Zum Leben - Sächsische Israelfreunde eV
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le-châjim<br />
2 | 2011 – Zeitschrift der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong> e. V. – www.zum-leben.de<br />
Das Grab von<br />
David und Paula Ben Gurion
Editorial<br />
Inhalt 2/2011<br />
4 Wilfried Gotter<br />
Biblisches Wort – Römer 13, 8-14<br />
6 Carmen Matussek<br />
Rückblick <strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz 2011<br />
8 Andrea Messig-Wetzel<br />
Bericht Handwerkerreise 2011<br />
12 Hartmut Petersohn<br />
Entkirchlichter Osten<br />
13 Lothar Klein<br />
Humanismus und Laizismus –<br />
Begriffe und was dahinter steckt<br />
11 Johannes Gerloff<br />
Demokratie für Nahost<br />
17 U. W. Sahm/J. Gerloff/L. Klein<br />
Goldstones Reue<br />
20 Johannes Gerloff/ Außenministerium des<br />
Staates Israel/Ulrich W. Sahm<br />
Die innerpalästinensische Versöhnung<br />
24 J. Gerloff/U. W. Sahm<br />
Kurz mitgeteilt<br />
28 Johannes Gerloff<br />
Waffen für Gaza<br />
31 Johannes Gerloff<br />
Das Massaker von Itamar<br />
34 Uwe Dziuballa<br />
Muttis 70. Geburtstag, Schimon Peres<br />
und die Bombe<br />
36 Organisation Be’ad Chaim<br />
Du hast die Wahl: Wähle das <strong>Leben</strong><br />
38 Carmen Matussek<br />
Über die Hamas, deren Frauenbewegung<br />
und ob man „mit denen reden“ kann<br />
40 Alexander Schick/Ulrich W. Sahm<br />
Kreuznägel Jesu entdeckt?<br />
45 Matthias Franke<br />
Besuch bei einer wachsenden Familie<br />
Wir vergessen Dich nicht<br />
Der israelische Soldat Gilad Shalit wurde vor<br />
1795 Tagen von der Terrororganisation Hamas<br />
in den Gaza-Streifen entführt. Er befindet<br />
sich noch immer in Geiselhaft.<br />
2 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
„Doch wir warten auf den neuen Himmel und<br />
die neue Erde, die Gott versprochen hat…“ 2. Petrus 13<br />
Liebe <strong>Israelfreunde</strong>,<br />
das ist unsere Hoffnung, dieser neue Himmel<br />
und diese neue Erde, die Gott versprochen<br />
hat. Denn, seien wir ehrlich, die eigenen Anstrengungen<br />
laufen doch meist in Leere. Wir<br />
können diesen neuen Himmel nicht schaffen<br />
auch wenn wir noch so viel unternehmen.<br />
Weder ein Atomausstieg noch weniger CO 2<br />
können den Lauf der Dinge aufhalten. Bereits<br />
anfangs der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />
sagte ein Studie des „Club of Rome<br />
– die Grenzen des Wachstums“, dass die zukünftigen<br />
Probleme der Menschheit nicht<br />
mit demokratischen Mitteln lösbar sein werden.<br />
Seither zeigen uns die jährlichen Katastrophenszenarien,<br />
dass wir nicht viel tun<br />
können. Der menschliche Egoismus und Individualismus<br />
verhindert oftmals, dass positive<br />
Entscheidungen in Politik, Wirtschaft<br />
und Kirche getroffen werden. Von daher ist<br />
das Bibelwort „Liebe deinen Nächsten wie<br />
dich selbst!“ immer wieder neu zu bedenken.<br />
Auch wenn es gegen Israel geht, bilden sich<br />
manchmal erstaunliche Verbindungen. Auf<br />
der einen Seite steht Deutschland fest an der<br />
Seite Israels und möchte auf keinen Fall die<br />
einseitige Ausrufung eines Palästinenserstaates.<br />
Auf der anderen Seite macht die deutsche<br />
Wirtschaft große Geschäfte mit dem<br />
Iran, der ja bekanntlich Israel vernichten will.<br />
Es wird aber auch deutlich, dass wir in einem<br />
geistlichen Kampf stehen und manchmal Verborgenes<br />
plötzlich offenbar wird. So z.B. das<br />
Paktieren mit der iranischen Wirtschaft<br />
durch Außenminister Westerwelle. Die Folgen<br />
sehen wir – Chaos in der FDP.<br />
Man meint auch, durch die Neuwahl in Baden-Württemberg,<br />
die eine neue Regierungskonstellation<br />
gebracht hat, sei nun der Fortgang<br />
von Wohlstand und Fortschritt ohne<br />
Atomenergie zu sichern. Man vergisst dabei,<br />
sich die Menschen selbst auch durch „Neuwahlen“<br />
– egal wo – nicht geändert haben.<br />
Wir alle tragen den Bazillus „Sünde“ in uns.<br />
Der ist allemal erlösungsbedürftig. Aber wir<br />
wissen: unser Erlöser lebt und mit Ihm auch<br />
ich, wenn ich mit diesem Erlöser lebe, ihm<br />
gehöre. Eigentlich eine ganz klare Sache: Ich<br />
gehöre dem, auf den ich höre!<br />
Die Bibel sagt uns auch, es gibt einen Anfang<br />
und es gibt ein Ende. Und es ist der Allmächtige,<br />
der im Regiment sitzt! Die Aufgabe von<br />
uns Christen ist es, das Evangelium von Jesus<br />
in einer guten und geeigneten Weise den<br />
Menschen ohne christlichen Hintergrund<br />
einfach und schlicht weiter zu sagen. Sein<br />
Wort wird nicht leer zurückkommen. Doch<br />
wer heute verkündet, dass Jesus Christus der<br />
einzige Weg zu Gott ist, der wird nicht nur<br />
als intolerant sondern auch als Fundamentalist<br />
und Populist verschrien.<br />
Da findet andererseits im Juni in Dresden der<br />
33. Evangelische Kirchentag unter dem Motto<br />
„…da wird auch dein Herz sein“ statt.<br />
Dieses Motto ist abgeleitet von Matthäus<br />
6,21: „Denn wo dein Schatz ist, da wird auch<br />
dein Herz sein.“ Nimmt man diesen Bibelvers<br />
für eine Analyse der über 2200 Veranstaltungs-Ankündigungen<br />
aus dem Programmheft<br />
ernst, dann fasst man sich an den<br />
Kopf. Kritische Impulse von Queer- Theologie<br />
(Was immer das ist?) und lesbisch-schwulen<br />
Befreiungstheologien, Einführung in Qigong,<br />
Geo-Energineering – die Erde als Versuchslabor?<br />
Klimafreundlich kochen, Russendisko –<br />
tanzen bis zum Ende, Biss zum Gebet, Vampirismus<br />
und Christsein, und, und, und. Die<br />
Aufzählung könnte man noch lange fortsetzen.<br />
Das alles hat nichts mehr mit unserem<br />
Herrn Jesus zu tun und steht trotzdem unter<br />
seinem Wort: Geduldig und gnädig ist der<br />
Herr, barmherzig und von großer Güte. Es ist<br />
fast wie wenn Jesus über Jerusalem weint – er<br />
weint auch über den Kirchentag in Dresden.<br />
Die Messianischen Juden dürfen übrigens mit<br />
einem eigenen Stand beim riesigen Markt der<br />
Möglichkeiten nicht teilnehmen, obwohl sie<br />
an den Messias Jesus glauben.<br />
Eines ist klar: das Programm des Kirchentages<br />
demonstriert aufs Neue, wie die evangelische<br />
Volkskirche in Deutschland im geistigen<br />
Sinne führungslos und im geistlichen Sinne<br />
orientierungslos geworden ist. Sie ist dabei,<br />
sich als Kirche Jesu Christi abzuschaffen,
auch wenn es mancherorts sicherlich lebendige<br />
Gemeinden gibt. Eine der Ursachen mag<br />
sein, dass sie geführt wird wie eine weltliche<br />
Behörde in der, der Gott Mammon die Regie<br />
übernommen hat.Trotzdem sind wir als <strong>Israelfreunde</strong><br />
und als Christliches Forum für Israel<br />
beim Kirchentag in unseren Informationsständen<br />
präsent. Wir warten noch auf den<br />
neuen Himmel und die neue Erde. Es ist immer<br />
noch Gnadenzeit und es steht uns nicht<br />
zu, vor der Zeit – also, bevor unser Herr wiederkommt<br />
– zu richten! Das heißt: es ist noch<br />
möglich, umzudenken, Buße zu tun durch die<br />
Erneuerung der Gedanken und Sinne. Der<br />
Herr Jesus hat uns am Kreuz erlöst und nicht<br />
vom Kreuz. Martin Luther sagt: „Die Sünden<br />
können Christus nicht von den Sündern wegreißen,<br />
die an ihn glauben.“<br />
Wir wünsche Ihnen/Euch allen eine gesegnete<br />
Sommerzeit<br />
Wilfried Gotter<br />
In eigener Sache<br />
Liebe Freunde,<br />
unsere 15. <strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz liegt<br />
hinter uns und wir sind noch ganz erfüllt von<br />
dem Segen, den Gott bewirkt hat. Wir sind<br />
dankbar für alles, was Gott in den vergangenen<br />
20 Jahren hier in Sachsen an Dienst<br />
für Israel hat wachsen lassen. Unser Herr segne<br />
Euch nach dem Reichtum seiner Gnade<br />
für alles Mittragen im Gebet sowie für alle<br />
finanzielle und praktische Unterstützung. Einen<br />
ganz liebes Dankeschön für alle die sich<br />
daran beteiligt haben. Danke für alle regelmäßigen<br />
Gaben und für so manchen Brief, der<br />
uns anonym erreicht hat und einen Schein<br />
enthielt. Das stellt unseren Verein mit den<br />
vielfältigen Aufgaben finanziell auf solide<br />
Füße. Danke! Gott sieht Geber und Gaben<br />
und wird es segnen. Besonderer Dank auch<br />
für alle Spenden für die Handwerkereinsätze<br />
und für das neue Bildungs- und Begegnungszentrum<br />
für jüdisch-christliche Kultur und<br />
Geschichte in Reichenbach. Bei uns soll Geld<br />
nicht so einen hohen Stellenwert haben wie<br />
in der Welt. Aber so manches Mal leistet es<br />
nichts weiter als einen tragenden „Eselsdienst“<br />
für das Reich Gottes in dieser Welt.<br />
Dabei wollen wir es auch gern belassen. Jesus<br />
sagt in Matthäus 21,2+3: „Gehet hin in das<br />
Dorf, das vor euch liegt und sogleich werdet<br />
ihr eine Eselin angebunden finden und ein<br />
Füllen bei ihr; bindet sie los und führet sie zu<br />
mir! Und wenn euch jemand fragt so sprechet:<br />
‚der Herr bedarf ihrer; aber er wird sie bald<br />
zurückschicken’.“ Gott lässt sich nichts schenken.<br />
Ihm gehört eh alles. Wir bekommen<br />
reichlich zurück. Erneut muss ich darauf hinweisen,<br />
dass auf manchen Bankauszügen kein<br />
Absender ersichtlich ist, so dass man die Geldbeträge<br />
nicht den einzelnen Spendern zuordnen<br />
kann. Dies erschwert das Ausstellen von<br />
Spendenquittungen. Darum Danke nochmals<br />
an alle, die uns Adressänderungen mitteilen.<br />
Dies spart Porto! Noch eine wichtige Nachricht:<br />
Wir hoffen sehr, dass Ihr bemerkt habt,<br />
dass wir seit Anfang April mit unserer neuen<br />
Homepage Online sind. Dort findet Ihr künftig<br />
viele aktuelle Informationen. Vor allem sollen<br />
dort nach und nach die Daten zu den Israelgebetskreisen<br />
und die Gebetsanliegen aktuell<br />
eingestellt werden, in denen wir uns eins machen<br />
wollen. Wer eine E-Mailadresse hat, teile<br />
Sie mir bitte mit. Wir möchten Euch bei wichtigen<br />
Anliegen schneller informieren. Zwischen<br />
den Zeitungsausgaben soll es zu gegebener<br />
Zeit auch einen Newsletter geben.<br />
Wichtige Termine:<br />
· Einzelveranstaltungen, Gottesdienste und<br />
Gebetskreise stehen in Kürze auf unserer<br />
Homepage. Ein attraktives Angebot ist die<br />
Reise zum Laubhüttenfest unter Leitung<br />
von Peter Miller. Er hat sich uns zur Israelkonferenz<br />
eindrucksvoll vorgestellt.<br />
· Am 23 Oktober 2011 wird im Kongresszentrum<br />
Frankfurt/Main der 2. Deutsche<br />
Israelkongress stattfinden.<br />
· Am 31.Oktober findet der <strong>Sächsische</strong> Gemeindebibeltag<br />
in der Sachsenlandhalle<br />
Glauchau statt.<br />
· In der Woche danach bin ich mit Moshe<br />
Gabay zu Vortragsabenden in Sachsen unterwegs.<br />
· Die Planung für die Handwerkerreisen<br />
Herbst 2011 und Frühjahr 2012 laufen<br />
bereits auf Hochtouren.<br />
<strong>Zum</strong> Vormerken:<br />
So Gott will und wir leben, findet die 16.<br />
<strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz mit der Einweihung<br />
unseres Bildungs- und Begegnungszentrums<br />
vom 17. – 20. Mai 2012 in Reichenbach/Vogtland<br />
statt. Wir brauchen dafür Eure<br />
Gebetsunterstützung!<br />
Unser Gott segne Euch alle nach dem Reichtum<br />
seiner Gnade! Euer Wilfried Gotter<br />
Aktuelles<br />
<strong>Zum</strong> Titelbild<br />
Das Grab von David und Paula Ben Gurion in<br />
Sde Boker – Der Staatsgründer und erste Ministerpräsident<br />
Israels, David Ben Gurion,<br />
hatte die biblischen Verheißungen auf dem<br />
Herzen, dass die Wüste zum grünen, fruchtbaren<br />
Land wird. Darum hat er selbst in der<br />
Negevwüste Wurzeln geschlagen. In 3. Mose<br />
26,32-33 prophezeit Gott, dass das Land Israel<br />
während der Zerstreuung des jüdischen<br />
Volkes verwüstet sein wird. Als Mark Twain<br />
1867 das damals zum Osmanischen Reich<br />
gehörende Land besuchte, zeigt uns sein Reisebericht<br />
„Die Arglosen im Ausland“, wie<br />
heruntergekommen das Gebiet vor der ersten<br />
Wiedereinwanderungswelle von Juden noch<br />
war: „Von allen Ländern mit öder Landschaft<br />
muss Palästina, glaube ich, der Gipfel sein.<br />
Die Berge sind kahl, sie haben stumpfe Farben,<br />
sie zeigen wenig malerische Formen.<br />
Die Täler sind hässliche Wüsten, von einer<br />
schwachen Vegetation gesäumt, die einen<br />
sorgenvollen und verzagten Ausdruck an sich<br />
hat. ... Es ist ein hoffnungsloses, ödes, verzweifeltes<br />
Land. Palästina sitzt in Sack und<br />
Asche. Über ihm brütet der Bann eines<br />
Fluches, der seine Felder hat verdorren lassen<br />
und seine Tatkraft gefesselt hat.“ Die ersten,<br />
aus der Diaspora heimgekehrten Juden begannen<br />
mit der Begrünung des Landes. Um<br />
die Aufforstung und Urbarmachung der Wüste<br />
voranzutreiben wurde 1901 der Jüdische<br />
Nationalfond KKL gegründet. Als 1948 die<br />
Briten abzogen, gab es ca. 4 Millionen durch<br />
die Baumsteuer registrierte Bäume in Israel.<br />
KKL pflanzte seitdem ca. 230 Millionen Bäume.<br />
Damit hat sich erfüllt, was in Jesaja 51,3<br />
steht: „Denn der HERR tröstet Zion, er tröstet<br />
alle ihre Wüsten und macht ihre Wüste wie<br />
Eden und ihr dürres Land wie den Garten des<br />
HERRN, dass man Wonne und Freude darin<br />
findet, Dank und Lobgesang.“ Auch in Jesaja<br />
21,6 lesen wir, wie exakt sich dies erfüllt hat:<br />
„Es wird dennoch dazu kommen, dass Jakob<br />
wurzeln und Israel blühen und grünen wird,<br />
dass sie den Erdboden mit Früchten erfüllen.“<br />
Heute gehört Israel zu den Exportweltmeistern<br />
von Südfrüchten! (LK)<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
3
von Wilfried Gotter<br />
Biblisches Wort<br />
Biblisches Wort<br />
Römer 13, 8-14<br />
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die<br />
ganze Bibel. Immer wieder wird es als die<br />
Erfüllung aller Gebote Gottes bezeichnet, als<br />
die Erfüllung des ganzen Gesetzes (Galater<br />
5,14): Es sind die Worte aus dem Vers 9 des<br />
Textes aus Römer 13: „Du sollst deinen Nächsten<br />
lieben wie dich selbst!“<br />
Allgemein wird dies nun so verstanden: Jeder<br />
Mensch liebt sich selbstverständlich selbst.<br />
Jeder ist sich selbst der Nächste, ist ein Egoist.<br />
Das Ego des Einzelnen in seinen verschiedenen<br />
Facetten ist aber die Ursache für viel<br />
Leid und Not in dieser Welt. Es gilt also, dagegen<br />
mit gut christlicher Gesinnung anzugehen.<br />
Aber im Bibeltext steht nicht: Liebe<br />
deinen Nächsten statt deiner selbst, sondern<br />
es steht: wie dich selbst! Eine gesunde Selbstliebe<br />
wird als selbstverständlich vorausgesetzt<br />
und nicht verurteilt, sondern geradezu<br />
zum Maßstab, zum Kriterium für das Verhalten<br />
zum Nächsten erklärt!<br />
Dieses Gottesgebot macht also unmissverständlich<br />
deutlich, dass es keine Nächstenliebe<br />
ohne Selbstliebe gibt. Jesus hat es immer<br />
wieder seinen Jüngern gesagt: Liebe deinen<br />
Nächsten wie dich selbst! Ich habe mich an<br />
dieser Stelle gefragt, wieso Jesus etwas als<br />
selbstverständlich voraussetzt, was uns nach<br />
Aussagen mancher Psychologen nicht angeboren<br />
ist? Sicher hatten die Menschen zur<br />
Zeit Jesu etwas andere Voraussetzungen als<br />
wir heute. Es gab noch keine Medien, die<br />
ihnen von früh bis spät Schönheitsideale,<br />
Schlankheitskuren, Fitnessprogramme und<br />
Gewinnmaximierungen an der Börse ins Hirn<br />
bliesen. Aber wie wir bereits von den ersten<br />
Seiten der Bibel wissen, ging schon dem Brudermord<br />
Kains an Abel das Vergleichen voraus.<br />
Dahinter steckt die Angst, zu kurz gekommen<br />
zu sein. Die Folge ist, sich<br />
minderwertig zu fühlen und sich selbst abzulehnen.<br />
Im Entwerten des anderen meint<br />
man, selbst wertvoll zu sein. Heute ist das<br />
nicht besser geworden. Dennoch müssen wir<br />
festhalten: Das Liebesgebot Jesu enthält nicht<br />
nur den Befehl „Liebe deinen Nächsten“,<br />
sondern auch den Zusatz „wie dich selbst“.<br />
Also: Liebe dich selbst!<br />
4 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Nun sagt aber Jesus<br />
auch in den<br />
Evangelien: „So jemand<br />
zu mir kommt<br />
und hasst nicht sein eigen<br />
<strong>Leben</strong>, der kann nicht<br />
mein Jünger sein.“ (Lukas<br />
14,26) Oder: „Will jemand<br />
mir nachfolgen, der verleugne<br />
sich selbst.“ (Matthäus 16,24) Wo<br />
liegt denn nun die Grenze zwischen dem,<br />
was uns allgemein als Egoismus oder Selbstsucht<br />
bekannt ist, und dem gesunden „Liebe<br />
dich selbst“?<br />
Im deutschen Sprachgebrauch ist das Wort<br />
„Selbstliebe“ doppeldeutig. <strong>Zum</strong> einen heißt<br />
es Selbstannahme und Selbstachtung. <strong>Zum</strong><br />
anderen: „Selbstverliebtheit“ im Sinne von<br />
zerstörerischer Selbstliebe.<br />
Zu dieser Art Selbstliebe, und wie sie gemeint<br />
ist, gibt es eine alte griechische Legende: Der<br />
Jüngling Narziss schaute beim Wandel durch<br />
den Garten in einen Brunnen. Und dann passierte<br />
es. Er verliebte sich in sein eigenes<br />
Spiegelbild. Schließlich, im verliebten sich<br />
selbst Suchen und an sich selbst haftenden<br />
Schauen, fiel er in den Brunnen und ertrank.<br />
Diese zerstörerische Selbstliebe nennt man<br />
deswegen Narzissmus.<br />
Selbstliebe im Sinne der Selbstannahme ist<br />
das genaue Gegenteil! Nur wenn ich mich<br />
selbst angenommen habe, kann ich auch loslassen,<br />
kann selbstlos werden. Habe ich mich<br />
selbst aber nicht gefunden, dann muss ich<br />
ständig suchen und werde selbstsüchtig. Ich<br />
könnte also krass formulieren: Wer sich selbst<br />
nicht liebt, ist ein Egoist. Er muss zwangsläufig<br />
zum Egoisten werden, sich selbst ständig<br />
„Lehn ich mich ab, auch noch so sehr,<br />
bei Gott bin ich kein Niemand mehr.<br />
So wie ich bin, lädt ER mich ein.<br />
ER würdigt mich, sein Kind zu sein.“<br />
Jörg Swoboda<br />
hinterherlaufen, sich selbst<br />
ständig suchen wie Narziss, und<br />
so wird er selbstsüchtig! Im Vers 14<br />
unseres Textes heißt es: „…und sorgt für das<br />
Fleisch nicht so, dass Begierden erwachen.“<br />
Und einen Vers zuvor wird darauf hingewiesen,<br />
was diese Begierden sind: Fressen, Saufen,<br />
Unzucht, Ausschweifungen, Hader, Neid<br />
und Gier.<br />
Habe ich mich selbst angenommen, liebe ich<br />
mich selbst, dann habe ich diese Dinge hoffentlich<br />
im Griff. Sonst kann es mir schnell so<br />
gehen wie es Goethe in seinem Faust formuliert:<br />
„Ich taumle von Begierde zu Genuss,<br />
und im Genuss verschmachte ich nach Begierde.“<br />
Ja, unsere Zeit ist so süchtig, so selbstsüchtig,<br />
weil es so wenig Selbstfindung und Selbstannahme<br />
gibt. Gesunde Selbstliebe und Egoismus<br />
schließen einander aus! Korinther 13,5<br />
sagt: „Denn die Liebe sucht nicht das Ihre.“<br />
Die Liebe hat gefunden, darum kann sie verschenken.<br />
Ich kann nur das geben, was ich<br />
habe, nur loslassen, was ich halte, nur verlieren,<br />
was ich besitze und nur verleugnen, was<br />
ich bin!<br />
Eine gesunde Selbstliebe kann ich bei Jesus<br />
lernen. Mir ist die Verklammerung von<br />
Selbstliebe und Selbstlosigkeit, zwischen<br />
Selbstannahme und Selbstentäußerung im<br />
Blick auf Jesus deutlich geworden. Jesus ruhte
ganz in sich selber und war sich seiner Identität<br />
bewusst. Er war vollkommen deckungsgleich<br />
mit sich selbst. Mit seinem himmlischen<br />
Vater erklärt er sich eins: „Ich und<br />
der Vater sind eins!“ (Johannes 10,30)<br />
Drei Kapitel weiter lesen wir den Bericht, wo<br />
Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. (Johannes<br />
13,3ff) Jene Handlung der Selbstverleugnung<br />
beginnt mit einer Aussage totaler<br />
Selbstannahme: Jesus wusste, dass ihm der<br />
Vater alles in die Hand gegeben hatte, alles.<br />
Auch im Philipperbrief bringt es Paulus noch<br />
einmal auf den Punkt: „Orientiert euch an<br />
Jesus Christus. Obwohl er Gott in allem<br />
gleich war, entäußerte er sich selbst und<br />
nahm Knechtsgestalt an.“<br />
Es ist eine Aufforderung: Ein jeder sei gesinnt<br />
wie Jesus! Ist Jesus der Herr meines <strong>Leben</strong>s,<br />
dann bedeutet dies auch, dass meine Annah-<br />
me durch Gott, den Vater, in Jesus Christus<br />
tatsächlich in einem tiefsten Sinne die Grundlage<br />
allen <strong>Leben</strong>s ist. Weil ich angenommen<br />
bin, kann und darf ich mich selbst annehmen.<br />
Die Nachfolge ist ohne diese Selbstannahme<br />
nicht möglich. Der Gehorsam der<br />
Selbstverleugnung setzt den Gehorsam der<br />
Selbstannahme voraus!<br />
Die abschließende Frage ist: Wenn ich bei der<br />
Beschäftigung mit diesem Bibeltext und bei<br />
dem Gesagten Defizite bei mir entdecke, wie<br />
kann ich es lernen, mich selbst anzunehmen,<br />
mich selbst zu lieben? Die Antwort: „Indem<br />
ich lerne, mich lieben zu lassen!“ Ich kann<br />
mich nur annehmen, wenn ich angenommen<br />
bin, nur lieben, wenn ich geliebt werde und<br />
mich selbst lieben lasse.<br />
Der Mensch kommt zu sich selbst erst über<br />
das Du. Wir alle brauchen die Erfahrung des<br />
Geliebtwerdens und Angenommenseins im-<br />
STUDIENREISE nach ISRAEL<br />
In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HErrn nennen und alle Nationen<br />
werden sich zu ihr versammmeln wegen des Namen des HErrn in Jerusalem, JEREMIA 3, 17<br />
Nach über 18 Jahren Dienst für das jüdi-<br />
06.11. – 17.11.2011 sche Volk in der Ukraine und Israel lade<br />
ich zu einer Israelreise ein. Neben dem<br />
Besuch der wichtigen biblischen Orte<br />
werde ich über meine Arbeit berichten,<br />
und wir werden vor Ort Olim treffen, die<br />
ich schon in der Ukraine betreut habe.<br />
Kommt mit!!! Israel braucht gerade jetzt<br />
unsere Solidarität!!!<br />
Leitung:<br />
Horst Kuhlmann/Chemnitz<br />
(Gemd. GC Lichtenstein)<br />
Anmeldung und Infos:<br />
Horst und Inge Kuhlmann · Brückenstr. 33 · 09111 Chemnitz<br />
Tel. 0371-6945688 · Fax 0371-4032301 · E-Mail: hik@txm.de<br />
Linienflug ab Berlin<br />
Reisepreis:<br />
1679,– Euro pro Person<br />
Oder an: aci-reisen@online.de · (www.aci-reisen.de) Tel. 03841-40251<br />
mer wieder neu. Wir alle wissen, wie gut uns<br />
ein positives Wort, ein kleines Lob, eine Anerkennung<br />
und Bestätigung tut. Kein Mensch<br />
kann seine Arbeit auf lange Zeit durchstehen<br />
ohne Anerkennung und Bestätigung! Wir<br />
brauchen dies wie das tägliche Brot. Genau<br />
dies halten wir aber oft einander vor. Wir<br />
üben Kritik, aber nicht Lob. Wir waschen uns<br />
gegenseitig die Köpfe, aber nicht die Füße!<br />
Wenn es im menschlichen Bereich oftmals<br />
nicht klappt, dürfen wir aber wissen: Jesus<br />
nimmt uns an. Gott will, dass alle Menschen<br />
zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. In seinem<br />
Lied „Stille im Sturm“ von der gleichnamigen<br />
CD hat es Jörg Swoboda auf den Punkt<br />
gebracht: „Lehn ich mich ab, auch noch so<br />
sehr, bei Gott bin ich kein Niemand mehr. So<br />
wie ich bin, lädt ER mich ein. ER würdigt<br />
mich, sein Kind zu sein.“ Das ist immer ER-<br />
STE HILFE. Das ist Gottes erklärtes Ziel.<br />
Eine alte <strong>Leben</strong>sweisheit sagt:<br />
„Bücher sind Bienen, die <strong>Leben</strong><br />
zeugenden Blütenstaub von<br />
einem Geist zum anderen tragen.“<br />
Deshalb bieten wir in unserem<br />
Magazin immer wieder ausgewählte<br />
Bücher an, die zum <strong>Leben</strong> dienen.<br />
Heiko Krimmer<br />
Ich habe Dich erwählt<br />
Israel im Licht des Propheten Sacharja<br />
Ram Oren<br />
12,95 EUR<br />
Für dich habe ich es gewagt<br />
inkl. Vortrags-CD von<br />
Michael Stolowitzki<br />
Ein Kind, ein Versprechen und eine<br />
dramatische Rettung.<br />
20,– EUR<br />
Bestell-Tel. 03727 2701<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
5
Rückblick<br />
Mehr als nur Orangen…<br />
Kurzbericht mit Bildimpressionen<br />
von der 15. <strong>Sächsische</strong>n Israelkonferenz<br />
6 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
von Carmen Matussek,<br />
Tübingen<br />
Ich habe das Vergnügen, hier von der vergangenen<br />
<strong>Sächsische</strong>n Israelkonferenz<br />
schwärmen zu dürfen. Das war auf der<br />
ganzen Linie eine gelungene Veranstaltung.<br />
Ein herzliches Dankeschön und ein dickes<br />
Lob an die Verantwortlichen, Organisatoren,<br />
Referenten und all die Mitarbeiter im Hintergrund!<br />
In den geräumigen Hallen des Christlichen<br />
Glaubenszentrums Lichtenstein war die Konferenz<br />
am 7. Mai gut und angenehm untergebracht<br />
und wurde sowohl von Pastor Gerhard<br />
Kriedemann und seiner Gemeinde als auch<br />
vom Bürgermeister der Stadt Lichtenstein,<br />
Wolfgang Sedner, begrüßt: „Sie tagen bei<br />
Freunden. Herzlich Willkommen!“ Auch der<br />
Bürgermeister der Nachbarstadt Hartenstein,<br />
Andreas Steiner, sowie der ehemalige Vorsitzende<br />
der CDU-Landtagsfraktion, Dr. Fritz<br />
Hähle, brachten mit ihrer Anwesenheit ihre<br />
Verbundenheit mit der Arbeit der <strong>Sächsische</strong>n<br />
<strong>Israelfreunde</strong> zum Ausdruck. Zudem<br />
15. <strong>Sächsische</strong> Israelkonferenz<br />
Die 15. Konferenz auf<br />
vier CD's inkl. Versand<br />
18 EUR<br />
Bestell-Tel. 03727 2701<br />
waren wir gesegnet mit herrlichem Wetter<br />
und – was nicht zu unterschätzen ist – mit<br />
einer einwandfrei funktionierenden Technik.<br />
Höhepunkt war die Bibelarbeit von Johannes<br />
Gerloff (Christlicher Medienverbund KEP)<br />
über das Buch Rut. Deren Titel „Dein Volk ist<br />
mein Volk und dein Gott ist mein Gott!“ stellte<br />
auch das Thema der Konferenz. Ich habe<br />
alles mitgeschrieben, aber das ging zu intensiv,<br />
zu lange und zu tief, um hier mehr als<br />
Begeisterung wiedergeben zu können. Darum<br />
sei der Mitschnitt an dieser Stelle als CD<br />
unbedingt zum Anhören empfohlen! Zu bestellen<br />
– wie immer– bei Wilfried Gotter.<br />
Es ist erstaunlich, was „die Sachsen“ (so nenne<br />
ich von Tübingen aus die <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong>)<br />
so alles auf die Beine stellen. Da<br />
muss ein mächtiger Gott dahinterstehen. In<br />
Reichenbach entsteht gerade ein „Bildungs-<br />
und Begegnungszentrum für jüdisch-christliche<br />
Geschichte und Kultur“. Auf einem<br />
enorm schönen und großen Gelände wird es<br />
eine Dauerausstellung und zahlreiche Veranstaltungen<br />
geben. Informiert Euch darüber<br />
am besten auf der Homepage und nutzt das<br />
Angebot, wenn es soweit ist! Bis dahin könnt<br />
Ihr mit Werner Hartstock auf Israelreise gehen.<br />
Der selbständige Reiseunternehmer bietet<br />
preisgünstige Kleingruppenreisen mit<br />
dem Ziel an, „distanzierten Interessierten“<br />
das Land Israel und seine Geschichte näher<br />
zu bringen, wie er es bei der Vorstellung seines<br />
Dienstes formulierte.<br />
Die bewegenden Berichte aus Äthiopien von<br />
Matthias Franke („sie sagen Papa zu mir“), von<br />
Teilnehmern der Handwerkerreisen („wir haben<br />
nicht mehr viel Zeit“), von Hinrich und<br />
Elke Kaasmann (christlich-jüdische Zusammenarbeit<br />
„ohne den Schatten des Holocaust“)<br />
und von Peter und Gabriele Miller (über Begegnungen<br />
mit jüdischen Freunden im Angesicht<br />
Gottes) kann ich leider genauso wenig<br />
zusammenfassen wie die wunderbaren Anbetungszeiten<br />
mit der Tracy-Family (Son, Wind &<br />
Reign). Auch hier empfehle ich die CD.<br />
„Wer nicht da war, hat mehr verpasst als nur<br />
das Sonderangebot an Jaffa-Orangen“, sagt Lothar<br />
Klein, der Vorsitzende des Vereins. Die<br />
Konferenz soll eine geistliche Zurüstung sein.<br />
Leute, die als <strong>Israelfreunde</strong> in ihrem sonstigen<br />
Umfeld oft allein dastehen, sollen mit „ordentlicher<br />
biblischer Kost und wenig bekannten<br />
Hintergrundinformationen“ gestärkt werden.<br />
Besonders wichtig seien die persönlichen Begegnungen<br />
von Mitgliedern und Freunden<br />
und die gegenseitige Ermutigung. Ermutigend<br />
war dieser Tag allemal. Liebe Sachsen, Ihr seid<br />
mit eurem großartigen Einsatz bei mir und<br />
vielen anderen an diesem Tag voll zum Ziel<br />
gekommen! Vielen Dank!
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
7
8 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Handwerkerreise 2011<br />
Trost und Vergebung<br />
Der Handwerkerdienst in Israel<br />
von<br />
Andrea Messig-Wetzel,<br />
Lugau<br />
War die Handwerkerreise in diesem Jahr ein<br />
Dienst der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong> in Israel?<br />
Ja, denn der Dienst wurde von <strong>Israelfreunde</strong>n<br />
getan und die Handwerker fuhren im<br />
Namen des <strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Aber es war nicht ausschließlich ein Dienst<br />
hein-Westfalen, Hessen und Bayern und aus<br />
Rumänien. Die Handwerkerreise war in diesem<br />
Jahr ein Dienst deutscher und rumänischer<br />
<strong>Israelfreunde</strong>!<br />
Wer die Entwicklung unseres Handwerkerdienstes<br />
in den letzten Jahren verfolgt hat, ist<br />
zwar schon in den vorherigen Berichten auf<br />
Handwerker aus anderen Bundesländern gestoßen.<br />
Aber noch nie waren so viele nichtsächsische<br />
<strong>Israelfreunde</strong> dabei. Die Handwerker<br />
reisten vom 20. Februar bis 2. April 2011<br />
nach Israel. In drei Gruppen nacheinander<br />
arbeiteten sie für je zwei Wochen in Jerusalem,<br />
Haifa und Bat Yam bei Tel Aviv. Der<br />
Schwerpunkt des Dienstes lag in der Unter-<br />
In Mea Shearim arbeiteten vier Männer und eine Frau bei einer orthodoxen Familie.<br />
Neben der Arbeit, gab es auch Zeit für Gespräche. „Euch hat Gott geschickt.“, waren die<br />
Worte des Sohnes von Rumi, einer über 80-jährigen Jüdin aus dem Jemen, in deren<br />
Wohnung die Handwerker renovierten. (Foto: Michael Mosch)<br />
der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong>, denn von den<br />
insgesamt 80 Handwerkern und Helfern kamen<br />
nur 51 aus Sachsen. Allein zwölf Freiwillige<br />
waren aus Baden-Württemberg und der<br />
Rest aus Brandenburg, Thüringen, Nordr-<br />
stützung von Holocaustüberlebenden und<br />
Menschen, die wiederum den Überlebenden<br />
helfen. Unter den 23 Frauen und 57 Männer<br />
war die Jüngste 14 und der Älteste 77 Jahre<br />
alt. Sie arbeiteten in rund 20 Wohnungen bei<br />
Holocaustüberlebenden in Jerusalem, Gilo,<br />
Pisgat Ze‘ev, Bat Yam, Afula und Haifa. Außerdem<br />
unterstützten sie mit ihrer Hilfe eine<br />
Suppenküche in Bat Yam, das Gemeindezentrum<br />
in Gilo, die Internationale Christliche<br />
Botschaft in Jerusalem und Christa Behr. Darüber<br />
hinaus renovierten die <strong>Israelfreunde</strong><br />
zwei Wohnungen in Mea Shearim und halfen<br />
Nachbarn von Christa Behr in Old Malcha.<br />
Für die Handwerker öffneten sich in diesem<br />
Jahr viele Türen zu privaten Wohnungen. Ist<br />
die Schwelle einmal überschritten, bot sich<br />
die Chance auch die Türen zu den Herzen zu<br />
öffnen. Die Handwerker kamen mit ihrem<br />
Material und Werkzeug – oft Spachtel, Malerrollen<br />
und Farbe – und sie kamen mit dem<br />
Wunsch, auch eine Beziehung zu den Bewohnern<br />
zu bauen. Neben der handwerklichen<br />
Arbeit gab es immer wieder die Gelegenheit<br />
für Gespräche mit den meist alten Juden. Die<br />
Handwerker verließen die Wohnungen nach<br />
Tagen nicht nur mit leeren Farbeimern und<br />
benutztem Werkzeug, sondern sie gingen mit<br />
<strong>Leben</strong>sgeschichten und beeindruckenden<br />
Worten. Man kann viel über den Handwerker-Dienst<br />
in Israel erzählen, aber lassen wir<br />
doch einfach einige unserer Handwerker<br />
selbst zu Wort kommen:<br />
Handwerker erzählen<br />
Ruth Pohl aus Mittweida und Michael Penzel<br />
aus Zwickau (20. Februar bis 6. März in Jerusalem)<br />
berichten: „In Gilo arbeiteten wir in<br />
einem so genannten Absorption Center, einer<br />
ringförmig angelegten Wohnanlage aus über-<br />
und aneinandergeschachtelten Betonklötzen,<br />
natürlich mit Kalkstein verkleidet, steile<br />
Treppen nach oben und unten, mit weit zurückliegendem<br />
Baujahr. Wir hatten verstanden,<br />
dass die Wohnungen eigentlich eine<br />
Übergangslösung für Neueinwanderer sein<br />
sollten. Viele der dort lebenden Menschen<br />
kamen aus der ehemaligen Sowjetunion und<br />
sprachen natürlich Russisch. Also bekamen<br />
wir eine Dolmetscherin zur Seite gestellt. Natürlich<br />
begegneten uns gespannte, aber auch<br />
erwartungsvolle Blicke beim Eintritt in die<br />
Wohnungen – was werden die alten Leutchen<br />
wohl gedacht haben? Am Abend erfuhren wir<br />
von Nathalie Charron, Sozialarbeiterin der<br />
ICEJ, dass unsere Dolmetscherin den Eindruck<br />
hatte, mit dem Betreten der Wohnungen<br />
sei durch uns Licht hineingeflutet. Ist<br />
das nicht auch unser Auftrag, den uns der<br />
Herr Jesus geboten hat? ‚Warum tut ihr das?‘,<br />
wurde eine unserer Frauen gefragt. Eine Frage,<br />
welche gleichzeitig Freude vermittelte.<br />
Unsere Aufgabe bestand im Sanieren von<br />
Wohnungen, hauptsächlich Malerarbeiten,
hier und da auch Silikonfugen erneuern.<br />
‚Werden wir den Wünschen der Bewohner<br />
entsprechen können, haben sie zu hohe Erwartungen?<br />
Können wir sie, und sie uns verstehen<br />
(und nicht nur verbal)?‘, diese Gedanken<br />
beschäftigten uns. Die Praxis zeigte aber<br />
dann, mit einem Herzen voller Liebe, geführt<br />
vom Heiligen Geist, konnten wir unsere Sanierungsarbeiten<br />
nach bestem Wissen und<br />
Gewissen durchführen. Eines war in den<br />
meisten Wohnungen gleich. ‚Könnt ihr nicht<br />
noch ein Zimmer und ... renovieren?‘ Wir<br />
hatten aber nur einen begrenzten Zeitrahmen<br />
zur Verfügung. Außerdem sollte in möglichst<br />
vielen Wohnungen das Wichtigste saniert<br />
werden. Und noch etwas erlebten wir in fast<br />
allen Wohnungen. Immer war aus unserer<br />
Gruppe jemand da, der mit den alten Leuten<br />
Gemeinschaft pflegte, mit ein paar Vokabeln,<br />
Händen und Füßen und mitgebrachten Bildern<br />
kommunizierte. Wenn wir nach beendeter<br />
Arbeit unser Werkzeug zusammenpackten,<br />
dann erlebten wir Blicke voller<br />
Dank, Kusshand und Küsse, auch fließende<br />
Tränen. ‚Ihr habt unsere Herzen erwärmt‘,<br />
wurde uns gesagt. Eine weitere Wohnung,<br />
die wir sanierten, befand sich im Nordwesten<br />
Jerusalems. Eine völlig andere Umgebung,<br />
eine andere Kultur. Lisa, eine 81-jährige Malerin,<br />
geboren in Paris, öffnete uns die Tür.<br />
Da sie mit einem Berliner Juden verheiratet<br />
gewesen ist, sprach sie ein gutes Deutsch.<br />
Von ihr erfuhren wir einiges über ihr <strong>Leben</strong>.<br />
Sie hat als Kind als einzige ihrer Familie die<br />
Shoa überlebt. 1947 heiratete sie in Paris und<br />
kam im Mai 1948 nach Israel. Mehrfach<br />
brachte sie ihre Dankbarkeit zum Ausdruck:<br />
‚Danke, danke, wunderschön.‘ Während der<br />
Sanierung sagte sie: ‚Ich spüre die Liebe in<br />
euren Herzen.‘ Als persönlichen Dank<br />
schenkte sie jedem unserer fünf Helfer ein<br />
Gemälde von ihren Werken. Ist es nicht ein<br />
Geschenk, unserem großen Herrn und durch<br />
ihn Seinem Volk zu dienen? Während unseres<br />
Gottesdienstes am See Genezareth erinnerten<br />
wir uns an ein Gotteswort aus dem<br />
Brief an die Epheser: ‚Denn wir sind sein<br />
Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten<br />
Werken, die Gott zuvor bereitet hat.‘ Das<br />
durften wir erleben, Halleluja!“<br />
Karsten Viertel aus Chemnitz reiste zum ersten<br />
Mal für einen Handwerker-Dienst nach<br />
Israel: „Bereits in der Vorbereitung beeindruckte<br />
mich die Glaubenshaltung, die aus<br />
den Ge-betsaufrufen und den Anregungen<br />
zur Bibelarbeit sprach. Obwohl ich die Gruppe<br />
noch nicht kannte, fühlte ich mich dadurch<br />
zugehörig und beheimatet. Gemein-<br />
Die Handwerker trafen in Haifa täglich die Bewohner des Heimes für Holocaustüberlebende<br />
der Organisation Yad Ezer L‘Haver. In einem Gemeinschaftsraum aßen die<br />
deutschen Handwerker gemeinsam mit den Holocaustüberlebenden, kamen miteinander<br />
ins Gespräch und feierten sogar gemeinsam. Der Gemeinschaftsraum wurde 2010 von<br />
den Handwerkern der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Israelfreunde</strong> errichtet. (Foto: Christian Lange)<br />
sam mit anderen geliebten Kindern Gottes<br />
ans Bauwerk gehen zu dürfen, ist einfach<br />
eine riesengroße Gnade. Genau darauf freute<br />
ich mich. Natürlich schwangen auch Unsicherheiten<br />
mit. ‚Wie werden wir uns verstehen?<br />
Wie werden wir uns zurechtfinden?<br />
Wie werden wir uns bei Sprachproblemen<br />
verständigen können? Was werden wir an<br />
konkreten Aufgaben bei den Leuten vorfinden?<br />
Wie werden die Menschen reagieren,<br />
denen wir mit unserem handwerklichen<br />
Dienst ein Stück der Liebe unseres Herrn Jesus<br />
schenken wollen?‘ Schon die herzliche<br />
Aufnahme bei Christa Behr in Jerusalem war<br />
eine spürbare Entlastung bei aller bestehenden<br />
Unsicherheit. Wir hatten hier eine Heimstatt<br />
in Israel gefunden und wussten uns auch<br />
von dort im Gebet mitgetragen. Dann ging es<br />
durch den chaotischen Jerusalemer Straßenverkehr<br />
zu unseren Einsatzorten. Der Dienst<br />
bei Familie Moser in Pisgat Ze’ev umfasste<br />
das Weißen der gesamten Wohnung inklusive<br />
Grundreinigungs- und Räumungsarbeiten.<br />
Das war eine volle Wochenarbeit für drei<br />
Heimwerker im Malerfach. Dabei wurde<br />
schnell klar, dass sowohl das Team als auch<br />
die Familie Moser sehr gut zusammenpassten.<br />
Vom herzlichen Empfang über die<br />
freundliche Bewirtung bis hin zu den vielen<br />
spannenden Gesprächen gab es sehr viel Verbindendes.<br />
Zwar mussten wir angesichts der<br />
Fülle an Erinnerungsgegenständen und Büchern<br />
den größten Teil der Zeit und Kraft zum<br />
Räumen und Putzen einsetzen. Aber dennoch<br />
schafften wir das Werk. Manchmal fühlten<br />
wir uns in die Zeit des Mauerbaus unter Nehemias<br />
Leitung zurückversetzt. Jeder tat, was<br />
ihm vor die Hände kam und der Herr ließ es<br />
gelingen. In Worten, Gesten und Bewirtung<br />
drückten uns die Mosers ihre große Dankbarkeit<br />
aus. Sie stellten am Schluss fest, dass uns<br />
doch eigentlich kaum etwas trennt. Halleluja!<br />
Der Dienst bei Familie Schmidt in Gilo war<br />
noch angenehmer und zudem sehr viel überschaubarer.<br />
Hier waren nur die offen zugänglichen<br />
Wohn- und Wirtschaftsräume und die<br />
Toilette zu weißen sowie ein Toilettenbecken<br />
zu wechseln. Letzteres gelang trotz mangelhafter<br />
Passung der Anschlussmaße. Die Gruppe<br />
ergänzte sich hervorragend, was auch den<br />
Schmidts nicht verborgen blieb. Immer wieder,<br />
insbesondere bei den Mahlzeiten, war<br />
Zeit zu Gesprächen, die sich um die Bibel und<br />
jüdisches <strong>Leben</strong> drehten. Aufgrund ihrer <strong>Leben</strong>sgeschichte<br />
sind Schmidts bestens vertraut<br />
mit der gesamten Bibel. So konnten wir<br />
dort sogar über messianische Themen sprechen.<br />
<strong>Zum</strong> Abschied wurden wir von Elijahu<br />
Schmidt gesegnet und durften auch ihm und<br />
seiner Frau Mirjam Gottes Segen zusprechen.“<br />
Aber auch in Haifa gingen die Arbeiten weiter.<br />
Wie bereits im letzten Jahr konnten wieder<br />
zwei Gruppen ihren Dienst in dem Heim<br />
für Holocaustüberlebende der Organisation<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
9
Yad Ezer L‘Haver tun. Siegfried Wiegand, der<br />
bereits 2010 dort mitarbeitete, berichte: „In<br />
der Zeit vom 6. bis 20. März war eine Gruppe<br />
von zwei Frauen und sechs Männern in Haifa<br />
im Einsatz. In einem neu erworbenen Haus<br />
sollten neue Wohnungen für Holocaustüberlebende<br />
entstehen. In der ersten Woche<br />
spachtelten wir die Wände und Decken in<br />
vier Wohnräumen des ersten Obergeschosses.<br />
Anschließend wurden diese Flächen geschliffen.<br />
Drei unserer Männer räumten einen<br />
Wohnraum im Altbau aus, unter anderem<br />
musste auch ein schwerer, fest verankerter<br />
Tresor entfernt werden. Die Platten der abgehängten<br />
Decke inklusive der Deckenbeleuchtung<br />
wurden ausgewechselt, die Wände gespachtelt,<br />
geschliffen und gestrichen. Dann<br />
wurde noch der Fußboden gefliest. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Leuten von Yad Ezer<br />
– Shimon, Ariel und David – war sehr gut,<br />
ebenso die Kontakte mit den Holocaustüberlebenden.<br />
Es entwickelten sich gute Gespräche,<br />
die meist in dem im letzten Jahr<br />
fertiggestellten Gemeinschaftsraum stattfanden.<br />
Hier wurden auch täglich gemeinsam<br />
die Mahlzeiten eingenommen. Die Bewohner<br />
sprachen von Tag zu Tag mehr und besser<br />
deutsch. Manche von ihnen hatten über lange<br />
Jahre überhaupt kein Deutsch mehr gesprochen<br />
und schließlich unterhielten sich<br />
einige sogar untereinander auf Deutsch! Die<br />
Früchte der Arbeit waren deutlich zu sehen.<br />
Beide Gruppen bildeten eine gemeinsame<br />
Familie! An einem Abend wurden die Handwerker<br />
sogar von den Holocaustüberlebenden<br />
zu einer geselligen Veranstaltung mit<br />
Musik und Tanz eingeladen. In der zweiten<br />
Woche sollte im Wohnraum einer im Rollstuhl<br />
sitzenden Bewohnerin namens Susanna<br />
eine behindertengerechte Nasszelle angebaut<br />
werden. Unsere Handwerker fliesten den Boden<br />
und die Wände dafür. Die Arbeiten im<br />
‚neuen‘ Haus wurden fortgesetzt. Die Wände<br />
und Decken wurden gestrichen und die stark<br />
verschmutzten Bodenfliesen, so gut es ging,<br />
in mühsamer Arbeit gereinigt. Danach wurden<br />
die beiden Flure und die drei Nassräume<br />
gespachtelt, geschliffen und gestrichen. Am<br />
Tag der Ab-reise bedankte sich Shimon bei<br />
den Handwerkern mit einer schönen Urkunde<br />
für jeden und mit Kaffee und Kuchen.<br />
Auch die Bewohner bedankten sich herzlich<br />
für die gute Arbeit und die gute Gemeinschaft<br />
und sprachen gleich eine Einladung für das<br />
nächste Jahr aus. Es zeigte sich klar, dass der<br />
Vers aus Psalm 40: ‚Tröstet, tröstet mein<br />
Volk!‘ durch die Arbeit der Handwerker in<br />
Israel in die Tat umgesetzt werden konnte. In<br />
Deutschland war das kaum vorstellbar, wie<br />
10 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Markus Gutsch, Jörg Boritz und Karl Diegel (hintere Reihe) halfen gemeinsam mit Marcel<br />
Zehner (nicht im Bild) bei Ilse Kentner (rechts) in Afula. Ilse kam mit ihrem Mann 1948<br />
nach Israel. Ihre beiden Brüder wurden in Auschwitz ermordet. (Foto: Marcel Zehner)<br />
das geschehen könnte. Esther Liber, eine der<br />
Bewohnerinnen, erzählte uns ihre Geschichte.<br />
Sie wurde 1937 in Ulanow, Polen, geboren.<br />
Sie war die Zweitjüngste von vier Geschwistern.<br />
Nach dem Einmarsch der<br />
deutschen Wehrmacht in Polen wurde das<br />
Dorf, in dem sie mit ihrer Familie lebte, von<br />
deutschen Soldaten nach Juden durchsucht.<br />
Sie hat mit angesehen, wie ihr Vater verwundet<br />
wurde und nach dem er die Frage, ob er<br />
Jude sei, mit ja beantwortet hatte, mit einem<br />
Kopfschuss getötet wurde. Die Mutter flüchtete<br />
dann mit den vier Mädchen in den Wald,<br />
der auch von den Soldaten durchkämmt wurde.<br />
Zuerst wurde ihre jüngste Schwester Mania,<br />
die damals drei Jahre alt war, von hinten<br />
erschossen und gleich darauf die Mutter, die<br />
sich über ihr totes Kind gebeugt hatte. Esther<br />
gelang es, zusammen mit ihrer nächstälteren<br />
Schwester Rahel zu flüchten. Eine Bäuerin<br />
kümmerte sich um die beiden und versteckte<br />
sie. Esther sagte, seit dieser Zeit wisse sie<br />
nicht, warum sie noch lebt. Sie denkt, Gott<br />
wollte es so. Esther kam gemeinsam mit ihrer<br />
Schwester 1948 nach Israel. Später lernte<br />
sie Krankenschwester, heiratete und wurde<br />
Mutter. Nachdem Ihr Ehemann verstorben<br />
war, kam sie zu Yad Ezer. Sie hat Augenprobleme.<br />
Auf dem rechten Auge sieht sie seit<br />
frühester Jugend schlecht und am anderen<br />
Auge wurde sie kürzlich operiert. Die Operation<br />
ist nicht gut gelungen und sie hat die<br />
Befürchtung, blind zu werden. Auf die Frage,<br />
ob wir für Heilung beten dürften, stimmte sie<br />
zu und wir baten den Vater im Namen seines<br />
Sohnes Jesus Christus, Esthers Augen zu heilen,<br />
damit der Name des Herrn verherrlicht<br />
werde.“<br />
Susanne Schönstein, die gemeinsam mit ihrem<br />
Mann ihren ersten Handwerker-Dienst<br />
in Israel antrat, erzählt: „Unser Tagesablauf<br />
begann um 6:30 Uhr mit Aufstehen, Frühstücken<br />
und der Andacht (Römer 9-11).<br />
Dann fuhren wir in Gruppen zu den einzelnen<br />
Wohnungen der Holocaustüberlebenden.<br />
Wir wurden mit offenen Armen und<br />
immer sehr herzlich von ihnen begrüßt. Wir<br />
spürten ihre Freude über unser Kommen.<br />
Unsere Hauptaufgaben waren Streichen,<br />
Verputzen, Saubermachen aber auch Zuhören<br />
und da sein. Es entstanden oft sehr liebevolle<br />
Beziehungen zu ihnen, da wir meistens<br />
mehrere Tage mit diesen älteren<br />
jüdischen Menschen verbrachten. Uns hat<br />
die Offenheit dieser Menschen, die soviel<br />
Leid durch unser deutsches Volk im Holocaust<br />
in ihrem <strong>Leben</strong> erfahren haben, tief<br />
beeindruckt und auch beschämt! Man muss<br />
einmal die Situation bedenken: wildfremde<br />
Menschen, dazu noch Deutsche, kommen in<br />
deine Wohnung, möchten deine Wohnsituation<br />
verbessern, verursachen aber zuerst<br />
Unruhe und Unordnung. Und sie stehen da,
mit offenen Armen. Wie würden wir reagieren?<br />
Ich denke, dass wir hier eine Frucht<br />
von Gottes Wirken und sicherlich jahrzehntelangen<br />
Gebetes von Christen erleben durften.<br />
Wir sind Gott sehr dankbar für all die<br />
guten Begegnungen, Erlebnisse, die gute Gemeinschaft,<br />
das schöne Wetter und auch für<br />
den Regen – eine erlebte Gebetserhörung –,<br />
die Organisatoren, Bewahrung ...“<br />
Ich kann vergeben, aber vergessen kann<br />
ich nicht.<br />
Mit einem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte<br />
Yad Vashem in Jerusalem, informierten<br />
sich die Handwerker intensiver über die Judenverfolgung<br />
und -vernichtung im Dritten<br />
Reich. Hier vermischten sich die Berichte der<br />
Holocaustüberlebenden, bei denen die Handwerker<br />
gearbeitet hatten, mit der Leidensgeschichte<br />
eines ganzen Volkes. Die Erzählungen<br />
der einzelnen Menschen summierten<br />
sich in Yad Vashem und wurden zu einer unvorstellbaren<br />
Zahl individuellen und unglaublichen<br />
Leidens. Der Besuch hinterließ eine<br />
tiefe Erschütterung und Traurigkeit. Umso<br />
mehr verdeutlichte sich hier aber auch der<br />
Segen unserer Arbeit. Dass die Handwerker<br />
von den Überlebenden in ihre privaten Räume<br />
gelassen und freundlich aufgenommen<br />
wurden, ist eine große Gnade. In Afula sagte<br />
Ilse Kentner, eine Überlebende, den Handwerkern:<br />
„Ich kann vergeben, aber vergessen<br />
kann ich nicht.“ In Yad Vashem wird die Geschichte<br />
gezeigt, um nicht zu vergessen. Dass<br />
aber Menschen vergeben können, haben die<br />
Handwerker während ihres Dienstes ganz<br />
persönlich erfahren.<br />
Neue Kraft schöpfen<br />
Die praktische Hilfe tat den Menschen gut,<br />
aber sie freuten sich auch, dass Leute zu ihnen<br />
kamen und gemeinsam mit ihnen Zeit<br />
verbracht haben. Michael Sawitzki, der Organisator<br />
der Handwerkerreisen, sagte dazu:<br />
„Ich brachte die Arbeitsgruppen am ersten<br />
Tag in die Wohnungen und zeigte ihnen,<br />
welche Arbeiten gewünscht wurden. Die<br />
alten Leute waren oft sehr zurückhaltend<br />
und ruhig. Als ich zum Abschluss der Renovierungsarbeiten<br />
in die Wohnungen fuhr,<br />
bemerkte ich immer, dass sich die Menschen<br />
geöffnet hatten. Sie sprachen viel und<br />
wirkten fröhlich. Man merkte deutlich, dass<br />
Beziehungen zwischen den Handwerkern<br />
und den Juden gewachsen waren. Mit dieser<br />
Arbeit haben wir eine große Chance, Holocaustüberlebenden<br />
ein Stück <strong>Leben</strong>sfreude<br />
zurück zu geben, die ihnen auf bitterste Weise<br />
genommen wurde.“ Die Gemeinschaft<br />
der Handwerker und Holocaustüberlebenden<br />
in den Wochen während des Dienstes in<br />
Israel, war ein großer Segen. Aber die vielen<br />
Geschichten bewegten alle Mitgereisten<br />
sehr. Neben der körperlichen Arbeit, die<br />
manches Mal sehr anstrengend war, mussten<br />
die Handwerker auch das Gehörte verarbeiten.<br />
Deshalb unterbrachen sie an den<br />
Wochenenden ihre Arbeiten, um sich an<br />
zwei Tagen zu erholen. Die Handwerker fuhren<br />
dann gemeinsam nach Haifa, Akko und<br />
zum See Genezareth. Auf diesem Ausflug<br />
schöpften sie nicht nur neue körperliche<br />
Kraft sondern tauschten sich miteinander<br />
auch über ihre Erlebnisse aus. Am See Genezareth<br />
feierten alle drei Gruppen einen<br />
Gottesdienst.<br />
Johannes Gerloff besuchte die Gruppen jeweils<br />
zum Ende ihres Aufenthaltes. In einem<br />
abschließenden Gespräch, konnten sich die<br />
Handwerker mit ihm über den Text der täglichen<br />
Andachten aus Römer 9-11 austauschen.<br />
Interessante Einblicke in die Geschichte<br />
Israels und das heutige <strong>Leben</strong> im<br />
Heiligen Land vermittelten Reiseleiter wie<br />
Heinz Reusch und Moshe Gabay, die, wie<br />
schon in den vergangenen Jahren, die Handwerkergruppen<br />
an den Wochenenden begleiteten.<br />
Daniel Jahav führte die dritte<br />
Handwerkergruppe an biblische Orte im<br />
Norden Israels. Doron Schneider zeigte ihnen<br />
die Siedlung Ma’ale Adumim und berichtete<br />
über das <strong>Leben</strong> und die aktuelle Situation<br />
der Siedler.<br />
Hilfe aus Deutschland<br />
Mit dem Handwerker-Dienst kommt Segen<br />
aus Deutschland nach Israel. Bisher wurde<br />
der Dienst im Frühjahr durchgeführt. Ab November<br />
2011 ist das Ziel, monatlich eine<br />
Handwerkergruppe nach Israel zu senden.<br />
Dazu reisen Gruppen bis acht Personen für<br />
jeweils zwei Wochen zu einem Arbeitseinsatz.<br />
Im März 2012 wird wieder eine größere<br />
Gruppe mit bis zu 30 Handwerkern und Helfern<br />
nach Israel gehen. Wenn Sie als Handwerker<br />
oder Helfer zum Dienst nach Israel<br />
kommen möchten, dann melden Sie sich bitte<br />
bei Michael Sawitzki an.<br />
Michael Sawitzki<br />
Telefon: 0172 1004311<br />
E-Mail: m.sawitzki@zum-leben.de<br />
Die Handwerker setzen für den Dienst in Israel<br />
Geld, Zeit und Kraft ein. Organisationen<br />
wie die ICEJ unterstützen die Handwerker<br />
mit einer Unterkunft, einem Kleinbus und<br />
Materialspenden. Für die Renovierungsarbeiten<br />
in den Wohnungen von Holocaust-<br />
Überlebenden, wird immer Material wie Farbe,<br />
Spachtelmasse und Ersatzteile benötigt.<br />
Diese Kosten übernimmt der <strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong><br />
e.V. Wenn Sie sich an den Materialkosten<br />
beteiligen wollen, dann spenden Sie<br />
bitte auf folgendes Konto:<br />
<strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Konto: 90 061 941<br />
BLZ: 870 961 24<br />
Volksbank Mittweida<br />
Stichwort: Handwerker<br />
Zu Purim brachten die Handwerker den Soldaten an der Grenze zum Libanon<br />
einen Gruß aus Jerusalem. Elisabeth Schroth, die auch unsere Handwerker mit<br />
köstlicher Pizza bewirtete, schickte den Soldaten Obst und Süßigkeiten, damit sie<br />
wissen, dass sie nicht vergessen sind. (Foto: Andrea Messig-Wetzel)<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
11
Fragwürdiges<br />
Entkirchlichter Osten<br />
Harmonische Diskussion in SPD-Stiftung über Humanismus und Religion –<br />
Arbeitskreis Laizisten gegründet<br />
Die Herren kannten sich. Im Konferenzsaal<br />
der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-<br />
Stiftung (FES) in Berlin spielten sich Mitte<br />
April Humanisten-Verbandschef (HVD) Horst<br />
Groschopp und Pfarrer Andreas Fincke bemüht<br />
artig in ihren Vorträgen rhetorisch die<br />
Bälle zu. Dabei bot das Thema der Podiumsdiskussion<br />
genügend Anlass zu heftigem<br />
Streit, denn es war die Frage gestellt worden:<br />
Neuer Humanismus – eine humanistische<br />
Alternative zu den Religionen?<br />
Der aus Zwickau stammende Groschopp,<br />
nach dem Zusammenbruch der DDR von der<br />
Berliner Humboldt-Universität als nicht länger<br />
befähigt, ein Lehramt auszuüben, befunden,<br />
fühlte sich sichtlich wohl hinter dem<br />
Rednerpult in der Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />
„Seit zwölf Jahren diskutiert nun Dank der<br />
FES die Humanistische Gesellschaft in diesen<br />
Räumen über 40 Jahre Humanismus.“ Harmonischer<br />
kann ein akademisch angelegter<br />
Disput nicht eingeläutet werden.<br />
Pfarrer Fincke aus Brandenburg spülte in seinem<br />
Vortrag weich nach: „Die Trennlinie<br />
verläuft nicht zwischen Atheismus und Religion<br />
sondern zwischen Fundamentalismus<br />
und Toleranz.“ Und er empfahl seinem Arbeitgeber:<br />
„Die Kirche muss Grundkenntnisse<br />
über die humanistischen Organisationen<br />
haben.“<br />
Der Pfarrer, Hirte in drei brandenburgischen<br />
Gemeinden, kennt die ungläubigen Brüder,<br />
aus verständlichen historischen Gründen<br />
nach wie vor bevorzugt im Osten siedelnd,<br />
nicht nur durch seine Ost-Biografie ganz gut.<br />
Er hat sich mit ihnen auch publizistisch beschäftigt.<br />
Im Sommer 2004 begab er sich auf<br />
ihre Spur und zeichnete sie in der Schrift:<br />
Woran glaubt, wer nicht glaubt, nach. Herausgeber<br />
Fincke stellt in der Schrift „<strong>Leben</strong>s-<br />
und Weltbilder von Freidenkern, Konfessi-<br />
12 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
von<br />
Hartmut Petersohn<br />
Berlin<br />
onslosen und Atheisten in Selbstaussagen“<br />
vor. Eingeleitet wird die Publikation der<br />
Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen<br />
(EZW) mit einem Beitrag aus der<br />
Feder des Bundesvorsitzenden des Humanistischen<br />
Verbands Deutschlands. Groschopp<br />
geht in seiner „Selbstaussage“ der Frage<br />
nach: „Wie humanistisch ist das säkulare<br />
Spektrum?“, die er allerdings für überflüssig<br />
hält, denn es stelle schließlich selten jemand<br />
die Frage, „wie christlich die Kirchen sind“.<br />
Groschopp hatte die Frage nach dem Humanismus<br />
als Überschrift für seinen Beitrag in<br />
Finckes Buch gewählt. Das deutet auf den<br />
anhaltenden Rechtfertigungszwang der Verbands-Humanisten<br />
hin. Denn sehr zu recht<br />
wird dem Zusammenschluss misstraut, war<br />
er doch in der DDR nicht mehr als ein Feigenblatt<br />
der SED-Staatspartei, auf deren Beschluss<br />
es zur Gründung des Verbandes gekommen<br />
war. In seinem Aufsatz von 2004<br />
bezeichnet Groschopp den „Glauben“ durch<br />
die „christlich-religiöse Deutungsmacht und<br />
die konfessionelle Gebundenheit“ als „belastet“.<br />
Dass sein HVD heute derart erfolgreich<br />
agiert, das verlangt nicht nach Deutung, dafür<br />
sprechen Fakten. Allein in Berlin beschäftigt<br />
der Humanisten-Verein fast 1000 Mitarbeiter.<br />
Diesen Bedeutungszuwachs hat der Neue Humanismus<br />
– Groschopp: es ist der alte – der<br />
freien Marktwirtschaft zu danken. Darin fand<br />
der HVD überaus erfolgreiche Geschäftsfelder.<br />
Er betreibt die Bundeszentralstelle für<br />
Patientenverfügung – im Klartext: es geht um<br />
Sterbehilfe! – ,organisiert für rund 50.000<br />
Schüler an über 300 Schulen <strong>Leben</strong>skundeunterricht<br />
und richtet jedes Jahr Jugendweihefeiern<br />
aus. Die Familienzentren und die<br />
über 20 Kitas des Vereins und ein eigener<br />
Jugendverein, die Jungen Humanisten, weisen<br />
darauf hin, woran dem HDV besonders<br />
gelegen ist. Beschwichtigend erklärte Groschopp<br />
auf der Friedrich-Ebert-Tagung in Berlin,<br />
der Humanismus habe nicht vor, mit den<br />
Christen in Konkurrenz zu treten und die<br />
Menschen aus den Kirchen zu treiben, um<br />
salopp anzufügen: „Dazu leisten die Kirchen<br />
schon selbst ihren Teil.“ Sein Nachredner<br />
Fincke bestätigte: Mit jährlich 330.000 Aus-<br />
tritten aus beiden Volkskirchen verließe<br />
werktäglich ein „ICE mit 18 Wagen“ die Kirchen.<br />
„Keine Region der Welt ist so entkirchlicht<br />
wie der Großraum zwischen den beiden<br />
Lutherstädten Wittenberg und Eisleben.“ Der<br />
Pfarrer räumte ein, dass die Humanisten besser<br />
verstünden, die Konfessionslosen zu umwerben<br />
und er verstünde nicht, warum sich<br />
seine Kirche dieses Themas nicht annehme.<br />
So müsse man sich nicht wundern, dass das<br />
religiöse Analphabetentum im Osten<br />
Deutschlands anhalte oder sich sogar ausbreite:<br />
„Die Ost-West-Wanderung besonders junger,<br />
gut ausgebildeter Menschen ist die größte<br />
Atheistenwanderung in der deutschen<br />
Geschichte.“<br />
Mit diesem deprimierenden Befund rief Pfarrer<br />
Fincke im Berliner Haus der sozialdemokratischen<br />
Stiftung Ex-SPD-Ostminister Rolf<br />
Schwanitz aus Plauen auf den Plan. Schwanitz<br />
reagierte eingeschnappt und lenkte damit den<br />
akademischen Disput in Richtung praktische<br />
Politik. Er verbitte sich, die Ostdeutschen als<br />
religiöse Analphabeten zu diskriminieren. Damit<br />
aber rückte der Plauener SPD-Politiker<br />
sich, es ist anzunehmen unbeabsichtigt, in die<br />
Nähe des Zwickauer Humanisten Groschopp.<br />
Denn einige der Zuhörer im Sitzungssaal der<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung werden sich gefragt<br />
haben, wie die Neigung mancher Ostdeutscher<br />
nach über 20 Jahren Wiedervereinigung<br />
erhalten bleiben konnte, sich in Diskussionen<br />
für irgendwas dauernd entschuldigen zu müssen<br />
oder auf zugespitzt vorgetragene Meinungen<br />
aggressiv zu reagieren. Mit der Ost-<br />
West-Wanderung junger Leute scheint die<br />
Streitkultur mit weg zu wandern, sich die Hoffnung<br />
auf Wandel durch Verjüngung zu verflüchtigen.<br />
Aber vielleicht wollte Schwanitz<br />
auch nur auf sich aufmerksam machen, war<br />
seine Wortmeldung simples politisches Kalkül,<br />
um dem mäßig interessierten Publikum mitzuteilen:<br />
der einstige Ost-Minister ist noch da –<br />
als Gründungsmitglied des Arbeitskreises Laizisten<br />
in der SPD, der sich wenige Tage zuvor<br />
konstituiert hatte.<br />
Schwanitz hatte zuvor in einem Aufsatz zum<br />
Thema bekannt: „Mein Engagement in der<br />
Sache kam nicht über Nacht.“ Ein „so genann-
ter Kirchenstreit in Sachsen im Jahr 2006“<br />
habe den Ex-Ost-Minister zum Streiter für den<br />
Laizismus reifen lassen. Denn niemand solle<br />
annehmen, die Trennung von Kirche und Staat<br />
sei ein für allemal vollzogen. Im Gegenteil<br />
sieht Schwanitz dunkle Wolken diese Errungenschaft<br />
eintrüben. Denn konservative Kräfte<br />
postulierten das Primat der „christlichen Werte“,<br />
die auf einer „christlich-jüdischen Werteordnung“<br />
ruhten. Schwanitz ist empört und<br />
nennt Namen: „Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
verkündete auf einer CDU-Regional-konferenz<br />
sogar: ‚Wer sich nicht am christlichen<br />
Menschenbild orientiert, ist fehl am Platz in<br />
Deutschland.‘“<br />
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröders Mann<br />
für den Ost-Aufbau beklagt die Unwilligkeit<br />
der SPD-Spitze, sich massiv gegen diese<br />
„falschen und unzulässigen Vermischungen<br />
zwischen Religion und Staat“ zur Wehr zu<br />
setzten. Unerwarteten Beistand erhielt er aus<br />
dem liberalen Lager. FDP-Generalsekretär<br />
Christian Lindner schrieb in einem Zeitungsbeitrag,<br />
er finde es ebenfalls nicht richtig, das<br />
Grundgesetz als Entwicklung aus dem<br />
„christlich-jüdischen Erbe“ zu interpretieren.<br />
Schwanitz resümierte seine Erfahrungen in<br />
der Debatte: Er sei sich in seiner Partei oft<br />
vorgekommen „wie der einsame Rufer in der<br />
Wüste“.<br />
Seine Genossin Ingrid Matthäus-Maier nahm<br />
es sportlich: „Es gibt einen Arbeitskreis<br />
Christen in der SPD-Fraktion, einen Arbeitskreis<br />
Juden – warum soll es keinen für Laizisten<br />
geben?“ fragte die Vorsitzende des Kuratoriums<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung kess in<br />
das Auditorium der Berliner Veranstaltung<br />
hinein. Eine Antwort erhielt sie nicht, aber<br />
Beifall für ihre Kritik an der staatlichen Finanzierung<br />
kirchlicher Ämter in Bayern – einer<br />
der Punkte aus der vorläufigen Charta der<br />
SPD-Laizistentruppe. Weiter zählen dazu die<br />
Abschaffung von Kruzifixen in Klassenzimmern,<br />
das Ende des Religionsunterrichts als<br />
ordentliches Lehrfach und der Priesterausbildung<br />
an staatlichen Hochschulen auf Kosten<br />
des Steuerzahlers.<br />
Am laizistischen Forderungskatalog könnte<br />
auch Humanisten-Chef Groschopp mitgeschrieben<br />
haben. Der moserte im Friedrich-<br />
Ebert-Forum in Berlin: „Jetzt soll es Islamstudiengänge<br />
an deutschen Universitäten geben<br />
– wäre es nicht angebrachter gewesen, zuerst<br />
einmal Studiengänge Humanismus einzurichten,<br />
wie es sie in anderen europäischen<br />
Staaten gibt?“<br />
Humanismus und Laizismus –<br />
Begriffe und was dahinter<br />
steckt<br />
ein Kommentar<br />
von Lothar Klein,<br />
Vorsitzender der<br />
<strong>Sächsische</strong>n<br />
<strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Laizismus meint die Trennung von Staat und<br />
Religion. Beispiele laizistischer Staaten sind<br />
Frankreich und die Türkei. Letztere zumindest<br />
seit Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk<br />
bis zur Machtergreifung durch Minister-<br />
präsident Recep Tayyip Erdoğan, der sich<br />
weigert, den Völkermord der Türken an den<br />
christlichen Armeniern 1915/16 anzuerkennen.<br />
Noch verwirrender wird es, wenn Laizismus<br />
und Humanismus vermischt werden.<br />
Wer mit dem Humanismusbegriff um sich<br />
wirft, will den Leuten suggerieren, es gehe<br />
um Menschlichkeit. Dies ist mitnichten so!<br />
Bereits 1938 veröffentlichte der Freund und<br />
Mitstreiter Hannah Arendts in Sachen Totalitarismusforschung,<br />
der jüdische Professor<br />
Streitbares<br />
Eric Voegelin, im amerikanischen Exil seine<br />
Abhandlungen über „Die Politischen Religionen“.<br />
Autoren wie Hermann Lübbe plädieren<br />
dafür, lieber von „Antireligionen“ zu<br />
sprechen, da totalitäre Regime Religionen immer<br />
explizit abgelehnt hätten. Während andererseits<br />
das ehemalige SED-Politbüromitglied<br />
Günter Schabowski – und damit ein<br />
Insider – inzwischen zu der zweifelsohne zutreffenden<br />
Erkenntnis gelangt ist, die Kommunisten<br />
seien eine Großsekte. – Ich erinnere<br />
hier beispielhaft an das religiös anmutende<br />
Ritual, in dem in der DDR jedes Jahr junge<br />
Wenn dein Gott tot ist, nimm meinen: Jesus lebt! Foto: Gottkennen.de<br />
Menschen dem Sozialismus geweiht wurden.<br />
– Es geht aber nicht nur um die Begrifflichkeiten,<br />
sondern um das, was Voegelin damit<br />
gemeint hat. Zu den Politischen Religionen<br />
zählte er National-Sozialismus, Kommunismus,<br />
Islam und – markanterweise – auch den<br />
Humanismus.<br />
In seinen Studien zu Niccolo Machiavelli und<br />
Thomas Morus mit dem bezeichnenden Titel<br />
„Die spielerische Grausamkeit der Huma-<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
13
nisten“ fördert er zutage, welch totalitäres<br />
Denken hinter dem ach so mitmenschlich<br />
klingenden Begriff Humanismus steckt. Es<br />
geht nicht – wie proklamiert – um Trennung<br />
zwischen Staat und Religion. Es geht darum,<br />
dass sich der Staat und dessen vom Volk gewählte<br />
Verantwortungsträger nicht mehr „im<br />
Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott“<br />
und den Menschen wissen. Das heißt, das<br />
jüdisch-christliche Denken, das mit den Zehn<br />
Geboten Jahrhunderte lang den ethischen<br />
Maßstab für Recht und Unrecht in Europa<br />
gesetzt hat, soll abgelöst werden. Dieses<br />
krampfhafte Bestreben, Gott los werden zu<br />
wollen, erinnert an einen Menschen, der sich<br />
darüber ärgert, vom Sauerstoff der Luft abhängig<br />
zu sein und sich im Namen der eigenen<br />
Freiheit und Selbstbestimmung Mund<br />
und Nase zuhält. Sie nennen das verschleiernd<br />
Paradigmenwechsel. Diese Leute möchten<br />
tun, was sie wollen, ohne dabei ein<br />
schlechtes Gewissen haben zu müssen.<br />
Wer den Glauben an den Schöpfer verneint,<br />
dem bleibt nur der Glaube an das Geschaffene<br />
– der Götzendienst. Und dem folgt unweigerlich<br />
das Menschenopfer auf dem Fuß,<br />
das mit einer Vielzahl unserer ungeborenen<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger bereits seinen<br />
Lauf genommen hat – mit verheerenden<br />
moralischen und demografischen Folgen in<br />
unserem Land! Und dies ist nur ein Beispiel<br />
von vielen. Ein anderes ist die von Staatsanwälten<br />
und Kriminologen beklagte Zunahme<br />
an hemmungsloser Brutalität, die Menschen<br />
heutzutage gegenüber einem auch bereits<br />
schon am Boden liegenden Opfer verüben.<br />
Wo der Mensch nicht mehr als Ebenbild<br />
Gottes gesehen wird, bleibt oft der Respekt<br />
vor dessen Würde auf der Strecke!<br />
Wenn man bei den bekennenden Atheisten<br />
genauer hinschaut, ergibt sich oft alles andere<br />
als ein areligiöses Bild. Da bewahrheitet sich<br />
der Spruch des Lübecker Lyrikers Emanuel<br />
Geibel (1815-84): „Glaube, dem die Tür versagt,<br />
steigt als Aberglaub‘ ins Fenster. Wenn<br />
die Götter ihr verjagt, kommen die Gespenster.“<br />
Denn mit heidnischen Naturgötzen und<br />
-bräuchen haben dieselben Leute oft keinerlei<br />
Berührungsängste. – So ist es kein Geheimnis,<br />
dass der ehemalige Bundesaußenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher magische<br />
„Kraftsteine“ in seiner linken Hosentasche<br />
mit sich herumträgt. – Daher muss man das<br />
politisches Vorgehen in Sachen Abschaffung<br />
von Kruzifixen in Klassen- und Fraktionszimmern,<br />
das Infragestellen der christlichen<br />
Sonn- und Feiertagskultur, das Ende des Reli-<br />
14 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Dresdner Altmarkt im Widerstreit der Mächte im Juni 2009, Foto: Gottkennen.de<br />
gionsunterrichts als ordentliches Lehrfach<br />
und der Theologenausbildung an staatlichen<br />
Hochschulen nicht als atheistisch motiviert<br />
betrachten, sondern schlichtweg als antichristlich.<br />
So erinnerte beispielsweise die<br />
Werbekampagne der Thalia-Buchhandelskette<br />
für das diesjährige Osterfest unter dem<br />
Slogan „Die schönsten Geschenke für´s Hasenfest“<br />
peinlichst an die Versuche der SED-<br />
Sozialisten, christliche Symbole umzubenennen.<br />
Damals wurden beispielsweise aus<br />
Engeln „Jahresendflügelfiguren“. Warum<br />
nennen die Protagonisten dieses ideologischen,<br />
spätpubertären Gehabes ihre Ostermärsche<br />
nicht in Hasenmärsche um? Das<br />
wäre doch konsequent!<br />
Dass Neosozis sich an den Kirchen für deren<br />
aktive Rolle an der Überwindung der sozialistischen<br />
SED-Diktatur in der DDR rächen wollen,<br />
ist ja noch nachvollziehbar. Dass aber<br />
vergleichbares Handeln von Bündnis90/Grüne<br />
ausgeht, die mit einigen ihrer Mitglieder,<br />
die einst in der DDR-Bürgerrechtsbewegung<br />
aktiv waren, für die Friedliche Revolution von<br />
1989 stehen, zeugt von einem hohen Maß an<br />
Gespaltenheit. In deren Hände sollte man<br />
keinesfalls politische Verantwortung legen.<br />
Daran ändern auch die paar Alibichristen in<br />
deren Reihen nichts.<br />
So forderte der Parteichef der Grünen in<br />
Nordrhein-Westfalen, Sven Lehmann, die<br />
Karfreitagsruhe aufheben. Als anderes Bei-<br />
spiel sei hier aus einer Pressemitteilung der<br />
Freie-Wähler-Fraktion im Frankfurter Römer<br />
(Stadtrat) mit dem Titel „Die Zappelprozession<br />
der grün-linken Dekadenz – Karfreitag:<br />
Tanz-Demo für kulturelle Verwahrlosung“<br />
zitiert: „Auch wer kein Christ ist, musste am<br />
Karfreitag in Frankfurt mit Grausen ansehen,<br />
wie sich auf dem Römerberg die erbärmlichste<br />
‚Demonstration’ formierte, die<br />
seit vielen Jahren durch die Straßen der<br />
Frankfurter Innenstadt zog. Denn die einem<br />
Ruf der Grünen Jugend Hessen gefolgten<br />
Teilnehmer des Protestes gegen das gesetzliche<br />
Tanzverbot zeigten mit ihren abstoßend<br />
zuckenden Körpern und ihrer offenen<br />
Verachtung für einen der wichtigsten christlichen<br />
Feiertage, dass sich das neue ‚Vielfalt’-<br />
Frankfurt auf dem direkten Weg in die kulturelle<br />
Verwahrlosung befindet. Nur wer<br />
diese aggressive Zurschaustellung der Ablehnung<br />
der geistigen Wurzeln unserer Gesellschaft<br />
mit eigenen Augen gesehen hat, kann<br />
die ganze Widerwärtigkeit dieses so genannten<br />
„Flashmobs“ gegen das Tanzverbot ermessen:<br />
Angefeuert von der Musik aus den<br />
Kopfhörern mitgebrachter MP3-Player bildete<br />
die Menge, die tatsächlich ein Mob in<br />
negativster Bedeutung war, einen Narrenzug,<br />
der nicht nur provokativ geltende Gesetze<br />
ignorierte, sondern sich auch keinen<br />
Deut um die religiösen Gefühle der christlichen<br />
Mehrheitsgesellschaft scherte, ja diese<br />
sogar öffentlich verhöhnte.“
Es darf daran erinnert werden, dass am Prinzip<br />
„Brot und Spiele“ einst auch das Römische<br />
Reich zugrunde gegangen ist. Eigentlich<br />
fehlt nur noch, dass man Christen wieder<br />
in Arenen den Löwen zum Fraß vorwirft.<br />
Aber dieses Geschäft erledigen heute die Medien,<br />
die den Menschen in unserem Land so<br />
ziemlich jede Meinungsäußerung zugestehen<br />
– solange sie nicht aus der Bibel stammt. Aber<br />
auch andere Formen der Christophobie und<br />
des Hasses auf Christen zeigen sich immer<br />
häufiger in der deutschen Öffentlichkeit. Da<br />
prangen Sticker auf Autos, die einen Adler<br />
zeigen, der einen Fisch greift. Ein anderes<br />
zeigt ein mit einem roten Balken durchgestrichenes<br />
Kreuz als stilisiertes Verkehrszeichen.<br />
Von satanistischen Symbolen ganz zu schweigen.<br />
Es ist verräterisch, dass Leute etwas bekämpfen,<br />
das es angeblich gar nicht gibt.<br />
Es geht nicht darum, die Welt mit der Bergpredigt<br />
regieren zu wollen. Schließlich hat<br />
Jesus vor dem Römischen Statthalter Pilatus<br />
die Trennung zwischen Staat und Religion<br />
selbst begründet, als er sagte: „Mein Reich ist<br />
nicht von dieser Welt!“ Unabhängig davon,<br />
ob ein Mensch an Gott glaubt, oder nicht,<br />
bleiben aber einige Tatsachen bestehen: Gott<br />
hat diese Welt gemacht. Der Mensch muss<br />
sich einmal für sein Tun und Lassen vor Gott<br />
verantworten. Gott hat dem Menschen einen<br />
Ausweg aus der Trennung von sich angeboten.<br />
Er wird diese Welt richten. Und weil die<br />
Bibel als geoffenbartes Wort Gottes, das Bestehen<br />
der Gemeinde Jesu und die Existenz<br />
des Volkes und Landes Israel Bestätigungen<br />
dieser Tatsachen sind, werden gerade sie bekämpft<br />
von Menschen und Mächten, die sich<br />
dem nicht stellen wollen.<br />
Das Bestrafen von Besitz oder gar Weitergabe<br />
von Bibeln in islamischen und kommunistischen<br />
Ländern, die Behinderungen christlicher<br />
Versammlungen und Aktivitäten und<br />
besonders die Feindschaft und der Kampf<br />
weiter Teile der Welt gegen Israel stellen uns<br />
dies fast täglich vor Augen. Und selbst unser<br />
Land, dessen Regierung deutlich für die Existenz<br />
des jüdischen Staates eintritt, macht<br />
Geschäfte mit dem Regime des iranischen<br />
Präsidenten Ahmadinedjad, dessen erklärtes<br />
Ziel die Vernichtung Israels und eine Welt<br />
ohne Zionismus ist. Welch gravierender Widerspruch!<br />
Auch Deutschland hat dies einst versucht,<br />
mit furchtbaren Folgen! Und als Konsequenz<br />
aus der neuheidnischen Schreckensherrschaft<br />
der National-Sozialisten haben die Väter<br />
unseres Grundgesetzes „die Verantwor-<br />
tung vor Gott und den Menschen“ in das<br />
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland<br />
geschrieben. – Die Formulierung stammt<br />
übrigens von dem Liberalen Erich Mende.<br />
Daran erinnere ich heute meine FDP-Kollegen<br />
gelegentlich, wenn sie sich anschicken,<br />
unter Verletzung des 3. Gebotes den Sonntagsschutz<br />
zugunsten der Ersatzreligion namens<br />
Shopping zu lockern. – Sicher kann<br />
man auch an Sonn- und Feiertagen Gewinn<br />
machen. Die Frage ist nur, ob darauf Gottes<br />
Segen liegt, an dem laut Martin Luther nun<br />
mal alles gelegen ist. Aber noch ein Wort<br />
dazu, wie „humanistisch“ die organisierten<br />
Humanisten wirklich sind. In der Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung vom 29. März 2010<br />
war in einem Artikel von Reinhard Bingener<br />
mit dem bezeichnenden Titel „Die Lust am<br />
Kind – Wofür steht die ‚Humanistische Union’?“<br />
u.a. zu lesen: „Wer ist eigentlich diese<br />
Humanistische Union, welche schon vor<br />
Jahrzehnten die Straffreiheit der Kindersexualität<br />
gefordert hat? Warum schreien diejenigen<br />
am lautesten gegen die Kirche, die<br />
im Beirat dieser Organisation sitzen, wie<br />
zum Beispiel die Grünen-Politikerinnen Renate<br />
Künast und Claudia Roth, ebenso wie<br />
Frau Leutheusser-Schnarrenberger? Ein lesenswerter<br />
Kommentar aus der F.A.Z. von<br />
heute zeigt die Hintergründe, welche den<br />
medialen Kreuzzug gegen die katholische<br />
Kirche mit beeinflussen.“ Die Hilfsorganisation<br />
CareChild, die sich gegen den sexuellen<br />
Missbrauch von Kindern und Kinderpornografie<br />
im Internet stark macht, bestätigt solche<br />
Verstrickungen: „Die Pädophilenfreundlichkeit<br />
hat bei den Grünen sowieso<br />
Tradition. Bis heute ist beispielsweise Daniel<br />
Cohn-Bendit, Mitglied des Europäischen<br />
Parlaments, ein bejubelter Mann in dieser<br />
Partei (…). In dem von ihm 1975 verfassten<br />
Buch ‚Der große Basar’ gesteht er den sexuellen<br />
Missbrauch von Kindern in einem<br />
Kindergarten.“ Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,<br />
Mitglied im Beirat der „Humanistischen<br />
Union“, ist heute erneut Bundesjustizministerin.<br />
Sie macht aus ihrer<br />
kirchenfeindlichen Haltung kein Hehl. So<br />
hat sie – unter bewusster Inkaufnahme der<br />
Verletzung der religiösen Gefühle evangelischer<br />
Christen – ihrem Hund den Namen<br />
Martin Luther gegeben.<br />
Wer Recht setzt und sich dabei einen Dreck<br />
um Gottes gute Gebote schert, für den hat die<br />
Bibel beim Propheten Jesaja 5,20-21 ein<br />
klares Wort: „Weh denen, die Böses gut und<br />
Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht<br />
und aus Licht Finsternis machen, die aus sau-<br />
er süß und aus süß sauer machen! Weh denen,<br />
die weise sind in ihren eigenen Augen<br />
und halten sich selbst für klug!“ Doch Klugheit<br />
ohne Gott hat mehr Leid und Zerstörung<br />
in der Geschichte der Menschheit hervorgebracht<br />
als alle Gewalt unter Missbrauch der<br />
Religionen zusammen. Es ist genau das, was<br />
Voegelin die „spielerische Grausamkeit der<br />
Humanisten“ genant hat. Als Mensch human,<br />
also ohne Gott gut sein zu wollen, hat schon<br />
oft in die Barbarei geführt.<br />
Nachtrag: Inzwischen ist bekannt geworden,<br />
das der Parteivorstand der SPD in seiner Sitzung<br />
Anfang Mai den Antrag auf Gründung<br />
eines Laizistischen Arbeitskreises einstimmig<br />
abgelehnt hat.<br />
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<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
15
Aktuelles<br />
Demokratie<br />
für Nahost<br />
von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />
Viel Neues hatte US-Präsident Barack Obama<br />
in der Rede vom 19. Mai nicht zu bieten, die<br />
vor allem in Israel mit großer Spannung erwartet<br />
worden war. Immerhin machte sich<br />
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu<br />
unmittelbar nach den letzten Worten des<br />
mächtigsten Mannes der Welt auf den Weg<br />
nach Washington und man erwartete einen<br />
Hinweis darauf, was Netanjahu in der amerikanischen<br />
Hauptstadt erwarten werde.<br />
„Assad hat eine Wahl“, ließ Obama verlauten:<br />
„Entweder er führt den Wandel zur Demokratie<br />
an, oder er geht aus dem Weg.“<br />
Diese klare Aussage in Richtung des syrischen<br />
Präsidenten war vielleicht das entscheidend<br />
Neue in einer Rede, die von Beobachtern in<br />
Israel als „Fortsetzung der Kairo-Rede“ vom<br />
Sommer 2009 gesehen und als „sehr naiv“<br />
gewertet wurde. Obama habe Ideale vertreten,<br />
wenn er einen demokratischen Aufbruch<br />
in Nahost postulierte. Ein reeller Bezug auf<br />
die eigentlichen Probleme habe gefehlt. Aus<br />
Damaskus war zu hören: „Das ist die übliche<br />
Heuchelei der Amerikaner!“ Und: „Die Sanktionen<br />
beeindrucken überhaupt nicht!“<br />
Obama zeichnete ein Bild von einem Nahen<br />
Osten auf dem Weg zur Demokratie und versprach,<br />
diesen Prozess mit allen Mitteln – vor<br />
allem aber wirtschaftlichen Anreizen – zu<br />
unterstützen. Die Rechte des Einzelnen will<br />
der amerikanische Präsident geschützt sehen,<br />
die arabischen Frauen „ermächtigt“ und Pressefreiheit,<br />
„auch wenn die nicht sagen, was<br />
wir hören wollen“. Eher am Rande erwähnte<br />
er das aus israelischer und palästinensischer<br />
Sicht zentrale Thema, den israelisch-palästinensischen<br />
Konflikt.<br />
„Zwei Staaten für zwei Völker auf der Basis<br />
der 1967er Grenzen mit Grenzkorrekturen“<br />
bestimmte der amerikanische Präsident, sei<br />
die Grundlage für den weiteren Verhandlungsprozess.<br />
Ein entmilitarisierter Staat Palästina<br />
müsse neben Israel als Staat des jü-<br />
16 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
dischen Volkes entstehen.<br />
Damit sagte Obama von<br />
der Substanz her kaum<br />
Anderes, als Netanjahu in<br />
seiner programmatischen<br />
Rede an der Bar-Ilan-Universität<br />
im Sommer 2009.<br />
Allerdings gab er auch keinen<br />
Hinweis darauf, wie<br />
Palästina als „zusammenhängender“(„contiguous“)<br />
Staat entstehen<br />
sollte, wo der Gazastreifen<br />
und das Westjordanland<br />
doch schon in der<br />
Zeit vor 1967 getrennt<br />
waren. Er wiederholte<br />
einfach nur die Phrase, die sein Vorgänger<br />
George W. Bush geprägt hatte: „Die Palästinenser<br />
müssen ihr Schicksal selbst bestimmen<br />
können in einem souveränen und zusammenhängenden<br />
Staat.“<br />
Barack Obama stellte klar: „Die Deligitimierung<br />
Israels wird nicht gelingen!“ Und: „Die<br />
Palästinenser werden ihre Unabhängigkeit<br />
nie erreichen, wenn sie Israels Existenzrecht<br />
nicht anerkennen.“ In Richtung Israel betonte<br />
er: „Unsere Verpflichtung für Israels<br />
Sicherheit ist unerschütterlich!“ Und: „Israel<br />
muss sich eigenständig gegen jegliche Bedrohung<br />
von außen verteidigen können.“ Dann<br />
erhob er allerdings auch in Richtung auf die<br />
Israelis den Zeigefinger: „Gerade wegen unserer<br />
Freundschaft müssen wir die Wahrheit<br />
sagen: Der Traum einer jüdischen Demokratie<br />
wird nicht bei gleichzeitig andauernder<br />
Besatzung erreicht werden können.“ „Der<br />
Status Quo ist nicht haltbar“, behauptete Obama<br />
und versuchte so dem Nahostfriedensprozess<br />
Dringlichkeit zu verleihen.<br />
Gleichzeitig vermied der amerikanische Präsident<br />
aber jede konkrete Aussage zu heiklen<br />
Themen. Er erwähnte nicht die großen Siedlungsblöcke,<br />
aber auch keine Siedlungsräumungen.<br />
Die hoch emotionalen Streitpunkte<br />
Einige Grenzen Israels sind schon aufgrund der optimierten<br />
Wasserversorgung bereits im Satellitenbild erkenntlich,<br />
Foto: NASA<br />
„Jerusalem“ und „Rückkehrrecht für Flüchtlinge“<br />
verwies er auf eine spätere Verhandlungsphase.<br />
Der für September von den Palästinensern<br />
geplanten einseitigen Ausrufung<br />
eines unabhängigen Staates erteilte er eine<br />
klare Absage. Der ehemalige Amerikakorrespondent<br />
des israelischen Fernsehens, Jaron<br />
Dekel, meinte, die Rede sei für die Regierung<br />
Netanjahu nicht leicht zu schlucken, weil dort<br />
niemand von den „Grenzen von 1967“ reden<br />
wolle. Daraufhin war aus der rechten Nationalen<br />
Union zu hören: Die Erwähnung der<br />
67er Grenzen sei überhaupt nichts Neues. Darüber<br />
hätten schon Clinton und Bush und Barak<br />
und Olmert und Livni verhandelt, ohne<br />
irgendeinen Erfolg. Tatsächlich schien Obama<br />
(oder seine Redenschreiber) total übersehen<br />
zu haben, dass die so genannten „Palileaks“<br />
vor ein paar Monaten weitgehende Zugeständnisse<br />
der palästinensischen Unterhändler in<br />
dieser Richtung offenbart hatten – was von der<br />
palästinensischen Öffentlichkeit aufs Schärfste<br />
kritisiert wurde. Der palästinensische Politiker<br />
Nabil Schaath meinte spontan, eine Rückkehr<br />
zu Verhandlungen sei ohne Siedlungsstopp<br />
undenkbar.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP<br />
www.israelnetz.com
Goldstones Reue<br />
von Ulrich W. Sahm,<br />
Jerusalem<br />
Noch nie hat ein Zeitungsartikel derartigen<br />
Wirbel in Israel ausgelöst. In der amerikanischen<br />
Zeitung „Washington Post“ hat der<br />
ehemalige südafrikanische Richter Richard<br />
Goldstone Reue kundgetan und Irrtümer eingestanden.<br />
Hätte er beim Verfassen des<br />
„Goldstone-Reports“ über vermeintliche<br />
Kriegsverbrechen Israels während des Gazakriegs<br />
2008/2009 gewusst, was ihm heute<br />
bekannt sei, hätte er den Report anders formuliert.<br />
Im Auftrag der Menschenrechtskommission<br />
der UNO, „mit Muammar Ghaddafi als Ehrenvorsitzenden“,<br />
wie israelische Politiker heute<br />
zynisch kommentieren, hatte sich der jüdische<br />
Richter bereit erklärt, mögliche<br />
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die<br />
Menschlichkeit während der dreiwöchigen<br />
„Operation gegossenes Blei“ zu untersuchen.<br />
Das Mandat der UNO-Kommission war so<br />
angelegt, dass eine Verurteilung Israels feststand.<br />
Deshalb verweigerte die israelische<br />
Regierung dem Richter und seinen Mitarbeitern<br />
die Einreise nach Israel und jegliche Kooperation,<br />
obgleich Goldstones Tochter in Tel<br />
Aviv lebt und der Richter sich selber als „Zionist“<br />
und Freund Israels bezeichnet. Das<br />
Ergebnis war eine verheerende Rufschädigung<br />
Israels und die Behauptung, dass Israel<br />
Aktuelles<br />
an der palästinensischen Zivilbevölkerung im<br />
Gazastreifen absichtlich „Massaker“ verübt<br />
habe. Vor allem diese Beschuldigung hat<br />
Goldstone jetzt in seinem Zeitungsartikel zurückgenommen.<br />
Im Report selber wurden<br />
lediglich „bewaffnete Gruppen“ im Gazastreifen<br />
des „kriminellen“ und „terroristischen“<br />
Raketenbeschusses auf Israel bezichtigt, nicht<br />
aber die dort de facto herrschende Hamas-<br />
Organisation, wie Goldstone jetzt in seinem<br />
Artikel behauptet. Er lobte Israel für die Hunderten<br />
Untersuchungen möglicher Kriegsverbrechen,<br />
sei aber überzeugt, dass israelische<br />
Soldaten nicht absichtlich Zivilisten getötet<br />
hätten. „Die Hamas hat nichts getan“, gesteht<br />
der Richter. Es sei ein „Fehler“ gewesen, derartige<br />
Untersuchungen auch von der Hamas<br />
zu erwarten. Beiläufig erwähnt er, dass sich<br />
die israelischen Zahlen zu den palästinensischen<br />
Opfern (etwa zwei Drittel Hamas-<br />
Kämpfer und weniger als ein Drittel Zivilisten)<br />
als korrekt herausgestellt hätten.<br />
Palästinensische Aktivisten in Großbritannien<br />
glaubten nach dem Erscheinen des unausgewogenen<br />
Reports, israelische Politiker<br />
wie Zipi Livni und hohe Offiziere bei ihrer<br />
Landung in Heathrow verhaften und als<br />
Kriegsverbrecher aburteilen lassen zu können.<br />
Namhafte Israelis wagten monatelang<br />
keine Besuche in London mehr.<br />
Die New York Times hatte sich geweigert,<br />
Goldstones Artikel zu veröffentlichen, deshalb<br />
sei er in der Washington Post erschienen.<br />
Amerikanische und israelische Presseberichte<br />
widerlegen Goldstones Behauptung,<br />
während seiner Untersuchungen im Gazastreifen<br />
vieles nicht gewusst zu haben. Er<br />
habe „etwas naiv“ der Hamas-Propaganda,<br />
parteiischen „Menschenrechtsorganisation“<br />
und sorgfältig ausgewählten Zivilisten im Gazastreifen<br />
geglaubt, obgleich schon damals<br />
die UNO, internationale Hilfsorganisationen,<br />
die israelische Regierung und Journalisten<br />
viele in den Report eingefügte Details als Falschinformationen<br />
nachweisen konnten.<br />
„Goldstone irrte, wenn er den Kontext von<br />
Kampfhandlungen ignorierte und Israel eines<br />
Massakers bezichtigte, nur weil ihm ein Zivilist<br />
erzählte, beschossen worden zu sein“,<br />
erklärte ein israelischer Militär.<br />
Staatspräsident Schimon Peres forderte, den<br />
Goldstone Report in den „Papierkorb der Geschichte“<br />
zu werfen. Im Kabinett verkündete<br />
der israelische Ministerpräsident am Sonntag,<br />
dass Israel die UNO auffordern wolle, den<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
17
Report zurückzuziehen. Bisher hat die UNO<br />
nur eine einzige Resolution für ungültig erklärt:<br />
die Gleichsetzung von Zionismus mit<br />
Rassismus. Sprecher der Hamas und der Autonomiebehörde<br />
in Ramallah behaupteten,<br />
dass Goldstones Rückzieher einem Blankoscheck<br />
für Israel gleiche, „weitere Massaker<br />
an Palästinensern zu verüben“. „Zionisten“<br />
hätten Goldstone eingeschüchtert und ihm<br />
Todesdrohungen zugesandt. Deshalb sei er<br />
eingeknickt. Alon Liel, ein ehemaliger Türkeibotschafter<br />
Israels und alter Bekannter<br />
Goldstones, bestätigte, dass der Richter erschreckt<br />
gewesen sei über Kritik und Hass<br />
vieler jüdischer und israelischer Freunde. Der<br />
Politologe Schlomo Avineri meint hingegen,<br />
dass Goldstone ein „aufrichtiger Mann“ sei.<br />
Er sei seinem Gewissen gefolgt und habe deshalb<br />
seine Irrtümer eingestanden. Zudem<br />
sollten Goldstone keine persönlichen Vorhaltungen<br />
gemacht werden. Er sei an das Mandat<br />
der UNO-Menschenrechtskommission<br />
gebunden gewesen. Zudem hätten einige seiner<br />
Mitarbeiter aus ihrer anti-israelischen<br />
Haltung keinen Hehl gemacht. Goldstones<br />
größter Fehler sei es gewesen, sich als Jude<br />
hingegeben zu haben, und dass er sich von<br />
der Menschenrechtskommission habe „ausnutzen“<br />
lassen, diesen Report zu verfassen.<br />
In unzähligen Talkshows und Zeitungsartikeln<br />
wurde inzwischen Goldstones „Bekehrung“<br />
diskutiert. Menschenrechtsorganisationen<br />
wie Betzelem und „Schweigen brechen“<br />
wurden kritisiert, da sie Goldstone mit<br />
falschen Informationen gefüttert hätten. Denen<br />
habe er blindlings geglaubt, irrtümlich.<br />
Kritisiert wurde auch die israelische Regierung<br />
wegen ihrer Weigerung, mit Goldstone<br />
zu kooperieren. „Vielleicht wäre der Report<br />
anders ausgefallen“, spekuliert Alon Liel. Jedoch<br />
eine Frau aus Sderot, deren Haus von<br />
Axel Kühner<br />
<strong>Leben</strong> über sich<br />
selbst hinaus<br />
Impulse für einen<br />
befreiten Glauben<br />
18 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Derek C. White<br />
einer Hamasrakete getroffen worden war und<br />
die dabei ihren Mann verloren hatte, war gegen<br />
den Willen der Regierung auf eigene<br />
Faust nach Genf gereist, um Goldstone als<br />
Zeugin „die israelische Seite“ vorzustellen.<br />
Im Rundfunk erzählte sie am Sonntag, dass<br />
Goldstone während ihrer Anhörung „eingeschlafen“<br />
sei, und dass nichts von ihren Aussagen<br />
in den Report Eingang gefunden hätte.<br />
Im Report selber wurden offizielle israelische<br />
Erklärungen als „unglaubwürdig“ abgetan,<br />
sodass sich die israelische Regierung durch<br />
eine Kooperation mit der UNO-Kommission<br />
nur kompromittiert hätte.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Goldstone gesteht<br />
Irrtum ein<br />
von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />
Zur Vorgeschichte: Am 15. September 2009<br />
wurde ein Bericht der United Nations Fact<br />
Finding Mission on the Gaza Conflict veröffentlicht,<br />
die darin die Ansicht vertrat, dass<br />
während der Militäroperation Israels gegen<br />
die Terrorstruktur der Hamas im Gazastreifen,<br />
„Gegossenes Blei“, sowohl bewaffnete<br />
palästinensische Gruppen als auch die Israelischen<br />
Streitkräfte gegen das Kriegsvölkerrecht<br />
verstoßen hätten. Dieser Bericht wurde<br />
im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates unter<br />
Federführung des südafrikanischen Richters<br />
Richard Goldstone verfasst.<br />
Am 16. Oktober 2009 nahm der UN-Menschenrechtsrat<br />
mit einer Mehrheit von 25<br />
seiner 47 Mitglieder, darunter Libyen, eine<br />
israelkritische Resolution zum so genannten<br />
Goldstone-Bericht an. Richard Goldstone<br />
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selbst kritisierte diese Resolution. Das fünfseitige<br />
Papier mache ihn „traurig“, da es „nur<br />
Anschuldigungen gegen Israel“ enthalte. Die<br />
Hamas werde dagegen nicht erwähnt. In<br />
einem Interview räumte Goldstone außerdem<br />
ein, dass der Bericht vor einem Gericht<br />
trotz übereinstimmender Zeugenaussagen<br />
keine Beweiskraft habe. Die palästinensische<br />
Seite begrüßte dagegen das Votum des Menschenrechtsrates.<br />
Am 5. November 2009 stimmte die Generalversammlung<br />
der Vereinten Nationen einer<br />
Annahme des Goldstone-Berichtes zu. 114<br />
Mitgliedsstaaten unterstützen eine von den<br />
arabischen und blockfreien Staaten eingebrachte<br />
Resolution, in der sowohl Israel als<br />
auch die Palästinenser aufgefordert wurden,<br />
innerhalb von drei Monaten mögliche Menschenrechtsverletzungen<br />
während des Gazakrieges<br />
zu untersuchen. Die Vollversammlung<br />
empfahl Generalsekretär Ban Ki-moon,<br />
den Goldstone-Bericht dem UN-Sicherheitsrat<br />
zur Abstimmung vorzulegen. 18 Staaten,<br />
darunter Deutschland und die USA, lehnten<br />
den Bericht als „einseitig und fehlerhaft“ ab.<br />
Auch vom Menschenrechtsbeauftragten der<br />
Bundesregierung, Günter Nooke, wurde die<br />
einseitige Parteinahme des Rates für die palästinensische<br />
Seite in der Vergangenheit<br />
mehrfach kritisiert. In Folge des Berichtes<br />
wurden in Israel 400 Ermittlungen durchgeführt,<br />
bei welchen es zu zwei Verurteilungen<br />
kam. Die Hamas hingegen ermittelte in keinem<br />
einzigen Fall. In einem Artikel der<br />
Washington Post vom 1. April 2011 stellte<br />
Richard Goldstone nun seinen Bericht teilweise<br />
in Frage. Unter anderem schreibt Goldstone:<br />
„Wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt weiß,<br />
wäre der Goldstone-Bericht ein anderes Dokument.“<br />
Er stellt fest: Israel untersucht im<br />
Islam und Christentum:<br />
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Falle des Verdachts auf Verbrechen seinerseits.<br />
Die Hamas tut das nicht. Die Hamas hat<br />
gezielt auf Zivilisten geschossen. Zivilisten<br />
waren von Seiten Israels nie erklärterweise<br />
ein Ziel. „Ich bedauere, dass unsere Untersuchungskommission<br />
keine Beweise dafür hatte,<br />
die erklärt hätten, unter welchen Umständen<br />
Zivilisten in Gaza unter Beschuss gekommen<br />
sind.“ Goldstone prangert „Israels Mangel<br />
an Kooperation“ an, gibt aber zu: „Die Geschichte<br />
des UN-Menschenrechtsrates ‚der<br />
Einseitigkeit gegen Israel kann nicht bezweifelt<br />
werden´“. Seit Israels Gazakrieg vom Jahreswechsel<br />
2008/2009 wurden „hunderte<br />
weiterer Raketen und Mörsergranaten auf<br />
zivile Ziele in Israel abgeschossen.“<br />
Goldstone: „Der UN-Menschenrechtsrat<br />
sollte diese hinterhältigen Taten aufs Schärfste<br />
verurteilen.“, ebenso „das unentschuldbare<br />
und kaltblütige Massaker kürzlich an einem<br />
jungen israelischen Paar und ihren drei kleinen<br />
Kindern in ihren Betten.“<br />
Interessant wäre jetzt, einmal festzustellen,<br />
· wer nach dem Goldstone-Bericht kritiklos<br />
mit den Wölfen geheult hat<br />
· wer sich jetzt korrigiert<br />
· wo dieser Sinneswandel von Richter Goldstone<br />
überhaupt wahrgenommen und<br />
publiziert wird.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP,<br />
www.israelnetz.com<br />
Was die logische<br />
Konsequenz des Gold-<br />
stone-Artikels für<br />
Deutschland wäre<br />
Am 10. November 1975 wurde von der UN-<br />
Generalversammlung die Resolution 3379<br />
mit dem Titel „Beseitigung aller Formen der<br />
Rassendiskriminierung“ mit 72 zu 35 Stimmen<br />
bei 32 Enthaltungen angenommen. Sie<br />
besagte, dass „Zionismus eine Form des Rassismus<br />
und der Rassendiskriminierung“ sei.<br />
Zudem stellte sie Israel in eine Reihe mit den<br />
Apartheid-Staaten Südafrika und Rhodesien.<br />
Die meisten westlichen Länder, u.a. die USA<br />
und die Bundesrepublik Deutschland,<br />
stimmten dagegen. Die Ja-Stimmen stammten<br />
im Wesentlichen von den arabischen Ländern,<br />
von Staaten der Dritten Welt sowie des<br />
Ostblocks, u.a. der Sowjetunion und der<br />
DDR, die sich für diese Beschluss besonders<br />
engagierte, um die Anerkennung der ara-<br />
bischen Welt zu erheischen. Erst nach dem<br />
Zusammenbruch des Ostblocks, nach der<br />
Friedlichen Revolution und kurz vor der Auflösung<br />
der DDR distanzierte sich deren erste<br />
frei und demokratisch gewählte Volkskammer<br />
am 12. April 1990 u.a. auch von dieser Anti-<br />
Zionismus-Resolution. Unter Mitwirkung des<br />
Autors dieser Zeilen sammelten Abgeordnete<br />
Unterschriften unter ihren Abgeordnetenkollegen<br />
für einen Antrag bei der UNO, die Resolution<br />
zurückzunehmen. Weiterhin bekannte<br />
sich die Volkskammer in einer<br />
Erklärung zur Mitverantwortung für den Holocaust,<br />
bat um Verzeihung für die Feindseligkeit<br />
der DDR-Politik gegenüber Israel und<br />
bedauerte den Antisemitismus in der DDR:<br />
„Wir bitten die Juden in aller Welt um Verzeihung.<br />
Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung<br />
für Heuchelei und Feindseligkeit der<br />
offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat<br />
Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung<br />
jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in<br />
unserem Lande.“ In der Folge kam es zu<br />
einem bisher nie dagewesenen Vorgang: Am<br />
16. Dezember 1991 wurde die umstrittene<br />
Resolution tatsächlich in der Resolution<br />
46/86von der UN-Generalversammlung mit<br />
111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen zurückgenommen!<br />
Kein arabischer Staat<br />
stimmte für die Rücknahme. 1998 bezeichnete<br />
UN-Generalsekretär Kofi Annan die Resolution<br />
3379 als einen „Tiefpunkt“ der Geschichte<br />
der Vereinten Nationen.<br />
Am 16. Oktober 2009 nahm der UN-Menschenrechtsrat<br />
mit einer Mehrheit von 25<br />
seiner 47 Mitglieder wiederum eine israelkritische<br />
Resolution an, diesmal zum so genannten<br />
Goldstone-Bericht. Richard Goldstone<br />
selbst kritisierte diese Resolution. Das<br />
fünfseitige Papier mache ihn „traurig“, da es<br />
„nur Anschuldigungen gegen Israel“ enthalte.<br />
Die Hamas werde dagegen nicht erwähnt.<br />
In einem Interview räumte Goldstone<br />
ein, dass der Bericht vor einem<br />
Gericht trotz übereinstimmender Zeugenaussagen<br />
keine Beweiskraft habe. Die palästinensische<br />
Seite begrüßte dagegen das<br />
Votum des Menschenrechtsrates. Am 5. November<br />
2009 stimmte die Generalversammlung<br />
der Vereinten Nationen einer Annahme<br />
des Goldstone-Berichtes zu.<br />
In der amerikanischen Zeitung „Washington<br />
Post“ vom 1. April 2011 hat der ehemalige<br />
südafrikanische Richter Richard Goldstone<br />
nun gravierende Irrtümer eingestanden. Hätte<br />
er beim Verfassen des „Goldstone-Reports“<br />
über vermeintliche Kriegsverbrechen Israels<br />
während des Gazakriegs 2008/2009 gewusst,<br />
was ihm heute bekannt sei, hätte er den Report<br />
anders formuliert. Das Ergebnis war eine<br />
verheerende Rufschädigung Israels und die<br />
Behauptung, dass Israel an der palästinensischen<br />
Zivilbevölkerung im Gazastreifen absichtlich<br />
„Massaker“ verübt habe. Vor allem<br />
diese Beschuldigung hat Goldstone jetzt in seinem<br />
Zeitungsartikel zurückgenommen.<br />
Um den häufig wiederholten und vielbeachteten<br />
Worten deutscher Politiker über die<br />
„besonderen deutsch-israelischen Beziehungen“<br />
Taten folgen zu lassen, wäre es ein<br />
Akt der Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik<br />
Deutschland – ungeachtet möglicher negativer<br />
außenpolitischer und wirtschaftlicher<br />
Folgen – in der UN-Vollversammlung die<br />
Rücknahme der auf dem fragwürdigen Goldstone-Report<br />
basierenden Resolution, in der<br />
Israel wieder einmal einseitig verurteilt wurde,<br />
zu beantragen und unter seinen Verbündeten<br />
für eine Mehrheit zu werben. Wenn es<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel ernst ist mit<br />
dem in ihrer Rede vom 17. März 2008 vor<br />
der Knesset bekundeten Eintreten für das<br />
Existenzrecht Israels, dann besteht jetzt dafür<br />
die Chance, sich in deutschem Namen allen<br />
Versuchen in der UNO entgegenzustellen,<br />
das legitime Recht des Staates Israel zur Verteidigung<br />
seiner Zivilbevölkerung gegen ständige<br />
Raketenangriffe und andere Formen des<br />
Terrors zu diskreditieren und zu delegitimieren.<br />
Das bedeutet auch, der Anerkennung<br />
eines Palästinenserstaates, in dem die die Terrororganisation<br />
Hamas das Sagen hat, die<br />
nach wie vor Israel vernichten will, in der<br />
UNO eine klare Absage zu erteilen!<br />
Lothar Klein, Vorsitzender der <strong>Sächsische</strong>n<br />
<strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Der Verfasser war 1990 Abgeordneter der<br />
letzten und einzig frei und demokratisch gewählten<br />
DDR-Volkskammer. Anschließend<br />
gehörte er bis 1994, zeitweise auch als Vorstandsmitglied,<br />
der CDU/CSU-Gruppe im<br />
Europäischen Parlament an. Seit 2004 ist er<br />
CDU-Stadtrat der sächsischen Landeshauptstadt<br />
Dresden.<br />
Jetzt neu: www.zum-leben.de<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
19
Aktuelles<br />
Die innerpalästinensische<br />
Versöhnung<br />
Bei angezogener Bremse Vollgas voraus<br />
von Johannes Gerloff, Jerusalem<br />
Im Sommer 2007 putschte sich die legitim<br />
gewählte Hamas im Gazastreifen an die<br />
Macht. Im Verhältnis zur Fatah, der stärksten<br />
Fraktion in der PLO, kehrte Eiszeit ein. Beiden<br />
schien jedes Mittel recht, die jeweils andere<br />
Seite zu diffamieren. Man warf sich<br />
Homosexualität und Ehebruch vor. „Beweismaterial“<br />
in gedruckter Form und auf DVD<br />
wurde verbreitet. Die Hamas zwang Fatah-<br />
Mitglieder von Hochhäusern zu springen,<br />
zerschoss jungen Männern die Knie und demütigte<br />
sie öffentlich. Die Fatah schürte das<br />
Bild von den radikalen Islamisten, brachte<br />
etwa eine Videoaufzeichnung von der Steinigung<br />
eines 16-jährigen Mädchens unter Journalisten<br />
in Umlauf. Später stellte sich heraus,<br />
dass das furchtbare Dokument aus dem Irak<br />
stammte. Gleichzeitig schossen die Getreuen<br />
des vom Westen gestützten Präsidenten<br />
Mahmud Abbas Raketen von Gaza auf Israel,<br />
um die Hamas zu diskreditieren und sich<br />
selbst vor der Bevölkerung als Helden des Widerstands<br />
zu profilieren. Hunderte von Palästinensern<br />
fielen innerpalästinensischen Auseinandersetzungen<br />
zum Opfer.<br />
Im Westjordanland sperrte die Fatah Unruhestifter<br />
von der Hamas – ohne jegliche rechtsstaatliche<br />
Maßnahmen – ein. Die Ruhe der<br />
vergangenen Jahre war mit eiserner Faust<br />
erzwungen. Folter gehört zu den Maßnahmen<br />
der palästinensischen Sicherheitskräfte,<br />
die vom Westen ausgebildet und finanziert<br />
werden. Gleicherweise konsolidierte die Hamas<br />
ihre Macht im Gazastreifen. Würde die<br />
israelische Armee die Fatah nicht unterstützen,<br />
hätte die Hamas auch im Westjordanland<br />
schon längst die Macht übernommen.<br />
Unzählige Male bemühten sich westliche und<br />
arabische Diplomaten um eine Aussöhnung<br />
des palästinensischen Volkes. Der zeremoniell<br />
eindrücklichste Versöhnungsversuch war<br />
das Abkommen von Mekka im Februar 2007<br />
vor dem Zentralheiligtum aller Muslime, der<br />
Kaaba. Doch all das blieb ohne Erfolg, bis sich<br />
Ende April Vertreter von Fatah und Hamas<br />
20 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
unter ägyptischer Aufsicht in Kairo trafen.<br />
Am 4. Mai 2011 unterzeichneten die beiden<br />
Kontrahenten sowie elf weitere palästinensische<br />
Fraktionen ein Abkommen, das den<br />
Weg ebenen soll für eine gemeinsame Regierung,<br />
Neuwahlen und eine Neuordnung der<br />
Palästinensischen Befreiungsorganisation<br />
(PLO). Neben Präsident Abbas und dem in<br />
Damaskus ansässigen Chef des Hamas-Politbüros,<br />
Chaled Maschaal, waren auch der<br />
UNO-Gesandte Robert Serry und der Generalsekretär<br />
der Arabischen Liga, Amr Moussa,<br />
anwesend.<br />
Das Abkommen von Kairo sieht vor, die palästinensischen<br />
Sicherheitskräfte im Gazastreifen<br />
und der Westbank zu vereinigen. Ein Aufbauprogramm<br />
für Gaza soll in Angriff<br />
genommen werden. Beide Seiten wollen politische<br />
Gefangene freilassen. Ägyptens Außenminister<br />
Nabil Elaraby versprach, den Grenzübergang<br />
Rafah zwischen dem Gazastreifen<br />
und dem Sinai zu öffnen und so die Blockade<br />
des Küstenstreifens offiziell aufzuheben. Im<br />
Land am Nil werden Stimmen laut, man solle<br />
das ägyptische Erdgas nicht an „die zionistische<br />
Größe“ liefern, sondern an die palästinensischen<br />
Brüder – und denen auch einen<br />
visumsfreien Grenzverkehr ermöglichen.<br />
Letztendlich ist das neue Fatah-Hamas-Abkommen<br />
ein Spiegel der jüngsten Entwicklungen<br />
in der arabischen Welt. Mit dem ägyptischen<br />
Präsidenten Hosni Mubarak hat die<br />
Fatah ihren Hauptsponsor verloren und zudem<br />
erkannt, wie unzuverlässig der Westen<br />
seinen Weggefährten zur Seite steht. Abbas<br />
äußerte ganz unverhohlen, dass er sich selbst<br />
von den USA verraten fühlt. Deshalb<br />
schwenkte die eigentlich säkulare Fatah auf<br />
den Kurs der Islamischen „Widerstandsbewegung“<br />
Hamas ein, die selbst keinerlei Zugeständnisse<br />
machte, ihre Position in keiner<br />
Weise veränderte und somit der große Gewinner<br />
ist. Der semantische Schlenker von<br />
Hamas-Führer Mahmud Zahar, man könne<br />
einen Palästinenserstaat in den Grenzen von<br />
1967 anerkennen, ändert daran nichts. Das<br />
ist zwar ein grundsätzlich neuer Ton, ange-<br />
sichts der traditionellen Hamas-Forderung,<br />
„jeden Teil Palästinas“ „vom Fluss bis zum<br />
Meer“ zu befreien. Eine formelle Anerkennung<br />
des jüdischen Staates Israel würde aber,<br />
so Zahar, der nächsten Generation die Möglichkeit<br />
nehmen, das Land zu befreien.<br />
Chaled Maschaal betonte, man werde die Positionen<br />
im Blick auf Verhandlungen und den<br />
Widerstand gegen Israel künftig miteinander<br />
koordinieren. Sollte diese Absichtserklärung<br />
Realität werden, würde das bedeuten, dass alle<br />
künftigen Angriffe der Hamas auf Israel in Abstimmung<br />
mit der Führung in Ramallah durchgeführt<br />
würden. Gegenüber den iranischen<br />
Farsnews (FNA) betonte der Fatah-Abgeordnete<br />
im Palästinensischen Legislativrat, Abdullah<br />
Abdullah, Fatah und Hamas seien sich in der<br />
Frage des „zionistischen Regimes“ ohnehin<br />
einig. Keine der beiden Organisationen habe<br />
„das israelische Regime als Staat“ anerkannt.<br />
Formell richtig ist, dass lediglich die Palästinensische<br />
Autonomiebehörde (PA) – nicht<br />
aber die Fatah – Israel anerkannt hat.<br />
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu<br />
konterte, die Fatah müsse sich zwischen Israel<br />
und der Hamas entscheiden. Eine Terrororganisation,<br />
die Israels Zerstörung anstrebe, könne<br />
niemals Friedenspartner sein. Sein Finanzminister<br />
Juval Steinitz blockierte spontan die<br />
Überweisung von Steuergeldern an die PA –<br />
umgerechnet ungefähr 60 Millionen Euro –, so<br />
dass die PA ihren Mitarbeitern für April keine<br />
Gehälter auszahlen konnte. Innerhalb der israelischen<br />
Regierung ist der Alleingang von Steinitz<br />
umstritten. Besonders in Sicherheitskreisen<br />
äußerte man sich empört, dass sich der<br />
Finanzminister nicht über die Auswirkungen<br />
seiner Entscheidung auf Diplomatie und die<br />
Sicherheitslage im Klaren sei.<br />
Der israelische Verteidigungsminister Ehud<br />
Barak forderte, die Palästinenser sollten sich<br />
endlich zu den Forderungen des Nahostquartetts<br />
(USA, EU, Russland und UNO) stellen:<br />
Einer Anerkennung Israels, der bestehenden<br />
Verträge und einer Absage an den Terror.<br />
Dann fügte er noch eine Bedingung hinzu:<br />
Das Internationale Rote Kreuz müsse endlich<br />
den gefangenen Soldaten Gilad Schalit besuchen<br />
dürfen. Eine fünfte Forderung an die<br />
Palästinenser kam von der Anti-Defamation<br />
League (ADL), die sich weltweit gegen die<br />
Verunglimpfung des Judentums einsetzt: Die<br />
Hamas müsse jeglichem Antisemitismus abschwören.<br />
Die Organisation beklagt, dass die<br />
Hamas-Ideologie auf „uralten, klassischen antisemitischen<br />
Mythen“ basiere.
Spannend bleibt, wie sich westliche Geldgeber<br />
verhalten werden. Alt-US-Präsident Jimmy<br />
Carter hofft ungebrochen auf „eine palästinensische<br />
Demokratie“, die „einen<br />
sicheren Frieden mit Israel schließen“ kann.<br />
Quartett-Botschafter Tony Blair erklärte,<br />
sollte sich die palästinensische Regierung<br />
nicht ausdrücklich an die Bedingungen halten,<br />
werde es schwieriger, die PA mit Geldern<br />
zu versorgen. Dem hält der Abbas-Vertraute<br />
Nabil Schaath entgegeben, der Hamas<br />
eine Absage an den Terror und eine Anerkennung<br />
Israels abzuverlangen sei „unfair, nicht<br />
machbar und sinnlos.“<br />
Recep Tayyip Erdogan hat derweil zu Protokoll<br />
gegeben, er halte die Hamas für eine politische<br />
Partei und nicht für eine Terrororganisation.<br />
„Die Terroristen zu nennen<br />
bedeutet, den Willen des palästinensischen<br />
Volkes nicht zu respektieren!“, erklärte der<br />
türkische Regierungschef. Immerhin habe die<br />
Hamas eine Wahl gewonnen, Parlaments-abgeordnete<br />
und Minister gestellt. Ein Friede<br />
im Nahen Osten müsse mit einem innerpalästinensischen<br />
Frieden beginnen. Irans Außenminister<br />
Ali Akbar Salehi begrüßte das<br />
palästinensische Versöhnungsabkommen als<br />
richtigen Schritt „zur Verwirklichung der<br />
Ziele und Rechte des palästinensischen<br />
Volkes“.<br />
© Sergej Razvodovskij – fotolia.com<br />
Vorgesehen ist nun eine „unparteiische Expertenregierung“,<br />
die alles weiß und alles<br />
kann, nur eben keine politischen Entscheidungen<br />
treffen darf. Mordechai Kedar vom<br />
Begin-Sadat Zentrum für strategische Studien<br />
(BESA) an der Bar-Ilan-Universität beschreibt<br />
die Arbeitsteilung bei den Palästinensern: „Abbas<br />
drückt aufs Gas, Hamas auf die Bremse.“<br />
Trotz Kairo-Versöhnungsabkommen bleiben<br />
tiefgreifende religiöse, ideologische und sozioökonomische<br />
Differenzen. Abbas und seine<br />
Mitstreiter werden sich dem Verdacht nicht<br />
entziehen können, heimlich weiter mit Amerika,<br />
Europa und Israel zu flirten, während die<br />
Hamas Hilfe bei den verhassten iranischen<br />
Schiiten sucht und dabei ihren de facto Staat<br />
in Gaza, mit eigener Armee, Rüstungsindustrie,<br />
Legislative und der entsprechenden<br />
„Recht und Ordnung“ weiter ausbaut.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP<br />
www.israelnetz.com<br />
„Ein Tropfen am Eimer“<br />
Liebe Leser,<br />
Siehe, Nationen sind geachtet wie ein<br />
Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn<br />
auf der Waagschale. Jesaja 40,15<br />
wir sind „wie eine Villa im Dschungel“, erklärt<br />
mir ein Israeli seine Gefühle. Vielleicht<br />
passt auch das Bild vom „Fels in der Brandung“,<br />
wenn man erlebt, wie ruhig es in Israel<br />
ist, während das Völkermeer ringsum<br />
brodelt. Ich schreibe diese Zeilen während<br />
die Palästinenser ihren „Tag der<br />
Katastrophe“ begehen. Für<br />
viele war die Staatsgründung<br />
Israels<br />
der Beginn<br />
eines Flüchtlingsdaseins. Nicht nur in Gaza,<br />
um Jerusalem und an der libanesischen Grenze<br />
kam es zu Unruhen. Eine große Gruppe<br />
von syrischen Palästinensern hat auf den Golanhöhen<br />
den Grenzzaun abgerissen und sich<br />
Zugang zum Drusendorf Madschdal Schams<br />
verschafft. Der Dschungel lässt grüßen, auch<br />
dort, wo Israel mehr als drei Jahrzehnten lang<br />
seine ruhigste Grenze hatte. Gischt besprüht<br />
den Felsen. Die israelische Armee antwortet<br />
mit Härte auf mutwillige Grenzverletzungen.<br />
Es gab Tote und Verletzte. Wie das weitergehen<br />
soll, ist nicht absehbar.<br />
Der Prophet Jesaja rückt das Geschehen um<br />
Israel in eine göttliche Perspektive. Aus der<br />
Sicht des Schöpfers sind die Völker „wie ein<br />
Tropfen am Eimer“, „wie ein Sandkorn auf<br />
der Waage“, „wie ein Stäublein“ (Jesaja<br />
40,15). Jahrhunderte zuvor hatte schon der<br />
König David gesehen, wie die Völkerwelt um<br />
Israel tobt. Doch anstatt sorgenvoll die Stirn<br />
zu runzeln, kommt der Psalmist zu dem<br />
Schluss: „der im Himmel wohnt, lachet ihrer,<br />
der Herr spottet ihrer“ (Psalm 2,4). Er, der<br />
alles geschaffen hat, hält auch alles in seiner<br />
Hand. Für ihn sind die tobenden Völker kein<br />
Problem, sondern ein Mittel auf dem Weg<br />
zum Ziel.<br />
Jesaja darf seinem Volk Trost zusprechen (Jesaja<br />
40,1). Der Trost Israels ist sein Gott (Jeremia<br />
14,8) und sein Messias, sein Christus,<br />
sein Gesalbter. Nur in der Einheit mit Gott<br />
findet Israel Ruhe. Nicht der Zufall, sondern<br />
der Gott Israels führt sein Volk in sein Land<br />
(Jesaja 40,11; 49,8ff). Deshalb sehen sich aus<br />
biblischer Perspektive auch die nichtjüdischen<br />
Völker dieser geheimnisvollen „Trinität“<br />
von Gott, Volk und Messias gegenüber.<br />
Sie lehnen sich auf „wider den Herrn und<br />
seinen Gesalbten“ (Psalm 2,2). Jesaja zeichnet<br />
in der zweiten Hälfte seines Buches ein<br />
eigenartig verschwommenes Bild vom Gottesknecht,<br />
der eindeutig mit „Israel“ oder<br />
„Jakob“ identifiziert wird, dann<br />
aber wieder als Einzelperson<br />
erscheint, als Messias. „Tastet<br />
meine Gesalbten –<br />
meine Messiase – nicht<br />
an“, warnt König David<br />
die nichtjüdischen Völker<br />
mit eindeutigem Bezug auf das<br />
Volk Israel (1. Chronik 16,22).<br />
Die Bibel zeichnet Linien, die sich<br />
nur schwer mit der Realität reimen.<br />
Die arabische Welt wird beherrscht<br />
von einem irrationalen, selbstzerstö-<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
21
erischen Hass auf das jüdische Volk und alle<br />
Ausdrucksformen seiner Existenz. Israel<br />
selbst steckt in einer tiefen Identitätskrise. Es<br />
weiß nicht, wer es ist, was es soll, wie es<br />
weitergeht – und reagiert auf sein Gottesverhältnis<br />
angesprochen sehr empfindlich. Wer<br />
in unserer westlichen Welt als politischer Beobachter<br />
ernst genommen werden will, sollte<br />
jegliche religiöse Interpretation des aktuellen<br />
Geschehens tunlichst vermeiden. Vielleicht<br />
deshalb scheint selbst „die Gemeinschaft der<br />
Gläubigen“ zu keiner wegweisenden Stellungnahme<br />
fähig, die über eine allgemeingültige<br />
Anmahnung der Menschenrechte oder<br />
Werbung für die eigene Sache hinausgeht.<br />
Wie mutmachend ist da die Stimme des Propheten<br />
Jesaja: „die Herrlichkeit des Herrn soll<br />
offenbart werden, und alles Fleisch miteinander<br />
wird es sehen; denn des Herrn Mund<br />
hat‘s geredet“ (Jesaja 40,5).<br />
Mit herzlichem Schalom aus dem umstrittenen<br />
Jerusalem, Ihr Johannes Gerloff<br />
P.S.: Nehmen Sie sich einmal eine stille Stunde<br />
und lesen sie Kapitel 40 des Jesajabuches<br />
und Psalm 2.<br />
Diesen Artikel aus dem Israelreport des Magazins<br />
PRO des Christlichen Medienverbunds<br />
KEP haben wir mir freundlicher Genehmigung<br />
des Autoren übernommen.<br />
Vereinigung mit dem<br />
Terrorismus – das Versöhnungsabkommen<br />
zwischen<br />
Hamas und Fatah<br />
Außenministerium des Staates Israel,<br />
03.05.2011<br />
Am 27. April 2011 haben Hamas und Fatah<br />
einen Vorvertrag zur Versöhnung zwischen<br />
den beiden Organisationen vereinbart. Der<br />
Leiter des Hamas-Politbüros, Khaled Mashaal,<br />
und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde,<br />
Mahmoud Abbas, werden<br />
ihn in Kairo unterzeichnen.<br />
Trotz palästinensischer Versuche, dies als einen<br />
positiven Schritt darzustellen, behält die<br />
Hamas ihren Grundcharakter als Terrororganisation,<br />
die Ansätze zu einer friedlichen Lösung<br />
des Konflikts zurückweist und gleichzeitig<br />
den globalen Jihad unterstützt, bei. Man<br />
braucht sich nur die Stellungnahme der Hamas<br />
im Anschluss an den Tod Osama Bin La-<br />
22 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
dens anzusehen, um das Ausmaß ihres terroristischen<br />
Wesens und Charakters zu<br />
verstehen. Am 2. Mai verurteilte Hamas-Ministerpräsident<br />
Ismail Haniyeh den „Mord“<br />
an Bin Laden und pries ihn als „heiligen Krieger“.<br />
Hanyieh betonte: „Wir betrachten dies<br />
… als eine Fortsetzung der auf Unterdrückung<br />
und dem Vergießen von muslimischem<br />
und arabischem Blut basierenden US-Politik.<br />
Trotz Meinungsunterschieden innerhalb der<br />
arabischen und islamischen Welt verurteilen<br />
wir die Ermordung eines heiligen arabischen<br />
und muslimischen Kriegers ganz entschieden.<br />
Möge Allah ihm gnädig sein, und möge<br />
er seinen rechtmäßigen Platz mit den Märtyrern<br />
und Gerechten einnehmen.“<br />
Die Zurückweisung des Friedenspfads und<br />
der Bedingungen des Nahostquartetts durch<br />
die Hamas sowie ihr Einsatz für den Terrorismus<br />
werden in ihren Interviews und Pressekonferenzen<br />
vom Tag, da der Einigungsvertrag<br />
vereinbart wurde, ersichtlich.<br />
Die drei Bedingungen des Nahostquartetts<br />
(USA, EU, UNO und Russland) für jegliche<br />
palästinensische Regierung, die internationale<br />
Legitimität und Zusammenarbeit anstrebt,<br />
– Anerkennung von Israels Existenzrecht,<br />
Verzicht auf Terror und Gewalt und Einhaltung<br />
früherer Abkommen und Verpflichtungen<br />
– wurden in der Übereinkunft ignoriert.<br />
In der von Al-Jazeera übertragenen<br />
Pressekonferenz vom 27. April erklärte der<br />
stellvertretende Leiter des Hamas-Politbüros,<br />
Moussa Abu Marzouq: „Nun sind das Quartett<br />
und mit ihm seine Bedingungen obsolet<br />
geworden, und es wird nicht mehr groß berücksichtigt.<br />
Das Quartett und seine Bedingungen<br />
wurden in diesen Übereinkünften<br />
nicht auch nur ein einziges Mal erwähnt.“<br />
Am selben Tag verkündete der Hamas-Außenminister<br />
in Gaza, Mahmoud al-Zahar, in Al-<br />
Jazeera, dass die Hamas weiter den Terrorismus<br />
unterstützen werde: „Wir glauben an<br />
den bewaffneten Kampf, zusätzlich zu verantwortungsvollem<br />
Regieren, sowie daran, dem<br />
Widerstand [d.i. Terrorismus] Regierungsressourcen<br />
zur Verfügung zu stellen.“<br />
Al-Zahar wies auch das Prinzip friedlicher<br />
Verhandlungen zurück, wobei er bemerkte:<br />
„Unsere Perspektive ist ganz anders als die<br />
der Fatah. Die Fatah glaubt an Verhandlungen,<br />
während wir glauben, dass Verhandlungen<br />
mit dem israelischen Feind vergeblich<br />
sind.“<br />
Die Hamas hat eine lange Geschichte des Einsatzes<br />
von Terror und Gewalt gegen unschuldige<br />
Zivilisten. Seit ihrer Gründung hat sie<br />
ihre mörderischen Attacken durch Selbstmordattentate<br />
in Bussen und Restaurants sowie<br />
den Beschuss von Bevölkerungszentren mit<br />
Raketen und Mörsergranaten perfektioniert.<br />
Ihre unerbittlichen Anstrengungen zum täglichen<br />
Schmuggel tödlicher Waffen in den<br />
Gaza-Streifen setzt sie mit Hilfe von Iran, Syrien<br />
und Hisbollah weiter fort. Laut ihrer eigenen<br />
Stellungnahmen hat die Hamas weder<br />
die Absicht zur Läuterung noch den<br />
Willen zur Mäßigung.<br />
Die Hamas-Charta erklärt klar: „Für das Palästina-Problem<br />
gibt es keine andere Lösung als<br />
den Jihad. Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung,<br />
eine sinnlose Bemühung.“<br />
(Artikel 13)<br />
Die Palästinensische Autonomiebehörde<br />
sollte sich mit der Hamas nicht einlassen, bis<br />
diese Organisation bereit ist, den Quartett-<br />
Bedingungen Folge zu leisten, einschließlich<br />
der Anerkennung Israels und der Absage an<br />
den Terrorismus. Mit einer palästinensischen<br />
Regierung, zu der jene gehören, die nur Tod<br />
und Zerstörung suchen, den globalen Jihad<br />
und den Terrorismus unterstützen und sowohl<br />
Verhandlungen als auch den Willen des<br />
internationalen Quartettes zurückweisen,<br />
kann kein Frieden erreicht werden.<br />
Problematische<br />
Versöhnung<br />
Kommentar von Ulrich W. Sahm<br />
Die in Kairo unterzeichnete Versöhnung zwischen<br />
der islamistischen Hamas-Organisation<br />
und der weltlichen Fatahpartei des Präsidenten<br />
Mahmoud Abbas bringt Unruhe in<br />
den schwelenden Nahostkonflikt. Israels Spitzenpolitiker<br />
forderten Abbas auf, zwischen<br />
Frieden mit Israel oder mit der „Terrororga-<br />
Christa Behr ist geboren in der Nähe von Hamburg, lebte 18 Jahre in Österreich<br />
und war dort als Religionslehrerin in der Evangelischen Kirche tätig. Seit 1991,<br />
also ca. 16 Jahren, lebt sie in Jerusalem und arbeitet in einer lokalen Gemeinde<br />
mit. Die Botschaft der Buße und Versöhnung als Deutsche und Österreicherin<br />
mit Israel und ein biblisches Verständnis sind ihr ein wesentliches Anliegen.<br />
Seit mehr als 10 Jahren bereitet sie Reisen zu den<br />
Konzentrations- und Todeslagern in Polen vor und<br />
ist auch in Afrika zu Vorträgen über Israel unterwegs.<br />
Durch diese beiden Bibelarbeiten, aus dem<br />
Alten Testament „Gedanken zum Buch Ester“ und<br />
aus dem Neuen Testament „Die Beziehung des Paulus<br />
zu Jerusalem“, möchte sie zum verstärkten Gebet<br />
und zur Fürbitte für Israel und Jerusalem aufrufen.<br />
Gerade in unserer Zeit sehen wir neu aufkommenden<br />
Antisemitismus als ein weltweites Phänomen.<br />
Die gesamte Gemeinde Jesu ist gerufen, in dieser<br />
Situation Salz der Erde zu sein und durch die Erkenntnis<br />
der Wahrheit auch das Zeitgeschehen im „Nahen<br />
Osten“ recht zu deuten. Alle Gemeinden sind gerufen, in dieser Zeit Früchte der<br />
Buße zu bringen, damit sich unsere tragische und schuldbeladene Geschichte<br />
und Kirchengeschichte nicht wiederholt.<br />
Edition Band 1<br />
Christa Behr / W. Gotter<br />
Buße heißt: Umkehr<br />
Dritte erweiterte Auflage.<br />
Buße heißt: Umkehr<br />
Umkehr ist der schnellste Schritt voran.<br />
Christa Behr / Wilfried Gotter<br />
5,–€EUR<br />
Edition<br />
Bestell-Tel. 03727 2701
nisation“ Hamas zu wählen. Beides gehe<br />
nicht, solange die Hamas drei Konditionen<br />
der EU, der USA und Israels verweigere: Gewaltverzicht,<br />
Anerkennung Israels und Akzeptanz<br />
aller Abkommen, darunter der Osloer<br />
Verträge. Israelische Kommentatoren<br />
reden schon von einer „hysterischen“ Reaktion<br />
Israels auf die Kairoer „Absichtserklärung“.<br />
Die sei ein noch „nicht gelegtes Ei“.<br />
Gleichwohl hat das Abkommen schon praktische<br />
Folgen. Ägypten will den Grenzübergang<br />
zwischen Gaza und Ägypten für Personen-<br />
und Warenverkehr öffnen. Das käme<br />
einem ägyptischen Vertragsbruch gleich.<br />
Denn 2005 hatte sich Israel aus dem Grenzstreifen<br />
nur unter der Bedingung völlig zurückgezogen,<br />
dass Ägypten und die EU einen<br />
Kontrollmechanismus einrichten, der Israel<br />
eine ferngelenkte Überwachung des Grenzverkehrs<br />
ermöglichte. Mit dem Putsch der<br />
Hamas 2007 wurden die EU-Zöllner und Fatah-Elitesoldaten<br />
vertrieben. Hamaskämpfer<br />
zerstörten die Computer. Unter Mubarak öffnete<br />
Ägypten daraufhin nur in Ausnahmefällen<br />
die Grenze – in Absprache mit Israel. Israel<br />
befürchtet zudem, dass Abbas Hunderte<br />
Hamasleute freilassen müsste. Das wäre das<br />
Ende der relativen Ruhe im Westjordanland,<br />
seit 2008 fast ohne Terroranschläge.<br />
Eine Beteiligung der Hamas an der Regierung<br />
in Ramallah würde die Kooperation zwischen<br />
israelischen und palästinensischen Sicherheitskräften<br />
beenden mit fatalen Folgen für<br />
den wirtschaftlichen Aufschwung im Westjordanland,<br />
sowie Israel wieder mit Straßensperren<br />
die Bewegungsfreiheit der Palästinenser<br />
abwürgen müsste, um sich zu schützen. Der<br />
Hamas-Politiker Ribhi Rantisi sagte, dass die<br />
Versöhnung von Gaza und Ramallah den<br />
Kampf gegen den zionistischen Feind erleichtern<br />
und ein Ende der jüdischen Besatzung<br />
des „ganzen Landes“ beschleunigen werde.<br />
Gemeint ist auch Tel Aviv.<br />
Iran gratulierte, dass nun das Ende Israels beschleunigt<br />
werde. Das Kairoer Abkommen<br />
mitsamt der weltweiten Delegitimierungskampagne<br />
bringt Israel in gefährliche Bedrängnis.<br />
Rechtsgerichtete Abgeordnete und<br />
Minister präsentieren schon Kurzschlussreaktionen:<br />
Finanzierungssperre und Auflösung<br />
der Autonomiebehörde sowie eine Annexion<br />
der Siedlungen. Die Errichtung eines palästinensischen<br />
Staates und eine Abtrennung beider<br />
verfeindeten Völker wäre dann kaum<br />
mehr möglich.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Gebetsreise zu Konzentrations- und<br />
Vernichtungslagern in Polen<br />
11. – 16. August 2011<br />
mit Christa Behr, Jerusalem<br />
Zunehmenden Antisemitismus kann man nicht nur in Deutschland und<br />
Österreich festzustellen, sondern auch in anderen europäischen Ländern.<br />
Ein Besuch von Auschwitz und anderen Todeslagern stellt uns vor Augen,<br />
wohin der Geist des Antisemitismus und Rassismus führt. Wir wollen beten,<br />
dass in unseren Gemeinden und in der heutigen Gesellschaft Früchte<br />
der Buße sichtbar werden, besonders in dieser Zeit, wo es offensichtlich<br />
schon wieder Stimmen gibt, die zur völligen Vernichtung Israels aufrufen.<br />
Am Donnerstag, dem 11. August treffen wir uns um 18.00 Uhr in einem<br />
Hotel in der Stadt Oświęcim (Auschwitz), das Regina Hydzik für uns günstig<br />
bucht, wie auch alle anderen Hotels während der Reise. Die neue E-<br />
Mailadresse von Regina Hydzik in Polen lautet: reginahydzik@gmail.com.<br />
Die neue Telefonnummer ist: 0048-33-4451631. Die Adresse des Hotels<br />
des „Dialog- und Gebetszentrum“ ist: Ul. M. Kolbego 1, Polen 32602<br />
Oświęcim, Tel: 0048-33-8431000 oder 8430888, E-Mail: biuro@cdim.pl,<br />
Website: www.cdim.pl<br />
Man kann in einem Tag mit dem Auto oder Zug von Deutschland oder<br />
Österreich aus nach Auschwitz fahren. Zunächst wollen wir uns dann als<br />
Gruppe besser kennen lernen.<br />
Am Freitag, dem 23. Juli, werden wir den ganzen Tag im ehemaligen<br />
Konzentrationslager Auschwitz I und Auschwitz II Birkenau mit Yehudit<br />
Kriegel verbringen, die Auschwitz überlebt hat. Am Samstag, dem 24. Juli<br />
wird Yehudit uns den jüdischen Stadtteil von Krakow zeigen. Wir werden<br />
auch die Gedenkstätte in Plashow besuchen, wo Yehudit und ihre Schwester<br />
Ester gelitten haben. In den folgenden Tagen besuchen wir weitere<br />
Vernichtungslager, wie Maidanek, Sobibor, Treblinka und Chelmno.<br />
Am Dienstagabend kehren wir mit dem Bus nach Auschwitz zurück. Ab<br />
Mittwochmorgen, dem 17. August, kann jeder seine Heimreise antreten.<br />
Auch in diesem Jahr werden wir wieder für unsere Gäste aus Israel um<br />
eine Spende bitten für deren Bus- und Hotelkosten. Die Kosten für die<br />
Busreise von Auschwitz zu den Lagern, Getränke und Hotels betragen<br />
cirka 400 Euro. Für Jugendliche kostet es 250 Euro.<br />
Bitte meldet Euch bei mir in Jerusalem an. Um eventuelle Mitfahrgelegenheiten<br />
herauszufinden, meldet Euch bitte bei Ulrich Dallügge, Heidehofweg<br />
154 a, D-22850 Norderstedt, Telefon: 040 524 46 52, E-Mail:<br />
udalluegge@wtnet.de<br />
Schalom aus Jerusalem! Eure Christa Behr<br />
Informationen/Anmeldung:<br />
Christa Behr P.O.B:<br />
9188 Jerusalem<br />
91090 Israel<br />
Tel. & Fax: 00972-2-6794659<br />
E-Mail: christabehr@hotmail.com<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
23
Aktuelles<br />
Kurz mitgeteilt<br />
Terroranschlag bei<br />
Jerusalems Busbahnhof<br />
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem<br />
Eine Bombe mit einem Gewicht von etwa<br />
zwei Kilogramm explodierte neben einer Telefonzelle<br />
am zentralen Busbahnhof Jerusalem.<br />
Durch die Wucht der Explosion und dem<br />
Sprengsatz beigefügte Metallkugeln wurden<br />
Passanten und ein Stadtbus der Linie 74 von<br />
Har Nof zum Viertel Har Choma getroffen.<br />
Die zahlreichen Bushaltestellen nahe der<br />
Haupteinfahrt nach Jerusalem ziehen zu jeder<br />
Tageszeit sehr viele Menschen an. Die Rettungsmannschaften<br />
riefen die höchste Alarmstufe<br />
aus und sprachen von einem „Ereignis<br />
mit vielen Opfern“. Nach dem anfänglichen<br />
Chaos konnten etwa 51 Verletzte mit Ambulanzen<br />
in das Hadassa- und das Schaarei-Zedek-Hospital<br />
evakuiert werden. Nur zu einem<br />
Opfer heißt es, dass „die Ärzte um sein <strong>Leben</strong><br />
kämpfen“. Eine schwerverletzte Frau ist inzwischen<br />
ihren Verletzungen erlegen. Auf<br />
der Straße sind große Blutlachen zu sehen.<br />
Der Polizeichef sagte, dass es sich offenbar<br />
nicht um einen Selbstmordattentäter handelte,<br />
sondern um eine Tasche mit Bombe und<br />
Zeitzünder, die Terroristen nahe den Bushaltestellen<br />
abgestellt hatten.<br />
Seit mehreren Jahren hat es keinen vergleichbaren<br />
Terroranschlag mehr in Jerusalem gegeben.<br />
Vor drei Wochen verlor ein Müllarbeiter<br />
eine Hand, als eine Plastiktasche mit einer<br />
Bombe auf einer Verkehrsinsel explodierte.<br />
Ein Militärreporter vermutet, dass die Bombenleger<br />
möglicherweise aus Hebron gekommen<br />
sein könnten, denn nur noch dort verfügen<br />
palästinensische Extremistengruppen<br />
über eine entsprechende Infrastruktur für<br />
Terroranschläge. Gleichwohl herrscht trotz<br />
der relativen Ruhe eine hohe Aufmerksamkeit<br />
bei den Bürgern der Stadt. Jede liegen<br />
gelassene Tasche wird der Polizei gemeldet<br />
und mehrmals täglich müssen die Feuerwerker<br />
ausrücken, um die „suspekten Objekte“<br />
mit einem Roboter zu neutralisieren.<br />
Am Mittwochmorgen schlugen zunächst<br />
zwei Gradraketen aus dem Gazastreifen in<br />
der israelischen Großstadt Beer Scheva ein.<br />
Ein Mann wurde durch einen Splitter verletzt.<br />
Wenig später griff die israelische Artil-<br />
24 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
lerie Ziele im Gazastreifen an. Angeblich<br />
wurde eine Gruppe von Palästinensern getroffen,<br />
die sich gerade anschickten, eine<br />
weitere Gradrakete auf Beer Scheva abzuschießen.<br />
Am Dienstag wurden neun Palästinenser<br />
im Gazastreifen durch israelischen<br />
Beschuss getötet, darunter Kämpfer, die eine<br />
Rakete abschießen wollten und Kinder, die in<br />
der Nähe Fußball spielten. Ein acht Jahre alter<br />
verletzter Junge wurde am Mittwoch zur ärztlichen<br />
Behandlung nach Israel gebracht. Angeblich<br />
seien mehrere Familienangehörige<br />
dieses Jungen getötet worden. Am Abend<br />
schlugen weitere Mörsergranaten und Raketen<br />
aus dem Gazastreifen bei israelischen<br />
Ortschaften südlich von Aschkelon ein.<br />
Am Mittag hatte Ministerpräsident Benjamin<br />
Netanjahu eine Sicherheitsberatung einberufen<br />
und erklärt, dass Israel den täglichen Raketenbeschuss<br />
aus dem Gazastreifen nicht<br />
dulden werde. Ehemalige Generale, die den<br />
Gazastreifen gut kennen, darunter Jom-Tov<br />
Samija, forderten die Regierung auf, die israelischen<br />
Bürger zu schützen und im Gazastreifen<br />
„für Ordnung zu sorgen“. Mehrere<br />
Sprecher forderten gar eine erneute „Operation<br />
gegossenes Blei“, also einen Gazakrieg.<br />
Nur diesmal sollte die Hamasregierung gestürzt<br />
werden, weil sie die Verantwortung für<br />
den Raketenbeschuss trage, auch wenn andere<br />
Organisationen wie der Islamische Dschihad<br />
den Beschuss durchführen.<br />
Netanjahu wollte am Nachmittag nach Moskau<br />
fliegen, um in Gesprächen mit Ministerpräsident<br />
Putin und Präsident Medwedjew<br />
die Russen aufzufordern, keine modernen<br />
Raketen nach Syrien zu liefern. Diese Raketen,<br />
so Netanjahu, könnten in die Hände der<br />
Hisbollah-Miliz im Libanon und sogar der Hamas<br />
im Gazastreifen fallen. Die am Morgen<br />
auf Beer Scheva abgeschossenen Gradraketen<br />
wurden vom Iran über Ägypten in den Gaza-<br />
Bestell-Tel. 03727 2701<br />
Ulrich W. Sahm<br />
streifen geschmuggelt. Netanjahu saß schon<br />
im Flugzeug auf dem Weg nach Moskau, als<br />
die Bombe in Jerusalem explodierte. Um dem<br />
Regierungschef Beratungen zu ermöglichen,<br />
wurde der Abflug zunächst um vier Stunden<br />
verschoben.<br />
Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat rief die<br />
Jerusalemer und „alle Israelis“ auf, umgehend<br />
wieder zur Normalität zurückzukehren,<br />
um den Terroristen zu zeigen, dass die Israelis<br />
sich nicht durch den Terror abschrecken<br />
oder einschüchtern ließen.<br />
Der für Freitag geplante internationale Marathonlauf<br />
durch Jerusalem wird auf jeden Fall<br />
stattfinden, sagten Polizei und der Bürgermeister.<br />
Palästinenser hatten den Marathon in<br />
Boykottaufrufen für „Völkerrechtswidrig“ erklärt,<br />
weil er auch durch Ostjerusalem führen<br />
werde.<br />
Der palästinensische Regierungschef Salam<br />
Fayad hat den Anschlag in Jerusalem „sehr<br />
scharf“ verurteilt und den Opfern schelle Genesung<br />
gewünscht.<br />
Ein Hamassprecher bezeichnete den Anschlag<br />
in Jerusalem als „verständliche Reaktion<br />
auf die Verbrechen Israels im Gazastreifen“.<br />
Bisher hat niemand die Verantwortung<br />
für den Anschlag übernommen.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Fotografieren verboten!<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
„No photo, no photo!“ brüllte plötzlich ein<br />
Beamter des Wakf, der von Jordanien bezahlten<br />
Verwaltungsbehörde des Jerusalemer<br />
Tempelberges. Der Mann im langen grauen<br />
Mantel mit der Kappe frommer Moslems auf<br />
dem Kopf, fuchtelte mit einem Funkgerät und<br />
gab sogleich dem Stativ einer Fernsehkamera<br />
einen deftigen Fußtritt. Betroffen war eine<br />
Alltag im Gelobten Land<br />
Mit einem Geleitwort von<br />
Henryk M. Broder<br />
19,90 EUR<br />
lesenwertes
Gruppe Journalisten, die ausnahmsweise und<br />
auf Einladung des Wakf auch das Innere der<br />
beiden Moscheen besuchen und fotografieren<br />
durfte. Seit Ausbruch der Intifada im Herbst<br />
2000 ist es Touristen und Nichtmoslems verboten,<br />
den Felsendom mit seiner goldenen<br />
Kuppel und die El Aksa Moschee zu betreten.<br />
„Da kann ich nichts machen, die ändern ständig<br />
ihre Beschlüsse“, sagte kopfschüttelnd<br />
der Vertreter des Wakf, der die Presseleute<br />
nahe dem Stefanstor abgeholt hatte. Amir Heschin,<br />
ehemaliger Berater „für arabische Angelegenheiten“<br />
des Jerusalemer Bürgermeisters,<br />
führte die Gruppe. Doch auch ihm<br />
gelang es trotz guter Beziehungen mit der<br />
muslimischen Behörde nicht, den Untergrund<br />
des Tempelberges für die Presse zu<br />
öffnen, darunter die seit Dezember 2000 zunächst<br />
heimlich ausgebaute größte unterirdische<br />
Moschee der Welt in den „Ställen Salomons“.<br />
Verboten ist „Ungläubigen“ auch<br />
der Zugang zur Krypta unter der El Aksa Moschee,<br />
wo es noch Gewölbe mit Stuckdecken<br />
aus der Zeit des Königs Herodes gibt. Als Jesus<br />
den Tempel betrat, muss der sie gesehen<br />
haben.<br />
Das riesige Areal mit den beiden Moscheen<br />
ist für „ungläubige“ Touristen nur wenige<br />
Stunden am Tag geöffnet, außerhalb der muslimischen<br />
Gebetszeiten. Ein neuer und recht<br />
ungewohnter Anblick sind dutzende „Studienrunden“.<br />
Hunderte Moslems sitzen im<br />
Kreise und studieren gemeinsam den Koran.<br />
„Seit Jahren besteige ich mindestens einmal<br />
im Monat den heiligen Berg, aber derartiges<br />
habe ich noch nie gesehen“, sagt Cheschin.<br />
Der Tempelberg, von den Moslems Haram<br />
Esch Scharif (das erhabene Heiligtum) genannt,<br />
von wo der Prophet Mohammad seine<br />
nächtliche Himmelfahrt auf dem Pferd Burak<br />
angetreten haben soll, ist nicht nur zwischen<br />
Juden und Moslems umstritten. Die Juden<br />
behaupten, dass an der Stelle des heutigen<br />
Felsendoms einst der Salomonische Tempel<br />
mit dem Allerheiligsten gestanden habe. Die<br />
Moslems dementieren das und behaupten,<br />
dass der Tempel eine jüdische Erfindung sei,<br />
um den Moslems ihr Heiligtum wegzunehmen.<br />
Falls es tatsächlich einen „Kern des<br />
Nahostkonflikts“ geben sollte, so ist es dieses<br />
Plateau im Osten der Altstadt Jerusalems.<br />
Umstritten ist der Tempelberg auch zwischen<br />
Jordanien und den Palästinensern.<br />
Ministerpräsident Jitzhak Rabin hatte schon<br />
vor der Unterzeichnung des Friedensvertrags<br />
zwischen Israel und Jordanien die Verwaltung<br />
des heiligen Bezirks dem jordanischen<br />
Königshaus überlassen, und nicht an Jassir<br />
Arafat übergeben. „Die Gehälter erhalten die<br />
Mitarbeiter des Wakf aus Amman, aber sie<br />
sind Palästinenser“, sagt Cheschin. König Abdullah<br />
von Jordanien stiftete neue Gebetsteppiche<br />
für die El Aksa Moschee und finanziert<br />
Renovierungsarbeiten im Innern des Felsendoms.<br />
Sein Vater, König Hussein, hatte 1993<br />
die Neuvergoldung der Kuppel des Felsendoms<br />
und die Rekonstruktion einer 1969<br />
verbrannten hölzernen Gebetskanzel, ursprünglich<br />
von Saladin gestiftet, aus eigener<br />
Tasche finanziert.<br />
Das Innere des im Jahr 687 bis 691 von byzantinischen<br />
Künstlern im Auftrag des Kalifen<br />
Abdel Malik ibn Marwan errichteten Felsendoms<br />
ist zurzeit mit Gerüsten<br />
verschandelt. Der berühmte Felsen ist von<br />
einer hässlichen Sichtblende aus Stoff umgeben.<br />
An der Stelle, wo Abraham den Isaak<br />
opfern wollte und Jakob die Himmelsleiter<br />
Foto: Ulrich W. Sahm<br />
träumte, liegen Eimer, Stricke und Werkzeug<br />
herum. Die Stelle, wo laut muslimischer Tradition<br />
Adam und Eva aus dem Paradies herauskamen,<br />
ist für Männer gesperrt. Dort<br />
dürfen nur Frauen beten. „Weil die Renovie-<br />
rungsarbeiten im Innern geschehen, benötigt<br />
der Wakf dafür keine Baugenehmigung von<br />
den Israelis“, sagt Cheschin.<br />
<strong>Zum</strong> politischen Streit um das Heiligtum erklärt<br />
Cheschin, dass niemand dort „Flagge<br />
zeigen“ dürfe. Nachdem israelische Soldaten<br />
1967 eine Flagge mit dem Davidstern gehisst<br />
hatten, ließ Mosche Dayan sie nach sieben<br />
Stunden wieder abnehmen, „um den Status<br />
Quo nicht zu verletzen“. Auf dem Heiligen<br />
Berg gibt es eine israelische Polizeistation,<br />
„die einzige im ganzen Land ohne Flagge“,<br />
sagt Cheschin. Auch die Palästinenser hielten<br />
sich an diesen „Status Quo“. Einzige Ausnahme<br />
seien zwei aufgemalte jordanische Flaggen<br />
über dem pompösen Grabmal des in der<br />
El Aksa Moschee ermordeten Königs Abdullah,<br />
dem Urgroßvater des heutigen gleichnamigen<br />
Königs von Jordanien. Doch mit einem<br />
kleinen Trick ist die jordanische Flagge in<br />
eine palästinensische verwandelt worden: im<br />
roten Dreieck der ansonsten identischen<br />
Flaggen wurde der kleine weiße Stern rot<br />
übermalt.Völlig überrascht war Cheschin<br />
dann doch, als wir durch das dicke grüne Eisengitter<br />
einen Blick in Säle weiterer Grabmäler<br />
prominenter Palästinenser in der westlichen<br />
Umfassungsmauer des Tempelbergs<br />
warfen. Neben dem 1948 gefallenen Volkshelden<br />
und Kämpfer Abd al-Qadir al-Hussayni,<br />
liegt da auch Faisal Hussaini begraben,<br />
Jassir Arafats „Jerusalem-Minister“. Hinter<br />
dessen Katafalk steht eine palästinensische<br />
Flagge. „Das widerspricht den Regeln und<br />
Abmachungen“, sagt der überraschte Cheschin.<br />
Auf Wunsch der Palästinenserbehörde<br />
hätte dort auch Jassir Arafat begraben werden<br />
sollen. Doch das hatte der damalige Ministerpräsident<br />
Ariel Scharon unterbunden. So<br />
wurde für Arafat inzwischen mit EU-Geldern<br />
ein prächtiges Mausoleum in dessen ehemaligem<br />
Hauptquartier in Ramallah errichtet.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Einstein geht „online“<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Das gesamte Einstein-Archiv soll digitalisiert<br />
und ins Internet gestellt werden. Der Physiker<br />
Albert Einstein hat seinen gesamten<br />
Nachlass der der Hebräischen Universität in<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
25
Aktuelles<br />
Jerusalem angegliederten israelischen Nationalbibliothek<br />
überlassen. Einstein war einer<br />
der Gründer der Universität im Jahr 1918.<br />
Dank einer Spende in Höhe einer halben Million<br />
Dollar der Londoner Polonsky Stiftung<br />
werden innerhalb der nächsten Monate die<br />
rund 80.000 vorliegenden Dokumente des<br />
Einstein-Archivs gescannt werden. Das wurde<br />
am Montag aus Anlass des 131. Geburtstags<br />
von Einstein verkündet. Einstein wurde<br />
in Ulm geboren.<br />
Professor Hanoch Gutfreund, Direktor des<br />
Einstein-Zentrums, erklärte, dass die Dokumente<br />
des Nachlasses von Einstein Einblicke<br />
in seine wissenschaftliche Arbeit aber auch<br />
auf seine politischen Ansichten und sein Privatleben<br />
bieten. Einstein hatte sich immer<br />
wieder zu politischen Ereignissen in seiner<br />
Zeit geäußert.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Holocaustgedenktag in<br />
Israel<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Der jährliche Holocaustgedenktag wird in Israel<br />
nicht wie anderswo am 27. Januar begangen,<br />
dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers<br />
Auschwitz durch sowjetische<br />
Truppen, sondern gemäß dem hebräischen<br />
Kalender an dem Tag, als das Warschauer<br />
Ghetto nach dem Aufstand der dort eingepferchten<br />
Juden gefallen ist. Außer in Warschau<br />
hat es sonst nur wenige Fälle von Aufständen<br />
oder bewaffneten Widertand<br />
gegeben, als sich insgesamt 6 Millionen Juden<br />
„wie die Lämmer zur Schlachtbank“ führen<br />
ließen. Und weil im Warschauer Ghetto<br />
eben doch bewiesen worden ist, dass wenigstens<br />
ein paar Juden Widerstand geleistet<br />
haben, wird der Gedenktag in Israel „Tag der<br />
Schoah und des Heldentums“ genannt.<br />
In diesem Jahr steht der Tag im Zeichen des<br />
Beschlusses zur „Endlösung“ vor 70 Jahren<br />
und des Prozesses gegen Adolf Eichmann vor<br />
50 Jahren.<br />
Der israelische Historiker Tom Segev nutzt<br />
die Gelegenheit, erneut die israelischen wie<br />
deutschen Behörden aufzurufen, immer noch<br />
geheim gehaltene Dokumente zur europä-<br />
26 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
ischen Judenvernichtung für die Forschung<br />
freizugeben. Am Freitag veröffentlichte die<br />
Zeitung Haaretz erstmals die Polizeiakte zu<br />
Eichmann. Dabei stellte sich heraus, dass der<br />
israelische Geheimdienst 1960 neben dem<br />
Organisator des Holocaust, Obersturmbannführer<br />
Adolf Eichmann, auch den damals<br />
ebenfalls in Argentinien versteckt lebenden<br />
Arzt Joseph Mengele im Visier hatte. Mengele<br />
hatte auf der Rampe von Auschwitz mit<br />
Handzeichen die „Selektion“ ausgeführt, also<br />
entschieden, wer sofort in die Gaskammern<br />
geschickt wurde, und wer durch Fronarbeit<br />
noch einen Aufschub bekam. Um die Entführung<br />
Eichmanns nach Israel nicht zu gefährden,<br />
habe der israelische Geheimdienst beschlossen,<br />
Mengele zunächst unbehelligt zu<br />
lassen. Der Geheimdienst habe nicht „ausreichende<br />
Kapazitäten“ gehabt, gleich zwei Naziverbrecher<br />
nach Jerusalem zu bringen, um<br />
sie vor Gericht zu stellen. Ein Jahr später<br />
machten die Israelis einen erneuten Versuch,<br />
Mengele zu fangen, doch der war in der Zwischenzeit<br />
nach Paraguay geflüchtet. Der damalige<br />
Ministerpräsident David Ben Gurion<br />
beschloss, Mengele nicht zu fassen, weil Paraguay<br />
positive Beziehungen mit Israel<br />
pflegte. Die sollten nicht durch eine Entführung<br />
aufs Spiel gesetzt werden. Nachdem<br />
Mengele bei einem Badeunfall 1979 in Brasilien<br />
ums <strong>Leben</strong> gekommen war, konnte die<br />
Abteilung der israelischen Polizei für die Jagd<br />
auf Ex-Nazis auch diese Akte schließen. Segev<br />
behauptet, dass der Mossad wie auch der<br />
BND noch tausende Dokumente unter Verschluss<br />
halten, mutmaßlich, um die bis heute<br />
andauernde Kooperation der Geheimdienste<br />
nicht aufzudecken. Die Geheimhaltung solle<br />
vielleicht auch verhüllen, dass Israel nichts<br />
oder nur sehr wenig getan habe, die Mörder<br />
des jüdischen Volkes dingfest zu machen und<br />
zur Rechenschaft zu ziehen, argwöhnt die<br />
Zeitung Haaretz in einem namentlich nicht<br />
gezeichneten Kommentar. Neben Eichmann<br />
wurde lediglich der von den USA ausgelieferte<br />
ukrainische Iwan Demjanjuk vor ein israelisches<br />
Gericht gestellt, zum Tode verurteilt<br />
und in einem Berufungsverfahren mangels<br />
Beweisen freigesprochen. Jetzt wurde Demjanjuk<br />
in München erneut der Prozess gemacht.<br />
Obgleich die letzten Überlebenden des Holocaust<br />
mit eigenen Erinnerungen an das Er-<br />
lebte entweder ein sehr hohes Alter erreicht<br />
haben oder schon gestorben sind, ist die<br />
Schoa bis heute im täglichen <strong>Leben</strong> in Israel<br />
sehr präsent. So gibt es im Rundfunk eine<br />
tägliche Sendung, die Überlebenden oder deren<br />
Kindern eine Bühne bietet, nach verschollenen<br />
Verwandten zu suchen. Dank dem<br />
Zeitalter des Internet und nachdem die Holocaust-Gedenkstätte<br />
Jad Vaschem in Jerusalem<br />
die rund drei Millionen bekannten Namen<br />
von ermordeten Juden ins Internet hochgeladen<br />
hat, landen erstaunlich viele Überlebende<br />
oder deren Kinder einen Treffer. Manche<br />
haben ihr <strong>Leben</strong> lang geglaubt, ihre gesamte<br />
Familie verloren zu haben, nachdem sie mit<br />
Kindertransporten ins Ausland gerettet worden<br />
waren. Dank der „Namensblätter“, in die<br />
Überlebende die Namen der ihnen bekannten<br />
getöteten Juden eingetragen haben, erfahren<br />
die Suchenden, dass doch ein Onkel oder<br />
eine Tante überlebt hätten und irgendwo in<br />
der Welt eine Familie gegründet haben. „Ich<br />
wollte es zunächst nicht glauben, als ein gewisser<br />
Benzion anrief und behauptete, er sei<br />
mein Cousin, der Sohn meiner tot geglaubten<br />
Tante“, erzählt Jehuda Jadvad, 79 Jahre alt.<br />
„Ich fragte ihn, ob sein Vater Malermeister<br />
im Warschauer Ghetto und rothaarig war.<br />
Erst als er das bejahte, konnte ich glauben,<br />
nach 70 Jahren doch noch einen Verwandten<br />
auf Erden gefunden zu haben.“ In diesem Fall<br />
war die Suche erfolgreich, weil der Cousin<br />
statt des Familiennamens Fuks auch Fiks eingegeben<br />
hatte.<br />
(C) Ulrich W. Sahm<br />
Kommentar zur Verurteilung<br />
von Mosche Katzav,<br />
ehemaliger Staatspräsident<br />
Israels<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Ein großer Tag für Israels Demokratie oder<br />
eine Schande für den ganzen Staat. Die Urteilsverkündung<br />
gegen Ex-Staatspräsident<br />
Mosche Katzav und das Strafmaß von sieben<br />
Jahren Gefängnis bezeugen, dass Israel ein<br />
Rechtsstaat ist, in dem weder Polizei noch<br />
Anwaltschaft zurückschrecken, sogar ein
Staatsoberhaupt vor Gericht zu bringen und<br />
zur Verantwortung ziehen zu lassen. Drei<br />
Richter hatten die schwere Aufgabe, sich<br />
nicht von dem medialen Hexentanz um<br />
Katzav beeinflussen zu lassen. Die Sensationspresse<br />
nutzte die Gelegenheit, viele Details<br />
seiner sexuellen Vergehen genüsslich<br />
auszuschlachten. Am Ende erhielt Katzav<br />
eine Haftstrafe, die dem Strafmaß anderer<br />
prominenter Sexualtäter entspricht, einem<br />
bekannten Schauspieler und einem hohen<br />
General. In Israel ist jeder gleich vor dem Gesetz.<br />
Im Gefängnis wird Katzav alte Bekannte<br />
wiedertreffen, darunter den ehemaligen Finanzminister<br />
Abraham Hirschsohn.<br />
Das Urteil hat auch Bedeutung für die Opfer.<br />
Die drei Richter, ein christlicher Araber und<br />
zwei Frauen, signalisierten den Frauen, ein<br />
Recht auf ihre Würde und ihren Körper zu<br />
haben.<br />
Gleichzeitig ist die Verurteilung von Katzav<br />
auch ein Schandfleck für die ganze Gesellschaft.<br />
Natürlich ist selbst der Staatspräsident<br />
nur ein Mensch mit allen Schwächen. Doch<br />
muss man fragen, ob die Politiker nicht sorgfältiger<br />
prüfen sollten, wen sie aus ihren Reihen<br />
zu den wichtigsten Ämtern küren. Neben<br />
schon verurteilten Parteichefs wie Arieh<br />
Derri, einem Finanzminister und anderen<br />
Prominenten steht nach der Verurteilung des<br />
ehemaligen Staatspräsidenten demnächst<br />
auch ein Prozess gegen den ehemaligen Regierungschef<br />
Ehud Olmert wegen Korruption<br />
und persönlicher Bereicherung an. Unter Verdacht<br />
stehen auch der ehemalige Jerusalemer<br />
Bürgermeister Uri Lupoliansky und der derzeitige<br />
Außenminister Avigdor Lieberman.<br />
Solange deren Schuld von unabhängigen<br />
Richtern nachgewiesen werden kann, ist es<br />
rechtens, sie ins Gefängnis zu werfen. Gleichzeitig<br />
müssen die israelischen Justizorgane<br />
aufpassen, nicht selber zu einem politischen<br />
Instrument zu werden. Es droht Gefahr, Politiker<br />
mit Rechtsmitteln zu stürzen und nicht<br />
mit demokratischen Mitteln wegen ihrer Politik.<br />
Olmert musste sein Amt quittieren, was<br />
nach Neuwahlen Benjamin Netanjahu an die<br />
Macht brachte und die Friedensgespräche mit<br />
den Palästinensern stoppte. Mangels ordentlicher<br />
Anklage gilt Olmert bis heute als „unschuldig“.<br />
Dramatische Entwicklungen<br />
in Syrien und<br />
Jemen<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Während das Augenmerk des Westens auf Libyen<br />
gerichtet ist, kommt es in Syrien und Jemen<br />
zu Entwicklungen mit möglicherweise<br />
größerer Tragweite für die arabische Welt. In<br />
der syrischen Stadt Daraa nahe der Grenze zu<br />
Jordanien haben Kinder einen tödlichen Aufstand<br />
gegen das Regime der Familie Assad ausgelöst.<br />
Inspiriert von den Revolutionen in Tunis<br />
und Kairo, hatten sie Parolen zu Freiheit und<br />
Demokratie an Wände gemalt. 15 Kinder seien<br />
von den syrischen Sicherheitsdiensten verhaftet<br />
worden, was in Daraa Unruhen auslöste.<br />
Die syrischen Sicherheitsdienste schlugen die<br />
Proteste mit eiserner Hand nieder. Vier Demonstranten<br />
wurden dabei getötet, möglicherweise<br />
fünf. Zu deren Begräbnis hatten sich<br />
Tausende eingefunden. Für Assads Sicherheitsleute<br />
eine Gelegenheit, Dutzende zu verhaften.<br />
Wieder kam es zu gewalttätigen Zwischenfällen<br />
und mindestens einem Toten. Daraa wurde<br />
derweil zu einer Sperrzone für Journalisten erklärt.<br />
Nach offiziellen Angaben seien die Demonstranten<br />
nicht von Sicherheitsleuten getötet<br />
worden, sondern von „Provokateuren, die<br />
sich als Sicherheitsleute verkleidet“ hätten.<br />
Am Montag meldete die französische Nachrichtenagentur,<br />
dass Truppen rund um Daraa<br />
zusammengezogen worden seien.<br />
Auch in Damaskus haben die Menschen die<br />
Angst vor den Sicherheitsdiensten der Assad-<br />
Diktatur verloren und demonstriert. „Derartige<br />
Vorgänge waren in den letzten Jahrzehnten in<br />
Syrien undenkbar“, sagte Ehud Jaari, ein israelischer<br />
Arabienexperte. Bisher unbestätigt<br />
seien Berichte über Unruhen unter aufständischen<br />
Kurden im Norden Syriens. Sogar in<br />
Kuneitra, einer halb zerstörten Stadt an der<br />
scharf bewachten Waffenstillstandslinie zu den<br />
von Israel besetzten Golanhöhen, habe es Proteste<br />
gegen die syrische Regierung gegeben.<br />
Auch in Homs sind am Wochenende tausende<br />
Menschen auf die Straße gegangen. 1982 hatte<br />
Hafes el Assad, der Vater des heutigen Präsidenten,<br />
von der Welt völlig unbeachtet, über<br />
10.000 Menschen massakrieren und den histo-<br />
rischen Stadtkern zerstören lassen. Assad, Angehöriger<br />
der Alawiten-Minderheit von nur<br />
zwölf Prozent der Bevölkerung Syriens, befürchtete<br />
damals einen Umsturzversuch durch<br />
die Muslimbrüder. Vater wie Sohn Assad gelten<br />
als die brutalsten aller Diktatoren in der arabischen<br />
Welt. Ihr Angstregime, das sie an der<br />
Macht hält, wurde mit der Feindseligkeit Israels<br />
gerechtfertigt. Namentlich nicht genannte<br />
Aufständische in Syrien, darunter in Banias,<br />
Aleppo und in Kunaitra behaupten laut Medienberichten,<br />
dass der Assad-Clan und sein Geheimdienst<br />
von Israel unterstützt werde, als<br />
Gegenleistung für die Ruhe auf den Golanhöhen.<br />
Derartige Behauptungen dürften eher<br />
Verschwörungstheorien sein, genauso wie die<br />
Behauptung, dass Ghaddafi eine jüdische Mutter<br />
hatte und dass Mubarak ein „israelischer<br />
Agent“ gewesen sei. Im Jemen erfolgte der<br />
Umsturz des Präsidenten Ali Abdullah Saleh,<br />
nachdem sich drei Brigadegenerale öffentlich<br />
auf die Seite der Aufständischen gestellt hatten.<br />
General Ali Mohsen al-Ahmar kommandiert<br />
die erste Panzerdivision des Jemen, war 32<br />
Jahre lang engster Vertrauter des Präsidenten.<br />
Wie die beiden anderen Generale zählt Al-Ahmar<br />
zum Haschid-Stamm, dem auch der Präsident<br />
angehört. Kurz nach der Ankündigung des<br />
Seitenwechsels wurden zum Schutz der Demonstranten<br />
Panzer der meuternden Generale<br />
vor der Zentralbank, nahe dem Präsidentenpalais<br />
und auf zentralen Plätzen in der Hauptstadt<br />
Sanaa in Position gebracht. Die Ankündigung<br />
der Generale kam ein Tag, nachdem Tausende<br />
in das Stadtzentrum geströmt waren, um der<br />
52 getöteten Demonstranten vom Freitag zu<br />
gedenken. Scharfschützen des Präsidenten hatten<br />
sie von Dächern aus nach dem Mittagsgebet<br />
erschossen. General Ali Mohsen al-Ahmar<br />
ist ein Veteran des Bürgerkriegs im Jemen und<br />
bekämpfte bis zuletzt aufständische Schiiten.<br />
Auch in Saudi Arabien rumort es. Das Königshaus<br />
entnahm seiner reichgefüllten Schatulle<br />
ganze 93 Milliarden Dollar, um sie an die Bevölkerung<br />
zu verteilen.<br />
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27
alle Fotos: Israel Defense Forces<br />
Entlarvendes<br />
Waffen für Gaza<br />
von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />
Mit allen Mitteln sucht der Iran seinen Einflussbereich<br />
auszuweiten. Dabei richtet er sein<br />
Augenmerk besonders auf den Irak, Jemen,<br />
Bahrain, Sudan, Eritrea, Afghanistan, den Libanon<br />
und den Gazastreifen, aber auch auf andere<br />
so genannte moderate arabische Staaten.<br />
Unter direkter Kontrolle der iranischen Führung<br />
exportiert die Al-Quds-Brigade der Revolutionsgarden<br />
die iranische Revolution. Über<br />
ein weit gesponnenes Netzwerk technologischer,<br />
landwirtschaftlicher, finanzieller, wirtschaftlicher<br />
und politischer Aktivitäten fließen<br />
Geld, Training, logistische Unterstützung, ideologische<br />
Schulung und vor allem Rüstungsgüter.<br />
Für den Transport des waffenfähigen Materials<br />
nutzt der Iran internationale<br />
Speditionen, die sich aufgrund falscher Inhaltsangaben,<br />
oftmals gar nicht im Klaren über den<br />
wahren Charakter ihrer Ladung sind.<br />
Dagegen wehrt sich der jüdische Staat Israel<br />
– aber nicht nur er. Der Kampf um die Zu-<br />
kunft des Nahen Ostens ist in vollem Gange.<br />
Deshalb leben in diesen Tage nicht nur iranische<br />
Atomwissenschaftler gefährlich. Seltsame<br />
Internetwürmer behindern die reibungslose<br />
Arbeit von Nuklearanlagen. Auf<br />
offener See werden Frachtschiffe gekapert<br />
und ihre Ladung erreicht nur teilweise ihren<br />
Bestimmungsort. So enterte am frühen Morgen<br />
des 15. März 2011 die Eliteeinheit der<br />
israelischen Marine „Schajetet 13“ etwa 320<br />
Kilometer westlich der israelischen Küste im<br />
28 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
offenen Mittelmeer das Frachtschiff „Victoria“.<br />
Das israelische Militär hatte der Aktion,<br />
die von höchster Stelle genehmigt worden<br />
war, den Namen „Operation Eisernes Gesetz“<br />
gegeben. Aufgrund nachrichtendienstlicher<br />
Informationen hatten die Israelis den<br />
dringenden Verdacht, die Victoria habe illegale<br />
Rüstungsgüter an Bord. Sie war auf dem<br />
Weg vom türkischen Hafen Mersin ins ägyptische<br />
Alexandria. Israelische Militärs deuteten<br />
eine Verbindung mit dem Besuch zweier<br />
iranischer Schiffe in einem syrischen<br />
Hafen einen Monat zuvor an.<br />
Nach der Aufforderung, sich einer Inspektion<br />
durch die israelische Armee zu stellen, leistete<br />
die Besatzung der Victoria keinerlei Widerstand.<br />
Am Abend berichteten israelische Militärkorrespondenten,<br />
dass der Kapitän des<br />
unter liberianischer Flagge fahrenden deutschen<br />
Schiffes mit der israelischen Marine<br />
voll kooperiert und eine Treppe herabgelassen<br />
habe, als die israelischen Elitesoldaten<br />
das Schiff entern wollten.<br />
Eigentlich war die Aktion Teil einer Routine,<br />
Ein israelisches Marine-Schiff nähert sich dem Frachtschiff „Victoria“ .<br />
um Waffenschmuggel zu unterbinden. Israel<br />
ist gemäß dem Abkommen von Oslo verpflichtet,<br />
die Außengrenzen Israels und der<br />
Palästinensischen Autonomie zu kontrollieren<br />
und den Schmuggel von Waffen zu unterbinden,<br />
die die Stabilität der Region gefährden<br />
könnten.<br />
Ein erster Blick auf die Frachtdokumente und<br />
die Befragung der Mannschaft ergab, dass die<br />
Victoria ihre Reise im syrischen Hafen von<br />
Latakia begonnen hatte. Die Dokumente enthielten<br />
keinerlei Hinweis darauf, dass die<br />
Ladung Waffen und Rüstungsgüter enthielt.<br />
Doch bereits bei einer ersten Inspektion fielen<br />
den Soldaten Container mit „ungewöhnlich<br />
vielen Schlössern“ auf. Die „Bill of Lading“<br />
deklarierte Baumwolle und Linsen.<br />
Als die Israelis den Container aufbrachen,<br />
sahen sie zunächst tatsächlich nur Säcke mit<br />
Baumwolle und Linsen. Doch dahinter verbargen<br />
sich Mösergranaten vom Kaliber 60<br />
und 150 Millimeter. So wurde die Victoria<br />
zur näheren Untersuchung in den Hafen von<br />
Aschdod geleitet. Die Mannschaft war offensichtlich<br />
selbst überrascht darüber, was sich<br />
in den Containern befand. Den Israelis war<br />
wichtig, dass weder die Türkei noch Ägypten<br />
in den Vorfall verwickelt seien. Allerdings<br />
unterrichteten sie die deutschen Behörden<br />
von dem Vorfall, weil das Schiff in deutschem<br />
Besitz ist; die Franzosen, weil es von einer<br />
französischen Reederei betrieben wird; und<br />
die Regierung von Liberia, weil es unter liberianischer<br />
Flagge unterwegs ist.<br />
Am Abend des 16. März gab die israelische<br />
Armee eine vorläufige Liste der auf der Victoria<br />
gefundenen Waffen heraus: In insgesamt<br />
39 Containern waren<br />
- 230 Mörsergranaten des Kalibers 120 mm<br />
- 2.270 Mörsergranaten des Kalibers 60 mm<br />
- sechs C-704 Anti-Schiffs-Raketen<br />
- zwei Radarsysteme aus England<br />
- zwei Raketenabschusseinrichtungen<br />
- zwei hydraulische Krane zum Aufbau der<br />
Radarsysteme<br />
- 66.960 Schuss Munition für Kalaschnikow,<br />
Kaliber 7,62 mm<br />
Besonders die beiden Land-See-Raketen vom<br />
Typ C-704 erregten große Aufmerksamkeit.<br />
Ihre Gebrauchsanweisungen waren in persischer<br />
Sprache verfasst und trugen das Emblem<br />
der iranischen Regierung. Konteradmiral<br />
Rani Ben-Jehuda, stellvertretender<br />
Kommandeur der israelischen Marine, erklärte,<br />
dass diese chinesischen Raketen eine<br />
Reichweite von 35 Kilometern hätten und<br />
einen Sprengkopf mit 130 Kilogramm Sprengstoff<br />
tragen könnten. Auf einer C-704 stand<br />
das Wort „Nasr“. So nennen die Iraner diese<br />
Rakete.<br />
Vermutlich waren die Rüstungsgüter der Victoria<br />
für den Gazastreifen bestimmt, vielleicht<br />
aber auch für die Muslimbruderschaft<br />
in Ägypten. In jedem Falle messen die Israelis<br />
dieser Schiffsladung „strategische Bedeu-
tung“ bei. Wäre sie an ihrem Bestimmungsort<br />
angekommen, so der Militärsprecher,<br />
hätten sie das strategische Gleichgewicht des<br />
Nahen Ostens entscheidend verändert. Während<br />
des Zweiten Libanonkriegs im Sommer<br />
2006 schoss die Hisbollah eine chinesische<br />
C-802 Rakete auf die INS Hanit ab. Bei dem<br />
Angriff wurden vier israelische Soldaten getötet<br />
und das moderne Raketenschiff schwer<br />
beschädigt.<br />
Konteradmiral Ben-Jehuda befürchtet, dass<br />
die Hamas derartige Raketen auch auf zivile<br />
Schiffe richten könnte. Während der israelischen<br />
Militäroperation „Gegossenes Blei“<br />
zum Jahreswechsel 2008/2009 hatte die Hamas<br />
im Gazastreifen noch keine Raketen, die<br />
Tel Aviv erreichen könnten. Heute besitzt sie<br />
solche Geschosse. Der Sprecher der israelischen<br />
Armee, Brigadegeneral Avi Benayahu,<br />
betonte, dass „jede Rakete, die wir von diesem<br />
Schiff entladen haben, nicht auf israelisches<br />
Territorium fallen“ werde.<br />
Premierminister Benjamin Netanjahu und<br />
Verteidigungsminister Ehud Barak halten<br />
eine iranische Bedienungsanleitung (in<br />
Persisch geschrieben) für die C-704<br />
Anti-Schiffs-Rakete, die eine mögliche<br />
Beteiligung des Iran an den Waffenschmuggel<br />
an Bord der „Victoria“ unterstreicht.<br />
Das Handbuch enthielt verschiedene<br />
Embleme der iranischen Regierung.<br />
In der Vergangenheit haben Israels Geheimdienste<br />
und Armee bereits mehrfach Versuche<br />
vereitelt, Waffen in die Palästinensergebiete<br />
zu schmuggeln. Im Rückblick ergibt<br />
sich ein klares Bild der Kooperation zwischen<br />
Iran, Syrien, der Hisbollah und der Hamas:<br />
Am 7. Mai 2001 wurde die Santorini auf der<br />
Fahrt vom Libanon nach Gaza abgefangen. Das<br />
Schiff hatte 40 Tonnen Waffen an Bord, darunter<br />
Pistolen, Gewehre, Sprengstoffe, Granaten,<br />
Minen, Mörsergranaten, Panzerabwehrraketen,<br />
Artillerieraketen und Strela-Flugabwehr-<br />
Raketen. Der Kapitän, ein Waffenschmuggler<br />
und zwei seiner Verwandten an Bord waren<br />
» »<br />
den Israelis von früheren Versuchen her be- VORTRÄGE & SEMINARE ZU<br />
kannt, Waffen für die Hisbollah und die Volksfront<br />
zur Befreiung Palästinas, Generalkom»Nahost<br />
»Islam<br />
mando (PFLP-GC) zu schmuggeln.<br />
Nahost<br />
Am 3. Januar 2002 wurde die Karine-A mit Israel<br />
»arabische Kurs auf den Suezkanal im Roten Meer abge-<br />
Welt<br />
»Antisemitismus<br />
fangen. Sie hatte 80 wasserdichte Container Antisemitismus<br />
mit 50 Tonnen Rüstungsgütern an Bord, da»Islamismus<br />
runter Panzerabwehrraketen, iranischen Pan- Islamismus<br />
zerminen, 2200 Kilo hochexplosiven Sprengstoffs,<br />
735 Handgranaten, verschiedene<br />
Handfeuerwaffen, automatische Gewehre, Carmen Matussek<br />
Munition und Taucherausrüstungen. Die<br />
Container hätten im Mittelmeer ins Wasser<br />
geworfen werden sollen, um dann im Gazastreifen<br />
angespült, beziehungsweise von Islamwissenschaftlerin,<br />
kleineren Fischerbooten aufgesammelt zu freie Journalistin und<br />
werden. Unter der Besatzung waren Mitar- Dozentin<br />
beiter der Palästinensischen Autonomiebehörde<br />
(PA). Der Arafat-Vertraute Fuad Schubaki<br />
war aktiv in die Affäre verwickelt. Arafat<br />
Mein Motiv:<br />
selbst gab letztendlich zu, dass die PA hinter<br />
Im Zuge meines Studiums habe ich antisemitische<br />
dem Waffenschmuggel stand.<br />
Propaganda in den arabischen Medien untersucht.<br />
Die Ergebnisse sind alarmierend.<br />
In Vorträgen und Seminaren gebe ich Wissen und<br />
Erfahrungen weiter, und gemeinsam erarbeiten wir<br />
Wege, wie wir mit den Herausforderungen einer<br />
„multikulturellen“ Gesellschaft und dem besorgniserregenden<br />
Anstieg des Antisemitismus weltweit<br />
umgehen können.<br />
Am 23. November 2002 explodierte ein mit<br />
Sprengstoff beladenes Fischerboot in der<br />
Nähe eines Patrouillenbootes der israelischen<br />
Marine und am 7. Januar 2003 wurde am<br />
Strand nördlich des Gazastreifens ein Rettungsfloß<br />
voller Sprengstoff gefunden.<br />
Am 21. Mai 2003 wurde das Fischerboot Abu<br />
Hasan auf dem Weg vom Libanon in den Gazastreifen<br />
westlich der israelischen Hafenstadt<br />
Haifa aufgebracht. Auf dem Boot wurden<br />
Fernzünder für Bomben, CDs mit<br />
Anleitungen zu Selbstmordbombenattentaten<br />
und Raketenzünder gefunden.<br />
In der Zeit zwischen Dezember 2003 und<br />
Januar 2004 lieferte alle Welt humanitäre<br />
Hilfsgüter für Erdbebenopfer in Bam in den<br />
Süden des Iran. Die iranischen Revolutionsgarden<br />
nutzten diese Luftbrücke, um Rüstungsgüter<br />
via Syrien an die Hisbollah zu<br />
liefern.<br />
Im Mai 2007 wurde in der Türkei ein Zug aus<br />
dem Iran entdeckt, beladen mit Mörsergranaten,<br />
leichten Feuerwaffen, Raketenwerfern<br />
und Munition für die Hisbollah.<br />
Im März 2008 brachte das iranische Handelsschiff<br />
Iran Bagheri der iranische Spedition<br />
IRISL Hunderte Tonnen von Rüstungsgütern<br />
aus dem Iran in den syrischen Hafen Latakia.<br />
Beim Verlassen des Suezkanals befragte eine<br />
NATO-Einheit den Kapitän des Schiffs und<br />
forderte eine Inspektion. Nach langem Hin<br />
und Her erreichte die Fracht ihren Bestimmungsort<br />
ohne Inspektion.<br />
Mein Ziel:<br />
Sie können kompetent und überzeugend auf<br />
Unterstellungen antworten, wie wir sie viel zu oft in<br />
Gesprächen am Arbeitsplatz, an der Uni, in den<br />
Schulen, von Politikern und in den Medien zu hören<br />
bekommen, z.B.<br />
· Die Palästinenser waren vorher im Land;<br />
es gehört ihnen<br />
· Israel bombardiert Schulen, Krankenhäuser,<br />
Kindergärten…<br />
· „Islamophobie“ ist wie Antisemitismus<br />
· Islam bedeutet Friede<br />
· Fanatismus gibt es überall, siehe Kreuzzüge…<br />
· Juden regieren die Medien<br />
· Die Hamas muss als demokratisch gewählte<br />
Partei anerkannt werden<br />
· Israel muss als der Stärkere die Gewaltspirale<br />
durchbrechen<br />
· Die Juden machen jetzt mit den Palästinensern<br />
dasselbe…<br />
· Apartheidsystem<br />
· Israel stiehlt den Palästinensern das Wasser<br />
· …<br />
Meine Vorträge: 1 – 3 Stunden<br />
Meine Seminare: 1 – 3 Tage<br />
Mein Honorar: nach Absprache<br />
Kontakt:<br />
carmen.matussek@web.de<br />
Mobil: 0177-2643275<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
29<br />
»
Gegen Ende desselben Jahres deckten ägyptische<br />
Sicherheitskräfte ein Netzwerk der<br />
Hisbollah auf der Sinaihalbinsel auf. Hisbollah-Chef<br />
Hassan Nasrallah gab zu, dass seine<br />
Organisation am Waffenschmuggel in den Gazastreifen<br />
beteiligt ist. Der Anführer dieses<br />
Netzwerks, Sami Schihab, entkam während<br />
der Unruhen in Ägypten aus dem Gefängnis<br />
und tauchte am 16. Februar 2011 bei einer<br />
Hisbollah-Veranstaltung in Beirut auf.<br />
Im Januar 2009 wurden auf Zypern auf dem<br />
zypriotischen Frachter Monchegorsk, der von<br />
der iranischen Spedition IRISL (Islamic Republic<br />
of Iran Shipping Lines) gemietet worden<br />
war, 1.300 Tonnen Panzer-, Artillerie- und<br />
Mörsergranaten, sowie Rohmaterialien zur<br />
Herstellung von Raketen entdeckt.<br />
Dokumente aus dem US-Außenministerium<br />
verzeichneten, dass die Sudanesen den Amerikanern<br />
zwei Luftangriffe im Osten ihres<br />
Landes vorwarfen: einen im Januar 2009, mit<br />
17 zerstörten Fahrzeugen und 43 Toten; einen<br />
anderen am 20. Februar 2009. Dabei<br />
wurden 14 Fahrzeuge zerstört und 45 Menschen<br />
getötet.<br />
Im März 2009 berichteten amerikanische<br />
und arabische Medien über einen israelischen<br />
Luftangriff auf einen Waffenkonvoi im<br />
Sudan. Laut TIME-Magazine soll der Konvoi<br />
unter anderem weit reichende Fadschar-Raketen<br />
transportiert haben, mit denen man<br />
vom Gazastreifen aus Tel Aviv erreichen<br />
könnte.<br />
Am 12. Oktober 2009 wurde die Hansa India,<br />
unter deutscher Flagge unterwegs aus<br />
dem Iran nach Ägypten mit Munition und<br />
waffenfähigen Industriematerialien, aufgrund<br />
einer Warnung aus Deutschland nicht in<br />
Ägypten entladen. Der Frachter setzte seinen<br />
Weg in Richtung Malta fort und wurde dort<br />
beschlagnahmt. Ziel der Ladung war Syrien.<br />
Am 3. November 2009 kaperte die israelische<br />
Marine vor der Küste Zyperns das deutsche<br />
Frachtschiff Francop auf dem Weg vom<br />
Iran nach Syrien. An Bord befanden sich 500<br />
Tonnen Rüstungsgüter in 36 Containern:<br />
9.000 Mörsergranaten, 3.000 Katjuscha-Raketen,<br />
23.000 Granaten und eine halbe Million<br />
Schuss Munition – alles hinter Säcken<br />
aus Polyethylen versteckt. Israelische Militärs<br />
meinten, dieses Material hätte die Hisbollah<br />
„für mehrere Wochen Krieg ausgerüstet“.<br />
Laut Wikileaks warnten die USA den Sudan,<br />
Oman, Saudi-Arabien und Jemen im Jahr<br />
2009, der Transport iranischer Waffen über<br />
sudanesische Fluglinien sei ein ernsthafter<br />
30 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Verstoß gegen das UN-Waffenembargo gegen<br />
den Iran. Von Jordanien und Ägypten aus<br />
wurden die Waffen von Beduinen weiter in<br />
den Gazastreifen geschmuggelt.<br />
Ende August 2010 entdeckten Behörden im<br />
süditalienischen Hafen Gioia Tauro sieben<br />
Tonnen des Sprengstoffs RDX in Säcken, die<br />
als „Milchpulver“ deklariert waren. Die Hisbollah<br />
benutzt RDX für ihre Raketensprengköpfe.<br />
Der Container mit dem Sprengstoff<br />
stammte aus dem iranischen Bandar und war<br />
auf dem Weg ins syrische Latakia. Der Frachter,<br />
der den Container transportierte war die<br />
M/V MSC Finland, die der griechischen Reederei<br />
Hinter Marin SA gehörte, von einer<br />
schweizer-italienischen Spedition gechartert<br />
und unter liberianischer Flagge unterwegs<br />
war. Am 26. Oktober 2010 gaben nigerianische<br />
Behörden bekannt, sie hätten auf dem<br />
Frachtschiff M/V Everest 13 Container mit<br />
Waffen beschlagnahmt, darunter Granaten<br />
und Raketen. Die Everest war auf dem Weg<br />
vom Iran nach Gambia. Der israelische Fernsehsender<br />
Channel 2 TV berichtete, die Ni-<br />
gerianer hätten die Lieferung aufgrund von<br />
geheimdienstlichen Hinweisen beschlagnahmen<br />
können. Die Everest wurde von der französischen<br />
Spedition CMA-CGM betrieben<br />
und hatte die Flagge der Marschall-Inseln gehisst.<br />
Die Frachtdokumente gaben Baumaterialien<br />
als Containerinhalt an.<br />
Praktisch zeitgleich mit der Aktion „Operation<br />
Eisernes Gesetz“, die die Waffenlieferung<br />
auf der Victoria ans Licht brachte, berichteten<br />
die Ägypter von der Konfiszierung von fünf<br />
Lastwagen an ihrer Südgrenze. Sie sollten<br />
Panzerabwehrraketen, Mörsergranaten, Gewehre<br />
und Sprengstoff vom Sudan zu den<br />
Tunnels auf der ägyptischen Seite der Sinai-<br />
Stadt Rafah bringen. Einen Tag nach der Kaperung<br />
der Victoria zwang die türkische Luftwaffe<br />
ein iranisches Frachtflugzeug in seinem<br />
Luftraum zur Landung, um es zu inspizieren.<br />
Die Türken hatten den Verdacht, das Flugzeug<br />
habe illegale Rüstungsgüter an Bord.<br />
Derweil betonte der Generalkommandeur<br />
der iranischen Armee, man habe mit den<br />
Waffen der Victoria nichts zu tun. Ebenso beteuerte<br />
die Hamas, die Waffen seien nicht für<br />
Gaza bestimmt gewesen. „Die Speisekarte<br />
des zionistischen Regimes ist voller Lügen,<br />
Lügen und noch einmal Lügen“, sagte der<br />
iranische General Amir Ataollah Salehi: „So<br />
Allah will, werden sie auf den Grund des Mittelmeeres<br />
sinken“.<br />
Israelische Sicherheitskreise betonen, dass ihnen<br />
die beschlagnahmten Waffen keine Sorgen<br />
bereiteten, sondern vielmehr all das Material,<br />
Einige der 230 Stück 120 mm Mörsergranaten, die an Bord der „Victoria“ waren.<br />
Es waren insgesamt rund 2.500 Mörsergranaten auf dem Schiff.<br />
das unerkannt seinen Bestimmungsort erreiche.<br />
Dabei ist allen Beteiligten klar, dass die<br />
Israelis keineswegs alle Waffenlieferungen an<br />
die Hamas abfangen können. Der Vorfall mit<br />
der Victoria verdeutlicht aus israelischer Sicht,<br />
wie verletzbar das Kräftegleichgewicht um<br />
den jüdischen Staat ist und die Macht der Achse<br />
Teheran-Damaskus-Gaza.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP<br />
www.israelnetz.com
Das Massaker von Itamar<br />
von Johannes Gerloff (Jerusalem)<br />
Die Haustür hätte eigentlich nicht abgeschlossen<br />
sein sollen, als Tamar um Mitternacht<br />
nach Hause zurückkehrte. Nach dem<br />
festlichen Schabbat-Abendessen im Kreis der<br />
Familie war sie noch mit ihren Freundinnen<br />
von den „Bnei Akiva“, einer national-religiösen<br />
Jugendgruppe, ausgegangen. Die Eltern<br />
hatten versprochen, die Tür offen zu lassen.<br />
Deshalb hatte Tamar keinen Schlüssel bei<br />
sich. Jetzt war die Tür fest verschlossen. Tamar<br />
klopfte, lief ums Haus, pochte an die<br />
Fenster, rief die Namen ihrer Eltern. Keine<br />
Antwort. Dann hörte sie den kleinen Jischai<br />
schluchzen. Dem Mädchen wurde unheimlich.<br />
Sie lief zur ihrer Freundin ins Nachbarhaus<br />
und rief deren Vater, Jaakov Cohen.<br />
Gemeinsam gelang es ihnen die Haustür zu<br />
öffnen. Cohen war peinlich, mitten in der<br />
Nacht in das Haus der Nachbarfamilie einzudringen.<br />
Deshalb ließ er dem Mädchen den<br />
Vortritt.<br />
Der Anblick, der sich Tamar Vogel bot, wird<br />
die Zwölfjährige ein <strong>Leben</strong> lang nicht mehr<br />
loswerden: „Ich sah Mama blutüberströmt<br />
auf dem Boden liegen!“ Laut schreiend floh<br />
sie vom Ort des Schreckens. Jaakov Cohen<br />
entsicherte seine Pistole und schoss zweimal<br />
in die Luft, um Hilfe herbeizurufen, bevor er<br />
das Haus der Vogels betrat. Vor der Badezimmertür<br />
lag Ruth Vogel (35) in einer großen<br />
Blutlache. Ihr Mann Udi (36) lag im Bett,<br />
Die Opfer des Angriffs: Im Uhrzeigersinn:<br />
Ruth Fogel (35), Udi Fogel (36),<br />
Hadas (3 Monate), Yoav (11), Elad (4)<br />
ebenfalls erstochen. Die drei Monate alte Hadas<br />
war in den Armen ihres Vaters geschlachtet<br />
worden. Neben den leblosen Körpern saß<br />
schluchzend der zweieinhalbjährige Jischai<br />
und bemühte sich, seine Eltern aufzuwecken.<br />
In einem Kinderzimmer gleich daneben lagen<br />
die beiden Jungen Joav (11) und Elad (4),<br />
ebenfalls tot. Joav war die Kehle durchschnitten<br />
worden.<br />
Gegen 21.00 Uhr hatte der elektronische<br />
Zaun der Siedlung einen Alarm gemeldet. Ein<br />
Wachmann hatte sich zu der Stelle begeben,<br />
keine Unregelmäßigkeiten festgestellt und<br />
entschieden, dass es sich um einen Fehlalarm<br />
handelte. Familie Vogel feierte um diese Zeit<br />
Erev Schabbat, den Schabbat-Eingang. 15<br />
Freundinnen von Tamar nahmen an der<br />
Mahlzeit teil. Gemeinsam sangen sie die Semirot<br />
Schabbat, die Sabbatlieder. Etwa um<br />
Viertel nach zehn verließen die großen Mädchen<br />
das Haus. Der Rest der Familie ging zu<br />
Bett.<br />
Nach ersten Ermittlungen waren mindestens<br />
zwei Terroristen über den Zaun gestiegen, die<br />
sich offensichtlich gut in der Siedlung Itamar<br />
im Herzen von Samaria, unweit der Stadt<br />
Nablus, auskannten. Eineinhalb Stunden lang<br />
nahmen sie sich Zeit, um ihre Opfer auszuwählen<br />
und zu beobachten. Dann nutzten sie<br />
die unverschlossene Haustür, um in das<br />
Wohnhaus der Familie Vogel einzudringen.<br />
Zuerst fanden sie Elad und Joav, und ersta-<br />
Erschütterndes<br />
Itamar, Westjordanland, Fotos: wikipedia<br />
chen sie in ihren Betten. Irgendwie musste<br />
Mutter Ruth geweckt worden sein. Als sie die<br />
Tür des Schlafzimmers öffnete, wurde auch<br />
sie erstochen. Vielleicht konnte sie noch einen<br />
Schuss aus einer Pistole abfeuern, die sie<br />
im Hause hatte. Vater Udi bemühte sich, die<br />
kleine Hadas mit seinem eigenen Körper zu<br />
schützen. Doch die Mörder töteten ihn und<br />
das drei Monate alte Baby in seinen Armen.<br />
Durch ein Wunder übersahen sie das Schlafzimmer<br />
des 8-jährigen Roi und seines zweieinhalbjährigen<br />
Bruders Jischai. Um 23.15<br />
Uhr meldete der Sicherheitszaun wieder einen<br />
Vorfall.<br />
Dass es den beiden Terroristen gelungen war,<br />
unbemerkt zu kommen und wieder zu verschwinden,<br />
wird im Rückblick als schwerwiegendes<br />
Versagen der Sicherung der Siedlung<br />
bewertet. Insgesamt vier Sicherheitsringe<br />
mussten die Terroristen durchdringen, um<br />
ihren Anschlag auszuführen. Offensichtlich<br />
hatte die relative Ruhe der vergangenen Monate<br />
dazu beigetragen, dass dies so ohne weiteres<br />
möglich war. Hinzu kam, so einer der<br />
Sicherheitsbeauftragten der Siedler, dass es<br />
„an einem normalen Tag zwischen 20 und<br />
200 Alarmmeldungen“ des hoch empfindlichen<br />
elektronischen Zauns gibt: „Es ist ein<br />
Wunder, dass in diesem Fall überhaupt eine<br />
Streife zum Zaun kam.“<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
31
Udi und Ruthi Vogel waren im Spätsommer<br />
2005 aus ihrem Haus in der Siedlung Netzarim,<br />
wenige Kilometer südlich von Gaza-<br />
Stadt, deportiert worden. Bis Anfang 2010<br />
hatten sie in einem Wohncontainer in Ariel<br />
gewohnt, wo ihnen zwei weitere Kinder geboren<br />
wurden. Dann waren sie nach Itamar<br />
umgezogen, wo vor drei Monaten die kleine<br />
Hadas das Licht der Welt erblickte. Udi war<br />
Panzeroffizier der Reserve und ordinierter<br />
Rabbiner. Sofort nach Bekanntwerden des<br />
Anschlags, begannen israelische Sicherheitskräfte<br />
die Suche nach den Mördern. Sie errichteten<br />
Straßensperren, verhängten eine<br />
Ausgangssperre über die umliegenden arabischen<br />
Dörfer, Hubschrauber durchsuchten<br />
das bergige Gelände. In Razzien wurden Dutzende<br />
von Palästinensern festgenommen. Die<br />
Deutsche Presseagentur dpa verbreitete die<br />
Meldung: „Nach Angaben des israelischen<br />
Militärs wurde eine Militäraktion als Vergeltungsmaßnahme<br />
eingeleitet“ – was ein israelischer<br />
Militärsprecher auf Anfrage auf<br />
Deutsch als „totalen Schwachsinn“ bezeich-<br />
Beerdigungen in Givat Shaul<br />
nete. Der Militärsprecher sagte weiter, dass<br />
er versuche, das Büro der dpa zu erreichen,<br />
um von der Nachrichtenagentur zu fordern,<br />
diese falsche Behauptung zu widerrufen. Weder<br />
wisse er, wer die Militärs seien, die so<br />
etwas angegeben hätten, noch sei eine Militäraktion<br />
geplant und schon gar nicht als<br />
„Vergeltungsmaßnahme“.<br />
Für die israelische Gesellschaft ist das Massaker<br />
von Itamar ein Schock, nicht zuletzt aufgrund<br />
der Brutalität, mit der es ausgeführt<br />
wurde. Altgediente Rundfunksprecher weinten<br />
bei Interviews mit Hinterbliebenen.<br />
20.000 Menschen kamen am darauf folgenden<br />
Sonntagnachmittag zur Beerdigung<br />
der fünf Mitglieder der Familie Vogel nach<br />
Jerusalem. Wiederholt wurden Erinnerungen<br />
an den Pogrom von Kischinew geweckt. Im<br />
April 1903 waren dort ein Tag nach dem russischen<br />
Osterfest fast 50 Juden brutal ermordet<br />
worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu<br />
verurteilte das Massaker und forderte<br />
von der Palästinensischen Autonomiebehör-<br />
32 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
de (PA) unter Mahmud Abbas Hilfe bei der<br />
Aufklärung und Verhaftung der Terroristen.<br />
Die Aufforderung an die internationale Gemeinschaft,<br />
diesen Mord „scharf und uneingeschränkt“<br />
zu verurteilen, offenbart die<br />
Seelenlage vieler Israelis, die sich in ihrem<br />
Kampf gegen diese Art von Terror von der<br />
Welt schlicht alleingelassen fühlen.<br />
Israelische Politiker weisen einstimmig auf<br />
eine Hauptursache für den unvermindert lodernden<br />
Hass auf den jüdischen Staat in der<br />
arabischen Bevölkerung: Die Hetze in den<br />
palästinensischen Moscheen, Schulen und<br />
offiziellen Medien. Terroristen werden als<br />
Helden und Vorbilder verehrt, Fußballspiele<br />
im Andenken an Selbstmordattentäter veranstaltet,<br />
an Familien von Terroristen werden<br />
Stipendien vergeben und Straßen und Plätze<br />
nach so genannten „Märtyrern“ benannt.<br />
Noch einen Tag vor dem Massaker von Itamar<br />
meinte der Abbas-Berater und Untersekretär<br />
des Fatah-Revolutionsrates, Sabri Saidam, in<br />
einer Rede, die Waffen müssten gegen den<br />
Hauptfeind gerichtet und interne Differenzen<br />
beiseite gelegt werden. Just am Tag der Beerdigung<br />
der Vogel-Familie, wurde in El-Bireh<br />
bei Ramallah ein Platz nach Dalal Al-Mughrabi<br />
benannt, die 1978 eines der blutigsten<br />
Attentate in der Geschichte Israels geleitet<br />
hatte. Im Zusammenhang mit der Entführung<br />
eines Busses wurden damals 35 Israelis ermordet<br />
und 71 verletzt.<br />
In der Westbank stehen die Zeichen auf<br />
Sturm. Siedler und Militärs fürchten Nachahmer,<br />
und dass dieser spektakuläre Anschlag<br />
ein Dammbruch und Beginn einer neuen Terrorserie<br />
sein könnte. Politiker befürchten,<br />
religiöse Siedler könnten das Recht in die eigenen<br />
Hände nehmen und Rache üben. Deshalb<br />
beschwor Regierungschef Netanjahu die<br />
Siedler, trotz des Schmerzes, das Gesetz nicht<br />
in die eigenen Hände zu nehmen. Trotzdem<br />
kam es am Rande des palästinensischen<br />
Dorfes Burin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen<br />
zwischen Israelis und Palästinensern.<br />
In Judäa – der südlichen Westbank –<br />
bewarfen jüdische Jugendliche palästinensi-<br />
sche Fahrzeuge mit Steinen. An anderen<br />
Stellen blockierten Siedler die Straßen für<br />
arabische Fahrzeuge. In Hebron wurde ein<br />
Fahrzeug in Brand gesetzt.<br />
Doch wie soll Israel angemessen und vor<br />
allem effektiv reagieren? Im Büro des Premierministers<br />
und im Außenministerium entbrannte<br />
kurz nach dem Anschlag eine heftige<br />
Diskussion darüber, ob die furchtbaren Bilder<br />
von den Opfern veröffentlicht werden sollten.<br />
Die Befürworter einer Veröffentlichung der<br />
furchtbaren Bilder von Kindern mit durchschnittener<br />
Kehle sind der Ansicht, dass nur<br />
so die Welt verstehen werde, „welchen Bestien<br />
sich die Bürger Israels gegenüber sehen“.<br />
Während auf palästinensischer Seite<br />
die Veröffentlichung von Bildern von Toten<br />
und Verletzten kein Tabu sind, achtete Israel<br />
– abgesehen vom Fall des Mädchens Schalhevet<br />
Paz, das in den Armen seines Vaters in<br />
Hebron erschossen wurde – bislang die Würde<br />
der Betroffenen. Die Diskussion über die<br />
Einführung der Todesstrafe für Mörder ist in<br />
vollem Gange. Der Knessetabgeordnete Michael<br />
Ben Ari (Nationale Union) forderte eine<br />
Vertreibung der Einwohner des Dorfes, aus<br />
dem die Mörder kommen, und die Zerstörung<br />
des Dorfes.<br />
In den vergangenen Monaten wurde die Frage<br />
des Siedlungsbaus vor allem auch in der<br />
internationalen Diskussion deutlich verschärft.<br />
Gemeinhin scheint die Gleichung<br />
„Hier Siedlungsbau – dort Terror“ akzeptiert.<br />
So forderte Innenminister Eli Jischai (Schass)<br />
unmittelbar nach der Bluttat den Bau von<br />
mindestens 5.000 neuen Wohnungen, 1.000<br />
für jedes Terroropfer: „Vielleicht würde der<br />
palästinensischen Gesellschaft dadurch klar,<br />
dass Terroristen keine Helden, sondern diejenigen,<br />
die für den Landverlust verantwortlich<br />
sind!“, so die Logik. „Könnte man durch eine<br />
so aufgebaute Abschreckung vielleicht sogar<br />
Herr über die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen<br />
werden?“, fragt man sich. Und<br />
schließlich: Könnte man durch einen gezielten<br />
Siedlungsbau als Reaktion auf tödliche<br />
Terroranschläge nicht auch diejenigen beruhigen,<br />
die nach Rache schreien? „Mehr Bauen<br />
ist die jüdische Rache für arabischen Terror“,<br />
verkündete Oberrabbiner Jona Metzger<br />
auf der Beerdigung. „Der Schöpfer und nicht<br />
wir werden das vergossene Blut rächen.“<br />
Deshalb genehmigte das israelische Kabinett<br />
den Bau von Hunderten neuer Häuser in den<br />
großen Siedlungsblöcken von Judäa und Samaria,<br />
die Israel in jedem Falle behalten<br />
möchte. „Sie morden, wir bauen!“, erklärte<br />
Benjamin Netanjahu während eines Besuchs<br />
im Hause der Eltern von Ruth Vogel. An einen<br />
Friedensprozess denkt bei dieser Stimmungslage<br />
kaum jemand. „Gedenke, mit<br />
wem wir’s zu tun haben!“, mahnt der Kolumnist<br />
Gilad Scharon im hebräischen Massenblatt<br />
Jediot Achronot. Sein Kollege Chanoch<br />
Daum antwortet: „Mit blutrünstigen Psychopathen!“<br />
Siedlervertreter schäumen: „Immer<br />
wenn die Welt von einem Friedensplan
spricht, müssen wir uns darauf einstellen,<br />
angegriffen zu werden. Alle Gespräche über<br />
einen Friedensprozess müssen sofort eingestellt<br />
werden!“ Benni Katzover, Vorsitzender<br />
des Siedlerrates in Samaria, der selbst in Elon<br />
Moreh auf Sichtweite der Siedlung Itamar<br />
wohnt, meint: „Schwäche gegenüber dem<br />
Terror verstärkt diesen nur.“ Der Minister für<br />
öffentliche Diplomatie und Diaspora-Angelegenheiten,<br />
Juli Edelstein, interpretiert das<br />
Massaker von Itamar als Beweis dafür, dass es<br />
auf der anderen Seite keinen Partner gebe.<br />
Und der ehemalige Generalstabschef Mosche<br />
Yaalon betonte auf der Beerdigungsfeier, dass<br />
angesichts dieser Lage jeder Vertrag mit den<br />
Palästinensern nicht das Papier wert ist, auf<br />
dem er gedruckt sei!<br />
In ersten Stellungnahmen verteidigten palästinensische<br />
Stimmen den Mord an Familie<br />
Vogel als gerechtfertigte Rache für „die israelischen<br />
Verbrechen am palästinensischen<br />
Volk in der Westbank“. „Nach internationalem<br />
Recht haben die palästinensischen Widerstandsgruppen<br />
jedes Recht, jeder Art von<br />
Besatzung des Landes Palästina Widerstand<br />
zu leisten“, meinte die Webseite des militärischen<br />
Flügels der Hamas, der Issadin Al-<br />
Qassam-Brigaden. Die politische Führung der<br />
Hamas ließ zudem verlauten, man unterstütze<br />
jede Aktion gegen Siedler in den besetzten<br />
Gebieten. Auf den Straßen von Rafah im südlichen<br />
Gazastreifen wurde der gelungene Anschlag<br />
gefeiert und Bonbons verteilt. Doch<br />
dann schien selbst die Führung der Islamisten<br />
zu bemerken, dass der Mord an der Familie<br />
Vogel außergewöhnlich brutal war. Ein Hamasführer<br />
in Damaskus meinte, man habe mit<br />
der Aktion nichts zu tun. Schließlich distanzierte<br />
sich die Hamas in Gaza und betonte,<br />
dass das Töten von Kindern nicht zu<br />
ihrer Taktik gehöre.<br />
Die Teheraner „Fars News Agency“ hatte im<br />
Internet die Nachricht verbreitet, eine Gruppe<br />
der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden habe die<br />
Verantwortung für den Anschlag übernommen.<br />
Diese Gruppe benenne sich nach dem<br />
ehemaligen Generalstabschef der Hisbollah,<br />
Imad Mughniyeh, der drei Jahre zuvor einem<br />
Bombenanschlag in Damaskus zum Opfer gefallen<br />
war. Die Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden<br />
gehören zur Fatah des palästinensischen Präsidenten<br />
Mahmud Abbas. Doch auch die Al-<br />
Aqsa-Märtyrer-Brigaden bestritten nach wenigen<br />
Tagen jede Verbindung mit dem Massaker<br />
von Itamar. Man kämpfe für „Ehre und Freiheit“,<br />
erklärte die Organisation, und habe<br />
früher schon mit Rücksicht auf Kinder auf die<br />
Durchführung von Operationen verzichtet.<br />
Die „Palästinensischen Volkskomitees gegen<br />
die Mauer und israelische Siedlungen“ brachten<br />
ihre „Traurigkeit und Sorge“ über den<br />
„Tötungsvorfall in der Itamar Kolonialsiedlung“<br />
zum Ausdruck, erklärten diesen aber<br />
im gleichen Atemzug als „Teil der Eskalation,<br />
die durch die Vorgehensweise der israelischen<br />
Besatzung verursacht“ worden seien:<br />
„Diese Politik hat die Umstände für diese hinterhältige<br />
Aktion geschaffen.“ Auf Drängen<br />
des amerikanischen Präsidenten Obama verurteilte<br />
auch der palästinensische Präsident<br />
Mahmud Abbas „alle Gewaltakte gegen Zivilisten,<br />
unabhängig davon, wer sie ausführt<br />
oder welche Motive er hat.“ Es wäre das<br />
Ende seiner politischen Karriere, würden ihn<br />
die Amerikaner oder – noch schlimmer – die<br />
Israelis fallen lassen. Zuvor hatte sein Premier<br />
Salam Fayyad bereits wissen lassen, er sei<br />
„schon immer gegen Gewalt gewesen, vor<br />
allem auch gegen Gewalt, deren Opfer Palästinenser“<br />
seien. In persönlichen Gesprächen<br />
behaupteten Palästinenser, sie seien zu einer<br />
solchen Tat überhaupt nicht fähig. Dann wurde<br />
der Verdacht geäußert, Siedler hätten das<br />
Ganze selbst inszeniert oder, so spekulierten<br />
palästinensische Medien, die Mörder seien<br />
Gastarbeiter aus Thailand gewesen. Ein paar<br />
Tage später drehte PA-Präsident Mahmud Abbas<br />
den Anklagespieß dann endgültig um und<br />
fragte, wie Israel eigentlich dazu komme, die<br />
Palästinenser zu verdächtigen, „bevor die Ermittler<br />
die Identität der Mörder festgestellt“<br />
hätten. Gleichzeitig war Abbas wichtig, „dass<br />
die Siedler täglich gegen Dörfer, Moscheen,<br />
Häuser und Ölbäume“ vorgehen: „Die internationale<br />
Gemeinschaft und die israelische<br />
Gesellschaft muss von diesen Verbrechen<br />
Newsletter der Botschaft Israels in Deutschland.<br />
Melden Sie sich kostenlos an unter:<br />
www.israel.de<br />
wissen“, meinte der palästinensische Präsident,<br />
„denn dies ist ein Verbrechen, genau<br />
wie jenes.“ Mittlerweile werfen palästinensische<br />
Medien dem israelischen Premierminister<br />
vor, er „tanze auf dem Blut von Kindern“,<br />
um politische Ziele zu erreichen.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP,<br />
www.israelnetz.com<br />
„Die Chance, Holocaust-<br />
Überlebenden zu dienen,<br />
ist ein großes Vorrecht,<br />
das wir unbedingt<br />
annehmen wollen“<br />
Michael Sawitzki<br />
„Ihr habt mein Herz erwärmt.“<br />
– Herzlichkeit, Offenheit und<br />
Dankbarkeit prägten unsere<br />
Begegnungen mit Holocaust-<br />
Überlebenden 2011.<br />
Unsere Handwerker helfen wieder<br />
in Israel. Sie können auch dabei<br />
sein – mit Ihrer Spende!<br />
Bitte helfen Sie mit.<br />
Danke für Ihre Unterstützung:<br />
<strong>Sächsische</strong> <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Volksbank Mittweida eG,<br />
Konto: 90 061 941<br />
Bankleitzahl: 870 961 24<br />
Stichwort: Handwerker<br />
Ihr Michael Sawitzki,<br />
Koordinator<br />
Handwerker-Reisen<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Ihr Michael Sawit<br />
Koordination<br />
Handwerker-Reis<br />
33
Feierliches<br />
Muttis 70. Geburtstag,<br />
Schimon Peres und die Bombe<br />
Nach einer Planung von fast zwei Jahren war<br />
es am 15. März 2011 soweit. Unsere kleine<br />
Familie, Mutti, mein Bruder, meine Partnerin<br />
und ich, saßen um 9.30 Uhr im Flieger mit<br />
dem Ziel Israel. Mutti steuerte straffen<br />
Schrittes auf ihren 70. Geburtstag. Und diesen<br />
wollten wir am 20. März 2011 in Jerusalem,<br />
wenn möglich mit einem Abstecher im<br />
„King David Hotel“, begehen.<br />
Zunächst war erst einmal der Flug zu überstehen.<br />
Hierbei überfiel unsere Gruppe ein Gefühlscocktail<br />
aus absoluter Müdigkeit und<br />
Freude. Wir hatten alle bis Mitternacht gearbeitet<br />
und fuhren dann gegen 3 Uhr nach<br />
Berlin-Tegel. Müde und voller Vorfreude<br />
wechselten bei jedem unterschiedlich die<br />
Wach- und Schlafphasen. Punkt 13.04 Uhr<br />
(Chemnitzer Zeit) überflogen wir, ohne irgendwelche<br />
nennenswerte Ereignisse, Tel<br />
Aviv. Nach Passkontrolle und Besitznahme<br />
des Mietwagens ging es ohne Aufenthalt nach<br />
Jerusalem. Im „Jerusalem Gate Hotel“ angekommen,<br />
wurden die Zimmer erst einmal aus<br />
der üblichen Hotelordnung in unsere verwan-<br />
34 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
von<br />
Uwe Dziuballa,<br />
Chemnitz<br />
delt, und wir versuchten die Spuren der Reise<br />
vom Körper bzw. aus dem Gesicht zu waschen.<br />
Neu eingekleidet, ging es geradewegs<br />
zu Fuß Richtung „Ben Jehuda“. Wir stillten<br />
sofort unseren Heißhunger auf Schowarma-<br />
Laffa. Beim Sitzen in gemütlicher Runde und<br />
dem Genuss des ersten warmen Essens in<br />
Jerusalem überkam uns mit einem Schlag<br />
eine wohlige Ruhe. Der Weg weiter in die<br />
Altstadt wurde also auf den kommenden Tag<br />
verschoben, und wir gingen gemächlichen<br />
Schrittes Richtung Hotel. Kurz vor dem Erreichen<br />
– am Ende der Yaffa Street – wurde die<br />
Ruhe des Spaziergangs durch laute Rufe eines<br />
Sprengstoffexperten unterbrochen. Sich in<br />
seinen Schutzanzug hüllend, rief und gestikulierte<br />
er vor seinem Polizeifahrzeug und forderte<br />
damit die Passanten auf, Abstand zu<br />
ihm und der gesicherten Umgebung zu halten.<br />
<strong>Zum</strong> Glück handelte sich es um einen<br />
Fehlalarm. Leider wurde das Ganze nur wenige<br />
Meter von dieser Stelle entfernt am 23.<br />
März dann blutiger Ernst.<br />
Der erste komplette Tag in Jerusalem war von<br />
den wechselnden Eindrücken des Schuk<br />
(Markt), der Jerusalemer Altstadt – dem jüdischen,<br />
dem arabischen und armenischen<br />
Viertel und den neuen Einkaufsmöglichkeiten<br />
in Jerusalem – geprägt. Dass der Augenblick<br />
des ersten Kontakts mit der Westmauer des<br />
jüdischen Tempels, auch bekannt als Klagemauer,<br />
immer ein sehr emotionaler Moment<br />
ist, benötigt keiner besonderen Erwähnung.<br />
Es war ein sehr schöner Tag, welcher in der<br />
Summe betrachtet, einem riesigen Spaziergang<br />
glich. Dieser wurde nur durch Tee- und<br />
Essenspausen unterbrochen. Eine besonders<br />
moderne Überraschung bot Jerusalem durch<br />
die unermüdlichen Probefahrten der neuen<br />
Straßenbahn. Ich bin mir sicher, dass ich in<br />
meinem <strong>Leben</strong> noch nie so oft eine Straßenbahn<br />
wahrgenommen und fotografiert habe.<br />
Bemerkenswert ist, dass die Bahn im März<br />
mit etlichen Bahnen nach einem imaginären<br />
Fahrplan probte, obwohl der Bahnbetrieb erst<br />
im Juni / Juli 2011 aufgenommen wird.<br />
Der Mittwoch begann mit einem zeitigen<br />
Frühstück und einer knapp 100 Kilometer<br />
langen Autofahrt ans Tote Meer. Nach einem<br />
Stopp an der Meeresspiegel-Markierung, wel-<br />
cher von dutzenden Israelbesuchern aufgesucht<br />
wird, ging es nach 15 Minuten straff in<br />
Richtung En Gedi Spa. Vorbei an einigen<br />
Plantagen und den Höhlen von Qumran hatten<br />
wir den Strand von En Gedi fast für uns<br />
allein. Auf dem Weg von der Station hinunter<br />
zum Wasser, fielen uns drei Markierungen<br />
auf. Für die Jahre 1991, 2004, 2007 zeigten<br />
sie den ursprünglichen Wasserstand an. Es<br />
war erschreckend zu sehen, in welchem Tempo<br />
sich der Wasserspiegel des Toten Meeres<br />
in den wenigen Jahren senkte.<br />
Der anfänglich starke Wellengang hielt unsere<br />
Mutter nicht davon ab, die Tragfähigkeit<br />
des Wassers auszuprobieren. Nachdem wir<br />
abwechselnd das Phänomen ausreichend genossen<br />
hatten, die Wirkung des Schlammes<br />
probierten und mit zwei Hunden des Bademeisters<br />
spielten, ging es wieder zurück nach<br />
Jerusalem. Am Abend merkten wir alle, dass<br />
so ein Badetag auch bei helfendem Wasser<br />
schlaucht. Und wir spürten, dass man sich<br />
auch am Toten Meer, gegen die Meinung von<br />
Experten, einen kleinen Sonnenbrand zuziehen<br />
kann.<br />
Unsere Mutter hatte sich vor der Reise ein<br />
besonderes Kaufziel gesetzt, eine weiße
Tischdecke mit Schabbesmotiven. In allen<br />
möglichen Läden mit einem umfangreichen<br />
Stoff- und Tischdeckenangebot fragten wir<br />
nach. Aber keiner hatte etwas Ähnliches. Alles,<br />
was uns gezeigt wurde, war entweder<br />
aufwendig bestickt oder farblich so gar nicht<br />
schlicht weiß. Der Tipp eines Souvenirhändlers,<br />
bei seinem Freund, der ein ganz normales,<br />
unscheinbares Haushaltswarengeschäft<br />
führte, mal nachzufragen, wurde von uns<br />
skeptisch aufgenommen. Nach kurzem Zögern<br />
ging der Händler in den hinteren Teil<br />
seines Ladens, schob ein paar Artikel zur Seite<br />
und brachte dann genau das, was Mutti<br />
wollte: eine schlichte Tischdecke. Müde, satt<br />
und glücklich ging also ein weiterer Tag zu<br />
Ende.<br />
Den Donnerstag verbrachten wir getrennt.<br />
Mein Bruder besuchte seine Yeshiva und wir<br />
anderen Drei spazierten über den Jerusalem-<br />
Park, zur Knesset und weiter ins Israel-Museum.<br />
Den Großteil des Tages im Museum<br />
(Schrein des Buches, Modell des alten Jerusalem,<br />
Skulpturen, Bilder, Zeitdokumente, ...)<br />
waren wir dort. Ganz schnell gelangten wir<br />
zu der Überzeugung, dass man hier in Ruhe<br />
zwei, drei Tage verbringen kann und noch<br />
nicht alles gesehen hätte.<br />
Vor Muttis Geburtstag waren wir zum Schabbeseingang<br />
an der Klagemauer und saßen<br />
dann gemeinsam beim Schabbes zusammen.<br />
Samstag verließen wir früh das Hotel und<br />
sind in Etappen zum Berg Scopus gewandert.<br />
Dort, eine wunderbare Aussicht auf Jerusalem<br />
genießend, erreichten wir am Nachmittag<br />
nach ca. 15 Kilometern wieder das Hotelzimmer.<br />
Unserer Mutter ging es gut,<br />
schließlich war sie erst 69! Wir kümmerten<br />
uns noch um Blumen und andere Arrangements.<br />
Am Sonntagmorgen war es soweit: wir gratulierten<br />
Mutti zum 70. Geburtstag. Nach dem<br />
Frühstück spazierten wir bei strahlendem<br />
Sonneschein zum „King David Hotel“, wo<br />
wir unseren Freund Moshe Gabay trafen. Er<br />
hatte sich fast zwei Stunden Zeit genommen,<br />
Mutti und uns durch das Hotel zu führen und<br />
auf einige geschichtliche Ereignisse einzugehen.<br />
In einer sehr gemütlichen Ecke im Eingangsbereich<br />
saßen wir bei Cappuccino, Tee<br />
und Kakao. Während wir in angenehme Gespräche<br />
vertieft waren, kam plötzlich Schimon<br />
Peres, der Präsident Israels, in die Lobby.<br />
Also, dass der Geburtstag unserer Mutter<br />
in Israel nicht nur für sie, sondern für uns alle<br />
etwas Besonderes war, wussten wir. Aber<br />
dass jetzt auch noch der Präsident vorbei<br />
kommt, war nun wirklich nicht zu erwarten.<br />
Scherz bei Seite, der Präsident war weniger<br />
wegen Mutti, sondern wegen eines Termins<br />
mit Harvardabsolventen im Hotel. Und dennoch<br />
war es eine schöne Überraschung. Anschließend<br />
gingen wir zum Essen in ein Restaurant<br />
– eine empfohlene Top-Adresse.<br />
Auch dieser Besuch wird uns allen noch lange<br />
in sehr guter Erinnerung bleiben. Der sich<br />
anschließende Spaziergang über den Schuk<br />
war dann nur noch ein Fest für die Augen,<br />
denn der Magen hatte bereits an diesem Tag<br />
einen Höhepunkt erlebt. Es war ein sehr<br />
schöner Geburts-Tag.<br />
Viele der unterschiedlichen Erlebnisse bis<br />
zum 20. März und dann der Tag selbst waren<br />
in der Summe erlebnisreich und sollten ein<br />
besonders Dankeschön an unsere Mutter<br />
sein. Bis zum Abflug am 22. März nachmittags<br />
ließen wir die vielen Eindrücke in Jerusalem<br />
auf uns wirken.<br />
24 Stunden zurück in Deutschland, detonierte<br />
in der Nähe des Jerusalemer Busbahnhofes<br />
/ des Hotels „Jerusalem Gate“, indem<br />
wir sieben Nächte schliefen, nach sieben Jahren<br />
eine Bombe. Wieder geriet Israel ins Fadenkreuz<br />
seiner militanten Feinde.<br />
P.S. Allen, die uns in der Zeit in Chemnitz<br />
den Rücken frei gehalten haben, sei an dieser<br />
Stelle recht herzlich gedankt!<br />
UweDziuballa@aol.com<br />
e x k L u S i v e S G e S C H e n k<br />
Text der Mesusa<br />
handgeschrieben – mit einem Federkiel<br />
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E-Mail: uwedziuballa@aol.com<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
35
Entscheidendes<br />
Du hast die Wahl: Wähle das <strong>Leben</strong><br />
Be’ad Chaim – eine gemeinnützige Organisation zum Schutz ungeborenen <strong>Leben</strong>s<br />
„So wähle denn das <strong>Leben</strong>, damit du am <strong>Leben</strong> bleibest, du und deine Nachkommen.“<br />
5. Mose 30,19<br />
Heute leben in Israel 7 Millionen Menschen,<br />
doch geschätzte 2 Millionen Babies fehlen in<br />
unserem Land: Sie wurden seit der Staatsgründung<br />
1948 abgetrieben, ihre Mütter leben<br />
mit gebrochenem Herzen weiter. Sie sind<br />
Frauen, die in ihrem Schmerz oft allein sind,<br />
Frauen die Heilung brauchen, Frauen die<br />
Gott und seine liebevolle Hand in ihrem <strong>Leben</strong><br />
brauchen. Bei Be’ad Chaim kümmern<br />
wir uns um Mutter und Kind. Wir sind eine<br />
gemeinnützige Organisation zum Schutz ungeborenen<br />
<strong>Leben</strong>s weil wir glauben, dass Abtreibung<br />
auch der Mutter tiefe Verletzungen<br />
zufügt.<br />
Das hebräische Wort für Gebärmutter, „Rechem“,<br />
hat den selben Wortstamm wie das<br />
hebräische Wort „Rechamim“ – Gnade. Dieser<br />
geheime sichere Ort, den Gott zum<br />
Schutz des ungeborenen Kindes geschaffen<br />
hat und der untrennbar mit der Mutter verbunden<br />
ist, birgt heute <strong>Leben</strong>sgefahr. Die<br />
Intervention in diesen heiligen Ort zerstört in<br />
der Mutter die Gabe zu fühlen und gnädig zu<br />
sein – sie greift die Identität der Frau in ihren<br />
Grundfesten an.<br />
Wir bei Be’ad Chaim sind überzeugt davon,<br />
dass keine Frau wirklich abtreiben möchte,<br />
sondern dass Umstände und äußerer Druck,<br />
Ängste, innere Zerrissenheit und Scham bei<br />
der Entscheidung ihren schützenden Mutterinstinkt<br />
ausblenden. Unser Ziel ist es, jeder<br />
Frau dabei zu helfen, die Freude an ihrer<br />
Schwangerschaft zurück zu gewinnen und<br />
ihre tiefe Sehnsucht danach, ihr eigenes Kind<br />
aufzuziehen und für es zu sorgen, anzuerkennen.<br />
Wir tun alles dafür, Hindernisse, wie<br />
Angst, finanzielle Not, Einsamkeit und gesellschaftliche<br />
Isolation aus dem Weg zu schaffen,<br />
damit sie sich frei für das <strong>Leben</strong> ihres<br />
Babies entscheiden kann.<br />
Oranit, eine hübsche, moderne Israelin hat<br />
diese Entscheidung vor einiger Zeit getroffen:<br />
„Ich war allein nach Tel Aviv gezogen, um in<br />
all dem Lärm und Chaos meinen Platz im <strong>Leben</strong><br />
zu finden. Stattdessen verlor ich mich<br />
und das unschuldige Mädchen, das ich einmal<br />
war, in der Leere und wurde schwanger.<br />
36 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Sandy, Organisation Be’ad Chaim<br />
Da ich meiner Familie nichts davon sagen<br />
wollte, vertraute ich mich der Leiterin des<br />
Kindergartens an, in dem ich damals arbeitete.<br />
Ich hoffte sie würde mir sagen: „Behalte<br />
das Baby, Oranit. Alles wird gut werden!“<br />
Stattdessen riet sie mir dazu, schnellstmöglich<br />
abzutreiben – eine Frau, die als Kindergärtnerin<br />
arbeitet! Ich wollte die Abtreibung<br />
nicht, meine innere Überzeugung stand dagegen,<br />
aber alle meine Freunde in Tel Aviv<br />
sagten dasselbe: „Du musst abtreiben und<br />
zwar JETZT!“ Meine Chefin half mir, einen<br />
Ultraschalltermin zu vereinbaren, wo ich herausfand,<br />
dass ich Zwillinge erwarte. Als ich<br />
die Klinik verließ, weinte ich – was sollte ich<br />
nur tun? Der Termin bei der Beratungsstelle<br />
war ein Witz. Obwohl ich dem Team sagte,<br />
dass ich nicht sicher bin ob ich wirklich abtreiben<br />
will, bestand ihr einziger Rat darin<br />
mir zu sagen, dass Abtreibung die einzige Lösung<br />
für mich ist. Die ganze Zeit über wartete<br />
ich darauf, dass jemand sagen würde „Tu es<br />
nicht!“, aber keiner sagte es.<br />
In der Nacht vor der geplanten Abtreibung<br />
konnte ich nicht schlafen. Am nächsten Tag<br />
im Krankenhaus, als bereits mit der Weitung<br />
des Gebärmutterhalses begonnen worden<br />
war, wurde ich in den OP gebracht. Plötzlich<br />
hatte ich das Gefühl ersticken zu müssen und<br />
wurde sehr unruhig, so dass der Chirurg<br />
sagte, man müsse warten bis ich mich wieder<br />
beruhigt hatte. Ich lief nach draußen und<br />
weinte verzweifelt. Als ich an der Wöchne-<br />
rinnenstation vorbeilief, rief mir jemand zu:<br />
„Tu es nicht!“ und plötzlich hatte ich den<br />
Mut, das Richtige zu tun. Nur eine Person,<br />
die mir diese Worte sagte, war das nötige Zeichen<br />
von Gott, um mir klarzumachen, dass<br />
ich, Oranit, diese Kinder bekommen wollte.<br />
Danach erzählte ich meinen Eltern von meiner<br />
Schwangerschaft und sie boten mir ihre<br />
Unterstützung an. „Ich war im fünften Monat,<br />
als ich zum ersten Mal mit Be’ad Chaim<br />
Kontakt aufnahm, nachdem ich meine Arbeit<br />
und Studienpläne in Tel Aviv aufgeben hatte<br />
und zurück in meine kleine Heimatstadt,<br />
Kiryat Malachi, gezogen war. Ich war am<br />
Ende meiner Kraft und depressiv, vermutlich<br />
ausgelöst durch die Hormonumstellung. Im<br />
Internet fand ich die Hotline und redete lange<br />
mit Sharon, die mich ermutigte und praktische<br />
Hilfe versprach.“ Nach langen Gesprächen<br />
und mit der Unterstützung unserer<br />
Seelsorgerin brachte Oranit ihre Zwillingssöhne<br />
David und Noam zur Welt. Sie lebt<br />
weiterhin bei ihren Eltern und hat eine Arbeitsstelle<br />
gefunden. „Euer Engagement und<br />
die Unterstützung meiner Familie haben mir<br />
geholfen, mich nicht in Depressionen zu verlieren.<br />
Ich bin so dankbar. Mir ist bewusst,<br />
dass ich Fehler gemacht habe, aber ich weiß<br />
jetzt auch, dass dies der beste Weg ist, mit<br />
ungewollter Schwangerschaft umzugehen.<br />
Jetzt führe ich ein erfülltes glückliches <strong>Leben</strong>.<br />
Als ich damals nach Kiryat Malachi zurückkehrte<br />
dachte ich: „Was werden meine alten<br />
Schulfreunde denken?“, aber dann sagte ich<br />
mir: „Es ist unwichtig. Jetzt zählt nur, dass du<br />
<strong>Leben</strong> schenkst.“<br />
Be’ad Chaim möchte israelischen Frauen helfen,<br />
die sich in einer ähnlichen Lage befinden<br />
wie Oranit. Offizielle Statistiken zeigen, dass<br />
in Israel jährlich 20.000 ungewollte Babies<br />
abgetrieben werden. Aktuelle Zeitungsberichte<br />
behaupten zwar, dass die Abtreibungsrate<br />
gesunken sei, jedoch beziehen die offiziellen<br />
Statistiken nur die durch die Behörden<br />
bewilligten Abtreibungen ein, nicht aber<br />
jene, die von Gynäkologen illegal in deren<br />
Privatpraxen durchgeführt werden. Da diese
weder gemeldet noch aufgezeichnet werden,<br />
zeichnen die offiziellen Statistiken ein<br />
falsches Bild. Private Abtreibungen sind zwar<br />
illegal, aber in der Praxis vom Staat gebilligt,<br />
da sie nicht oder kaum strafrechtlich verfolgt<br />
werden. Inoffiziellen Schätzungen im Gesundheitswesen<br />
zufolge muss von mindestens<br />
doppelt so vielen Abtreibungen ausgegangen<br />
werden, man spricht von bis zu<br />
50.000 im Jahr. Die Auswirkungen des unschuldigen<br />
Blutvergießens sind in allen Gesellschaftsbereichen<br />
spürbar.<br />
Vor über 2600 Jahren rief der Prophet Jeremia<br />
Israel dazu auf, Buße zu tun und von der<br />
Götzenanbetung und dem unschuldigen Blutvergießen<br />
abzukehren. Den heidnischen Göttern<br />
wurden in dieser Zeit auf Altären in<br />
Meggido, Tel Dan und im Ben Hinnom-Tal<br />
Babies als Opfer dargebracht (Jeremia 32,35).<br />
Heute werden sie in modernen öffentlichen<br />
Krankenhäusern getötet. In der israelischen<br />
Gesetzgebung ist Abtreibung illegal, es sei<br />
denn die Mutter erhält eine Genehmigung<br />
von einem speziellen Abtreibungskomitee.<br />
Die Statistiken aus dem Jahre 2009 zeigen,<br />
dass die Hälfte aller genehmigten Abtreibungen<br />
außereheliche Schwangerschaften,<br />
Ehebruch und Inzest betreffen. Ein Fünftel<br />
aller Abtreibungen wurde aufgrund des labilen<br />
psychischen oder physischen Gesundheitszustand<br />
der Mutter genehmigt, ein weiteres<br />
Fünftel nach Hinweisen auf mögliche<br />
Schädigungen des Fötus und ein Zehntel aufgrund<br />
des Alters der Mutter (über 40 oder<br />
unter 17). Etwa 45% der genehmigten Abtreibungen<br />
betrafen verheiratete Frauen. Das<br />
moderne Israel ist sehr liberal und ungeplante<br />
Schwangerschaften vollkommen normal.<br />
Laufend werden neue Abtreibungsmethoden<br />
entwickelt und genehmigt. In Israel<br />
müssen Minderjährige keine Genehmigung<br />
ihrer Eltern einholen, um eine Abtreibung<br />
vornehmen zu können und die „Pille danach“<br />
ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Darüber<br />
hinaus sind Spätabtreibungen bis zum<br />
Ende der Schwangerschaft erlaubt, wenn medizinische<br />
Gründe, wie eine schwere Behinderung<br />
des Babies, vorliegen. Sobald eine<br />
Nation Abtreibung erlaubt und finanziert, ist<br />
die Sünde nicht länger eine persönliche Entscheidung.<br />
Die Konsequenzen des unschuldigen<br />
Blutvergießens sind in unserer Nation<br />
unübersehbar. Als Einzelpersonen und Israelis<br />
trennen uns Sünde, Schuld und Scham von<br />
Gottes schützender Gegenwart. Kein Wunder,<br />
dass Israel von feindlichen Nachbarn<br />
umgeben ist und wir in ständiger Angst vor<br />
Terroranschlägen leben.<br />
„Gärten des <strong>Leben</strong>s“<br />
Be’ad Chaim möchte Alternativen anbieten.<br />
Wir haben israelweit Seelsorgerinnen ausgebildet,<br />
die Frauen in ungewollten Schwangerschaften<br />
auffangen. So konnten wir bereits im<br />
ganzen Land Babies retten – von Kiryat Shmoneh<br />
an der libanesischen Grenze bis nach<br />
Eilat am Roten Meer, wo im Mai das erste<br />
„Be’ad Chaim-Baby“ geboren wurde. Über<br />
unsere Hotline und die interaktive Internetseite<br />
können Frauen uns jederzeit erreichen.<br />
Vor kurzem sind wir auch erstmalig den Weg<br />
der Radiowerbung gegangen, um noch mehr<br />
Frauen mit unserem Angebot zu erreichen.<br />
Die Operation Mose, nur eines von vielen<br />
Projekten, nimmt sich der finanziellen Not<br />
an, die viele ungewollte Schwangere betrifft.<br />
Operation Mose versorgt die Mutter mit<br />
allem was ihr Baby im ersten <strong>Leben</strong>sjahr<br />
braucht. Das Paket umfasst u.a. Babybett, Wickeltisch,<br />
Tragehilfe, Windeln, Kleidung und<br />
Hygieneartikel. Einmal im Monat kommen<br />
die Frauen in unseren Räumen zusammen,<br />
um praktische Tipps und emotionale Unterstützung<br />
zu bekommen.<br />
Mit den „Gärten des <strong>Leben</strong>s“ wurde vor einiger<br />
Zeit in einem Olivenhain in der Nähe<br />
von Latrun ein Ort der Einkehr, Heilung und<br />
Hoffnung angelegt. Frauen, die ein Kind abgetrieben<br />
oder durch Fehlgeburt verloren<br />
haben, können in den blühenden Gärten einen<br />
Gedenkbaum für ihr Baby pflanzen. Wir<br />
betrachten diesen Schritt als Abschluss des<br />
Bewältigungsprozesses nach einer Abtreibung,<br />
die persönliche Annahme von Gottes<br />
heilender Vergebung und die Einpflanzung<br />
eines neuen <strong>Leben</strong>s. Frauen aus aller Welt<br />
sind eingeladen, unsere Gärten zu besuchen.<br />
Wenn Sie Interesse an einem Besuch haben<br />
oder einen Baum pflanzen möchten, nehmen<br />
Sie bitte rechtzeitig Kontakt mit uns auf.<br />
Auch Sie können Teil unserer Arbeit in Israel<br />
werden. Wenn Sie helfen möchten, ein israelisches<br />
Baby zu retten, indem Sie Hindernisse<br />
ausräumen, die seiner Geburt im Wege stehen,<br />
überlegen Sie sich doch, eine (Teil-)Patenschaft<br />
für eine unserer schwangeren Mütter<br />
zu übernehmen. Ihre Spende kann einer<br />
Frau helfen, die richtige Entscheidung zu treffen:<br />
Für das <strong>Leben</strong>, nicht den Tod, Segen statt<br />
Fluch (5. Mose 30,19-20). Wenn Sie nähere<br />
Informationen, Gebetsanliegen oder unseren<br />
vierteljährlichen Rundbrief erhalten möchten,<br />
besuchen Sie uns bitte auf www.beadchaim.com.<br />
Gern können Sie uns auch direkt<br />
eine E-Mail an unser Büro in Jerusalem schicken:<br />
prolife@netvision.net.il.<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
37
Selbstredendes<br />
Über die Hamas, deren Frauenbewegung<br />
und ob man „mit denen reden“ kann<br />
von Carmen Matussek,<br />
Tübingen<br />
2010 sendete der SWR den Dokumentarfilm<br />
„Soldatinnen Gottes – Frauen der Hamas“.<br />
Der Regisseurin Suha Arraf ist es gelungen,<br />
tiefe Einblicke in ein System des Wahnsinns<br />
zu geben, in dem Frauen ihren Platz, ihre<br />
Identität und ihren Wert im Djihad gegen Israel<br />
finden.<br />
Suha Arraf lebt in Haifa. Sie sei Palästinenserin<br />
mit israelischem Pass. „Hier nennt<br />
man uns israelische Araber. Aber ich bin Palästinenserin.<br />
Meine Familie sind Palästinenser.<br />
Das sind wir immer gewesen“, sagt Suha<br />
im persönlichen Gespräch. „Ich gehöre nicht<br />
zur Hamas. Ich bin modern und ich bin Feministin.“<br />
Sie wollte die Organisation nicht als<br />
„gut“ darstellen, aber doch „die Leute als<br />
Menschen zeigen. Die Frau hinter dem<br />
Schleier. Das Bild ist nicht schwarz-weiß. Es<br />
ist komplizierter. Ich hoffe, dass man das begreift.“<br />
Sie bewundere die Kraft dieser<br />
Frauen. Die Wahlen 2006 und die wichtige<br />
Rolle der Frauen bei der Machtübernahme<br />
der Hamas in Gaza hätten sie dazu veranlasst,<br />
dieses Filmprojekt anzugehen. Sie kenne ei-<br />
nige Leiter der Hamas, und obwohl man sich<br />
dort im Klaren darüber sei, dass sie eine „Kafira“,<br />
eine Ungläubige, sei, habe man ihr vertraut.<br />
Sie produziere politische Filme, deren<br />
Aussagen der Hamas zusagten, wie zum Beispiel<br />
„Lemon Tree“, in dem es um die Zerstörung<br />
eines Zitronenhains durch die Israelis<br />
geht, der bis dahin die Existenzgrundlage einer<br />
Witwe gewesen war. Die Mitglieder der<br />
38 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Hamas wollten nicht nur als Terroristen dargestellt<br />
werden. Deswegen würden sie ihren<br />
Film gutheißen.<br />
Handelt es sich also um einen Werbefilm für<br />
eine Terrororganisation? Die Dokumentation<br />
wird inzwischen weltweit ausgestrahlt, aber<br />
nicht im israelischen Fernsehen. „Sie würden<br />
das niemals laut sagen, aber sie wollen nicht,<br />
dass diese Frauen als Menschen dargestellt<br />
werden, sondern nur als Terroristen.“ Da<br />
Suhas Film anscheinend im Sinne der Hamas<br />
ist, stellt sich vorab die Frage, inwieweit ein<br />
positiver oder zumindest unvoreingenommener<br />
Zugang zu solch einer Organisation<br />
legitim ist. Darf man mit der Hamas überhaupt<br />
reden? Diese Diskussion wurde gerade<br />
in christlichen Kreisen rege geführt, als die<br />
evangelische Akademie Bad Boll im vergangenen<br />
Jahr hochrangige Vertreter von Fatah<br />
und Hamas nach Deutschland eingeladen<br />
hatte, und zwar unter dem Titel „Partner für<br />
den Frieden“. Auch ganz praktisch gesehen<br />
war der Bad Boll Friedensvorstoß ein absolutes<br />
No-Go: Offizielle Vertreter von Terrororganisationen<br />
dürfen nicht in die BRD einreisen,<br />
und so wurde dem geladenen Hamas<br />
Gesundheitsminister Bassim Naim das Visum<br />
verwehrt. Im Gegenzug dazu wird den Terroristen<br />
in Suhas Film keine offizielle Bühne<br />
geboten, auf der sie sich als Gesprächspartner<br />
legitimieren könnten. Vielmehr vermittelt<br />
der Film einen Einblick in das <strong>Leben</strong> von<br />
Wächtern und Gefangenen des islamistischen<br />
Systems, wobei die Grenze zwischen Tätern<br />
und Opfern zuweilen verschwimmt, ohne<br />
dass dadurch der Wahnsinn des Terrors entschuldigt<br />
würde.<br />
Nach offizieller Hamas-Doktrin sind Frauen<br />
hauptsächlich dazu da, Söhne zu gebären, die<br />
später zu „Freiheitskämpfern“ werden, die<br />
sich im besten Fall als „Märtyrer“ einen Platz<br />
im Paradies sichern und bei ihrem Tod keinerlei<br />
Schmerz empfinden würden. Umm<br />
Ahmed al-Abid, eine Mutter von zehn Kindern,<br />
die Suha in ihrem Film vorstellt, beteuert,<br />
dass sie kurz davor war, ihren Mann zu<br />
verlassen, als dieser keinen Nachwuchs mehr<br />
wollte: „Die jungen Männer sterben. Da ist<br />
es falsch zu verhüten. Es ist unsere Pflicht,<br />
Kinder zu bekommen. Das palästinensische<br />
Volk muss doch wachsen. Wir brauchen noch<br />
mehr junge Männer, noch mehr Kämpfer!“
Fünf ihrer Söhne hat sie bereits verloren;<br />
zwei davon schickte sie selbst mit ihrer Unterschrift<br />
und Auftritten in deren Märtyrervideos<br />
in den Tod: „Es ist das Beste, was mir<br />
passieren kann. Gebe Gott, dass du Erfolg<br />
hast und als Märtyrer stirbst.“ Umm Ahmed<br />
al-Abed sieht sich selbst in dem Video ihrem<br />
Sohn diese letzten Worte sagen, und sie verzieht<br />
dabei keine Miene: „Wenn ich meinen<br />
Sohn verstecke und andere Mütter dasselbe<br />
tun, werden wir nie gewinnen.“ Die Frauen<br />
der Hamas schauen sich gemeinsam diese<br />
Videos an. Während Mütter und Söhne auf<br />
der Leinwand stolze Abschiedszeremonien<br />
vollziehen, schwenkt Suhas Kamera auf das<br />
Publikum. Dort sitzen auch Kinder. Eine vollverschleierte<br />
Frau hält einen knapp einjährigen<br />
Jungen auf dem Arm. Wenn es nach der<br />
Hamas geht, wird der Plan A für sein <strong>Leben</strong><br />
ein sinnloser Tod sein. Bald schon wird er im<br />
Kindergarten lernen, diesen Gedanken zu<br />
lieben. Auch dort durfte Suha filmen.<br />
Auf vielen Demonstrationen sieht man die<br />
Frauen schwerbewaffnet lauthals das jüdische<br />
Volk verfluchen. Der Kampf um Palästina gegen<br />
den als satanisch dargestellten Fein Israel<br />
verleiht ihnen einen neuen Wert und Sinn in<br />
ihrem <strong>Leben</strong>. „Die Hamas hat mir alles beigebracht:<br />
Geduld, Stärke, Willenskraft und<br />
Selbstbewusstsein. Die Hamas hat mir gezeigt,<br />
was es heißt, eine Muslima zu sein:<br />
Eine starke Persönlichkeit mit einer eigenen<br />
Meinung. Das, was ich fühle, kann ich gar<br />
nicht in Worte fassen. Hamas – das ist wie ein<br />
Kleid, das ich trage“, so beschreibt Gamila<br />
al-Shanti, Parlamentsabgeordnete für die Hamas,<br />
ihr Verhältnis zu der Terrororganisation<br />
und Partei, die sich selbst „islamische Widerstandsbewegung“<br />
nennt. „Die Frauen der<br />
Hamas: Das ist eine eigenständige Bewegung<br />
mit dem gleichen Status wie unsere Brüder<br />
der Hamas. In den schwierigsten Kämpfen<br />
waren wir – die Frauen – an der Seite unserer<br />
Freiheitskämpfer. Das begann schon während<br />
der Intifada. Da waren wir mit dabei. Dieser<br />
Einsatz hat das Frauenbild hier – die Beziehungen<br />
zwischen Männern und Frauen –<br />
stark verändert. Wir sind eben nicht nur für<br />
Haus und Heim da, nicht nur für das Bett. Wir<br />
werden viel mehr respektiert von den Männern.“<br />
Gamila al-Shanti sei nicht verheiratet,<br />
sagt Suha, aber da seien andere Frauen im<br />
Parlament, die in der politischen Rangordnung<br />
über ihren Männern stünden. Auch das<br />
gäbe es interessanterweise.<br />
Eine bewegende Geschichte in der Dokumentation<br />
ist die von Umm Shadi. Sie hat drei<br />
Töchter und fünf Söhne zur Welt gebracht.<br />
Auch sie wurde in dem Glauben erzogen,<br />
dass der Krieg gegen Israel jedes Opfer wert<br />
sei. Auch sie verabschiedet ihren ältesten<br />
Sohn Luay in einem Video. Aber sie verkraftet<br />
seinen Tod nicht. Sie verstummt und kämpft<br />
mit den Tränen, als sie die anderen Mütter<br />
zur Nachahmung ermutigen soll. Immer wieder<br />
bekommt sie von anderen Frauen gesagt,<br />
warum sie sich freuen solle statt zu trauern,<br />
dass sie von allen beneidet werde, weil sie<br />
die Mutter eines Märtyrers sei, und dass es<br />
Luay jetzt im Paradies sehr gut gehe. Vielleicht<br />
regt sich in ihr neben dem Schmerz<br />
über den Verlust ihres Sohnes ein Zweifel an<br />
der Wahrheit dieser Aussagen. Aber damit<br />
muss sie allein fertig werden. Das darf sie<br />
niemandem sagen. Lethargisch kümmert sie<br />
sich um ihre verbliebenen Kinder. Eine ihrer<br />
Besucherinnen wendet sich an die vielleicht<br />
zweijährige Tochter Hanna: „Du bist die<br />
Schwester eines Märtyrers. Haben sie’s dir<br />
erzählt? Ich wäre auch gern die Schwester<br />
eines Märtyrers. Gott wird dich belohnen!“<br />
Aber Umm Shadi ist zu tief verletzt, um sich<br />
mit leeren Worten trösten zu lassen, und zu<br />
schwach, um ihre Verzweiflung zu verstecken.<br />
Weinend sitzt sie am Grab von Luay. Sie<br />
kann ihre Tränen weder vor der Kamera noch<br />
vor ihrem vielleicht achtjährigen Sohn unterdrücken,<br />
der sie begleitet hat. In der Schule<br />
muss er es als seinen größten Wunsch angeben,<br />
einmal Märtyrer zu werden, und zu Hause<br />
erlebt er, wie seine Mutter am Tod seines<br />
Bruders zerbricht. Sein Vater hilft nicht; er<br />
„arbeitet außerhalb von Gaza“. Das zeigt der<br />
Film nicht. Das erzählt Suha – nach mehreren<br />
Anläufen und ohne viel zu verraten. Auch sie<br />
sollte ihre Kritik nicht zu offen äußern. „Ich<br />
liebe Umm Shadi.“, sagt sie, „Sie tut mir so<br />
leid. Sie bringt mich immer zum Weinen. Es<br />
war kein leichter Film für mich als Palästinenserin.<br />
Ich bin so anders als diese Frauen.<br />
Und ich habe mir viele Fragen gestellt. Was<br />
könnten wir – was könnte ich – tun, um<br />
dieses <strong>Leben</strong> zu verbessern? Was ist meine<br />
Rolle? Was ist in der Welt falsch gelaufen,<br />
dass wir hier gelandet sind? Es ist eine gescheiterte<br />
Revolution.“<br />
Auf politischer Ebene sollten im Umgang mit<br />
der Hamas keine Kompromisse eingegangen<br />
werden. Ihr „Parteiprogramm“ zielt so deutlich<br />
auf die Vernichtung jeglichen jüdischen<br />
<strong>Leben</strong>s ab, dass Appeasement-Politik ausgeschlossen<br />
sein sollte. Suhas Dokumentation<br />
hilft aber dabei, auch hier zwischen Mensch<br />
und Ideologie zu unterscheiden. Beim Blick<br />
in die Tiefen menschlicher Abgründe müssen<br />
Ablehnung und Mitgefühl einander nicht ausschließen.<br />
Denn sonst können Umm Shadi<br />
und Suha nie jemanden finden, der bereit ist,<br />
ihre Fragen ernst zu nehmen und zu beantworten.<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
39
Vernageltes<br />
Kreuznägel<br />
Jesu entdeckt?<br />
Klarstellungen zu einem<br />
Sensationsfund, der keiner ist<br />
Foto: Johannes Gerloff<br />
von<br />
Alexander Schick<br />
(Westerland-Sylt)<br />
und Ulrich W. Sahm<br />
(Jerusalem)<br />
Bei der Pressekonferenz in Jerusalem präsentierte<br />
der kanadisch-israelische Filmemacher<br />
die angeblichen Kreuznägel Jesu. Sie seien im<br />
Grab des Hohenpriester Kaiphas entdeckt<br />
worden, der sich nach der Kreuzigung Jesu<br />
bekehrt und die Nägel Jesu mit in sein eigenes<br />
Grab genommen hätte ... Neues von den<br />
alle Jahre wieder üblichen Spekulationen<br />
über Jesu Tod und Auferstehung und dies<br />
ganz pünktlich zu Ostern, damit auch alle<br />
Zeitungen den Unsinn noch abkaufen und<br />
verbreiten ... Simcha Jacobovici bei seiner<br />
Pressekonferenz in Jerusalem. In seinen Händen<br />
hält er die angeblichen Kreuznägel Jesu.<br />
Alle Jahre wieder ... Das unsägliche Geschäft<br />
mit Jesus zur Osterzeit<br />
Zwei kleine römische Nägel, 1990 im Jerusalemer<br />
„Friedenspark“ südlich des Tempelbergs<br />
in einer Grabhöhle entdeckt, sollen<br />
angeblich jene Nägel sein, mit denen die Hände<br />
Jesu am Kreuz befestigt wurden. Das hat<br />
der bekannte „Journalist“ und Filmemacher<br />
Simcha Jacobovici bei einer gut besuchten<br />
Pressekonferenz in Jerusalem behauptet. Die<br />
40 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Aufsehen erregende Entdeckung wurde Journalisten<br />
schon zwei Tage zuvor per Email<br />
mitgeteilt, mit der strikten Anweisung, kein<br />
Wort darüber vor Beginn der Pressekonferenz<br />
zu veröffentlichen. Auf Anfrage, wieso sich<br />
die israelische Zeitung Haaretz nicht an die<br />
Sperrfrist halten musste, sagte einer der Veranstalter:<br />
„Kaum jemand kann doch Hebräisch<br />
lesen. Auf Englisch wurde nichts veröffentlicht.“<br />
So war deutlich, dass die<br />
Vorstellung der Sensation vor allem eine ausgeklügelte<br />
PR-Aktion des Geschäftemachers<br />
Jacobovici war, der vor zwei Jahren einen<br />
weltweiten Wirbel mit seinem erfolgreichen<br />
„Dokumentar“-Film über das angebliche<br />
Grab der kompletten Familie Jesu ausgelöst<br />
hatte. Seine pseudowissenschaftlichen Thesen<br />
wurden zwar von der Fachwelt in kürzester<br />
Zeit entkräftet, dennoch wurde die<br />
TV-Doku auch in Deutschland zu bester Sendezeit<br />
während der Osterfeiertage ausge-<br />
Simcha Jacobovici bei seiner Pressekonferenz in Jerusalem.<br />
In seinen Händen hält er die angeblichen Kreuznägel Jesu.<br />
Foto: © Ulrich Sahm<br />
strahlt. Jacobovicis vermeintliche „Entdeckungen“<br />
gelten unter Wissenschaftlern als<br />
unseriöse Spekulationen. Bei dem neuen<br />
Fund soll es sich nun angeblich um die Kreuznägel<br />
Jesu handeln. Diese Nägel wurden in<br />
einer Grabhöhle in und neben einem Ossuar<br />
(Knochenkasten) gefunden mit dem extrem<br />
seltenen eingeritzten Namen in althebräischer<br />
Schrift „Josef, Sohn des Kaiphas“. Fast<br />
ohne Widerspruch folgen die meisten Wissenschaftler<br />
der Identifizierung der Entdecker<br />
Zvi Grinhut und Ronni Reich, dass es<br />
sich hierbei um das Familiengrab des Hohepriesters<br />
Kaiphas handelte. In den Jahren 18<br />
bis 36 hielt Kaiphas das höchste Amt eines<br />
Juden unter römischer Besatzung inne. Jesus<br />
von Nazareth wurde als „König der Juden“<br />
bezeichnet, was die herrschende Priesterkaste<br />
als Revolte auffasste. Wie im Neuen Testament<br />
berichtet, konnte Kaiphas Jesus nicht<br />
selber zum Tode verurteilen. So überantwor-<br />
Grabkammer mit Ossuarien = Gebeinskisten/Lager der Israelischen Antikenbehörde mit<br />
gesammelten Ossuarien. Fotos: © Ulrich Sahm
tete der Hohepriester Jesus von Nazareth<br />
nach dem religiösen Prozess dem römischen<br />
Prokurator Pontius Pilatus. Der verurteilte<br />
Jesus zum Tode, nachdem er seine „Hände in<br />
Unschuld gewaschen“ hatte.<br />
„Rechtzeitig zu Ostern“, so die Einladung zur<br />
Pressekonferenz, hat der kanadisch-israelische<br />
Filmemacher Jacobovici einen 45 Minuten<br />
langen und etwa 800.000 Dollar<br />
teuren Film über seine Suche nach den beiden<br />
Nägeln vom Kreuz Jesu gemacht. Der<br />
Film wird nun weltweit im Fernsehen gezeigt,<br />
sogar im israelischen.<br />
Die Geschichte der krummen Nägel, die Jacobovici<br />
vor der Presse hochhielt, hat mehrere<br />
Haken. Denn die Archäologen haben tatsächlich<br />
zwei Nägel gefunden und ordentlich registriert,<br />
aber weder fotografiert noch aufbewahrt.<br />
Die Nägel blieben verschwunden. „Die<br />
israelische Antikenbehörde wollte einen wichtigen<br />
Fund verschwinden lassen, um sich<br />
nicht mit dem Christentum anzulegen“, spekulierte<br />
Jacobovici, während der ebenfalls anwesende<br />
Archäologe, Professor Gabriel Barkay<br />
von der Bar Ilan Universität widersprach: „So<br />
etwas hat es nie gegeben. Das Verschwinden<br />
der Nägel war eine schlimme Schlamperei, ein<br />
Fehler von Reich und Grinhut.“ Mit einem<br />
Filmteam machte sich Jacobovici auf die Suche<br />
nach dem Kaiphas-Grab. Das wurde beim Bau<br />
einer Straße zufällig entdeckt, erforscht, versiegelt<br />
und zugeschüttet. Weil die Israelische<br />
Antikenbehörde sich weigerte, mit Jacobovici<br />
zu kooperieren, musste er im Park „neben<br />
einem Spielplatz“ das Grab suchen. Dabei half<br />
ihm eine Sitte orthodoxer Juden. Auch bei<br />
2000 Jahre alten jüdischen Gräbern müssen<br />
die „Seelen“ mit dem Himmel kommunizieren<br />
können. In die Höhlendecke wird deshalb ein<br />
Loch gebohrt. Darein wird ein grünes Stahlrohr<br />
gesteckt, das dann etwas sinnlos aus<br />
dem Boden ragt (Bild unten).<br />
Foto © Ulrich Sahm<br />
Jacobovici ließ eine Mini-Kamera in das Grab<br />
herab, „um die verschollenen Nägel zu su-<br />
Foto © Alexander Schick<br />
chen“. Natürlich erfolglos. Daraufhin besuchte<br />
er das Labor von Professor Israel<br />
Hershkowitz an der Universität Tel Aviv. Der<br />
hatte tatsächlich „ungefähr“ vor 18 Jahren<br />
zwei Nägel „aus Jerusalem“ erhalten. Darum<br />
sponn Jacobovici nun seine „Geschichte“.<br />
Die hat jedoch laut Professor Barkay nichts,<br />
aber auch gar nichts „mit Archäologie und<br />
Wissenschaft“ zu tun. Jacobovici erzählte den<br />
kopfschüttelnden Journalisten von BBC,<br />
CNN, ZDF und dpa, dass im Judentum nur<br />
„Nägel von Gekreuzigten“ einem Toten als<br />
Grabbeigabe mitgegeben würden, weil sie<br />
Seelenheil in der Nachwelt versprächen. Barkay<br />
hingegen widersprach als Archäologe,<br />
dass Nägel in einem Zimmer, in dem ein Toter<br />
lag, „unrein“ seien, herausgenommen<br />
und mit dem Toten ins Grab geworfen wurden.<br />
Ebenso wurden mit Nägeln die Namen<br />
der Verblichenen auf die Knochenkästen geritzt.<br />
Für Kaiphas seien laut Jacobovici das<br />
Verhör und die Übergabe Jesu an Pilatus die<br />
„wichtigste historische Tat“ seines <strong>Leben</strong>s<br />
gewesen. Kaiphas habe seine Tat vor seinem<br />
Tod im Alter von 60 Jahren bereut und sei<br />
einer der ersten Gläubigen Jesu geworden. So<br />
der Filmschaffende unter Berufung auf ein<br />
obskures arabisches „Kaiphas-Evangelium“<br />
aus dem 6. Jahrhundert (zu den gnostischen<br />
sog. „Evangelien“ und ihrem angeblichen historischen<br />
Wert siehe www.sakrileg-betrug.<br />
de/sakrileg/hintergrund-zwei.php).<br />
Deshalb (weil Kaiphas angeblich einer der<br />
ersten Christen geworden wäre) habe er nach<br />
seinem Tod die Nägel in seinen Knochenkasten<br />
legen lassen. Eine kritische Journalistenfrage<br />
dazu beantwortete Professor Barkay:<br />
„Wir haben Ossuarien mit den Knochen eines<br />
halben Menschen und andere mit anderthalb<br />
Toten gefunden. Nachdem das Fleisch verwest<br />
war, haben wohl professionelle Totenarbeiter<br />
die sterblichen Überreste pietätlos zusammen<br />
mit Parfümflaschen, Münzen und was sonst in<br />
der Grabhöhle herumlag, in die Knochen-<br />
kästen gepackt.“ Während Wissenschaftler<br />
davon ausgehen, dass ein wunderbar<br />
steingemetzelter Knochenkasten mit der Aufschrift<br />
„Josef, Sohn des Kaiphas“ die Knochen<br />
des berühmten Hohenpriesters enthielt<br />
(Bild links), hatte sich Jacobovici von der<br />
Antikenbehörde einen zweiten, wesentlich<br />
schlichteren Kalkstein-Kasten mit dem Namen<br />
„Kaffaa“ aus der gleichen Grabhöhle aus dem<br />
Lager der Israelischen Antikenbehörde ausgeliehen<br />
und mitgebracht. (Bilder unten mit Inschrift<br />
„Kaffaa“).<br />
Foto © Ulrich Sahm<br />
Zwischen zwei Rosetten, die laut Barkay mit<br />
einem „Kompass“ eingeritzt und nur „Verzierung<br />
ohne Bedeutung“ seien, sieht man drei<br />
Stufen, eine Säule und sieben nach oben zeigende<br />
Pfeile. Jacobovici hatte dazu eine bedeutsame<br />
„Erklärung“: Michaelangelo hatte<br />
in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan eine<br />
Säule gemalt, die weggetragen wird. Also<br />
ist auch das eindeutig eine symbolische Abbildung<br />
des Kreuzes, knapp sechs Jahre nach<br />
der Kreuzigung Jesu auf die Breitseite eines<br />
Ossuars geritzt. Und schließlich machte<br />
Jacobovici noch zwei „Nägel mit Köpfen“ ausfindig.<br />
Zwei kleine Kreise rechts und links<br />
der Rosetten identifizierte Jacobovici als „Nagelköpfe“.<br />
Professor Barkay konnte über soviel<br />
„archäologisches Fachwissen“, das nichts<br />
als reine Spekulation darstellte, nur noch<br />
schmunzeln: „Die beiden Kreise sind reine<br />
Füller, bedeutungsloser Zierrat.“ Mit seiner<br />
TV-Doku wird Jacobovici wieder für einige<br />
Diskussionen in der Medienlandschaft sor-<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
41
gen, auch wenn die Fachwelt ihn mit Missachtung<br />
straft. Der deutsche Schriftrollenforscher<br />
Professor Claus-Hunno Hunzinger<br />
urteilt über solche Phänomene: „Die Leute<br />
sind von einer solchen religiösen Ahnungslosigkeit,<br />
dass sie jeden Blödsinn glauben und<br />
auf den Leim gehen. Gegen Argumente kann<br />
man wissenschaftlich argumentieren, gegen<br />
pure Phantasien hat man nichts entgegenzusetzen,<br />
das ist wie der Kampf von Don Quichote<br />
gegen die Windmühlen“, so der Professor<br />
für Religionsgeschichte.<br />
Dabei hat das Grab des Kaiphas eine ganz andere<br />
Aufmerksamkeit verdient. In einem der<br />
Ossuarien (mit der Aufschrift Miriam) befanden<br />
sich die Überreste einer Frau (Tochter<br />
von Kaiphas?). Im Schädel, auf dem Gaumen,<br />
wurde eine gut erhaltene Münze des Königs<br />
Herodes Agrippa I. aus dem Jahre 42/43<br />
n.Chr. entdeckt (siehe Bild unten).<br />
Die Münze im Mund ist nicht anderes als die<br />
heidnisch-griechische Sitte, dem Toten eine<br />
Münze als Fährgeld für den Fährmann Charon<br />
zu geben. So sollte der Tote die Überfahrt<br />
des Flusses Styx ins Totenreich Hades bezahlen<br />
können. Mitten in der Familie des jüdischen<br />
Hohenpriesters wurde also – im drastischen<br />
Widerspruch zum jüdischen Gesetz<br />
– heidnischer Aberglaube praktiziert! Wenn<br />
aus diesem Umfeld die Aufforderung kam,<br />
Jesus als Verräter am Glauben der Vorväter<br />
hinzurichten, dann ist das die eklatanteste<br />
Form von Heuchelei. Jesus hatte die ganze<br />
hohepriesterliche Familie samt Anhang als<br />
Heuchler bezeichnet. Für den verstorbenen<br />
Forscher Professor Carsten Peter Thiede war<br />
dieser Fund mehr als bedeutsam. Belegte er<br />
doch, dass Kaiphas heidnischen Aberglauben<br />
in seiner Familie duldete. Jesu Urteil von der<br />
hohenpriesterlichen Heuchelei war so archäologisch<br />
in eindrucksvoller Weise bestätigt<br />
worden. Auch der religiöse Prozess gegen Jesus<br />
war eine reine Farce. Obwohl Kaiphas<br />
alles tat, um den Prozess gegen Jesus nach<br />
dem „Buchstaben des Gesetzes“ durchzufüh-<br />
42 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Fotos: © Alexander Schick<br />
ren, stand das Todesurteil schon vor Jesu Verhaftung<br />
fest (vgl. Matthäus 26,1-5).<br />
Noch ein weiterer Grabfund verdient eine<br />
besondere Erwähnung. Als nach dem Sechs-<br />
Tage-Krieg (1967) umfangreiche Ausgrabungen<br />
durch israelische Wissenschaftler in<br />
der Umgebung von Jerusalem durchgeführt<br />
wurden, machten die Archäologen in Giv’at<br />
Ha-Mivtar (nordöstlich von Jerusalem) einen<br />
grausamen Fund. Es wurden mehrere Gräber<br />
aus der herodianischen Zeit entdeckt. Einer<br />
der Särge enthielt noch die Gebeine eines<br />
Mannes namens „Yohanan (Johannes) Ben-<br />
Hazkul“. Im Alter von 25 Jahren war der<br />
Mann gekreuzigt worden. Im rechten Fersenbein<br />
steckte noch der elf Zentimeter lange<br />
Eisennagel. Beim Anschlagen an das Kreuz<br />
hatte sich der Nagel so verbogen, dass er bei<br />
der Abnahme des Körpers vom Kreuz nicht<br />
mehr entfernt werden konnte. (siehe Foto ©<br />
Alexander Schick). Dieser Fund ist die erste<br />
archäologische Bestätigung für die in Jo-<br />
Fotos: © Alexander Schick<br />
hannes 20,25-27 vorausgesetzte Annagelung<br />
an das Kreuz. In den bekannten Versen, die<br />
von dem „ungläubigen“ Thomas handeln, lesen<br />
wir: „Da sagten die anderen Jünger zu<br />
Thomas: Wir haben den Herrn gesehen. Er<br />
aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen<br />
Händen das Mal der Nägel sehe und meine<br />
Finger in das Mal der Nägel lege und lege<br />
meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht<br />
glauben. Und nach acht Tagen waren seine<br />
Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen.<br />
Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen<br />
waren, und trat in die Mitte und sprach:<br />
Friede sei mit euch! Dann spricht er zu Thomas:<br />
Reiche deinen Finger her und sieh meine<br />
Hände, und reiche deine Hand her und<br />
lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig,<br />
sondern gläubig!“ Als Thomas die Wunden<br />
sah, die durch die Kreuzigung verursacht<br />
worden waren, antwortete und sprach er zu<br />
Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“ Diese Begegnung<br />
des Thomas mit dem Auferstandenen<br />
ist immer wieder bildlich dargestellt<br />
worden, ebenso wie die Kreuzigung. Doch<br />
durch den Fund von Giv’at Ha-Mivtar wissen<br />
wir heute, dass die Römer bei den Kreuzigungen<br />
die Füße seitlich am Holz festnagelten<br />
und nicht vorn überkreuz, wie es auf den<br />
christlichen Kreuzigungsszenen meist dargestellt<br />
ist (Foto unten: durchbohrtes Fersenbein<br />
im Vergleich vor dem Bein einer Statue.<br />
Foto © Ulrich Sahm). Der Tod am Kreuz trat<br />
erst nach Stunden durch die Lähmung der<br />
Atmungsmuskulatur ein. Der Verurteilte er-<br />
Foto © Ulrich Sahm<br />
stickte qualvoll. Eine brutalere Hinrichtungsart<br />
kann man sich nicht vorstellen! So war es<br />
auch bei Jesus, als er die letzten Worte rief:<br />
„Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht,<br />
was sie tun“ (Lukas 23,34). Ein Replikat<br />
dieses Fersenbeins hatte auch Jacobovici bei<br />
seiner Pressekonferenz dabei (auch im Israel-<br />
Museum wird nur ein Replikat ausgestellt,<br />
weil orthodoxe Juden gegen die Zurschaustellung<br />
von menschlichen Überresten protestieren<br />
würden). Doch dieser Fund ist schon<br />
lange bekannt und wurde in der Fachliteratur<br />
ausführlich beschrieben. Man kann sich des<br />
Eindrucks nicht verwehren, dass sich Jacobovici<br />
solcher bedeutsamer archäologischer<br />
Fundstücke bedient, um seine unhaltbaren<br />
Spekulationen medienwirksam in der Welt<br />
bekannt zu machen. Dies hat nichts mit Archäologie<br />
oder historischer Forschung zu tun,<br />
sondern wohl eher mit den kleinen metallischen<br />
Gegenständen, die auf den Tischen<br />
lagen, als Jesus diese bei der Vertreibung der<br />
Wechsler im Tempelareal umstieß. Der Judasverrat<br />
brachte damals 30 Silberschekel ein.<br />
Heute verdienen manche Leute sehr viel<br />
mehr Geld mit ihren abstrusen Behauptungen<br />
über Jesus von Nazareth.<br />
Artikel mit freundlicher Genehmigung von<br />
ULRICH SAHM / Jerusalem www.usahm.de<br />
erweitert von ALEXANDER SCHICK / Bibelausstellung<br />
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insbesondere religiösen Zwecken dienend,<br />
anerkannt und gemäß § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG<br />
von der Körperschaftsteuer befreit.<br />
Steuernummer: 222/141/00790/K03<br />
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verwendet wird.<br />
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dieser Vordruck als Spendenbescheinigung)<br />
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unserem Hauskreis ...<br />
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BLZ<br />
Kontoinhaber Datum/Unterschrift
Äthiopienreisebericht<br />
Besuch bei einer wachsenden Familie<br />
Die elfte Reise nach Äthiopien von Pfr. Matthias Franke vom 3.–23. März 2011<br />
Text und Fotos von<br />
Pfr. Matthias Franke,<br />
Dennheritz<br />
Der Schwerpunkt der ersten Woche lag in<br />
Addis Abeba. Da waren die Besuche bei den<br />
inzwischen vielen Bekannten, Freunden und<br />
bei meinen „internationalen Kindern“. Seit<br />
einigen Reisen sind neben „Versöhnung“<br />
auch die Themen „Die Vaterschaft Gottes“<br />
und „Die Bedeutung von natürlicher und<br />
geistlicher Vaterschaft“ auf meinem Predigtprogramm.<br />
Zur Situation der Falascha<br />
Zunächst noch oder wieder einmal: Die Zuordnung,<br />
wer Jude ist oder und wer nicht, ist<br />
in Äthiopien ausgesprochen schwierig. Dies<br />
hat unterschiedliche Gründe, auf die aus<br />
Platzgründen hier nicht eingegangen werden<br />
kann. Nicht alle, die sich als Juden verstehen,<br />
sind nach jüdischem Verständnis Juden. Es<br />
gibt meistens keine Geburtsnachweise. Mancher<br />
von den Verwandten ist bereits in Israel,<br />
aber die noch in Äthiopien <strong>Leben</strong>den werden<br />
nicht als Juden anerkannt. Vielen wird gesagt,<br />
dass sie keine Juden seien, aber wenn<br />
Christen zur Unterstützung oder auch zur<br />
Mission kommen, dann reist ein Rabbiner aus<br />
Israel an und warnt die Falascha vor diesen<br />
Christen, sich nicht mit ihnen einzulassen,<br />
da sie ja Juden seien.<br />
Auch bei meiner letzten Reise war gerade ein<br />
israelischer Rabbiner in Addis unterwegs, der<br />
auf Grund einiger Aktionen amerikanischer<br />
Christen eben vor diesen warnte. Wenn man<br />
Samira<br />
Falaschaunterkunft in Addis<br />
Gondar – sind es Juden oder nicht?<br />
es genau formulieren will, müsste man vielleicht<br />
immer schreiben „Äthiopier mit jüdischem<br />
Hintergrund“ . Falascha war früher<br />
eher ein Schimpfname und bedeutet so viel<br />
landbesitzlos. Viele „Falascha“ bezeichnen<br />
sich selbst als Beta Israel – Haus Israel. Dies<br />
alles macht eine Zuordnung schwer, auch für<br />
den Staat Israel, der für viele natürlich ein<br />
willkommener Platz wäre, um der Not zu entkommen.<br />
Vermutlich weiß niemand, wer in<br />
Äthiopien Jude ist oder wer gern einer wäre<br />
oder für wen eine jüdische Identität ein Vorwand<br />
ist, um in eine wirtschaftlich bessere<br />
<strong>Leben</strong>ssituation zu kommen. Ich weiß es<br />
nicht, wer von denen, bei denen ich bin,<br />
wirklich Jude ist oder nicht. Nachdem schon<br />
beim letzten Mal einer aus der Leiterschaft<br />
der Gruppe, die wir unterstützen, mit seiner<br />
großen Familie ausgewandert war, wurde ich<br />
dieses Mal in Gondar vom Leiter unserer<br />
Gruppe freudestrahlend begrüßt: „Matthias,<br />
wir haben alle Papiere für die Auswanderung<br />
nach Israel. In hoffentlich drei Wochen werden<br />
wir fliegen!“ Dies bedeutet: Einige sind<br />
als Juden anerkannt, aber die meisten aus unserer<br />
Gruppe werden vermutlich noch Jahre<br />
oder für immer in Äthiopien bleiben. Israel<br />
hat in den letzten Jahren sehr großzügig Emigranten<br />
aus Äthiopien aufgenommen. Immer<br />
wenn wieder viele ausreisen durften, war<br />
nach relativ kurzer Zeit wieder eine große<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
45
Gruppe da, die ebenfalls das Ziel Israel hat.<br />
Mir wurde berichtet, dass die Auswanderung<br />
gut angelaufen ist, dass monatlich ca. 100 bis<br />
200 Falascha nach Israel ausgeflogen werden.<br />
Für Gondar habe ich das Projekt für Woleka<br />
bei den staatlichen Behörden eingereicht.<br />
Unser Ziel ist es, Menschen mit einem jüdischen<br />
Hintergrund zu helfen, entweder,<br />
wenn sie nach Israel gehen dürfen, ihnen zu<br />
einer besseren Ausbildung zu verhelfen oder,<br />
wenn sie in Äthiopien bleiben müssen, besser<br />
überleben zu können.<br />
Bei der letzten Reise habe ich für 20 junge<br />
Leute aus diesen Familien die Kosten für eine<br />
drei- bis viermonatige Berufsausbildung hinterlassen.<br />
Es ist ein wichtiger Schritt, wenn<br />
es einen Verdiener in der Familie gibt. Berihun,<br />
ein orthodoxer Christ, war mir ein guter<br />
Helfer und Übersetzer bei den Gesprächen.<br />
Oft brachte er jemanden zu mir, mit dem er<br />
ein Gespräch führte: „Papa, bete mal mit<br />
ihm/ihr!“ Ich habe vorher wohl nie mit so<br />
vielen Menschen gebetet, die ich kaum kannte.<br />
Auf dem Flugplatz machte er dann selbst<br />
sein <strong>Leben</strong> mit Jesus fest.<br />
In Addis ist die Situation weniger hoffnungsvoll,<br />
da nur sehr wenige als Emigranten aner-<br />
kannt sind. Ich habe einige Familien besucht,<br />
von denen ich nicht weiß, ob es Juden sind<br />
oder nicht, die aber nur einen Wunsch haben:<br />
nach Israel auswandern zu dürfen. Es ist<br />
eine Gruppe von Menschen, die zwischen<br />
allen Stühlen zu sitzen scheint. Zwischen<br />
großen neu gebauten Familienpalästen sind<br />
ihre Hütten geduldet, bis sich jemand an diesem<br />
Platz ein neues, großes Haus baut. Dann<br />
ziehen sie wieder um, in eine Hütte etwas<br />
weiter an die Peripherie der Hauptstadt.<br />
Reise in den Süden<br />
In der zweiten Woche war ich auf Einladung<br />
Filmons mit meiner kleinen Gruppe unterwegs<br />
im Süden. Filmon habe ich auf einer<br />
Versöhnungskonferenz im letzten Frühjahr<br />
kennen gelernt. Mit ihm habe ich bei dieser<br />
46 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Konferenz im Gefängnis gepredigt. Auf<br />
Grund seiner eigenen bewegten Geschichte<br />
geht er zu denen, zu denen sonst niemand<br />
geht. So hatte er mich eingeladen zu den Hamar,<br />
den Mursi und den Bodi. Weil bei unserem<br />
Auto das Licht ausfiel und das Getriebe<br />
provisorisch repariert werden musste, kamen<br />
wir dann allerdings nur bis zu den Hamar. Die<br />
Hamar sind ein kämpferisches Volk, das bisher<br />
kaum vom Evangelium erreicht ist. Zunächst<br />
besuchten wir eine (vielleicht die erste)<br />
Kirche der Hamar. Diese unterschied sich<br />
kaum von den einfachen Wohnhütten. Aber<br />
der Kampf um diese Kirche war kein einfacher.<br />
Die Hamar haben die Missionare nicht<br />
willkommen geheißen. Vier der Missionare<br />
haben den Auftrag, das Evangelium zu den<br />
Hamar zu bringen, allein in dieser Gegend<br />
mit ihrem <strong>Leben</strong> bezahlt, der letzte vor ca.<br />
zehn Jahren. Es gehört schon eine Menge<br />
Mut dazu, wieder los zu ziehen, obwohl man<br />
weiß, dass die Vorgänger diesen Einsatz mit<br />
ihrem <strong>Leben</strong> bezahlt haben. Der Gemeindeleiter<br />
bekommt 25 Euro, einen weiteren (für<br />
18 Euro im Monat) können sich die wenigen<br />
Gläubigen nicht leisten. Eine Autostunde entfernt<br />
besuchten wir einen anderen Hamargläubigen.<br />
Omba erzählte uns in seiner Hütte,<br />
bei den Hamar<br />
was es für sie bedeutet, aus den Stammestraditionen<br />
herauszugehen und mit ihnen zu<br />
brechen. Seine 18jährige Tochter wurde<br />
nicht nach den Stammestraditionen verheiratet,<br />
so dass ihr das Auspeitschen durch den<br />
zukünftigen Ehemann wenige Wochen vor<br />
der Hochzeit und die Beschneidung einen Tag<br />
vor der Hochzeit erspart geblieben ist. Berührt<br />
hat mich ein Satz von Omba. Nachdem<br />
er vom Bruch mit den alten Bräuchen gesprochen<br />
hatte, sagte er zu mir: „Und nun gehören<br />
wir zum selben Königreich!“ In einem<br />
anderen Dorf, in dem noch nie ein Missionar<br />
gewesen ist, war es schön für mich, mit Filmon<br />
zusammen den Hamar von Gott und Jesus<br />
zu erzählen. In Jinka, ebenfalls weit im<br />
Süden, predigte ich in einer Kirche mit ca.<br />
500 Besuchern über Vaterschaft und den<br />
Wert von Kindern. Das hatte zur Folge, dass<br />
etwa 50 Kinder nach unserer Predigt von mir<br />
die Umarmung einforderten, die ich den Vätern<br />
aufgetragen hatte.<br />
Zurück in Addis<br />
Für die dritte Woche stand der Besuch in<br />
Gondar und noch einige Tage in Addis auf der<br />
Tagesordnung. Besonders kostbar waren mir<br />
wieder die Begegnungen mit meiner internationalen<br />
Kinderschar. Es kamen wieder einige<br />
dazu. Meine Tutsikinder warten immer noch<br />
auf die Ausreise nach Europa bzw. die USA.<br />
Besonders beeindruckend war die Begegnung<br />
mit einigen ehemaligen Moslems, die<br />
Christen geworden sind. Sie bezahlen einen<br />
hohen Preis für ihren Glauben. Wenn sie nur<br />
von Zuhause davon gejagt werden, dann haben<br />
sie es noch relativ gut getroffen. Viele<br />
sind aber bereit, ihr <strong>Leben</strong> dran zu geben für<br />
ihren neuen Herrn. Die erste unter Afar-Gläubigen<br />
wurde von ihrem Mann weggeschickt<br />
und von ihrem Vater weggejagt, weil er sie<br />
beim Bibellesen erwischt hatte. Als sie nach<br />
Addis kam, folgten ihr einige aus ihrem<br />
Stamm und sie musste untertauchen. Am<br />
Ende unseres Gesprächs und Gebets sah sie<br />
mich an und sagte: „Mein Vater hat mich<br />
weggejagt, aber jetzt habe ich wieder einen!“<br />
Hammat, der mit 18 Christ wurde, dessen<br />
Frau ihn mit seinen Kindern deshalb verließ,<br />
der seit über zehn Jahren chronisch krank ist,<br />
kam und wir beteten miteinander für ihn und<br />
seine Familie.<br />
Samira war als Übersetzerin mit im Süden,<br />
wir besuchten ihre Familie und wir haben<br />
erlebt, wie Gott ihren Vater nach siebenjähriger<br />
Depression nach Gespräch und Gebet in<br />
kurzer Zeit geheilt hat. Beim zweiten Besuch<br />
auf der Rückreise kam uns ein völlig veränderter<br />
Petros – so sein neuer Name nach seinem<br />
Glaubensübertritt – entgegen. Ihren<br />
Kampf gegen die Genitalverstümmelung<br />
strukturiert sie mit der Gründung der Hilfsorganisation<br />
„Women arise“. Da sind wir im<br />
Augenblick noch die einzigen Unterstützer.<br />
Heute erreichte mich eine Mail von ihr, dass<br />
sie vergangene Nacht auf dem Heimweg<br />
überfallen wurde. Körperlich blieb sie unversehrt,<br />
aber ihr wurde einiges gestohlen, und<br />
der Schreck sitzt tief.<br />
Es gäbe noch viel zu berichten. Es waren drei<br />
Wochen Urlaub, in dem kein einziger Urlaubstag,<br />
aber jeder Tag von Gott vorbereitet<br />
war. Betet weiter mit, dass wir erkennen, was<br />
Gott mit uns in Äthiopien vorhat. Danke für<br />
alle Gebete, alles Mittragen und Spenden!<br />
Vergelt´s Gott! Ihr/Euer Matthias Franke
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Mittwoch, 12. Oktober<br />
• Ankunft am Ben Gurion Flughafen<br />
• Transfer nach Jerusalem<br />
• Willkommensabendessen und Einführungsrunde im<br />
Lutheranischen Hospiz<br />
• Abendspaziergang<br />
Donnerstag, 13. Oktober<br />
• Fahrt an den weltweit tiefsten Punkt,<br />
dem Toten Meer<br />
• Festung Massada, Ort und Symbol des jüdischen<br />
Widerstandes gegen die Römer<br />
• Qumran, Fundort der bedeutenden<br />
Schriftrollen<br />
• Baden im Toten Meer<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz Jerusalem<br />
Freitag, 14. Oktober<br />
• Vom Ölberg über das Kidrontal durchs Löwentor in<br />
die Altstadt Jerusalems<br />
• Ausklang des Tages am Gartengrab<br />
• Besuch der Klagemauer zum Shabbateingang<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz Jerusalem<br />
Samstag, 15. Oktober<br />
• Freier Tag<br />
• Abendveranstaltung zum Christlichen<br />
Laubhüttenfest<br />
Sonntag, 16. Oktober<br />
• Ein Schritt, 3000 Jahre zurück in der Davidstadt,<br />
dem Ort wo alles begann<br />
• Der Archäologische Park Davidson Center, wo Jesus<br />
den Tempelberg betrat<br />
• Besuch des Tempelinstituts im Jüdischen Viertel<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz Jerusalem<br />
weitere Reisen finden Sie hier:<br />
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<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel!<br />
Montag, 17. Oktober<br />
• Vorortführung in und um Jerusalem, Judäa und<br />
Bethlehem zu den Fragen des Jerusalemstatus,<br />
dem Siedlungsbau und der palästinensischen<br />
Autonomie mit Ulrich Sahm<br />
• Besuch des Rachelgrabes und Erläuterung der<br />
Bedeutung für die Rückkehr des Volkes Israel<br />
• Treffen mit Siedlern in Efrat<br />
• Thorastudium in Efrat<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz<br />
Jerusalem<br />
Dienstag, 18. Oktober<br />
• Jerusalemmarsch<br />
• Abendveranstaltung zum Christlichen<br />
Laubhüttenfest<br />
Mittwoch, 19. Oktober<br />
• Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad<br />
Vashem<br />
• Treffen und Gespräch mit Holocaust-Überlebenden<br />
• Mittagessen in Ein Karem<br />
• Am Abend feiern wir in einer Synagoge<br />
Simchat Thora, das Fest der Freude über die<br />
Thora<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz in<br />
Jerusalem<br />
Donnerstag, 20. Oktober<br />
• Herodion<br />
• Besuch in der biblischen Ausgrabungsstadt<br />
Sussia, die in den südlichen Bergen von<br />
Hebron liegt<br />
• Treffen mit Jochanan, einen deutschstämmigen<br />
Siedler auf seiner Farm<br />
• Besuch in Hebron mit dem Patriarchengrab<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz<br />
Freitag, 21. Oktober<br />
• Besuch im King David Hotel, dessen<br />
Geschichte es zu einem der berühmtesten<br />
Hotels der Welt gemacht hat<br />
• Freier Nachmittag in der „German<br />
Colony“, dem Viertel, das Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts von Deutschen Templern<br />
gebaut wurde<br />
• Übernachtung im Lutheranischen Hospiz<br />
in Jerusalem<br />
Samstag, 22. Oktober<br />
• Besuch eines Gottesdienstes der messianischen<br />
Gemeinden<br />
• Transfer nach Ariel, der Haupt- und<br />
Universitätsstadt Samarias<br />
• Freier Nachmittag zum Baden<br />
• Übernachtung im Hotel Eshel Hashomron<br />
in Ariel<br />
Sonntag, 23. Oktober 2011<br />
• Samaria: Besuch von Beth El, Shilo und<br />
Garizim, Elon More<br />
• Har Bracha – Besuch bei einem Torahschreiber<br />
und Weinverkostung<br />
• Übernachtung im Hotel Eshel Hashomron<br />
in Ariel<br />
Montag, 24. Oktober<br />
• Rückflug mit ELAL nach Frankfurt<br />
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20. – 29./30. November 2011<br />
Leitung: Werner Hartstock<br />
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Sonntag, 20. Nov. 2011<br />
Willkommen in Israel<br />
• Flug nach Tel Aviv und Fahrt in den Süden<br />
• Übernachtung im Kibbutzhotel Mashabei Sade<br />
Montag, 21. Nov. 2011<br />
Das Erblühen der Negev Wüste<br />
• Wir beginnen unsere Reise im<br />
„Wald der Deutschen Länder”,<br />
• gefolgt von einem Besuch des weltweit größten<br />
Herstellers von Tropfenbewässerungsanlagen und<br />
• einem Treffen mit Beduinen und äthiopischen<br />
Einwanderern.<br />
• Übernachtung im Kibbutzhotel Mashabei Sade<br />
Dienstag, 22. Nov. 2011<br />
Die Negev Wüste hautnah erleben<br />
• Jeep-Tour durch die atemberaubenden Landschaften<br />
des Ramon-Kraters und Besuch von Merchav Am,<br />
einem Moshav, dessen Land durch den KKL<br />
vorbereitet wurde. Danach fahren wir in Richtung<br />
Norden.<br />
• Übernachtung im Hotel Nir Etzion am Fuß des<br />
Carmels<br />
Mittwoch, 23. Nov. 2011<br />
Die Vielfalt des Nordens Israels<br />
• Im Norden gilt unser erster Halt der Wiederaufforstung<br />
des Carmel Waldgebiets nach dem großen<br />
Brand. Ein Rundgang durch das Shoa Museum<br />
Lochamei Hagetaot, gibt uns eine andere<br />
Perspektive der Geschichte.<br />
• Übernachtung im Hotel Haon am See Genezareth<br />
Reisen Sie mit den <strong>Sächsische</strong>n<br />
<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel!
Donnerstag, 24. Nov. 2011<br />
Ökologie und Sicherheit<br />
• Vogelbeobachtung im Hula Tal. Danach<br />
Führung an der nördlichen Grenze mit<br />
Besichtigung des Kibbutz Malkiya, und<br />
Treffen mit Soldaten der israelischen Armee.<br />
• Danach Besuch in Sapir, der ersten Station der<br />
nationalen Wasserleitung Israels.<br />
• Übernachtung im Hotel Haon am<br />
See Genezareth<br />
Freitag, 25. Nov. 2011<br />
• Der Galil, gestern, heute und morgen<br />
• Auf den Spuren der ersten Pioniere im Kibbutz<br />
Degania<br />
• Danach Fahrt durch das Jordantal in Richtung<br />
Jerusalem<br />
• <strong>Zum</strong> Shabateingang, Besuch in einer Synagoge.<br />
• Übernachtung und Shabatessen im Jerusalem<br />
Gate Hotel<br />
Samstag, 26. Nov. 2011<br />
• Shabat in Jerusalem<br />
• Führung durch die Altstadt, durch das<br />
christliche Viertel mit der Grabeskirche und<br />
das jüdische Viertel mit der Klagemauer.<br />
• Nachmittags optionaler Besuch des Israel<br />
Museums.<br />
• Den Abend schließen wir ab mit einem<br />
Vortrag des berühmten Fotojournalisten<br />
David Rubinger.<br />
• Übernachtung im Jerusalem Gate Hotel<br />
Sonntag, 27. Nov. 2011<br />
Israel Alt und Neu<br />
• Durchquerung der verschiedenen Epochen<br />
der Geschichte Israels mit einem Besuch der<br />
Ausgrabungen in der Davidstadt, gefolgt vom<br />
Besuch des neurenovierten Herzl Museums.<br />
• Wir beenden den Tag mit einem KKL-<br />
Festdinner.<br />
• Übernachtung im Jerusalem Gate Hotel<br />
Montag, 28. Nov. 2011<br />
• Von Jerusalem nach Tel Aviv<br />
• Nach einem festlichen Baumpflanzen im<br />
Aminadav Wald, besuchen wir die Knesset,<br />
das israelische Parlament. Danach Fahrt<br />
nach Tel Aviv über die judäischen Berge,<br />
durch den Gush Etzion Block und das Ela<br />
Tal.<br />
• Übernachtung im Hotel Tal in Tel Aviv<br />
Dienstag, 29. Nov. 2011<br />
• Abschlußtag der Reise<br />
• Morgenspaziergang durch die antike<br />
Hafenstadt Jaffo mit anschließender<br />
Führung durch das malerische Stadtviertel-<br />
Neve Zedek.<br />
• Am Nachmittag Abflug nach Frankfurt<br />
Die Münchner und Berliner besuchen das<br />
Better Place Center, einen Hersteller<br />
elektronischer Fahrzeuge, und gewinnen<br />
so einen Einblick in das technologische<br />
Know How Israels<br />
• Übernachtung im Hotel Tal in Tel Aviv<br />
Mittwoch, 30. Nov. 2011<br />
• Morgen: Abflug nach München.<br />
• Freier Tag in Tel Aviv für Berliner<br />
• Übernachtung im Hotel Tal<br />
Donnerstag, 1. Dez. 2011<br />
Morgen: Abflug nach Berlin<br />
Preis:<br />
ab 1.430,– EUR<br />
Buchungsunterlagen und Beratung:<br />
Telefon: 03765 719851
„Ich bin so frei!“<br />
· Gottesdienst<br />
· Bibelarbeit<br />
· Kinderprogramm<br />
· Seminare<br />
· Gebetskonzert<br />
In Glauchau mit dabei:<br />
SÄCHSISCHER 2011<br />
GEMEINDEBIBELTAG<br />
31.10.2011<br />
Sachsenlandhalle<br />
Glauchau<br />
Dr. Heinrich Christian Rust – Theologe, Buchautor,<br />
Pastor der Ev. Freik. Gemeinde Braunschweig<br />
Peter Heß – bis zum Sommer Superintendent des<br />
Ev. Luth. Kirchenbezirkes Glauchau<br />
Dieter Leicht – Therapeutischer Seelsorger und<br />
Ehe- und Familienberater aus Oelsnitz/Vogtland<br />
Dr. Christa-Maria Steinberg – Ärztin für Kinder-<br />
und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie<br />
Jens Buschbeck – bis März 2011 Jugendpfarrer<br />
in Zwickau und seitdem Projektpfarrer für<br />
Gemeindeaufbau<br />
Wilfried Gotter – Leiter der ERF-Geschäftsstelle<br />
Ost und Geschäftsführer der <strong>Sächsische</strong>n<br />
<strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Andreas Schwantge – Buchautor und Referent<br />
beim Bibellesebund e. V.<br />
<strong>Sächsische</strong>r Gemeindebibeltag c/o CVJM Crimmitschau e.V.,<br />
Beyerstraße 32, 08451 Crimmitschau<br />
Tel. 03762 /42196, Fax 03762/2948, E-Mail: info@gemeindebibeltag.de<br />
Spenden-Konto: 16 13320 012, BLZ: 350 601 90 KD Bank –<br />
Kontoinhaber Ev. Luth.Kirchgemeindeverband Crimmitschau<br />
Zahlungsgrund: Gemeindebibeltag<br />
www.gemeindebibeltag.de<br />
K16 3270_0411_Fotos: Tatiana Popova/iStockphoto.com; Stuke/ERF<br />
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DAB+<br />
Ein neues Kapitel<br />
ERF Radioempfang<br />
DAB+<br />
Am 1. August 2011 geht es los: die<br />
digitale Ausstrahlung von Radioprogrammen<br />
im DAB+-Standard. Der<br />
Ein neues Kapitel<br />
ERF ist dabei – mit ERF Radio (ab<br />
ERF Radioempfang<br />
1. September unter dem Namen ERF<br />
plus). Neben ERF Radio können Sie<br />
dann Am 1. noch August weitere 2011 Programme geht es los: empfan- die<br />
gen, digitale beispielsweise Ausstrahlung drei von Programme Radiopro- von<br />
Deutschlandradio grammen im DAB+-Standard. und u. a. die Der privaten<br />
Programme ERF ist dabei Lounge – mit FM, ERF Radio Radio Energy, (ab das<br />
Fußballradio 1. September 90elf unter sowie dem Klassik Namen Radio. ERF<br />
plus). Neben ERF Radio können Sie<br />
DAB+ dann bedeutet: noch weitere Programme empfan-<br />
■ gen, störungsfreies beispielsweise Radiohören drei Programme in bester von<br />
Qualität. Deutschlandradio Vor allem für und den u. mobilen a. die privaten Empfang<br />
Programme ist die digitale Lounge Verbreitung FM, Radio Energy, ein Mei- das<br />
lenstein: Fußballradio von 90elf Flensburg sowie bis Klassik nach Radio. Lindau<br />
am Bodensee, von Aachen bis Frankfurt/<br />
Oder DAB+ auf bedeutet: einer Frequenz!<br />
■ Den störungsfreies ERF finden Radiohören Sie immer in auf bester der<br />
gleichen Qualität. Frequenz, Vor allem für den den Sie mobilen beim ersten Emp-<br />
Einschalten fang ist die per digitale Suchlauf Verbreitung finden. ein Mei-<br />
■ lenstein: ERF Radio von rund Flensburg um die bis Uhr nach – und Lindau eine<br />
wachsende am Bodensee, Zahl von weiterer Aachen Programme bis Frankfurt/<br />
■ Oder Für auf den einer Empfang Frequenz! wird ein (neuer) digitaler<br />
■ Den Empfänger ERF finden gebraucht. Sie immer Zu erhalten auf der<br />
im gleichen Handel Frequenz, oder beim den ERF. Sie beim ersten<br />
Einschalten per Suchlauf finden.<br />
Natürlich ■ ERF Radio können rund Sie um die die ERF Uhr Radiosen- – und eine<br />
dungen wachsende auch Zahl weiterhin weiterer über Programme Satellit, Kabel,<br />
■ Internet Für den und Empfang Apps wird (für mobile ein (neuer) Endgediräte)gitaler<br />
hören. Empfänger Über Mittelwelle gebraucht. ab Zu 1. erhalten Januar<br />
2012 im Handel nicht mehr. oder beim ERF.<br />
Natürlich können Sie die ERF Radiosendungen<br />
auch weiterhin über Satellit, Kabel,<br />
Internet und Apps (für mobile Endgeräte)<br />
hören. Über Mittelwelle ab 1. Januar<br />
2012 nicht mehr.<br />
Hintergrund<br />
Ein Hörer schreibt:<br />
Über Seit 27 vielen Sendestationen Jahren erlebe werden ich ERF anfäng- Radio<br />
lich morgens rund 53 von Millionen 8 bis 10 Hörer Uhr. erreicht, Nun die entbewederste Nachricht: über ein „Ab Radiogerät August für störungsfreier den Empfang<br />
Empfang zu Hause über oder DAB+.“ im Auto. Danke! Bis 2015 wird<br />
DAB+ (Digital Audio Broadcasting) dann<br />
flächendeckend Hintergrund in ganz Deutschland zu<br />
nutzen Über 27 sein. Sendestationen Nicht alle ERF werden Hörer können anfäng-<br />
also lich rund zu Anfang 53 Millionen schon Hörer erreicht erreicht, werden. ent-<br />
Aber weder eine über große ein Zahl. Radiogerät für den Empfang<br />
zu Hause oder im Auto. Bis 2015 wird<br />
Weitere DAB+ (Digital Infos, Fragen Audio Broadcasting) oder Interesse dann<br />
an flächendeckend einem Digitalradio? in ganz Deutschland zu<br />
- nutzen www.erf.de/dab+ sein. Nicht alle ERF Hörer können<br />
- also ERF zu Servicecenter, Anfang schon Telefon erreicht 01805 werden. 161718<br />
(Der Anruf aus dem deutschen Festnetz kostet 14 Cent/Min.,<br />
Aber eine große Zahl.<br />
ERF Weitere Medien Infos, e. V. Fragen oder Interesse<br />
35573 an einem Wetzlar Digitalradio?<br />
info@erf.de - www.erf.de/dab+<br />
www.erf.de - ERF Servicecenter, Telefon 01805 161718<br />
(Der Anruf aus dem deutschen Festnetz kostet 14 Cent/Min.,<br />
Mobilfunk max. 42 Cent/Min.).<br />
ERF Medien e. V.<br />
35573 Wetzlar<br />
info@erf.de<br />
www.erf.de<br />
s c h r e: Ei RF b t-<br />
d e r L ic ht -<br />
b l i fc ük mr e i Ln e b n e ! L ei -<br />
Ein Hörer schreibt:<br />
Seit vielen Jahren erlebe ich ERF Radio<br />
morgens von 8 bis 10 Uhr. Nun die beste<br />
Nachricht: „Ab August störungsfreier<br />
Empfang über DAB+.“ Danke!<br />
Mobilfunk max. 42 Cent/Min.).