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Dekodierung moderner Mythen - Von Star Wars zur Popkultur

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nicht ersetzen kann – das menschliche Element sollte am Schluß triumphieren.“ 48 Für<br />

Campbell stellt der Film an dieser Stelle die Frage, ob der junge Mensch ein Mensch mit<br />

Herz und Mitgefühl sein will oder ob er einer ‚Willensmacht’ folgen will, die etwas von ihm<br />

verlangt. „Krieg der Sterne ist kein simples moralisches Rührstück, es geht darin um Kräfte<br />

des Lebens, wie sie durch das Handeln der Menschen entweder verwirklicht oder verletzt<br />

und unterdrückt werden.“ 49<br />

Diese Kräfte des Lebens scheinen auch bei Han Solos entscheidendem Eingriff in die<br />

Schlacht am Werk gewesen zu sein. Sein ausgeprägter Individualismus konnte den ‚Kräften<br />

des Lebens’ nicht länger widerstehen und er hat sich im letzten Moment doch in den Dienst<br />

der Sache gestellt. Das Zusammenwirken aller Kräfte der Gemeinschaft sichert der guten<br />

Seite den Sieg.<br />

1.2.7 Die Rückkehr über die Schwelle<br />

Nachdem der Todesstern vernichtet ist, finden sich die Helden wieder im Stützpunkt der<br />

Rebellen ein, wo sie frenetisch begrüßt werden. Prinzessin Leia Organa, die während der<br />

Schlacht auf die klassische Frauenrolle der wartenden und duldenden Frau reduziert wurde,<br />

begrüßt Skywalker und Solo als erste. Das abschließende Zeremoniell des Films<br />

„…entspricht den Bildern aus Leni Riefenstahls NS-Parteitagsfilm von 1934, TRIUMPH DES<br />

WILLENS: Im Thronsaal des Rebellenstützpunktes nimmt Leia Organa vor versammelter<br />

Mannschaft die Siegerehrung der 3 Musketiere des Weltalls vor: Luke, Han und<br />

Chewbacca.“ 50 Die angetretenen Rebellenstreitkräfte applaudieren, die Helden freuen sich,<br />

sind peinlich berührt und der Film ist aus. Sind die Helden <strong>zur</strong>ückgekehrt über die Schwelle?<br />

Der Film hat ein klassisches Happy End, das im Augenblick des größten Triumphes einfriert.<br />

„Das erste Problem des heimkehrenden Heros ist es, dass er nach der Erfahrung der<br />

seelenstillenden Vision der Erfüllung die vergänglichen Freuden und Leiden, Banalitäten und<br />

lärmvollen Gemeinheiten des Lebens wieder als real betrachten soll. Warum wieder in eine<br />

solche Welt eintreten? Warum versuchen, die Erfahrung jenseitiger Seligkeit plausibel oder<br />

gar interessant zu machen? Wie Träume, die in der Nacht bedeutungsschwer waren, bei<br />

Tageslicht einfach läppisch erscheinen, so können Dichter und Propheten merken, dass sie<br />

vor einem Gremium von nüchternen Augen den Narren spielen.“ 51 Über das Leben der<br />

Helden nach der Rückkehr erfahren wir nichts, genauso, wie wir in den meisten Filmen zwar<br />

erleben, dass das Paar sich findet, aber nicht, wie ihr Alltag aussieht. Wenn die Zuschauer<br />

48 Pollock, D., 1983, S. 89<br />

49 Campbell, J., 1994, S. 171<br />

50 Giesen, R., 1984, S. 230<br />

51 Campbell, J., 1999, S. 210<br />

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