellung über Westfalens Geschichte imLandesmuseum<br />
in Münster zu sehen. Foto: pp<br />
gien wird dieser<br />
Wendemarke mit historischem Schlachtengetümmel<br />
gedenken.<br />
Ausgangspunkt für das neue Westfalen,<br />
das von 1807 bis 1814 für wenige Jahre<br />
durch Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte<br />
von Kassel aus regiert wird, ist vor<br />
200 Jahren der Wiener Kongress. 1815<br />
werden Westfalen und die Rheinlande zu<br />
preußischen Provinzen und bilden später,<br />
ergänzt um das Land Lippe, die Landesteile<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
das die britische Besatzungsmacht<br />
1946 ins Leben ruft.<br />
2002 präsentierte das Westfälische Landesmuseum<br />
für Kunst und KulturgeschichteinMünster<br />
bereits die Anfänge<br />
westfälischer Geschichte unter<br />
preußischem Einfluss. Es wareine Zeit<br />
des Wandels und des wirtschaftlichindustriellen<br />
Aufstiegs. Freilich war<br />
die Verbindung<br />
aus<br />
Westfalen und<br />
Preußen keine<br />
Liebesheirat,<br />
wie noch<br />
die Konflikte<br />
zwischen Katholischer<br />
Kirche und<br />
Bismarck-<br />
Reich Ende des 19.Jahrhunderts belegen.<br />
Doch spätestens 100 Jahre<br />
nach dem Wiener Kongress wollten<br />
auch die katholischen Westfalen<br />
treue Gefolgsleute des Kaisers sein.<br />
Nicht zuletzt die Gründung mancher<br />
Sportvereine unter dem Siegel<br />
„Preußen“ oder „Borussia“ zeigen<br />
an, dass Westfalen und das Rheinland<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
preußisch gesonnen sind.<br />
Für 2015 planen das Museum für<br />
Kunst und Kulturgeschichte der<br />
Stadt Dortmund, der Landschaftsverband<br />
Westfalen-Lippe und<br />
der Westfälische Heimatbund<br />
eine Ausstellung. Unter<br />
dem Titel „Westfalen 1815-<br />
2015“ soll vom 28. August<br />
2015 an ein halbes Jahr lang<br />
bis Ende Februar 2016 die<br />
Geschichte der Region<br />
Westfalen anschaulich und<br />
greifbar werden.<br />
Landesrätin Dr. Barbara<br />
Repräsentanten und Bürger Münsters feiern 1865 den 50. Jahrestag der Gründun<br />
den Tonan. Im Wappen unseres Bundeslandes Nordrhein-Westfalen steht das steig<br />
Rüschoff-Thale bemerkt<br />
dazu: „Die Ausstellung will<br />
ein Bewusstsein dafür schaffen,<br />
dass regionale Identität immer<br />
auf Stereotypen basiert, die<br />
konstruiert sind und sich wandeln.<br />
Dementsprechend unterschieden<br />
sich auch die mit Westfalen<br />
verknüpften Stereotype im<br />
Laufe der Zeit voneinander. Welche<br />
dies zu verschiedenen Zeiten<br />
waren, welche Interessen und<br />
Akteure diese Identitätsstiftungenjeweils<br />
förderten und wie die<br />
Menschen in Westfalen sie auch<br />
teilten, das wird die Ausstellung<br />
sichtbar machen.“<br />
Die Ausstellung will mithin<br />
überprüfen, wasMenschen heute<br />
mit Westfalen verbinden, ob<br />
die Region überhaupt Bezugspunkt<br />
für regionale<br />
Identitäten ist. Dabei werden mit Hilfe<br />
von rund 800 Exponaten historische Ereignisse<br />
und prägende Persönlichkeiten<br />
des 19. Jahrhunderts<br />
wie der Freiherr<br />
vom Stein<br />
ebenso vorgestellt<br />
wie Aspekte<br />
der Massenkultur<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
–von Schützenfesten<br />
bis hin<br />
zum Fußball.<br />
Zu den westfälischen Besonderheiten gehören<br />
auch die Gegensätze in der Region:<br />
ländliche gegenüber industrialisierten<br />
Regionen, katholische gegenüber protes-<br />
(„Ruhrpolen“, später Gastar<br />
Bund<br />
tantischen Gegenden, die<br />
Migration aus und nach<br />
Ein<br />
ches<br />
dago<br />
gram<br />
Them<br />
len“<br />
in die<br />
neint<br />
Für<br />
Buberl, die Kuratorin der A<br />
Dortmund, waresbesonders<br />
Vielfalt Westfalens neu zu e<br />
verwundert daher auch nich<br />
„Die Ausstellung will überprüfen,<br />
was Menschen heute mit Westfalen<br />
verbinden.“<br />
Landesrätin Barbara Rüschoff-Thale
WISSEN 29<br />
„Hier lässt es<br />
sich gut leben“<br />
Ausstellung macht Appetit auf ganz viel Westfalen<br />
Nicht Münster ist 2015 der Nabel<br />
Westfalens, sonderndie mit Abstand<br />
größte westfälische Stadt: Dortmund.<br />
Am 28. August wird dort im<br />
Museum für Kunst und Kulturgeschichte<br />
die mit einiger Spannung<br />
erwartete Ausstellung „Westfalen<br />
1815-2015“ eröffnet.<br />
Die Kunsthistorikerin Dr.<br />
BrigitteBuberl bereitet die<br />
Jubiläumsausstellung<br />
über Westfalen vor. Sie<br />
wird vom 28. August 2015<br />
bis zum 28. Februar 2016 gezeigt. Diese<br />
Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Westfälischen Heimatbund,<br />
der sein 100-jähriges Bestehen<br />
feiert.<br />
Frau Buberl, Sie sind dem Namen<br />
und der Sprache nach Niederbayerin<br />
und beschäftigen sich mit Westfalen?<br />
Brigitte Buberl:<br />
Ja, tatsächlich.<br />
Ich stamme aus<br />
dem Bayerischen<br />
Wald, und zwar<br />
aus Lam. Aber als<br />
ich fünf Jahre alt<br />
war, bin ich mit<br />
der Familie bereits<br />
nach Kelheim bei Regensburggezogen.<br />
Aber Sie haben recht. Aus der Perspektive<br />
des Bayerischen Waldes hatten<br />
wir damals überhaupt keine Vorstellung<br />
von Westfalen.<br />
„Wir möchten vor allem zeigen,<br />
wie schön Westfalen ist.“<br />
Ausstellungskuratorin Dr. Brigitte Buberl<br />
Wie kamen Sie denn eigentlich dazu,<br />
sich jetzt als Kuratorin für diese<br />
Jubiläumsausstellung ins Zeug zu<br />
legen?<br />
Buberl: Das hängt sicher auch mit dem<br />
heterogenen Begriff „Westfalen“ zusammen.<br />
Auf der einen Seite sprechen wir<br />
von einem 200-jährigen Bestehen Westfalens<br />
als preußische Provinz. Aber natürlich<br />
ist der Begriff „Westfalen“ viel älter.<br />
Dann wiederum betrachte ich zum<br />
Beispiel die Dortmunder,die sich eigentlich<br />
nicht zuallererst als Westfalen, sondern<br />
eher als Ruhrpöttler sehen. 1815<br />
entstand die preußische Provinz Westfalen<br />
in den heutigen Grenzen vonWestfalen,<br />
zu dem auch das östliche Ruhrgebiet<br />
gehört. Wiehängen Preußen und Westfalen<br />
nun wieder zusammen? Es gibt also<br />
viele Ansätze, sich Westfalen in unterschiedlichen<br />
Zeit- und Geschichtsepochen<br />
zu nähern.<br />
Was soll die Ausstellung als Allererstes<br />
im Besucher auslösen?<br />
Buberl: Wir möchten vor allem zeigen,<br />
wie schön Westfalen ist und dass es sich<br />
hier gut leben lässt. Dass es neben seiner<br />
gerühmten Natur und seinem Freizeitangebot<br />
auch technische Innovationen und<br />
überraschende Persönlichkeiten aufzuweisen<br />
hat. Natürlich zeigen wir auch<br />
das, wasman landläufig und auch ein wenig<br />
stereotyp mit Westfalen verbindet:<br />
Pumpernickel, Kiepenkerle, Pferde. Aber<br />
das ist längst nicht alles. Bei den Westfalen<br />
und einer Suche nach deren Identität<br />
fällt mir zudem immer ein typisches Understatement<br />
auf. Westfalen gelten eher<br />
als still und ernst, knorrig und fleißig.<br />
Was werden Sie konkret in der Ausstellung<br />
zeigen?<br />
Buberl: Wirhaben 800 Exponateausgewählt<br />
und werden sie in einer neuartigen<br />
performativen Gestaltung zeigen. Natürlich<br />
blicken wir<br />
auch in die Geschichte<br />
der Region.<br />
Was ist<br />
Westfalen, wer<br />
gründete es, wer<br />
stritt um Westfalen,<br />
wer leitete<br />
die Verwaltung?<br />
Das klingt zunächst trocken. Aber wir inszenieren<br />
das und machen es erlebbar.<br />
Doch im Zentrum der Ausstellung steht<br />
das sogenannte „Territorium“, das dreimal<br />
verändert wird. Hier beleuchten wir<br />
exemplarisch den Aufstieg und Abstieg<br />
der Adelsfamilie von Romberg inBrünninghausen<br />
bei Dortmund und in Buldern<br />
bei Dülmen. Dann schauen wir uns<br />
die Industrialisierung Westfalens und<br />
hier besonders den Einfluss der Eisenbahn<br />
an. Und schließlich nehmen wir die<br />
Großstadtwerdung Dortmunds in den<br />
Blick. Später betrachten wir die technischen<br />
Innovationen vom Kanalbau bis<br />
zur Luftfahrt und ihre westfälischen Pioniere.<br />
Im dritten Teil thematisiert die<br />
Ausstellung selbstverständlich auch Fragen<br />
nach Migration und Religion und<br />
fragt danach, wie die Menschen heutein<br />
Westfalen zusammen leben. Die Reihe<br />
der Exponateist vielfältig: Sie reicht von<br />
einer Schinkenschneidemaschine bis zu<br />
einem kostbaren Gemälde der Seherin<br />
vonDülmen, das Gabriel vonMax im 19.<br />
Jahrhundert malteund sich heuteimBesitz<br />
der Neuen Pinakothek in München<br />
befindet.<br />
loy<br />
|www.200jahrewestfalen.jetzt<br />
gder preußischen Provinz Westfalen. Preußisch schwarz-weiße und westfälisch weiß-rote Fahnen geben<br />
ende Pferd auf rotem Grund für den westfälischen Landesteil. Foto: LWL<br />
ausgeprägte<br />
Westfalen<br />
beiter in der<br />
esrepublik).<br />
umfangreimuseumspägisches<br />
Prom<br />
soll das<br />
a „Westfaauch<br />
gezielt<br />
Schulen hiragen.<br />
Dr. Brigitte<br />
usstellung in<br />
reizvoll, die<br />
ntdecken. Es<br />
t, dass es der<br />
Ausstellungsmacherin<br />
schwerfällt, von einer großflächigen,<br />
verbindenden oder gar homogenen<br />
westfälischen Identität zu sprechen. Brigitte<br />
Buberl: „Eine solche gemeinsame<br />
Identität ist aus meiner Sicht nur schwer<br />
festzumachen. Sie ist viel kleinräumiger,<br />
denn Westfalen besteht aus vielen Regionen,<br />
die zu der preußischen Provinz zusammen<br />
geschlossen wurden. Es gibt<br />
Münsterländer, Siegerländer, Sauerländer,<br />
Ostwestfalen und Städte wie Dortmund,<br />
eine ehemals freie Reichsstadt.<br />
Vermutlich prägen solche Kleinräume<br />
oder auch konfessionelle Bindungen die<br />
Menschen viel mehr als das vermeintlich<br />
,Westfälische‘.“<br />
loy<br />
Dr. Brigitte Buberl, Sammlungsleiterin des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, kuratiert die Westfalen-Ausstellung.<br />
Rechts neben ihr Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau.<br />
Foto: Kador
LEBEN &WISSEN 30<br />
„Bulldog fahren<br />
fand ich spannend“<br />
Münsterländer Bezirksverein des Vereins Deutscher Ingenieure setzt mit<br />
dem Arbeitskreis „Frauen im Ingenieursberuf“ einen Impuls.<br />
Hier geht´s lang: Doch Frauen im Ingenieursberuf sind selten.<br />
Foto: colourbox.de<br />
Auf dem Acker steht<br />
die Agraringenieurin<br />
nicht nur zu 100, sondern<br />
mindestens zu 150 Prozent<br />
ihren Mann: „Wenn ich dem<br />
Landwirt auf seinem eigenen<br />
Feld erkläre, wie er mit der neuen<br />
Flottenmanagement-Software<br />
die Maschinenleistung seinesMähdreschers<br />
optimieren kann, bereite<br />
ich mich gefühlt mit mehr Aufwand<br />
vor als meine männlichen<br />
Kollegen“, betont Beate Fleck.<br />
Für viele Kunden sei es<br />
immer noch ungewohnt,<br />
in diesem Job<br />
einer Frau gegenüberzustehen.<br />
Was manchmal<br />
seitens des Landwirts die eine<br />
oder andereFragemehr mit sich bringe,<br />
umFlecks fachliches Können besser<br />
einschätzen zu können. Aber hier<br />
hat die Produktstrategin bei Claas in<br />
Harsewinkel eben auchdie Chance, „ihre<br />
Frau zu stehen“: „Meine ausgeprägte<br />
Kommunikationsfähigkeit erachteich als<br />
einen klar weiblichen Vorteil im Ingenieursberuf“,<br />
erläutert die gebürtige Baden-Württembergerin.<br />
2008 hat der Claas-Chef persönlich die<br />
zupackende Landwirtstochter in Usbekistan<br />
vom Feld weg für das Unternehmen<br />
gewonnen: Mit einer Kollegin habe sie<br />
sich dort für eine große Agrar-Holding<br />
um den üppigen Fuhrpark gekümmert.<br />
„Auf meinem russischen Praktikumsbetrieb<br />
hatten wir unter anderem 30 Claas-<br />
Mähdrescher in Betrieb. So konnte ich<br />
das Unternehmen zuerst von der Kundenseite<br />
kennenlernen“, erzählt das<br />
Sprachtalent, das neben Englisch und<br />
Französisch auch fließend Russisch<br />
spricht. Heuteist BeateFleck in dem Harsewinkeler<br />
Landwirtschaftstechnik-<br />
Unternehmen mit weltweit 9000 Mitarbeitern<br />
tätig an der Schnittstelle zwischen<br />
Kundenwünschen, Produktentwicklung<br />
und Unternehmensstruktur.<br />
„Im Moment erarbeiten wir in einem<br />
Konsortium aus Industrie und Forschung<br />
eine freiwillige Selbstverpflichtung zur<br />
Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen“,<br />
berichtet die passionierteFußballerin,<br />
die nach Dienstschluss aktiv in der<br />
Damen-Betriebsmannschaft kickt.<br />
Ihre Bilderbuchkarriere begann auf dem<br />
Ackerschlepper des heimischen Hofes:<br />
„Bulldog fahren fand ich auf jeden Fall<br />
spannender,als die Ferkel zu versorgen.“<br />
Schon als junges Mädchen pöhlte sie in<br />
der Jungenmannschaft, war inder Jugendfeuerwehr<br />
aktiv und spielte Trompete<br />
imSpielmannszug.<br />
Zu den Stationen ihrer Karriere wird die<br />
in Everswinkel lebende Agraringenieurin<br />
beim Stammtisch des Arbeitskreises<br />
„Frauen im Ingenieursberuf“ von vielen<br />
Studentinnen der technischen Fächer gelöchert.<br />
Mit dem Kreis, der gerade etabliert wurde,<br />
hat der Münsterländer Bezirksverein<br />
des Vereins DeutscherIngenieure (VDI)–<br />
unter 2200 Mitgliedern sind dort nur<br />
knapp 200 Frauen –einen Impuls gesetzt,<br />
der noch weiter nachhallen soll. Die Koordination<br />
liegt in den Händen von Catharina<br />
Rohde.<br />
Die von der Fachhochschule Münster<br />
preisgekrönte Architektin und angehende<br />
Bauingenieurin ist als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Institut für Wasser-<br />
Ressourcen der FH Münster tätig und<br />
weiß aus Erfahrung: „Sich wirklich über<br />
den Beruf zu unterhalten und über technische<br />
Details ins Schwärmen zu geraten,<br />
das geht nur unter Gleichgesinnten.“<br />
So tauschen sich Beate Fleck und Dr. Almuth<br />
Jandel, von Haus aus Chemieingenieurin,<br />
Sachbuchautorin und Pressereferentin<br />
des Münsterländischen VDI-Bezirksvereins,<br />
beim Termin im Claas-Techno-Park<br />
in Harsewinkel auch ganz begeistert<br />
über die Beschichtung der Mähdrescher<br />
aus.<br />
<br />
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LEBEN &WISSEN 31<br />
Keine Angst vor komplizierter Technik: Catharina Rohde, Dr. Almuth Jandel und Beate Fleck machen sich nicht nur innerhalb des VDI stark für Frauen im Ingenieursberuf.<br />
Foto: Maike Harhues<br />
INTERVIEW<br />
Wie kann man schon bei<br />
Mädchen die Begeisterung<br />
für für den Ingenieursberuf<br />
wecken? Wir sprachen<br />
mit Dr. Inga Zeisberg von<br />
Münsters Experimentierlabor<br />
ExperiMINTe,der<br />
Dachorganisation der<br />
Schülerlabore fürMathematik,<br />
Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik –kurz MINT –ander WWU.<br />
Wann genau haben Sie sich für Ihren beruflichen Werdegang<br />
entschieden und was war der Auslöser?<br />
Dr. Inga Zeisberg: In der Schule habe ich mich immer<br />
schon für Naturwissenschaften und ihre Zusammenhänge<br />
interessiert, vor allem fürPhysik. Besonders gute Noten<br />
hatte ich aber nie. Und so habe ich nach dem Abitur erst<br />
einmal eine Berufsausbildung in einem klassischen Frauenberuf<br />
gemacht. Mich hat aber gestört, dass ich keine<br />
Aufstiegsmöglichkeiten hatte, weswegen ich mich auf meine<br />
ursprünglichen Interessen konzentriert und mich dann<br />
doch für ein Studium in Physik und Chemie entschieden<br />
habe –ich habe es tatsächlich geschafft durchzukommen.<br />
Ich möchte allen, die vor der Entscheidung stehen, mit<br />
auf den Weg geben: Besinnt euch auf eure Interessen,<br />
dann kommt der Spaß mit und der Erfolg ergibt sich.<br />
Was muss sich ändern, damit der Frauenanteil in den<br />
technischen Berufen steigt?<br />
Zeisberg: Vorbilder sowie Fürsprecherinnen und Fürsprecher<br />
sind ganz wichtig, denn Mädchen sind häufig sehr<br />
gut, trauen sich aber vieles nicht zu. Zusätzlich halte ich<br />
außerschulische Projekte fürsinnvoll, indenen Mädchen<br />
frei von schulischen Zusammenhängen anhand eines Themas,<br />
das sie aus dem Alltag kennen, experimentieren<br />
können und so nebenbei ihr Berufswahlspektrum erweitern<br />
können.<br />
Können pädagogische Projekte anSchule, Hochschule<br />
und Uni familiär geprägte Schalter umlegen und Mädchen<br />
für MINT-Fächer begeistern?<br />
Zeisberg: Die Teilnahme an außerschulischen Projekten<br />
kann Mädchen vor allem zum Umdenken anregen. Familiäre<br />
Einflüsse spielen schon eine große Rolle, aber auch<br />
Eltern können sich durch die Teilnahme ihrer Tochter inspirieren<br />
lassen, bewusst über die Berufsmöglichkeiten der<br />
Tochter mit der Tochter gemeinsam zu sprechen –und<br />
zuzuhören, was sie möchte, in welchen Bereichen sie ihre<br />
Stärken sieht und sie vor allem aktiv unterstützen. mh<br />
In der Minderheit –aber<br />
doch spürbar im Aufwind<br />
Aktionen wie „GirlsGo4Green“ sollen Mädchen für die MINT-Berufe begeistern.<br />
Zusammen informierten sich<br />
Catharina Rohde und Beate<br />
Fleck auf dem 16. VDI-Kongress<br />
der Frauen im Ingenieursberuf<br />
in Nürnberg<br />
über Themen wie „Vereinbarkeit vonBeruf<br />
und Familie“ und „Frauen in Führungspositionen“.<br />
Der VDI möchte für Frauen in technischen<br />
Berufen interessanter werden und<br />
ihnen eine Hilfe sein, diese überhaupt<br />
erst zuergreifen.<br />
Dazu bedarf esVorbilder, sind sich die<br />
drei Frauen sicher: „Mein Vaterund meine<br />
ältere Schwester sind Ingenieure“,berichtet<br />
die aus Schleswig-Holstein stammende<br />
Catharina Rohde. „Ich bin in<br />
einem familiären Umfeld aufgewachsen,<br />
in dem mir auch in technischer Hinsicht<br />
viel zugetraut wurde“, erinnert sich die<br />
28-Jährige schmunzelnd an ihre ersten<br />
Modellhauskonstruktionen im heimischen<br />
Werkkeller.<br />
Wünschenswert als Orientierungshilfe<br />
wären auch mehr hoch qualifizierteFrauen<br />
in technischen Berufen und als Lehrende:<br />
An der Westfälischen Wilhelms-<br />
Universität insgesamt ist der Anteil der<br />
Professorinnen seit 2008 um knapp sechs<br />
Prozentpunkte auf 23,6 Prozent angewachsen.<br />
In den MINT-Fächern (Mathematik<br />
und Informatik, Physik, Chemie,<br />
Pharmazie, Biologie und Geowissenschaften)<br />
stieg die Quote der weiblichen<br />
Lehrenden mit Professur seit 2008 bis<br />
zum Wintersemester 2013 von 10,3 auf<br />
17,3 Prozent. Wobei sich die Zahl der Professorinnen<br />
in den einzelnen Fächern erheblich<br />
unterscheidet: In Biologie waren<br />
es zuletzt 28,6 Prozent, in Mathematik<br />
und Informatik zählt die Uni-Statistik<br />
12,2 Prozent Frauen in wissenschaftlichen<br />
Führungspositionen.<br />
In Hörsälen und Laboren machen die jungenFrauen<br />
Terrain gut: Sie bilden inzwischen<br />
45,6 Prozentder Studierenden der<br />
MINT-Fächer (Stand 2013/14); fünf Jahre<br />
zuvor erreichte der Mittelwert dieser<br />
Fachbereiche 43Prozent.<br />
In Chemie und Pharmazie (gesamt) liegenbeide<br />
Geschlechter knapp gleich auf,<br />
in Biologie ist sogar deutlich über 60 Prozent<br />
weiblicher Nachwuchs immatrikuliert.<br />
Erstaunlich ist dabei, dass in Physik,<br />
lange Stiefkind unter der Studienwahl<br />
der Abiturientinnen, an der Universität<br />
Münster zum Wintersemester 2013/14<br />
gut 36 Prozent Frauen zu finden sind;<br />
2008 waren es keine 20 Prozent.<br />
„Ich bin in einem familiären<br />
Umfeld aufgewachsen, in dem<br />
mir auch in technischer Hinsicht<br />
viel zugetraut wurde.“<br />
Catharina Rohde<br />
An der Fachhochschule Münster sind die<br />
Studentinnen in den fünf technischen<br />
Fachbereichen (Bauingenieur-, Chemieingenieurwesen,<br />
Elektrotechnik und Informatik,<br />
Maschinenbau, Energie-Gebäude-Umwelt<br />
und Physikalische Technik)<br />
ebenfalls deutlich in der Minderheit,<br />
aber im Aufwind: Ihr Anteil stieg insgesamt<br />
von gut 13 auf knapp 20 Prozent.<br />
Die meisten FH-Studentinnen innerhalb<br />
dieses Fächerkanons streben einen Abschluss<br />
als Bauingenieurin an –103 von<br />
303 im Wintersemester 2013/14. Mit nur<br />
elf Studentinnen zu diesem Zeitpunkt<br />
übt der Fachbereich Elektrotechnik und<br />
Informatik offenbar nur wenig Anziehungskraft<br />
aus. In den Ingenieur-Disziplinen<br />
bilden die Frauen als Lehrende an<br />
der FH eine kleine Gruppe, die jedoch<br />
wächst: Die Zahl der Professorinnen in<br />
den technischen Fachbereichen lag 2008<br />
bei vier,inzwischen hat sich die Zahl auf<br />
acht verdoppelt.<br />
Der noch verhaltene Aufwärtstrend an<br />
den Hochschulen soll beschleunigt werden:<br />
Die Universität Münster versucht<br />
beispielsweise, mit zahlreichen Aktionen<br />
– wie das in der Physik angesiedelte<br />
„GirlsGo4Green“- und das in der Fächerkombination<br />
Physik/Chemie angedockte<br />
„Nano4YourLife“-Projekt –Schülerinnen<br />
für die MINT-Berufe zubegeistern. Mit<br />
„tasteMINT“ bietet die WWU konkrete<br />
Hilfe bei der Studienwahl. Für Wissenschaftlerinnen<br />
gibt es das Mentoring-Programm<br />
„ERSTKLASSIG!“, das Frauen auf<br />
dem Weg zur Professur unterstützt.<br />
Ähnliche Ziele verfolgt der Girls` Daydes<br />
Schulministeriums, der schon in der achten<br />
Klasse Schülerinnen in Berufe reinschnuppern<br />
lässt, die überwiegend von<br />
Männern ausgeübt werden.<br />
Auch bei Claas wimmelt es jedes Jahr an<br />
diesem Tagnur so von Schülerinnen.<br />
„Eine gute Sache, bei der viele Mädchen<br />
auf die Idee kommen, sich bei uns um ein<br />
Praktikum zu bewerben“, so BeateFleck.<br />
Trotzdem wünscht sich die Agraringenieurin<br />
eher einen „TechnicalDay“:<br />
„Auch jungeMänner müssen teilweise für<br />
Technik noch begeistert werden. Aus<br />
meiner Sicht brauchen wir mehr qualifizierten<br />
Nachwuchs, egal ob Junge oder<br />
Mädchen.“<br />
VDI-Sprecherin Dr.Almuth Jandel pflichtet<br />
ihr bei: „Wir wollen auf keinen Fall<br />
eine Quote, sondern durch Qualifikation<br />
überzeugen.“ Maike Harhues
LEBEN &WISSEN 32<br />
Fasziniert von der<br />
heilenden Kraft der Pilze<br />
Tierarzt Dr. Christian Müller-Ehrenberg setzt bei der Behandlung von Sportpferden<br />
aufgrund guter Erfahrungen immer mehr auf Reishi, Shiitake &Co.<br />
Pilze sind für den Tierarzt Dr. Christian<br />
Müller-Ehrenberg etwas Großartiges.<br />
Fast ehrfürchtig spricht er<br />
von ihren genialen Überlebenstaktiken:<br />
„Sie haben Eiszeiten, Hitzewellen<br />
und Klimakatastrophen überstanden,<br />
sind auf der gesamten Erde<br />
zu finden und haben perfekte Abwehrmechanismen<br />
entwickelt, all<br />
das zu überleben.“<br />
„Wunder dürfen wir nicht<br />
erwarten.“<br />
Dr. Christian Müller-Ehrenberg<br />
Inder asiatischen Heilkunde werde<br />
schon seit 4000 Jahren auf die<br />
Kraft der Pilze gesetzt, erklärt Müller-Ehrenberg.<br />
„Die antioxidativen<br />
Wirkstoffe können das Ungleichgewicht<br />
im Körper wieder ins Gleichgewicht<br />
bringen“, ist er überzeugt. Diese<br />
Kraft nutzt er jetzt bei der Behandlung<br />
von Pferden.<br />
Bei einem Fachkongress vor vier Jahren<br />
sei er zum ersten Mal auf dieses Thema<br />
gestoßen und anfangs auch eher skeptisch<br />
gewesen. Dass einigePilze besondere<br />
Fähigkeiten haben, sei unbestritten.<br />
Hildegard von Bingen (1089 bis 1179)<br />
habe auf Heil- und Vitalpilze gesetzt und<br />
Alexander Fleming (1881 bis 1955) entdeckt,<br />
dass der Schimmelpilz Penicillium<br />
eine besondere keimtötende Wirkung<br />
hat.<br />
Die 1991 entdeckte<br />
Gletschermumie<br />
„Ötzi“ habe<br />
Heilpilze als Abführmittel,<br />
gegen<br />
Parasitenbefall<br />
und zur Blutstillung<br />
bei sich gehabt.<br />
„Wir wissen, dass einige Pilze antitumoral<br />
und schmerzlindernd wirken“,<br />
sagt Müller-Ehrenberg.<br />
Weil Pferde auch immer öfter unter Zivilisationskrankheiten<br />
litten, Parodontose,<br />
Allergien, Stoffwechselerkrankungen<br />
und Magengeschwüre bekommen können<br />
oder unter Stress leiden, wollte der<br />
Tierarzt, der sich seit Kindesbeinen der<br />
Reiterei und den Pferden verschrieben<br />
hat, diese alternativen Heilmethoden<br />
ausprobieren. „Ich verteufele auf keinen<br />
Fall die Schulmedizin, sie gehört für mich<br />
bei Diagnostik und Therapie immer mit<br />
dazu. Ich bin aber der Ansicht, dass die<br />
sogenannten alternativen Heilmethoden<br />
ebenfalls Berücksichtigung finden müssen.“<br />
Aus dieser Auffassung heraus entwickeltesich<br />
das zweiteberufliche Standbein<br />
des Veterinärs: vom Tierarzt zum<br />
Pilzhändler.<br />
Müller-Ehrenberg setzte sich schon früh<br />
mit speziellen Fütterungsfragen und den<br />
Wirkungsweisen verschiedener Heilpilze<br />
auseinander. Erfand einen Züchter in<br />
England, der die Pilze unter optimalen<br />
Bedingungen anbaut und das komplexe<br />
Wurzelwerk, das Mycelium, fein vermahlt.<br />
Zusatzstoffeseien nicht enthalten,<br />
Den Reishi in der Hand, erläutert Tierarzt Dr. Christian Müller-Ehrenberg, warum Pilze inder Pferdefütterung an Bedeutung gewinnen.<br />
versicherte der Tierarzt. „Wir setzen einzig<br />
und allein auf die heilende Kraft der<br />
Pilze und eine perfekte Kombination<br />
unterschiedlicher Arten. Klar, wir hätten<br />
die Pilze auch in Asien pflücken können.<br />
Aber dort wachsen sie zum Teil direkt an<br />
der Straße, und wir wissen nicht, welche<br />
Schadstoffe sie vielleicht enthalten.“<br />
Als Müller-Ehrenberg mit seiner neuen<br />
Behandlungsmethode auf Kundensuche<br />
in der Reiterszene ging, stieß er zunächst<br />
auf Skepsis. „Müssen die Tiere jetzt ausgerechnet<br />
auch noch Pilze fressen?“, lautete<br />
eine viel gestellte Frage. Doch Müller-Ehrenberg<br />
leistete Überzeugungsarbeit.<br />
Mittlerweile gehören zahlreiche<br />
namhafte Reiter zu seinen Kunden.<br />
„Pferde werden entspannter und konzentrierter<br />
bei der Arbeit –und das völlig<br />
ohne pharmazeutische Erzeugnisse. Bei<br />
Magengeschwüren oder Zahnproblemen<br />
seien ebenfalls beachtliche Erfolge zu<br />
verzeichnen, erklärt der ehemaligeHochschulmeister<br />
im Springreiten. „Durch die<br />
Pilze werden die Selbstheilungskräfteaktiviert,<br />
und auf Chemiekeulen können<br />
wir oft komplett verzichten.“<br />
Müller-Ehrenberg konnte auch Kollegen<br />
überzeugen, bei bestimmten Problemen<br />
Heilpilze einzusetzen. „Wunder dürfen<br />
wir nicht erwarten, geben dem Pferdaber<br />
die Chance, sich mit der Kraft der Natur<br />
selbst zu heilen.“ www.better4horses.com<br />
Marion Fenner<br />
VITALPILZE<br />
Vitalpilze werden in der traditionellen chinesischen Medizin<br />
bereits seit mehreren Tausend Jahren eingesetzt. Rund<br />
einem Dutzend von ihnen werden besondere Kräfte zugeschrieben.<br />
Die Lebewesen weisen eine besonders hohe<br />
Konzentration von Spurenelementen und Mineralien auf.<br />
„Der Reishi ist dabei der Wichtigste“, erklärt Tierarzt Dr.<br />
Christian Müller-Ehrenberg. Hierzulande wird er„glänzender<br />
Lackporling“ genannt, in Asien ist er der „Pilz der<br />
Unsterblichkeit“. Der Shiitake, in China als „König der Pilze“<br />
bekannt, werde wegen seines Inhaltsstoffes Lentinan<br />
auch in der Schulmedizin bei der Tumorbehandlung angewendet.<br />
Der Murill, auch Sonnen- oder Mandelpilz, wird<br />
zur Stärkung des Immunsystems und zur Verbesserung<br />
der Darmfunktion eingesetzt.<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Christian Müller-Ehrenberg<br />
hat eine Ausbildung als Pferdewirt<br />
und befasste sich während<br />
seines anschließenden Medizinstudiums<br />
eingehend mit dem Thema<br />
einer optimalen Pferdefütterung<br />
zur Leistungssteigerung und<br />
zur Prävention von Gesundheitsproblemen.<br />
Als Springreiter war<br />
er bis zur schweren Klasse erfolgreich<br />
und 1988 deutscher Hochschulmeister<br />
im Springen. Zusätzlich<br />
war erals Trainer und Lehrgangsleiter<br />
tätig.<br />
Der Murill soll das Immunsystem stärken und die Darmfunktion<br />
verbessern.<br />
Die Puppen-Kernkeule enthält entzündungshemmende<br />
Wirkstoffe.<br />
Der Shiitake gilt inChina als König der Pilze. Er gehört zuden<br />
am meisten angebauten Speisepilzen überhaupt.