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Karl-Josef Fuchs - Die 100 besten Wildrezepte

Dieses Buch vereint die 100 besten Wildrezepte, die raffiniertesten Gerichte aus der Spielweg-Küche. Mit dabei: Wildwurst selbst gemacht, Zubereitung von ungewöhnlichen Wildspezialitäten und Münstertäler Köstlichkeiten, die wichtigsten Grundlagen für die gute Küche und einen Jagd- und Schonzeitenkalender.

Dieses Buch vereint die 100 besten Wildrezepte, die raffiniertesten Gerichte aus der Spielweg-Küche.
Mit dabei: Wildwurst selbst gemacht, Zubereitung von ungewöhnlichen Wildspezialitäten und Münstertäler Köstlichkeiten, die wichtigsten Grundlagen für die gute Küche und einen Jagd- und Schonzeitenkalender.

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Es geht um die Wurst<br />

VON BURKHARD SCHORK<br />

Jäger, Metzger- und Küchenmeister, Romantik-Hotel Friedrich von Schiller, Bietigheim-Bissingen<br />

Autor von „Das Schlachtfest – Rezepte rund ums Schwein“<br />

ALLGEMEIN<br />

So ist halt der Fleisch liebende Mensch: Seit Jahrtausenden geht er auf<br />

die Jagd, hält Nutztiere und schlachtet sie und hat anschließend die Aufgabe,<br />

das Erlegte für schlechtere Zeiten als Vorrat zu konservieren. Haltbar<br />

werden Fleisch- und Wurstwaren zum Beispiel durch Lufttrocknen, Einsalzen,<br />

Pökeln, Räuchern oder aber alle Konservierungsmethoden in Kombination.<br />

<strong>Die</strong> meisten Herstellungs- und Lagermethoden haben sich bewährt<br />

und werden bis heute angewandt.<br />

Mit der Wurstherstellung ist es nicht ganz so einfach. Rohwürste beispielsweise<br />

sind ungekühlt lagerfähige Wurstwaren, also alles, was über 10 °C<br />

Temperatur liegt, die sich schneiden oder streichen lassen. Umgerötet<br />

nennt man die Wurst, wenn mit Kochsalz und Salpeter bzw. Nitrit versetztes<br />

Kochsalz (Pökelsalz) zugegeben wird. Dadurch stabilisiert sich nämlich<br />

der Muskelfarbstoff Myoglobin und verhindert, dass die Wurst grau wird.<br />

Der Althochdeutsche Begriff „wursteln“ = „mischen“ stand Pate für alles<br />

Gemischte, Gewürzte und in Naturdärmen Abgefüllte. Kühlere und keimfreiere<br />

Regionen wie das Hochgebirge waren früher, bevor es andere Kühlmöglichkeiten<br />

gab, für die Rohwurstherstellung von Vorteil, da das Fleisch<br />

vor dem Verarbeiten angefroren werden musste. Geräuchert wurde jedoch<br />

in jeder Gegend, sowohl in Tief- als auch in Höhenlagen.<br />

Das Wichtigste früher wie auch heute jedoch ist: Das Fleisch muss rasch<br />

in ein pH-Wert niedriges Milieu kommen (pH-Wert 5,5 = sauer) und ebenso<br />

zügig viel Aktivwasser (a w-Wert 0,85 = optimal) verlieren. Frisches<br />

Fleisch, direkt nach der Jagd oder dem Schlachten, verfällt rasch in die<br />

Totenstarre und somit in einen pH-Wert niedriges Millieu. Beste Voraussetzungen,<br />

wenn man durch Zugabe von Salz, Zucker, Gewürzen und<br />

Alkohol noch mehr natürliche Konservierungsstoffe zugibt. <strong>Die</strong> Erfahrung<br />

hat gezeigt, dass rohe Fleisch von älteren Tieren, egal ob männlich oder<br />

weiblich, am <strong>besten</strong> eignet, um Wurstwaren herzu stellen. <strong>Die</strong>ses „ältere“<br />

Fleisch hat das ausgeprägteste Aroma und gleichzeitig den niedrigsten<br />

a w-Wert, was eine viel kürzere Produktions- und Reifezeit bedeutet.<br />

VORBEREITUNG<br />

Bereit sein ist alles. <strong>Die</strong>s betrifft vor allem das Magerfleisch, den Speck<br />

und das Bindegewebe. Etwa 24 Stunden nach der Jagd oder Schlachtung<br />

stellt man durch eine pH-Wert-Messung mittels Lackmus-Papierstreifens<br />

fest, welches Fleisch sich für die Rohwurstherstellung eignet. Das Magerfleisch<br />

wird anschließend in wolfgerechte Würfel geschnitten und entweder<br />

intensiv gekühlt oder – noch besser – tiefgefroren. Dadurch bleibt der<br />

niedrige pH-Wert erhalten. Den Speck für die Rohwurstherstellung trennt<br />

man am <strong>besten</strong> noch schlachtwarm vom Tierkörper und entschwartet ihn<br />

so, dass die Hautrückstände möglichst an der Schwarte bleiben. Nun in<br />

einen gut gekühlten Raum hängen, damit der Speck auch Wasser verliert<br />

(in ca. 1 Woche von 10 % auf etwa 5 % Wassergehalt). <strong>Die</strong>sen Vorgang<br />

nennt man auch Auskristallisieren. Zur weiteren Verarbeitung wird der<br />

Speck bei –12 °C gefroren, damit er beim Kuttern „klirrend bricht“. Erst<br />

dann besitzt er die Schneidbarkeit und die zur Verarbeitung notwendige<br />

Kältereserve!<br />

WÜRZEN<br />

Zur Rohwurstherstellung verwendet man Salz, Salpeter oder Nitritpökelsalz,<br />

Rohrzucker, Pfefferarten je nach Wurstart, eventuell Kümmel, Senfkörner,<br />

Kardamom, Muskatblüte, Knoblauch und Alkoholika wie Rum,<br />

Kirschwasser etc. Sie alle sind natürliche Konservierungsstoffe, die ein<br />

pH-Wert niedriges Milieu bei frischem Fleisch begünstigen.<br />

<strong>Die</strong> Gewürze müssen in jeder Hinsicht möglichst keimarm bzw. komplett<br />

keimfrei sein, um eine ungewollte giftige Schimmelbildung zu vermeiden.<br />

Damit das Brät nicht vorzeitig auf dem Kutter zu einer Bindung kommt,<br />

werden Salz und Gewürze erst gegen Schluss des Zerkleinerungsvorganges<br />

zugegeben.<br />

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