Modellvorhaben zur Förderung des Anbaus und ... - Niedersachsen
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Niedersächsisches Ministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Forsten<br />
<strong>Modellvorhaben</strong> <strong>zur</strong> Förderung <strong>des</strong><br />
<strong>Anbaus</strong> <strong>und</strong> der Verwertung<br />
nachwachsender Rohstoffe<br />
<strong>Niedersachsen</strong>
November 1997<br />
<strong>Modellvorhaben</strong><br />
<strong>zur</strong> Förderung <strong>des</strong> <strong>Anbaus</strong><br />
<strong>und</strong> der Verwertung<br />
nachwachsender Rohstoffe<br />
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten, Calenberger Straße 2, 30169 Hannover<br />
Telefon: 0511 / 120-0<br />
Telefax: 0511 / 120 2385
Vorwort<br />
Aus dem niedersächsischen <strong>Modellvorhaben</strong> <strong>zur</strong> Förderung <strong>des</strong> <strong>Anbaus</strong> <strong>und</strong> der<br />
Verwertung nachwachsender Rohstoffe hat sich ein breit gefächertes Förderprogramm<br />
entwickelt, <strong>des</strong>sen Inhalte mit diesem Heft zugänglich gemacht werden.<br />
Es richtet sich an alle interessierten Kreise, insbesondere an die niedersächsische<br />
Landwirtschaft mit ihren Verbänden, an Forschungseinrichtungen,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Ausbildungsstätten. Dargestellt werden das Förderkonzept<br />
der Lan<strong>des</strong>regierung, die Tätigkeit <strong>des</strong> Beirates für nachwachsende Rohstoffe<br />
<strong>und</strong> einzelne, zum Teil abgeschlossene bzw. laufende Förderungsmaßnahmen.<br />
Die Zusammenstellung der Förderungsmaßnahmen erlaubt einen allgemeinen<br />
Einblick in die Projekte. Detaillierte Arbeitspläne <strong>und</strong> Ergebnisse müssen bei<br />
den<br />
jeweiligen Projektträgern angefordert werden. Die direkte Kontaktaufnahme zu<br />
den Projektträgern, den Mitgliedern <strong>des</strong> Beirates <strong>und</strong> zu den zuständigen Stellen<br />
der Lan<strong>des</strong>regierung ist über das Anschriftenverzeichnis im Anhang möglich.<br />
Das vorliegende Heft ist somit ein Arbeitsexemplar, <strong>des</strong>sen ständige Aktualisierung<br />
wie bisher vorgesehen ist.<br />
Dieses Heft wurde anläßlich der AGRITECHNICA '97 aktualisiert.<br />
Hannover, im November 1997
I. Konzept der Niedersächsischen Lan<strong>des</strong>regierung <strong>zur</strong> weiteren<br />
Förderung von nachwachsenden Rohstoffen<br />
Seite<br />
1. Anlaß <strong>und</strong> politische Rahmenbedingungen 1<br />
2. Ziele der Förderung von nachwachsenden Rohstoffen 2<br />
3. Förderkonzept 3<br />
II. Beirat für nachwachsende Rohstoffe <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong> -<br />
Funktion <strong>und</strong> Arbeitsergebnisse<br />
8<br />
1. Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen von Ökobilanzen bei nachwachsenden Rohstoffen<br />
9<br />
2. Entwicklung biologisch abbaubarer Werkstoffe auf Basis nachwachsender 11<br />
Rohstoffe<br />
3. Förderung von Demonstrationsvorhaben <strong>zur</strong> energetischen Nutzung von Holz 13<br />
4. Hanfanbau für Zwecke der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung traditioneller <strong>und</strong> neuer<br />
Produktlinien<br />
15<br />
III.<br />
<strong>Modellvorhaben</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
1. Industriepflanzen - Anbau <strong>und</strong> Verwertung 18<br />
1.1 Leinölgewinnung für die Herstellung von Farben <strong>und</strong> Lacken 18<br />
1.2 Entwicklung von Bindemitteln <strong>und</strong> Anstrichstoffen auf Basis von Leinöl 19<br />
1.3 Bindemittel aus pflanzlichen Ölen <strong>und</strong> Harzen 20<br />
1.4 Verpackungsschäume aus Altpapier <strong>und</strong> Stärke, Entwicklung von Formteilen 21<br />
1.5 Gartenbauliche Betriebsmittel aus Papierschaum <strong>und</strong> Stärke, pflanzenbauliche<br />
22<br />
Eignung <strong>und</strong> Kompostierung<br />
1.6 Pflanztöpfe aus Stärke - Entwicklung bis <strong>zur</strong> Markteinführung 23<br />
1.7 Verb<strong>und</strong>werkstoffe auf der Basis von Lignin <strong>und</strong> Stärke 24<br />
1.8 Bio-Raschelsack aus Kartoffelstärke 25<br />
1.9 Bio-Clippnetz aus Kartoffelstärke 26
2<br />
1.10 Beschichtung biologisch abbaubarer Folien 27<br />
1.11 Pkw-Innenausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen 28<br />
1.12 Leichtbauteile für den Pkw-Innenbereich 28<br />
1.13 Potentialanalyse - Konstruktionswerkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen 30<br />
1.14 Potentialanalyse - Polymerwerkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen 31<br />
1.15 Anbau von Koriander 32<br />
1.16 Anbau <strong>und</strong> Verwertung von Borretsch 33<br />
1.17 Chinaschilf 34<br />
1.17.1 Anbau <strong>und</strong> Vermehrung 34<br />
1.17.2 Prüfung der Biomasseleistung <strong>und</strong> der Anbaueignung 35<br />
1.17.3 Anbau in Wasserschutzgebieten 36<br />
1.17.4 Chinaschilf als Rohstoff für Faserplatten (MDF-Platten) 37<br />
1.18 Ölleinfaser in der Papier- <strong>und</strong> Verpackungsherstellung, Feldvorentholzung 38<br />
1.19 Platten von Ölleinstroh / Bindemittel aus nachwachsenden Rohstoffen 40<br />
1.20 Faserhanf - produktions- <strong>und</strong> anbautechnische Versuche 41<br />
1.21 Ernte- <strong>und</strong> Bergetechnik von Hanf; Röstgradbestimmung 42<br />
1.22 Hanfstroh; Entwicklung von Baustoffen 43<br />
1.23 Vegetationsmatten für die Dachbegrünung 44<br />
1.24 Lactobionsäure für Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsmitteln 45<br />
2. Energiepflanzenanbau - Energiegewinnung 47<br />
2.1 Herstellung <strong>und</strong> Einsatz von Ethanol / ETBE - Studie 47<br />
2.2 Rapsrohöl als Kraftstoffersatz 48<br />
2.2.1 Elsbett-Motoren in Unimog <strong>und</strong> MB-trac 48<br />
2.2.2 KHD-Deutz-Schlepper im Rapsölbetrieb 49<br />
2.3 Schmierstoffe <strong>und</strong> Hydrauliköle auf Rapsölbasis 50<br />
2.4 Rapsöl als Mischkomponente zu Rohöl (VEBA-Forschungsvorhaben) 51<br />
2.5 Biodiesel ( Rapsölmethylester -RME- ) 53<br />
2.5.1 Praxistest - Fendt Ackerschlepper 53<br />
2.5.2 Herstellung von Biodiesel ( RME ) 53<br />
2.6 Abgastest an Rapsölfahrzeugen 55<br />
2.7 Emissionsmessungen von Biodiesel-DK-Gemischen 58<br />
2.8 Untersuchungen <strong>zur</strong> No X - Reduzierung durch Biodiesel 59<br />
2.9 Optimierung direkteinspritzender Dieselmotoren auf Biodiesel 60
3<br />
2.10 Energie aus Biomasse 60<br />
2.10.1 Brenntechnische Versuche mit feuchter Biomasse 61<br />
2.10.2 Bioheizkraftwerk Wolfsburg - Ideenwettbewerb 62<br />
2.10.3 Heizenergieerzeugung in niedersächsischen Gartenbaubetrieben - Studie 62<br />
2.10.4 Energieversorgung der EXPO-Wohnsiedlung am Kronsberg in Hannover 63<br />
2.10.5 Strohheizwerk Hil<strong>des</strong>heim 64<br />
2.10.6 Holzhackschnitzelheizwerk Fuhrberg 64<br />
2.10.7 Holzhackschnitzelheizwerk Vrees 65<br />
2.8.8 Ingenieurleistungen zum Biomasse-Heizwerk Wolfenbüttel (Projektstudie) 66<br />
2.8.9 Einsatz von Biomasse <strong>zur</strong> Energiegewinnung -Studie- 67<br />
Anhang: Anschriftenverzeichnis
I. Konzept der Niedersächsischen Lan<strong>des</strong>regierung <strong>zur</strong> weiteren Förderung<br />
von nachwachsenden Rohstoffen vom 02.04.93 - LT-Drs. 12/4784<br />
Die niedersächsische Agrarpolitik zielt auf die Erhaltung <strong>und</strong> Schaffung einer bäuerlichen<br />
Agrarstruktur, die ökonomisch effizient ist <strong>und</strong> dabei umweltgerecht produziert.<br />
Zur Umsetzung dieser Zielsetzung sind Maßnahmen extensiver <strong>und</strong> umweltschonender<br />
Wirtschaftsweisen bevorzugt zu unterstützen <strong>und</strong> die Förderung der<br />
Vermarktung so erzeugter landwirtschaftlicher Produkte zu intensivieren. Im Rahmen<br />
dieser Zielsetzung ist auch die Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte<br />
<strong>und</strong> Verwertungsrichtungen auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen zu fördern.<br />
Somit werden auch die Geschäftsbereiche <strong>des</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Umweltministeriums<br />
berührt.<br />
1. Anlaß <strong>und</strong> politische Rahmenbedingungen<br />
Anlaß für die Erarbeitung eines Konzeptes <strong>zur</strong> Förderung von nachwachsenden<br />
Rohstoffen sind ökonomische <strong>und</strong> ökologische Erfordernisse. So besteht die Notwendigkeit<br />
der Ressourceneinsparung durch Verwendung erneuerbarer Rohstoffe<br />
<strong>und</strong> Energieträger. Umweltgerechte Techniken sind zu entwickeln. Der Notwendigkeit<br />
<strong>zur</strong> CO 2 -Reduzierung ist auch durch Substitution fossiler Energieträger Rechnung<br />
zu tragen. Gleiches gilt für die Verminderung anderer Emissionen wie z. B.<br />
Schwefel- oder NO x -Emissionen. Der Forderung nach Einkommensalternativen für<br />
die Landwirtschaft ist ebenso zu entsprechen, wie der Forderung nach Erhaltung<br />
der Kulturlandschaft durch Vermeidung von Monokulturen oder großflächiger Brache<br />
bzw. Stillegung. Damit einher geht das Bestreben, den Markt von überschüssigen<br />
Nahrungsmitteln zu entlasten <strong>und</strong> überschüssige Nebenprodukte wie z. B. Stroh einer<br />
technischen Verwertung zuzuführen. Letzteres gilt insbesondere auch für<br />
Schwachholz <strong>und</strong> Restholz aus der Forst- <strong>und</strong> Holzwirtschaft. Rest- <strong>und</strong> Abfallstoffe<br />
sind zu minimieren bzw. es sind Verfahren zu einer umweltverträglichen Entsorgung<br />
zu entwickeln.<br />
Nachwachsende Rohstoffe können nach derzeitigem Kenntnisstand sektoral einen<br />
Beitrag leisten, diese Zielsetzungen zu erreichen. Diese Einschätzung hat bereits<br />
politische Maßnahmen <strong>und</strong> Förderprogramme auf verschiedenen Ebenen herbeigeführt.<br />
Die bestehenden politischen Rahmenbedingungen stellen sich für das Land<br />
<strong>Niedersachsen</strong> im Hinblick auf Anbau <strong>und</strong> Verwertung nachwachsender Rohstoffe<br />
wie folgt dar:<br />
- Die Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 <strong>des</strong> Rates <strong>zur</strong> Einführung einer Stützungsregelung<br />
für Erzeuger bestimmter landwirtschaftlicher Kulturpflanzen fordert die Stillegung<br />
von landwirtschaftlichen Nutzflächen mit dem Ziel der Mengenreduzierung<br />
bei Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln, läßt jedoch den Anbau von nachwachsenden<br />
Rohstoffen auf diesen Flächen zu.
2<br />
- Mit der Verordnung (EWG) Nr. 2080/92 <strong>des</strong> Rates wird eine gemeinschaftliche<br />
Beihilferegelung für Aufforstungsmaßnahmen in der Landwirtschaft eingeführt. Den<br />
Maßgaben der Verordnung wird auf Lan<strong>des</strong>ebene entsprochen.<br />
- Die EG-Kommission fördert mit speziellen Programmen sowohl die Forschung<br />
wie auch Demonstrationsvorhaben im Bereich der stofflichen <strong>und</strong> der energetischen<br />
Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen.<br />
- Das Marktstrukturgesetz in der Fassung vom 26.09.1990 in Verbindung mit der22.<br />
Durchführungsverordnung vom 25.05.1992 läßt die Förderung von Erzeugergemeinschaften<br />
für nachwachsende Rohstoffe zu.<br />
- Der B<strong>und</strong> leistet im Rahmen der Förderung von nachwachsenden Rohstoffen finanzielle<br />
Zuschüsse im Bereich der Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong> bei anwendungsbezogenen<br />
Maßnahmen.<br />
Die Förderprogramme <strong>und</strong> Förderprojekte werden auf Ebene der B<strong>und</strong>-Länder-<br />
Arbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe der Landwirtschaftsressorts <strong>und</strong> mit der<br />
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe abgestimmt <strong>und</strong> koordiniert.<br />
2. Politische Ziele der Förderung von nachwachsenden Rohstoffen<br />
Die politischen Vorgaben <strong>und</strong> die Nutzung der bestehenden <strong>und</strong> evtl. zu schaffenden<br />
Rahmenbedingungen läßt die Präzisierung in agrarpolitische, wirtschaftspolitische<br />
<strong>und</strong> umweltpolitische Ziele zu.<br />
2.1 Agrarpolitische Ziele<br />
Die Lan<strong>des</strong>regierung erkennt die Chance der Schaffung von Einkommensalternativen<br />
durch nachwachsende Rohstoffe <strong>und</strong> unterstützt deren Nutzung. Die Erzeugung<br />
von nachwachsenden Rohstoffen <strong>und</strong> deren Förderung auf der Ebene von Entwicklungsprojekten<br />
kann sich richtungsweisend auf Vermarktungseinrichtungen <strong>und</strong> industrielle<br />
Verarbeiter auswirken. Kontakte zwischen der Landwirtschaft <strong>und</strong> der Industrie<br />
sollen dazu beitragen, heimische landwirtschaftliche Rohstoffe fest in den<br />
Rohstoffbedarf der Industrie einzubinden. Die so angestrebte Diversifikation der<br />
landwirtschaftlichen Produktion kann das betriebswirtschaftliche Risiko landwirtschaftlicher<br />
Unternehmen mindern helfen.<br />
2.2 Wirtschaftspolitische Ziele<br />
Heimische landwirtschaftliche Rohstoffe in der verarbeitenden Industrie zu plazieren,<br />
führt bereits heute zu einer stärkeren Beachtung der Landwirtschaft als Ver-
3<br />
tragspartner <strong>und</strong> kann in der Folge neue Absatzmärkte erschließen. Dieser Weg<br />
allein reicht jedoch nicht aus, um größere Mengen von Rohstoffen in der Industrie<br />
abzusetzen. Die Lan<strong>des</strong>regierung erkennt <strong>des</strong>halb die Notwendigkeit, Industrieprojekte<br />
mit heimischen Rohstoffen an<strong>zur</strong>egen <strong>und</strong> zu fördern. Neue Verfahren <strong>und</strong><br />
Technologien werden bevorzugt gefördert. So soll eine stärkere Nachfrage nach<br />
heimischen nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden. Dies wiederum soll zu<br />
einer Stärkung <strong>des</strong> ländlichen Raumes beitragen. Wirtschaftspolitisches Ziel ist<br />
gleichzeitig die Schaffung von neuen Produktionsstätten im ländlichen Raum.<br />
2.3 Umweltpolitische Ziele<br />
Die Umsteuerung der Umweltpolitik von einer nachsorgenden/reparierenden Politik<br />
zu einer vorsorgenden, die natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen schonenden Politik ist<br />
eines der vorrangigen Ziele der Lan<strong>des</strong>regierung. Der Ansatz bei nachwachsenden<br />
Rohstoffen liegt sowohl in der Rohstofferzeugung, die umweltverträglich <strong>und</strong><br />
-entlastend zu gestalten ist, wie in der Verarbeitung, Verwertung <strong>und</strong> im Verbrauch<br />
von Produkten. Letztendlich sind Problemlösungen für die Entsorgung <strong>und</strong> das Recycling<br />
zu erarbeiten. Ziel ist es <strong>des</strong>halb, Produktlinien zu etablieren, die im Vergleich<br />
zu herkömmlichen ökologisch verträglicher, energetisch effizienter <strong>und</strong> ressourcenschonend<br />
sind. Die Ausrichtung der öffentlichen Nachfrage auf derartige<br />
Produkte ist verstärkt zu fördern. Ggf. sind ökonomische Hebel anzusetzen, um gewünschte<br />
Produktlinien wettbewerbsfähig zu machen.<br />
3. Förderkonzept<br />
Zur Umsetzung der politischen Zielsetzungen werden organisatorische Maßnahmen<br />
ergriffen <strong>und</strong> Schwerpunkte der Förderung gesetzt. Technische, ökonomische <strong>und</strong><br />
ökologische Anforderungen an Projekte werden definiert. Ausreichende finanzielle<br />
Mittel sind bereitzustellen.<br />
3.1 Schwerpunkte der Förderung von nachwachsenden Rohstoffen<br />
Das Förderkonzept der Lan<strong>des</strong>regierung ist hinsichtlich aller Produktlinien offen,<br />
sofern die Anforderungen an Förderprojekte erfüllt werden (s. 3.3). Folgende Bereiche<br />
werden bevorzugt entwickelt:<br />
- Förderung der Entwicklung geeigneter Bewertungsverfahren <strong>und</strong> Maßstäbe für die<br />
Erstellung von ökologischen Bilanzen,<br />
- Verbesserung der Rohstoffbasis durch pflanzenbauliche <strong>und</strong> pflanzenzüchterische<br />
Maßnahmen,<br />
- Entwicklung biologisch abbaubarer Werkstoffe,
4<br />
- Herstellung von Chemieprodukten, u. a. Farben aus heimischen nachwachsenden<br />
Rohstoffen,<br />
- Einsatz von Schmierstoffen <strong>und</strong> Hydraulikölen auf Pflanzenölbasis,<br />
- Verwendung von Pflanzenfasern <strong>zur</strong> Herstellung von Baustoffen, Werkstoffen, Papieren<br />
<strong>und</strong> Kartonagen,<br />
- Herstellung <strong>und</strong> Einsatz von Rapsölmethylester als Dieselsubstitut,<br />
- Erarbeitung von Vermarktungsstrategien für nachwachsende Rohstoffe,<br />
- Erstellung von Pilotanlagen <strong>zur</strong> Erzeugung von Energie aus Biomasse<br />
Das Land widmet der Schaffung dezentraler Verarbeitungs- <strong>und</strong> Vermarktungstrukturen<br />
besondere Aufmerksamkeit.<br />
3.2 Organisatorische Maßnahmen<br />
Die Vielzahl der technischen <strong>und</strong> biotechnischen Verwertungsrichtungen von nachwachsenden<br />
Rohstoffen macht eine Zusammenarbeit von Forschung, Industrie,<br />
Landwirtschaft, Ökologie <strong>und</strong> Marketing sowie Verbänden <strong>und</strong> Handel erforderlich.<br />
Diese Zusammenarbeit ist Voraussetzung für die Entwicklung <strong>und</strong> eventuelle<br />
Markteinführung von Produkten <strong>und</strong> Produktlinien <strong>und</strong> soll projektbezogen realisiert<br />
werden.<br />
Um Forschungsansätze zu neuen Produktlinien <strong>und</strong> Verfahren frühzeitig aufgreifen<br />
<strong>und</strong> weiterentwickeln zu können, bildet die Lan<strong>des</strong>regierung einen Beirat für nachwachsende<br />
Rohstoffe am Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Forsten. Der Beirat hat die Aufgabe, die Lan<strong>des</strong>regierung über Entwicklungen<br />
auf dem Gebiet nachwachsender Rohstoffe zu informieren. Er regt Forschungs-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten sowie innovative Maßnahmen an. Er trifft Tendenzaussagen<br />
über neue Stoffe <strong>und</strong> Verfahren sowie ihre Umweltverträglichkeit. Er<br />
berücksichtigt in jedem seiner Tätigkeitsfelder die Erfordernisse einer vorsorgenden,<br />
die natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen schonenden Wirtschafts-, Landwirtschafts<strong>und</strong><br />
Umweltpolitik. Er kann ordnungspolitische Regelungen vorschlagen <strong>und</strong> auf notwendige<br />
politische Aktivitäten hinweisen.<br />
Neben dem geschäftsführenden Landwirtschaftsressort werden das Wirtschaftsministerium,<br />
das Umweltministerium, das Sozialministerium <strong>und</strong> das Ministerium für<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur an der Arbeit <strong>des</strong> Beirates beteiligt.<br />
3.3 Anforderungen an Förderprojekte
5<br />
Die Anforderungen an Projekte mit nachwachsenden Rohstoffen zielen darauf ab,<br />
die technische Machbarkeit, die ökologische Verträglichkeit <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der jeweiligen Verfahren zu prüfen <strong>und</strong> im Falle der Markteinführung deren<br />
ökologische Verträglichkeit <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.<br />
- Der Anbau nachwachsender Rohstoffe darf im Vergleich <strong>zur</strong> bisherigen Nutzung<br />
der Flächen zu keinen zusätzlichen ökologischen Belastungen führen. Die landwirtschaftliche<br />
Pflanzenproduktion muß sich min<strong>des</strong>tens an den Maßstäben einer<br />
ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung orientieren. Die Fruchtfolgen sollten durch<br />
den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen mittelfristig nicht eingeengt werden,<br />
vielmehr ist eine Erweiterung der engen Getreidefruchtfolgen anzustreben.<br />
- Beim Anbau nachwachsender Rohstoffe sollten Kulturpflanzen mit geringerem Bedarf<br />
an Pflanzenschutz- <strong>und</strong> Düngemitteln bevorzugt werden.<br />
- Der Anbau bekannter, aber erneut einzuführender Kulturpflanzen muß anbautechnisch<br />
realisierbar sein <strong>und</strong> standortgerecht erfolgen.<br />
- Der Anbau neuer Kulturpflanzenarten bedarf im Hinblick auf mögliche Auswirkungen<br />
auf die Umwelt, insbesondere auf natürliche Lebensräume <strong>und</strong> auf den Schutz<br />
von Gewässern, spezieller Untersuchungen. Dahingehende Anforderungen sind in<br />
Förderprojekten zu verankern.<br />
- Die technische Machbarkeit von Verarbeitungs- <strong>und</strong> Verwertungsverfahren muß<br />
realistische Ansätze für eine praktische Umsetzung erkennen lassen. Verarbeitungs-<br />
<strong>und</strong> Verwertungsverfahren müssen ökologisch verträglich sein. Stoffbilanzen<br />
<strong>und</strong> energetische Bilanzen sind zu erarbeiten. Produktlinienanalysen, sofern<br />
diese während der Förderungsmaßnahme bereits erstellt werden können, sind mit<br />
herkömmlichen Verfahren zu vergleichen <strong>und</strong> zu bewerten.<br />
• Besonderer Beachtung bedürfen Fragen der Abfallvermeidung <strong>und</strong> der Entsorgung<br />
von Rest- <strong>und</strong> Abfallstoffen. Neben einer Darstellung der Mengen <strong>und</strong> Mengenströme<br />
dieser Stoffe ist es erforderlich, Wiederverwertungs- <strong>und</strong> Entsorgungsverfahren<br />
darzustellen bzw. im Rahmen eines Begleitprojektes zu untersuchen.<br />
- Verfahren mit nachwachsenden Rohstoffen sollten die Aussicht auf Wettbewerbsfähigkeit<br />
haben. Diese Forderung kann jedoch noch nicht an Forschungs- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsprojekte oder Pilotvorhaben gestellt werden, mit denen noch technische,<br />
anbautechnische <strong>und</strong> vergleichende ökologische Fragen zu klären sind.<br />
Wenn jedoch eine Entscheidung über Förderungsmaßnahmen <strong>zur</strong> Markteinführung<br />
bestimmter Produkte zu treffen ist, dann muß mittelfristig die Aussicht auf Wettbewerbsfähigkeit<br />
bestehen.
6<br />
Bei der Vergabe von Fördermitteln zugunsten von Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsvorhaben<br />
oder Pilotvorhaben kann auf eine detaillierte Darlegung der ökologischen<br />
<strong>und</strong> ökonomischen Auswirkungen im voraus verzichtet werden, wenn dahingehende<br />
Erkenntnisse erst im Rahmen <strong>des</strong> Vorhabens erarbeitet werden sollen. Entsprechende<br />
begleitende Untersuchungen sind als Bestandteil <strong>des</strong> Vorhabens zu definieren<br />
<strong>und</strong> konzeptionell im Projekt zu verankern.<br />
Im Falle der Förderung technisch ausgereifter Verfahren <strong>und</strong> Produkte mit dem Ziel<br />
der Markteinführung müssen anerkannte ökonomische <strong>und</strong> ökologische Bewertungen<br />
vorliegen.<br />
3.4 Durchführung von Förderungsmaßnahmen<br />
Die Lan<strong>des</strong>regierung nimmt Anträge auf Förderung von Projekten mit nachwachsenden<br />
Rohstoffen entgegen <strong>und</strong> greift Anregungen aus dem Beirat für nachwachsende<br />
Rohstoffe auf. Sie bedient sich bei der Prüfung <strong>und</strong> Bewertung der Anträge<br />
externer Fachdienststellen oder den auf Lan<strong>des</strong>ebene existierenden Beratungsstellen:<br />
- Fachkoordinierungsstelle Biotechnologie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
- Beratungsstelle für nachwachsende Rohstoffe bei der Landwirtschaftskammer<br />
Hannover<br />
- Niedersächsische Energieagentur e. V.<br />
- Marketinggesellschaft für niedersächsische Agrarprodukte e. V.<br />
Über die Förderung beantragter Projekte entscheidet das zuständige Ressort, in<br />
der Regel das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Forsten, in Abstimmung mit den Ressorts auf Lan<strong>des</strong>ebene sowie nach Abstimmung<br />
zwischen dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> dem Land <strong>Niedersachsen</strong> <strong>und</strong> unter Nutzung der<br />
Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe.<br />
3.5 Finanzierung<br />
Die Lan<strong>des</strong>regierung stellt für die Jahre 1993 bis 1995 finanzielle Mittel entsprechend<br />
der bestehenden Vereinbarung zwischen dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> dem Land <strong>Niedersachsen</strong><br />
<strong>zur</strong> Förderung von nachwachsenden Rohstoffen <strong>zur</strong> Verfügung. Für die<br />
Folgejahre werden Mittel in ausreichender Höhe bereitgestellt. Das Technologieprogramm<br />
<strong>und</strong> der Ökologiefond <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong> stehen für Förderungsmaßnahmen<br />
ebenfalls <strong>zur</strong> Verfügung.
7<br />
II. Beirat für nachwachsende Rohstoffe <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong> - Funktion<br />
<strong>und</strong> Arbeitsergebnisse<br />
Die Niedersächsische Lan<strong>des</strong>regierung hat im Februar 1993 den Beirat für nachwachsende<br />
Rohstoffe am Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
etabliert <strong>und</strong> namhafte Vertreter aus Forschung, Industrie, Landwirtschaft, Ökologie<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong> Marketing sowie aus Verbänden berufen.<br />
Der Beirat hat die Aufgabe, die Lan<strong>des</strong>regierung über Entwicklungen auf dem Gebiet<br />
der nachwachsenden Rohstoffe zu informieren. Er regt Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten<br />
sowie innovative Maßnahmen an. Er trifft Tendenzaussagen über<br />
neue Stoffe <strong>und</strong> Verfahren sowie ihre Umweltverträglichkeit. Er berücksichtigt in<br />
jedem seiner Tätigkeitsfelder die Erfordernisse einer vorsorgenden, die natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen schonenden Wirtschafts-, Landwirtschafts- <strong>und</strong> Umweltpolitik. Er<br />
kann ordnungspolitische Regelungen vorschlagen <strong>und</strong> auf notwendige politische<br />
Aktivitäten hinweisen.<br />
Der Beirat blickt inzwischen auf eine vierjährige Tätigkeit <strong>zur</strong>ück. Seine Arbeitsergebnisse<br />
sind weitaus vielfältiger als es die im folgenden aufgeführten Erklärungen<br />
zum Ausdruck bringen. Insbesondere sind die Beiratsmitglieder heute Initiator <strong>und</strong><br />
Träger von Förderprojekten <strong>und</strong> sie sind aktiv an der Umsetzung <strong>und</strong> Markteinführung<br />
von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen beteiligt.<br />
Die Erklärungen <strong>des</strong> Beirates zu bestimmten Problemfeldern sind Ergebnis von<br />
intensiven Diskussionen <strong>und</strong> fordern politische Aktivitäten seitens der Lan<strong>des</strong>regierung.
8<br />
1. Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen von Ökobilanzen bei nachwachsenden Rohstoffen<br />
Erklärung <strong>des</strong> Beirates für nachwachsende Rohstoffe am Niedersächsischen<br />
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen von Ökobilanzen bei nachwachsenden Rohstoffen<br />
Land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche Produkte stellen ein erhebliches Potential industriell<br />
nutzbarer Rohstoffe <strong>und</strong> Energieträger dar. Das Interesse an der Nutzung dieses<br />
Potentials ist nicht nur durch die anhaltende Überschußsituation auf den Agrarmärkten<br />
geweckt worden, sondern auch durch die Suche nach umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />
Alternativen zu fossilen Rohstoffen <strong>und</strong> Energiequellen. Die CO 2 -<br />
Entlastung, die Ressourcenschonung <strong>und</strong> die Rückführung von Stoffen in den<br />
natürlichen Kreislauf haben dabei einen besonderen Stellenwert.<br />
Der Umweltentlastung durch Produkte oder Produktlinien mit nachwachsenden<br />
Rohstoffen ist besondere Bedeutung zu schenken. Erforderlich ist somit die ökologische<br />
Bewertung von Verfahren mit nachwachsenden Rohstoffen im Vergleich<br />
zu bisherigen Verfahrenstechniken <strong>und</strong> Produkten. Ein Vergleich muß die komplexen<br />
Umweltwirkungen während <strong>des</strong> gesamten Lebensweges eines Produktes<br />
umfassen oder Verfahren einer Produktlinie auf ihre ökologischen Auswirkungen<br />
untersuchen. Als ein solches Instrument <strong>zur</strong> Überprüfung der Umwelteigenschaften<br />
eines Produktes oder einer Produktlinie wird die Ökobilanz angesehen.<br />
Zweck einer Ökobilanz ist es, die mit einem Produkt oder einer Produktlinie in<br />
Verbindung stehenden Auswirkungen auf die Umwelt im Rahmen einer Systembetrachtung<br />
zu erfassen, transparent aufzubereiten, die jeweiligen spezifischen<br />
Wirkungen <strong>und</strong> Beeinflussungen abzuschätzen <strong>und</strong> nachvollziehbar zu bewerten.<br />
Sie gliedert sich in eine Sachbilanz (Datenerhebung <strong>und</strong> -aufbereitung), eine<br />
Wirkungsbilanz (Beschreibung der Wirkungen auf die Umwelt) <strong>und</strong> eine Bewe r-<br />
tung.<br />
Nachwachsende Rohstoffe sind fossilen Energieträgern <strong>und</strong> Rohstoffen derzeit<br />
ökonomisch unterlegen. Dies liegt aber zum Teil daran, daß den anderen Rohstoffen<br />
erhebliche umweltbelastende Effekte kostenmäßig nicht entsprechend<br />
angelastet werden. Umweltentlastungseffekte, wie z. B. die Ressourcenschonung<br />
oder die geringere CO 2 -Freisetzung bei der energetischen Nutzung von Biomasse<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeit der Rückführung von Rest- <strong>und</strong> Abfallstoffen in den natürlichen<br />
Stoffkreislauf sprechen jedoch für einen verstärkten Einsatz. Daher ist es<br />
wichtig, parallel <strong>zur</strong> Entwicklung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
auch Ökobilanzen zu erstellen, die diese Vorteile belegen oder Nachteile aufzei-
9<br />
gen. Gesicherte Daten über den Grad der Umweltbe- oder -entlastung sind ein<br />
wichtiges Hilfsmittel <strong>zur</strong> Vorbereitung umweltorientierter politischer oder unternehmerischer<br />
Entscheidungen. Gerade im Zuge von Produktneuentwicklungen<br />
helfen Ökobilanzen, Schwachstellen aufzudecken <strong>und</strong> die Umwelteigenschaften<br />
der Produkte <strong>und</strong> Produktionsverfahren zu verbessern.<br />
Der unbestrittenen Notwendigkeit der Erstellung von Ökobilanzen stehen bisher<br />
methodische Mängel entgegen. So ist es heute zwar möglich, den ersten Schritt<br />
durchzuführen <strong>und</strong> eine sogenannte Sachbilanz aufzustellen. Probleme treten<br />
aber bereits bei der zweiten Stufe einer Ökobilanz, der Wirkungsbilanz auf. Meistens<br />
liegen nur lückenhafte Erkenntnisse über die tatsächllichen Wirkungen der<br />
zu untersuchenden Produkte <strong>und</strong> Produktlinien auf die Umweltmedien Boden,<br />
Wasser <strong>und</strong> Luft vor. Der dritte Schritt einer Ökobilanz ist die Bilanzbewe rtung.<br />
Eine derartige Bilanzbewertung, in der die gewonnenen Erkenntnisse an gesellschaftlichen<br />
Werten <strong>und</strong> Prioritäten gemessen werden <strong>und</strong> sich politische <strong>und</strong><br />
produktionstechnische Entscheidungen ableiten, erscheint für nachwachsende<br />
Rohstoffe <strong>zur</strong> Zeit noch nicht erreichbar.<br />
Vor überzogenen Anforderungen an Ökobilanzen muß <strong>des</strong>halb gewarnt werden.<br />
Die Ökobilanz als Instrument bedarf noch einer erheblichen Weiterentwicklung.<br />
Viele methodische Probleme sind nicht wissenschaftlich, sondern nur durch Konventionen<br />
lösbar. Diese sind in weiten Bereichen noch zu treffen. Da die Ergebnisse<br />
<strong>und</strong> der Aussagegehalt von Ökobilanzen ganz entscheidend von den<br />
Rahmenbedingungen der Produktionsverfahren <strong>und</strong> von den Referenzszenarien<br />
abhängig sind, ist es unbedingt erforderlich, diese durch eine Beteiligung aller<br />
Betroffenen vor Beginn der Sachbilanzierung einvernehmlich festzulegen. Darauf<br />
aufbauende f<strong>und</strong>ierte Sachbilanzen können bei der Entwicklung von Produken<br />
<strong>und</strong> Produktlinien aus nachwachsenden Rohstoffen wesentliche Anregungen für<br />
das weitere Vorgehen geben. Eine objetive Bilanzbewertung nach wissenschaftlichen<br />
Methoden ist derzeit aber nicht in Sicht.<br />
Bisherige Studien haben gezeigt, daß in der Gestaltung der Produktionsverfahren<br />
noch große Umweltentlastungspotentiale liegen. Deshalb sollte bei der Vergabe<br />
von Fördermitteln darauf geachtet werden, daß vor Projektbeginn die vorliegenden<br />
Kenntnisse über die Umweltwirkungen <strong>des</strong> Vorhabens aufgearbeitet werden<br />
<strong>und</strong> projektbegleitend Sachbilanzen erstellt <strong>und</strong> möglichst auch Wirkungsbilanzen<br />
in Angriff genommen werden. Die Entscheidung über Förderprojekte von<br />
dem Vorliegen von Ökobilanzen abhängig zu machen oder Projekte aufgr<strong>und</strong><br />
fehlender Ökobilanzen abzulehnen, ist derzeit jedoch nicht zu rechtfertigen.<br />
Hannover, im September 1993
10<br />
2. Entwicklung biologisch abbaubarer Werkstoffe auf Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe<br />
Erklärung <strong>des</strong> Beirates für Nachwachsende Rohstoffe am Niedersächsischen<br />
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten - aktualisierte Fassung<br />
vom September 1996<br />
Entwicklung biologisch abbaubarer Werkstoffe auf Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe<br />
Der Beirat für nachwachsende Rohstoffe hat das niedersächsische Konzept <strong>zur</strong><br />
weiteren Förderung von nachwachsenden Rohstoffen mit seinen umweltpolitischen<br />
<strong>und</strong> agrarpolitischen Zielen zustimmend <strong>zur</strong> Kenntnis genommen. Die O-<br />
rientierung der Umweltpolitik von einer nachsorgenden/reparierenden auf eine<br />
vorsorgende, die natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen schonende Politik, ist auch nach<br />
Ansicht <strong>des</strong> Beirates ein vorrangiges Ziel. Somit sind Produktlinien zu etablieren,<br />
die im Vergleich zu herkömmlichen ökologisch verträglicher, energetisch effizienter<br />
<strong>und</strong> ressourcenschonender sind.<br />
Aus heutiger Sicht können biologisch abbaubare Werkstoffe auf Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe einen Beitrag zum Erreichen dieser Ziele leisten, indem sie<br />
gleichermaßen auf Nutzungs- <strong>und</strong> Entsorgungserfordernisse entwickelt we rden.<br />
Biologisch abbaubare Materialien können langfristig <strong>und</strong> in bestimmten Anwe n-<br />
dungen eine sinnvolle Perspektive bieten. Durch ihre biologische Abbaubarkeit<br />
wird erwartet, daß sie zum Schließen natürlicher Stoffkreisläufe beitragen können.<br />
Der Anbau <strong>und</strong> die Gewinnung der nachwachsenden Rohstoffe sind zunächst ohne<br />
zusätzliche Probleme möglich. Demgegenüber sind die technischen Möglichkeiten<br />
der Herstellung <strong>und</strong> <strong>des</strong> Einsatzes von biologisch abbaubaren Werkstoffen<br />
noch nicht ausgeschöpft bzw. sind in Teilen noch nicht ausgereift. Ihre Entwicklung,<br />
Herstellung <strong>und</strong> Vermarktung hat sich an ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />
Gesichtspunkten zu orientieren. Nicht alle technisch möglichen Einsatzbereiche<br />
sind für biologisch abbaubare Materialien gleichermaßen sinnvoll.<br />
Die biologische Abbaubarkeit <strong>und</strong> die Kompostierfähigkeit sind durch das<br />
Merkblatt 10 der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall ( LAGA ) vom 15.02.1995 <strong>und</strong><br />
den DIN-Entwurf 54900 vom 19. Januar 1996 festgelegt. Der Nachweis der Abbaubarkeit<br />
<strong>und</strong> Kompostierfähigkeit ist durch Versuche in Kompostierungsanlagen<br />
belegt. Schwierigkeiten bereitet nach wie vor die Integration der biologisch<br />
abbaubaren Werkstoffe in Erfassungssysteme beim Endverbraucher. Ein erfolgversprechender<br />
Weg ist dagegen die getrennte Erfassung von kompostierbaren<br />
Großchargen. Die differenzierte Betrachtung von Nutzung <strong>und</strong> Entsorgung soll
11<br />
alle Möglichkeiten der stofflichen Verwertung <strong>und</strong> energetischen Nutzung einbeziehen.<br />
Die Eigenschaft <strong>des</strong> Werkstoffes, biologisch abbaubar zu sein, eröffnet die Verwertungsmöglichkeit<br />
über biologischen Abbau (aerob <strong>und</strong> anaerob). Hierzu ist<br />
eine entsprechende Kennzeichnung erforderlich. Zum Schließen <strong>des</strong> natürlichen<br />
Stoffkreislaufes ist auch die Verwendung der erzeugten Komposte u. a. im Agrarbereich<br />
notwendig.<br />
Um bessere ökologische <strong>und</strong> ökonomische Lösungen mit Blick auf den Rohstoffanbau,<br />
die Produktionsverfahren, die Anwendungsbereiche <strong>und</strong> die Entsorgung<br />
zu verwirklichen, sind Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen sowie Auswirkungen auf<br />
die Umweltmedien soweit wie möglich aufzuzeigen.<br />
Der Beirat empfiehlt der Lan<strong>des</strong>regierung, dem Bereich der biologisch abbaubaren<br />
Werkstoffe als ganzheitliches Konzept einer Kreislaufwirtschaft gebührende<br />
Aufmerksamkeit zu widmen <strong>und</strong> Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsmaßnahmen in<br />
allen Segmenten der Produktlinien kurzfristig zu veranlassen. Verläßliche Rahmenbedingungen<br />
auf politischer Ebene sollen auf den Stand der wissenschaftlichen<br />
<strong>und</strong> praktischen Kenntnisse dergestalt festgelegt werden, daß sie gezielte<br />
Produktentwicklungen in der Industrie zulassen.<br />
Hannover, im September 1996
12<br />
3. Förderung von Demonstrationsvorhaben <strong>zur</strong> energetischen Nutzung von<br />
Holz<br />
Empfehlung <strong>des</strong> Beirates für nachwachsende Rohstoffe am Niedersächsischen<br />
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
Förderung von Demonstrationsvorhaben <strong>zur</strong> energetischen Nutzung von<br />
Holz<br />
Der Beirat für nachwachsende Rohstoffe am Niedersächsischen Ministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten begrüßt die Bemühungen der Lan<strong>des</strong>regierung<br />
<strong>zur</strong> Dezentralisierung der Energieerzeugung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Verringerung von<br />
Umwandlungsverlusten in der Energiewirtschaft. Durch eine verstärkte energetische<br />
Nutzung nachwachsender Rohstoffe kann ein Beitrag <strong>zur</strong> Erreichung dieser<br />
energiepolitischen Ziele <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Eindämmung der CO 2 -Anreicherung der Atmosphäre<br />
geleistet werden.<br />
In diesem Rahmen kommt einem vermehrten Einsatz von Holz eine besondere<br />
Bedeutung zu. Holz für eine energetische Nutzung ist derzeit in Deutschland <strong>und</strong><br />
insbesondere auch in <strong>Niedersachsen</strong> reichlich vorhanden. Eine verstärkte Nutzung<br />
von Holz könnte wesentlich <strong>zur</strong> Entlastung der Schwachholzmärkte beitragen.<br />
Hier fehlt es infolge einer stark zunehmenden stofflichen Nutzung von Industrierestholz<br />
(neuerdings auch von Altholz) <strong>und</strong> wegen der Schließung von<br />
Produktionskapazitäten - insbesondere in der Zellstoffindustrie - an Nachfrage.<br />
Durch die technische Entwicklung konnten der Holzfeuerung früher anhaftende<br />
Schwächen, insbesondere hinsichtlich der Feuerungstechnik <strong>und</strong> Rauchgasreinigung<br />
sowie auch <strong>des</strong> Bedienungskomforts, überw<strong>und</strong>en werden.<br />
Angesichts vergleichsweise hoher Investitionskosten sind Holzfeuerungsanlagen<br />
bei den derzeitigen Preisen für die konkurrierenden Energieträger Gas <strong>und</strong> Öl<br />
- selbst unter günstigen Betriebsbedingungen - in der Regel nicht wettbewerbsfähig.<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit könnte aber auf breiter Basis bereits erreicht we r-<br />
den, wenn den konkurrierenden fossilen Energieträgern ihre negativen Umweltwirkungen<br />
zugerechnet würden.<br />
Im Gegensatz zu konkurrierenden Energieträgern, bei denen kontinuierliche Versorgung<br />
über eine etablierte Logistik für den Betreiber jederzeit sichergestellt ist,<br />
fehlt es beim Energieholz an etablierten Märkten. Für Energieanlagen auf Basis<br />
von Gas oder Öl werden umfassende Problemlösungen angeboten, die sowohl<br />
die Anlagenkonfiguration als auch die Brennstoffversorgung umfassen. Für Holz<br />
hingegen muß zunächst eine - auf den konkreten Fall zugeschnittene - Anlagenkonfiguration<br />
erarbeitet werden, <strong>und</strong> es müssen Organisationsmodelle entwickelt
13<br />
werden für die gesicherte Bereitstellung von Energieholz (Liefer-<br />
/Abnahmebindungen), für die Logistik <strong>und</strong> für die Übernahme <strong>des</strong> Preisrisikos<br />
(längerfristige Preisbindungen).<br />
Um eine Verbreitung der energetischen Nutzung von Holz voranzubringen, erscheint<br />
es vor allem erforderlich, Lösungsansätze hinsichtlich der bereits angesprochenen<br />
Organisationsprobleme für eine gesicherte Energieholzversorgung<br />
zu entwickeln. Hierfür bieten sich Demonstrationsvorhaben an. Investitionszuschüsse<br />
für solche Vorhaben könnten einen wesentlichen Anreiz für die Entwicklung<br />
solcher Lösungsansätze schaffen. Der Beirat setzt sich dafür ein, daß das<br />
Land <strong>Niedersachsen</strong> <strong>Modellvorhaben</strong> finanziell fördert, die in überzeugender<br />
Weise eine technisch ausgereifte sowie wirtschaftlich tragfähige <strong>und</strong> gesicherte<br />
energetische Holznutzung demonstrieren.<br />
Hannover, im Juni 1994
14<br />
5. Hanfanbau für Zwecke der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung traditioneller <strong>und</strong><br />
neuer Produktlinien<br />
Erklärung <strong>des</strong> Beirates für nachwachsende Rohstoffe am Niedersächsischen<br />
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
Hanfanbau für Zwecke der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung traditioneller <strong>und</strong><br />
neuer Produktlinien<br />
Der Beirat für nachwachsende Rohstoffe am Niedersächsischen Ministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten ist um die Entwicklung von traditionellen<br />
Produktlinien mit nachwachsenden Rohstoffen ebenso bemüht wie um die Erarbeitung<br />
neuer, bisher unbekannter Verwertungseinrichtungen pflanzlicher Rohstoffe.<br />
Hanf als klassischer nachwachsender Rohstoff war in Deutschland von<br />
dieser Entwicklung ausgenommen, weil bis auf wenige Ausnahmen weder die traditionellen<br />
Verarbeitungswege genutzt noch neue Technologien entwickelt wu r-<br />
den. Die jetzt einsetzende Entwicklung von Produkten auf Basis der Pflanze Hanf<br />
wirft die Frage auf, ob das in Deutschland nach dem Betäubungsmittelgesetz geltende<br />
Anbauverbot für Hanf aufgehoben werden sollte oder ob der <strong>zur</strong> Zeit noch<br />
geringe Rohstoffbedarf von kleineren Anbauflächen, für die Ausnahmegenehmigungen<br />
vom Anbauverbot erteilt werden, gedeckt werden kann. Die gleiche Frage<br />
stellt sich für notwendige landwirtschaftliche Anbauversuche.<br />
Sachstand: Die Hanffaser, die bis in die 40er Jahre noch in größerem Umfang<br />
<strong>zur</strong> Herstellung von Segeltuchen,<br />
Tauen, Textilien <strong>und</strong> Papier Verwendung fand, wurde einerseits von Kunstfasern,<br />
aber auch von Rohstoffen wie Sisal, Flachs, Ramie <strong>und</strong> Holz verdrängt. In jüngster<br />
Zeit gewinnen die Naturfasern aufgr<strong>und</strong> ihrer speziellen Fasereigenschaften<br />
für Verwendungen im technischen Bereich, wie beispielsweise <strong>zur</strong> Herstellung<br />
von Formteilen für den Fahrzeugbau oder für Verb<strong>und</strong>werkstoffe <strong>und</strong> Spezialpapiere<br />
wieder an Bedeutung. Auch für die Hanffaser ist neben Faserlein <strong>und</strong> der<br />
Kurzfaser von Öllein in diesen Einsatzbereichen eine zunehmende Verwendung<br />
denkbar. Darüber hinaus kann das Öl <strong>des</strong> Hanfsamens in Kosmetika, zum Teil<br />
auch in Waschmitteln <strong>und</strong> als Nahrungsmittel eingesetzt werden. Die bei der mechanischen<br />
Entholzung <strong>des</strong> Hanfstengels anfallenden Schäben eignen sich als<br />
Schüttdämmung <strong>und</strong> Ausgleichsmaterial für Fußböden sowie <strong>zur</strong> Spanplattenherstellung.<br />
Hanf kann wegen seines psychoaktiven Inhaltsstoffes Tetrahydrocannabinol<br />
(THC) jedoch auch <strong>zur</strong> Gewinnung von Drogen wie Marihuana <strong>und</strong> Haschisch<br />
verwendet werden. Das Betäubungsmittelgesetz der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland<br />
verbietet <strong>des</strong>halb den Anbau von Hanf. Von diesem generellen Anbauverbot sind<br />
auch die für die Rauschmittelverwendung unattraktiven THC-armen Faser-
15<br />
hanfsorten (THC-Gehalt unter 0,3 %) betroffen. Diese Sorten können jedoch nur<br />
durch chemische Analysen von den THC-haltigen unterschieden werden. Entsprechend<br />
aufwendig sind dahingehende Kontrollen. In einigen Mitgliedstaaten<br />
der Europäischen<br />
Union, wie z. B. in Frankreich, Belgien <strong>und</strong> den Niederlanden sowie auch in<br />
Großbritannien, ist der Anbau von THC-armen Faserhanfsorten möglich.<br />
Hanf, eine der ältesten <strong>und</strong> vielfältigst genutzten Kulturpflanzen, ist an das mitteleuropäische<br />
Klima gut angepaßt. Hanf hat einen hohen Vorfruchtwert <strong>und</strong> stellt<br />
selbst geringe Vorfruchtansprüche. Er läßt sich gut in praxisübliche landwirtschaftliche<br />
Fruchtfolgen eingliedern.<br />
Dem Hanf wird, bezogen auf die Trockenmassebildung, ein relativ geringer Stickstoffbedarf<br />
nachgesagt, benötigt jedoch ein relativ hohes Wasserangebot. Gr<strong>und</strong>wassernahe<br />
Standorte eignen sich daher für den Hanfanbau besonders. Ein Herbizideinsatz<br />
ist unter normalen ackerbaulichen Verhältnissen nicht erforderlich;<br />
die Unkrautbekämpfung während der Jugendentwicklung kann mechanisch erfolgen.<br />
Auch ein Einsatz von Fungiziden <strong>und</strong> Insektiziden ist nach heutigem Kenntnisstand<br />
nicht erforderlich. Hanf ist somit eine ökologisch interessante Kultur<br />
auch für niedersächsische Fruchtfolgen.<br />
Ob Hanf auch eine wirtschaftliche Anbaualternative für die niedersächsische<br />
Landwirtschaft sein kann, hängt von den in der Praxis erreichbaren Faser- bzw.<br />
Ölerträgen <strong>und</strong> deren Qualitäten sowie von der Nachfrage ab. Die Nachfrage<br />
nach Hanffasern, Hanföl <strong>und</strong> Nebenprodukten wird schließlich von der Entwicklung<br />
der Verarbeitungstechniken <strong>und</strong> der Produkte bestimmt. Offen ist auch,<br />
unter welchen Bedingungen eine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Importen aus<br />
Drittländern erreicht werden kann.<br />
Empfehlung: Wegen der fehlenden Anbauerfahrungen, wegen <strong>des</strong> Entwicklungsbedarfs<br />
bei modernen Technologien der Ernte- <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>und</strong> wegen der<br />
differenzierten Rohstoffanforderungen ist es erforderlich, die produktionstechnischen<br />
<strong>und</strong> anwendungstechnischen Gr<strong>und</strong>lagen der Erzeugung, Verarbeitung<br />
<strong>und</strong> Verwendung von Hanf in Forschungsvorhaben zu erarbeiten. Dazu sind<br />
pflanzenbauliche <strong>und</strong> züchterische Kennwerte wie die Ertragsleistung (Faser- <strong>und</strong><br />
Samenertrag), das Abreifeverhalten <strong>und</strong> die unter norddeutschen Klimabedingungen<br />
erzielbaren Fasergehalte <strong>und</strong> Faserqualitäten der <strong>zur</strong> Zeit verfügbaren<br />
französischen <strong>und</strong> osteuropäischen Faserhanfsorten in Anbauversuchen zu prüfen.<br />
Für einen ökologisch verträglichen Anbau sind standortbezogene produktionstechnische<br />
Parameter zu schaffen. Darüber hinaus kommt der Weiterentwicklung<br />
der Ernte- <strong>und</strong> Aufbereitungstechnik besondere Bedeutung zu. Hier sind Erkenntnisse<br />
aus dem Anbau <strong>und</strong> der Aufbereitung von Faser- <strong>und</strong> Öllein zu beachten<br />
<strong>und</strong> ggf. mit Vorteilen für beide Kulturen zu entwickeln. Erheblicher For-
16<br />
schungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbedarf besteht schließlich bei den Verarbeitungsverfahren.<br />
Erst die Optimierung bekannter Verfahren <strong>und</strong> die Entwicklung neuer Produkte<br />
<strong>und</strong> Anwendungen der Hanffaser, <strong>des</strong> Öls (Samenöl) <strong>und</strong> der Schäben <strong>und</strong><br />
die sich daraus anschließenden ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Bewertungen<br />
solcher Produktlinien werden eine Aussage über den Rohstoffbedarf <strong>und</strong> damit<br />
über den Anbauumfang zulassen.<br />
Aus diesen Gründen wird empfohlen, das generelle Anbauverbot für Hanf soweit<br />
zu lockern, daß Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten im Bereich der Züchtung,<br />
<strong>des</strong> <strong>Anbaus</strong>, der Verarbeitungstechnik <strong>und</strong> der Produktentwicklung uneingeschränkt<br />
möglich sind. Dem kann durch ein praktikables Verfahren der Erteilung<br />
von Ausnahmegenehmigungen entsprochen werden.<br />
Hannover, im Juni 1995
17<br />
III. <strong>Modellvorhaben</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
1. Industriepflanzen - Anbau <strong>und</strong> Verwertung<br />
1.1 Leinölgewinnung für die Herstellung von Farben <strong>und</strong> Lacken<br />
Für die Herstellung von Farben <strong>und</strong> Lacken verlangt die Naturstoffchemie homogene,<br />
qualitativ hochwertige <strong>und</strong> unbelastete Leinöle. Anbau, Verarbeitung <strong>und</strong> Aufbereitung<br />
<strong>des</strong> Ölleins bzw. <strong>des</strong> Leinöls sind <strong>des</strong>halb unter kontrollierten Bedingungen<br />
durchzuführen. Ziel ist die Erstellung einer Produktlinie vom Leinöl aus einem Vertragsanbau<br />
aus der Lüneburger Heide bis zu <strong>des</strong>sen Gewinnung in einer Preß- <strong>und</strong><br />
Aufbereitungsanlage mit folgender Weiterverarbeitung zu Farben, Bindemitteln u. a.<br />
Stoffen.<br />
Projekt:<br />
Leinölgewinnung unter besonderer Berücksichtigung der<br />
Qualitätssicherung für die Herstellung von Farben <strong>und</strong><br />
Lacken<br />
Projektträger: LIVOS-Pflanzenchemie, Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsgesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Begleitung: Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik, Quakenbrück,<br />
Niedersächsische Erzeugergemeinschaft für nachwachsende<br />
Rohstoffe, Gifhorn,<br />
Projektlaufzeit: 1994 - 1996<br />
Ergebnisse: Die Leinsaat für dieses Projekt wird im Vertragsanbau mit der niedersächsischen<br />
Erzeugergemeinschaft für Nachwachsende Rohstoffe erzeugt. Sortenwahl<br />
<strong>und</strong> Anbaubedingungen sind vertraglich geregelt.<br />
Für das Projekt wurde eine Ölpresse angeschafft <strong>und</strong> die optimalen Preßbedingungen<br />
ermittelt. Der Preßvorgang wurde so eingestellt, daß bei einer maximalen Ölausbeute<br />
die natürlichen Schutzstoffe <strong>und</strong> Antioxydantien im Öl durch niedrige<br />
Temperaturführung erhalten bleiben. Nach Absetzen <strong>des</strong> Trubs wird filtriert. Unter<br />
den optimierten Preßbedingungen beträgt die durchschnittliche Ölausbeute 34,5 %.<br />
Die kürzere Trockenzeit <strong>des</strong> kaltgepreßten Leinöls führt zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung.<br />
Das kaltgepreßte Leinöl verbessert die Farbkonstanz der Produkte <strong>und</strong> zeichnet<br />
sich durch Rückstandsfreiheit in bezug auf Organochlor - <strong>und</strong> Organophosphorverbindungen<br />
- aus. Langzeitversuche <strong>zur</strong> Lagerstabilität zeigten hervorragende Ergebnisse.<br />
Durch die natürlichen Begleitstoffe ist das kaltgepreßte Leinöl besser vor<br />
oxydativen Prozessen geschützt. Es wird in den bewährten Bereichen der Öle, Imprägnierungen<br />
<strong>und</strong> Lasuren wegen der guten Trocknung <strong>und</strong> optischen Eigenschaften<br />
eingesetzt. Ebenso werden Produktneuentwicklungen im Bereich der lösemittelarmen<br />
<strong>und</strong> wasserbasierten Produkte bevorzugt mit kaltgepreßtem Leinöl<br />
durchgeführt.
18<br />
Um die Palette der Ansatzmöglichkeiten zu erhöhen, werden Leinöl - Harz - Esther<br />
durch Verkochung hergestellt, die sich durch noch bessere Trocknungseigenschaften<br />
<strong>und</strong> hervorragende Oberflächenbeschaffenheit auszeichnen.<br />
Da durch eine nachgeschaltete Raffination eine Verbesserung <strong>des</strong> kaltgepreßten<br />
Leinöles in technischer Hinsicht nicht zu erwarten ist, wird die Raffinationsanlage <strong>zur</strong><br />
technischen Verwendung eines Teiles <strong>des</strong> anfallenden Lein-Expellers eingesetzt.<br />
Sie wird als Technikumsanlage <strong>zur</strong> Herstellung von Ölseifen genutzt, auf deren<br />
Gr<strong>und</strong>lage ökologisch verträgliche Reinigungsprodukte für den industriellen Bereich<br />
hergestellt werden sollen.<br />
1.2 Entwicklung von Bindemitteln <strong>und</strong> Anstrichstoffen auf Basis von Leinöl<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Projektes sollen Bindemittel <strong>und</strong> wasserverdünnbare Farben <strong>und</strong><br />
Lacke auf Basis von Leinöl entwickelt <strong>und</strong> hergestellt werden. Die Rohstoffbeschaffung<br />
soll durch einen Vertragsanbau aus "kontrolliertem Anbau in <strong>Niedersachsen</strong>"<br />
sichergestellt werden.<br />
Projekt:<br />
Entwicklung von Bindemitteln <strong>und</strong> Anstrichstoffen auf der Basis<br />
von Leinöl aus <strong>Niedersachsen</strong><br />
Projektträger: AURO-Pflanzenchemie GmbH<br />
Begleitung: Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für<br />
Pflanzenbau<br />
Marketinggesellschaft für niedersächsische Agrarprodukte<br />
e. V.<br />
Projektlaufzeit: 1994 - 1996<br />
Ergebnisse: Der Schwerpunkt <strong>des</strong> Vorhabens lag in der Formulierung von neuen<br />
Bindemittelsystemen auf der Basis von Leinöl. Diese sollen als wichtige Vorprodukte<br />
in die wasserverdünnbaren Produkte einfließen, die wiederum selbst auf der Basis<br />
von Leinöl konfektioniert werden. Die neuentwickelten Systeme sind unter Umwelt-<br />
<strong>und</strong> Entsorgungsgesichtspunkten eine vorteilhafte Alternative zu üblichen Bindemittelsystemen<br />
<strong>und</strong> Anstrichstoffen. Statt der Verwendung von organischen Lösungsmitteln<br />
wie z. B. Terpentinöl werden die Anstrichstoffe mit Emulgatoren natürlicher<br />
Herkunft in Wasser stabil emulgiert.<br />
Das Projekt wurde durch das Institut für Pflanzenbau der FAL Braunschweig-<br />
Völkenrode sowohl in technischer (Pressung verschiedener Ölsorten, Fettsäurespektrum,<br />
Gaschromatogramm) als auch wissenschaftlicher Hinsicht begleitet.<br />
Marketingkonzepte <strong>zur</strong> Einführung der entwickelten <strong>und</strong> teilweise noch zu testenden<br />
Produkte werden in enger Zusammenarbeit mit der Marketinggesellschaft für niedersächsische<br />
Agrarprodukte e. V. erstellt.
19<br />
1.3 Bindemittel aus pflanzlichen Ölen <strong>und</strong> Harzen<br />
Aus pflanzlichen Ölen <strong>und</strong> Harzen sollen mittels eines neuen, umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />
Verfahrens wasserverdünnbare Bindemittel hergestellt werden. Die Bindemittel sollen<br />
sowohl in der eigenen Farben- <strong>und</strong> Lackproduktion wie auch für die Belieferung<br />
anderer Farbhersteller, insbesondere Durckfarbenhersteller, eingesetzt werden. Mit<br />
diesen Bindemitteln können Farben hergestellt werden, die u. a. in schwedischen<br />
Produktprüfberichten Höchstnoten bezüglich ihrer ökologischen <strong>und</strong> technischen<br />
Eigenschaften erhalten haben.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Begleitung:<br />
Umsetzung eines Pilotverfahrens <strong>zur</strong> Herstellung wasserverdünnbarer<br />
Bindemittel aus pflanzlichen Rohstoffen<br />
Bio Pin Bienenwachspräparate Herstellungs GmbH,<br />
Wilhelmshaven/Jever<br />
Fachhochschule Ostfriesland, Fachbereich<br />
Bioverfahrenstechnologie<br />
Projektlaufzeit: 1996 bis 1998<br />
Projektbeschreibung: Das vom Projektträger entwickelte Herstellungsverfahren<br />
soll auf eine größere Anlage in der neuen Produktionsanlage in Jever (die Firma<br />
verlagert ihren Standort von Wilhelmshaven nach Jever) übertragen werden. Durch<br />
die Optimierung der Verfahrenstechnologie läßt sich die Bindemittelqualität weiter<br />
steigern. Das Verfahren wurde mehrfach erfolgreich getestet.<br />
Weitere Projektziele sind:<br />
− deutlich niedrigerer Energieeinsatz als bei der Produktion synthetischer Lackbindemittel,<br />
− Vermeidung von Abfällen, insbesondere Sonderabfällen bei der Herstellung,<br />
− geringstmögliche Emissionen bei der Herstellung,<br />
− biologische Abbaubarkeit <strong>des</strong> Endproduktes nach Ablauf <strong>des</strong> Gebrauchszeitraumes.
20<br />
1.4 Verpackungsschäume aus Altpapier <strong>und</strong> Stärke, Entwicklung von Formteilen<br />
Der von der Firma PSP Papierschaum PRIEHS GmbH, Achim, hergestellte Verpackungsfüllstoff<br />
(Schaumstoff) auf Basis von Stärke <strong>und</strong> Altpapier kann Styropor als<br />
Verpackungsmaterial ersetzen. Es handelt sich um ein Gemisch aus Stärke <strong>und</strong><br />
Cellulose, das allein mit Wasserdampf aufgeschäumt wird. Das Material ist biologisch<br />
abbaubar, Kompostierversuche wurden durchgeführt.<br />
Ziel <strong>des</strong> Projektes war die Entwicklung von Formteilen wie Pflanzcontainer oder<br />
Fast-Food-Verpackungen auf Basis dieses Materials.<br />
Projekt:<br />
Modellartige Herstellung von diversen Formkörpern aus Papierschaum<br />
Projektträger: PSP-Papierschaum PRIEHS GmbH, Achim<br />
Begleitung: Papiertechnisches Institut PTI, München<br />
Projektlaufzeit: 1991 - 1993<br />
Ergebnisse: Die PSP-Papierschaum PRIEHS GmbH stellt bereits seit einigen<br />
Jahren Papierschäume auf Basis von Stärke <strong>und</strong> Altpapier her. Diese finden als<br />
Füllstoffe Verwendung <strong>und</strong> können die üblichen Styropor-Füllstoffe ersetzen. Je<br />
nach Anteil Altpapier werden harte oder weiche Konsistenzen erreicht. Ihr Vorteil<br />
gegenüber herkömmlichen Kunststoffen wird in ihrer biologischen Abbaubarkeit<br />
gesehen, die aufgr<strong>und</strong> der verwendeten Rohstoffe ein problemloses Einbringen in<br />
Kompost oder Boden erlaubt.<br />
Das Versuchsziel, aus diesem Material Formteile zu entwickeln, wurde nicht erreicht.<br />
Erfahrungen mit der erforderlichen Ausformungsgeschwindigkeit, abhängig<br />
vom Volumen <strong>und</strong> von der Form <strong>des</strong> Formkörpers wurden gesammelt. Schließlich<br />
wurde das Flachziehen aus dem Extruder präferiert mit anschließender Verformung<br />
je nach Produktprofil. Dieses Verfahren wurde als praktikabler Weg der Herstellung<br />
von z. B. Fast food-Verpackungen erkannt. Entsprechende Produkte wurden hergestellt,<br />
zu einer Serienfertigung kam es jedoch nicht. Fragen der Beschichtung <strong>des</strong><br />
Materials konnten im Rahmen <strong>des</strong> Vorhabens nur ansatzweise bearbeitet werden.<br />
Zu prüfen ist jetzt, welche weiteren Entwicklungsarbeiten durchzuführen sind.<br />
1.5 Gartenbauliche Betriebsmittel aus Papierschaum <strong>und</strong> Stärke, pflanzenbauliche<br />
Eignung <strong>und</strong> Kompostierung
21<br />
Ziel dieser Arbeit war, die Einsatzmöglichkeiten von n. R. im Gartenbau aufzuzeigen<br />
<strong>und</strong> einsatzfähige Betriebsmittel zu entwickeln. Dieses Ziel wurde zunächst mit einem<br />
Material aus Stärke <strong>und</strong> Altpapier, welches mit Wasserdampf zu Papierschaum<br />
verarbeitet wird (System PSP), verfolgt. Die Einsatzmöglichkeiten dieses<br />
Materials im Gartenbau sind untersucht worden. Ein Schwerpunkt war dabei der<br />
Einsatz als Kulturgefäß bzw. -topf.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Begleitung:<br />
Projektlaufzeit: 1993 - 06/1997<br />
Gebrauchs- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeitsprüfung von garten<br />
bautechnischen Betriebsmitteln aus Papierschaum<br />
Institut für Technik in Gartenbau <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft der Universität Hannover<br />
PSP-Papierschaum-Priehs GmbH, Achim<br />
Ergebnisse: Die Entwicklung eines einsatzfähigen Produktes aus Papierschaum<br />
konnte nicht im gewünschten Maße durchgeführt werden, da das erforderliche Untersuchungsmaterial<br />
nicht <strong>zur</strong> Verfügung stand. In den Versuchen kamen unbeschichtete<br />
<strong>und</strong> beschichtete Papiertöpfe sowie ein Topf aus einer Kombination der<br />
Materialienstärke <strong>und</strong> Cellulose zum Einsatz.<br />
Die Anforderungen, die der Gartenbau an diese Töpfe stellt, sind:<br />
Das Pflanzenwachstum in der Kulturphase, die Kulturführung sowie das Pflanzenwachstum<br />
nach dem Auspflanzen darf durch das Topfmaterial nicht negativ<br />
beeinflußt werden. Darüber hinaus sollte das Topfmaterial <strong>und</strong> Herstellungsverfahren<br />
ökologisch sinnvoll sein. Inwieweit biologisch abbaubare Töpfe aus n. R. diese<br />
Anforderungen erfüllen <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>licher sind als Töpfe aus fossilen Rohstoffen,<br />
galt es in dieser Arbeit zu klären.<br />
Eine entscheidende Größe in Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen von Töpfen ist die Verdunstungsrate<br />
während der Kulturzeit. Die Energie <strong>zur</strong> Verdunstung <strong>des</strong> Wassers<br />
wird im wesentlichen der Gewächshausluft entzogen <strong>und</strong> muß in Phasen mit Heizenergiebedarf<br />
vom Heizsystem nachgeliefert werden. Eine erhöhte Verdunstungsrate<br />
hat damit einen zusätzlichen Heizenergiebedarf <strong>zur</strong> Folge.<br />
Der ökologische Vorteil von Papiertöpfen, durch die Substitution <strong>des</strong> Topfmaterials<br />
fossile Energie einzusparen, wird durch die höhere Verdunstungsrate in Phasen mit<br />
Heizenergie vollständig kompensiert. Der Einsatz von Papiertöpfen <strong>und</strong> Töpfen aus<br />
Werkstoffen mit einer hohen Wasser- <strong>und</strong> Wasserdampfdurchlässigkeit kann nur in<br />
Einsatzfeldern ohne Heizbedarf empfohlen werden.
22<br />
Möglichkeiten, die Verdunstungsraten von Papiertöpfen zu reduzieren, wurden geprüft.<br />
Eine effektive Barriere für Wasser <strong>und</strong> Wasserdampf stellten Leinöl, Naturharz,<br />
Stärkeester, Polypropylencarbonat <strong>und</strong> Latex dar.<br />
Zur Bewertung <strong>des</strong> biologischen Abbaus in den Bereichen - Balkonkasten, Boden<br />
<strong>und</strong> Kompostierung - wurden Kriterien <strong>zur</strong> Beurteilung unter Praxisbedingungen<br />
aufgestellt <strong>und</strong> auf ihre Aussagekraft bewertet. Für den Einsatz von biologisch abbaubaren<br />
Töpfen ist es notwendig, daß der Topf sich nach dem Auspflanzen fast<br />
vollständig abbaut.<br />
Der biologische Abbau <strong>des</strong> Stärketopfes (Prototypen) wurde als zu gering eingestuft<br />
<strong>und</strong> muß verbessert werden. Die Möglichkeiten einer Granulatveränderung mit<br />
dem Ziel, einen schnelleren Abbau zu erreichen, sowie die Produktion von dünnwandigeren<br />
Töpfen wurde empfohlen.<br />
Diese Arbeit, die in Form eines Abschlußberichtes vorliegt, zeigt, daß durch den<br />
Einsatz von n. R. im Gartenbau fossile Energie eingespart <strong>und</strong> die<br />
Kohlendioxydemissionen reduziert werden können.<br />
1.6 Pflanztöpfe aus Stärke - Entwicklung bis <strong>zur</strong> Markteinführung<br />
In dem unter 1.5 beschriebenen Projekt wurden verschiedene Materialien, u. a. auch<br />
Pflanztöpfe aus Stärke, untersucht. Die guten Anfangsergebnisse mit diesen weder<br />
markt- noch serienreifen Stärketöpfen haben dazu geführt, in einem Forschungsvorhaben<br />
die Marktreife von biologisch abbaubaren Pflanztöpfen zu erarbeiten.<br />
Projekt:<br />
Markteinführung von biologisch abbaubaren Materialien am<br />
Beispiel Stärketopf<br />
Projektträger: Institut für Technik in Gartenbau <strong>und</strong> Landwirtschaft der<br />
Universität Hannover<br />
Begleitung: Biotec, Biologische Naturverpackungen GmbH,<br />
Emmerich<br />
Pöppelmann, Kunststoffwerkzeugbau, Lohne<br />
Projektlaufzeit: 1996 - 1999<br />
Projektbeschreibung: Im Gartenbaubetrieb kann ein biologisch abbaubarer Topf<br />
aus Stärke <strong>zur</strong> Abfallvermeidung beitragen. Darüber hinaus können durch die Kompostierung<br />
in Gartenbau <strong>und</strong> Landwirtschaft Nährstoffkreislaufe geschlossen werden.<br />
Beim Verbraucher sollen die Töpfe mit ausgepflanzt werden <strong>und</strong> sich im Balkonkasten,<br />
im Boden oder in der Kompostierung rückstandsfrei zersetzen.<br />
Um die Marktreife zu erreichen, sind folgende Arbeitsschritte notwendig:<br />
− Eignungsuntersuchung <strong>und</strong> Pflanzenverträglichkeit unter Praxisbedingungen,
23<br />
− Optimierung <strong>des</strong> Topfes,<br />
− Durchführung von Versuchen <strong>zur</strong> biologischen Abbaubarkeit im Balkonkasten im<br />
Boden <strong>und</strong> in der Kompostierung,<br />
− Überprüfung der Pflanzenverträglichkeit <strong>des</strong> erzeugten Kompostes,<br />
− die Erstellung einer Stoff- <strong>und</strong> Energieanalyse <strong>zur</strong> Beurteilung der Umweltverträglichkeit,<br />
− erreichende Anforderungen <strong>zur</strong> Kennzeichnung <strong>des</strong> Produktes bezüglich der zu<br />
erwartenden DIN 54900,<br />
− regionale Tests <strong>zur</strong> Vermarktung von Pflanzen in Stärketöpfen begleitet mit<br />
Marktbeobachtungen, um Schwierigkeiten bei der Marktfähigkeit frühzeitig zu erkennen<br />
<strong>und</strong> die Marktfähigkeit zu optimieren.<br />
Die von der Firma Pöppelmann hergestellten Töpfe aus einem Stärkegranulat der<br />
Firma Biotec werden <strong>zur</strong> Zeit getestet. Mit Ergebnissen ist im Sommer 1998 zu<br />
rechnen.<br />
1.7 Verb<strong>und</strong>werkstoffe auf der Basis von Lignin <strong>und</strong> Stärke<br />
Dem Einsatz von Folien <strong>und</strong> anderen Produkten auf Stärkebasis im Verpackungsbereich<br />
sind durch die geringe Wasserfestigkeit nativer Stärke <strong>und</strong> die hohe<br />
Dampf- <strong>und</strong> Gasdurchlässigkeit von Stärkefolien sehr enge Grenzen gesetzt. In dem<br />
Projekt wurde angestrebt, durch enzymatisch katalysierte Copolymerisation von<br />
Stärke mit Lignin sowohl die Wasserfestigkeit der Stärkeprodukte zu erhöhen als<br />
auch die Sauerstoff- <strong>und</strong> Dampfdurchlässigkeit von Stärkefolien zu verringern.<br />
Projekt: Entwicklung von biologisch abbaubaren Verb<strong>und</strong>werkstoffen<br />
auf der Basis von Lignin <strong>und</strong> Stärke.<br />
Projektträger: Forstbotanisches Institut der Universität Göttingen<br />
Begleitung: Fach-Koordinierungsstelle für Biotechnologie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Projektlaufzeit: 1995 - 1996<br />
Ergebnisse: Ziel <strong>des</strong> Vorhabens ist es, durch enzymatisch katalysierte Mischpolymerisation<br />
von Stärke mit dem bei der Zellstoffherstellung als Abfallprodukt anfallenden<br />
Lignin thermoplastische Verb<strong>und</strong>werkstoffe herzustellen, die für eine Reihe<br />
von Anwendungsbereichen in der Technik, insbesondere im Verpackungsbereich,<br />
eingesetzt werden können.<br />
Da die avisierten Produkte durch enzymatische Reaktionen hergestellt werden sollen,<br />
können sie dann nach Gebrauch in den natürlichen Stoffkreislauf eingebracht,<br />
d. h. durch entsprechend gesteuerte Kompostierung entweder in stabilen Humus<br />
überführt oder mineralisiert werden.
24<br />
Mit diesem Ansatz sind mehrere Vorteile verb<strong>und</strong>en:<br />
1. Es konnten Bedingungen konstruiert werden, unter denen Lignin so aktiviert werden<br />
kann, daß es mit praktisch allen nukleophilen Gruppen reagiert.<br />
2. Mit diesem aktivierten Lignin war es möglich, Stärke, aber auch Zellulose<br />
(Baumwolle <strong>und</strong> Papier) mit Lignin umzusetzen, so daß eine homogene, kovalente<br />
Bindung mit diesen Naturstoffen eingegangen wird.<br />
3. Somit ist es erstmals überhaupt möglich, duroplastische Verb<strong>und</strong>werkstoffe mit<br />
Lignin als Matrixkomponente herzustellen.<br />
Mit der hier vorliegenden Arbeit wurde bewiesen, daß Lignin mit praktisch allen bekannten<br />
Monomeren von Naturstoffen <strong>und</strong> petrochemischen Kunststoffen reagiert.<br />
Damit ist es erstmals möglich, in einer Kombination von Lignin, verschiedenen Monomeren<br />
<strong>und</strong> Naturstoffen, Kombinationswerkstoffe, die vollständig aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen bestehen, so zu konstruieren, daß sie praktisch jede technischen<br />
Anforderungen an konventionelle Kunststoffe erfüllen.<br />
1.8 Bio-Raschelsack aus Kartoffelstärke<br />
In den letzten Jahren wurde in verschiedenen Untersuchungen festgestellt, daß das<br />
”Image der Frische” von Speisekartoffeln durch Verpackungen aus Kunststoff gemindert<br />
wird. Im Rahmen eines Store-Test mit alternativen Verpackungsmaterialien<br />
(Folienbeutel, Baumwollklippnetz, Papiertüte <strong>und</strong> Baumwoll-Raschelsack) haben<br />
sich beim Einkauf mehr als 50 % der Verbraucher gegen den Folienbeutel entschieden.<br />
Es bietet sich demzufolge an, eine neuartige Verpackung zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> zu verwenden.<br />
Projekt: Entwicklung eines Bio-Raschelsacks aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen aus <strong>Niedersachsen</strong><br />
Projektträger: natura Verpackungs GmbH<br />
Begleitung: Fachkoordinierungsstelle für Biotechnologie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Marketinggesellschaft für niedersächsische Agrarprodukte<br />
Projektlaufzeit: 1995 - 1996<br />
Ziele <strong>des</strong> Projektes sind: Raschelsäcke aus biologisch abbaubaren Materialien zu<br />
entwickeln, den Absatz der Kartoffelstärke aus <strong>Niedersachsen</strong> zu fördern, sowie<br />
den Absatz von Speisekartoffeln durch eine umweltfre<strong>und</strong>liche Verpackung zu fördern.<br />
Ergebnisse: Zuerst wurde ein Funktionsmuster eines Raschelsacks hergestellt.<br />
Dazu wurde die Ausgangsfolie produziert, aus der dann Fäden geschnitten <strong>und</strong> ver-
25<br />
streckt wurden. Die Fäden müssen für die Herstellung materialspezifischen Temperaturen<br />
<strong>und</strong> Verstreckungsgraden monoaxial ausgerichtet werden, um die notwendige<br />
Reißfestigkeit <strong>und</strong> Restdehnung <strong>des</strong> Raschelsacks zu gewährleisten.<br />
Weiterhin muß eine Banderole aus der kompostierbaren Folie entwickelt werden,<br />
um eine vollständige Kompostierbarkeit der Verpackung zu gewährleisten. Außerdem<br />
muß die Aufbringungstechnik der Banderole geklärt werden.<br />
In der weiteren Phase wurde ein Abpacktest, sowie ein Lager- <strong>und</strong> Transporttest<br />
mit einer Test-Charge angefertigt.<br />
In der dritten <strong>und</strong> letzten Phase wurde ein Markttest in Zusammenarbeit mit dem<br />
Lebensmitteleinzelhandel erfolgreich durchgeführt.<br />
1.9 Bio-Clippnetz aus Kartoffelstärke<br />
Clippnetze sind als Schlauch gearbeitete Netze, die oben <strong>und</strong> unten durch einen<br />
Clipp verschlossen sind. Clippnetze sind im Kleinstpackungsbereich (1 bis 1,5 kg)<br />
für Frischprodukte wie Zwiebeln, Zitronen etc. sehr verbreitet. Immer dort, wo eine<br />
Netzverpackung erforderlich <strong>und</strong> der Raschelsack zu aufwendig ist, werden Clippnetze<br />
eingesetzt. Die Abpacktechnik ist vorhanden.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Begleitung:<br />
Entwicklung eines biologisch abbaubaren Clippnetzes auf<br />
Basis nachwachsender Rohstoffe<br />
natura Verpackungs GmbH<br />
Fachkoordinierungsstelle für Biotechnologie <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nie<br />
dersachsen<br />
Projektlaufzeit: 1996 - 1997<br />
Die Herstellung von Netzschläuchen für Clippnetze erfordert eine aus technischer<br />
Sicht wesentlich höherwertige Biofolie. Die zu verarbeitenden Bändchen <strong>des</strong> Netzschlauches<br />
müssen sich bis auf eine Breite von 1 bis 2 mm schneiden <strong>und</strong> verstrecken<br />
lassen. Fadenabrisse führen zu einem sofortigen Produktionsstillstand. Der<br />
Bio-Raschelsack wird zum Vergleich bei einer Bändchenbreite von 3 bis 4 mm verarbeitet.<br />
Konventionelle Clippnetze werden mit einem Metallclipp verschlossen. Um eine<br />
vollständig kompostierbare Verpackung an den Markt zu bringen, muß auch hier<br />
nach neuen Möglichkeiten gesucht werden, den Metallclipp durch ein kompostierbares<br />
'Formteil' zu ersetzen.
26<br />
Analog der Einführung <strong>des</strong> Bio-Raschelsackes wird ein Markttest für Bio-Clippnetze<br />
in Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhandel durchgeführt.<br />
1.10 Beschichtung biologisch abbaubarer Folien<br />
Während der Entwicklung <strong>des</strong> Bio-Raschelsacks <strong>und</strong> besonders in den Markttests<br />
zeigte sich nach Abpackversuchen mit Kartoffeln, Gemüse <strong>und</strong> Frischprodukten,<br />
daß die Netzsäcke sich bald feucht <strong>und</strong> schmierig anfühlen. Begünstigt durch die<br />
hygroskopischen Eigenschaften <strong>des</strong> Biomaterials <strong>und</strong> den hohen Wassergehalt von<br />
Obst <strong>und</strong> Gemüse kondensiert die Luftfeuchtigkeit (Wasserdampf) an den Bändchen<br />
<strong>und</strong> bildet Tröpfchen. Mit einer Beschichtung sollen die hygroskopischen Eigenschaften<br />
<strong>des</strong> Biomaterials unterb<strong>und</strong>en bzw. verringert werden.<br />
Projekt:<br />
Entwicklung einer Beschichtung biologisch abbaubarer Folien,<br />
um ein Feuchtwerden der Raschelsäcke <strong>und</strong> Clipnetze<br />
nach dem Befüllen zu verhindern<br />
Projektträger: natura Verpackungs GmbH<br />
Begleitung: Institut für Technik in Gartenbau <strong>und</strong> Landwirtschaft,<br />
Universität Hannover,<br />
Fachbereich Chemie-Ingenieurwesen Kunststofftechnologie<br />
der Fachhochschule Steinfurt<br />
Projektlaufzeit: 1997 - 1998<br />
Durch Vorversuche <strong>zur</strong> Beschichtung <strong>des</strong> Biomaterials aus sieben alternativen<br />
Möglichkeiten wurden insgesamt drei geeignete Substanzen ermittelt, die in Produktionsläufen<br />
jeweils mit den zwei unterschiedlichen Granulattypen, die es auf dem<br />
Markt gibt, getestet werden sollen. Hierbei handelt es sich um<br />
1. Wachsbeschichtungen,<br />
2. Aviviermittel <strong>und</strong><br />
3. Fettimprägnierungen.<br />
Die Arbeiten wurden im September 1997 begonnen.<br />
1.11 Pkw-Innenausstattung aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
Es wurde untersucht, inwieweit Formteile der Fahrzeuginnenausstattung aus Pflanzenfasern<br />
<strong>und</strong> natürlichen organischen Bindemitteln hergestellt werden können. Als<br />
Faserkomponente werden hauptsächlich Flachs <strong>und</strong> die Faser <strong>des</strong> Öllein (zu Vergleichszwecken<br />
auch Chinaschilf <strong>und</strong> Jute) eingesetzt. Bislang verwendete Kunstharze<br />
sollen durch Bindemittel substituiert werden, die aus nachwachsenden Roh-
27<br />
stoffen erzeugt werden. Die aus diesen Rohstoffen herzustellenden Formteile sollen<br />
möglichst geringe Emissionen aufweisen.<br />
Projekt:<br />
Entwicklung von Faserformteilen für den<br />
Fahrzeuginnenraum aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
Projektträger: Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung, Braunschweig<br />
Begleitung: Triangeler Dämmstoffwerk, Volkswagen AG<br />
Projektlaufzeit: 1993 - 1994<br />
Ergebnisse: Der bei der Flachsverarbeitung anfallende Reststoff Flachswerg <strong>und</strong><br />
das bisher nicht verwertbare Ölleinstroh sind nach geeigneter Aufarbeitung im Triangeler<br />
Dämmstoffwerk zu hartverpreßten Formteilen (Gepäckraumabdeckung)<br />
verarbeitbar. Die für den praktischen Gebrauch relevanten Eigenschaften (Biegefestigkeit<br />
nach Konditionierung im Normalklima 20/65, Emissionsverhalten, Veränderungen<br />
bzw. Durchbiegung nach Klimawechsel) befinden sich auf bzw. deutlich<br />
über den vorgegebenen Min<strong>des</strong>tanforderungen. Eigenschaftswerte, die nach 24 h<br />
Wasserlagerung ermittelt wurden (Biegefestigkeit, Quellung, Wasseraufnahme),<br />
erfüllen die Anforderungen überwiegend nicht.<br />
Erste Kostenabschätzungen ergaben, daß Ölleinfasern, eine entsprechende Infrastruktur<br />
vorausgesetzt, wirtschaftlich erzeugt werden können <strong>und</strong> somit eine ökonomische<br />
Alternative zu Textilfasern darstellen. Flachswerg ist dagegen beim derzeitigen<br />
Preisniveau nicht konkurrenzfähig.<br />
Der Ersatz imprägnierter Textilfasern durch unbehandelte Naturfasern ist ein erster<br />
Schritt <strong>zur</strong> Erhöhung der biologischen Abbaubarkeit <strong>des</strong> Produktes. Eine weitere<br />
Verbesserung ist zu erwarten, wenn es gelingt, das bislang verwendete Bindemittel<br />
durch Systeme, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, zu ersetzen. Erste<br />
verfahrenstechnische Ergebnisse <strong>zur</strong> Nutzung von Stärke bzw. auf Stärke basierenden<br />
Systemen liegen vor.<br />
1.12 Leichtbauteile für den Automobilinnenbereich<br />
Projekt:<br />
Biologisch abbaubare, mittragende Leichtbauteile für den<br />
Automobilinnenbereich auf der Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe<br />
Projektträger: Becker Group Europe GmbH, Werk Lüneburg<br />
Begleitung: Deutsches Forschungszentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt, Institut<br />
für Strukturmechanik, Braunschweig<br />
Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, Braunschweig<br />
Fachhochschule Wolfenbüttel, Institut für Recycling<br />
Projektlaufzeit: 08. 1995 - 07. 1998
28<br />
Projektbeschreibung: Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe ist aus volkswirtschaftlicher<br />
<strong>und</strong> aus ökologischer Sicht von besonderem Interesse. Können nachwachsende<br />
Rohstoffe zudem auch als Leichtbauwerkstoffe Einsatz finden, so ist<br />
deren Anwendung besonders atraktiv.<br />
Ziel dieses Vorhabens ist die Entwicklung von tragenden <strong>und</strong> partiell tragenden<br />
Leichtbauteilen für den Automobilinnenbereich, die u. a. die Eigenschaft der Bioabbaubarkeit<br />
besitzen sollen. Dieses Leichtbaukonzept entspricht der Zukunftsvision<br />
der Automobilindustrie, noch leichtere <strong>und</strong> sparsamere Fahrzeuge zu entwickeln.<br />
Dann muß auch die Frage erörtert werden, ob z. B. die Türverkleidung ausschließlich<br />
verkleidenen Charakter haben soll, oder ob sie mit ihrem ohnehin vorhandenen<br />
Gewicht auch zum Tragverhalten der Gesamtstruktur beitragen kann. Um entsprechende<br />
Steifigkeiten <strong>und</strong> Festigkeiten zu erzeugen, wird auf bewährte Technologie<br />
aus der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt, nämlich auf Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe, <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />
In Analogie zu den Hochleistungsfaserverb<strong>und</strong>en sollen Naturfasern wie z. B. Flachs<br />
<strong>und</strong> Ölleinfasern in Biopolymere gebettet werden. Es werden dann Trägermaterialien<br />
verwandt, die spezifische Steifigkeiten <strong>und</strong> Festigkeiten ähnlich wie die bewährten<br />
Glasfaserverb<strong>und</strong>werkstoffe (GFK) aufweisen.<br />
Diese Trägermaterialien sollen mit Weichschaum <strong>und</strong> Kaschierfolie versehen werden,<br />
die ebenfalls nachwachsende Rohstoffe einbeziehen <strong>und</strong> biologisch abbaubar<br />
sind. Dabei wird z. B. an die Modifikation von Polyurethanen auf der Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe gedacht.<br />
Das Gesamtsystem soll dann bis hin zu serienmäßigen Prototypen entwickelt werden.<br />
Es gilt nachzuweisen, daß die Produkte den automobilspezifischen Anforderungen<br />
standhalten <strong>und</strong> daß als Entsorgungskonzept der biologische Abbau durch<br />
Kompostierung erfolgreich funktioniert. Letzteres gilt auch für entstehende Produktionsabfälle.<br />
Die biologische Abbaubarkeit ist jedoch nicht zwingend, denn bei langlebigen<br />
Produkten stehen die Gebrauchseigenschaften an erster Stelle.<br />
Die Projektpartner wollen zeigen, daß die Umweltverträglichkeit im Verkehrsbereich<br />
in Zukunft nicht nur im Hinblick auf Emissionen machbar ist. Der Käufer soll sich<br />
durch fortschrittliche Produkte angesprochen fühlen, um damit einen Zukunftsmarkt<br />
sicherzustellen.<br />
1.13 Potentialanalyse - Konstruktionswerkstoffe aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen<br />
Die Potentialanalyse ist eine Arbeitsgr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> gezielten Entwicklung von Konstruktionswerkstoffen<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie enthält eine Bestandsaufnahme<br />
<strong>des</strong> technischen <strong>und</strong> know-how-Potentials in Unternehmen <strong>und</strong><br />
Forschungseinrichtungen, die sich mit der Herstellung von Konstruktionswerkstoffen<br />
bereits beschäftigen <strong>und</strong> die nachwachsende Rohstoffe aufbereiten oder verarbei-
29<br />
ten oder diese zumin<strong>des</strong>t in ihre strategischen Überlegungen einbeziehen. Die Bestandsaufnahme<br />
enthält darüber hinaus Aussagen zum wirtschaftlichen Interesse an<br />
der Entwicklung <strong>und</strong> am Einsatz von Produkten auf Basis nachwachsender Rohstoffe.<br />
Projekt: Konstruktionswerkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen -<br />
Entwicklungskonzept <strong>zur</strong> Förderung ökologisch verträglicher<br />
Materialien<br />
Projektträger: DLR- Deutsches Zentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt e. V.,<br />
INVENT GmbH <strong>und</strong><br />
Sauer Marketing Service GmbH<br />
Projektlaufzeit: 1996/1997<br />
Ergebnisse: Die Potentialanalyse enthält Übersichten über Unternehmen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen<br />
<strong>und</strong> deren Spezialkenntnisse bzw. Spezialarbeitsgebiete für<br />
den Bereich der Konstruktionswerkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Diese<br />
tabellarischen Übersichten sind die Gr<strong>und</strong>lage für die konkrete Planung von Produktentwicklungen.<br />
Hieraus lassen sich zielgerichtete Vernetzungen ableiten.<br />
Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Übersichten sind gegliedert in die Ebenen der Wertschöpfungskette<br />
− Faseraufbereitung,<br />
− textile Veredelung,<br />
− Kunststoffverarbeiter <strong>und</strong><br />
− Hersteller von Endprodukten<br />
<strong>und</strong> in die allen Ebenen <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Institute der<br />
− Forschung <strong>und</strong> Entwicklung.<br />
Die Potentialanalyse - faserverstärkte Konstruktionswerkstoffe aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen - wird seitens <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage in der Förderpolitik<br />
genutzt <strong>und</strong> wird auch anderen interessierten Stellen auf Bun<strong>des</strong>ebene <strong>zur</strong> Verfügung<br />
gestellt.<br />
Die Ergebnisse werden einem Fachpublikum am 11.11.1997 anläßlich der<br />
AGRITECHNICA 97 im Tagungszentrum Messe präsentiert.<br />
1.14 Potentialanalyse - Polymerwerkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
Aus nachwachsende Rohstoffe können auch Massenprodukte wie Verpackungen,<br />
agrartechnische Produkte u. v. a. m. hergestellt werden, die nach Gebrauch ther-
30<br />
misch verwertet werden können oder biologisch abbaubar sind. Mit solchen Polymerwerkstoffen<br />
können Werkstoffe aus fossilen Rohstoffen (Öl <strong>und</strong> Gas) substituiert<br />
werden.<br />
Projekt:<br />
Entwicklungskonzepte für Polymerwerkstoffe aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen<br />
Projektträger: Institut für Technik in Gartenbau <strong>und</strong> Landwirtschaft der Universität<br />
Hannover<br />
Begleitung: DLR - Deutsches Zentrum für Luft-<strong>und</strong> Raumfahrt e. V.<br />
Sauer Marketing Service GmbH<br />
Projektlaufzeit: 1997 - 1998<br />
Projektbeschreibung: In dem Vorhaben sollten Produkte aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen, Produktentwickler <strong>und</strong> Produkthersteller identifiziert <strong>und</strong> zusammengestellt<br />
werden, um daraus Fördermaßnahmen ableiten zu können.<br />
Mögliche Produktgruppen sind:<br />
− Verpackungen<br />
• Umverpackungen (Lebensmittel, Süßwaren)<br />
• Verkaufsverpackungen<br />
• Transportverpackungen<br />
• Verpackungsfüllmaterial<br />
− Agrartechnische Produkte<br />
• Agrarfolien <strong>und</strong> Vliese<br />
Mulchfolien<br />
Abdeckung <strong>zur</strong> Wachstumsförderung<br />
Spargelabdeckung<br />
Champingnonherstellung<br />
Preßballenumwicklung<br />
• Pflanzgefäße<br />
• Baumschulartikel<br />
− Baustoffe <strong>und</strong> Bauhilfsstoffe<br />
− Torfindustrie (Abdeckung von Torfmieten)<br />
− Abfallentsorgung<br />
− Hygieneartikel<br />
− Farben, Lacke, Öle<br />
Für die verschiedenen Produkte <strong>und</strong> Produktgruppen werden Anforderungsprofile<br />
<strong>und</strong> Einsatzkriterien erstellt. Es werden Produktlinien vom Rohstoffhersteller über<br />
Polymerhersteller, Produkthersteller bis <strong>zur</strong> Markteinführung zusammengestellt <strong>und</strong>
31<br />
mögliche Lücken oder Unterbrechungen in der verfahrenstechnischen Kette aufgezeigt.<br />
1.15 Anbau von Koriander<br />
In <strong>Niedersachsen</strong> wurde der Anbau von Koriander <strong>zur</strong> Klärung von pflanzenbaulichen<br />
<strong>und</strong> anbautechnischen Fragen in einem zweijährigen <strong>Modellvorhaben</strong> durchgeführt.<br />
Die aus Koriander gewonnenen petroselinsäurehaltigen Öle sollten durch<br />
die chemische Industrie auf ihre Verarbeitungseigenschaften geprüft werden.<br />
Projekt:<br />
Modellanbau von Koriander in <strong>Niedersachsen</strong><br />
Projektträger: Landwirtschaftskammer Hannover <strong>und</strong> Weser-Ems<br />
Begleitung: Institut für Pflanzenbau <strong>und</strong> Pflanzenzüchtung der Universität<br />
Göttingen, Henkel KGaA<br />
Projektlaufzeit: 1991 - 1992<br />
Aufgr<strong>und</strong> von Versuchen am Institut für Pflanzenbau <strong>und</strong> Pflanzenzüchtung der Universität<br />
Göttingen besteht in <strong>Niedersachsen</strong> eine Ertragserwartung von 20 dt/ha<br />
Koriandersamen.<br />
Neben den ätherischen Ölen <strong>des</strong> Koriandersamens, die bisher allein die gewünschte<br />
Rohstoffkomponente darstellten, ist für die industrielle Verwertung die Fettsäure<br />
Petroselinsäure von Bedeutung, die aus dem Restöl extrahiert wird.<br />
Der spezifische Bedarf der Industrie an Petroselinsäure kann aus heutiger Sicht nur<br />
von Koriander gedeckt werden. Sie kann als sogenannter "Weichmacher" z. B. in<br />
der Kosmetikherstellung <strong>und</strong> in der Lederverarbeitung sowie als Kunstfaserglätter<br />
eingesetzt werden.<br />
Das <strong>Modellvorhaben</strong> sollte die pflanzenbaulichen Möglichkeiten der Erzeugung von<br />
Koriander <strong>und</strong> die Verwertung von Korianderöl testen <strong>und</strong> damit ggf. die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für einen späteren großflächigen Anbau schaffen.<br />
Das Vorhaben hatte eine zweijährige Laufzeit. Es begann mit der Aussaat im Frühjahr<br />
1991. Beteiligt waren 15 Landwirte mit einer Anbaufläche von insgesamt<br />
19,5 ha. Im ersten Projektjahr wurden durchschnittlich 12,2 dt/ha Koriandersaat mit<br />
einem Variationsbereich von 5,4 dt/ha <strong>und</strong> 22,9 dt/ha geerntet. Eine Anbaufläche<br />
konnte aufgr<strong>und</strong> starker Bestan<strong>des</strong>schäden nicht geerntet werden.<br />
Der Ölgehalt lag bei durchschnittlich 21,5 %, der Petroselinsäureanteil bei 79 %.<br />
Die Verarbeitung der Koriandersaat wurde von der Ölmühle Lemann, Eystrup,<br />
durchgeführt <strong>und</strong> insgesamt ca. 1.700 l Korianderöl abgepreßt.
32<br />
1.15 Anbau <strong>und</strong> Verwertung von Borretsch<br />
Borretsch gehört zu den wenigen Pflanzen, deren Samenöl hohe Gehalte der pharmakologisch<br />
interessanten Fettsäure "Gamma-Linolensäure" enthält. Nach neueren<br />
medizinischen Versuchsergebnissen wird die Gamma-Linolensäure für Präparate<br />
in der Neurodermitisbehandlung benötigt, was eine zunehmende Nachfrage nach<br />
Borretschöl erwarten läßt.<br />
Die Prüfung der Ertragsleistung von Borago officinalis im norddeutschen Raum sowie<br />
Versuche <strong>zur</strong> Anbautechnik, <strong>zur</strong> Erntegutaufbereitung <strong>und</strong> die Auswahl geeigneter<br />
Ölextraktionsverfahren dienen der Erarbeitung von Gr<strong>und</strong>lagendaten, die für eine<br />
exakte Wirtschaftlichkeitsberechnung notwendig sind <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Vorbereitung eines<br />
großflächigen landwirtschaftlichen Borretsch-Anbaues beitragen.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Begleitung:<br />
Projektlaufzeit: 1994/1995<br />
Prüfung der Ertragsleistung von Borago officinalis <strong>und</strong> Erzeugung<br />
von linolensäurereichem Borretschöl für Pharmazeutika<br />
<strong>und</strong> kosmetische Produkte<br />
Dr. R.C. Oberthür, Bawinkel<br />
Landwirtschaftskammer Weser-Ems,<br />
Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Stand der Entwicklung: In der Humanmedizin wurden in jüngster Zeit bei der Therapie<br />
von Neurodermitis erfolgversprechende Behandlungsversuche mit Gamma-<br />
Linolensäure unternommen. Gamma-Linolensäure wird im Organismus aus Linolsäure<br />
gebildet. Im Serum von Neurodermitikern sind die Werte für Linolsäure erhöht,<br />
während die Konzentrationen von ungesättigten Fettsäuren (u. a. Gamma-<br />
Linolensäure) erniedrigt sind. Diese Bef<strong>und</strong>e werden auf einen Defekt der Delta-6-<br />
Desaturase <strong>zur</strong>ückgeführt. Durch orale Zugabe von Gamma-Linolensäure wird versucht,<br />
diese Störung zu umgehen. Auch für die Herstellung kosmetischer Produkte<br />
ist die hautpflegende Wirkung von Borretschöl interessant.<br />
Nur in wenigen Pflanzen ist Gamma-Linolensäure vorhanden, so z. B. im Samenöl<br />
der Nachtkerze, <strong>des</strong> Borretsch <strong>und</strong> in der schwarzen Johannisbeere, wobei Borretsch<br />
den höchsten Gamma-Linolensäuregehalt aufweist. Der Bedarf an Borretschöl<br />
in der Bun<strong>des</strong>republik wird <strong>zur</strong> Zeit mit 8.000 bis 15.000 l angegeben, wobei<br />
in den nächsten Jahren eine verstärkte Nachfrage nach Borretschöl erwartet<br />
wird.<br />
Anbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Ölextraktion sind so aufeinander abzustimmen <strong>und</strong> zu optimieren,<br />
daß die Ölqualität dem geforderten hohen pharmazeutischen Qualitätsstandard<br />
entspricht. Im Rahmen <strong>des</strong> zweijährigen <strong>Modellvorhaben</strong>s sollen die hierfür<br />
bisher fehlenden Gr<strong>und</strong>lagen erarbeitet werden.
33<br />
1.17 Chinaschilf<br />
1.17.1 - Anbau <strong>und</strong> Vermehrung<br />
Der Anbau von Chinaschilf wurde auf verschiedenen Standorten in <strong>Niedersachsen</strong><br />
eingeleitet, um pflanzenbauliche Fragen klären zu können. Vorhandene, bereits bepflanzte<br />
Flächen wurden ebenfalls genutzt. Aus diesem Versuchsanbau sollte<br />
gleichzeitig Biomasse für Versuche <strong>zur</strong> energetischen Nutzung gewonnen werden.<br />
Gr<strong>und</strong>daten zu Kosten der Vermehrung, Erntetechnik, Logistik im Bereich Anbau<br />
bis Verwertungsanlage waren zu gewinnen.<br />
Projekt:<br />
Pilotprojekt zu Anbau <strong>und</strong> Vermehrung von Miscanthus<br />
sinensis giganteus (Riesenchina-Schilf)<br />
Projektträger: Miscanthus Ihlienworth GbR, Samtgemeinde Sietland,<br />
Ihlienworth<br />
Begleitung: Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1990 - 1993<br />
Die Vermehrung der Pflanzen wurde in Ihlienworth durch Rhizomteilung durchgeführt.<br />
Bei 10.000 Pflanzen/ha sollten ab dem dritten Jahr nach Anpflanzung Massenerträge<br />
zwischen 20 <strong>und</strong> 30 t/ha je Jahr erzielt werden. Die Pflanzung erfolgte<br />
mit herkömmlichen Pflanzmaschinen.<br />
Die Winterhärte der Pflanzen wurde zu Beginn <strong>des</strong> Vorhabens als ausreichend angesehen,<br />
im ersten Winter nach den Pflanzungen waren aber bereits erhebliche<br />
Ausfälle zu verzeichnen. Nach dem Winter 92/93 mußte darüber hinaus festgestellt<br />
werden, daß 1jährige Miscanthuskulturen zu 100 % abgestorben waren <strong>und</strong><br />
2 - 3jährige Pflanzen weitere Auswinterungsschäden aufwiesen, die Nachpflanzungen<br />
erforderlich machten.<br />
Somit konnte auch bei rhizomvermehrten Pflanzen im Vergleich zu meristenvermehrten<br />
Kulturen keine bessere Winterhärte festgestellt werden.<br />
1.17.2 Prüfung der Biomasseleistung <strong>und</strong> der Anbaueignung<br />
Projekt:<br />
Prüfung der Biomasseleistung <strong>und</strong> der Anbaueignung von<br />
Chinaschilf (Miscanthus giganteus) in <strong>Niedersachsen</strong><br />
Projektträger: Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1990 - 1995<br />
Problemstellung: Ende der 80er Jahre wurde in Dänemark von guten Ergebnissen<br />
mit Chinaschilfkulturen berichtet. Miscanthus sinensis, var., giganteus verfügt<br />
auch unter europäischen Langtagbedingungen über ein hohes Ertragspotential.
34<br />
Neben der energetischen Nutzung kann Chinaschilf auch als Rohstoff <strong>zur</strong> Zellstoffproduktion<br />
oder <strong>zur</strong> Herstellung von Verpackungsmaterialien, Spanplatten <strong>und</strong><br />
Formpreßteilen verwendet werden. Für die Verwertungslinien wurden von Forschungseinrichtungen<br />
<strong>und</strong> Industrieunternehmen (VEBA-Öl AG, Gelsenkirchen, Firma<br />
GLUNZ, Meppen, INUMA, Papenburg) Versuchsprojekte durchgeführt.<br />
Projektbeschreibung: Die Prüfung der Biomasseleistung <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit<br />
von Chinaschilf wurde unter standardisierten Versuchsbedingungen an zwei<br />
Standorten (Borwede: sandiger Lehm/Dasselsbruch: Sand) durchgeführt. Da die<br />
Dauerkultur erst ab dem dritten Anbaujahr ihre volle Ertragsleistung erreicht, wurden<br />
die Versuche auf 5 Prüfjahre angelegt.<br />
Während der Versuchsjahre traten erhebliche Probleme bei der Etablierung <strong>und</strong><br />
Erstüberwinterung der Jungbestände auf. Bei der überwiegenden Zahl der seit<br />
1991 in <strong>Niedersachsen</strong> angelegten Chinaschilfbestände war der Wiederaustrieb<br />
der Pflanzen nach der ersten Überwinterung schwer gestört. Hohe Pflanzenausfälle<br />
bis hin zu Totalverlusten der jährigen Jungbestände waren die Folge. Die Ursachen<br />
der extrem hohen Pflanzenverluste sind bisher wissenschaftlich nicht vollständig<br />
geklärt. Sie werden u. a. in einer mangelnden Rhizomentwicklung <strong>und</strong> fehlenden<br />
Reservestoffverfügbarkeit vermutet.<br />
Auf der Versuchsfläche Dasselbruch wurde daher 1993/94 ergänzend ein Etablierungsvergleich<br />
verschiedener Pflanzgutherkünfte durchgeführt. Untersuchungen <strong>zur</strong><br />
Rhizomentwicklung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Reservestoffeinlagerung der Jungpflanzen wurden von<br />
der Universität Bonn vorgenommen.<br />
Der Einfluß der Pflanztiefe auf das Auswinterungsverhalten wurde 1994/95 geprüft.<br />
Ergebnisse: Die hohen Ertragserwartungen wurden nicht erfüllt.<br />
Durchschnittliche TM-Erträge im 3. <strong>und</strong> 4. Anbaujahr:<br />
VF Dasselsbruch<br />
VF Borwede<br />
8,7 t TM/ha<br />
12,6 t TM/ha<br />
Bedingt durch die sehr ungleichmäßige Pflanzentwicklung ließen sich Ertragsunterschiede<br />
zwischen den Düngungsstufen <strong>und</strong> Bestan<strong>des</strong>dichten statistisch nicht<br />
nachweisen.<br />
Fazit: Landwirtschaftlicher Anbau kann derzeit nicht empfohlen werden. Chinaschilf<br />
gedeiht nur an klimatisch günstigen Standorten (Süddeutschland) problemlos. In<br />
Norddeutschland treten hohe Überwinterungsverluste bei Jungbeständen auf, die<br />
durch pflanzenbauliche Maßnahmen nicht auszugleichen sind.
35<br />
Hohe Kosten für die Anlage der Dauerkultur <strong>und</strong> noch fehlende Absatzmöglichkeiten<br />
stehen zudem einem großflächigen Anbau entgegen.<br />
1.17.3 - Anbau in Wasserschutzgebieten<br />
In vielen niedersächsischen Wassereinzugsgebieten stellt sich die Problematik der<br />
Nitratbelastung <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>wassers. In Gebieten mit intensiver landwirtschaftlicher<br />
Nutzung haben die Nitratwerte zum Teil besorgniserregende Werte erreicht. Um die<br />
zukünftige Versorgung mit reinem Trinkwasser zu sichern, sind vom Projektträger<br />
auf aufgekauften Flächen zahlreiche Flächenstillegungen vorgesehen. Um aber<br />
gleichzeitig eine landwirtschaftliche Flächennutzung gewährleisten zu können, erschien<br />
es sinnvoll, Pflanzen anzubauen, die ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
<strong>und</strong> unter Vermeidung von weiteren Stickstoffeinträgen erzeugt werden können.<br />
Durch den extensiven Anbau von nachwachsenden Rohstoffen, speziell Miscanthus<br />
sinensis giganteus (Chinaschilf), sollten Lösungswege aufgezeigt werden.<br />
Projekt:<br />
<strong>Modellvorhaben</strong> zum Anbau von Miscanthus in Wasserschutzgebieten<br />
Projektträger: Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV),<br />
Brake<br />
Begleitung: Landwirtschaftskammer Weser-Ems;<br />
Universität Oldenburg, Fachbereich angewandte Biologie<br />
Firma piccoplant, Oldenburg<br />
Projektlaufzeit: 1992 - 1996<br />
Ergebnisse: Da das oberflächennahe Gr<strong>und</strong>wasser im Bereich <strong>des</strong> Wasserwerkes<br />
Thülsfelde Nitratwerte von 130 bis 150 mg/l aufweist, hat der Projektträger in<br />
der Schutzzone III A <strong>des</strong> Wasserwerkes Thülsfelde eine 20 ha große Fläche erworben,<br />
auf der im Rahmen <strong>des</strong> Pilotprojektes gezeigt werden sollte, daß mit dem Anbau<br />
von Chinaschilf eine gr<strong>und</strong>wasserschonende Bewirtschaftung unter Vermeidung<br />
von Nitrateinträgen möglich ist <strong>und</strong> für die Landwirtschaft gleichzeitig eine interessante<br />
Alternative zu den bisherigen Nutzungsformen <strong>und</strong> der Brache aufgezeigt<br />
werden kann.<br />
Da Chinaschilf erst ab dem dritten Anbaujahr seine volle Leistungsfähigkeit erreichen<br />
kann, war eine Versuchsdauer von fünf Jahren vorgesehen.<br />
Die Bepflanzung von vorerst 18 ha konnte im Juni 1992 abgeschlossen werden.<br />
Weil für die speziellen Anforderungen <strong>des</strong> Projektes (Gr<strong>und</strong>wasserschutz, zügiger<br />
Nitratentzug, Vermeiden von Nährstoffverlusten) möglichst schnell ein geschlossener<br />
Pflanzenbestand etabliert werden sollte, wurde eine Bestan<strong>des</strong>dichte über<br />
16 ha mit je 2 Pflanzen/m² <strong>und</strong> über 2 ha mit je 1 Pflanze/m² gewählt.
36<br />
Es wurden ausschließlich von der Firma piccoplant meristematisch vermehrte Pflanzen<br />
gepflanzt.<br />
Die anhaltende Dürreperiode im Sommer 1992 erforderten dann den vorher nicht<br />
geplanten Einsatz von Beregnungsanlagen, um den Bestand zu sichern. Die Anwuchsrate<br />
lag bei 80 %.<br />
Die Pflanzenausfälle durch den Winter 92/93 betrugen dann allerdings 100 %!<br />
Wie sich herausstellte, waren nicht nur niedersächsische Bestände betroffen, sondern<br />
nahezu alle Bestände im Bun<strong>des</strong>gebiet <strong>und</strong> in den Nachbarstaaten zeigten<br />
gleichermaßen starke Auswinterungsschäden.<br />
Der Chinaschilf-Anbau in Norddeutschland hat einen Rückschlag erlitten. Als Ursache<br />
wurden die Frostperioden <strong>des</strong> letzten Winters erkannt, die gegenüber den zufällig<br />
günstigeren Temperaturen der Vorjahre auftraten. Andere Faktoren, die auch<br />
zum Absterben von Pflanzen beitragen können, wie z. B. Standort, Bodenart, Wasserführung,<br />
Sorten <strong>und</strong> Pflanzgutherkünfte (Mikro- oder Rhizomvermehrung) etc.<br />
mußten ausgeschlossen werden. D. h., daß die neu in landwirtschaftliche <strong>Anbaus</strong>ysteme<br />
zu integrierenden Miscanthusarten noch intensiver wissenschaftlicher, züchterischer<br />
<strong>und</strong> versuchstechnischer Bearbeitung bedürfen, bevor sie der Landwirtschaft<br />
empfohlen werden können.<br />
1.17.4 Chinaschilf als Rohstoff für Faserplatten (MDF-Platten)<br />
Ziel <strong>des</strong> Vorhabens war die Erprobung <strong>des</strong> Einsatzes von Miscanthus sinensis giganteus<br />
(Riesenchinaschilf) als Holzersatz bei der Herstellung von Plattenwerkstoffen,<br />
wie den bekannten MDF-Faserplatten.<br />
Im Mittelpunkt stand die Übertragung von Laborversuchsergebnissen <strong>zur</strong> Herstellung<br />
von Plattenwerkstoffen aus Chinaschilf in den halbtechnischen <strong>und</strong> großtechnischen<br />
Maßstab von Faserplattenfertigungsanlagen.<br />
Die Arbeiten sollten dazu dienen,<br />
- die Technologie <strong>und</strong> Fertigungstechnik an diesen neuen Rohstoff anzupassen <strong>und</strong><br />
- Erkenntnisse über die Eigenschaften der Chinaschilf-Plattenwerkstoffe wie Bearbeitbarkeit,<br />
Festigkeit, Feuchtigkeitsverhalten <strong>und</strong> Lackierbarkeit zu gewinnen.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Einsatz von Miscanthus als Holzersatz bei der Herstellung von<br />
Holzwerkstoffen (vornehmlich Faserplatten)<br />
GLUNZ CONSULT GmbH, Niederlassung Meppen
37<br />
Projektlaufzeit: 1992 - 1993<br />
Ergebnisse: Im Forschungszentrum der GLUNZ CONSULT GmbH in Meppen<br />
wurden 1991 Laborversuche <strong>zur</strong> Herstellung von Plattenwerkstoffen aus Chinaschilf<br />
erfolgreich durchgeführt. Die erzeugten Proben wiesen vergleichbare Festigkeitseigenschaften<br />
wie die bekannten MDF-Faserplatten aus Holz auf. Die Formaldehydemissionen<br />
dieser Platten war äußerst gering. Diese Versuchsergebnisse ließen<br />
erkennen, daß eine großtechnische Fertigung solcher Werkstoffe gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
möglich ist.<br />
Die Erfahrungen aus dem hier beschriebenen Projekt zeigten jedoch, daß Miscanthus<br />
im Vergleich zu Holz deutlich schlechter für die Faserplattenherstellung geeignet<br />
ist. Als Rohstoff sind gut ausgebildete, min<strong>des</strong>tens 1,50 m, besser über 2 m<br />
hohe Pflanzen nötig. Die Blätter sollten zum Zeitpunkt der Ernte bereits abgefallen<br />
sein; die Stengel sollten vor der Verarbeitung ihre grüne Farbe verloren haben. Zur<br />
rationellen Herstellung der Platten kann die übliche Stopfschnecke, die das Material<br />
in den Kocher befördert, nicht genutzt werden. Statt <strong>des</strong>sen ist dafür eine Schnecke<br />
mit größerem Durchmesser nötig. Bei der Verwendung von kurzen Stengeln erhöhte<br />
sich zwar der Durchsatz, aber auch der Staubanteil mit seinen nachteiligen Folgen<br />
für die mechanischen Eigenschaften. Diese erreichen im Fall der PUR-verleimten<br />
Platten bei optimaler Produktionsdurchführung nur das untere Niveau von handelsüblichen<br />
MDF-Platten aus Holz. Mit formaldehydhaltigem Leim geb<strong>und</strong>ene Miscanthus-Platten<br />
sind zwar herstellbar, erfordern aber Verfahrensweisen, die wirtschaftlich<br />
nicht tragbar sind.<br />
Die Platten weisen einen erhöhten Sandgehalt auf. Das beeinträchtigt die<br />
Gebrauchstauglichkeit ganz erheblich. Beim Sägen, Fräsen <strong>und</strong> Schleifen ist mit<br />
verringerten Werkzeugstandzeiten zu rechnen. Zum Beschichten mit Folien oder<br />
Dekorpapieren eignen sich Faserplatten aus Miscanthus genauso gut wie solche<br />
aus Holz. Die Lackierbarkeit ist etwas schlechter als die von Holzfaserplatten.<br />
1.18 Ölleinfaser in der Papier- <strong>und</strong> Verpackungsherstellung, Feldvorentholzung<br />
Bei der Leinsaaterzeugung fallen als Nebenprodukt 3 bis 4 t Ölleinstroh je Hektar<br />
an. Eine Verwertung <strong>des</strong> bisher nicht genutzten Ölleinstrohes resp. der Faser könnte<br />
die Wirtschaftlichkeit <strong>des</strong> Ölleinanbaues erhöhen, sofern kostengünstige Verfahren<br />
<strong>zur</strong> Fasergewinnung entwickelt sind. Eine Vorentholzung <strong>des</strong> Ölleinstrohes auf<br />
dem Feld kann die Röstphase beschleunigen <strong>und</strong> die Lager- <strong>und</strong> Transportkosten<br />
reduzieren.<br />
Im Rahmen der Untersuchung galt es, die Einsatzeignung von neuen Feldentholzungsverfahren<br />
(Bahmer-Flachs-Feld-Brecher) zu testen <strong>und</strong> die Nutzungseignung
38<br />
von Ölleinfasern bei der Herstellung von Spezialpapieren, von Verpackungen für die<br />
Lebensmittelindustrie sowie für die Herstellung von Flachsmischgarnen zu prüfen.<br />
Auch hinsichtlich der erzielbaren Fasererträge <strong>und</strong> Faserqualitäten der für den Praxisanbau<br />
relevanten Ölleinsorten lagen keine ausreichenden Ergebnisse vor.<br />
Projekt: Untersuchungen <strong>zur</strong> Eignung von Ölleinstroh für die Herstellung<br />
spezifischer Papiere <strong>und</strong> Verpackungs materialien sowie Prüfung der<br />
Feldvorentholzung von Faser- <strong>und</strong> Ölleinstroh durch Einsatz <strong>des</strong> Axialflußmähdreschers<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong> Bahmer-Flachs-Feld-Brechers<br />
Projektträger: Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Projektbeteiligte: Firma Windi Winderlich Design, Hamburg<br />
Bahmer, Sönstetten<br />
Projektlaufzeit: 1 Jahr (1993)<br />
Ergebnisse: Im Rahmen eines Feldversuches wurde die Einsatzeignung <strong>des</strong> mobilen<br />
Flachsentholzungsaggregates ("Flaksy R") der Firma Bahmer, Söhnstetten,<br />
geprüft. Die Maschine hatte erhebliche Probleme mit der Aufnahme <strong>und</strong> Bearbeitung<br />
der Ölleinstrohschwadreihen. Für einen großflächigen Praxiseinsatz war sie<br />
nicht geeignet. Bereits leichte Ungleichmäßigkeiten in der Schwadstärke führten<br />
zum Reißen der Antriebskette <strong>und</strong> zum Verstopfen der Entholzungswalzen. Die Entholzungsleistung<br />
wurde auch vom Feuchtegehalt <strong>des</strong> Strohes beeinflußt. Bei trockenem<br />
Stroh lag der Entholzungsgrad bei 30 %, feuchteres Material wurde nur gequetscht<br />
<strong>und</strong> angebrochen. Die Firma Bahmer nimmt aufgr<strong>und</strong> der Einsatzerfahrungen<br />
technische Änderungen im Antrieb <strong>und</strong> im Bereich der Pick-up vor.<br />
Die weitere Möglichkeit der Aufbereitung <strong>des</strong> vorentholzten Ölleinstrohes erfolgte<br />
auf der stationären Entholzungsanlage der Firma Bahmer, Söhnstetten, wo für die<br />
vorgesehenen Verwendungsbereiche zwei Materialqualitäten erzeugt wurden. Beim<br />
gröberen, nach dem Vorauflöser entnommenem Fasermaterial lag der Faserertrag<br />
bei 30 % <strong>des</strong> Strohgewichtes, beim feinaufgelösten Material lag die Faserausbeute<br />
bei 20 %. Beide Fasermuster waren von sehr guter, gleichmäßiger Qualität <strong>und</strong><br />
konnten in den von der Firma Winderlich Design angewendeten Produktionsverfahren<br />
<strong>zur</strong> Mischgarn- <strong>und</strong> Papierherstellung problemlos eingesetzt werden <strong>und</strong> qualitativ<br />
mit Flachswerg konkurrieren. Auch die Einsatztests mit dem feinaufgelösten Fasermuster<br />
bei der Herstellung von Formteilen für den Fahrzeugbau, die durch das<br />
Wilhelm-Klauditz-Institut Braunschweig durchgeführt wurden, verliefen positiv. Für<br />
die Verwendung <strong>des</strong> feinaufgelösten Ölleinfasermaterials im Bereich der Spezialpapierherstellung<br />
wurde Interesse von der Chemischen Bleicherei E. Jetter, Ortrand,<br />
gezeigt, die z. Z. erste Versuche durchführt.<br />
Im zweiten Teil <strong>des</strong> Projektes wurden Untersuchungen <strong>zur</strong> Faserqualität <strong>und</strong> Nutzungseignung<br />
von Ölleinstroh vorgenommen. Neben dem Fasergehalt wurden textiltechnische<br />
Fasereigenschaften (Faserfeinheit, Zugfestigkeit <strong>und</strong> Dehnung) an den
39<br />
Faser- <strong>und</strong> Ölleinstrohproben bestimmt.<br />
1.19 Platten aus Ölleinstroh / Bindemittel aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
Die Herstellung von Platten ist ein vielversprechender Einsatzbereich für Ölleinstroh.<br />
Das pflanzliche Plattenmaterial soll mit Bindemitteln aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
zu emissionsarmen <strong>und</strong> vielfältig einsetzbaren Platten <strong>und</strong> Formteilen verarbeitet<br />
werden. Für die Entwicklung der Bindemittel sollen verschiedenartige Rohstoffe<br />
eingesetzt werden, die stark von dem Aufbereitungsgrad der zu verklebenden Materialien<br />
<strong>und</strong> dem Verwendungszweck der Platten bestimmt sind. Auf ihren Einsatz als<br />
Bindemittel sollen u. a. Maisstärke, Leinölschrote <strong>und</strong> Naturharze geprüft werden.<br />
Durch Qualitätsmerkmale, wie hohe Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> leichte Abbaubarkeit<br />
unter dem Aspekt der Kreislaufwirtschaft ist eine schnelle Akzeptanz im Markt zu<br />
erwarten.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Begleitung:<br />
Schadstoffreie Herstellung von Platten aus Ölleinstroh unter<br />
Verwendung von Bindemitteln auf der Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe <strong>zur</strong> Substitution von konventionellen Holzfaserplatten<br />
LIVOS Pflanzenchemie Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsgesell<br />
schaft mbH. & Co. KG, Wieren<br />
Institut für Beratung, Forschung, Systemplanung, Verpakkungsentwicklung<br />
<strong>und</strong> -prüfung (BFSV), FH-Hamburg<br />
Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), Braunschweig<br />
Projektlaufzeit: 1995-1997<br />
Zwischenergebnisse: Aufgr<strong>und</strong> der großen Anzahl von zu variierenden Parametern<br />
(unterschiedliche Entholzungsgrade, unterschiedliche Bindemittel, Mischungen<br />
untereinander, unterschiedliche Mengen, Presszeiten, -drücke <strong>und</strong> -temperaturen)<br />
können abschließende Ergebnisse, insbesondere zu Fäulnisproblemen <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />
Eignung als Alternative zu herkömmlichen Produkten noch nicht spezifiziert werden.<br />
Wünschenswert ist eine bessere Zerkleinerung <strong>des</strong> Strohs (ca. 5 mm) <strong>zur</strong> Erhöhung<br />
<strong>des</strong> Formfüllvermögens. Das Problem der Strangbildung konnte gelöst werden.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der geringen Größe der Platten <strong>und</strong> der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden geringen<br />
Menge an einzubringendem Bindemittel, ist eine optimale <strong>und</strong> homogene<br />
Durchmischung von Stroh <strong>und</strong> Bindemitteln nur eingeschränkt möglich. Diese Einschränkung<br />
entfällt bei einer labortechnisch größeren Anlage.<br />
1.20 Faserhanf - produktions- <strong>und</strong> anbautechnische Versuche
40<br />
Der Anbau von Hanf <strong>und</strong> die Verwertung von Fasern, <strong>des</strong> Samenöls <strong>und</strong> auch der<br />
Holzbestandteile wird in jüngster Zeit intensiv diskutiert. <strong>Niedersachsen</strong> will im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Förderkonzepts prüfen, ob Anbau <strong>und</strong> Verwertung von Hanf möglich<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich sinnvoll sind.<br />
Projekt:<br />
Durchführung von produktionstechnischen Versuchen <strong>zur</strong><br />
Prüfung der Ertragsleistung von Faserhanfsorten unter<br />
niedersächsischen Standortbedingungen mit besonderer<br />
Berücksichtigung der Fasereignung für technische<br />
Verwendungsbereiche<br />
Projektträger: Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Landwirtschaftskammer Weser-Ems<br />
Projektlaufzeit: 1995 - 1998<br />
Projektbeschreibung: Die Hanffaser, die in den 40er Jahren noch in größerem<br />
Umfang <strong>zur</strong> Herstellung von Segeltuchen, Tauen, Textilien <strong>und</strong> Papier verarbeitet<br />
wurde, ist nach dem zweiten Weltkrieg zunehmend von Kunstfasern <strong>und</strong> von konkurrierenden<br />
Rohstoffen wie Holz, Sisal, Flachs verdrängt worden. In jüngster Zeit gewinnen<br />
die Naturfasern aufgr<strong>und</strong> ihrer speziellen Fasereigenschaften für eine Verwendung<br />
im technischen Bereich, wie beispielsweise <strong>zur</strong> Herstellung von Formteilen<br />
für den Fahrzeugbau oder für Verb<strong>und</strong>werkstoffe <strong>und</strong> Spezialpapiere wieder<br />
zunehmend an Bedeutung.<br />
Nach dem Betäubungsmittelgesetz war der Anbau von Hanf in der Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland seit 1982 verboten. 1996 wurde dieses Gesetz novelliert <strong>und</strong> damit<br />
der Anbau von Faserhanfsorten mit einem THC-Gehalt unter 0,3 % zugelassen. Für<br />
den Faserhanfanbau wird eine EU-Anbauprämie gewährt, die bei ca. 1.500 DM/ha<br />
liegt..<br />
Da der Hanfanbau in <strong>Niedersachsen</strong> jedoch bereits vor 30 Jahren aufgegeben wurde,<br />
fehlen aktuelle Anbauerfahrungen. Die Anforderungen an die Ernte- <strong>und</strong> Aufbereitungstechnologien<br />
haben sich verändert <strong>und</strong> die verschiedenen Verwendungsbereiche<br />
(Textil-, Papierherstellung, technische Fasern) erfordern sehr spezielle Faserrohstoffe.<br />
Produktionstechnischen Gr<strong>und</strong>lagendaten für Hanf, auf deren Basis eine ökonomische<br />
<strong>und</strong> ökologische Bewertung <strong>des</strong> Hanfanbaus vorgenommen werden kann, ist<br />
<strong>zur</strong> Vorbereitung eines großflächigen, landwirtschaftlichen <strong>Anbaus</strong> somit besonders<br />
wichtig.<br />
Projektbeschreibung: Mit der im Mai 1995 begonnenen Anbau- <strong>und</strong> Sortenprüfung<br />
wird die Ertragsleistung (Faser-/Saatertrag), das Auftreten von Krankheiten<br />
<strong>und</strong> Schädlingen sowie das Abreifeverhalten ausgewählter französischer Faserhanfsorten<br />
unter norddeutschen Klimabedingungen ermittelt. Ferner werden der<br />
Fasergehalt <strong>und</strong> die Faserqualität <strong>des</strong> Hanfstrohes bestimmt. Die Versuche wurden
41<br />
mit unterschiedlichen Bestan<strong>des</strong>dichten <strong>und</strong> Düngungsstufen auf drei Standorten<br />
(Sand, Niedermoor, lehmiger Sand) in <strong>Niedersachsen</strong> angelegt.<br />
Die Qualitätsuntersuchungen führt das Faserforschungsinstitut der Fachhochschule<br />
Reutlingen durch. Das in den Versuchsparzellen geerntete Hanfstroh bzw. die Hanffasern<br />
werden für Aufbereitungs- <strong>und</strong> Verarbeitungsversuche <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />
Durch eine Kooperation mit Verarbeitern können die Anbau-, Ernte- <strong>und</strong> Aufbereitungstechnik<br />
sowie die Sortenwahl für den jeweiligen Verwendungsbereich optimiert<br />
werden.<br />
1.21 Ernte- <strong>und</strong> Bergetechnik von Hanf; Röstgradbestimmung<br />
Die Landwirtschaftskammer Weser-Ems hat 1996 mit Versuchen begonnen, geeignete<br />
Ernte- <strong>und</strong> Bergeverfahren für Hanf zu ermitteln. Hierzu lagen bisher keine<br />
Erfahrungen vor. Nachdem im Jahre 1996 die Ernte mit konventionellen Landmaschinen<br />
durchgeführt wurde <strong>und</strong> erste Erfahrungen mit Erntemaschinen gesammelt<br />
wurden, die für andere Kulturarten (Mais, Getreide, Gras) entwickelt worden sind,<br />
werden jetzt weitere geeignete Ernte-, Konditionierungs-, Wende- <strong>und</strong> Bergeverfahren<br />
getestet <strong>und</strong> in die Prüfung einbezogen.<br />
Projekt:<br />
Bestimmung <strong>des</strong> optimalen Erntezeitpunktes <strong>und</strong> Röstgra<strong>des</strong>,<br />
der standort- <strong>und</strong> qualitätsgerechten Gr<strong>und</strong>düngung sowie<br />
einer dem Verwendungszweck angepaßten Ernte- <strong>und</strong> Berge<br />
technik von Canabis sativa L.<br />
Projektträger: Landwirtschaftskammer Weser-Ems, Institut für Pflanzenbau<br />
<strong>und</strong> Pflanzenschutz (IPP)<br />
Begleitung: Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1997 - 1999<br />
Projektbeschreibung: Neben der Langguternte werden verschiedene Verfahren<br />
der Kurzstrohgewinnung geprüft. Informationsdefizite bei der mobilen oder teilstationären<br />
Entholzung <strong>des</strong> Hanfstrohs sind aufzuarbeiten. Inwieweit vorhandene Erntemaschinen<br />
einzusetzen sind, die das Hanfstroh einkürzen, quetschen <strong>und</strong> teilentholzen,<br />
welche Umrüstungen vorzunehmen sind oder ob lediglich Spezialmaschinen<br />
den Anforderungen gerecht werden, wird im Hinblick auf eine kostengünstige Fasergewinnung<br />
geprüft. Darüber hinaus werden Erntezeitpunkt, der Verlauf der Feldröste<br />
<strong>und</strong> die Kaliumdüngung als Einflußgrößen auf die Faserqualität im Verlauf <strong>des</strong><br />
Projektes geprüft.<br />
Hauptanliegen <strong>des</strong> integrierten Projektes ist es,<br />
- geeignete, der jeweiligen Produktionslinie angepaßte Beerntungs- <strong>und</strong> Bergetechniken<br />
zu testen <strong>und</strong> zu bewerten,<br />
- die der erforderlichen Faserqualität optimal angepaßte Düngung von Makronährstoffen<br />
<strong>und</strong> dem bestmöglichen Röstgrad zu bestimmen
42<br />
- <strong>und</strong> in einem nachfolgenden Schritt auf Gr<strong>und</strong>lage der erzielten Ergebnisse die<br />
Etablierung auf geeigneten Praxisflächen beratend zu begleiten.<br />
1.22 Hanfstroh; Entwicklung von Baustoffen<br />
Die HVG Hanfprodukt Nordwest GmbH & Co. KG. wurde im März 1997 von Landwirten,<br />
Unternehmen aus dem Agrarbereich, der Bekleidungsindustrie <strong>und</strong> privaten<br />
Interessenten aus der Region Nordwest-<strong>Niedersachsen</strong> gegründet. Sie hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, den Hanfanbau in dieser Region zu fördern sowie Produkte aus<br />
Hanf zu entwickeln, herzustellen <strong>und</strong> zu vermarkten.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
<strong>Modellvorhaben</strong> <strong>zur</strong> Entwicklung landwirtschaftsnaher Aufbe<br />
reitungs- <strong>und</strong> Verarbeitungsmöglichkeiten von Hanfstroh <strong>und</strong><br />
deren Entwicklung zu marktfähigen Produkten im Bereich der<br />
Baustoffe <strong>und</strong> <strong>des</strong> Tiereinstreus<br />
HVG Hanfprodukt Nordwest GmbH & Co. KG, Huntlosen<br />
Begleitung: Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV)<br />
Landwirtschaftskammer Weser-Ems, IPP<br />
Wilhelm-Klauditz-Institut Braunschweig (WKI)<br />
AGRO-Dienst GmbH,<br />
Öko+Verband / Raiffeisengenossenschaften<br />
Projektlaufzeit: 1997 - 1998<br />
Projektbeschreibung: Ziel ist, die Entwicklung der Technologie, mit der Hanfstroh<br />
so aufbereitet werden kann, daß es für Produkte im Baustoffbereich als Einblasdämpfstoff,<br />
Schüttdämmung, Zuschlagstoff in Kalk/Zementmischungen, als Tiereinstreu<br />
<strong>und</strong> als Halbfertigware für die Herstellung von Fliesen <strong>und</strong> Filzen einsetzbar<br />
ist. Für diese Produktpalette werden keine hochwertigen Fasern benötigt. Das Fasermaterial<br />
kann unterschiedliche Qualitäten (Faserstärke <strong>und</strong> Länge) mit einem<br />
höherem Schäbengehalt aufweisen.<br />
Der Markt für Einblasdämmstoffe (z. Z. nur Zellulose) hat in dem Sektor der Naturbaustoffe<br />
den größten Marktanteil mit hohen Zuwachsraten. Preislich kann das Produkt<br />
Hanfeinblasdämmstoff zu ähnlichen Konditionen wie Zellulose angeboten werden.<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Projekts sollen vorhandene Maschinen <strong>und</strong> Geräte in Zusammenarbeit<br />
mit der Landwirtschaftskammer Weser-Ems so modifiziert werden, daß damit<br />
in einem Arbeitsgang das entsprechende Vormaterial hergestellt werden kann.<br />
Ziel ist, die erste Verarbeitungsstufe <strong>zur</strong> Materialaufbereitung auf die Ebene der<br />
Landwirtschaft zu verlagern.<br />
Weiter sollen Produkte als Prototypen hergestellt, bauphysikalisch optimiert <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />
Marktreife entwickelt werden. Da bisher noch keine Produkte aus Hanf als Einblas-
43<br />
dämmstoff hergestellt wurden, bestehen Optimierungs- <strong>und</strong> Anpassungsbedarf sowohl<br />
der Technik als auch <strong>des</strong> Produktes. Der <strong>zur</strong> optimalen Wärmedämmung notwendige<br />
Feinheitsgrad der aufgeschlossenen Pflanze soll in Zusammenarbeit mit<br />
dem WKI <strong>und</strong> anderen Instituten <strong>zur</strong> Wärmeleitfähigkeitsoptimierung, <strong>zur</strong> Brandschutzentwicklung<br />
<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Bestimmung der bauphysikalischen Daten, bestimmt<br />
werden.<br />
1.23 Vegetationsmatten für die Dachbegrünung<br />
Die Begrünung von Flach- <strong>und</strong> Steildächern ist in den letzten acht Jahren zum festen<br />
Bestandteil umweltverträglichen Bauens geworden. Einzelne Länder <strong>und</strong> viele<br />
Kommunen haben in den Ausführungsrichtlinien für Neubaumaßnahmen festgelegt,<br />
daß <strong>zur</strong> Vermeidung überflüssigen Oberflächenwassers <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Verbesserung der<br />
klimatischen Bedingungen Dächer begrünt werden.<br />
In den vergangenen fünf Jahren sind jährlich Fläche von über 1 Mio. qm bun<strong>des</strong>weit<br />
<strong>zur</strong> Ausführung gekommen. Bisher werden bestimmte vorgemischte Substrate auf<br />
der Dachfläche verteilt <strong>und</strong> durch Ansaat bestimmter Sorten in oft langjährigen Pflegemaßnahmen<br />
zu flächendeckendem Grün herangezogen.<br />
Diese Art der Dachbegrünung kann durch ein neues Verfahren, das eine größere<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Beständigkeit bietet, ersetzt werden.<br />
Projekt:<br />
Herstellung von Vegetationsmatten für Dachbegrünungen<br />
Projektträger: Gesine Behrens Gartenbau GBR<br />
Trespenmoor 1<br />
27243 Groß Ippener<br />
Begleitung: Institut für Grünplanung <strong>und</strong> Gartenarchitektur<br />
Universität Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1995 - 1996<br />
Ergebnisse: Der Projektträger produziert seit mehr als 25 Jahren Fertigrasen auf<br />
landwirtschaftlichen Flächen. Er hat auch die Herstellung <strong>des</strong> auf den Dachflächen<br />
zu verlegenen Grünes auf die landwirtschaftliche Fläche verlagert <strong>und</strong> zieht auf einem<br />
Traggewebe die Vegetation zu ebener Erde an. Es handelt sich um eine neuartige<br />
Moos-Sedum-Kultur. Diese begrünten Fertigmatten werden dann in Rollen<br />
auf das Objekt gehoben <strong>und</strong> dort verlegt.<br />
Da bei der Begrünung von Bauobjekten im Rahmen der VOB bestimmte Begrünungsabdeckungen<br />
auf viele Jahre garantiert werden müssen, wurde im Rahmen<br />
dieses <strong>Modellvorhaben</strong>s eine Testmenge von 10.000 qm vom Acker auf neue<br />
Standorte unterschiedlicher Neigungen <strong>und</strong> unterschiedlicher Himmelsrichtungen<br />
verlegt, um festzustellen, ob die auf natürlicher Ebene gewachsene Begrünung am<br />
neuen veränderten Standort den Anforderungen der VOB standhält <strong>und</strong> eine erfor-
44<br />
derliche Regenerierung <strong>und</strong> Verbreitung <strong>des</strong> Pflanzenwachstums zu beobachten ist.<br />
Nach den Ergebnissen <strong>des</strong> Langzeittest ist es möglich, in größerem Maßstab diese<br />
Vegetationsmatten zu produzieren <strong>und</strong> eine Pflanzenbedeckung im Rahmen der<br />
VOB zu garantieren.<br />
Ein Untersuchungsbericht zum Projektabschluss liegt vor.<br />
1.24 Lactobionsäure für Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsmittel<br />
Bei der Entwicklung von Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsmitteln wird verstärkt auch auf die<br />
Verwendung nachwachsender Rohstoffe <strong>und</strong> damit auf umweltverträgliche, abbaubare<br />
Substanzen geachtet. Zahlreiche neue Entwicklungen greifen allerdings weniger<br />
auf heimische nachwachsende Rohstoffe <strong>zur</strong>ück, sondern verwenden Agrarprodukte,<br />
die nicht aus den europäischen Klimazonen stammen bzw. in Deutschland<br />
nicht zu den entsprechenden Weltmarktpreisen erzeugt werden können.<br />
Gute Bedingungen herrschen allerdings bei Milchinhaltsstoffen, aus denen neben<br />
der Verwendung im Nahrungsmittelbereich auch waschaktive Substanzen hergestellt<br />
werden können. Ziel <strong>des</strong> Vorhabens ist die Entwicklung eines Verfahrens <strong>zur</strong><br />
Herstellung von Lactobionsäure als waschaktive Substanz aus Molke.<br />
Projekt:<br />
Bau <strong>und</strong> Erprobung einer Pilotanlage <strong>zur</strong> Herstellung von<br />
Lactobionsäure<br />
Projektträger: Solvay Deutschland GmbH<br />
Biolac GmbH, Harbarnsen<br />
Projektlaufzeit: 1994 - 1997<br />
Projektbeschreibung: Die Firma BIOLAC, ein Gemeinschaftsunternehmen der<br />
bäuerlichen Genossenschaft Milchtrocknung Südhannover <strong>und</strong> der Danmark Protein,<br />
beschäftigt sich mit der Verwertung von Milchinhaltsstoffen. In ihrem Werk in<br />
Harbarnsen bei Hil<strong>des</strong>heim wird aus Molke zum einen die Eiweißfraktion als hochwertiges<br />
Nahrungsmittel, zum anderen Milchzucker - Lactose - isoliert. Die Lactose<br />
findet ihre Hauptanwendung bisher ebenfalls im Nahrungsmittelbereich.<br />
Unter der Zielsetzung, Milchinhaltsstoffe auch als Rohstoff für technische Anwendungen<br />
zu nutzen, wurde im Zentralbereich Forschung <strong>und</strong> Entwicklung der Solvay<br />
Deutschland, <strong>des</strong>sen 100 %ige Tochter die Kali-Chemie ist, ein Verfahren entwickelt,<br />
das es erlaubt, Lactose in Lactobionsäure umzuwandeln.<br />
Die Salze dieser Lactobionsäure können, wie anwendungstechnische Untersuchungen<br />
zeigen, die ökologisch nicht unumstrittenen Polycarboxylate in Wasch- <strong>und</strong><br />
Reinigungsmitteln ersetzen. Diese, auch als Cobuilder bezeichneten Substanzen,<br />
dienen u. a. dazu, das Waschwasser zu enthärten <strong>und</strong> eine Rückverschmutzung der
45<br />
Textilien mit bereits abgelösten Schmutzpartikeln in der Waschlauge zu verhindern.<br />
Beide Bedingungen werden im Zusammenwirken mit anderen Waschmittelbestandteilen<br />
auch von Lactobionsäure erfüllt.<br />
Darüber hinaus zeigt die Lactobionsäure in den bisherigen Tests ein problemloses<br />
Umweltverhalten, da sie in Klärwerken oder in der Natur schnell abgebaut wird.<br />
Ein weiteres Anwendungsgebiet eröffnet sich mit der Herstellung von oberflächenaktiven<br />
Substanzen aus Lactobionsäure mit Bestandteilen pflanzlicher Öle <strong>und</strong> Fette.<br />
Hier sind vor allem<br />
- Spülmittel<br />
- Haar- <strong>und</strong> Köperpflegemittel<br />
- Kosmetika<br />
interessant, da sich diese Substanzen - im Gegensatz zu konventionellen Tensiden<br />
- als untoxisch <strong>und</strong> hautfre<strong>und</strong>lich erwiesen haben.<br />
Die Herstellung von Lactobionsäure erfolgt durch einen katalytischen Prozeß, d. h.<br />
bei niedrigen Temperaturen mit hoher Umsatzrate <strong>und</strong> Selektivität. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> der Tatsache, daß die Reaktion vollständig in wässriger Phase verläuft,<br />
werden keine organischen Emissionen freigesetzt. Des weiteren ist geplant, das im<br />
Verlauf der Reaktion als Nebenprodukt anfallende Wasserstoffgas <strong>zur</strong> Energieerzeugung<br />
zu nutzen, ohne daß dabei Belastungen für die Umwelt entstehen.<br />
Durch den Verb<strong>und</strong> der Unternehmen BIOLAC <strong>und</strong> Solvay Deutschland bzw. Kali-<br />
Chemie ist sowohl der Rohstoff - die Lactose - verfügbar als auch das technische<br />
<strong>und</strong> anwendungstechnische Know-how vorhanden. Zur zügigen Fortführung der bisherigen<br />
Arbeiten ist sowohl aus technischer als aus kaufmännischer Sicht im Zuge<br />
einer Aufskalierung der Bau <strong>und</strong> die Erprobung einer Pilotanlage notwendig. Durch<br />
die gemeinsame Aktivität dieser niedersächsischen Unternehmen <strong>und</strong> der Zusage<br />
der BIOLAC - erfolg-reiche Umsetzung der angesprochenen Ziele vorausgesetzt -<br />
eine Produktionsanlage in <strong>Niedersachsen</strong> zu errichten, kann dieses Projekt Initialwirkung<br />
aufweisen, um den <strong>zur</strong> Zeit noch bestehenden technischen Vorsprung niedersächsischer<br />
Unternehmen vor nationalen <strong>und</strong> internationalen Wettbewerbern zu<br />
sichern <strong>und</strong> mittelfristig eine subventionsunabhängige Nutzung nachwachsender<br />
Rohstoffe für industrielle Einsätze zu erschließen.<br />
2. Energiepflanzenanbau - Energiegewinnung<br />
2.1 Herstellung <strong>und</strong> Einsatz von Ethanol/ETBE - Studie
46<br />
Bei der Bewertung von Chancen <strong>und</strong> Risiken der Nutzung nachwachsender Rohstoffe<br />
ist u. a. festzustellen, daß auch unter technischen Gesichtspunkten dem Bioethanol<br />
heute größere Aufmerksamkeit zuteil wird. Die Mineralölwirtschaft <strong>und</strong> die<br />
Automobilindustrie untersuchten im Interesse weiterer Abgasreduzierung die Möglichkeiten,<br />
die sich durch den Einsatz von Ethanol <strong>und</strong> ETBE bieten.<br />
Ausgehend von diesen Trends, u. a. auch unter dem Eindruck steigender Produktionskapazitäten<br />
in Frankreich, erscheint es angebracht, den aktuellen Stand der<br />
Diskussion um das Thema Bioethanol zu präzisieren.<br />
Projekt:<br />
Technische, wirtschaftliche <strong>und</strong> ökologische Bedingungen <strong>zur</strong><br />
Herstellung <strong>und</strong> zum Einsatz von ETOH/ETBE - Studie<br />
Projektträger: ZUCKERVERBUND NORD AG, Braunschweig<br />
IPRO-Industrieprojekt GmbH, Braunschweig<br />
Projektlaufzeit: 01.08. - 31.12.1995<br />
Ergebnisse: Aufbauend auf den langjährigen Erfahrungen der niedersächsischen<br />
Zuckerwirtschaft sowie verschiedener in <strong>Niedersachsen</strong> ansässiger Forschungseinrichtungen<br />
<strong>und</strong> Ingenieurbüros sind in einer Studie die technischen, wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Bedingungen <strong>zur</strong> Herstellung <strong>und</strong> zum Einsatz von Ethanol/ETBE<br />
dargestellt. Die Studie gibt einen Überblick über den heutigen Stand der Ethanol-<br />
Produktion <strong>und</strong> Vermarktung in Frankreich, USA, Brasilien <strong>und</strong> in anderen Ländern,<br />
um unterschiedliche Voraussetzungen erkennen <strong>und</strong> beurteilen zu können. Der<br />
Stand der Herstellungstechnik von Ethanol bis hin zum Produkt ETBE als Kraftstoffadditiv<br />
ist dargestellt worden. Mit der Betrachtung bis zum Endprodukt ETBE unterscheidet<br />
sich das heutige Blickfeld von den damaligen Ethanol-Aktivitäten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong>. Für alle Segmente der Produktlinie wurden ökologische Betrachtungen<br />
angestellt sowie Energie- <strong>und</strong> CO 2 -Bilanzen erarbeitet. Schließlich<br />
wurden am Beispiel einer Modellanlage eine Standortanalyse <strong>und</strong> Kostenbetrachtungen<br />
angestellt.<br />
2.2 Rapsrohöl als Kraftstoffersatz<br />
Rapsöl oder chemisch verändertes Rapsöl eignen sich als Kraftstoff in Spezialmotoren<br />
oder in herkömmlichen Dieselmotoren. Die damit zusammenhängenden technischen,<br />
wirtschaftlichen <strong>und</strong> ökologischen Fragen wurden <strong>und</strong> werden in einem<br />
breit angelegten Programm mit sich ergänzenden Fragestellungen getestet. Die im<br />
folgenden dargestellten Projekte wurden von verschiedenen Projektträgern durchgeführt<br />
<strong>und</strong> seitens der Lan<strong>des</strong>regierung koordiniert. Der Stand der Arbeiten <strong>und</strong><br />
Erkenntnisse erforderte die Weiterentwicklung <strong>des</strong> Einsatzes von Rapsölmethylester<br />
(RME), weil der Einsatz von rohem Rapsöl in Spezialmotoren in <strong>Niedersachsen</strong><br />
nicht die notwendige Akzeptanz erreichte.
47<br />
2.2.1 Elsbett-Motoren in Unimog <strong>und</strong> MB-trac<br />
Ziel <strong>des</strong> Vorhabens war, das von der Firma Elsbett-Konstruktion entwickelte Pflanzenölmotoren-Konzept<br />
in MB-trac <strong>und</strong> Unimog zu realisieren <strong>und</strong> unter technischen<br />
<strong>und</strong> ökonomischen Aspekten im praktischen Einsatz zu testen.<br />
Projekt: Erweitertes Versuchsvorhaben mit Rapsöl-Motoren<br />
Teil A: Einführung von Elsbett-Motoren in Unimog <strong>und</strong> MB-trac<br />
Projektträger: Firma Schelten-Peterssen & Co.<br />
Umweltmotoren-Technologie-Centrum<br />
Begleitung: Landwirtschaftskammer Hannover, Landwirtschaftskammer<br />
Weser-Ems<br />
Projektlaufzeit: 1990 - 1993<br />
Das Umweltmotoren-Technologie-Centrum der Firma Schelten-Peterssen hat im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Förderprojektes 5 Fahrzeuge auf Elsbett-Technologie umgerüstet <strong>und</strong><br />
die von der Firma Elsbett umkonstruierten Merce<strong>des</strong>-Benz-Motoren der Baumuster<br />
OM 352 <strong>und</strong> OM 353 in 5 Fahrzeuge eingebaut (3 MB-trac 1000, 1 Unimog<br />
U 1000, 1 LKW LP 811).<br />
Folgende Änderungen waren im Rahmen der Umrüstung erforderlich <strong>und</strong> wurden<br />
durch den Projektträger nach entsprechenden Vorarbeiten realisiert:<br />
- Motorhalterungen <strong>und</strong> Luftleitbleche anpassen<br />
- Kühlsystem für Motorkühlung auf Ölkühlung umstellen<br />
- Heizungssystem umbauen <strong>und</strong> das gesamte Kraftstoff- <strong>und</strong> Leitungssystem anpassen<br />
bzw. mit einer Heizung versehen<br />
- Kupplungsgrößen anpassen<br />
- Abgasanlage angleichen<br />
- Änderung der elektrischen Anlage<br />
Ausgetauscht wurden die Zylinderköpfe, die Nockenwellen <strong>und</strong> die Kolben. Die<br />
Einspritzpumpen <strong>und</strong> deren Regler wurden überarbeitet <strong>und</strong> dahingehend verändert,<br />
daß der Motor bedingt durch zwei Einspritzdüsen das zähflüssige Rapsöl in<br />
allen Drehzahlbereichen fein zerstäubt in den Verdichtungs- <strong>und</strong> Verbrennungsraum<br />
einspritzen kann. Im Ölhaushalt, insbesondere an der Ölpumpe <strong>und</strong> dem Ölkreislauf<br />
im Motor sind Änderungen vorzunehmen. Der Elsbett-Motor wurde auf eine reine<br />
Ölkühlung umgestellt, d. h. das gesamte Kühl- <strong>und</strong> Heizungssystem muß angepaßt<br />
werden.<br />
Leistung <strong>und</strong> der Kraftstoffverbrauch wurden von dem Projektträger durch stationäre<br />
Messungen auf dem Motorprüfstand, einer Schenk-Wasserbremse <strong>und</strong> im Fahrbetrieb<br />
gemessen.<br />
2.2.2 KHD-Deutz-Schlepper im Rapsölbetrieb
48<br />
Insgesamt bis zu 20 Deutz-Ackerschlepper sollten auf Pflanzenölbetrieb umgerüstet<br />
<strong>und</strong> unter Bedingungen <strong>des</strong> praktischen Einsatzes in landwirtschaftlichen Betrieben<br />
getestet werden. Die KHD-Agrartechnik GmbH bot in Zusammenarbeit mit der Firma<br />
DEUTZ-Henkelhausen KG Schlepper mit Wirbelkammermotoren für den Pflanzenölbetrieb<br />
an. Gebrauchte Schlepper mit Direkteinspritzmotoren wurden umgerüstet<br />
bzw. ältere Schlepper mit Wirbelkammermotoren wurden für den Betrieb mit<br />
Pflanzenölen modifiziert.<br />
Projekt: Erweitertes Versuchsvorhaben mit Rapsöl-Motoren<br />
Teil C: Umrüstung von KHD-Schleppern auf Rapsölbetrieb<br />
Projektträger: Lan<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft Junger Landwirte <strong>Niedersachsen</strong><br />
Begleitung: Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1990 - 1994<br />
Ergebnisse: Insgesamt waren 10 KHD-Schlepper mit Deutz Wirbelkammermotoren<br />
für den Pflanzenölbetrieb im Einsatz. Die Umrüstung bzw. Neuanschaffung erfolgte<br />
über die Firma Rohwedder, Delmenhorst (10 Gebrauchtschlepper).<br />
Eine Auswertung der Einsatzzeiten im 1. Jahr ergab folgende Ergebnisse:<br />
- Je nach Umrüstungszeitpunkt (April, Oktober, Dezember 1991) wurden Betriebsst<strong>und</strong>en<br />
von 20 bis 574 je Schlepper erreicht.<br />
- In erster Linie haben die Schlepper leichte Arbeiten, wie Pflegemaßnahmen, Hofeinsatz,<br />
Futterwerbung, Frontladerbetrieb, Transportfahrten usw. durchgeführt.<br />
- Das Pflanzenöl (Raps, zum Teil Soja, Rüböl) wurde über den Landhandel geliefert.<br />
Pro Liter ergaben sich Preise incl. Mehrwertsteuer von 0,92 - 1,10 DM bei 1.000<br />
bis 2.000 Liter Abnahme.<br />
Die Lagerung auf dem Betrieb erfolgte in handelsüblichen Kraftstofftanks.<br />
- Bei kaltem Motor wird mit Diesel-Kraftstoff angelassen <strong>und</strong> danach umgestellt auf<br />
Pflanzenöl. Im Winter (bis ca. minus 10 °C) ist zum Teil ein längeres Vorglühen <strong>des</strong><br />
Motors <strong>und</strong> Anfahren mit Diesel-Kraftstoff erforderlich. Bei warmem Motor erfolgt<br />
das Starten auch mit Pflanzenöl.<br />
- Allgemein wurde ein Leistungsverlust <strong>des</strong> Motors beim vergleichbaren praktischenEinsatz<br />
festgestellt. Die Drehfreudigkeit hat nachgelassen. Die Motorgeräusche<br />
erscheinen leiser.<br />
- Anfängliche oder wiederholende Störungen (z. B. Vermischen von Diesel <strong>und</strong><br />
Pflanzenöl, defekte Förderpumpen bzw. Magnetventile) sind im Rahmen der K<strong>und</strong>enbetreuung<br />
von der zuständigen Werkstatt behoben worden.<br />
In den meisten Fällen hat man jedoch den störungsfreien Lauf mit Pflanzenöl her-
49<br />
vorgehoben.<br />
Die mit Pflanzenöl betriebenen KHD-Schlepper wurden im Rahmen <strong>des</strong> Projekts<br />
vom Fachbereich Landtechnik der Landwirtschaftskammer Hannover betreut.<br />
2.3 Schmierstoffe <strong>und</strong> Hydrauliköle auf Rapsölbasis<br />
Auf der Basis von Rapsöl sind teilsynthetische Motoren-, Getriebe- <strong>und</strong> Hydrauliköle<br />
entwickelt worden. In einem Anwendungstest sollen die technische Eignung <strong>und</strong> die<br />
praktische Handhabung dieser Öle getestet <strong>und</strong> demonstriert werden.<br />
Projekt:<br />
Schmierstoffe auf biologischer Basis in der Landwirtschaft<br />
Projektträger: Lan<strong>des</strong>verband der Maschinenringe <strong>Niedersachsen</strong> e. V.<br />
Begleitung: Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode<br />
Landwirtschaftskammer Hannover<br />
RHG Nord AG Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1995 - 1996<br />
Projektbeschreibung: In neun Betrieben, davon fünf landwirtschaftliche Betriebe,<br />
zwei Lohnunternehmen, eine Maschinengemeinschaft sowie ein Steinbruchunternehmen,<br />
über ganz <strong>Niedersachsen</strong> verteilt, werden sämtliche Maschinen <strong>und</strong> Geräte<br />
umgerüstet <strong>und</strong> ausschließlich mit biologisch abbaubaren Motoren-, Getriebe<strong>und</strong><br />
Hydraulikölen betrieben. Aus diesem Projekt ergeben sich weitere Erfahrungen<br />
aus der Praxis für den Einsatz von Bioölen, die zu Beratungsempfehlungen aufgearbeitet<br />
werden sollen.<br />
Die nötigen Schmierstoffe sind bereits handelsüblich. Mit diesem Projekt soll innerhalb<br />
der Landwirtschaft das Interesse am Einsatz von Bioölen gefördert werden.<br />
Auch außerhalb der Landwirtschaft <strong>und</strong> insbesondere in umweltsensiblen Bereichen<br />
soll die Akzeptanz für den Einsatz biologisch abbaubarer Schmierstoffe erhöht werden.<br />
2.4 Rapsöl als Mischkomponente zu Rohöl (VEBA-Forschungsvorhaben)<br />
In einem Forschungsvorhaben, das an die VEBA Oel Entwicklungsgesellschaft<br />
mbH vergeben wurde, war zu klären, ob Rapsöl mit erdölstämmigem Vakuumgasöl<br />
gemischt werden <strong>und</strong> ob ein derartiges Gemisch bis zu einer Qualität von Dieselöl<br />
oder Benzin weiterverarbeitet werden kann. Das Vorhaben war als Vorsorgeprogramm<br />
anzusehen, könnte jedoch bei erfolgreichem technischen Ablauf <strong>und</strong> bei
50<br />
konkurrenzfähigem Marktpreis <strong>des</strong> Rapsöls im Vergleich zu Erdöl eine gewisse<br />
Bedeutung erlangen.<br />
Projekt: Forschungsvorhaben Rapsöl als Kraftstoffersatz<br />
Projektträger: VEBA ÖL AG, Gelsenkirchen<br />
Projektlaufzeit: 1990 - 1991<br />
Erste Untersuchungen zeigten, daß 3 verschiedene Rapsölqualitäten (roh, teilentschleimt,<br />
raffiniert) mit schweren Fraktionen aus Mineralölen gut mischbar sind.<br />
Diese Vorversuche ergaben eine vollständige Mischbarkeit aller drei Rapsölqualitäten<br />
mit Vakuumgasöl bei bis zu 50 % Rapsölzumischung. Während raffiniertes<br />
Rapsöl im Temperaturbereich bis 300 °C als thermisch stabil angesehen werden<br />
kann, sind bei rohem Rapsöl chemische Veränderungen bei erhöhten Temperaturen<br />
zu beobachten. Mischungen aus bis zu 20 % Rapsöl <strong>und</strong> 80 % Vakuumgasöl<br />
waren im Hydrocracker jedoch ohne wesentliche Beeinflussung der Katalysatoren<br />
<strong>und</strong> der Produktqualitäten einsetzbar. Die Verarbeitungsversuche dieser Gemische<br />
zeigten, daß die drei Rapsölqualitäten zwar ein vergleichbares Verhalten haben,<br />
teilentschleimtes <strong>und</strong> besonders rohes Rapsöl jedoch Probleme im Aufheizbereich<br />
ergeben <strong>und</strong> im nichtkatalytischen Bereich zu Verstopfungen <strong>und</strong> Verkokungen führen.<br />
Da der Einsatz von raffiniertem Rapsöl in einer Raffinerie aus Kostengründen ausfällt,<br />
wurden rohes <strong>und</strong> teilentschleimtes Rapsöl in einem Folgevorhaben weitergehenden<br />
Untersuchungen unterzogen.<br />
Folgende Ergebnisse liegen vor:<br />
Rohes Rapsöl wurde mittels Kalthydrierung, Entschleimung mit Phosphorsäure sowie<br />
Dosierung von Additiven vorbehandelt, um das Fließverhalten bzw. die Verkokungsneigung<br />
positiv zu beeinflussen. Die angewendeten Beurteilungsverfahren<br />
(Kalt- <strong>und</strong> Heißfiltertests, Viskositätsmessungen) zeigen keine signifikanten Verbesserung<br />
<strong>des</strong> Fließverhaltens durch die Vorbehandlungsmethoden.<br />
Ein Langzeitversuch über 550 h mit 80 % Mittel<strong>des</strong>tillat <strong>und</strong> 20 % kalthydriertem,<br />
rohem Rapsöl zeigte keine Verkokungsneigungen in der Aufheizzone. Damit ist<br />
eine deutliche Verbesserung <strong>des</strong> Betriebsverhaltens gegenüber den Versuchen mit<br />
rohem Rapsöl im Hydrocracker erzielt worden, die nach ca. 300 h mit Verkokung<br />
<strong>des</strong> Vorheizerbereichs endeten.<br />
Jedoch brachte der Langzeitversuch eine langsame Desaktivierung <strong>des</strong> Katalysators<br />
hinsichtlich Entschwefelung. Da die Aktivitätsverschlechterung auch mit raffiniertem<br />
Rapsöl gef<strong>und</strong>en wurde, ist noch unklar, wodurch die Desaktivierung hervorgerufen<br />
wurde (Verkokung am Katalysator, Blockierung <strong>des</strong> Katalysators durch<br />
Triglycerid-Moleküle).
51<br />
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergab einen anlegbaren Rapsölpreis von ca.<br />
85 - 90 % <strong>des</strong> Mittel<strong>des</strong>tillatpreises. Im Zeitraum 1. Januar bis 30. April 1991 entspricht<br />
dies einer Spanne von ca. 260 - 550 DM/t (entsprechend der Rohölpreisschwankung<br />
während <strong>und</strong> nach dem Golfkrieg). Der Weltmarktpreis für Raps lag in<br />
dieser Zeit bei ca. 725 DM/t. Mit dem Einsatz von Rapsöl als Rohstoff in einer Raffinerie<br />
kann demzufolge derzeit nicht gerechnet werden.
52<br />
2.5 Biodiesel ( Rapsölmethylester -RME- )<br />
2.5.1 Praxistest - Fendt Ackerschlepper<br />
Der Einsatz von Rapsölmethylester (RME) wurde unter Praxisbedingungen im<br />
Rahmen eines Flottenversuches geprüft. Insbesondere waren dabei Fragen <strong>des</strong><br />
Betriebsverhaltens von Dieselmotoren im Hinblick auf Leistung, Lebensdauer, Verschleiß,<br />
spezifischem Verbrauch <strong>und</strong> Betriebssicherheit zu klären. Darüber hinaus<br />
sollte mit diesem Flottenversuch die breite Öffentlichkeit auf die positiven Effekte<br />
<strong>des</strong> Einsatzes von RME aufmerksam gemacht werden.<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
Begleitung:<br />
Projektlaufzeit: 1990 - 1991<br />
Feldversuch zum Einsatz von Rapsölmethylester in FENDT-<br />
Schleppern unter Praxisbedingungen auf landwirtschaftlichen<br />
Betrieben<br />
Raiffeisen Haupt-Genossenschaft eG Hannover<br />
Xaver Fendt & Co., Marktoberdorf, Landwirtschaftskammer<br />
Hannover, FAL Braunschweig-Völkenrode<br />
Ergebnisse: Der RME-Flottenversuch wurde mit insgesamt 32 Schleppern <strong>des</strong><br />
Fabrikats FENDT an drei verschiedenen Standorten in <strong>Niedersachsen</strong> durchgeführt.<br />
Bei den Standorten handelte es sich um das Gebiet Ostfriesland (Betreuung<br />
durch RHG Werkstatt Wittm<strong>und</strong>), den Bereich Flettmar/Ostniedersachsen (Betreuung<br />
durch Werkstatt der Saatzucht Flettmar) <strong>und</strong> das Gebiet Süd-Hannover<br />
(Betreuung durch RHG-Werkstätten Hameln <strong>und</strong> Salzgitter). Die Ergebnisse waren<br />
durchweg positiv, d. h. es traten weder Störungen noch nachhaltige Veränderungen<br />
an den Motoren auf.<br />
2.5.2 Herstellung von Biodiesel ( RME )<br />
Ziel <strong>des</strong> Vorhabens war, aufbauend auf den Erfahrungen mit diskontinuierlich oder<br />
halbkontinuierlich arbeitenden Labor-Kleinanlagen (1 bis 2 l/Tag) das neu entwickelte,<br />
kontinuierlich arbeitende CONNEMANN-Biodiesel-Verfahren in einer technischen<br />
Anlage mit einer Leistung von 1.000 l/Tag zu realisieren. Dabei wurden<br />
mehrere neue Verfahrens-Elemente eingebracht, die dazu dienten,<br />
- niedrigere Investitionskosten,<br />
- günstigere Betriebskosten,<br />
- wesentlich höhere Sicherheit <strong>und</strong><br />
- bessere Produkt-Spezifikationen<br />
zu erreichen.
53<br />
Ein energiesparen<strong>des</strong> kontinuierliches Niederdruck-Verfahren war <strong>zur</strong> technischen<br />
Reife zu bringen. Die Anlage wurde an eine nach internationalen Mabstäben wirtschaftlich<br />
arbeitende Großanlage <strong>zur</strong> Gewinnung von Pflanzenöl (Ölmühle mit Presserei,<br />
Extraktion <strong>und</strong> Raffination) angeschlossen.<br />
Projekt:<br />
Versuchsanlage <strong>zur</strong> Herstellung von Rapsölmethylester<br />
(RME) nach dem kontinuierlich arbeitenden<br />
CONNEMANN-Biodiesel- Verfahren<br />
Projektträger: Oelmühle Leer-Connemann GmbH & Co.<br />
Begleitung: Fachhochschule Ostfriesland<br />
Projektlaufzeit: 1991 - 1995<br />
Der Bau der 1. Versuchsanlage wurde im Juni 1991 abgeschlossen. Produktionsbeginn<br />
war im Juli 1991. In den Jahren 1991 <strong>und</strong> 1992 produzierte die Anlage störungsfrei,<br />
kontinuierlich <strong>und</strong> mit gleichbleibenden Qualitäten. Das Versuchsziel wurde<br />
erreicht.<br />
Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage plante die Oelmühle Leer Connemann eine Großanlage mit<br />
einer Kapazität von 80.000 jato oder 270.000 Liter/Tag.<br />
Zu diesem Zweck mußten wichtige Verfahrensschritte der angemeldeten <strong>und</strong> im<br />
bisherigen Versuchsstadium getesteten Erfindung an mehrfach größerem Maßstab,<br />
d.h. im Leistungsrahmen von 5.000 Liter/Tag, überprüft <strong>und</strong> dimensioniert werden.<br />
Insbesondere konnten Reaktionskolonnen, Separatoren, Dichtungen, Methanol-<br />
Rückgewinnung sowie Sicherheitsparameter, Regelungen <strong>und</strong> Leitsysteme nicht<br />
durch verfahrens-technische Regeln oder Rechenmethoden festgelegt werden,<br />
sondern bedurften neuer Versuchs- <strong>und</strong> Entwicklungsschritte.<br />
Die Erweiterung der RME-Pilotanlage auf diese anfangs 5.000 Liter/Tag war Gegenstand<br />
eines weiteren Projektes, das inzwischen realisiert wurde. Die erweiterte<br />
Anlage lief ebenfalls störungsfrei mit zuletzt 12.000 Liter/Tag Leistung <strong>und</strong> schuf<br />
damit die Voraussetzungen für den Bau der 80.000 t-Anlage. In dieser ersten industriellen<br />
Demonstrationsanlage in Deutschland wurde am 12.09.1995 die Produktion<br />
von nunmehr 270.000 Liter Biodiesel pro Tag aufgenommen.<br />
Parallel zu den Planungen von Produktionsanlagen wird dafür Sorge getragen, daß<br />
eine DIN-Norm für Rapsölmethylester als Kraftstoff erstellt wird. Entsprechende<br />
Initiativen sind seitens <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> <strong>und</strong> der Industrie eingeleitet worden.<br />
2.6 Abgastest an Rapsölfahrzeugen
54<br />
Die Vorhaben <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong> im Bereich Rapsöl als Kraftstoffersatz<br />
waren durch wissenschaftliche Untersuchungen zu begleiten. Alle Fahrzeuge bzw.<br />
Typen mit angepaßter Motortechnik für den Betrieb mit rohem, unbehandeltem<br />
Rapsöl <strong>und</strong> alle Fahrzeugtypen mit Serienmotoren für den Betrieb mit Rapsölmethylester<br />
(RME) waren hinsichtlich ihrer Leistungs- <strong>und</strong> Abgaswerte zu testen. In die<br />
Abgastests einbezogen werden sowohl die limitierten Schadstoffe als auch die<br />
schwer nachweisbaren nichtlimitierten Schadstoffe, wie Aldehyde <strong>und</strong> polyzyklischen<br />
Kohlenwasserstoffe. Darüber hinaus war eine vergleichende Bewertung der<br />
Rapsöl-Kraftstoffe <strong>und</strong> -Motoren erforderlich.<br />
Projekt:<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Abgastest an niedersächsischen Rapsölfahrzeugen<br />
Projektträger: Institut für Biosystemtechnik der FAL Braunschweig- Völkenrode<br />
Laufzeit: 1992-1993<br />
Ergebnisse: Berichtet wird über die Bestimmung <strong>und</strong> Bewertung von Emissionen<br />
aus der motorischen Verbrennung von Dieselkraftstoff (DK), Rapsöl <strong>und</strong> Rapsölmethylester<br />
(RME). Veranlaßt wurden diese Untersuchungen durch die anhaltende<br />
Diskussion um den Einsatz nachwachsender Rohstoffe sowie die 1987 in der MAK-<br />
Liste erfolgte Einstufung von Dieselmotoremissionen als kanzerogener Arbeitsstoff.<br />
Es war die Frage zu klären, ob sich bei der Substitution von Dieselkraftstoff durch<br />
Rapsölmethylester oder der Verwendung von Rapsöl in pflanzenöltauglichen Dieselmotoren<br />
die Emissionswerte verändern. Dazu waren jeweils die Emissinen von<br />
Rapsöl bzw. RME mit denen von DK zu vergleichen. Neben den offensichtlichen<br />
Vorteilen der alternativen Kraftstoffe hinsichtlich Schwefelfreiheit <strong>und</strong> CO 2 -neutraler<br />
Verbrennung mußten vor allem deren potentiell kanzerogene oder mutagene Emissionen<br />
mit denjenigen von DK verglichen <strong>und</strong> bewertet werden.<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Projektes wurden ein Versuchsmotor, zwei landwirtschaftliche<br />
Schlepper mit konventionellen direkteinspritzenden Dieselmotoren, zwei nach dem<br />
Elsbett-Prinzip umgebaute Dieselmotoren eines MB-tracs <strong>und</strong> eines Unimogs sowie<br />
zwei Schlepper mit Wirbelkammermotoren nach dem für landwirtschaftliche<br />
Schlepper geeigneten, dem realen Betrieb angepaßten 5-Punkte-Test auf einem<br />
Prüfstand belastet. In jeder Laststufe wurden die Abgasemissionen analytisch untersucht.<br />
Neben den für Pkw <strong>und</strong> Lkw limitierten Abgaskomponenten Kohlenwasserstoffe<br />
(CH), Kohlenmonoxid (CO) <strong>und</strong> Stickoxide (NO X ) wurden darüber hinaus<br />
zehn polydyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) <strong>und</strong> zehn bzw. fünf Vertreter<br />
aus der Gruppe der Aldehyde <strong>und</strong> Ketone bestimmt. Kraftstoffverbrauch, Rußzahl<br />
<strong>und</strong> Partikelmasse vervollständigen die Messungen, wobei die Partikelmassebestimmung<br />
aus Gründen <strong>des</strong> finanziellen Aufwands nicht der Maßgabe der US-<br />
Umweltbehörde EPA entsprach <strong>und</strong> somit keinen Anspruch auf direkte Vergleichbarkeit<br />
mit Ergebnissen nach den genannten, in den USA <strong>und</strong> in der EG geltenden<br />
Richtlinien erhebt.
55<br />
Zur Messung von CH, CO <strong>und</strong> NO X konnte auf bewährte Methoden <strong>und</strong> handelsübliche<br />
Gasanalysatoren <strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Für die PAK <strong>und</strong> die Aldehyde <strong>und</strong><br />
Ketone mußten jedoch geeignete Verfahren der Probenahme <strong>und</strong> der Analytik entwickelt<br />
werden. Da die PAK im Abgasstrom teilweise den Partikeln angelagert<br />
sind, mußten <strong>zur</strong> PAK-Bestimmung auch die Partikeln repräsentativ dem Abgasstrom<br />
entnommen werden. Dies gelang mit einer schwach gekrümmten Sonde,<br />
durch die ein Teilstrom aus dem Abgasstrom abgezweigt wurde. Abschätzungen<br />
zeigten, daß durch eine Abkühlung <strong>des</strong> Teilstroms auf min<strong>des</strong>tens 50 °C gewährleistet<br />
ist, daß alle PAK an den Rußpartikeln sowie den Glasoberflächen adsorbiert<br />
sind. Deshalb wurde der entnommene Teilstrom in einem Intensivkühler abgekühlt<br />
<strong>und</strong> filtriert. Die PAK lassen sich aus dem durch die Abkühlung anfallenden Kondensat,<br />
der Kühlerinnenwandspülung <strong>und</strong> dem Toluolextrakt <strong>des</strong> Partikelfilters<br />
bestimmen. Für die PAK-Fraktionierung wurde ein Schnellverfahen entwickelt, das<br />
in der ersten Stufe durch Festphasenextraktion an Kieselgel die polaren Komponenten<br />
abtrennt <strong>und</strong> in der zweiten Stufe die PAK durch Dünnschichtchromatographie<br />
separiert. Die Quantifizierung erfolgte mittels HPLC <strong>und</strong> Fluoreszenzdetektion.<br />
Die Aldehyde <strong>und</strong> Ketone wurden nach dem Einleiten eines Abgasteilstroms in<br />
Waschflaschen, die mit einer sauren Lösung von 2,4-Dinitrophenylhydrazin (DNPH)<br />
in Acetonitril befüllt waren, zu 2,4-Dinitrphenylhydrazonen derivatisiert <strong>und</strong> konnten<br />
danach flüssigkeitschromatographisch durch UV-Detektion quantifiziert werden.<br />
Vergleich von Rapsöl mit Dieselkraftstoff<br />
Der Vergleich der Emissionen aus dem DK- <strong>und</strong> Rapsölbetrieb ergibt folgen<strong>des</strong><br />
Bild: Die nach Elsbett umgebauten Motoren emittieren im Rapsölbetrieb etwa 70 %<br />
weniger Ruß <strong>und</strong> eine um ca. 15 % reduzierte Partikelmasse. Der Kohlenwasserstoffausstoß<br />
steigt beim MB-trac um ca. 35 %, während er beim Unimog um diesen<br />
Wert fällt. Stickoxide <strong>und</strong> Kohlenmonoxid sind um ca. 20 % erhöht. Die krebserzeugenden<br />
PAK weren durch Rapsöleinsatz um die Hälfte reduziert, allerdings steigen<br />
die Aldehyde <strong>und</strong> Ketone auf etwa 150 % <strong>des</strong> entsprechenden DK-Wertes. Dazu<br />
tragen hauptsächlich Formaldehyd <strong>und</strong> Acrolein bei.<br />
Bei den Wirbelkammermotoren ist ebenfalls im Rapsölbetrieb eine Reduktion der<br />
Rußzahlen um ca. 75 % zu beobachten, wohingegen die Partikelmasse unter diesen<br />
Bedingungen um ca. 35 % steigt. Im Gegensatz zu den elsbettisierten Motoren<br />
steigen die Kohlenwasserstoffemissionen um ca. 170 %. Dennoch liegen die so<br />
erreichten Werte weit unter denen der übrigen untersuchten Motoren. Durch den<br />
Alternativkraftstoff werden Kohlenmonoxid um etwa 70 % erhöht <strong>und</strong> die Stickoxide<br />
um ca. 20 abgesenkt. Die PAK sinken um etwa 90 %. Es muß dabei jedoch beachtet<br />
werden, daß insbesondere im DK-Betrieb der PAK-Ausstoß der Wirbelkammermotoren<br />
um ein Vielfaches über dem der anderen Schlepper liegt. Im Rapsölbetrieb<br />
steigen die Aldehyde <strong>und</strong> Ketone um 200 bis 350 % an. Ungeachtet dieses<br />
großen relativen Anstiegs werden in der Summe weniger Carbonyle emittiert als
56<br />
von den übrigen Probanden im DK- oder Alternativkraftstoffbetrieb.<br />
Im Ergebnis ist für diese Schlepper bei Verwendung von Rapsöl eine Reduktion der<br />
krebserzeugenden Komponenten Ruß <strong>und</strong> PAK festzustellen. Es muß jedoch auch<br />
auf den überaus großen PAK-Ausstoß der Wirbelkammermotoren hingewiesen<br />
werden. Wird eine landwirtschaftliche Nutzung der Schlepper vorausgesetzt, ist aus<br />
den erhöhten Aldehydwerten nicht zwingend auf ein gesteigertes ozonbilden<strong>des</strong><br />
Potential <strong>des</strong> Abgases zu schließen. Dieses zu ermitteln, bleibt späteren Arbeiten<br />
vorbehalten. Ebenfalls bedarf es weiterführender Untersuchunen mit dem Ziel, Erkenntnisse<br />
über die Eignung von Motoren für den Dauerbetrieb mit Rapsöl zu gewinnen.<br />
Vergleich von RME mit Dieselkraftstoff: Im Ergebnis zeigten sich für alle Motoren<br />
vergleichbare Werte für die CO- <strong>und</strong> NO X -Emissionen, wenn DK oder RME als<br />
Kraftstoffe verwendet werden. Die CH-Emissionen werden dagegen durch Rapsölmethylester<br />
um ca. 40 % abgesenkt. Noch stärker als die Summe der Kohlenwasserstoffe<br />
sind die krebserzeugenden PAK reduziert. Hier wird eine Verminderung<br />
um ca. 80 % gegenüber DK festgestellt. Vergleichbar dazu wird auch der Rußausstoß,<br />
der ebenfalls für das kanzerogene Potential von Dieselmotoremissionen<br />
verantwortlich ist, durch RME deutlich verringert. Dieses konnte durch die Bestimmung<br />
der Rußzahlen nach BOSCH nachgewiesen werden. Der PAK- <strong>und</strong> der Ruß-<br />
Reduktion steht ein Anstieg der emittierten Partikelmasse gegenüber. Zusätzliche<br />
Untersuchungen mittels Rasterelektronenmikroskopie legen in Ergänzung <strong>zur</strong> Rußzahlbestimmung<br />
<strong>des</strong> Schluß nahe, daß die im RME-Betrieb erhöhte Partikelmasse<br />
nicht durch eine gesteigerte Kohlenstoffemission hervorgerufen wird. Die Vermutung<br />
konnte weiterhin dadurch untermauert werden, daß ein um 150 % gegenüber<br />
einem DK-Partikelfilter schwerer RME-Partikelfilter nach dem Anlegen eines Vakuums<br />
um etwa 20 % leichter war als der DK-Partikelfilter. Somit besteht die begründete<br />
Annahme, daß die erhöhte Partikelmasse im RME-Betrieb nicht auf einem<br />
Anstieg der krebserzeugenden Rußteilchen beruht. Untersuchungen der Mutagenitäten<br />
von DK- <strong>und</strong> RME-Partikelproben ergaben zudem, daß trotz einer erhöhten<br />
Partikelmasse das mutagene Potential von RME-Proben deutlich unter dem der<br />
entsprechenden DK-Proben liegt.<br />
Der Vergleich der Aldehyd- <strong>und</strong> Ketonemissionen zeigt einen Anstieg im RME-<br />
Betrieb um ca. 20 %, zu dem Formaldehyd <strong>und</strong> Acrolein in besonderem Maße beitragen.<br />
Bedingt durch die kurze Halbwertszeit der Aldehyde in der Atmosphäre ist<br />
beim landwirtschaftlichen Einsatz von RME nicht von einer ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigung<br />
durch diese Erhöhung auszugehen. Obwohl Carbonylverbindungen <strong>zur</strong><br />
bodennahen Ozonbildung beitragen, kann aus den Ergebnissen der vorliegenden<br />
Untersuchungen nicht gefolgert werden, daß bei landwirtschaftlichem Einsatz RME<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> gesteigerten Aldehydausstosses die Ozonbildung signifikant stärker<br />
fördert als DK. Die differenzierte Ermittlung <strong>des</strong> ozonbildenden Potentials beider<br />
Kraftstoffe bleibt späteren Arbeiten vorbehalten.
57<br />
Bei der Bewertung der vorgelegten Ergebnisse ist zu berücksichtigen, daß an keinem<br />
Motor konstruktive oder Einstellungsänderungen vorgenommen worden sind.<br />
Ob die Emissionen im RME-Betrieb noch weiter zu verringern sind, muß in weiteren<br />
Untersuchungen gezeigt werden.<br />
Insgesamt kann aber schon jetzt festgestellt werden, daß sich aus dem Vergleich<br />
der Emissionen aus Dieselkraftstoff <strong>und</strong> Rapsölmethylester Vorteile für den Einsatz<br />
von RME ableiten lassen, die insbesondere dann klar zum Ausdruck kommen, wenn<br />
der Einsatz dieses Kraftstoffes in umweltsensiblen Bereichen erfolgt.<br />
2.7 Emissionsmessungen von Biodiesel / Dieselkraftstoff-Gemischen<br />
Bisher durchgeführte Abgasuntersuchungen bezogen sich jeweils auf reinen DKbzw.<br />
RME-Kraftstoff. Mischungen, wie sie aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> noch nicht flächendeckend<br />
vorhandenen RME-Vertriebsnetzes zumin<strong>des</strong>t auf dem PKW-Sektor in der Praxis<br />
zu erwarten sind, wurden noch nicht hinreichend untersucht.<br />
Emissionsmessungen von gesetzlich limitierten Komponen-<br />
sowie von Ruß, Aldehyden, Benzol <strong>und</strong> Lachgas im Diesel-<br />
torabgas beim Betrieb mit Dieselkraftstoff, Rapsölmethylester<br />
<strong>und</strong> deren Gemischen mit <strong>und</strong> ohne Oxidationskatalysator.<br />
Institut für Biosystemtechnik der FAL Braunschweig- Völken-<br />
Projekt:<br />
ten<br />
mo-<br />
Projektträger:<br />
rode.<br />
Projektlaufzeit: 1996 - 1997<br />
Projektbeschreibung: Ziel ist es, die gasförmigen limitierten Abgaskomponenten<br />
sowie die Rußzahl <strong>und</strong> den Kraftstoffverbrauch von 10%ig abgestuften<br />
DK/RME-Mischungen zu bestimmen. Für Partikel, Aldehyde, Lachgas <strong>und</strong> Benzol<br />
wird eine 20%ige Abstufung der Mischung gewählt. Alle Untersuchungen werden<br />
am Farymann-Versuchsmotor <strong>des</strong> Institutes durchgeführt. Der Motor wird jeweils<br />
nach dem 5-Punkte-Test belastet, damit sich die Ergebnisse in das bereits abgeschlossene<br />
Versuchsvorhaben mit Rapsölmotoren <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
einfügen lassen.<br />
Im Ergebnis wird erwartet, daß Gr<strong>und</strong>lagen <strong>zur</strong> umweltrelevanten Einschätzung von<br />
DK/RME-Mischkraftstoffen bei motorischer Verbrennung mit <strong>und</strong> ohne Oxidationskatalysator<br />
geschaffen werden. Für den Fall, daß sich Emissionen <strong>und</strong> Verbrauch<br />
nicht linear zum Kraftstoffgemisch änderten, wäre zu entscheiden, ob definierte<br />
RME-Zumischungen zum DK für spezielle Einsatzzwecke vor- oder nachteiliger wären,<br />
als der Einsatz von reinem RME.
58<br />
2.8 Untersuchungen <strong>zur</strong> No X - Reduzierung durch Biodiesel<br />
Bisherige motorbetriebliche <strong>und</strong> emissionsmäßige Untersuchungen von Serien-<br />
Dieselmotoren beim Einsatz von Biodiesel berücksichtigten nicht, daß Biodiesel<br />
ein strukturell anderer Kraftstoff als Petrodieselkraftstoff ist.<br />
Obwohl die Biodiesel-Ergebnisse beim Einsatz von in "seit 100 Jahren" für die<br />
Verbrennung von Dieselkraftstoff (DK) optimierten Motoren durchweg positiv (im<br />
Vergleich zu DK) ausfallen, bedeutet dieses nicht gleichzeitig auch das Optimum<br />
beim Betrieb mit dem chemisch anders strukturierten Biodiesel.<br />
NO x -Reduzierung durch Einsatz von Biodiesel<br />
Institut für Biosystemtechnik der FAL Braunschweig- Völken-<br />
Projekt:<br />
Projektträger:<br />
rode<br />
Verb<strong>und</strong>partner:<br />
Projektlaufzeit: 1997 - 1998<br />
Universität Göttingen, Ölmühle Leer Connemann, FMC Kiel,<br />
TÜV Bayern, Ingenieurbüro Dr. Ing Syassen, Fachhochschule<br />
Coburg.<br />
Projektbeschreibung: Ziel dieses Projektes ist, die Vorteile von RME als Kraftstoff<br />
für Dieselmotoren herauszuarbeiten. Das Potential <strong>zur</strong> Reduzierung von<br />
Schadstoffemissionen soll durch neue technische Ansätze - hier durch ein von der<br />
FMC entwickeltes HVD-Hochdruckeinspritzsystem - in Verbindung mit diesem<br />
Kraftstoff erprobt werden. Darüber hinaus werden im Rahmen präliminarer Untersuchungen<br />
unterschiedliche Abgasnachbehandlungssysteme auf ihre Tauglichkeit<br />
geprüft. Im Ergebnis sollen Perspektiven aufgezeigt werden, um auch ältere Motoren<br />
mit wenig technischem Aufwand in Verbindung mit der Verwendung von RME<br />
emissionsseitig zu verbessern.<br />
Die Untersuchungen werden im Institut für Biosystemtechnik an einem modifizierten<br />
Versuchsmotor der Firma FMC durchgeführt. Dabei wird der MWM-Versuchsmotor<br />
im Betrieb mit Dieselkraftstoff <strong>und</strong> RME jeweils mit <strong>und</strong> ohne HVD-System untersucht.<br />
Bei den Abgasuntersuchungen werden folgende Parameter bestimmt:<br />
• Kohlenwasserstoff-, Kohlenmonoxyd-, Stickoxyd- <strong>und</strong> Partikelmassenemissionen,<br />
• Rauchgastrübung,<br />
• Partikelgrößenverteilung,<br />
• Aldehyd- <strong>und</strong> Ketonemissionen.<br />
Die Partikel werden in der Universität Göttingen mittels Ames-Test auf Mutagenität<br />
untersucht.<br />
2.9 Optimierung direkteinspritzender Dieselmotoren auf Biodiesel
59<br />
Die Optimierung direkteinspritzender Dieselmotoren auf den Kraftstoff RME (Biodiesel)<br />
ist noch nahezu unerforscht. Bisher wurde RME nur als Zusatz oder Ersatz-<br />
Kraftstoff angesehen <strong>und</strong> daher die Motoren in der für Dieselkraftstoff optimierten<br />
Einstellung betrieben. Nach der definierten Vornorm <strong>des</strong> Deutschen Institutes für<br />
Normung (DIN) für RME sind nun jedoch konkrete Entwicklungen möglich. Die Erfahrungen<br />
mit Änderungen an der Motoreinstellung, z. B. mit der Vorverlegung <strong>des</strong><br />
Einspritzzeitpunktes, lassen erwarten, daß mit einer speziell auf RME angepaßten<br />
Einstellung noch bessere Leistungs- <strong>und</strong> Abgaswerte erzielt werden. Da der Kraftstoff<br />
RME vor allem wegen seiner Umweltvorteile eingesetzt werden wird, ist beabsichtigt,<br />
die Abgasemissionen als wichtigstes Optimierungskriterium zu untersuchen.<br />
Projekt:<br />
Untersuchungen <strong>zur</strong> Festlegung <strong>des</strong> Optimierungspotentials<br />
direkteinspritzender Dieselmotoren bei der Verbrennung von<br />
Rapsölmethylester unter besonderer Berücksichtigung der<br />
Abgasemissionen<br />
Projektträger: Institut für Technische Verbrennung der Universität Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1994 - 1997<br />
Das Vorhaben wurde 1994 begonnen.<br />
2.10 Energie aus Biomasse<br />
Die energetische Nutzung von Biomasse wird aus Gründen der Einsparung fossiler<br />
Brennstoffe, aus Gründen der notwendigen Umorientierung der landwirtschaftlichen<br />
Pflanzenproduktion <strong>und</strong> <strong>des</strong> Überangebotes an Nahrungsmitteln <strong>und</strong> schließlich aus<br />
Gründen der Verminderung von Umweltbelastungen diskutiert. Obwohl die Versorgung<br />
mit fossilen Brennstoffen noch nicht gr<strong>und</strong>sätzlich gefährdet ist, sind die technischen<br />
Möglichkeiten <strong>des</strong> <strong>Anbaus</strong> spezieller Energiepflanzen <strong>und</strong> deren Einsatz in<br />
Heizkraftwerken <strong>zur</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeversorgung zu prüfen. Ausgereifte technische<br />
Entwicklungen <strong>und</strong> die praktische Nutzung von Kleinkraftwerken z. B. in Dämemark<br />
bestätigen, daß der Betrieb von derartigen Anlagen technisch möglich ist.<br />
Das Land <strong>Niedersachsen</strong> bemüht sich <strong>des</strong>halb um die Realisierung von Pilotanlagen<br />
<strong>zur</strong> energetischen Nutzung von Holz <strong>und</strong> Stroh.<br />
Im folgenden werden die vom Land <strong>Niedersachsen</strong> geförderten Studien <strong>und</strong> Planungen<br />
aufgeführt. Weitere Planungsunterlagen liegen vor. Sie sind projektspezifisch<br />
sehr unterschiedlich <strong>und</strong> müssen aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Planungsstan<strong>des</strong> vertraulich<br />
behandelt werden. Gegebenenfalls können die Unterlagen bei den Projektträgern<br />
angefordert werden.
60<br />
2.10.1 Brenntechnische Versuche mit feuchter Biomasse<br />
Projekt:<br />
Energetische Nutzung von Biomasse im Wirbelschichtverfahren<br />
- Studie<br />
Projektträger: Preussag AG/NOELL GmbH<br />
Studie vorgelegt: 1990<br />
Im Rahmen der Studie wurden Pflanzenarten, wie Mais, Miscanthus u. a. auf ihre<br />
brennstofftechnischen Charakteristika untersucht (Wassergehalt, Aschegehalt, Gehalt<br />
an flüchtigen Bestandteilen, Heizwert <strong>und</strong> Brennwert, Rauchgaszusammensetzung,<br />
Elementaranalyse, Analyse der Asche, Asche-Schmelzverhalten) <strong>und</strong> es wurden<br />
Feuerungsversuche in einer atmosphärischen Wirbelschichtanlage durchgeführt.<br />
Das Verbrennungssystem der Wirbelschichtanlage besitzt eine hohe Flexibilität<br />
gegenüber feuchten <strong>und</strong> ballastreichen Brennstoffen. Das Wirbelschichtverfahren<br />
wird nach den Ergebnissen der Studie als optimales Verbrennungssystem für Biomasse<br />
dargestellt.<br />
Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, daß eine Vielzahl von Einflußfaktoren<br />
weiterer Untersuchung in einer Pilotanlage bedarf <strong>und</strong> sie weist damit auf die<br />
Notwendigkeit <strong>des</strong> Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsvorhabens Energie aus Biomasse<br />
hin.<br />
2.10.2 Bioheizkraftwerk Wolfsburg - Ideenwettbewerb<br />
Projekt:<br />
Bioheizkraftwerk Wolfsburg - Ideenwettbewerb<br />
Projektträger: Stadtwerke Wolfsburg AG; ForschungsgemeinschaftWolfsburg<br />
Begleitung: Landelektrizität GmbH Fallersleben<br />
Niedersächsisches Landvolk, Kreisverband Gifhorn w. V.<br />
Energie-Consulting Heidelberg<br />
Niedersächsische Energie-Agentur mbH<br />
Bearbeitung: 1995<br />
Die Forschungsgesellschaft Wolfsburg führte einen Ideen- <strong>und</strong> Konzeptwettbewerb<br />
<strong>zur</strong> Realisierung eines Bioheizkraftwerkes durch. Dabei sollen die in Dänemark<br />
gewonnenen Kenntnisse <strong>zur</strong> energetischen Nutzung von Biomasse berücksichtigt<br />
werden. Als Eckdaten für das geplante Bioheizkraftwerk wurden 10 MW thermisch<br />
<strong>und</strong> 3 MW elektrisch vorgegeben. Als Rohstoffe waren Stroh <strong>und</strong> Schwachholz vorgesehen.<br />
Der Standort Wolfsburg ist durch folgende Voraussetzungen gekennzeichnet:
61<br />
- Ein leistungsstarkes Fernwärmenetz ist vorhanden.<br />
- Die Rohstoffbasis ist gesichert durch die Erzeugergemeinschaft Nachwachsende<br />
Rohstoffe Gifhorn w. V.<br />
- Erfahrungen in der Durchführung derartiger Forschungsvorhaben liegen bereits vor<br />
<strong>und</strong><br />
Die Auswertung der einzelnen Beiträge soll als vergleichende Zusammenstellung<br />
<strong>und</strong> Bewertung in Form eines optimierten Systemvorschlages evtl. auch mit Systemkombinationen<br />
bzw. Komponenten anderer Anbieter als Gr<strong>und</strong>lage für weitere<br />
Investitionsentscheidungen dienen. Mit Hilfe <strong>des</strong> Ideenwettbewerbs soll die technologisch<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich beste Lösung erarbeitet werden. Die Arbeit ist abgeschlossen,<br />
der Bericht liegt vor.<br />
2.10.3 Heizenergieerzeugung in niedersächsischen Gartenbaubetrieben -<br />
Studie<br />
In Auftrag gegeben wurde eine Untersuchung zu den Möglichkeiten der energetischen<br />
Nutzung von Schwach- <strong>und</strong> Restholz für die Heizenergieerzeugung in niedersächsischen<br />
Gartenbaubetrieben.<br />
Projekt:<br />
Heizenergieerzeugung in niedersächsischen Gartenbaubetrieben<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen, insbesondere durch<br />
Verwertung von Schwach- <strong>und</strong> Restholz<br />
Projektträger: Institut für Technik in Gartenbau <strong>und</strong> Landwirtschaft der Universität<br />
Hannover<br />
Projektlaufzeit: 1 Jahr (1994)<br />
Die Studie beinhaltet folgende Schwerpunkte:<br />
− Entwicklung einer geeigneten Verfahrenskette (Ernte, Aufbereitung <strong>und</strong> Logistik),<br />
− Darstellung der erforderlichen Technik für die Gewächshausheizung,<br />
− Marktanalyse der verfügbaren Techniken für die Holzvergasung zum Betrieb von<br />
Blockheizkraftwerken für die Pflanzenbelichtung,<br />
− Ausarbeitung eines Gesamtenergiekonzeptes für den niedersächsischen Gartenbau<br />
Die Studie liegt vor.
62<br />
2.10.4 Energieversorgung der EXPO-Wohnsiedlung am Kronsberg in Hannover<br />
Die Stadtwerke Hannover AG hat bereits seit 1992 nähere Untersuchungen zu einem<br />
Konzept der energetischen Nutzung von Biomasse angestellt. Diese Voruntersuchungen<br />
haben gezeigt, daß das in Planung befindliche EXPO-Gelände mit bis<br />
zu 6.000 Wohneinheiten mit Strom <strong>und</strong> Wärme aus Biomasse versorgt werden<br />
könnte.<br />
Projekt:<br />
Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung aus gr<strong>und</strong>wasserschonend angebauter<br />
Biomasse für die EXPO-Wohnsiedlung am Kronsberg<br />
Projektträger: Stadtwerke Hannover AG; Energie Consulting Heidelberg<br />
Begleitung: Dr. Rimpau, Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft<br />
Professor Scheffer, Gesamthochschule Kassel<br />
Bearbeitung: 1995<br />
Die Stadtwerke Hannover AG trat mit diesem Vorhaben in die Vorplanungsphase<br />
ein. Das Konzept sollte folgende Bereiche umfassen:<br />
- Gewinnung von Biomasse aus der Forstwirtschaft <strong>und</strong> aus der Getreideproduktion<br />
sowie ergänzend ein ökologisch verträglicher Anbau von Biomasse im Wassergewinnungsgebiet<br />
der Stadtwerke Hannover AG im Fuhrberger Feld. Die dort vorhandenen<br />
landwirtschaftlichen Strukturen sollen genutzt werden.<br />
- Gr<strong>und</strong>wasserschutz durch Reduzierung der Schadstoffeinträge <strong>und</strong> damit Verringerung<br />
von Wasseraufbereitungskosten.<br />
- Effiziente Erzeugung von Wärme <strong>und</strong>/oder Strom aus Biomasse, wobei Konzepte<br />
nicht nur technisch machbar <strong>und</strong> betriebssicher, sondern auch wirtschaftlich tragfähig<br />
sein sollen.<br />
- Verringerung von luftverunreinigenden <strong>und</strong> treibhauswirksamen Emissionen.<br />
Ziel war also die Erarbeitung einer soliden Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> Verwirklichung<br />
<strong>des</strong> Biomassekonzeptes. Fragen <strong>des</strong> <strong>Anbaus</strong>, der Logistik <strong>und</strong> der zu verwendenden<br />
Technik sowie Vorschläge zum konkreten Standort wurden einbezogen.<br />
Die SWH verfolgt das Projekt nicht weiter, weil weder das Ausschreibungsverfahren<br />
durch die Stadt Hannover abgeschlossen noch ein wettbewerbsfähiger Betrieb einer<br />
derartigen Anlage zu erwarten war.
63<br />
2.10.5 Strohheizwerk Hil<strong>des</strong>heim<br />
Projekt:<br />
Vorstudie über ein strohbefeuertes Fernwärmewerk <strong>zur</strong><br />
Versorgung einer Kaserne <strong>und</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>krankenhauses in<br />
Hil<strong>des</strong>heim<br />
Projektträger: Stadtwerke Hil<strong>des</strong>heim AG, Dänisches Technologisches<br />
Institut<br />
Studie vorgelegt: 1994<br />
Die Studie trifft Aussagen zum Leistungsbedarf <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Auslegung der Anlage<br />
(Kesselhaus). Zwei Alternativen der technischen Ausrüstung werden beschrieben<br />
(Völ<strong>und</strong>, Linka). Der Bau der Versorgungsleitungen wird in die Gesamt-<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung einbezogen.<br />
Das Investitionsvolumen <strong>und</strong> die Betriebskosten werden dargelegt, die Abgabepreise<br />
mit den Vergleichspreisen der Wärmeabnehmer diskutiert.<br />
2.10.6 Holzhackschnitzelheizwerk Fuhrberg<br />
Projekt: Wärmeerzeugung durch Verbrennung von Holzhackschnitzeln<br />
aus Waldholz<br />
Projektträger: Stadtwerke Hannover AG<br />
Inbetriebnahme: Februar 1995 im Wasserwerk Fuhrberg<br />
Projektbeschreibung: Die Stadtwerke Hannover AG entschied sich bei dem Umbau<br />
einer bestehenden Heizkesselanlage in ihrem Wasserwerk in Fuhrberg für die<br />
energetische Nutzung von Holzhackschnitzeln in einer modernen Holzfeuerungsanlage.<br />
Die Holzfeuerung hat eine Wärmeleistung von 600 kW <strong>und</strong> deckt damit die Gr<strong>und</strong>last<br />
ab. Für die Abdeckung der Spitzenwärmelast wird weiterhin ein Kessel<br />
(370 kW) mit Propangas betrieben. Damit wird auch die Versorgungssicherheit am<br />
Wasserwerk für den Fall der Störung der HHS-Anlage bzw. zu Schwachlastzeiten<br />
im Sommer gewährleistet.<br />
Das Projekt hat folgende Zielsetzung:<br />
- Durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe soll eine nachhaltige Vermeidung<br />
der CO 2 -Emissionen erreicht werden.
64<br />
- Durch die Durchführung der Waldpflegemaßnahmen in den stadtwerkeeigenen<br />
Wäldern soll im Rahmen der Brennstoffbereitstellung langfristig ein Umbau der<br />
Nadelwälder (Monokultur) im Mischwald erreicht werden. Dies ist auch im Sinne<br />
einer Verbesserung der Gr<strong>und</strong>wasserqualität sehr förderlich.<br />
- Da die Nutzung von HHS aus Waldholz in Deutschland noch nicht verbreitet ist,<br />
erhält das Projekt einen Pilotcharakter. Dadurch werden wesentliche Impulse für<br />
die derzeit <strong>des</strong>olate Lage in der Forstwirtschaft erwartet.<br />
- Letztendlich bewirkt eine Orientierung auf heimische, nicht-fossile Energieträger<br />
als Nebeneffekt noch die Erhaltung von Arbeitsplätzen.<br />
2.10.7 Holzhackschnitzelheizwerk Vrees<br />
Die Gemeinde Vrees, Landkreis Emsland, hatte beschlossen, ein Neubaugebiet<br />
von 89 Gr<strong>und</strong>stücken mit einem Nahwärmenetz auszustatten <strong>und</strong> die dort zu bauenden<br />
Einfamilienhäuser sowie einen Kindergarten durch ein Holzhackschnitzelheizwerk<br />
zu beheizen.<br />
Ein Anschluss- <strong>und</strong> Benutzungszwang wurde per Satzung festgelegt.<br />
Projekt:<br />
Holzhackschnitzelheizwerk Vrees<br />
Projektträger: Biowärme BWV Vrees GmbH<br />
Inbetriebname: 10/1997<br />
Ergebnis: Die Heizleistung <strong>des</strong> ”Kohlbach”-Heizkessels mit Vorschub-<br />
Röstfeuerung beträgt 450 kw. Die Spitzenlast wird über einen Öl-/Gaskessel mit<br />
einer Kapazität von 350 kw abgedeckt. Als Brennstoffbasis steht in den Wäldern<br />
der Umgebung reichlich Schwachholz aus Durchforstungsarbeiten sowie naturbelassenes<br />
Restholz aus Wertstoffsammlungen <strong>zur</strong> Verfügung. Entsprechende Lieferverträge<br />
dienen der Versorgungssicherheit.<br />
Es besteht die Option, den Versorgungsbereich in Zukunft über das eigentliche<br />
Neubaugebiet hinaus zu erweitern <strong>und</strong> den vorhandenen Gebäudebestand anzuschließen.<br />
Der relativ kleine Versorgungsbereich <strong>und</strong> die wegen der Einfamilienhausbebauung<br />
geringe Versorgungsdichte ließen keine Standardlösungen zu. Zwar wurden in den<br />
letzten Jahren in Süddeutschland nach dänischen, österreichischen <strong>und</strong> schweizer<br />
Vorbildern Heizanlagen bzw. Heizwerke auf Biomassebasis, insbesondere Holz,<br />
errichtet, doch deren Ausgangssituation unterscheidet sich erheblich von der in<br />
Vrees. Zur Realisierung dieses Vorhabens wurden eine Reihe innovativer, technischer<br />
<strong>und</strong> organisatorischer Maßnahmen entwickelt. Diese könnten der energetischen<br />
Nutzung der Biomasse <strong>und</strong> insbesondere dem Einsatz von Restholz <strong>zur</strong> E-
65<br />
nergiegewinnung neue Impulse vermitteln, neue Einsatzmöglichkeiten aufzeigen <strong>und</strong><br />
weitere Einsatzbereiche erschließen.<br />
Die Anlage versorgt seit Oktober 1997 die ersten Einfamilienhäuser <strong>und</strong> den Kindergarten<br />
mit Wärme.<br />
2.10.8 Ingenieurleistungen zum Biomasse-Heizwerk Wolfenbüttel (Projektstudie)<br />
Projekt: Ingenieurleistungen zum Biomasse-Heiwerk Wolfenbüttel -<br />
Projektstudie<br />
Projektträger: EBM Energie aus Biomasse GmbH i.Gr.,<br />
Wolfenbüttel<br />
Begleitung: Energieconsulting Heidelberg GmbH<br />
Bearbeitung: 10.07. bis 31.12.1995<br />
Erarbeitet wurde eine Projektstudie <strong>zur</strong> Realisierung eines Strohheizwerkes auf<br />
Basis der Rost- oder Vorschubtechnik oder der Vergasungstechnik. Vorhandene<br />
Rohrleitungen am Standort der Fachhochschule Wolfenbüttel wurden in die Gesamtuntersuchung<br />
einbezogen. Der Wärmebedarf wurde ermittelt. Das Ergebnis<br />
sollte schließlich eine Vorplanung sein, um auf deren Gr<strong>und</strong>lage weitere konkrete<br />
Schritte planen zu können.<br />
Die EBM verfolgt das Vorhaben nicht weiter, da ein wirtschaftlicher Betrieb der Anlage<br />
nicht zu erwarten ist.<br />
2.10.9 Einsatz von Biomasse <strong>zur</strong> Energieerzeugung<br />
- vergleichende Untersuchung<br />
Projekt:<br />
Einsatz von Biomasse <strong>zur</strong> Energieerzeugung<br />
Projektträger: h s beratung, Ingenieurbüro für Energietechnik<br />
Bearbeitung: 1995<br />
Ziel der Studie über den Einsatz von Biomasse <strong>zur</strong> Energieerzeugung ist,<br />
- eine Übersicht über Heiz- <strong>und</strong> Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen <strong>und</strong> deren Hersteller<br />
zu geben,<br />
- Anforderungen an eine moderne Feuerungstechnik zu definieren,
66<br />
- gr<strong>und</strong>sätzliche Aussagen <strong>zur</strong> Wirtschaftlichkeit zu erarbeiten <strong>und</strong><br />
- Betriebserfahrungen zusammenzutragen.<br />
Es soll damit eine Gr<strong>und</strong>lage für die fachliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Beurteilung von<br />
Projekten geschaffen werden, die eine energetische Nutzung von nachwachsenden<br />
Rohstoffen zum Ziel haben.<br />
Die Studie geht sowohl auf Wärmeerzeugungsanlagen (Kleinanlagen <strong>und</strong> Heizwerke)<br />
als auch auf Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ein, wobei die jeweilige Technik<br />
analysiert <strong>und</strong> die daraus folgenden Betriebseigenschaften diskutiert werden. Spezifische<br />
Preise <strong>und</strong> typische Betriebskosten werden ermittelt.<br />
KWK-Konzepte werden analysiert, verglichen <strong>und</strong> die jeweiligen Besonderheiten<br />
herausgearbeitet. Die unter verschiedenen Randbedingungen heute realisierbaren<br />
Konzepte werden aufgezeigt.<br />
An einzelnen Beispielen werden Anlagen beschrieben, die Technik beurteilt <strong>und</strong> die<br />
erforderlichen Rahmenbedingungen für eine Wirtschaftlichkeit angeführt.<br />
Bisher bekanntgewordene Erfahrungen aus realisierten bzw. aufgegebenen Projekten<br />
werden zusammengetragen <strong>und</strong> Schwierigkeiten <strong>und</strong> Hemmnisse diskutiert.<br />
Die Studie liegt vor.
Anschriftenverzeichnis<br />
Arbeitsgemeinschaft Kunststoffe<br />
in Landwirtschaft <strong>und</strong> Gartenbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Chr. v. Zabeltitz<br />
c/o Universität Hannover<br />
Herrenhäuser Str. 2<br />
30419 Hannover Tel. 05 11/7 62 26 46<br />
AURO Pflanzenchemie GmbH<br />
Alte Frankfurter Str. 211<br />
H. Nieder<br />
38122 Braunschweig Tel. 05 31/89 50 88<br />
AgRo-Energieagentur GmbH & CO KG Tel. 05936/3617<br />
Wilhelm Pieper<br />
Kolpingstraße 4<br />
49716 Meppen<br />
HVG HanfProdukt Nord-West GmbH<br />
Cord Grashorn<br />
Bahnhofstraße 82<br />
26197 Huntlosen Tel. 04487/928 516<br />
Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
Braunschweig-Völkenrode<br />
Institut für Pflanzenbau<br />
Dr. Bramm<br />
Bun<strong>des</strong>allee 50<br />
38116 Braunschweig-Völkenrode Tel. 05 31/59 66 08<br />
Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft<br />
Braunschweig-Völkenrode<br />
Institut für Biosystemtechnik<br />
Prof. Dr.-Ing. Axel Munack<br />
Bun<strong>des</strong>allee 50<br />
38116 Braunschweig-Völkenrode Tel. 05 31/59 63 09<br />
Biowärme BWV Vrees GmbH Tel. 04479/ 232<br />
Am Pastorenmeer 8<br />
49757 Vrees<br />
Dänisches Technologisches Institut
2<br />
Technologieparken<br />
DK-8000 Århus C Tel. 45 89 43 89 43<br />
Deutsche Landwirtschafts-<br />
Gesellschaft Tel. 0 69/2 47 88-0<br />
Eschborner Landstraße 122<br />
60489 Frankfurt a. M.<br />
Energie-Consulting-Heidelberg Tel. 0 62 21/94-02<br />
Im Breitspiel 5<br />
69126 Heidelberg<br />
Erzeugergemeinschaft für<br />
pflanzliche Erzeugnisse<br />
<strong>zur</strong> technischen Verwendung<br />
Bodemannstraße 16<br />
38518 Gifhorn<br />
Geschäftsführer: Karl Niebuhr Tel. 05371/864 100<br />
Fachkoordinierungsstelle für Biotechnologie<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Am Leinekanal 4<br />
37073 Göttingen Tel. 0551/45 007<br />
Forschungsgesellschaft Wolfsburg mbH<br />
Heßlinger Str. 1-5<br />
38440 Wolfsburg Tel. 05361/189285<br />
GLUNZ CONSULT GmbH<br />
Grecostraße 1<br />
49716 Meppen Tel. 05931/405 23<br />
Hensen GmbH<br />
Henno Hensen<br />
Im Burgfeld 3<br />
27283 Verden Tel. 04231/89 50
3<br />
Henkel KG aA<br />
F. Heinz Fochem<br />
Henkelstr. 67<br />
40589 Düsseldorf Tel. 0211/797 27 77<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
Lüneburg - Wolfsburg<br />
Hans Leckscheidt<br />
Im Sande 1<br />
21335 Lüneburg Tel. O4131/709 135<br />
Institut für technische Verbrennung<br />
Universität Hannover<br />
Welfengarten 1A<br />
30167 Hannover Tel.: 0511 / 762 2418<br />
Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> Niedersächsischen<br />
Landvolkes e. V.<br />
Werner Bosse<br />
Warmbüchenstraße 3<br />
30159 Hannover Tel. 0511/3670 426<br />
Landwirtschaftskammer Hannover<br />
Bezirksstelle Nienburg<br />
Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer Tel.: 05021 / 60 26 78<br />
Rühmkorffstr. 5 0511 / 3665 396<br />
31582 Nienburg<br />
Landwirtschaftskammer Weser-Ems<br />
Reent Martens<br />
Mars-la-Tour-Str. 1-13<br />
26121 Oldenburg Tel. 0441/801 417<br />
LIVOS Pflanzenchemie<br />
Dr. Ulla Eggers<br />
OT Emern 60<br />
29568 Wieren Tel. 05825/885 08<br />
Marketinggesellschaft für niedersächsische<br />
Agrarprodukte e.V.<br />
Hohenzollernstraße 23<br />
30161 Hannover Tel.: 0511/34879-0
4<br />
Niedersächsische Energie-Agentur<br />
Rühmkorffstraße 1<br />
30163 Hannover Tel. 0511/ 96529 0<br />
Niedersächsisches Landvolk<br />
Kreisverband Gifhorn e.V.<br />
Bodemannstr. 6<br />
38518 Gifhorn Tel. 05371/864100<br />
Dr. R. C. Oberthür<br />
Bruchweg 10<br />
49844 Bawinkel Tel. 05371/864100<br />
Oelmühle Leer Connemann<br />
GmbH & Co KG<br />
Dr.-Ing. Joosten Connemann<br />
Sägemühlenstraße 45<br />
26789 Leer Tel. 0491/800 21 51<br />
piccoplant Mikrovermehrungen GmbH<br />
Elke Haase<br />
Brockhauser Weg 75<br />
26129 Oldenburg Tel. 0441/692 02<br />
PREUSSAG AG<br />
Karl Wiechert-Allee 4<br />
30625 Hannover Tel. 0511/566 11 20<br />
PSP Papierschaum Priehs GmbH<br />
Friedrich Priehs<br />
Desmastr. 3-5<br />
28832 Achim Tel. 04202/80 67<br />
Raiffeisen Haupt-Genossenschaft<br />
Alfred Reisewitz<br />
Krausenstraße 46-50<br />
30171 Hannover Tel. 0511/807 54 94<br />
SOLVAY Deutschland GmbH<br />
Dr. Hans Meyer<br />
Postfach 220<br />
30002 Hannover Tel. 0511/857 2235
5<br />
Stadtwerke Hannover AG<br />
Ihmeplatz 1<br />
30449 Hannover Tel. 0511/430-0<br />
Stadtwerke Wolfsburg AG<br />
Postfach 10 09 54<br />
38409 Wolfsburg Tel. 05361/189285<br />
VEBA OEL Entwicklungsgesellschaft mbH<br />
Pawikerstr. 30<br />
45876 Gelsenkirchen Tel. 0209/366 37 83<br />
Wilhelm-Klauditz-Institut<br />
für Holzforschung<br />
Bienroder Weg 54 E<br />
38108 Braunschweig Tel. 0531/3909 654<br />
Bio Pin Bienenwachspräparate Herstellungs GmbH<br />
Linumweg 1-8<br />
26441 Jever Tel. 04461 / 7575-0
6<br />
Mitglieder <strong>des</strong> Beirates für nachwachsende Rohstoffe<br />
Dr. Wolfgang Schultze, MdL<br />
PREUSSAG AG<br />
Dr. W. Wahmhoff<br />
Deutsche Bun<strong>des</strong>stiftung<br />
Karl-Wichert-Allee 4<br />
Umwelt<br />
An der Bornau 2<br />
30625 Hannover 49082 Osnabrück<br />
Professor<br />
Dr. G. Röbbelen<br />
Institut für Pflanzenbau<br />
Direktor<br />
<strong>und</strong> Pflanzenzüchtung<br />
F. Heinz Fochem<br />
der Universität Göttingen P. O. Box 1100<br />
Von-Siebold-Str. 8<br />
37075 Göttingen 40191 Düsseldorf<br />
Professor<br />
Professor<br />
Dr. C. Thoroe<br />
Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt für<br />
Dr.-Ing. Chr. v. Zabeltitz<br />
Universität Hannover<br />
Forst- <strong>und</strong> Holzwirtschaft<br />
Leuschnerstr. 91<br />
Institut f. Technik im<br />
Gartenbau u. Landwirtschaft<br />
Herrenhäuser Str. 2<br />
21031 Hamburg 30419 Hannover<br />
Wolf Hatje<br />
Werner Hilse<br />
PreussenElektra AG<br />
Tresckowstr. 5<br />
Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> Niedersächsischen<br />
Landvolkes e.V.<br />
Warmbüchenstr. 3<br />
30457 Hannover 30159 Hannover<br />
Professor<br />
Dr. K.-H. Steinberg<br />
Dr.Horst Friedrich<br />
PREUSSAG Aktiengesellschaft<br />
Postfach 61 02 09<br />
Volkswagen AG, Abt. K-EFF<br />
Postfach 1777<br />
30625 Hannover 38436 Wolfsburg<br />
Nikolaus von Veltheim<br />
Ursula Langendorf<br />
Raiffeisen Hauptgenossenschaft<br />
e. G.<br />
Niedersächsisches<br />
Umweltministerium<br />
Krausenstr. 46 - 50 Archivstr. 3<br />
30041 Hannover 30171 Hannover
7<br />
Dr. Th.Lange<br />
Dr. Andreas Müller<br />
Marketinggesellschaft für<br />
niedersächsische Agrar-<br />
Fachkoordinierungsstelle<br />
für Biotechnologie <strong>des</strong><br />
produkte e. V.<br />
Hohenzollernstr. 23<br />
Lan<strong>des</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Am Leinekanal 4<br />
30161 Hannover 37073 Göttingen<br />
Dr. G. Weber<br />
WOLFF Walsrode AG<br />
Bernd D. Graf von Hardenberg<br />
Deutsche Agrar AG<br />
Postfach 15 15 Kruppstr. 16<br />
29655 Walsrode 31135 Hil<strong>des</strong>heim<br />
Professor<br />
Dr. Kl.-D. Vorlop<br />
Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft<br />
Kammerdirektor Udo Hahn<br />
Landwirtschaftskammer<br />
Hannover<br />
Braunschweig-Völkenrode<br />
Institut für Technologie Postfach 2 69<br />
Bun<strong>des</strong>allee 50<br />
38116 Braunschweig 30002 Hannover<br />
Dr. Bramm<br />
Bun<strong>des</strong>forschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft<br />
Braunschweig-Völkenrode<br />
Dr. Csicsaky<br />
Niedersächsisches<br />
Sozialministerium<br />
Institut f. Pflanzenbau Hinrich-Wilh.-Kopf-Platz 2<br />
Bun<strong>des</strong>allee 50<br />
30001 Hannover<br />
38116 Braunschweig<br />
Dr. Helga Grupe<br />
Dr. G. Reinhardt<br />
Monsanto ( Deutschland )<br />
ifeu-Institut<br />
GmbH Wilckensstraße 3<br />
Immermannstr. 3<br />
69120 Heidelberg<br />
40210 Düsseldorf<br />
Lothar Blanke<br />
Industriegewerkschaft<br />
Bauen-Agrar-Umwelt<br />
Otto Brenner Str. 1<br />
30159 Hannover