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Verhängnisvolle Affäre - Borna-Borreliose-Herpes

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Weidepflege:<br />

Grüne Wiese<br />

oder Steppe<br />

<strong>Borna</strong>virus:<br />

Verkanntes Risiko<br />

Hufrehe und Insulin:<br />

<strong>Verhängnisvolle</strong> <strong>Affäre</strong><br />

Nummer 17<br />

9. Jahrgang<br />

Herbst<br />

2009<br />

Foto: Christiane Slawik


Dopen Sie noch oder<br />

ernähren Sie schon?<br />

Editorial<br />

So viele Dopingfälle, so viel Wirbel. Würde man sich über die<br />

Ernährung eines Sportlers so viele Gedanken machen wie über<br />

seine Medikation, würden einige psychische und physische<br />

Probleme erst gar nicht auftreten.<br />

Die Krux an der Sache ist jedoch, dass jeder Sportler oder<br />

Pferdebesitzer bereits der überzeugten Meinung ist, er würde<br />

sich, bzw. sein Pferd richtig ernähren.<br />

Wobei weder eine Nährstoffbilanz erstellt<br />

worden ist noch die Überprüfung einer<br />

Mangelsituation stattgefunden hat. In<br />

dem sicheren Bewusstsein, das mit der<br />

Ernährung würde schon stimmen, wird<br />

eine Medikation eingeleitet.<br />

Woher diese Sicherheit kommt, ist mir<br />

schleierhaft. Fakt ist, dass über die<br />

Möglichkeiten der Fütterung für die<br />

Leistungsoptimierung viel zu wenig<br />

bekannt ist.<br />

Dr. Susanne Weyrauch<br />

Würde man vor dem Gedanken an eine<br />

Leistungssteigerung durch Doping erst<br />

die Futterration gründlich überprüfen und<br />

das Potential einer nährstoffgerechten<br />

Fütterung ausschöpfen, gäbe es viele<br />

dieser unschönen Fälle nicht, die den<br />

Reitsport in Misskredit führen.<br />

Wir empfehlen Ihnen, regelmäßig das Futterjournal zu lesen, um<br />

einen Einblick in die fantastische Welt der Ernährung zu erhalten.<br />

Ihre Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand<br />

Chefredakteurin<br />

Foto: Slawik<br />

3<br />

FutterJournal 17


Inhalt<br />

2Übersteigen<br />

die Blutspiegel des Zuckerhormons<br />

den Normalbereich, ist das Risiko für eine Hufrehe<br />

erhöht. Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten<br />

abgesenkt werden? Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

legen diesen Schluss nahe. Was ist<br />

über die Rolle von Insulin bei der Reheentstehung<br />

bekannt? Wie können wir die Gefährdung<br />

gering halten oder neue Reheschübe vermeiden?<br />

48<br />

Foto: Slawik<br />

Früher galt die Diagnose <strong>Borna</strong> als unwiderrufliches<br />

Todesurteil. Forschungsarbeiten an der<br />

Freien Universität in Berlin haben nun ergeben,<br />

dass von 100 Pferden in Deutschland 60 das<br />

<strong>Borna</strong>virus in sich tragen und 16 Prozent unter<br />

Symptomen leiden, die durch das Virus mit verursacht<br />

werden. Die <strong>Borna</strong>sche Krankheit wurde<br />

kürzlich auch für den Menschen beschrieben,<br />

wobei das Pferd den natürlichen Wirt abgibt.<br />

FutterJournal 17 4<br />

Editorial<br />

Dopen Sie noch oder ernähren Sie schon 3<br />

Inhalt 4<br />

Notizen<br />

Masterstudiengang Pferdewissenschaften 6<br />

Bessere Heuqualität<br />

Erwin Schäfer ist tot<br />

Helle Kleven: Physiotherapie für Pferde 8<br />

Lavendel- Heilpflanze des Jahres<br />

Zwei neue Bücher von Chrstiane Slawik 10<br />

Titel<br />

Eine verhängnisvolle <strong>Affäre</strong> 12<br />

Hufrehe und Insulin<br />

Rasseportrait<br />

Vom idealen Kriegspferd zum frommen Sportler 22<br />

Der Trakehner<br />

Kräuter<br />

Der Gigant unter den Heilpflanzen 28<br />

Ginseng<br />

Praxis<br />

Satte grüne Wiese oder zertreten Steppe 30<br />

- alles eine Frage der Pflege<br />

Ernährungslehre<br />

Stark für das Bindegewebe 36<br />

Silizium<br />

Interview<br />

Reitsport imWandel der Zeit 42<br />

Interview mit Manfred Hölzl<br />

Forschung<br />

Verkanntes Risiko 48<br />

<strong>Borna</strong>viren<br />

Futter-Praxis<br />

Heiler ohne Hirn 52<br />

Das geheime Leben der Blutegel<br />

Forschung<br />

Hufprobleme - ein Fall für die Fütterung? 58<br />

Ergebnisse einer Pilotstudie<br />

Hund<br />

Kontrolle ist wichtig 62<br />

Gesäugetumoren bei der Hündin<br />

Mensch<br />

Kein Ekel vor Erde 64<br />

Geophagie - das Essen von Erde<br />

Impressum 66


FutterJournal 17<br />

Notizen<br />

Masterstudiengang<br />

Pferdewissenschaften<br />

In Göttingen werden wissenschaftlich qualifizierte<br />

Nachwuchskräfte für den sich stets<br />

weiter entwickelnden Arbeitsmarkt des Pferdesektors<br />

ausgebildet. Der Masterstudiengang<br />

setzt ein abgeschlossenes, mindestens<br />

6-semestriges Studium (z.B. einen Bachelor<br />

in Agrarwissenschaften ) voraus. Die Studenten<br />

befassen sich mit naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagen, der Physiologie, der Zucht, Haltung,<br />

Fütterung (5%), Nutzung und Hygiene<br />

des Pferdes sowie der Betriebswirtschaftslehre<br />

und Unternehmensführung pferdehaltender<br />

Betriebe und mit den Auswirkungen auf Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Umwelt. Die Regelstudienzeit<br />

beträgt vier Semester.<br />

pferdewissenschaften.uni-goettingen.de<br />

Neues Kräuter-Mineralfutter<br />

speziell für Rehepferde<br />

Pferde, die unter dem Equinen Metabolischen<br />

bzw. Cushing Syndrom und der daraus möglicherweise<br />

entstehenden Hufrehe leiden und<br />

Pferde, die Störungen im Muskelstoffwechsel<br />

haben, sind oft auf eine getreidereduzierte<br />

oder getreidefreie Diät angewiesen.<br />

Da eine überwiegende Heu-<br />

und Strohfütterung für die<br />

Mineralisierung bei weitem<br />

nicht ausreicht und bei diesen<br />

Pferden oft ein Mangel an spezifischen<br />

Nährstoffen besteht,<br />

wurde Glucogard entwickelt.<br />

Dieses besondere Kräuter-Mineralfutter<br />

gleicht langfristig<br />

Mangelerscheinungen aus und<br />

ermöglicht eine vollwertige<br />

Fütterung auf der Basis einer Faserfütterung<br />

(Heu und Stroh).<br />

Die Mineralstoff- und Vitaminkombination<br />

wurde so gewählt, dass auch der Insulin- und<br />

Kohlenhydratstoffwechsel mit den notwendigen<br />

Funktionsnährstoffen versorgt wird.<br />

Deshalb profitieren auch Sportpferde, die mit<br />

größeren Getreide- und damit auch Stärkemengen<br />

konfrontiert sind, von Glucogard.<br />

6<br />

Heuqualität<br />

Mangelnde Heuqualität ist für viele Besitzer<br />

immer wieder ein Reizthema im wahrsten<br />

Sinne des Wortes. Das traditionelle Aufschütteln<br />

des Heus ist oft sehr zeitraufwendig. Daher<br />

vertreibt die Firma Agrosuter einen Heustaubsauger,<br />

der Feinstaub, Erdpartikel und<br />

anderen Fremdkörpern fliegt.<br />

Die Heurüstmaschinen,<br />

die auch Stroh staubärmer werden lassen gibt<br />

es bei Agrosuter in zwei verschiedenen Grössenmodellen,<br />

fahrbar, mit oder ohne Stossrechen.<br />

www.agrosuter.ch<br />

Erwin Schäfer ist tot<br />

Nach schwerer Krankheit und viel zu früh verstarb<br />

der 61jährige Erwin Schäfer. Der passionierte<br />

Jäger und Pferdefreund war bekannt<br />

als der Vater des gelben Leinsamens. Sein<br />

blausäurefreier Leinsamen wird als „Leingold“<br />

von vielen Pferdeliebhabern besonders im<br />

Fellwechsel oder in der Rekonvaleszenz sehr<br />

geschätzt. Wir werden ihn sehr vermissen!


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FutterJournal 17<br />

Notizen<br />

Das Buch zur Physiotherapie für Pferde<br />

Die Norwegerin Helle Kleven<br />

möchte mit ihrem neuesten Werk<br />

"Biomechanik und Physiotherapie<br />

für Pferde" ihren interessierten<br />

Lesern das Wissen rund um den<br />

Bewegungsapparat des Pferdes<br />

vermitteln.<br />

Lavendel - Heilpflanze des Jahres 2008<br />

Lavendelblüten wurden früher<br />

gerne in kleine Kissen eingenäht<br />

und im Kleiderschrank aufbewahrt.<br />

Nun wurde Lavendel als<br />

Pflanze zur Gesunderhaltung von<br />

Nerven und Seele in Zeiten der<br />

Reizüberflutung zur Heilpflanze<br />

des Jahres 2008 gekürt.<br />

Seit alters her wird Lavendel<br />

wegen seines frischen, würzigen<br />

Duftes als Badezusatz und in Parfums<br />

verwendet. In der Zeit von<br />

Pest und Cholera mischte man<br />

Essig mit Lavendel , Thymian,<br />

Salbei und Rosmarin, um sich vor<br />

Krankheitsübertragung zu schützen.<br />

Manche Adelige vertrieb<br />

Den Angaben der<br />

erfahrenen Physiotherapeutin<br />

und Osteopathien<br />

zufolge<br />

hat sich in den letzten<br />

10 Jahren sehr<br />

viel auf dem Gebiet<br />

der Physiotherapie<br />

getan. Diese Therapieform<br />

ist heute zu<br />

einem wichtigen Bestandteil des<br />

Gesundheitsmanagements für<br />

Pferde geworden. "Biomechanik<br />

und Physiotherapie für Pferde"<br />

vermittelt biomechanische Grundlagenkenntnisse,<br />

lehrt Anomalien<br />

und Blockaden zu erkennen, zeigt<br />

Massage- und Dehnungsübungen<br />

und stellt physikalische Therapien<br />

vor.<br />

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten<br />

Verlag: Fn-Verlag;<br />

1., Neuauflage<br />

EUR 24,80<br />

Helle Katrine Kleven,<br />

Jahrgang 1964, ist<br />

gebürtige Norwegerin.<br />

Sie lebt seit 10<br />

Jahren in Deutschland,<br />

ist gelernte<br />

Krankengymnastin<br />

und hat sich durch<br />

Lehrgänge in England<br />

im Bereich "Physiotherapie<br />

für Pferde" ausbilden<br />

lassen. Seit 1996 ist sie selbständig.<br />

Helle Kleven war unter anderem<br />

auch die offizielle Betreuerin<br />

der Pferde der Deutschen Vielseitigkeitsmannschaft<br />

bei den Weltreiterspielen<br />

in Rom 1998, bei den<br />

Weltmeisterschaften im Distanzreiten<br />

in Dubai 1998 und betreute<br />

die Pferde der Vielseitigkeitsreiter<br />

bei den Europameisterschaften<br />

1999 in Luhmühlen.<br />

mit Lavendeltee ihre Migränekopfschmerzen<br />

und während des<br />

Ersten Weltkrieges verwendete<br />

man Lavendelöl zur Wunddesinfektion.<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

unterstreichen die<br />

beruhigende und entspannende<br />

Wirkung von Echtem Lavendel<br />

und Lavendelöl. Außerdem wirkt<br />

Lavendel entkrampfend, wundheilend,<br />

leicht antidepressiv,<br />

schmerzlindernd, entzündungshemmend<br />

und desinfizierend. Als<br />

Küchen- oder Futtergewürz sorgt<br />

er für exotische Würze und im<br />

Garten hält er die Läuse fern.


Notizen<br />

Neue Bücher von Christiane Slawik<br />

„Seit ich denken kann,<br />

faszinieren mich Pferde<br />

auf eine Art und<br />

Weise, die ich nur<br />

schwer beschreiben<br />

kann“, sagt die Autorin<br />

dieses Buches,<br />

die bekannte Pferdefotografin<br />

Christiane<br />

Slawik. „Pferde haben<br />

etwas Magisches.<br />

Ihre zahlreichen Fans<br />

wissen das schon seit<br />

jeher. „Mit meiner<br />

Kamera versuche ich,<br />

dieses Gefühl einzufangen<br />

und festzuhalten<br />

– den einen, ganz besonderen, magischen<br />

Moment, den man nach dem Shooting nicht nur<br />

im Herzen mit nach Hause nimmt, sondern über<br />

Fotos mit anderen teilen kann.“ Die beeindruckenden<br />

Fotos in diesem Buch werden begleitet<br />

von Zitaten: Begeisterte Pferdeleute, vom zehnjährigen<br />

Stallmädchen bis hin zum berühmten<br />

Reitmeister, offenbaren ihre ganz persönlichen<br />

Momente des Glücks mit diesen unvergleichlichen<br />

Tieren. Entstanden ist ein wunderschön<br />

aufgemachtes Geschenkbuch, das die enge Beziehung<br />

zwischen Mensch und Pferd in einzigartiger<br />

Form zum Ausdruck bringt.<br />

Sondereinband: 128 Seiten<br />

Verlag: Cadmos (27. 09.2009)<br />

Preis 19,90 Euro<br />

ISBN 978-3-86127-471-1<br />

FutterJournal 17<br />

10<br />

Was haben der<br />

S chlosskutscher<br />

Rudi Almer aus der<br />

Steiermark, der Tierarzt<br />

Robert Stodulka<br />

aus Wien und<br />

der „Stanglwirt“<br />

Balthasar Hauser<br />

aus Going in Tirol<br />

gemeinsam? Es ist<br />

die Verbundenheit<br />

mit ihren Pferden -<br />

ob edle Lipizzaner,<br />

rassige Andalusier<br />

oder warmherzige<br />

Noriker. Jedes Pferd<br />

hat seine eigene<br />

Geschichte – so wie auch ihre Besitzer. Wer die renommierte<br />

Pferdefotografin Christiane Slawik nur einmal bei<br />

einem ihrer Shootings beobachtet hat, ist fasziniert von<br />

der Leidenschaft mit der sie mit der Kamera den Moment<br />

einfängt: Christiane ist die Seele, sie ist der Fotoapparat,<br />

sie ist die Idee. Und dabei entstehen Aufnahmen, die mit<br />

einer außergewöhnlichen Liebe vom Motiv sprechen. Mit<br />

den „Pferdegeschichten aus Österreich“ geht Christiane<br />

einen Schritt weiter. Sie erzählt in Wort und Bild über außergewöhnliche<br />

Schicksale von Menschen, die ihr Leben<br />

in den Dienst der Pferde stellen, von Pferden, die Außergewöhnliches<br />

erlebt haben und von Orten mit außergewöhnlichen<br />

Begebenheiten.<br />

Sondereinband: 128 Seiten<br />

Verlag: Av Buch (25. 10 2009)<br />

Preis 24,90 Euro<br />

ISBN 978-3-7040-2340-7<br />

Christiane Slawik, renommierte Fachjournalistin und Fotografin,<br />

hat sich mit Leib und Seele der Pferdefotografie<br />

verschrieben. Auf der Suche nach ausdrucksstarken Momenten<br />

lässt sich die Würzburgerin durch die jeweilige<br />

Situation, Licht und Farbe, die Ästhetik und den individuellen<br />

Charme des Pferdes inspirieren. Ihre Fotografien zeigen<br />

deutlich ihre künstlerische Vorbildung und Veranlagung,<br />

fangen Temperament, Charme und Persönlichkeit eines jeden<br />

Tieres perfekt ein. Christiane Slawik bereiste in Sachen<br />

Pferd bereits große Teile der Welt und veröffentlicht ihre<br />

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Titel<br />

Übersteigen die Blutspiegel<br />

des Zuckerhormons den<br />

Normalbereich, ist das<br />

Risiko für eine Hufrehe erhöht.<br />

Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten<br />

abgesenkt werden?<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

legen diesen Schluss nahe. Was<br />

ist über die Rolle von Insulin bei<br />

der Reheentstehung bekannt?<br />

Wie können wir die Gefährdung<br />

gering halten oder neue Reheschübe<br />

vermeiden?<br />

Wie entsteht Hufrehe ?<br />

Hufrehe ist ein Schreckgespenst<br />

für jeden Pferdebesitzer. Sehr<br />

oft ruiniert sie das Fundament<br />

der Beine und macht damit das<br />

Bewegungstier Pferd auf Dauer<br />

„unbrauchbar“. Zumindest<br />

schwebt fortan das Damoklesschwert<br />

neuer Reheausbrüche<br />

über Pferd und Reiter. Grund<br />

genug, alles zur Vermeidung der<br />

„Pododermatitis aseptica diffusa“<br />

zu tun. Dafür muss man zunächst<br />

wissen, welches die Hauptursachen<br />

für diesen GAU der Hufe<br />

sind.<br />

Traditionell werden mechanische<br />

(„Überlastungsrehe“), chemischtoxische<br />

(Vergiftungs- oder<br />

Medikamentenrehe) oder fütterungsbedingte<br />

Ursachen unterschieden.<br />

Heute geht man davon<br />

aus, dass den meisten Fällen eine<br />

Fehlernährung zugrundeliegt (s.<br />

Wintzer, Krankheiten des Pferdes<br />

1997). Akute Auslöser wie Giftstoffe,<br />

Cortisonpräparate oder<br />

eine sehr hohe akute Aufnahme<br />

von Stärke und Fruktan können<br />

schließlich zum offenen Reheausbruch<br />

führen.<br />

Welche Fütterungsfehler sind<br />

grundlegend für die Reheentstehung?<br />

Hier unterscheidet man<br />

zwei Hauptursachen.<br />

FutterJournal 17<br />

Eine verhän<br />

<strong>Affäre</strong><br />

Hufrehe, Insulin und


gnisvolle<br />

mangelnde Bewegung Foto:<br />

Slawik<br />

Titel<br />

Hufrehe durch Dysbiose<br />

Die klassische Fütterungsrehe<br />

wird durch ein Ungleichgewicht<br />

im Dickdarm verursacht (s. Meyer,<br />

Coenen Pferdefütterung 2002).<br />

Wenn große Getreiderationen<br />

also Hafer, Gerste oder Mais verfüttert<br />

werden, übersteigt dies<br />

leicht die Verdauungskapazität<br />

der vorderen Darmabschnitte.<br />

Unverdaute Getreidestärke flutet<br />

dann weiter hinten, im Dickdarm<br />

an, wo es zu einer übermäßigen<br />

Vermehrung an milchsäurebildenden<br />

Bakterien kommt. Man nennt<br />

dies „Dickdarm-Dysbiose“, da die<br />

biologisch nützliche Darmflora<br />

durch die einseitige Bakterienvermehrung<br />

aus dem Gleichgewicht<br />

gerät. Die bakteriell produzierte<br />

Milchsäure greift ausserdem die<br />

Schleimhäute des Dickdarms an,<br />

die somit durchlässiger für Giftstoffe<br />

werden. Solche Gifte, die<br />

sogenannten „Endotoxine“, werden<br />

fatalerweise von Darmbakterien<br />

abgegeben, die aufgrund<br />

der Dysbiose zugrundegehen.<br />

Sie gelangen durch die geschädigte<br />

Darmschleimhaut ins Blut,<br />

wodurch sie bis zum Huf gelangen.<br />

Im Umfeld des Hufkomplexes<br />

bewirken die Endotoxine auf nicht<br />

völlig geklärte Weise eine Reihe<br />

problematischer Veränderungen.<br />

Offenbar im Zusammenspiel von<br />

Fusionen und Verengung der<br />

Blutgefäße sowie durch Blutverdickung<br />

kommt es zur einer Minderdurchblutung<br />

der Huflederhaut.<br />

Zusätzlich werden Entzündungsfaktoren<br />

wirksam. Die Minderdurchblutung<br />

führt im Lederhautbereich<br />

zu Sauerstoff- und Nährstoffverarmung.<br />

Gewebebezirke<br />

beginnen zu degenerieren. Im<br />

Verlauf des Entzündungsprozesses<br />

erhöht sich der Flüssigkeitsdruck<br />

im beengten Raum der Hufkapsel.<br />

Zusätzlich werden Zersetzungsenzyme<br />

(„Metalloproteinasen“)<br />

aktiv.<br />

FutterJournal 17


FutterJournal 17<br />

Titel<br />

Als Folge dieser Prozesse können<br />

die Blättchen der Hufwand<br />

und der Huflederhaut ihre Verzahnung<br />

schließlich nicht mehr<br />

aufrechterhalten. Damit geht die<br />

Verbindung des Hufbeins mit der<br />

Hornkapsel in einem schmerzhaften<br />

Prozess verloren. Die Ablösung<br />

wird durch den normalen<br />

Zug der tiefen Beugesehne am<br />

Hufbein noch beschleunigt. Die<br />

Akutphase der Hufrehe ist damit<br />

erreicht (s. Dissertation Coyne,<br />

Amherst 2008). Das Hufbein kann<br />

sich nun innerhalb des Hufkomplexes<br />

absenken oder verdrehen,<br />

bis hin zum völligen Verlust der<br />

Hornkapsel.<br />

Dysbiose durch Fruktan<br />

Nicht nur die Getreidestärke<br />

sondern auch große Mengen<br />

des Graszuckers Fruktan (z.B. 2,5<br />

kg/Tag) lösen nachweislich eine<br />

Hufrehe aus. Man geht davon aus,<br />

dass das Pferd für diesen Mehrfachzucker<br />

keine Dünndarmenzyme<br />

bereitstellt, die eine Verdau-<br />

ung ermöglichen könnten. Somit<br />

würde Fruktan komplett in den<br />

Dickdarm weitergeleitet, wo es in<br />

ähnlicher Weise wie Stärke eine<br />

Bakterienwucherung bewirken<br />

kann, mit den zuvor geschilderten<br />

Folgen für den Hufkomplex.<br />

Die fruktanreichen modernen<br />

Grassorten wie das Deutsche Weidelgras<br />

sind deshalb für Pferde<br />

problematisch. Der Gesamt- 1b<br />

prozess einer dysbiosebe-<br />

Hufrehebeschlag eines polnischen Schmiedes. Das Pferd hatte auf allen vier<br />

Hufen eine fütterungsbedingte Hufrehe<br />

dingten Hufrehe läuft in zwei<br />

bis drei Tagen ab. Bei geringerer<br />

aber andauernder Fehlernährung<br />

nimmt er vermutlich längere Zeit<br />

in Anspruch.<br />

Zweiter Typ der Fütterungsrehe<br />

Eine einseitige Fütterung kann<br />

langfristig auch auf mehr indirekte<br />

Art zur Hufrehe führen. Sie entsteht<br />

im Zusammenhang mit einer<br />

„Insulinresistenz“. Was ist damit<br />

gemeint? Es geht eigentlich um<br />

eine Resistenz der „Zielgewebe“<br />

des Insulins.<br />

14<br />

Das heisst, Muskel- und Fettgewebe<br />

lassen sich von Insulin<br />

nicht mehr so gut zur Aufnahme<br />

des überschüssigen Blutzuckers<br />

(=Glucose) stimulieren, wie das bei<br />

normalen Pferden der Fall ist. Die<br />

Bauchspeicheldrüse muss deshalb<br />

überdurchschnittlich viel Insulin<br />

produzieren, um Glucose, die<br />

nach Getreideverdauung im Blut<br />

anflutet, dennoch in die Gewebe<br />

zu schaffen. Diese Kompensation<br />

der Insulinresistenz durch Insulinüberproduktion(=“Hyperinsulinämie“)<br />

kann im Normalfall lebenslang<br />

aufrechterhalten werden.<br />

Die betroffenen Pferde regulieren<br />

damit immer noch recht gut ihren<br />

Blutzuckerspiegel und bekommen<br />

deshalb im Gegensatz zum Menschen<br />

relativ selten einen Diabetes<br />

mellitus.<br />

Der amerikanische Forscher Philip<br />

J. Johnson prägte für die Verkopplung<br />

von Dickleibigkeit, Insulinresistenz<br />

und erhöhtem Reherisiko<br />

den Begriff „Equines Metabolisches<br />

Syndrom“ (siehe dazu auch<br />

Futterjournal 12, 2007). Auch bei<br />

Pferden mit Cushingsyndrom kann<br />

man sehr oft eine Insulinresistenz<br />

nachweisen (siehe Futterjournal<br />

14, 2008).<br />

Rehe durch Insulinresistenz?<br />

Dass Pferde mit verminderter<br />

Insulinwirksamkeit und Hyperinsulinismus<br />

ein erhöhtes Reherisiko<br />

haben, gilt inzwischen als<br />

gesichert (Treiber 2006 im Journal<br />

of Equine Veterinary Science).<br />

Es konnte auch nachgewiesen<br />

werden, dass eine Neigung zur<br />

Insulinresistenz bei bestimmten<br />

Pferden in der Erbmasse angelegt<br />

ist. Besonders leichtfuttrige Ponys<br />

und Großpferde tendieren dazu.<br />

Die Veranlagung zur Insulinresistenz<br />

kommt aber nur unter<br />

bestimmten Voraussetzungen<br />

zum Durchbruch. Dazu gehören


Bewegungsmangel und eine individuell zu hohe<br />

Futterenergieaufnahme, die zum Fettansatz führt.<br />

Besonders ungünstig sind stärke- und zuckerreiche<br />

Futter, die Blutglucose und Insulin in die Höhe treiben<br />

und dadurch die Ansprechbarkeit der Muskulatur<br />

für das Zuckerhormon herabsetzen.<br />

Umgekehrt erhöht sich die Insulinwirksamkeit durch<br />

reichliche Bewegung. Eine Erhebung der Kentucky<br />

Equine Research zeigte, dass auch übergewichtige<br />

Sportpferde aufgrund des täglichen Trainings dennoch<br />

zumeist eine normale Insulineffizienz haben<br />

(Equinews 11, 2008). Die Muskeltätigkeit begünstigt<br />

den Glucosetransfer vom Blut in die Muskulatur.<br />

So kann die Insulinresistenz überspielt und<br />

abgeschwächt werden. Dabei spielt sicher auch eine<br />

Rolle, dass die meisten Sportpferde umfassender<br />

mit Mineralstoffen, Antioxidantien und Vitaminen<br />

versorgt werden. Damit wird ihr Zuckerstoffwechsel<br />

effektiver unterstützt als bei Pferden mit geringer<br />

Ergänzungsfütterung. Andererseits verbessert auch<br />

eine Gewichtsabnahme sowie eine konsequente<br />

Herabsetzung des Stärke- und Zuckerkonsums die<br />

Insulinsensitivität der Zielgewebe.<br />

Neues zur Insulinwirkung<br />

Problem erkannt, Problem gebannt? Aber was ist<br />

nun unmittelbar verantwortlich für die erhöhte<br />

Reheanfälligkeit? Ist es die Insulinresistenz selbst?<br />

Sind es die entzündungsfördernden Hormone des<br />

Fettgewebes, körpereigenes Cortisol, Minderdurchblutung,<br />

Überzuckerung oder Zuckerverarmung?<br />

Kaltblüter und Ponys sind besonders gefährdet<br />

Foto: Slawik<br />

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FutterJournal 17<br />

Titel<br />

Typische Haltung des Hufrehepferdes. Dieses Pferd ist allerdings nicht<br />

übergewichtig. Die Forschung zeigte, dass überhöhte Insulinwerte an<br />

sich bereits die Hufrehe auslösen können.<br />

Solche Faktoren treten in Verbindung<br />

mit der Insulinresistenz<br />

auf und werden nach wie vor als<br />

wichtige Einflussgrößen für die<br />

Reheentstehung angesehen (siehe<br />

Futterjournal 12, 2007). Einige<br />

aktuelle Arbeiten rücken nun<br />

jedoch das Insulin selbst als möglichen<br />

Reheauslöser in den Mittelpunkt.<br />

Zunächst zeigten amerikanische<br />

Reheforscher, dass sie über<br />

die Insulinkonzentration und das<br />

Insulin-Glucose-Verhältnis im Blut<br />

eine künftige Hufrehe mit mehr<br />

als 70prozentiger Sicherheit vorhersagen<br />

konnten (Treiber 2006).<br />

Ist Insulin toxisch?<br />

Mit einem aufsehenerregenden<br />

Befund trugen australische Pferdewissenschaftler<br />

zur Neubewertung<br />

der Insulinproblematik bei<br />

(Asplin 2007 im Veterinary Journal).<br />

Es war die Entdeckung, dass<br />

man durch eine Insulininfusion<br />

über drei Tage bei völlig gesunden<br />

Versuchsponys eine Hufrehe<br />

auslösen kann. Die Ponys waren<br />

jung, normalgewichtig, nicht insulinresistent<br />

und ohne Rehevorgeschichte.<br />

Die Blutzuckerwerte<br />

wurden parallel zur Insulingabe<br />

durch eine ständig angepasste<br />

Glucoseinfusion im Normalbereich<br />

gehalten. Es mag fragwürdig<br />

erscheinen, dass auf diese Weise<br />

fünf gesunde Ponys geopfert<br />

wurden. Dennoch trug das Experiment<br />

zu einem wichtigen Erkenntnisfortschritt<br />

bei. Es konnte die<br />

Hypothese erhärtet werden, dass<br />

die Hufrehe nicht primär durch die<br />

Insulinresistenz an sich oder ihre<br />

Begleiterscheinungen verursacht<br />

wird. Ausschlaggebend könnte<br />

vielmehr der zum Ausgleich<br />

überhöhte Insulinspiegel sein. Bei<br />

dem beschriebenen Pony-Experiment<br />

wurden zwar recht hohe<br />

Insulinkonzentrationen im Blut<br />

herbeigeführt, die selbst bei insulinresistenten<br />

Pferden durch die<br />

körpereigene Insulinproduktion<br />

nicht ganz erreicht werden. Dennoch<br />

kann man sich nun vorstellen,<br />

dass eine ausgeprägte lang-<br />

16<br />

Foto: Slawik<br />

währende Hyperinsulinämie, wie<br />

sie auf natürlichem Weg entsteht,<br />

unmittelbar die Reheentwicklung<br />

in Gang bringt. Beim diabetischen<br />

Menschen spricht man aufgrund<br />

der überhöhten Blutzuckerspiegel<br />

von einer „Glucotoxizität“,<br />

die Gefäßschäden verursacht. Das<br />

Pferd erkauft sich dagegen die<br />

Vermeidung des Diabetes mellitus<br />

mit einer „Insulintoxizität“, die<br />

zur Hufrehe führen kann.<br />

Phasen der Reheentwicklung<br />

Ein Kennzeichen der „metabolischen“<br />

Hufrehe ist ja, dass sich<br />

degenerative Veränderungen in<br />

der Blättchenzone des Hufes über<br />

viele Jahre ohne klare Lahmheitssymptome<br />

anbahnen. Die Blättchen<br />

einer Seite verlängern sich<br />

dabei allmählich, bis sie schliesslich<br />

in der akuten Rehephase die<br />

Verbindung mit den gegenüberliegenden<br />

Blättchen der Lederhaut<br />

verlieren. Das Hufbein löst<br />

sich damit aus seiner Aufhängung<br />

innerhalb der Hufhornkapsel. Der<br />

Gesamtvorgang der Reheanbahnung<br />

verläuft oft schubweise,<br />

wobei wohl jahreszeitliche Einflüsse<br />

eine Rolle spielen.<br />

Die akute Hufrehe kann sich als<br />

bloßes Endstadium des schleichenden<br />

Degenerationsprozesses<br />

ergeben. Andersartige Rehefaktoren,<br />

wie zum Beispiel die stärke<br />

- oder fruktanbedingte Dysbiose,<br />

können aber hinzukommen und<br />

die Akutphase vorzeitig herbeiführen.<br />

Warum Insulin die Rehe<br />

begünstigt<br />

Insulin ist ein lebenswichtiges<br />

Hormon, das für die Blutzuckerkontrolle<br />

und die ausreichende<br />

Glucoseversorgung der Muskulatur<br />

verantwortlich ist. Außerdem<br />

ist Insulin an der Blutflussregulation<br />

im Gefäßnetz beteiligt. Vieles


Futter-Praxis<br />

Bewegungsmangel und Fettleibigkeit können<br />

der Veranlagung zur Insulinresistenz zum<br />

Durchbruch verhelfen<br />

spricht dafür, dass diese Regulation<br />

bei Hyperinsulinämie gestört<br />

ist, wodurch sich die Blutgefäße<br />

im Umfeld der Hufe zu sehr verengen.<br />

Auch bei Ratten wurde gezeigt,<br />

dass eine Insulininjektion örtlich<br />

begrenzt die Durchblutung vermindert.<br />

Dies wird darauf zurückgeführt,<br />

dass sich nach der Insulingabe<br />

Kurzschlüsse zwischen<br />

Venen und Arterien bilden, ähn-<br />

Ein ausgewachsenes Pferd braucht mehr Bewegung<br />

FutterJournal 16<br />

als nur Koppelgang 18<br />

Fotos: Slawik<br />

lich wie beim diabetischen Fuß des<br />

Menschen. Auch bei Rehepferden<br />

wurden solche „arteriovenösen<br />

shunts“ im Versorgungsbereich<br />

der Hufe gefunden. Sie bewirken,<br />

dass das arterielle Blut im unteren<br />

Fesselbereich teilweise schon<br />

vor Erreichen des Hufkomplexes<br />

wieder nach oben zurückfließt.<br />

Engstellung der Blutgefässe und<br />

Umleitung des Blutes sorgen für<br />

Nährstoff- und Sauerstoffverarmung<br />

im Lederhautbereich. Dies<br />

dürfte Gewebeuntergang und<br />

Blättchentrennung bei der Reheentwicklung<br />

wesentlich begünstigen.<br />

Als zusätzliche rehefördernde<br />

Effekte des Insulins werden<br />

Blutverdickung und erhöhte Ausschüttung<br />

von Zersetzungsenzymen<br />

diskutiert (Frank 2009 und<br />

Walsh 2009 im Journal of Equine<br />

Veterinary Science). Ähnliche Wirkungen<br />

werden auch den Endotoxinen<br />

bei der dysbiosebedingten<br />

Hufrehe zugeschrieben (siehe<br />

obere Abschnitte).<br />

Insulinsenkung zur Rehetherapie?<br />

Ein weiterer Paukenschlag gelangen<br />

Walsh und Kollegen (2009)<br />

mit einer Interventionsstudie bei<br />

insulinauffälligen Rehepferden.<br />

Über Kalorien- und Stärkere-<br />

duktion, Weideentzug und – wo<br />

möglich - ein Bewegungsprogramm<br />

konnten die überhöhten<br />

Insulinspiegel dem Normalbereich<br />

angenähert werden. Nach durchschnittlich<br />

acht Monaten wurde<br />

eine Verringerung des Rehegrades<br />

in dem Maße erreicht, wie sich das<br />

Nüchterninsulin absenkte.<br />

Vor dem Hintergrund der dargelegten<br />

Erkenntnisse werden aus<br />

dem Kreis der Reheexperten die<br />

Rufe nach einer Überprüfung<br />

und Normalisierung des Insulinspiegels<br />

immer lauter. Für Pferde<br />

mit Metabolischem oder Cushingsyndrom<br />

ist dies im Sinne der<br />

Vorbeugung auch dann sinnvoll,<br />

wenn sie zuvor noch keine Hufrehe<br />

hatten. Dabei kommt es darauf<br />

an, die Insulinwirksamkeit an<br />

den Zielgeweben zu verbessern.<br />

Die Insulinausschüttung aus der<br />

Bauchspeicheldrüse wird daraufhin<br />

automatisch gedrosselt, da der<br />

Körper nun weniger davon benötigt.<br />

Die Insulinkonzentration im<br />

Blut kann somit wieder auf normale<br />

Werte absinken.<br />

Möglichkeiten zur Insulinsenkung<br />

Zur Reheprophylaxe durch Normalisierung<br />

überhöhter Insulinspiegel<br />

sind folgende Maßnahmen<br />

erfolgversprechend:<br />

n Training von bewegungsfähigen<br />

Pferden mit mittlerer Intensität<br />

für mindestens 30 Minuten<br />

täglich. Dies allein kann schon<br />

die Insulinwirkung verbessern.<br />

n Reduzierung der Aufnahme<br />

von Stärke und Zucker inclusive<br />

Fruktan.<br />

n Gewichtsreduktion bzw.<br />

Abbau von örtlich begrenzten<br />

Fettpolstern, zum Beispiel<br />

am Mähnenkamm. Die Pferde<br />

dürfen aber nicht hungern.<br />

Dies könnte gefährlich sein<br />

und zum gegenteiligen Effekt


✶ Reportage:<br />

Golden-Kids-Cup<br />

✶ PM-Schulpferde-Cup:<br />

das Finale<br />

✶ Reportage:<br />

Brasilien, Teil II<br />

6/Juni 2009<br />

✶ Porträt: Porträt: Porträt: Frank Frank Frank Henn Henning Henning ing<br />

✶ Interview: Interview: Interview: Interview: Volker Volker Volker Volker WW<br />

Wulff Wulff ulff ulff ulff ulff ulff<br />

✶ Typgerechtes Training: Training: Training: Training: Training:<br />

phlegmatische phlegmatische phlegmatische Pferde Pferd Pferde<br />

✶ Service/Kontakt<br />

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✶��Porträt: Angelina Herröder<br />

✶ Typgerechtes Training:<br />

Flegelhafte Pferde<br />

✶ Interview: Ingrid Klimke<br />

✶ Absprung finden mit<br />

A. Pollmann-Schweckhorst<br />

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✶ Service/Kontakt<br />

7/Juli 2009<br />

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19 FutterJournal 2/2002<br />

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RRAF0143<br />


Funktionelle Nährstoffe wie Magnesium, Chrom, B-Vitamine und bestimmte<br />

Kräuter können zu einer Normalisierung des Insulinspiegels<br />

nebenwirkungsfrei beitragen.<br />

führen. Die zugeführten Kalorien<br />

sollten langsam auf den<br />

tatsächlichen Bedarf der meist<br />

leichtfuttrigen Pferde abgesenkt<br />

werden.<br />

Langfristige Erhaltungsration<br />

anstreben<br />

Sehr sauberes, nicht zu früh geerntetes<br />

Heu; Tagesmenge:<br />

1,5 – 2% des gewünschten Körpergewichts.<br />

Bei Rehepferden<br />

zur Auswaschung von Fruktan<br />

das Heu für eine Stunde tauchen.<br />

Die Aufnahme von Weidefutter<br />

sollte verhindert oder<br />

stark eingeschränkt werden. Bei<br />

Weidegang Heuzulage entsprechend<br />

kürzen. Zucker- oder stärkereiches<br />

Weidefutter ist ganz zu<br />

meiden. Hochwertiges Mischfutter;<br />

Tagesmenge: 0,1 – 0,3% des<br />

gewünschten Körpergewichts<br />

(stark geforderte Pferde entsprechend<br />

mehr). Das Mischfutter<br />

sollte maximal etwa 15% Stärke<br />

plus Zucker enthalten. Wenn<br />

die Versorgung über das Mischfutter<br />

nicht ausreicht, Zugabe<br />

eines Vitalstoffkonzentrates.<br />

Es sollte reich an Magnesium,<br />

Spurenelementen und Vitaminen<br />

sein. Zusätzliche spezifische<br />

FutterJournal 17<br />

Nährstoffe zur Insulinkontrolle<br />

sind vorteilhaft (siehe nächster<br />

Abschnitt).<br />

Zusatz einer kleinen Menge Lein-<br />

oder Fischöl zur Verbesserung der<br />

Durchblutung.<br />

Diese Fütterungsvorkehrungen<br />

entsprechen dem allgemeinen<br />

Prinzip einer artgerechten faserreichen<br />

Pferdefüttterung. Damit<br />

wird von vornherein auch die<br />

Gefahr einer dysbiosebedingten<br />

Hufrehe abgewendet.<br />

Pferde mit Cushingsyndrom sind<br />

oft schon untergewichtig und<br />

benötigen genügend Nahrungsenergie.<br />

Für sie stehen Bewegung,<br />

Stärke-, Fruktan- und<br />

Zuckerreduktion bei optimaler<br />

Mineral- und Vitaminversorgung<br />

im Vordergrund. Die notwendige<br />

Futterenergie sollte vor allem<br />

über gut verdauliche Fasernährstoffe<br />

und hochwertige Öle geliefert<br />

werden. Dasselbe gilt auch<br />

für insulinresistente Sportpferde.<br />

Bei Cushingpferden kann zusätzlich<br />

über den Tierarzt eine Symptomkontrolle<br />

mit Pergolid® oder<br />

Mönchspfeffer versucht werden.<br />

20<br />

Foto: Slawik<br />

Arznei oder Nährstoffe?<br />

Nicht immer führen die beschriebenen<br />

Allgemeinmaßnahmen<br />

zu einem ausreichenden Erfolg,<br />

nicht immer können sie konsequent<br />

durchgeführt werden. So<br />

sind Pferde nach akuter Hufrehe<br />

zunächst nicht trainierbar. Manche<br />

Tierärzte verordnen dann<br />

Levothyroxin, das bei Pferden<br />

zur Gewichtsreduktion und Insulinnormalisierung<br />

beitragen soll.<br />

Levothyroxin, ein Abkömmling<br />

der Schilddrüsenhormone, kann<br />

allerdings beim Menschen zu<br />

Nebenwirkungen wie Herzrasen,<br />

Muskelzittern und übermäßigem<br />

Schwitzen führen. Für Pferde ist<br />

es nicht zugelassen. Auch Metformin,<br />

ein orales Diabetesmedikament<br />

vom Typ der Biguanide, wird<br />

bereits bei Pferden eingesetzt.<br />

Biguanide führen beim Menschen<br />

mitunter zu einer Milchsäureazidose<br />

(siehe Pschyrembel,<br />

Klinisches Wörterbuch). Auch<br />

bei Pferden wird über schwere<br />

Nebenwirkungen durch Metformin<br />

berichtet (Neubert 2009 in<br />

Hundkatzepferd).<br />

Demgegenüber sind funktionelle<br />

Nährstoffe grundsätzlich als sicher<br />

einzustufen. Zur Normalisierung<br />

der Insulinspiegel kommen Magnesium,<br />

dreiwertiges Chrom,<br />

B-Vitamine, Antioxidantien, Zimt,<br />

Ginseng, Taigawurzel und weitere<br />

Kräuter in Frage. Aktuelle ernährungsphysiologischeEntwicklungsarbeiten<br />

versprechen dazu<br />

in Kürze weitere Erkenntnisse.<br />

Wir werden berichten.<br />

Insgesamt bieten tägliches Training<br />

und eine angepasste Fütterung<br />

mit funktionellen Nährstoffen<br />

für Pferde die besten Chancen<br />

auf ein Leben ohne Hufrehe.<br />

Dr. Eberhard Moll


Vom idealen Kriegspferd zum<br />

frommen Sportler<br />

FutterJournal 17<br />

Es gibt wenig Pferderassen, denen<br />

soviel Respekt gezollt, so viel Huldigung<br />

entgegengebracht wird und die<br />

so zum Mythos stilisiert wurden wie<br />

der Trakehner.<br />

Trakehner stammen ursprünglich aus<br />

der Provinz Ostpreußen, die während<br />

des Deutschen Reichs (1871 bis 1945)<br />

an Russland grenzte, heute aber völkerrechtlich<br />

zu Polen und Russland gehört.<br />

Diese Rasse kann nicht losgelöst<br />

gesehen werden vom Zusammenbruch<br />

des Deutschen Reiches, dem Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs, von Zerstörung,<br />

Vertreibung und Flucht.<br />

Foto: Jan Reumann


Kein friedlicher Anfang<br />

Die Anfänge der Trakehnerzucht gehen zurück bis ins<br />

13. Jahrhundert, in die Zeit der Christianisierung Ostpreußens.<br />

Die missionierenden und kolonialisierenden<br />

Ritter des Deutschordens züchteten Militärpferde auf<br />

der Grundlage des Schweiken-Ponys, das über den Konik<br />

direkt zum Tarpan führt. Diese robuste Abstammung<br />

soll auch heute noch dem Trakehner natürliche<br />

Vitalität, Härte und Ausdauer verleihen.<br />

Im Jahr 1732 gründete König Friedrich Wilhelm I. von<br />

Preußen das königliche Trakehner Stutamt. Die systematische<br />

Reinzucht begann im Jahr 1787 mit dem<br />

Schwerpunkt, Remonten und Offizierspferde hervorzubringen.<br />

Ein ausführliches Prüfungssystem und die<br />

peinlich genaue Dokumentation der Abstammung sind<br />

bis heute Vorbild für die Warmblutzucht.<br />

Das Zuchtziel war ein elegantes, mit einem komfortablen,<br />

ausgreifenden Trab ausgestattetes Pferd, das<br />

den Offizier stolz machen sollte, aber dabei robust<br />

und mutig war und dem Reiter ermöglichte, schnell<br />

vorwärts zu kommen.<br />

Der Trakehner wurde auch in der Landwirtschaft eingesetzt,<br />

galt aber als das Kriegspferd schlechthin. Viele<br />

der heutigen Trakehnerzüchter haben Vorfahren, die<br />

ohne dieses Pferd weder die Heimkehr als Soldat aus<br />

Russland noch als Flüchtling den Treck in den Westen<br />

geschafft hätten. Dem Trakehnerpferd werden Mut<br />

und Treue nachgesagt wie keiner anderen Rasse.<br />

Ende des Trakehners?<br />

Tatsächlich hat kaum eine andere Pferderasse in der<br />

Geschichte so eine große Rolle gespielt wie der Trakehner.<br />

Aber fast wäre der Trakehner dem Untergang<br />

geweiht gewesen.<br />

Die Zucht in Ostpreußen brach mit dem Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges vollständig zusammen, da nur<br />

ein kleiner Bestand der Pferde nach langer Flucht in<br />

den Westen gelangen konnte.<br />

Die Strapazen, denen die Pferde auf der Flucht im eiskalten<br />

Winter 1945 monatelang bei Minusgraden (oft<br />

-25°C) ausgesetzt waren, führten zu riesigen Verlusten.<br />

Vor allem Zuchtstuten - die meisten hochträchtig - waren<br />

vor die vollbeladenen Wagen gespannt. Fast alle<br />

verloren die Fohlen. Die im Treck geborenen Fohlen<br />

konnten die Flucht nicht durchstehen. Viele Pferde<br />

mussten auf dem Weg zurückgelassen werden. Andere<br />

fielen den nachrückenden Russen in die Hände oder<br />

starben in der Kälte.<br />

Rasse-Portrait<br />

Die härteste Leistungsprüfung<br />

Von den zuvor rund 25000 registrierten Trakehnern<br />

überlebten nur rund 1200 den Treck über das gefrorene<br />

Haff und gelangten in den Westen. Von der<br />

Stutenherde des Hauptgestüts Trakehnen, welche<br />

350 Stuten umfasste, erreichten nur etwa 28 Westdeutschland.<br />

Die größte Völkerflucht der jüngsten europäischen<br />

Geschichte wurde zu der wohl härtesten Leistungsprüfung<br />

in der Geschichte der modernen Pferdezucht.<br />

Treue und Mut<br />

Die Erhaltung des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung<br />

als eines der letzten geretteten Kulturgüter<br />

des deutschen Ostens wurde zur Aufgabe von<br />

Idealisten und wollte organisiert sein!<br />

Zu den Züchtern und Freunden des Trakehner Pferdes<br />

gehören oft auch die Nachfahren derer, die dank<br />

der treuen Tiere den Treck überlebt oder aus dem<br />

Krieg heimkehren durften. Wie der Trakehnerzüchter<br />

Hans-Ernst Wezel aus Burgkirchen, dessen Vater<br />

Die Frommheit des Trakehners (hier Siegerhengst<br />

Freudenfest) ist legendär<br />

während des Kriegs als Chirurg zu einem bespannten<br />

Feldlazarett der 7. Gebirgsjägerdivision gehörte.<br />

Dieser ritt den ganzen Feldzug seinen treuen Trakehner<br />

Fridolin, dem er auch sein Leben zu verdanken<br />

hatte.<br />

23 FutterJournal 17<br />

Foto: Beate Angels


Oder Marion Gräfin von Döhnhoff,<br />

der 36jährig auf ihrem Lieblingspferd<br />

Alarich, alleine die<br />

Flucht vom Familienschloss Friedrichstein,<br />

20 Kilometer östlich von<br />

Königsberg, bis nach Westfalen<br />

gelang. Später galt sie als eine der<br />

wichtigsten Journalistinnen der<br />

bundesdeutschen Nachkriegszeit.<br />

Sooo schön!<br />

Den Trakehnern wird oft nachgesagt,<br />

sie seien schwierig. Tatsächlich<br />

ist der Trakehner ein rittiges,<br />

dem Menschen zugewandtes<br />

Pferd, das aufgrund des hohen<br />

Blutanteils Sensibilität im positiven<br />

Sinne besitzt. Diese Sensibilität<br />

macht Trakehner heute auch u.a.<br />

zu idealen Therapiepferden. Vor<br />

allem Vielseitigkeitsreiter schätzen<br />

diese Rasse aufgrund ihrer<br />

Zuverlässigkeit gepaart mit Leistungsbereitschaft.<br />

Die Schönheit<br />

und der Adel des Trakehners sind<br />

ebenso berühmt wie seine Treue.<br />

Die jahrhundertelange Einkreuzung<br />

von Araber- u. Vollblutgenen<br />

hat beim Trakehner eine Noblesse<br />

geschaffen, die in dieser Form nur<br />

im Trakehner Typ zu finden ist. Dazu<br />

gehören große ausdruckstarke<br />

Augen, trockene, markante Köpfe<br />

mit schmalen Nasen und fein definierten<br />

Konturen.<br />

FutterJournal 17<br />

Rasse-Portrait<br />

Diese Ausstrahlung blieb erhalten,<br />

obschon beim Trakehner seit den<br />

70er Jahren ein Umzüchten auf<br />

Größe erfolgt war. Die arabischen<br />

Blutlinien, die derzeit leider kaum<br />

noch zur Veredelung genutzt werden,<br />

sorgen auch viele Generationen<br />

später für diese Noblesse.<br />

Leistung und Frommheit<br />

Der Trakehner geriet eine Weile in<br />

Verruf, nur schön zu sein, konnte<br />

aber gerade in den letzten Jahren<br />

durch Leistung vor allem in<br />

Trakehner brillieren heute in allen Sportarten, hier Insterburg und<br />

Carola Koppelmann, ein aufsteigendes Team im Grand Prix.<br />

den Bereichen Dressur und Vielseitigkeit<br />

bestechen. Ein weiteres<br />

Merkmal ist die sprichwörtliche<br />

Menschenbezogenheit des Trakehner<br />

Pferdes. Die auf dem Treck<br />

aus Ostpreußen bewiesene Treue<br />

der Trakehner zu ihrem Besitzer<br />

ist legendär. So sagt man ihnen<br />

nach, dass sie ganz besonders<br />

zum Strahlen kommen, wenn sie<br />

in Harmonie mit ihrem Reiter sind.<br />

Vielleicht haben die Trakehner<br />

etwas behalten, was verloren<br />

gegangen schien. Schauen wir<br />

hundert Jahre zurück. Das Geschick<br />

einer ganzen Familie hing<br />

oft von der Arbeitskraft und dem<br />

Arbeitswillen der Pferde ab. Die<br />

Pflege und Hege der Tiere war<br />

von solcher Wichtigkeit, dass daraus<br />

automatisch eine besondere<br />

24<br />

Foto: Jan Reumann<br />

Beziehung wurde. Dazu der Trakehnerzüchter<br />

Hans Peeck: „Das<br />

Pferd war für viele Menschen ein<br />

Lebenskamerad, mit dem man<br />

durch dick und dünn gehen musste,<br />

auf den man angewiesen war,<br />

vom dem Leben und Überleben<br />

abhing. Damit war die Gesundheit<br />

des Pferdes von so hoher Priorität,<br />

dass diese unter allen Umständen<br />

erhalten bleiben musste.<br />

Daher musste das Pferd sehr gut<br />

gepflegt und gefüttert werden.<br />

Durch die Pflege und Sorgfalt<br />

entstand eine Bindung zwischen<br />

dem Pferdehalter und dem Pferd,<br />

deren Nachhaltigkeit in der Beziehung<br />

vielleicht heute viele Menschen<br />

zum Schmunzeln bringen<br />

würde.“<br />

Der Russische Trakehner<br />

Die Wirren des Zweiten Weltkrieges<br />

machten unzählige Trakehner<br />

zum Beutegut der Sowjetischen<br />

Armee. Zuchtpferde aus<br />

Ostpreußen wurden in die UdSSR<br />

verbracht. Dort wurde die Zuchtarbeit<br />

weiter betrieben. Russische<br />

Trakehner sind kräftiger und knochiger<br />

(größerer Röhrbeinumfang)<br />

als Deutsche Trakehner. Das<br />

liegt auch daran, dass die Deutschen<br />

Trakehner einen höheren<br />

Vollblutanteil haben, während<br />

bei Russischen Trakehnern das<br />

Araberblut überwiegt und öfter<br />

Inzuchteinpaarungen durchgeführt<br />

wurden.<br />

Trakehner weltweit<br />

Heute werden Trakehner Pferde<br />

auf allen Kontinenten gezogen -<br />

der deutsche Trakehner Verband<br />

hat 10 Töchtervereinigungen in<br />

aller Welt, die auch den Reinzuchtkriterien<br />

der Trakehner<br />

Rasse verpflichtet sind.<br />

Wir danken dem Trakehner Verband<br />

für die freundliche Unterstützung<br />

in Wort und Bild.<br />

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand


Der Trakehner Verband mit Sitz in Neumünster<br />

verzeichnet heute circa 4.500 Mitglieder mit<br />

3.600 Stuten, über 200 Hengsten und der gesamte<br />

Pferdebestand wird in Deutschland auf<br />

16.000 geschätzt. Trakehner sind vor allem im<br />

Viereck und im Busch zu Hause: Bei der WM<br />

2006 in Aachen verzauberte die Halbtrakehner-<br />

Stute Matinee mit Andreas Helgstrand (DEN)<br />

das Publikum (Silber Kür, Bronze Grand Prix<br />

Special). Viele sportliche Kandidaten wurden bei<br />

der Hengstkörung in Neumünster entdeckt und<br />

weit gefördert. Siegerhengst Gribaldi zählte mit<br />

Edward Gal (NED) zu den besten Dressurpferden<br />

der Welt, Siegerhengst King Arthur sammelt mit<br />

der Ersten Vorsitzenden des Trakehner Verbandes,<br />

Petra Wilm, international goldene Schleifen<br />

und Siegerhengst Münchhausen startete mit<br />

seiner einstigen Reiterin Fie Skarsoe beim CHIO<br />

in Aachen und bei der Europameisterschaft in<br />

Hagen am Teutoburger Wald.<br />

Julia Martin Trakehner Verband<br />

Deutscher Taschenbuch Verlag<br />

isbn 978-3-423-34349-7<br />

8,50 Euro<br />

Am 16. Oktober 1944<br />

flohen vom ostpreußischen<br />

Gut Trakehnen<br />

Pferde und Menschen<br />

nach Westen.<br />

Das 200 Jahre alte,<br />

weltberühmte Gestüt<br />

mußte sich vor der<br />

russischen Roten<br />

Armee retten. Eine<br />

der ergreifendsten<br />

Geschichten aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg,<br />

von Patricia Clough<br />

einfühlsam und<br />

spannend erzählt.<br />

Viele tausend Pferde legten ohne Futter und<br />

Wasser Hunderte von Kilometern zurück, viele<br />

von ihnen verendeten oder kamen geschwächt<br />

und krank in ein anderes Land. Auf der Flucht<br />

zogen die Tiere ihre ramponierten Wagen und<br />

erschöpften Familien nach Schleswig-Holstein,<br />

Niedersachsen und Hessen. Sie brachten ihre<br />

Lasten durch bittere Kälte, Eis und Schnee,<br />

durch Feuer und Bombenhagel. Selten war das<br />

Band zwischen Menschen und Pferden so stark<br />

wie damals - die Pferde hatten die Ostpreußen<br />

vor Tod, Vergewaltigung, Gefangennahme, Deportation<br />

und Zwangsarbeit bewahrt. Und die<br />

Ostpreußen hatten ihre Pferde gerettet.<br />

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Futter-Praxis<br />

FutterJournal 16<br />

26


Futter-Praxis<br />

27 FutterJournal 2/2002


Ginseng<br />

Kräuter<br />

Der Gigant<br />

unter den Heilpflanzen<br />

Die Flasche Ginseng stand schon bei den<br />

Großeltern - als heimlicher Gute-Nacht-<br />

Schluck belächelt - auf dem Nachttisch.<br />

Das nur zu denken ist anmaßend, denn Ginseng<br />

gehört zu den weltweit am meisten verwendeten<br />

pflanzlichen Heilmitteln.<br />

Ginseng hat vor allem in Asien eine jahrtausendealte<br />

Tradition. Die rübenartige Wurzel aus<br />

der Pflanzenfamilie der Araliengewächse (Araliaceae)<br />

enthält eine Vielzahl von chemischen<br />

Verbindungen. Als Hauptwirkstoffe gelten die<br />

Saponine, eine besondere Form von Glykosiden,<br />

die beim Ginseng als Ginsenoside bezeichnet<br />

werden.<br />

FutterJournal 17 28<br />

Koreaner forschen intensiv<br />

Mehr als 30 Ginsenoide wurden bereits im seltenen<br />

koreanischen Ginseng identifiziert, die jeweils unterschiedliche<br />

Wirkungen haben sollen. Die Verteilung<br />

der Ginsenoide in der Pflanze gilt laut einer Publikation<br />

des Koreanischen Ginseng-Forschungsinstitutes<br />

als Qualitätsmerkmal. Beschrieben werden das zentrale<br />

Nervensystem dämpfende bis zur muskelentspannenden<br />

Wirkung, die sogar Schmerzen und Krämpfe<br />

löste. Störungen der motorischen Koordination würden<br />

gemildert und die Darmperistaltik gefördert werden.<br />

Einige Ginsenoide hätten eine stoffwechselverstärkende<br />

Wirkung auf das Knochenmark, und würden<br />

die roten Blutkörperchen vor Strahlungseinwirkung<br />

schützen. Auch ginge eine Anti-Erschöpfungswirkung<br />

Foto:Elenaray | Dreamstime.com


von einigen Ginsenoiden aus. Daneben spielten<br />

Herzschutz, Blutdrucksenkung, der Schutz vor<br />

Zusammenballung der Blutplättchen, sowie eine<br />

antithrombotische, entzündungshemmende und<br />

entgiftende Wirkung eine große Rolle.<br />

Kontrollierte Forschung<br />

Die meisten Forschungen, deren Daten von Tierexperimenten<br />

oder unkontrollierten Studien beim<br />

Menschen stammen, untersuchten den Gesamtextrakt,<br />

nicht die<br />

Wirkung einzelner<br />

Ginsenoside. So kam<br />

man zu der Erkenntnis,<br />

dass Ginseng das<br />

Wohlbefinden stärkt,<br />

Kraft und Energie<br />

liefert, gegen diverse<br />

Leiden helfen soll<br />

und sogar lebensverlängernd<br />

wirkt. Auch<br />

besser umschriebene<br />

pharmakologische<br />

Eigenschaften wie<br />

zum Beispiel immunstimulierende<br />

und<br />

blutdrucksenkende<br />

Wirkungen werden<br />

Ginseng zugeschrieben.<br />

Geschichte<br />

Der Ginseng wurde einst nicht nur mit Gold<br />

aufgewogen, sondern war Korea so wichtig,<br />

dass die Ausfuhr der Samen lange mit dem<br />

Tode bestraft wurde. Die Koreaner wollten<br />

Ware und Wissen über die Wurzel für sich<br />

behalten.<br />

Erstmals als Heil- und Nährmittel ist der Ginseng<br />

bereits 1080 erwähnt. Wilder Ginseng<br />

wächst in schattigen Wäldern so langsam,<br />

dass er frühestens nach 3 Jahren geerntet<br />

werden kann. Je älter die Pflanze allerdings<br />

wird, desto wertvoller ist sie. Der Anbau der<br />

Ginseng Wurzel ist mühsam und erfordert<br />

neben den notwendigen Kenntnissen vor<br />

allem Geduld. Als optimaler Erntezeitpunkt<br />

gilt, wenn die Wurzel sechs bis sieben Jahre<br />

alt ist. Dem wilden Ginseng wird allerdings<br />

die größere Heilkraft nachgesagt.<br />

Kontrollierte Doppelblindstudien<br />

am<br />

Menschen zeigten<br />

zum Teil eine signifikante Abnahme der Herzfrequenz<br />

und Zunahme der Sauerstoffaufnahme,<br />

verbunden mit einer Verbesserung von Konzentration<br />

und Gedächtnisleistung. Während sich unter<br />

Ginseng-Einnahme eine Verbesserung von <strong>Herpes</strong>infektionen<br />

zeigte, war bei der Untersuchung der<br />

Wirkungen auf die Zellen des Immunsystems nur<br />

zum Teil eine signifikante Zunahme der T-Lymphozyten<br />

nachweisbar.<br />

Bei Diabeteskranken führte Ginseng sowohl zu<br />

einem besseren Wohlbefinden als auch zu einer<br />

signifikanten Reduktion von Nüchtern-Blutzuckerspiegel.<br />

Es wird auch angenommen, dass Ginseng<br />

den Blutzuckeranstieg nach der Nahrungsaufnahme<br />

abschwächen kann. Auch eine mögliche krebshemmende<br />

Wirkung wird derzeit bei Ginseng vermutet.<br />

29<br />

Kräuter<br />

Ginseng für Mensch und Tier<br />

Bisher gilt Ginseng eher noch als Geheimtipp unter<br />

Tierhaltern, wobei es inzwischen vermehrt positive<br />

Rückmeldungen von Patientenbesitzern, die die<br />

Heilkraft der asiatischen Wurzel auch für ihre Haustiere<br />

nutzen, gibt. So hat sich die Anwendung von<br />

Ginseng in der Tierheilkunde offensichtlich bewährt.<br />

Ginseng wird gerne eingesetzt bei nervösen, infektanfälligen<br />

und durch intensives Training stark belasten<br />

Pferden. Er soll über<br />

ausgleichende, kräftigende<br />

und leistungsstärken-<br />

de Wirkungen verfügen.<br />

Mit Ginseng soll auch eine<br />

Verbesserung der Befruchtungs-<br />

und Abfohlrate<br />

möglich geworden sein.<br />

Der sibirische Ginseng<br />

Aber auch der sibirische<br />

Ginseng, Taigawurzel<br />

genannt, verfügt über stolze<br />

Heilkräfte, gilt aber als<br />

Ersatz für den recht teuren<br />

Ginseng (Panax ginseng) .<br />

Die billigere Alternative<br />

wird zur Steigerung der<br />

Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit<br />

bei Erschöpfungszuständen,<br />

während<br />

der Rekonvaleszenz und im<br />

Alter eingesetzt. Obwohl<br />

sich die beiden Pflanzen in ihren Inhaltsstoffen unterscheiden,<br />

sollen jedoch die Wirkungen ähnlich sein.<br />

Die Taigawurzel enthält Lignanverbindungen, Phenylpropane,<br />

Cumarine, Sterole, Saponine und viele<br />

andere Verbindungen. Diese Substanzen wirken<br />

immunstimulierend und fördern die Anpassung<br />

des Körpers an Stresssituationen. Weiterhin soll<br />

die Taigawurzel antiviral, blutzuckersenkend, blutgerinnungshemmend,<br />

cholesterinsenkend, blutdrucknormalisierend<br />

und östrogenartig wirken,<br />

sowie Zellen gegen Gifte schützen können.<br />

So kann Ginseng als interessante Futterergänzung<br />

gesehen werden und auch bei uns kann später mal<br />

ein Fläschchen auf dem Nachttisch stehen.<br />

A.Returner<br />

FutterJournal 17


Satte grüne Wiese<br />

oder zertretene Steppe?<br />

- alles eine Frage der Pflege<br />

Sie ist nicht nur Futtergrundlage,Bewegungsfläche,<br />

Spiel- und manchmal<br />

auch Schlafplatz<br />

sondern auch leider meist nicht<br />

ausreichend vorhanden: die perfekte<br />

Pferdeweide. Groß und<br />

vor allem grün soll sie sein, mit<br />

vielfältigem, kräuterreichem und<br />

dabei trotzdem widerstandsfähigem<br />

Bewuchs. Mit möglichst<br />

geringem Anteil an unerwünschten<br />

oder gar giftigen Pflanzen,<br />

geringem Fruktangehalt und guter<br />

Mineralisierung. Mit besten<br />

Bodenverhältnissen, die auch<br />

größeren Regenmengen trotzen<br />

können, guten sicheren Zäunen<br />

und schattenspendenden Gehölzen.<br />

Eine schöne Vorstellung.<br />

Doch die Realität ist bekanntermaßen<br />

oft hart und sieht auch in<br />

diesem Fall ganz anders aus: Gerade<br />

gegen Ende der Weidesaison<br />

erinnern Pferdeweiden oft<br />

eher an kahle Steppenlandschaften<br />

mit zertretener, stark geschä-<br />

FutterJournal 17<br />

digter Grasnarbe, verschmähten<br />

Geilstellen und manchmal sogar<br />

hüfthohem, büschelweise wucherndem<br />

Ampfer und wogenden<br />

Brennnesselfeldern.<br />

Auch Grünland will umsorgt sein<br />

Das Zauberwort gegen solche Zustände<br />

heißt hier Weidepflege.<br />

Doch schon bei der Standortwahl<br />

bzw. Größe sollten bestimmte<br />

Grundregeln beachtet werden.<br />

Um Schäden durch Verbiss und<br />

Trittbelastung im überschaubaren<br />

Rahmen zu halten, sollte<br />

Eine abgegraste Koppel lädt zum<br />

"diebern" ein<br />

30<br />

Foto: Slawik<br />

Foto: Recki<br />

bei der Besatzdichte großzügig<br />

gerechnet werden. Jedem Großpferd<br />

sollten mindestens 1,3 ha,<br />

jedem Kleinpferd 0,8 ha zur Verfügung<br />

stehen. Aber es kommt<br />

nicht nur auf die Größe an. So<br />

bieten zum Beispiel längliche<br />

Koppeln mehr Bewegungsfreiraum<br />

und damit weniger Trittbelastung<br />

als quadratisch zugeschnittene.<br />

Der Traum von der Kräuterwiese<br />

Kräuter erfreuen sich größter<br />

Beliebtheit und sind aus der vielseitigen<br />

Pferdeernährung nicht<br />

mehr weg zu denken. So liegt<br />

es natürlich nahe, dass der engagierte<br />

Pferdehalter auch möglichst<br />

viele dieser gesunden Gewächse<br />

auf seiner Weide sehen<br />

möchte. Spezielle Pferdegrasmischungen<br />

mit einem besonders<br />

hohen Kräuteranteil bietet der<br />

Handel mittlerweile in großer<br />

Bandbreite. Hierbei sollte allerdings<br />

einmal darüber nachge-


100<br />

dacht werden, ob das Grünland zur Mähnutzung oder<br />

tatsächlich als Weide mit darauf grasenden Pferden<br />

25<br />

verwendet werden soll. Ein hoher Kräuteranteil ist<br />

zwar von Vorteil, nur leider oft nicht von Dauer. Denn<br />

5<br />

gerade die schmackhaften, zarten Kräuter fallen den<br />

suchenden Pferdemäulern als erstes zum Opfer. 0 Und<br />

sind sie erstmal abgefressen, ist ohne eine erneute<br />

Ansaat kaum noch mit ihnen zu rechnen. Denn viele<br />

der gewünschten Kräuter haben die Eigenart, dass sie<br />

im Gegensatz zu vielen unerwünschten Unkräutern,<br />

einjährig sind. Das bedeutet, dass sie im Jahr, in dem<br />

sie eingesät werden, zur Samenbildung kommen und<br />

danach absterben. Ungünstig dann, wenn die Pferde<br />

ihnen keine Zeit zur Samenbildung lassen… Zu den<br />

einjährigen Kräutern gehören zum Beispiel Anis, Dill,<br />

Petersilie, Basilikum, Borretsch, Bockshornklee, Kamille,<br />

Kerbel, Koriander, Kümmel, Mariendistel und die<br />

Ringelblume. Wird eine Kräuterwiese mit einjährigen<br />

Kräutern angesät, so sollte zumindest im ersten Jahr<br />

keine Beweidung erfolgen, so dass die Pflanzen einmal<br />

aussamen können. Aber auch dann ist es kaum<br />

möglich, den Kräuteranteil dauerhaft hoch zu halten.<br />

Zu den zwei- bzw. mehrjährigen und damit etwas<br />

dauerhafteren Kräutern gehören zum Beispiel Pastinake,<br />

Wegwarte, Schafgarbe und Spitzwegerich.<br />

Pferde sind keine Milchkühe<br />

In der Literatur wird folgende Gräser- und Kräuterzusammensetzung<br />

für die Pferdeweide empfohlen:<br />

70% Gräser, 20% Kräuter und 10% Kleearten. Dieses<br />

Verhältnis ist jedoch abhängig von der Bodenbeschaffenheit,<br />

sprich pH-Wert und Nährstoffversorgung.<br />

Auf stickstoffhaltigen Böden wird kaum<br />

eine kräuterreiche Mischung heranwachsen. Hochleistungsgräser<br />

aus dem Milchviehbereich brauchen<br />

viel Stickstoff. Möchte man aus einer solchen Wiese<br />

eine Pferdeweide mit entsprechendem Bewuchs machen,<br />

braucht man Geduld, denn bis sich der hohe<br />

Stickstoffgehalt im Boden abgebaut hat, können bis<br />

zu sieben Jahre ins Land gehen. Vorher wird eine<br />

Nachsaat mit Kräutern kaum Erfolg haben. Letztlich<br />

sollte aber auch gerade bei viel genutzten Weiden<br />

vor allem auf eine widerstandsfähige Grasnarbe<br />

Wert gelegt werden. Man denke nur einmal an die<br />

100<br />

Auswirkungen beschlagener Pferdehufe, wenn diese<br />

sich im Spiel in Stopp- und Drehbewegungen in die 95<br />

Grasnarbe graben. Und deren Widerstandsfähigkeit<br />

wird eher von Gräsern wie Wiesen- und Rotschwin- 75<br />

gel, Weidel- und Knaulgras, Lieschgras sowie der<br />

Wiesenrispe bewerkstelligt und weniger von den<br />

empfindlichen Kräutern. Einmal mehr wird deut-<br />

25<br />

lich, dass gerade viel genutzte Pferdeweiden meist<br />

nicht als alleinige Futtergrundlage dienen können<br />

95<br />

75<br />

5<br />

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Jede Koppel braucht auch eine Ruhezeit, um sich von der Beweidung zu erholen<br />

und damit eine vitalstoffreiche<br />

Ergänzung über die Fütterung<br />

notwendig wird.<br />

Auf die Technik kommt es an<br />

Da auch Pferde erstmal das<br />

fressen, was ihnen am besten<br />

schmeckt, betreiben sie so eine<br />

Selektion auf unerwünschte Gräser<br />

und Kräuter bzw. Unkräuter.<br />

Um nun aber dauerhaft eine<br />

hochwertige Futtergrundlage<br />

zu erhalten, gehört zu den pflegenden<br />

Maßnahmen auch die<br />

regelmäßige Nachsaat. Grundsätzlich<br />

ist eine Nachsaat dann zu<br />

empfehlen, wenn der Altbestand<br />

zwar mehr als 50% futterwirtschaftlich<br />

wertvolle Gräser, aber<br />

ca. 20% Lücken aufweist. Die<br />

beste Methode zur Nachsaat ist<br />

das Drillen. Die Drillmaschine verursacht<br />

mithilfe kleiner Scheibenmesser<br />

zentimetertiefe Furchen,<br />

in die das Saatgut abgelegt wird.<br />

Wenn man das Nachsäen per<br />

FutterJournal 17<br />

Hand ausführt, sollte das Saatgut<br />

mit einem Rechen eingearbeitet<br />

bzw. mit einer Walze angedrückt<br />

werden, um ein gleichmäßiges<br />

Keimen zu gewährleisten und<br />

den Vogelfraß möglichst gering<br />

zu halten. Die besten Voraussetzungen<br />

sind bei Bodentemperaturen<br />

von über zehn Grad Celsius<br />

und einer guten Bodenfeuchte<br />

gegeben. Besteht der Altbestand<br />

zu mehr als 50% aus minderwertigen<br />

Gräsern bzw. Unkräutern<br />

(Ampfer, Löwenzahn, Brennnesseln)<br />

sollte über eine Neuansaat<br />

nachgedacht werden. Dafür muss<br />

die Weide – am besten im Herbst<br />

– umgebrochen und dann ganz<br />

neu eingesät werden. Aus den<br />

schon genannten Gründen wäre<br />

es dann im Hinblick auf den Kräuteranteil<br />

im Weidegras sinnvoll,<br />

im ersten Jahr keine Beweidung,<br />

sondern nur eine Mähnutzung<br />

erfolgen zu lassen.<br />

32<br />

Foto: Slawik<br />

Rinder als Weidepfleger<br />

Nach der Abweidung durch die<br />

Pferde sollte die Wiese ausgemäht<br />

werden, um Selektionswirkungen<br />

auszugleichen. Das<br />

muss aber nicht unbedingt durch<br />

Maschinen erfolgen. Gute Arbeit<br />

können hier nämlich auch Rinder<br />

leisten. Vorteile der Mischbeweidung<br />

sind ein gleichmäßigerer<br />

Verbiss und Tritt, weniger<br />

Geilstellen und ein geringerer<br />

Anteil an verschmähtem Aufwuchs,<br />

da die Rinder das fressen,<br />

was die Pferde übrig lassen und<br />

umgekehrt. Hinzu kommt, dass<br />

der Infektionsdruck durch Endoparasiten<br />

gemindert wird, da<br />

eine Übertragung bzw. ein Befall<br />

zwischen den Spezies auszuschließen<br />

ist. Schafe eignen sich<br />

als tierische Weidepfleger eher<br />

weniger, da sie den Aufwuchs<br />

ähnlich wie die Pferde sehr tief<br />

verbeißen. Eine wichtige aber oft<br />

sehr unbeliebte Maßnahme zur


Senkung des Infektionsdruckes und Verhinderung<br />

der Ausbreitung von Geilstellen ist außerdem das<br />

Absammeln des Pferdekotes. Gerade auf kleineren,<br />

viel genutzten Weiden sollte das „Abäppeln“ möglichst<br />

täglich, wenigstens aber dann nach der Beweidung<br />

erfolgen. Die regelmäßige Nachmahd, der so<br />

genannte Pflegeschnitt, hält nicht nur Geilstellen<br />

kurz, sondern kann, wenn sie rechtzeitig durchgeführt<br />

wird, auch das Aussamen von Unkräutern verhindern.<br />

Langfristig können so unerwünschte oder<br />

auch giftige Pflanzen verdrängt werden, ohne irgendwann<br />

zur chemischen Keule greifen zu müssen.<br />

Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut haben auf<br />

gut gepflegten Weiden mit lückenloser Grasnarbe<br />

kaum Chancen sich anzusiedeln bzw. zu verbreiten.<br />

In der Ruhe liegt die Kraft<br />

Je nach Jahreszeit muss der Weide eine entsprechende<br />

Ruhezeit eingeräumt werden, um nachwachsen<br />

und genügend Futtergrundlage bilden zu können.<br />

Die dafür benötigten Zeiten variieren von drei Wochen<br />

(Juni) bis fünf Wochen(August). Hierbei sollte<br />

beachtet werden, dass eine so genannte Restassimilationsfläche<br />

nach der Beweidung vorhanden sein<br />

sollte. Das bedeutet, dass der Verbiss nicht tiefer als<br />

fünf bis sechs Zentimeter erfolgen sollte, um eine<br />

lückenlose Grasnarbe zu garantieren und unerwünschten<br />

Pflanzen so keine Chance zu geben.<br />

Im Märzen der Bauer.<br />

Wenn dann die Wiese das Glück hat auch über<br />

Winter „ruhen“ zu dürfen und nicht als „Matschpaddock“<br />

umfunktioniert wird, stehen im Frühjahr<br />

dann ihre nächsten Pflegemaßnahmen an. Zu Vegetationsbeginn<br />

sollten mit Hilfe einer Grünlandschleppe<br />

Bodenunebenheiten eingeebnet werden.<br />

Hierbei muss angemerkt werden, dass das Verteilen<br />

von Kotrückständen im Hinblick auf den Parasitendruck<br />

eher negativ zu beurteilen ist und das leidige<br />

„Abäppeln“ vorhergehen sollte. Das anschließende<br />

Abschleppen mit einer Wiesenwalze trägt zur Wiederherstellung<br />

des Bodenschlusses bei, ebnet Trittschäden<br />

ein, verbessert die Wasser- und Wärmeleitung<br />

und die Tragfähigkeit der Narbe. Das Walzen<br />

sollte durchgeführt werden, bevor der Aufwuchs<br />

eine Höhe von zehn Zentimetern erreicht hat.<br />

Düngen – aber richtig<br />

Höhe und Art der Düngung werden ganz klar durch<br />

den Nährstoffgehalt im Boden und durch den Nährstoffentzug<br />

durch die Pflanze bestimmt. Eine Bodenprobe,<br />

die alle vier bis fünf Jahre durchgeführt<br />

werden sollte, gibt Aufschluss über den pH-Wert und<br />

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FutterJournal 17<br />

Eine gute Weide ist mit viel Pflegeaufwand verbunden<br />

den Versorgungsstatus im Boden.<br />

Die Untersuchungsstätten (z.B.<br />

LUFA) geben Hilfestellung zur<br />

Probennahme und entsprechende<br />

Düngeempfehlungen nach<br />

der Untersuchung. Je nach Standort<br />

kann eine Ausgleichsdüngung<br />

mit entsprechenden Elementen<br />

(z.B. Selen) notwendig werden.<br />

Die recht kostspielige Spurenelementdüngung<br />

kommt aber<br />

eher selten zum Einsatz. Grundsätzlich<br />

ist aber eine reine Stickstoffdüngung<br />

bei Pferdeweiden<br />

abzulehnen, da hier vor allem<br />

die Obergräser gefördert und die<br />

wertvollen Untergräser (Kräuter)<br />

damit verdrängt werden. Eine<br />

Kalkstickstoffdüngung hingegen<br />

fördert den Artenreichtum und<br />

mindert gleichzeitig den Infektionsdruck.<br />

Was können Zeigerpflanzen<br />

zeigen?<br />

Auch ohne Bodenprobe lässt sich<br />

durch die genaue Betrachtung<br />

der Vegetation einer Weide eine<br />

erste Einschätzung zu den Bodenverhältnissen<br />

abgeben. Denn<br />

manche Pflanzen gedeihen nur in<br />

ganz spezifischen Verhältnissen,<br />

wodurch sie als so genannte Zeigerpflanze<br />

Aufschluss über den je-<br />

weiligen Standort geben können.<br />

So ist zum Beispiel das vermehrte<br />

Auftreten von Gänseblümchen,<br />

Weißklee, Breitwegerich und Hirtentäschel<br />

ein Zeichen für Überweidung.<br />

Verdichtete Böden<br />

bieten beste Voraussetzungen<br />

für die flach wurzelnde Gemeine<br />

Rispe, das Flechtstraußgras und<br />

die Butterblume. Besagte Brennnesselfelder<br />

und Ampferbüsche<br />

lassen auf keine gute Weidepflege<br />

rückschließen. Ein Zeichen für<br />

staunasse, verdichtete Böden sind<br />

zum Beispiel der kriechende Hahnenfuss<br />

und der Sumpfschachtelhalm.<br />

Manche Pflanzen können<br />

bei gehäuftem Auftreten auch<br />

auf mehrere Faktoren hinweisen.<br />

So gedeiht der Löwenzahn auf<br />

stickstoff- und kalkhaltigen, humusreichen<br />

und auch verdichteten<br />

Böden.<br />

Vorsicht bei nassen Böden!<br />

Zu bevorzugen sind trockene, mineralstoffreiche<br />

Böden mit einem<br />

durchlässigen Untergrund. Dieser<br />

verhindert, dass sich Feuchtigkeit<br />

stauen und der Boden verdichten<br />

kann. Nasse Böden bergen<br />

neben einer ungünstigen Gräserzusammensetzung<br />

außerdem<br />

die Gefahr, dass sie optimale<br />

34<br />

Foto: Recki<br />

Bedingungen für Larven von Endoparasiten<br />

wie Leberegel und<br />

Lungenwürmer bieten, die über<br />

das Grün von den Pferden aufgenommen<br />

werden und schwere<br />

Organschäden verursachen können.<br />

Vorsicht ist deshalb auch auf<br />

Weiden geboten, die an Flussläufen<br />

liegen und regelmäßig überflutet<br />

werden.<br />

Sind „Magerweiden“ die<br />

besseren Pferdeweiden?<br />

Magerweiden zeichnen sich<br />

durch den Aufwuchs vorwiegend<br />

energiearmer Gräser, ein<br />

großes Artenreichtum und spezielle<br />

Bodenverhältnisse aus und<br />

sind für Pferde sehr gut geeignet.<br />

Magerweiden dürfen nicht<br />

mit einer übernutzten, schlecht<br />

gepflegten und verbissenen Weide<br />

verwechselt werden. Eine<br />

Magerweide für leichtfuttrige<br />

Pferderassen entsteht nicht durch<br />

unterlassene Düngung oder völligen<br />

Verbiss von vorher nährstoffreichen,<br />

fruchtbaren Böden. Es<br />

käme nur zu einer ungünstigen<br />

Verschiebung in der Gräserzusammensetzung.<br />

Auch sollte man<br />

sich der Tatsache bewusst sein,<br />

dass derartig gestresste, weil<br />

verbissene Gräser besonders viel<br />

Fruktan bilden. Und diese in der<br />

Pflanze als Träger- und Speicherstoff<br />

gebildeten, schwer verdaulichen<br />

Kohlenhydrate können,<br />

wenn sie in großen Mengen aufgenommen<br />

werden, Verschiebungen<br />

in der Dickdarmflora<br />

hervorrufen, was im schlimmsten<br />

Fall die Hufrehe auslösen<br />

kann. Auf üppigen Weiden ist<br />

deshalb die zeitlich begrenzte,<br />

stundenweise Beweidung das<br />

Mittel der Wahl, um Gefahren<br />

wie Verfettung oder Hufrehe zu<br />

minimieren. Denn schließlich soll<br />

der Weidegang ja zur Gesunderhaltung<br />

beitragen.<br />

Sarai Fauerbach


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48 REITERKALENDER 2010<br />

Vorname, Name<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

12 Freitag<br />

13 Samstag<br />

14 Sonntag<br />

Wochennotizen<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

Training: D S G<br />

Bewegung: L K P La F<br />

Befinden:<br />

Futter:<br />

Kalenderwoche 10<br />

D=Dressur, S=Springen, G=Gelände,<br />

L=Longe, K=Koppel, P=Paddock, La=Laufband, F=Führanlage<br />

REITERKALENDER 2010 49<br />

Weitere Inhalte:<br />

■ Wochen- & Jahreskalender, Gesundheitsplaner<br />

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HiM/René van Bakel<br />

Gebisse und Zäumungen<br />

AUFS MAUL GESCHAUT<br />

Wassertrense, Olivenkopfgebiss, Hackamore oder vielleicht sogar eine<br />

Kandare? Die Bandbreite an Zäumungen ist groß und ihre Wirkungsweise<br />

sehr unterschiedlich. Was Sie bei der Auswahl eines geeigneten Zaums für Ihr<br />

Pferd beachten müssen, lesen Sie hier.<br />

102 REITERKALENDER 2010<br />

T<br />

reten Probleme beim Reiten auf, erliegen viele<br />

Reiter der Versuchung, durch ein neues Gebiss<br />

Abhilfe zu schaffen. Doch dieser Ansatz ist<br />

genauso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch, als<br />

Anfänger mit Rennski auf der Piste zu glänzen. Dabei<br />

kann es gut möglich sein, dass Schwierigkeiten beim<br />

Reiten tatsächlich ein ungeeignetes Gebiss als Ursache<br />

haben. Doch die meisten Reiter machen den Fehler,<br />

dass sie dann automatisch zu einem schärferen<br />

Gebiss greifen. Besonders Freizeitreiter, deren Hauptproblem<br />

ist, dass sich ihr Pferd beim Ausreiten im<br />

Gelände nur schwer oder gar nicht anhalten lässt, kaufen<br />

Gebisse, mit deren Wirkungsweise sie gar nicht<br />

vertraut sind. Sie vergessen, dass die Wirkung, die ein<br />

Gebiss auf ihr Pferd hat, zum Großteil von ihnen selbst<br />

abhängt, denn: Jedes Gebiss ist nur so scharf wie die<br />

Reiterhand, die es benutzt. Ein einfaches Hilfsmittel,<br />

das jedem Reiter zeigt, ob er feinfühlig genug mit seiner<br />

Hand einwirkt, ist der von Peter Graßl entwickelte<br />

Zack-Zügel-Sensor. Er besteht aus zwei Ketten und verschiedenfarbigen<br />

Papierstreifen, die bei zu viel Zug<br />

am Zügel reißen – je nach Farbe bei zwei, vier, sieben,<br />

zehn oder fünfzehn Kilo. Laut Reitlehre sollte der Reiter<br />

schließlich nur wenige Gramm in den Händen halten –<br />

es ist gut, sich das von Zeit zu Zeit in Erinnerung zu<br />

rufen. Der Zügelsensor kann in jede Art von Zäumung<br />

eingeschnallt werden.<br />

Das Maul ist eines der empfindlichsten Körperteile des<br />

Pferdes. Reiten sollte deshalb immer überwiegend<br />

über Gewichts- und Schenkelhilfen stattfinden, weniger<br />

über die Hand. Und gerade weil das Pferdemaul so<br />

verletzlich ist, ist es wichtig, dass ein Reiter das richtige<br />

Gebiss für sein Pferd findet. Grundsätzlich unterscheidet<br />

man gebrochene und ungebrochene Gebisse. Einfach<br />

oder doppelt gebrochene Gebisse wirken bei einseitigem<br />

Zug nur auf die Lade, an welcher der Zügel<br />

aufgenommen wird. Mit ihnen kann man das Pferd<br />

gut stellen und biegen. (Bei ungebrochenen Stangen-<br />

Gebisse und Zäumungen<br />

gebissen geht das nicht über das Gebiss.) Nimmt der<br />

Reiter beide Zügel gleichzeitig auf, klappt ein einfach<br />

gebrochenes Gebiss im Maul wie ein Scharnier zusammen.<br />

Neben dem Zug auf die Laden drückt sich auf<br />

diese Weise die Mitte des Gebisses in den Gaumen.<br />

Effekt: Häufig sperren Pferde sich, weil dieser Druck sehr<br />

schmerzhaft ist. Dieses Problem sollen doppelt gebrochene<br />

Gebisse umgehen. Da hier statt einem Gelenk<br />

zwei eingebaut sind, fällt der Scharniereffekt weg: Das<br />

Gebiss drückt nicht gegen den Gaumen. Stattdessen<br />

wirkt es vermehrt auf die Zunge. Bei vielen modernen<br />

Gebissen wird neben der Form des gesamten Gebisses<br />

auch die Wirkung der einzelnen Gebissteile zueinander<br />

ergonomisch dem Pferdemaul angepasst. War ein<br />

Gebiss früher eine mehr oder weniger gerade Stange,<br />

die ein Gelenk unterbrach, kennzeichnet viele moderne<br />

Gebisse eine Bogenform. Denn wie gut man die Wirkung<br />

dosieren kann, spielt heute eine große Rolle.<br />

Die Olive<br />

Das Olivenkopfgebiss steht wieder hoch im Kurs. Waren<br />

diese Gebisse lange Zeit fast völlig von den Reit- und<br />

Turnierplätzen verschwunden, bauen viele neu entwickelte<br />

Gebisse auf diesen Typ oder kombinieren ihn.<br />

Viele Pferde mit Anlehnungsproblemen lassen sich mit<br />

einem Olivenkopfgebiss deutlich besser reiten, da es<br />

bei dieser Gebissform nicht möglich ist, die Maulwinkel<br />

des Pferdes einzuklemmen. Darüber hinaus unterstützt<br />

die seitliche Begrenzung die Anlehnung schwieriger<br />

Pferde. Durch eine ergonomische Form wird erreicht,<br />

dass die Kraft der Reiterhand gleichmäßig auf Zunge<br />

und Zungenränder verteilt wird. Sensible Pferde danken<br />

es dem Reiter, wenn er mit einem solchen Gebiss<br />

diese Kraft gefühlvoll dosieren kann.<br />

Ergonomie auf Erfolgskurs<br />

Die doppelt gebrochenen Gebisse markieren den<br />

Anfang der Entwicklung in Richtung ergonomisch dem<br />

Pferdemaul angepasster Gebisse. Denn nur ein > 104<br />

REITERKALENDER 2010 103<br />

Artikel zu:<br />

■ Erste-Hilfe, Bodenarbeit, Trail- u. Quadrillenreiten,<br />

Gebisse, Wellness, Impfen…<br />

3943/09


Futter-Praxis<br />

FutterJournal 16<br />

36


Futter-Praxis<br />

37 FutterJournal 2/2002


Auch wenn das Halbmetall<br />

Silizium zu den am häufigsten<br />

Vorkommenden<br />

Elementen der Erde gehört, zählt<br />

es aufgrund des geringen Gehaltes<br />

und Bedarfs im Körper zu den<br />

Spurenelementen.<br />

Silizium finden wir in Knochen,<br />

Knorpeln und Zähnen. Auch in<br />

Haaren und Horn ist viel Silizium<br />

enthalten. Eine besondere Bedeutung<br />

aber hat Silizium für das<br />

Bindegewebe. Das Bindegewebe<br />

liegt wie ein Gerüst im gesamten<br />

Organismus vor und umhüllt einzelne<br />

Organe. Relativ hohe Siliziumgehalte<br />

findet man im kollagenreichen<br />

Bindegewebe der<br />

FutterJournal 17<br />

Silizium-<br />

Stark für das Bindegewebe<br />

Haut, der Luftröhre, der Sehnen<br />

und Adern. Hier spielt Silizium<br />

offenbar eine große Rolle bei der<br />

Gesunderhaltung der Blutgefäße.<br />

Festigkeit und Elastizität<br />

Silizium unterstützt die Bildung<br />

von Kollagen, festigt das Stützgewebe,<br />

verbessert das Feuchtigkeitsspeichervermögen<br />

und damit<br />

die Elastizität der Gewebe. Hohe<br />

Siliziumspiegel treten da auf, wo<br />

Gewebe reich sind an Mucopolysacchariden<br />

bzw. Glucosaminoglycanen.<br />

Es bewirkt durch Verstrebungen<br />

zwischen den Eiweißmolekülen<br />

Festigkeit und Elastizität<br />

im Gewebe, so zum Beispiel auch<br />

im Gelenkknorpel.<br />

38<br />

38<br />

Silizium spielt nachweislich<br />

neben anderen Mineralien wie<br />

Magnesium, Fluor, Kupfer, Bor<br />

oder Mangan eine große Rolle<br />

bei der Regeneration und Stabilisation<br />

von Sehnen-, Bändern,<br />

Knochen- und Knorpelmaterial.<br />

Die große Bedeutung von Silizium<br />

für die Knochenbildung und<br />

-reifung wurde in Tierversuchen<br />

bestätigt. Eine siliziumfreie Kost<br />

führte bei Küken und Ratten zu<br />

einer erniedrigten Kalzifizierung<br />

der Knochen. Hingegen führt die<br />

Gabe von Kieselsäure zu einer<br />

Verbesserung der Aktivität der<br />

knochenbildenden Zellen (Osteoblasten)<br />

und zu einer besseren<br />

Kollagenbildung.


Foto: fotolia<br />

Silizium soll den Zellstoffwechsel<br />

und den Zellaufbau aktivieren<br />

und so einen Einfluss auf Alterungsprozesse<br />

in den Geweben<br />

haben. Silizium scheint weiterhin<br />

die Hemmung von Entzündungen<br />

durch Steigerung der Aktivität<br />

der Lymphozyten zu bewirken.<br />

In Form von Silikaten (Salze<br />

und Ester der Kieselsäure) soll es<br />

sogar säurebindend wirken.<br />

Im Alter steif<br />

Der Stoffwechsel des Siliziums<br />

wird über Corticoide, Sexual- und<br />

Schilddrüsenhormone reguliert.<br />

Im Alter verringert sich die Möglichkeit,<br />

Silizium zu resorbieren.<br />

Vor allem bei weiblichen Wesen<br />

sinkt der Einbau in die Knochen<br />

mit der Menopause, was auf den<br />

hormoninduzierten Stoffwechsel<br />

schließen lässt.<br />

Dass sich im Alter der Anteil an<br />

Silizium im Körper nicht nur verringert,<br />

sondern auch verändert,<br />

soll angeblich daran liegen, dass<br />

im jungen Körper vor allem Silizium<br />

in kolloidaler Form vorliegt,<br />

was zu größerer Straffheit und<br />

Flexibilität beiträgt. Die inaktive<br />

Form des Siliziums würde in den<br />

Organismen älterer Individuen<br />

hauptsächlich in den Haaren und<br />

Horn abgelagert.<br />

Mit dem Alter und dem Verlust an<br />

Silizium lässt auch die Elastizität<br />

der Arterien nach, was zu Arteriosklerose<br />

und Hautveränderungen<br />

führen kann. Aber auch Eingeweidebrüchigkeit,Knorpelschäden,<br />

Sehnen- und Bänderschwäche<br />

zeigen, wie wichtig Silizium<br />

für den Aufbau des kollagenen<br />

Bindegewebes ist. Ein Siliziummangel<br />

kann aber auch zu Wachstumsstörungen<br />

und einer Reihe<br />

von Hauterkrankungen wie chronischen<br />

Ekzemen und Juckreiz<br />

führen. Ebenso können Haarausfall,<br />

brüchige Hufe, Zahnfleischbluten<br />

und Maulentzündungen<br />

auf eine verbesserte Fütterung<br />

von siliziumhaltigen Pflanzen<br />

bzw. Produkten ansprechen.<br />

Bedarf und Aufnahme<br />

Der geschätzte Bedarf des Pferdes<br />

liegt bei 300 bis 1000 mg pro Tag,<br />

wobei nicht die Zufuhr, sondern<br />

letztendlich die tatsächliche Aufnahme<br />

in den Körper zählt. Dies<br />

ist schwierig festzustellen, da<br />

Silizium vorwiegend in anorganischen<br />

Mineralien, vor allem Quarzen<br />

und vielen Halb- und Edelsteinen<br />

vorliegt und die tatsächliche<br />

Aufnahme nichtorganischer Verbindungen<br />

über die Verdauung<br />

relativ ungeklärt ist.<br />

39<br />

Ernährungslehre<br />

Bergkristall<br />

In wässrigen Suspensionen von<br />

fein verteiltem Siliziumdioxid<br />

bildet sich langsam Monokieselsäure.<br />

Bei 25 °C lösen sich etwa<br />

120 mg SiO2 pro Liter:<br />

Das erklärt vielleicht, warum sehr<br />

viele Naturheilkundler Trinkwasser<br />

mit Bergkristall versehen und<br />

nach mehrstündiger Wartezeit<br />

trinken. Der Bergkristall besteht<br />

aus reinem Siliziumoxid. Er wird<br />

seit vielen Jahrhunderten als<br />

Heilstein eingesetzt. Vielleicht ist<br />

es nicht ausgeschlossen, dass das<br />

Tragen von Halbedelsteinketten<br />

auf der sauren Hautoberfläche zu<br />

einer Aufnahme von Silizium über<br />

die Haut führt.<br />

Silizium aus der Erde<br />

Reich an Silizium sind die als Siedesteine<br />

bekannten Zeolithe.<br />

Zeolithe gelangten mit der Lava<br />

vor Jahrmillionen an die Oberfläche<br />

der Erdkruste. Charakteristisch<br />

ist ihre Fähigkeit, Ionen auszutauschen<br />

und Stoffe zubinden.<br />

Zeolithe werden in Ergänzungsfuttermittel<br />

in kleinsten Mengen<br />

zur Verbesserung der Verdauung<br />

eingesetzt.<br />

Silizium aus dem Meer<br />

Die Zellhülle von Kieselalgen<br />

besteht - als mechanischem Schutz<br />

vor Fressfeinden - vorwiegend<br />

aus Siliziumdioxid. Kieselalgen<br />

sind Hauptbestandteil des Meeresphytoplanktons.<br />

Als Kieselgur<br />

(Diatomeenerde) bezeichnet man<br />

die weißliche, pulverförmige Substanz,<br />

die hauptsächlich aus den<br />

Siliziumdioxidschalen fossiler Kieselalgen<br />

(Diatomeen) besteht. Die<br />

unverweslichen Siliziumdioxidgerüste<br />

bilden im Lauf der Zeit<br />

dicke Ablagerungen. Der Einsatz<br />

von Kieselgur in der Pferdefütterung<br />

hat sich bewährt. Ob hier vor<br />

FutterJournal 17


Praxis<br />

allem die Bindung von Giftstoffen<br />

im Darm oder sogar eine gewisse<br />

Aufnahme dieses nicht als organisch<br />

zu bezeichnenden Stoffes<br />

stattfindet, ist unklar.<br />

Erde und Heilerde<br />

Es ist belegt, dass das Essen von<br />

bestimmten, meist ton- oder salzhaltigen<br />

Erden, sowohl beim Tier<br />

als auch beim Menschen in vielen<br />

Teilen der Welt beobachtet wurde.<br />

Erden enthalten eine große<br />

Menge an Silizium. Möglicherweise<br />

wird hier ein etwaiger Siliziumbedarf<br />

gedeckt.<br />

Siliziumhaltige Pflanzen<br />

Auch Pflanzen nutzen die form-<br />

und festigkeitsgebende Eigenschaft<br />

von Silizium. In Verbindung<br />

mit Kalk hat Silizium in erster<br />

Linie Stützfunktion, dabei gibt die<br />

Kieselsäure vor allem Elastizität,<br />

der Kalk gibt die Festigkeit.<br />

Über besonders hohe Anteile an<br />

Silizium verfügt der Schachtelhalm<br />

(22-54 g/kg). Auch Quecke<br />

(Knotengras) (0,2-0,8g/kg) und<br />

FutterJournal 17 40<br />

Schachtelhalm ist bekannt für seinene<br />

hohen Siliziumgehalt<br />

viele weitere Gräser, Blätter,<br />

äußere Zellen der Baumrinde und<br />

Pflanzenhaare sind reich an Silizium.<br />

Ebenso Getreideschalen wie<br />

Hafer- oder Dinkelspelz.<br />

Hirse ist reich an Silizium und wird gerne zur Stärkung des Bewegungsapparates<br />

gefüttert.<br />

Silizium ist in Pflanzen vorwiegend<br />

an Pektin oder Stärke<br />

gebunden. Ganz besonders reich<br />

an Silizium ist die Hirse. Verschiedene<br />

Hirsearten, wie die Wildhirse,<br />

auch als Braunhirse bekannt,<br />

enthalten 5,5 Gramm pro Kilogramm<br />

und liefern organisches<br />

Silizium und damit für den<br />

Körper wirklich gut verwertbares<br />

Silizium. Vermutlich<br />

ist hier auch ein Grund<br />

für den Einsatz von Hirse<br />

im Bereich arthrotischer<br />

Veränderungen und Bewegungsstörungen<br />

vom Pferd<br />

zu sehen.<br />

Überdurchschnittliche<br />

Gehalte an Silizium findet<br />

man auch in Haferkleie,<br />

Reis und Reiskleie, Gerste<br />

und Weizenkleie. In flüssiger<br />

Form als Orthokieselsäure<br />

(Sauerstoffsäure des<br />

Siliziums) ist Silizium besonders<br />

verfügbar für den Körper. Durch<br />

den Verarbeitungsprozess ist vor<br />

allem Malzextrakt sehr reich an<br />

natürlichem und gut verwertbarem<br />

Silizium.<br />

Zu hohe Gehalte an Silizium<br />

machen zum Beispiel Reishülsen<br />

(110g/kg) als Tierfutter uninteressant.<br />

Meeresfrüchte hingegen<br />

haben eine hohe Verdaulichkeit<br />

in Bezug auf ihren relativ hohen<br />

Siliziumgehalt.<br />

Sichere Zufuhr<br />

Silizium aus Pflanzen oder Pflanzenextrakten<br />

gelten als sinnvollste<br />

natürliche Siliziumquelle, da<br />

das Silizium als Orthokieselsäure<br />

oder organisch gebunden für den<br />

Körper relativ gut resorbierbar ist.<br />

Die direkte Aufnahme von Silizium<br />

aus mineralischen Quellen ist<br />

umstritten. Eine übermäßige Calciumzufuhr<br />

hemmt die Aufnahme<br />

von Silizium.<br />

Eine Überdosierung ist zwar eher<br />

unwahrscheinlich, extreme Mengen<br />

von Silizium können aber zu<br />

einer erhöhten Harnsteinbildung,<br />

Lungenschäden, diversen Karzinomen<br />

und Herzschäden führen.<br />

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand


Futter-Praxis<br />

Interview<br />

Ist man hoffnungslos veraltet oder steuert die Reiterei<br />

nun einer einzigartig humanen Zukunft entgegen?<br />

Diese Frage stellt man sich heute, wenn<br />

man feststellt, wie viele verschiedene Ausbildungsweisen<br />

für Reiter und Pferd angeboten werden und<br />

man selbst doch noch ausschließlich bei alten Kavalleristen<br />

reiten gelernt hat. Um uns über diese Frage<br />

mehr Klarheit zu verschaffen, machten wir uns auf<br />

den Weg zu Manfred Hölzel in die Körschmühle in<br />

Stuttgart-Möhringen. Wir suchten einen kompetenten<br />

Ansprechpartner, der generationenübergreifend<br />

tätig ist, um zu erfahren, ob früher wirklich alles besser<br />

war.<br />

Der 68-jährige Manfred Hölzel ist waschechter<br />

Schwabe mit der Bescheidenheit, die wir in dieser<br />

vollendeten Form nur im „Ländle“ finden. Er ist Turnierrichter<br />

bis zum Grand Prix und war höchst erfolgreicher<br />

Reiter in allen Disziplinen. Bekannt ist auch<br />

sein 1999 verstorbener Bruder Dr. Wolfgang Hölzel,<br />

der ebenfalls im Reitsport sehr erfolgreich war und<br />

FutterJournal 17<br />

mit Manfred Hölzel<br />

Reitsport im<br />

Wandel der Zeit<br />

42<br />

zahlreiche Fachbücher geschrieben hat, u. a. gemeinsam<br />

mit Martin Plewa das Buch „Profi-Tips für Reiter“,<br />

das Maßstäbe für eine moderne Ausbildungslehre<br />

setzt.<br />

Futterjournal: Woher stammt Ihre große Erfahrung<br />

in der Reiterei?<br />

Manfred Hölzel: Vor allem von meinem Vater, 1914<br />

geboren. Er war bei der Kavallerie und im Reiterregiment<br />

18 in Bad Cannstatt stationiert. Im Zweiten<br />

Weltkrieg war er bei der berittenen Einheit und kam<br />

vom Russlandfeldzug verwundet zurück. 1949 baute<br />

er einen Reitstall in Bad Cannstatt auf und zog mit<br />

ihm 1953 in die Körschmühle um. Da damals noch<br />

nicht die Möglichkeit bestand, eine Lehre als Bereiter<br />

zu machen, ging ich beim Vater in die Lehre und<br />

besuchte daneben die Handelsschule.<br />

Futterjournal: Wie wichtig war die Kavallerie-Erfahrung<br />

Ihres Vaters für Sie?


Fotos: Recki<br />

Manfred Hölzel: Mein Vater prägte mich entscheidend<br />

im Umgang mit Pferden. Er legte besonderes<br />

Gewicht auf das Anreiten von Remonten (jungen,<br />

drei- bis vierjährigen Pferden) und auf die Förderung<br />

jugendlicher Reiter, bei der ihm seine frühere Erfahrung<br />

in der Ausbildung von Rekruten zugute kam.<br />

Ich habe gelernt, viel Wert auf die Dressurarbeit zu<br />

legen. Das gilt auch für Springpferde (wie für alle<br />

Sparten der Reiterei), für deren Ausbildung die Dressurarbeit<br />

Grundlage ist und die durch die Dressur<br />

wesentlich verbessert werden. Für mich besteht noch<br />

heute der größte Reiz darin, ein dreijähriges Pferd<br />

bis zum Grand Prix zu fördern. Ein Pferd von Anfang<br />

an in Ruhe auszubilden, ist immer dankbarer, als ein<br />

geschädigtes Pferd zu korrigieren. Leider nehmen sich<br />

die meisten heute nicht mehr die hierfür notwendige<br />

Zeit! Wenn ich ein von mir ausgebildetes Pferd<br />

verkaufe, dann am liebsten an einen Reiter in meinem<br />

Stall, den ich dann gemeinsam mit dem Pferd<br />

durch Unterricht gezielt weiter bringe. Dabei ist es<br />

sehr wichtig, das Pferd entsprechend seiner Veranlagung<br />

zu nutzen, die leider oft nicht richtig erkannt<br />

wird. Ein ambitionierter Dressurreiter sollte nur ein<br />

Pferd reiten, das für die Dressur wirklich geeignet ist.<br />

Dasselbe gilt für den Springsport.<br />

Futterjournal: Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass<br />

es heute eine so große Fülle von Literatur über den<br />

Pferdesport gibt?<br />

Manfred Hölzel: Da die meisten Pferdefreunde heute<br />

nicht mehr mit Pferden aufwachsen und der Kontakt<br />

zur Generation der Großeltern mit ihrer Pferdeerfahrung<br />

kaum oder gar nicht mehr besteht, herrscht ein<br />

Informationsdefizit, das den großen Bedarf an Fachbüchern<br />

erklärt.<br />

Futterjournal: Woher kommt es, dass inzwischen so<br />

viele verschiedene Reitweisen angeboten werden?<br />

Manfred Hölzel: Der Freizeitsport Reiten hat sich<br />

längst zum Breitensport entwickelt. Die Reiter<br />

suchen neben der Leistung im Turniersport vor allem<br />

die Bewegung mit dem Pferd in der Natur. Dadurch<br />

ist ein Trend z. B. zum Islandpferde-Reiten und zum<br />

Westernreiten als alternative Möglichkeiten zur klassischen<br />

Lehre der Kavallerieschule entstanden.<br />

Futterjournal: Was hat sich im Vergleich zu früher<br />

hauptsächlich verändert?<br />

Manfred Hölzel: Die größte Veränderung hat in der<br />

Pferdezucht stattgefunden. Die Pferde von heute<br />

Futter-Praxis<br />

Interview<br />

machen es den Reitern wesentlich einfacher als früher,<br />

besonders was Rittigkeit und Kooperationsbereitschaft<br />

angeht. Sie verfügen zum Beispiel über<br />

ideale Kopf-Hals-Ansätze und gehen leichter durchs<br />

Genick.<br />

Futterjournal: Wenn die Ausbildung durch diese<br />

Vorteile leichter geworden ist, besteht da nicht die<br />

Gefahr, dass man das ausnützt und zu schnell vorgeht?<br />

Manfred Hölzel: Das ist zweifellos der Fall, die Gefahr<br />

des Missbrauchs liegt nahe. Früher musste man es<br />

bitter büßen, wenn man in der Ausbildung Fehler<br />

machte, die Pferde „zahlten es einem heim“, indem<br />

sie sich z. B. so fest machten, dass man danach lange<br />

Zeit brauchte, um sie wieder zu lösen. Heutzutage<br />

machen schon dreijährige Pferde gutmütig mehr mit<br />

als früher, dafür wächst die Gefahr des frühzeitigen<br />

Verschleißes. Die Ausbildungszeit darf nicht verkürzt<br />

werden, wenn das Pferd weder physisch noch psychisch<br />

Schaden nehmen soll.<br />

Futterjournal: Was hat sich bei der Ausbildung von<br />

Reitern geändert?<br />

Manfred Hölzel: Die Reiterei ist zu einem Sport<br />

geworden, der um seiner selbst willen betrieben<br />

wird und Freude macht, nicht mehr den oft rauhen<br />

Zwängen der Kavallerie unterworfen ist. Während<br />

bisher jede Generation einen Krieg erlebt hat, sind<br />

wir zum ersten Mal vor ihm verschont geblieben. Wir<br />

geben emotionalen und humanitären Entwicklungen<br />

mehr Raum. Für Kinder ist der Umgang mit dem<br />

Pferd auch heute durch nichts zu ersetzen. Kinder<br />

können all ihre Gefühle in das Pferd investieren, auf<br />

der anderen Seite spiegelt das Pferd, unbestechlich<br />

und unvoreingenommen, ihr Verhalten wider. Es<br />

„bestraft“ falsches Verhalten durch deutliche Reaktionen.<br />

Für Kinder und Jugendliche ist das Pferd als<br />

Lebewesen – anders als z. B. der Tennisschläger – ein<br />

wichtiger erzieherischer Faktor.<br />

Futterjournal: Wie steht es um die Regeln der Kavallerieschule?<br />

Sind sie veraltet?<br />

Manfred Hölzel: Regeln wie zum Beispiel links auf-<br />

und abzusitzen, links mit dem Putzen anzufangen,<br />

die linke Hand zur Zügelhand zu machen, um die<br />

rechte Hand als „Kampfhand“ frei zu halten, sind<br />

Regeln, die zweckgebunden waren und heute ihre<br />

absolute Gültigkeit weitgehend verloren haben.<br />

Wenn diese Dinge allerdings lange eingeübt wur-<br />

43<br />

FutterJournal 17


Futter-Praxis<br />

Interview<br />

den, sind sie zur eingefleischten<br />

Gewohnheit geworden und dienen<br />

dann der Sicherheit.<br />

Futterjournal: Was sind nach Ihrer<br />

Meinung die wichtigsten Kavallerieregeln,<br />

die heute noch gelten?<br />

Manfred Hölzel: Neben der Ausbildungsskala<br />

sind es vor allem die<br />

Sicherheitsregeln, die eher noch<br />

FutterJournal 17 44<br />

wichtiger als früher sind und in<br />

alle Ausbildunsgphasen eingebaut<br />

sein müssen. Reiten ist ein Sport<br />

mit hohem Unfallrisiko. Gefahrenfaktoren<br />

müssen erkannt,<br />

die Regeln zur Vermeidung von<br />

Unfällen gelernt werden.<br />

Futterjournal: Früher wurden die<br />

Pferde in Ständern und später in<br />

oft dunklen und zu kleinen Boxen<br />

gehalten. Was hat sich hier geändert?<br />

Manfred Hölzel: Eigentlich alles.<br />

Das Pferd als Freizeitpartner wird<br />

heute besser behandelt als früher.<br />

Ständerhaltung ist mit Recht verboten<br />

worden, die Boxen müssen<br />

die Maße von mindestens 3 mal 3<br />

Meter haben. Selbst das berücksichtigt<br />

den Individualabstand<br />

zum Nachbarn nicht genügend.<br />

Vor allem um dem (sehr individuellen)<br />

Bewegungsbedarf des<br />

Pferdes Rechnung zu tragen, sind<br />

Paddockhaltung und / oder stundenweiser<br />

Weidegang dringend<br />

anzuraten. In den meisten Ställen<br />

wird dies heutzutage angeboten.<br />

Ist der Bewegungsbedarf abgedeckt,<br />

ist das Pferd ausgeglichener;<br />

es muss unter dem Reiter<br />

nicht zuerst die angestaute Energie<br />

abbauen und ist physisch und<br />

psychisch besser in der Lage zu<br />

lernen.<br />

Futterjournal: Worauf sollten wir<br />

in der heutigen Zeit noch mehr<br />

achten?<br />

Manfred Hölzel: In der Ausbildung<br />

ist es besonders wichtig, dem<br />

Pferd angstfrei und ohne Druck<br />

unsere Anweisungen zu vermitteln.<br />

Bereits in der Prägephase<br />

können wir durch den Umgang<br />

mit ihm Druck abbauen. Wenn es<br />

etwas nicht verstanden hat, darf<br />

das Pferd nicht bestraft werden.<br />

Wir sollten uns in das Pferd hineinfühlen<br />

und darauf hin arbei-<br />

ten, dass es versteht, was wir von<br />

ihm verlangen.<br />

Futterjournal: Mit wesentlich subtileren<br />

Methoden werden heute<br />

die Grenzen verlagert. Was sagen<br />

Sie zu Doping und Rollkur?<br />

Manfred Hölzel: Absolut indiskutabel.<br />

Leider ist der Einsatz von<br />

Schlaufzügeln eine Modeerscheinung,<br />

die immer wieder auftritt.<br />

Von Profis angewandt, wird sie<br />

von Amateuren nachgemacht und<br />

richtet so weiträumigen Schaden<br />

an.<br />

Doping ist Betrug und hat mit<br />

dem sportlichen Gedanken nichts<br />

zu tun. Die krasse Erhöhung der<br />

Preisgelder geht auf Kosten der<br />

Pferde. Es herrscht ein Wettlauf<br />

zwischen Pharmazie, Verbotener<br />

Liste und der Nachweisbarkeit.<br />

In Peking kam es zum Eklat, weil<br />

das Labor vor Ort eingerichtet, die<br />

Möglichkeit des Vertuschens also<br />

gleich null war.<br />

Früher galten erfolgreiche Sportler<br />

als Vorbilder sowohl wegen ihrer<br />

Leistung als auch im menschlichen<br />

Sinn. Heute lassen viele ihre Vorbildfunktion<br />

vermarkten und für<br />

Werbezwecke einsetzen.<br />

Futterjournal: Wie können wir<br />

uns gezielt über den richtigen<br />

Umgang mit Pferden informieren?<br />

Manfred Hölzel: Nach wie vor ist<br />

qualifizierter Unterricht die beste<br />

Möglichkeit zur praxisorientierten<br />

Information. Beim Ablegen eines<br />

Reitabzeichens wird notwendiges<br />

Wissen systematisch erlernt<br />

und abgefragt. Außerdem finden<br />

sich alle wichtigen Informationen<br />

in den Richtlinien der FN, in der<br />

erwähnten reichhaltigen Literatur<br />

und – natürlich vor allem auch in<br />

den Büchern meines Bruders.<br />

Interview: Elke Horlacher<br />

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand


Medizin<br />

Früher galt die Diagnose <strong>Borna</strong>-<br />

Krankheit als unwiderrufliches<br />

Todesurteil. Forschungsarbeiten<br />

an der Freien Universität und<br />

am Robert Koch-Institut in Berlin<br />

haben nun ergeben, dass von<br />

100 Pferden in Deutschland 60<br />

das <strong>Borna</strong>virus (englisch: <strong>Borna</strong><br />

disease virus, BDV) in sich tragen<br />

und ca. 16 % der Infizierten unter<br />

Symptomen leiden, die durch das<br />

Virus mit verursacht werden. Die<br />

<strong>Borna</strong>sche Krankheit (vielmehr<br />

die Infektion) ist, wie wir heute<br />

wissen, weltweit verbreitet, und<br />

unter natürlichen Bedingungen<br />

bei Pferd, Schaf, Rind, Katze, Affe<br />

und kürzlich auch für den Menschen<br />

beschrieben, wobei das<br />

Pferd den natürlichen Wirt abgibt<br />

(Übersicht bei Bode, 1999, Habil.<br />

Schrift, FU Berlin).<br />

<strong>Borna</strong>virus Infektion ist nicht<br />

unbedingt tödlich<br />

Die klassischen Krankheitsbegriffe:<br />

»Gehirnentzündung«, »hitzige<br />

Kopfkrankheit«, seuchenhafte<br />

Gehirn-Rückenmarksentzündung<br />

oder auch nicht eitrige Meningo-<br />

Enzephalomyelitis deuten bereits<br />

auf die Symptomatik hin und werden<br />

durch die hervorstechenden<br />

Krankheitsmerkmale, wie Apathie,<br />

Ängstlichkeit, Fressunlust,<br />

Schwindel, Gangunsicherheit,<br />

Kopfschlagen, Kolik und Festliegen<br />

in der älteren Literatur belegt.<br />

Verkanntes Risko<br />

<strong>Borna</strong>viren Foto:<br />

FutterJournal 17<br />

46<br />

Slawik


Das klinische Bild, das vor allem von einem patho-physiologischen<br />

Geschehen im Gehirn und Auge ausgeht,<br />

ist aus heutiger Sicht wesentlich facettenreicher. Es<br />

gehörte auch zum Dogma, dass in diesen Fällen mit<br />

einer hohen Mortalitätsrate von 80-90% zu rechnen<br />

sei. Durch unsere neueren Untersuchungen, dass in<br />

der Mehrzahl gesunder Virusträger neben den klinisch<br />

erkrankten die Infektion symptomfrei bleibt,<br />

hat sich die Sichtweise grundsätzlich und dramatisch<br />

geändert (Bode, 1999; Dieckhöfer et al., 2004, Tierärztl.<br />

Umschau 59, 619-32).<br />

Verhaltens- und Bewusstseinsstörungen<br />

Neu ist, dass fortgeschrittene klinische Verläufe sich<br />

völlig zurückbilden können und dass die Krankheit in<br />

Phasen verläuft. Meist kommt es jedoch zu mehr oder<br />

minder auffälligen Veränderungen des Normalverhaltens<br />

und Bewusstseins, sowie Störungen im Sensorium<br />

und der Motorik (Bode, 1999).<br />

Wir haben an 20.000<br />

lebenden Pferden<br />

Tests zur Feststellung<br />

der <strong>Borna</strong>virus Infektion<br />

durchgeführt. Es<br />

ergab sich ein wesentlich<br />

differenzierteres<br />

Bild des Infektionsgeschehens.<br />

Die große<br />

Anzahl infizierter,<br />

aber nicht auffälliger<br />

oder erkrankter Tiere<br />

sollte die Pferdebesitzer<br />

in erhöhte Aufmerksamkeitversetzen.<br />

Foto: Slawik<br />

Symptomatik und Übertragung<br />

Wir wissen heute, dass erste Symptome im Krankheitsgeschehen<br />

durchweg uncharakteristisch sein<br />

können und diagnostisch in eine völlig falsche Richtung<br />

zielen. Die Mehrzahl der dem Tierarzt oder der<br />

Klinik vorgestellten Tiere laufen unter dem Vorbericht:<br />

Pferd verhält sich eigenartig. Vielfach wird auch<br />

über Harnabsatzbeschwerden, Leistungsschwäche<br />

und Husten berichtet, sowie der Verdacht auf Tetanus,<br />

Listeriose oder Leberentzündung geäußert. Zu<br />

Beginn der Erkrankung werden häufig geringe bis<br />

mittlere, kaum über 40°C reichende Temperaturen<br />

gemessen. Im Verlauf der Krankheit können sich die<br />

Temperaturen vermindern, steigen beim Fortschreiten<br />

des Geschehens mit schwereren Symptomen allerdings<br />

wieder an.<br />

Auffällige Veränderungen des Normalverhaltens und<br />

Leistungsabfall gehören zu den Symptomen einer<br />

Infektion mit dem <strong>Borna</strong>-Virus<br />

Medizin<br />

Das <strong>Borna</strong>virus wird mit Sicherheit von der Stute auf<br />

das Fohlen übertragen, kann sich jedoch auch von Tier<br />

zu Tier ausbreiten. Hier spielt das Eindringen des Virus<br />

über den Riechkolben in das zentrale Nervensystem<br />

die Hauptrolle.<br />

Stress fördert Krankheitsschübe<br />

Einmal im Zentralhirn angekommen, vermehrt sich<br />

<strong>Borna</strong>virus nur langsam und zu geringem Titer. Dabei<br />

kommt es zu keiner Zellzerstörung und das Virus ist<br />

im Nervensystem, in dem es sich über die Axone (die<br />

langen, faserartigen Fortsätze der Nervenzelle) ausbreitet,<br />

auch gut vor dem Immunsystem geschützt.<br />

Charakteristisch für dieses Virus ist, dass es phasenweise<br />

verstärkt, also in Schüben auftritt. Über die Ursache<br />

einer vermehrten Replikation können derzeit nur Vermutungen<br />

angestellt werden. Stress aller Art nimmt<br />

mit Sicherheit eine zentrale Rolle ein und scheint für<br />

solche Schübe hauptamtlich verantwortlich zu sein.<br />

<strong>Borna</strong> und <strong>Herpes</strong><br />

ständige Begleiter?<br />

Man geht mittlerweile<br />

davon aus, dass im<br />

europäischen Raum<br />

etwa 60 Prozent der<br />

Pferde das <strong>Borna</strong>virus<br />

in sich tragen,<br />

wobei etwa ein<br />

Sechstel der Infizierten<br />

krank werden<br />

kann. Ähnlich dem<br />

equinen <strong>Herpes</strong>-<br />

Virus Typ-1 scheint<br />

also das <strong>Borna</strong>virus<br />

latent in Beständen<br />

und Populationen<br />

zu zirkulieren.<br />

Häufig berichten uns Pferdehalter nur von Temperamentsverlust<br />

bzw. Gemütsveränderungen der Tiere.<br />

So kann es etwa vorkommen, dass das sonst ruhige<br />

Pferd plötzlich beim Heufressen innehält – ohne jegliche<br />

erkennbare Ursache. Die alte Literatur spricht<br />

dann vom „Pfeifen rauchen“. Wir vermuten auch,<br />

dass das plötzliche Einschlafen (Narkolepsie) mit<br />

<strong>Borna</strong>virus-Aktivierung zusammenhängt. Sicher ist,<br />

dass erhöhte Stresseinwirkung das Pferd mehr und<br />

mehr in einen Erschöpfungszustand versetzt, der sich<br />

in Leistungsschwäche ausdrücken kann. Aus experimentellen<br />

Untersuchungen ist bekannt, dass die <strong>Borna</strong>virus<br />

Infektion zu Lerndefiziten führt (Dieckhöfer<br />

et al., 2004).<br />

47 FutterJournal 17


Foto: Slawik<br />

FutterJournal 17<br />

Medizin<br />

Headshaker oft <strong>Borna</strong>virus<br />

infiziert<br />

Das klinisch allfällig bekannte<br />

Bild des „Kopfschüttlers“ (sogenannter<br />

Headshaker), prägt sich<br />

oftmals gepaart mit Antriebslosigkeit<br />

und deutlicher Müdigkeit<br />

aus. Das Pferd steht teilnahmslos<br />

in der Stallecke und scheut in auffälliger<br />

Weise das Licht. Viele dieser<br />

erkrankten Pferde wirken traurig,<br />

depressiv, nehmen die Umwelt nur<br />

bedingt wahr, reagieren phasenweise<br />

kaum auf Zuruf, verlieren<br />

ihre Stellung in der Rangordnung<br />

und sondern sich von der Herde ab.<br />

Solche Wesensänderungen weisen<br />

eindeutig auf eine <strong>Borna</strong>virus Aktivierung<br />

hin. Sie gehören nicht zum<br />

normalen Verhaltensrepertoire<br />

Headshaking wird seit längerer Zeit bereits<br />

mit Virusinfektionen in Verbindung gesehen<br />

des wachen Fluchttieres Pferd und<br />

bedürfen einer speziellen Beachtung<br />

und bei Nachweis der Infektionsmarker<br />

einer strikten Behandlung<br />

mit Amantadin Sulfat (siehe<br />

Dieckhöfer et al., 2004).<br />

Foto: Slawik<br />

Das Kräfteverhältnis zwischen Virus und Immunsystem entscheidet<br />

letztendlich, wie vital das Pferd bleibt<br />

Je länger das Pferd erkrankt<br />

ist, desto schlimmer<br />

Die Antigene des <strong>Borna</strong>virus sind<br />

sehr stabil und werden selbst im<br />

Komplex mit Antikörpern von<br />

körpereigenen Enzymen nur<br />

langsam abgebaut. Sich wiederholende<br />

Schübe führen damit zu<br />

einer Akkumulation von Virusmaterial<br />

im Körper, das über den<br />

Bluttest gemessen werden kann.<br />

Dies bedeutet auch, dass sich eine<br />

Infektion mit <strong>Borna</strong>viren als sich<br />

selbst verstärkende Negativ-Spirale<br />

entwickeln kann: Sobald das Pferd<br />

durch die Erkrankung gestresst ist,<br />

fördert es damit die Virusvermehrung.<br />

Im Körper kommt es letztendlich<br />

auf das Kräfteverhältnis zwischen<br />

Immunsystem und Virus an.<br />

Man weiß mittlerweile, dass eine<br />

gewisse (geringere) Antigenbelastung<br />

durch die viralen Proteine<br />

gut toleriert werden kann. Hohe,<br />

zirkulierende Antigenmengen im<br />

Blut spiegeln jedoch eine Belastung<br />

für den Organismus wieder.<br />

Über Monate gleich bleibend hohe<br />

Antigenwerte erhöhen so das Risiko<br />

einer manifesten Erkrankung,<br />

wie wir an einem Seuchenzug im<br />

Saarland zwingend nachweisen<br />

konnten (Dieckhöfer et al., 2004).<br />

48<br />

Umstallungen und Impfungen<br />

sind Stress<br />

Jegliche Belastung des Tieres,<br />

wie Umstallung, auch Impfungen<br />

oder sogar Wurmkuren haben<br />

einen Anstieg der Virus-Parameter<br />

gezeigt. Stressoren wie erhöhte<br />

Leistungsforderungen, einseitige<br />

Fütterung, sowie zu schnell<br />

und unkontrolliert verabreichte<br />

Immun-Supressiva können das<br />

Pferd in die Krankheit treiben,<br />

indem die ruhende, persistente<br />

Infektion aufflackert und zu deutlicher<br />

Virus-bezogener Symptomatik<br />

führt.<br />

Im Zusammenhang mit der hohen<br />

Infektionsrate in der Pferdepopulation<br />

stellt sich die Frage der<br />

Rasse-Sensitivität. Wir können bei<br />

den Tausenden von Pferden, die<br />

wir untersucht haben, gewisse<br />

Hinweise auf die Empfindlichkeit<br />

der Kleinpferde, vor allem der<br />

Ponys für eine Virusaktivierungen<br />

geben. Ansonsten hebt sich keine<br />

Rasse durch eine Prävalenz hervor.<br />

Empfehlungen an die<br />

Tiermediziner sowie –besitzer<br />

Im letzten Jahrhundert hat sich<br />

das Risikoprofil einer <strong>Borna</strong>virus<br />

Infektion -auch bedingt durch den<br />

Wandel des Pferdes vom „Nutztier


Virus schwer diagnostizierbar<br />

Die Infektion mit <strong>Borna</strong>virus ist nicht zellzerstörend<br />

und damit nur durch erschwerte Nachweismethoden<br />

zu messen. Sie löst anhaltende<br />

Infektionen aus. Dies wurde beim Pferd und<br />

anderen Tieren schon länger vermutet und ist<br />

auch durch umfassende neuere klinische und<br />

immunhistologische Untersuchungen bei natürlichen<br />

wie experimentellen Infektionen bestätigt<br />

worden. Diese Sondereigenschaften führten zu<br />

einer erst späten Charakterisierung des Agens in<br />

den 1990ern Jahren: Das Virus ist verwandt mit<br />

Tollwut- und Masern Virus und trägt eine Einzelstrang-RNA<br />

als Erbmaterial, von der die zwei<br />

ersten Gene ihre Eiweiße im Übermaß produzieren,<br />

was diese beiden im Blut schwimmenden<br />

Eiweiße für die Diagnostik besonders geeignet<br />

macht.<br />

Ein spezieller Test gibt Aufschluss<br />

Routinemäßig werden 10 ml Citratblut für die<br />

Untersuchung von Infektionsmarkern verwendet.<br />

Die Testung basiert auf dem Nachweis geringster<br />

Mengen von BDV-spezifischen Eiweißen<br />

im Plasma, zirkulierenden Immunkomplexen,<br />

sowie Antikörper in einem Enzym-Test (dem<br />

sogenannten Triple-ELISA). Im Testsystem dienen<br />

die spezifischen monoklonalen Antikörper zum<br />

Fangen der Antigene oder Immunkomplexe aus<br />

dem Blut, eine einfache sehr empfindliche und<br />

dabei hoch-spezifische Methode, die sonstigen,<br />

z.B. fluoreszenzserologischen Nachweismethoden,<br />

weit überlegen ist.<br />

Letztere ist mit erheblichen Fehlern belastet und<br />

misst (wenn überhaupt) lediglich das Vorliegen<br />

einer Infektion, erlaubt jedoch keine Aussage<br />

zum Infektions- bzw. Krankheitsstand. Unsere<br />

Immunkomplex- bzw. Antigentiter- Messungen<br />

hingegen laufen parallel zum Gesundheitszustand,<br />

d.h. auch dem Krankheitsgeschehen des<br />

Tieres und geben Aufschluss über das Ausmaß<br />

der <strong>Borna</strong>virus Aktivierung und den zeitlichen<br />

Verlauf. Liegt nur Antigen vor, so befindet sich<br />

das kranke Pferd in einem akuten Schub, bei entsprechend<br />

hohen Immunkomplex-Werten liegt<br />

die Virusvermehrung zurück oder dauert an.<br />

Zuverlässige Testverfahren bietet zum Beispiel<br />

derzeit das diagnostische Labor DIAMEDIS in<br />

Bielefeld an. www.diamedis.eu<br />

Kotsack für Gespanne


Foto: Slawik<br />

Futter-Praxis<br />

Forschung<br />

für die Landwirtschaft und Militär“<br />

zum Hobbytier - entscheidend<br />

geändert. Da jedes zweite Pferd<br />

infiziert ist, hat sich, wie unsere<br />

Testergebnisse gezeigt haben, ein<br />

breites Spektrum an Auffälligkeiten<br />

im Verhalten und in der Symptomatik<br />

ergeben. Dies muss vom<br />

Tiermediziner, vom Züchter, vom<br />

Pferde Im- und Exporteur beachtet<br />

werden.<br />

Jegliche Impfung gegen das <strong>Borna</strong>virus<br />

muss aufgrund der hohen<br />

Durchseuchung -insbesondere für<br />

das stressempfindliche Pferd- kritisch<br />

hinterfragt werden. Zu einer<br />

günstigen Gesundheitsüberwa-<br />

chung gehört auch die Kenntnis<br />

des <strong>Borna</strong>virus-Infektionsstatus im<br />

Pferdebestand. Unsere Erfahrungen<br />

lehren außerdem, die Möglichkeit<br />

einer Übertragung des<br />

Virus vom Tier auf den Menschen,<br />

obwohl bisher wissenschaftlich<br />

nicht nachgewiesen, d.h. die zoonotischen<br />

Aspekte, nicht aus dem<br />

Auge zu lassen und zu unterschätzen.<br />

Prof.Dr. med.vet. Dr. Hanns Ludwig<br />

Weitere Literatur und Informationen<br />

zum Thema <strong>Borna</strong> können<br />

beim Autor unter hanns.ludwig@<br />

web.de oder hluvirol@zedat.fuberlin<br />

angefordert werden<br />

FutterJournal 16<br />

Dr. med. vet. Hanns Ludwig ist Univ.-Prof. für Virologie<br />

an der Freien Universität Berlin. Nach Studium der<br />

Humanmedizin und Wechsel zur Tiermedizin in Giessen<br />

und Zürich, nach Lehr- (Promotion in Ethologie; publiziert<br />

bei K. Lorenz) und Wanderjahren an der Justus-<br />

Liebig-Universität (ILU) Giessen (Institut für Hygiene<br />

und Infektionskrankheiten d. Tiere; Prof. Ulbrich),<br />

dann am Baylor College of Medicine (Dept. of Virology<br />

& Epidemiology; Prof. Melnick) Houston, Texas und<br />

in den Kovler Laboratories (Molecular Biology; Prof.<br />

Roizman) der University of Chicago, und nach Habilitation<br />

über das genetische Material von humanen<br />

und tierischen <strong>Herpes</strong>viren am Institut f. Virologie, ILU<br />

Giessen (Prof. Rott), hat H. Ludwig 1978 den Ruf an die<br />

Freie Universität Berlin angenommen. Kürzlich konnte<br />

er das von ihm gegründete Institut für Virologie an<br />

seinen Nachfolger übergeben.<br />

Dr. Ludwig arbeitet seit 1968 am Problem der <strong>Borna</strong>virus<br />

Infektion bei Tieren, später zusammen mit Frau Dr.<br />

Liv Bode vom Robert Koch-Institut, an der Ausprägung<br />

dieser neurotropen Virusinfektion beim Menschen. Die<br />

Berliner Arbeitsgruppe ist auf diesem infektionsmedizinischen<br />

Gebiet (zoonotische Aspekte einschließend)<br />

international führend.<br />

50


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FutterJournal 17<br />

Praxis<br />

Wenn er hungrig geworden<br />

ist, durchpflügt<br />

er in eleganten Sinusschwingungen<br />

das Wasser seines<br />

Teiches oder er ruht, wartend und<br />

beobachtend auf einem Blatt an<br />

der Wasseroberfläche. Plötzlich<br />

schmeckt er mit seinen über den<br />

Körper verteilten Sinnesknospen<br />

Schweiß, vielleicht auch Blut und<br />

hält darauf zu. Er nimmt jede<br />

veränderte Wasserbewegung<br />

wahr, spürt die Richtung der Verursachung<br />

und orientiert sich mit<br />

seinen 5 Augenpaaren an den<br />

bewegten Schatten.<br />

Es ist Hirudo, ein Medizinischer<br />

Blutegel, seines Zeichens Ringelwurm.<br />

Hat er sein Opfer gefunden,<br />

beginnt er mit der Feinortung.<br />

Dazu ist er ideal gebaut:<br />

der hintere, viel größere der beiden<br />

Saugnäpfe, dient einzig und<br />

allein der Festheftung und der<br />

spannerraupenartigen Fortbewegung<br />

am Boden. Der kleine Vordere<br />

dient darüber hinaus dem<br />

Sondieren der Opferhaut sowie<br />

dem Zersägen derselben. 80, fast<br />

identische Sägezähne befinden<br />

sich auf einem Halbkreis. Die<br />

Kalkzähnchen sind fest verankert<br />

in einem Kiefer aus verfestigter<br />

Muskelmasse auf einer Länge<br />

von einem halben Millimeter. Drei<br />

„Zahnleisten“ sind mit einem<br />

Winkel von je 120 Grad wie ein<br />

Mercedes-Stern angeordnet.<br />

Hochsensibel aber<br />

schmerzunempfindlich<br />

Hat er sich einmal mit einem der<br />

Saugnäpfe festgesaugt, will er<br />

sich nicht mehr abstreifen lassen.<br />

Wenn er sein Blut noch nicht<br />

bekommen hat so bleibt er hartnäckig.<br />

Dann heftet er seine beiden<br />

Saugnäpfe je nach Bedarf im<br />

Wechsel an. Er will nicht weg,<br />

und diesen Wunsch verteidigt er<br />

mit einer erstaunlichen Verbis-<br />

Das heimliche Leben der Blutegel<br />

Heiler<br />

ohne Hirn<br />

Kein Ekel vor den Egeln<br />

52<br />

Foto: dreamstime


senheit. Paradox ist dabei seine Schmerzempfindlichkeit:<br />

zum Einen besitzt er Schmerzmelder sowie<br />

Sinneszellen, um sehr subtile Reize wahrnehmen<br />

zu können, zum anderen eigene zelluläre Vorrichtungen,<br />

um eigens produzierte, morphinähnliche<br />

Substanzen zur Schmerzlinderung einzusetzen, um<br />

sehr groben Attacken standhalten zu können.<br />

Beim Saugakt nimmt der Egel Blut in einer Menge<br />

des fünffachen seines etwa 1-2 Gramm schweren<br />

Körpers auf. Aber Hirudo ist ein moderater Parasit.<br />

Er möchte niemandem Schaden zufügen. Sein<br />

Überlebenskonzept ist so einfach wie wirkungsvoll:<br />

er nutzt seinem Opfer mehr, als dass er schadet.<br />

Wenn er satt ist, begiebt er sich in eine lange<br />

Ruhephase, die über ein Jahr dauern kann.<br />

Die Dimensionsverteilung zwischen Opfer und<br />

Angreifer ist etwas paradox und könnte den<br />

Egel das Leben kosten. Aber die geniale Krönung<br />

parasitärer Raffinesse ist das therapeutisch Hilfreiche<br />

des Blutegels, das seine Opfer zur Rückkehr<br />

bewegt, wenn sie den Nutzen des Bisses gespürt<br />

und dadurch Erleichterung erfahren haben.<br />

Geniale Krönung parasitärer Raffinesse<br />

Egel sind auf der ganzen Welt verbreitet, leben<br />

aber überwiegend im sauberen Wasser. Von den<br />

über 600 Arten zählen nur 8 zu den medizinisch<br />

genutzten Blutegeln, die zum Teil unter Artenschutz<br />

stehen. Blutegel werden seit über 3000 Jahren<br />

medizinisch erfolgreich eingesetzt. Ihr therapeutischer<br />

Einsatz bei Mensch und Tier reicht von<br />

Schmerzbehandlungen, Entzündungen, Furunkel,<br />

bis hin zu Krampfaderbeschwerden. Wer jetzt an<br />

„mittelalterliche Quacksalberei“ denkt, ist falsch<br />

gewickelt, denn heute gibt es mehr und mehr klinische<br />

Studien über die Verwendungen dieses Tierchens,<br />

die Wirksamkeiten werden nachgewiesen,<br />

so zuletzt geschehen bei Arthroseschmerzen.<br />

Die Gefühle ändern sich<br />

Anfängliche „Ekelwallungen“, die der Mensch<br />

gegenüber den Egeln oft hat, wandeln sich nach<br />

dem erfreuten Wahrnehmen einer deutlichen<br />

Schmerzlinderung in zärtliche „Egelwallungen“.<br />

Man beginnt aus Dankbarkeit in einer inneren<br />

Umkehr die Tiere regelrecht zu mögen. Wenn<br />

das Opfer nun – vielleicht sogar gesünder oder<br />

schmerzfreier – von dem Biss nicht geschädigt<br />

oder belästigt wird, so kehrt es auch zurück. Das<br />

nämlich ist die Technik der klugen Parasiten: wenn<br />

er seinem Wirt im Gegenzug für sein Blut etwas<br />

zurückgibt, kommt sein „Tauschpartner“ gerne zu<br />

Stall- und Weidetechnik<br />

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2009


Praxis<br />

weiterem Aderlass zurück. Also<br />

tut er, was er kann und befreit<br />

ihn von quälenden Gelenkschmerzen,<br />

Entzündungen und<br />

Gewebsstauungen. Für ihn, den<br />

Egel, bedeutet das „nachhaltige<br />

Nutzung“ oder „Ressourcenschonung“,<br />

für das Opfer unter<br />

Umständen sogar Heilung, aber<br />

keine Erkrankung durch Infektion.<br />

Natürlicher Heilapparat<br />

Der Egel ist ein mikrochirurgischer<br />

Heilapparats<br />

mit verschiedenen Funktionen.<br />

Eine ist die lokale<br />

Blutverdünnung mit hilfreicher<br />

Entstauung. Der<br />

Egel sondert durch seinen<br />

Speichel Hirudin aus, ein<br />

blutgerinnungshemmender<br />

Stoff, der vermeidet,<br />

dass der Egel festklebt, so<br />

lange der Biss dauert (ca.<br />

20-60 Minuten, manchmal<br />

auch mehr). Es soll möglichst<br />

viel Blut gerinnungsfrei fließen,<br />

damit das Blut im Egel nicht zu<br />

einer riesigen „Verstopfung“<br />

führt. Eine andere Funktion wird<br />

ebenso mit 30 bis 40 Stoffen aus<br />

dem Speichel, der aus Kanäl-<br />

FutterJournal 17 54<br />

chen, die zwischen den Zähnen<br />

liegen, stammt, ermöglicht: die<br />

meisten dieser Salivasubstanzen<br />

sind noch nicht erforscht, dienen<br />

aber unter anderem dem<br />

Effekt, die Wunde für zwölf<br />

Stunden offen und blutend zu<br />

halten. In dieser Zeit reinigt sich<br />

die Wunde. Der auf der Seite des<br />

Opfers resultierende Blutverlust<br />

Die Kalkzähnchen sind fest auf dem<br />

Kiefer verankert<br />

entspricht bei vier Egeln pro Sitzung<br />

inklusive dem Nachbluten<br />

fast 100 Gramm innerhalb von<br />

12 Stunden, was einem sanften<br />

Aderlass und entsprechender<br />

Linderung entspricht. Weitere<br />

Effekte sind die Schmerzlinde-<br />

rung, Entzündungshemmung,<br />

sowie antibiotische Eigenschaften.<br />

Kein hirnloser Helfer<br />

Der Egel ist mehr als nur ein<br />

parasitärer Wurm. Er verfügt<br />

über ein soziales Verhalten und<br />

betreibt eine Art "Nestbau mit<br />

Brutpflege": Mama Egel sorgt<br />

sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst<br />

dafür, dass ihre<br />

Kokons, in denen sich bis zu 30<br />

Egeln entwickeln können, an<br />

einen Ort zu liegen kommen, an<br />

dem die Egelbabys weder ertrinken<br />

noch vertrocknen können.<br />

Was man diesen auf den ersten<br />

Blick unscheinbar und primitiv<br />

erscheinenden Ringelwürmern<br />

nicht zutrauen würde: die<br />

Gefühlswelt der medizinischen<br />

Blutegel ist äußerst komplex. Sie<br />

dient nicht nur den Egeln selbst,<br />

sondern auch ihren Wirten. Um<br />

allen Anforderungen – die sie bis<br />

heute erfüllen können - gerecht<br />

werden zu können, stattete<br />

die Evolution Hirudo mit hochdifferenzierten<br />

Strukturen und<br />

Substanzen aus. Spezialisierte<br />

Zellen, Transmittersubstanzen<br />

und andere<br />

biologische Strukturen dienen<br />

zur Wahrnehmung von<br />

optischen mechanischen<br />

und chemischen Reizen,<br />

sowie von Temperaturen.<br />

Er verfügt über Schmerzrezeptoren,<br />

wodurch er<br />

davor bewahrt wird, bei<br />

zu heftigen Versuchen ihn<br />

abzustreifen, gar tödlich<br />

verletzt zu werden.<br />

Wegen dieser letzten<br />

Fähigkeit ist es auch ratsam,<br />

in der Therapie vorsichtig<br />

mit ihnen umzugehen, weil<br />

Schmerzwahrnehmung eben<br />

ihren Appetit überlagert und sie<br />

gegebenenfalls mit ihrer heilsamen<br />

Arbeit aufhören.<br />

Dr. Manfred Roth


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Adlantus As<br />

© Recki Werbeagentur GmbH/Dorsten · Fotos: Guido Recki


FutterJournal 17


FutterJournal 17


Hufprobleme?<br />

Ein Fall für die Fütterung<br />

Ergebnisse einer Pilotstudie<br />

Viele Faktoren müssen zusammenkommen,<br />

damit<br />

ein Pferd auf gesunden,<br />

belastungsfähigen Hufen steht:<br />

Vererbung, Pflege, korrekter Beschlag,<br />

saubere Einstreu und viel<br />

Bewegung auf Naturboden. Dass<br />

auch die Fütterung ein entscheidender<br />

Faktor für die Qualität des<br />

Hufhorns ist, wird von manchen<br />

immer noch als Marketingargument<br />

der Futterbranche abgetan.<br />

Die Ergebnisse einer Universitätsstudie<br />

bestätigten nun, dass eine<br />

mangelhafte Hornstruktur durch<br />

spezifische Futterzusätze erheblich<br />

verbessert werden kann.<br />

FutterJournal 17<br />

Ist es mit Biotin getan?<br />

Fast schon legendär ist die Biotinstudie<br />

mit Wiener Lippizanern<br />

(Jossek und Zenker, Dissertationen,<br />

Zürich 1991). Sie zeigte, dass<br />

sich der Tragrand instabiler Hufe<br />

nach einer Biotinzufütterung von<br />

täglich 20 mg nach 19 Monaten<br />

gefestigt hatte. Die Effekte waren<br />

zwar gering und der zugrundeliegende<br />

Wirkmechanismus ist<br />

bis heute nicht geklärt. Dennoch<br />

gelang es damit dem Monopolhersteller<br />

von Biotin, das „Hufvitamin“<br />

als Schlüsselnährstoff zur<br />

Verbesserung der Hufstabilität<br />

im allgemeinen Bewusstsein zu<br />

58<br />

verankern. Heute weiß man, dass<br />

für eine optimale Hufhornqualität<br />

eine Vielzahl von Nahrungsbausteinen<br />

zusammenwirken müssen.<br />

Biotin ist nur einer davon. Näheres<br />

dazu wurde bereits in Futterjournal<br />

Nr.3 ausgeführt (www.futterjournal.de).<br />

Für die hier beschriebene Hufstudie<br />

der Universität in Breslau (Polen)<br />

wurde ein spezifisch auf die<br />

Bedürfnisse der Hornentwicklung<br />

abgestimmtes Nährstoffkonzentrat<br />

getestet, wie es auch im Handel<br />

erhältlich ist*. Es enthält den<br />

B-Vitaminkomplex, Bierhefe, Zink<br />

* Ungulat von St.Hippolyt<br />

Foto: Recki


und weitere wichtige Spurenelemente, schwefelhaltige<br />

Aminosäuren, natürliche Siliziumverbindungen und<br />

zusätzliche Vitalstoffe. Wie hat sich dieses Hufzusatzfutter<br />

nun im praktischen Versuch bewährt?<br />

Ablauf der Hufstudie<br />

In die Hufstudie waren sechs Vollblutstuten eines Gestüts<br />

eingeschlossen, die schon seit mehreren Jahren<br />

durchweg sprödes und rissiges Hufhorn hatten. Die<br />

Stuten waren gesund und in recht guter Fütterungskondition.<br />

Vier von ihnen waren trächtig und fohlten<br />

bald nach Versuchsende ab.<br />

Die aktive Testphase erstreckte sich über sechs Monate,<br />

von Ende September 2007 bis Ende März 2008. Während<br />

dieser Zeit erhielten die Stuten täglich je 250g<br />

des Testergänzungsfutters. Davon abgesehen, wurde<br />

die gewohnte Gesamtfutterration nicht geändert. Sie<br />

bestand aus stallüblichem Kraftfutter (Mischfutter plus<br />

Hafer) und Heu zur freien Aufnahme. Weidegang wurde<br />

während der Testfütterungsphase zugunsten eines<br />

unbewachsenen Auslaufs ausgeschlossen.<br />

Als Hauptkriterium der Studie diente die Hufhornqualität<br />

vor und nach der sechsmonatigen Testperiode.<br />

Die Begutachtung erfolgte unabhängig durch zwei<br />

geschulte Hufschmiede, von deren Testnoten jeweils<br />

59<br />

Bewertungsskala<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Pferdeforschung<br />

Hufbewertung (Durchschnitt 6 Stuten)<br />

Qualität Sohle Quailität Wand Elastizität Wand<br />

Alle Unterschiede statistisch signifikant; n =vorher, n = nachher<br />

Abb. 2:Ausschnitt des Sohlenhorns<br />

(Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen; Messabschnitt: 20 µm)<br />

a) ohne Testfutter:<br />

Poröses Sohlenhorn ohne Zusammenhalt<br />

Abb. 1: Qualität und Elastizität des Hufhorns, nach sechs Monaten<br />

Testfütterung signifikant verbessert (jeweils rechte Säule).<br />

ein Durchschnittswert gebildet wurde. Die Laborauswertung<br />

nahm der Gewebeforscher Dr. Krzysztof<br />

Marycz von der Universität Breslau vor, der<br />

das Projekt vor Ort leitete.<br />

b) mit Testfutter nach 6 Monaten:<br />

Hornverbund intakt und stabil<br />

FutterJournal 17


Pferdeforschung<br />

Verbesserung der Hornstruktur<br />

Die allgemeine Hornqualität und<br />

die Elastizität der Hufwand wurden<br />

nach einem Evaluierungsverfahren<br />

des polnischen Hufschmiedeverbands<br />

mit einer Notenskala<br />

zwischen 1 (sehr schlecht) und 6<br />

(sehr gut) bewertet. Die Notenergebnisse<br />

waren nach sechs<br />

Monaten Zusatzfütterung in den<br />

gewählten Kategorien „Qualität<br />

Wand“, „Qualität Sohle“ und<br />

„Elastizität Wand“ durchweg und<br />

bei allen sechs Testpferden verbessert<br />

(siehe Abbildung 1). Alle<br />

Unterschiede sind statistisch signifikant.<br />

Unerwünschte Effekte<br />

durch das Testfutter waren in keinem<br />

Fall festzustellen.<br />

Detailanalyse des Sohlenhorns<br />

Die Qualität der Hornsohle hatte<br />

sich mit durchschnittlich mehr als<br />

einem ganzen Notenwert besonders<br />

deutlich verbessert. Das Sohlenhorn<br />

erneuert sich innerhalb<br />

von ca. drei Monaten, so dass eine<br />

komplette Neubildung während<br />

der Testfütterung stattfand.<br />

FutterJournal 17<br />

Der positive Befund bestätigte<br />

sich auch bei der Probenuntersuchung<br />

im Rasterelektronenmikroskop.<br />

Zu Beginn des Fütterungstests<br />

war das Sohlengewebe von<br />

Rissen durchzogen und machte<br />

insgesamt einen ausgelaugten,<br />

weichdiffusen Eindruck. Demgegenüber<br />

zeigte sich die Hufsohle<br />

nach sechs Monaten Testfütterung<br />

als kräftiger vitaler Gewebekomplex<br />

mit klarer Ausrichtung.<br />

Es ergab sich das Gesamtbild eines<br />

elastischen und belastungsfähigen<br />

Hornverbunds (siehe Abbildung<br />

2).<br />

Testbefunde des Wandhorns<br />

Die Qualität des Wandhorns wurde<br />

am vorderen Tragrand des Hufes<br />

begutachtet. Sie verbesserte<br />

sich ebenso wie die Elastizität des<br />

Tragrands nach sechs Monaten<br />

signifikant um 0,7 Notenwerte.<br />

Dies steht im Widerspruch zur<br />

landläufigen Auffassung, dass<br />

sich ein Fütterungserfolg nur im<br />

nachwachsenden Hufhorn zeigen<br />

kann. Bis das Wandhorn vom<br />

Abb. 3: Ansicht eines Hufes vor und nach dem Einsatz von Testfutter<br />

a) Rissiges Wandhorn<br />

60<br />

Kronsaum bis zum Tragrand nachgewachsen<br />

ist, dauert es mindestens<br />

zwölf Monate. Der positive<br />

Einfluss des Testfutters war dort<br />

also „vorzeitig“ eingetreten.<br />

Wir haben dafür folgende Begründung:<br />

Die Hornwand der Hufkapsel<br />

besteht im wesentlichen aus<br />

Hornzellen, die von einem Zwischenzellkitt<br />

wie Bausteine einer<br />

Mauer zusammengehalten werden.<br />

Die Hornzellen entstehen in<br />

einer Keimzone am oberen Rand<br />

des Wandhorns und werden von<br />

ständig neu sich bildenden Zellen<br />

allmählich bis nach unten zum<br />

Tragrand geschoben. Sie versteifen<br />

schon kurz nach ihrer Bildung<br />

durch Einlagerung von Keratinfasern,<br />

so dass sie schnell ihre Lebensfunktionen<br />

zugunsten rein<br />

mechanischer Aufgaben verlieren.<br />

Dennoch überleben an der Außenmembran<br />

der Hornzellen aktive<br />

Transportenzyme. Damit ist es<br />

prinzipiell möglich, Nährstoffe aus<br />

der gut durchbluteten Huflederhaut<br />

quer durch die anliegende<br />

b) Derselbe Huf nach zwölf Monaten,<br />

davon sechs Monate mit Testfutter.


Hornwand zu transportieren. Coenen und Spitzlei haben<br />

dies für den Hufwandtransfer von zugefüttertem<br />

Zink bereits nachgewiesen (siehe Pferdeheilkunde 8,<br />

1992). Mit stabilisierenden Nährstoffen, etwa Aminosäuren,<br />

könnte sich ein mürbe gewordener Zwischenzellkitt<br />

nachträglich festigen, so dass das Mauerwerk<br />

des Wandhorns insgesamt gestärkt würde. Eine Qualitätsverbesserung<br />

auch des unteren Wandhorns (Tragrandes)<br />

erscheint demnach schon nach relativ kurzfristiger<br />

Nährstoffzufuhr möglich.<br />

Andererseits könnten die Ergebnisse hier ähnlich wie<br />

beim Sohlenhorn noch besser ausgefallen sein, wenn das<br />

Testfutter über zwölf oder achtzehn Monate gegeben<br />

worden wäre - also bis zur kompletten Erneuerung der<br />

Hornkapsel. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse<br />

einer weiteren Hufbeurteilung gestützt, die zwölf Monate<br />

nach der ersten Testfuttergabe durchgeführt wurde.<br />

Zustand nach zwölf Monaten<br />

Ab Testbeginn hatten die Stuten für sechs Monate das<br />

Testfutter bekommen. In den folgenden sechs Monaten<br />

erhielten sie wieder nur das stallübliche Futter. Nach diesen<br />

insgesamt zwölf Monaten zeigte eine klinische Inspektion<br />

der Hufe, dass sich die Hornkapsel in den letzten<br />

sechs Monaten komplett stabilisiert hatte, trotz des nun<br />

fehlenden Testfutters. Selbst Hornspalten, die sich ursprünglich<br />

über die gesamte Vorderfront der Hufwand<br />

erstreckt hatten, waren nach unten herausgewachsen,<br />

und die zuvor eher rauhe, spröde und rissige Hornkapsel<br />

zeigte sich nun wesentlich glatter, stabiler und frei von<br />

Spalten (siehe Abbildung 3).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Insgesamt erlaubt die Pilotstudie mit sechs Vollblutstuten<br />

ein klares vorläufiges Resümee. Das mangelhafte Hufhorn<br />

hat sich durch Zufütterung eines hufspezifischen<br />

Ergänzungskonzentrats* schon nach sechs Monaten insgesamt<br />

deutlich verbessert. Die Qualitätssteigerungen<br />

waren beeindruckender und wurden in kürzerer Zeit<br />

erreicht, als in der Wiener Biotinstudie. Nachdem das<br />

Testfutter abgesetzt wurde, blieb sein positiver Einfluss<br />

auf die Qualität des herabwachsenden Wandhorns noch<br />

mindestens weitere sechs Monate erhalten. Selbst Hochträchtigkeit<br />

und Laktation beeinträchtigten den Fütterungserfolg<br />

im Hufbereich nicht erkennbar.<br />

Die Ergebnisse der Pilotstudie sprechen dafür, dass ein<br />

gut zusammengesetztes Nährstoffkonzentrat auch in<br />

ungünstigen Fällen zur Bildung eines stabileren und elastischeren<br />

Hufhorns beiträgt.<br />

Dr. Eberhard Moll<br />

Dr. Krzysztof Marycz<br />

Gut ernährt<br />

trotz Diät<br />

Glucogard<br />

Hufrehekranke Pferde sind oft auf eine kraftfutterfreie<br />

Diät angewiesen. Da eine überwiegende<br />

Heu- und Strohfütterung zu einem<br />

Mangel an spezifischen Nährstoffen führt,<br />

empfiehlt die Firma St. Hippolyt das Kräuter-<br />

Mineralfutter Glucogard. Die Mineralstoff-<br />

und Vitaminkombination wurde so gewählt,<br />

dass auch der Insulin- und Kohlenhydratstoffwechsel<br />

mit den notwendigen Funktionsnährstoffen<br />

versorgt wird.


FutterJournal 17<br />

Hund<br />

Kontrolle ist wichtig<br />

Gesäugetumoren bei der Hündin<br />

Eigentlich wollte man doch<br />

nur seiner Hündin, die sich<br />

vor Freude darüber, dass<br />

man nach Hause gekommen ist<br />

und sich auf den Rücken geworfen<br />

hat, liebevoll das Bäuchlein kraulen<br />

… Dann fühlt man in der Nähe<br />

der Milchdrüsen einen Knubbel<br />

oder vielleicht sogar zwei, die<br />

vorher noch nicht da oder aber<br />

so klein waren, dass man sie nicht<br />

tasten konnte. Viele Gedanken<br />

gehen einem jetzt durch den Kopf.<br />

Hätte ich das Tier doch – wie es<br />

einige empfohlen haben – vor der<br />

ersten Läufigkeit kastrieren lassen<br />

sollen, weil ich sowieso niemals<br />

Hundenachwuchs haben wollte?<br />

Hätte ich sie vielleicht doch decken<br />

lassen sollen? Einige haben gesagt,<br />

Hündinnen, die schon mal trächtig<br />

gewesen sind, bekommen deutlich<br />

weniger Unterleibskrebs! Hätte<br />

ich sie kastrieren lassen sollen, als<br />

sie in den Läufigkeiten mit extrem<br />

großem Blutverlust reagiert hat<br />

oder gar dreimal im Jahr läufig<br />

war? Oder als sie mit vielen Scheinschwangerschaften<br />

belastet war?<br />

Hätte ich es verhindern können?<br />

Zunächst einmal muss nicht jede<br />

tastbare Veränderung im Unterleib<br />

der Hündin automatisch bösartig<br />

sein. Es kann sich genauso<br />

um eine gutartige Fettgeschwulst,<br />

eine Zyste, einen tiefliegenden<br />

abgekapselten Bluterguss oder<br />

aber eine Gewebsveränderung,<br />

die erst einmal gutartig ist, aber<br />

bösartig werden kann, handeln.<br />

Man kann es einer Geschwulst leider<br />

nicht von außen ansehen, ob<br />

sie gutartig oder bösartig ist.<br />

62<br />

Da Tumoren zuerst nicht einmal<br />

schmerzhaft sein müssen, findet<br />

man sie häufig bei einer Röntgenaufnahme<br />

des Unterleibs oder der<br />

Wirbelsäule als Zufallsbefund. Die<br />

wichtigste Frage, bei deren Beantwortung<br />

uns am effektivsten ein<br />

erfahrener Tierarzt helfen kann,<br />

ist: Was ist es?<br />

Schnelle Reaktion lebensrettend<br />

Bei einer Veränderung in der Nähe<br />

des Gesäuges muss eine bösartige<br />

Geschwulst immer in Betracht<br />

gezogen werden, schon weil hier<br />

eine schnelle Reaktion lebensrettend<br />

sein kann. Und auch für den<br />

Tierarzt ist es ein schönes Gefühl<br />

wenn er sagen kann, dass es<br />

doch „nur“ eine Zyste ist. Probebiopsien<br />

werden bei Tieren eher<br />

selten gemacht, bei Verdacht<br />

auf eine bösartige Veränderung<br />

Foto: Slawik


des Gesäuges wären sie aber<br />

durch die Gewebevielfältigkeit<br />

dieser Tumorart ohnehin<br />

nicht aussagekräftig.<br />

Wenn ein bösartiger Tumor<br />

befürchtet wird, sollte die<br />

Entfernung so schnell wie<br />

möglich erfolgen. Zur Vorbereitung<br />

dazu werden durch<br />

Röntgenaufnahmen Anzeichen<br />

gesucht, ob der Tumor<br />

in Lunge, Darm oder Knochen<br />

bereits Metastasen gebildet<br />

hat; Blutuntersuchungen sollen<br />

Aufschluss darüber bringen,<br />

ob Organe in ihrer Funktion<br />

schon geschädigt sind.<br />

Ist die Gesamtsituation der<br />

Hündin befriedigend, sollte<br />

die Operation schnell durchgeführt<br />

werden. Bei einer<br />

Brustkrebsoperation der Hündin<br />

wir zur Sicherheit immer auch ein großer Teil des<br />

gesund erscheinenden Gewebes der Gesäugeanlage<br />

samt Gebärmutter und Eierstöcken entfernt, da Tumoren<br />

im Anfangsstadium winzig klein sein können und<br />

man so sicher wie möglich sein will, alles entfernt zu<br />

haben, was in den Unterleib der Hündin nicht gehört.<br />

Alter ist kein Hinderungsgrund<br />

Ein Entscheidungskriterium für oder gegen eine Operation<br />

ist heute kaum noch das Alter der Hündin. Moderne<br />

und schonende Narkoseverfahren erlauben auch größere<br />

Operationen in fast jedem Alter,<br />

wobei aber wie beim Menschen<br />

jede Narkose ein Risiko bedeuten<br />

kann. Aber gute Lebensqualität<br />

und oft normale Lebensdauer einer<br />

Hündin, der man einen Brustkrebs<br />

rechtzeitig erfolgreich entfernen<br />

konnte, sind dieses Risiko allemal<br />

wert.<br />

Kontrolle ist wichtig<br />

Was können wir tun um rechtzeitig<br />

einen Tumor zu entdecken? Wie<br />

sieht unsere „Nachsorge“ aus?<br />

Bitte untersuchen Sie Ihre Hündin<br />

regelmäßig – alle paar Wochen<br />

- zuhause, besonders nach über-<br />

Hund<br />

Nicht jede tastbare Veränderung muss bösartig sein<br />

standener Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit. Nach<br />

einer erfolgten Entfernung von Geschwulstgewebe,<br />

egal ob bösartig oder gutartig, sollten Sie Ihre Hündin<br />

alle 14 Tage anschauen. Wenn Sie nicht sicher<br />

sind, ob Sie das richtig machen können, wird Ihr<br />

Tierarzt Ihnen sicherlich die nötigen Griffe zeigen<br />

und mit Ihnen üben. Auch wenn Sie nichts finden,<br />

sollte Ihre Hündin halbjährlich vom Tierarzt untersucht<br />

werden, er wird nach neuen Tumoren, Metastasen<br />

oder auffälligen Organblutwerten suchen. Ein<br />

wichtiger Hinweis ist auch die<br />

Gewichtskontrolle, die monatlich<br />

erfolgen sollte. Ihr Tierarzt<br />

hat sicher nichts dagegen, wenn<br />

Sie seine Waage benutzen. Auffälliger<br />

Gewichtsverlust oder<br />

aber Gewichtszunahme ohne<br />

harmlose logische Begründung<br />

ist immer ein Alarmzeichen.<br />

Foto: Slawik<br />

Insgesamt lässt sich sagen, dass<br />

unsere Hunde im Fall eines<br />

Tumors die besten Chancen<br />

haben, wenn sie sich auf uns verlassen<br />

können und wir beherzt<br />

und positiv reagieren.<br />

Cordula Becker<br />

FutterJournal 17<br />

Foto: CALLALLOO Fotolia


FutterJournal 17<br />

Mensch<br />

Kein Ekel vor Erde<br />

Geophagie - das Erdessen<br />

Alexander von Humboldt entdeckte 1800<br />

am Orinoco, dass die Indios dort gerne „als<br />

Leckerbissen täglich“ nach Erde griffen. Vor<br />

allem wurden schwangere Frauen dabei beobachtet.<br />

Von Humboldt interpretierte dieses Verhalten<br />

als Notbehelf in kargen Zeiten, immerhin wurde<br />

auch in Europa in Hungersnöten Erde geschluckt.<br />

Dort wurden arme Menschen gerne als „Erdesser“<br />

beschimpft. 1852 widerlegte der Pathologe Heusinger<br />

die Ansicht, Erde würde nur aus Not gegessen<br />

werden, nachdem inzwischen viele weitere Berichte<br />

über Erdesser in den Tropen nach Europa gelangten.<br />

Gründe für das Erdeessen<br />

Die Frage stellt sich, warum sowohl im europäischen<br />

Raum als auch vorwiegend in den Tropen und in<br />

Afrika Erde gegessen wird. Die Geophagie wird mit<br />

Suchverhalten begründet, aber auch als religiöses<br />

Ritual. Näher liegt vermutlich eine volksheilkundliche<br />

Überzeugung, in der die Erde als Heilmittel bei<br />

medizinischer Selbstbehandlung eingesetzt wird.<br />

Möglicherweise handelt es sich beim Erdeessen<br />

aber auch um instinktiv angegangene Stoffwechsel-Mangelerscheinungen<br />

(Spurenelemente) oder<br />

Besonderheiten im Ernährungsverlangen schwangerer<br />

Frauen.<br />

64<br />

Risiko Erde<br />

Ein Übermaß an Erdaufnahme führt aber zur Bindung<br />

von Kalium und Eisen. Charakteristisch für den regelmäßigen<br />

Erdeesser ist der Hängebauch, allgemeine Abmagerung,<br />

Anschwellung der Leber und Milz. Risiken des<br />

Erdeessens liegen unter anderem in der Übertragung<br />

von Krankheiten, Aufnahme von Darmparasiten oder<br />

möglichen Vergiftungserscheinungen.<br />

Inhaltstoffe der Erde<br />

Neben Silizium und Aluminium enthält Erde je nach<br />

Vorkommen unterschiedliche Zusammensetzungen von<br />

Mineralien und Spurenelementen. In der Erde enthaltende<br />

Bakterien sind für Menschen, die in Ermangelung<br />

tierischer Nahrungsquellen vegetarisch leben müssen,<br />

oft die einzige Vitamin B12 –Quelle („Dreck macht<br />

fett“). Vor allem Kinder neigen sehr oft dazu, Erde zu<br />

probieren und auch zu essen. In der Schwangerschaft<br />

wird der erhöhte Bedarf an Kalzium, Kupfer und Eisen<br />

im südlichen Afrika oft mit Erde gedeckt, die auf ganz<br />

normalen Märkten verkauft wird.<br />

Zubereitung<br />

Ob nun Erde aus Not heraus, rituell bedingt oder aus<br />

gesundheitlichen Gründen gegessen wird, in vielen Fällen<br />

wird lehmige Erde erst erhitzt und gebacken und<br />

anschließend abgekühlt verzehrt.<br />

Foto: Fotolia


Verzehrt werden spezielle Erden, die essbare Erden<br />

genannt werden. Auch wenn der Gebrauch der Erde als<br />

Speise sich am häufigsten in tropischen Ländern findet,<br />

ist auch in unseren Zonen das Erdeessen nicht unbekannt.<br />

Eine Art des Alauns (Kaliumaluminiumsulfat), der sich<br />

ganz fett und weich anfühlt, wurde in den Sandsteingruben<br />

des Kyffhäuser (Bergrücken südöstlich des Unterharzes)<br />

und im Lüneburgischen abgebaut. Die sogenannte<br />

„Steinbutter“ wurde traditionell von den Arbeitern auf<br />

das Brot gestrichen.<br />

Andere Gegenden Europas, in denen das Erdeessen vorkommt,<br />

sind die Steiermark, Oberitalien (Treviso), Sardinien,<br />

wo Erde wie andere Lebensmittel auf den Markt<br />

gebracht wird, der äußerste Norden von Schweden und<br />

die Halbinsel Kola, wo teilweise die Erde unter das Brot<br />

verbacken wird.<br />

Aber nicht nur Kalkerden, sondern auch fette, schmierige<br />

und stark riechende Erde wird nach Erhitzung gegessen.<br />

Gelbliche Erde wird an der Küste von Guinea als Leckerbissen<br />

verzehrt. Auch auf Java, in Neukaledonien und<br />

auf Tigua wird Erde gegessen oder in das Essen gemischt.<br />

In Persien war das Erdeessen sehr verbreitet, bis es Ende<br />

des 19. Jahrhunderts verboten wurde. Ein weißer, feiner,<br />

etwas fettig anzufühlender Ton oder unregelmäßige,<br />

weiße, feste Knollen, die sich feinerdig anfühlen und<br />

etwas salzig schmecken, gelten dort als Delikatesse.<br />

Heilerde<br />

Die Heilerde ist ein fast in Vergessenheit geratenes Heilmittel,<br />

das für Jahrtausende bei bestimmten gesundheitlichen<br />

Problemen eine natürliche Hilfe darstellte.<br />

Heilerde besteht aus naturreiner Löss, entstanden aus<br />

Gesteinen, die mit den eiszeitlichen Gletschern aus dem<br />

Norden in unseren Raum gelangten. Durch Verwitterung<br />

verwandelte sich das Gestein in feines Pulver. Es wird<br />

getrocknet, gemahlen und gesiebt. In dieser Pulverform<br />

wird Heilerde eingesetzt, um störende Substanzen wie<br />

überschüssige Magen- und Gallensäure, Giftstoffe, Stoffwechselprodukte<br />

und schädliche Darmbakterien zu binden.<br />

Auch bei Durchfall soll Heilerde eine wohltuende<br />

Wirkung haben.<br />

Russische Heilerde<br />

Mumjo wird im tiefsten Russland gewonnen und ist eine<br />

Heilerde, der eine fast mystische Wirkung nachgesagt<br />

wird. Angeblich hätte ein Zar einst einen stolzen Hirsch<br />

angeschossen, der dann in eine Höhle geflohen sei, in<br />

der er das Mumjo von den Wänden geschleckt hätte und<br />

derart rasch geheilt wäre, dass der Zar ihn laufen lies und<br />

fortan Mumjo ernten lies.<br />

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand


Ausblick auf die<br />

nächste Ausgabe<br />

Sauer macht nicht lustig<br />

Blähungen, Kotwasser, schlechte<br />

Futterverwertung: zu den häufigsten<br />

fütterungsbedingten<br />

Problemen bei Pferden zählt die<br />

Übersäuerung des Dickdarms.<br />

Das hat Konsequenzen für die<br />

gesamte Gesundheitssituation<br />

des Pferdes. Wie es dazu kommt,<br />

welche Auswirkungen sie hat<br />

und was man dagegen tun kann,<br />

hat Ariane Wehrmaker in ihrer<br />

Bachelorarbeit zusammengefasst.<br />

Beruhigt und besänftigt<br />

Er fällt unter Doping und riecht<br />

unangenehm: Der Baldrian,<br />

auch Stinkwurz genannt. Zusammen<br />

mit anderen pflanzlichen<br />

Extrakten wie Hopfen oder Melisse<br />

gilt er als mildes Beruhigungsmittel.<br />

Die mehrjährige einheimische<br />

Pflanze gilt traditionell als<br />

Therapeutikum gegen Nervosität,<br />

innere Unruhe, Anspannung<br />

oder Reizbarkeit.<br />

FutterJournal 17<br />

Appetitlos –<br />

wenn der Magen drückt<br />

Magengeschwüre sind nicht<br />

nur bei gestressten Managern<br />

das Ergebnis eines ungesunden<br />

Lebenswandels. Fehler bei Fütterung<br />

und Haltung, Stress sowie<br />

Medikamente schlagen auch<br />

unseren Pferden auf den Magen.<br />

Die Folge sind häufig Magengeschwüre.<br />

Studien haben gezeigt,<br />

dass jedes zweite Fohlen und jedes<br />

zweite Turnierpferd unter einem<br />

Magengeschwür leidet. Bei den<br />

Rennpferden sind die Zahlen noch<br />

dramatischer – hier ist fast jedes<br />

Pferd betroffen (93 %).<br />

Stoff für die Nerven<br />

Vitamin B6 wird vom Pferd<br />

selbst gebildet. Das setzt aber<br />

eine gute Verdauung und weitere<br />

Nährstoffe voraus, um seine<br />

gute Wirkung zu entfalten.<br />

Der als Nervenvitamin geltende<br />

Nährstoff sorgt für Gelassenheit<br />

und Ruhe.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2010<br />

66<br />

Foto: Slawik<br />

Impressum<br />

Futterjournal<br />

Magazin für anspruchsvolle<br />

Pferdeernährung<br />

17. Ausgabe<br />

Herausgeber:<br />

Nutritiva<br />

Verein zur Förderung<br />

und Entwicklung von Ernährungskonzepten<br />

und Naturheilmethoden<br />

zur<br />

Verbesserung der Gesundheit<br />

von Mensch, Tier und Pflanze<br />

e.V.<br />

61137 Schöneck<br />

Konzeption:<br />

Karl Möller<br />

Dr. Susanne Weyrauch<br />

Chefredaktion:<br />

Dr. Susanne Weyrauch<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

0 62 22 - 9 90 20<br />

Redaktion:<br />

Dr. Eberhard Moll<br />

Sarai Fauerbach<br />

Daniela Haas<br />

Cordula Becker<br />

Prof. Dr. Hanns Ludwig<br />

Dr. Krzysztof Marycz<br />

Christiane Slawik<br />

Christine Bauer<br />

Dr. Manfred Roth<br />

Dr. Christina Paulson<br />

Karl Möller<br />

Lektorat:<br />

Christine Bauer<br />

Layout:<br />

Karl Möller<br />

Titelfoto:<br />

Christiane Slawik<br />

Fotos:<br />

Recki, Slawik, Dr. Paulson,<br />

Reumann, Angels<br />

Online Ausgabe:<br />

www.futterjournal.de<br />

Wolf Schreiber<br />

Anzeigen:<br />

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0 66 42 - 96 06 14<br />

Druck:<br />

Druckkollektiv Giessen<br />

Verlag:<br />

moeller.de<br />

Nahrungsberg 16a<br />

35390 Giessen<br />

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