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Fremde Sühne

Krimi-Kurzgeschichte

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Bleiche Schleier ziehen an den Gittern vorbei. Die<br />

Hammerschläge zeugen von Schicksal, von Unaufschiebbarkeit.<br />

In der Zelle ist es kalt. Die klamme Feuchtigkeit ist<br />

allgegenwärtig. Der Blick des Gefangenen hängt<br />

noch einen Moment an dem Galgen; seinem Galgen.<br />

Er löst sich, schweift hinaus in die Welt. Er folgt dem<br />

Band aus nasser Erde, festgestampft von unzähligen<br />

Füßen und Hufen, das sich im Unbestimmten des<br />

Nebels verliert. Tote Bäume recken ihre Äste fingergleich<br />

gen Himmel; ungewisse Gestalten in den<br />

wabernden Schwaden. Stimmen und Hundegebell<br />

verlieren sich im grauen Dunst, vage und ortlos.<br />

Seine Gedanken reißen seinen Blick weiter: über<br />

den nahen Wald zu den fernen Dünen; zerren ihn<br />

durch Raum und Zeit.<br />

Er folgt den einsamen Spuren im Sand, die sein<br />

Schicksal besiegelten. Zu dem Haus auf der Klippe,<br />

verödet und verlassen, vom Wind gepeinigt, der die<br />

Fensterläden gegen die Fassade schlägt und durch<br />

jede Öffnung heult.<br />

Erneut verharrt er, wie damals. Er konnte nicht<br />

weitergehen. Was ging es ihn an? Andere würden<br />

sich darum kümmern. Und was wusste er schon?<br />

Schatten in der Nacht, Bilder in der Trunkenheit; er<br />

hatte sich das alles eingebildet. Ja, so war es. Es gab

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