Verhängnisvolle Affäre - Borna-Borreliose-Herpes
Verhängnisvolle Affäre - Borna-Borreliose-Herpes
Verhängnisvolle Affäre - Borna-Borreliose-Herpes
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Weidepflege:<br />
Grüne Wiese<br />
oder Steppe<br />
<strong>Borna</strong>virus:<br />
Verkanntes Risiko<br />
Hufrehe und Insulin:<br />
<strong>Verhängnisvolle</strong> <strong>Affäre</strong><br />
Nummer 17<br />
9. Jahrgang<br />
Herbst<br />
2009<br />
Foto: Christiane Slawik
Dopen Sie noch oder<br />
ernähren Sie schon?<br />
Editorial<br />
So viele Dopingfälle, so viel Wirbel. Würde man sich über die<br />
Ernährung eines Sportlers so viele Gedanken machen wie über<br />
seine Medikation, würden einige psychische und physische<br />
Probleme erst gar nicht auftreten.<br />
Die Krux an der Sache ist jedoch, dass jeder Sportler oder<br />
Pferdebesitzer bereits der überzeugten Meinung ist, er würde<br />
sich, bzw. sein Pferd richtig ernähren.<br />
Wobei weder eine Nährstoffbilanz erstellt<br />
worden ist noch die Überprüfung einer<br />
Mangelsituation stattgefunden hat. In<br />
dem sicheren Bewusstsein, das mit der<br />
Ernährung würde schon stimmen, wird<br />
eine Medikation eingeleitet.<br />
Woher diese Sicherheit kommt, ist mir<br />
schleierhaft. Fakt ist, dass über die<br />
Möglichkeiten der Fütterung für die<br />
Leistungsoptimierung viel zu wenig<br />
bekannt ist.<br />
Dr. Susanne Weyrauch<br />
Würde man vor dem Gedanken an eine<br />
Leistungssteigerung durch Doping erst<br />
die Futterration gründlich überprüfen und<br />
das Potential einer nährstoffgerechten<br />
Fütterung ausschöpfen, gäbe es viele<br />
dieser unschönen Fälle nicht, die den<br />
Reitsport in Misskredit führen.<br />
Wir empfehlen Ihnen, regelmäßig das Futterjournal zu lesen, um<br />
einen Einblick in die fantastische Welt der Ernährung zu erhalten.<br />
Ihre Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand<br />
Chefredakteurin<br />
Foto: Slawik<br />
3<br />
FutterJournal 17
Inhalt<br />
2Übersteigen<br />
die Blutspiegel des Zuckerhormons<br />
den Normalbereich, ist das Risiko für eine Hufrehe<br />
erhöht. Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten<br />
abgesenkt werden? Aktuelle Forschungsergebnisse<br />
legen diesen Schluss nahe. Was ist<br />
über die Rolle von Insulin bei der Reheentstehung<br />
bekannt? Wie können wir die Gefährdung<br />
gering halten oder neue Reheschübe vermeiden?<br />
48<br />
Foto: Slawik<br />
Früher galt die Diagnose <strong>Borna</strong> als unwiderrufliches<br />
Todesurteil. Forschungsarbeiten an der<br />
Freien Universität in Berlin haben nun ergeben,<br />
dass von 100 Pferden in Deutschland 60 das<br />
<strong>Borna</strong>virus in sich tragen und 16 Prozent unter<br />
Symptomen leiden, die durch das Virus mit verursacht<br />
werden. Die <strong>Borna</strong>sche Krankheit wurde<br />
kürzlich auch für den Menschen beschrieben,<br />
wobei das Pferd den natürlichen Wirt abgibt.<br />
FutterJournal 17 4<br />
Editorial<br />
Dopen Sie noch oder ernähren Sie schon 3<br />
Inhalt 4<br />
Notizen<br />
Masterstudiengang Pferdewissenschaften 6<br />
Bessere Heuqualität<br />
Erwin Schäfer ist tot<br />
Helle Kleven: Physiotherapie für Pferde 8<br />
Lavendel- Heilpflanze des Jahres<br />
Zwei neue Bücher von Chrstiane Slawik 10<br />
Titel<br />
Eine verhängnisvolle <strong>Affäre</strong> 12<br />
Hufrehe und Insulin<br />
Rasseportrait<br />
Vom idealen Kriegspferd zum frommen Sportler 22<br />
Der Trakehner<br />
Kräuter<br />
Der Gigant unter den Heilpflanzen 28<br />
Ginseng<br />
Praxis<br />
Satte grüne Wiese oder zertreten Steppe 30<br />
- alles eine Frage der Pflege<br />
Ernährungslehre<br />
Stark für das Bindegewebe 36<br />
Silizium<br />
Interview<br />
Reitsport imWandel der Zeit 42<br />
Interview mit Manfred Hölzl<br />
Forschung<br />
Verkanntes Risiko 48<br />
<strong>Borna</strong>viren<br />
Futter-Praxis<br />
Heiler ohne Hirn 52<br />
Das geheime Leben der Blutegel<br />
Forschung<br />
Hufprobleme - ein Fall für die Fütterung? 58<br />
Ergebnisse einer Pilotstudie<br />
Hund<br />
Kontrolle ist wichtig 62<br />
Gesäugetumoren bei der Hündin<br />
Mensch<br />
Kein Ekel vor Erde 64<br />
Geophagie - das Essen von Erde<br />
Impressum 66
FutterJournal 17<br />
Notizen<br />
Masterstudiengang<br />
Pferdewissenschaften<br />
In Göttingen werden wissenschaftlich qualifizierte<br />
Nachwuchskräfte für den sich stets<br />
weiter entwickelnden Arbeitsmarkt des Pferdesektors<br />
ausgebildet. Der Masterstudiengang<br />
setzt ein abgeschlossenes, mindestens<br />
6-semestriges Studium (z.B. einen Bachelor<br />
in Agrarwissenschaften ) voraus. Die Studenten<br />
befassen sich mit naturwissenschaftlichen<br />
Grundlagen, der Physiologie, der Zucht, Haltung,<br />
Fütterung (5%), Nutzung und Hygiene<br />
des Pferdes sowie der Betriebswirtschaftslehre<br />
und Unternehmensführung pferdehaltender<br />
Betriebe und mit den Auswirkungen auf Gesellschaft,<br />
Wirtschaft und Umwelt. Die Regelstudienzeit<br />
beträgt vier Semester.<br />
pferdewissenschaften.uni-goettingen.de<br />
Neues Kräuter-Mineralfutter<br />
speziell für Rehepferde<br />
Pferde, die unter dem Equinen Metabolischen<br />
bzw. Cushing Syndrom und der daraus möglicherweise<br />
entstehenden Hufrehe leiden und<br />
Pferde, die Störungen im Muskelstoffwechsel<br />
haben, sind oft auf eine getreidereduzierte<br />
oder getreidefreie Diät angewiesen.<br />
Da eine überwiegende Heu-<br />
und Strohfütterung für die<br />
Mineralisierung bei weitem<br />
nicht ausreicht und bei diesen<br />
Pferden oft ein Mangel an spezifischen<br />
Nährstoffen besteht,<br />
wurde Glucogard entwickelt.<br />
Dieses besondere Kräuter-Mineralfutter<br />
gleicht langfristig<br />
Mangelerscheinungen aus und<br />
ermöglicht eine vollwertige<br />
Fütterung auf der Basis einer Faserfütterung<br />
(Heu und Stroh).<br />
Die Mineralstoff- und Vitaminkombination<br />
wurde so gewählt, dass auch der Insulin- und<br />
Kohlenhydratstoffwechsel mit den notwendigen<br />
Funktionsnährstoffen versorgt wird.<br />
Deshalb profitieren auch Sportpferde, die mit<br />
größeren Getreide- und damit auch Stärkemengen<br />
konfrontiert sind, von Glucogard.<br />
6<br />
Heuqualität<br />
Mangelnde Heuqualität ist für viele Besitzer<br />
immer wieder ein Reizthema im wahrsten<br />
Sinne des Wortes. Das traditionelle Aufschütteln<br />
des Heus ist oft sehr zeitraufwendig. Daher<br />
vertreibt die Firma Agrosuter einen Heustaubsauger,<br />
der Feinstaub, Erdpartikel und<br />
anderen Fremdkörpern fliegt.<br />
Die Heurüstmaschinen,<br />
die auch Stroh staubärmer werden lassen gibt<br />
es bei Agrosuter in zwei verschiedenen Grössenmodellen,<br />
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Erwin Schäfer ist tot<br />
Nach schwerer Krankheit und viel zu früh verstarb<br />
der 61jährige Erwin Schäfer. Der passionierte<br />
Jäger und Pferdefreund war bekannt<br />
als der Vater des gelben Leinsamens. Sein<br />
blausäurefreier Leinsamen wird als „Leingold“<br />
von vielen Pferdeliebhabern besonders im<br />
Fellwechsel oder in der Rekonvaleszenz sehr<br />
geschätzt. Wir werden ihn sehr vermissen!
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FutterJournal 17<br />
Notizen<br />
Das Buch zur Physiotherapie für Pferde<br />
Die Norwegerin Helle Kleven<br />
möchte mit ihrem neuesten Werk<br />
"Biomechanik und Physiotherapie<br />
für Pferde" ihren interessierten<br />
Lesern das Wissen rund um den<br />
Bewegungsapparat des Pferdes<br />
vermitteln.<br />
Lavendel - Heilpflanze des Jahres 2008<br />
Lavendelblüten wurden früher<br />
gerne in kleine Kissen eingenäht<br />
und im Kleiderschrank aufbewahrt.<br />
Nun wurde Lavendel als<br />
Pflanze zur Gesunderhaltung von<br />
Nerven und Seele in Zeiten der<br />
Reizüberflutung zur Heilpflanze<br />
des Jahres 2008 gekürt.<br />
Seit alters her wird Lavendel<br />
wegen seines frischen, würzigen<br />
Duftes als Badezusatz und in Parfums<br />
verwendet. In der Zeit von<br />
Pest und Cholera mischte man<br />
Essig mit Lavendel , Thymian,<br />
Salbei und Rosmarin, um sich vor<br />
Krankheitsübertragung zu schützen.<br />
Manche Adelige vertrieb<br />
Den Angaben der<br />
erfahrenen Physiotherapeutin<br />
und Osteopathien<br />
zufolge<br />
hat sich in den letzten<br />
10 Jahren sehr<br />
viel auf dem Gebiet<br />
der Physiotherapie<br />
getan. Diese Therapieform<br />
ist heute zu<br />
einem wichtigen Bestandteil des<br />
Gesundheitsmanagements für<br />
Pferde geworden. "Biomechanik<br />
und Physiotherapie für Pferde"<br />
vermittelt biomechanische Grundlagenkenntnisse,<br />
lehrt Anomalien<br />
und Blockaden zu erkennen, zeigt<br />
Massage- und Dehnungsübungen<br />
und stellt physikalische Therapien<br />
vor.<br />
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten<br />
Verlag: Fn-Verlag;<br />
1., Neuauflage<br />
EUR 24,80<br />
Helle Katrine Kleven,<br />
Jahrgang 1964, ist<br />
gebürtige Norwegerin.<br />
Sie lebt seit 10<br />
Jahren in Deutschland,<br />
ist gelernte<br />
Krankengymnastin<br />
und hat sich durch<br />
Lehrgänge in England<br />
im Bereich "Physiotherapie<br />
für Pferde" ausbilden<br />
lassen. Seit 1996 ist sie selbständig.<br />
Helle Kleven war unter anderem<br />
auch die offizielle Betreuerin<br />
der Pferde der Deutschen Vielseitigkeitsmannschaft<br />
bei den Weltreiterspielen<br />
in Rom 1998, bei den<br />
Weltmeisterschaften im Distanzreiten<br />
in Dubai 1998 und betreute<br />
die Pferde der Vielseitigkeitsreiter<br />
bei den Europameisterschaften<br />
1999 in Luhmühlen.<br />
mit Lavendeltee ihre Migränekopfschmerzen<br />
und während des<br />
Ersten Weltkrieges verwendete<br />
man Lavendelöl zur Wunddesinfektion.<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen<br />
unterstreichen die<br />
beruhigende und entspannende<br />
Wirkung von Echtem Lavendel<br />
und Lavendelöl. Außerdem wirkt<br />
Lavendel entkrampfend, wundheilend,<br />
leicht antidepressiv,<br />
schmerzlindernd, entzündungshemmend<br />
und desinfizierend. Als<br />
Küchen- oder Futtergewürz sorgt<br />
er für exotische Würze und im<br />
Garten hält er die Läuse fern.
Notizen<br />
Neue Bücher von Christiane Slawik<br />
„Seit ich denken kann,<br />
faszinieren mich Pferde<br />
auf eine Art und<br />
Weise, die ich nur<br />
schwer beschreiben<br />
kann“, sagt die Autorin<br />
dieses Buches,<br />
die bekannte Pferdefotografin<br />
Christiane<br />
Slawik. „Pferde haben<br />
etwas Magisches.<br />
Ihre zahlreichen Fans<br />
wissen das schon seit<br />
jeher. „Mit meiner<br />
Kamera versuche ich,<br />
dieses Gefühl einzufangen<br />
und festzuhalten<br />
– den einen, ganz besonderen, magischen<br />
Moment, den man nach dem Shooting nicht nur<br />
im Herzen mit nach Hause nimmt, sondern über<br />
Fotos mit anderen teilen kann.“ Die beeindruckenden<br />
Fotos in diesem Buch werden begleitet<br />
von Zitaten: Begeisterte Pferdeleute, vom zehnjährigen<br />
Stallmädchen bis hin zum berühmten<br />
Reitmeister, offenbaren ihre ganz persönlichen<br />
Momente des Glücks mit diesen unvergleichlichen<br />
Tieren. Entstanden ist ein wunderschön<br />
aufgemachtes Geschenkbuch, das die enge Beziehung<br />
zwischen Mensch und Pferd in einzigartiger<br />
Form zum Ausdruck bringt.<br />
Sondereinband: 128 Seiten<br />
Verlag: Cadmos (27. 09.2009)<br />
Preis 19,90 Euro<br />
ISBN 978-3-86127-471-1<br />
FutterJournal 17<br />
10<br />
Was haben der<br />
S chlosskutscher<br />
Rudi Almer aus der<br />
Steiermark, der Tierarzt<br />
Robert Stodulka<br />
aus Wien und<br />
der „Stanglwirt“<br />
Balthasar Hauser<br />
aus Going in Tirol<br />
gemeinsam? Es ist<br />
die Verbundenheit<br />
mit ihren Pferden -<br />
ob edle Lipizzaner,<br />
rassige Andalusier<br />
oder warmherzige<br />
Noriker. Jedes Pferd<br />
hat seine eigene<br />
Geschichte – so wie auch ihre Besitzer. Wer die renommierte<br />
Pferdefotografin Christiane Slawik nur einmal bei<br />
einem ihrer Shootings beobachtet hat, ist fasziniert von<br />
der Leidenschaft mit der sie mit der Kamera den Moment<br />
einfängt: Christiane ist die Seele, sie ist der Fotoapparat,<br />
sie ist die Idee. Und dabei entstehen Aufnahmen, die mit<br />
einer außergewöhnlichen Liebe vom Motiv sprechen. Mit<br />
den „Pferdegeschichten aus Österreich“ geht Christiane<br />
einen Schritt weiter. Sie erzählt in Wort und Bild über außergewöhnliche<br />
Schicksale von Menschen, die ihr Leben<br />
in den Dienst der Pferde stellen, von Pferden, die Außergewöhnliches<br />
erlebt haben und von Orten mit außergewöhnlichen<br />
Begebenheiten.<br />
Sondereinband: 128 Seiten<br />
Verlag: Av Buch (25. 10 2009)<br />
Preis 24,90 Euro<br />
ISBN 978-3-7040-2340-7<br />
Christiane Slawik, renommierte Fachjournalistin und Fotografin,<br />
hat sich mit Leib und Seele der Pferdefotografie<br />
verschrieben. Auf der Suche nach ausdrucksstarken Momenten<br />
lässt sich die Würzburgerin durch die jeweilige<br />
Situation, Licht und Farbe, die Ästhetik und den individuellen<br />
Charme des Pferdes inspirieren. Ihre Fotografien zeigen<br />
deutlich ihre künstlerische Vorbildung und Veranlagung,<br />
fangen Temperament, Charme und Persönlichkeit eines jeden<br />
Tieres perfekt ein. Christiane Slawik bereiste in Sachen<br />
Pferd bereits große Teile der Welt und veröffentlicht ihre<br />
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Titel<br />
Übersteigen die Blutspiegel<br />
des Zuckerhormons den<br />
Normalbereich, ist das<br />
Risiko für eine Hufrehe erhöht.<br />
Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten<br />
abgesenkt werden?<br />
Aktuelle Forschungsergebnisse<br />
legen diesen Schluss nahe. Was<br />
ist über die Rolle von Insulin bei<br />
der Reheentstehung bekannt?<br />
Wie können wir die Gefährdung<br />
gering halten oder neue Reheschübe<br />
vermeiden?<br />
Wie entsteht Hufrehe ?<br />
Hufrehe ist ein Schreckgespenst<br />
für jeden Pferdebesitzer. Sehr<br />
oft ruiniert sie das Fundament<br />
der Beine und macht damit das<br />
Bewegungstier Pferd auf Dauer<br />
„unbrauchbar“. Zumindest<br />
schwebt fortan das Damoklesschwert<br />
neuer Reheausbrüche<br />
über Pferd und Reiter. Grund<br />
genug, alles zur Vermeidung der<br />
„Pododermatitis aseptica diffusa“<br />
zu tun. Dafür muss man zunächst<br />
wissen, welches die Hauptursachen<br />
für diesen GAU der Hufe<br />
sind.<br />
Traditionell werden mechanische<br />
(„Überlastungsrehe“), chemischtoxische<br />
(Vergiftungs- oder<br />
Medikamentenrehe) oder fütterungsbedingte<br />
Ursachen unterschieden.<br />
Heute geht man davon<br />
aus, dass den meisten Fällen eine<br />
Fehlernährung zugrundeliegt (s.<br />
Wintzer, Krankheiten des Pferdes<br />
1997). Akute Auslöser wie Giftstoffe,<br />
Cortisonpräparate oder<br />
eine sehr hohe akute Aufnahme<br />
von Stärke und Fruktan können<br />
schließlich zum offenen Reheausbruch<br />
führen.<br />
Welche Fütterungsfehler sind<br />
grundlegend für die Reheentstehung?<br />
Hier unterscheidet man<br />
zwei Hauptursachen.<br />
FutterJournal 17<br />
Eine verhän<br />
<strong>Affäre</strong><br />
Hufrehe, Insulin und
gnisvolle<br />
mangelnde Bewegung Foto:<br />
Slawik<br />
Titel<br />
Hufrehe durch Dysbiose<br />
Die klassische Fütterungsrehe<br />
wird durch ein Ungleichgewicht<br />
im Dickdarm verursacht (s. Meyer,<br />
Coenen Pferdefütterung 2002).<br />
Wenn große Getreiderationen<br />
also Hafer, Gerste oder Mais verfüttert<br />
werden, übersteigt dies<br />
leicht die Verdauungskapazität<br />
der vorderen Darmabschnitte.<br />
Unverdaute Getreidestärke flutet<br />
dann weiter hinten, im Dickdarm<br />
an, wo es zu einer übermäßigen<br />
Vermehrung an milchsäurebildenden<br />
Bakterien kommt. Man nennt<br />
dies „Dickdarm-Dysbiose“, da die<br />
biologisch nützliche Darmflora<br />
durch die einseitige Bakterienvermehrung<br />
aus dem Gleichgewicht<br />
gerät. Die bakteriell produzierte<br />
Milchsäure greift ausserdem die<br />
Schleimhäute des Dickdarms an,<br />
die somit durchlässiger für Giftstoffe<br />
werden. Solche Gifte, die<br />
sogenannten „Endotoxine“, werden<br />
fatalerweise von Darmbakterien<br />
abgegeben, die aufgrund<br />
der Dysbiose zugrundegehen.<br />
Sie gelangen durch die geschädigte<br />
Darmschleimhaut ins Blut,<br />
wodurch sie bis zum Huf gelangen.<br />
Im Umfeld des Hufkomplexes<br />
bewirken die Endotoxine auf nicht<br />
völlig geklärte Weise eine Reihe<br />
problematischer Veränderungen.<br />
Offenbar im Zusammenspiel von<br />
Fusionen und Verengung der<br />
Blutgefäße sowie durch Blutverdickung<br />
kommt es zur einer Minderdurchblutung<br />
der Huflederhaut.<br />
Zusätzlich werden Entzündungsfaktoren<br />
wirksam. Die Minderdurchblutung<br />
führt im Lederhautbereich<br />
zu Sauerstoff- und Nährstoffverarmung.<br />
Gewebebezirke<br />
beginnen zu degenerieren. Im<br />
Verlauf des Entzündungsprozesses<br />
erhöht sich der Flüssigkeitsdruck<br />
im beengten Raum der Hufkapsel.<br />
Zusätzlich werden Zersetzungsenzyme<br />
(„Metalloproteinasen“)<br />
aktiv.<br />
FutterJournal 17
FutterJournal 17<br />
Titel<br />
Als Folge dieser Prozesse können<br />
die Blättchen der Hufwand<br />
und der Huflederhaut ihre Verzahnung<br />
schließlich nicht mehr<br />
aufrechterhalten. Damit geht die<br />
Verbindung des Hufbeins mit der<br />
Hornkapsel in einem schmerzhaften<br />
Prozess verloren. Die Ablösung<br />
wird durch den normalen<br />
Zug der tiefen Beugesehne am<br />
Hufbein noch beschleunigt. Die<br />
Akutphase der Hufrehe ist damit<br />
erreicht (s. Dissertation Coyne,<br />
Amherst 2008). Das Hufbein kann<br />
sich nun innerhalb des Hufkomplexes<br />
absenken oder verdrehen,<br />
bis hin zum völligen Verlust der<br />
Hornkapsel.<br />
Dysbiose durch Fruktan<br />
Nicht nur die Getreidestärke<br />
sondern auch große Mengen<br />
des Graszuckers Fruktan (z.B. 2,5<br />
kg/Tag) lösen nachweislich eine<br />
Hufrehe aus. Man geht davon aus,<br />
dass das Pferd für diesen Mehrfachzucker<br />
keine Dünndarmenzyme<br />
bereitstellt, die eine Verdau-<br />
ung ermöglichen könnten. Somit<br />
würde Fruktan komplett in den<br />
Dickdarm weitergeleitet, wo es in<br />
ähnlicher Weise wie Stärke eine<br />
Bakterienwucherung bewirken<br />
kann, mit den zuvor geschilderten<br />
Folgen für den Hufkomplex.<br />
Die fruktanreichen modernen<br />
Grassorten wie das Deutsche Weidelgras<br />
sind deshalb für Pferde<br />
problematisch. Der Gesamt- 1b<br />
prozess einer dysbiosebe-<br />
Hufrehebeschlag eines polnischen Schmiedes. Das Pferd hatte auf allen vier<br />
Hufen eine fütterungsbedingte Hufrehe<br />
dingten Hufrehe läuft in zwei<br />
bis drei Tagen ab. Bei geringerer<br />
aber andauernder Fehlernährung<br />
nimmt er vermutlich längere Zeit<br />
in Anspruch.<br />
Zweiter Typ der Fütterungsrehe<br />
Eine einseitige Fütterung kann<br />
langfristig auch auf mehr indirekte<br />
Art zur Hufrehe führen. Sie entsteht<br />
im Zusammenhang mit einer<br />
„Insulinresistenz“. Was ist damit<br />
gemeint? Es geht eigentlich um<br />
eine Resistenz der „Zielgewebe“<br />
des Insulins.<br />
14<br />
Das heisst, Muskel- und Fettgewebe<br />
lassen sich von Insulin<br />
nicht mehr so gut zur Aufnahme<br />
des überschüssigen Blutzuckers<br />
(=Glucose) stimulieren, wie das bei<br />
normalen Pferden der Fall ist. Die<br />
Bauchspeicheldrüse muss deshalb<br />
überdurchschnittlich viel Insulin<br />
produzieren, um Glucose, die<br />
nach Getreideverdauung im Blut<br />
anflutet, dennoch in die Gewebe<br />
zu schaffen. Diese Kompensation<br />
der Insulinresistenz durch Insulinüberproduktion(=“Hyperinsulinämie“)<br />
kann im Normalfall lebenslang<br />
aufrechterhalten werden.<br />
Die betroffenen Pferde regulieren<br />
damit immer noch recht gut ihren<br />
Blutzuckerspiegel und bekommen<br />
deshalb im Gegensatz zum Menschen<br />
relativ selten einen Diabetes<br />
mellitus.<br />
Der amerikanische Forscher Philip<br />
J. Johnson prägte für die Verkopplung<br />
von Dickleibigkeit, Insulinresistenz<br />
und erhöhtem Reherisiko<br />
den Begriff „Equines Metabolisches<br />
Syndrom“ (siehe dazu auch<br />
Futterjournal 12, 2007). Auch bei<br />
Pferden mit Cushingsyndrom kann<br />
man sehr oft eine Insulinresistenz<br />
nachweisen (siehe Futterjournal<br />
14, 2008).<br />
Rehe durch Insulinresistenz?<br />
Dass Pferde mit verminderter<br />
Insulinwirksamkeit und Hyperinsulinismus<br />
ein erhöhtes Reherisiko<br />
haben, gilt inzwischen als<br />
gesichert (Treiber 2006 im Journal<br />
of Equine Veterinary Science).<br />
Es konnte auch nachgewiesen<br />
werden, dass eine Neigung zur<br />
Insulinresistenz bei bestimmten<br />
Pferden in der Erbmasse angelegt<br />
ist. Besonders leichtfuttrige Ponys<br />
und Großpferde tendieren dazu.<br />
Die Veranlagung zur Insulinresistenz<br />
kommt aber nur unter<br />
bestimmten Voraussetzungen<br />
zum Durchbruch. Dazu gehören
Bewegungsmangel und eine individuell zu hohe<br />
Futterenergieaufnahme, die zum Fettansatz führt.<br />
Besonders ungünstig sind stärke- und zuckerreiche<br />
Futter, die Blutglucose und Insulin in die Höhe treiben<br />
und dadurch die Ansprechbarkeit der Muskulatur<br />
für das Zuckerhormon herabsetzen.<br />
Umgekehrt erhöht sich die Insulinwirksamkeit durch<br />
reichliche Bewegung. Eine Erhebung der Kentucky<br />
Equine Research zeigte, dass auch übergewichtige<br />
Sportpferde aufgrund des täglichen Trainings dennoch<br />
zumeist eine normale Insulineffizienz haben<br />
(Equinews 11, 2008). Die Muskeltätigkeit begünstigt<br />
den Glucosetransfer vom Blut in die Muskulatur.<br />
So kann die Insulinresistenz überspielt und<br />
abgeschwächt werden. Dabei spielt sicher auch eine<br />
Rolle, dass die meisten Sportpferde umfassender<br />
mit Mineralstoffen, Antioxidantien und Vitaminen<br />
versorgt werden. Damit wird ihr Zuckerstoffwechsel<br />
effektiver unterstützt als bei Pferden mit geringer<br />
Ergänzungsfütterung. Andererseits verbessert auch<br />
eine Gewichtsabnahme sowie eine konsequente<br />
Herabsetzung des Stärke- und Zuckerkonsums die<br />
Insulinsensitivität der Zielgewebe.<br />
Neues zur Insulinwirkung<br />
Problem erkannt, Problem gebannt? Aber was ist<br />
nun unmittelbar verantwortlich für die erhöhte<br />
Reheanfälligkeit? Ist es die Insulinresistenz selbst?<br />
Sind es die entzündungsfördernden Hormone des<br />
Fettgewebes, körpereigenes Cortisol, Minderdurchblutung,<br />
Überzuckerung oder Zuckerverarmung?<br />
Kaltblüter und Ponys sind besonders gefährdet<br />
Foto: Slawik<br />
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FutterJournal 17<br />
Titel<br />
Typische Haltung des Hufrehepferdes. Dieses Pferd ist allerdings nicht<br />
übergewichtig. Die Forschung zeigte, dass überhöhte Insulinwerte an<br />
sich bereits die Hufrehe auslösen können.<br />
Solche Faktoren treten in Verbindung<br />
mit der Insulinresistenz<br />
auf und werden nach wie vor als<br />
wichtige Einflussgrößen für die<br />
Reheentstehung angesehen (siehe<br />
Futterjournal 12, 2007). Einige<br />
aktuelle Arbeiten rücken nun<br />
jedoch das Insulin selbst als möglichen<br />
Reheauslöser in den Mittelpunkt.<br />
Zunächst zeigten amerikanische<br />
Reheforscher, dass sie über<br />
die Insulinkonzentration und das<br />
Insulin-Glucose-Verhältnis im Blut<br />
eine künftige Hufrehe mit mehr<br />
als 70prozentiger Sicherheit vorhersagen<br />
konnten (Treiber 2006).<br />
Ist Insulin toxisch?<br />
Mit einem aufsehenerregenden<br />
Befund trugen australische Pferdewissenschaftler<br />
zur Neubewertung<br />
der Insulinproblematik bei<br />
(Asplin 2007 im Veterinary Journal).<br />
Es war die Entdeckung, dass<br />
man durch eine Insulininfusion<br />
über drei Tage bei völlig gesunden<br />
Versuchsponys eine Hufrehe<br />
auslösen kann. Die Ponys waren<br />
jung, normalgewichtig, nicht insulinresistent<br />
und ohne Rehevorgeschichte.<br />
Die Blutzuckerwerte<br />
wurden parallel zur Insulingabe<br />
durch eine ständig angepasste<br />
Glucoseinfusion im Normalbereich<br />
gehalten. Es mag fragwürdig<br />
erscheinen, dass auf diese Weise<br />
fünf gesunde Ponys geopfert<br />
wurden. Dennoch trug das Experiment<br />
zu einem wichtigen Erkenntnisfortschritt<br />
bei. Es konnte die<br />
Hypothese erhärtet werden, dass<br />
die Hufrehe nicht primär durch die<br />
Insulinresistenz an sich oder ihre<br />
Begleiterscheinungen verursacht<br />
wird. Ausschlaggebend könnte<br />
vielmehr der zum Ausgleich<br />
überhöhte Insulinspiegel sein. Bei<br />
dem beschriebenen Pony-Experiment<br />
wurden zwar recht hohe<br />
Insulinkonzentrationen im Blut<br />
herbeigeführt, die selbst bei insulinresistenten<br />
Pferden durch die<br />
körpereigene Insulinproduktion<br />
nicht ganz erreicht werden. Dennoch<br />
kann man sich nun vorstellen,<br />
dass eine ausgeprägte lang-<br />
16<br />
Foto: Slawik<br />
währende Hyperinsulinämie, wie<br />
sie auf natürlichem Weg entsteht,<br />
unmittelbar die Reheentwicklung<br />
in Gang bringt. Beim diabetischen<br />
Menschen spricht man aufgrund<br />
der überhöhten Blutzuckerspiegel<br />
von einer „Glucotoxizität“,<br />
die Gefäßschäden verursacht. Das<br />
Pferd erkauft sich dagegen die<br />
Vermeidung des Diabetes mellitus<br />
mit einer „Insulintoxizität“, die<br />
zur Hufrehe führen kann.<br />
Phasen der Reheentwicklung<br />
Ein Kennzeichen der „metabolischen“<br />
Hufrehe ist ja, dass sich<br />
degenerative Veränderungen in<br />
der Blättchenzone des Hufes über<br />
viele Jahre ohne klare Lahmheitssymptome<br />
anbahnen. Die Blättchen<br />
einer Seite verlängern sich<br />
dabei allmählich, bis sie schliesslich<br />
in der akuten Rehephase die<br />
Verbindung mit den gegenüberliegenden<br />
Blättchen der Lederhaut<br />
verlieren. Das Hufbein löst<br />
sich damit aus seiner Aufhängung<br />
innerhalb der Hufhornkapsel. Der<br />
Gesamtvorgang der Reheanbahnung<br />
verläuft oft schubweise,<br />
wobei wohl jahreszeitliche Einflüsse<br />
eine Rolle spielen.<br />
Die akute Hufrehe kann sich als<br />
bloßes Endstadium des schleichenden<br />
Degenerationsprozesses<br />
ergeben. Andersartige Rehefaktoren,<br />
wie zum Beispiel die stärke<br />
- oder fruktanbedingte Dysbiose,<br />
können aber hinzukommen und<br />
die Akutphase vorzeitig herbeiführen.<br />
Warum Insulin die Rehe<br />
begünstigt<br />
Insulin ist ein lebenswichtiges<br />
Hormon, das für die Blutzuckerkontrolle<br />
und die ausreichende<br />
Glucoseversorgung der Muskulatur<br />
verantwortlich ist. Außerdem<br />
ist Insulin an der Blutflussregulation<br />
im Gefäßnetz beteiligt. Vieles
Futter-Praxis<br />
Bewegungsmangel und Fettleibigkeit können<br />
der Veranlagung zur Insulinresistenz zum<br />
Durchbruch verhelfen<br />
spricht dafür, dass diese Regulation<br />
bei Hyperinsulinämie gestört<br />
ist, wodurch sich die Blutgefäße<br />
im Umfeld der Hufe zu sehr verengen.<br />
Auch bei Ratten wurde gezeigt,<br />
dass eine Insulininjektion örtlich<br />
begrenzt die Durchblutung vermindert.<br />
Dies wird darauf zurückgeführt,<br />
dass sich nach der Insulingabe<br />
Kurzschlüsse zwischen<br />
Venen und Arterien bilden, ähn-<br />
Ein ausgewachsenes Pferd braucht mehr Bewegung<br />
FutterJournal 16<br />
als nur Koppelgang 18<br />
Fotos: Slawik<br />
lich wie beim diabetischen Fuß des<br />
Menschen. Auch bei Rehepferden<br />
wurden solche „arteriovenösen<br />
shunts“ im Versorgungsbereich<br />
der Hufe gefunden. Sie bewirken,<br />
dass das arterielle Blut im unteren<br />
Fesselbereich teilweise schon<br />
vor Erreichen des Hufkomplexes<br />
wieder nach oben zurückfließt.<br />
Engstellung der Blutgefässe und<br />
Umleitung des Blutes sorgen für<br />
Nährstoff- und Sauerstoffverarmung<br />
im Lederhautbereich. Dies<br />
dürfte Gewebeuntergang und<br />
Blättchentrennung bei der Reheentwicklung<br />
wesentlich begünstigen.<br />
Als zusätzliche rehefördernde<br />
Effekte des Insulins werden<br />
Blutverdickung und erhöhte Ausschüttung<br />
von Zersetzungsenzymen<br />
diskutiert (Frank 2009 und<br />
Walsh 2009 im Journal of Equine<br />
Veterinary Science). Ähnliche Wirkungen<br />
werden auch den Endotoxinen<br />
bei der dysbiosebedingten<br />
Hufrehe zugeschrieben (siehe<br />
obere Abschnitte).<br />
Insulinsenkung zur Rehetherapie?<br />
Ein weiterer Paukenschlag gelangen<br />
Walsh und Kollegen (2009)<br />
mit einer Interventionsstudie bei<br />
insulinauffälligen Rehepferden.<br />
Über Kalorien- und Stärkere-<br />
duktion, Weideentzug und – wo<br />
möglich - ein Bewegungsprogramm<br />
konnten die überhöhten<br />
Insulinspiegel dem Normalbereich<br />
angenähert werden. Nach durchschnittlich<br />
acht Monaten wurde<br />
eine Verringerung des Rehegrades<br />
in dem Maße erreicht, wie sich das<br />
Nüchterninsulin absenkte.<br />
Vor dem Hintergrund der dargelegten<br />
Erkenntnisse werden aus<br />
dem Kreis der Reheexperten die<br />
Rufe nach einer Überprüfung<br />
und Normalisierung des Insulinspiegels<br />
immer lauter. Für Pferde<br />
mit Metabolischem oder Cushingsyndrom<br />
ist dies im Sinne der<br />
Vorbeugung auch dann sinnvoll,<br />
wenn sie zuvor noch keine Hufrehe<br />
hatten. Dabei kommt es darauf<br />
an, die Insulinwirksamkeit an<br />
den Zielgeweben zu verbessern.<br />
Die Insulinausschüttung aus der<br />
Bauchspeicheldrüse wird daraufhin<br />
automatisch gedrosselt, da der<br />
Körper nun weniger davon benötigt.<br />
Die Insulinkonzentration im<br />
Blut kann somit wieder auf normale<br />
Werte absinken.<br />
Möglichkeiten zur Insulinsenkung<br />
Zur Reheprophylaxe durch Normalisierung<br />
überhöhter Insulinspiegel<br />
sind folgende Maßnahmen<br />
erfolgversprechend:<br />
n Training von bewegungsfähigen<br />
Pferden mit mittlerer Intensität<br />
für mindestens 30 Minuten<br />
täglich. Dies allein kann schon<br />
die Insulinwirkung verbessern.<br />
n Reduzierung der Aufnahme<br />
von Stärke und Zucker inclusive<br />
Fruktan.<br />
n Gewichtsreduktion bzw.<br />
Abbau von örtlich begrenzten<br />
Fettpolstern, zum Beispiel<br />
am Mähnenkamm. Die Pferde<br />
dürfen aber nicht hungern.<br />
Dies könnte gefährlich sein<br />
und zum gegenteiligen Effekt
✶ Reportage:<br />
Golden-Kids-Cup<br />
✶ PM-Schulpferde-Cup:<br />
das Finale<br />
✶ Reportage:<br />
Brasilien, Teil II<br />
6/Juni 2009<br />
✶ Porträt: Porträt: Porträt: Frank Frank Frank Henn Henning Henning ing<br />
✶ Interview: Interview: Interview: Interview: Volker Volker Volker Volker WW<br />
Wulff Wulff ulff ulff ulff ulff ulff<br />
✶ Typgerechtes Training: Training: Training: Training: Training:<br />
phlegmatische phlegmatische phlegmatische Pferde Pferd Pferde<br />
✶ Service/Kontakt<br />
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✶��Porträt: Angelina Herröder<br />
✶ Typgerechtes Training:<br />
Flegelhafte Pferde<br />
✶ Interview: Ingrid Klimke<br />
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19 FutterJournal 2/2002<br />
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Funktionelle Nährstoffe wie Magnesium, Chrom, B-Vitamine und bestimmte<br />
Kräuter können zu einer Normalisierung des Insulinspiegels<br />
nebenwirkungsfrei beitragen.<br />
führen. Die zugeführten Kalorien<br />
sollten langsam auf den<br />
tatsächlichen Bedarf der meist<br />
leichtfuttrigen Pferde abgesenkt<br />
werden.<br />
Langfristige Erhaltungsration<br />
anstreben<br />
Sehr sauberes, nicht zu früh geerntetes<br />
Heu; Tagesmenge:<br />
1,5 – 2% des gewünschten Körpergewichts.<br />
Bei Rehepferden<br />
zur Auswaschung von Fruktan<br />
das Heu für eine Stunde tauchen.<br />
Die Aufnahme von Weidefutter<br />
sollte verhindert oder<br />
stark eingeschränkt werden. Bei<br />
Weidegang Heuzulage entsprechend<br />
kürzen. Zucker- oder stärkereiches<br />
Weidefutter ist ganz zu<br />
meiden. Hochwertiges Mischfutter;<br />
Tagesmenge: 0,1 – 0,3% des<br />
gewünschten Körpergewichts<br />
(stark geforderte Pferde entsprechend<br />
mehr). Das Mischfutter<br />
sollte maximal etwa 15% Stärke<br />
plus Zucker enthalten. Wenn<br />
die Versorgung über das Mischfutter<br />
nicht ausreicht, Zugabe<br />
eines Vitalstoffkonzentrates.<br />
Es sollte reich an Magnesium,<br />
Spurenelementen und Vitaminen<br />
sein. Zusätzliche spezifische<br />
FutterJournal 17<br />
Nährstoffe zur Insulinkontrolle<br />
sind vorteilhaft (siehe nächster<br />
Abschnitt).<br />
Zusatz einer kleinen Menge Lein-<br />
oder Fischöl zur Verbesserung der<br />
Durchblutung.<br />
Diese Fütterungsvorkehrungen<br />
entsprechen dem allgemeinen<br />
Prinzip einer artgerechten faserreichen<br />
Pferdefüttterung. Damit<br />
wird von vornherein auch die<br />
Gefahr einer dysbiosebedingten<br />
Hufrehe abgewendet.<br />
Pferde mit Cushingsyndrom sind<br />
oft schon untergewichtig und<br />
benötigen genügend Nahrungsenergie.<br />
Für sie stehen Bewegung,<br />
Stärke-, Fruktan- und<br />
Zuckerreduktion bei optimaler<br />
Mineral- und Vitaminversorgung<br />
im Vordergrund. Die notwendige<br />
Futterenergie sollte vor allem<br />
über gut verdauliche Fasernährstoffe<br />
und hochwertige Öle geliefert<br />
werden. Dasselbe gilt auch<br />
für insulinresistente Sportpferde.<br />
Bei Cushingpferden kann zusätzlich<br />
über den Tierarzt eine Symptomkontrolle<br />
mit Pergolid® oder<br />
Mönchspfeffer versucht werden.<br />
20<br />
Foto: Slawik<br />
Arznei oder Nährstoffe?<br />
Nicht immer führen die beschriebenen<br />
Allgemeinmaßnahmen<br />
zu einem ausreichenden Erfolg,<br />
nicht immer können sie konsequent<br />
durchgeführt werden. So<br />
sind Pferde nach akuter Hufrehe<br />
zunächst nicht trainierbar. Manche<br />
Tierärzte verordnen dann<br />
Levothyroxin, das bei Pferden<br />
zur Gewichtsreduktion und Insulinnormalisierung<br />
beitragen soll.<br />
Levothyroxin, ein Abkömmling<br />
der Schilddrüsenhormone, kann<br />
allerdings beim Menschen zu<br />
Nebenwirkungen wie Herzrasen,<br />
Muskelzittern und übermäßigem<br />
Schwitzen führen. Für Pferde ist<br />
es nicht zugelassen. Auch Metformin,<br />
ein orales Diabetesmedikament<br />
vom Typ der Biguanide, wird<br />
bereits bei Pferden eingesetzt.<br />
Biguanide führen beim Menschen<br />
mitunter zu einer Milchsäureazidose<br />
(siehe Pschyrembel,<br />
Klinisches Wörterbuch). Auch<br />
bei Pferden wird über schwere<br />
Nebenwirkungen durch Metformin<br />
berichtet (Neubert 2009 in<br />
Hundkatzepferd).<br />
Demgegenüber sind funktionelle<br />
Nährstoffe grundsätzlich als sicher<br />
einzustufen. Zur Normalisierung<br />
der Insulinspiegel kommen Magnesium,<br />
dreiwertiges Chrom,<br />
B-Vitamine, Antioxidantien, Zimt,<br />
Ginseng, Taigawurzel und weitere<br />
Kräuter in Frage. Aktuelle ernährungsphysiologischeEntwicklungsarbeiten<br />
versprechen dazu<br />
in Kürze weitere Erkenntnisse.<br />
Wir werden berichten.<br />
Insgesamt bieten tägliches Training<br />
und eine angepasste Fütterung<br />
mit funktionellen Nährstoffen<br />
für Pferde die besten Chancen<br />
auf ein Leben ohne Hufrehe.<br />
Dr. Eberhard Moll
Vom idealen Kriegspferd zum<br />
frommen Sportler<br />
FutterJournal 17<br />
Es gibt wenig Pferderassen, denen<br />
soviel Respekt gezollt, so viel Huldigung<br />
entgegengebracht wird und die<br />
so zum Mythos stilisiert wurden wie<br />
der Trakehner.<br />
Trakehner stammen ursprünglich aus<br />
der Provinz Ostpreußen, die während<br />
des Deutschen Reichs (1871 bis 1945)<br />
an Russland grenzte, heute aber völkerrechtlich<br />
zu Polen und Russland gehört.<br />
Diese Rasse kann nicht losgelöst<br />
gesehen werden vom Zusammenbruch<br />
des Deutschen Reiches, dem Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs, von Zerstörung,<br />
Vertreibung und Flucht.<br />
Foto: Jan Reumann
Kein friedlicher Anfang<br />
Die Anfänge der Trakehnerzucht gehen zurück bis ins<br />
13. Jahrhundert, in die Zeit der Christianisierung Ostpreußens.<br />
Die missionierenden und kolonialisierenden<br />
Ritter des Deutschordens züchteten Militärpferde auf<br />
der Grundlage des Schweiken-Ponys, das über den Konik<br />
direkt zum Tarpan führt. Diese robuste Abstammung<br />
soll auch heute noch dem Trakehner natürliche<br />
Vitalität, Härte und Ausdauer verleihen.<br />
Im Jahr 1732 gründete König Friedrich Wilhelm I. von<br />
Preußen das königliche Trakehner Stutamt. Die systematische<br />
Reinzucht begann im Jahr 1787 mit dem<br />
Schwerpunkt, Remonten und Offizierspferde hervorzubringen.<br />
Ein ausführliches Prüfungssystem und die<br />
peinlich genaue Dokumentation der Abstammung sind<br />
bis heute Vorbild für die Warmblutzucht.<br />
Das Zuchtziel war ein elegantes, mit einem komfortablen,<br />
ausgreifenden Trab ausgestattetes Pferd, das<br />
den Offizier stolz machen sollte, aber dabei robust<br />
und mutig war und dem Reiter ermöglichte, schnell<br />
vorwärts zu kommen.<br />
Der Trakehner wurde auch in der Landwirtschaft eingesetzt,<br />
galt aber als das Kriegspferd schlechthin. Viele<br />
der heutigen Trakehnerzüchter haben Vorfahren, die<br />
ohne dieses Pferd weder die Heimkehr als Soldat aus<br />
Russland noch als Flüchtling den Treck in den Westen<br />
geschafft hätten. Dem Trakehnerpferd werden Mut<br />
und Treue nachgesagt wie keiner anderen Rasse.<br />
Ende des Trakehners?<br />
Tatsächlich hat kaum eine andere Pferderasse in der<br />
Geschichte so eine große Rolle gespielt wie der Trakehner.<br />
Aber fast wäre der Trakehner dem Untergang<br />
geweiht gewesen.<br />
Die Zucht in Ostpreußen brach mit dem Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges vollständig zusammen, da nur<br />
ein kleiner Bestand der Pferde nach langer Flucht in<br />
den Westen gelangen konnte.<br />
Die Strapazen, denen die Pferde auf der Flucht im eiskalten<br />
Winter 1945 monatelang bei Minusgraden (oft<br />
-25°C) ausgesetzt waren, führten zu riesigen Verlusten.<br />
Vor allem Zuchtstuten - die meisten hochträchtig - waren<br />
vor die vollbeladenen Wagen gespannt. Fast alle<br />
verloren die Fohlen. Die im Treck geborenen Fohlen<br />
konnten die Flucht nicht durchstehen. Viele Pferde<br />
mussten auf dem Weg zurückgelassen werden. Andere<br />
fielen den nachrückenden Russen in die Hände oder<br />
starben in der Kälte.<br />
Rasse-Portrait<br />
Die härteste Leistungsprüfung<br />
Von den zuvor rund 25000 registrierten Trakehnern<br />
überlebten nur rund 1200 den Treck über das gefrorene<br />
Haff und gelangten in den Westen. Von der<br />
Stutenherde des Hauptgestüts Trakehnen, welche<br />
350 Stuten umfasste, erreichten nur etwa 28 Westdeutschland.<br />
Die größte Völkerflucht der jüngsten europäischen<br />
Geschichte wurde zu der wohl härtesten Leistungsprüfung<br />
in der Geschichte der modernen Pferdezucht.<br />
Treue und Mut<br />
Die Erhaltung des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung<br />
als eines der letzten geretteten Kulturgüter<br />
des deutschen Ostens wurde zur Aufgabe von<br />
Idealisten und wollte organisiert sein!<br />
Zu den Züchtern und Freunden des Trakehner Pferdes<br />
gehören oft auch die Nachfahren derer, die dank<br />
der treuen Tiere den Treck überlebt oder aus dem<br />
Krieg heimkehren durften. Wie der Trakehnerzüchter<br />
Hans-Ernst Wezel aus Burgkirchen, dessen Vater<br />
Die Frommheit des Trakehners (hier Siegerhengst<br />
Freudenfest) ist legendär<br />
während des Kriegs als Chirurg zu einem bespannten<br />
Feldlazarett der 7. Gebirgsjägerdivision gehörte.<br />
Dieser ritt den ganzen Feldzug seinen treuen Trakehner<br />
Fridolin, dem er auch sein Leben zu verdanken<br />
hatte.<br />
23 FutterJournal 17<br />
Foto: Beate Angels
Oder Marion Gräfin von Döhnhoff,<br />
der 36jährig auf ihrem Lieblingspferd<br />
Alarich, alleine die<br />
Flucht vom Familienschloss Friedrichstein,<br />
20 Kilometer östlich von<br />
Königsberg, bis nach Westfalen<br />
gelang. Später galt sie als eine der<br />
wichtigsten Journalistinnen der<br />
bundesdeutschen Nachkriegszeit.<br />
Sooo schön!<br />
Den Trakehnern wird oft nachgesagt,<br />
sie seien schwierig. Tatsächlich<br />
ist der Trakehner ein rittiges,<br />
dem Menschen zugewandtes<br />
Pferd, das aufgrund des hohen<br />
Blutanteils Sensibilität im positiven<br />
Sinne besitzt. Diese Sensibilität<br />
macht Trakehner heute auch u.a.<br />
zu idealen Therapiepferden. Vor<br />
allem Vielseitigkeitsreiter schätzen<br />
diese Rasse aufgrund ihrer<br />
Zuverlässigkeit gepaart mit Leistungsbereitschaft.<br />
Die Schönheit<br />
und der Adel des Trakehners sind<br />
ebenso berühmt wie seine Treue.<br />
Die jahrhundertelange Einkreuzung<br />
von Araber- u. Vollblutgenen<br />
hat beim Trakehner eine Noblesse<br />
geschaffen, die in dieser Form nur<br />
im Trakehner Typ zu finden ist. Dazu<br />
gehören große ausdruckstarke<br />
Augen, trockene, markante Köpfe<br />
mit schmalen Nasen und fein definierten<br />
Konturen.<br />
FutterJournal 17<br />
Rasse-Portrait<br />
Diese Ausstrahlung blieb erhalten,<br />
obschon beim Trakehner seit den<br />
70er Jahren ein Umzüchten auf<br />
Größe erfolgt war. Die arabischen<br />
Blutlinien, die derzeit leider kaum<br />
noch zur Veredelung genutzt werden,<br />
sorgen auch viele Generationen<br />
später für diese Noblesse.<br />
Leistung und Frommheit<br />
Der Trakehner geriet eine Weile in<br />
Verruf, nur schön zu sein, konnte<br />
aber gerade in den letzten Jahren<br />
durch Leistung vor allem in<br />
Trakehner brillieren heute in allen Sportarten, hier Insterburg und<br />
Carola Koppelmann, ein aufsteigendes Team im Grand Prix.<br />
den Bereichen Dressur und Vielseitigkeit<br />
bestechen. Ein weiteres<br />
Merkmal ist die sprichwörtliche<br />
Menschenbezogenheit des Trakehner<br />
Pferdes. Die auf dem Treck<br />
aus Ostpreußen bewiesene Treue<br />
der Trakehner zu ihrem Besitzer<br />
ist legendär. So sagt man ihnen<br />
nach, dass sie ganz besonders<br />
zum Strahlen kommen, wenn sie<br />
in Harmonie mit ihrem Reiter sind.<br />
Vielleicht haben die Trakehner<br />
etwas behalten, was verloren<br />
gegangen schien. Schauen wir<br />
hundert Jahre zurück. Das Geschick<br />
einer ganzen Familie hing<br />
oft von der Arbeitskraft und dem<br />
Arbeitswillen der Pferde ab. Die<br />
Pflege und Hege der Tiere war<br />
von solcher Wichtigkeit, dass daraus<br />
automatisch eine besondere<br />
24<br />
Foto: Jan Reumann<br />
Beziehung wurde. Dazu der Trakehnerzüchter<br />
Hans Peeck: „Das<br />
Pferd war für viele Menschen ein<br />
Lebenskamerad, mit dem man<br />
durch dick und dünn gehen musste,<br />
auf den man angewiesen war,<br />
vom dem Leben und Überleben<br />
abhing. Damit war die Gesundheit<br />
des Pferdes von so hoher Priorität,<br />
dass diese unter allen Umständen<br />
erhalten bleiben musste.<br />
Daher musste das Pferd sehr gut<br />
gepflegt und gefüttert werden.<br />
Durch die Pflege und Sorgfalt<br />
entstand eine Bindung zwischen<br />
dem Pferdehalter und dem Pferd,<br />
deren Nachhaltigkeit in der Beziehung<br />
vielleicht heute viele Menschen<br />
zum Schmunzeln bringen<br />
würde.“<br />
Der Russische Trakehner<br />
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges<br />
machten unzählige Trakehner<br />
zum Beutegut der Sowjetischen<br />
Armee. Zuchtpferde aus<br />
Ostpreußen wurden in die UdSSR<br />
verbracht. Dort wurde die Zuchtarbeit<br />
weiter betrieben. Russische<br />
Trakehner sind kräftiger und knochiger<br />
(größerer Röhrbeinumfang)<br />
als Deutsche Trakehner. Das<br />
liegt auch daran, dass die Deutschen<br />
Trakehner einen höheren<br />
Vollblutanteil haben, während<br />
bei Russischen Trakehnern das<br />
Araberblut überwiegt und öfter<br />
Inzuchteinpaarungen durchgeführt<br />
wurden.<br />
Trakehner weltweit<br />
Heute werden Trakehner Pferde<br />
auf allen Kontinenten gezogen -<br />
der deutsche Trakehner Verband<br />
hat 10 Töchtervereinigungen in<br />
aller Welt, die auch den Reinzuchtkriterien<br />
der Trakehner<br />
Rasse verpflichtet sind.<br />
Wir danken dem Trakehner Verband<br />
für die freundliche Unterstützung<br />
in Wort und Bild.<br />
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Der Trakehner Verband mit Sitz in Neumünster<br />
verzeichnet heute circa 4.500 Mitglieder mit<br />
3.600 Stuten, über 200 Hengsten und der gesamte<br />
Pferdebestand wird in Deutschland auf<br />
16.000 geschätzt. Trakehner sind vor allem im<br />
Viereck und im Busch zu Hause: Bei der WM<br />
2006 in Aachen verzauberte die Halbtrakehner-<br />
Stute Matinee mit Andreas Helgstrand (DEN)<br />
das Publikum (Silber Kür, Bronze Grand Prix<br />
Special). Viele sportliche Kandidaten wurden bei<br />
der Hengstkörung in Neumünster entdeckt und<br />
weit gefördert. Siegerhengst Gribaldi zählte mit<br />
Edward Gal (NED) zu den besten Dressurpferden<br />
der Welt, Siegerhengst King Arthur sammelt mit<br />
der Ersten Vorsitzenden des Trakehner Verbandes,<br />
Petra Wilm, international goldene Schleifen<br />
und Siegerhengst Münchhausen startete mit<br />
seiner einstigen Reiterin Fie Skarsoe beim CHIO<br />
in Aachen und bei der Europameisterschaft in<br />
Hagen am Teutoburger Wald.<br />
Julia Martin Trakehner Verband<br />
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isbn 978-3-423-34349-7<br />
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Am 16. Oktober 1944<br />
flohen vom ostpreußischen<br />
Gut Trakehnen<br />
Pferde und Menschen<br />
nach Westen.<br />
Das 200 Jahre alte,<br />
weltberühmte Gestüt<br />
mußte sich vor der<br />
russischen Roten<br />
Armee retten. Eine<br />
der ergreifendsten<br />
Geschichten aus dem<br />
Zweiten Weltkrieg,<br />
von Patricia Clough<br />
einfühlsam und<br />
spannend erzählt.<br />
Viele tausend Pferde legten ohne Futter und<br />
Wasser Hunderte von Kilometern zurück, viele<br />
von ihnen verendeten oder kamen geschwächt<br />
und krank in ein anderes Land. Auf der Flucht<br />
zogen die Tiere ihre ramponierten Wagen und<br />
erschöpften Familien nach Schleswig-Holstein,<br />
Niedersachsen und Hessen. Sie brachten ihre<br />
Lasten durch bittere Kälte, Eis und Schnee,<br />
durch Feuer und Bombenhagel. Selten war das<br />
Band zwischen Menschen und Pferden so stark<br />
wie damals - die Pferde hatten die Ostpreußen<br />
vor Tod, Vergewaltigung, Gefangennahme, Deportation<br />
und Zwangsarbeit bewahrt. Und die<br />
Ostpreußen hatten ihre Pferde gerettet.<br />
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Futter-Praxis<br />
FutterJournal 16<br />
26
Futter-Praxis<br />
27 FutterJournal 2/2002
Ginseng<br />
Kräuter<br />
Der Gigant<br />
unter den Heilpflanzen<br />
Die Flasche Ginseng stand schon bei den<br />
Großeltern - als heimlicher Gute-Nacht-<br />
Schluck belächelt - auf dem Nachttisch.<br />
Das nur zu denken ist anmaßend, denn Ginseng<br />
gehört zu den weltweit am meisten verwendeten<br />
pflanzlichen Heilmitteln.<br />
Ginseng hat vor allem in Asien eine jahrtausendealte<br />
Tradition. Die rübenartige Wurzel aus<br />
der Pflanzenfamilie der Araliengewächse (Araliaceae)<br />
enthält eine Vielzahl von chemischen<br />
Verbindungen. Als Hauptwirkstoffe gelten die<br />
Saponine, eine besondere Form von Glykosiden,<br />
die beim Ginseng als Ginsenoside bezeichnet<br />
werden.<br />
FutterJournal 17 28<br />
Koreaner forschen intensiv<br />
Mehr als 30 Ginsenoide wurden bereits im seltenen<br />
koreanischen Ginseng identifiziert, die jeweils unterschiedliche<br />
Wirkungen haben sollen. Die Verteilung<br />
der Ginsenoide in der Pflanze gilt laut einer Publikation<br />
des Koreanischen Ginseng-Forschungsinstitutes<br />
als Qualitätsmerkmal. Beschrieben werden das zentrale<br />
Nervensystem dämpfende bis zur muskelentspannenden<br />
Wirkung, die sogar Schmerzen und Krämpfe<br />
löste. Störungen der motorischen Koordination würden<br />
gemildert und die Darmperistaltik gefördert werden.<br />
Einige Ginsenoide hätten eine stoffwechselverstärkende<br />
Wirkung auf das Knochenmark, und würden<br />
die roten Blutkörperchen vor Strahlungseinwirkung<br />
schützen. Auch ginge eine Anti-Erschöpfungswirkung<br />
Foto:Elenaray | Dreamstime.com
von einigen Ginsenoiden aus. Daneben spielten<br />
Herzschutz, Blutdrucksenkung, der Schutz vor<br />
Zusammenballung der Blutplättchen, sowie eine<br />
antithrombotische, entzündungshemmende und<br />
entgiftende Wirkung eine große Rolle.<br />
Kontrollierte Forschung<br />
Die meisten Forschungen, deren Daten von Tierexperimenten<br />
oder unkontrollierten Studien beim<br />
Menschen stammen, untersuchten den Gesamtextrakt,<br />
nicht die<br />
Wirkung einzelner<br />
Ginsenoside. So kam<br />
man zu der Erkenntnis,<br />
dass Ginseng das<br />
Wohlbefinden stärkt,<br />
Kraft und Energie<br />
liefert, gegen diverse<br />
Leiden helfen soll<br />
und sogar lebensverlängernd<br />
wirkt. Auch<br />
besser umschriebene<br />
pharmakologische<br />
Eigenschaften wie<br />
zum Beispiel immunstimulierende<br />
und<br />
blutdrucksenkende<br />
Wirkungen werden<br />
Ginseng zugeschrieben.<br />
Geschichte<br />
Der Ginseng wurde einst nicht nur mit Gold<br />
aufgewogen, sondern war Korea so wichtig,<br />
dass die Ausfuhr der Samen lange mit dem<br />
Tode bestraft wurde. Die Koreaner wollten<br />
Ware und Wissen über die Wurzel für sich<br />
behalten.<br />
Erstmals als Heil- und Nährmittel ist der Ginseng<br />
bereits 1080 erwähnt. Wilder Ginseng<br />
wächst in schattigen Wäldern so langsam,<br />
dass er frühestens nach 3 Jahren geerntet<br />
werden kann. Je älter die Pflanze allerdings<br />
wird, desto wertvoller ist sie. Der Anbau der<br />
Ginseng Wurzel ist mühsam und erfordert<br />
neben den notwendigen Kenntnissen vor<br />
allem Geduld. Als optimaler Erntezeitpunkt<br />
gilt, wenn die Wurzel sechs bis sieben Jahre<br />
alt ist. Dem wilden Ginseng wird allerdings<br />
die größere Heilkraft nachgesagt.<br />
Kontrollierte Doppelblindstudien<br />
am<br />
Menschen zeigten<br />
zum Teil eine signifikante Abnahme der Herzfrequenz<br />
und Zunahme der Sauerstoffaufnahme,<br />
verbunden mit einer Verbesserung von Konzentration<br />
und Gedächtnisleistung. Während sich unter<br />
Ginseng-Einnahme eine Verbesserung von <strong>Herpes</strong>infektionen<br />
zeigte, war bei der Untersuchung der<br />
Wirkungen auf die Zellen des Immunsystems nur<br />
zum Teil eine signifikante Zunahme der T-Lymphozyten<br />
nachweisbar.<br />
Bei Diabeteskranken führte Ginseng sowohl zu<br />
einem besseren Wohlbefinden als auch zu einer<br />
signifikanten Reduktion von Nüchtern-Blutzuckerspiegel.<br />
Es wird auch angenommen, dass Ginseng<br />
den Blutzuckeranstieg nach der Nahrungsaufnahme<br />
abschwächen kann. Auch eine mögliche krebshemmende<br />
Wirkung wird derzeit bei Ginseng vermutet.<br />
29<br />
Kräuter<br />
Ginseng für Mensch und Tier<br />
Bisher gilt Ginseng eher noch als Geheimtipp unter<br />
Tierhaltern, wobei es inzwischen vermehrt positive<br />
Rückmeldungen von Patientenbesitzern, die die<br />
Heilkraft der asiatischen Wurzel auch für ihre Haustiere<br />
nutzen, gibt. So hat sich die Anwendung von<br />
Ginseng in der Tierheilkunde offensichtlich bewährt.<br />
Ginseng wird gerne eingesetzt bei nervösen, infektanfälligen<br />
und durch intensives Training stark belasten<br />
Pferden. Er soll über<br />
ausgleichende, kräftigende<br />
und leistungsstärken-<br />
de Wirkungen verfügen.<br />
Mit Ginseng soll auch eine<br />
Verbesserung der Befruchtungs-<br />
und Abfohlrate<br />
möglich geworden sein.<br />
Der sibirische Ginseng<br />
Aber auch der sibirische<br />
Ginseng, Taigawurzel<br />
genannt, verfügt über stolze<br />
Heilkräfte, gilt aber als<br />
Ersatz für den recht teuren<br />
Ginseng (Panax ginseng) .<br />
Die billigere Alternative<br />
wird zur Steigerung der<br />
Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit<br />
bei Erschöpfungszuständen,<br />
während<br />
der Rekonvaleszenz und im<br />
Alter eingesetzt. Obwohl<br />
sich die beiden Pflanzen in ihren Inhaltsstoffen unterscheiden,<br />
sollen jedoch die Wirkungen ähnlich sein.<br />
Die Taigawurzel enthält Lignanverbindungen, Phenylpropane,<br />
Cumarine, Sterole, Saponine und viele<br />
andere Verbindungen. Diese Substanzen wirken<br />
immunstimulierend und fördern die Anpassung<br />
des Körpers an Stresssituationen. Weiterhin soll<br />
die Taigawurzel antiviral, blutzuckersenkend, blutgerinnungshemmend,<br />
cholesterinsenkend, blutdrucknormalisierend<br />
und östrogenartig wirken,<br />
sowie Zellen gegen Gifte schützen können.<br />
So kann Ginseng als interessante Futterergänzung<br />
gesehen werden und auch bei uns kann später mal<br />
ein Fläschchen auf dem Nachttisch stehen.<br />
A.Returner<br />
FutterJournal 17
Satte grüne Wiese<br />
oder zertretene Steppe?<br />
- alles eine Frage der Pflege<br />
Sie ist nicht nur Futtergrundlage,Bewegungsfläche,<br />
Spiel- und manchmal<br />
auch Schlafplatz<br />
sondern auch leider meist nicht<br />
ausreichend vorhanden: die perfekte<br />
Pferdeweide. Groß und<br />
vor allem grün soll sie sein, mit<br />
vielfältigem, kräuterreichem und<br />
dabei trotzdem widerstandsfähigem<br />
Bewuchs. Mit möglichst<br />
geringem Anteil an unerwünschten<br />
oder gar giftigen Pflanzen,<br />
geringem Fruktangehalt und guter<br />
Mineralisierung. Mit besten<br />
Bodenverhältnissen, die auch<br />
größeren Regenmengen trotzen<br />
können, guten sicheren Zäunen<br />
und schattenspendenden Gehölzen.<br />
Eine schöne Vorstellung.<br />
Doch die Realität ist bekanntermaßen<br />
oft hart und sieht auch in<br />
diesem Fall ganz anders aus: Gerade<br />
gegen Ende der Weidesaison<br />
erinnern Pferdeweiden oft<br />
eher an kahle Steppenlandschaften<br />
mit zertretener, stark geschä-<br />
FutterJournal 17<br />
digter Grasnarbe, verschmähten<br />
Geilstellen und manchmal sogar<br />
hüfthohem, büschelweise wucherndem<br />
Ampfer und wogenden<br />
Brennnesselfeldern.<br />
Auch Grünland will umsorgt sein<br />
Das Zauberwort gegen solche Zustände<br />
heißt hier Weidepflege.<br />
Doch schon bei der Standortwahl<br />
bzw. Größe sollten bestimmte<br />
Grundregeln beachtet werden.<br />
Um Schäden durch Verbiss und<br />
Trittbelastung im überschaubaren<br />
Rahmen zu halten, sollte<br />
Eine abgegraste Koppel lädt zum<br />
"diebern" ein<br />
30<br />
Foto: Slawik<br />
Foto: Recki<br />
bei der Besatzdichte großzügig<br />
gerechnet werden. Jedem Großpferd<br />
sollten mindestens 1,3 ha,<br />
jedem Kleinpferd 0,8 ha zur Verfügung<br />
stehen. Aber es kommt<br />
nicht nur auf die Größe an. So<br />
bieten zum Beispiel längliche<br />
Koppeln mehr Bewegungsfreiraum<br />
und damit weniger Trittbelastung<br />
als quadratisch zugeschnittene.<br />
Der Traum von der Kräuterwiese<br />
Kräuter erfreuen sich größter<br />
Beliebtheit und sind aus der vielseitigen<br />
Pferdeernährung nicht<br />
mehr weg zu denken. So liegt<br />
es natürlich nahe, dass der engagierte<br />
Pferdehalter auch möglichst<br />
viele dieser gesunden Gewächse<br />
auf seiner Weide sehen<br />
möchte. Spezielle Pferdegrasmischungen<br />
mit einem besonders<br />
hohen Kräuteranteil bietet der<br />
Handel mittlerweile in großer<br />
Bandbreite. Hierbei sollte allerdings<br />
einmal darüber nachge-
100<br />
dacht werden, ob das Grünland zur Mähnutzung oder<br />
tatsächlich als Weide mit darauf grasenden Pferden<br />
25<br />
verwendet werden soll. Ein hoher Kräuteranteil ist<br />
zwar von Vorteil, nur leider oft nicht von Dauer. Denn<br />
5<br />
gerade die schmackhaften, zarten Kräuter fallen den<br />
suchenden Pferdemäulern als erstes zum Opfer. 0 Und<br />
sind sie erstmal abgefressen, ist ohne eine erneute<br />
Ansaat kaum noch mit ihnen zu rechnen. Denn viele<br />
der gewünschten Kräuter haben die Eigenart, dass sie<br />
im Gegensatz zu vielen unerwünschten Unkräutern,<br />
einjährig sind. Das bedeutet, dass sie im Jahr, in dem<br />
sie eingesät werden, zur Samenbildung kommen und<br />
danach absterben. Ungünstig dann, wenn die Pferde<br />
ihnen keine Zeit zur Samenbildung lassen… Zu den<br />
einjährigen Kräutern gehören zum Beispiel Anis, Dill,<br />
Petersilie, Basilikum, Borretsch, Bockshornklee, Kamille,<br />
Kerbel, Koriander, Kümmel, Mariendistel und die<br />
Ringelblume. Wird eine Kräuterwiese mit einjährigen<br />
Kräutern angesät, so sollte zumindest im ersten Jahr<br />
keine Beweidung erfolgen, so dass die Pflanzen einmal<br />
aussamen können. Aber auch dann ist es kaum<br />
möglich, den Kräuteranteil dauerhaft hoch zu halten.<br />
Zu den zwei- bzw. mehrjährigen und damit etwas<br />
dauerhafteren Kräutern gehören zum Beispiel Pastinake,<br />
Wegwarte, Schafgarbe und Spitzwegerich.<br />
Pferde sind keine Milchkühe<br />
In der Literatur wird folgende Gräser- und Kräuterzusammensetzung<br />
für die Pferdeweide empfohlen:<br />
70% Gräser, 20% Kräuter und 10% Kleearten. Dieses<br />
Verhältnis ist jedoch abhängig von der Bodenbeschaffenheit,<br />
sprich pH-Wert und Nährstoffversorgung.<br />
Auf stickstoffhaltigen Böden wird kaum<br />
eine kräuterreiche Mischung heranwachsen. Hochleistungsgräser<br />
aus dem Milchviehbereich brauchen<br />
viel Stickstoff. Möchte man aus einer solchen Wiese<br />
eine Pferdeweide mit entsprechendem Bewuchs machen,<br />
braucht man Geduld, denn bis sich der hohe<br />
Stickstoffgehalt im Boden abgebaut hat, können bis<br />
zu sieben Jahre ins Land gehen. Vorher wird eine<br />
Nachsaat mit Kräutern kaum Erfolg haben. Letztlich<br />
sollte aber auch gerade bei viel genutzten Weiden<br />
vor allem auf eine widerstandsfähige Grasnarbe<br />
Wert gelegt werden. Man denke nur einmal an die<br />
100<br />
Auswirkungen beschlagener Pferdehufe, wenn diese<br />
sich im Spiel in Stopp- und Drehbewegungen in die 95<br />
Grasnarbe graben. Und deren Widerstandsfähigkeit<br />
wird eher von Gräsern wie Wiesen- und Rotschwin- 75<br />
gel, Weidel- und Knaulgras, Lieschgras sowie der<br />
Wiesenrispe bewerkstelligt und weniger von den<br />
empfindlichen Kräutern. Einmal mehr wird deut-<br />
25<br />
lich, dass gerade viel genutzte Pferdeweiden meist<br />
nicht als alleinige Futtergrundlage dienen können<br />
95<br />
75<br />
5<br />
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Jede Koppel braucht auch eine Ruhezeit, um sich von der Beweidung zu erholen<br />
und damit eine vitalstoffreiche<br />
Ergänzung über die Fütterung<br />
notwendig wird.<br />
Auf die Technik kommt es an<br />
Da auch Pferde erstmal das<br />
fressen, was ihnen am besten<br />
schmeckt, betreiben sie so eine<br />
Selektion auf unerwünschte Gräser<br />
und Kräuter bzw. Unkräuter.<br />
Um nun aber dauerhaft eine<br />
hochwertige Futtergrundlage<br />
zu erhalten, gehört zu den pflegenden<br />
Maßnahmen auch die<br />
regelmäßige Nachsaat. Grundsätzlich<br />
ist eine Nachsaat dann zu<br />
empfehlen, wenn der Altbestand<br />
zwar mehr als 50% futterwirtschaftlich<br />
wertvolle Gräser, aber<br />
ca. 20% Lücken aufweist. Die<br />
beste Methode zur Nachsaat ist<br />
das Drillen. Die Drillmaschine verursacht<br />
mithilfe kleiner Scheibenmesser<br />
zentimetertiefe Furchen,<br />
in die das Saatgut abgelegt wird.<br />
Wenn man das Nachsäen per<br />
FutterJournal 17<br />
Hand ausführt, sollte das Saatgut<br />
mit einem Rechen eingearbeitet<br />
bzw. mit einer Walze angedrückt<br />
werden, um ein gleichmäßiges<br />
Keimen zu gewährleisten und<br />
den Vogelfraß möglichst gering<br />
zu halten. Die besten Voraussetzungen<br />
sind bei Bodentemperaturen<br />
von über zehn Grad Celsius<br />
und einer guten Bodenfeuchte<br />
gegeben. Besteht der Altbestand<br />
zu mehr als 50% aus minderwertigen<br />
Gräsern bzw. Unkräutern<br />
(Ampfer, Löwenzahn, Brennnesseln)<br />
sollte über eine Neuansaat<br />
nachgedacht werden. Dafür muss<br />
die Weide – am besten im Herbst<br />
– umgebrochen und dann ganz<br />
neu eingesät werden. Aus den<br />
schon genannten Gründen wäre<br />
es dann im Hinblick auf den Kräuteranteil<br />
im Weidegras sinnvoll,<br />
im ersten Jahr keine Beweidung,<br />
sondern nur eine Mähnutzung<br />
erfolgen zu lassen.<br />
32<br />
Foto: Slawik<br />
Rinder als Weidepfleger<br />
Nach der Abweidung durch die<br />
Pferde sollte die Wiese ausgemäht<br />
werden, um Selektionswirkungen<br />
auszugleichen. Das<br />
muss aber nicht unbedingt durch<br />
Maschinen erfolgen. Gute Arbeit<br />
können hier nämlich auch Rinder<br />
leisten. Vorteile der Mischbeweidung<br />
sind ein gleichmäßigerer<br />
Verbiss und Tritt, weniger<br />
Geilstellen und ein geringerer<br />
Anteil an verschmähtem Aufwuchs,<br />
da die Rinder das fressen,<br />
was die Pferde übrig lassen und<br />
umgekehrt. Hinzu kommt, dass<br />
der Infektionsdruck durch Endoparasiten<br />
gemindert wird, da<br />
eine Übertragung bzw. ein Befall<br />
zwischen den Spezies auszuschließen<br />
ist. Schafe eignen sich<br />
als tierische Weidepfleger eher<br />
weniger, da sie den Aufwuchs<br />
ähnlich wie die Pferde sehr tief<br />
verbeißen. Eine wichtige aber oft<br />
sehr unbeliebte Maßnahme zur
Senkung des Infektionsdruckes und Verhinderung<br />
der Ausbreitung von Geilstellen ist außerdem das<br />
Absammeln des Pferdekotes. Gerade auf kleineren,<br />
viel genutzten Weiden sollte das „Abäppeln“ möglichst<br />
täglich, wenigstens aber dann nach der Beweidung<br />
erfolgen. Die regelmäßige Nachmahd, der so<br />
genannte Pflegeschnitt, hält nicht nur Geilstellen<br />
kurz, sondern kann, wenn sie rechtzeitig durchgeführt<br />
wird, auch das Aussamen von Unkräutern verhindern.<br />
Langfristig können so unerwünschte oder<br />
auch giftige Pflanzen verdrängt werden, ohne irgendwann<br />
zur chemischen Keule greifen zu müssen.<br />
Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut haben auf<br />
gut gepflegten Weiden mit lückenloser Grasnarbe<br />
kaum Chancen sich anzusiedeln bzw. zu verbreiten.<br />
In der Ruhe liegt die Kraft<br />
Je nach Jahreszeit muss der Weide eine entsprechende<br />
Ruhezeit eingeräumt werden, um nachwachsen<br />
und genügend Futtergrundlage bilden zu können.<br />
Die dafür benötigten Zeiten variieren von drei Wochen<br />
(Juni) bis fünf Wochen(August). Hierbei sollte<br />
beachtet werden, dass eine so genannte Restassimilationsfläche<br />
nach der Beweidung vorhanden sein<br />
sollte. Das bedeutet, dass der Verbiss nicht tiefer als<br />
fünf bis sechs Zentimeter erfolgen sollte, um eine<br />
lückenlose Grasnarbe zu garantieren und unerwünschten<br />
Pflanzen so keine Chance zu geben.<br />
Im Märzen der Bauer.<br />
Wenn dann die Wiese das Glück hat auch über<br />
Winter „ruhen“ zu dürfen und nicht als „Matschpaddock“<br />
umfunktioniert wird, stehen im Frühjahr<br />
dann ihre nächsten Pflegemaßnahmen an. Zu Vegetationsbeginn<br />
sollten mit Hilfe einer Grünlandschleppe<br />
Bodenunebenheiten eingeebnet werden.<br />
Hierbei muss angemerkt werden, dass das Verteilen<br />
von Kotrückständen im Hinblick auf den Parasitendruck<br />
eher negativ zu beurteilen ist und das leidige<br />
„Abäppeln“ vorhergehen sollte. Das anschließende<br />
Abschleppen mit einer Wiesenwalze trägt zur Wiederherstellung<br />
des Bodenschlusses bei, ebnet Trittschäden<br />
ein, verbessert die Wasser- und Wärmeleitung<br />
und die Tragfähigkeit der Narbe. Das Walzen<br />
sollte durchgeführt werden, bevor der Aufwuchs<br />
eine Höhe von zehn Zentimetern erreicht hat.<br />
Düngen – aber richtig<br />
Höhe und Art der Düngung werden ganz klar durch<br />
den Nährstoffgehalt im Boden und durch den Nährstoffentzug<br />
durch die Pflanze bestimmt. Eine Bodenprobe,<br />
die alle vier bis fünf Jahre durchgeführt<br />
werden sollte, gibt Aufschluss über den pH-Wert und<br />
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FutterJournal 17<br />
Eine gute Weide ist mit viel Pflegeaufwand verbunden<br />
den Versorgungsstatus im Boden.<br />
Die Untersuchungsstätten (z.B.<br />
LUFA) geben Hilfestellung zur<br />
Probennahme und entsprechende<br />
Düngeempfehlungen nach<br />
der Untersuchung. Je nach Standort<br />
kann eine Ausgleichsdüngung<br />
mit entsprechenden Elementen<br />
(z.B. Selen) notwendig werden.<br />
Die recht kostspielige Spurenelementdüngung<br />
kommt aber<br />
eher selten zum Einsatz. Grundsätzlich<br />
ist aber eine reine Stickstoffdüngung<br />
bei Pferdeweiden<br />
abzulehnen, da hier vor allem<br />
die Obergräser gefördert und die<br />
wertvollen Untergräser (Kräuter)<br />
damit verdrängt werden. Eine<br />
Kalkstickstoffdüngung hingegen<br />
fördert den Artenreichtum und<br />
mindert gleichzeitig den Infektionsdruck.<br />
Was können Zeigerpflanzen<br />
zeigen?<br />
Auch ohne Bodenprobe lässt sich<br />
durch die genaue Betrachtung<br />
der Vegetation einer Weide eine<br />
erste Einschätzung zu den Bodenverhältnissen<br />
abgeben. Denn<br />
manche Pflanzen gedeihen nur in<br />
ganz spezifischen Verhältnissen,<br />
wodurch sie als so genannte Zeigerpflanze<br />
Aufschluss über den je-<br />
weiligen Standort geben können.<br />
So ist zum Beispiel das vermehrte<br />
Auftreten von Gänseblümchen,<br />
Weißklee, Breitwegerich und Hirtentäschel<br />
ein Zeichen für Überweidung.<br />
Verdichtete Böden<br />
bieten beste Voraussetzungen<br />
für die flach wurzelnde Gemeine<br />
Rispe, das Flechtstraußgras und<br />
die Butterblume. Besagte Brennnesselfelder<br />
und Ampferbüsche<br />
lassen auf keine gute Weidepflege<br />
rückschließen. Ein Zeichen für<br />
staunasse, verdichtete Böden sind<br />
zum Beispiel der kriechende Hahnenfuss<br />
und der Sumpfschachtelhalm.<br />
Manche Pflanzen können<br />
bei gehäuftem Auftreten auch<br />
auf mehrere Faktoren hinweisen.<br />
So gedeiht der Löwenzahn auf<br />
stickstoff- und kalkhaltigen, humusreichen<br />
und auch verdichteten<br />
Böden.<br />
Vorsicht bei nassen Böden!<br />
Zu bevorzugen sind trockene, mineralstoffreiche<br />
Böden mit einem<br />
durchlässigen Untergrund. Dieser<br />
verhindert, dass sich Feuchtigkeit<br />
stauen und der Boden verdichten<br />
kann. Nasse Böden bergen<br />
neben einer ungünstigen Gräserzusammensetzung<br />
außerdem<br />
die Gefahr, dass sie optimale<br />
34<br />
Foto: Recki<br />
Bedingungen für Larven von Endoparasiten<br />
wie Leberegel und<br />
Lungenwürmer bieten, die über<br />
das Grün von den Pferden aufgenommen<br />
werden und schwere<br />
Organschäden verursachen können.<br />
Vorsicht ist deshalb auch auf<br />
Weiden geboten, die an Flussläufen<br />
liegen und regelmäßig überflutet<br />
werden.<br />
Sind „Magerweiden“ die<br />
besseren Pferdeweiden?<br />
Magerweiden zeichnen sich<br />
durch den Aufwuchs vorwiegend<br />
energiearmer Gräser, ein<br />
großes Artenreichtum und spezielle<br />
Bodenverhältnisse aus und<br />
sind für Pferde sehr gut geeignet.<br />
Magerweiden dürfen nicht<br />
mit einer übernutzten, schlecht<br />
gepflegten und verbissenen Weide<br />
verwechselt werden. Eine<br />
Magerweide für leichtfuttrige<br />
Pferderassen entsteht nicht durch<br />
unterlassene Düngung oder völligen<br />
Verbiss von vorher nährstoffreichen,<br />
fruchtbaren Böden. Es<br />
käme nur zu einer ungünstigen<br />
Verschiebung in der Gräserzusammensetzung.<br />
Auch sollte man<br />
sich der Tatsache bewusst sein,<br />
dass derartig gestresste, weil<br />
verbissene Gräser besonders viel<br />
Fruktan bilden. Und diese in der<br />
Pflanze als Träger- und Speicherstoff<br />
gebildeten, schwer verdaulichen<br />
Kohlenhydrate können,<br />
wenn sie in großen Mengen aufgenommen<br />
werden, Verschiebungen<br />
in der Dickdarmflora<br />
hervorrufen, was im schlimmsten<br />
Fall die Hufrehe auslösen<br />
kann. Auf üppigen Weiden ist<br />
deshalb die zeitlich begrenzte,<br />
stundenweise Beweidung das<br />
Mittel der Wahl, um Gefahren<br />
wie Verfettung oder Hufrehe zu<br />
minimieren. Denn schließlich soll<br />
der Weidegang ja zur Gesunderhaltung<br />
beitragen.<br />
Sarai Fauerbach
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48 REITERKALENDER 2010<br />
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Training: D S G<br />
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Futter:<br />
Training: D S G<br />
Bewegung: L K P La F<br />
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Futter:<br />
Training: D S G<br />
Bewegung: L K P La F<br />
Befinden:<br />
Futter:<br />
Training: D S G<br />
Bewegung: L K P La F<br />
Befinden:<br />
Futter:<br />
12 Freitag<br />
13 Samstag<br />
14 Sonntag<br />
Wochennotizen<br />
Training: D S G<br />
Bewegung: L K P La F<br />
Befinden:<br />
Futter:<br />
Training: D S G<br />
Bewegung: L K P La F<br />
Befinden:<br />
Futter:<br />
Training: D S G<br />
Bewegung: L K P La F<br />
Befinden:<br />
Futter:<br />
Kalenderwoche 10<br />
D=Dressur, S=Springen, G=Gelände,<br />
L=Longe, K=Koppel, P=Paddock, La=Laufband, F=Führanlage<br />
REITERKALENDER 2010 49<br />
Weitere Inhalte:<br />
■ Wochen- & Jahreskalender, Gesundheitsplaner<br />
(Impfen, Hufschmied…), Schulferien<br />
Telefon, Telefax<br />
E-Mail<br />
Datum, Unterschrift<br />
Trainings- und Gesundheitsplaner mit nützlichen Infos<br />
Erste-Hilfe Wellness für das Pferd<br />
Bodenarbeit Tipps für den Winter<br />
Es gelten die AGB´s des Verlages (www.forum-zeitschriften.de).<br />
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HiM/René van Bakel<br />
Gebisse und Zäumungen<br />
AUFS MAUL GESCHAUT<br />
Wassertrense, Olivenkopfgebiss, Hackamore oder vielleicht sogar eine<br />
Kandare? Die Bandbreite an Zäumungen ist groß und ihre Wirkungsweise<br />
sehr unterschiedlich. Was Sie bei der Auswahl eines geeigneten Zaums für Ihr<br />
Pferd beachten müssen, lesen Sie hier.<br />
102 REITERKALENDER 2010<br />
T<br />
reten Probleme beim Reiten auf, erliegen viele<br />
Reiter der Versuchung, durch ein neues Gebiss<br />
Abhilfe zu schaffen. Doch dieser Ansatz ist<br />
genauso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch, als<br />
Anfänger mit Rennski auf der Piste zu glänzen. Dabei<br />
kann es gut möglich sein, dass Schwierigkeiten beim<br />
Reiten tatsächlich ein ungeeignetes Gebiss als Ursache<br />
haben. Doch die meisten Reiter machen den Fehler,<br />
dass sie dann automatisch zu einem schärferen<br />
Gebiss greifen. Besonders Freizeitreiter, deren Hauptproblem<br />
ist, dass sich ihr Pferd beim Ausreiten im<br />
Gelände nur schwer oder gar nicht anhalten lässt, kaufen<br />
Gebisse, mit deren Wirkungsweise sie gar nicht<br />
vertraut sind. Sie vergessen, dass die Wirkung, die ein<br />
Gebiss auf ihr Pferd hat, zum Großteil von ihnen selbst<br />
abhängt, denn: Jedes Gebiss ist nur so scharf wie die<br />
Reiterhand, die es benutzt. Ein einfaches Hilfsmittel,<br />
das jedem Reiter zeigt, ob er feinfühlig genug mit seiner<br />
Hand einwirkt, ist der von Peter Graßl entwickelte<br />
Zack-Zügel-Sensor. Er besteht aus zwei Ketten und verschiedenfarbigen<br />
Papierstreifen, die bei zu viel Zug<br />
am Zügel reißen – je nach Farbe bei zwei, vier, sieben,<br />
zehn oder fünfzehn Kilo. Laut Reitlehre sollte der Reiter<br />
schließlich nur wenige Gramm in den Händen halten –<br />
es ist gut, sich das von Zeit zu Zeit in Erinnerung zu<br />
rufen. Der Zügelsensor kann in jede Art von Zäumung<br />
eingeschnallt werden.<br />
Das Maul ist eines der empfindlichsten Körperteile des<br />
Pferdes. Reiten sollte deshalb immer überwiegend<br />
über Gewichts- und Schenkelhilfen stattfinden, weniger<br />
über die Hand. Und gerade weil das Pferdemaul so<br />
verletzlich ist, ist es wichtig, dass ein Reiter das richtige<br />
Gebiss für sein Pferd findet. Grundsätzlich unterscheidet<br />
man gebrochene und ungebrochene Gebisse. Einfach<br />
oder doppelt gebrochene Gebisse wirken bei einseitigem<br />
Zug nur auf die Lade, an welcher der Zügel<br />
aufgenommen wird. Mit ihnen kann man das Pferd<br />
gut stellen und biegen. (Bei ungebrochenen Stangen-<br />
Gebisse und Zäumungen<br />
gebissen geht das nicht über das Gebiss.) Nimmt der<br />
Reiter beide Zügel gleichzeitig auf, klappt ein einfach<br />
gebrochenes Gebiss im Maul wie ein Scharnier zusammen.<br />
Neben dem Zug auf die Laden drückt sich auf<br />
diese Weise die Mitte des Gebisses in den Gaumen.<br />
Effekt: Häufig sperren Pferde sich, weil dieser Druck sehr<br />
schmerzhaft ist. Dieses Problem sollen doppelt gebrochene<br />
Gebisse umgehen. Da hier statt einem Gelenk<br />
zwei eingebaut sind, fällt der Scharniereffekt weg: Das<br />
Gebiss drückt nicht gegen den Gaumen. Stattdessen<br />
wirkt es vermehrt auf die Zunge. Bei vielen modernen<br />
Gebissen wird neben der Form des gesamten Gebisses<br />
auch die Wirkung der einzelnen Gebissteile zueinander<br />
ergonomisch dem Pferdemaul angepasst. War ein<br />
Gebiss früher eine mehr oder weniger gerade Stange,<br />
die ein Gelenk unterbrach, kennzeichnet viele moderne<br />
Gebisse eine Bogenform. Denn wie gut man die Wirkung<br />
dosieren kann, spielt heute eine große Rolle.<br />
Die Olive<br />
Das Olivenkopfgebiss steht wieder hoch im Kurs. Waren<br />
diese Gebisse lange Zeit fast völlig von den Reit- und<br />
Turnierplätzen verschwunden, bauen viele neu entwickelte<br />
Gebisse auf diesen Typ oder kombinieren ihn.<br />
Viele Pferde mit Anlehnungsproblemen lassen sich mit<br />
einem Olivenkopfgebiss deutlich besser reiten, da es<br />
bei dieser Gebissform nicht möglich ist, die Maulwinkel<br />
des Pferdes einzuklemmen. Darüber hinaus unterstützt<br />
die seitliche Begrenzung die Anlehnung schwieriger<br />
Pferde. Durch eine ergonomische Form wird erreicht,<br />
dass die Kraft der Reiterhand gleichmäßig auf Zunge<br />
und Zungenränder verteilt wird. Sensible Pferde danken<br />
es dem Reiter, wenn er mit einem solchen Gebiss<br />
diese Kraft gefühlvoll dosieren kann.<br />
Ergonomie auf Erfolgskurs<br />
Die doppelt gebrochenen Gebisse markieren den<br />
Anfang der Entwicklung in Richtung ergonomisch dem<br />
Pferdemaul angepasster Gebisse. Denn nur ein > 104<br />
REITERKALENDER 2010 103<br />
Artikel zu:<br />
■ Erste-Hilfe, Bodenarbeit, Trail- u. Quadrillenreiten,<br />
Gebisse, Wellness, Impfen…<br />
3943/09
Futter-Praxis<br />
FutterJournal 16<br />
36
Futter-Praxis<br />
37 FutterJournal 2/2002
Auch wenn das Halbmetall<br />
Silizium zu den am häufigsten<br />
Vorkommenden<br />
Elementen der Erde gehört, zählt<br />
es aufgrund des geringen Gehaltes<br />
und Bedarfs im Körper zu den<br />
Spurenelementen.<br />
Silizium finden wir in Knochen,<br />
Knorpeln und Zähnen. Auch in<br />
Haaren und Horn ist viel Silizium<br />
enthalten. Eine besondere Bedeutung<br />
aber hat Silizium für das<br />
Bindegewebe. Das Bindegewebe<br />
liegt wie ein Gerüst im gesamten<br />
Organismus vor und umhüllt einzelne<br />
Organe. Relativ hohe Siliziumgehalte<br />
findet man im kollagenreichen<br />
Bindegewebe der<br />
FutterJournal 17<br />
Silizium-<br />
Stark für das Bindegewebe<br />
Haut, der Luftröhre, der Sehnen<br />
und Adern. Hier spielt Silizium<br />
offenbar eine große Rolle bei der<br />
Gesunderhaltung der Blutgefäße.<br />
Festigkeit und Elastizität<br />
Silizium unterstützt die Bildung<br />
von Kollagen, festigt das Stützgewebe,<br />
verbessert das Feuchtigkeitsspeichervermögen<br />
und damit<br />
die Elastizität der Gewebe. Hohe<br />
Siliziumspiegel treten da auf, wo<br />
Gewebe reich sind an Mucopolysacchariden<br />
bzw. Glucosaminoglycanen.<br />
Es bewirkt durch Verstrebungen<br />
zwischen den Eiweißmolekülen<br />
Festigkeit und Elastizität<br />
im Gewebe, so zum Beispiel auch<br />
im Gelenkknorpel.<br />
38<br />
38<br />
Silizium spielt nachweislich<br />
neben anderen Mineralien wie<br />
Magnesium, Fluor, Kupfer, Bor<br />
oder Mangan eine große Rolle<br />
bei der Regeneration und Stabilisation<br />
von Sehnen-, Bändern,<br />
Knochen- und Knorpelmaterial.<br />
Die große Bedeutung von Silizium<br />
für die Knochenbildung und<br />
-reifung wurde in Tierversuchen<br />
bestätigt. Eine siliziumfreie Kost<br />
führte bei Küken und Ratten zu<br />
einer erniedrigten Kalzifizierung<br />
der Knochen. Hingegen führt die<br />
Gabe von Kieselsäure zu einer<br />
Verbesserung der Aktivität der<br />
knochenbildenden Zellen (Osteoblasten)<br />
und zu einer besseren<br />
Kollagenbildung.
Foto: fotolia<br />
Silizium soll den Zellstoffwechsel<br />
und den Zellaufbau aktivieren<br />
und so einen Einfluss auf Alterungsprozesse<br />
in den Geweben<br />
haben. Silizium scheint weiterhin<br />
die Hemmung von Entzündungen<br />
durch Steigerung der Aktivität<br />
der Lymphozyten zu bewirken.<br />
In Form von Silikaten (Salze<br />
und Ester der Kieselsäure) soll es<br />
sogar säurebindend wirken.<br />
Im Alter steif<br />
Der Stoffwechsel des Siliziums<br />
wird über Corticoide, Sexual- und<br />
Schilddrüsenhormone reguliert.<br />
Im Alter verringert sich die Möglichkeit,<br />
Silizium zu resorbieren.<br />
Vor allem bei weiblichen Wesen<br />
sinkt der Einbau in die Knochen<br />
mit der Menopause, was auf den<br />
hormoninduzierten Stoffwechsel<br />
schließen lässt.<br />
Dass sich im Alter der Anteil an<br />
Silizium im Körper nicht nur verringert,<br />
sondern auch verändert,<br />
soll angeblich daran liegen, dass<br />
im jungen Körper vor allem Silizium<br />
in kolloidaler Form vorliegt,<br />
was zu größerer Straffheit und<br />
Flexibilität beiträgt. Die inaktive<br />
Form des Siliziums würde in den<br />
Organismen älterer Individuen<br />
hauptsächlich in den Haaren und<br />
Horn abgelagert.<br />
Mit dem Alter und dem Verlust an<br />
Silizium lässt auch die Elastizität<br />
der Arterien nach, was zu Arteriosklerose<br />
und Hautveränderungen<br />
führen kann. Aber auch Eingeweidebrüchigkeit,Knorpelschäden,<br />
Sehnen- und Bänderschwäche<br />
zeigen, wie wichtig Silizium<br />
für den Aufbau des kollagenen<br />
Bindegewebes ist. Ein Siliziummangel<br />
kann aber auch zu Wachstumsstörungen<br />
und einer Reihe<br />
von Hauterkrankungen wie chronischen<br />
Ekzemen und Juckreiz<br />
führen. Ebenso können Haarausfall,<br />
brüchige Hufe, Zahnfleischbluten<br />
und Maulentzündungen<br />
auf eine verbesserte Fütterung<br />
von siliziumhaltigen Pflanzen<br />
bzw. Produkten ansprechen.<br />
Bedarf und Aufnahme<br />
Der geschätzte Bedarf des Pferdes<br />
liegt bei 300 bis 1000 mg pro Tag,<br />
wobei nicht die Zufuhr, sondern<br />
letztendlich die tatsächliche Aufnahme<br />
in den Körper zählt. Dies<br />
ist schwierig festzustellen, da<br />
Silizium vorwiegend in anorganischen<br />
Mineralien, vor allem Quarzen<br />
und vielen Halb- und Edelsteinen<br />
vorliegt und die tatsächliche<br />
Aufnahme nichtorganischer Verbindungen<br />
über die Verdauung<br />
relativ ungeklärt ist.<br />
39<br />
Ernährungslehre<br />
Bergkristall<br />
In wässrigen Suspensionen von<br />
fein verteiltem Siliziumdioxid<br />
bildet sich langsam Monokieselsäure.<br />
Bei 25 °C lösen sich etwa<br />
120 mg SiO2 pro Liter:<br />
Das erklärt vielleicht, warum sehr<br />
viele Naturheilkundler Trinkwasser<br />
mit Bergkristall versehen und<br />
nach mehrstündiger Wartezeit<br />
trinken. Der Bergkristall besteht<br />
aus reinem Siliziumoxid. Er wird<br />
seit vielen Jahrhunderten als<br />
Heilstein eingesetzt. Vielleicht ist<br />
es nicht ausgeschlossen, dass das<br />
Tragen von Halbedelsteinketten<br />
auf der sauren Hautoberfläche zu<br />
einer Aufnahme von Silizium über<br />
die Haut führt.<br />
Silizium aus der Erde<br />
Reich an Silizium sind die als Siedesteine<br />
bekannten Zeolithe.<br />
Zeolithe gelangten mit der Lava<br />
vor Jahrmillionen an die Oberfläche<br />
der Erdkruste. Charakteristisch<br />
ist ihre Fähigkeit, Ionen auszutauschen<br />
und Stoffe zubinden.<br />
Zeolithe werden in Ergänzungsfuttermittel<br />
in kleinsten Mengen<br />
zur Verbesserung der Verdauung<br />
eingesetzt.<br />
Silizium aus dem Meer<br />
Die Zellhülle von Kieselalgen<br />
besteht - als mechanischem Schutz<br />
vor Fressfeinden - vorwiegend<br />
aus Siliziumdioxid. Kieselalgen<br />
sind Hauptbestandteil des Meeresphytoplanktons.<br />
Als Kieselgur<br />
(Diatomeenerde) bezeichnet man<br />
die weißliche, pulverförmige Substanz,<br />
die hauptsächlich aus den<br />
Siliziumdioxidschalen fossiler Kieselalgen<br />
(Diatomeen) besteht. Die<br />
unverweslichen Siliziumdioxidgerüste<br />
bilden im Lauf der Zeit<br />
dicke Ablagerungen. Der Einsatz<br />
von Kieselgur in der Pferdefütterung<br />
hat sich bewährt. Ob hier vor<br />
FutterJournal 17
Praxis<br />
allem die Bindung von Giftstoffen<br />
im Darm oder sogar eine gewisse<br />
Aufnahme dieses nicht als organisch<br />
zu bezeichnenden Stoffes<br />
stattfindet, ist unklar.<br />
Erde und Heilerde<br />
Es ist belegt, dass das Essen von<br />
bestimmten, meist ton- oder salzhaltigen<br />
Erden, sowohl beim Tier<br />
als auch beim Menschen in vielen<br />
Teilen der Welt beobachtet wurde.<br />
Erden enthalten eine große<br />
Menge an Silizium. Möglicherweise<br />
wird hier ein etwaiger Siliziumbedarf<br />
gedeckt.<br />
Siliziumhaltige Pflanzen<br />
Auch Pflanzen nutzen die form-<br />
und festigkeitsgebende Eigenschaft<br />
von Silizium. In Verbindung<br />
mit Kalk hat Silizium in erster<br />
Linie Stützfunktion, dabei gibt die<br />
Kieselsäure vor allem Elastizität,<br />
der Kalk gibt die Festigkeit.<br />
Über besonders hohe Anteile an<br />
Silizium verfügt der Schachtelhalm<br />
(22-54 g/kg). Auch Quecke<br />
(Knotengras) (0,2-0,8g/kg) und<br />
FutterJournal 17 40<br />
Schachtelhalm ist bekannt für seinene<br />
hohen Siliziumgehalt<br />
viele weitere Gräser, Blätter,<br />
äußere Zellen der Baumrinde und<br />
Pflanzenhaare sind reich an Silizium.<br />
Ebenso Getreideschalen wie<br />
Hafer- oder Dinkelspelz.<br />
Hirse ist reich an Silizium und wird gerne zur Stärkung des Bewegungsapparates<br />
gefüttert.<br />
Silizium ist in Pflanzen vorwiegend<br />
an Pektin oder Stärke<br />
gebunden. Ganz besonders reich<br />
an Silizium ist die Hirse. Verschiedene<br />
Hirsearten, wie die Wildhirse,<br />
auch als Braunhirse bekannt,<br />
enthalten 5,5 Gramm pro Kilogramm<br />
und liefern organisches<br />
Silizium und damit für den<br />
Körper wirklich gut verwertbares<br />
Silizium. Vermutlich<br />
ist hier auch ein Grund<br />
für den Einsatz von Hirse<br />
im Bereich arthrotischer<br />
Veränderungen und Bewegungsstörungen<br />
vom Pferd<br />
zu sehen.<br />
Überdurchschnittliche<br />
Gehalte an Silizium findet<br />
man auch in Haferkleie,<br />
Reis und Reiskleie, Gerste<br />
und Weizenkleie. In flüssiger<br />
Form als Orthokieselsäure<br />
(Sauerstoffsäure des<br />
Siliziums) ist Silizium besonders<br />
verfügbar für den Körper. Durch<br />
den Verarbeitungsprozess ist vor<br />
allem Malzextrakt sehr reich an<br />
natürlichem und gut verwertbarem<br />
Silizium.<br />
Zu hohe Gehalte an Silizium<br />
machen zum Beispiel Reishülsen<br />
(110g/kg) als Tierfutter uninteressant.<br />
Meeresfrüchte hingegen<br />
haben eine hohe Verdaulichkeit<br />
in Bezug auf ihren relativ hohen<br />
Siliziumgehalt.<br />
Sichere Zufuhr<br />
Silizium aus Pflanzen oder Pflanzenextrakten<br />
gelten als sinnvollste<br />
natürliche Siliziumquelle, da<br />
das Silizium als Orthokieselsäure<br />
oder organisch gebunden für den<br />
Körper relativ gut resorbierbar ist.<br />
Die direkte Aufnahme von Silizium<br />
aus mineralischen Quellen ist<br />
umstritten. Eine übermäßige Calciumzufuhr<br />
hemmt die Aufnahme<br />
von Silizium.<br />
Eine Überdosierung ist zwar eher<br />
unwahrscheinlich, extreme Mengen<br />
von Silizium können aber zu<br />
einer erhöhten Harnsteinbildung,<br />
Lungenschäden, diversen Karzinomen<br />
und Herzschäden führen.<br />
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Futter-Praxis<br />
Interview<br />
Ist man hoffnungslos veraltet oder steuert die Reiterei<br />
nun einer einzigartig humanen Zukunft entgegen?<br />
Diese Frage stellt man sich heute, wenn<br />
man feststellt, wie viele verschiedene Ausbildungsweisen<br />
für Reiter und Pferd angeboten werden und<br />
man selbst doch noch ausschließlich bei alten Kavalleristen<br />
reiten gelernt hat. Um uns über diese Frage<br />
mehr Klarheit zu verschaffen, machten wir uns auf<br />
den Weg zu Manfred Hölzel in die Körschmühle in<br />
Stuttgart-Möhringen. Wir suchten einen kompetenten<br />
Ansprechpartner, der generationenübergreifend<br />
tätig ist, um zu erfahren, ob früher wirklich alles besser<br />
war.<br />
Der 68-jährige Manfred Hölzel ist waschechter<br />
Schwabe mit der Bescheidenheit, die wir in dieser<br />
vollendeten Form nur im „Ländle“ finden. Er ist Turnierrichter<br />
bis zum Grand Prix und war höchst erfolgreicher<br />
Reiter in allen Disziplinen. Bekannt ist auch<br />
sein 1999 verstorbener Bruder Dr. Wolfgang Hölzel,<br />
der ebenfalls im Reitsport sehr erfolgreich war und<br />
FutterJournal 17<br />
mit Manfred Hölzel<br />
Reitsport im<br />
Wandel der Zeit<br />
42<br />
zahlreiche Fachbücher geschrieben hat, u. a. gemeinsam<br />
mit Martin Plewa das Buch „Profi-Tips für Reiter“,<br />
das Maßstäbe für eine moderne Ausbildungslehre<br />
setzt.<br />
Futterjournal: Woher stammt Ihre große Erfahrung<br />
in der Reiterei?<br />
Manfred Hölzel: Vor allem von meinem Vater, 1914<br />
geboren. Er war bei der Kavallerie und im Reiterregiment<br />
18 in Bad Cannstatt stationiert. Im Zweiten<br />
Weltkrieg war er bei der berittenen Einheit und kam<br />
vom Russlandfeldzug verwundet zurück. 1949 baute<br />
er einen Reitstall in Bad Cannstatt auf und zog mit<br />
ihm 1953 in die Körschmühle um. Da damals noch<br />
nicht die Möglichkeit bestand, eine Lehre als Bereiter<br />
zu machen, ging ich beim Vater in die Lehre und<br />
besuchte daneben die Handelsschule.<br />
Futterjournal: Wie wichtig war die Kavallerie-Erfahrung<br />
Ihres Vaters für Sie?
Fotos: Recki<br />
Manfred Hölzel: Mein Vater prägte mich entscheidend<br />
im Umgang mit Pferden. Er legte besonderes<br />
Gewicht auf das Anreiten von Remonten (jungen,<br />
drei- bis vierjährigen Pferden) und auf die Förderung<br />
jugendlicher Reiter, bei der ihm seine frühere Erfahrung<br />
in der Ausbildung von Rekruten zugute kam.<br />
Ich habe gelernt, viel Wert auf die Dressurarbeit zu<br />
legen. Das gilt auch für Springpferde (wie für alle<br />
Sparten der Reiterei), für deren Ausbildung die Dressurarbeit<br />
Grundlage ist und die durch die Dressur<br />
wesentlich verbessert werden. Für mich besteht noch<br />
heute der größte Reiz darin, ein dreijähriges Pferd<br />
bis zum Grand Prix zu fördern. Ein Pferd von Anfang<br />
an in Ruhe auszubilden, ist immer dankbarer, als ein<br />
geschädigtes Pferd zu korrigieren. Leider nehmen sich<br />
die meisten heute nicht mehr die hierfür notwendige<br />
Zeit! Wenn ich ein von mir ausgebildetes Pferd<br />
verkaufe, dann am liebsten an einen Reiter in meinem<br />
Stall, den ich dann gemeinsam mit dem Pferd<br />
durch Unterricht gezielt weiter bringe. Dabei ist es<br />
sehr wichtig, das Pferd entsprechend seiner Veranlagung<br />
zu nutzen, die leider oft nicht richtig erkannt<br />
wird. Ein ambitionierter Dressurreiter sollte nur ein<br />
Pferd reiten, das für die Dressur wirklich geeignet ist.<br />
Dasselbe gilt für den Springsport.<br />
Futterjournal: Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass<br />
es heute eine so große Fülle von Literatur über den<br />
Pferdesport gibt?<br />
Manfred Hölzel: Da die meisten Pferdefreunde heute<br />
nicht mehr mit Pferden aufwachsen und der Kontakt<br />
zur Generation der Großeltern mit ihrer Pferdeerfahrung<br />
kaum oder gar nicht mehr besteht, herrscht ein<br />
Informationsdefizit, das den großen Bedarf an Fachbüchern<br />
erklärt.<br />
Futterjournal: Woher kommt es, dass inzwischen so<br />
viele verschiedene Reitweisen angeboten werden?<br />
Manfred Hölzel: Der Freizeitsport Reiten hat sich<br />
längst zum Breitensport entwickelt. Die Reiter<br />
suchen neben der Leistung im Turniersport vor allem<br />
die Bewegung mit dem Pferd in der Natur. Dadurch<br />
ist ein Trend z. B. zum Islandpferde-Reiten und zum<br />
Westernreiten als alternative Möglichkeiten zur klassischen<br />
Lehre der Kavallerieschule entstanden.<br />
Futterjournal: Was hat sich im Vergleich zu früher<br />
hauptsächlich verändert?<br />
Manfred Hölzel: Die größte Veränderung hat in der<br />
Pferdezucht stattgefunden. Die Pferde von heute<br />
Futter-Praxis<br />
Interview<br />
machen es den Reitern wesentlich einfacher als früher,<br />
besonders was Rittigkeit und Kooperationsbereitschaft<br />
angeht. Sie verfügen zum Beispiel über<br />
ideale Kopf-Hals-Ansätze und gehen leichter durchs<br />
Genick.<br />
Futterjournal: Wenn die Ausbildung durch diese<br />
Vorteile leichter geworden ist, besteht da nicht die<br />
Gefahr, dass man das ausnützt und zu schnell vorgeht?<br />
Manfred Hölzel: Das ist zweifellos der Fall, die Gefahr<br />
des Missbrauchs liegt nahe. Früher musste man es<br />
bitter büßen, wenn man in der Ausbildung Fehler<br />
machte, die Pferde „zahlten es einem heim“, indem<br />
sie sich z. B. so fest machten, dass man danach lange<br />
Zeit brauchte, um sie wieder zu lösen. Heutzutage<br />
machen schon dreijährige Pferde gutmütig mehr mit<br />
als früher, dafür wächst die Gefahr des frühzeitigen<br />
Verschleißes. Die Ausbildungszeit darf nicht verkürzt<br />
werden, wenn das Pferd weder physisch noch psychisch<br />
Schaden nehmen soll.<br />
Futterjournal: Was hat sich bei der Ausbildung von<br />
Reitern geändert?<br />
Manfred Hölzel: Die Reiterei ist zu einem Sport<br />
geworden, der um seiner selbst willen betrieben<br />
wird und Freude macht, nicht mehr den oft rauhen<br />
Zwängen der Kavallerie unterworfen ist. Während<br />
bisher jede Generation einen Krieg erlebt hat, sind<br />
wir zum ersten Mal vor ihm verschont geblieben. Wir<br />
geben emotionalen und humanitären Entwicklungen<br />
mehr Raum. Für Kinder ist der Umgang mit dem<br />
Pferd auch heute durch nichts zu ersetzen. Kinder<br />
können all ihre Gefühle in das Pferd investieren, auf<br />
der anderen Seite spiegelt das Pferd, unbestechlich<br />
und unvoreingenommen, ihr Verhalten wider. Es<br />
„bestraft“ falsches Verhalten durch deutliche Reaktionen.<br />
Für Kinder und Jugendliche ist das Pferd als<br />
Lebewesen – anders als z. B. der Tennisschläger – ein<br />
wichtiger erzieherischer Faktor.<br />
Futterjournal: Wie steht es um die Regeln der Kavallerieschule?<br />
Sind sie veraltet?<br />
Manfred Hölzel: Regeln wie zum Beispiel links auf-<br />
und abzusitzen, links mit dem Putzen anzufangen,<br />
die linke Hand zur Zügelhand zu machen, um die<br />
rechte Hand als „Kampfhand“ frei zu halten, sind<br />
Regeln, die zweckgebunden waren und heute ihre<br />
absolute Gültigkeit weitgehend verloren haben.<br />
Wenn diese Dinge allerdings lange eingeübt wur-<br />
43<br />
FutterJournal 17
Futter-Praxis<br />
Interview<br />
den, sind sie zur eingefleischten<br />
Gewohnheit geworden und dienen<br />
dann der Sicherheit.<br />
Futterjournal: Was sind nach Ihrer<br />
Meinung die wichtigsten Kavallerieregeln,<br />
die heute noch gelten?<br />
Manfred Hölzel: Neben der Ausbildungsskala<br />
sind es vor allem die<br />
Sicherheitsregeln, die eher noch<br />
FutterJournal 17 44<br />
wichtiger als früher sind und in<br />
alle Ausbildunsgphasen eingebaut<br />
sein müssen. Reiten ist ein Sport<br />
mit hohem Unfallrisiko. Gefahrenfaktoren<br />
müssen erkannt,<br />
die Regeln zur Vermeidung von<br />
Unfällen gelernt werden.<br />
Futterjournal: Früher wurden die<br />
Pferde in Ständern und später in<br />
oft dunklen und zu kleinen Boxen<br />
gehalten. Was hat sich hier geändert?<br />
Manfred Hölzel: Eigentlich alles.<br />
Das Pferd als Freizeitpartner wird<br />
heute besser behandelt als früher.<br />
Ständerhaltung ist mit Recht verboten<br />
worden, die Boxen müssen<br />
die Maße von mindestens 3 mal 3<br />
Meter haben. Selbst das berücksichtigt<br />
den Individualabstand<br />
zum Nachbarn nicht genügend.<br />
Vor allem um dem (sehr individuellen)<br />
Bewegungsbedarf des<br />
Pferdes Rechnung zu tragen, sind<br />
Paddockhaltung und / oder stundenweiser<br />
Weidegang dringend<br />
anzuraten. In den meisten Ställen<br />
wird dies heutzutage angeboten.<br />
Ist der Bewegungsbedarf abgedeckt,<br />
ist das Pferd ausgeglichener;<br />
es muss unter dem Reiter<br />
nicht zuerst die angestaute Energie<br />
abbauen und ist physisch und<br />
psychisch besser in der Lage zu<br />
lernen.<br />
Futterjournal: Worauf sollten wir<br />
in der heutigen Zeit noch mehr<br />
achten?<br />
Manfred Hölzel: In der Ausbildung<br />
ist es besonders wichtig, dem<br />
Pferd angstfrei und ohne Druck<br />
unsere Anweisungen zu vermitteln.<br />
Bereits in der Prägephase<br />
können wir durch den Umgang<br />
mit ihm Druck abbauen. Wenn es<br />
etwas nicht verstanden hat, darf<br />
das Pferd nicht bestraft werden.<br />
Wir sollten uns in das Pferd hineinfühlen<br />
und darauf hin arbei-<br />
ten, dass es versteht, was wir von<br />
ihm verlangen.<br />
Futterjournal: Mit wesentlich subtileren<br />
Methoden werden heute<br />
die Grenzen verlagert. Was sagen<br />
Sie zu Doping und Rollkur?<br />
Manfred Hölzel: Absolut indiskutabel.<br />
Leider ist der Einsatz von<br />
Schlaufzügeln eine Modeerscheinung,<br />
die immer wieder auftritt.<br />
Von Profis angewandt, wird sie<br />
von Amateuren nachgemacht und<br />
richtet so weiträumigen Schaden<br />
an.<br />
Doping ist Betrug und hat mit<br />
dem sportlichen Gedanken nichts<br />
zu tun. Die krasse Erhöhung der<br />
Preisgelder geht auf Kosten der<br />
Pferde. Es herrscht ein Wettlauf<br />
zwischen Pharmazie, Verbotener<br />
Liste und der Nachweisbarkeit.<br />
In Peking kam es zum Eklat, weil<br />
das Labor vor Ort eingerichtet, die<br />
Möglichkeit des Vertuschens also<br />
gleich null war.<br />
Früher galten erfolgreiche Sportler<br />
als Vorbilder sowohl wegen ihrer<br />
Leistung als auch im menschlichen<br />
Sinn. Heute lassen viele ihre Vorbildfunktion<br />
vermarkten und für<br />
Werbezwecke einsetzen.<br />
Futterjournal: Wie können wir<br />
uns gezielt über den richtigen<br />
Umgang mit Pferden informieren?<br />
Manfred Hölzel: Nach wie vor ist<br />
qualifizierter Unterricht die beste<br />
Möglichkeit zur praxisorientierten<br />
Information. Beim Ablegen eines<br />
Reitabzeichens wird notwendiges<br />
Wissen systematisch erlernt<br />
und abgefragt. Außerdem finden<br />
sich alle wichtigen Informationen<br />
in den Richtlinien der FN, in der<br />
erwähnten reichhaltigen Literatur<br />
und – natürlich vor allem auch in<br />
den Büchern meines Bruders.<br />
Interview: Elke Horlacher<br />
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Medizin<br />
Früher galt die Diagnose <strong>Borna</strong>-<br />
Krankheit als unwiderrufliches<br />
Todesurteil. Forschungsarbeiten<br />
an der Freien Universität und<br />
am Robert Koch-Institut in Berlin<br />
haben nun ergeben, dass von<br />
100 Pferden in Deutschland 60<br />
das <strong>Borna</strong>virus (englisch: <strong>Borna</strong><br />
disease virus, BDV) in sich tragen<br />
und ca. 16 % der Infizierten unter<br />
Symptomen leiden, die durch das<br />
Virus mit verursacht werden. Die<br />
<strong>Borna</strong>sche Krankheit (vielmehr<br />
die Infektion) ist, wie wir heute<br />
wissen, weltweit verbreitet, und<br />
unter natürlichen Bedingungen<br />
bei Pferd, Schaf, Rind, Katze, Affe<br />
und kürzlich auch für den Menschen<br />
beschrieben, wobei das<br />
Pferd den natürlichen Wirt abgibt<br />
(Übersicht bei Bode, 1999, Habil.<br />
Schrift, FU Berlin).<br />
<strong>Borna</strong>virus Infektion ist nicht<br />
unbedingt tödlich<br />
Die klassischen Krankheitsbegriffe:<br />
»Gehirnentzündung«, »hitzige<br />
Kopfkrankheit«, seuchenhafte<br />
Gehirn-Rückenmarksentzündung<br />
oder auch nicht eitrige Meningo-<br />
Enzephalomyelitis deuten bereits<br />
auf die Symptomatik hin und werden<br />
durch die hervorstechenden<br />
Krankheitsmerkmale, wie Apathie,<br />
Ängstlichkeit, Fressunlust,<br />
Schwindel, Gangunsicherheit,<br />
Kopfschlagen, Kolik und Festliegen<br />
in der älteren Literatur belegt.<br />
Verkanntes Risko<br />
<strong>Borna</strong>viren Foto:<br />
FutterJournal 17<br />
46<br />
Slawik
Das klinische Bild, das vor allem von einem patho-physiologischen<br />
Geschehen im Gehirn und Auge ausgeht,<br />
ist aus heutiger Sicht wesentlich facettenreicher. Es<br />
gehörte auch zum Dogma, dass in diesen Fällen mit<br />
einer hohen Mortalitätsrate von 80-90% zu rechnen<br />
sei. Durch unsere neueren Untersuchungen, dass in<br />
der Mehrzahl gesunder Virusträger neben den klinisch<br />
erkrankten die Infektion symptomfrei bleibt,<br />
hat sich die Sichtweise grundsätzlich und dramatisch<br />
geändert (Bode, 1999; Dieckhöfer et al., 2004, Tierärztl.<br />
Umschau 59, 619-32).<br />
Verhaltens- und Bewusstseinsstörungen<br />
Neu ist, dass fortgeschrittene klinische Verläufe sich<br />
völlig zurückbilden können und dass die Krankheit in<br />
Phasen verläuft. Meist kommt es jedoch zu mehr oder<br />
minder auffälligen Veränderungen des Normalverhaltens<br />
und Bewusstseins, sowie Störungen im Sensorium<br />
und der Motorik (Bode, 1999).<br />
Wir haben an 20.000<br />
lebenden Pferden<br />
Tests zur Feststellung<br />
der <strong>Borna</strong>virus Infektion<br />
durchgeführt. Es<br />
ergab sich ein wesentlich<br />
differenzierteres<br />
Bild des Infektionsgeschehens.<br />
Die große<br />
Anzahl infizierter,<br />
aber nicht auffälliger<br />
oder erkrankter Tiere<br />
sollte die Pferdebesitzer<br />
in erhöhte Aufmerksamkeitversetzen.<br />
Foto: Slawik<br />
Symptomatik und Übertragung<br />
Wir wissen heute, dass erste Symptome im Krankheitsgeschehen<br />
durchweg uncharakteristisch sein<br />
können und diagnostisch in eine völlig falsche Richtung<br />
zielen. Die Mehrzahl der dem Tierarzt oder der<br />
Klinik vorgestellten Tiere laufen unter dem Vorbericht:<br />
Pferd verhält sich eigenartig. Vielfach wird auch<br />
über Harnabsatzbeschwerden, Leistungsschwäche<br />
und Husten berichtet, sowie der Verdacht auf Tetanus,<br />
Listeriose oder Leberentzündung geäußert. Zu<br />
Beginn der Erkrankung werden häufig geringe bis<br />
mittlere, kaum über 40°C reichende Temperaturen<br />
gemessen. Im Verlauf der Krankheit können sich die<br />
Temperaturen vermindern, steigen beim Fortschreiten<br />
des Geschehens mit schwereren Symptomen allerdings<br />
wieder an.<br />
Auffällige Veränderungen des Normalverhaltens und<br />
Leistungsabfall gehören zu den Symptomen einer<br />
Infektion mit dem <strong>Borna</strong>-Virus<br />
Medizin<br />
Das <strong>Borna</strong>virus wird mit Sicherheit von der Stute auf<br />
das Fohlen übertragen, kann sich jedoch auch von Tier<br />
zu Tier ausbreiten. Hier spielt das Eindringen des Virus<br />
über den Riechkolben in das zentrale Nervensystem<br />
die Hauptrolle.<br />
Stress fördert Krankheitsschübe<br />
Einmal im Zentralhirn angekommen, vermehrt sich<br />
<strong>Borna</strong>virus nur langsam und zu geringem Titer. Dabei<br />
kommt es zu keiner Zellzerstörung und das Virus ist<br />
im Nervensystem, in dem es sich über die Axone (die<br />
langen, faserartigen Fortsätze der Nervenzelle) ausbreitet,<br />
auch gut vor dem Immunsystem geschützt.<br />
Charakteristisch für dieses Virus ist, dass es phasenweise<br />
verstärkt, also in Schüben auftritt. Über die Ursache<br />
einer vermehrten Replikation können derzeit nur Vermutungen<br />
angestellt werden. Stress aller Art nimmt<br />
mit Sicherheit eine zentrale Rolle ein und scheint für<br />
solche Schübe hauptamtlich verantwortlich zu sein.<br />
<strong>Borna</strong> und <strong>Herpes</strong><br />
ständige Begleiter?<br />
Man geht mittlerweile<br />
davon aus, dass im<br />
europäischen Raum<br />
etwa 60 Prozent der<br />
Pferde das <strong>Borna</strong>virus<br />
in sich tragen,<br />
wobei etwa ein<br />
Sechstel der Infizierten<br />
krank werden<br />
kann. Ähnlich dem<br />
equinen <strong>Herpes</strong>-<br />
Virus Typ-1 scheint<br />
also das <strong>Borna</strong>virus<br />
latent in Beständen<br />
und Populationen<br />
zu zirkulieren.<br />
Häufig berichten uns Pferdehalter nur von Temperamentsverlust<br />
bzw. Gemütsveränderungen der Tiere.<br />
So kann es etwa vorkommen, dass das sonst ruhige<br />
Pferd plötzlich beim Heufressen innehält – ohne jegliche<br />
erkennbare Ursache. Die alte Literatur spricht<br />
dann vom „Pfeifen rauchen“. Wir vermuten auch,<br />
dass das plötzliche Einschlafen (Narkolepsie) mit<br />
<strong>Borna</strong>virus-Aktivierung zusammenhängt. Sicher ist,<br />
dass erhöhte Stresseinwirkung das Pferd mehr und<br />
mehr in einen Erschöpfungszustand versetzt, der sich<br />
in Leistungsschwäche ausdrücken kann. Aus experimentellen<br />
Untersuchungen ist bekannt, dass die <strong>Borna</strong>virus<br />
Infektion zu Lerndefiziten führt (Dieckhöfer<br />
et al., 2004).<br />
47 FutterJournal 17
Foto: Slawik<br />
FutterJournal 17<br />
Medizin<br />
Headshaker oft <strong>Borna</strong>virus<br />
infiziert<br />
Das klinisch allfällig bekannte<br />
Bild des „Kopfschüttlers“ (sogenannter<br />
Headshaker), prägt sich<br />
oftmals gepaart mit Antriebslosigkeit<br />
und deutlicher Müdigkeit<br />
aus. Das Pferd steht teilnahmslos<br />
in der Stallecke und scheut in auffälliger<br />
Weise das Licht. Viele dieser<br />
erkrankten Pferde wirken traurig,<br />
depressiv, nehmen die Umwelt nur<br />
bedingt wahr, reagieren phasenweise<br />
kaum auf Zuruf, verlieren<br />
ihre Stellung in der Rangordnung<br />
und sondern sich von der Herde ab.<br />
Solche Wesensänderungen weisen<br />
eindeutig auf eine <strong>Borna</strong>virus Aktivierung<br />
hin. Sie gehören nicht zum<br />
normalen Verhaltensrepertoire<br />
Headshaking wird seit längerer Zeit bereits<br />
mit Virusinfektionen in Verbindung gesehen<br />
des wachen Fluchttieres Pferd und<br />
bedürfen einer speziellen Beachtung<br />
und bei Nachweis der Infektionsmarker<br />
einer strikten Behandlung<br />
mit Amantadin Sulfat (siehe<br />
Dieckhöfer et al., 2004).<br />
Foto: Slawik<br />
Das Kräfteverhältnis zwischen Virus und Immunsystem entscheidet<br />
letztendlich, wie vital das Pferd bleibt<br />
Je länger das Pferd erkrankt<br />
ist, desto schlimmer<br />
Die Antigene des <strong>Borna</strong>virus sind<br />
sehr stabil und werden selbst im<br />
Komplex mit Antikörpern von<br />
körpereigenen Enzymen nur<br />
langsam abgebaut. Sich wiederholende<br />
Schübe führen damit zu<br />
einer Akkumulation von Virusmaterial<br />
im Körper, das über den<br />
Bluttest gemessen werden kann.<br />
Dies bedeutet auch, dass sich eine<br />
Infektion mit <strong>Borna</strong>viren als sich<br />
selbst verstärkende Negativ-Spirale<br />
entwickeln kann: Sobald das Pferd<br />
durch die Erkrankung gestresst ist,<br />
fördert es damit die Virusvermehrung.<br />
Im Körper kommt es letztendlich<br />
auf das Kräfteverhältnis zwischen<br />
Immunsystem und Virus an.<br />
Man weiß mittlerweile, dass eine<br />
gewisse (geringere) Antigenbelastung<br />
durch die viralen Proteine<br />
gut toleriert werden kann. Hohe,<br />
zirkulierende Antigenmengen im<br />
Blut spiegeln jedoch eine Belastung<br />
für den Organismus wieder.<br />
Über Monate gleich bleibend hohe<br />
Antigenwerte erhöhen so das Risiko<br />
einer manifesten Erkrankung,<br />
wie wir an einem Seuchenzug im<br />
Saarland zwingend nachweisen<br />
konnten (Dieckhöfer et al., 2004).<br />
48<br />
Umstallungen und Impfungen<br />
sind Stress<br />
Jegliche Belastung des Tieres,<br />
wie Umstallung, auch Impfungen<br />
oder sogar Wurmkuren haben<br />
einen Anstieg der Virus-Parameter<br />
gezeigt. Stressoren wie erhöhte<br />
Leistungsforderungen, einseitige<br />
Fütterung, sowie zu schnell<br />
und unkontrolliert verabreichte<br />
Immun-Supressiva können das<br />
Pferd in die Krankheit treiben,<br />
indem die ruhende, persistente<br />
Infektion aufflackert und zu deutlicher<br />
Virus-bezogener Symptomatik<br />
führt.<br />
Im Zusammenhang mit der hohen<br />
Infektionsrate in der Pferdepopulation<br />
stellt sich die Frage der<br />
Rasse-Sensitivität. Wir können bei<br />
den Tausenden von Pferden, die<br />
wir untersucht haben, gewisse<br />
Hinweise auf die Empfindlichkeit<br />
der Kleinpferde, vor allem der<br />
Ponys für eine Virusaktivierungen<br />
geben. Ansonsten hebt sich keine<br />
Rasse durch eine Prävalenz hervor.<br />
Empfehlungen an die<br />
Tiermediziner sowie –besitzer<br />
Im letzten Jahrhundert hat sich<br />
das Risikoprofil einer <strong>Borna</strong>virus<br />
Infektion -auch bedingt durch den<br />
Wandel des Pferdes vom „Nutztier
Virus schwer diagnostizierbar<br />
Die Infektion mit <strong>Borna</strong>virus ist nicht zellzerstörend<br />
und damit nur durch erschwerte Nachweismethoden<br />
zu messen. Sie löst anhaltende<br />
Infektionen aus. Dies wurde beim Pferd und<br />
anderen Tieren schon länger vermutet und ist<br />
auch durch umfassende neuere klinische und<br />
immunhistologische Untersuchungen bei natürlichen<br />
wie experimentellen Infektionen bestätigt<br />
worden. Diese Sondereigenschaften führten zu<br />
einer erst späten Charakterisierung des Agens in<br />
den 1990ern Jahren: Das Virus ist verwandt mit<br />
Tollwut- und Masern Virus und trägt eine Einzelstrang-RNA<br />
als Erbmaterial, von der die zwei<br />
ersten Gene ihre Eiweiße im Übermaß produzieren,<br />
was diese beiden im Blut schwimmenden<br />
Eiweiße für die Diagnostik besonders geeignet<br />
macht.<br />
Ein spezieller Test gibt Aufschluss<br />
Routinemäßig werden 10 ml Citratblut für die<br />
Untersuchung von Infektionsmarkern verwendet.<br />
Die Testung basiert auf dem Nachweis geringster<br />
Mengen von BDV-spezifischen Eiweißen<br />
im Plasma, zirkulierenden Immunkomplexen,<br />
sowie Antikörper in einem Enzym-Test (dem<br />
sogenannten Triple-ELISA). Im Testsystem dienen<br />
die spezifischen monoklonalen Antikörper zum<br />
Fangen der Antigene oder Immunkomplexe aus<br />
dem Blut, eine einfache sehr empfindliche und<br />
dabei hoch-spezifische Methode, die sonstigen,<br />
z.B. fluoreszenzserologischen Nachweismethoden,<br />
weit überlegen ist.<br />
Letztere ist mit erheblichen Fehlern belastet und<br />
misst (wenn überhaupt) lediglich das Vorliegen<br />
einer Infektion, erlaubt jedoch keine Aussage<br />
zum Infektions- bzw. Krankheitsstand. Unsere<br />
Immunkomplex- bzw. Antigentiter- Messungen<br />
hingegen laufen parallel zum Gesundheitszustand,<br />
d.h. auch dem Krankheitsgeschehen des<br />
Tieres und geben Aufschluss über das Ausmaß<br />
der <strong>Borna</strong>virus Aktivierung und den zeitlichen<br />
Verlauf. Liegt nur Antigen vor, so befindet sich<br />
das kranke Pferd in einem akuten Schub, bei entsprechend<br />
hohen Immunkomplex-Werten liegt<br />
die Virusvermehrung zurück oder dauert an.<br />
Zuverlässige Testverfahren bietet zum Beispiel<br />
derzeit das diagnostische Labor DIAMEDIS in<br />
Bielefeld an. www.diamedis.eu<br />
Kotsack für Gespanne
Foto: Slawik<br />
Futter-Praxis<br />
Forschung<br />
für die Landwirtschaft und Militär“<br />
zum Hobbytier - entscheidend<br />
geändert. Da jedes zweite Pferd<br />
infiziert ist, hat sich, wie unsere<br />
Testergebnisse gezeigt haben, ein<br />
breites Spektrum an Auffälligkeiten<br />
im Verhalten und in der Symptomatik<br />
ergeben. Dies muss vom<br />
Tiermediziner, vom Züchter, vom<br />
Pferde Im- und Exporteur beachtet<br />
werden.<br />
Jegliche Impfung gegen das <strong>Borna</strong>virus<br />
muss aufgrund der hohen<br />
Durchseuchung -insbesondere für<br />
das stressempfindliche Pferd- kritisch<br />
hinterfragt werden. Zu einer<br />
günstigen Gesundheitsüberwa-<br />
chung gehört auch die Kenntnis<br />
des <strong>Borna</strong>virus-Infektionsstatus im<br />
Pferdebestand. Unsere Erfahrungen<br />
lehren außerdem, die Möglichkeit<br />
einer Übertragung des<br />
Virus vom Tier auf den Menschen,<br />
obwohl bisher wissenschaftlich<br />
nicht nachgewiesen, d.h. die zoonotischen<br />
Aspekte, nicht aus dem<br />
Auge zu lassen und zu unterschätzen.<br />
Prof.Dr. med.vet. Dr. Hanns Ludwig<br />
Weitere Literatur und Informationen<br />
zum Thema <strong>Borna</strong> können<br />
beim Autor unter hanns.ludwig@<br />
web.de oder hluvirol@zedat.fuberlin<br />
angefordert werden<br />
FutterJournal 16<br />
Dr. med. vet. Hanns Ludwig ist Univ.-Prof. für Virologie<br />
an der Freien Universität Berlin. Nach Studium der<br />
Humanmedizin und Wechsel zur Tiermedizin in Giessen<br />
und Zürich, nach Lehr- (Promotion in Ethologie; publiziert<br />
bei K. Lorenz) und Wanderjahren an der Justus-<br />
Liebig-Universität (ILU) Giessen (Institut für Hygiene<br />
und Infektionskrankheiten d. Tiere; Prof. Ulbrich),<br />
dann am Baylor College of Medicine (Dept. of Virology<br />
& Epidemiology; Prof. Melnick) Houston, Texas und<br />
in den Kovler Laboratories (Molecular Biology; Prof.<br />
Roizman) der University of Chicago, und nach Habilitation<br />
über das genetische Material von humanen<br />
und tierischen <strong>Herpes</strong>viren am Institut f. Virologie, ILU<br />
Giessen (Prof. Rott), hat H. Ludwig 1978 den Ruf an die<br />
Freie Universität Berlin angenommen. Kürzlich konnte<br />
er das von ihm gegründete Institut für Virologie an<br />
seinen Nachfolger übergeben.<br />
Dr. Ludwig arbeitet seit 1968 am Problem der <strong>Borna</strong>virus<br />
Infektion bei Tieren, später zusammen mit Frau Dr.<br />
Liv Bode vom Robert Koch-Institut, an der Ausprägung<br />
dieser neurotropen Virusinfektion beim Menschen. Die<br />
Berliner Arbeitsgruppe ist auf diesem infektionsmedizinischen<br />
Gebiet (zoonotische Aspekte einschließend)<br />
international führend.<br />
50
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FutterJournal 17<br />
Praxis<br />
Wenn er hungrig geworden<br />
ist, durchpflügt<br />
er in eleganten Sinusschwingungen<br />
das Wasser seines<br />
Teiches oder er ruht, wartend und<br />
beobachtend auf einem Blatt an<br />
der Wasseroberfläche. Plötzlich<br />
schmeckt er mit seinen über den<br />
Körper verteilten Sinnesknospen<br />
Schweiß, vielleicht auch Blut und<br />
hält darauf zu. Er nimmt jede<br />
veränderte Wasserbewegung<br />
wahr, spürt die Richtung der Verursachung<br />
und orientiert sich mit<br />
seinen 5 Augenpaaren an den<br />
bewegten Schatten.<br />
Es ist Hirudo, ein Medizinischer<br />
Blutegel, seines Zeichens Ringelwurm.<br />
Hat er sein Opfer gefunden,<br />
beginnt er mit der Feinortung.<br />
Dazu ist er ideal gebaut:<br />
der hintere, viel größere der beiden<br />
Saugnäpfe, dient einzig und<br />
allein der Festheftung und der<br />
spannerraupenartigen Fortbewegung<br />
am Boden. Der kleine Vordere<br />
dient darüber hinaus dem<br />
Sondieren der Opferhaut sowie<br />
dem Zersägen derselben. 80, fast<br />
identische Sägezähne befinden<br />
sich auf einem Halbkreis. Die<br />
Kalkzähnchen sind fest verankert<br />
in einem Kiefer aus verfestigter<br />
Muskelmasse auf einer Länge<br />
von einem halben Millimeter. Drei<br />
„Zahnleisten“ sind mit einem<br />
Winkel von je 120 Grad wie ein<br />
Mercedes-Stern angeordnet.<br />
Hochsensibel aber<br />
schmerzunempfindlich<br />
Hat er sich einmal mit einem der<br />
Saugnäpfe festgesaugt, will er<br />
sich nicht mehr abstreifen lassen.<br />
Wenn er sein Blut noch nicht<br />
bekommen hat so bleibt er hartnäckig.<br />
Dann heftet er seine beiden<br />
Saugnäpfe je nach Bedarf im<br />
Wechsel an. Er will nicht weg,<br />
und diesen Wunsch verteidigt er<br />
mit einer erstaunlichen Verbis-<br />
Das heimliche Leben der Blutegel<br />
Heiler<br />
ohne Hirn<br />
Kein Ekel vor den Egeln<br />
52<br />
Foto: dreamstime
senheit. Paradox ist dabei seine Schmerzempfindlichkeit:<br />
zum Einen besitzt er Schmerzmelder sowie<br />
Sinneszellen, um sehr subtile Reize wahrnehmen<br />
zu können, zum anderen eigene zelluläre Vorrichtungen,<br />
um eigens produzierte, morphinähnliche<br />
Substanzen zur Schmerzlinderung einzusetzen, um<br />
sehr groben Attacken standhalten zu können.<br />
Beim Saugakt nimmt der Egel Blut in einer Menge<br />
des fünffachen seines etwa 1-2 Gramm schweren<br />
Körpers auf. Aber Hirudo ist ein moderater Parasit.<br />
Er möchte niemandem Schaden zufügen. Sein<br />
Überlebenskonzept ist so einfach wie wirkungsvoll:<br />
er nutzt seinem Opfer mehr, als dass er schadet.<br />
Wenn er satt ist, begiebt er sich in eine lange<br />
Ruhephase, die über ein Jahr dauern kann.<br />
Die Dimensionsverteilung zwischen Opfer und<br />
Angreifer ist etwas paradox und könnte den<br />
Egel das Leben kosten. Aber die geniale Krönung<br />
parasitärer Raffinesse ist das therapeutisch Hilfreiche<br />
des Blutegels, das seine Opfer zur Rückkehr<br />
bewegt, wenn sie den Nutzen des Bisses gespürt<br />
und dadurch Erleichterung erfahren haben.<br />
Geniale Krönung parasitärer Raffinesse<br />
Egel sind auf der ganzen Welt verbreitet, leben<br />
aber überwiegend im sauberen Wasser. Von den<br />
über 600 Arten zählen nur 8 zu den medizinisch<br />
genutzten Blutegeln, die zum Teil unter Artenschutz<br />
stehen. Blutegel werden seit über 3000 Jahren<br />
medizinisch erfolgreich eingesetzt. Ihr therapeutischer<br />
Einsatz bei Mensch und Tier reicht von<br />
Schmerzbehandlungen, Entzündungen, Furunkel,<br />
bis hin zu Krampfaderbeschwerden. Wer jetzt an<br />
„mittelalterliche Quacksalberei“ denkt, ist falsch<br />
gewickelt, denn heute gibt es mehr und mehr klinische<br />
Studien über die Verwendungen dieses Tierchens,<br />
die Wirksamkeiten werden nachgewiesen,<br />
so zuletzt geschehen bei Arthroseschmerzen.<br />
Die Gefühle ändern sich<br />
Anfängliche „Ekelwallungen“, die der Mensch<br />
gegenüber den Egeln oft hat, wandeln sich nach<br />
dem erfreuten Wahrnehmen einer deutlichen<br />
Schmerzlinderung in zärtliche „Egelwallungen“.<br />
Man beginnt aus Dankbarkeit in einer inneren<br />
Umkehr die Tiere regelrecht zu mögen. Wenn<br />
das Opfer nun – vielleicht sogar gesünder oder<br />
schmerzfreier – von dem Biss nicht geschädigt<br />
oder belästigt wird, so kehrt es auch zurück. Das<br />
nämlich ist die Technik der klugen Parasiten: wenn<br />
er seinem Wirt im Gegenzug für sein Blut etwas<br />
zurückgibt, kommt sein „Tauschpartner“ gerne zu<br />
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2009
Praxis<br />
weiterem Aderlass zurück. Also<br />
tut er, was er kann und befreit<br />
ihn von quälenden Gelenkschmerzen,<br />
Entzündungen und<br />
Gewebsstauungen. Für ihn, den<br />
Egel, bedeutet das „nachhaltige<br />
Nutzung“ oder „Ressourcenschonung“,<br />
für das Opfer unter<br />
Umständen sogar Heilung, aber<br />
keine Erkrankung durch Infektion.<br />
Natürlicher Heilapparat<br />
Der Egel ist ein mikrochirurgischer<br />
Heilapparats<br />
mit verschiedenen Funktionen.<br />
Eine ist die lokale<br />
Blutverdünnung mit hilfreicher<br />
Entstauung. Der<br />
Egel sondert durch seinen<br />
Speichel Hirudin aus, ein<br />
blutgerinnungshemmender<br />
Stoff, der vermeidet,<br />
dass der Egel festklebt, so<br />
lange der Biss dauert (ca.<br />
20-60 Minuten, manchmal<br />
auch mehr). Es soll möglichst<br />
viel Blut gerinnungsfrei fließen,<br />
damit das Blut im Egel nicht zu<br />
einer riesigen „Verstopfung“<br />
führt. Eine andere Funktion wird<br />
ebenso mit 30 bis 40 Stoffen aus<br />
dem Speichel, der aus Kanäl-<br />
FutterJournal 17 54<br />
chen, die zwischen den Zähnen<br />
liegen, stammt, ermöglicht: die<br />
meisten dieser Salivasubstanzen<br />
sind noch nicht erforscht, dienen<br />
aber unter anderem dem<br />
Effekt, die Wunde für zwölf<br />
Stunden offen und blutend zu<br />
halten. In dieser Zeit reinigt sich<br />
die Wunde. Der auf der Seite des<br />
Opfers resultierende Blutverlust<br />
Die Kalkzähnchen sind fest auf dem<br />
Kiefer verankert<br />
entspricht bei vier Egeln pro Sitzung<br />
inklusive dem Nachbluten<br />
fast 100 Gramm innerhalb von<br />
12 Stunden, was einem sanften<br />
Aderlass und entsprechender<br />
Linderung entspricht. Weitere<br />
Effekte sind die Schmerzlinde-<br />
rung, Entzündungshemmung,<br />
sowie antibiotische Eigenschaften.<br />
Kein hirnloser Helfer<br />
Der Egel ist mehr als nur ein<br />
parasitärer Wurm. Er verfügt<br />
über ein soziales Verhalten und<br />
betreibt eine Art "Nestbau mit<br />
Brutpflege": Mama Egel sorgt<br />
sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst<br />
dafür, dass ihre<br />
Kokons, in denen sich bis zu 30<br />
Egeln entwickeln können, an<br />
einen Ort zu liegen kommen, an<br />
dem die Egelbabys weder ertrinken<br />
noch vertrocknen können.<br />
Was man diesen auf den ersten<br />
Blick unscheinbar und primitiv<br />
erscheinenden Ringelwürmern<br />
nicht zutrauen würde: die<br />
Gefühlswelt der medizinischen<br />
Blutegel ist äußerst komplex. Sie<br />
dient nicht nur den Egeln selbst,<br />
sondern auch ihren Wirten. Um<br />
allen Anforderungen – die sie bis<br />
heute erfüllen können - gerecht<br />
werden zu können, stattete<br />
die Evolution Hirudo mit hochdifferenzierten<br />
Strukturen und<br />
Substanzen aus. Spezialisierte<br />
Zellen, Transmittersubstanzen<br />
und andere<br />
biologische Strukturen dienen<br />
zur Wahrnehmung von<br />
optischen mechanischen<br />
und chemischen Reizen,<br />
sowie von Temperaturen.<br />
Er verfügt über Schmerzrezeptoren,<br />
wodurch er<br />
davor bewahrt wird, bei<br />
zu heftigen Versuchen ihn<br />
abzustreifen, gar tödlich<br />
verletzt zu werden.<br />
Wegen dieser letzten<br />
Fähigkeit ist es auch ratsam,<br />
in der Therapie vorsichtig<br />
mit ihnen umzugehen, weil<br />
Schmerzwahrnehmung eben<br />
ihren Appetit überlagert und sie<br />
gegebenenfalls mit ihrer heilsamen<br />
Arbeit aufhören.<br />
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FutterJournal 17
FutterJournal 17
Hufprobleme?<br />
Ein Fall für die Fütterung<br />
Ergebnisse einer Pilotstudie<br />
Viele Faktoren müssen zusammenkommen,<br />
damit<br />
ein Pferd auf gesunden,<br />
belastungsfähigen Hufen steht:<br />
Vererbung, Pflege, korrekter Beschlag,<br />
saubere Einstreu und viel<br />
Bewegung auf Naturboden. Dass<br />
auch die Fütterung ein entscheidender<br />
Faktor für die Qualität des<br />
Hufhorns ist, wird von manchen<br />
immer noch als Marketingargument<br />
der Futterbranche abgetan.<br />
Die Ergebnisse einer Universitätsstudie<br />
bestätigten nun, dass eine<br />
mangelhafte Hornstruktur durch<br />
spezifische Futterzusätze erheblich<br />
verbessert werden kann.<br />
FutterJournal 17<br />
Ist es mit Biotin getan?<br />
Fast schon legendär ist die Biotinstudie<br />
mit Wiener Lippizanern<br />
(Jossek und Zenker, Dissertationen,<br />
Zürich 1991). Sie zeigte, dass<br />
sich der Tragrand instabiler Hufe<br />
nach einer Biotinzufütterung von<br />
täglich 20 mg nach 19 Monaten<br />
gefestigt hatte. Die Effekte waren<br />
zwar gering und der zugrundeliegende<br />
Wirkmechanismus ist<br />
bis heute nicht geklärt. Dennoch<br />
gelang es damit dem Monopolhersteller<br />
von Biotin, das „Hufvitamin“<br />
als Schlüsselnährstoff zur<br />
Verbesserung der Hufstabilität<br />
im allgemeinen Bewusstsein zu<br />
58<br />
verankern. Heute weiß man, dass<br />
für eine optimale Hufhornqualität<br />
eine Vielzahl von Nahrungsbausteinen<br />
zusammenwirken müssen.<br />
Biotin ist nur einer davon. Näheres<br />
dazu wurde bereits in Futterjournal<br />
Nr.3 ausgeführt (www.futterjournal.de).<br />
Für die hier beschriebene Hufstudie<br />
der Universität in Breslau (Polen)<br />
wurde ein spezifisch auf die<br />
Bedürfnisse der Hornentwicklung<br />
abgestimmtes Nährstoffkonzentrat<br />
getestet, wie es auch im Handel<br />
erhältlich ist*. Es enthält den<br />
B-Vitaminkomplex, Bierhefe, Zink<br />
* Ungulat von St.Hippolyt<br />
Foto: Recki
und weitere wichtige Spurenelemente, schwefelhaltige<br />
Aminosäuren, natürliche Siliziumverbindungen und<br />
zusätzliche Vitalstoffe. Wie hat sich dieses Hufzusatzfutter<br />
nun im praktischen Versuch bewährt?<br />
Ablauf der Hufstudie<br />
In die Hufstudie waren sechs Vollblutstuten eines Gestüts<br />
eingeschlossen, die schon seit mehreren Jahren<br />
durchweg sprödes und rissiges Hufhorn hatten. Die<br />
Stuten waren gesund und in recht guter Fütterungskondition.<br />
Vier von ihnen waren trächtig und fohlten<br />
bald nach Versuchsende ab.<br />
Die aktive Testphase erstreckte sich über sechs Monate,<br />
von Ende September 2007 bis Ende März 2008. Während<br />
dieser Zeit erhielten die Stuten täglich je 250g<br />
des Testergänzungsfutters. Davon abgesehen, wurde<br />
die gewohnte Gesamtfutterration nicht geändert. Sie<br />
bestand aus stallüblichem Kraftfutter (Mischfutter plus<br />
Hafer) und Heu zur freien Aufnahme. Weidegang wurde<br />
während der Testfütterungsphase zugunsten eines<br />
unbewachsenen Auslaufs ausgeschlossen.<br />
Als Hauptkriterium der Studie diente die Hufhornqualität<br />
vor und nach der sechsmonatigen Testperiode.<br />
Die Begutachtung erfolgte unabhängig durch zwei<br />
geschulte Hufschmiede, von deren Testnoten jeweils<br />
59<br />
Bewertungsskala<br />
4,5<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Pferdeforschung<br />
Hufbewertung (Durchschnitt 6 Stuten)<br />
Qualität Sohle Quailität Wand Elastizität Wand<br />
Alle Unterschiede statistisch signifikant; n =vorher, n = nachher<br />
Abb. 2:Ausschnitt des Sohlenhorns<br />
(Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen; Messabschnitt: 20 µm)<br />
a) ohne Testfutter:<br />
Poröses Sohlenhorn ohne Zusammenhalt<br />
Abb. 1: Qualität und Elastizität des Hufhorns, nach sechs Monaten<br />
Testfütterung signifikant verbessert (jeweils rechte Säule).<br />
ein Durchschnittswert gebildet wurde. Die Laborauswertung<br />
nahm der Gewebeforscher Dr. Krzysztof<br />
Marycz von der Universität Breslau vor, der<br />
das Projekt vor Ort leitete.<br />
b) mit Testfutter nach 6 Monaten:<br />
Hornverbund intakt und stabil<br />
FutterJournal 17
Pferdeforschung<br />
Verbesserung der Hornstruktur<br />
Die allgemeine Hornqualität und<br />
die Elastizität der Hufwand wurden<br />
nach einem Evaluierungsverfahren<br />
des polnischen Hufschmiedeverbands<br />
mit einer Notenskala<br />
zwischen 1 (sehr schlecht) und 6<br />
(sehr gut) bewertet. Die Notenergebnisse<br />
waren nach sechs<br />
Monaten Zusatzfütterung in den<br />
gewählten Kategorien „Qualität<br />
Wand“, „Qualität Sohle“ und<br />
„Elastizität Wand“ durchweg und<br />
bei allen sechs Testpferden verbessert<br />
(siehe Abbildung 1). Alle<br />
Unterschiede sind statistisch signifikant.<br />
Unerwünschte Effekte<br />
durch das Testfutter waren in keinem<br />
Fall festzustellen.<br />
Detailanalyse des Sohlenhorns<br />
Die Qualität der Hornsohle hatte<br />
sich mit durchschnittlich mehr als<br />
einem ganzen Notenwert besonders<br />
deutlich verbessert. Das Sohlenhorn<br />
erneuert sich innerhalb<br />
von ca. drei Monaten, so dass eine<br />
komplette Neubildung während<br />
der Testfütterung stattfand.<br />
FutterJournal 17<br />
Der positive Befund bestätigte<br />
sich auch bei der Probenuntersuchung<br />
im Rasterelektronenmikroskop.<br />
Zu Beginn des Fütterungstests<br />
war das Sohlengewebe von<br />
Rissen durchzogen und machte<br />
insgesamt einen ausgelaugten,<br />
weichdiffusen Eindruck. Demgegenüber<br />
zeigte sich die Hufsohle<br />
nach sechs Monaten Testfütterung<br />
als kräftiger vitaler Gewebekomplex<br />
mit klarer Ausrichtung.<br />
Es ergab sich das Gesamtbild eines<br />
elastischen und belastungsfähigen<br />
Hornverbunds (siehe Abbildung<br />
2).<br />
Testbefunde des Wandhorns<br />
Die Qualität des Wandhorns wurde<br />
am vorderen Tragrand des Hufes<br />
begutachtet. Sie verbesserte<br />
sich ebenso wie die Elastizität des<br />
Tragrands nach sechs Monaten<br />
signifikant um 0,7 Notenwerte.<br />
Dies steht im Widerspruch zur<br />
landläufigen Auffassung, dass<br />
sich ein Fütterungserfolg nur im<br />
nachwachsenden Hufhorn zeigen<br />
kann. Bis das Wandhorn vom<br />
Abb. 3: Ansicht eines Hufes vor und nach dem Einsatz von Testfutter<br />
a) Rissiges Wandhorn<br />
60<br />
Kronsaum bis zum Tragrand nachgewachsen<br />
ist, dauert es mindestens<br />
zwölf Monate. Der positive<br />
Einfluss des Testfutters war dort<br />
also „vorzeitig“ eingetreten.<br />
Wir haben dafür folgende Begründung:<br />
Die Hornwand der Hufkapsel<br />
besteht im wesentlichen aus<br />
Hornzellen, die von einem Zwischenzellkitt<br />
wie Bausteine einer<br />
Mauer zusammengehalten werden.<br />
Die Hornzellen entstehen in<br />
einer Keimzone am oberen Rand<br />
des Wandhorns und werden von<br />
ständig neu sich bildenden Zellen<br />
allmählich bis nach unten zum<br />
Tragrand geschoben. Sie versteifen<br />
schon kurz nach ihrer Bildung<br />
durch Einlagerung von Keratinfasern,<br />
so dass sie schnell ihre Lebensfunktionen<br />
zugunsten rein<br />
mechanischer Aufgaben verlieren.<br />
Dennoch überleben an der Außenmembran<br />
der Hornzellen aktive<br />
Transportenzyme. Damit ist es<br />
prinzipiell möglich, Nährstoffe aus<br />
der gut durchbluteten Huflederhaut<br />
quer durch die anliegende<br />
b) Derselbe Huf nach zwölf Monaten,<br />
davon sechs Monate mit Testfutter.
Hornwand zu transportieren. Coenen und Spitzlei haben<br />
dies für den Hufwandtransfer von zugefüttertem<br />
Zink bereits nachgewiesen (siehe Pferdeheilkunde 8,<br />
1992). Mit stabilisierenden Nährstoffen, etwa Aminosäuren,<br />
könnte sich ein mürbe gewordener Zwischenzellkitt<br />
nachträglich festigen, so dass das Mauerwerk<br />
des Wandhorns insgesamt gestärkt würde. Eine Qualitätsverbesserung<br />
auch des unteren Wandhorns (Tragrandes)<br />
erscheint demnach schon nach relativ kurzfristiger<br />
Nährstoffzufuhr möglich.<br />
Andererseits könnten die Ergebnisse hier ähnlich wie<br />
beim Sohlenhorn noch besser ausgefallen sein, wenn das<br />
Testfutter über zwölf oder achtzehn Monate gegeben<br />
worden wäre - also bis zur kompletten Erneuerung der<br />
Hornkapsel. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse<br />
einer weiteren Hufbeurteilung gestützt, die zwölf Monate<br />
nach der ersten Testfuttergabe durchgeführt wurde.<br />
Zustand nach zwölf Monaten<br />
Ab Testbeginn hatten die Stuten für sechs Monate das<br />
Testfutter bekommen. In den folgenden sechs Monaten<br />
erhielten sie wieder nur das stallübliche Futter. Nach diesen<br />
insgesamt zwölf Monaten zeigte eine klinische Inspektion<br />
der Hufe, dass sich die Hornkapsel in den letzten<br />
sechs Monaten komplett stabilisiert hatte, trotz des nun<br />
fehlenden Testfutters. Selbst Hornspalten, die sich ursprünglich<br />
über die gesamte Vorderfront der Hufwand<br />
erstreckt hatten, waren nach unten herausgewachsen,<br />
und die zuvor eher rauhe, spröde und rissige Hornkapsel<br />
zeigte sich nun wesentlich glatter, stabiler und frei von<br />
Spalten (siehe Abbildung 3).<br />
Schlussfolgerungen<br />
Insgesamt erlaubt die Pilotstudie mit sechs Vollblutstuten<br />
ein klares vorläufiges Resümee. Das mangelhafte Hufhorn<br />
hat sich durch Zufütterung eines hufspezifischen<br />
Ergänzungskonzentrats* schon nach sechs Monaten insgesamt<br />
deutlich verbessert. Die Qualitätssteigerungen<br />
waren beeindruckender und wurden in kürzerer Zeit<br />
erreicht, als in der Wiener Biotinstudie. Nachdem das<br />
Testfutter abgesetzt wurde, blieb sein positiver Einfluss<br />
auf die Qualität des herabwachsenden Wandhorns noch<br />
mindestens weitere sechs Monate erhalten. Selbst Hochträchtigkeit<br />
und Laktation beeinträchtigten den Fütterungserfolg<br />
im Hufbereich nicht erkennbar.<br />
Die Ergebnisse der Pilotstudie sprechen dafür, dass ein<br />
gut zusammengesetztes Nährstoffkonzentrat auch in<br />
ungünstigen Fällen zur Bildung eines stabileren und elastischeren<br />
Hufhorns beiträgt.<br />
Dr. Eberhard Moll<br />
Dr. Krzysztof Marycz<br />
Gut ernährt<br />
trotz Diät<br />
Glucogard<br />
Hufrehekranke Pferde sind oft auf eine kraftfutterfreie<br />
Diät angewiesen. Da eine überwiegende<br />
Heu- und Strohfütterung zu einem<br />
Mangel an spezifischen Nährstoffen führt,<br />
empfiehlt die Firma St. Hippolyt das Kräuter-<br />
Mineralfutter Glucogard. Die Mineralstoff-<br />
und Vitaminkombination wurde so gewählt,<br />
dass auch der Insulin- und Kohlenhydratstoffwechsel<br />
mit den notwendigen Funktionsnährstoffen<br />
versorgt wird.
FutterJournal 17<br />
Hund<br />
Kontrolle ist wichtig<br />
Gesäugetumoren bei der Hündin<br />
Eigentlich wollte man doch<br />
nur seiner Hündin, die sich<br />
vor Freude darüber, dass<br />
man nach Hause gekommen ist<br />
und sich auf den Rücken geworfen<br />
hat, liebevoll das Bäuchlein kraulen<br />
… Dann fühlt man in der Nähe<br />
der Milchdrüsen einen Knubbel<br />
oder vielleicht sogar zwei, die<br />
vorher noch nicht da oder aber<br />
so klein waren, dass man sie nicht<br />
tasten konnte. Viele Gedanken<br />
gehen einem jetzt durch den Kopf.<br />
Hätte ich das Tier doch – wie es<br />
einige empfohlen haben – vor der<br />
ersten Läufigkeit kastrieren lassen<br />
sollen, weil ich sowieso niemals<br />
Hundenachwuchs haben wollte?<br />
Hätte ich sie vielleicht doch decken<br />
lassen sollen? Einige haben gesagt,<br />
Hündinnen, die schon mal trächtig<br />
gewesen sind, bekommen deutlich<br />
weniger Unterleibskrebs! Hätte<br />
ich sie kastrieren lassen sollen, als<br />
sie in den Läufigkeiten mit extrem<br />
großem Blutverlust reagiert hat<br />
oder gar dreimal im Jahr läufig<br />
war? Oder als sie mit vielen Scheinschwangerschaften<br />
belastet war?<br />
Hätte ich es verhindern können?<br />
Zunächst einmal muss nicht jede<br />
tastbare Veränderung im Unterleib<br />
der Hündin automatisch bösartig<br />
sein. Es kann sich genauso<br />
um eine gutartige Fettgeschwulst,<br />
eine Zyste, einen tiefliegenden<br />
abgekapselten Bluterguss oder<br />
aber eine Gewebsveränderung,<br />
die erst einmal gutartig ist, aber<br />
bösartig werden kann, handeln.<br />
Man kann es einer Geschwulst leider<br />
nicht von außen ansehen, ob<br />
sie gutartig oder bösartig ist.<br />
62<br />
Da Tumoren zuerst nicht einmal<br />
schmerzhaft sein müssen, findet<br />
man sie häufig bei einer Röntgenaufnahme<br />
des Unterleibs oder der<br />
Wirbelsäule als Zufallsbefund. Die<br />
wichtigste Frage, bei deren Beantwortung<br />
uns am effektivsten ein<br />
erfahrener Tierarzt helfen kann,<br />
ist: Was ist es?<br />
Schnelle Reaktion lebensrettend<br />
Bei einer Veränderung in der Nähe<br />
des Gesäuges muss eine bösartige<br />
Geschwulst immer in Betracht<br />
gezogen werden, schon weil hier<br />
eine schnelle Reaktion lebensrettend<br />
sein kann. Und auch für den<br />
Tierarzt ist es ein schönes Gefühl<br />
wenn er sagen kann, dass es<br />
doch „nur“ eine Zyste ist. Probebiopsien<br />
werden bei Tieren eher<br />
selten gemacht, bei Verdacht<br />
auf eine bösartige Veränderung<br />
Foto: Slawik
des Gesäuges wären sie aber<br />
durch die Gewebevielfältigkeit<br />
dieser Tumorart ohnehin<br />
nicht aussagekräftig.<br />
Wenn ein bösartiger Tumor<br />
befürchtet wird, sollte die<br />
Entfernung so schnell wie<br />
möglich erfolgen. Zur Vorbereitung<br />
dazu werden durch<br />
Röntgenaufnahmen Anzeichen<br />
gesucht, ob der Tumor<br />
in Lunge, Darm oder Knochen<br />
bereits Metastasen gebildet<br />
hat; Blutuntersuchungen sollen<br />
Aufschluss darüber bringen,<br />
ob Organe in ihrer Funktion<br />
schon geschädigt sind.<br />
Ist die Gesamtsituation der<br />
Hündin befriedigend, sollte<br />
die Operation schnell durchgeführt<br />
werden. Bei einer<br />
Brustkrebsoperation der Hündin<br />
wir zur Sicherheit immer auch ein großer Teil des<br />
gesund erscheinenden Gewebes der Gesäugeanlage<br />
samt Gebärmutter und Eierstöcken entfernt, da Tumoren<br />
im Anfangsstadium winzig klein sein können und<br />
man so sicher wie möglich sein will, alles entfernt zu<br />
haben, was in den Unterleib der Hündin nicht gehört.<br />
Alter ist kein Hinderungsgrund<br />
Ein Entscheidungskriterium für oder gegen eine Operation<br />
ist heute kaum noch das Alter der Hündin. Moderne<br />
und schonende Narkoseverfahren erlauben auch größere<br />
Operationen in fast jedem Alter,<br />
wobei aber wie beim Menschen<br />
jede Narkose ein Risiko bedeuten<br />
kann. Aber gute Lebensqualität<br />
und oft normale Lebensdauer einer<br />
Hündin, der man einen Brustkrebs<br />
rechtzeitig erfolgreich entfernen<br />
konnte, sind dieses Risiko allemal<br />
wert.<br />
Kontrolle ist wichtig<br />
Was können wir tun um rechtzeitig<br />
einen Tumor zu entdecken? Wie<br />
sieht unsere „Nachsorge“ aus?<br />
Bitte untersuchen Sie Ihre Hündin<br />
regelmäßig – alle paar Wochen<br />
- zuhause, besonders nach über-<br />
Hund<br />
Nicht jede tastbare Veränderung muss bösartig sein<br />
standener Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit. Nach<br />
einer erfolgten Entfernung von Geschwulstgewebe,<br />
egal ob bösartig oder gutartig, sollten Sie Ihre Hündin<br />
alle 14 Tage anschauen. Wenn Sie nicht sicher<br />
sind, ob Sie das richtig machen können, wird Ihr<br />
Tierarzt Ihnen sicherlich die nötigen Griffe zeigen<br />
und mit Ihnen üben. Auch wenn Sie nichts finden,<br />
sollte Ihre Hündin halbjährlich vom Tierarzt untersucht<br />
werden, er wird nach neuen Tumoren, Metastasen<br />
oder auffälligen Organblutwerten suchen. Ein<br />
wichtiger Hinweis ist auch die<br />
Gewichtskontrolle, die monatlich<br />
erfolgen sollte. Ihr Tierarzt<br />
hat sicher nichts dagegen, wenn<br />
Sie seine Waage benutzen. Auffälliger<br />
Gewichtsverlust oder<br />
aber Gewichtszunahme ohne<br />
harmlose logische Begründung<br />
ist immer ein Alarmzeichen.<br />
Foto: Slawik<br />
Insgesamt lässt sich sagen, dass<br />
unsere Hunde im Fall eines<br />
Tumors die besten Chancen<br />
haben, wenn sie sich auf uns verlassen<br />
können und wir beherzt<br />
und positiv reagieren.<br />
Cordula Becker<br />
FutterJournal 17<br />
Foto: CALLALLOO Fotolia
FutterJournal 17<br />
Mensch<br />
Kein Ekel vor Erde<br />
Geophagie - das Erdessen<br />
Alexander von Humboldt entdeckte 1800<br />
am Orinoco, dass die Indios dort gerne „als<br />
Leckerbissen täglich“ nach Erde griffen. Vor<br />
allem wurden schwangere Frauen dabei beobachtet.<br />
Von Humboldt interpretierte dieses Verhalten<br />
als Notbehelf in kargen Zeiten, immerhin wurde<br />
auch in Europa in Hungersnöten Erde geschluckt.<br />
Dort wurden arme Menschen gerne als „Erdesser“<br />
beschimpft. 1852 widerlegte der Pathologe Heusinger<br />
die Ansicht, Erde würde nur aus Not gegessen<br />
werden, nachdem inzwischen viele weitere Berichte<br />
über Erdesser in den Tropen nach Europa gelangten.<br />
Gründe für das Erdeessen<br />
Die Frage stellt sich, warum sowohl im europäischen<br />
Raum als auch vorwiegend in den Tropen und in<br />
Afrika Erde gegessen wird. Die Geophagie wird mit<br />
Suchverhalten begründet, aber auch als religiöses<br />
Ritual. Näher liegt vermutlich eine volksheilkundliche<br />
Überzeugung, in der die Erde als Heilmittel bei<br />
medizinischer Selbstbehandlung eingesetzt wird.<br />
Möglicherweise handelt es sich beim Erdeessen<br />
aber auch um instinktiv angegangene Stoffwechsel-Mangelerscheinungen<br />
(Spurenelemente) oder<br />
Besonderheiten im Ernährungsverlangen schwangerer<br />
Frauen.<br />
64<br />
Risiko Erde<br />
Ein Übermaß an Erdaufnahme führt aber zur Bindung<br />
von Kalium und Eisen. Charakteristisch für den regelmäßigen<br />
Erdeesser ist der Hängebauch, allgemeine Abmagerung,<br />
Anschwellung der Leber und Milz. Risiken des<br />
Erdeessens liegen unter anderem in der Übertragung<br />
von Krankheiten, Aufnahme von Darmparasiten oder<br />
möglichen Vergiftungserscheinungen.<br />
Inhaltstoffe der Erde<br />
Neben Silizium und Aluminium enthält Erde je nach<br />
Vorkommen unterschiedliche Zusammensetzungen von<br />
Mineralien und Spurenelementen. In der Erde enthaltende<br />
Bakterien sind für Menschen, die in Ermangelung<br />
tierischer Nahrungsquellen vegetarisch leben müssen,<br />
oft die einzige Vitamin B12 –Quelle („Dreck macht<br />
fett“). Vor allem Kinder neigen sehr oft dazu, Erde zu<br />
probieren und auch zu essen. In der Schwangerschaft<br />
wird der erhöhte Bedarf an Kalzium, Kupfer und Eisen<br />
im südlichen Afrika oft mit Erde gedeckt, die auf ganz<br />
normalen Märkten verkauft wird.<br />
Zubereitung<br />
Ob nun Erde aus Not heraus, rituell bedingt oder aus<br />
gesundheitlichen Gründen gegessen wird, in vielen Fällen<br />
wird lehmige Erde erst erhitzt und gebacken und<br />
anschließend abgekühlt verzehrt.<br />
Foto: Fotolia
Verzehrt werden spezielle Erden, die essbare Erden<br />
genannt werden. Auch wenn der Gebrauch der Erde als<br />
Speise sich am häufigsten in tropischen Ländern findet,<br />
ist auch in unseren Zonen das Erdeessen nicht unbekannt.<br />
Eine Art des Alauns (Kaliumaluminiumsulfat), der sich<br />
ganz fett und weich anfühlt, wurde in den Sandsteingruben<br />
des Kyffhäuser (Bergrücken südöstlich des Unterharzes)<br />
und im Lüneburgischen abgebaut. Die sogenannte<br />
„Steinbutter“ wurde traditionell von den Arbeitern auf<br />
das Brot gestrichen.<br />
Andere Gegenden Europas, in denen das Erdeessen vorkommt,<br />
sind die Steiermark, Oberitalien (Treviso), Sardinien,<br />
wo Erde wie andere Lebensmittel auf den Markt<br />
gebracht wird, der äußerste Norden von Schweden und<br />
die Halbinsel Kola, wo teilweise die Erde unter das Brot<br />
verbacken wird.<br />
Aber nicht nur Kalkerden, sondern auch fette, schmierige<br />
und stark riechende Erde wird nach Erhitzung gegessen.<br />
Gelbliche Erde wird an der Küste von Guinea als Leckerbissen<br />
verzehrt. Auch auf Java, in Neukaledonien und<br />
auf Tigua wird Erde gegessen oder in das Essen gemischt.<br />
In Persien war das Erdeessen sehr verbreitet, bis es Ende<br />
des 19. Jahrhunderts verboten wurde. Ein weißer, feiner,<br />
etwas fettig anzufühlender Ton oder unregelmäßige,<br />
weiße, feste Knollen, die sich feinerdig anfühlen und<br />
etwas salzig schmecken, gelten dort als Delikatesse.<br />
Heilerde<br />
Die Heilerde ist ein fast in Vergessenheit geratenes Heilmittel,<br />
das für Jahrtausende bei bestimmten gesundheitlichen<br />
Problemen eine natürliche Hilfe darstellte.<br />
Heilerde besteht aus naturreiner Löss, entstanden aus<br />
Gesteinen, die mit den eiszeitlichen Gletschern aus dem<br />
Norden in unseren Raum gelangten. Durch Verwitterung<br />
verwandelte sich das Gestein in feines Pulver. Es wird<br />
getrocknet, gemahlen und gesiebt. In dieser Pulverform<br />
wird Heilerde eingesetzt, um störende Substanzen wie<br />
überschüssige Magen- und Gallensäure, Giftstoffe, Stoffwechselprodukte<br />
und schädliche Darmbakterien zu binden.<br />
Auch bei Durchfall soll Heilerde eine wohltuende<br />
Wirkung haben.<br />
Russische Heilerde<br />
Mumjo wird im tiefsten Russland gewonnen und ist eine<br />
Heilerde, der eine fast mystische Wirkung nachgesagt<br />
wird. Angeblich hätte ein Zar einst einen stolzen Hirsch<br />
angeschossen, der dann in eine Höhle geflohen sei, in<br />
der er das Mumjo von den Wänden geschleckt hätte und<br />
derart rasch geheilt wäre, dass der Zar ihn laufen lies und<br />
fortan Mumjo ernten lies.<br />
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Ausblick auf die<br />
nächste Ausgabe<br />
Sauer macht nicht lustig<br />
Blähungen, Kotwasser, schlechte<br />
Futterverwertung: zu den häufigsten<br />
fütterungsbedingten<br />
Problemen bei Pferden zählt die<br />
Übersäuerung des Dickdarms.<br />
Das hat Konsequenzen für die<br />
gesamte Gesundheitssituation<br />
des Pferdes. Wie es dazu kommt,<br />
welche Auswirkungen sie hat<br />
und was man dagegen tun kann,<br />
hat Ariane Wehrmaker in ihrer<br />
Bachelorarbeit zusammengefasst.<br />
Beruhigt und besänftigt<br />
Er fällt unter Doping und riecht<br />
unangenehm: Der Baldrian,<br />
auch Stinkwurz genannt. Zusammen<br />
mit anderen pflanzlichen<br />
Extrakten wie Hopfen oder Melisse<br />
gilt er als mildes Beruhigungsmittel.<br />
Die mehrjährige einheimische<br />
Pflanze gilt traditionell als<br />
Therapeutikum gegen Nervosität,<br />
innere Unruhe, Anspannung<br />
oder Reizbarkeit.<br />
FutterJournal 17<br />
Appetitlos –<br />
wenn der Magen drückt<br />
Magengeschwüre sind nicht<br />
nur bei gestressten Managern<br />
das Ergebnis eines ungesunden<br />
Lebenswandels. Fehler bei Fütterung<br />
und Haltung, Stress sowie<br />
Medikamente schlagen auch<br />
unseren Pferden auf den Magen.<br />
Die Folge sind häufig Magengeschwüre.<br />
Studien haben gezeigt,<br />
dass jedes zweite Fohlen und jedes<br />
zweite Turnierpferd unter einem<br />
Magengeschwür leidet. Bei den<br />
Rennpferden sind die Zahlen noch<br />
dramatischer – hier ist fast jedes<br />
Pferd betroffen (93 %).<br />
Stoff für die Nerven<br />
Vitamin B6 wird vom Pferd<br />
selbst gebildet. Das setzt aber<br />
eine gute Verdauung und weitere<br />
Nährstoffe voraus, um seine<br />
gute Wirkung zu entfalten.<br />
Der als Nervenvitamin geltende<br />
Nährstoff sorgt für Gelassenheit<br />
und Ruhe.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2010<br />
66<br />
Foto: Slawik<br />
Impressum<br />
Futterjournal<br />
Magazin für anspruchsvolle<br />
Pferdeernährung<br />
17. Ausgabe<br />
Herausgeber:<br />
Nutritiva<br />
Verein zur Förderung<br />
und Entwicklung von Ernährungskonzepten<br />
und Naturheilmethoden<br />
zur<br />
Verbesserung der Gesundheit<br />
von Mensch, Tier und Pflanze<br />
e.V.<br />
61137 Schöneck<br />
Konzeption:<br />
Karl Möller<br />
Dr. Susanne Weyrauch<br />
Chefredaktion:<br />
Dr. Susanne Weyrauch<br />
(V.i.S.d.P.)<br />
0 62 22 - 9 90 20<br />
Redaktion:<br />
Dr. Eberhard Moll<br />
Sarai Fauerbach<br />
Daniela Haas<br />
Cordula Becker<br />
Prof. Dr. Hanns Ludwig<br />
Dr. Krzysztof Marycz<br />
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Christine Bauer<br />
Dr. Manfred Roth<br />
Dr. Christina Paulson<br />
Karl Möller<br />
Lektorat:<br />
Christine Bauer<br />
Layout:<br />
Karl Möller<br />
Titelfoto:<br />
Christiane Slawik<br />
Fotos:<br />
Recki, Slawik, Dr. Paulson,<br />
Reumann, Angels<br />
Online Ausgabe:<br />
www.futterjournal.de<br />
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0 66 42 - 96 06 14<br />
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Druckkollektiv Giessen<br />
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Nahrungsberg 16a<br />
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