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Dekodierung moderner Mythen - Von Star Wars zur Popkultur

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Banalitäten und lärmvollen Gemeinheiten des Lebens wieder als real betrachten soll.“ 11<br />

Nachdem der Held des Mythos alle Schwierigkeiten überwunden hat, kehrt er <strong>zur</strong>ück zu<br />

seinesgleichen. Aber er hat sich verändert. Für Campbell ist es ausgemacht, kein Mensch<br />

könne von einer solchen Heldenfahrt <strong>zur</strong>ückkehren und „… sich im Ernst wieder als Mr. So-<br />

und-So aus dieser oder jener Stadt... betrachten. Gesellschaft und Pflichten fallen ab, und<br />

Mr. So-und-So, der den Menschen in sich entdeckt hat, wird in sich gekehrt und entrückt.“ 12<br />

Diesen Status des ‚Entrückt-Seins’ konzediert Campbell als notwendigen Bestandteil der<br />

Heldenfahrt, der aber noch nicht das letzte Ziel der Heldenfahrt ist. „Der Zustand ist der des<br />

Narziß über der Quelle und des sinnenden Buddha unter dem Baum. Das endgültige Ziel ist<br />

nicht diese Erschauung des Wesens, sondern das Innewerden, dass man selber es ist. Dann<br />

ist man frei, als dieses Wesen in die Welt zu gehen. …Wo immer man hingehen, was immer<br />

man tun mag – man bleibt bei sich selbst, wenn das innere Auge <strong>zur</strong> Vollkommenheit<br />

gebildet ist…“ 13 In diesem idealen Höhepunkt der Heldenfahrt findet sich also die letzte<br />

Funktion, die Campbell dem Mythos attestiert. Der Held lebt erleuchtet unter den Menschen,<br />

sofern er nicht erneut ins Abenteuer aufbricht. Und so ist vorstellbar, dass der in sich<br />

ruhende Held seine Geschichte den Menschen weitergibt, zu denen er <strong>zur</strong>ückgekehrt ist. Der<br />

Held selbst wird nun <strong>zur</strong> Erzählerfigur und damit zum Mentor derjenigen, die an seinen<br />

Abenteuern teilhaben. Damit wird die pädagogische Funktion des Mythos in den Mythos<br />

selbst implementiert. In Form einer parasozialen Transaktion wird nun sichtbar, dass der<br />

Rezipient des Mythos so in den Umkreis des Mythos gestellt ist, dass er selbst einer<br />

derjenigen ist, der als normaler Mensch teilnehmender Beobachter der Erzählung des<br />

Helden ist. Das Vorbild des Helden kann er nun übernehmen, sofern er dem Held nacheifert,<br />

indem er sein Leben als Heldenfahrt begreift in dem er schlicht ‚unter allen Umständen<br />

menschlich bleiben’ soll.<br />

Der von Campbell gezeichnete Weg des Helden diente Lucas, für die narrative Entwicklung<br />

des <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Universums als Grundlage.<br />

11 Campbell, J., 1999, S. 210<br />

12 Ebd., S. 369<br />

13 Ebd.<br />

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